ProVinO: Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes im Weinbau
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ProVinO: Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes im Weinbau Zwischenbericht 2013 Projekt: ProVinO (Mai 2013 – März 2017) Projektdurchführung: Dr. Daniel Molitor, Marine Pallez, Boris Untereiner, Dr. Marco Beyer Département Environnement et Agro-biotechnologies CRP-Gabriel Lippmann – Belvaux Projektpartner: Serge Fischer, Institut Viti-Vinicole – Remich
INHALTSVERZEICHNIS I Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG 1 2 MATERIAL UND METHODEN 2 2.1 Versuchsflächen 2 2.2 Versuchsaufbau 2 2.2.1 Versuch B Terminierung von Botrytizid-Behandlungen 3 2.2.2 Versuch I Terminierung des ersten Laubschnitts 3 2.2.3 Versuch J Minimalschnitt im Spalier 4 2.2.4 Versuch K Wirkungsverbessung durch Additive 5 2.2.5 Versuch L Monitoring Scaphoideus titanus 5 2.2.6 Versuch O Monitoring Befallsverlauf Schwarzfäule 6 2.3 Auswertung 7 2.3.1 Traubenstruktur 7 2.3.2 Befallsverlauf Botrytis cinerea 7 2.3.3 Ertragserfassung und Mostanalysen 7 2.3.4 Monitoring S. titanus 7 2.3.5 Monitoring Befallsverlauf Schwarzfäule 8 3 ERGEBNISSE UND DISKUSSION 9 3.1 Versuch B Terminierung von Botrytizid-Behandlungen 9 3.1.1 Traubengesundheit 9 3.2 Versuch I Terminierung des ersten Laubschnitts 9 3.3 Versuch J Minimalschnitt im Spalier 9 3.3.1 Traubenstruktur und -gesundheit 9 3.3.2 Ernteparameter 10 3.4 Versuch K Wirkungsverbessung durch Additive 11 3.4.1 Traubengesundheit 11 3.5 Versuch L Monitoring Scaphoideus titanus 12 3.6 Versuch O Monitoring Befallsverlauf Schwarzfäule 12 4 ZWISCHENFAZIT 13 5 DANKSAGUNG 15
INHALTSVERZEICHNIS II 6 LITERATURVERZEICHNIS 16 7 ANHANG 17 7.1 Phänologische Entwicklung 2013 17 7.2 Tageswitterungsbedingungen in der Vegetationsperiode 2013 18 7.3 Veröffentlichungen 19 7.3.1 Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Journalen 19 7.3.2 Fachartikel 19 7.3.3 Fachvorträge 19 7.3.4 Poster 20
1 EINLEITUNG 1 1 Einleitung Die EU-Direktive 2009/128 fordert im Rahmen der guten fachliche Praxis im Pflanzenschutz alle Pflanzenschutzmaßnahmen standort-, kultur- und situationsbezogen durchzuführen und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß zu beschränken. Nationale Aktionspläne zur Reduzierung der PSM-Anwendung sollen erarbeitet werden. Als Beitrag zu diesen Vorhaben werden im Projekt ProVinO folgende Ziele verfolgt: 1. Minimierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmittel im Weinbau; 2. Sicherung von Ertrag und Produktqualität; 3. Minimierung der Risiken für Mensch und Natur. Zur Erreichung dieser Ziele wurden im Jahre 2013 wissenschaftlichen Untersuchungen in den drei Arbeitspaketen Arbeitspaket 1: Zielgerichtete Terminierung von Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Botrytis cinerea und Guignardia bidwellii; Arbeitspaket 2: Pflanzenschutz durch Maßnahmen der Kulturführung und Test neuer Bekämpfungsoptionen (Schwerpunkt Botrytis cinerea); Arbeitspaket 3: Biomonitoring und Erhaltung des Wirkungspotentials der vorhandenen Pflanzenschutzmittel; durchgeführt. Die vorläufigen Ergebnisse des ersten Versuchsjahres 2013 werden im folgenden dargestellt.
2 MATERIAL UND METHODEN 2 2 Material und Methoden 2.1 Versuchsflächen Alle Versuche wurden auf Flächen des Institutes Viti-Vinicole (IVV) in Remich oder von Partnerwinzern (Monitoring Scaphoideus titanus) entlang der luxemburgischen Mosel realisiert (Tab. 1). Tab. 1: Beschreibung der Versuchsflächen am IVV. Versuch Ort Rebsorte Unterlage Pflanzjahr Remich Pinot gris SO4 1994 B Remich Riesling SO4 1994 Remich Pinot gris SO4 1994 I Remich Riesling SO4 1994 J Remich Pinot blanc SO4 1994 M Remich Riesling SO4 1994 O Remich Pinot noir Die Bewirtschaftung der Weinberge erfolgte - abgesehen von den Versuchsfragestellungen - in betriebsüblicher Weise. Eine Grundabdeckung gegenüber den weinbaulichen Hauptschaderregern Plasmopara viticola und Erysiphe necator erfolgte aus der Luft per Helikopter oder/und vom Boden in Form von Schlepper-gezogenen Sprühgeräten. Zur Bekämpfung des Traubenwicklers kam in allen Versuchsparzellen die Pheromon-Verwirr- Methode zum Einsatz. 2.2 Pflanzenschutzmittel und sonstige Testsubstanzen Folgende Pflanzenschutzmittel und sonstige Testsubstanzen kamen in den Versuchen zum Einsatz (Tab. 2): Tab. 2: Verwendete Pflanzenschutzmittel und sonstige Testsubstanzen. Wirkstoff(e) / Zulassungsinhaber / Handelsname Wirkstoffgehalt Zusammensetzung Vertrieb / Entwickler Prev-B2 Fettalkoholethoxylat Biofa Bio-Farming- und Orangenöl Systems Silwet 636 NA Additiv De Sangosse Switch Fludioxonil 250 g/kg Syngenta Agro GmbH Cyprodinil 375 g/kg Teldor Fenhexamid 500 g/kg Bayer CropScience AG Waschnuss JKI Waschnus-Extrakt JKI Dossenheim
2 MATERIAL UND METHODEN 3 2.3 Versuchsaufbau Die Versuche B, H, I, J und M wurden als vollständig randomisierte Blockanlagen angelegt. Jedes Versuchsglied (VG) wurde vierfach wiederholt. Versuchsglieder in den einzelnen Versuchen sind den folgenden Tab. 3 bis Tab. 5 zu entnehmen. 2.3.1 Versuch B Terminierung von Botrytizid-Behandlungen Im Versuch B wurde im Versuchsjahr 2013 der Einfluss des Applikationstermins des Botrytizides Teldor auf den Bekämpfungserfolg bei den Rebsorten Riesling und Pinot gris getestet (Tab. 3). Tab. 3: Versuchsglieder, Applikationstermine, Daten der Durchführung und Entwicklungsstadien am Applikationstermin im Versuch B (Versuchsjahr 2013). Entwicklungsstadium VG Applikationstermin Datum der Durchführung (BBCH-Code) K Kontrolle 0 BBCH 68 08.07.2013 69 (Riesling), 71 (P. gris) 2 2 Wochen nach BBCH 68 22.07.2013 73-75 (Riesling), 75 (P. gris) 4 4 Wochen nach BBCH 68 05.08.2013 77-79 (Riesling), 79 (P. gris) 6 6 Wochen nach BBCH 68 19.08.2013 79 8 8 Wochen nach BBCH 68 02.09.2013 81 (Riesling), 82-83 (P. gris) 10 10 Wochen nach BBCH 68 16.09.2013 85 12 12 Wochen nach BBCH 68 30.09.2013 85 Die Applikationen des Botrytizides Teldor erfolgte beidseitig in die Traubenzone. Hierzu wurde eine Akku-Rückenspritze der Firma Solo Kleinmotoren GmbH vom Typ Akku 416, ausgestattet mit Injektorflachstrahldüsen der Firma Agrotop (Typ Albuz AVI 80) verwendet. Die Anwendungskonzentration betrug 0,1% und die Trauben wurden bis zum Ablaufen benetzt. Vor der Durchführung der ersten Applikationen erfolgte in allen VGs eine manuelle, einseitige (Nord-Ost-Seite) Entblätterung der Traubenzone. 2.3.2 Versuch I Terminierung des ersten Laubschnitts Die Untersuchungen zur Terminierung des ersten Laubschnitts wurden im Rahmen der Bachelor-Thesis von Timo Sauerwein durchgeführt. Der genaue Versuchsaufbau sowie die Ergebnisse sind der angehangenen Thesis zu entnehmen.
2 MATERIAL UND METHODEN 4 2.3.3 Versuch J Minimalschnitt im Spalier Zur Überprüfung der Eignung des Bewirtschaftungssystems „Minimalschnitt im Spalier“ (MSS) wurde eine Pinot blanc-Anlage des IVV im Winter 2012-2013 entsprechend umgestellt. Im Versuchsjahr 2013 wurde ein Versuch zum Einfluss des Laubschnitt-Termins sowie des Ausdünnungsgrades auf die Fäulnisanfälligkeit, den Reifeverlauf und die Ernteparameter realisiert (Tab. 4): Tab. 4: Versuchsglieder, Maßnahmen und Datum der Durchführung im Versuch J (Versuchsjahr 2013). VG Maßnahme Datum der Durchführung 1 Laubschnitt ca. 1 Woche vor Blütebeginn 21.06.2013 (BBCH 57) 2 Laubschnitt BBCH 61 28.06.2013 (BBCH 61) 3 Laubschnitt BBCH 68 05.07.2013 (BBCH 67) 4 Laubschnitt BBCH 68 + 7 Tage 12.07.2013 (BBCH 73) 5 Kontrolle Spalier Flachbogen 6 Maschinelle Ausdünnung schwach 09.08.2013 (BBCH 79) 7 Maschinelle Ausdünnung stark 09.08.2013 (BBCH 79) Die Kontrolle Spalier Flachbogen wurde nicht auf das System MSS umgestellt und im Versuchsjahr 2013 betriebsüblich bewirtschaftet. In den Varianten des MSS erfolgt jeweils ein einmaliger Laubschnitt mittels Heckenschere. In den Versuchsgliedern 6 und 7 wurde dieser einmalige Laubschnitt, wie im Versuchsglied 4, am 05.07.2013 durchgeführt. Die maschinelle Ausdünnung in den VGs 6 und 7 erfolgte am 09.08.2013 durch einen selbstfahrenden Vollernter (Fa. Ero, Niederkumb, Deutschland). Die Schlagfrequenz lag bei 320 (schwache Ausdünnung) bzw. 370 (schwache Ausdünnung) Schlägen pro Minute (Abb. 1). Abb. 1: Vollernter-Ausdünnung beim Minimalschnitt im Spalier am 09.08.2013.
2 MATERIAL UND METHODEN 5 2.3.4 Versuch K Wirkungsverbessung durch Additive Im Versuch K wurde der Einfluss des Zusatzes von Additiven auf die Wirksamkeit von Botrytiziden bei der Rebsorte Riesling untersucht (Tab. 5). Tab. 5: Versuchsglieder im Versuch K (Versuchsjahr 2013). VG Applikation 1 (BBCH 75) Applikation 2 (BBCH 80-81) 1 unbehandelte Kontrolle 2 Silwet 636 NA 0,1% Silwet 636 NA 0,1% 3 Waschnuss JKI 0,5% Waschnuss JKI 0,5% 4 Prev-B2 0,4% Prev-B2 0,4% 5 Teldor 0,1% Switch 0,06% 6 Teldor 0,1% mit Silwet 636 NA 0,1% Switch 0,06% mit Silwet 636 NA 0,1% 7 Teldor 0,1% mit Waschnuss JKI 0,5% Switch 0,06% mit Waschnuss JKI 0,5% 8 Teldor 0,1% mit Prev-B2 0,4% Switch 0,06% mit Prev-B2 0,4% Die Applikationen erfolgten am 23.07. (BBCH 75) und 02.09. (BBCH 80-81) beidseitig in die Traubenzone. Hierzu wurde eine Akku-Rückenspritze der Firma Solo Kleinmotoren GmbH vom Typ Akku 416, ausgestattet mit Injektorflachstrahldüsen der Firma Agrotop (Typ Albuz AVI 80) verwendet. Die Trauben wurden bis zum Ablaufen benetzt. Vor der Durchführung der ersten Applikationen erfolgte in allen VGs eine manuelle, einseitige (Nord-Ost-Seite) Entblätterung der Traubenzone. 2.3.5 Versuch L Monitoring Scaphoideus titanus Zur Überprüfung eines potentiellen Auftretens des Vektors der Flavescence dorée, Scaphoideus titanus, im luxemburger Weinbau wurde während der Saison 2013 ein Monitoring mit Gelbfallen an vier Standorten durchgeführt (Tab. 6). Tab. 6: Standorte des S. titanus Monitorings 2013. Standort Koordinaten A Wellenstein 49,528 N; 6,347 W B Perl-Nennig (D) 49,528 N; 6,375 W C Ehnen 49,602 N; 6,396 W D Ahn 49,628 N; 6,420 W Die Auswahl der Standorten erfolgte entweder aufgrund ihrer Position in klimatisch begünstigen Weinbergen (Standorte A,C,D), in der Nähe von Rebschulflächen (B) oder in der Nähe einer Rebschule (A) bzw. entlang einer Hauptverkehrsverbindung (C).
2 MATERIAL UND METHODEN 6 Die Gelbfallen („Gelbtafel Profi PK“, Hermann Meyer KG, Rellingen, Deutschland) wurden am 23.07.2013 horizontal in der Höhe der Traubenzone installiert (Abb. 2). Abb. 2: Gelbfallen zur Überwachung des Fluges von S. titanus. 2.3.6 Versuch O Monitoring Befallsverlauf Schwarzfäule Zur Validierung des sich in Entwicklung befindlichen Schwarzfäule-Prognose-Modells „VitiMeteo Schwarzfäule“ wurde in einer Pinot noir Anlage des IVV ein Befalls-Monitoring mit künstlicher Inokulation in Form von Fruchtmumien durchgeführt. 20 Rebstöcke blieben hierzu während der gesamte Saison unbehandelt. Zur Erhöhung des Inokulums wurden am 16.04.2013 in der Höhe des obersten Drahtes Fruchtmumien (Abstand zwischen den Mumien ca. 20 cm) aus einer im Vorjahr stark befallenen Anlage befestigt (Abb. 3). Abb. 3: Befestigung der Fruchtmumien im Rahmen des Schwarzfäule-Monitorings.
2 MATERIAL UND METHODEN 7 2.4 Auswertung 2.4.1 Traubenstruktur Zur Beurteilung des Effektes der durchgeführten Maßnahmen auf die Traubenstruktur wurden in den Versuchen I und J jeweils 100 Trauben pro Parzelle mit Hilfe der „Richtlinien zur Prüfung von Wachstumsregulatoren zur Auflockerung der Traubenstruktur und zur Vermeidung von Fäulnis an Trauben“ (Ipach et al., 2005) bewertet. Die Bewertungsskala innerhalb dieses Schemas bewegt sich zwischen „sehr lockerbeerige Traubenstruktur“ (Klasse 1) und „sehr kompakte Traubenstruktur“ (Klasse 5). Die Bonituren wurden vor Reifebeginn im BBCH-Entwicklungsstadium 79 (Ende des Traubenschlusses) am 21.08.2013 durchgeführt. 2.4.2 Befallsverlauf Botrytis cinerea Die Befallsentwicklung von Botrytis cinerea wurde mit Hilfe eines Siebenklassen-Bonitur- Schemas (0%, 1 bis 5%, 6 bis 10%,11 bis 25%, 26 bis 50%, 51 bis 75%, 76 bis 100%) gemäss EPPO Richtlinie PP1/17(3) durchgeführt. Die Bonitur erfolgte in den Versuchen B, I, J und K regelmäßig ab dem Reifebeginn in ein- bis zweiwöchentlichem Abstand. In diesem Bericht werden die lediglich Ergebnisse der letzten Bonitur vor der Ernte angegeben. Pro Parzelle wurden jeweils 50 Trauben von beiden Zeilenseiten begutachtet. 2.4.3 Ertragserfassung und Mostanalysen Zur Erfassung des Ertrags erfolgte in den Versuchen I und J eine parzellengenaue Versuchslese. Pro Variante und Wiederholung wurden ca. acht Stöcke beerntet und aus den erfassten Gewichten der Durchschnittsertrag pro Stock errechnet. Zur Erfassung der Mostinhaltstoffe wurden unmittelbar vor der Versuchslese aus jedem Versuchsglied und jeder Wiederholung 100 Beeren entnommen. Um möglichst repräsentative Ergebnisse zu erhalten, wurden hierfür Beeren zu gleichen Teilen von der Sonnen- und Schattenseite bzw. von verschiedenen Positionen innerhalb der Trauben ausgewählt. Zur Analysevorbereitung wurden die Beeren entsaftet und der Most zentrifugiert. Anschließend erfolgte die Bestimmung des Mostgewichtes, der Gesamtsäure, des NOPA- Wertes sowie des Ammonium-Gehaltes mittels FTIR (FOSS Grapescan) im Wein- analytischen Labor des IVV. 2.4.4 Monitoring S. titanus Die Gelbfallen wurden an allen Standorten im zweiwöchentlichen Abstand ersetzt und eine Bestimmung der gefangenen Arten durch einen Agrar-Entomologen durchgeführt (Abb. 4).
2 MATERIAL UND METHODEN 8 Abb. 4: Kontrolle der Gelbfalle am Standort Wellenstein (06.08.2013). 2.4.5 Monitoring Befallsverlauf Schwarzfäule Zwischen Austrieb und Reifebeginn erfolgte dreimal wöchentlich eine Kontrolle hinsichtlich Schwarzfäule-Befalls an Haupttriebblättern und Trauben (Abb. 4). Abb. 5: Kontrolle des Schwarzfäule-Befalls in der Monitoring-Fläche in Remich (05.08.2013). Mit dem Erscheinen der ersten Symptome an Blättern wurden fünf Haupttriebe markiert. An diesen Trieben wurde im Folgenden dreimal wöchentlich nach Blattlagen getrennt das Auftreten neuer Symptome erfasst. Nach Erscheinen erster Symptome an Trauben, erfolgte hier dreimal wöchentlich eine Befallsbonitur wie in 2.4.2 für Botrytis cinerea beschrieben (n= 50 Trauben).
3_ERGEBNISSE UND DISKUSSION 9 3 Ergebnisse und Diskussion 3.1 Versuch B Terminierung von Botrytizid-Behandlungen 3.1.1 Traubengesundheit Tab. 7: Befallsstärken Botrytis cinerea und Wirkungsgrade im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle (in %) in den Rebsorten Pinot gris (08.10.2013) und Riesling (14.10.2013) im Versuch B im Jahr 2013. Pinot gris Riesling VG Applikationstermin BS WG BS WG K Kontrolle 15.87 14.75 0 BBCH 68 12.99 18.1 13.52 8.3 2 2 Wochen nach BBCH 68 10.16 36.0 12.71 13.8 4 4 Wochen nach BBCH 68 12.29 22.6 12.72 13.8 6 6 Wochen nach BBCH 68 13.04 17.9 14.35 2.7 8 8 Wochen nach BBCH 68 14.05 11.5 14.55 1.3 10 10 Wochen nach BBCH 68 13.64 14.0 13.38 9.3 12 12 Wochen nach BBCH 68 13.75 13.3 14.14 4.1 Im Pinot gris konnten durch einmalige Botrytizid-Applikation Wirkungsgrade zwischen 11,5 (VG 8; Applikation acht Wochen nach BBCH 68) und 36,3 % (VG 2; Applikation zwei Wochen nach BBCH 68) erzielt werden. Beim Riesling führte keine der durchgeführten einmaligen Botrytizid-Applikationen zu einer Befallsreduktion von mehr als 13,8 % im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle (Tab. 7). Somit lagen die Wirkungsgrade, besonders beim Riesling, im Versuchsjahr 2013 unter denen der beiden Vorjahre. Die Vorjahres- Ergebnisse sind in den Berichten zum Vorgänger-Projekt „Vitisol“ zu entnehmen. 3.2 Versuch I Terminierung des ersten Laubschnitts Die Ergebnisse des Versuchs I sind der angehangenen Bachelor-Thesis von Timo Sauerwein zu entnehmen. 3.3 Versuch J Minimalschnitt im Spalier 3.3.1 Traubenstruktur und -gesundheit Tab. 8: Biegeindex-Werte (20.08.2013) sowie Befallsstärken (in %) Botrytis cinerea (20.10.2013) im Versuch E im Jahr 2013.
3_ERGEBNISSE UND DISKUSSION 10 VG Variante Biegeindex Befallsstärke 1 Laubschnitt ca. 1 Woche vor Blütebeginn 2.96 11.3 2 Laubschnitt BBCH 61 2.95 10.8 3 Laubschnitt BBCH 68 2.98 14.6 4 Laubschnitt BBCH 68 + 7 Tage 2.92 11.3 5 Kontrolle Spalier Flachbogen 3.36 66.8 6 Maschinelle Ausdünnung schwach 2.11 5.7 7 Maschinelle Ausdünnung stark 1.73 9.0 Die Trauben im Minimalschnitt im Spalier (MSS) wiesen eine lockere Traubenstruktur als in der Spaliererziehung auf. Ein Effekt des Laubschnitt-Termins auf die Traubenstruktur konnte nicht festgestellt werden. Dahingegen führten die Vollernter-Ausdünnungen zu einer deutlichen Reduktion des Beigeindex-Wertes. Am letzten Bonitur-Termin wies die traditionelle Spaliererziehung eine um mehr als den Faktor 5 gegenüber den MSS-Varianten erhöhte Befallsstärke auf. Der niedrigste Endbefall aller Varianten wurde im MSS mit schwacher maschineller Ausdünnung festgestellt (Tab. 8). Die geringere Fäulnisanfälligkeit durch die aufgelockerte Traubenstruktur sowie die bessere Exposition der Trauben ermöglichten im System MSS eine längere Reifephase. 3.3.2 Ernteparameter Tab. 9: Stockerträge sowie Mostgewichte, Gesamtsäure-, NOPA- und Ammonium-Gehalte (30.10.2013) im Versuch E im Jahr 2013. Stockertrag Mostgewicht Gesamt- NOPA (mg/l) Ammonium VG Variante (kg) (°Oe) säure (g/l) (mg/l) Laubschnitt ca. 1 Woche 1 9.46 54.7 10.3 102.0 54.8 vor Blütebeginn 2 Laubschnitt BBCH 61 8.79 53.9 10.3 102.3 54.0 3 Laubschnitt BBCH 68 9.15 56.9 10.5 96.0 51.3 Laubschnitt BBCH 68 + 7 4 7.64 57.1 9.7 123.8 58.5 Tage Kontrolle Spalier 5 3.26 80.3 9.5 236.0 69.3 Flachbogen Maschinelle Ausdünnung 6 4.84 73.3 9.4 165.3 43.3 schwach Maschinelle Ausdünnung 7 2.09 84.6 9.3 238.5 52.3 stark
3_ERGEBNISSE UND DISKUSSION 11 In den nicht ausgedünnten Varianten des MSS wurden Erträge von 7.64 bis 9.46 kg erzielt. Damit lagen die Erträge bei diesem Erziehungssystem um das 2- bis 3-fache höher als bei der traditionellen Spaliererziehung. Durch maschinelle Ausdünnung mittels Vollernter wurde beim MSS der Ertrag um 58 (schwache Ausdünnung) bis 73 % (starke Ausdünnung) reduziert. Gemäß der Menge-Güte-Relation wurden in den nicht ausgedünnten Varianten des MSS lediglich Mostgewichte von 53.9 bis 57.1 °Oe erreicht. D.h. die Trauben aus diesen Varianten wären nicht für die Erzeugung von Qualitätswein geeignet gewesen. Die maschinelle Ausdünnung führte zu einer Steigerung des Mostgewichtes um 16 (schwache Ausdünnung) bzw. 27 °Oe (starke Ausdünnung). Somit lagen die Mostgewichte der ausgedünnten MSS- Varianten im Bereich der Spaliererziehung. Die NOPA-Gehalte in den nicht ausgedünnten Varianten des MSS lagen um mehr als 50% unter denen der Spaliererziehung und der ausgedünnten Varianten des MSS (Tab. 9). 3.4 Versuch K Wirkungsverbessung durch Additive 3.4.1 Traubengesundheit Tab. 10: Befallsstärken Botrytis cinerea und Wirkungsgrade (in %) (14.10.2013) im Versuch K im Jahr 2013 . VG BS WG 1 unbehandelte Kontrolle 16.2 2 Silwet 636 NA 17.0 -5.1 3 Waschnuss JKI 15.0 7.5 4 Prev-B2 15.3 5.2 5 Botrytizide 5.5 66.3 6 Botrytizide + Silwet 636 NA 3.3 79.7 7 Botrytizide + Waschnuss JKI 4.7 70.8 8 Botrytizide + Prev-B2 5.6 65.1 Keiner der getesteten Additive führte im Solo-Einsatz zu einer Befallsreduktion im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle. Der zweimalige Botrytizid-Einsatz reduzierte den Befall im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle um über 65% (Tab. 10). Der Zusatz von Waschnuss oder Prev-B2 konnte die Wirksamkeit der Botrytizide nicht verbessern. Dahingegen führte der Zusatz von Silwet 636 NA im Vergleich zur Variante mit ausschließlichem Botrytizid- Einsatz zu einer Befallsreduktion um 39.7 %. Es ist zu vermuten, dass die Zugabe von Silwet 636 NA die Verteilung, Anlagerung oder Stabilität der botrytiziden Wirkstoffe verbesserte.
3_ERGEBNISSE UND DISKUSSION 12 3.5 Versuch L Monitoring Scaphoideus titanus Tab. 11: Fangzahlen S. titanus im Rahmen des Monitorings im Jahr 2013. Standort 06.08. 19.08. 02.09. 16.09. 30.09. A Wellenstein 0 0 0 0 0 B Perl-Nennig (D) 0 0 0 0 0 C Ehnen 0 0 0 0 0 D Ahn 0 0 0 0 0 Im Jahr 2013 konnte an keinem der Monitoring-Standorte das Auftreten des Vektors der Flavescence dorée beobachtet (Tab. 11). 3.6 Versuch O Monitoring Befallsverlauf Schwarzfäule Die Datenwertungen im Rahmen des internationalen Schwarzfäule-Monitorings erfolgen aktuell, sind aber noch nicht abgeschlossen. Beispielhaft zeigt die Abb. 6 den Befallsverlauf an den Haupttriebblättern im Jahr 2013 am Standort Remich. Abb. 6: Anzahl der Schwarzfäule-Läsionen im Jahr 2013 am Standort Remich. 250 Läsionen pro Haupttrieb a 200 150 100 50 0 140 160 180 200 220 Tag des Jahres Erste Befallsstellen zeigten sich am 14.06.2013. Die stärkste Zunahme des Befalls wurde dem 17. uns 22.07. verzeichnet. Vermutliche sind diese Läsionen auf starke Infektionsereignisse Anfang Juli zurück zu führen.
4 ZWISCHENFAZIT 13 4 Zwischenfazit Die feuchte Witterung im September 2013 führte zu einem schnellen und flächendeckenden Voranschreiten der Botrytis-Epidemie. Somit bot der Jahrgang 2013 aufgrund des hohen Befallsdrucks ideale Bedingungen zur Testung von Strategien zur Fäulnisvermeidung. Es zeigte sich, dass durch einen einmaligen Einsatz eines Spezialbotrytizides Teldor unter den Bedingungen des Jahrgangs 2013 lediglich Wirkungsgrade unterhalb von 35% erzielt werden konnten. Hierbei stellte sich beim Pinot gris die Terminierung zwei Wochen nach der Blüte als wirkungsvollste heraus, wohingegen beim Riesling keine der Applikationen den Endbefall deutlich reduzieren konnte. Basierend auf den Ergebnissen des Jahrgangs 2013 sowie der beiden Vorgängerjahrgänge lässt sich ableiten, dass der Erfolg einer Botrytizidbehandlung in Abhängigkeit vom Einsatztermin sehr stark von der Jahrgangwitterung bestimmt wird. Um witterungsspezifische Muster bzgl. der Wirksamkeit in Abhängigkeit des Einsatztermines abzuleiten, sind weitere Untersuchungen in den Folgejahren notwendig. Als eine erfolgreiche Kulturmaßnahme zur Fäulnis-Vermeidung stellte sich eine gezielte Terminierung des ersten Laubschnitts heraus. Ein Herauszögern der ersten Laubschnittsmaßnahmen führte zu einer Auflockerung der Traubenstruktur und somit zu einer geringen Fäulnisneigung. Diese mit keinerlei zusätzlichen Kosten verbundene Kulturmaßnahme ermöglicht somit eine Reduktion des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes und ist in integrierte sowie ökologische Fäulnisvermeidungs-Strategien einbaubar. Durch Verzögern der Fäulnis-Epidemie ermöglicht sie eine Verlängerung der potentiellen Reifephase und der Weinqualität. Erste Versuchsergebnisse deuten an, dass sich durch den gezielten Zusatz eines der getesteten Additive zu Spezialbotrytiziden eine Wirkungsverbesserung erreichen lässt. Der Grund hierfür liegt vermutlich in einer verbesserten Anlagerung, Verteilung oder Stabilität der eingesetzten Botrytizide innerhalb der Traube. Weitere exakte Untersuchungen sollen das Potential zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln durch den gezielten Zusatz von Additiven näher beleuchten. Sowohl die gezielte Terminierung des Botrytizid-Einsatzes, die Terminierung des ersten Laubschnitt als auch der Zusatz von Additiven, stellen, neben weiteren Kulturmaßnahmen, wie z.B. die Entblätterung der Traubenzone, wichtige Bausteine zur Reduktion des Einsatz von Pflanzenschutzmittel und der Sicherung des Ertrag und die Produktqualität dar. Das neue Erziehungssystem Minimalschnitt im Spalier (MSS) erwies sich im ersten Jahr der Umstellung ohne Ausdünnung als nicht geeignet, Trauben für die Qualitätsweinerzeugung zu produzieren. Erfolgt jedoch eine zielgerichtete Ausdünnung mittels Vollernter, sind Erträge und Mostgewichte im Bereich der Spaliererziehung möglich.
4 ZWISCHENFAZIT 14 Durch die aufgelockerte Traubenstruktur ist die Fäulnisanfälligkeit deutlich reduziert und eine längerer Reifephase möglich. Bei richtig durchgeführter Ertragssteuerung könnte das System MSS somit ein alternatives Erziehungssystem darstellen, welches sowohl Einsparungen bei der Arbeitszeit als auch beim Pflanzenschutzmitteleinsatz (Fäulnisbekämpfung) ermöglicht. Bevor jedoch Empfehlungen für die Praxis ausgesprochen werden können, sind weitere langjährige Untersuchungen notwendig. Ab dem Frühjahr 2014 steht Winzern und Beratern das neue Prognose-Modell „VitiMeteo Schwarzfäule“ auf der frei im Internet zugängliche Prognose-Plattform „VitiMeteo“ als Entscheidungshilfe-Werkzeug zur Verfügung. Zur Validierung des neuen Models wurde ein Befallsmonitoring am Standort Remich durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Krankheit unter den gegebenen klimatischen Bedingungen bei einem Unterlassen gezielter Pflanzenschutzmassnahmen zu großen Schäden führen kann. Die am Standort Remich sowie an verschiedenen internationalen Partnereinrichtungen erhobenen Befallsdaten werden zur Validierung und weiteren Optimierung des Prognose-Modells herangezogen. Das im Jahr 2013 erstmalig durchgeführte Scaphoideus titanus Monitoring lieferte keinerlei Hinweise auf das Vorkommen des Vektors der Flavescence dorée im luxemburger Weinbaugebiet. Um die Voraussetzungen zur Beantragung einer Flavescence dorée- Schutzzone für Luxemburg zu erfüllen, wird das Monitoring in den folgenden Projektjahren fortgeführt.
5 DANKSAGUNG 15 5 Danksagung Die Autoren bedanken sich beim Institut Viti-Vinicole und deren Mitarbeitern für die finanzielle Unterstützung, die Bereitstellung der Versuchsflächen sowie die Unterstützung bei der Durchführung der Untersuchungen im Weinberg, im Labor und im Keller. Weiterhin gilt ein besonderer Dank Raphaela Rausch, Timo Sauerwein, Christa Schefbeck, Marine Pallez, Servane Contal, Aude Corvisy und Boris Untereiner für die Mitarbeit bei der Durchführung und Auswertung der Versuche sowie bei der Versuchslese. Dr. Michael Eickermann sei für die entomologischen Bestimmungen im Rahmen des S. titanus Monitorings gedankt.
6 LITERATURVERZEICHNIS__ 16 6 Literaturverzeichnis Literatur Ipach R., Huber B., Hofmann H., Baus O. (2005): Richtlinie zur Prüfung von Wachstumsregulatoren zur Auflockerung der Traubenstruktur und zur Vermeidung von Fäulnis an Trauben. Outline for an EPPO-guideline. Lorenz D.H., Eichhorn K.W., Bleiholder H., Klose R., Meier U., Weber E. (1994): Phaenologische Entwicklungsstadien der Weinrebe (Vitis vinifera L. ssp. vinifera). Codierung und Beschreibung nach der erweiterten BBCH-Skala. Wein-Wissenschaft, Wiesbaden [49]: 66-70 Lorenz D.H., Eichhorn K.W., Bleiholder H., Klose R., Meier U., Weber E. (1995): Phenological growth stages of the grapevine, Vitis vinifera L. ssp. vinifera. Codes and descriptions according to the extended BBCH scale. Australian Journal of Grape and Wine Research 1 [2]: 100-103 Maurer C., Hammerl C., Koch E., Hammerl T., Pokorny E. (2011): Extreme grape harvest data of Austria, Switzerland and France from A.D. 1523 to 2007 compared to corresponding instrumental/reconstructed temperature data and various documentary source. Theoretical and Applied Climatology 106: 55-68 Steinberg B. (1988): Auswirkungen der Bodenpflege in Abhaengigkeit von der Jahreswitterung auf die Ertragsleistung der Rebe im Standort 'Geisenheimer Maeuerchen'. Wein-Wissenschaft 43: 237-260
7 ANHANG 17 7 Anhang 7.1 Phänologische Entwicklung 2013 Tab. 12: Daten des Erreichens der phänologischen Entwicklungsstadien gemäß BBCH-Code (Lorenz, 1994) sowie die Erntetermine in den Versuchsflächen im Jahr 2013. Entwicklungs- P. gris P. blanc P. noir Riesling stadium Remich Remich Remich Remich BBCH 09 06.05. 05.05. 07.05. 06.06. BBCH 15 01.06. 31.05. 31.05. 02.06. BBCH 61 28.06. 30.06. 26.06. 30.06. BBCH 65 03.07. 04.07. 02.07. 04.07. BBCH 69 06.07. 07.07. 06.07. 07.07. BBCH 81 30.08. 01.09. 28.06. 03.09. Ernte 15.10. 30.10. - 24.10.
7 ANHANG 18 7.2 Tageswitterungsbedingungen in der Vegetationsperiode 2013 Tab. 30: Tagesmitteltemperaturen (tm) sowie Tagesniederschläge (N) im Zeitraum 01. April bis 30. September 2013 an der Wetterstation Remich (Quelle: IVV). Tag Monat April Mai Juni Juli August September tm(°C) N (mm) tm (°C) N (mm) tm (°C) N (mm) tm (°C) N (mm) tm (°C) N (mm) tm (°C) N (mm) 1 2.6 11.3 14.4 16.6 22.9 13.3 2 3.7 13.9 0.8 12.9 18.6 24.8 14.4 3 2.7 14.6 11.6 16.9 12.0 19.9 8.2 18.7 4 5.4 14.6 13.9 17.5 20.0 20.9 5 2.6 13.3 17.2 17.9 22.1 22.0 1.0 6 3.5 15.9 18.9 0.6 20.2 20.7 2.4 21.8 7 4.7 14.6 23.7 18.8 21.2 20.0 5.6 18.0 0.8 8 4.0 15.5 3.5 19.6 1.1 20.4 17.7 14.4 23.7 9 6.2 5.0 14.4 15.6 2.5 21.4 17.5 0.2 13.3 9.8 10 8.0 10.2 11.1 0.3 14.6 0.5 20.7 17.7 11.4 0.3 11 12.1 8.5 12.7 0.6 15.1 17.3 16.3 13.2 13.5 12 10.6 13.5 9.7 5.1 17.3 17.4 16.1 5.4 12.0 0.8 13 10.1 0.1 10.7 2.1 17.6 13.2 17.6 15.5 0.2 12.3 0.7 14 16.5 11.7 0.1 14.2 19.1 15.0 14.9 4.5 15 15.6 0.3 10.6 8.4 13.9 20.1 16.3 14.8 0.9 16 15.1 2.2 10.9 3.8 16.6 21.6 19.2 11.0 4.8 17 17.2 9.4 7.9 22.6 0.5 21.7 20.4 9.5 8.6 18 14.8 14.1 25.2 22.7 19.5 1.2 11.4 4.6 19 10.5 11.2 24.4 26.5 0.4 23.3 17.2 5.7 10.4 0.4 20 8.7 10.1 28.3 20.3 36.2 22.2 15.4 13.6 1.2 21 10.2 11.4 2.8 16.1 24.5 17.0 11.8 0.1 22 11.7 8.1 1.9 16.4 0.7 25.0 0.1 18.1 13.4 23 10.2 5.7 7.4 14.2 1.4 24.3 20.7 0.1 15.7 24 13.1 6.1 0.3 18.2 22.2 6.3 16.3 4.1 15.7 0.1 25 15.7 8.6 0.3 13.8 0.1 22.8 4.3 16.6 0.8 14.2 0.2 26 11.7 21.4 8.2 4.3 12.0 24.0 8.1 15.1 0.8 16.2 1.3 27 6.3 3.0 13.2 13.8 26.0 1.1 16.4 15.1 28 6.8 12.6 2.5 11.9 0.1 22.0 4.7 16.5 13.1 29 10.1 10.0 9.9 15.0 8.6 20.5 16.9 15.1 30 9.0 5.0 11.1 0.5 14.1 17.8 3.8 17.1 11.8 31 12.3 3.2 21.0 1.0 15.4 14.8 13.3
7 ANHANG 19 7.3 Veröffentlichungen 7.3.1 Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Journalen Giraud F., Molitor D., Bleunven M., Evers D. (2013): Fungicide sensitivity profiles of the Plasmopara viticola populations in the Luxembourgian grape-growing region. Journal of Plant Pathology 95: S1.55-62. Buckel I., Molitor D., Liermann J.C., Sandjo L.P., Berkelmann-Loehnertz B., Opatz T, Thines E. (2013): Phytotoxic dioxolanone-type secondary metabolites from Guignardia bidwellii. Phytochemistry 89: 96-103. https://doi.org/10.1016/j.phytochem.2013.01.004 Koch E., Enders M., Ullrich C., Molitor D., Berkelmann-Loehnertz B. (2013): Studies on the effect of primula root and other plant extracts on black rot of grape and on infection structure formation of Phyllosticta ampelicida, the asexual stage of the black rot pathogen. Journal of Plant Diseases and Protection 120 (1): 26-33. https://doi.org/10.1007/BF03356450 7.3.2 Fachartikel Molitor D., Junk J. (2013): Spätfrostschäden im Weinbau. Was bringt die Zukunft? das deutsche Weinmagazin 23: 26-29. Molitor D., Behr M., Fischer S., Evers D. (2013): Traubenteilen. Eine Premium- Kulturmaßnahme. das deutsche weinmagazin (8): 28-32. Molitor D., Mannes R., Jung J., Evers D. (2013): Bestimmt die Witterung während der Rebblüte den Ernteertrag? De Letzeburger Bauerekalenner 2013: 53-56. 7.3.3 Fachvorträge Baron N., Molitor D., Behr M., Wantzenrieder T., Udelhoven T., Stoll M., Evers D. (2014):Terminierung des ersten Laubschnitts und seine Auswirkung auf die Laubwandstruktur, die Traubenmorphologie und die Anfälligkeit gegenüber Traubenfäulnis. XVII. Kolloquium des Internationalen Arbeitskreis für Bodenbewirtschaftung und Qualitätsmanagement im Weinbau. Oppenheim, 07. – 10.05.2014. Molitor D., Evers D., Beyer M. (2014): Fäulnisvermeidung durch gezieltes Laubwandmanagment. 6. Lëtzbuerger Wàibaudag, Wormeldange, 05.02.2014.
7 ANHANG 20 Rinaldi P., Broggini G.A.L., Gessler C., Molitor D., Sofia J., Mugnai L. (2013): Guignardia bidwellii, the agent of grape black rot of grapevine, is spreading in European vineyards. 10th International Congress of Plant Pathology (ICPP 2013). Beijing, China, 25. - 30.08.2013. Book of Abstracts: 211. Molitor D., Junk J., Evers D., Beyer M. (2013): Entwicklung eines Temperatursummen- basierten Verfahrens zur Modellierung der phänologischen Entwicklung. Jahrestagung des Forschungsrings des deutschen Weinbaus. Veitshöchheim, 13.03.2013. Molitor D. (2013): Crop cultural measures to control bunch rot in integrated viticulture. Symposium of the BeNeLux Society for Horticultural Sciences. Melle, Belgium, 07.03.2013. Molitor D., Junk J., Evers D., Beyer M. (2013): A temperature sum based approach to follow grape phenological development. Cost action FA1003 meeting „Development of phenotyping methodologies“, El Encin, Spain, 26.02.2013. Molitor D., Behr M., Hissler C., Deusser H., Jonville, M.-C. Evers D. (2013): Boden-Rebe- Wein - Ergebnisse des dreijährigen Forschungsprojektes “Vitisol”. 5. Lëtzbuerger Wàibaudag, Wormeldange, 06.02.2013. 7.3.4 Poster Retzlaff R., Molitor D., Behr M., Wantzenrieder T., Hoffmann L., Evers D., Udelhoven T. (2013): Assessment of grapevine leaf and canopy vigour properties by quadrocopter-carried VIS/NIR multispectral camera. Workshop on UAV-based Remote Sensing Methods for Monitoring Vegetation, Cologne, 09. + 10.09.2013. Giraud F., Bleunven M., Evers D., Molitor D. (2012): CAA and QoI resistance profiles of the Plasmopara viticola pathogen populations in the Luxembourgish winegrowing region. AFPP – 10e Conférence internationale sur les maladies des plantes, Tours, 03. – 05.12.2012.
7 ANHANG 21 Full text: https://www.researchgate.net/publication/256649049_Fungicide_sensitivity_profiles_ of_the_Plasmopara_viticola_populations_in_the_Luxembourg_grape-growing_region
26 WEINBAU Spätfrostschäden im Weinbau Was bringt die Zukunft? Während in den vergangenen Jahr- zehnten massive Frühjahrsfrostschäden in den mitteleuropäischen Weinbaugebieten eher die Ausnahme bildeten, hat sich die von Spätfrost ausgehende Gefährdung in den Frühjahren 2011 und 2012 eindrucksvoll in Erinnerung gerufen. Nach zwei aufeinan- derfolgenden Spätfrostjahren drängt sich die Frage auf, ob wir uns im Zuge des prognostizierten Klimawandels in Zukunft wieder häufiger auf Probleme mit Frühjahrsfrösten in unseren Weinbergen einstellen müssen? Dr. Daniel Molitor und Dr. Jürgen Junk, Centre de Recherche Public – Gabriel Lippmann Fotos: Molitor Abb. 1: Leichte Frostschäden bei der Rebsorte Pinot Abteilung Umwelt und Agro-biotechnologien (EVA) in Belvaux blanc (Remich, 21.05.2013) Luxemburg, sind der Frage auf den Grund gegangen. in Blick auf die Temperaturaufzeichnun- Spätfrostereignisse 2012 min schon kurz vor dem Austrieb. Die Schä- E gen der Jahre 2011 und 2012 am Standort Remich macht deutlich, dass in beiden Früh- Wie im Vorjahr kam es auch 2012 bereits Mit- te April durch niedrige Lufttemperaturen zu den wurden wenige Wochen später durch geringe Austriebsraten (Austrieb von teilwei- jahren jeweils zweimal kritische Witterungs- Schädigungen an den Reben. Die Minimal- se weniger als der Hälfte der Hauptaugen) konstellationen auftraten, die lagenweise zu temperaturen lagen hierbei allerdings noch sichtbar. Besonders betroffen waren früh aus- mehr oder weniger deutlichen Frostschäden unter denen des Vorjahres. So wurde am Mor- treibende und somit bereits entsprechend in den Weinbergen führten (Abb. 2). gen des 17.04.2012 in Remich eine Tiefsttem- weit entwickelte Sorten, wie der Chardonnay peratur in 2 m Höhe von -2,9 °C aufgezeichnet. (Abb. 5). Rückblickend betrachtet liegt in den Spätfrostereignisse 2011 Aufgrund der milden Temperaturen bereits Schäden vom 17.04.2012 vermutlich (neben Ein kurzer Kälteeinbruch sorgte dafür, dass in Ende März standen die Reben zu diesem Ter- dem lagenweise starken Peronospora-Befall) der klaren Nacht zum 13.04.2011 die Mini- mumtemperaturen in Remich auf 0,0 °C in 2 m sowie auf -2,9 °C in 20 cm Höhe sanken. Dies führte lokal zu Erfrierungen an den sich „in der Wolle befindlichen“ Rebknospen (Abb. 3). Nach Knospenaufbruch zeigten sich die Folgen in den betroffenen Lagen abseits des Moselhaupttals durch teilweise deutlich re- duzierte Austriebsraten. Deutlich sichtbare, direkte Schäden waren die Folge der Temperaturen in der Nacht zum 04.05.2011 (Abb. 4). An diesem Tag wurden am Standort Remich Minimumtemperaturen von 0,4 °C in 2 m und -0,3 °C in 20 cm Mess- höhe registriert. Vermutlich lagen die Luft- temperaturen in ungünstigen Lagen um zirka 2 bis 3 °C darunter. Im Gegensatz zu den teil- weise katastrophalen Schäden, die in man- chen deutschen Weinbaugebieten nach den Abb. 2: Tageminimumtempe- Frostereignissen am 04.05.2011 zu verzeich- raturen in 2 m Höhe in den nen waren, blieben die Schäden an der oberen Monaten April und Mai 2011 Mosel jedoch meist lokal begrenzt. und 2012. das deutsche weinmagazin · 9. November 2013 · 23 dwm_23_13_s26_29.indd 26 31.10.2013 08:57:17
WEINBAU 27 Abb. 3: Erfrorenes Auge bei der Rebsorte Müller-Thurgau (Remich, Abb. 4: Frostschäden am Trieb (Bous,11.05.2011) 22.04.2011) eine der Hauptursachen für die im oberen Ein früherer Austrieb lässt zunächst auch der Periode 1970 bis 1979 im Mittel am 108. Moseltal flächendeckend deutlich unter- eine höhere Wahrscheinlichkeit von Froster- Tag des Jahres beobachtet wurde, fand dieses durchschnittlichen Erträge des Jahrgangs eignissen nach dem Austrieb vermuten. Ein in der ersten Dekade des neuen Jahrtausends 2012. Blick auf die Statistik zeigt allerdings, dass sich im Mittel 13 Tage früher, am 95. Tag des Jahres, Damit jedoch noch nicht genug. Genau ei- – ebenfalls bedingt durch die insgesamt hö- statt. Vergleicht man diese Verfrühung (13 nen Monat später, bereits nach dem Ende heren Temperaturen im Frühjahr – natürlich Tage) mit der Verfrühung des Austriebs für die der Eisheiligen sanken in der Nacht zum auch der Termin des letzten Frühjahrsfrost- gleichen Zeiträume (acht Tage) so wird deut- 17.05.2012 die Temperaturen in 2 m Höhe am ereignisses tendenziell immer weiter in Rich- lich, dass sich die zeitliche Distanz zwischen Standort Remich noch einmal bis auf -0,5 °C tung des Jahresbeginns verschoben hat. Wäh- dem letzten Frostereignis und dem Austrieb ab. Um nur weniger Grad niedrigere Tempe- rend das letzte Frostereignis im Frühjahr in im Mittel vergrößert hat (Molitor & Junk, raturen hätten wahrscheinlich großräumig zu Schäden in den Weinbergen geführt. Tatsäch- lich beschränkten sich diese zumeist auf An- lagen mit einem hohen Begrünungsaufwuchs (Abb. 1). Boten des Klimawandels? 2. Winzer-Infotag Räumlich hoch aufgelöste Klimaprojektionen Fachmesse für Weinbau, Kellerwirtschaft, zeigen, dass wir in Zukunft auch im oberen Marketing und Vertrieb Moseltal mit insgesamt höheren Lufttempe- raturen und damit mit einem früheren Vege- tationsbeginn in den Weinbergen rechnen müssen. So erfolgte der Austrieb in den ersten Freitag 15. November 2013 zehn Jahren des neuen Jahrtausends im Durchschnitt bereits acht Tage früher als in von 9 – 17 Uhr den 1970er Jahrgängen. Heilbronn – Messehalle „Red Blue – im Intersportgelände“ Wannenäckerstraße 50 Direkt neben der Autobahnausfahrt A6 in Heilbronn/Untereisesheim - im Gewerbegebiet Böllinger Höfe - über 180 Aussteller Eintritt frei - kostenlose Parkplätze Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.Winzer-Service.de Veranstalter: Winzer-Service Dienstleistungsagentur Friedhofstraße 13 - 74382 Neckarwestheim Telefon 07133 961433 - Telefax 07133 961434 Abb. 5: Erfrorenes Auge bei der Rebsorte info@winzer-service.de - www.winzer-service.de Chardonnay (Remich, 23.04.2012) das deutsche weinmagazin · 9. November 2013 · 23 dwm_23_13_s26_29.indd 27 31.10.2013 08:57:21
28 WEINBAU Unsicherheiten, die durch die Emissionssze- narien sowie durch die Parametrisierung von subskaligen Prozessen in den Klimamodellen verursacht werden. • Austriebs-Modell Die Berechung des Austriebstermins (BBCH 09) erfolgte mit Hilfe eines auf historischen Aufzeichnungen des Austriebstermins an sie- ben Standorten in Europa und Nordamerika basierendem Modell (Molitor et al., 2014) für die Rebsorte Müller-Thurgau (Synonym: Rivaner), die flächenmäßig bedeutsamste Rebsorte an der luxemburgischen Mosel. In dieses Modell fließen (i) der Kältebedarf für die Dormanz-Induktion, (ii) der Ruhebedarf der Rebe in den Wintermonaten, (iii) der Wär- mebedarf zur Austriebsinduktion, sowie (iv) Abb. 6: Mediane der Projektionen des jährlichen Austriebstermins der Rebsorte Müller-Thurgau, die Länge der hellen Tagesphase ein. sowie des letzten Frostereignisses aufgetragen als Tag des Jahres für den Zeitraum 1960 bis 2098 am Standort Remich/Luxemburg. Die schattierten Bereiche spiegeln die Bandbreiten Verfrühung des Austriebstermins und des (Minimum und Maximum) innerhalb der sechs Ensemble-Projektionen wider. letzten Frostereignisses Die Ensemble-basierten Klimaprojektionen gehen in der Zukunft von einem Anstieg der 2011). Insgesamt hat sich demnach die Wahr- und ermöglichen die Abschätzung der zu- Lufttemperaturen im Frühling aus – beson- scheinlichkeit von Frostschäden in den letz- künftigen mittleren klimatischen Bedingun- ders in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhundert. ten Jahrzehnten eher reduziert. gen. Die räumliche Auflösung der Gitterboxen So zeigen die Datenanalysen, dass sich sowohl der regionalen Klimamodelle beträgt hierbei der Austriebstermin als auch der Termin des Was bringt die Zukunft? 25 km × 25 km. letzten Frostereignisses im Laufe des 21. Jahr- Zur Klärung der Frage ob sich dieser – für den Alle Projektionen nutzen das A1B Emissi- hundert weiter verfrühen werden. Von der Winzer erfreuliche – Trend zu einer geringe- ons-Szenario, welches von einer globalisierten Mitte des letzten bis zur Mitte dieses Jahrhun- ren Spätfrostgefährdung auch in der Zukunft Welt, der schnellen Einführung neuer und derts ist häufig noch ein Überlappen der bei- fortsetzen wird und die Schäden des Jahr- effizienter Technologien, einem starken Wirt- den Termine festzustellen; danach stellt sich gangs 2011 und 2012 voraussichtlich als ein schaftswachstum sowie von einer ausbalan- ein sich vergrößernder zeitlicher Abstand immer unwahrscheinlicher werdendes Aus- cierten Nutzung der verschiedenen Energie- zwischen dem letzten Frostereignis und dem nahmeereignis betrachtet werden kann, wur- quellen ausgeht. Des Weiteren nimmt das Austrieb ein (Abb. 6). den die folgenden, auf Klimaprojektionen bis Szenario an, dass die Menschheit bis zur Mit- Es deutet sich somit an, dass die Verfrühung zum Ende des 21. Jahrhunderts basierenden te des 21. Jahrhunderts anwächst, danach die des Austriebs stärker ausgeprägt sein wird als Datenanalysen durchgeführt. Weltbevölkerung aber zurückgeht. die des letzten Frostereignisses. So ist der Aus- Den Auswertungen lag dabei die Annahme Der Multi Modell Ansatz mit sechs indivi- triebstermin in der fernen Zukunft im Median zu Grunde, dass es zu Frostschädigungen an duellen regionalen Klimaprojektionen (En- elf Tage früher zu erwarten als im Referenz- den Reben kommen kann, wenn nach dem sembles) ermöglich die Abschätzung der zeitraum, wohingegen das letzte Frostereignis Austrieb (BBCH 09) die Lufttemperaturen unter den Gefrierpunkt fallen. Potentielle Schäden an den Rebknospen durch Froster- Abb. 7: Boxplot-Dar- eignisse vor dem Austrieb zum Beispiel im stellung der projezier- Wollestadium blieben hierbei unberücksich- ten Termine des tigt. Austriebs sowie des Zur Beurteilung der Frage, ob Spätfrost- letzten Frostereignisses schäden im jeweiligen Jahrgang zu erwarten im Frühjahr in drei sind, werden somit die folgenden Informati- 30-jährigen Zeitschei- onen benötigt: ben: ein Referenzzeit- 1) der Termin des letzten Frostereignisses im raum (1961 bis 1990); Frühjahr und nahe Zukunft (2021 bis 2) der Termin des Austriebes der Reben. 2050); ferne Zukunft Die folgenden Untersuchungen zur Spätfrost- (2069 bis 2098) für den gefährdung an der luxemburgischen Mosel Standort Remich, unter zukünftigen klimatischen Bedingungen Luxemburg. Die Boxplots basieren daher auf der Verknüpfung von (i) stellen die Mediane Ergebnissen eines Multi Modell Ensembles sowie die 25%- und regionaler Klimaprojektionen mit (ii) einem 75%-Perzentile dar, die Modell zur Berechnung des Austriebstermins. Whiskers sind auf 1,5 mal den Interquan- • Projektion der zukünftigen Lufttemperaturen til-Bereich begrenzt; Die Projektionen des zukünftigen Klimas ba- Ausreißer sind mit sieren auf Ergebnissen des FP7/ENSEMBLES schwarzen Sternen Projektes (van der Linden & Mitchell, 2009) gekennzeichnet. das deutsche weinmagazin · 9. November 2013 · 23 dwm_23_13_s26_29.indd 28 31.10.2013 08:57:22
WEINBAU 29 Abb. 8: Anzahl der Frostereignisse nach dem Austrieb in 30-jährigen Zeitscheiben (Referenzzeitraum 1961 bis 1990; nahe Zukunft 2021 bis 2050; ferne Zukunft 2069 bis 2098) für den Standort Remich, Luxemburg. Dargestellt sind die absoluten Häufigkeiten der Frostereignisse aller sechs Ensembler-Projektionen sowie die durchschnittliche Anzahl der Jahre mit Frostereignissen innerhalb der 30-jährigen Zeitscheiben. sich im Median um ganze 28 Tage verfrüht hunderts lässt eine zeitliche Verfrühung so- Danksagung (Abb. 7). wohl des Austriebs der Reben als auch des Die Autoren bedanken sich bei S. Fischer and Das heißt, der zeitliche Abstand zwischen Auftretens der letzten Frostereignisse im R. Mannes (Institut Viti-Vinicole, Remich, Lu- diesen beiden Ereignissen vergrößert sich und Frühjahr erwarten. xemburg) für die freundlicherweise zur Ver- die Wahrscheinlichkeit von Frostereignissen Die vorliegenden, auf einem Ensemble von fügung gestellten langjährigen meteorologi- nach dem Austrieb nimmt ab (Abb. 8). So re- sechs Klimaprojektionen (A1B Emissions- schen Zeitreihen und Phänologie-Aufzeich- duziert sich die Anzahl von Jahren mit Frost- Szenario) für den Zeitraum 1950 bis 2098 ba- nungen. Teile der Arbeit wurden durch das ereignissen nach dem Austrieb (Frostjahre) sierenden Datenanalysen, zeigen jedoch, dass Forschungsprojekt REMOD des Centre de von 11,2 Jahren innerhalb von 30 Jahren in dieser Verfrühungseffekt für das Auftreten des Recherche Public – Gabriel Lippmann finan- der Referenzperiode bis auf 3,2 Frostjahre in- letzten Frostes stärker ausgeprägt ist als für ziert. nerhalb von 30 Jahren in der fernen Zukunft. den Austrieb. Das heißt, bis zum Ende des Insgesamt zeigt sich beim Termin des letzten 21. Jahrhunderts ist in den Weinbergen des Literatur Frostereignisses eine deutlich höhere Variabi- oberen Moseltals mit einer geringeren Molitor D., Caffarra A., Sinigoj P., Pertot I., Hoffmann L., Junk J. lität als beim Austriebstermins. Das bedeutet, Wahrscheinlichkeit für Frostereignisse (2014): Late frost damage risk for viticulture under future climate conditions: a case study for the Luxembourgish winegrowing dass unter extremen Witterungsbedingungen nach dem Austrieb, im Vergleich zum Refe- region. Australian Journal of Grape and Wine Research 20 (1): weder für die nahe Zukunft (2021 bis 2050) renzzeitraum 1961 bis1990, zu rechnen. Wit- in press. noch für die ferne Zukunft (2069 bis 2098) Fro- terungskonstellationen mit Temperaturen in stereignisse nach dem Austrieb der Reben ge- Gefrierpunktnähe in der Austriebsphase, wie Molitor D. & Junk J. (2011): Spätfrostschäden 2011 - Boten des nerell ausgeschlossen werden können. zuletzt in den Jahren 2011 und 2012 zu beob- Klimawandels? Das Deutsches Weinmagazin [22]: 30-33. achten, können jedoch weder in der nahen van der Linden P. & Mitchell J.F.B. (2009): ENSEMBLES: Climate Konsequenzen für den Winzer (2021 bis 2050) noch in der fernen Zukunft change and its impacts: Summary of research and results from Ein Blick in alte Weinchroniken zeigt, dass in (2069 bis 2098) gänzlich ausgeschlossen wer- the ENSEMBLES project. Met Office Hadley Centre, FitzRoy Road, unseren Breiten Frühjahrs- oder Spätfröste den. Exeter EX1 3PB, UK. seit jeher eine existenzielle Bedrohung für den Weinbau und die von ihm lebenden Winzer darstellen. Die Häufigkeit von Spätfrostereig- nissen bestimmt somit in entscheidender Weise die weinbauliche Eignung einer Fläche oder Region. Vorliegende Untersuchungen deuten an, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts nicht mit einer zunehmenden Gefährdung der aktuell bepflanzten Rebflächen an der oberen Mosel durch Spätfröste zu rechnen ist. Vielmehr er- scheint eine zukünftige Ausdehnung der Reb- flächen auf bisher geringfügig kühlere Standorte sowie der vermehrte Anbau von Rebsorten mit frühem Austrieb – zumindest im Hinblick auf die Spätfrostgefährdung – vorstellbar. Fazit Die projizierte Erhöhung der Lufttemperatu- ren im Frühjahr bis zum Ende des 21. Jahr- ANZ-TRURNIT-90x65-RZ01-Pfade.indd 1 15.09.2008 9:16:01 Uhr das deutsche weinmagazin · 9. November 2013 · 23 dwm_23_13_s26_29.indd 29 31.10.2013 08:57:23
28 WEINBAU Traubenteilen Eine Premium-Kulturmaßnahme Dr. Daniel Molitor, Marc gehend von ersten Versuchen zu Beginn des letzten Jahrzehnts (Schultz et al., 2003; Fader Behr, und Dr. Danièle Evers vom Centre de Recherche Public – et al., 2004; Fox, 2005) – in der weinbaulichen Praxis inzwischen das horizontale Trauben- Gabriel Lippmann, Department Environment and Agro-Biotech- teilen auf zunehmendes Interesse, da dieses Verfahren die Kombination einer qualitätsför- nologies (EVA) in Belvaux Luxemburg sowie Serge Fischer vom dernden Ertragsregulierung mit einer Ver- bessung der Traubengesundheit durch Institut Viti-Vinicole in Remich, Luxemburg, beleuchten die eine Auflockerung der Traubenstruktur ver- spricht. Vorteile des Traubenteilens anhand von Versuchsergebnissen. Um dies praktisch zu überprüfen sowie zur Klärung der Frage, wann diese Maßnahme optimalerweise durchzuführen ist, wurden in den Versuchsflächen des Weinbauinstituts in esundes und vollreifes Lesegut ist die kompakter Trauben und damit erhöhter Fäul- Remich/Luxemburg zweijährige Freilandver- G Voraussetzung für die Erzeugung von Weinen im Premium-Bereich. nisanfälligkeit weiter verschärft. So verteilt sich nach dem Entfernen ganzer Trauben die suche in den Qualitätsrebsorten Riesling und Pinot gris (synonym: Grauburgunder, Rulän- Besonders früher Fäulnisbefall, die soge- Kraft des Rebstocks auf weniger Trauben. Die- der) angelegt. nannte Sauer- oder Rohfäule, gefährdet je- se werden in der Folge durch Kompensations- doch die potenzielle Weinqualität durch die effekte kompakter und somit zwangsläufig unmittelbaren negativen Effekte auf die Wein- fäulnisanfälliger. Daher führt die klassische Versuchsaufbau sensorik (zum Beispiel erdig-staubige Muff- Ausdünnung zwar zu einer Ertragsreduzie- töne, Champignon-Noten) sowie durch den rung aber nicht unbedingt zu einer Qualitäts- Die in den Jahren 2010 und 2011 durchgeführ- Zwang zur vorzeitigen Lese und die damit verbesserung. ten Versuche beinhalten folgende Versuchsglie- häufig einhergehende unvollständige Ausrei- In Folge dessen sind viele Qualitäts-Betrie- der: fung der Trauben. be inzwischen von einem Ausdünnen ganzer ■0 Kontrolle Den Ausgangspunkt für Traubenfäulnis Trauben zur Ertragsreduzierung abgekom- ■ 57 „Abknipsen“ zu BBCH 57 bildet häufig eine kompakte Traubenstruktur. men (Becker, 2011). Dahingegen stößt – aus- (unmittel bar vor Blütebeginn) So ist das Innere kompakter Trauben meist schlecht belichtet und belüftet und die Abtrock- nung nach Niederschlägen oder Taubildung erfolgt langsam, sodass Fäulniserreger ideale Bedingungen vorfinden. Des Weiteren führt der hohe Druck besonders im Mittelteil kompakter Trauben dazu, dass Beeren sich abquetschen oder aufplatzen. So verletzte Beeren bieten barrierefreie Eintrittspforten für Fäulniserreger. Darüber hinaus ermöglicht die dichte Anord- nung der Beeren in kompakten Trauben eine schnelle Ausbreitung von Beere zu Beere. Die Auflockerung der Traubenstruktur stellt da- her den Schlüssel zur Fäulnisvermeidung dar. Sie kann zum Beispiel durch den Einsatz von Fotos: Molitor Bioregulatoren (wie Gibb3® oder Regalis®), durch eine Entblätterung der Traubenzone oder aber auch durch das horizontale Teilen A B C der Trauben erreicht werden. Neben dem Auflockern der Traubenstruk- tur kann durch das Teilen der Trauben aber auch eine Regulierung des Ertragsniveaus erfolgen. Eine Korrektur des natürlichen Er- tragsniveaus ist häufig besonders für die Er- zeugung von Weinen im absoluten Premium- Segment notwendig. In der Vergangenheit erfolgte eine solche Ertragsregulierung zu- Abb. 1: Teilungsvarianten: meist durch klassisches Ausdünnen, das heißt A) „Abknipsen“, dem Entfernen ganzer Trauben. Viele quali- B) Abstreifen, C) Teilen tätsorientierte Winzer mussten aber in den kurz vor Traubenschluss, letzten Jahren die schmerzliche Erfahrung D) Teilen zum Ende des machen, dass gerade durch eine arbeitsinten- D E Traubenschlusses, E) Teilen sive Handausdünnung sich die Problematik zum Reifebeginn. das deutsche weinmagazin · 20. April 2013 · 08
WEINBAU 29 Insgesamt liegt der Arbeitsaufwand für das Traubenteilen zirka 50 % (abhängig vom ge- wünschten Ausdünnungsgrad, Traubenan- satz) über dem für eine Ausdünnung auf eine Traube pro Trieb. Die erfassten hohen Arbeitsaufwände ma- chen deutlich, dass das Verfahren „Trauben- teilen“ nur bei der Produktion von Weinen im Premium-Segment und entsprechendem Preisniveau eine kostendeckende Option dar- stellen kann. Ist die Ertragsreduzierung nicht das primä- re Ziel, kann ab etwa dem Ende des Trauben- schlusses (Kompaktheitsgrad erkennbar) der Arbeitsaufwand für das Verfahren durch ein „selektives Traubenteilen“ tendenziell etwas reduziert werden. Hierbei werden nur die kompakten (fäulnisanfälligen) Trauben ge- teilt, locker aufgebaute (wenig anfällige) ver- Abb. 2: Arbeitsaufwand (Akh/ha) für die Durchführung des Traubenteilens. Mittelwerte aus den bleiben unberührt. Versuchsjahren 2010 und 2011 sowie den Rebsorten Riesling und Pinot gris. (±Standardfehler). Eine weitere, auf die Rebsorte Riesling be- schränkte Option zur Reduktion des Arbeits- zeitbedarfs beim Traubenteilen stellt der „ma- nuelle Trauben-Bruch“ zwischen Trauben- ■ 73 „Abstreifen“ zu BBCH 73 Teilen erfolgt, desto kompakter sind die schluss und Reifebeginn dar (Molitor & Evers, (Beeren schrotkorngroß) Trauben und umso schwieriger ist es, 2012). Auf dieses, im deutschen weinmagazin ■ 77 Traubenteilen zu BBCH 77 die Schere ins Traubengerüst einzuführen, Ausgabe 14/2012, Seite 16, im Detail vorgestell- (Beginn Traubenschluss) ohne Verletzungen an den Beeren zu verur- te Verfahren, soll aber im vorliegenden Beitrag ■ 79 Traubenteilen zu BBCH 79 sachen. nicht näher eingegangen werden. (Ende Traubenschluss) ■ 81 Traubenteilen zu BBCH 81 (Reifebeginn) Das „Abknipsen“ der unteren Traubenhälfte erfolgte mittels der Fingernägel. Bei der Vari- ante „Abstreifen“ wurde die untere Trauben- hälfte durch die geschlossene Hand gezogen und somit alle Beeren und Beerenstielchen entfernt. An den drei übrigen Terminen er- folgte das Traubenteilen jeweils in der Mitte der Trauben mit einer Weinbergsschere (Abb. 1). Arbeitsaufwand – hoch bis sehr hoch Der Arbeitsaufwand für das Teilen der Trau- ben ist hoch bis sehr hoch. Schultz et al. (2003) sowie Fader et al. (2004) ermittelten einen Arbeitszeitbedarf zur Durchführung dieser Maßnahme im Bereich von 75 bis 100 Akh/ ha. Die vorliegenden Untersuchungen bestä- tigen diese Größenordnung (Abb. 2). Jedoch wird deutlich, dass der Arbeitsaufwand umso geringer ist, je früher die Maßnahme durch- geführt wird. Da hier zumindest teilweise beide Hände gleichzeitig genutzt werden kön- nen, ist beim Abknipsen und Abstreifen der Arbeitssaufwand nur etwa halb so hoch wie beim Traubenteilen mittels Schere. Ab dem Stadium der Erbsengröße lassen sich die Bee- ren jedoch nur noch schwer von Hand vom Stielgerüst ablösen. Daher ist ab diesem Zeit- punkt zum Entfernen der unteren Trauben- Abb. 3: Auswirkungen des Traubenteilens auf die Traubenmorphologie sowie die Ernteparame- hälften eine Rebschere unerlässlich. Beim ter. Dargestellt sind jeweils die Relativ-Werte im Verhältnis zur unbehandelten Kontrolle (100 %) Teilen mit der Schere gilt: Je später das in Abhängigkeit des Termins des Traubenteilens (Tage nach der „abgehenden Blüte“ BBCH 68). das deutsche weinmagazin · 20. April 2013 · 08
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