Elternzentrierte Intervention bei Sprachverständnisstörungen - ZEL-Heidelberg
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THEORIE UND PRAXIS Elternzentrierte Intervention bei Sprachverständnisstörungen Heidelberger Elternworkshop – Sprachverständnis Falko Dittmann & Anke Buschmann Falko Dittmann, M.Sc., ZUSAMMENFASSUNG. Defizite im Sprachverständnis treten häufig im Rahmen einer Sprachentwick- beendete 2010 seine Ausbil- lungsstörung auf, bedürfen aber einer gesonderten Beachtung. Aufgrund der weitreichenden Folgen dung zum Logopäden. Während für die sprachliche, schulische und sozio-emotionale Entwicklung sind eine frühzeitige diagnostische mehrjähriger Tätigkeit in einer Abklärung und eine spezifische Intervention notwendig. Grundlage einer jeden logopädischen Therapie logopädischen Praxis absolvierte ist – wie vom Gesetzgeber gefordert – die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behin- er berufsbegleitend den Bachelor- derung und Gesundheit (International Classification of Functioning, Disability and Health – ICF, DIMDI Studiengang für Logopädie an der 2005). Demnach besteht das Hauptziel darin, Betroffenen eine Teilhabe am alltäglichen Leben zu Europäischen Fachhochschule in ermöglichen. Um dies zu erreichen, ist neben der direkten Intervention mit dem Kind eine intensive Zu- Rostock (Schwerpunkt: Evidenzbasierung therapeuti- sammenarbeit mit den Eltern und anderen Bezugspersonen als elementarer Bestandteil der Therapie zu schen Handelns). 2015 schloss er den interdisziplinären verstehen. Wichtig sind vor allem die Aufklärung der Eltern über das Störungsbild und die Vermittlung Master-Studiengang für Therapiewissenschaften von Wissen darüber, wie diese ihr Kind im Alltag beim Erlernen von Wörtern und dem Verstehen von (Schwerpunkte: Klinische Forschung und Gesundheits- Sätzen unterstützen können. Für die therapeutische Praxis eignen sich Workshops, an denen mehrere pädagogik) an der Hochschule Fresenius erfolgreich ab. Eltern teilnehmen können. Ein systematisches Konzept hierzu liegt mit den HET-Workshops vor. Derzeit arbeitet er im ZEL – Zentrum für Entwicklung Schlüsselwörter: Sprachverständnisstörung – Heidelberger Elterntraining – elternzentrierte Intervention – Elternworkshop und Lernen und promoviert an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Zudem ist er an einer Berufs- fachschule für Logopädie als Lehrlogopäde (dbl) tätig. Einleitung Dr. Anke Buschmann, Dipl.- Sprachverständnisstörungen im Kindesalter Im vorliegenden Beitrag erfolgen zunächst Psych., langjährige klinische und sind dank zahlreicher normierter und stan- eine Beschreibung des Erscheinungsbildes wissenschaftliche Tätigkeit im SPZ, dardisierter Testverfahren inzwischen gut und des diagnostischen Vorgehens bei Ver- Universitätsklinikum Heidelberg; diagnostizierbar. Einschlägige Publikationen dacht auf eine Sprachverständnisstörung. 2002-2006 Entwicklung und Eva- haben wiederholt auf die große Bedeutung Anschließend wird eine Möglichkeit für eine luation „Heidelberger Elterntrai- der frühen differenzialdiagnostischen Ab- systematische Elternberatung in der Klein- ning zur frühen Sprachförderung“; klärung und gezielten Therapie hingewiesen gruppe zum Thema Sprachverständnis vor- 2009 Promotion an der Universität (u.a. Kannengieser 2015, Hachul & Schneider gestellt. Frankfurt; 2010 bis 2012 Vertretung einer Professur 2015, Buschmann & Jooss 2011, Amorosa & für Entwicklungspsychologie mit Schwerpunkt Sprache Noterdaeme 2003, Baur & Endres 1999). Hintergrund an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg; 2015 Jedoch gestaltet sich die Anwendung des Gründung ZEL – Zentrum für Entwicklung und Lernen Wissens aus der Forschung in der breiten Prävalenz und Ursachen mit den Schwerpunkten psychologische Diagnostik bei therapeutischen Praxis bisher schwierig; Stö- Entwicklungs- und Lernstörungen, Elternberatung/- rungen im Sprachverständnis sind noch im- Die ICD-10 als Instrument zur Klassifikation training, Fortbildungen für Fachkräfte, Lehre und mer nicht ausreichend in den diagnostischen der Krankheiten und verwandter Gesund- anwendungsbezogene Forschungsaufträge an der und therapeutischen Fokus der Logopädie heitsprobleme definiert eine Sprachverständ- Pädagogischen Hochschule Heidelberg. und Sprachtherapie gerückt. Die Aufmerk- nisstörung als eine umschriebene Entwick- samkeit gilt in erster Linie den sprachpro- lungsstörung, bei der das Sprachverständnis duktiven Fähigkeiten eines Kindes, da diese des Kindes unterhalb des aufgrund seines 1997). Etwa ein Drittel davon (30 bis 40 %) direkt wahrnehmbar sind und als ein „Aus- Intelligenz- und Entwicklungsalters zu erwar- weist neben den expressiven Sprachdefiziten druck von Sprachkompetenz“ gelten (Rausch tenden Niveaus liegt. In praktisch allen Fäl- eine deutliche rezeptive Problematik auf, die 2013, 206). In Anbetracht der weitreichen- len ist auch die expressive Sprache deutlich übrigen zeigen primär expressive Defizite. den Folgen einer Sprachverständnisstörung, beeinflusst (Dilling et al. 2015). Das heißt, Jungen sind häufiger von einer Sprachver- sowohl für die betroffenen Kinder als auch Sprachverständnisstörungen treten in den ständnisstörung betroffen als Mädchen (im für deren Bezugspersonen, sind eine stan- seltensten Fällen isoliert auf. Verhältnis etwa 2:1). Hachul & Schönauer- dardisierte Erfassung der Sprachverstehens- Sechs bis acht Prozent der Kinder im Vor- Schneider (2015) geben jedoch zu bedenken, fähigkeiten und eine frühzeitige und spezifi- schulalter sind von einer Sprachentwick- dass diese binäre Einteilung nur bedingt aus- sche Intervention unabdingbar. lungsstörung (SES) betroffen (Tomblin et al. sagekräftig ist. Denn Untersuchungen hätten 14 Forum Logopädie Jg. 33 (2) März 2019 14-21 www.dbl-ev.de
gezeigt, dass auch Kinder mit scheinbar iso- Im Kindergarten- und Vorschulalter weisen die linguistischen Bestandteile eines Wortes liert expressiven Defiziten bei zunehmender die Kinder häufig ausgeprägte expressive oder Satzes ohne Hinzunahme von Kontext sprachlicher Komplexität Einschränkungen Sprachdefizite auf. Hierzu zählt ein geringer informationen entschlüsseln muss, führt zu im Sprachverständnis aufweisen (Sachse Wortschatzumfang, der Ausdruck in der Ver- einer zuverlässigen Aussage über die Fähig- 2005, Schlesiger 2001). wendung von Passe-Partout-Wörtern (z.B. keit zum Sprachverstehen eines Kindes. SES treten familiär gehäuft auf, sodass von „Dings“) und von stereotypen Frage- und einer genetischen Disposition ausgegangen Antwortsätzen findet. Ebenso können syn- Diagnostik bei Sprach- werden kann. Suchodoletz (2003) berichtet, taktisch-morphologische Auffälligkeiten auf- verständnisstörungen dass bei etwa 40 % der betroffenen Kinder treten, die durch starre Satzmuster und Fehler mindestens ein weiterer Fall einer SES in der im Satzbau gekennzeichnet sind. Eine soge- Notwendigkeit einer näheren Verwandtschaft aufgetreten ist und nannte „Ja-sage-Tendenz“ erfüllt eher eine standardisierten Erfassung schlussfolgert, dass das Risiko für eine SES für kommunikative Funktion, indem ein Verste- Kinder aus disponierten Familien um das 2- hen des Gesagten vorgegeben wird. Betrof- Im Vergleich zur Diagnostik sprachproduk- bis 7-Fache erhöht ist. fene Kinder haben insgesamt wenig Interesse tiver Fähigkeiten verläuft die Diagnostik von Betroffene Kinder zeigen Defizite in der am Hören von Geschichten und Erzählungen, Sprachverständnisstörungen grundsätzlich Sprachverarbeitung und können die Sprach wenngleich ein grundlegendes Interesse an anders. Während sprachproduktive Fähigkei- erwerbsmechanismen weniger effektiv nut- Büchern zumeist vorhanden ist. ten u.a. auch in freien Spielsituationen be- zen als andere Kinder. Einer Manifestation Im Schulalter fallen die Kinder häufig weiter- obachtet und analysiert werden können, ist kann durch frühe und gezielte Fördermaßnah- hin durch Wortschatzdefizite und einen ein- dies für die Sprachverstehensleistung nicht men und ein sprachförderliches Umfeld ent- fachen, stereotypen Satzbau auf. Sie orien- möglich. Die diagnostische Aussage wäre gegengewirkt werden (Suchodoletz 2003). tieren sich bei der Ausführung von Aufträgen aufgrund des oft relativ guten Situations- Annahmen, nach denen ein mehrsprachiges an anderen Kindern und nutzen bevorzugt verständnisses und der Kompensationsstra- Aufwachsen Ursache für eine Sprachver- visuelle Hinweisreize. Die Rate an psychi- tegien der Kinder verzerrt (Hachul & Schö- ständnisstörung sei, müssen kritisch betrach- schen Auffälligkeiten im Sinne von emoti- nauer-Schneider 2015). Demzufolge ist eine tet werden. Zwar ist es möglich, dass die onalen und Verhaltensstörungen ist in der standardisierte Erfassung des Sprachver- Kinder aufgrund eines mangelnden Kontak- Gruppe der Kinder mit Sprachverständnis- ständnisses unabdingbar. Dies bedeutet, dass tes zur Zweitsprache Schwierigkeiten haben, defiziten deutlich höher als bei Kindern ohne die Durchführung, Auswertung und Interpre- diese zu verstehen, jedoch kann es auch sein, SES und auch höher als bei Kindern mit iso- tation genau festgelegt und von jeder Unter- dass die Kinder aufgrund allgemeiner schlech- liert expressiven Sprachdefiziten (Toppelberg sucherIn einzuhalten sind (Ehlert 2014). Die ter Sprachverarbeitungsfähigkeiten sowohl in & Shapiro 2000). Ebenso weisen betroffene Diagnostik zielt zum einen auf die Feststellung der Erst- als auch in allen weiteren Sprachen Kinder häufig globale Schulleistungsproble- einer Sprachverständnisstörung bzw. auf de- Defizite im Sprachverständnis aufweisen. me auf. Diese zeigen sich beispielsweise in ren Ausschluss. Zum anderen ist der Schwere- allgemeinen Lernschwierigkeiten (Hartmann grad, also welche sprachlichen Strukturen in Symptomatik bei Sprach- 2004) sowie deutlichen Schwierigkeiten im welchem Ausmaß nicht verstanden werden, verständnisstörungen Mathematikunterricht (Nolte 2000). zu ermitteln (Kannengieser 2015). Die beschriebenen Symptome lassen sich Die Symptomatik ist u.a. vom Schweregrad zwar häufig im Alltag beobachten. Jedoch Abklärung des Sprachverständnisses der Sprachverständnisstörung und dem werden diese oft nicht primär mit mögli- bei folgenden Auffälligkeiten Alter des Kindes abhängig. Eine Übersicht chen Schwierigkeiten im Sprachverständnis über Auffälligkeiten, die im Alltag mit einer in Verbindung gebracht, sondern eher als Wenngleich eine Erfassung des Sprachver- Sprachverständnisstörung einhergehen, fin- Ausdruck von „Nicht-Hören“ oder „Nicht- ständnisses im Rahmen einer Sprachentwick- det sich bei Buschmann & Jooss (2011). Erste Wollen“ bis hin zum bewussten „Unfolgsam- lungsdiagnostik als selbstverständlich gilt, Anzeichen können bereits im Säuglingsalter sein“ gewertet. Hinzu kommt, dass Laien wie gibt es Zielgruppen, bei denen eine umfas- bemerkt werden. Betroffene Kinder zeichnen Eltern oder ggf. pädagogische Fachkräfte sende diagnostische Abklärung des Sprach- sich durch wenig Interesse an Sprache und das Situationsverständnis mit dem Sprach- verständnisses dringend zu empfehlen ist. oft auch insgesamt an Kommunikation aus. verständnis gleichsetzen. Häufig versteht das Hierzu zählen: Beispielsweise reagieren sie mit neun Mona- Kind zwar das Gesagte an sich nicht, ist aber II später Sprechbeginn (nach dem ten noch immer nicht auf ihren Namen. in der Lage, anhand der aktuellen Situation 18. Lebensmonat) Im Kleinkindalter fallen betroffene Kinder sowie der Mimik und Gestik des Gegenübers II deutliche expressive Sprachprobleme in durch einen verspäteten Sprechbeginn und zu erkennen, was von ihm erwartet wird und jedem Alter eine langsame Zunahme des Wortschatzes führt die Handlung korrekt aus. Zudem pas- II Auffälligkeiten in mehreren Entwicklungs- auf. Sie orientieren sich verstärkt an Mimik sen enge Bezugspersonen ihr Interaktions- bereichen (allgemeine Entwicklungsver- und Gestik und nutzen die Schlüsselwort- und Sprachverhalten intuitiv den geringen zögerung) Interpretation über das zweite Lebensjahr rezeptiven Kompetenzen eines betroffenen II Verhaltensauffälligkeiten hinaus, um sich Inhalte zu erschließen. Oft Kindes an (sprechen zum Beispiel wie mit II allgemeine Schulleistungsprobleme fällt eine „Jargonsprache“ auf: Die Kinder einem jüngeren Kind) und nutzen vermehrt II Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb produzieren lange, satzähnliche Äußerungen Mimik und Gestik. Somit haben sie oft den oder bei Textaufgaben mit der für die jeweilige Sprache typischen Eindruck, dass das Kind alles verstehe. Nur Im Kleinkindalter können Defizite im Sprach- Prosodie. Die Äußerungen sind jedoch für eine objektive Erfassung der Sprachverste- verständnis bei spätem Sprechbeginn ein Außenstehende nahezu unverständlich, weil hensleistung anhand standardisierter und Indiz für schwerwiegende Auffälligkeiten in (fast) keine „echten“ Wörter erkennbar sind. normierter Testverfahren, in der das Kind der kindlichen Entwicklung sein. So fanden www.dbl-ev.de Forum Logopädie Jg. 33 (2) März 2019 14-21 15
THEORIE UND PRAXIS KK Abb. 1: Diagnostisches Vorgehen bei Verdacht auf eine Sprachverständnisstörung Diagnostisches Vorgehen Medizinische II Pädaudiologische Untersuchung Das diagnostische Vorgehen zur Abklärung Diagnostik II Entwicklungsneurologische Untersuchung einer möglichen Sprachverständnisstörung Anamnese II Schwangerschaft und Geburt ist als Prozess zu verstehen, der aus mehreren II Bisherige Entwicklung und aktueller Entwicklungsstand Elementen besteht (Abb. 1). Zum Ausschluss II Beobachtungen und Hinweise auf Sprachverständnisstörungen im Alltag einer Hörstörung ist eine pädaudiologische II Verhaltenseinschätzung und mögliche Sekundärprobleme Untersuchung durchzuführen. Eine allge- II Risiko- und Schutzfaktoren meine Entwicklungsverzögerung ist mittels entwicklungsneurologischer Untersuchung Standardisierte II Sprachverständnis und Durchführung eines standardisierten Diagnostik II Sprachproduktion Entwicklungstests abzuklären. II Kommunikatives Verhalten in der Eltern-Kind-Interaktion Der logopädische Kontakt beginnt mit einem II Kognitive Entwicklungsdiagnostik ausführlichen Gespräch zur Erhebung der Anamnese. Dieses erfolgt am besten in ei- Buschmann et al. (2008) in einer Untersu- Kinder mit Sprachverständnisdefiziten wie- nem halbstrukturierten Interview. Es werden chung von 100 Kindern, bei denen zunächst sen mehr als die Hälfte zudem deutliche alle relevanten Aspekte der bisherigen Ent- nur eine expressiv verzögerte Sprachent- kognitive Defizite auf (nonverbaler-IQ < 85) wicklung bis zum aktuellen Zeitpunkt erfasst. wicklung vermutet wurde, bei 39 % Defizite oder erfüllten die Kriterien einer Autismus- Von besonderer Bedeutung bei Verdacht auf im Sprachverständnis. In dieser Gruppe der Spektrum-Störung. Defizite im Sprachverständnis ist das gezielte KK Tab. 1: Standardisierte Testverfahren zur Überprüfung des Sprachverständnisses Test Altersbereich Rezeptiver Teil Umsetzung Allgemeine Sprachtests SETK-2 – Sprachentwicklungstest für zweijährige 2;0 - 2;11 Jahre II Wortverstehen II Bildauswahlverfahren Kinder (Grimm 2016) II Satzverstehen PDSS – Patholinguistische Diagnostik bei Sprach- 2;0 - 6;11 Jahre II Wortverstehen II Bildauswahlverfahren entwicklungsstörungen (Kauschke & Siegmüller II Satzverstehen II Ausagieren von Satzstrukturen 2009) II Textverstehen II Beantwortung von Fragen ohne Auswahlvorgabe SETK 3-5 – Sprachentwicklungstest für drei- bis 3;0 - 3;11 Jahre II Satzverstehen II Bildauswahlverfahren und Aus- fünfjährige Kinder (Grimm 2015) agieren von Satzstrukturen 4;0 - 5;11 Jahre II Satzverstehen II Ausagieren von Satzstrukturen SET 5-10 – Sprachstandserhebungstest für Kinder 5;0 - 10;11 Jahre II Satzverstehen II Ausagieren von Satzstrukturen im Alter zwischen 5 und 10 Jahren (Petermann II Textverstehen II Beantwortung von Fragen mit 2018) Auswahlvorgabe WWT 6-10 – Wortschatz- und Wortfindungstest für 5;6 - 10;11 Jahre II Wortverstehen II Bildauswahlverfahren 6- bis 10-Jährige (Glück 2011) Spezifische Sprachverständnistests TSVK – Test zum Satzverstehen von Kindern 2;11 - 5;11 Jahre II Verbargumentstrukturen II Bildauswahlverfahren (Siegmüller, Kauschke, von Minnen & Bittner 2011) 3;0 - 6;11 Jahre II Perfektbildung 3;0 - 7;11 Jahre II Wortstellungsvariation im Aktivsatz 3;0 - 8;11 Jahre II Passivsätze 4;0 - 8;11 Jahre II Bindungsregeln / Verstehen von Reflexivpronomen 4;0 - 8;11 Jahre II Objektrelativsätze an verschie- denen Positionen im Satz TROG-D – Test zur Überprüfung des Grammatikver- 3;0 - 10;11 Jahre II Satzverstehen II Bildauswahlverfahren ständnisses (Fox-Boyer 2016) PPVT-4 – Peabody Picture Vocabulary Test 3;0 - 16;11 Jahre II Wortverstehen II Bildauswahlverfahren (Lenhard, A., Lenhard, W., Segerer & Suggate 2015) MSVK – Marburger Sprachverständnistest für 5;0 - 7;0 Jahre II Wortverstehen II Bildauswahlverfahren Kinder (Elben & Lohaus 2000) II Satzverstehen II Pragmatik 16 Forum Logopädie Jg. 33 (2) März 2019 14-21 www.dbl-ev.de
Erfragen von spezifischen Hinweisen wie ein Möglichkeiten der Intervention KK Abb. 2: Setting einer Diagnostik (hier: Untertest Hand- später Sprechbeginn und Verhaltensweisen lungssequenzen aus dem SET 5-10, Petermann 2018) zur Kompensation (siehe Kasten). Zudem soll- Grundlage einer logopädischen Interventi- ten sowohl Förder- als auch Barrierefaktoren on ist wie vom Gesetzgeber gefordert die erfragt werden, die zum Erfolg der therapeu- Internationale Klassifikation der Funktions- tischen Intervention beitragen (z.B. Unterstüt- fähigkeit, Behinderung und Gesundheit zung des Umfelds) oder sich als hinderlich er- (ICF, DIMDI 2005). Demnach besteht das weisen könnten (z.B. Komorbiditäten). Hauptziel darin, dem Betroffenem eine Teil- Nach der Anamnese erfolgt die altersab- habe am alltäglichen Leben zu ermöglichen. hängige Auswahl eines bzw. mehrerer stan- Abbildung 3 (nächste Seite) zeigt das Modell dardisierter Testverfahren zur Erfassung der der ICF. Sprachverstehensleistung auf den unter- Ausgehend von diesem Modell ist die Be- schiedlichen sprachlichen Ebenen (Semantik handlung von Sprachverständnisstörungen und Lexikon, Syntax und Morphologie, Pho- als eine mehrdimensionale Intervention nologie). Hierfür steht eine Reihe standardi- zu verstehen, bei der LogopädInnen und sierter und normierter Testverfahren zur Ver- SprachtherapeutInnen eine Schlüsselrolle fügung (Tab. 1, Abb. 2, Fallbeispiel). zukommt. Neben einer direkten kindzen trierten Intervention ist die Kooperation mit den Bezugspersonen elementarer Bestand- Kindzentrierte Intervention Leitfragen zur Anamnese bei teil des Behandlungskonzepts. Demzufolge Sprachverständnisstörungen nehmen niedergelassene LogopädInnen und Basierend auf einer differenzierten diagnos- Kleinkindalter SprachtherapeutInnen die Rolle von Case- tischen Abklärung rezeptiver und expressiver II Später Sprechbeginn und langsame ManagerInnen ein, da sie an der Schnittstelle Sprachfähigkeiten folgt die Therapieplanung Wortschatzentwicklung? zwischen kindzentrierter Intervention und mit dem Ziel, die Teilhabe des Kindes zu ver- II Scheinbares Nicht-Zuhören? Kooperation mit Eltern und ggf. pädagogi- bessern. Die Behandlung von Körperfunktio- II Ungenaues Verstehen von Anweisungen? schen Fachkräften tätig sind. nen und -strukturen erfolgt im Rahmen einer II Orientiert sich stark an Kontext, Mimik und Gestik? II Handelt wie in vertrauten Situationen FALLBEISPIEL normalerweise üblich? II Spricht viel und mit üblicher Prosodie, Max wurde aufgrund von Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung zur diagnostischen Abklärung im Alter von aber für Außenstehende nahezu unver- 3;4 Jahren überwiesen. Aus der Anamnese ging ein deutlich verspäteter Sprechbeginn mit langsamer Wort- ständlich (Jargonsprache)? schatzzunahme bei altersentsprechender Allgemeinentwicklung hervor. Erste Wörter habe Max erst mit etwa II Wiederholt bei Ansprache Äußerungen 20 Monaten gesprochen. Aktuell nutze er noch immer viele Geräusche und kindersprachliche Äußerungen wie des Gegenübers (Echolalie)? „Wauwau“, um sich auszudrücken sowie äußerst kurze Sätze (i.d.R. Zweiwortäußerungen wie „Mama Auto“). II Hat wenig Interesse am Vorlesen? Die Eltern berichteten, dass er eher „der motorische Typ“ sei und sich für Sprache nicht so sehr interessiere. Kindergarten und Vorschulalter Dies zeige sich zum Beispiel an seiner Abneigung gegenüber Vorlesen und Erzählungen. In der Kita spiele er II Geringer Wortschatzumfang? lieber alleine und gehe nicht gerne mit Gleichaltrigen, teilweise auch nicht mit Erwachsenen, in Kontakt. Im II Scheinbares Nicht-Zuhören (Sie haben Morgenkreis wirke er oft motorisch unruhig. Er scheine nicht zuzuhören. Zudem könne er Aufträge, die andere das Gefühl: „Er/sie folgt nicht“ oder Kinder seines Alters ohne Probleme lösten, häufig nicht gut umsetzen. Die Eltern und Fachkräfte würden sich „Er/sie kann sich nichts merken“)? oft fragen, ob dies daran liege, dass er nicht richtig zuhöre oder keine Lust dazu habe. II Vorschnelle oder ausbleibende Reaktion Mittels pädaudiologischer Untersuchung konnte eine Hörstörung ausgeschlossen werden. Die kognitiven bei Anweisungen? Fähigkeiten wurden aufgrund der deutlichen expressiven Defizite und des Verdachts auf Einschränkungen II Beantwortung von Fragen mit „Ja“, im Sprachverständnis mit dem standardisierten nonverbalen Intelligenztests SON-R 2-8 (Snijders Oomen obwohl eine andere Reaktion erforderlich Non-verbaler Intelligenztest; Tellegen, Laros & Petermann 2018) erfasst. Zur standardisierten Überprüfung der gewesen wäre? sprachlichen Fähigkeiten wurden mit Max der Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder SETK 3-5 II Nutzung von ablenkenden Strategien (Grimm 2015) sowie der TROG-D (Fox-Boyer 2016) durchgeführt. (wie Floskeln oder Verlegenheitsgesten)? II Wenig Interesse an Geschichten und Im SON-R 2-8 erzielte Max mit einem Standardwert von 98 (Normbereich: 85-115) ein altersentsprechendes Erzählungen? Ergebnis. Im SETK 3-5 erreichte er in den durchgeführten Untertests folgende Ergebnisse (Normbereich T-Wert 40-60): Schulalter • Verstehen von Sätzen: T-Wert = 35 II Kommt es häufig zu Missverständnissen • Enkodieren semantischer Relationen: T-Wert = 40 mit Gleichaltrigen? II Antwortet auf Fragen häufig mit „Ja“ Im TROG-D erzielte Max einen T-Wert von 35. Die qualitative Analyse ergab, dass es sich überwiegend um oder gibt ungenaue, z.T. ausschweifende grammatische Fehler handelte. Antworten? Vor und während der Untersuchungen zeigte sich Max dem Untersucher gegenüber aufgeschlossen und II Hat Schwierigkeiten komplexe Satzkon- zugewandt. Er nahm Blickkontakt auf und reagierte positiv auf ein vereinfachtes Sprachangebot. Max initiierte struktionen zu verstehen (z.B. Satz- und mehrmals die Interaktion von sich aus. Sein Spielverhalten erschien altersentsprechend. Textaufgaben)? Unter Zusammenschau der anamnestischen Daten, der diagnostischen Informationen sowie der Verhaltensbe- II Hat Probleme beim Schriftspracherwerb obachtung wurde bei Max eine isolierte rezeptiv-expressive Sprachentwicklungsstörung (F80.28 ICD-10-GM) oder in Mathematik? diagnostiziert. www.dbl-ev.de Forum Logopädie Jg. 33 (2) März 2019 14-21 17
THEORIE UND PRAXIS KK Abb. 3: Biopsychosoziales Modell der WHO (DIMDI 2005) zur frühen Sprachförderung“ (Buschmann 2009) die erste elternzentrierte Interventi- on, deren Wirksamkeit in einer randomisiert Gesundheitsproblem kontrollierten Studie empirisch belegt wurde (Gesundheitsstörung oder Krankheit) (Buschmann et al. 2009) und die auch für El- tern von Late Talkers mit rezeptiven Sprachde- fiziten geeignet und effektiv ist (Buschmann Körperfunktionen Partizipation 2012). Es existieren weitere Formen der Zu- Aktivitäten und Strukturen (Teilhabe) sammenarbeit mit Eltern von Kindern mit Kommunikations- und Sprachdefiziten, u.a. Möller & Spreen-Rauscher (2009) und Ben- Umwelt- personbezogene der-Körber & Hochlehnert (2006), hingegen faktoren Faktoren ohne Wirksamkeitsnachweis. Bisher fehlt jedoch eine Intervention, in der gezielt die Bedürfnisse von Eltern eines Kin- direkten Therapie mit dem Kind. Die Evidenz- gesstätte bzw. in der Schule. Dies erfordert des, bei dem (kürzlich) eine Sprachverständ- lage zur Wirksamkeit kindzentrierter sprach- jedoch eine intensive Beratung bzw. Anlei- nisstörung diagnostiziert wurde, in den Blick therapeutischer Maßnahmen hinsichtlich tung der Eltern und weiterer Bezugsperso- genommen werden. Da die Eltern auf die Di- einer Verbesserung rezeptiver Fähigkeiten ist nen zu einem bewusst sprachförderlichen agnose einer Sprachverständnisstörung häu- jedoch gering, wie sich in einer Meta-Analyse Verhalten in der Interaktion mit dem Kind. fig irritiert oder verunsichert reagieren, denn von Law et al. (2004) zeigte. Es gibt wenige Eine Forderung, die von der interdisziplinären sie hatten in der Regel bisher den Eindruck, Therapieprogramme, die sich explizit einer S2k-Leitlinie für Sprachentwicklungsstörun- ihr Kind verstehe alles (Hachul & Schönauer- Verbesserung der Sprachverstehensleistung gen unterstützt wird. Demnach erfolgt aus- Schneider 2015), ist es wichtig, die Eltern zuwenden. Vielmehr sind verschiedene The- gehend von einer genauen Diagnostik eine über das Störungsbild aufzuklären. Zudem rapiekonzepte verbreitet, bei denen die Ver- „störungsspezifische Beratung der Familie können die Eltern die Bedeutung des Sprach- besserung des Sprachverständnisses einen und ggf. eine individuelle Behandlung des verständnisses für die weitere, insbesondere Teil bildet. Der Kasten unten gibt einen Über- Kindes“ (de Langen-Müller et al. 2011, 45). schulische Entwicklung zumeist nicht ein- blick über Verfahren, die häufig in der logopä- schätzen. Sie kennen das Sprachverständnis dischen Praxis Anwendung finden. Elternzentrierte Ansätze oftmals nicht als eine eigenständige Kompe- Erste positive Evidenzen mit einem hoch- tenz und tendieren dazu, ein Defizit in die- wertigen Studiendesign finden sich für das Es besteht mittlerweile Konsens darüber, sem Bereich mit einer kognitiven Einschrän- Programm „Wortschatzsammler“. In der dass Eltern als die Hauptinteraktionspartne- kung gleichzusetzen (Mathieu 2000). Dies RCT-Studie von Motsch & Marks (2014) rInnen eines Kindes eine entscheidende Rolle kann u.a. zu vermehrten Schuldgefühlen zeigte sich eine signifikante Verbesserung im Spracherwerbsprozess ihres Kindes ein- führen. Nicht zuletzt unterstellen Eltern ihren des Satzverständnisses bei den Kindern, die nehmen. Sie können sowohl einen fördern- Kindern bei Nichtbewältigung einer Aufgabe die Strategietherapie „Wortschatzsammler“ den als auch einen hemmenden Einfluss auf häufig Ungehorsam und bringen dies nicht erhielten, im Vergleich zu den Kindern der die Kommunikations- und Sprachentwick- mit einem möglichen Nichtverstehen des Kontrollgruppe, die keine spezifische Inter- lung ausüben (Warren et al. 2009, Ritterfeld Auftrags in Verbindung. vention erhielten. 2000). Somit besteht eine wichtige Aufgabe der Als erfolgversprechend werden auch Maß- Im angloamerikanischen Raum finden Eltern- therapeutisch tätigen Fachkräfte darin, nahmen angesehen, die in der natürlichen programme zur sprachlichen Förderung seit den Eltern zum einen Wissen über das Stö- Sprachlernumgebung des Kindes angesiedelt der Entwicklung des international bekannten rungsbild zu vermitteln (Psychoedukation), sind und bei denen für das jeweilige Kind re- „Hanen Program” (Manolson 1992) verbrei- damit diese die Probleme ihres Kindes und levante Kommunikationssituationen für eine tet Anwendung. Dessen Effektivität konnte ihre eigenen Schwierigkeiten im Umgang gezielte sprachliche Förderung genutzt wer- mehrfach empirisch belegt werden (Roberts damit besser verstehen können. Zum ande- den (Law et al. 2004). Umsetzbar ist dieser & Kaiser 2011, Girolametto & Weitzman ren sollten die Eltern befähigt werden, ihr Ansatz in der natürlichen Umgebung eines 2009, Warren et al. 2009). Im deutschsprachi- Kind im Alltag bestmöglich zu unterstützen Kindes, also zu Hause und in der Kinderta- gen Raum ist das „Heidelberger Elterntraining (Empowerment) (Buschmann 2016). Heidelberger Elternworkshop – Kindzentrierte Therapiekonzepte mit rezeptiven Anteilen Sprachverständnis II Die Entdeckung der Sprache (Zollinger 2015) II Duogramm (Schlag 2003) Der Elternworkshop zum Thema Sprachver- II Entwicklungsproximale Therapie (Dannenbauer 2002) ständnis ist Bestandteil der Reihe „Heidel- II Handlungsorientierter Therapieansatz (HOT, Weigl & Reddemann-Tschaikner 2009) berger Elternworkshops“. Diese wurden auf II Kon-Lab (Penner 2004) Basis der evaluierten Methodik des Heidel- II Kontextoptimierung (Motsch 2017) berger Elterntrainings zur frühen Sprachför- II Patholinguistische Therapie bei Sprachentwicklungsstörungen (Siegmüller & Kauschke 2013) derung speziell für die intensive und dennoch II Therapiemanual: Rezeptive Sprachstörungen (Amorosa & Noterdaeme 2003) zeitsparende Beratung bzw. Anleitung von II Wortschatzsammler und Wortschatzfinder (Motsch & Ulbrich 2012) Eltern und anderen Bezugspersonen entwi- ckelt. 18 Forum Logopädie Jg. 33 (2) März 2019 14-21 www.dbl-ev.de
Zielgruppe Austausch sowie einer Abschlussrunde, die Der Workshop wird von qualifizierten Re- Eltern von Kindern, bei denen eine Sprach- eine Reflexion und die Klärung offener Fra- ferentInnen durchgeführt. Diese sind auf verständnisstörung festgestellt wurde oder gen enthält. Die Eltern erhalten eine Broschü- der Homepage https://www.heidelberger- die das Gefühl haben, dass ihr Kind nicht al- re zum Nachlesen der Inhalte und zur Weiter- elterntraining.eu gelistet und somit für inte- les versteht. gabe an andere Bezugspersonen. ressierte Eltern leicht zu finden. Zielsetzung KK Tab. 2: Inhaltliche Schwerpunkte und Ziele des Heidelberger Elternworkshops – II Aufklärung der Eltern über das Stö- Sprachverständnis rungsbild (Psychoedukation): Symptome, Entstehung, Kompensationsstrategien Einführung in das Thema: Anhand eines praktischen Beispiels aus der eigenen Erfahrungswelt der Kinder wird den Eltern verdeutlicht, was es heißt, eine sprachliche Äußerung nicht richtig zu verstehen II Stärkung der Eltern in ihren Kompetenzen (z.B. anhand eines Satzes in einer nicht bzw. halb vertrauten Sprache wie Niederländisch). im sprachlichen Umgang mit dem Kind Sprachverständnisschwierigkeiten kennenlernen: Die Eltern sollen verstehen (Wissenserwerb), II Vermittlung praktischer Strategien zur was eine Sprachverständnisstörung ist und dass sich diese auf verschiedenen sprachlichen Ebenen Förderung des Sprachverstehens im äußern kann (Laut-, Wort-, Satz-, Textebene und Pragmatik). Sie sollen Klarheit darüber bekommen, Alltag wie sich die Sprachverständnisstörung bei ihrem Kind äußert. Zudem wird ihnen verdeutlicht, dass II Vergrößerung des passiven und aktiven sie nicht an den sprachlichen Schwierigkeiten ihres Kindes schuld sind. Wortschatzes sowie Verbesserung des Satzverständnisses und der Satzproduk- Erkennen von Kompensationsstrategien: Gemeinsam mit den Eltern werden Kompensationsstra- tion tegien, die Kinder mit einer Sprachverständnisstörung anwenden, erarbeitet. Zudem wird bespro- II Vermeidung von Sekundärstörungen im chen, dass den betroffenen Kindern die Erfahrung des „richtigen Verstehens“ fehlt. emotionalen und sozialen Bereich sowie Strategien zur Förderung des Sprachverständnisses: Die Eltern lernen geeignete Förderstrate- im schulischen Lernen gien zur Unterstützung ihres Kindes kennen. Hierzu zählen: II Strategien zum kommunikativen Umgang, im Sinne eines sprachförderlichen und responsiven Praktische Durchführung Interaktionsstils, Tabelle 2 gibt einen Überblick über die inhalt- II Strategien zur Erweiterung des passiven und aktiven Sprachvermögens (auf Wort- und Satzebene), lichen Schwerpunkte. Abgerundet werden II Strategien, die dem Kind helfen zu bemerken, wenn es etwas nicht verstanden hat, um in der diese durch eine Begrüßung mit gegensei- Folge das Verständnis zu sichern. tigem Kennenlernen, der Möglichkeit zum www.dbl-ev.de Forum Logopädie Jg. 33 (2) März 2019 14-21 19
THEORIE UND PRAXIS Fazit und Ausblick Buschmann, A. & Jooss, B. (2011). Frühdiagnostik bei Law, J., Garrett, Z. & Nye, C. (2004). The efficacy of Sprachverständnisstörungen. Forum Logopädie treatment for children with developmental speech Mit dem Heidelberger Elternworkshop – 25 (1), 20-27 and language delay/disorder: a meta-analysis. Sprachverständnis liegt erstmals ein syste- Buschmann, A., Jooss, B., Rupp, A., Feldhusen, F., Journal of Speech, Language and Hearing Research matisches und komplett ausgearbeitetes Pietz, J. & Philippi, H. (2009). Parent-based lan- 47, 924-943 Konzept für eine Kurzzeitberatung von Eltern guage intervention for two-year-old children with Lenhard, A., Lenhard, W., Segerer, R. & Suggate, in Kleingruppen vor, deren Kinder Beeinträch- specific expressive language delay: a randomised S.P. (2015). Peabody Picture Vocabulary Test – 4 tigungen im Sprachverständnis aufweisen. controlled trial. Archives of Disease in Childhood, PPVT-4. Frankfurt a.M.: Pearson Aufgrund der kurzen Durchführungsdauer 94 (2), 110-116 Manolson, A. (1992). It takes two to talk: a parent’s und der unkomplizierten Rahmenbedingun- Buschmann, A., Jooss, B., Rupp, A., Dockter, S., Blasch- guide to helping children communicate. Toronto: gen ist der Elternworkshop in der logopä- tikowitz, H., Heggen, I. & Pietz, J. (2008). Children Hanen Resource Centre dischen Praxis wie auch in anderen Settings with developmental language delay at 24 months of Mathieu, S. (2000). „Mein Kind versteht alles, aber…“. einfach durchführbar und kann begleitend zu age: results of a diagnostic work-up. Developmental Therapie des Sprachverständnisses. In: Zollinger, B. einer kindzentrierten Therapie stattfinden. Medicine & Child Neurology 50 (3), 223-229 (Hrsg.), Wenn Kinder die Sprache nicht entdecken. Das Einbeziehen der Eltern (und weiterer Be- Dannenbauer, F.M. (2002). Grammatik. In: Baumgart- Einblicke in die Praxis der Sprachtherapie (45-55). zugspersonen) in die logopädische Therapie ner, S. & Füssenich, I. (Hrsg.), Sprachtherapie bei Bern: Haupt ist unerlässlich, um für das Kind erfolgrei- Kindern (105-161). München: Reinhardt Mittag, W. & Hager, W. (2000). Ein Rahmenkonzept zur che Kommunikationssituationen im Alltag de Langen-Müller, U., Kauschke, C., Kiesel-Himmel, C., Evaluation psychologischer Interventionsmaßnah- zu schaffen, es somit in seiner Sprachent- Neumann, K. & Noterdaeme, M. (2011). Diagnostik men. In: Hager, W., Patry, J.-L. & Brezing, H. (Hrsg.): wicklung zu unterstützen und Begleit- und von Sprachentwicklungsstörungen (SES), unter Be- Evaluation psychologischer Interventionsmaßnah- Folgesymptomen vorzubeugen. Gleichzeitig rücksichtigung umschriebener Sprachentwicklungs- men: Standards und Kriterien (102-128). Mannheim: wird damit die Forderung des Gesetzgebers störungen (USES). Interdisziplinäre S2k-Leitlinie. Huber zur Umsetzung der ICF in der logopädischen https://www.awmf.org/awmf-online-das-portal- Möller, D. & Spreen-Rauscher, M. (2009). Frühe Sprach Versorgung erfüllt. der-wissenschaftlichen-medizin/awmf-aktuell.html. intervention mit Eltern: Schritte in den Dialog. Aktuell findet die Planung zur begleitenden (30.08.2018) Stuttgart: Thieme Evaluationsforschung dieser elternzentrier- Dilling, H., Mombour, W. & Schmidt, M.H. (2015). Motsch, H.-J. & Marks, D.-K. (2014). Efficacy of the ten Interventionsform statt. Grundlage hier- Internationale Klassifikation psychischer Störungen: Lexicon Pirate strategy therapy for improving lexical für bildet das Vorgehen der formativen Evalu- ICD-10 Kapitel V (F) – Klinisch–diagnostische learning in school-age children: a randomized con- ation (Mittag & Hager 2000). Das bedeutet Leitlinien. Göttingen: Hogrefe trolled trial. Child Language Teaching and Therapy konkret für den nächsten Schritt die Vorbe- DIMDI (2005). Internationale Klassifikation der 31 (2), 237-255 reitungen für die Implementationsforschung. Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Motsch, H.-J. (2017). Kontextoptimierung. Evidenzba- Ziel ist es, die Anwendbarkeit und Akzeptanz www.dimdi.de/dynamic/de/klassifikationen/icf/ sierte Intervention bei grammatischen Störungen in zu evaluieren, sowohl seitens der ReferentIn- (25.08.2018) Therapie und Unterricht. München: Reinhardt nen als auch aufseiten der Teilnehmenden. Ehlert, H. (2014). Diagnostische Ansätze im Bereich Motsch, H.-J. & Ulrich, T. (2012). „Wortschatzsamm- Kindersprache. Forum Logopädie 28 (1), 16-21 ler“ und „Wortschatzfinder“ – Effektivität neuer Elben, C.E. & Lohaus, A. (2000). Marburger Sprachver- Therapieformate bei lexikalischen Störungen im ständnistest für Kinder MSVK. Göttingen: Hogrefe Vorschulalter. Die Sprachheilarbeit 57 (2), 70-78 LITERATUR Fox-Boyer, A.V. (2016). Test zur Überprüfung des Gram- Nolte, M. (2000). Rechenschwächen und gestörte matikverständnisses TROG-D. Idstein: Schulz-Kirchner Sprachrezeption. Beeinträchtigte Lernprozesse im Amorosa, H. & Noterdaeme, M. (2003). Rezeptive Girolametto, L.E. & Weitzman, E. (2009). It Takes Two to Mathematikunterricht und in der Einzelbeobach- Sprachstörungen. Ein Therapiemanual. Göttingen: Talk – The Hanen Program for Parents. In: McCauley, tung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt Hogrefe R.J. & Fey, M.E. (Hrsg.), Treatment of language disor- Petermann, F. (2018). Sprachstandserhebungstest für Baur, S. & Endres, R (1999). Kindliche Sprachver- ders in children (77-103). Baltimore: Brookes Kinder im Alter zwischen 5 und 10 Jahren SET 5-10. ständnisstörungen. Der Umgang im Alltag und in Glück, C.W. (2011). Wortschatz- und Wortfindungstest Göttingen: Hogrefe spezifischen Fördersituationen. Die Sprachheilarbeit für 6- bis 10-Jährige WWT 6-10. München: Urban & Penner, Z. (2004). Forschung für die Praxis: Neue Wege 44 (6), 318-328 Fischer bei Elsevier der Intervention bei Kindern mit Spracherwerbsstö- Bender-Körber, B. & Hochlehnert, H. (2006). Elternzen- Grimm, H. (2016). Sprachentwicklungstest für zweijäh- rungen. Forum Logopädie 18 (6), 6-13 triertes Konzept zur Förderung des Spracherwerbs: rige Kinder SETK-2. Göttingen: Hogrefe Rausch, M. (2013). Sprach- und Leseverständnis. Sprach- Handbuch zur Durchführung von Elternworkshops Grimm, H. (2015). Sprachentwicklungstest für drei- bis förderung und Sprachtherapie, 2 (4), 202-208 – komm-uni-aktiv. Dortmund: Borgmann fünfjährige Kinder SETK 3-5. Göttingen: Hogrefe Ritterfeld, U. (2000). Zur Prävention bei Verdacht auf Buschmann, A. (2009). Heidelberger Elterntraining zur Hachul, C. & Schönauer-Schneider, W. (2015). Sprach- Sprachentwicklungsstörung: Argumente für gezielte frühen Sprachförderung. Trainermanual. München: verstehen bei Kindern. Grundlagen, Diagnostik und Interaktionsschulung der Eltern. 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