Emotionen in der Politik(wissenschaft)
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Beichelt, Timm Emotionen in der Politik(wissenschaft) MASS (Zentralmodul), KGMOE (Politische Ordnung), MES (ZB Po, ZB Ku, WPM 1, WPM 5) Mittwoch, 11.30 - 13.00 Uhr GD 07, Beginn: 19.04.17 Über viele Jahrzehnte war unser Verständnis von Handeln in Demokratien durch die Annahme geprägt, dass Individuen und Gruppen über bestimmte Interessen verfügen, die in öffentlichen Aushandlungspro- zessen gegeneinander austariert werden. Die Erwartung lautete, dass sich Verbindung mit der Selektion der Regierenden durch freie Wahlen langfristig Politikergebnisse und Verfahren einstellen, die den Wün- schen der Bevölkerungsmehrheit entsprechen und so zur Legitimität der Demokratie beitragen. Mehrere politische Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit lassen indes Zweifel daran aufkommen, ob die Theoreme des politischen Liberalismus bzw. der deliberativen Demokratietheorie empirisch gültig sind. In vielen Demokratie beobachten wir einen starken Rückgang der Unterstützung für die Demokratie. In einigen Ländern (z.B. Ungarn, Polen, USA) schränken Regierungen die Wirksamkeit demokratischer Institutionen und Gegengewichte ab und erhalten Beifall von erheblichen Teilen der Bevölkerung. In anderen Staaten, darunter Deutschland und die USA, werden Qualitätsmedien dem Verdacht der Lüge ausgesetzt; stattdessen setzen gewählte Akteure auf „alternative Fakten“. Im Seminar gehen wir der Frage nach, ob und inwiefern politische Emotionen den breiten Angriff gegen vermeintliche Vernunft in der Politik erklären können. Schon seit einigen Jahren existiert eine mittlerweile umfangreiche Literatur zur Relevanz von Emotionen in der Politik. Wir lesen einige dieser Grundlagen- texte und diskutieren im Anschluss solche Erscheinungen demokratischer Politik, die vordergründig als „emotional“ bezeichnet werden. Literatur zur Einführung: Ciompi, Luc, 2005: Die emotionalen Grundlagen des Denkens. Göttingen: Vandenhoeck&Rupprecht. Korte, Karl-Rudolf, 2015: Emotionen und Politik. Begründungen, Konzeptionen und Praxisfelder einer politikwissenschaftlichen Emotionsforschung. Baden-Baden: Nomos. Nussbaum, Martha, 2013: Political Emotions. Why Love Matters for Justice. Cambridge: Belknap. Seminarorganisation und Scheinerwerb: Die meisten Sitzungen beginnen mit einem studentischen Referat (max. 15 Minuten). Wenn sich mehr Referenten als Themen finden, werden Referatsgruppen gebildet. Bei Scheinen stellt die Note der Hausar- beit die Scheinnote dar (=Referatsnoten werden hier nicht berücksichtigt). Anmeldung für Referatsthe- men: ab sofort unter beichelt@europa-uni.de. • Referat (Pflicht für Scheinerwerb): 3 ECTS-Punkte • Referat + „kleine“ Hausarbeit (15 Seiten): 6 ECTS-Punkte • Referat + „große“ Hausarbeit (25 Seiten): 9 ECTS-Punkte Abgabe der Hausarbeiten: 30.09.2017. Referate und Hausarbeiten können auf deutsch oder englisch gehalten bzw. geschrieben werden. Zugriff auf Seminarunterlagen über Moodle: 1
Prof. Dr. Timm Beichelt Sommersemester 2016 Thema: Emotionen in der Politik(wissenschaft) Mittwoch, 11.30 - 13.00 Uhr Raum: GD 07 Veranstaltungsplan 1. Einführung 19.04. Vergabe der Referate; Diskussion: In welchen Bereichen sind Emotionen in der Politik wichtig? 26.04. Überblicksvorlesung: Emotionen in der Politik 2. Emotionen und soziales Handeln – grundlegende Positionen 03.05. Bändigung der Emotionen im Prozess der Zivilisation – Norbert Elias 10.05. Emotionen als unverfügbarer Teil der Vernunft – Martha Nussbaum 17.05. Emotionen als psychische Komponente des Denkens – Luc Ciompi 24.05. Psychologische Verhaltenswissenschaft und homo oeconomicus – Daniel Kahneman 3. Emotionen im politischen Kontext 31.05. Emotionen in der Demokratie 07.06. „Negative Emotionen“: Wut und Angst als Auslöser von Konflikt und Krieg 14.06. „Positive Emotionen“: Liebe als Grundlage von Demokratie und Patriotismus 21.06. „Nudging“ und das paternalistische Einhegen der Emotionen – Richard Thaler / Cass Sunstein 28.06. Emotionen und die Medien 05.07. Verfremdung der Emotionen durch den Kapitalismus – Eva Illouz 12.07. Emotionen und soziale Bewegungen 4. Perspektiven 19.07. Voraussetzungen einer Emotionenpolitologie Scheinerwerb: - Regelmäßige Anwesenheit. - Nur Referat: 3 ECTS-Punkte. - Referat + kleine/große Hausarbeit: 6/9 ECTS-Punkte. 2
Prof. Dr. Timm Beichelt Sommersemester 2016 Thema: Emotionen in der Politik(wissenschaft) Mittwoch, 11.30 - 13.00 Uhr Raum: GD 07 Referentenliste Thema Referent/in 19.04. Einführung Kein Referat 26.04. Einführung Kein Referat 03.05. Bändigung der Emotionen im Prozess der Zivilisa- tion – Norbert Elias 10.05. Emotionen als unverfügbarer Teil der Vernunft – Martha Nussbaum 17.05. Emotionen als psychische Komponente des Den- kens – Luc Ciompi 24.05. Psychologische Verhaltenswissenschaft und homo oeconomicus – Daniel Kahneman 31.05. Emotionen in der Demokratie 07.06. „Negative Emotionen“: Wut und Angst als Auslö- ser von Konflikt und Krieg 14.06. „Positive Emotionen“: Liebe als Grundlage von Demokratie und Patriotismus 21.06. „Nudging“ und das paternalistische Einhegen der Emotionen – Richard Thaler / Cass Sunstein 28.06. Emotionen und die Medien 05.07. Verfremdung der Emotionen durch den Kapita- lismus – Eva Illouz 12.07. Emotionen und soziale Bewegungen 19.07. Voraussetzungen einer Emotionenpolitologie 3
Prof. Dr. Timm Beichelt Sommersemester 2016 Thema: Emotionen in der Politik(wissenschaft) Mittwoch, 11.30 - 13.00 Uhr Raum: GD 07 Detaillierter Seminarplan (inkl. Texte auf Moodle) 26.4. Überblicksvorlesung: Emotionen in der Politik Basistexte (Literaturliste siehe Anhang): Rüb (2015), Heidenreich (2012) Texte zur Vertiefung (=Grundlagentexte für die ganze Vorlesung): Ciompi, Luc (2005): Die emotionalen Grundlagen des Denkens. Entwurf einer fraktalen Affektlogik. 3. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Sammlung Vandenhoeck). Heidenreich, Felix / Schaal, Gary S. (Hg.): Politische Theorie und Emotionen. Baden- Baden: Nomos Nussbaum, Martha Craven (2001): Upheavals of thought. The intelligence of emotions. Cam- bridge: Cambridge University Press. Nussbaum, Martha Craven (2013): Political emotions. Why love matters for justice. Cambridge: Harvard University Press. Korte, Karl-Rudolf (Hg.): Emotionen und Politik. Begründungen, Konzeptionen und Praxis- felder einer politikwissenschaftlichen Emotionsforschung. Baden-Baden: Nomos Illouz, Eva; Hartmann, Martin (2015): Gefühle in Zeiten des Kapitalismus. Frankfurter A- dorno-Vorlesungen 2004, Institut für Sozialforschung an der Johann-Wolfgang-Goethe- Universität, Frankfurt am Main. 5. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Suhrkamp- Taschenbuch Wissenschaft, 1857). 03.05. Bändigung der Emotionen im Prozess der Zivilisation – Norbert Elias Basistext: Elias (1969, 323-465, 485-499) 10.05. Emotionen als unverfügbarer Teil der Vernunft – Martha Nuss- baum Basistext: Nussbaum (2001, Kap. 1) 17.05. Emotionen als psychische Komponente des Denkens – Luc Ciompi Basistexte: Ciompi/Endert (2011, Kap. 1), Ciompi (2005, Kap. 2+5) 24.05. Psychologische Verhaltenswissenschaft und homo oeconomicus – 4
Daniel Kahneman Basistext: Kahneman (2011, Kap. 1-9) 31.05. Emotionen in der Demokratie Basistext: Schaal/Heidenreich (2013) 07.06. „Negative Emotionen“: Wut und Angst als Auslöser von Konflikt und Krieg Basistext: Ciompi/Endert (2011, Kap. 3) Texte zur Vertiefung (Ebenfalls auf Moodle): Ciompi/Endert (2011, Kap. 2 und 4) 14.06. „Positive Emotionen“: Liebe als Grundlage von Demokratie und Patriotismus Basistext: Nussbaum (2013, Kap. 1); Fleiner u.a. (2010) 21.06. „Nudging“ und das paternalistische Einhegen der Emotionen – Richard Thaler / Cass Sunstein Basistext: Thaler/Sunstein (2011, Teil I, S. 9-144) 28.06. Emotionen und die Medien Basistext: Richards (2011) 05.07. Verfremdung der Emotionen durch den Kapitalismus – Eva Il- louz Basistexte: Illouz/Hartmann (2015: Kap. 1); Ehrenberg (1998, Kap. 6+7) 12.07. Emotionen und soziale Bewegungen Basistext: Rodgers (2010), Goodwin u.a. (2004) 19.07. Voraussetzungen einer Emotionenpolitologie Basistext: Rüb (2015) Literaturverzeichnis Ciompi, Luc (2005): Die emotionalen Grundlagen des Denkens. Entwurf einer fraktalen Affekt- logik. 3. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Sammlung Vandenhoeck). Ciompi, Luc; Endert, Elke (2011): Gefühle machen Geschichte. Die Wirkung kollektiver Emoti- onen - von Hitler bis Obama. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Ehrenberg, Alain (1998): La Fatigue d'être soi. Dépression et société. Paris: Editions Odile Jacob. Elias, Norbert (1969): Der Prozess der Zivilisation. 2 Bände. Frankfurt: Suhrkamp. 5
Fleiner, Rebekka; Ritzi, Claudia; Schaal, Gary S. (2010): Zwischen Liebe und Vernunft. Drei Mo- delle von Patriotismus in Theorie und Praxis. In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 39 (2), S. 187–204. Goodwin, Jeff; Jasper, James M.; Polletta, Francesca (2004): Emotional Dimensions of Social Movements. In: David A. Snow, Sarah Anne Soule und Hanspeter Kriesi (Hg.): The Blackwell companion to social movements. Malden, MA: Blackwell Publ (Blackwell companions to so- ciology), S. 413–432. Heidenreich, Felix (2012): Versuch eines Überblicks. Politische Theorie und Emotionen. In: Felix Heidenreich und Gary S. Schaal (Hg.): Politische Theorie und Emotionen. Baden-Baden: Nomos, S. 9–27. Illouz, Eva; Hartmann, Martin (2015): Gefühle in Zeiten des Kapitalismus. Frankfurter Adorno- Vorlesungen 2004, Institut für Sozialforschung an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main. 5. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Suhrkamp-Taschenbuch Wissen- schaft, 1857) Kahneman, Daniel (2011): Thinking, Fast and Slow. New York: Penguin. Nussbaum, Martha Craven (2001): Upheavals of thought. The intelligence of emotions. 1. publ. Cambridge [u.a.]: Cambridge Univ. Press. Nussbaum, Martha Craven (2013): Political emotions. Why love matters for justice. Cambridge: Harvard Univ. Pr. Richards, Barry (2011): News and the Emotional Public. In: Stuart Allan (Hg.): The Routledge companion to news and journalism. Rev. ed. London u.a.: Routledge, S. 301–311. Rodgers, Kathleen (2010): ‘Anger is Why We're All Here’. Mobilizing and Managing Emotions in a Professional Activist Organization. In: Social Movement Studies 9 (3), S. 273–291. Rüb, Friedbert W. (2015): Emotionen und Politik: Wie emotionslos kann und soll politisches Entscheiden sein? In: Karl-Rudolf Korte (Hg.): Emotionen und Politik. Begründungen, Kon- zeptionen und Praxisfelder einer politikwissenschaftlichen Emotionsforschung. 1. Aufl. Ba- den-Baden: Nomos, S. 155–186. Schaal, Gary S.; Heidenreich, Felix (2013): Zur Rolle von Emotionen in der Demokratie. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 5/97 63 (32-33/2013), S. 3–11. Thaler, Richard H.; Sunstein, Cass R. (2011): Nudge. Wie man kluge Entscheidungen anstößt. Berlin: Ullstein (Ullstein, 37366). 6
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