ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE GEMEINDE SINZING 12/2011

Die Seite wird erstellt Maria Henkel
 
WEITER LESEN
ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE GEMEINDE SINZING 12/2011
Vorwort | Ziele eines kommunalen Energienutzungsplans

                                                                     ERGEBNISBERICHT | 1
                                                                                                 12/2011

                           ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE
                                      GEMEINDE SINZING
              KOOPERATIONSPROJEKT DER GEMEINDE SINZING UND DER
         HOCHSCHULE FÜR ANGEWANDTE WISSENSCHAFTEN REGENSBURG
                                                         (HS.R)

                                                                   Phase I. Bestandsaufnahme

                                                    Prof. Dipl.-Ing. Nikolaus Neuleitner, BDA
                                                                      Prof. Dr. Oliver Steffens

                                                                                                      (Hrsg.)

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 3
ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE GEMEINDE SINZING 12/2011
Vorwort | Ziele eines kommunalen Energienutzungsplans



IM PRESSUM

Nikolaus Neuleitner / Oliver Steffens (Hrsg.)
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Regensburg (HS.R)

Basierend auf den Bachelorarbeiten der Studenten des Bauingenieurwesens
David Keilhauer, Pascal Kowalewski und Bernhard Baumgartner

Die Inhalte dieses Berichts sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigungen bedürfen der
Genehmigung der Herausgeber. Davon unberührt sind die Rechte der Gemeinde Sinzing, die aus
dem Kooperationsvertrag hervorgehen.

Regensburg, 2011

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 4
ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE GEMEINDE SINZING 12/2011
Vorwort | Ziele eines kommunalen Energienutzungsplans

V orwort

Die Gemeinde Sinzing und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Regensburg (HS.R)
haben im Frühjahr 2011 ein gemeinsames Projekt begonnen: Im Rahmen von
Absolventenseminaren im Bachelor-Studiengang Bauingenieurwesen soll von Studierenden ein
Energienutzungsplan für die Gemeinde erarbeitet werden.

Eine erste Gruppe von Studenten – David Keilhauer, Pascal Kowalewski und Bernhard
Baumgartner – hat im Sommersemester 2011 ihre Arbeiten abgeschlossen. Die Ergebnisse ihrer
Studien zur energetischen Bestandsaufnahme der Gemeinde (zunächst auf den Gemeindeteil
Sinzing-Dorf beschränkt) bilden den Kern dieses ersten Ergebnisberichts.

W ozu braucht m an einen Energienutzungsplan?

Steigende Energiekosten, Risiken bei der Energieversorgung und regionale Klimaveränderungen
führen zu einem Umdenken in Politik und Bevölkerung hinsichtlich künftiger Versorgungsengpässe.

Fragen der Energieversorgung und ihrer Umweltverträglichkeit werden mehr und mehr zum
entscheidenden Standortfaktor, nicht nur für Unternehmer, sondern auch für Privatleute. Bisher
werden auf kommunaler Ebene vielfach unabhängige Einzelmaßnahmen ohne eine übergeordnete
Gesamtkoordination umgesetzt. Dies kann dazu führen, dass Energiepotenziale nicht effizient
genutzt werden, wie z. B. bei Biogas- oder Tiefen-Geothermie-Anlagen, wenn diese zur reinen
Stromerzeugung genutzt werden, ohne sinnvolle Wärmekonzepte. Auch sind gemeinschaftliche
Versorgungssysteme in vielen Fällen sinnvoller als die Investition in neue Einzelheizanlagen in
privaten Wohngebäuden. Dafür müssen jedoch rechtzeitig konkrete Rahmenplanungen in einer
Gemeinde vorliegen.

Als informelles Planungsinstrument hilft ein Energienutzungsplan (ENP) der Gemeinde bei der
aktiven Gestaltung der zukünftigen energetischen Entwicklung unter Einbeziehung des Bestandes.
Vergleichbar mit dem Grundgedanken des Flächennutzungsplans (FNP) in der räumlichen Planung
zeigt der ENP ganzheitliche energetische Konzepte und Planungsziele auf.

Entscheidend für den Erfolg bei der Umsetzung eines kommunalen Energienutzungsplans ist
allerdings die Einbeziehung der Bürger und Unternehmen, da die größten Energieeinsparpotenziale
im privaten und privatwirtschaftlichen Sektor liegen. Somit kommt dem ENP die Aufgabe zu, den
Bürgern auf transparente Weise Entwicklungsstrategien aufzuzeigen.

Mittlerweile haben bereits weitere bayerische Gemeinden, z.B. Neumarkt/Opf., Windach, und
auch eine österreichische (Kitzbühel) ENPs erstellen lassen. Die Durchführung erfolgte teilweise in
Kooperation mit Hochschulen, teilweise durch private Ingenieurbüros.

Als Vertreter der Hochschule Regensburg freuen wir uns über die Zusammenarbeit mit der
Gemeinde Sinzing und sehen den weiteren Phasen in der Entwicklung des ENPs mit Spannung
entgegen.

Regensburg, im Dezember 2011

                                                                          Prof. Dipl.-Ing. Nikolaus Neuleitner
                                                                                       Prof. Dr. Oliver Steffens

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 5
ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE GEMEINDE SINZING 12/2011
Vorwort | Ziele eines kommunalen Energienutzungsplans

I nhaltsverzeichnis

Vorwort ................................................................................................................................. 5
1. Einführung ...................................................................................................................... 8
   1.1 Ziele eines kommunalen Energienutzungsplans............................................................. 8
   1.2 Wie entsteht ein Energienutzungsplan? ........................................................................ 8
   1.3 Die erste Phase: Bestandsanalyse .............................................................................. 10
      1.3.1 Erhobene Daten ................................................................................................... 10
      1.3.1 Methodik ............................................................................................................. 10
2. Energiebedarfsberechnung für Private Haushalte .............................................................. 12
   2.1 Heizwärmebedarf ..................................................................................................... 12
      2.1.1 Berechnungsgrundlagen ....................................................................................... 12
      2.1.2 Ergebnistabellen ................................................................................................. 17
   2.2 Strombedarf ............................................................................................................ 18
      2.2.1 Berechnungsgrundlagen ....................................................................................... 18
      2.2.2 Durchführung der Berechnung ............................................................................. 19
3. Energiebedarfserhebung für Öffentliche Liegenschaften .................................................... 20
   3.1 Heizwärmebedarf ..................................................................................................... 20
      3.1.1 Berechnungsgrundlagen ....................................................................................... 20
      3.1.2 Durchführung der Berechnung .............................................................................. 20
   3.2 Strombedarf ............................................................................................................ 23
      3.2.1 Berechnungsgrundlagen ....................................................................................... 23
      3.2.2 Durchführungen der Berechnung .......................................................................... 23
4. Energiebedarf für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen ................................................. 25
   4.1 Gebäudebestand im GHD-Sektor ............................................................................. 25
   4.2 Bedarfsschätzung für den Ortsteil Sinzing ................................................................... 26
   4.3 Private Liegenschaften der GHD ................................................................................ 31
5. Gemeinde Sinzing – Gesamtdatenschau ......................................................................... 32
   5.1 Baualtersklassen im Ortsteil Sinzing / Sanierungspotenzial ........................................... 32
   5.2 Feuerstätten-Erhebung – Modernisierungsbedarf ........................................................ 33
   5.3 Gesamter Stromverbrauch ........................................................................................ 37
6. Kartenerstellung auf Basis eines Geoinformationssystems (GIS).......................................... 38
   6.1 Was sind Geoinformationssysteme?........................................................................... 38
   6.2 GIS: Aufbau und Varianten ....................................................................................... 39
   6.3 Anwendung für den ENP: Quantum GIS ................................................................... 40

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                                               Seite | 6
ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE GEMEINDE SINZING 12/2011
Vorwort | Ziele eines kommunalen Energienutzungsplans

   6.4 Das ESRI-Shape-Format ........................................................................................... 40
   6.5 Erstellung der GIS-Datenbasis ................................................................................... 41
   6.6 Cluster-Aufteilung des Gemeindegebietes .................................................................. 43
   6.7 Wärmebedarfskarten ................................................................................................ 45
      6.7.1 Cluster-Definition .............................................................................................. 45
      6.7.2 Wärmebedarf pro Flurfläche (in ha) – „Energiedichtekarte“ ................................... 46
      6.7.3 Gesamt-Wärmebedarf nach Clustern („Energieverteilung“) ................................... 47
      6.7.4 Wärmebedarf pro Energiebezugsfläche („Energieeffizienz“) ................................... 48
Zusammenfassung und Ausblick ............................................................................................ 49
Abbildungsverzeichnis........................................................................................................... 50
Anhang: Bestandserhebung im Ortsteil Sinzing ....................................................................... 51
   Erfassung des Gebäudebestandes ...................................................................................... 51

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                                       Seite | 7
ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE GEMEINDE SINZING 12/2011
Einführung | Ziele eines kommunalen Energienutzungsplans

1 . Einführung

1.1 Ziele eines kommunalen Energienutzungsplans

Der kommunale Energienutzungsplan (ENP) stellt ein informelles Planungsinstrument dar, um der
Gemeinde eine aktive Gestaltung der zukünftigen energetischen Entwicklung unter Einbeziehung
des Gebäudebestandes zu ermöglichen. In Analogie zum Flächennutzungsplan für die räumliche
Planung zeigt der ENP energetische Konzepte und Planungsziele auf. Dabei werden die
gegenwärtigen und künftigen Energieverbräuche, Siedlungsstrukturen und erwartete
Strukturänderungen, die Energie-Effizienzprojekte der Gemeinde und Sanierungsprojekte sowie die
regionalen Energieressourcen analysiert.

Die Möglichkeiten hinsichtlich Energieeinsparung, Effizienzsteigerung und einer Umstellung auf
regenerative Energieträger können auf Basis eines Energienutzungsplans aufeinander abgestimmt
werden. Indem der ENP die kommunalen Rahmenbedingungen für individuelle Maßnahmen wie
energieeinsparende Renovierungsarbeiten fördert und alternative Energieversorgungskonzepte
aufzeigt, kann er vor allem den privaten Gebäudeeigentümern helfen, die notwendigen
Investitionen möglichst wirtschaftlich zu gestalten.

Die Ziele lassen sich wie folgt zusammenfassen:

    •    Darstellung des vorliegenden Zustands (Bestandsaufnahme) als Planungsgrundlage
    •    Identifikation von Energieeinspar-Potenzialen im kommunalen, gewerblich-industriellen und
         privaten Sektor
    •    Identifikation von dezentralen, regenerativen Energiegewinnungspotenzialen in der
         Gemeinde, effiziente Versorgungskonzepte
    •    Definition von Handlungsfeldern und Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für private
         und öffentliche Investitionen

1.2 Wie entsteht ein Energienutzungsplan?

Wesentliches Hilfsmittel für die Erstellung eines ENPs stellt der von den Bayerischen
Staatsministerien für Umwelt und Gesundheit, für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie
sowie der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern bereitgestellte,
mittlerweile vollständig herausgegebene Leitfaden „Energienutzungsplan“ dar.

Der Leitfaden wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes des Klimaprogramms Bayern 2020 in
sechs Pilotgemeinden im Landkreis München entwickelt. Im Auftrag der beteiligten Ministerien des
Freistaates Bayern wurde es durchgeführt von der Technischen Universität München (Lehrstuhl für
Bauklimatik und Haustechnik sowie Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik).

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 8
ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE GEMEINDE SINZING 12/2011
Einführung | Wie entsteht ein Energienutzungsplan?

Die Basis bildet eine Analyse des „Ist-Zustands“ mit einem groben Ausblick auf zu erwartende
Entwicklungen.

Die Erstellung eines Energienutzungsplans gliedert sich in drei Hauptphasen 1:

       1. Bestands- und Potenzialanalyse
       2. Konzeptentwicklung
       3. Umsetzung

                       A bbildung 1. Hauptphasen in der Entwicklung eines
                       Energienutzungsplans

Der räumliche Bezug ist dabei sowohl für die Bestands- und Potenzialanalyse als auch für die
Konzeptentwicklung von großer Bedeutung. Nur wenn man weiß, wie Energiebedarf,
Energieinfrastruktur und Energiepotenziale sowie mögliche Einsparungen räumlich verknüpft sind,
können optimale Lösungen für die nachhaltige Energieversorgung einer Gemeinde gefunden
werden.

Im Rahmen der Konzeptentwicklung bestehen folgende drei Haupt-Handlungsfelder:

       1. Energieeinsparung (verbraucherseitig)
       2. Steigerung der Energieeffizienz (versorgungsseitig)
       3. Einsatz erneuerbarer Energien

Maßnahmen zur Energieeinsparung und Effizienzsteigerung sollen den Endenergiebedarf bzw. den
für dessen Deckung aufzuwendenden Primärenergieeinsatz zunächst so weit wie möglich senken,
sodass erneuerbare Energien einen möglichst hohen Deckungsanteil erreichen.

1
    Quelle: Leitfaden „Energienutzungsplan“ der Bayerischen Staatsregierung (2011), Kap. 1 Einführung, S. 5

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                              Seite | 9
ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE GEMEINDE SINZING 12/2011
Einführung | Die erste Phase: Bestandsanalyse

1 .3 Die erste Phase: Bestandsanalyse

1.3.1 Erhobene Daten

Die energetische Bestandsaufnahme umfasst den Wärmebedarf und Stromverbrauch aus den
Kategorien:

      •    Private Haushalte (Kapitel 2)
      •    Öffentliche Liegenschaften (Kapitel 3)
      •    Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (Kapitel 4)

Sofern für die Gemeinde von besonderer Bedeutung, ist auch die Prozesswärme energieintensiver
Produktionsstätten zu berücksichtigen.

Für die Bewertung der CO2-Emission im Gemeindegebiet ist neben dem Wärmebedarf auch die
statistische Erhebung der Energieträger, d.h. der verwendeten Heiztechnik nötig. Eine Auskunft
hierüber ist von den zuständigen Kaminkehrern zu erhalten.

Der Stromverbrauch kann durch die Verbrauchskennzahlen der Versorger in Gesamtheit ermittelt
werden, ggf. nach Gemeindeteilen differenziert. Auf diesem Wege kann auch die Höhe der
Einspeisung aus PV-Anlagen ermittelt werden.

Dem steht eine Analyse der in der Gemeinde privat, öffentlich oder kommerziell erzeugten
regenerativen Energie gegenüber. Dazu zählen neben Photovoltaikanlagen und Solarkollektoren
auch Wärmepumpen, Biogasanlagen, Windkraftanlagen etc.

1.3.1 Methodik 2

Für die Erhebung des Wärmebedarfs im Sektor der Privathaushalte kommen mehrere alternative
Vorgehensweisen in Betracht:

      •    Siedlungsbezogene Bedarfsanalyse: grobe Klassifizierung der Wohnsiedlungsstruktur ohne
           genauere Berücksichtigung einzelner Objekte
      •    Gebäudebezogene Bedarfsanalyse: objektefeine Abschätzung des Wärmebedarfs nach
           Baualtersklassen und von außen ersichtlichem Sanierungszustand
      •    Fragebogen-Erhebung

Die erste Methode ist sinnvoll für sehr große Gemeinden, da sie am schnellsten durchzuführen ist.
Genauere Aussagen erhält man jedoch mit der gebäudebezogenen Bedarfsanalyse. Die Erhebung
mittels eines Fragebogens scheitert nach bisherigen Erfahrungen (private Mitteilung: Lst.
Hausladen) meist an der geringen Teilnahme-Quote und setzt auch eine sachlich richtige
Beantwortung der Fragen voraus.

2
    Quelle: Leitfaden „Energienutzungsplan“ der Bayerischen Staatsregierung (2011)

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 10
ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE GEMEINDE SINZING 12/2011
Einführung | Die erste Phase: Bestandsanalyse

Aus diesen Gründen wurde für die Gemeinde Sinzing die gebäudebezogene Bedarfsanalyse
gewählt, bei der alle Gebäude durch Augenscheinnahme klassifiziert werden.

Aus den gewonnenen Wärmebedarfszahlen lassen sich dann für das gesamte Gemeindegebiet
Wärmebedarfskarten erstellen, die Auskunft die allgemeine Versorgungssituation, besondere
Konzentrationen und sinnvolle Sanierungs- oder Modernisierungsstrategien geben.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurde zunächst auf Basis der Digitalen Flurkarte eine Geodaten-
bezogene Struktur in einem Geoinformationssystem geschaffen, um den einzelnen Objekten
(Gebäuden) die relevanten Kennzahlen und Eigenschaften in einer Sammlung von Attributdaten
zuzuordnen (genauere Erläuterungen sind im Kapitel 6 enthalten).

Als Ausgangspunkt für die objektbezogenen Bedarfsberechnungen dienen die aus einer
äußerlichen Augenscheinnahme gewonnenen Informationen über Baualtersklasse und
Sanierungszustand, die in das Geoinformationssystem eingepflegt werden müssen.

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 11
ENERGIENUTZUNGSPLAN FÜR DIE GEMEINDE SINZING 12/2011
Energiebedarfsberechnung für Private Haushalte | Heizwärmebedarf

2 . Energiebedarfsberechnung für Private Haushalte

2.1 Heizwärmebedarf

2.1.1 Berechnungsgrundlagen

Grundlage für die Berechnung des Heizwärmebedarfs privater Haushalte ist der „Leitfaden
Energienutzungsplan“ des Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, Bayerisches
Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie sowie die Oberste
Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern.

Der Leitfaden definiert Heizwärmebedarf folgendermaßen: „Unter dem Heizwärmebedarf versteht
man die rechnerisch ermittelte Wärmemenge, die sich aus der vorgesehenen
Innenraumtemperatur, den äußeren klimatischen Bedingungen sowie den Wärmegewinnen und -
verlusten des Gebäudes ergibt. Entscheidender Faktor dafür ist die Gebäudehülle.“ 3

Im Gegensatz dazu steht der Heizwärmeverbrauch. Beim Heizwärmebedarf handelt es sich um
Schätzungen, die auf der Auswertung der TU München basieren. Der Heizwärmeverbrauch
beinhaltet allerdings auch Witterungen und Nutzerverhalten.

Da für die Bestandsanalyse in der Gemeinde Sinzing jedoch keine Bürgerumfrage mit Fragebogen
aufgrund der zu erwartenden geringen Rücklaufquote durchgeführt wurde, kam die Methode der
gebäudebezogenen Datenanalyse zur Anwendung.

Dabei wird der Gesamtwärmebedarfs eines jeden Hauses über Schätzgrößen, die im Leitfaden
bereitgestellt werden, ermittelt. Er errechnet sich aus der Summe von Heizwärmebedarf und
Brauchwarmwasser. Zudem werden nicht die einzelnen Haushalte untersucht, sondern alle
Haushalte eines Gebäudes zusammengefasst.

Hierfür erforderlich waren folgende Daten: Gebäudetyp, Baualtersklasse, Energiebezugsfläche und
der Sanierungszustand. Der Gebäudetyp lässt sich wie folgt aufgliedern:

       Gebäudetypklasse                      Beschreibung                               Kennzeichnung

       EFH / DFH                             Einfamilienhaus / Doppelhaushälfte         E
       RH                                    Reihenhaus                                 R
       MFH                                   Mehrfamilienhaus                           M
       GMH                                   Großes Mehrfamilienhaus                    G
       HH                                    Hochhaus                                   H

      Abbildung 2. Einteilung Gebäudetypen

3
    Quelle: Leitfaden „Energienutzungsplan“ der Bayerischen Staatsregierung (2011); 3.3.1 Begriffe

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                        Seite | 12
Energiebedarfsberechnung für Private Haushalte | Heizwärmebedarf

Die Baualtersklassen wurden wie folgt klassifiziert:

      B aualtersklasse        B aujahr

      K ennzeichnung          von                    bis
      A                       0                      1918 (Fachwerk)
      B                       0                      1918
      C                       1919                   1948
      D                       1949                   1957
      E                       1958                   1968
      F                       1969                   1978
      G                       1979                   1983
      H                       1984                   1994
      I                       1995                   2001
      J                       2002                   2012

      Abbildung 3. Einteilung Baualtersklassen

Für den Sanierungszustand der Gebäude sind im Leitfaden folgende Klassen definiert:

      Sanierungsklasse          Maßnahme
      Kennzeichnung
      0                         Keine Sanierung
      1                         Fenstererneuerung
      2                         Dachdämmung
      3                         Wanddämmung
      4                         Kellerdeckendämmung
      5                         Gesamtsanierung

      Abbildung 4. Einteilung Sanierungsklassen

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 13
Energiebedarfsberechnung für Private Haushalte | Heizwärmebedarf

Diese    Eingangsdaten wurden     benötigt,  um    den  Heizwärmebedarf   sowie   den
Brauchwarmwasserbedarf zu ermitteln. Die Berechnung des Gesamtwärmebedarfs ergibt sich
folgendermaßen:

A bbildung 5. Berechnungsschema Gesamtwärmebedarf 4

4
 Quelle: Leitfaden „Energienutzungsplan“ der Bayerischen Staatsregierung (2011); Kap. 3.2.4 Gebäudebezogene
Bedarfsermittlung, Flussdiagramm 3.3, S. 23

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 14
Energiebedarfsberechnung für Private Haushalte | Heizwärmebedarf

Die spezifischen Werte für Heizwärmebedarf und Brauchwarmwasser waren nach Gebäudetyp
folgendermaßen unterteilt:

   S pezifische Heizwärmebedarfswerte

   B aualter    Baujahr                               EFH / DHH         RH     MFH                     GMH      HH

                von          bis                                               [kWh/(m²a)]
   A            0            1918 Fachwerk            210                      241
   B            0            1918                     250               204    180                     159
   C            1919         1948                     194               166    193                     164
   D            1949         1957                     223               163    211                     173
   E            1958         1968                     166               135    168                     172      119
   F            1969         1978                     182               159    139                     140      103
   G            1979         1983                     120               129    118                     116
   H            1984         1994                     140               97     122                     82
   I            1995         2001                     101               89     94                      73
   J            2002         2012                     72                70     65                      51

  Abbildung 6. Spezifische Heizwärmebedarfswerte

   Spezifische Bedarfswerte für Brauchwarmwasser

   Baualte     Baujahr                               EFH / DHH          RH      MFH                   GMH       HH
   r

               von           bis                                                [kWh/(m²a)]
   A           0             1918 Fachwerk           21                 18      24                    27        27
   B           0             1918                    21                 18      24                    27        27
   C           1919          1948                    20                 20      29                    33        33
   D           1949          1957                    19                 20      25                    28        28
   E           1958          1968                    18                 20      20                    24        24
   F           1969          1978                    16                 20      23                    18        18
   G           1979          1983                    14                 16      20                    18        18
   H           1984          1994                    19                 21      21                    21        21
   I           1995          2001                    19                 19      21                    24        24
   J           2002          2012                    19                 19      21                    24        24

  Abbildung 7. Spezifische Bedarfswerte für Brauchwarmwasser

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                           Seite | 15
Energiebedarfsberechnung für Private Haushalte | Heizwärmebedarf

Die Abschläge für die Sanierungsmaßnahmen wurden im Leitfaden nach Gebäudetyp und
Baualtersklasse tabelliert. Hierdurch kann man anhand der getroffenen Sanierungsmaßnahme den
spezifischen Abschlag bestimmen. Bei der Beurteilung können mehrere Sanierungsklassen auf ein
Gebäude zutreffend sein. Dies stellt bei der Beurteilung kein Problem dar, da die einzelnen
Maßnahmen tabellarisch addierbar sind. Wurde keine Sanierungsmaßnahme getroffen, so wird
auch kein Abschlag beim Heizwärmebedarf angesetzt.

   G ebäudetyp:                E
   B aualtersklasse:                                    A         B        C         D      E        F    G    H
                               Sanierungsklasse
   F enstererneuerung          1                      17          5         6         7    10        6   17     8
   D achdämmung                2                      45         26        34        59    24       23    8     8
   W anddämmung                3                      59        105        64        47    43       52   25    39
   K ellerdeckendämmung        4                       9         24        13        16    15       11    7     4
   G esamtsanierung            5                     130        160       117       129    92       92   57    59

  Abbildung 8. Sanierungsabschläge Gebäudetyp E

   Gebäudetyp:                 R
   Baualtersklasse:                                         A         B     C         D     E        F    G     H
                               Sanierungsklasse
   Fenstererneuerung           1                                   9        12       14     6       35   10     8
   Dachdämmung                 2                                  23        15       18    25       14   17     6
   Wanddämmung                 3                                  62        42       32    29       19   16    15
   Kellerdeckendämmung         4                                  14        20       12    10       14    9     5
   Gesamtsanierung             5                                 108        89       76    70       82   52    34

  Abbildung 9. Sanierungsabschläge Gebäudetyp R

   Gebäudetyp:                 M
   Baualtersklasse:                                         A         B         C     D         E    F    G     H
                               Sanierungsklasse
   Fenstererneuerung           1                          5        8        21        11     8      14     9   12
   Dachdämmung                 2                         50       51        27        35    42      14     7    2
   Wanddämmung                 3                         89       33        53        56    42      25    28   31
   Kellerdeckendämmung         4                          6       12         9        28     8      12     6    3
   Gesamtsanierung             5                        150      104       110       130   100      65    50   48

  Abbildung 10. Sanierungsabschläge Gebäudetyp M

   Gebäudetyp:                 G
   Baualtersklasse:                                         A         B         C     D         E    F    G     H
                               Sanierungsklasse
   Fenstererneuerung           1                                  12         9         9    37       9     9   12
   Dachdämmung                 2                                  45        10        25     5       8     7    2
   Wanddämmung                 3                                  26        65        55    60      53    28   31
   Kellerdeckendämmung         4                                   7         8        10     2       4     6    3
   Gesamtsanierung             5                                  90        92        99   104      74    50   48

  Abbildung 11. Sanierungsabschläge Gebäudetyp G

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                         Seite | 16
Energiebedarfsberechnung für Private Haushalte | Heizwärmebedarf

   G ebäudetyp:                H
   B aualtersklasse:                                    A       B                C          D                 E           F                   G                  H
                               Sanierungsklasse
   F enstererneuerung          1                                                                       18                10
   D achdämmung                2                                                                        2                 1
   W anddämmung                3                                                                       30                31
   K ellerdeckendämmung        4                                                                        1                 1
   G esamtsanierung            5                                                                       51                43

A bbildung 12. Sanierungsabschläge Gebäudetyp H

2.1.2 Ergebnistabellen

Anhand dieser grundlegenden Daten kann bei der Begehung des Gemeindegebietes jedes
Gebäude beurteilt und klassifiziert werden. Daraus entsteht eine Liste, die alle benötigten Daten für
die Berechnung enthält mit Ausnahme der Gebäudegrundflächen. Letztere wird schließlich über die
Verknüpfung mit einem Geoinformationssystem (GIS) aus der Digitalen Flurkarte ermittelt.

   OID              Straße

                                                                                     Gebäudetypklass

                                                                                                                          Sanierungsklasse
                                                                                                       Baualtersklasse

                                                                                                                                                  Geschosszahl
                                                                    Hausnummer

                                                                                     e
   1                Musterstraße                                    1                E                 H                  5                       1,5
   2                Musterstraße                                    2                R                 B                  1,2,3                   1,5
   3                Musterstraße                                    3                M                 J                  2,3                     2,5
   4                Musterstraße                                    4                M                 B                  2,3,4                   2,0
   5                Musterstraße                                    4b               E                 D                  1,4                     1,0
   6                Musterstraße                                    6                M                 F                  1,4,3                   3,0
                    …

Abbildung 13. Begehungsliste

Jedes Objekt im GIS (siehe Kapitel 6) – hier die einzelnen Gebäudegrundflächen – ist über eine
Objektidentifikationsnummer (OID) ist mit einer Datenbank verknüpft, die zusätzliche Eigenschaften
eines jeden Objekts enthält. Nach der Begehung und der Kalkulation gemäß der Schätzwerte im
Leitfaden mittels eines Visual Basic for Application Scripts (Abbildung 14) stehen für jedes
aufgenommene Gebäude folgende Eigenschaften zur Verfügung:

    •    Objektnummer
    •    Straße
    •    Hausnummer
    •    Gebäudetyp
    •    Baualtersklasse
    •    Sanierungsklasse
    •    Geschosszahl
    •    Gebäudegrundfläche
    •    Energiebezugsfläche (Geschosszahl mal Grundfläche)
    •    Gesamtwärmebedarf

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                                                             Seite | 17
Energiebedarfsberechnung für Private Haushalte | Strombedarf

A bbildung 14. Excel-Worksheet nach Berechnung mittels Visual-Basic-Algorithmus

Die Ergebnisse dieser Analyse sind im Anhang als Tabellen enthalten. In Kapitel 6 sind diese
Informationen in Form von verschiedenen Struktur- und Wärmebedarfskarten gesammelt.

2.2 Strombedarf

2.2.1 Berechnungsgrundlagen

Anders als bei Wärme wird bei Strom ein einzelner Verbrauchswert ermittelt (hier nur für den
Ortsteil Sinzing). Der detaillierte Objektbezug ist hier weniger relevant. Der Strombedarf ist
unabhängig von der Gebäudekonstruktion und wird viel mehr durch die Anzahl der Bewohner
bestimmt. Der „Leitfaden Energienutzungsplan“ sieht hierfür zwei verschiedene Methoden vor5.

Methode 1: Realer Gesamtverbrauch

Bei der Gemeinde Sinzing besteht hier das Problem, dass mehrere Netzbetreiber existieren. Von
den Netzbetreibern war zum Zeitpunkt dieser Berichterstellung noch keine vollständige Auskunft
vorliegend.

Methode 2: Statistische Abschätzung

Für Wohngebäude kann der statistische                        Stromverbrauch        nach     drei   unterschiedlichen
Bezugseinheiten wie folgt berechnet werden:

A: Anzahl Haushalte                    x        3.165 kWh/a                 = Gesamtstromverbrauch [kWh/a]

B: Gesamtwohnfläche [m²]               x        36,4     kWh/(m²a)          = Gesamtstromverbrauch [kWh/a]

C: Gesamteinwohnerzahl                 x        1.700 kWh/a                 = Gesamtstromverbrauch [kWh/a]

5   Quelle: Leitfaden „Energienutzungsplan“ der Bayerischen Staatsregierung (2011), Kap. 3.3 Strom, S. 33,

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                             Seite | 18
Energiebedarfsberechnung für Private Haushalte | Strombedarf

2 .2.2 Durchführung der Berechnung

Die Berechnungsvariante A konnte in der Gemeinde Sinzing nicht angewandt werden. Es war die
Anzahl aller Wohngebäude bekannt, allerdings nicht die der Haushalte. Für die Variante C bedarf
es einer genauen Einwohnerzahl. Eine Einwohnerzahl war nur für das gesamte Gemeindegebiet
Sinzing bekannt und nicht für den Ortsteil Sinzing.

Somit kam nur die Berechnungsvariante B in Betracht, da die Gesamtwohnfläche (= Summe aller
Energiebezugsflächen) ermittelt werden konnte. Hierbei ist aber von einer Ungenauigkeit von etwa
10% auszugehen, da die Ermittlung der Gesamtwohnfläche über die Digitale Flurkarte (DFK)
erfolgte. Dabei ergab sich folgender Gesamtstromverbrauch:

Gesamtwohnfläche:                     155.962          m²                (ermittelt aus DFK)

Gesamtwohnfläche:                     160.000          m²                (gerundet auf 10 %)

                             x        36,4             kWh/(m²a)

= Gesamtstromverbrauch:               5.800.000 kWh/a = 5,8 GWh/a

Die neun leistungsstärksten Kernkraftwerke6 in Deutschland haben eine durchschnittliche Einzel-
Netto-Leistung von 1,35 GW bei einer durchschnittlichen Verfügbarkeit von 87%.             Die
Jahresleistung eine solchen Kernkraftwerks ist demnach:

     1,35 GW x 24 h x 365 d x 0,87 = 10.300 GWh/a

Dies bedeutet für den Gemeindeteil Sinzing, dass diese etwa 0,056 % der erzeugten Energie eines
Kernkraftwerkes benötigen würde.

Um den Stromverbrauch aller privaten Haushalte über P hotovoltaikanlagen zu decken, kann
man folgende Betrachtung anstellen7:

Annahmen:

           Ausrichtung aller Solaranlagen:             Süd
           Dachneigung:                                45°
           Wirkungsgrad:                               10%
           Standort:                                   ca. 12.3° ö.L, 49° n.Br
           Ertrag:                                     111 kWh/(m²a)
Die benötigte Fläche um den Strombedarf privater Haushalte beträgt:

       5,9 GWh/a : 111 kWh/(m²a) = 54.000 m²

Dies würde ungefähr einem Flächenquadrat mit der Seitenlänge 230 m entsprechen oder einer
Fläche von fast 9 Fußballfeldern.

6   Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_leistungsst%C3%A4rksten_Kernreaktoren#Europa
7   Quelle: http://www.solarserver.de/service-tools/online-rechner/pv-anlage-online-berechnen.html

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 19
Energiebedarfserhebung für Öffentliche Liegenschaften | Heizwärmebedarf

3 . Energiebedarfserhebung für Öffentliche Liegenschaften

3.1 Heizwärmebedarf

3.1.1 Berechnungsgrundlagen

Die Berechnung des Heizwärmebedarfs für öffentliche Liegenschaften erfolgte nicht nach einer
Schätzung, da hier die tatsächlichen Verbrauchswerte vorlagen. Von der Gemeinde Sinzing wurden
die Rechnungen für Öl und Gas zur Einsicht bereit gestellt. Es lagen allerdings nicht zu jedem
Gebäude Rechnungen vor. Die Kläranlage Sinzing wird elektrisch beheizt und wurde hier somit
nicht berechnet. Für den Salzstadl und das Leichenhaus Sinzing lagen keine Abrechnungen vor.
Das Archiv wird vom Rathaus aus mit beheizt und wird deshalb im Rathaus mit berechnet. Der
Bauhof Sinzing ist die einzige öffentliche Liegenschaft, welche mit Gas beheizt wird. Das
Feuerwehrgerätehaus, Schule und Mehrzweckhalle Sinzing, Jugendtreff sowie das Rathaus
beziehen ihre Heizenergie aus Öl. Über den gesamten Verbrauch lässt sich erst der Heizwert
bestimmen und daraus dann der Heizbedarf in kWh/a.

3.1.2 Durchführung der Berechnung

Für jedes Gebäude wurde der Abrechnungszeitraum getrennt betrachtet, da die Rechnungen keine
jährlichen Abrechnungen waren. Beim Bauhof der Gemeinde Sinzing, welcher mit Gas beheizt
wird, datiert die erste Rechnung auf den 07.03.2007, die aktuellste auf den 19.10.2010. In
diesem Zeitraum von 1322 Tagen wurden 14578 l Gas verbraucht. Somit lässt sich ein
durchschnittlicher täglicher Verbrauch der letzten Jahre ermitteln.

Dieser beträgt beim Bauhof:

     14.578 l / 1.322 d = 11,02 l/d

Aus diesem Wert wurde dann der durchschnittliche Jahresverbrauch ermittelt:

     11,02 l/d x 365 d = 4.022 l/a = 4,022 m³/a

Nehmen wir für das Erdgas, das die Räumlichkeiten des Bauhofes heizt, einen Heizwert von
9,7 kWh/m³ an8, so erhält man den Heizwärmebedarf:

      9,7 kWh/m³ x 4,022 m³/a = 39,01 kWh/a

Die Berechnung für die mit Öl beheizten Gebäude wurde ähnlich durchgeführt.

Das Feuerwehrgerätehaus verbrauchte in 1.041 Tagen 19.549 Liter Heizöl. Damit lässt sich
wiederum ein durchschnittlicher Jahresverbrauchswert berechnen:

Täglicher Verbrauch:                                     19.549 l / 1.041 d = 18,78 l/d

Jährlicher Verbrauch:                                    18,78 l/d x 365 d = 6.854,36 l/a

8   Quelle: Physik Formeln und Tabellen, G. Gerhart und H. Karsten, Auflage 10, 2002

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 20
Energiebedarfserhebung für Öffentliche Liegenschaften | Heizwärmebedarf

                                                                                                           9
Es folgt bei der Dichte des Heizöls von 820 kg/m³ und einem Heizwert von 11,8 kWh/kg:

Jährlicher Verbrauch in kg:                      0,820 kg/l x 6.854,36 l/a             = 5620,58 kg/a

Jährlicher Heizwärmebedarf:                      11,8 kWh/kg x 5620,58 kg/a = 66.322,8 kWh/a

Diese Berechnung des jährlichen Heizwärmebedarfs wurde auch für die anderen mit Öl befeuerten
Gebäude (Schule mit Mehrzweckhalle, Jugendtreff und Rathaus) durchgeführt.

O ID                                    8 001           8 002                  8 006            8 007            8 008
S traße                             Bahnhofstr      Bahnhofstr             Bergstraße      Donaustraße     Fährenweg
H ausnummer                               30              32                       11                8             4
F lurnummer                               588           579/1                    323               81              168
O rtsteil                              Sinzing          Sinzing               Sinzing          Sinzing           Sinzing
G ebäudebezeichnung               F euerwehr          B auhof       S chule Sinzing       J ugendtreff         R athaus
                                      Sinzing                                  und             Sinzing
                                                                   Mehrzweckhalle
G eschosszahl                                3               1              Sinzing3                3                 3
G rundfläche in m²                     539,06          501,32               4.278,01           627,71           252,42
E nergiebezugsfläche in           1 .293,744        4 01,056           1 0.267,224         1 .506,504          7 43,16
m²²
H eizung   Öl oder Gas                      Öl            Gas                      Öl              Öl                Öl
               Menge in l               7.320           2.373                 32.543            1.769           15.008
               Datum              02.01.2008       07.03.2007            27.06.2007        23.01.2007     06.10.2008
               Menge in l               2.440           2.769                 31.809              506            9.417
               Datum              11.11.2008       07.01.2008            13.10.2008        19.12.2007     15.05.2009
               Menge in l               4.090           1.906                 31.691            1.572            9.659
V erbrauch

               Datum              11.05.2009       18.09.2008            16.01.2009        11.11.2008     08.11.2010
               Menge in l               5.699           3.252                 32.008            1.728
               Datum              08.11.2010       23.01.2009            11.05.2009        05.02.2010
               Menge in l                               2.623                 32.623
               Datum                               25.10.2009            09.11.2010
               Menge in l                               1.655
               Datum                               19.10.2010
S umme der Tage                         1.041           1.322                  1.231            1.109              763
S umme Verbrauch                       19.549          14.578               16.0674             5.575           34.084
l /d                                    18,78           11,03                 130,52             5,03            44,67
Ö l: l/a        Gas: m³/a            6.854,36             4,02            47.640,95          1.834,87      16.304,93
D ichte in kg/l                        0,8200                --               0,8200           0,8200           0,8200
k g/a                                5.620,57                --           39.065,58          1.504,60      13.370,04
H eizwert in kWh/kg                      11,8                --                 11,8             11,8              11,8
H eizwert in kWh/m³                         --             9,7                     --               --                --

H eizbedarf in kWh/a              6 6.322,75           3 9,01          4 60.973,84         1 7.754,24    1 57.766,48
H eizwärmebedarf                       5 1,26            0 ,10                4 4,90           1 1,79          2 12,29
in kWh/(m²a)

A bbildung 15. Heizwärmebedarf öffentliche Liegenschaften

9   Quelle: Physik Formeln und Tabellen, G. Gerhart und H. Karsten, Auflage 10, 2002

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                          Seite | 21
Energiebedarfserhebung für Öffentliche Liegenschaften | Heizwärmebedarf

                     Öffentliche Liegenschaften: Heizwärmebedarf in kWh/a
  500.000
                      Feuerwehrgerätehaus Sinzing

                      Bauhof
  400.000
                      Schule Sinzing und Mehrzweckhalle Sinzing
  300.000
                      Jugendtreff Sinzing

                      Rathaus
  200.000

  100.000

          0

A bbildung 16. Absoluter Heizwärmebedarf

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gab folgende V ergleichswerte
für den m ittleren Verbrauch im Nichtwohngebäudebestand an (die absoluten Werte geben
den Vergleichswert für die Sinzinger Energiebezugsflächen an): 10

                                                               Heizwärmebedarf

                                                                                         tatsächlicher Wert in
                                Vergleichswert         tatsächlicher Wert in Sinzing
                                                                                         Sinzing

Rathäuser                        85 kWh/(m²a)          212 kWh/(m²a)                     212 kWh/(m²a)
Schulen mit Sporthallen         110 kWh/(m²a)          45 kWh/(m²a)                      45 kWh/(m²a)
Feuerwehrgerätehäuser            90 kWh/(m²a)          51 kWh/(m²a)                      51 kWh/(m²a)

Abbildung 17. Heizwärmebedarf im Vergleich mit mittleren Verbrauchswerten

10
   Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: „Bekanntmachung der Regeln für
Energieverbrauchskennwerte und der Vergleichswerte im Nichtwohngebäudebestand“; 26. Juli 2007

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                        Seite | 22
Energiebedarfserhebung für Öffentliche Liegenschaften | Strombedarf

  3 .2 Strombedarf

  3.2.1 Berechnungsgrundlagen

  Für die Berechnung des Strombedarfs der öffentlichen Liegenschaften lagen die Rechnungen des
  Stromanbieters zugrunde. Die öffentlichen Liegenschaften des Ortsteils Sinzing sind das Rathaus,
  der Jugendtreff, das Feuerwehrgerätehaus, das Leichenhaus, der Bauhof, der Salzstadl, die
  Kläranlage, das Archiv sowie die Schule mit Mehrzweckhalle. Zu diesen Gebäuden lag der
  abgerechnete Stromverbrauch vor.

  3.2.2 Durchführungen der Berechnung

  Die Rechnungen gingen bis ins Jahr 2007 zurück. Da es sich bei den Abrechnungen um die
  verbrauchte Menge Strom pro Jahr handelte, war für jedes Jahr der Stromverbrauch gegeben. Aus
  diesen vier Werten (2007, 2008, 2009, 2010) wurde der Durchschnittswert pro Liegenschaft
  berechnet.

                                                        Stromverbrauch in kWh/a (Rewag)
OID    Gebäudebezeichnung                                   2007     2008     2009      2010                    ø
8001   Feuerwehrgerätehaus Sinzing                         10.661   10.301    8.603                         9.855
8002   Bauhof                                               2.533    2.689    2.828     2.599               2.662
8003   Salzstadl                                              850      813      664       486                 703
8006   Schule Sinzing und Mehrzweckhalle Sinzing           68.753   71.486   74.257   69.249               70.936
8007   Jugendtreff Sinzing                                  5.003    4.450    6.259     3.606               4.830
8008   Rathaus                                             15.447   17.693   19.007   23.833               18.995
8009   Archiv                                                  89       36       40       129                  74
8010   Leichenhaus Sinzing                                  1.935    1.355      852     1.066               1.302
8011   Kläranlage Sinzing                                 113.580 118.600 124.793 127.390                 121.091

  Abbildung 18. Stromverbrauch öffentliche Liegenschaften

  Bei dem Feuerwehrgerätehaus Sinzing wurde der Durchschnittsverbrauch für drei Jahre berechnet,
  da für das Jahr 2010 keine Rechnung vorlag. Die Summe des durchschnittlichen jährlichen
  Stromverbrauchs aller öffentlichen Liegenschaften im Ortsteil Sinzing beträgt:

   159.583 kWh/a = 0,160 GWh/a

  Auch hier kann der spezifische Stromverbrauch [in kWh/(m²a)] mit mittleren Verbrauchsdaten des
  Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung verglichen werden. Die herangezogene
  Fläche ist auch in diesem Fall die Energiebezugsfläche. Die Vergleiche sind allerdings großteils
  problematisch, denn die Energiebezugsfläche der Schule beinhaltet auch die Fläche der
  Mehrzweckhalle, weil hier keine getrennten Rechnungen vorliegen. Des Weiteren kann bei dem
  Feuerwehrgerätehaus die Fläche der Garagen für die Einsatzfahrzeuge nicht zur
  Energiebezugsfläche gezählt werden.

  Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                        Seite | 23
Energiebedarfserhebung für Öffentliche Liegenschaften | Strombedarf

                                                                E nergiebezugs-     S tromverbrauch
O ID          G ebäudebezeichnung                               fläche in m²        ø           k Wh/(m²a)
8 001         Feuerwehrgerätehaus Sinzing                       1.293,744           9.855       7,62
8 002         Bauhof                                            401,056             2.662       6,64
8 003         Salzstadl                                         197,848             703         3,55
8 006         Schule Sinzing und Mehrzweckhalle                 10.267,224          70.936      6,91
8 007         S
              Jugendtreff Sinzing                               1.506,504           4.830       3,21
8 008         Rathaus                                           605,808             18.995      31,35
8 009         Archiv                                            137,2               74          0,54
8 010         Leichenhaus Sinzing                               147,376             1.302       8,83
8 011         Kläranlage Sinzing                                372,832             121.091     324,79

A bbildung 19. Spezifische Stromverbrauchswerte

                 Öffentliche Liegenschaften: Stromverbrauch in kWh/a
 80.000
                     Feuerwehrgerätehaus Sinzing
 70.000
                     Bauhof
 60.000
                     Schule Sinzing und Mehrzweckhalle Sinzing
 50.000
                     Jugendtreff Sinzing
 40.000
                     Rathaus
 30.000

 20.000

 10.000

        0

Abbildung 20. Absoluter Stromverbrauch

                                       11
                      Vergleichswert          tatsächlicher Wert in Sinzing

Ämtergebäude          30 kWh/(m²a)            Rathaus Sinzing                            31 kWh(m²a)
Schulen               20 kWh/(m²a)            Schule (mit Mehrzweckhalle)                6,9 kWh/(m²a)
Bauhöfe               35 kWh/(m²a)            Bauhof                                     6,6 kWh/(m²a)
Feuerwehren           46 kWh/(m²a)            Feuerwehrgerätehaus                        7,6 kWh/(m²a)

Abbildung 21. Strombedarf im Vergleich mit mittleren Verbrauchswerten

11 Quelle: Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchskennwerte und der Vergleichswerte im

Nichtwohngebäudebestand; Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung; 30. Juli 2009

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                         Seite | 24
Energiebedarf für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen | Gebäudebestand im GHD-Sektor

4 . Energiebedarf für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen

4.1 Gebäudebestand im GHD-Sektor

Der Gebäudebestand einer Gemeinde besteht aus den Wohngebäuden für die privaten Haushalte
und den Nicht-Wohngebäuden. Diese beinhalten Gebäude für Gewerbe, Handel, Dienstleistungen
(GHD) und industrielle Produktion. Dabei lassen sich wiederum öffentliche Liegenschaften und
private Liegenschaften unterscheiden.

Für die Zuweisung der Sektoren Industrie und GHD gibt es keine zwingenden Vorgaben. Eine
Zuweisung zum Sektor Industrie kommt dann zustande, wenn ein Betrieb eine Produktion von
Gütern in größerem Maßstab vorzuweisen hat. Hier kommt für die energetische Planung neben
Heizwärme und Stromverbrauch auch die Prozesswärme hinzu, die bei großtechnischen Anlagen
einen großen Anteil des Energieverbrauchs ausmachen kann. Da im Ortsteil Sinzing keine großen
Betriebe vorhanden sind, sondern mehrheitlich mittelständische Betriebe, entfällt der Sektor
Industrie.

Die öffentlichen Liegenschaften wurden bereits im vorangegangenen Kapitel behandelt. In diesem
Kapitel wird ausschließlich auf die privaten Liegenschaften aus dem Sektor Gewerbe, Handel und
Dienstleistungen eingegangen.

Betriebe spielen in einem Energienutzungsplan eine große Rolle, da sie, auf ein einzelnes Gebäude
bezogen, zusammen mit den öffentlichen Liegenschaften die Hauptverbraucher sind. Während die
Daten zu Heizwärme- und Stromverbrauch bei den öffentlichen Liegenschaften direkt vorliegen,
sind diese Informationen von Betrieben nur schwer direkt zu erheben. Sie können allerdings über
eine Schätzung, wie sie im Leitfaden vorgezeichnet wird, ermittelt werden. Die Schätzung beruht auf
typischen Tabellenwerten, die aus der Mittelung über viele gleichwertige Referenzobjekte bezogen
wurden.

Genauere Daten erhält man über eine Fragebogen-Aktion. In einem ersten Versuch wurden die
größten Unternehmen der Gemeinde Sinzing von der Gemeindeverwaltung angeschrieben mit der
Bitte, einen beigefügten Fragebogen zu beantworten. Wie aus der Erfahrung bei anderen
Erhebungen zu vermuten war, fiel die Rücklaufquote der Fragebögen allerdings so gering aus,
dass eine Schätzung unumgänglich war. Dieser Fall trat auch bei der Gemeinde Sinzing ein. Man
musste sich auf Tabellenwerte aus dem Leitfaden stützen, die sich aus Mittelungen vieler
gleichwertiger Referenzobjekte bilden.12

12
     Quelle: Leitfaden „Energienutzungsplan“ der Bayerischen Staatsregierung (2011)

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 25
Energiebedarf für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen | Bedarfsschätzung für den Ortsteil Sinzing

4 .2 Bedarfsschätzung für den Ortsteil Sinzing

Um in einem ersten Test herauszufinden, wie der Rücklauf der Betriebe auf eine Befragung ist,
wurden die 20 größten Betriebe angeschrieben. Es wurden die flächenmäßig größten und
umsatzstärksten Betriebe des Ortsteils Sinzing ausgewählt. Durch diese Vorauswahl wurden, in
Kooperation mit der Gemeindeverwaltung, die Betriebe mit einem Motivationsschreiben
angeschrieben und bekamen in diesem Zug auch die Fragebögen zugesandt. Der Rücklauf dieser
Befragung belief sich auf ein einzelnes ausgefülltes Formular und eine Ablehnung.

Die Daten der Firmen wären ein sehr wichtiger Meilenstein in der Bestands- und Potenzialanalyse,
da sich durch die Kenntnis der tatsächlichen Verbräuche eine viel genauere Analyse betreiben
ließe. In vielen Fällen mag der Zweifel an einer anonymen Datenverarbeitung und der Schutz der
Betriebsgeheimnisse Beweggrund für die Weigerung, an der Befragung teilzunehmen, sein.

Durch diese Haltung wird leider übersehen, welche Türen der Energienutzungsplan für die Betriebe
öffnen kann. Sie profitieren von dem Erstellen des Energienutzungsplans am meisten. Gerade weil
die Betriebe häufig einen höheren Wärmebedarf, u.U. sogar auch einen signifikanten
Prozesswärmebedarf aufweisen, würde sich in manchen Fällen eine autarke, dezentrale
Energieversorgung anbieten.

Das Umweltbundesamt bestätigt einen weltweit steigenden Energieverbrauch. Gerade im letzten
Jahrhundert ist ein globaler Anstieg zu verzeichnen. Dabei fällt der größte Verbrauch auf die
Industrienationen zurück. Dies spiegelt klar wieder, dass in den Industriebetrieben und GHDs ein
großes Potential steckt, Einsparungen zu erzielen.

Um den Energienutzungsplan und das Interesse der Bundesregierung zu unterstreichen, sind
Anforderungen und Richtlinien an Gebäude jeglicher Art von Nöten. Die Haltung zu diesem
Thema unterstreicht wie unten aufgeführtes Zitat des Bundesumweltamtes:

      „Die Umwandlung der Primärenergie sowie die Nutzung der Endenergie haben
      Umweltbelastungen zur Folge, zu denen vor allem energiebedingte Treibhausgasemissionen
      sowie der fortschreitende Verbrauch endlicher Energieressourcen zählen. Der Umbau unseres
      Energiesystems im Sinne einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Entwicklung ist daher
      erforderlich. Neben dem Einsparen von Energie, der Erhöhung der Effizienz bei der Nutzung
      und der Effizienzsteigerung der Energieerzeugung ist die Nutzung erneuerbarer Energien eine
      zentrale Säule dieses nachhaltigen Systems.“ 13

Auch bei einer lückenhaften Beantwortung der Erhebungsbögen kann durch Rückgriff auf
Tabellenwerte, die in dem Leitfaden hinterlegt sind, eine sinnvolle Vervollständigung der Daten
erfolgen. Die Kriterien, die eine Schätzung des Energiebedarfs bestimmen, sind in der folgenden
Tabelle zusammengefasst:

13   http://www.umweltbundesamt-daten-zur-umwelt.de/umweltdaten/public/theme.do?nodeIdent=2257

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 26
Energiebedarf für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen | Bedarfsschätzung für den Ortsteil Sinzing

M erkmale                der    Hierbei ist die Anzahl der Gebäude, gesamte Nutzfläche, Anzahl der Beschäftigten und
Immobilie                       das Baujahr von Bedeutung. Diese Werte sind unter anderem die entscheidenden
                                Daten, die für die Einteilung der Verbräuche der Betriebe über die tabellarischen Werte
                                im Leitfaden von Wichtigkeit sind.
E nergieverbrauch               Der Energieverbrauch teilt sich in den Energie- und Brennstoffbezug auf. Dabei ist der
                                Strom-, Gas-, Öl-, Kohle-, Holz- oder Pelletverbrauch detailliert anzugeben, außerdem
                                ob er für das Heizen, zum Erwärmen von Wasser oder zur Produktion verwendet wird.
M erkmale der Flächen           Unterteilt werden die Flächen in Raumarten. Unter Raumarten versteht man, ob auf
                                einer Fläche ein Lager, Labor, Büro, Produktion etc. ist. Da fast jeder Betrieb mehrere
                                dieser Flächen besitzt, werden diese Angaben anteilig an der Gesamtfläche angegeben.
S tromversorgung                Bei diesem Unterpunkt wird die zusätzliche Einspeisung aus Photovoltaik, Windenergie
                                und Kleinwasserkraftwerken ermittelt. Dabei ist die Anlagengröße in Kilowatt, das
                                Anlagenalter in Jahren sowie die jährliche Stromproduktion wiederum in Kilowatt
                                anzugeben. Bei der Auswertung werden nur die kWh/a in Betracht genommen. Das
                                Einsparpotenzial von CO² wird dabei nicht berücksichtigt.
R aumkonditionierung            In den letzten Jahren haben raumlufttechnische Anlagen einen Standard erarbeitet, der
                                bis in den privaten Hausbau angekommen ist. Daher und auch wegen der Effizienz der
                                heutigen Anlagen ist einerseits mit einigen Anlagen ein besseres Wohlfühlklima zu
                                erzeugen und andererseits Wärmerückgewinnung zu erzielen. In der Umfrage ist
                                ausschlaggebend, für welche zusätzlichen Aufgaben die Anlage wichtig ist. Gefragt wird
                                nach heizen, kühlen, befeuchten oder entfeuchten. Extra anzugeben sind nur Anlagen,
                                die auf spezielle klimatische Anforderungen eingehen müssen.
H eizanlagen                    Die Effizienz der Heizanlagen hat sich im Gegensatz zu früher um ein Vielfaches
                                gesteigert. Dabei hat die Reguliertechnik der einzelnen Anlagen zu viel Einsparpotenzial
                                geführt. Im Fragebogen ist die Wichtigkeit darauf gelegt, ob eine betriebseigene oder
                                eine zentrale Versorgung mit fremder Anlage verwendet wird. Die betriebseigenen
                                Anlagen gliedern sich in Ofenheizung, Zentralheizung und Elektrospeicherheizung. Bei
                                den zentralen Versorgungen mit fremder Anlage wird zwischen im Haus stationär aber
                                nicht von dem Betrieb selbst betrieben (Contractor) und extern stationiert vom Betreiber
                                selbst betrieben eingeteilt (Fernwärme). Auch hier wird nach dem Verbrauch in KW, dem
                                Baujahr des Kessels und dem Temperaturniveau von Vorlauf sowie Rücklauf gefragt.
                                Zusätzlich wird beim Unterpunkt Heizanlagen auf die Nutzung von Wärmepumpen,
                                Blockheizkraftwerk und Solarenergie eingegangen. Hierbei sind die Anlagengröße, Alter
                                und der Verwendungszweck, ob Heizen, Warmwasser oder Produktion wichtig.
K älteanlagen                   Mit Kälteanlagen ist gemeint, ob der Betrieb eine Klimaanlage im Gebäude integriert
                                hat oder ob eine Kühlanlage, wie meist im Einzelhandel vorzufinden, eingebaut ist. Von
                                Bedeutung sind hierbei die zentrale Kältebereitstellung, mobile Kleinkühlgeräte und
                                dezentrale Split-Klimageräte. Diese werden mit Kennzahlen über Größe, Baujahr und
                                der durchschnittlichen Betriebszeit angegeben. Falls eine zentrale Kältebereitstellung
                                verwendet wird, ist anzugeben, wie die Kälteanlage betrieben wird, welche Art der
                                Rückholung der Betrieb hat bzw. wie hoch das Temperaturniveau der Anlage ist. Neben
                                der Art der Anlage ist auch die Verwendung ein wichtiger Unterpunkt, da diese unter
                                anderem ausschlaggebend für den Verbrauch ist. Deshalb sind diese Angaben
                                untergliedert in Gebäudekühlung, Serverraumkühlung und Kühlraum. Die Angaben sind
                                dabei für gekühlte Fläche, Raumtemperatur und Energiebedarf zu machen.
P rozessenergie                 Die Informationen zur Prozessenergie im Betrieb sind für die spätere Konzeptentwicklung
                                sehr wichtig, damit man sehen kann, welche Brennstoffe hauptsächlich in der Gemeinde
                                verwendet werden. Des Weiteren wird nach den Anlagen mit dem größten
                                Energieeinsatz gefragt. Meistens sind es Serveranlagen, die viel Strom beanspruchen.
                                Bei manchen Betrieben ergeben sich durch diverse Prozesse Rest- bzw.
                                Abwärmepotenziale. Diese sollten auch in Bezug auf die Konzepterstellung genutzt
                                werden.
E nergiemanagement              Beim Energiemanagement kann das Interesse eines Betriebes geäußert werden,
                                inwieweit sie zukünftig ihre Energie beziehen wollen. Dieser Unterpunkt ist somit der
                                wichtigste. Hierbei werden die Meinungen zu der Vermarktung von Rest- bzw. Abwärme
                                an Externe und zum Bezug von Energie aus einer kommunalen Wärmeversorgung
                                eingeholt oder ob kein Interesse besteht.

A bbildung 22. Abgefragte Kriterien im Sektor GHD zur Schätzung des Energieverbrauchs 14

14
     Leitfaden „Energienutzungsplan“ der Bayerischen Staatsregierung (2011)

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                            Seite | 27
Energiebedarf für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen | Bedarfsschätzung für den Ortsteil Sinzing

Die Ermittlung der Bedarfe an Hand von Datengrundlagen des Leitfadens ist nötig, wenn der
Rücklauf der Fragebögen gering ist. Dieses Verfahren ist um ein Vielfaches einfacher, da viele
Details in die gemittelten Werte schon eingeflossen sind. Bei der unten aufgeführten Tabelle zur
Ermittlung des spezifischen Wärmebedarfs aus dem Leitfaden sind für den Sektor Gewerbe, Handel
und Dienstleistungen die gemittelten Werte anzunehmen. Nach der Bestimmung der
Verbraucherklassen kann der spezifische Wärmebedarfswert über die Energiebezugsfläche, die
Baualtersklasse oder den spezifischen Kennwert, wie Erwerbstätige, Planbetten, Schüler oder
beheizte Beckenflächen, ermittelt werden. Durch diese Einordnung der Betriebe in
Verbraucherklassen kann unter anderem der Anteil der Raumheizung, der Anteil des Warmwassers
sowie der Anteil an Prozesswärme bestimmt werden.

A bbildung 23. Spezifische Wärmebedarfswerte für den Sektor GHD 15

 Leitfaden „Energienutzungsplan“ der Bayerischen Staatsregierung (2011); Kap. 3.2.4 Gebäudebezogene
15

Wärmebedarfsermittlung, Tab. 3.5, S.23

Neuleitner/Steffens, HS.R (Hrsg.) – Energienutzungsplan Gemeinde Sinzing, Phase I. Bestandsaufnahme
                                                                                                      Seite | 28
Sie können auch lesen