ENERGIEWENDE RUND OSTSEE - TECHNIK & AUSRÜSTUNG
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TECHNIK & AUSRÜSTUNG U nd funktioniert’s?“ In fast Energiewende jedem Hafen rund um die Ostsee bekamen wir diese Frage gestellt. Wahrschein- lich staunten wir selbst am meisten, dass wir sie seit unserem Start rund Ostsee am 22. April in Greifswald immer mit einem klaren „Ja“ beantworten konnten. Bei unserer gesamten Segelreise – Mehr als 3.500 Seemeilen von Greifswald über Gdansk, Klaipeda, Riga, Pärnu, Tallin, Hangö, Pietasaari, Oulu, Törehamn, Umea, Öregrund, Mariehamn, Stockholm, Visby, Kalmar, Ystadt, Kopenhagen, Lolland, bis Think global, act local – den Leitspruch „global denken, lokal handeln“ nach Kiel, und schließlich wieder Greifs- haben zwei junge Frauen auf ihre Maxi 77 übertragen und das Boot wald (siehe Bild 1/Seite XYZ) - haben wir unsere komplette Antriebsenergie und komplett auf regenerative Energien umgestellt. Während ihres Törns Bordelektronik (Funkgerät, Positionslich- ter, Salonbeleuchtung, Echolot, GPS) mit rund Ostsee besuchten sie zudem zahlreiche Projekte, die sich mit die- erneuerbaren Energien gedeckt. Natür- lich wäre es auch denkbar gewesen, ganz auf einen Motor zu verzichten. Da wir aber die Sicherheit und Flexibilität eines Hilfsmotors an Bord unserer Maxi 77 zu schätzen wissen, hatten wir uns für einen Elektromotor entschieden und waren in vielen Situationen froh darüber. Unser Projekt „baltic sea. pure energy.“ bestand aus zwei Teilen: 1) Wir wollten unsere persönliche Energiewende an Bord ausprobieren. 2) Wir wollten die vielen Energiewendeprojekte in allen Ostseelän- dern erleben und deren gute Ideen über unseren Blog verbreiten. LEISER ANTRIEB Die größte Überraschung für uns war, wie gut unser selbst geplantes Energiesystem ab Einbau funktionierte. Natürlich hat- ten wir uns vorab viele Gedanken über Kabeldicke, Einspeisung und Verbrauch, Ladegeräte, Volt, Watt & Co gemacht und unser Laien-Wissen mit Hilfe der Herstel- ler und Beratung von Freunden erweitert. Ein E-Motor und verschiedene Einspeiser an Bord, die sowohl Motor als auch Borde- lektrik versorgen sollen – das scheint bis- her kein Standardproblem zu sein. Doch Fotos: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx unsere Lösung (siehe Bild 2/Seite XYZ) erwies sich als praxistauglich, ja sogar als deutlicher Zugewinn an Segelgenuss. Zu Beginn des Törns waren wir vorsichtig mit Sandiam, con utpatie faci der Motornutzung. Immer in Sorge, zuviel te te dunt volorem iniam, Energie zu verschwenden, manövrierten vercing exer sectem quatie wir sehr zaghaft mit dem Motor. Volle Leis- tung oder längere Laufzeiten vermieden ➤ 64 www.segelnmagazin.de 12/2011 12/2011 www.segelnmagazin.de 65
TECHNIK & AUSRÜSTUNG Das gängige Vorurteil, ein Windrad sei Insa Preiss, 29, laut, können wir nicht bestätigen. Der Ladezustand Motorakkus baltic sea. in−Prozent pure energy. Ladezustand Motorakkus in Prozent (links) machte Superwind surrte leise an unserem Heck. ihre ersten Sege- Bei 3 m/s beginnt er zu laufen, am Wind- 100 lerfahrungen auf Kurse mag er besonders gern, da er dann dem Ratzeburger zusätzlich von der Gegenwind-Kompo- See auf einer nente profitiert. Klassenreise in Der Hydrogenerator brummte zufrieden der achten Klasse. Nur wenige Jahre am Heck, wenn wir mit mehr als drei 80 später lernte sie auf der Alster in Knoten segelten. Bei 8 Knoten erreicht Hamburg segeln und die Leidenschaft er seine Nennleistung von 500 W. Einen Sturmtage Ladezustand Motorakku [%] Rauschefahrt Motoren war geweckt. Zu der Zeit kam auch Geschwindigkeitsverlust war nicht zu be- in Nakskov von vor schon die Maike in die Familie Preiss. merken. Törehamn Stockholm 60 Mit ihr eroberte sie zur Segelsaison Windrad und Hydrogenerator liefen bei- nach & Bordakku die Ostsee und half im Winter bei den de auf 24 V und speisten je über ein La- Stenskär laden Arbeiten. Schon früh ließen ihre Eltern degerät in die Motorakkus ein. Dadurch, sie eigenverantwortlich mit Freunden dass die alte Kombination aus Motor, Aufladen Zurück− Bordakku 40 auf dem Schiffchen die Ostsee erkun- Saildrive und Tank zehnmal so schwer motoren + Fahrrinne den. war wie der neue Elektro-Außenboarder von baltic 1 motoren 2005 haben Frauke und Insa das glich sich das Gewicht aus. Die acht Opti- vor Manija Sandiam, con utpatie faci te te erste Mal gemeinsam einen Törn mit ma Blue Top DC sind ideal dafür geeignet, der Maike gemacht. Einige Sommer- Elektromotoren auf Schiffen anzutreiben: empfohlene Entladegrenze der Akkus [25%] 20 dunt volorem iniam, vercing exer sectem quatie min velisi. wochen mit Maike in der Dänischen Stoß- und rüttelfest halten sie viele Zyk- len aus, können bis 25 Prozent entladen wir so gut es ging. Unsere anfänglichen Be- möglich, legten wir unter Segeln an und dem 2 kW-Elektro-Außenboarder ließ sich werden und leisten hohe Ströme, was für denken erwiesen sich als unbegründet, nie ab. Früher hatten wir uns bei Hafenma- die Maike bei Hafenmanövern ebenso gut den Motor nötig ist. Wir maßen keinerlei 0 fiel die Akkukapazität unter 40% Prozent növern selten getraut, den Motor aus zu steuern, wie vorher mit dem 7,5 PS Volvo Kapazitätsverlust. (Bild 3/Seite XYZ). lassen. Und wenn der Diesel erst einmal Penta Innenbordmotor. Die langen Mittsommernächte im hohen Mit der Zeit nutzten wir den Motor of- an ist, mag er es gar nicht, wenn man ihn Norden waren perfekt für unsere Sonnen- 19/04 10/05 31/05 21/06 12/07 02/08 23/08 13/09 fensiver und waren froh, so manch lang- gleich wieder abschaltet. Ganz anders fänger. Die beiden 40 Watt starken Solar- Datum in 2011 baltic sea. pure energy. − Einspeisung Datum in 2011 und Verbrauch wierige Schwachwind-Kreuzerei mit Hilfe der E-Motor: Bei An- und Ablege-Aktio- STARKE EINSPEISER UND SPEICHER zellen (12 V) speisten über ein Ladegerät von ein paar Wh abzukürzen. Doch na- nen unter Segeln wartete er auf Standby Die Kombination macht‘s: Windrad, So- in den 12 V-Bordakku ein und wie man 60 türlich blieben die Segel unser Hauptan- und gab uns damit volle Sicherheit ohne larzellen und Hydrogenerator speisten sieht (Bild 4), reichte die Sonneneinspei- Verbrauch trieb. Wir genossen es, dass wir nun auch Stromverbrauch. immer genügend Energie in die Akkus sung fast für den gesamten Bordstrom. während der Seemeilen unter Motor von In engen Häfen oder bei Wind aus un- ein, so dass der 2 kW starke E-Hilfs-Mo- Man kann sogar darauf laufen. Eine prak- Motornutzung & Bordstrom Messung Lärm, Gestank und Geschmiere verschont günstiger Richtung waren wir aber froh tor die Maike durch enge Fahrrinnen, aus tische Eigenschaft bei einem kleinen Boot 50 blieben. über die gute Manövrierfähigkeit der Hafeneinfahrten gegen den Wind und aus wie der , denn da bleibt nicht viel Platz Motornutzung Einspeisung & Verbrauch kummuliert [kWh] Trotzdem entwickelten wir mit dem Maike unter Motor. E-Motoren geben aus zermürbenden Flauten motoren konnte für die Installation. Bordstrom E-Motor an Bord eine höhere Sensibili- dem Stand besseren Schub als vergleich- und stets genug Strom für GPS und Posi- tät für unseren Energieverbrauch. Wenn bar dimensionierte Dieselmotoren. Mit tionslichter vorhanden war. Einspeisung 40 MESSSYSTEM Wind Während der 21 Wochen unseres Törns Hydro Xxxxxxxxxxxxxx Xxxxxxxxxxxxxx hätten unsere Stromquellen 58 kWh Strom Solar 30 einspeisen können (Wind: 32 kWh, Hyd- ro: 18 kWh, Solar: 8 kWh). Nur 25 kWh davon haben wir für den Stromantrieb genutzt, 7 kWh für den Bordstrom (Bild Schätzung 20 4/Seite XYZ). Um genau über die Einspeisung infor- miert zu sein, haben, wir Messshunts von Philippi in die Minusleitungen von Su- 10 Fotos: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx perwind, Solarzellen und Hydrogenerator eingebaut. Mit deren Hilfe kann die ak- tuelle Einspeisung in Ampere, sowie die seit Messbeginn summierte Einspeisung 0 in Amperestunden je Einspeiser auf ei- nem Touchscreen dargestellt werden. Da das Messsystem erst ab Tallin installiert 21/04 12/05 02/06 23/06 14/07 04/08 25/08 15/09 Sandiam, con utpatie faci te te dunt volorem iniam, vercing exer sectem quatie min velisi. Exer sequis ad ex erit venim iure dipsumm war, sind die Einspeise-Werte in Bild 4 Datum in 2011 Datum in 2011 66 www.segelnmagazin.de 12/2011 12/2011 www.segelnmagazin.de 67
TECHNIK & AUSRÜSTUNG TECHNIK & AUSRÜSTUNG Sandiam, con utpatie faci te te dunt volorem iniam, vercing exer sectem quatie min velisi. Exer sequis ad ex erit venim iure dipsumm olumsan ex elit wisi te te velVerit nim ver incip exerat. Duipsum quip eugiat. Faccummod doluptat dolese vor dem 16. Juni Schätzungen, danach Landstrom geladen haben. Uns fehlte ein Vier Kojen gibt es auf der Maike, doch Messwerte. Wandler, der den Strom aus den Akkus für die Bilder auf der „Crew“-Seite unserer unsere Laptops so übersetzt, dass sie kei- Homepage zeigen viel mehr Gesichter: nen Schaden nehmen. Auch die Laptops „baltic sea. pure energy.“ wurde von der BACKUP-SYSTEM BLEIBT mit „Erneuerbaren“ zu speisen, ist unser Organisation „impuls – Agentur für an- UNBENUTZT nächster Schritt. Haben wir dann immer gewandte Utopien“ und unseren Part- Es gibt ein Gerät an Bord der Maike, das noch zu viel Strom, legen wir einfach ein nerorganisationen in Gdansk, Riga, Oulu den ganzen Törn über ein trauriges Dasein Kabel und speisen ins Landnetz ein. und Kopenhagen auf die Beine gestellt. in der hintersten Ecke der Hundkoje fris- Über das Kochen ohne fossile Energien Wir beide waren als Stammcrew die gan- tete: Ein Ladegerät, mit dem wir Strom hatten wir uns vorab nur am Rande Ge- ze Zeit an Bord, die zwei anderen Kojen für die Akkus von Land (230 V) hätten danken gemacht und uns vor vollendete wurden von insgesamt 22 verschiedenen nachtanken können. Es war für den Fall Tatsachen gestellt, als der letzte Tropfen Mitseglern bewohnt. Es waren Leute von gedacht, dass Windrad & Co nicht genug der noch an Bord befindlichen angebro- unseren Partnerorganisationen, Freunde, einbringen. Zu unserer Freude ist dieser chenen Flasche in unserem Spiritusko- Verwandte – teils mit mehr Segelerfah- Fall nicht eingetreten. Die andere Backup- cher verbrannte. Aber wir hatten ja einen rung als wir, teils Segelneulinge. Crew- viel intensiver kennen als es bei einem lassen, um Naturschutz und Anwohner „Tag des offenen Steckschotts“ – für die Sicherheit war eine Efoy-Brennstoffzelle, Brennstoff aus Biomasse an Bord! Das Me- Wechsel brachte auch immer frischen reinen Segeltörn der Fall gewesen wäre. mit Windkraftanlagen auszusöhnen. In Kinder von heute werden erneuerbare Ener- die Methanol in Strom verwandelt. Sie thanol – eigentlich gedacht für die Brenn- Wind aufs Boot, was den Törn ungemein Wir sahen einige Windparks an der pol- Tallin besuchte uns die Estonian Wind gien selbstverständlich sein lief nur einmal, und das zum Test. stoffzelle – eignete sich sehr gut für das bereicherte. nischen Küste. An endlosen Sandsträn- Energy Association an Bord und erzählte, Für unseren Verbrauch waren Windrad, nicht-fossile Kochen. den kreuzten wir bei Sonnenschein und wie die Erneuerbaren Ölschieferkraftwer- zur Ostsee-Umrundung aufbrach und Solarzellen und Hydrogenerator genug, Kälte gegen den steifen Ostwind an. In ke in Estland ersetzen können. Seglerisch dann auf der Schäre Kumlinge sesshaft rechnerisch hätten sie auch noch für un- OPEN SHIP Gdansk besichtigten wir mit unserer Part- hat Estland alles zu bieten, von kleinen wurde, um dort ein ökologisches Gäste- sere beiden Laptops gereicht, die wir über DIE CREW Oft gab es erstaunte Blicke, wenn wir nerorganisation ein Wasserkraftwerk. An Inseln über schöne Städte bis hin zu ma- haus zu eröffnen. In Mariehamn begeis- fast lautlos in den Hafen einliefen. Auch der technischen Uni erklärte man uns die lerischen Buchten und gut ausgestatteten terten uns Busse, die nicht nach Diesel Windrad, Hydrogenerator, Solarzellen Technik von Solarbooten und wir durften Häfen. Die seemännische Gelassenheit, rochen, sondern nach Fisch: Sie fahren und unser „baltic sea. pure energy.“-Logo auf einem der Sonnenschiffe eine Fahrt mit der die Finnen in den engen Fahr- CO2-neutral mit Fischöl, das aus den auf dem Großsegel waren ein Blickfang, mit sechs Knoten „just going on solar“ wassern kreuzen, mussten wir uns erst Abfällen einer Fischfarm in der Nähe der uns mehr als 600 Besucher an Bord erleben. angewöhnen. Von der Schönheit der fin- aufbereitet wird. Einen grandiosen Aus- bescherte. In einigen Häfen haben wir – Von Hel in Polen wurde es ein langer nischen Schärenwelt waren wir gleich blick hatten wir auf den Åland-Schären. häufig mit Vorankündigung in lokalen Schlag bis Klaipeda, wo wir ein Geother- eingenommen. Von der Spitze einer 2,3 MW „Offshore Medien – ein „Open Ship“ veranstaltet: mie-Kraftwerk besichtigten. Litauen hat Auf den Åland-Schären besuchten wir on the Rocks“-Windkraftanlage genossen Jeder, den unser Energiesystem interes- nach Abschaltung seines Atomreaktors Thorsten Krüger, der einige Jahre vor uns wir die weite Sicht über Meer, Segelboote sierte, war herzlich willkommen. Außer- jetzt die Chance den Energiewende-Weg und Schären. dem kamen wir in vielen Häfen mit ande- einzuschlagen, um nicht länger von Im- Auf dem Weg nach Norden hatten wir ren Seglern ins Gespräch. porten aus Russland abhängig zu sein. In überraschend wenig Wind. Viele Flauten- einem hübschen neuen Hafen in Mersrags tage, die aber auch ihr Gutes hatten, denn (Lettland) bestaunten wir ein Vertikalach- der längere Aufenthalt in so manchem Ha- ENERGIEWENDE RUND OSTSEE sen-Windrad. Die Innovation scheint in fen brachte uns spannende Begegnungen Fotos: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx „baltic sea. pure energy.“ – das sind für diesem Ort in der Rigaer Bucht zu Hause mit interessanten und liebenswerten Men- uns der eigene Umbau, das Ausprobieren zu sein: Der junge Bürgermeister steckt schen. So wurden wir von einer freund- der persönlichen Energiewende und un- voller Ideen: von der Solaranlage auf dem lichen Fischerfamilie zur Fischsuppe ein- sere Projektbesuche rund um die Ostsee. Dach der Schule bis hin zu EU-Projekten geladen. Sie erzählte uns von ihrer Sorge, Nun ist der Kreis geschlossen (Bild 1) und im Bereich Naturschutz und Windkraft. dass E.on ein neues Atomkraftwerk in ihrer die Karte gibt einen Überblick, wo wir In Virtsu (Estland) lernten wir von der Nähe bauen lässt. Erfreulicheres lernten Sandiam, con utpatie faci te te dunt volorem iniam, vercing exer sectem quatie min velisi. welche Projekte erlebten. Durch die Be- Erneuerbaren-Energien-Firma 4Energia, Sandiam, con utpatie faci te te dunt volo- wir in Kempele bei Oulu in Nordfinnland Exer sequis ad ex erit venim iure dipsumm olumsan ex elit wisi te te velVerit nim ver incip suche vor Ort lernten wir die Länder sehr wie sich pragmatische Lösungen finden rem iniam, vercing exer sectem quati kennen: eine Offgrid-Siedlung, die sich ➤ 68 www.segelnmagazin.de 12/2011 12/2011 www.segelnmagazin.de 69
Berühmte Weggefährten: die TECHNIK & AUSRÜSTUNG „alte“ Alexander vom Hum- TECHNIK & AUSRÜSTUNG boldt vor einem Windpark in ????????????????????????? Törnverlauf und besuchte Öko-Projekte die Häuser auf den Inseln und auch die In Kopenhagen waren wir beeindruckt bestechend einfach, mal ausgefuchst Fähren, zwischen denen die schwedi- von der Fahrrad-Mobilität und im For- und komplex. Aber das Wichtigste sind schen Segler munter kreuzten. schungszentrum Risö durften wir einen die Menschen mit den guten Ideen, die Beim Thema Nachhaltigkeit und Um- Blick in die Zukunft der Energie werfen: Energiewende-Macher rund um die Ost- weltschutz sind die schwedischen Segler Solarzellen-Drucker, Supraleiter und vie- see. Die Begeisterung dieser Pioniere ist Vorreiter. Wohl jeder ökologisch sensibili- les mehr. Einiges wird auch schon in der ansteckend und motivierend. Wir haben sierte Segler kennt die Frage: Giftiger An- Praxis ausprobiert: Wir sahen eine Wind- nicht nur die Natur rund um die Ostsee strich oder bewachsen lassen? In Schwe- Wellen-Pilotanlage names Poseidon in intensiv kennengelernt, sondern auch die den begegnete uns in Nynäshamn eine Nakskov auf Lolland und besuchten Ves- Menschen, die dort leben. grandiose Idee: Dort hatte man eine Un- tenskov, das erste Wasserstoff-Dorf der terwasser-Bootswaschanlage installiert. Welt. So wird die Alternative getestet: Zwei- bis In Kiel durften wir private Solaranlagen SEGELGENUSS & TERMINSEGELN dreimal im Jahr in die Waschanlage fah- besichtigen und auf Fehmarn lernten wir, „Ein bisschen weniger Terminsegeln, ein ren und schon muss man sich nicht mehr dass dort mit Hilfe von Wind und Solar so bisschen mehr ‚Es kommt auf den Wind vor bremsenden Seepocken-und Algen- viel Strom produziert wird, dass sich der an’“, beschrieben wir unseren Wunsch Kolonien am Rumpf fürchten (siehe auch Eigenbedarf 2,5-Mal decken lässt. im segeln-Artikel vor dem Start (Ausga- Seite XYZ). Soweit ein kleiner Einblick in unsere be 5/2011) unseres Törns. Rückblickend Über Visby auf Gotland ging es weiter Projekte. Auf unserer Homepage www. können wir sagen: Gute Wettervorhersage gen Süden. In Kalmar besuchten wir das baltic-sea-energy.de haben wir Links und und entschleunigte Planung haben Ter- eXperiment Labbet: Von erhobenem Zei- Blogeinträge zu allen von uns besuchten minsegeln mit der Windabhängigkeit ei- gefinger keine Spur! Anstatt die Proble- Projekten zusammengestellt. nes Segelboots versöhnt. Unser täglicher me unserer derzeitigen Energieversorgung Oft waren wir beeindruckt von der Blick auf die Vorhersage bescherte uns ei- nur anzuprangern, werden Lösungsansät- jeweiligen technischen Lösung – mal nen Zugewinn an Segelgenuss. Mit einem ze für alle Altersstufen verständlich dar- dicken Dieseltank an Bord, mit dem man gestellt. Ein schönes Beispiel, wie sich problemlos 100 sm am Stück motoren mit einem Windkraftwerk und einer Pellet- der Ostsee erreicht zu haben. Ganz süß hat auf. Dank dem kostenlosen schwedischen Themen spielerisch aufbereiten und aus kann, verliert man die Nähe zu Wind und Anlage komplett selbst versorgt. die Ostsee so weit nördlich geschmeckt! Hafenführer, den man in den meisten einer optimistischen Grundhaltung her- Wetter: Wir mit unserem „Erneuerbaren- Von einem schwedischen Segler, den wir Und wie angenehm war es, Tag und Nacht Yachtclubs bekommt, und den schwedi- aus erlebbar machen lassen. Das Wetland- System“ hingegen machten es anders: Sah in Estland getroffen haben, erfuhren wir, bei Helligkeit, meist sogar begleitet von schen Batsport-Karten, entdeckten wir Biogas-Algae Projekt in Trelleborg macht zum Beispiel einer der drei nächsten Tage Fotos: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx dass das vielzitierte Haparanda gar nicht spektakulären Farbspektakeln, segeln zu einige neue Lieblingshäfen. Bei Umea in aus einem Problem eine Ressource: Die flautig aus, war klar, an welchem wir all der nördlichste Punkt der Ostsee ist! Es ist können! Als wir ein paar Finnen darauf Nordschweden erlebten wir, wie ein altes Algenhaufen am Strand werden zu Bio- die Dinge tun würden, die man an Land Törehamn. Er erzählte uns auch von der ansprachen, fragten sie uns verwundert: Wasserkraftwerk zum Energie-Center um- gas verarbeitet. Windstärken von bis zu 8 genießen kann. Kündigte sich das „Wind- Tonne mit dem Briefkasten: Wir warfen “Does it get dark in summer in Germa- gebaut wird: Noch nie zuvor wurde uns Beaufort aus West an der schwedischen Komfortfenster“ an, setzen wir die Segel auf N 65 54,07 E 22 39,00 das ausgefüllte ny??!” die Sache mit dem Strom so anschaulich Südküste warfen fast unsere Terminpla- bereits bei Sonnenaufgang. Die Vorfreude Formular in den Briefkasten an der Tonne Dann die schwedische Küste. Kaum hat- vermittelt. Mit Rauschefahrt brausten wir nung für Kopenhagen durcheinander: auf Rauschefahrt und gutes Vorankommen und sind gespannt auf das Zertifikat, das ten wir einen der schönen Schärengärten entlang der Höga-Küsten. Je näher wir Drei Tage lang haben wir ein Sturmtief in Sandiam, con utpatie faci te te dunt volo- nahm dem frühmorgendlichen aus-den- uns bescheinigt den nördlichsten Punkt durchsegelt, nahm uns bereits der nächste Stockholm kamen, desto größer wurden Ystad abgewartet. rem iniam, vercing exer sectem quatie Kojen-Kriechen den Schrecken und ➤ 70 www.segelnmagazin.de 12/2011 12/2011 www.segelnmagazin.de 71
TECHNIK & AUSRÜSTUNG TECHNIK & AUSRÜSTUNG spätestens beim ersten Sonnenstrahl und dampfendem Kaffee bei 5 Knoten wussten Das Energeisystem an Bord im Detail wir: Das war es mal wieder wert. 1 4 6 AUSBLICK Die Maike bleibt Erneuerbare-Energien- Boot. Hydrogenerator und Brennstoffzel- le standen uns lediglich als Testgeräte für den Törn zur Verfügung. Aber Windrad und Solarzellen werden ausreichen, um den Strombedarf für Motor und Bord- strom zu decken. Wir möchten die Nut- zung noch optimieren, indem wir auch 230V-Geräte (z.B. Laptop) an Bord aus den Akkus speisen können und eventuell das Messsystem durch die Integration einer Akkuanzeige in das Display verbessern. In der Greifswalder Museumswerft, wo wir 5 7 im letzten Winter für unsere Umbauarbei- ten so freundlich aufgenommen wurden, wird die Maike auch dieses Jahr die kal- te Jahreszeit verbringen. Sie wird ab der nächsten Saison im Greifswalder Bodden und rund Rügen die maritime Elektromo- bilität erlebbar machen. Wir sind gespannt 2 3 auf den Langzeittest. Angedacht haben wir außerdem Infor- mationsveranstaltungen, bei denen wir von unseren Erfahrungen erzählen. Auch einen Segeltörn für Bootseigner, die ihr Boot umrüsten wollen, möchten wir auf die Beine stellen. Wer Interesse hat, schreibt uns gerne eine E-Mail an info@ baltic-sea-energy.de. Wir freuen uns dar- Sandiam, con ➊ Windrad „Superwind 350“ war der Hydrogenerator nicht voll aus- Wichtige Komponente des Energiemanage- Gesamtwirkungsgrad: 51 Prozent Energie-Einspeiser den Energiebedarf utpatie faci te te Nennleistung: 350 W gelastet. Doch auch bei unseren Ge- ments an Bord der Maike: Bei sonniger Nennspannung in Volt: 24,0 – 25,9 V nicht decken können. Dieser Fall ist nicht dunt volorem in- Einschaltwindgeschwindigkeit: 3,5 m/s schwindigkeiten hätte er 18.000 Wh zur Flaute sind sie die einzigen, die arbeiten. Gewicht: 16 kg eingetreten. Wir halten sie für Boote mit iam, vercing exer Nennwindgeschwindigkeit: 12 m/s Energiegewinnung beitragen können (750 Infos: www.loew-energy.de Der kleine, leichte Außenborder hat uns höherem Energiebedarf für eine gute und sectem quatie Ein leiser und zuverlässiger Energie- Ah bei 24 V). Waren die Akkus voll, wurde aus Flauten geschoben, durch schmale sinnvolle, wetterunabhängige Ergänzung. min velisi. Einspeiser und unsere Hauptstromquelle. der Strom über das Ladegerät in Wärme ➍ Akkus Optima „Blue Top DC 5,5“ Fahrrinnen gebracht und unser Segelboot Methanol ist rund Ostsee in allen größeren 32.000 Wh hat das Windrad ins System umgewandelt. Kein messbarer Geschwin- Die Optima-Batterien mit SpiralCell-Techno- in engen Häfen manövrierfähig gemacht. Städten zu bekommen. Infos: www.sfc.com eingespeist, das sind 1.333 Ah bei 24 digkeitsverlust durch den Widerstand logie sind rüttelfest, halten hohe Ströme Er hat die Maike mindestens genauso gut V. Einige der Wh dieser Energie wurden der Schraube im Wasser. Besonders zu und viele Zyklen aus. Nutzt man je Zyklus manövriert wie der 150 kg schwere 7,5 ➐ Philippi Systemmonitor „PSM“ über die Lastwiderstände in Wärme empfehlen für schnelle Boote, die viel un- 75 Prozent der Kapazität, haben die Akkus PS-Innenborder, den er ersetzte. 2 kW ver- Das Touchscreen-Display zeigt die Ein- umgewandelt, da unser Energiespeicher terwegs sind. Infos: www.bukh-bremen.de nach 300 Zyklen noch immer 70 Prozent braucht er bei vollem Schub. Aber schon speisung von Windrad, Solarzellen und voll war. Wir haben die Windradhalterung der Nennkapazität. Nach einer Saison war mit 300 W brachte er uns auf 3 Knoten. Hydrogenerator in Ampere an. Gemessen am Heckkorb der Maike befestigt. Es gab ➌ Solarmodule „Enecom Stripe“ keine Kapazitätsreduktion festzustellen. 8 Infos: www.torqeedo.com wird über Messshunts: Je einen haben keine Vibrationsübertragungen auf den Nennleistung: 2 x 40 Watt Akkus speichern für uns 7.200 Wh (300 wir in die Minusleitungen der Einspeiser Bootsrumpf. Eine wichtige Komponente Die beiden Solarmodule haben zusam- Ah bei 24 V). Das reichte aus, um unseren ➏ Brennstoffzelle „Efoy 1600“ eingebaut und über Datenkabel mit dem Fotos: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx im Einspeiser-Team, die auch im Hafen men eine Peak-Leistung von 80 Watt. Sie Energiebedarf für den Motor zu decken. Nennleistung: 65 W Systemmonitor verbunden. arbeitet. Infos: www.superwind.com sind betretbar, seewasserfest und bis zu Den neunten Optima-Akku nutzen wir mit Methanolverbrauch: 0,9 Liter/kWh Zusätzlich konnten wir auf dem Display 30° biegbar. Sie speisten bei 12 V über 75 Ah bei 12 Votl für unseren Bordstrom. Die Brennstoffzelle wandelt die im Metha- das bisher Geleistete ablesen. Sehr hilf- ➋ Hydrogenerator „Watt&Sea“ ein Ladegerät insgesamt 8.000 Wh in Infos: www.optima-batterien.eu nol enthaltene chemische Energie ohne reich, um über die Einspeisung Bescheid Leistung: 500 Watt bei 8 Knoten, unseren 12 V-Bordakku ein (667 Ah). An große Wirkungsgradverluste in elektrische zu wissen. Das Energiemanagement-Sys- 130 Watt bei 5 Knoten Reisegeschwindig- Deck aufgeklebt, wurden sie manchmal ➎ E-Motor Torqeedo „Cruise 2.0 R“ Energie um. Die Brennstoffzelle war unser tem wäre erweiterbar um die Anzeige des keit; startet bei 2 - 3 Knoten verschattet, bei idealer Standortwahl Eingangsleistung: 2.000 W Backup für den Energienotfall. Sie sollte Akku-Ladezustands. Infos: www.philippi- Da die Maike 8 Knoten selten erreicht, hätten sie noch mehr einspeisen können. Vortriebsleistung: 1.020 W eingreifen, wenn die wetterabhängigen online.de 72 www.segelnmagazin.de 12/2011 12/2011 www.segelnmagazin.de 73
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