WP- Solar-Anlage Savièse (VS) - Analyse Messwerte und Systemvergleich

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WP- Solar-Anlage Savièse (VS) - Analyse Messwerte und Systemvergleich
WP- Solar-Anlage Savièse (VS)
Analyse Messwerte und Systemvergleich

CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau   1/36
WP- Solar-Anlage Savièse (VS) - Analyse Messwerte und Systemvergleich
Autoren

                           Franz Kalberer
                           Dipl. Masch.-Ing. HTL
                           Amstein & Walthert AG, Rosenbergstr. 8, 9000 St. Gallen
                           f.kalberer@bluewin.ch

                           Martin Pfirter
                           Ing. BSc FHNW
                           FHNW, Institut Energie am Bau , St. Jakobs-Strasse 84, 4132
                           Muttenz
                           martin.pfirter@fhnw.ch	
  	
  

                           Alan Wakefield
                           Dipl. Architekt ETH
                           Kanton BS, Hochbauamt, Münsterplatz 11, 4001 Basel
                           alan.wakefield@gmx.ch

Der vorliegende Bericht wurde von den Studierenden des CAS Eneuerbare Energien im Rahmen einer
Zertifikatsarbeit erarbeitet.
Es muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die Arbeit nicht im Rahmen eines
Auftragsverhältnisses erstellt wurde. Die verwendeten Messwerte wurden durch den Bauherrn zur
Verfügung gestellt und durch die FHNW aufbereitet.
Weder die Autor/innen noch die Fachhochschule Nordwestschweiz können für Aktivitäten auf der Basis
dieser Studierendenarbeit planerische Haftung übernehmen.

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Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung .................................................................................................. 4	
  
1.	
   Einleitung .......................................................................................................... 5	
  
       1.1.	
   Aufgabenstellung ................................................................................... 5	
  
       1.2.	
   Vorgehen................................................................................................ 5	
  
       1.3.	
   Dank ....................................................................................................... 5	
  
2.	
   Anlagenbeschrieb ............................................................................................. 6	
  
       2.1.	
   Situation ................................................................................................. 6	
  
       2.2.	
   Das Heizsystem ..................................................................................... 6	
  
       2.3.	
   MSR und Hydraulik ................................................................................ 9	
  
3.	
   Messwertanalyse............................................................................................ 11	
  
       3.1.	
   Ausgangslage Messkonzept ................................................................ 11	
  
       3.2.	
   Energetische Bewertung ...................................................................... 11	
  
       3.3.	
   Allgemeine Definition der Effizienz-Kennzahlen .................................. 13	
  
       3.4.	
   Energetische Bewertung des Wärmeerzeugersystems ....................... 15	
  
       3.5.	
   Betriebsbedingungen der Wärmepumpe ............................................. 16	
  
       3.6.	
   Schlussfolgerungen .............................................................................. 18	
  
4.	
   Variantenvergleich mit Polysun ...................................................................... 19	
  
       4.1.	
   Anpassung der Aufgabenstellung ........................................................ 19	
  
       4.2.	
   Untersuchte Varianten ......................................................................... 19	
  
       4.3.	
   A- Varianten: Erdwärmesonde mit Wärmepumpe und Solarkollektor .. 19	
  
       4.4.	
   B-Varianten: Wärmepumpe Luft/Wasser mit Solarkollektoren ............. 22	
  
       4.5.	
   Betrachtung der Quellentemperaturen: ................................................ 24	
  
       4.6.	
   Schlussfolgerungen .............................................................................. 25	
  
5.	
   Wirtschaftlichkeit des Heizsystems ................................................................ 27	
  
       5.1.	
   Heizsystem EFH Savièse ..................................................................... 27	
  
       5.2.	
   Barwertvergleich der Kosten von Wärmepumpensystemen ................ 28	
  
       5.3.	
   Jahreskostenvergleich mit weiteren Heizsystemen ............................. 30	
  
       5.4.	
   Umweltbelastungsvergleich ................................................................. 30	
  
Quellenverzeichnis ................................................................................................ 32	
  
Anhang .................................................................................................................. 33	
  

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Zusammenfassung

Im Rahmen dieser Zertifikatsarbeit wurde ein Gebäudetechnik-System untersucht,
welches zur Zeit noch eher experimentell angewendet wird. Die Bausteine bilden
hierbei ein unverglaster Solarkollektor, ein konventioneller Kombispeicher, ein
Eisspeicher, sowie eine Wärmepumpe. Der Vorteil des selektiv beschichteten
Metallabsorbers liegt darin, dass dieser auch sensible Wärme verwerten und somit
in einem grossen Temperaturspektrum Energiegewinne erzielen kann. Ist die
Betriebstemperatur des Kollektors hoch, so wird die Wärme konventionell über den
Kombispeicher direkt verwertet. Sind die Temperaturen jedoch tief, kann die
Umweltwärme in den Eisspeicher transportiert werden. Dieser wird als
Wärmequelle für die Wärmepumpe betrieben. Dank des grossen Speicher-
vermögens, das sich aufgrund des Phasenwechsels Eis/Wasser ergibt, verfügt der
Eisspeicher über eine grosse Wärmekapazität. Er soll möglichst viele
Betriebsstunden mit einer WP-Quellentemperatur von grösser als 0°C
ermöglichen.

Um die Effizienz des Systems quantifizieren zu können, wurde das System über
den Zeitraum von einem Jahr ausgemessen. In diesem Zeitraum ergab sich ein
Systemnutzungsgrad von 4.0, die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe erreichte
den Wert von 3.7 und ist mit einer Sole/Wasser-Wärmepumpe mit Erdwärmesonde
als Quelle vergleichbar. Die Auswertungen zeigten auf, dass die Temperatur des
Eisspeichers in etwa 30% aller Wärmepumpen-Betriebsstunden kleiner ist als 0°C,
dies ist ein Indiz dafür, dass der Eisspeicher unterdimensioniert ist. Bei einer
korrekten Dimensionierung des Speichers kann somit davon ausgegangen
werden, dass die Effizienz einer sehr guten Sole/Wasser-Wärmepumpe erreichbar
ist.

Mit dem Programm Polysun wurden Varianten untersucht, wo anstelle des
Eisspeichers eine Erdsonde bzw. die Umgebungsluft als Wärmequelle diente. In
dieser Kombination ergeben erwartungsgemäss die Varianten mit verglasten
Kollektoren die besseren Systemnutzungsgrade. Eine Erdsonden-WP im
Zusammenspiel mit einem verglasten Solarkollektor verspricht einen gegenüber
dem gemessenen Systemnutzungsgrad des EFH Savièse höheren Wert. Eine
solche Lösung wäre allerdings mit Mehrkosten und grauer Energie für die
zusätzliche Erdsondenbohrung verbunden. Die Simulationen deuten darauf hin,
dass die Kombination von Wärmepumpen und Solarkollektoren den Strombedarf
deutlich senken kann.

Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen belegen, dass das System EFH Savièse
konkurrenzfähig zu den anderen WP-Anlagen und auch anderen Heizungen im
Einfamilienhausbereich ist. Durch eine weitere Optimierung des
Systemnutzungsgrades oder eine Senkung der Anlagekosten, wird bei steigenden
Strompreisen sogar ein Vorteil resultieren.

Für Standorte mit überdurchschnittlicher Einstrahlung oder fehlender Möglichkeit
einer Erdwärmenutzung ist die Lösung EFH Savièse prüfenswert (sofern eine
Niedertemperaturheizung realisierbar ist). Im Gegensatz zu einem nur auf direkter
Solarwärmenutzung basierten System ohne Zusatzheizung, entfällt der
Platzbedarf für eine saisonale Speicherung. Der Metallabsorber lässt sich in
Dach- oder Fassadenflächen integrieren und benötigt etwa 30 m2 für ein grösseres
EFH. Eine Adaption des Systems für grössere Wohn- oder Bürobauten ist
denkbar.

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1.         Einleitung

1.1.     Aufgabenstellung
Das in dieser Arbeit näher betrachtete Heizsystem für das EFH in Savièse (Kanton
Wallis) nutzt Solarstrahlung und Umweltwärme mittels Kollektor, Kombispeicher,
Wärmepumpe und einem Eisspeicher. Dazu wird ein in Deutschland entwickeltes
Komplettsystem zur Beheizung von Einfamilienhäusern verwendet, aber bezüglich
Kollektortyp modifiziert.

Die Anlage wurde während des ersten Betriebsjahres detailliert vermessen. Eine
Wetterstation hat alle relevanten Meteodaten erfasst, die Systemzustände und alle
Energiebezüge wurden ebenfalls detailliert erfasst. Dies ergibt die Möglichkeit die
erreichte Effizienz und Leistungsfähigkeit des Systems zu analysieren und mit
anderen Anlagen zu vergleichen. Es interessieren uns die Einflüsse der
Komponenten Eisspeicher, Kollektortyp und der Vergleich mit einer
Erdwärmesonden-WP. Neben der technischen Auswertung werden weitere
Kriterien wie Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit, Platzbedarf etc. betrachtet. Ziel ist
es, das Potential des Systems in Vergleich zu anderen regenerativen
Heizsystemen einschätzen zu können.

1.2.     Vorgehen
Mittels den vorhandenen Unterlagen und einer gemeinsamen Begehung der
Anlage am 5. November 2011 zusammen mit dem Bauherrn, Herr Bernhard
Thissen, wurden die Funktionsweise der Anlage und die Randbedingungen
geklärt. Durch Auswertung der Messwerte in Bezug auf die relevanten
Fragestellungen wurden wichtige Kennwerte ermittelt bzw. bereits vorhandene
Angaben überprüft:
     •     Jahresarbeitszahl Wärmepumpe
     •     Nutzungsgrad Gesamtsystem
     •     Anteil der direkt und der indirekt verwerteten Solarerträge
     •     Betriebsbedingungen der Wärmepumpe

Durch die Simulation der Anlage mit dem Programm Polysun sollte der Einfluss
der verschiedenen Komponenten untersucht werden. Leider erwies sich die
Simulation des Systems -insbesondere des Eisspeichers- als zu komplex für die
vorhandene Bearbeitungszeit. Alternativ wurden darum mehrere Varianten WP
Luft und WP Erdsonde in Kombination mit Solarkollektoren untersucht.

Mittels Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen basierend auf der Barwertmethode wurde
die bestehende Anlage verschiedenen Wärmepumpensystemen verglichen. An
Hand eines bestehenden Tools zum Vergleich von Jahreskosten (Annuitätskosten)
wurde der Vergleich auf typische Heizsysteme im Einfamilienhausbereich
erweitert.

1.3.    Dank
Wir möchten uns bei Herrn Bernard Thissen herzlich bedanken, dass er uns die
Anlage ausführlich erklärt und die notwendigen Angaben und Unterlagen zur
Verfügung gestellt hat. Herrn Ralf Dott danken wir für die Vorbereitung und
Begleitung der Arbeit inkl. Besichtigung vor Ort. Vela Solaris AG für die
Unterstützung bezüglich Polysun.

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2.         Anlagenbeschrieb

2.1.    Situation
Savièse befindet sich in der Nähe von Sion auf 850 m.ü.M. an einem gut
besonnten Südhang. Die Wetterstation Sion weist eine mittlere Globalstrahlung
von 154 W/m2 bzw. gesamthaft 1'350 kWh/m2a aus. Gemessen wurde während
der Messperiode eine mittlere Globalstrahlung von ca. 170 W/m2 in Nähe des
Absorbers. Die Einstrahlungswerte sind für die Schweiz überdurchschnittlich hoch.

Das Einfamilienhaus ist ein älteres Walliserhaus aus Stein und Holz erbaut. Es
wurde im Minergie-Standard (aber noch ohne kontrollierte Lüftungsanlage)
renoviert und befindet sich im alten Dorfkern. Auf die Beibehaltung des
ursprünglichen Gebäudeausdrucks wurde geachtet. Die Absorberfläche von rund
30m2 ist auf der Ostseite in das 20° geneigte Dach integriert bzw. bildet die
Dacheindeckung. Von der Strasse aus ist die Kollektorfläche nicht sichtbar.
Gemäss Aussage Bauherr wurde im Winter mehrfach der Schnee von Hand
abgeräumt, da die Antaufunktion des Systems dazu nicht taugt. Er empfiehlt den
Kollektor nach Möglichkeit stärker geneigt aufzustellen damit der Schnee
abrutschen kann.

Die EBF ist 230 m2, die Heizleistung der WP beträgt max. 8 kW (Quelle: Rapport
Intermediaire, Energie Solaire S.A., www.energie-solaire.com). Der gemessene
Wärmebedarf betrug über ein Jahr für die Heizung 10'630 kWh und für
Warmwasser 1'677 kWh. Insgesamt betrug somit der Nutzwärmebedarf 53.5 kWh/
m2 EBF. Für die Wärmeabgabe wird eine Niedertemperaturwandheizung
verwendet. Das Haus besitzt in der Küche einen Holzherd, der in den Messungen
nicht erfasst ist und gemäss Aussage Bauherr sporadisch genutzt wurde.
Zusätzlich wurde ein bestehender Holzheizkessel im System eingebunden. Dieser
wurde jedoch während der Messperiode bewusst nie benutzt. Das Haus wird von
zwei Personen bewohnt, die auch viel ausser Haus sind (Wärmebedarf ist
vermutlich entsprechend etwas reduziert).

2.2.    Das Heizsystem
Das im EFH Savièse eingesetzte System zur Wärmeerzeugung für Raumwärme
und Warmwasser basiert auf dem System der Firma Consolar und nennt sich
Solaera. Dieses gewinnt über Hybridkollektoren nicht nur Strahlungswärme der
Sonne, sondern kann auch die Energie der Umgebungsluft nachts oder bei
bedecktem Himmel nutzen und an den Eisspeicher abgeben. Durch die
Wärmepumpe wird die Umweltwärme auf das für Raumwärme und Warmwasser
benötigte Temperaturniveau angehoben.

Das mit Ausnahme des Kollektors beinahe identische System Solaera wurde in
Deutschland bereits mehrfach erprobt und ist als Heizsystem für Einfamilienhäuser
auf dem Markt. Aufgrund von Feldmessungen wird vom Hersteller Consolar ein
erreichbarer Systemnutzungsgrad zwischen 4 und 7 angegeben (Quelle:
www.sonne-heizt.de/Produkte/ Solarheizung/solarheizung.html).

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Rückseite der Kollektoren angesaugt, über einen                  Wirkungsgweise Hybridkollektor
    speziellen, mit dem Absorber fest verbundenen Luft-
    wärmetauscher geführt und auf der Vorderseite der
    Kollektoren wieder ausgebla sen.

                                                                       Scheint die Sonne, funktioniert er als Solarkollek-
                                                                       tor, der die Solarflüssigkeit erwärmt und diese an
                                                                       den Kombi- oder den Latentwärmespeicher abgibt.
                                                                       Bei bedecktem Himmel wird durch ein Ge bläse
                                                                       Umgebungsluft durch den Kollektor geblasen.
                                                                       Diese Luft gibt ihre Wärme an die zirkulierende
                                                                       Solarflüssigkeit ab, welche in den Latentwärme -
                                                                       speicher transportiert wird. Dort steht die Wärme
                                                                       der Wärmepumpe zur Verfügung.
                                                                       Wenn die Sonneneinstrahlung zu gering ist, um
                                                                       die Solarflüssigkeit ausreichend für eine direkte
                                                                       Erwärmung des Kombispeichers zu nutzen, wird
                                                                       die Solarwärme in die Energie-zentrale umgeleitet.
                                                                       Wenn gleichzeitig Wärme benötigt wird, kann die
                                                                       Wärme-pumpe die Temperaturen für Warmwasser
                                                                       oder Heizung anheben.
BildÜber
      2.1dieFunktionsweise      System
             Hybridkollektoren kann       Solaera
                                    auf zwei Arten (Quelle: www.sonne-heizt.de)
                                                              Wird mehr Wärme benötigt als im Kombi-speicher
    Wärme von außen aufgenommen werden: Durch                            zur Verfügung steht, schaltet sich die Wärme-
    Sonnenstrahlung oder - z. B. bei bedecktem Himmel                    pumpe ein. Sie entzieht dem Latentwärme speicher
Die-den
      durch ein Gebläse. Wenn Umgebungsluft durch
      Kollektorfläche
         Kollektor geblasen wird, kann der im Wasser-
                                                                         Niedertemperatur-wärme, und bringt diese auf ein
                                                                         höheres Temperaturniveau.
    Eis-Latentspeicher
Während        die      abgekühlteder
                    Kollektoren      Solarkreislauf
                                          Firma      der
                                                   Consolar     die Umgebungswärme               über
    Umgebung Wärme entziehen und damit den Latent-
eingebaute        Ventilatoren
    speicher erwärmen.             undmehr
                          Wird nachts     Wärmetauscher
                                              Wärme be-              Heizen
                                                                auf das    Fluidmit   einem Eisspeicher
                                                                                  übertragen,        verwendet
dernötigt
      Bauherr
            als im beim  EFH Savièse
                   Kombispeicher              einen
                                   zur Verfügung       nicht verglasten Metallabsorber, der die
                                                   steht,
    läuft die Wärmepumpe. Dabei kann sie die tagsüber
Umgebungswärme              im tiefen
    eingespeicherte Niedertempera        Temperaturbereich
                                      turwärme   des La-            ohne    Hilfsenergie auf den
                                                                     Herkömmliche Wärmepumpen machen Niedertempe-
Solarkreislauf       überträgt.
    tentspeichers entziehen.       Dafür
                               Durch        wird eine
                                       das Abkühlen   bzw.geringereraturwärme
                                                                       Ausnutzung       derInSolarstrahlung
                                                                                  nutzbar.       dem Latentwärme -
    Einfrieren des Wassers im Latentspeicher wird die                /Eisspeicher des SOLAERA-
in Folge     höherer    Wärmeverluste          in
    im Wasser gespeicherte Wärme nutzbar. Über die
                                                  Kauf    genommen.       Der   Bauherr,      Herr    B. Thissen
                                                                     Systems wird Wärme auf ei-
ist Wärme
    Geschäftsführer         derWärme
             pumpe wird diese     Firma aufEnergie
                                            ein höheresSolaire SA,nem welche     diesen
                                                                           niedrigen        Absorber in der
                                                                                     Temperaturni-
    Temperaturniveau
Schweiz       herstellt gebracht.   So kann In
                         und vertreibt.      sie diesem
                                                 zur Trink- Sinne handelt      es sich
                                                                     veau verlustfrei     beim EFH um
                                                                                      gespeichert.
    wassererwärmung und zur Raumheizung direkt ge-                   Durch das Auftauen und Ein-
einen
    nutzt„Testbetrieb“
           werden.          für eine neue Anwendung desfrieren        Metallabsorbers.
                                                                             von Wasser lässt sich
                                                                     sehr viel Energie auf sehr klei-
                                                                     nem Raum speichern. Das
        Das SOLAERA-System
„Die Technologie      von EnergienutztSolaire
                                       direkt die bei Son-
                                               basiert  auf einem Flachkollektor
                                                                     Fassungsvolumen mit des
                                                                                         Kissenstruktur
                                                                                              320-          aus
        nenschein im Kollektor gewonnene Wärme, um                   Liter-Latentwärme   -
Edelstahl    und einer selektiven Schwarzchrombeschichtung,             die höchste Wirkungsgrade         und
        den Kombispeicher zu erwärmen. Dieser stellt                 /Eisspeichers des SOLAERA-
Langlebigkeit     gewährleistet…Ursprünglich
        als Zwischenspeicher    dem Haus Warmwasser-war der Absorber     dafür gedacht, in der Fertigung von
                                                                     Systems entspricht somit ei-
verglasten    Flachkollektoren
        und Heizwärme             eingesetzt
                         zur Verfügung.    Wird zu
                                                die werden.
                                                    Solar-   Seit Mitte
                                                                     nemder   80er Jahre wird er auch als
                                                                           2500-Liter-Wärmespei-
unverglaster
        wärme im Kollektor
                    Momentverwendet.…       Bei Kollektortemperaturen
                             nicht benötigt (Wärmepumpe                     im Bereich
                                                                     cher. Dem            vonim30°C
                                                                                 Wasser/Eis       La- bis 50°C
        ist aus),
liefert der       kann sie an
             unverglaste       den Latentspeicher
                           Kollektor   von Energie  abgege-
                                                       Solaire Ergebnisse,    die vergleichbar
                                                                     tentwärmespeicher             sind mit
                                                                                           wird Wärme       den und über
                                                                                                        entzogen
besten,benzurwerden,
               Zeit amda dieser auf einer niedrigeren
                        Markt verfügbaren, verglasten Kollektoren,   eine Wärmepumpe
                                                                            und dies zu auf    ein höheres Temperaturniveau
                                                                                           niedrigeren
        Temperatur arbeitet als der Kombispeicher.                   gebracht, so dass sie zur Heizung und Warmwas-
Kosten…“ (Quelle: www.energie-solaire.com).                          serbereitung einsetzbar ist.

Aufgrund der Auswertung gemäss dem Fact Sheet SPF (www.solarenergy.ch)
zeigt sich, dass der relative Wirkungsgrad bis ca. 30° Temperaturdifferenz
zwischen Solarkreislauf und Umgebungstemperatur mit einem verglasten Kollektor
mithalten kann. Darüber liegt der Wirkungsgrad deutlich tiefer. Bei Wind muss mit
grösseren Ertragseinbussen gerechnet werden.

Die Vorteile des nicht verglasten Absorbers sind:
     •     Sensible Wärmegewinne lassen sich realisieren, sobald die
           Umgebungstemperatur über der Temperatur des Fluids ist (dies bedeutet,
           dass auch bei relativ tiefen Außentemperaturen das durch die WP
           abgekühlte Medium über den Absorber etwas erwärmt und die Vereisung
           des Latentspeichers dadurch verlangsamt wird).
     •     Der AS ist günstiger und vermutlich robuster als verglaste Kollektoren.
     •     Es entfällt die Problematik der Tauwasserbildung im Kollektorgehäuse,
           welche bei Nutzung der Umgebungswärme entsteht.
     •     Weil die Stillstandstemperatur tief liegt (ca. 80°) entstehen kaum
           Überhitzungsprobleme im Sommer.

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WP- Solar-Anlage Savièse (VS) - Analyse Messwerte und Systemvergleich
•     Der Absorber ist tolerant bezüglich Abweichung vom idealen
           Einstrahlungswinkel (bis 60° longitudinal und transversal kaum Einbussen).
     •     Mit 25 mm Aufbauhöhe ist der Absorber sehr dünn und lässt sich auch
           biegen. Energie Solaire bietet den AS zusammen mit einem Unterdach als
           Solardach an. Entsprechend lässt er sich einfacher im Dach integrieren.

Bild 2.2: Flachkollektor mit Kissenstruktur AS

Der Eisspeicher
Der 320 Liter Eisspeicher kann als Latentwärmespeicher die Wärme auf einem
niedrigen Temperaturniveau verlustfrei lagern. Beim Übergang von Wasser zu Eis
kann er viel Energie speichern bzw. abgeben: Die Erstarrungsenthalpie von
Wasser beträgt 333 kJ/kg - dies entspricht der Wärmemenge die zugeführt werden
müsste, um flüssiges Wasser um rund 80 Kelvin zu erwärmen. Der WP
vorgelagert speichert er alle Erträge aus den Absorbern im Niedrigtemperatur-
bereich. Ein vollständiges Gefrieren des Speichers ist nur in längeren
Kälteperioden vorgesehen. Dadurch sollte die WP auch in der kälteren Jahreszeit
meist mit mind. 0° Glykolfluid betrieben werden. Sobald die Umgebungstemperatur
über dem Gefrierpunkt liegt oder durch Solarstrahlung Wärmegewinne erzielt
werden, kann der Eisspeicher wieder geladen werden, indem das Eis abgetaut
wird.

In der Messperiode betrug die Temperatur des Eisspeichers entgegen den
Erwartungen während 956 Stunden weniger als 0°. 794 Stunden davon war die
Wärmepumpe in Betrieb. Der kälteste Wochenwert betrug -7.4°, der tiefste
Stundenwert -16.1°.

Der Pufferspeicher
Ein Kombispeicher von 1000 Liter dient beim System Consolar der
Zwischenspeicherung der Wärme auf Verbrauchstemperatur, also
Wärmeabgabeseitig. Beim EFH Savièse wurde ein bestehender Wasserspeicher
mit 1'500 Liter Inhalt mit vergleichbaren Temperaturniveaus verwendet. Der
Speicher speist die Warmwasserversorgung und den Heizkreislauf.

Während der Betriebszeit der WP betrug die gemessene Temperatur im
Warmwasserbereich meistens 45 bis 50°.
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WP- Solar-Anlage Savièse (VS) - Analyse Messwerte und Systemvergleich
Die Wärmepumpe
Die WP bildet zusammen mit dem Eisspeicher, den Pumpen für den Solarkreis
und der Systemregelung eine vorinstallierte Einheit („Solaera Energiezentrum“).
Die WP arbeitet mit einem Scrollverdichter und Plattenwärmetauschern. Der COP
bei BO/W35 beträgt 4.4 (Quelle: Leibfried 10).

Die Wärmeverteilung
Die Wärmeverteilung erfolgt über Wandflächenheizungen im Niedertemperatur-
bereich. Die Vorlauftemperatur ist ausgelegt auf 35° bei -8°.

In der Messperiode betrug die maximale Vorlauftemperatur 37°, in den kältesten
Perioden jedoch nie über 35°.

2.3.    MSR und Hydraulik
Die MSR-Technik basiert auf den von Solaera entwickelten Komponenten. Der
Regler steuert aufgrund der Fühlertemperaturen die entsprechenden Ein- und
Auszeiten. Grundsätzlich gibt es folgende Systemzustände:
     •     Solar/ Kombi: Der Heizwärmebedarf kann bei Solarstrahlung und mittleren
           bis tiefen Wärmeverlusten über den Absorber abgedeckt und direkt dem
           Hauptspeicher via Wärmetauscher zugeführt werden. Der Heizkreislauf
           bezieht seine Wärme dann über den Hauptspeicher.
     •     Solar/ Eis: Bei mittleren und tiefen Temperaturen des Fluids am Ausgang
           des Absorbers (ca. -15° bis 25°) wird dieses dem Latentwärmespeicher
           zugeführt. Dieser dient der WP als Wärmequelle. Nach dem Verdampfer
           wird das Fluid entweder via Absorber oder direkt zum Eisspeicher geführt,
           wo es dem Wasser bis zur Vereisung die Wärmeenergie entzieht. Der
           Absorber kann durch die Umgebungswärme den Eisspeicher beladen oder
           zumindest den Wärmeentzug im Eisspeicher durch den Verdampfer etwas
           reduzieren (Temperaturbeispiel: Austritt WP -10°, Austritt Absorber -8°,
           Eisspeicher -4°). Wenn der Latentwärmespeicher total vereist ist, wird die
           WP primär elektrisch betrieben.
     • Bei hoher Solarstrahlung kann in der Übergangs- und Sommerzeit das
       Temperaturniveau für das Warmwasser ohne WP erreicht werden (der
       Speicher wird dann im gesamten oberen Bereich über 45° warm sein). In
       der restlichen Zeit muss die WP die Differenzwärmeerzeugung
       übernehmen.
Das Ineinandergreifen der Speichersysteme macht die Steuerung und Optimierung
anspruchsvoll. Im System sind abhängig von der Speicherausführung vier bis fünf
Umwälzpumpen eingebunden.

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WP- Solar-Anlage Savièse (VS) - Analyse Messwerte und Systemvergleich
Bild 2.3: Prinzpschema Wärmeerzeugung EFH Savièse (Quelle: www.energie-
solaire.ch)

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3.         Messwertanalyse

3.1.      Ausgangslage Messkonzept
Die Anlage wird seit Anfang März 2010 bis heute vermessen. Um eine möglichst
detaillierte Untersuchung zu ermöglichen, wird hierbei eine grosse Anzahl an
Messinstrumenten eingesetzt. Diese erlauben es relevante Grössen wie
Temperaturen, Massenströme und daraus abgeleitet Energien, sowie den
Elektrizitätsbezug im 2-Minuten-Takt zu erfassen. Aufgezeichnet werden hierbei im
Wesentlichen:
       •   Energien: Ertrag Kollektor, Bezug Wärme aus Eis- und Kombispeicher,
           Bezug Wärme für Heizung und Warmwasserbereitung, Elektrizitätsbedarf
           für die Wärmepumpe, Umwälzpumpen & MSR
       •   Temperaturen: Kollektorein- & austritt, verschiedene Schichten
           Kombispeicher, Eisspeicher, Vorlauftemperatur der Heizung,
           Warmwasser-Temperatur
       •   Aktivitäten: Pumpen und Ventile
       •   Klima: Aussentemperatur, Luftfeuchte, Wind

Im Folgenden werden die Messdaten welche vom 01.04.2010 bis 30.03.2011
aufgezeichnet wurden ausgewertet, um die Effizienz und die Betriebsbedingungen
des Systems über den Zeitraum von einem Jahr beurteilen zu können. Die
Datenlücken aufgrund Ausfall der Messeinrichtungen betragen hierbei rund 7% der
Gesamtstunden, siehe Anhang 01.

3.2.        Energetische Bewertung

Wärmebedarf und Deckung
Im folgenden Bild 3.1 wird aufgezeigt wie gross der Wärmebedarf des Gebäudes
während der Messperiode war und wie dieser gedeckt wurde.

Bild 3.1: Wärmebedarf und –produktion über die Messperiode

Wie aus Bild 3.1 ersichtlich ist weist das Gebäude einen Wärmebedarf von
insgesamt 15‘817 kWh auf. Der grösste Teil dieser Wärmemenge wird für die
Beheizung des Gebäudes benötigt, dieser beträgt 10‘630 kWh und entspricht rund
67% des gesamten Bedarfs. Der Anteil des Warmwassers ist verhältnismässig
klein: Nur 1‘677 kWh wird für dessen Bereitung benötigt, dies entspricht 11% des
totalen Wärmebedarfs. Bei der restlichen Differenz von 22% oder 3‘510 kWh
handelt es sich um Verluste welche nicht direkt Mess-, jedoch berechenbar sind:
Auf der Produktionsseite wird erfasst welche Wärmemengen dem Kombi- und
Eisspeicher zugeführt werden. Die Differenzen dieser zugeführten zu den

CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau           11/36
tatsächlich für Heizung und Warmwasser bezogenen Energien sind somit als
Speicher- und Verteilverluste zuteilbar.

Auf der Produktionsseite ist ersichtlich, dass 5‘700 kWh durch konventionelle
direkte Solarenergienutzung gedeckt werden kann. Hierbei wird die vom Kollektor
aufgenommene Wärme dem Kombispeicher zugeführt, welcher die Wärme auf
direktem Wege für die Warmwasserbereitung oder Beheizung des Gebäudes
verwenden kann. Auf diese Weise können rund 36% des Bedarfs gedeckt werden.
Die restlichen 64% werden durch die Kombination Eisspeicher und Wärmepumpe
erbracht: 7‘532 kWh oder 48% wird über den Eisspeicher gewonnen, wobei
zusätzlich 2‘585 kWh oder 16% in Form von Elektrizität der Wärmepumpe
zugeführt werden müssen, um die Wärme auf ein höheres Temperaturniveau
befördern zu können.

Zusätzlich zu diesem Wärmebedarf wurde eine Menge von 479 kWh an Elektrizität
bezogen: Diese wird für den Betrieb der Umwälzpumpen, sowie die MSR benötigt.
Diese Energie wird über ein gemeinsames Messgerät erfasst, da daraus der
Energiebedarf der einzelnen Komponenten nicht ersichtlich ist, wird dieser mittels
Abschätzung auf die Bauteile verteilt.

Im Folgenden soll die Deckung des anfallenden Wärmebedarfs detaillierter
untersucht werden, hierzu zeigt Bild 3.2 den wöchentlichen Energiebedarf des
Gebäudes, sowie dessen Deckung auf. Aus der Grafik ist ersichtlich, dass im Jahr
2010 bereits Anfangs April (Woche 13) die Solaranlage Wärme direkt in den
Kombispeicher transportiert und die direkte Solarenergienutzung somit bis Mitte
November (Woche 45) desselben Jahres einen grossen Teil des Wärmebedarfs
abzudecken vermag. Im Jahr 2011 beginnt die direkte Nutzung der solaren Wärme
bereits ab anfangs Februar (Woche 5). Die indirekte Solarwärmenutzung via
Eisspeicher und Wärmepumpe wird 2010 bis Mitte Mai verwendet, anschliessend
wird die Wärmepumpe bis Anfangs Oktober (Woche 39) ausgeschaltet. Ab diesem
Zeitpunkt wird die indirekte Wärmenutzung bis Ende März 2011 (Woche 12)
verwendet. Es zeigt sich somit, dass die direkte Solarenergienutzung bei
wärmeren, die indirekte Nutzung bei kälteren Temperaturen stattfindet. Dies wird
auch durch Bild 3.3 verdeutlicht.

Bild 3.2: Wöchentlicher Energiebedarf und –deckung über das Jahr

CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau            12/36
2000	
  
                                1800	
                                                                               Elektrizität	
  WP	
  
                                1600	
  
                                                                                                                     Eisspeicher	
  
 Energie	
  in	
  kWh	
  

                                1400	
  
                                1200	
                                                                               Kombispeicher	
  
                                1000	
  
                                 800	
  
                                 600	
  
                                 400	
  
                                 200	
  
                                   0	
  
                                           -­‐10	
     -­‐5	
     0	
          5	
   10	
   15	
           20	
        25	
        30	
       35	
  
                                                                               Aussentemperatur	
  in	
  °C	
  

Bild 3.3: Aufsummierter Energieertrag für verschiedene Aussentemperaturklassen

3.3.     Allgemeine Definition der Effizienz-Kennzahlen
Im Folgenden soll aufgezeigt werden, mit welcher Effizienz die benötigten
Wärmemengen dem System Gebäude zugeführt werden. Zu diesem Zweck
werden in einem ersten Schritt Effizienz-Kennzahlen definiert, welche eine solche
Beurteilung ermöglichen. Die folgende Abb. 3.4 zeigt die verwendeten Definitionen
der Kennzahlen und die Bilanzgrenzen für die Bewertung der Wärmeversorgung
auf. Zur besseren Klärung der verwendeten Grössen für die Beurteilung der
Wärmepumpe, soll das Schema in Bild 3.5 zu Hilfe genommen werden.

     Systemnutzungsgrad SNG

                            Wärmeerzeugernutzungsgrad WNG

                                   Nutzungsgrad NG / Jahresarbeitszahl                                                                  Kombi-
                                   JAZ                                                                                                 speicher
                                                      COP

                                              Wärme-                        Wärme-                        Solar-
                                              quelle                        pumpe                        kollektor                   Verteilung
                                                                                                                                         &
                                                                                                                                     Übergabe

Bild 3.4: Definition der Effizienz-Kennzahlen und Bilanzgrenzen für die Bewertung
der Wärmeversorgung

                            •       Leistungszahl oder COP (Coefficient of performance) der Wärmepumpe
                                                                             Q h−WP + Q ww −WP
                                     COPhww =                                                                                                 (Gl. 3.1)
                                                           PWP − Komp     + PWP − RGL + PWP −Verd + PWP − Kond

                                    Die Leistungszahl der Wärmepumpe weist das Verhältnis der durch die
                                    Wärmepumpe erzeugte Wärmeleistung zu dem dazu benötigen
                                    elektrischen Leistungsbedarf auf. Die für den Betrieb benötigte Leistung
                                    setzt sich zusammen aus dem Bedarf für den Kompressor (PWP-Komp),
                                    Regelung (PWP-RGL) und zur Überwindung der internen Druckverluste an

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Verdampfer (PWP-Verd) und Kondensator (PWP-Kond). Diese Grösse weist
           einen momentanen Zustand der Wärmepumpe aus, da diesem
           Messprojekt jedoch Energien über einen längeren Zeitraum gemessen
           wurden ist deren Bestimmung nicht möglich, es ergibt sich jedoch die
           Möglichkeit einen mittleren COP zu errechnen. Dieser ergibt sich aus dem
           Verhältnis der von der WP abgegebenen Wärme (Messung über D3, F2,
           F12) zur aufgenommenen Elektrizität (Messung über D4).

     •     Arbeitszahl AZ der Wärmepumpe
                                        Qh−WP + Qww−WP
            AZ hww =                                                               (Gl. 3.2)
                         EWP−Komp + EWP−RGL + EWP−Verd + EWP−Kond + EWQ

           Die Arbeitszahl der Wärmepumpe ergibt sich aus dem mittleren COP
           zuzüglich dem Energiebedarf für den Betrieb der Wärmequelle (EWQ),
           diese entspricht in diesem Fall dem Elektrizitätsbedarf für die
           Umwälzpumpe des Eisspeicher-Kreislaufs. Die Jahresarbeitszahl JAZ
           bildet den vielverwendeten Spezialfall einer AZ bei dem die betrachtete
           Zeitperiode einem Jahr entspricht. Die hier aufgeführte Definition entspricht
           derjenigen der Norm SIA 384/3. Die Arbeitszahlen ergeben sich über das
           Verhältnis der von der WP abgegebenen Wärme (Messung über D3, F2,
           F12) zur benötigen Elektrizität für den Betrieb der WP (Messung über D4)
           und die Quellenumwälzpumpe (P4).

     •     Wärmeerzeugernutzungsgrad WNG
                                         Qh−WP + Qww−WP + QSol −Kombi
           WNGhww =                                                               (Gl. 3.3)
                            EWP−Komp + EWP−RGL + EWP−Verd + EWP−Kond + EWQ + ESOL

           Der Wärmeerzeugernutzungsgrad ist das Verhältnis der von allen
           Wärmeerzeugern (inkl. Solarkollektoren) erzeugten Wärme zu dem dafür
           erforderlichen Energieaufwand.

     •     Systemnutzungsgrad SNG
                           Qh−WHG + Qww−WHG
           SNGhww =                                                                (Gl. 3.4)
                               ∑ Eh−ww
           Der Systemnutzungsgrad ist das Verhältnis der Nutzwärme für
           Raumheizung und Warmwasser zum gesamten Energieaufwand für alle
           Komponenten (Wärmeerzeugung, Wärmespeicherung, Wärmeverteilung,
           Wärmeübergabe). Das Gebäude verfügt über keine kontrollierte
           Wohnungslüftung, ansonsten müsste diese auch berücksichtigt werden.

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Bild 3.5: Schema der Feldanlage

3.4.     Energetische Bewertung des Wärmeerzeugersystems
Im Folgenden wird anhand der definierten Kennzahlen die Effizienz der
Gebäudetechnik-Anlage bestimmt. Da hierbei ein Kombispeicher verwendet wird
welcher sowohl die Wärme für die Heizung als auch das Warmwasser zur
Verfügung stellt, ist eine Aufteilung der zugeführten Energien auf den jeweiligen
Verwendungszweck nicht möglich. Aus diesem Grund beziehen sich diese jeweils
auf die Gesamtenergie.

Um eine ausschliessliche Beurteilung der Wärmepumpe zu ermöglichen gibt die
folgende Abbildung 3.6 die Effizienzkennzahlen mittlerer COP und die Arbeitszahl
AZ wieder. Die Bandbreite der mittleren COP erstreckt sich von 3.5 bis 5.5, der
jährliche Wert stellt sich bei 3.9 ein. Bei der Arbeitszahl AZ stellen sich Werte
zwischen 3.5 und 4.5 ein, die JAZ beläuft sich auf 3.7. Die Wärmepumpe erreicht
somit eine Effizienz, welche mit derjenigen einer Sole/Wasser-Wärmepumpe,
welche eine Erdwärmesonde als Quelle verwendet, vergleichbar ist. Es gilt jedoch
zu erwähnen, dass in den Monaten Juni bis September die WP ausgeschaltet ist.

                              WP ausgeschaltet

Bild 3.6: Effizienzkennzahlen der Wärmepumpe

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Die folgende Abbildung 3.7 gibt die Effizienzkennzahlen des Gesamtsystems
wieder. Es zeigt sich, dass der Wärmeerzeugernutzungsgrad WNG vor allem in
den Sommermonaten sehr hoch wird in denen die Wärmepumpe nur noch wenig
genutzt wird oder sogar schon abgeschaltet ist. Die Maximalwerte werden im Juni
(51.3) und Juli (40.7) erreicht und zwecks Übersichtlichkeit in der Grafik nicht mehr
dargestellt. Die hohen Werte erklären sich dadurch, dass in diesem Zeitraum ein
hoher Ertrag durch die Solarkollektoranlage generiert wird, die jedoch nur sehr
wenig Energie für den Betrieb benötigt. Die Systemnutzungsgrade SNG erreichen
ebenfalls in den Sommermonaten die Höchstwerte, diese sind jedoch wesentlich
tiefer als die WNG. Die Begründung liegt in erster Linie daran, dass sich der WNG
auf die produzierte, der SNG jedoch auf die benötigte Energie bezieht.

Bild 3.7: Effizienzkennzahlen des Gesamtsystems

3.5.     Betriebsbedingungen der Wärmepumpe
Dass eine Wärmepumpe mit einem Eisspeicher als Wärmequelle betrieben wird ist
ein noch wenig verbreitetes System. Prinzipiell verspricht sich eine hohe Effizienz,
da der Eisspeicher aufgrund der hohen Verflüssigungsenthalpie des
Phasenübergangs sehr selten unter die Temperaturgrenze von 0°C abfallen sollte.
In diesem Kapitel wird untersucht, unter welchen Betriebsbedingungen die
Wärmepumpe tatsächlich arbeitet, wobei der Fokus auf die vom Eisspeicher
gelieferte Quellentemperatur gerichtet wird.

Für eine erste Betrachtung ist die Temperatur des Eisspeichers interessant,
welche in der folgenden Abbildung für verschiedene Aussentemperaturen
aufgezeichnet wird. Es lässt sich sehr gut erkennen, dass entgegen der ersten
Vermutung die Temperatur unter 0°C fällt. In einem weiteren Schritt ist es somit
sinnvoll zu betrachten, unter welchen Temperaturbedingungen das Glykol aus
dem Eisspeicher in den Verdampfer der Wärmepumpe eintritt, dies wird im Bild 3.9
aufgezeigt.

CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau               16/36
30.0	
  
                                                     25.0	
  

   Temperatur	
  Eisspeicher	
  [°C]	
  
                                                     20.0	
  
                                                     15.0	
  
                                                     10.0	
  
                                                        5.0	
  
                                                        0.0	
  
                                                     -­‐5.0	
  
                                                  -­‐10.0	
  
                                                  -­‐15.0	
  
                                                  -­‐20.0	
  
                                                           -­‐10.0	
      0.0	
            10.0	
              20.0	
      30.0	
      40.0	
  
                                                                                      Aussentemperatur	
  [°C]	
  

Bild 3.8: Mittlere stündliche Temperatur des Eisspeichers bei verschiedenen
Aussentemperaturen (nur Stunden mit WP-Betrieb)

Aus der nachfolgenden Grafik lässt sich erkennen, dass relativ viele Stunden die
Verdampfer-Eintrittstemperatur kleiner als 0°C ist. Die Abb. 3.10, welche die
Häufigkeit der Verdampfer-Eintrittstemperatur in Temperaturklassen angibt, zeigt
auf, dass ungefähr 30% aller Stunden in denen die Wärmepumpe im Betrieb ist,
die Quellentemperatur kleiner ist als 0°C. Diese tiefen Temperaturen liegen vor
allem im Bereich von -5°C bis -15°C vor. Eine mögliche Erklärung für diesen Effekt
könnte sein, dass sich das Eis beim Einfrieren zuerst um die Glykol-führenden
Röhrchen bildet: Diese dünne Eisschicht wirkt wärmedämmend und verschlechtert
die Wärmeübertragung, dadurch wird das Glykol weniger erwärmt.

                                                   40.0	
  

                                                   30.0	
  
    Temperatur	
  Verdampfereintri;	
  [°C]	
  

                                                   20.0	
  

                                                   10.0	
  

                                                     0.0	
  

                                                  -­‐10.0	
  

                                                  -­‐20.0	
  
                                                         -­‐10.0	
       -­‐5.0	
          0.0	
               5.0	
      10.0	
      15.0	
  
                                                                                        Aussentemperatur	
  [°C]	
  

Bild 3.9: Temperatur des Verdampfer-Eintritts bei verschiedenen
Aussentemperaturen, stündlich aufgezeichnet

CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau                                                                                17/36
400	
                                                                                                               100%	
  
                           350	
                                                                                                               90%	
  
                                                                                                                                               80%	
  
                           300	
  
                                                                                                                                               70%	
  

                                                                                                                                                          Summenhäufigkeit	
  
   Anzahl	
  Stunden	
  

                           250	
                                                                                                               60%	
  
                           200	
                                                                                                               50%	
  
                           150	
                                                                                                               40%	
  
                                                                                                                                               30%	
  
                           100	
  
                                                                                                                                               20%	
  
                             50	
                                                                                                              10%	
  
                               0	
                                                                                                             0%	
  
                                       -­‐20	
   -­‐15	
   -­‐10	
     -­‐5	
     0	
     5	
     10	
     15	
     20	
     25	
     30	
  
                                                               Eintri;stemperatur	
  Verdampfer	
  in	
  °C	
  

Bild 3.10: Anzahl Stunden des Verdampfer-Eintritts in Temperaturklassen

Dass viele Stunden des Wärmepumpen-Betriebs die Quellentemperatur unterhalb
von 0°C sinkt weist darauf hin, dass die Eisspeichergrösse unterdimensioniert ist,
eine Vergrösserung würde die Effizienz der Wärmepumpe somit noch stärker
verbessern.

3.6.      Schlussfolgerungen
Beim untersuchten System zeigt sich, dass die Jahresarbeitszahl JAZ der
Wärmepumpe mit derjenigen einer konventionellen Sole/Wasser-Wärmepumpe
mit Erdwärmesonde vergleichbar ist. Die Untersuchung der Quellentemperaturen
hat jedoch gezeigt, dass Optimierungspotenzial betreffend der Eisspeichergrösse
vorliegt: Ein grösserer Speicher würde dafür sorgen, dass die
Quellentemperaturen seltener unter 0°C sinken und würde sich somit positiv auf
die JAZ auswirken. Nach jetzigem Wissenstand kann davon ausgegangen werden,
dass der Wert einer optimierten Sole/Wasser-Wärmepumpe erreicht, wenn nicht
sogar übertroffen werden kann.

Zusammenstellung der Resultate:
Mittlere Leistungszahl COP                                                                                   3.9
Jahresarbeitszahl JAZ                                                                                        3.7
Wärmeerzeugernutzungsgrad WNG                                                                                5.5
Systemnutzungsgrad SNG                                                                                       4.0

CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau                                                                                                              18/36
4.         Variantenvergleich mit Polysun

4.1.     Anpassung der Aufgabenstellung
Mittels einer Simulation sollte die realisierte Anlage auf Basis der Standard-
Wetterdaten möglichst genau nachgebildet werden. Diese Berechnung sollte die
Grundvariante darstellen für den Vergleich mit den übrigen zu untersuchenden
Konzepten. Für diese Untersuchungen wurde uns von der Firma Vela Solaris AG
die Software „Polysun“ zur Verfügung gestellt.

Im Verlauf der Arbeit hat sich dann leider gezeigt, dass das Programm die
komplexe reale Anlage nicht mit genügender Genauigkeit abbilden konnte, obwohl
der Latenzübergang im Eisspeicher grundsätzlich funktioniert hätte. Selbst mit
einem vereinfachten Rechenmodell ergaben sich nicht mehr praktikable
Simulationszeiten, und die Resultate lagen zu weit von der Realität entfernt, als
dass sie als Vergleichsbasis hätten dienen können. Aufgrund dieses Umstandes
wurde die Aufgabenstellung modifiziert. Es wurden Systeme mit Aussenluft und
mit einer Erdsonde als Wärmequelle in Kombination mit thermischen
Solarkollektoren als Vergleichsvarianten simuliert.

4.2.    Untersuchte Varianten
Die Messdaten der realen Anlage werden im Folgenden mit den
Simulationsergebnissen nachstehender Anlagemodelle verglichen:

A1: therm. Solaranlage mit Kissenabsorber (gleiches Produkt wie Savièse) in
    Kombination mit EWS-WP, 30 m2 Kollektorfläche, Kombispeicher
A2: therm. Solaranlage mit verglastem Flachkollektor in Kombination mit EWS-
    WP, 30 m2 Kollektorfläche, Kombispeicher
A3: therm. Solaranlage mit verglastem Flachkollektor in Kombination mit EWS-
    WP, 10 m2 Kollektorfläche, Kombispeicher
B1: therm. Solaranlage mit Kissenabsorber (gleiches Produkt wie Savièse) in
    Kombination mit L/W-WP, 30 m2 Kollektorfläche, Kombispeicher
B2: therm. Solaranlage mit verglastem Flachkollektor in Kombination mit L/W-WP,
    30 m2 Kollektorfläche, Kombispeicher
B3: therm. Solaranlage mit verglastem Flachkollektor in Kombination mit L/W-WP,
    10 m2 Kollektorfläche, Kombispeicher

4.3.        A- Varianten: Erdwärmesonde mit Wärmepumpe und Solarkollektor

A1: therm. Solaranlage m. Kissenabsorber; EWS-WP
Diese Variante vergleicht die ausgeführte Anlage mit einer solchen mit dem
gleichen Absorbersystem, jedoch ohne Eisspeicher. Da dies nicht mehr
monovalent funktioniert, wird für die Unterstützung im Winter eine EWS-WP
eingesetzt.

Für die Simulation wurde das nachstehend dargestellte Anlagemodell verwendet.
Es basiert auf einer Standardvorlage im Polysun. Die relevanten Parameter
wurden auf die reale Anlage angepasst. Es sind dies der Wärmebedarf der
Heizung und des Brauchwarmwassers, der Inhalt des Kombispeichers, sowie die
Wärmepumpendaten. Die Absorberfläche entspricht derjenigen der realen Anlage.
Der im Schaltbild dargestellte Elektronachwärmer im Speicher wurde für die
Berechnung ausgeschaltet.

CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau            19/36
Bild 4.1: Anlageschaltbild für Polysun-Simulation der A-Varianten

Die Zusammenfassung der Polysun-Simulation führt zu folgenden Werten:

Teilsystem Erzeugung:
                                                           Input      Output
                                                            [kWh]       [kWh]       [%]
Ertrag Solarkollektoren                                   5'059                    37.0
Ertrag EWS                                                6'174                    45.2
Strom WP                                                  2'277                    16.7
Strom Hilfsantriebe (ohne
Sp./Verteil.)                                                157                    1.1
Wärmelieferung WP                                                       8'535      62.5
rechn. Verluste Quellenseite                                               73      -0.5
JAZ WP                                                                      3.57
                                                                                      2
spez. Kollektorertrag                                                       168 kWh/m
Erträge + Strombedarf = 100%

Energiebilanz Gesamtsystem:
                                                           Input      Output
                                                            [kWh]       [kWh]       [%]
Erträge Solarkollektoren/EWS                             11'233                    91.2
Strom WP                                                  2'277                    18.5
Strom Hilfsantriebe                                         334                     2.7
Nutzenergie                                                            12'313     100.0
rechn. Systemverluste                                                   1'531     -12.4
SNG                                                                  4.72
Tab.4.1: Energiekennzahlen der Var. A1

A2: therm. Solaranlage m. 30 m2 Flachkollektor; EWS-WP
Diese Variante vergleicht das System A1 mit einer Anlage mit verglastem
Standard-Kollektor der gleichen Fläche. Auch hier wird für die Unterstützung im
Winter eine EWS-WP eingesetzt. Das Anlageschaltbild entspricht jenem der
Vergleichsvariante.

Die Zusammenfassung der Polysun-Simulation führt zu folgenden Werten:

CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau                        20/36
Teilsystem Erzeugung:
                                                           Input     Output
                                                            [kWh]     [kWh]     [%]
Ertrag Solarkollektoren                                   8'070                55.5
Ertrag EWS                                                4'596                31.6
Strom WP                                                  1'697                11.7
Strom Hilfsantriebe (ohne
Sp./Verteil.)                                                181                1.2
Wärmelieferung WP                                                     6'355    43.7
rechn. Verluste Quellenseite                                            119    -0.8
JAZ WP                                                                 3.57
                                                                                 2
spez. Kollektorertrag                                                  269 kWh/m
Erträge + Strombedarf = 100%

Energiebilanz Gesamtsystem:
                                                           Input     Output
                                                            [kWh]     [kWh]     [%]
Erträge Solarkollektoren/EWS                             12'666               102.9
Strom WP                                                  1'697                13.8
Strom Hilfsantriebe                                         346                 2.8
Nutzenergie                                                          12'313   100.0
rechn. Systemverluste                                                 2'396   -19.5
SNG                                                                    6.03
Tab.4.2: Energiekennzahlen der Var. A2

A3: therm. Solaranlage m. 10 m2 Flachkollektor; EWS-WP
Diese Variante variiert gegenüber A2 die Kollektorfläche, welche hier 10 m2
beträgt. Das Anlageschaltbild entspricht jenem der Vergleichsvariante. Die
Zusammenfassung der Polysun-Simulation führt zu folgenden Werten:

Teilsystem Erzeugung:
                                                           Input     Output
                                                            [kWh]     [kWh]     [%]
Ertrag Solarkollektoren                                   4'982                35.2
Ertrag EWS                                                6'573                46.4
Strom WP                                                  2'430                17.1
Strom Hilfsantriebe (ohne
Sp./Verteil.)                                                187                1.3
Wärmelieferung WP                                                     9'090    64.1
rechn. Verluste Quellenseite                                            100    -0.7
JAZ WP                                                                 3.57
                                                                                 2
spez. Kollektorertrag                                                  498 kWh/m
Erträge + Strombedarf = 100%

Energiebilanz Gesamtsystem:
                                                           Input     Output
                                                            [kWh]     [kWh]     [%]
Erträge Solarkollektoren/EWS                             11'555                93.8
Strom WP                                                  2'430                19.7
Strom Hilfsantriebe                                         368                 3.0
Nutzenergie                                                          12'313   100.0
rechn. Systemverluste                                                 2'040   -16.6
SNG                                                                    4.40
Tab.4.3: Energiekennzahlen der Var. A3
CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau                    21/36
4.4.        B-Varianten: Wärmepumpe Luft/Wasser mit Solarkollektoren

B1: therm. Solaranlage m. Kissenabsorber; L/W-WP
Diese Variante entspricht der Var. A1, bei der die EWS-WP durch eine L/W-WP
ersetzt wird.

Bild 4.2: Anlageschaltbild für Polysun-Simulation der B-Varianten

Die Zusammenfassung der Polysun-Simulation führt zu folgenden Werten:

Teilsystem Erzeugung:
                                                           Input     Output
                                                            [kWh]     [kWh]     [%]
Ertrag Solarkollektoren                                   4'883                35.6
Ertrag Umgebungswärme                                     5'241                38.2
Strom WP                                                  3'551                25.9
Strom Hilfsantriebe (ohne
Sp./Verteil.)                                                 47                0.3
Wärmelieferung WP                                                     8'792    64.1
rechn. Verluste Quellenseite                                             47    -0.3
JAZ WP                                                                 2.48
                                                                                 2
spez. Kollektorertrag                                                  162 kWh/m
Erträge + Strombedarf = 100%

Energiebilanz Gesamtsystem:
                                                           Input     Output
                                                            [kWh]     [kWh]     [%]
Ertrag Solarkollektoren/Umwelt                           10'124                82.2
Strom WP                                                  3'551                28.8
Strom Hilfsantriebe                                         199                 1.6
Nutzenergie                                                          12'313   100.0
rechn. Systemverluste                                                 1'561   -12.7
SNG                                                                    3.28
Tab.4.4: Energiekennzahlen der Var. B1

CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau                    22/36
B2: therm. Solaranlage m. 30 m2 Flachkollektor; L/W-WP
Diese Variante entspricht der Var. A2 bei der die EWS-WP durch eine L/W-WP
ersetzt wird. Das Anlageschaltbild entspricht demjenigen bei B1.

Die Zusammenfassung der Polysun-Simulation führt zu folgenden Werten:

Teilsystem Erzeugung:
                                                           Input     Output
                                                            [kWh]     [kWh]     [%]
Ertrag Solarkollektoren                                   8'114                55.6
Ertrag Umgebungswärme                                     3'733                25.6
Strom WP                                                  2'652                18.2
Strom Hilfsantriebe (ohne
Sp./Verteil.)                                                103                0.7
Wärmelieferung WP                                                     6'385    43.7
rechn. Verluste Quellenseite                                            103    -0.7
JAZ WP                                                                 2.41
                                                                                 2
spez. Kollektorertrag                                                  270 kWh/m
Erträge + Strombedarf = 100%

Energiebilanz Gesamtsystem:
                                                           Input     Output
                                                            [kWh]     [kWh]     [%]
Ertrag Solarkollektoren/Umwelt                           11'847                96.2
Strom WP                                                  2'652                21.5
Strom Hilfsantriebe                                         248                 2.0
Nutzenergie                                                          12'313   100.0
rechn. Systemverluste                                                 2'434   -19.8
SNG                                                                    4.25
Tab. 4.5: Energiekennzahlen der Var. B2

B3: therm. Solaranlage m. 10 m2 Flachkollektor; L/W-WP
Diese Variante entspricht der Var. A3 bei der die EWS-WP durch eine L/W-WP
ersetzt wird. Das Anlageschaltbild entspricht demjenigen bei B1.

Die Zusammenfassung der Polysun-Simulation führt zu folgenden Werten:

Teilsystem Erzeugung:
                                                           Input     Output
                                                            [kWh]     [kWh]     [%]
Ertrag Solarkollektoren                                   4'947                34.9
Ertrag Umgebungswärme                                     5'493                38.7
Strom WP                                                  3'689                26.0
Strom Hilfsantriebe (ohne
Sp./Verteil.)                                                 64                0.5
Wärmelieferung WP                                                     9'182    64.7
rechn. Verluste Quellenseite                                             64    -0.5
JAZ WP                                                                 2.49
                                                                                   2
spez. Kollektorertrag                                                  495 kWh/m
Erträge + Strombedarf = 100%

CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau                     23/36
Energiebilanz Gesamtsystem:
                                                               Input   Output
                                                               [kWh]       [kWh]     [%]
Ertrag Solarkollektoren/Umwelt                                10'440                84.8
Strom WP                                                       3'689                30.0
Strom Hilfsantriebe                                              218                 1.8
Nutzenergie                                                            12'313      100.0
rechn. Systemverluste                                                   2'034      -16.5
SNG                                                                        3.15
Tab.4.6: Energiekennzahlen der Var. B3

4.5.    Betrachtung der Quellentemperaturen:
Diese sind für den Vergleich mit der Eisspeicherlösung von besonderer
Bedeutung, da die speziellen Eigenschaften des Latenzspeichers ein zentraler
Unterschied zum System EFH Savièse darstellen.

Bei der Erdwärmesonde als Quelle hat die Aussentemperatur praktisch keinen
Einfluss. Für den Vergleich mit der Eisspeicheranlage wurde die Verdampfer-
Eintrittstemperatur dennoch gegenüber den Aussentemperaturen aufgetragen.
Erwartungsgemäss zeigt sich bei der Temperaturverteilung ein völlig anderes Bild.
Aufgrund der relativ konstanten Temperaturen des Untergrundes bewegen sich die
Verdampfereintrittstemperaturen in einem engen Band von -3°C bis +3°C. Die
Mittelwerte variieren im Jahresverlauf - wie die Trendlinie zeigt - um maximal 3 K.

                                      40
 Temperatur Verdampfereintritt [°C]

                                      30

                                      20

                                      10

                                       0

                                      -10

                                      -20
                                            -10   -5      0            5              10   15
                                                       Aussentemperatur [°C]

Bild 4.3: Temperatur des Verdampfer-Eintritts bei verschiedenen
Aussentemperaturen, mittl. Stundenwerte für Variante A2

Die quantitative Betrachtung zeigt, dass die Verdampfereintrittstemperatur der
Wärmepumpe während 94% der Betriebsstunden zwischen -3° und 3 °C liegt ohne
ausgeprägtes Maximum. Bei der ausgeführten Eisspeicher-Anlage gibt es
dagegen einen sehr ausgeprägten Peak bei 0°C, zusätzlich aber eine breitbandige
Temperaturverteilung unter- und oberhalb des Schmelzpunktes.

Ein klarer Unterschied bezüglich eines relevanten Mittelwertes bei einer
Eisspeicher- und einer Erdsondenlösung ist nicht zu erkennen. Dies wird auch
durch die fast identischen JAZ der Wärmepumpen bestätigt. Bei diesen
Überlegungen ist auch in Betracht zu ziehen, dass die Messdaten auf

CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau                              24/36
viertelstündlichen Erfassungen basieren, während das Simulationsprogramm
gemittelte Stundenwerte auf Basis von Standarddaten ausweist.

                     200                                                                                                                                    100

                     180                                                                                                                                    90

                     160                                                                                                                                    80

                     140                                                                                                                                    70

                     120                                                                                                                                    60
    Anzahl Stunden

                     100                                                                                                                                    50

                      80                                                                                                                                    40

                      60                                                                                                                                    30

                      40                                                                                                                                    20    Betriebsst
                      20                                                                                                                                    10    unden
                                                                                                                                                                  kumuliert
                      0                                                                                                                                     0     in %
                           < -10

                                         -9

                                              -8

                                                   -7

                                                        -6

                                                             -5

                                                                  -4

                                                                       -3

                                                                            -2

                                                                                 -1

                                                                                          1

                                                                                                                              10

                                                                                                                                   11

                                                                                                                                        12

                                                                                                                                             13

                                                                                                                                                  14

                                                                                                                                                       15
                                   -10

                                                                                      0

                                                                                              2

                                                                                                  3

                                                                                                      4

                                                                                                          5

                                                                                                              6

                                                                                                                  7

                                                                                                                      8

                                                                                                                          9
                                                                            Eintrittstemperatur Verdampfer in °C

Bild 4.4: Anzahl Stunden des Verdampfer-Eintritts in Temperaturklassen für
Variante A2

4.6.    Schlussfolgerungen
Vergleich der A-Varianten:
•                    Die Jahresarbeitszahlen der Wärmepumpen mit Eisspeicher oder
                     Erdwärmesonde als Quelle liegen nahe beieinander. Bei gleichem Gerät und
                     gleichen Verhältnissen auf der Nutzerseite ist die Situation auf der
                     Quellenseite entscheidend. Wie vorstehend dargelegt, unterscheiden sich die
                     Systeme in der Bilanz aber auch hier nicht wesentlich.
•                    Bei Kombination des unverglasten Kissenabsorbers mit einer EWS-WP
                     anstelle des Eisspeichers (Var. A1) nimmt der Kollektorertrag um ca. ⅔ ab.
                     Der SNG wird tendenziell etwas besser (es ist aber zu beachten, dass die von
                     Polysun ausgewiesenen Pumpenleistungen etwas günstiger sind, als die
                     gemessenen Pumpen-Stromwerte. Mit gleichem Pumpenstrom gerechnet
                     ergibt sich ein SNG von 4.4).
•                    Variante A2 wäre mit gleicher Flachkollektor-Fläche wie A1 eher
                     überdimensioniert. Die Wärmepumpe weist gut 1000 Betriebsstunden auf und
                     ist während 6 Monaten ausser Betrieb. Zudem haben die Kollektoren bereits
                     längere Stillstandszeiten. Energetisch die beste der untersuchten Varianten.
•                    Die Variante A3 mit verglastem Flachkollektor und EWS erreicht mit ⅓ der
                     Kollektorfläche die gleichen Leistungswerte wie die ausgeführte Anlage.
                     Diese Lösung, energetisch vergleichbar mit der ausgeführten und mit A1, wäre
                     in dem Fall in Betracht zu ziehen, wo nicht genügend geeignete Dachfläche
                     zur Verfügung steht.

Vergleich der B-Varianten:
•                    Die JAZ der L/W-WP liegen mit rund 2.5 in der erwarteten Grössenordnung.
                     Der leicht tiefere Wert bei B2 erklärt sich damit, dass die durchschnittliche
                     Quellentemperatur in diesem Fall etwas tiefer liegt, weil durch den höheren
                     Anteil Kollektorenergie der Betrieb in der Übergangszeit abnimmt.
•                    In Kombination mit einer L/W-WP kann die Variante mit Kissenabsorber nicht
                     mehr mit der ausgeführten Anlage mithalten. Hier zeigt sich die
                     Leistungseinbusse der Absorber bei fehlendem Eisspeicher deutlich. Der SNG
                     ist etwa 20% tiefer.
•                    Bei einer Kombination von verglastem Flachkollektor mit L/W-WP müsste das
                     System nach Var. B2 ausgelegt werden. Trotz bescheidener JAZ der WP
                     erreicht der SNG den Wert der ausgeführten Anlage, was auf die deutlich
                     bessere Kollektorleistung zurückzuführen ist.
CAS EE 2011 ZA Kalberer Pfirter Wakefield, Institut Energie am Bau                                                                                                         25/36
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