27 2020 Notaufnahme-Situationsreport (SitRep), Notaufnahmevorstellungen in Wolfsburg und Stuttgart - RKI
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AKTUELLE DATEN UND INFORMATIONEN ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH 27 Epidemiologisches 2020 Bulletin Online vorab: 25. Juni 2020 Notaufnahme-Situationsreport (SitRep), Notaufnahmevorstellungen in Wolfsburg und Stuttgart
Epidemiologisches Bulletin 27 | 2020 Online vorab: 25. Juni 2020 2 Inhalt Inanspruchnahme deutscher Notaufnahmen während der COVID-19-Pandemie – der Notaufnahme-Situationsreport (SitRep) 3 Das AKTIN-Notaufnahmeregister stellt dem RKI in täglichen Datenlieferungen seit dem 20.3.2020 anony- misierte und standardisierte Routinedatendaten aus Notaufnahmen zur Verfügung. Während der COVID-19- Pandemie können diese Daten genutzt werden, um die Inanspruchnahme von Notaufnahmen zu beobach- ten. Am RKI wurde dafür ein wöchentlicher Notaufnahme-Situationsreport etabliert. Die Methoden und Ver- fügbarkeit der Routinedaten aus Notaufnahmen werden beschrieben. Nutzung von Routinedaten aus Notaufnahmen: Beschreibung zweier Häufungen von Notaufnahmevorstellungen in Wolfsburg und Stuttgart während der COVID-19-Pandemie 6 Während des ab Mitte März 2020 zu beobachtenden Rückgangs der täglichen Notaufnahmevorstellungen von bis zu 40 %, waren in den Notaufnahmen Wolfsburg und Stuttgart zwei deutliche kurzzeitige Anstiege der absoluten Notaufnahmevorstellungen zu beobachten. Es stellte sich heraus, dass in beiden Fällen der An- stieg der Fallzahlen auf strukturelle Änderungen in den Notaufnahmen im Rahmen der COVID-19-Pandemie zurückzuführen war. Impressum Herausgeber Allgmeine Hinweise/Nachdruck Robert Koch-Institut Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung: Nordufer 20, 13353 Berlin www.rki.de/epidbull Telefon 030 18754 – 0 Inhalte externer Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise Redaktion die Meinung des Robert Koch-Instituts wider. Dr. med. Jamela Seedat Telefon: 030 18754 – 23 24 Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons E-Mail: SeedatJ@rki.de Namensnennung 4.0 International Lizenz. Claudia Paape, Judith Petschelt E-Mail: EpiBull@rki.de ISSN 2569-5266 Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
Epidemiologisches Bulletin 27 | 2020 Online vorab: 25. Juni 2020 3 Inanspruchnahme deutscher Notaufnahmen während der COVID-19-Pandemie – der Notaufnahme-Situationsreport (SitRep) 1 Surveillance mit Notaufnahmedaten 2 Wöchentlicher Bericht zur Inanspruch- Durch die COVID-19-Pandemie sind verschiedene nahme von Notaufnahmen Das Bereiche des Gesundheitswesens in Deutschland Um die Inanspruchnahme von Notaufnahmen vor dem betroffen. Die Beobachtung der Gesundheitsversor- und während der COVID-19-Pandemie zu erfassen seit gung während der Pandemie sollte neben COVID-19- und zu veröffentlichen, wird von Seiten des RKI wö- stan Not spezifischen Informationen wie Fallzahlen oder In- chentlich ein Situationsreport erstellt. Der Situati- ren tensivmedizin-Kapazitäten auch die Inanspruch- onsreport wird den beteiligten Notaufnahmen, der dies nahme bei und die Versorgung von anderen Erkran- Fachöffentlichkeit und dem Öffentlichen Gesund- ans kungen berücksichtigen. Surveillance mit heitsdienst zur Verfügung gestellt: www.rki.de/sumo. beo Notaufnahmedaten kann einen wichtigen Beitrag wöc zum besseren Verständnis des Inanspruchnahme- Der Situationsreport berichtet nur Daten von Not- repo fügb verhaltens in Deutschland leisten, in Ergänzung zu aufnahmen, die im kompletten Berichtszeitraum nah den bereits etablierten Surveillancesystemen. In Ko- kontinuierlich Daten übermitteln (definiert als operation mit dem AKTIN-Notaufnahmeregister1 mindestens ein Fall pro Tag). Wenn Notaufnahmen und dem Forschungsprojekt ESEG („Erkennung im Berichtszeitraum keine kontinuierlichen Daten und Sicherung epidemischer Gefahrenlagen“2) wird liefern können, werden die kompletten Daten dieser am RKI ein System zur Nutzung von Routinedaten Notaufnahme für den Situationsreport herausge- aus Notaufnahmen entwickelt, um u. a. Daten über nommen. Damit können die Angaben für eine be- die Inanspruchnahme von Notaufnahmen zu erhe- stimmte Kalenderwoche zwischen den Berichten ben und langfristig Trends zu beobachten bzw. be- abweichen. Wenn neue Notaufnahmen hinzukom- sondere Ereignisse im Sinne einer syndromischen men, werden im nächsten Bericht die historischen Surveillance frühzeitig zu erkennen. Daten dieser Notaufnahme mit eingebunden. Am Robert Koch-Institut (RKI) wurde dafür ein Neben den Gesamtvorstellungen werden Altersgrup System für die Datenverarbeitung und -auswertung pen, die Dringlichkeitseinschätzung nach Emergency entwickelt (SUMO), das die digitale Verarbeitung Severity Index (ESI3) und Manchester-Triage-System und Bereitstellung von Routinedaten in Echtzeit (MTS4), und der Vorstellungsgrund kodiert nach ermöglicht. Im Zuge dessen wurde auch ein nor CEDIS-PCL (Canadian Emergency D epartment Infor- matives Datenmodell entwickelt (Notaufnahme mation System – Presenting Complaint List5) differen- KernDatensatz, NoKeDa), das über ein automati- ziert ausgewertet. Für die Darstellung der Vorstel- siertes Mapping-Verfahren die Zusammenführung lungsgründe wurden kardiovaskuläre, neurologi- unterschiedlicher primärer Dokumentationsweisen sche und respiratorische CEDIS-PCL-Gruppen aus- erlaubt. Außerdem werden als Teil des automatisier- gewählt. Alle Zeitreihen zeigen einen gleitenden ten Prozesses Qualitätsprüfungen zur Vollständig- Sieben-Tage-Durchschnitt über alle Werte am jewei- keit der Daten ausgeführt. Die Notaufnahmedaten ligen Tag und den sechs vorangegangenen Tagen. werden auf Einzelfallebene übermittelt, ein Fall ent- spricht dabei einer Notaufnahmevorstellung. Die Auswahl der Notaufnahmen orientiert sich an deren individueller Bereitschaft zur Teilnahme.
Epidemiologisches Bulletin 27 | 2020 Online vorab: 25. Juni 2020 4 Mittelwert über alle Notaufnahmen minimaler und maximaler Wert +20% 0% −20% −40% −60% −80% −100% 03 17 01 15 29 12 26 09 23 08 22 05 19 03 17 31 14 .1 .1 .1 .1 .1 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 1 1 2 2 2 1 1 2 2 3 3 4 4 5 5 5 6 .1 .1 .1 .1 .1 .2 .2 .2 .2 .2 .2 .2 .2 .2 .2 .2 .2 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Abb. 1 | Relative Abweichung von Notaufnahmevorstellungen der zehn Notaufnahmen zum Vergleichszeitraum 1.11.2019 – 1.3.2020, in Deutschland 3 Rückläufige Anzahl an Notaufnahme- obachteten Wochen geringer, als im Zeitraum No vorstellungen während der COVID-19- vember 2019 bis Anfang März 2020. Ähnliche Trends Pandemie zeigten sich auch in vergleichbaren Surveillancesys- Die ersten Ergebnisse wurden am 18.6.2020 im temen in den USA, England und Wales.8, 9, 10 COVID-19-Lagebericht des RKI veröffentlicht.6 Der erste Notaufnahme-Situationsreport wurde am Veränderungen im Inanspruchnahmeverhalten im 24.6.2020 veröffentlicht.7 Daten aus zehn Notauf- Zeitverlauf können neben realen Änderungen auch nahmen in Baden-Württemberg, Bayern, Nieder- verschiedene andere Ursachen, wie z. B. strukturelle sachsen, Sachsen und Schleswig-Holstein wurden Änderungen (Corona-Ambulanz in oder außerhalb ausgewertet. der Notaufnahme) in Notaufnahmen haben, die bei der Bewertung der Daten berücksichtigt werden soll- Bei der Anzahl der täglichen Vorstellungen in allen ten. Im Artikel „Nutzung von Routinedaten aus Not Notaufnahmen war ab Mitte März ein Rückgang von aufnahmen: Beobachtung zweier Häufungen von bis zu 40 % zu erkennen (s. Abb. 1). Parallel dazu Notaufnahmevorstellungen in Wolfsburg und Stutt- begannen in Deutschland umfassende Maßnahmen gart während der COVID-19-Pandemie“ berichten wir zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie. An- in dieser Ausgabe über zwei Beispiele von Häufun- schließend war ein langsamerer Anstieg der Vorstel- gen, die sich in den täglichen Vorstellungen zweier lungen zu beobachten. Dennoch war die Anzahl der Notaufnahmen innerhalb des rückläufigen Trends Notaufnahmevorstellungen auch in den zuletzt be- bzw. Wiederanstiegs der Vorstellungen finden.11 Literatur 1 AKTIN BMBF: Forschungsprojekt AKTIN (Ver 2 Robert Koch-Institut: Erkennung und Sicherung besserung der Versorgungsforschung in der Akut- Epidemischer Gefahrenlagen (ESEG). 2019. medizin in Deutsch-land durch den Aufbau eines www.rki.de/eseg nationalen Notaufnahmeregisters). www.aktin.org
Epidemiologisches Bulletin 27 | 2020 Online vorab: 25. Juni 2020 5 3 Agency for Healthcare Research Quality: Emergen- Grabenhenrich | a) Madlen Schranz für die AKTIN- cy Severity Index (ESI): A Triage Tool for Emergency Forschungsgruppe und das SUMO-Team Departments. 2012. www.ahrq.gov/professionals/ a) Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektions systems/hospital/esi/index.html epidemiologie 4 Mackway-Jones K, Marsden J, Windle J, Krey J: b) European Programme for Intervention Epidemiology rsteinschätzung in der Notaufnahme: das E Training (EPIET), European Centre for Disease Manchester-Triage-System. Bern; hogrefe. 2018 Prevention and Control, (ECDC) 5 Brammen D, Greiner F, Dormann H et al.: Lessons c) Postgraduiertenausbildung für angewandte learned in applying the International Society for Epidemiologie (PAE), Robert Koch Institut Pharmacoeconomics and Outcomes Research methodology to translating Canadian Emergency d) Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizini- Department Information System Presenting Com sche Fakultät, Universitätsklinik für Unfallchirurgie plaints List into German. Eur. J. Emerg. Med. 2018; e) Institut für Medizinische Informatik, Uniklinikum 25:295-299 RWTH Aachen 6 Robert Koch-Institut: Situationsbericht des Robert f) Robert Koch-Institut, Abteilung für Methoden Koch-Instituts vom 18.6.2020 zu COVID-19. entwicklung und Forschungsinfrastruktur www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_ Coronavirus/Situationsberichte/2020-06-18-de.pdf Korrespondenz: SUMO@rki.de 7 Robert Koch-Institut: Routinedaten aus dem esundheitswesen in Echtzeit (SUMO). Notauf- G Vorgeschlagene Zitierweise nahme-Situationsreport (SitRep) 24.06.2020. DOI Boender TS, Greiner F, Kocher T, Schirrmeister W, 10.25646/6958. www.rki.de/sumo Majeed RW, Bienzeisler J, Grabenhenrich L, Schranz M: 8 Hartnett KP, Kite-Powell A, DeVies J et al.: Impact Inanspruchnahme deutscher Notaufnahmen während of the COVID-19 Pandemic on Emergency Depart- der COVID-19-Pandemie – der Notaufnahme-Situations ment Visits – United States, January 1, 2019 – May 30, report (SitRep) 2020. MMWR Morb Mortal Wkly Rep. 2020; Epid Bull 2020;27:3-5 | DOI 10.25646/6959 69:699–704 9 PHE Real-time Syndromic Surveillance Team: Interessenkonflikte mergency Department Syndromic Surveillance E Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt System Bulletin Year 2020 Week 24. 16.6.2020. Date besteht. accessed 19.6.2020: www.gov.uk/government/ collections/syndromic-surveillance-systems-and- analyses Förderung Das Projekt „Verbesserung der Versorgungsforschung 10 Public Health Wales and office for National Statistics: in der Akutmedizin durch den Aufbau eines nationalen NHS activity and capacity during the coronavirus Notaufnahmeregisters“ (AKTIN) wurde seitens des (COVID-19) pandemic: 18 June 2020. gov.wales/ Bundesministeriums für Bildung und Forschung nhs-activity-and-capacity-during-coronavirus-covid- (BMBF) gefördert (Förderkennung 01KX1319A-F). 19-pandemic-18-june-2020 Das Projekt „Erkennung und Sicherung epidemischer 11 Schranz M, Greiner F, Kocher T et al.: Nutzung von Gefahrenlagen“ (ESEG) wurde seitens des G-BA Inno- Routinedaten aus Notaufnahmen: Untersuchung vationsfond gefördert (Förderkennzeichen: 01VSF17034) von Häufungen der Notaufnahmevorstellungen in Wolfsburg und Stuttgart während der COVID-19- Pandemie. Epid Bull 2020;27:6–11 DOI 10.25646/6960 Danksagung Der Notaufnahme-Situationsreport ist in enger Zu- sammenarbeit mit dem AKTIN-Notaufnahmeregister Autorinnen und Autoren und mit den ESEG-Projektpartnern entstanden. Wir a)b) c) Dr. T. Sonia Boender | d) Felix Greiner | a) Theresa wollen uns besonders bei den Notaufnahmen bedan- Kocher | d) Dr. Wiebke Schirrmeister | e) Raphael W. ken, die ihre Daten hierfür bereitstellen. Majeed | e) Jonas Bienzeisler | f ) PD Dr. Linus
Epidemiologisches Bulletin 27 | 2020 Online vorab: 25. Juni 2020 6 Nutzung von Routinedaten aus Notaufnahmen: Beschreibung zweier Häufungen von Notaufnahmevorstellungen in Wolfsburg und Stuttgart während der COVID-19-Pandemie 1 Nutzung von tagesaktuellen bereits in der Beschreibung der täglichen Vorstel- Routinedaten aus Notaufnahmen lungen zunächst nicht erklärbare zeitliche Verände- Das AKTIN-Notaufnahmeregister1 stellt dem Robert rungen der Häufigkeit. In direktem Kontakt mit den Koch-Institut (RKI) in täglichen Datenlieferungen Notaufnahmen wurde die Validität der Fallzahlen seit dem 20.3.2020 anonymisierte und standardi- überprüft und nach den Gründen für diese Häufun- sierte Routinedatendaten aus Notaufnahmen zur gen gesucht. Verfügung. Während der COVID-19-Pandemie kön- nen diese Daten genutzt werden, um die Inanspruch nahme von Notaufnahmen zu beobachten. Am RKI 2 Häufungen in den täglichen wurde dafür ein wöchentlicher Notaufnahme-Situa- Vorstellungen zweier Notaufnahmen tionsreport2 etabliert. Die Methoden und Verfügbar- Während des ab Mitte März 2020 zu beobachtenden keit der Routinedaten aus Notaufnahmen sind im Rückgangs der täglichen Notaufnahmevorstellungen Artikel „Inanspruchnahme deutscher Notaufnahmen von bis zu 40 %,3 waren in den Notaufnahmen während der COVID-19-Pandemie – der Notauf Wolfsburg und Stuttgart zwei deutliche kurzzeitige nahme-Situationsreport (SitRep)“ in dieser Ausgabe Anstiege der absoluten Notaufnahmevorstellungen des Epidemiologischen Bulletins beschrieben.3 zu beobachten (s. Abb. 1 und 2). In beiden Fällen stellte sich heraus, dass der Anstieg der Fallzahlen Während der Etablierung des Notaufnahme-Situa auf strukturelle Änderungen in den Notaufnahmen tionsreports, wurden differenzierte Analysen der im Rahmen der COVID-19-Pandemie zurückzu Daten und des Kontexts von zwei Notaufnahmen führen war. notwendig. Bei diesen Notaufnahmen zeigten sich tägliche Notaufnahmevorstellungen 300 Notaufnahmevorstellungen mit dem Vorstellungsgrund „direkte Überweisung/Weiterleitung“ 250 Anzahl Notaufnahmevorstellungen 200 150 100 50 0 0 0 0 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 7-2 8-2 9-2 10- 11- 12- 13- 14- 15- 16- 17- 18- 19- KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW Kalenderwoche Abb. 1 | Tägliche Notaufnahmevorstellungen der Notaufnahme Wolfsburg, 10.2.2020 – 3.5.2020
Epidemiologisches Bulletin 27 | 2020 Online vorab: 25. Juni 2020 7 400 tägliche Notaufnahmevorstellungen tägliche Notaufnahmevorstellungen ohne „Corona-Ambulanz“ SARS-CoV-2-Tests in der „Corona-Ambulanz“ Anzahl Notaufnahmevorstellungen 300 200 100 Währen obachte Notaufn 40 %, w 0 Wolfsbu 0 0 0 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 kurzzeit 7-2 8-2 9-2 10- 11- 12- 13- 14- 15- 16- 17- 18- 19- KW KW KW aufnahm KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW Es stellt Kalenderwoche len der A Abb. 2 | Tägliche Notaufnahmevorstellungen der interdisziplinären Notaufnahme (INA) in Stuttgart, 10.2.2020 – 3.5.2020 turelle Ä (Zahlen der „Corona-Ambulanz“ und SARS-CoV-2-Testungen stammen aus der hauseigenen Dokumentation der INA Stuttgart) men im mie zur 2.1 Anstieg der Notaufnahmevorstellungen in stelle in Form eines Containers als separate Struktur, der Notaufnahme des Klinikums Wolfsburg in der alle Patienten vor Betreten der Notaufnahme durch Testung des Klinikpersonals entsprechend den aktuell geltenden RKI-Kriterien5 Das Klinikum Wolfsburg ist ein Schwerpunktversor nach Symptomen einer COVID-19-Erkrankung und ger mit rund 550 Betten und regionaler Alleinstellung Kontakten zu positiv getesteten Personen befragt in der Stadt und Region um Wolfsburg; die nächs- wurden. Neben der regulären Notaufnahme wurde ten Klinikstandorte befinden sich in mindestens 20 eine „Infektionsnotaufnahme“ mit einem separaten Kilometer Entfernung. Die zentrale Notfallaufnah- Zugang in unmittelbarer Nähe (50 Metern) der bis- me (ZNA) ist laut Gemeinsamen Bundesausschuss4 herigen ZNA etabliert, in welcher Patienten mit Ver- als „Umfassende Notfallversorgung“ eingestuft und dacht auf COVID-19 versorgt wurden. Die Infektions zählt rund 38.000 Patientenkontakte pro Jahr. notaufnahme wurde durch Mitarbeiter aus dem ge- samten Klinikum sowohl ärztlich als auch pflegerisch In der ZNA am Klinikum Wolfsburg wurden zwi- unterstützt. Bei stationärer Aufnahme im Anschluss schen dem 1.11.2019 und 15.3.2020 im Mittel 74 Pa- an die Notaufnahmebehandlung wurden Patienten tienten pro Tag versorgt (Standardabweichung von bei Verdacht auf COVID-19 auf einer Abklärungs 34). Ähnlich wie in anderen Notaufnahmen sank die station (8 Betten in den Strukturen der Notaufnah- Zahl der täglichen Patientenkontakte seit Kalender- me) betreut, bis ein Testergebnis vorlag. Seit dem woche (KW) 12/2020 in Wolfsburg zunächst; in KW 14.4.2020 wurde zusätzlich ein Aufnahme-Screening 14/2020 kam es allerdings zu einem sprunghaften für alle stationär aufzunehmenden Patienten etab- Anstieg der Fallzahlen. Am 30.3.2020 wurde mit liert. Für Patienten mit nachgewiesener COVID-19- 277 Vorstellungen der höchste Tageswert beobachtet. Infektion wurde eine eigene Station eingerichtet; Ab KW 15/2020 fielen die täglichen Patientenkon- Patienten im Screening wurden so lange in Einzelzim takte wieder auf ein Mittel von 68 pro Tag (Standard mern auf drei weiteren Abklärungsstationen isoliert, abweichung von 13). bis das Testergebnis vorlag. Zusätzlich erfolgte bei Patienten, die sich mind. 72 Stunden stationär im Die ZNA des Klinikums Wolfsburg hat bereits früh Klinikum aufgehalten hatten, ein Entlass-Screening. im Rahmen der Pandemie Maßnahmen zum Schutz Neben den Testungen wurde ein umfangreicher der Patienten und Beschäftigten implementiert. Seit Hygieneplan implementiert. dem 3.3.2020 gab es eine zusätzliche Screening
Epidemiologisches Bulletin 27 | 2020 Online vorab: 25. Juni 2020 8 Nach dem positiven SARS-CoV-2-Testergebnis zweier ten unter den Patienten keine Fälle von COVID-19 Mitarbeiter des Klinikums Wolfsburg am 28.3.2020 festgestellt werden. Da die getesteten Personen zum wurden deren Kontaktpersonen (darunter auch wei- größten Teil symptomfrei waren, wurde der CEDIS- tere Mitarbeiter des Klinikums) getestet, einige davon PCL Vorstellungsgrund „855 direkte Weiterleitung/ positiv. Aufgrund dieser Testergebnisse und um die Überweisung“ gewählt (s. Abb. 1). Eine Ersteinschät- epidemiologische Lage der Klinik weiterhin über zung dieser Personen nach dem Manchester-Triage- blicken zu können, wurde für den 30.3.2020 und System (MTS) erfolgte nicht. 31.3.2020 ein genereller Aufnahmestopp für das ge- samte Klinikum beschlossen. Ausgenommen davon Bis KW 14/2020 wurden in Wolfsburg ca. 78 % der waren lebensbedrohliche Notfälle und bestimmte Notaufnahmevorstellungen nach MTS eingestuft. Funktionsbereiche wie die Kindernotaufnahme und Sofern ein Arztkontakt innerhalb von 10 Minuten der Kreißsaal. In dieser Zeit wurden sowohl die in nach Eintreffen möglich ist, erfolgt dort regelhaft zweiter Runde identifizierten Kontaktpersonen unter keine Ersteinschätzung. In KW 14/2020 sank die den Mitarbeitern als auch alle zu diesem Zeitpunkt Zahl der Patientenkontakte mit Ersteinschätzung auf im Klinikum befindlichen stationären Patienten (je- 28 % und stieg anschließend wieder auf bis zu 73 % weils ca. 250) getestet. Die Mitarbeiter wurden über in den KW 15/2020 – 18/2020. Während die Gruppe das Notaufnahmeinformationssystem erfasst. Die der 20 – 64-Jährigen sonst etwa die Hälfte aller Patien- Patienten wurden im Krankenhausinformations tenkontakte ausmachen, stieg der Anteil dieser system des Klinikums dokumentiert. Während unter Gruppe auf knapp 80 % in KW 14/2020 (s. Tab. 1). den Mitarbeitern einige positiv getestet wurden, konn- KW 7 KW 8 KW 9 KW 10 KW 11 KW 12 KW 13 KW 14 KW 15 KW 16 KW 17 KW 18 (n = 712) (n = 685) (n = 714) (n = 719) (n = 706) (n = 480) (n = 417) (n = 770) (n = 478) (n = 416) (n = 469) (n = 534) Altersgruppen 82 81 88 85 64 46 33 54 41 44 42 35 0 – 19 (11,5 %) (11,8 %) (12,3 %) (11,8 %) (9,1 %) (9,6 %) (7,9 %) (7,0 %) (8,6 %) (10,6 %) (9,0 %) (6,6 %) 375 336 376 370 388 255 238 610 260 200 240 288 20 – 64 (52,7 %) (49,1 %) (52,7 %) (51,5 %) (55,0 %) (53,1 %) (57,1 %) (79,2 %) (54,4 %) (48,1 %) (51,2 %) (53,9 %) 118 140 117 121 111 89 61 54 74 69 88 99 65 – 79 (16,6 %) (20,4 %) (16,4 %) (16,8 %) (15,7 %) (18,5 %) (14,6 %) (7,0 %) (15,5 %) (16,6 %) (18,8 %) (18,5 %) 137 128 133 143 143 90 85 52 103 103 99 112 80 + (19,2 %) (18,7 %) (18,6 %) (19,9 %) (20,3 %) (18,8 %) (20,4 %) (6,8 %) (21,5 %) (24,8 %) (21,1 %) (21,0 %) Ersteinschätzung 4 1 1 0 0 2 1 0 0 4 2 0 1 – sofort (0,6 %) (0,1 %) (0,1 %) (0 %) (0 %) (0,4 %) (0,2 %) (0 %) (0 %) (1,0 %) (0,4 %) (0 %) 20 26 14 16 16 8 3 3 9 6 9 10 2 – sehr dringend (2,8 %) (3,8 %) (2,0 %) (2,2 %) (2,3 %) (1,7 %) (0,7 %) (0,4 %) (1,9 %) (1,4 %) (1,9 %) (1,9 %) 180 155 187 156 143 68 69 49 80 64 83 109 3 – dringend (25,3 %) (22,6 %) (26,2 %) (21,7 %) (20,3 %) (14,2 %) (16,5 %) (6,4 %) (16,7 %) (15,4 %) (17,7 %) (20,4 %) 355 374 363 383 325 201 145 142 207 204 208 239 4 – normal (49,9 %) (54,6 %) (50,8 %) (53,3 %) (46,0 %) (41,9 %) (34,8 %) (18,4 %) (43,3 %) (49,0 %) (44,3 %) (44,8 %) 39 18 23 29 25 19 16 21 26 14 42 18 5 – nicht dringend (5,5 %) (2,6 %) (3,2 %) (4,0 %) (3,5 %) (4,0 %) (3,8 %) (2,7 %) (5,4 %) (3,4 %) (9,0 %) (3,4 %) Ohne 114 111 126 135 197 182 183 555 156 124 125 158 Ersteinschätzung (16,0 %) (16,2 %) (17,6 %) (18,8 %) (27,9 %) (37,9 %) (43,9 %) (72,1 %) (32,6 %) (29,8 %) (26,7 %) (29,6 %) Tageszeit Tagsüber 357 315 344 377 386 227 192 379 226 217 234 261 (9 – 17 Uhr) (50,1 %) (46,0 %) (48,2 %) (52,4 %) (54,7 %) (47,3 %) (46,0 %) (49,2 %) (47,3 %) (52,2 %) (49,9 %) (48,9 %) Abends/Nachts 355 370 370 342 320 253 225 391 252 199 235 273 (18 – 8 Uhr) (49,9 %) (54,0 %) (51,8 %) (47,6 %) (45,3 %) (52,7 %) (54,0 %) (50,8 %) (52,7 %) (47,8 %) (50,1 %) (51,1 %) Tab. 1 | Wöchentliche Notaufnahmevorstellungen in Wolfsburg nach Alter, Dringlichkeit und Tageszeit, 10.2.2020 – 3.5.2020
Epidemiologisches Bulletin 27 | 2020 Online vorab: 25. Juni 2020 9 2.2 Anstieg der Notaufnahmebesuche im anmeldung vorstellen, bei gegebener Indikation Klinikum Stuttgart durch Öffnung einer wurde ein Corona-Abstrich vorgenommen. Die In- „Corona-Ambulanz“ dikation für die Abstriche und COVID-19-Testungen Das Klinikum Stuttgart ist ein Haus der Maximal- wurde in Zusammenarbeit mit dem Gesundheits- versorgung mit rund 2.000 Betten. Die Interdiszip- amt Stuttgart nach den jeweils aktuellen RKI-Test- linäre Notaufnahme (INA) des Klinikums Stuttgart kriterien5 gestellt. ist für den Standort Mitte des Klinikums zuständig und zählt ca. 34.000 Patientenkontakte pro Jahr. Sie Ab dem 18.3.2020 wurde am Klinikum Stuttgart in ist gemäß Gemeinsamen Bundesausschuss als Absprache mit dem Gesundheitsamt ein Strategie- „Umfassende Notfallversorgung“ eingestuft. wechsel vollzogen. Seitdem konzentrierte sich die Notaufnahme auf kritisch kranke Patienten der Risi Zwischen dem 1.11.2019 und 1.3.2020 war in der INA kogruppen. Nicht kritisch kranke Personen ohne Vor eine mittlere Anzahl von 95 Vorstellungen pro Tag erkrankungen wurden bei Verdacht auf COVID-19 (Standardabweichung von 10) zu beobachten. Ab in einer dafür neu eingerichteten externen Ambu- der ersten Märzwoche (KW 10/2020) war ein steiler lanz der Kassenärztlichen Vereinigung versorgt. Anstieg in den täglichen Fallzahlen zu sehen, der seinen Höhepunkt am 16.3.2020 mit 379 Patienten- Die Eröffnung der Corona-Ambulanz am 28.2.2020 kontakten erreichte. Am 18.3.2020 war ein Rück- sowie der Strategiewechsel am 18.3.2020 spiegeln gang auf 125 Notaufnahmevorstellungen zu sehen; sich sowohl in dem Anstieg der täglichen Vorstellun anschließend sanken die täglichen Vorstellungen gen bis zum 17.3.2020 als auch im anschließend zwischen KW 13/2020 und KW 18/2020 auf einen steilen Rückgang der Fallzahlen wider. Auffällig für Mittelwert von 74 Fällen (Standardabweichung 19). den Zeitraum zwischen KW 10/2020 und KW 12/2020 war auch, dass mehr Patientenkontakte zwischen Die Gespräche mit der Leitung der INA Stuttgart 9 und 17 Uhr stattfanden: 85 % im Vergleich zu 55 % ergaben zwei wichtige Gründe für die beobachteten in den Wochen vorher. Außerdem wurden innerhalb Auffälligkeiten in den Fallzahlen: die Eröffnung einer dieser drei Wochen 67 % der Patienten mit niedrigster Corona-Ambulanz sowie eine spätere Fokussierung Dringlichkeitsstufe ersteingeschätzt, verglichen mit auf Risikogruppen. Das Klinikum Stuttgart stand 7 % in den Wochen zuvor. Die Altersverteilung blieb bereits Ende Januar 2020 im Dialog mit dem Ge- hingegen weitgehend unverändert, mit 64 % – 80 % sundheitsamt der Stadt Stuttgart und hat die inter- der Patientenkontakte in der Altersgruppe der nen Pandemiepläne vorausschauend auf die sich an- 20 – 64-Jährigen (s. Tab. 2). bahnende Pandemie überarbeitet. Mit Blick auf das Ende der Faschingsferien in Baden-Württemberg Aus zusätzlich übermittelten Test- und Vorstellungs Ende Februar erwartete das Klinikum Stuttgart eine zahlen der INA Stuttgart geht hervor, dass zwischen Zunahme der COVID-19-Verdachtsfälle, vor allem dem 29.2.2020 und 3.5.2020 insgesamt 7.776 Pati- in Form von Reiserückkehrern aus Skigebieten. Am enten, davon 3.367 Patienten in der Corona-Ambu 28.2.2020 wurde deshalb eine Corona-Ambulanz lanz, versorgt wurden. Vor dem Strategiewechsel eröffnet. Um die Notaufnahme nicht zu überlasten am 18.3.2020 lag der Anteil derer, die sich in der und die Klinik (und Notaufnahme) vor dem erwar- Corona-Ambulanz vorgestellt haben bei 61 % der teten Patientenansturm und erhöhtem Infektions gesamten Notaufnahmevorstellungen. Ab dem risiko zu schützen, wurde die Ambulanz außerhalb 18.3.2020 sank dieser Anteil auf 23 %. Im oben ge- des Hauptgebäudes in einem Container eingerichtet. nannten Zeitraum wurden in der Corona-Ambu- lanz 3.406 SARS-CoV-2-Tests durchgeführt. Seit Die Dokumentation der Patientenkontakte in der dem 20.3.2020 wurden alle stationären Patienten Corona-Ambulanz erfolgte dabei trotz der örtlichen getestet; seit dem 3.4.2020 erfolgt ein prästatio Auslagerung über das übliche Notaufnahmeinfor- näres Screening auf SARS-CoV-2 bei elektiven Be- mationssystem. Dadurch werden diese Kontakte handlungen. Bis zum 27.4.2020 wurden im gesam- auch in den vorliegenden Vorstellungszahlen sicht- ten Klinikum Stuttgart mehr als 15.000 SARS-CoV-2- bar (s. Abb. 2). Patienten konnten sich ohne Vor Testungen durchgeführt. Prästationäre Patienten
Epidemiologisches Bulletin 27 | 2020 Online vorab: 25. Juni 2020 10 KW 7 KW 8 KW 9 KW 10 KW 11 KW 12 KW 13 KW 14 KW 15 KW 16 KW 17 KW 18 (n = 705) (n = 667) (n = 696) (n = 1.300) (n = 1.794) (n = 1.252) (n = 610) (n = 523) (n = 436) (n = 472) (n = 601) (n = 482) Altersgruppen 32 32 25 219 232 105 33 19 20 15 23 12 0 – 19 (4,5 %) (4,8 %) (3,6 %) (16,8 %) (12,9 %) (8,4 %) (5,4 %) (3,6 %) (4,6 %) (3,2 %) (3,8 %) (2,5 %) 481 469 507 915 1.366 1.000 457 390 287 331 399 308 20 – 64 (68,2 %) (70,3 %) (72,8 %) (70,4 %) (76,1 %) (79,9 %) (74,9 %) (74,6 %) (65,8 %) (70,1 %) (66,4 %) (63,9 %) 116 99 91 108 129 102 71 72 78 79 75 86 65 – 79 (16,5 %) (14,8 %) (13,1 %) (8,3 %) (7,2 %) (8,1 %) (11,6 %) (13,8 %) (17,9 %) (16,7 %) (12,5 %) (17,8 %) 76 67 73 58 67 45 49 42 51 47 104 76 80 + (10,8 %) (10,0 %) (10,5 %) (4,5 %) (3,7 %) (3,6 %) (8,0 %) (8,0 %) (11,7 %) (10,0 %) (17,3 %) (15,8 %) Ersteinschätzung 14 9 16 14 16 8 9 14 13 13 18 12 1 – sofort (2,0 %) (1,3 %) (2,3 %) (1,1 %) (0,9 %) (0,6 %) (1,5 %) (2,7 %) (3,0 %) (2,8 %) (3,0 %) (2,5 %) 62 49 67 62 65 46 36 46 57 49 55 64 2 – sehr dringend (8,8 %) (7,3 %) (9,6 %) (4,8 %) (3,6 %) (3,7 %) (5,9 %) (8,8 %) (13,1 %) (10,4 %) (9,2 %) (13,3 %) 253 258 242 236 226 175 120 138 173 163 176 192 3 – dringend (35,9 %) (38,7 %) (34,8 %) (18,2 %) (12,6 %) (14,0 %) (19,7 %) (26,4 %) (39,7 %) (34,5 %) (29,3 %) (39,8 %) 309 284 283 241 226 147 119 105 115 154 137 161 4 – normal (43,8 %) (42,6 %) (40,7 %) (18,5 %) (12,6 %) (11,7 %) (19,5 %) (20,1 %) (26,4 %) (32,6 %) (22,8 %) (33,4 %) 32 43 68 722 1.227 845 298 192 71 66 115 45 5 – nicht dringend (4,5 %) (6,4 %) (9,8 %) (55,5 %) (68,4 %) (67,5 %) (48,9 %) (36,7 %) (16,3 %) (14,0 %) (19,1 %) (9,3 %) Ohne 35 24 20 25 34 31 28 28 7 27 100 8 Ersteinschätzung (5,0 %) (3,6 %) (2,9 %) (1,9 %) (1,9 %) (2,5 %) (4,6 %) (5,4 %) (1,6 %) (5,7 %) (16,6 %) (1,7 %) Tageszeit Tagsüber 338 333 337 901 1.328 914 368 260 234 236 320 237 (9 – 17 Uhr) (47,9 %) (49,9 %) (48,4 %) (69,3 %) (74,0 %) (73,0 %) (60,3 %) (49,7 %) (53,7 %) (50,0 %) (53,2 %) (49,2 %) Abends/Nachts 367 334 359 399 466 338 242 263 202 236 281 245 (18 – 8 Uhr) (52,1 %) (50,1 %) (51,6 %) (30,7 %) (26,0 %) (27,0 %) (39,7 %) (50,3 %) (46,3 %) (50,0 %) (46,8 %) (50,8 %) Tab. 2 | Wöchentliche Notaufnahmevorstellungen in Stuttgart nach Alter, Dringlichkeit und Tageszeit, 10.2.2020 – 3.5.2020 sowie getestete Mitarbeiter werden allerdings nicht stopp, währenddessen ein großer Teil der stationä- über das Notaufnahme-Informationssystem erfasst ren Patienten und Mitarbeiter getestet wurde. und sind somit in den vorliegenden Daten (s. Abb. 2 und Tab. 2) nicht enthalten. Der Datenzugang zur Routinedokumentation aus Notaufnahmen über das AKTIN-Notaufnahmeregis ter kann die lokale Inanspruchnahme im Bereich 3 Nutzung von Notaufnahmedaten für der beteiligten Notaufnahmen abbilden. Für die die Surveillance Notaufnahmen ergibt sich kein zusätzlicher Doku- Während der insgesamt rückläufigen Notaufnahme mentationsaufwand, da ausschließlich die medizi- vorstellungen ab Mitte März 2020,3 gibt es teilweise nische Routinedokumentation genutzt wird. Die große Unterschiede auf Ebene der einzelnen Stand- Beobachtung der Anzahl täglicher Notaufnahme- orte. In zwei Notaufnahmen kam es zu einem kurz- vorstellungen sowie weiterer Indikatoren (z. B. Vertei fristigen starken Anstieg der Fallzahlen, der auf lung der Dringlichkeitsstufen oder Altersverteilung) strukturelle Änderungen in den Notaufnahmen zu- ermöglichen bereits eine erste Einschätzung der In- rückgeführt werden kann. Beispielsweise war der anspruchnahme in den Notaufnahmen. Änderungen Anstieg der Patientenkontakte in der Notaufnahme in den Daten können neben realen Änderungen des Stuttgart Anfang März 2020 durch die Öffnung ei- Inanspruchnahmeverhaltens auch aufgrund von ner „Corona-Ambulanz“ und damit vermehrten strukturellen Veränderungen in den Notaufnahmen Testung von COVID-19-Verdachtsfällen zu erklären. und der Patientenversorgung auftreten. Daher ist es In der Notaufnahme Wolfsburg hingegen kam es wichtig, solche Auffälligkeiten in den Daten zu er- Ende März 2020 zu einem zweitägigen Aufnahme kennen und im Austausch mit den jeweiligen Not- aufnahmen abzuklären.
Epidemiologisches Bulletin 27 | 2020 Online vorab: 25. Juni 2020 11 Die tagesaktuelle Verfügbarkeit von Routinedaten Situationsreports schafft eine wichtige Grundlage aus Notaufnahmen ermöglicht die Überwachung für die Kommunikation zwischen dem RKI und den von Auffälligkeiten und Trends im Inanspruchnah- teilnehmenden Notaufnahmen und führt zu einem meverhalten. Die Beobachtung von Notaufnahme- besseren Verständnis der Inanspruchnahme von daten in Form des neu etablierten Notaufnahme- Notaufnahmen während der COVID-19-Pandemie. Literatur 1 AKTIN BMBF: Forschungsprojekt AKTIN (Verbes Autorinnen und Autoren serung der Versorgungsforschung in der Akut a) Madlen Schranz | b) Felix Greiner | a) Theresa Kocher | medizin in Deutschland durch den Aufbau eines c) PD Dr. Linus Grabenhenrich | d) Raphael W. Majeed | nationalen Notaufnahmeregisters). www.aktin.org e) Dr. med. Bernadett Erdmann | f ) Christian Ulrich Menzel | f) Prof. Dr. Tobias Schilling | a) g) h) Dr. T. Sonia 2 Robert Koch-Institut: Routinedaten aus dem Boender esundheitswesen in Echtzeit (SUMO). Not G aufnahme-Situationsreport (SitRep) 24.06.2020. a) Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektions DOI 10.25646/6958. www.rki.de/sumo epidemiologie 3 Boender TS, Greiner F, Kocher T et al.: Inanspruch- b) Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizini- nahme deutscher Notaufnahmen während der sche Fakultät, Universitätsklinik für Unfallchirurgie COVID-19-Pandemie – der Notaufnahme- c) Robert Koch-Institut, Abteilung für Methoden Situationsreport (SitRep). Epid Bull 2020;27:3-5. entwicklung und Forschungsinfrastruktur DOI 10.25646/6959 d) Institut für Medizinische Informatik, Uniklinikum 4 Bundesministerium für Gesundheit: Bekannt RWTH Aachen machung eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Erstfassung der e) Zentrale Notfallaufnahme, Klinikum Wolfsburg Regelungen zu einem gestuften System von f) Notfallstrukturen in Krankenhäusern gemäß § 136c Interdisziplinäre Notaufnahme (INA), Klinikum Absatz 4 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch Stuttgart (SGB V). Bundesanzeiger BAnz AT 18.05.2018 B4 g) European Programme for Intervention Epidemiology 5 Robert Koch-Institut: COVID-19-Verdacht: Maß Training (EPIET), European Centre for Disease nahmen und Testkriterien – Orientierungshilfe Prevention and Control, (ECDC) für Ärzte. 2020. Available from: www.rki.de/DE/ h) Postgraduiertenausbildung für Angewandte Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/ Epidemiologie (PAE), Robert Koch-Institut Massnahmen_Verdachtsfall_Infografik_Tab.html Korrespondenz: Madlen Schranz, MScPH; SchranzM@rki.de Vorgeschlagene Zitierweise Schranz M, Greiner F, Kocher T, Grabenhenrich L, Majeed RW, Erdmann B, Menzel CU, Schilling T, Interessenkonflikte Boender TS: Nutzung von Routinedaten aus Notauf- Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt nahmen: Beschreibung zweier Häufungen von Notauf- besteht. nahmevorstellungen in Wolfsburg und Stuttgart wäh- rend der COVID-19-Pandemie. Epid Bull 2020;27:6–11 | DOI 10.25646/6960
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