Künstlicher Speichel bei Diabetes Typ II: Beobachtungsstudie mit Cross-over-Design - Cornelli U1* und Belcaro G2

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Künstlicher Speichel bei Diabetes Typ II:
Beobachtungsstudie mit Cross-over-Design
             Cornelli U1* und Belcaro G2
Künstlicher Speichel bei Diabetes Typ II:
Beobachtungsstudie mit Cross-over-Design
Cornelli U1* und Belcaro G2
1
    Loyola University School of Medicine, Chicago – 2160 First Ave Maywood IL
2
    Irvine3 Labs, Universität Chieti, Strada Statale 16 Bis 94 Spoltore 65010 (PE), Italien

Abstract                                                                            dative Kapazität im Speichel; aldiamed®.

Hintergrund:                                                                        Abkürzungen:
Bei Diabetes Typ II ist Xerostomie ein recht häufi-                                 KS = künstlicher Speichel; TR = Tonimer Rachen-
ges Symptom.                                                                        spray; SAT = Speichel-Antioxidantien-Test; NVS =
Ziel:                                                                               nicht-stimulierter Vollspeichel; SVS = stimulierter
                                                                                    Vollspeichel; BMI = Body Mass Index
Beurteilung der Aktivität eines künstlichen Spei-
chels (KS) in Sprayform bei Diabetes-II-Patienten                                   Einleitung
mit Xerostomie                                                                      Bei Xerostomie handelt es sich um eine subjektive
Methode:                                                                            Empfindung von Mundtrockenheit, häufig einherge-
Beobachtungsstudie mit Cross-over-Design an 16                                      hend mit einer Verminderung des Speichelflusses
Patienten zum Vergleich von KS mit Tonimer Ra-                                      auf
Typ-II-Diabetikern mit Xerostomie reduziert [6].      Material und Methoden
Ältere Erwachsene mit schlecht eingestelltem Di-
                                                      Die Untersuchung wurde als monozentrische Studie
abetes weisen im Vergleich zu Personen, deren Di-
                                                      durchgeführt. Sie wurde im Einklang mit UNI EN ISO
abetes besser eingestellt ist, möglicherweise eine
                                                      14155:2012 und der STROBE-Checkliste [Strobe-Er-
Beeinträchtigung des Speichelflusses auf [7]. Je-
                                                      klärung Version 4 entsprechend der Veröffentli-
doch können Speichelflussstörungen bei solchen
                                                      chung im Okt./Nov. 2007] gemäß den Richtlinien der
Patienten durch mehrere verschiedene Faktoren
                                                      Erklärung von Helsinki entworfen und umgesetzt.
hervorgerufen werden, etwa höheres Alter, Thera-
pie oder Begleiterkrankungen. Eine Prüfung der in     Studiendesign
diesem Gebiet durchgeführten klinischen Studien       Die Studie wurde nach einem typischen kli-
zeigte trotz der großen Unterschiede zwischen den     nisch-pharmakologischen Design in Form einer
Studien, dass bei Diabetikern mit 12,5 % - 53,5 %     Beobachtungsstudie durchgeführt, wobei in einem
eine hohe Xerostomieprävalenz besteht, verglichen     Cross-over die beiden Behandlungen KS und TR zu
mit den Werten von 0 – 30 % in der Normalbevölke-     vergleichen waren: Alle Probanden wurden mit bei-
rung [1].                                             den Prüfprodukten behandelt.
Anhand von subjektiven und objektiven Mundtro-        Probanden
ckenheitsscores wurde vor kurzem nachgewiesen,
dass sich mit einem Speichelersatzgel zur Befeuch-    21 Probanden, die am epidemiologischen Screening
tung der Mundschleimhaut bei älteren Diabetikern      für asymptomatische Gefäßerkrankungen im Irvi-
mit Hypertonie eine Linderung der Xerostomie wirk-    ne3 Lab in Spoltore (PE-Italien) teilnahmen.
sam erreichen lässt [8]. Bei der Behandlung mit       Einschlusskriterien
einem Feuchtigkeitsgel ist ein ziemlich komplexes     Probanden im Alter von 30 bis 75 Jahren, die seit
Vorgehen erforderlich (z.B. Öffnen der Packung,       mindestens einem Jahr an Xerostomie und Dia-
Verwendung von Löffeln und Fingern zum Verteilen      betes Typ II litten und seit mindestens 6 Monaten
des Produkts), und ein einfacheres System wird all-   auf eine orale blutzuckersenkende Therapie einge-
gemein vorgezogen, z.B. ein Spray, das sich einfach   stellt waren. Für die Studienaufnahme musste der
im Laufe des Tages bei Bedarf anwenden lässt.         Xerostomiescore auf einer semiquantitativen Skala
Bei dem in der vorliegenden Studie untersuchten       von 0 bis 6 mindestens >2 sein (s. Variablen). Chro-
Produkt handelt es sich um aldiamed® Mundspray,       nische Begleiterkrankungen aus den Bereichen
einen künstlichen Speichel, der regulär auf dem       Dyslipidämie, Herzkreislauferkrankungen und/oder
Markt als Medizinprodukt erhältlich ist.              Magendarmerkrankungen sowie Angst/Depression
Das Produkt enthält Aloe vera und hat sich in vitro   waren zulässig, sofern sie seit mindestens 6 Mona-
in Prüfungen zur Benetzbarkeit und zur Verweildau-    ten adäquat behandelt wurden.
er auf Materialien, die dem Mundgewebe ähneln,        Ausschlusskriterien
als hochwirksam erwiesen [9], wobei die Wirksam-
                                                      Patienten, die bereits wegen Xerostomie in Be-
keit gegen Candida albicans besonders ausgeprägt
                                                      handlung waren oder einen Xerostomiescore von
war [10].
                                                      ≤2 aufwiesen, wurden ausgeschlossen. Probanden
Bei der vorliegenden Studie handelte es sich um       mit Adipositas (BMI ≥30 kg/m²), Krebs jeder Art,
eine offene interventionelle Beobachtungsstudie       Drogenabhängigkeit oder Alkoholismus wurden
an erwachsenen Typ-II-Diabetikern mit Xerostomie.     ebenfalls ausgeschlossen.
In der Untersuchung sollte aldiamed® Mundspray
(KS) in einem dreitägigen Cross-over mit Tonimer      Zeitplan
Rachenspray (TR) verglichen werden. Die begrenz-      Die Studie wurde in 5 Phasen durchgeführt, die im
te Zeitdauer wurde zur Minimierung der xerosto-       September 2017 begannen und im November 2017
miebedingten Beschwerden gewählt für den Fall,        abgeschlossen wurden.
dass die Behandlungen nicht wirksam sind.             Die erste Phase bestand in der Vorauswahl der Pro-
                                                      banden und wurde während der Screeningphase

                                                                                                        2
für die epidemiologische Studie durchgeführt (im      wurde das Gewicht des Baumwollstücks vor und
September). Das Auswahlverfahren bestand dar-         nach dem Kauen bestimmt. Bei einigen Wiederho-
in, die an Diabetes Typ II leidenden Patienten nach   lungen des Tests gewöhnte der Proband sich an
dem Vorliegen von Xerostomie (nur ja/nein) und ih-    das Verfahren, bevor mit der Bestimmung des Ba-
rer Bereitschaft zur freiwilligen Studienteilnahme    selineflusses begonnen wurde.
zur Untersuchung dieses Symptoms zu fragen.
                                                      Antioxidative Kapazität im Speichel
In der zweiten Phase wurde bei allen Probanden,
                                                      (SAT-Test)
die der Aufnahme in die Studie zugestimmt hatten,
die erste Xerostomiemessung durchgeführt. Da-         Das verwendete Verfahren ist standardisiert [12].
nach wurden die Patienten randomisiert einem der      Kurz gesagt, basiert der Test auf der Fähigkeit von
Cross-over-Arme zugeteilt.                            Thiocyanat (SCN) zur Reaktion mit Eisen (Fe3+) unter
                                                      Bildung von Fe[(SCN)6]3-. Die letztgenannte Verbin-
Die dritte Phase bestand in der Durchführung des
                                                      dung ist durch eine braunrote Farbe gekennzeich-
ersten Arms des Cross-overs und dauerte 3 Tage.
                                                      net. Die in der zu prüfenden Flüssigkeit (in diesem
Die vierte Phase war ein 3-tägiger Wash-Out. Die
                                                      Fall Speichel) enthaltenen reduzierenden Elemente
fünfte Phase bestand in der Durchführung des
                                                      wandeln das Fe3+ in Fe2+ um, so dass keine Reaktion
zweiten Arms des Cross-overs und dauerte 3 Tage.
                                                      mit SCN und damit auch keine Färbung stattfindet.
Variablen                                             Die Änderung wurde mit einem Photometer bei 505
                                                      nm gemessen; der Normalwert im Speichel sollte
Vier Variablen wurden untersucht: Primärvariable
                                                      zwischen 947 und 1459 µmol/l liegen (bei Verwen-
war die Xerostomie, während der stimulierte Spei-
                                                      dung von Vitamin C als Referenz). Ein über den Nor-
chelfluss, die antioxidative Kapazität im Speichel
                                                      malwert hinausgehender Wert lässt sich in zwei-
(SAT) und die Präferenz des Patienten für eine Be-
                                                      erlei Weise interpretieren: reichliche Verwendung
handlung mit KS oder TR die sekundären Variablen
                                                      von Antioxidantien oder ein entzündlicher Prozess
waren.
                                                      in der Mundhöhle, durch den es zu Vasodilatation
Xerostomie                                            und folglich Austritt von im Plasma vorhandenen
Xerostomie wurde als Primärvariable betrachtet        Antioxidantien kommt.
und nach einer semiquantitativen visuellen Ska-       Die Messung wurde stets vor dem Frühstück vor-
la (oder VAS; visuelle Analogskala) von 0 bis 6 mit   genommen (zwischen 8 und 9 Uhr). SAT wurde zu
1-Punkt-Intervallen wie folgt gemessen:               Baseline und jeweils am Morgen nach den Behand-
Xerostomie      I___ I ___ I___ I___ I___ I___ I      lungen (mit KS und TR) bzw. nach dem Wash-out
		              0 1        2    3    4    5    6      gemessen.
Die Probanden sollten den Xerostomiegrad angeben,     Präferenz der Patienten
wobei halbe Skalenpunkte nicht zulässig waren.        Am Ende der Studie wurden die Patienten befragt,
Stimulierter Speichelfluss                            welche Behandlung – KS oder TR – sie bevorzugen.
Das verwendete Verfahren wurde zuvor standardi-       Blutzuckermessung
siert [11]. Kurz gesagt, bestand es darin, dass der   Der Blutzucker wurde vom Patienten selbst im Rah-
Proband aufgefordert wurde, ein Standardquadrat       men der Routineüberwachung zu Hause gemessen.
(2 cm x 2 cm) medizinische Baumwolle von 150 ± 20     Während der Behandlung mussten Werte, die au-
mg eine Minute lang zu kauen und dabei im Mund        ßerhalb des üblichen Blutzuckerspiegels lagen, an
hin- und herzubewegen, um den Speichel zu sam-        den Untersucher gemeldet werden.
meln. In der Minute waren etwa 60 Kaubewegun-
gen erforderlich (1/sec), wobei Druck auf die Watte   Prüfprodukte
mit den Zähnen zu vermeiden war. Als Flussmaß         Zwei Produkte wurden geprüft: aldiamed® Mund-

                                                                                                        3
spray (KS) sowie Tonimer lab Rachenspray (TR) mit      Datenauswertung
Bestandteilen aus dem Meer. Die Produkte wurden        Für jede Variable wurden der Mittelwert (M) und
dreimal täglich an drei Tagen wie folgt verabreicht:   die Standardabweichung (SD) berechnet; die Un-
um 08.00, 14.00 und 22.00 Uhr.                         terschiede zwischen den Behandlungen wurden
Sowohl von KS als auch von TR wurden bei jeder         mit einer Varianzanalyse für Cross-over-Studien
Applikation drei Sprühstöße verabreicht (jeweils       bestimmt. Da der Xerostomiegrad mittels Scores
0,15 ml, d.h. insgesamt 0,45 ml/Applikation). Jeder    gemessen wurde, erfolgte eine Bestätigung der
Proband erhielt eine Packung aldiamed® Mund-           Cross-over-Analyse mittels TOST nach Schuirmann.
spray und 1 Packung Tonimer Rachenspray. Die           Bei Fehlen von Carry-over-Effekten zwischen den
Flaschen waren unbeschriftet und wiesen keine          beiden Cross-over-Armen werden die Daten der
Identifizierungsmerkmale außer A oder B auf (für       beiden Produkte gepoolt und mit Hilfe des Wilco-
KS bzw. TR).                                           xon-Vorzeichen-Rang-Tests mit den entsprechen-
                                                       den Baselinewerten verglichen. Zwischen allen
Compliance                                             Variablen werden Korrelationen mittels des Dich-
Die Compliance wurde durch Berechnung der Dif-         te-Ellipsen-Verfahrens ermittelt. Alle statistischen
ferenz des Spraygewichts für KS bzw. TR ermittelt.     Berechnungen wurden mit einem MacBook Pro un-
                                                       ter Verwendung von IMP13-Programmen von SaS
Statistische Auswertung                                Institute Inc. und NCSS 13 vorgenommen.
Stichprobengröße                                       Verblindung
Die Stichprobengröße wurde auf der Basis der           Die Parameter (Xerostomie, Speichelfluss und SAT)
in der zweiten Studienphase vorgenommenen              wurden durch Untersucher erhoben, die keine
Xerostomiemessung berechnet. Der Mittelwert be-        Kenntnis der Behandlungsart hatten. Der Statisti-
trug 4,2 ± 0,75 (SD); eine klinisch valide Reduktion   ker erhielt die Daten in einer Excel-Datei, in der die
wurde bei einem Rückgang des Mittelwerts auf           Behandlungen als A bzw. B angegeben waren.
mindestens 3 ± 0,74 (entsprechend einer Reduktion
von ungefähr 30 %) erwartet. Bei Ansetzung von α       Ergebnisse
= 0,05 und 1-β = 0,90 beträgt die Zahl der erforder-   Es wurden 21 Personen interviewt, von denen, wie
lichen Probanden 13. Die Unterstellung einer mög-      in Abb. 1 gezeigt, nur 16 an der Cross-over-Studie
lichen Ausfallrate im Bereich von 20 % legte die       teilnahmen. Gründe für den Ausschluss waren
Rekrutierung von mindestens 16 Probanden nahe.         Xerostomiescores 30
Die Zuteilung zu den Studienarmen erfolgte durch       kg/m² (1 Fall).
computerisierte Randomisierung.

                                                                Abb. 1. Flussdiagramm der Cross-over-Beobachtungsstudie

                                                                                                                      4
Tabelle 1. Allgemeine Patientenmerkmale: Mittel ± SD oder Häufigkeit

Tabelle 2. Mittelwerte ± SD bei Baseline, nach KS und TR und nach Wash-out

                                                                                         ,

Alle Probanden beendeten die Studie, und zu kei-                         wurde durch keine der Behandlungen verändert,
nem der Produkte wurden Klagen über Nebenwir-                            während für Xerostomie und SAT ein deutlicher sta-
kungen geäußert.                                                         tistischer Unterschied festgestellt wurde. Bezüglich
Die allgemeinen Eigenschaften der Patienten fin-                         der Änderung beim Symptom Xerostomie wurde
den sich in Tabelle 1.                                                   der Unterschied durch den TOST nach Schuirmann
Die Ergebnisse bezüglich der Veränderungen der                           bestätigt. Zwischen den Variablen fand sich keiner-
Symptome sind in Tabelle 2 angegeben.                                    lei Korrelation.
In keiner Phase der Untersuchung haben die Pati-                         Da kein Carry-over-Effekt vorhanden war, ließen
enten über Abweichungen von ihren üblichen Blut-                         sich die Beobachtungen der beiden Gruppen poo-
zuckerspiegeln berichtet.                                                len und mit den jeweiligen Baselinewerten verglei-
                                                                         chen (Tabelle 3). Die Aktivität von KS erwies sich
In keinem Fall zeigten die untersuchten Variablen/                       jener von TR als signifikant überlegen.
Symptome signifikante Carry-over-Effekte zwischen
Baseline und Wash-out-Phase. Der Speichelfluss
Tabelle 3. Auswertung der gepoolten Daten nach KS- und TR-Behandlung: prozentuale Reduktion und Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Test

                                                                                                                                5
Diskussion                                              dingungen produziert, um das Bakterienwachstum
                                                        in Schach zu halten.
Da die Produkte über einen sehr kurzen Zeitraum
angewendet wurden, weist die vorliegende Unter-         Infolgedessen werden Antioxidantien (AOX) von
suchung einige Einschränkungen auf.                     Epithel-/Schleimhautzellen produziert, um sich
                                                        selbst vor Oxidation zu schützen. Im Fall einer
Obwohl der Behandlungsplan für beide Produk-
                                                        H2O2-Überproduktion jedoch (durch Bakterien und
te identisch war, wäre zur besseren Definition der
                                                        Zellen in der Mundhöhle) reicht die physiologische
KS-Aktivität eine längere Behandlung erforderlich.
                                                        Verfügbarkeit von AOX für den Schutz vor oxidati-
Dennoch können aus dieser klinisch-pharmakolo-
                                                        vem Stress nicht aus, und das geschädigte Gewebe
gischen Untersuchung einige Hinweise abgeleitet
                                                        reagiert schließlich mit der Produktion inflammato-
werden, etwa das Fehlen jedweder Korrelation zwi-
                                                        rischer Zytokine, die zur Vasodilatation und in der
schen den untersuchten Variablen. Dies deutet da-
                                                        Folge zum Austritt von AOX aus den Gefäßen der
rauf hin, dass jedes Symptom unabhängig vorliegt
                                                        Mundhöhle führen. Dieses Phänomen ist vereinbar
und möglicherweise Ausdruck eines bestimmten
                                                        mit dem SAT-Anstieg über 2500 µmol/l.
Aspekts der oralen Beschwerden ist.
                                                        Die Aktivität verschiedener künstlicher Speichel
Xerostomie kommt bei Patienten mit Diabetes Typ
                                                        auf orale Entzündungen wurde bereits beschrieben
II häufig vor und kann bei ihnen, auch wenn sie als
                                                        [13] und könnte bei KS vom Vorhandensein zweier
subjektives Symptom anzusehen ist, objektiv mit
                                                        antimikrobieller Substanzen, nämlich Laktoferrin
einer Funktionsbeeinträchtigung einhergehen und
                                                        und Lysozym, abhängen, welche auf die H2O2-pro-
durch eine aus einer schlechten Blutzuckereinstel-
                                                        duzierenden Bakterien einwirken. Die im Produkt
lung resultierende Polyurie verursacht sein.
                                                        vorhandenen mukoadhäsiven Polymere erlauben
Häufig erhalten solche Patienten wegen Begleiter-       es, die Verweildauer dieser natürlichen antimik-
krankungen mehrere verschiedene Therapien und           robiellen Substanzen aufrechtzuerhalten. Darüber
nehmen Präparate, die bekanntermaßen Xerosto-           hinaus bedecken dieselben Polymere die Mund-
mie verursachen; dies führt zu permanenten Be-          oberfläche und ermöglichen den Wiederaufbau des
schwerden, so dass deren Linderung bereits einen        geschädigten Epithels.
wichtigen Schritt zur Verbesserung des Alltags dar-
                                                        Ein besonderer Aspekt dieser Formulierung ist das
stellt.
                                                        Vorhandensein von Aloe vera, welche für ihre anti-
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie deuten da-       oxidative, antiphlogistische [14] und auch antibak-
rauf hin, dass die Xerostomie bei diesen Patienten      terielle Aktivität, letztere besonders in Gelformulie-
ohne Änderung des Speichelflusses und ohne die          rungen [15], bekannt ist. Diese Aktivitäten stehen im
Belastung durch eine zusätzliche Medikamenten-          Einklang mit dem Acemannangehalt von Aloe vera.
einnahme bekämpft werden kann.                          Hierbei handelt es sich um ein Polysaccharid mit
Der Einfluss von KS auf dieses Symptom war ganz         vielen Eigenschaften, die für den Schutz der Mund-
offensichtlich und ließ sich darauf zurückführen,       höhle von Nutzen sein können [16], da seine Aktivi-
dass das Produkt die Benetzbarkeit der Mund-            tät bei der Beschleunigung von Heilungsprozessen
schleimhaut erhöhen kann, weil es Befeuchtungs-         und auch bezüglich der osteogenetischen Kapazi-
mittel wie Propylenglycol enthält.                      tät dokumentiert wurde. In experimentellen Studien
Die SAT-Abnahme spiegelt die Verbesserung der           wurde gezeigt, dass Acemannan die Entzündung
Entzündungssituation im Mund wider und bedarf           der Pulpa verringert [17] und die Dentinbildung sti-
einer komplexeren Erklärung. Einige pathogene           muliert [18].
Bakterien im Mund führen zur Produktion reaktiver
chemischer Spezies, insbesondere Wasserstoff-           Schlussfolgerungen
peroxid (H2O2), dessen Erzeugung die anderen Spe-       Die Behandlung mit aldiamed® Mundspray führte
zies unter Kontrolle halten soll. Teilweise wird H2O2   zu einem Rückgang von Xerostomie und oralen Ent-
von den Schleimhautzellen auch unter Normalbe-          zündungen bei Patienten mit Diabetes Typ II.

                                                                                                            6
Danksagungen                                              Literaturverzeichnis
                                                          1. López-Pintor RM, Casañas E, Gonzáles-Serrano J (2016) Xerostomia,
Die Autoren danken Prof. Martino Recchia (Univer-            hyposalivation, and salivary flow in diabetes patients. J Diab Res 2016:
sität Lugano), der alle statistischen Auswertungen           4372852
vorgenommen und die Stichprobengröße bestimmt             2. Bajai S, Prasd S, Gupta A, Singh VB (2012) Oral manifestation in type
                                                             II diabetes and related complications. Indian J Endocrinol Metabol 16:
hat.                                                         777-779

Interessenkonflikte                                       3. Hoseini A, Mirzapour A, Bijani A, Shirzad A (2017) Salivary flow rate
                                                             and xerostomia in patients with type I and type II diabetes mellitus.
                                                             Electr Phys 9: 5244-5249
Keine
                                                          4. Malicka B, Kaczmarek U, Skośkiewicz-Malinowska K (2014) Prevalen-

Finanzierung                                                 ce of xerostomia and the salivary flow rate in diabetic patients. Adv
                                                             Clin Exp Med 23: 225-233
Für diese Beobachtungsstudie wurden keine Fi-             5. Ittichaicharoen J, Chattipakorn N, Chattipacorn SC (2016) Is salivary
                                                             gland function altered in noninsulin-dependent diabetes mellitus and
nanzmittel erbeten oder gegeben. Certmedica In-              obesity-insulin resistance? Arch Oral Biol 64: 61-71
ternational GmbH, Magnolienweg 17, 63741 Aschaf-          6. Lin CC, Sun SS, Kao A, Lee CC (2002) Impaired salivary function in pa-
fenburg, Deutschland stellte den künstlichen                 tients with noninsulin-dependent diabetes mellitus with xerostomia. J
                                                             Diabetes Complications 16: 176-179
Speichel in Sprayform (aldiamed®) kostenfrei zur
                                                          7. Chávez EM, Borrel LN, Taylor GW, Ship JA (2001) A longitudinal ana-
Verfügung, während Tonimer Rachenspray von den               lysis of salivary flow in control subjects and older adults with type 2
Untersuchern gestellt wurde. Die Patienten wurden            diabetes. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol Endod 91: 166-173
für die Teilnahme an der Studie nicht bezahlt, er-        8. Dalodom S, Lam-ubol A, Jeanmaneechotechai S (2016) Influence of
                                                             oral moisturizing Jelly as a saliva substitute for the relief of xerostomia
hielten jedoch die Behandlung kostenlos.                     in elderly patients with hypertension and diabetes mellitus. Ger Nurs
                                                             37: 101-109
Ethikkommission                                           9. Engelhart K, Popescu A, Bemhardt J (2016) Using mid infrared techno-
                                                             logy as new method for the determination of the dwell time of salivary
Obwohl für diese Beobachtungsstudie keine of-                substitutes on three dimensional gingiva models. BMC Ear, Nose, Thro-
fizielle Zustimmung einer Ethikkommission erfor-             at Disorders 16: 6
derlich war, da keine invasiven Untersuchungen            10. Hahnel S, Etti T, Gosau M (2010) Arch Oral Biol 55: 391-396.
                                                          11. Cornelli U, Belcaro G, Nardi GM (2010) Action of an antioxidant com-
vorgenommen wurden, wurde sie der IAPSS (Inter-               plex on the antioxidant power of saliva. Pan Med 2: 69-73
national Agency for Pharma -Standard Supplement-          12. Benedetti S, Primiterra M, Finco A (2014) Validation of a patented me-
PE Italien) vorgelegt und von dieser genehmigt.               thod to determine the antioxidant capacity of human saliva based on
                                                              the reduction of iron: the SAT test. Clin Lab 60: 475-482
Anteile der Autoren                                       13. Kang M, Park H, Jun J (2017) Facilitated saliva secretion and reduced
                                                              oral inflammation by a novel artificial saliva system in the treatment of
UC und GB waren für das Studiendesign verant-                 salivary hypofunction. Drug Des Dev Ther 11: 185-191
wortlich; GB führte die Studie durch; die statisti-       14. Nair GR, Naidu GS, Jain S (2016) Clinical effectiveness of Aloe Vera in
                                                              the management of oral mucosal diseases: a systemetic review. J Clin
sche Analyse wurde extern durchgeführt (Prof.                 Diag Res 10: ZE01- ZE07
Martino Recchia); UC und GB verfassten den Text.          15. Ehsani M, Amin Marashi M, Zabini E (2013) A comparison between an-
                                                              tibacterial activity of propolis and Aloe vera on Enterococcus faecalis
Übersetzung von:                                              (an In vitro study) Int J Mol Cell Med 2: 110-116
                                                          16. Sierra-Garcia GD, Castro-Rios R, Gonzáles- Horta A (2014) Acemann-
Cornelli U., Belcaro G. (2018)                                an, an extracted polysaccharide from Aloe vera: a literature review.
                                                              Nat Prod Commun 9: 1217-1221
Artificial saliva in diabetes Type II: A registry cros-
                                                          17. Songsiripradubboon S, Kladkaew S, Trairatvorakul C (2017) Stimulation
sover study.                                                  od dentin regeneration by using acemannan in teeth with lipopolysac-
Gen Med Open 2:1                                              charide-induced pulp inflammation. J Endod 43: 1097-1103
                                                          18. Jittapiromsak N, Sahawat D, Banlunara W (2010) Acemannan, an ex-
DOI: 10.15761/GMO.1000123                                     tracted product from Aloe vera, stimulates dental pulp cell prolifera-
                                                              tion, differentiation, mineralisation and dentin formation. Tissue Eng Part
Eingang: 5. Feb. 2018; Annahme: 13. Feb. 2018;                A 16: 1997-2006
Veröffentlichung: 20. Feb. 2018.
                                                          Copyright: ©2018 Cornelli U. This is an open-access article distributed un-
                                                          der the terms of the Creative Commons Attribution License, which permits
                                                          unrestricted use, distribution, and reproduction in any medium, provided
                                                          the original author and source are credited.

                                                                                                                                      7
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