Ernährungsscreening in der ambulanten Onkologie - Pocket Guide
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Pocket Guide Ernährungsscreening in der ambulanten Onkologie für Ärzte/Ärztinnen, Ernährungsberater/innen SVDE, Pflegefachpersonen und medizinisch-therapeutische Fachpersonen
Über diesen Pocket Guide Inhaltsverzeichnis Der Pocket Guide „Ernährungsscreening in der ambulanten Onkologie“ richtet sich an im onkologischen Bereich tätige Nutrition-Support-Team 4 medizinisch-therapeutische sowie pflegerische Fachpersonen in Zusammenarbeit mit Ernährungsberater/innen SVDE. Fakten ambulante Onkologie 5 Die Inhalte basieren auf evidenzbasierter Literatur und bekannten Mangelernährung bei Tumorpatienten 6 Modellen, welche hier für den Einsatz im Praxisalltag der ambulanten Onkologie angepasst dargestellt werden. Mangelernährung – GLIM Kriterien 2019 8 Der Algorithmus erleichtert die Früherkennung von Fehl- und Tumorkachexie 10 Mangelernährung und zeigt die strukturierte ernährungsthera- peutische Versorgung mittels Nutrition Care Process (NCP) auf. Der Sarkopenie 13 Pocket Guide dient als konzeptionelle Orientierungshilfe und Nach- schlagewerk. Screening des Ernährungszustandes: PG-SGA SF 16 Erarbeitet wurde der Pocket Guide von der Fachgruppe Onkologie Algorithmus: Screening und Nutrition Care Process (NCP) 20 des Schweizerischen Verbands der Ernährungsberater/innen SVDE in Zusammenarbeit mit der Praevcare GmbH und dem Tumor- Praxis-Tipps 22 zentrum ZeTuP Rapperswil-Jona sowie weiteren innovativen Projekt- Partnern. Literaturverzeichnis 23 Weiterführende Informationen und Links 24 Bewertungstabellen Gewichtsverlust (PG-SGA SF) 26 Impressum 28 2 3
Nutrition-Support-Team Fakten ambulante Onkologie1,2 Kerngruppe Ernährung Ungefähr 90 % der Tumorpatienten/innen werden in onkologischen Ambulatorien Arzt/Ärztin in Onkologie: behandelt. Ernährungsberater/in SVDE: Med. Praxisassistent/in: Pflegefachperson: Bis anhin fehlt im ambulanten Bereich ein standardisiertes Screening des Ernährungs- Psychoonkologe/in: zustandes, welches schweizweit angewendet wird. Weitere Dienste Home Care Service: 15 - 20 % der Patienten/innen weisen bereits bei der Diagnosestellung Anzeichen einer Mangel- Physiotherapie: ernährung auf. Spitex: Mahlzeitendienst: 80 % der Patienten/innen mit fortgeschrittenem Krebs und 85 - 90 % der Patienten/innen in termi- nalen Phasen leiden unter Mangelernährung. Nur 1/3 der mangelernährten onkologischen Patienten/innen erhalten eine Ernährungstherapie. 4 5
Mangelernährung bei Tumorpatienten/innen3-5 Wird eine Mangelernährung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, Anorexie kann sich das ungünstig auf den Krankheitsverlauf, die Therapiever- träglichkeit und die Krankheitsprognose auswirken. Verminderte Präkachexie/Kachexie Nahrungsaufnahme durch: Verstärkter Sarkopenie • Veränderte Appetit- Gewichtsverlust regulation und Symp- durch: Gekennzeichnet tome wie Nausea, • Systemische Ent- durch: Emesis, Schmerzen zündungsreaktion • Ausgeprägte Ab- bedingt durch den durch proinflamma- nahme der Muskel- Tumor und dessen torische Zytokine masse und -funktion Behandlung + • Beeinträchtigung der • Klarer Hinweis auf eine krebsassoziierte Zufuhr/Aufnahme Kachexie durch z.B. Mukositis, Therapienebenwirkungen Obstruktionen im Gastrointestinaltrakt Achtung: Eine Sarkopenie kann Gesundheitskosten Ansprechen auf die auch bei Menschen mit Übergewicht antitumorale Behandlung und Adipositas auftreten und durch Körperfett/-wasser Leistungsfähigkeit übersehen werden. und Lebensqualität Modifiziert nach3,4 Überlebenszeit – Alle drei Konditionen können bei onkologischen Patienten/innen vorkommen - in unterschiedlicher Ausprägung und gleichzeitig. 6 7
Mangelernährung6,7,8 Screening mit validiertem Instrument (siehe Seite 16 - 19): Positives Resultat Definition • Ungenügende Zufuhr oder Aufnahme von Nahrung, die zu +1 phänotypische Kriterien einer Veränderung der Körperzusammensetzung (Abnahme der fettfreien Körpermasse) und Körperzellmasse führt. Ungewollter Verminderte Tiefer BMI Gewichtsverlust Muskelmasse • Dies führt wiederum zu verminderter körperlichen und mentalen Mild bis moderates Defizit gemes- Funktion, was schlussendlich den klinischen Verlauf der Krankheit Mangelernährug < 20 kg/m2 , wenn < 70 J. sen mit validierter Messmethode: < 22 kg/m2, wenn ≥ 70 J. Moderate ungünstig beeinflusst. ≥ 5 % in den ltz. 6 Mt. 1. DEXA, BIA, CT oder MRIa oder Asiatisch: 2. körperliche Untersuchung, 10 - 20 % in > 6 Mt. < 18.5 kg/m2, wenn < 70 J. Oberarm- oder Waden- umfang < 20 kg/m2, wenn ≥ 70 J. 3. Handkraftmessung Diagnostische Kriterien nach GLIM 2019 Schweres Defizit gemessen mit Mangelernährug < 18.5 kg/m2, wenn < 70 J. validierter Messmethode: < 20 kg/m2, wenn ≥ 70 J. Schwere > 10 % in den ltz. 6 Mt. → Muskelmassenmessung hat oder Asiatisch:8 Priorität, Handgrip nur falls > 20 % in > 6 Mt. eine Messung nach 1. oder Positives < 17 kg/m2, wenn < 70 J. 2. Methode nicht möglich ist! Screeningresultat < 17.8 kg/m2, wenn ≥ 70 J. → Cut-off Werte siehe Seite 13 +1 ätiologische Kriterien eb nen um Erg ntio eri + Moderate oder Verringerte Nahrungsaufnahme Krankheit oder Inflammation ete erve rit 1p → oder Resorption se schwere Mangel- hä Beu K nis ernährung no rte rw ng In es > 1 Woche ≤ 50 % vom Bedarf oder Akute Erkrankung oder ty ilun un ueru isc h t pi g S > 2 Wochen weniger gegessen sc ch Trauma oder g (ungeachtet wie viel weniger) oder art → S tiolo he we s K reg te de Chronische Magen-Darm Erkrankung, Chronische krankheitsbedingte ä rit rad +1 welche die Einnahme oder Resorption Inflammation / Ergänzende Messungen: er iu beeinflusst / Zusätzliche Indikatoren: CRP, Albumin, Präalbumin m GI-Symptomeb a DEXA = Dual Energy X-Ray Absorptiometry / BIA = Bioimpedanzanalyse / CT = Computertomographie / MRI = Magnetresonanztomographie 8 b z.B. Dysphagie, Nausea, Emesis, Diarrhoe, Obstipation oder abdominelle Schmerzen 9
Tumorkachexie3-5,9 Definition • Ist ein multifaktorielles Syndrom und manifestiert sich im • Kachexie lässt sich als eine Art chronische und krankheits- Rahmen eines ungewollten Gewichtsverlustes infolge fortschrei- assoziierte Mangelernährung definieren. Ihr können u.a. syste- tendem Muskelverlust mit oder ohne Verlust an Körperfettmasse. mische Entzündungen zugrunde liegen, welche die Kachexie begünstigen. Präkachexie Kachexie Refraktäre Kachexie Normal Tod • Gewichtsverlust ≤ 5 % • Gewichtsverlust > 5 % in den letzten • Stark kataboler Metabolismus, Gewichtsverlust • Anorexie und Stoffwechsel- 6 Monaten oder kann durch Ernährungstherapie nicht mehr veränderungen • BMI < 20 und jeglicher Gewichtsverlust behoben werden • Messbarer Einfluss auf das > 2 % oder • Tumorerkrankung prokatabol, Tumor spricht klinische Ergebnis • Sarkopenie und jeglicher Gewichts- nicht auf die Antitumortherapie an (z.B. Mortalität) verlust > 2 % • Niedriger Leistungslevel → Monitoring und präventive • Häufig reduzierte Nahrungsaufnahme / Interventionen systemische Inflammation • Erwartetes Überleben < 3 Monate • Messbarer Einfluss auf das klinische → Symptomorientierte Interventionen zur Ergebnis (z.B. Mortalität) Verbesserung von Komfort und Lebensqualität → Adäquate Ernährungstherapie im Rahmen eines multimodalen Behandlungsansatzes Beginn einer Ernährungstherapie in dieser Phase ist zu spät, da eine refraktäre Kachexie nicht reversibel ist. Frühzeitiges Ernährungsmanagement – möglichst zum Zeitpunkt der Tumordiagnose → verbesserte Ernährungsintervention im Rahmen einer palliativen klinische Ergebnisse (z.B. geringere Mortalität) Behandlung zur Linderung von Hunger- und Durst- gefühl möglich. 10 11
Tumorkachexie führt zu metabolischen Störungen5,9-11 Sarkopenie5,12,13 Definition Kombination aus Abwehrreaktion des Tumorwirts und Produk- tion spezifischer kataboler Faktoren durch den Tumor • Progressiver Verlust von Muskelmasse (unterhalb 5. Perzentile), -kraft und -funktion mit unerwünschten Folgen wie Stürzen, Fraktu- ren, körperlichen Gebrechen und Tod. • Sarkopenie kann altersbedingt auftreten (primäre Sarkopenie) oder aufgrund anderer Ursachen wie Krankheit, Inaktivität und Mangel- ernährung (sekundäre Sarkopenie). Inflammatorisch wirksame Zytokine, Tumorspezifische katabole Faktoren, • Sarkopenie ist ein klarer Hinweis auf eine krebsassoziierte Kachexie. z. B. TNFα, IL1β, IFNγ, IL-6a z. B. PIF, LMFb • Achtung: Muskelmasse ist prognostisch ein besserer Prädikator als die Gesamtkörpermasse -> auch bei Übergewicht/Adipositas! Gehirn Muskulatur Muskulatur Fettgewebe Abfolge der diagnostischen Kriterien der European Working Group on Sarcopenia in Older People (EWGSOP) Zentrale Appetit- Bewertung bei positivem cut-off Wert Test Cut-off Wert + empfohlene Massnahmen regulation ↓ Proteinsynthese ↓ Insulinresistenz Lipolyse ↑ 1. SARC-Fa Fragebogen ≥ 4 Punkte Hinweis für eine Sarkopenie Appetitlosigkeit/ Proteinabbau ↑ + 2. Muskelkraft bestimmen Anorexie Wahrscheinliche Sarkopenie 2. Muskelkraft bestimmen Handkraft: + Massnahmenb gegen wahrscheinliche (z.B. Handkraft mit ♀ < 16 kg Sarkopenie ergreifen (auch wenn keine Dynamometer) ♂ < 27 kg weitere Diagnostik möglich ist) + 3. Muskelmasse bestimmen, sofern möglich Verminderte Skelettmuskel- Glukosetoleranz- Fettgewebe- Nahrungs- abbau / ASMc oder ASMId: Diagnostizierte Sarkopenie störung abbau ↑ 3. Muskelmasse bestim- + Massnahmen gegen Sarkopenieb aufnahme Sarkopenie ♀ < 15 kg o. < 5,5 kg/m2 men (z.B. BIA, DEXA) + 4. Körperliche Leistungsfähigkeit ein- ♂ < 20 kg o. < 7 kg/m2 schätzen, sofern möglich/notwendig 4. Körperliche Leistungs- Geh- Schwere Sarkopenie a TNF= Tumornekrosefaktor; IL= Interleukin; IFN= Interferon fähigkeit einschätzen geschwindigkeit: + Massnahmen gegen Sarkopenieb b PIF= Proteolyse induzierender Faktor; LMF= Lipid mobilisierender Faktor Modifiziert nach 5,9-11 (z.B. Gehgeschwindigkeit) ≤ 0,8 m/s a Simple Five-Item Questionnaire c ASM = appendikulare Magermasse b z.B. ausreichende Energie- und Eiweisszufuhr und Bewegung d ASMI = appendikularer Magermasse-Index 12 13
Sarkopenie reduziert Therapieerfolg14 Ist verbunden mit höherer Inzidenz an dosis-limitierender Toxizität (Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Ödeme, Muskelschmerzen, etc.) 100 Patienten/innen mit Sarkopenie 90 % Patienten/innen mit dosislimitierender Toxizität Patienten/innen 80 ohne Sarkopenie 70 60 50 40 30 20 10 0 5FU Capecitabin Adjuvante FEC Sorafenib Sunitinib Sorafenib Vandetanib Fluoro- pyrimidin Imatinib ECX & CF Kolorektales Mammakarzinom Nierenzellkarzinom Hepato- Fortgeschrit. Kolorektales Gastroin- Ösophago- Karzinom zelluläres medulläres Karzinom testinaler gastrischer Karzinom Schilddrüsen- Stroma- Tumor Modifiziert nach14 karzinom tumora Anämie und Fatigue a 14 15
Regelmässiges Screening des Ernährungszustands7,15-19 Zu Beginn der Tumortherapie und alle 4 - 8 Wochen durch Mittels Einscannen des QR-Codes oder Klick auf das Icon ein validiertes Screeningtool (z.B. PG-SGA SF) direkt zum Downloadbereich des Screening Tools PG-SGA SF Beinhaltet 4 Bereiche: Gewicht, Nahrungsaufnahme, Patient Generated-Subjective Global Assessment Symptome (Übelkeit, Durchfall, Appetit etc.) sowie Short Form Aktivitäts- und Funktionsniveau (auf ECOGa basiert). a ECOG = Eastern Cooperative Oncology Group Performance Status Ist ein präzises und einfaches Screening Tool zur Ist benutzerfreundlich und gut verständlich Erkennung einer Mangelernährung bei ambulanten sowie in verschiedenen Sprachen verfügbar. sowie klinischen Tumorpatienten. Deckt alle Bereiche der von ESPEN und ASPEN Kann von Patienten/innen selbst im Wartezimmer konzeptionellen Definitionen der Mangel- ausgefüllt werden (Zeitaufwand 2 bis max. 5 Min.). ernährung ab. Erleichtert das patientengenerierte Screening Ist ein zeitsparend durchführbares, standardisiertes (Selbstbericht) mit verstärktem Bewusstsein und und validiertes Screening Tool. Selbstwirksamkeit. 16 17
Auswertung PG-SGA SF19 PG-SGA SF Resultate & empfohlene Massnahmen19 Durchführung durch geschultes Fachpersonal und unter Berücksichtigung folgender Hinweise: Keine Intervention zu diesem Zeitpunkt erforderlich. 0-1 Routinemässige und regelmässige Neueinschätzung 1. Gewicht / Bewertung Gewichtsverlust während des Behandlungsverlaufs (siehe Folgeseite). • 1 Monats-Gewichtsverlauf berechnen, falls nicht vorhanden 6 Monatsverlauf → siehe separate Tabellen (auf den letzten beiden Seiten des Pocket-Guides) • Plus Zusatzpunkt für Gewichtsverlust in den letzten zwei Wochen Aufklärung von Patient/in und Familie durch eine/n Gewichtsverlust in 1 Monat Punkte Gewichtsverlust in 6 Monaten Ernährungsberater/in SVDE, eine Pflegefachperson 10 % oder mehr 4 20 % oder mehr 2-3 oder eine/n Arzt/Ärztin hinsichtlich pharmakologischer 5 - 9.9 % 3 10 - 19.9 % Intervention, wie im Symptomfragebogen angegeben 3 - 4.9. % 2 6 - 9.9 % (Kästchen 3) und ggf. gemäss den Laborwerten. 2 – 2.9 % 1 2 – 5.9 % 0 – 1.9 % 0 0 – 1.9 % Erfordert Intervention durch eine/n Ernährungsberater/ in SVDE in Verbindung mit einer Pflegefachperson oder 4-8 einem/r Arzt/Ärztin, abhängig von den Symptomen 2. Nahrungsaufnahme / Erläuterung „normale“ Nahrungsaufnahme (Kästchen 3). • Entspricht einer oralen bedarfsdeckenden Ernährung 3. Symptome / Optimales Symptom-Management Zeigt einen kritischen Bedarf für eine verbesserte • Wichtige Erstlinien-Ernährungsintervention ≥9 symptomatische Behandlung und/oder für Ernährungs- interventionen an. 4. Aktivitäts- und Funktionsniveau / Basiert auf ECOG Performance Status • Mässiges, kürzlich aufgetretenes oder schweres Funktionsdefizit als Alarmzeichen einer möglichen Mangelernährung Quelle: Adaptiert für die Schweiz aus der deutschen Version pt-global.org/?page_id=6098 18 19
Algorithmus: Screening und Nutrition Care Process (NCP)4,5,20-23 Ein standardisierter Behandlungspfad erleichtert die Umsetzung. Die Autoren empfeh- len den Ablauf in der Praxis wie folgt dargestellt: Aufklärung Patient/in / Angehörige optimales Symptom-Management und Erneutes Screening in 4 - 8 Wochen Screening mit PG-SGA SF bei Patienten- Resultat ≥ 4 Punktea aufnahme und Therapieumstellung: • Patient/in füllt Fragebogen selbständig aus • Auswertung durch medizinische Fachperson Ja Nein Erfordert Intervention durch Ernährungsberater/in in Verbindung mit Pflegefachperson oder Arzt/Ärztin - Symptomabhängig - 1. Ernährungs-Assessment 2. Ernährungs-Diagnose Ernährungsbezogene PES-Statement (Problem, Anamnese, Anthropometri- Etiology, Signs / Symptoms): sche Messungen, Biochemi- • Aufnahme/Zufuhr Information an zuständige/n Arzt/Ärztin sche Daten, Ernährungs- • Klinisch NUTRITION bezogene körperliche Be- • Verhalten/Umfeld CARE funde, Patientengeschichte • Andere PROCESS Anmeldung Ernährungsberater/in SVDE (NCP) 4. Ernährungs-Monitoring 3. Ernährungs-Intervention und Evaluation Medizinische Unterlagen: Versorgung Lebensmittel und Outcome Nährstoffe, Ernährungs- • geplante Therapie (palliativ oder kurativ?) Ernährungs-Assessment edukation und -beratung, • erwartete Nebenwirkungen Koordination Ernährungsbe- • Laborwerte (z.B. CRP, Albumin) handlung • Berichte / Medikationsliste Ziel/e • evt. Sprechstundeneinträge, etc. erreicht? a ab ≥ 9 Punkte = kritischer Bedarf für verbesserte symptomatische Behandlung und/oder Ernährungsintervention. Nein Ja Modifiziert nach4,21,22 20 21
Praxis-Tipps5,20,23 Literaturverzeichnis 1. Planas, M., Álvarez-Hernández, J., León-Sanz, M., Celaya-Pérez, S., Araujo, K., & García de Lorenzo, A. (2016). Prevalence of hospital Empfehlungen für Potentieller Nutzen für malnutrition in cancer patients: a sub-analysis of the PREDyCES® study. Supportive Care in Cancer, 24(1), 429–435. doi:10.1007/ s00520-015-2813-7. die Umsetzung Patienten/innen und 2. Halpern, M. T., & Yabroff, K. R. (2008). Prevalence of Outpatient Cancer Treatment in the United States: Estimates from the Medical Panel Expenditures Survey (MEPS). Cancer Investigation, 26(6), 647–651. doi:10.1080/07357900801905519. Behandlungsteam 3. Arends, J., Baracos, V., Bertz, H., Bozzetti, F., Calder, P. C., Deutz, N. E. P., … Weimann, A. (2017). ESPEN expert group recommendati- ons for action against cancer-related malnutrition. Clinical Nutrition, 36(5), 1187–1196. doi:10.1016/j.clnu.2017.06.017. 4. Muscaritoli, M., Arends, J., & Aapro, M. (2019). From guidelines to clinical practice: a roadmap for oncologists for nutrition therapy • Verantwortlichkeiten im Nutrition Umfassende Patientenbetreuung durch for cancer patients. Therapeutic Advances in Medical Oncology, 11, 175883591988008. doi:10.1177/1758835919880084. Support Team definieren enge Zusammenarbeit in der interdis- 5. Arends, J., et al. (2015). S3 Leitline Klinische Ernährung in der Onkologie. Aktuel Ernahrungsmed, 40, e1-e74. doi:10.1055/s-0035-1552741. • Regelmässige interne Schulung durch ziplinären Kerngruppe 6. Cederholm, T., Jensen, G. L., Correia, M. I. T. D., Gonzalez, M. C., Fukushima, R., Higashiguchi, T., … Yu, J. (2019). GLIM criteria for the diagnosis of malnutrition – A consensus report from the global clinical nutrition community. Clinical Nutrition, 38(1), 1–9. doi:10.1016/j. Ernährungsberater/in SVDE Einbindung und frühzeitige Sensibili- clnu.2018.08.002. sierung von Patienten/innen und An- 7. 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Weiterführende Informationen und Links Informationen für Fachpersonen zum PG-SGA SF18,21,24 Ernährung Wenn nichts anderes angegeben ist, ist nur eine Option erforderlich. Freiberufliche Ernährungsberater/in SVDE Wenn zwei geeignete Optionen gefunden werden, zählt bei der Berechnung der Gesamtpunktzahl nur das „Schlechteste“ Gesellschaft für klinische Ernährung der Schweiz (GESKES): (Ausnahme Kasten 3 / Symptome: Summe aller Punkte). Liste zertifizierter HomeCare-Anbieter in der Schweiz Nutrition Care Process (NCP): In Kasten 2 kann das Wort „normales Essen“ mehrdeutig sein und für Ernährungsberater/innen SVDE medizinisches Fachpersonal kann den Patienten/innen bei Bedarf erläutern, was mit einer normalen, bedarfsdeckenden Ernährung Nutripoint: Dokumente, Hilfsmittel & Links gemeint ist. für Ernährungsberater/innen SVDE Patienten/innen lesen teilweise sehr schnell oder überspringen Wörter, Schweizerischer Verband der Ernährungsberater/innen SVDE was die Ergebnisse des Fragebogens beeinflussen/verändern kann. Verordnungsformular Ernährungsberatung SVDE Guidelines Onkologie Amerikanische Gesellschaft für parenterale und enterale Krebsliga Schweiz: Informationen für onkologische Ernährung (ASPEN) Patienten/innen und Angehörige Onkologiepflege Schweiz: für Pflegefachpersonen Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in der Onkologie Europäische Gesellschaft für Klinische Ernährung und PG-SGA SF Screening Tool in diversen Sprachen übersetzt Stoffwechsel (ESPEN) (auch als App-Version verfügbar) Practice-Based Evidence in Nutrition (PEN): evidenzbasierte Antworten auf Fragen aus der täglichen Praxis Schweizerische Gesellschaft für medizinische Onkologie (SGMO) 24 25
Bewertung Gewichtsverlust (PG-SGA SF)20 Ausgangsgewicht Ausgangsgewicht Gewichtsverlust (GV) in 1 Monat in kg Gewichtsverlust (GV) in 6 Monat in kg vor 1 Mt. in kg vor 6 Mt. in kg 40 0 - 0.8 0.8 - 1.2 1.2 - 2.0 2.0 - 4.0 4.0 40 0 - 0.8 0.8 - 2.4 2.4 - 4.0 4.0 - 8.0 8.0 45 0 - 0.9 0.9 - 1.3 1.4 - 2.2 2.3 - 4.5 4.5 45 0 - 0.9 0.9 - 2.7 2.7 - 4.5 4.5 - 9.0 9.0 50 0 - 1.0 1.0 - 1.5 1.5 - 2.5 2.5 - 5.0 5.0 50 0 - 1.0 1.0 - 3.0 3.0 - 5.0 5.0 - 10.0 10.0 55 0 - 1.0 1.1 - 1.6 1.7 - 2.7 2.8 - 5.4 5.5 55 0 - 1.0 1.1 - 3.2 3.3 - 5.4 5.5 - 10.9 11.0 60 0 - 1.1 1.2 - 1.7 1.8 - 2.9 3.0 - 5.9 6.0 60 0 - 1.1 1.2 - 3.5 3.6 - 5.9 6.0 - 11.9 12.0 65 0 - 1.2 1.3 - 1.9 2.0 - 3.2 3.3 - 6.4 6.5 65 0 - 1.2 1.3 - 3.8 3.9 - 6.4 6.5 - 12.9 13.0 70 0 - 1.3 1.4 - 2.0 2.1 - 3.4 3.5 - 6.9 7.0 70 0 - 1.3 1.4 - 4.1 4.2 - 6.9 7.0 - 13.9 14.0 75 0 - 1.4 1.5 - 2.2 2.3 - 3.7 3.8 - 7.4 7.5 75 0 - 1.4 1.5 - 4.4 4.5 - 7.4 7.5 - 14.9 15.0 80 0 - 1.5 1.6 - 2.3 2.4 - 3.9 4.0 - 7.9 8.0 80 0 - 1.5 1.6 - 4.7 4.8 - 7.9 8.0 - 15.9 16.0 85 0 - 1.6 1.7 - 2.5 2.6 - 4.2 4.3 - 8.4 8.5 85 0 - 1.6 1.7 - 5.0 5.1 - 8.4 8.5 - 16.9 17.0 90 0 - 1.7 1.8 - 2.6 2.7 - 4.4 4.5 - 8.9 9.0 90 0 - 1.7 1.8 - 5.3 5.4 - 8.9 9.0 - 17.9 18.0 95 0 - 1.8 1.9 - 2.8 2.9 - 4.7 4.8 - 9.4 9.5 95 0 - 1.8 1.9 - 5.6 5.7 - 9.4 9.5 - 18.9 19.0 100 0 - 1.9 2.0 - 2.9 3.0 - 4.9 5.0 - 9.9 10.0 100 0 - 1.9 2.0 - 5.9 6.0 - 9.9 10.0 - 19.9 20.0 105 0 - 2.0 2.1 - 3.0 3.2 - 5.1 5.3 - 10.9 10.5 105 0 - 2.0 2.1 - 6.2 6.3 - 10.4 10.5 - 20.9 21.0 110 0 - 2.1 2.2 - 3.2 3.3 - 5.4 5.5 - 10.9 11.0 110 0 - 2.1 2.2 - 6.5 6.6 - 10.9 11.0 - 21.9 22.0 115 0 - 2.2 2.3 - 3.3 3.5 - 5.6 5.8 - 11.4 11.5 115 0 - 2.2 2.3 - 6.8 6.9 - 11.4 11.5 - 22.9 23.0 120 0 - 2.3 2.4 - 3.5 3.6 - 5.9 6.0 - 11.9 12.0 120 0 - 2.3 2.4 - 7.1 7.2 - 11.9 12.0 - 23.9 24.0 125 0 - 2.4 2.5 - 3.6 3.8 - 6.1 6.3 - 12.4 12.5 125 0 - 2.4 2.5 - 7.4 7.5 - 12.4 12.5 - 24.9 25.0 GV % 0 - 1.9 2.0 - 2.9 3.0 - 4.9 5.0 - 9.9 ≥ 10.0 GV % 0 - 1.9 2.0 - 5.9 6.0 - 9.9 10.0 - 19.9 ≥ 20.0 PG-SGA Punkte 0 1 2 3 4 PG-SGA Punkte 0 1 2 3 4 26 27
Impressum © 2021, SVDE Fachgruppe Onkologie & Praevcare GmbH, 1. Auflage. Alle Rechte vorbehalten. Kopien, Weitergabe und Nutzung nur mit Quellenverweis. Inhaltliche Erarbeitung durch • Praevcare GmbH, Pfäffikon SZ; praevcare.ch • Tumorzentrum ZeTuP, Rapperswil-Jona SG; zetup.ch Projektleitung • Sylvia Huber, BSc Ernährung und Diätetik Unter Mitarbeit von • Dr. med. Matthias Egger, FMH Innere Medizin und Hämatologie, internistische Onkologie (DE) • Dr. med. Rudolf Morant, FMH Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie • Victoria Góngora, MSc Klinische Ernährung, MAS Ernährung und Gesundheit • Melina Nigg, MSc Klinische Diätologie • Alexandra Schmid, BSc Ernährung und Diätetik • Kerstin Zuk, dipl. oec.-troph. FH Gegengelesen durch • Gesellschaft für klinische Ernährung der Schweiz GESKES; geskes.ch • Krebsliga Schweiz; krebsliga.ch • Onkologiepflege Schweiz; onkologiepflege.ch • Schweizerische Gesellschaft für medizinische Onkologie SGMO; sgmo.ch Haftungsausschluss Aufgrund der fortschreitenden medizinischen Entwicklung wird keine Gewähr oder Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und anhaltende Aktualität der Aussagen übernommen. Folgende Firmen haben die Erstellung dieses Pocket-Guides finanziell unterstützt. Die Unabhängigkeit der Herausgeber war zu jeder Zeit vollständig gewährleistet. • Fresenius Kabi (Schweiz) AG • Oncomedical AG • Pfizer AG
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