COVID-19 Pandemie - Savills

 
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COVID-19 Pandemie - Savills
Immobilienmarkt Deutschland - Juni 2020

SPOTLIGHT
Savills Research
                   COVID-19 Pandemie
COVID-19 Pandemie - Savills
COVID-19-Pandemie: Langfristimplikationen für die Immobilienmärkte

                      „Wir werden in einer anderen Welt leben, wenn die Krise vorbei ist“, so Yuval Noah
                      Harari, einer der bekanntesten Historiker unserer Zeit, kürzlich in einem Interview.
                      Wie diese Welt aussieht, ist offen. Von unserer heutigen Welt wird sie sich
                      sicherlich nicht substanziell, sondern nur in Nuancen unterscheiden. Doch in der
                      Immobilienbranche, die geprägt ist von langfristig wirksamen Entscheidungen,
                      können diese Nuancen den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg, zwischen
                      Gewinn und Verlust bedeuten. Deshalb ist es für Immobilienmarktakteure
                      besonders relevant, sich mit den Langfristimplikationen der COVID-19-Pandemie
                      auseinanderzusetzen, um jene Nuancen aufzuspüren.

                      Auch unsere fünf Autoren haben sich auf Spurensuche begeben und jeweils eine
                      persönliche Hypothese formuliert, wie die Post-COVID-19-Immobilienwelt
                      aussehen könnte. Ihnen möchten wir hier ein Forum geben. Nicht weil wir glauben,
                      dass sie mit ihrer Version der Zukunft genau ins Schwarze treffen, sondern weil wir
                      davon überzeugt sind, dass erst eine intensiv geführte, auch gerne konträre Debatte
                      die besten Argumente hervorbringt und uns allen dabei hilft unser Zukunftsbild zu
                      schärfen. Widerspruch ist also nicht nur erlaubt, sondern gewünscht.

                      Zunächst wünschen wir Ihnen jedoch eine anregende Lektüre. Unsere Autoren
                      freuen sich darauf, anschließend mit Ihnen zu diskutieren.

                      Prof. Dr. Kerstin Hennig                                       Matthias Pink
                      Head of Real Estate Management Institute                       Head of Research Germany
                      EBS Universität für Wirtschaft und Recht                       Savills Immobilien Beratungs-GmbH

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COVID-19 Pandemie - Savills
COVID-19-Pandemie: Langfristimplikationen für die Immobilienmärkte

Hypothese 1: An der Asset-Klasse Immobilien führt weniger denn je ein Weg vorbei -
vor allem in Deutschland
„Flight-to-safety“ ist das Gebot der            auch bei Unternehmensanleihen ist
Stunde in unsicheren Zeiten wie diesen.         das Ausfallrisiko gestiegen, was sich
Im Zusammenspiel mit fehlenden                  beispielsweise an der Herabstufung des
Anlagealternativen wird das die                 Kreditratings der deutschen Autoindustrie
Investorennachfrage erhöhen und die             durch Standard & Poor‘s zeigt. Bei den
Anfangsrenditen langfristig auf neue            als weitgehend ausfallsicher eingestuften
Rekordniveaus drücken. Doch einen Schritt       Anleihen befinden sich die Kupon-Zinsen
zurück: Die durch die                           weiterhin nahe der Nulllinie. Angesichts
COVID-19-Pandemie ausgelösten                   verlängerter Nullzinspolitik und gestiegenem
Schwierigkeiten für Unternehmen und die         Inflationsrisiko lassen sich damit keine
damit einhergehenden Verwerfungen am            auskömmlichen Renditen erzielen. Eben jene
Arbeitsmarkt dürften kurzfristig auch an den    Erträge lassen sich mit Immobilien weiterhin
Immobilienmärkten eine Delle hinterlassen.      erzielen. Sie werden zudem allgemein als
Das Instrument Kurzarbeit dürfte zwar           inflationssicher und schwankungsarm
Entlassungen im großen Stil verhindern,         wahrgenommen. Insbesondere der deutsche
allerdings belastet es die Sozialkassen in      Immobilienmarkt gilt als stabil. Nicht zuletzt
einer bislang unbekannten Dimension.            wegen seines polyzentrischen Systems, das
Zudem entgegnet die Bundesregierung             eine leichtere Diversifikation ermöglicht und
der drohenden Insolvenzwelle in der             seiner strategisch wichtigen Lage inmitten
Unternehmenslandschaft mit einer Reihe          Europas konnte der Standort Deutschland
von Steuererleichterungen und Hilfspaketen.     in der Vergangenheit immer wieder von
All diese Maßnahmen dürften zu einem            seinem Status als sicherer Anlagehafen
massiven Anstieg der Staatsverschuldung         profitieren. Da die COVID-19-Pandemie
führen – nicht nur in Deutschland, sondern      das Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger
weltweit. Steigt die Schuldenlast, steigt       langfristig sensibilisiert haben dürfte,
auch das Zahlungsausfallrisiko der Staaten.     ist davon auszugehen, dass die günstigen
Dies lässt sich aktuell an den gestiegenen      Fundamentalfaktoren Deutschlands,
Risikoprämien für Staatsanleihen erkennen.      seiner Rechts- und Planungssicherheit dem
Doch nicht nur die Staaten, auch die            hiesigen Immobilienmarkt international
Notenbanken haben billionenschwere              zu einem nie dagewesenen Aufwind
Unterstützungsprogramme verabschiedet.          verhelfen werden, sobald die kurzfristigen
So ist die EZB-Bilanz auf den höchsten Wert     Verwerfungen der Krise überwunden sind.
in ihrer Geschichte gestiegen und mit ihr das   Dieser Aufwind dürfte sich durch alle
langfristige Inflationsrisiko.                  Nutzungsklassen ziehen, wobei einige von
                                                ihnen überproportional profitieren könnten
Ausgerechnet diese düsteren Wolken über der     (siehe Hypothese 2).
Wirtschaft und den Finanzmärkten könnten
die Asset-Klasse Immobilien umso heller
strahlen lassen. Ihr Hauptkonkurrent, die                                                         Elmar Lang
Anleihen, werden nun für Investoren noch                                                          EBS Universität für Wirtschaft und
unattraktiver. Nicht nur bei Staatsanleihen,                                                      Recht

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COVID-19-Pandemie: Langfristimplikationen für die Immobilienmärkte

Hypothese 2: Wohnimmobilien werden für Investoren noch attraktiver
Ein Dach über dem Kopf zu haben, zählt zu       Erträge, aber auch nur geringe Chancen auf
den existenziellen Grundbedürfnissen von        kurzfristige Wertsteigerungen – spricht
uns Menschen. Wohnimmobilien bieten             zudem für ein längerfristiges Engagement der
uns genau das und sind somit ein nicht          Investoren.
substituierbares Gut. Von Kapitalanlegern
wird ihnen deshalb relative Sicherheit          Hinzu könnte kommen, dass die
zugesprochen. Die vergleichsweise               COVID-19-Pandemie und ihre
stabilen Wohnungsmieten sind ein                Begleiterscheinungen den Status der
Ausdruck dieser Sicherheit. So schwankten       Wohnung als existenzielles, nicht
die durchschnittlichen Mieten für               substituierbares Gut sogar noch stärken.
Bestandswohnungen in den westdeutschen          Die Lockdown-Erfahrung könnte zu
A-Städten seit dem Jahr 1976 statistisch        einer Aufwertung der Wohnung als
nur etwa halb so stark wie die Büromieten       Lebensmittelpunkt führen und zusammen
derselben Städte¹. Auch im Zuge der             mit weiteren Effekten wie der steigenden
COVID-19-Pandemie und der zu erwartenden        Akzeptanz des Homeoffice zu einem höheren
Rezession ist damit zu rechnen, dass die        Wohnflächenbedarf führen
Wohnungsmieten vergleichsweise stabil           (siehe Hypothese 5). Sollten sich solche
bleiben.                                        Effekte abzeichnen, würde dies den
                                                Wohnungssektor für Investoren zusätzlich
In Krisenzeiten ist das Begrenzen von Risiken   attraktiv machen.
bei vielen Investoren oberstes Gebot. Diese
Suche nach Sicherheit hat dazu geführt, dass
die Renditen für risikoarme Kapitalanlagen,
wie beispielsweise von Staatsanleihen
bonitätsstarker Länder, auf ein
rekordniedriges Niveau gefallen sind. Durch
das Ankaufsprogramm der EZB im Umfang
von zusätzlich rund 750 Mrd. Euro werden
die Wertpapierrenditen nicht nur niedrig
gehalten, es werden auch private Investoren
verdrängt. Diese wiederum müssen sich
nach Alternativen umsehen, wodurch
der Anlagedruck am Immobilienmarkt
noch steigen dürfte (siehe Hypothese 1).
Weil Wohnimmobilien im Vergleich zu
anderen Immobilienarten eine besonders
hohe Stabilität der Erträge aufweisen,
dürften sie davon in Verbindung mit der
hohen Risikoaversion der Investoren in
besonderem Maße profitieren. Der Charakter
der Wohnimmobilie – schwankungsarme
                                                                                                                Matti Schenk
¹Der Variationskoeffizient der jährlichen Veränderungsrate der Wohnungsmieten liegt für den Zeitraum 1976 bis   Savills
2019 bei 1,18. Bei Büroimmobilien beträgt er im gleichen Betrachtungszeitraum 2,08.

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COVID-19-Pandemie: Langfristimplikationen für die Immobilienmärkte

Hypothese 3: Flexible Workspaces gewinnen vor allem wohnortnah an Bedeutung
Im Zuge der COVID-19-Pandemie und den            Gewinnen und Halten von Mitarbeitern,          Anbieter überleben, die ein großes Netzwerk
damit verbundenen Vorgaben der deutschen         was einen Anreiz für Unternehmen schafft,      besitzen oder an ein solches angebunden
Regierung zur Kontaktreduzierung wurde ein       Beschäftigten zumindest teilweise die          sind. Denn je größer das Netzwerk eines
außergewöhnliches                                Möglichkeit zur Arbeit im Flexible Workspace   Anbieters ist, desto attraktiver wird er für
Homeoffice-Experiment angestoßen.                zu gewähren. Auch sollten sich so die in       Nutzer.
Dieses Experiment hat maßgebliche                der Arbeitsstättenverordnung geregelten
Verhaltensänderungen bei Arbeitnehmern           Anforderungen an die Sicherheit und den
und -gebern hervorgerufen, die den               Schutz der Beschäftigten am Arbeitsplatz
Büromarkt langfristig drastisch verändern        einfacher umsetzen lassen als im Homeoffice.
könnten.
                                                 Ein Hybrid-Modell, welches das Arbeiten
Knapp ein Drittel derer, die in der Corona-      sowohl im Unternehmensbüro als auch
Krise von zu Hause aus arbeiten, tut dies laut   in Flexible Workspaces in Wohnnähe
einer Immowelt-Befragung erstmalig. Wenn         erlaubt, könnte für viele Unternehmen und
aus dieser Situation positive Erfahrungen        Beschäftigte attraktiv sein. Das Angebot an
mit virtuellen Arbeitsweisen gesammelt           Flexible Workspaces könnte einer solchen
werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass         Nachfrage zügig folgen. Flexible Workspaces
eine teilweise Beibehaltung der virtuellen       zeichnen sich nämlich durch geringe
Zusammenarbeit und Kommunikation die             Markteintrittsbarrieren aus, da es neben
Pandemie überdauert. Dies dürfte nicht nur       einer geeigneten Fläche, Schreibtischen
den Trend zum Homeoffice, sondern auch zu        und einer Internetverbindung nicht viel
Flexible Workspaces begünstigen. Denn im         braucht, um Menschen einen flexiblen
Homeoffice dürfte die fehlende räumliche         Arbeitsplatz anbieten zu können. So haben
Trennung zwischen Beruf und Privatleben          sich während der Corona-Krise manche
auch die gedankliche Trennung der beiden         Akteure erstmals als Anbieter von Flexible
Lebensbereiche erschweren. Vor allem in          Workspaces probiert. Seit Beginn der
größeren Städten, wo der eigene Wohnraum         Pandemie haben beispielsweise immer mehr
begrenzt ist, ist es für Beschäftigte            Hotels, darunter auch die Dorint-Gruppe,
vermutlich schwierig, in den eigenen vier        versucht, aus der Not eine Tugend zu machen
Wänden nach der Arbeit im Homeoffice             und leere Hotelzimmer als Arbeitsplatz
gedanklich abzuschalten.                         angeboten. Neben Hotels bieten ungenutzte
                                                 Einzelhandels- und Gastronomieflächen
Flexible Workspaces in der Nähe des              weiteres Potenzial für eine Nachnutzung als
Wohnortes würden eine räumliche Trennung         Flexible Workspace.
zwischen Wohnung und Büro erlauben,
ohne den Vorteil des kurzen Arbeitsweges         Es ist möglich, dass sich langfristig große
zu opfern. Sie bieten außerdem eine              Flexible-Workspace-Player durchsetzen,
produktive Arbeitsumgebung und erlauben          die Ihr Geschäftskonzept im Rahmen einer
einen Offline-Austausch mit anderen.             betrieblichen Partnerschaft oder einer
Wenn es Menschen gibt, die in Flexible           Nutzungsrechtverleihung an Investoren aber
Workspaces das bessere Arbeitsumfeld             auch Gastronomen und Hotels vermitteln,
sehen als in klassischen Unternehmensbüros       um Nutzern einen standardisierten und                                   Nils Neukranz
oder Homeoffice, dann werden Flexible            funktionierenden Service flächendeckend                                 EBS Universität für Wirtschaft und
Workspaces zum Instrument für das                bieten zu können. Langfristig sollten jene                              Recht

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COVID-19-Pandemie: Langfristimplikationen für die Immobilienmärkte

Hypothese 4: Der Online-Lebensmittelhandel steht vor dem Durchbruch
Über Jahre lag der Online-Anteil im              Einer Befragung von Bitkom im April zufolge     keine Lieferfenster mehr anbieten können. Sie
Lebensmittelhandel hierzulande bei               sind hierzulande 19 % der Verbraucher           werden aber mit einer gewissen Verzögerung
lediglich 1 %. Dann kam COVID-19 und die         neu zum Online-Lebensmitteleinkauf              in der Lage sein, ihre Kapazitäten im
Online-Lebensmittelverkäufe sind über            übergegangen. Detail Online geht davon aus,     notwendigen Umfang auszuweiten. Während
Ländergrenzen hinweg stark gestiegen. In         dass es sich bei bis zu 60 % der Kunden um      der Anbieter picnic jede Woche 50 neue
China haben die Lieferungen von Carrefour        eine langfristige Verhaltensänderung handelt.   Mitarbeiter einstellt, ergreifen manche
zum Neujahrsfest, das wenige Wochen              Je länger die Pandemie anhält, desto größer     Händler kreative Lösungsansätze: Aldi
nach Ausbruch der Epidemie stattfand,            dürfte dieser Gewöhnungseffekt ausfallen,       testet in Großbritannien beispielsweise
beispielsweise um 600 % zugenommen.              zumal der Online-Handel angesichts wohl         die Auslieferung von Lebensmitteln in
Der chinesische Online-Händler JD.com            noch für lange Zeit geltender Abstands- und     Kooperation mit Deliveroo, Netto probiert
verzeichnete allein in den ersten zehn           Hygieneregeln im stationären Handel gleich      einen Abholservice aus und Rewe eröffnet
Tagen des Monats Februar einen Anstieg der       noch bequemer erscheint als ohnehin schon.      hunderte Click & Collect Pop-up-Stationen.
Online-Lebensmittelverkäufe um 215 %. In
Europa sieht es nicht anders aus: In Italien     Entscheidend wird sein, wie schnell die         Nicht nur die Lebensmitteleinzelhändler,
oder Spanien ist bereits eine Verdopplung der    Anbieter ihre Kapazitäten aufstocken            auch die Immobilienakteure sollten sich auf
Nutzer von E-Food zu beobachten und auch         und Neukunden bedienen können. Denn             diese Entwicklungen einstellen. So werden
in Deutschland sind die Umsätze im Online-       der Ersteinstieg gilt als größte Hürde und      Supermärkte teilweise zu City-Lagerflächen,
Lebensmittelhandel im April um                   momentan machen viele willige Online-           Abholstationen werden benötigt und
127 % gegenüber dem Vorjahr angestiegen          Käufer die Erfahrung, dass die Händler an       auch Drive-In Schalter wie bei den Fast-
(siehe Abb. 1).                                  ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen sind und        Food-Anbietern dürften insbesondere in
                                                                                                 Stadtrandlagen an viel befahrenen Straßen
                                                                                                 zur Normalität werden.
Abb. 1 Jährliche Wachstumsrate des Online-Lebensmittelhandels
in Deutschland
 14 0 %

 120 %

 10 0 %

  80 %

  60 %

  40 %

  20 %

    0%
                      20 16    20 17            20 18           20 19           A p r 20                                  Jennifer Güleryüz
                                                                                                                          Savills
Quelle: bevh

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COVID-19 Pandemie - Savills
COVID-19-Pandemie: Langfristimplikationen für die Immobilienmärkte

Hypothese 5: Größer, grüner, günstiger: Die Peripherie wird gestärkt
Einhergehend mit den Lockdown-                 Entscheidungsfreiheit bei der häuslichen         zumeist deutlich besser und langfristig auch
Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie          Standortwahl. Wird eine persönliche              günstiger erreichen. Eine Neubewertung
kam es nicht nur zu einer bewussten            Anwesenheit beim Arbeitgeber nämlich             der Haushaltsbedürfnisse und der damit
Konsumverlagerung hin zu Online-               nur noch partiell verlangt, sinken die           verbundenen Standortfaktoren scheint
Angeboten (siehe Hypothese 4), sondern         Distanzkosten zwischen Wohn- und                 deshalb ebenfalls plausibel.
es wurde auch das größte Homeoffice-           Arbeitsort. Gleichzeitig steigen die Relevanz
Projekt unserer Zeit angestoßen. Von           einer eigenen Büro- und Arbeitsfläche und        Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die
Dienstleistungsunternehmen bis                 der Bedarf nach zusätzlichem Wohnraum,           aktuelle Coronakrise könnte insbesondere
Bildungseinrichtungen etablierten dabei        sodass Randbezirke und periphere Stadtlagen      in den Bereichen Konsum und Arbeit zu
zahllose Institutionen neue Konzepte           aufgrund ihrer günstigeren Bodenpreise           dauerhaften Verhaltensänderungen und
der virtuellen Zusammenarbeit und              an Attraktivität gewinnen. Dabei würde           einer verstärkten Implementierung von
Kommunikation.                                 ein zunehmender Online-Handel diese              Online-Konzepten führen. Zusätzlich ist
                                               Entwicklung ebenfalls begünstigen, wenn das      eine steigende Präferenz für mehr Sicherheit,
Nun müssen sich diese Maßnahmen                Angebot und die Nachfrage für immer mehr         Freiraum und Wohnfläche im Zuge der
gegenüber den konventionellen Verfahren        Konsumprodukte vom Standort losgelöst            aktuellen Pandemie gut denkbar. Dies würde
bewähren und auf ihre Effektivität             werden.                                          langfristig zu einer relativen Stärkung der
geprüft werden. In Abhängigkeit davon                                                           städtischen Ränder und einer dezentraleren
und mit zunehmender Dauer der                  Neben den städtischen Rändern könnten auch       Stadtentwicklung führen. Auch eine
Pandemie kann jedoch damit gerechnet           kleinere Städte eine Aufwertung erleben,         Aufwertung von kleineren Städten scheint
werden, dass die Krise bereits jetzt           wenn es zu sinkenden Distanzkosten bei der       nicht abwegig, wenn es beim Arbeitsstandort
nachhaltige Verhaltensänderungen               Wohnortwahl kommt. Ein gutes Beispiel            zu sinkenden Zeit- und Transportkosten
bei den Privathaushalten und                   hierfür ist die Kleinstadt Montabaur, die seit   kommt, wie das Beispiel Montabaur zeigt.
Unternehmen hervorgerufen hat und als          der ICE-Anbindung im Jahr 2002 nicht mehr        Für den Immobilienmarkt könnte dies vor
Digitalisierungsbeschleuniger wirkt. So ist    schrumpft, sondern Nettozuwanderung und          allem im Wohnsegment vielseitige und neue
eine teilweise Beibehaltung der virtuellen     Unternehmensansiedlungen verzeichnet.            Chancen eröffnen. Ein guter Anfang wäre
Arbeitsweise auch nach überstandener           Was für Montabaur die ICE-Anbindung              dabei eine Orientierung an den drei G´s
Pandemie sehr wahrscheinlich, sollte sich      ausgelöst hat, könnte für andere Gebiete nun     „größer, grüner und günstiger“.
Homeoffice für viele Beschäftigungsgruppen     ein neues Arbeits- und Konsumverhalten
als wirkliche Alternative erweisen             sein.
(siehe Hypothese 3). Eine aktuelle
Untersuchung hat alleine für den               Hinzu kommt, dass die aktuelle Krise auch
amerikanischen Arbeitsmarkt                    eine anhaltende Sensibilisierung bei den
herausgefunden, dass rund 37 % aller           Sicherheits-, Natur- und Wohnbedürfnissen
dortigen Berufe auch adäquat von daheim        bewirken dürfte. Eine relativ höhere
aus erledigt werden könnten. Hierzulande       Populationsdichte, mehr Reiseverkehr,
dürfte sich aufgrund des ähnlich hohen         überfüllte U- & S-Bahnen, kleinere
Dienstleistungsanteils von rund 70 % an der    Wohneinheiten und fehlende Grünflächen
Bruttowertschöpfung ein vergleichbares Bild    bilden in der jetzigen Situation besonders
ergeben.                                       für die Einwohner von Metropolen eine
                                               fundamentale Herausforderung und
Halten auch nach der Pandemie                  psychologische Belastungsprobe. In weniger
mehr Unternehmen an den mobilen                dicht besiedelten Randgebieten oder                                       Lukas Götzelmann
Arbeitsmöglichkeiten fest, bedeutet dies für   Kleinstädten hingegen lässt sich der Wunsch                               EBS Universität für Wirtschaft und
die betroffenen Mitarbeiter eine größere       nach mehr Abstand, Natur und Freiraum                                     Recht

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Prof. Dr. Kerstin Hennig                           Elmar Lang                                         Nils Neukranz                                     Lukas Götzelmann
Head of REMI                                       Doktorand                                          Doktorand                                         Doktorand
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Savills ist eines der führenden, weltweit tätigen Immobiliendienstleistungs-Unternehmen mit Hauptsitz und Börsennotierung in London. Das Unternehmen wurde 1855 gegründet und blickt auf eine lange Geschichte
mit überwältigendem Wachstum zurück. Savills setzt Trends statt ihnen zu folgen und verfügt heute über mehr als 600 Büros und Partner in Amerika, Europa, Afrika, dem asiatisch-pazifischen-Raum sowie dem
Nahen Osten mit über 39.000 Mitarbeitern. In Deutschland ist Savills mit rund 200 Mitarbeitern in sieben Büros an den wichtigsten Immobilienstandorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und
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