Erfahrungsbericht Erasmus
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Erfahrungsbericht Erasmus Gastland: Belgien Gastinstitution: Vrije Universiteit Brussels (VUB) Studienrichtung an der Karl-Franzens-Universität: Global Studies (M.A.) Aufenthaltsdauer an der Gastinstitution: 17.09.2018 bis 28.01.2019 Beschreibung der Gastuniversität Die Vrije Universiteit Brussels, kurz VUB, liegt im Brüsseler Stadtteil Etterbeek und besteht in ihrer heutigen Form seit 1970. Davor war sie gemeinsam mit ihrer Schwesternuniversität ULB (Université libre de Bruxelles) eine Institution, die nun aber in eine niederländische (VUB) und französische (ULB) Universität unterteilt ist. Geografisch sind diese beiden Einrichtungen jedoch nicht weit voneinander entfernt und in gewissen Bereichen arbeiten sie noch heute zusammen. Jedoch bietet die VUB Kurse auf Niederländisch und Englisch an, die ULB unterrichtet in den Sprachen Französisch und Englisch. Generell sollte man sich unbedingt bewusst sein, dass in Brüssel zwar Englisch, Niederländisch und Französisch offiziell als Amtssprachen gelten, jedoch hauptsächlich Französisch (mit belgischem Dialekt) gesprochen wird. Französischkenntnisse bzw. Französischkurse vor ab oder vor Ort sind deshalb empfehlenswert, jedoch nicht notwendig – ich selbst habe mich einfach mit Englisch durchgeschlagen. Die Universität selbst ist optisch gesehen nicht gerade eine Schönheit, weder von außen noch innen. Es sind hauptsächlich Betonbauten, schätzungsweise aus den 60ern, die gefühlt noch nie richtig renoviert wurden. Ich war zwar nicht in allen Gebäuden und Räumen, jedoch erinnern die Innenräume eher an Klassenzimmer als an Hörsäle – bis auf wenige Ausnahmen. Anfangs kann es auch noch relativ verwirrend sein, die richtigen Räume zu finden, aber es gibt einen hilfsbereiten Info Desk, Campus Maps (offline und online) und Beschilderungen. Die Uni befindet sich in einem sehr sicheren Bezirk von Brüssel und dank Tramstation und Bahnhof Etterbeek Station fast direkt vor der Uni ist man in Kürze im Stadtzentrum als auch am Flughafen. Für Studenten unter 25 Jahren gibt es die Möglichkeit eines Öffi-Tickets für 50€, gültig für ein ganzes Jahr. Dazu einfach ein entsprechendes Formular beim Student Service der VUB (die kennen sich eh aus) beantragen und z.B. bei der Station Rogier beim Info Desk inklusive Foto (oder Lichtbildausweis herzeigen, dann können die Angestellten davon das Foto einscannen) abgeben. Da sind abgesehen von Zügen alle öffentlichen Verkehrsmittel inkludiert und alle Strecken in Brüssel, außer die letzte Strecke bis zum Flughafen, weil dafür der Airport-Bus benötigt wird und der separat gehandhabt wird. Vorbereitung auf den Aufenthalt Die Anmeldung an der Gastuniversität verlief bei mir über das Erasmus-Austauschprogramm. Die VUB war meine erste Wahl und glücklicherweise habe ich diese auch bekommen. Im Zuge meines Masters Global Studies und meines Schwerpunktes auf Recht & Politik habe ich mich, naheliegender Weise, für Brüssel als Standort und die VUB aufgrund der angebotenen Kurse entschieden. Zwar ist das Aufnahmeprozedere mit sehr viel Bürokratie verbunden, das hängt aber mit dem Programm selbst zusammen, und nicht mit der Universität. Deswegen ist es wirklich wichtig, für die Planung genug Zeit einzuplanen, da die Fristen unbedingt beachtet werden müssen und häufig Dokumente, die prinzipiell die gleichen sind, aber von anderen Stellen kommen, zwei- oder dreimal benötigt und unterzeichnet werden müssen.
Das benötigt Zeit, Geduld und einen guten Überblick (Organisationsfähigkeit!), was man nicht unterschätzen sollte. Da ich nur Kurse in englischer Sprache gewählt habe, reichte ein einfacher Nachweis meiner englischen Sprachkenntnisse (in meinem Fall ein Sprachzertifikat – LCCI) vollkommen aus, ohne dass ich einen IELTS- oder TOEFL-Kurs ablegen musste. Die Auswahl der Kurse war für mich recht aufwendig, da Global Studies Studenten eine recht große Freiheit bzgl. Kurswahl haben, auch an der KFU. Deswegen musste ich mir erst überlegen, welche Kurse ich in Graz machen würde, und entsprechende äquivalente Lehrveranstaltungen an der VUB zusammensuchen. Dadurch konnte ich mich aber intensiv mit dem Kursangebot der Gastuni auseinandersetzen und wusste bereits (mehr oder weniger), worauf ich mich einlassen würde. Der Student Service der VUB war dabei äußerst hilfreich: Die Mitarbeiter des Exchange Office haben stets rasch auf meine Anfragen reagiert und mir detaillierte und informative Auskunft geliefert, und waren dabei immer sehr freundlich. Anreise Meine Anreise von Österreich nach Brüssel absolvierte ich via Flugzeug und da mein Zimmer im Studentenheim zu diesem Zeitpunkt noch nicht für mich verfügbar war, habe ich die ersten beiden Nächte in einem AirBnB in der Nähe der VUB übernachtet. Und weil ich einen sehr netten und hilfsbereiten Gastgeber hatte, informierte er mich sehr genau über meine Anreise vom Flughafen zu seinem Appartement bzw. zur Uni. Jedoch ist das öffentliche Verkehrsnetz in Brüssel ziemlich gut ausgebaut und man kommt auch über mehrere Wege ans Ziel. Von der VUB stand mir kein Abholservice oder dgl. Zur Verfügung; zumindest wurde mir keiner angeboten und ich hätte auch nichts davon gelesen oder gehört. Am besten einfach vorab informieren, sprich: Google Maps Routenplaner (der ist ohnehin in einem fremden Land, vor allem zu Beginn, dein bester Freund). Unterkunft Ich habe, wie bereits erwähnt, im Studentenwohnheim ein Zimmer bekommen. Darum musste ich mich zum Glück relativ wenig kümmern, da sich die Koordinatorin der U- Residence (Name des Wohnheims) bei allen Erasmus-Studenten meldet, die an der VUB aufgenommen sind. Jedoch über eine Massenmail, und dann verläuft die Zuteilung nach dem „first come, first serve“-Prinzip. Das Wohnheim ist unmittelbar am Campus der VUB, weswegen man, egal in welches Gebäude man muss, nur ca. 5-10 Minuten zu Fuß ins Klassenzimmer braucht. Direkt davor befindet sich auch ein Sportplatz, den man mit der im Sportzentrum (ein Gebäude weiter) erhältlichen Sports Card um 8€ günstig nutzen kann, sofern man einen 10er Block für z.B. Laufen auf die Karte bucht. Verhältnismäßig ist dies aber recht teuer, vor allem, weil man auch einfach außen um den Sportplatz rumlaufen und dabei sogar noch die hölzernen Geräte für diverse Übungen ausprobieren kann. Meine Empfehlung ist, sich den Sports Mix um ca. 30€ auf die Karte zu laden. Hierbei kann man sämtliche angebotenen Sportkurse an der VUB (teilweise auch an anderen Unis) das ganze Semester lang nutzen. Die Auswahl ist riesig, von Krav Maga und Kickboxen über Pilates und Yoga bis hin zu Schwimmen und Volleyball, und noch einiges mehr. Die Zimmer der U-Residence sind alle gleich aufgebaut und entweder mit zwei Einzelbetten oder einem (meist größeren) Bett versehen. Dazu hat man sein eigenes Bad mit Dusche und
WC, sowie eine Küche – abgesehen von einer Mikrowelle und einem Waschbecken jedoch ohne Ausstattung. Herdplatte, Besteck, Geschirr usw. sind im Büro (ohne Kaution) abzuholen, und auch hier gilt „first come, first serve“. Es wird nicht aufgeschrieben, wer von welchem Zimmer kommt und sich was und wie viel nimmt. Wenn man Pech hat, bekommt man gewisse Dinge vielleicht nicht mehr – aber sobald man seine Nachbarn besser kennenlernt kann man untereinander Küchenutensilien tauschen oder auch mal gemeinsam kochen. Dafür kommt einmal pro Woche das Housekeeping, um die Zimmer sauber zu halten, was schon sehr komfortabel ist. Immerhin zahlt man aber für ein Einzelzimmer auch stolze 545€ pro Monat; ich würde ein Einzelzimmer trotzdem einem Doppelzimmer vorziehen, da die Doppelzimmer nicht größer sind und somit der Raum schon sehr eng ist. Außerdem gibt es nur einen Schreibtisch. Wenn man nicht mit einem/r sehr gutem/n Freund/in ein Zimmer nehmen möchte/kann/will, empfehle ich ein Einzelzimmer. In unmittelbarer Nähe der U-Residence befinden sich diverse Supermärkte, wie z.B. Colyrut, ALDI, Delhaize oder auch ein färm (Zero Waste Supermarkt). Delhaize ist von den genannten am weitesten entfernt, Fußweg ca. 15 Minuten. Ansonsten gibt es im näheren Umkreis auch diverse Imbisse und viele Restaurants, wobei sich die meisten etwas näher an der ULB befinden. Dort gibt es auch unzählige Bars, in denen man andere (internationale) Studenten trifft und auch bei der einen oder anderen Happy Hour ein bisschen Geld sparen kann. Vorbereitender bzw. begleitender Sprachkurs Ich habe keinen vorbereitenden oder begleitenden Sprachkurs besucht. Einführungswoche bzw. -veranstaltung für Erasmus-Incoming-Studierende Wie gesagt bin ich etwas früher angereist, als mein Zimmer im Studentenwohnheim für mich frei war. Dies lag an der Einführungswoche, die in meinem Fall in der vorletzten Septemberwoche stattgefunden hat. Das Programm dafür wurde jedoch sehr kurzfristig erst festgelegt und hätte ich im Vorhinein gewusst, dass die ersten beiden Tage kein Programm stattfindet, hätte ich meinen Flug später gebucht und mir das AirBnB erspart. Andererseits verstand ich mich sehr gut mit meinem AirBnB-Host und konnte die freien Tage dazu nutzen, mir die Stadt und die Uniumgebung genauer anzusehen. Es gab keine Anwesenheitspflicht während der meisten Einführungsveranstaltungen, jedoch waren sie teilweise sehr hilfreich bzw. interessant. Es wurden z.B. eine Sightseeing-Tour nur für Erasmus-Studenten angeboten, wo man nicht nur Brüssel erkunden, sondern auch gleich ein paar Leute kennenlernen konnte, oder eine Campus Tour mit anschließenden Welcome Drinks. Ich würde daher auf jeden Fall empfehlen, am Wochenende vor Start der Einführungswoche anzureisen, um die Events miterleben zu können und die ggf. freie Zeit zum Erkunden zu nutzen. Ansonsten finden auch während des Semesters noch viele weitere ESN Meetings statt, bei denen man sich Informationen zu Events oder einer Mitgliedschaft holen kann. Mitarbeiter der VUB erklären dann an ausgewählten Tagen nicht nur allgemeine Know-Hows und das Sportangebot, sondern auch die Vorgehensweisen zur Kursanmeldung und anderen (teilweise notwendigen) administrativen Angelegenheiten, die man sich wirklich anhören sollte. Zudem wird am letzten Einführungstag die Confirmation of Arrival ausgehändigt, die man unterschreiben muss – da ist es auch von Vorteil, wenn man anwesend ist. Wobei ich mir sicher bin, dass es kein Problem ist, falls man erst später anreist, dieses Dokument beim Student Service zu einem anderen Zeitpunkt zu unterzeichnen.
Anmelde- und Einschreibeformalitäten an der Universität und im Land Als EU-BürgerIn ist kein Visum für Belgien nötig und, wenn man nicht länger als 6 Monate dort ist, muss man sich auf der Gemeinde auch nicht registrieren lassen. Die Mitarbeiter der VUB werden in den Einführungsveranstaltungen sagen, dass man sich registrieren muss, wenn man länger als 3 Monate in Brüssel ist, jedoch wollte ich diesen Rat befolgen und habe mir dann bei der zuständigen Behörde sagen lassen, dass es unter einem halben Jahr nicht notwendig ist. Kursangebot und besuchte Kurse (Infos zu Kurssuche und -angebot, ECTS-Credits, „study workload“ pro Semester, Benotungssystem, Unterrichtssprache, englischsprachiges Angebot, spezielles Angebot für Erasmus-Studierende, Besuch von Kursen aus anderen Studienrichtungen/Fakultäten) Meine Kurse auszuwählen hat, wie schon oben erwähnt, etwas länger gedauert. Dies hängt aber definitiv mit meiner Studienrichtung zusammen und ist für andere wahrscheinlich etwas einfacher. Zum „study workload“ und den ECTS Credits bekommt man in der Infoveranstaltung der KFU vorab auch noch alle nötigen Auskünfte und Richtlinien. Die VUB verlangt mindestens 21 ECTS, um einen als Erasmus StudentIn anzuerkennen – ich vermute aber, dass auch Ausnahmen die Regel bestätigen. Das Kursangebot finde ich, besonders im Bereich Recht & Politik, äußerst spannend. Die Kurse sind aber (eigentlich) alle mit 6 ECTS bemessen und teilweise merkt man das auch am Aufwand. Wenige Ausnahmen, wie z.B. Academic English (Sprachkurs), sind 3 ECTS wert; dazwischen gibt es nichts. Dafür sind fast alle Lehrveranstaltungen in Englisch und man muss nicht auf interessante Kurse verzichten, weil man kein Niederländisch spricht. Sollte man dieser Sprache mächtig sein und einen Kurs auf Niederländisch absolvieren wollen, ist ein Sprachnachweis notwendig – genauere Infos dazu finden sich im Kurskatalog der VUB online. Ein Pluspunkt ist aber, dass man sowohl aus Bachelor- als auch aus Masterkursen wählen kann, egal ob man sich selbst im Bachelor- oder Masterstudium befindet. Dieses Mix-and- Match erleichtert einem die Kursauswahl enorm und ein Bachelorkurs ist nicht unbedingt leichter als ein Masterkurs! Das Benotungssystem verläuft in Belgien anders als wir es kennen, und zwar nach Punkten. Die maximale Punktezahl beträgt 20 und davon heruntergerechnet ist man entweder „excellent“, „very good“, etc. Um einen Kurs zu bestehen benötigt man mindestens 50% auf die Gesamtbeurteilung, also 11/20. Anerkennung Zu meinem Glück wurden alle meine vier absolvierten Kurse ohne Probleme angerechnet. Lebensunterhaltskosten Man sollte sich bewusst sein, dass Brüssel eine teure Stadt ist. Egal ob es um Wohnen, Lebensmittel, Restaurants oder Bars geht, es ist einfach immer etwas teurer als in Österreich. Aber wenn man einmal die Geheimtipps in Brüssel gefunden hat, kann man auch hier durch z.B. Happy Hours, Diskount-Supermärkte oder Studentenrabatte sparen. Betreuung an der Gastuniversität und soziale Integration Das Erasmus-Netzwerk ist sehr präsent an der VUB und veranstaltet unzählige, diverse Events für Erasmus-Studenten. Sie helfen einem so gut es geht, ob in einer WhatsApp-
Gruppe für die Internationals oder vor Ort bei Meetings. Ein Buddy-System gibt es zwar auch, nur waren während meines Aufenthalts mehr Erasmus-Studenten als Buddies an der VUB, weswegen ich diesen Service dann nicht genutzt habe. Brüssel gilt als sehr internationale Stadt und meines Erachtens nach lebt diese Einstellung der Weltoffenheit auch die VUB. Egal von welchem Land, welcher Nationalität oder Ethnizität: in Brüssel bist du willkommen und wirst auch so behandelt. Resümee und Tipps – was sollte man unbedingt wissen? In Brüssel ist immer was los! Langweilig wird einem bestimmt nicht, denn abgesehen von diversen Parties und Veranstaltungen (der Uni oder auch so, z.B. am Place de Luxembourg beim Parlament), kommt man von Brüssel aus wirklich nach ganz Europa in kurzer Zeit und für, teilweise, wenig Geld. Züge, Flüge und auch Busse nach Amsterdam, Paris, London, Prag, Budapest usw. fahren in regelmäßigen Abständen und als ESN-Mitglied bekommt man häufig auch noch Rabatte. Wenn man vor hat wirklich viel herumzureisen, zahlt sich ein Interrail-Ticket auch aus. Alles in allem muss ich sagen, dass Brüssel zwar eine Weltstadt ist, man aber nach kurzer Zeit viel/alles gesehen hat oder sogar kennt. Ich empfehle wirklich die Chance der Lage der belgischen Hauptstadt zu nutzen und sich den Rest des Landes oder auch Europa anzusehen. Ich habe meine Zeit dort wirklich sehr genossen und auch wenn ich anfangs dachte, 5 Monate sind doch eine lange Zeit, sind die Wochen verflogen. Vor allem für rechtliche/politische Studiengänge bietet sich Brüssel als Standort für ein Auslandssemester an – wegen der Kurse, und eventuell auch für den Lebenslauf macht es sich nicht schlecht. Wenn man dafür offen ist, kann man unendlich viele neue Leute kennenlernen, gute Freunde gewinnen, unglaublich tolle Eindrücke sammeln und einzigartige Erinnerungen kreieren. Jedoch muss ich auch sagen, dass ich ein Auslandssemester im Bachelor empfehlen würde, da die meisten Studenten um die 20 Jahre sind und man unter Gleichaltrigen noch besser Kontakt knüpfen und Verbindungen aufbauen kann.
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