ERGOTHERAPIE UND REHABILITATION - Schulz-Kirchner Verlag
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Ihre Nutzungsrechte - bitte beachten! 01/2016 ERGOTHERAPIE Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de UND REHABILITATION WISSENSCHAFT PRAXIS BERUFSPOLITIK Zwischenmenschliche Konflikte kindgerecht sichtbar machen, Seite 14 Psychiatrie-Erfahrene im Dialog, Seite 18 Inklusion: Neue Wege gehen, Seite 21 Berufspolitik: Ko Wer, wie, was..., Seite 28 ent mpet Ble wic enz Au nded sbi klu - ng ldu Lear ng nin 2.0 ,S eit g in d e2 4 er pr ak tis che n Schulz-Kirchner Verlag GmbH · Postfach 12 75 · D-65502 Idstein · Postvertriebsstück · Entgelt bezahlt · D 6483 · ISSN 0942-8623 · 55. Jahrgang
Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Fachpublikationen Arbeitsmaterialien Fachzeitschriften VED bei Kindern Verbale Entwicklungsdyspraxie und kindliche Sprechapraxie Ein Ratgeber für Eltern Bei Kindern mit verbaler Entwicklungsdyspraxie (VED) oder kindlicher Sprechapraxie ist die Aussprache beeinträchtigt. Verantwortlich dafür sind Störungen auf der Ebene der Sprechbewe- gungsplanung und -programmierung. Während das expressive Sprachvermögen meist schwer betroffen ist, sind die Sprachverständnisleis- tungen altersgemäß bzw. entsprechen dem kognitiven Entwicklungsstand des Kindes. Die Kommunikation mit den Betroffenen verläuft schwierig und der ungünstige Einfluss auf weitere sprachliche Entwicklungsbereiche wie Wortschatz, Satzbau und Schriftspracherwerb ist vorprogrammiert. Um Kinder mit Sprechstörungen, ob angeboren wie bei der verbalen Entwicklungsdyspraxie oder erworben wie bei der kindlichen Sprecha- praxie, frühzeitig zu erkennen und korrekt zu behandeln, erläutert die Autorin zunächst die grundlegenden Zusammenhänge zwischen Sprache und Sprechen in der kindlichen Ent- Sinikka Föllner wicklung, um dann über Ursachen, Früherken- beendete 2006 ihre Ausbildung zur Logopädin. nung und Möglichkeiten der Diagnostik und Im Anschluss daran nahm sie das Studium Therapie zu informieren. der Lehr- und Forschungslogopädie in Aachen auf, das sie 2011 mit einem Diplom abschloss. Seitdem ist Sinikka Föllner an Schulen und Ratgeberreihe für Angehörige, Betroffene und Hochschulen für Logopädie tätig. Fachleute Sinikka Föllner, 56 Seiten, 1. Auflage 2016, kartoniert: ISBN 978-3-8248-1156-4, E 9,49 [D], E-Book: ISBN 978-3-8248-9971- 5, E 6,99 [D] Leseprobe/Inhaltsverzeichnis: http://www.schulz-kirchner.de/fileslp/ foellner_ved.pdf www.schulz-kirchner.de/shop bestellung@schulz-kirchner.de Tel. +49 (0) 6126 9320-0 Schulz- Kirchner Verlag
Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Daniela Ottinger Chefredakteurin jedes Mal, wenn ich von unserer neuen Rubrik erzähle, schaue ich in leuchtende Augen. Die Allermeisten überlegen kurz, schmunzeln und fangen sofort an zu spru- d.ottinger@et-reha.dve.info deln. Sie haben mindestens einen besonderen Moment aus ihrem Berufsalltag vor Augen, an den sie sich direkt erinnern. Eines meiner persönlichen Highlights reicht zurück in meine Ausbildung: In meinem Psychiatrie-Praktikum hielt sich einer meiner Klienten für eine Maschine. Auf dem Weg zum Therapieraum überquerten wir einen sonnigen Innenhof, auf dem ein alter Roller stand. Mein Klient blieb unvermittelt stehen, klopfte dem Roller auf die Sitzbank und fragte ihn: „Na Alter, wie viel hast du schon auf ’m Tacho? Zahlreiche erfreuliche, erheiternde und berührende Augenblicke sind schon bei mir eingegangen. Haben Sie auch eine Lieblingsanekdote? Dann freue ich mich, wenn auch Sie unsere kleine Rubrik mit Leben füllen! Gespannt Ihre Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V. Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1, Hrsg. DVE 3
Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Inhalt 03 Editorial 06 Infothek 32 Recht und Soziales 06 Menschen mit geistiger Behinderung Entgeltfortzahlung an Urlaubs- und Feiertagen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt 06 Leitfaden zur Finanzierung von Weiterbildung 06 Besser sehen und arbeiten am Computer 35 Rezensionen 07 DVE Themen und Trends 10 Assistenzsystem easierLife mit Innovationspreis - Basale Stimulation® – ausgezeichnet Palliative Care für Einsteiger, Band I 10 Fingerzirkus – eine App für die Feinmotorik - Leben mit Parkinson – Achterbahn für Fortgeschrittene 10 Auszeit vom Alltag 11 Silverlighting – ein Lichtsystem zur Verbesserung des Wohlbefindens bei Demenz 11 Mein besonderer Moment in der Ergotherapie 37 DVE Akademie Entwickeln Sie sich weiter – mit den Seminaren der DVE 12 Wissenschaft AKADEMIE! Gewinnen Sie neue Impulse und Anregungen 12 Auch ältere Menschen profitieren von intensiver für Ihre tägliche Arbeit! Neurorehabilitation 12 Geeignete Medienangebote bei Demenz untersucht 13 Kopf- oder Bauchentscheidung hängt von der Fragestellung ab 14 Praxis 14 Emotionen und zwischenmenschliche Konflikte kindgerecht sichtbar machen DVEaktuell – die Beilage für DVE-Mitglieder 18 Psychiatrie-Erfahrene im Dialog 21 Neue Wege gehen 24 Kompetenzentwicklung 2.0 DVEaktuell 28 Berufspolitik Für mehr Forschung in der Ergotherapie 28 Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum… Verbund für Ausbildung und Studium in den Therapieberufen 32 Recht und Soziales Rentenversicherungspflicht für freiberuflich tätige Ergotherapeuten 35 Infothek ... und vieles mehr! 35 Rezensionen 37 DVE AKADEMIE 38 Veranstaltungen 39 Annoncen kompakt 39 Termine + Seminare 44 Verschiedenes 44 Stellenangebote 47 Vorschau/Impressum Die nächste Ausgabe von DVEaktuell erscheint im März 2016. 4 Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1, Hrsg. DVE Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.
ERGOTHERAPIE UND REHABILITATION wird regelmäßig an IBR, IBZ, CARELIT, CINAHL, EMBASE, OTDBASE und ZPID zur Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de bibliografischen Auswertung verschickt. 14 Emotionen und zwischenmenschliche Konflikte kindgerecht sichtbar machen Das Therapiematerial SCRIBILITY Meike Munder 18 Psychiatrie-Erfahrene im Dialog Das Peer-Support-Programm Isabell Drove, Laura Langer, Kerstin Sommer 21 Neue Wege gehen Inklusion im Sportverein Thomas Berger 24 Kompetenzentwicklung 2.0 Blended Learning in der praktischen Ausbildung Heike Lagemann Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V. Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1, Hrsg. DVE 5
Infothek Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Menschen mit geistiger Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Spitzen Sie Ihre Stifte und (hnw) Zur Erforschung der beruflichen Integration von Menschen mit geistiger schreiben Sie für uns! Behinderung wurde an der Universität Würzburg das 3-jährige Forschungsprojekt Wenn Sie Lust haben, einen „Menschen mit geistiger Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“, kurz Beitrag für die ERGOTHERAPIE UND MEGBAA, durchgeführt. Zum einen ging es um die Nachhaltigkeit der vermittelten REHABILI- TATION zu verfassen, sch Beschäftigungsverhältnisse, zum anderen um die Lebensqualität der vermittelten icken Sie uns Ihre Idee oder Ihr Manuskrip Arbeitnehmer. Im September 2015 wurden die Ergebnisse des Forschungsprojekts t einfach per E-Mail! Ihrer Fantasie MEGBAA auf einer Fachtagung vorgestellt. sind (fast) keine Grenzen gesetzt. Ger Viele Informationen zur Tagung wie beispielsweise die Präsentationsfolien der Refe- ne prüfen wir, ob wir Ihr Thema veröffe renten sind online unter www.sonderpaedagogik-g.uni-wuerzburg.de Forschung ntlichen MEGBAA abrufbar. können. Sie müssen kein ver sierter Schreiber sein – wir helfen auch Ein- steigern, einen Beitrag zu publizieren. Leitfaden zur Finanzierung Wir freuen uns auf Sie, den n die Zeitschrift lebt durch Ihre von Weiterbildung Sprechen Sie mich einfach Themen. an! Fort- und Weiterbildungen sind teuer. Doch für Bildungshungrige gibt es zahlreiche Daniela Ottinger, Chefredak teurin Unterstützungsangebote: vom Bund, vom Land, vom Arbeitgeber und vom Finanz- d.ottinger@et-reha.dve.inf o amt als Steuerrückzahlung. Der Leitfaden „Weiterbildung finanzieren“ der Stiftung Telefon 0711/91 25 74 71 Warentest zeigt, welche Zuschüsse Arbeitnehmer, Arbeitslose, Berufsrückkehrer und Selbstständige für Weiterbildungen bekommen können. Er erklärt außerdem, welche Fördertöpfe Bund und Länder bieten, wie Arbeitnehmer ihre Chefs von Finanzspritzen für Weiterbildungen überzeugen können und welche Kreditarten sich zur Finanzierung eignen. Auch einzelne Bundesländer lassen Geld für Bildung springen. Aktuell spendieren acht Bundesländer Zuschüsse. Die vier Zielgruppen Arbeitnehmer, Arbeitslose, Berufsrückkehrer und Selbststän- dige sind im Leitfaden durch eine farbliche Markierung den jeweiligen Förderpro- Ihr Feedback ist willkommen! grammen zugeordnet, die sie in Anspruch nehmen können. Dies erleichtert es, den Schreiben Sie uns, was Ihnen gefallen hat, worüber Sie sich är- gern oder auch, was Ihnen unklar geblieben ist. Leserbriefe ge- für sich passenden Fördertopf schnell zu finden. (pm) ben ausschließlich die Meinung der Verfasser wieder, Kürzungen Der Leitfaden steht kostenlos im Internet zur Verfügung unter test.de/weiterbildung/ müssen wir uns vorbehalten. redaktion@et-reha.dve.info finanzieren Besser sehen und arbeiten am Computer ? ? ? (hnw) Ein kostenloses Online-Beratungstool hilft Ihnen dabei, Ihren Bildschirmar- beitsplatz individuell optimal einzurichten. Das Beratungstool wurde vom Leibniz- ? ? Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund entwickelt. Es führt Schritt für Schritt, leicht verständlich und dabei wissenschaftlich fundiert durch die optimale Einstellung für Stuhl, Tisch, Tastatur, Licht und Monitor. Das Beratungstool wurde in Zusammenarbeit mit einer Optikerin entwickelt. Die unterschiedlichen Bedürf- nisse von Brillenträgern finden daher besondere Berücksichtigung. Das Beratungstool finden Sie unter ergonomic-vision.ifado.de Die kostenlosen Downloadmaterialien zu unserer Fachzeitschrift ERGOTHERAPIE UND REHABILITATION sind in den Down- loadbereich SKVdirect des Schulz-Kirchner Verlags umgezogen! Ab sofort finden Sie Zusatzmaterial, Literaturverzeichnisse, Jahresinhaltsverzeichnisse und Ähnliches unter www.download.schulz-kirchner.de Zum Auffinden der gewünschten Materialien wählen Sie in SKVdirect in der Navigation ERGOTHERAPIE UND REHABLITATION an und dann den gewünschten Unterpunkt, zum Beispiel Fachartikel Jahrgang 2015 Ausgabe 09 6 Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1, Hrsg. DVE Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.
Infothek Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Gehe zurück auf Los! …und schaffe keine Grundlohnsumme ab (al) Die Überschrift kommt vielen von Ihnen verstanden werden. Inhalt- sicherlich durch die entsprechende Ereignis- lich ist das ein Schritt in karte aus Monopoly® bekannt vor. So ähn- die richtige Richtung, vor lich ging es auch Ende November/Anfang allem aber die endgültige Dezember 2015 zu. Wie schon an anderer strukturelle Öffnung der Stelle berichtet, schien die Abschaffung der Gesundheitstelematik unter Grundlohnsummenbindung für den Heilmit- anderem für die Ergothe- telbereich im Kontext der Verabschiedung rapie. Ebenso geregelt ist des eHealth-Gesetzes in greifbare Nähe ge- die Zusammenarbeit der rückt. Gemeinsam mit einer gut formulierten Aufsichtsbehörden mit dem Schiedsregelung gegenüber den Krankenkas- zukünftigen elektronischen sen war alles bis in die entscheidenden Gre- Gesundheitsberuferegister. mien der Koalitionsfraktionen vorgerückt, um Für dieses wiederum wurde im letzten Moment des Gebens und Nehmens ebenfalls noch im Dezem- doch abgelehnt zu werden – sehr enttäuschend. ber der Entwurf eines so- Dennoch zeigt sich, dass die Problematik, die genannten Staatsvertrages wir beschreiben, in der Politik angekommen diskutiert, sodass die ausgebende Stelle für die bis zum 31.12.2017 unserer Modellklausel für ist. Wir finden also mit unserer Kontinuität Heilberufeausweise, die unsere Eintrittskarte in die Ausbildung an Hochschulen. Ein Thema, und Glaubwürdigkeit durchaus Gehör. Auch die Gesundheitstelematik darstellen, bald Ge- das ganz oben steht auf der Agenda des DVE wenn immer die Gefahr besteht, im Finale von stalt annehmen wird. für das gerade begonnene Jahr. Gesetzgebungsverfahren mit verschiedenen Neu in 2016 ist die Aufnahme der Ergothera- Nicht zu vergessen der weitere Einsatz für die Interessenlagen und begleitenden Anträgen, pie in die endgültige Fassung des Operationen überfällige Abschaffung der Grundlohnsum- die in keinerlei inhaltlichem Zusammenhang - und Prozedurenschlüssels (OPS) 2016 für die menbindung. Wie oben beschrieben gibt es stehen, hinten herunterzufallen. Aber wie Ziffern 8-982 Palliativmedizinische Komplex- das Bewusstsein in der Politik, dass die Heil- heißt es so schön: hinfallen, aufstehen, Kro- behandlung und 8-98e Spezialisierte stationäre mittelerbringer ein wichtiger Baustein der ne richten, weitergehen. Sehen wir also nach palliativmedizinische Komplexbehandlung. So- Patientenversorgung sind und notwendige vorne in das Jahr 2016, denn es gibt ja noch mit werden ergotherapeutische Leistungen in Pflege ermöglichen, entlasten, verzögern und eine weitere Karte: rücke vor bis auf Los, ziehe der Palliativversorgung im stationären Bereich auch verhindern können. In Zeiten des Fach- 4.000 DM ein (zumindest in meiner Variante abrechenbar, womit sich die Ergotherapie auch kräftemangels in allen Gesundheitsberufen ein von Anfang der 1970er-Jahre, also weit vor hier etablieren kann (siehe „Ergotherapie in der wichtiger Aspekt. Von daher besteht durchaus dem Euro). palliativen Versorgung“, Et Reha 12/2015, S.7). die Hoffnung, mit unserer Forderung nach bes- So ist das eHealth-Gesetz Anfang Dezember Anfang des Jahres steht nunmehr auch die Be- serer Bezahlung noch in dieser Legislaturperi- 2015 mit einigen interessanten Details nunmehr richterstattung des Bundesministeriums für ode Gehör zu finden. Hier werden wir, gerade verabschiedet worden. Der lesende Zugriff auf Gesundheit (BMG) an den Bundestag zur Eva- auch im Schulterschluss mit dem Spitzenver- die Notfalldaten mit Zustimmung des Patienten luation der Modellklausel im Berufsgesetz an. band der Heilmittelverbände, alle Karten zie- ist für uns vorgesehen. Darunter sollen die Not- Diese dient der Vorbereitung der Diskussion hen, die das politische Geschäft erfordert. falldaten im Sinne einer kleinen Patientenakte um die Abschaffung der bisherigen Befristung Medizinische Versorgung von Flüchtlingen (yg/rk)Bei den Ergotherapeuten vor Ort spielt es die ersten Krankenkassen, die Versiche- natürlich ehrenamtliches ergotherapeutisches das Thema Flüchtlinge eine zunehmende Rol- rungskarten ausgeben. Somit gelten oft diesel- Engagement zum Beispiel im präventiven Be- le. Verschiedenste Anfragen haben die DVE- ben Regelungen wie bei anderen Versicherten reich nicht aus. Die Grenze zur ergotherapeu- Geschäftsstelle dazu erreicht, sodass sich der auch. DVE-Mitglieder erhalten weitere Hin- tischen Heilbehandlung ist jedoch zwingend DVE intensiv damit auseinandersetzt. Dabei weise dazu über das Merkblatt „Abrechnung zu beachten (siehe Merkblatt „Behandlung sind zwei Themenschwerpunkte zu beobach- mit Menschen in besonderen Lebenslagen“ ohne Verordnung/Alternative Leistung“). ten: erhalten. In erster Linie drehen sich die Fragen um Ein weiterer Fragenkreis dreht sich um die Weitere Informationen finden DVE-Mitglieder mögliche Abrechnungsregeln, die bei medi- ehrenamtliche Arbeit mit Flüchtlingen. Hier unter www.dve.info Downloads Merk- blätter Merkblätter zur Ambulanten Versor- zinisch notwendigen Therapien zu beachten muss klar betont werden, dass Ergotherapie in gung (AV) MB13 AV und unter www.dve.info sind. Da die meisten Flüchtlinge bisher nicht Deutschland im Krankheitsfall nur mit einer Downloads Merkblätter Merkblätter zu krankenversichert sind, muss die Kostenüber- ärztlichen Verordnung und ansonsten nicht sonstigen Fragen (SO) MB 48 SO nahme vor Therapiebeginn mit dem zuständi- erbracht werden darf – und zwar unabhän- gen Sozialamt geklärt werden. Allerdings gibt gig davon, ob sie bezahlt wird. Dies schließt Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V. Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1, Hrsg. DVE 7
Infothek Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Neue Leitlinien erschienen (cm) Gleich vier neue Leitlinien (LL), an de- dieser Altersgruppen: Fütterstörungen, dikulärer Symptomatik, konservative und re- nen sich der DVE beteiligt hatte, wurden im Schlafstörungen, persistierendes exzessives habilitative Versorgung“ stellt eingangs sämt- letzten Quartal 2015 veröffentlicht. Schreien, Regulationsstörungen, Ausschei- liche Therapieformen überblicksartig vor. Sie Von der Bedeutung her ist die S3-LL „Unipo- dungsstörungen, depressive Störungen, orientiert sich im weiteren Aufbau an den ver- lare Depression“ sicher die wichtigste – sowohl Angststörungen, Anpassungsstörungen, post- schiedenen Krankheitsstadien (akut, subakut, thematisch als auch im Hinblick auf ihren traumatische Belastungsstörungen, Bindungs- postoperativ und chronifizierungsgefährdet). Stellenwert als Nationale VersorgungsLeitlinie störungen, ADHS/HKS sowie ODD. Ergothe- Die Ergotherapie hat in dieser LL ab Seite 36 (NVL). Sie wurde von der Bundesärztekam- rapie ist in dieser Leitlinie bei den assoziierten ein eigenes Kapitel und wird mit unterschied- mer (BÄK), der Kassenärztlichen Bundesver- Therapien angesiedelt (Langfassung S.30) und lichen inhaltlichen Schwerpunkten für alle einigung (KBV), der Arbeitsgemeinschaft der bei Regulationsstörungen und gezielter Indi- Phasen der Erkrankung empfohlen. Als Maß- Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesell- kation auch beim persistierenden exzessiven nahmen benannt werden dabei das ergothera- schaften (AWMF) sowie der Deutschen Ge- Schreien empfohlen. Auch bei anderen Er- peutische Funktionstraining, ADL-Training, sellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, krankungen wie etwa ADHS wird Ergothe- Hilfsmittelberatung, Wahrnehmungstraining Psychosomatik und Nervenheilkunde (DG- rapie als ergänzende Therapieoption bei Ein- sowie Arbeitsplatztraining und -beratung, wo- PPN) gemeinsam herausgegeben. Der DVE schränkungen der Aktivitäten und Teilhabe bei Beratungen ggf. auch aufsuchend erfolgen konnte sich auch bei der jetzigen Aktualisie- aufgeführt. können. Inhaltlich ebenfalls für Ergothera- rung leider wieder nur im Rahmen des öffent- peuten relevant ist das Kapitel zur multipro- lichen Kommentierungsverfahrens beteiligen. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und fessionellen Gesundheitsbildung und Patien- Erfreulicherweise wurden aber zahlreiche Orthopädische Chirurgie (DGOOC)publi- tenedukation. der von uns eingereichten Vorschläge umge- zierte die Aktualisierung der S2k-LL „Rehabi- setzt. So fand zum Beispiel die Teilhabe als litation nach Majoramputation an der unteren Wir bedanken uns an dieser Stelle noch ein- patientenrelevantes Therapieziel eine deutlich Extremität (proximal des Fußes)“ mit starker mal ganz herzlich bei allen Mandatsträgern stärkere Berücksichtigung. Darüber hinaus Verzögerung (Stand: 09/2013!). Erfreulich ist und Beteiligten! wurden die Aussagen zur Ergotherapie enger die klare Ausrichtung dieser konsensbasier- - S3-LL Unipolare Depression: Claudia Mei- am Heilmittelkatalog und an der Heilmittel- ten LL auf die Teilhabe und die entsprechend ling, Dr. Renée Oltman, Andreas Pfeiffer Richtlinie orientiert. Der Abschnitt zur Er- deutliche Formulierung des LL-Ziels, näm- und Reimund Klier gotherapie konnte inhaltlich klarer auf Alltag lich „die Behebung von Teilhabestörungen - konsensbasierte S2-Leitlinie Psychische und Betätigung ausgerichtet werden (Langfas- der betroffenen Patienten“. Die LL folgt im Störungen im Säuglings-, Kleinkind- und sung S. 127). Trotz erster Evidenz hat die Ergo- Aufbau dem Ablauf der Behandlung/Reha Vorschulalter: Silke Scholz, Nicola Bareis therapie in der NVL keine eigene Empfehlung und gibt Hinweise zu geeigneten Assessment- - S2k-LL Rehabilitation nach Majoramputa- und wird in der Behandlung der unipolaren Instrumenten für die Therapieevaluation. Die tion an der unteren Extremität (proximal Depression lediglich als „unterstützendes Ergotherapie und ihre spezifischen Aufgaben des Fußes): Connie Koesling, Heike Fuhr Therapieverfahren“ eingestuft (ebd.). Für die werden genauer dargestellt. Vom Aufbau, vor - S2k-LL Bandscheibenvorfälle mit radiku- nächste Aktualisierung (voraussichtlich 2020) allem aber auch vom Umfang her ist diese LL lärer Symptomatik, konservative und reha- bleibt es deshalb unser Ziel, bereits in der Kon- mit ihren 26 Seiten als wirklich nutzerfreund- bilitative Versorgung: Martina Freundt sensgruppe mitzuarbeiten. Schließlich sind lich zu bewerten. Die vorgestellten Leitlinien finden Sie unter wir als Berufsgruppe an der Therapie dieser www.awmf.org „Leitlinien“ „Leitlinien- Klientel maßgeblich beteiligt. Erst dadurch ist Die andere ebenfalls konsensbasierte S2k-LL Suche“ Suchbegriff eingeben (z. B. Unipolare ein repräsentatives Expertengremium für den der DGOOC „Bandscheibenvorfälle mit ra- Depression) Anwenderkreis der Leitlinie gewährleistet. Beinah zwei Jahre nach Verabschiedung durch die Vorstände der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychoso- Das Plus für DVE-Mitglieder matik und Psychotherapie (DGKJP) erschien Die ergotherapierelevanten Inhalte der vorgestellten Leitlinien können Sie Ende 2015 die konsensbasierte S2-Leitlinie noch genauer in der zugehörigen DVE-Einschätzung nachlesen. Loggen Sie „Psychische Störungen im Säuglings-, Klein- sich ein unter www.dve.info und klicken auf „Ergotherapie“ „Leitlinien“ kind- und Vorschulalter“. Sie widmet sich „Leitlinienarbeit des DVE“ „Liste der veröffentlichten Leitlinien“ den zwölf wichtigsten psychischen Störungen 8 Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1, Hrsg. DVE Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.
Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de
Infothek Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Assistenzsystem easierLife mit Innovationspreis ausgezeichnet (hnw) easierLife ist ein Assistenzsystem für ältere Menschen und Pfle- gebedürftige, bei dem ein herkömmlicher Hausnotrufknopf um ein Sensorsystem erweitert ist. Dieses Sensorsystem erkennt kritische Si- tuationen, zum Beispiel wenn ein allein lebender Mensch abends nicht wie geplant nach Hause zurückkehrt, morgens nicht wie gewohnt aufsteht oder wenn er gestürzt ist. Angehörige und Betreuer werden dann automatisch informiert, zum Beispiel mit einer Mitteilung auf das Smartphone. Wer welche Informationen erhält und einsehen kann, lässt sich detailliert entsprechend der Versorgungssituation einstellen. Das System kann einfach und schnell nachträglich in jede Wohnumgebung installiert werden. Herkömmliche Systeme informieren Angehörige und Betreuer nur, wenn der Hilfebedürftige den Notrufknopf bei sich trägt und betätigt. Das easierLife-System ist besonders in solchen Si- tuationen von Vorteil, in denen die Person selbst nicht mehr um Hilfe rufen kann. Das Assistenzsystem ist aktuell mit dem Landesinnovationspreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Entwickelt hat das System das junge Karlsruher Unternehmen easierLife, das 2014 easierLife-Assistenzsystem aus. easierLife soll auch für professionelle aus dem FZI Forschungszentrum Informatik ausgegründet wurde. Pflegedienstleister einen wertvollen Beitrag leisten, um die Situation in Gestärkt durch die Auszeichnung geht das easierLife-Team nun das der Betreuung und Pflege zu entspannen. nächste Projekt an: Gemeinsam mit der AWO Karlsruhe Land als Part- ner stattet das Team eine Einrichtung des Betreuten Wohnens mit dem www.easierlife.de Fingerzirkus – eine App für die Feinmotorik Auszeit vom Alltag (hnw) Besonders Familien, in denen ein Kind mit Behinde- rung lebt, brauchen manchmal eine Auszeit vom Alltag, um den Akku wieder aufzuladen und neue Energie zu sammeln. Eine Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten eines Reha- oder Kuraufenthalts, wertvolle Hinweise für die Bean- tragung und was sonst noch bei der Vorbereitung zu beachten ist, bietet die Broschüre „Auszeit vom Alltag“, die bei der Bun- desvereinigung der Lebenshilfe bestellt werden kann. Auszeit vom Alltag Mutter / Vater-Kind-Kuren: Hinweise (hnw) Das Tabletspiel „Fingerzirkus“ wurde von und mit Ergothera- und Tipps von Eltern für Eltern von Kindern mit Behinderung peuten entwickelt, um die Feinmotorik zu beüben. Die App umfasst fünf Übungen. Beübt werden können der Pinzettengriff, selektives Fin- gertippen, die Drehung des Handgelenks, das Überkreuzen der Kör- permittellinie sowie kreisende Bewegungen einzelner Finger. Die Spiele haben einen hohen Aufforderungscharakter und eignen sich für Kinder und Erwachsene. Therapeuten können über einen separaten Zugang Spielverläufe einsehen und Einstellungen anpassen. Die von der Firma Weitere Informationen zum Fingers in Motion entwickelte App ist sowohl für das Betriebssystem Thema finden Sie auch unter: Android als auch für ipads als Praxis- oder Klinikversion erhältlich. www.lebenshilfe.de Themen Gratislizenzen können an entlassene Klienten weitergegeben werden, und Recht Familie, Kindheit, damit sie selbstständig zuhause weiter üben können. Jugend Auszeit vom Alltag www.fingers-in-motion.de 10 Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1, Hrsg. DVE Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.
Infothek Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Silverlighting – ein Lichtsystem zur Verbesserung des Wohlbefindens bei Demenz (hnw) Licht wirkt sich direkt auf das Wohlgefühl aus, prägt den Schlaf-Wach-Rhythmus und hat insbesondere bei älteren Men- schen Auswirkungen auf das Sehvermögen und die Farbwahr- nehmung. An Demenz erkrankte Menschen reagieren mit Unsi- cherheit und Unruhe auf unzureichende Beleuchtungssituationen. Das Projekt Silverlighting des Fraunhofer Instituts UMSICHT in Oberhausen untersucht die Wirkung einer angepassten Beleuch- tung auf die mit Demenz einhergehenden Symptome. Es werden stationäre und ambulant einsetzbare Beleuchtungslösungen ent- wickelt, die den Schlaf-Wach-Rhythmus unterstützen. Dies soll Mein besonderer Moment zu einer Verstetigung des Tagesablaufs und zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens führen. Durch interaktive Kom- in der Ergotherapie Mein Glücksmoment dauert nun schon 30 Jahre! Ich habe einen Beruf, der mir täglich neu gefällt, mich he- rausfordert, mich fit hält, der zur Lebensqualität an- derer Menschen einen positiven Beitrag leistet, der den Krankenversicherungen das Sparen ermöglicht - und der umweltverträglich ist. Marlis Schauer, Stuttgart Ich war gerade neu aus dem Süden des Landes ins Ruhrgebiet gezogen und saß bei der Nachbesprechung der Sichtstunde einer meiner Schülerinnen. Meine Kritik kam auf ihre Art der Kommunikation mit dem Klienten zu sprechen. Sie schaute mich irritiert an und fragte daraufhin: „Watt woll‘n Se?“ Inga Junge, Enzberg Einer meiner Klienten (Mitte 40) wollte einen warmen Das dynamische Beleuchtungssystem SILVERlighting bildet den Tee trinken, wusste aber nicht, wie man den Wasser- Tagesverlauf des Sonnenlichts nach. kocher bedient und Tee zubereitet. Wir übten Woche für Woche. Mittlerweile macht er ohne Hilfe Tee. Und zwar nicht nur für sich, sondern auch für alle anderen ponenten integriert sich das System möglichst unauffällig in den Klienten! Ich finde es toll, mit jemandem gemeinsam Alltag, während für das Pflegepersonal alle Funktionen auf einem auf ein Ziel hinzuarbeiten und Zeuge eines langen, aber Endgerät vereint sind. Die Systeme fokussieren gleichermaßen stetigen Entwicklungsprozesses zu sein. physiologische Wirkungen, jahreszeitliche Einflüsse und Sicher- Nicole Gundert-Greiffendorf, Düsseldorf heitsaspekte wie etwa Brandsensoren. Das übergeordnete Ziel ist, die Selbstständigkeit, Sicherheit und Mobilität der an Demenz Erkrankten zu erhöhen. Erste Prototypen des Systems werden zunächst in stationären Pflegeeinrichtungen installiert, bevor die Wirkung des zirkadianen Lichts in einem nächsten Schritt im per- sönlichen Umfeld zu Hause getestet wird. www.umsicht.fraunhofer.de Ihnen fällt spontan auch eine Situation ein? Dann schreiben Sie uns gleich unter Angabe Ihres Na- mens und Wohnortes eine E-Mail an redaktion@ et-reha.dve.info mit dem Betreff „Mein besonderer Moment“. Die Redaktion behält sich Auswahl, Kür- zung und redaktionelle Bearbeitung der Beiträge vor. Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse! Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V. Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1, Hrsg. DVE 11
Wissenschaft Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Auch ältere Menschen profitieren von intensiver Neurorehabilitation Ältere Menschen erhalten nach einem Schlaganfall oft nur eine be- an der St. Mauritius Therapieklinik in Meerbusch. Eine intensive schränkte geriatrische Rehabilitation. Jüngere Menschen hingegen be- Neurorehabilitation bis an die Leistungsgrenze sollte laut der Wissen- kommen meist eine intensive Neurorehabilitation. Grund hierfür ist schaftler somit vor allem bei geriatrischen Menschen öfter zum Ein- die Vorstellung, Ältere würden von einer intensiven Behandlung we- satz kommen. Für ihre Arbeit wurden die Wissenschaftler mit dem nig profitieren – eventuell sogar überfordert sein. Diese These haben mit 30.000 Euro dotierten Forschungspreis der Fürst Donnersmarck- Forscher jetzt widerlegt. Die Rehabilitations-Wissenschaftlerin Dr. lic. Stiftung ausgezeichnet. (pm) phil. Bettina Studer hat bei mehr als 2.300 Patienten gemessen, wie Eine ausführliche Zusammenfassung der Studie ist in der für DVE-Mit- gut sich Betroffene nach einem Schlaganfall durch vier Wochen inten- glieder kostenlos zugänglichen EBP-Datenbank zu finden: www.dve.info sive Neurorehabilitation erholen. Die Ergebnisse der Verlaufsstudie EBP-Datenbank belegen, dass die Kombination aus Physio-, Ergo-, Sport- und Sprach- Studie therapie Menschen über 80 Jahren genauso gut hilft wie Menschen Knecht et al. Old benefit as much as young patients with stroke from high- zwischen 65 und 80 und Menschen unter 65 Jahren. Unabhängig vom intensity neurorehabilitation: cohort analysis. Journal of Neurology, Neu- Alter bringt jede Stunde mehr an Therapie ein Mehr an Erholung und rosurgery and Psychiatry. doi: 10.1136/jnnp-2015-310344 ein Weniger an Pflegeabhängigkeit. Durchgeführt wurde die Studie Geeignete Medienangebote bei Demenz untersucht Die Medienangebote von „Ilses weite Welt“ für demenziell erkrankte Menschen waren Bestandteil einer erstmalig in dieser Form durch- geführten Pilotstudie zur Mediennutzung in den verschiedenen Erkrankungsstadien der Demenz. Das Ergebnis ist für Pflegeexper- ten keine Überraschung: Eine „Dauerberieselung“ durch wahllos eingeschaltete Fernsehformate erfüllt nicht den Zweck, Erkrankte adäquat zu beschäftigen. Tatsächlich überfordern diese Medienan- gebote die Betroffenen sehr häufig. Eine deutlich bessere Reaktion – sogar in einem fortgeschrittenen Stadium der Demenz – zeigten die Patienten in der Studie bei Medienangeboten mit sehr langsamen Bildschnitten und handlungsarmen Alltagsszenen, die „einem Blick aus dem Fenster“ gleichen. Gegenstand der Studie war auch die Re- sonanz auf die Medien aus „Ilses weite Welt“, die als gut geeignet eingestuft wurden. (pm) Zur Studie www.demenz-support.de Suche „Medienevaluation“ www.ilsesweitewelt.de 12 Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1, Hrsg. DVE Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.
Wissenschaft Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Kopf- oder Bauchentscheidung hängt von der Fragestellung ab Jeans oder Stoffhose? Laptop oder Tablet? Schulmedizin oder Homöo- zen wir bei Themen wie Medizin, Elektronik und Urlaub eher auf wis- pathie? Wie entscheiden Menschen über solche Fragen: wissensbasiert sensbasierte Abwägungen, so die Ergebnisse der Studie. Laut Thorsten oder intuitiv? Gibt es den reinen Kopf- und den reinen Bauchentschei- Pachur, dem Erstautor der Studie, kann man nicht von dem Kopf- oder der? Wie wir im Alltag entscheiden, hängt nicht so sehr davon ab, wel- dem Bauchentscheider sprechen, wie häufig angenommen wird. Statt- cher Entscheidungstyp wir sind. Vielmehr spielt der Inhalt der Ent- dessen bevorzugen Menschen je nach Inhaltsbereich die eine oder die scheidung eine große Rolle und ob wir uns in dem Bereich auskennen. andere Entscheidungsart – ganz unabhängig vom Geschlecht. Die be- Das zeigen die Ergebnisse einer Studie des Max-Planck-Instituts für vorzugte Entscheidungsart hängt davon ab, wie man seine eigene Kom- Bildungsforschung in Berlin und der Universität Basel. Für die Studie petenz in dem betreffenden Bereich einschätzt. Sieht man sich in einem wurden 149 (davon 102 weibliche) Studenten zunächst gefragt, ob sie Bereich nicht so sehr als Experte, entscheidet man lieber wissensbasiert. generell eher intuitiv oder eher wissensbasiert Entscheidungen treffen. Dies könnte laut Pachur auch bedeuten, dass ältere Menschen aufgrund Zusätzlich machten sie Angaben darüber, wie sie bei Entscheidungen ihrer größeren Erfahrung mehr zu Bauchentscheidungen neigen als in bestimmten Alltagsbereichen vorgehen. Die Forscher fragten dabei jüngere. (pm) nach Partnerwahl, Kleidung, Restaurants, Medizin, Elektronik und Ur- Studie laub. Zuletzt schätzten die Teilnehmer ihre eigene Expertise in den je- Pachur T, Spaar M (2015). Domain-specific preferences for intuition and weiligen Bereichen ein. Während wir bei Kleidung, Restaurants und der deliberation in decision making. Journal of Applied Research in Memory Partnerwahl eher intuitiv, also aus dem Bauch heraus, entscheiden, set- and Cognition. doi:10.1016/j.jarmac.2015.07.006 Bio- & Neurofeedback mit einem Gerät Bio- und Neurofeedback für moderne Anwendungen in den Bereichen Aufmerksamkeit, Stressreduktion, muskuläre Reedukation und vieles mehr. Die Vorteile der Minddeld® Master Geräte: modularer Geräteaufbau kosteneffizient deutsche Software / deutsches Handbuch Softwareupdates und telefonischer Support Max. Konngurationsmöglichkeit: 6 Kanal EEG · SCP (DC fähig) · 2 Kanal EMG · EDA (Hautleitwert) · Temperatur · Puls · Atmung · Neurofeedback und Biofeedback Software · verschiedene Softwaremodule OFFIZIELLER SCHULUNGSPARTNER Infobroschüre bestellen und persönliche Beratung unter: Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V. Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1, Hrsg. DVE 13 www.mindfield.de oder Telefon 0 25 65 / 406 27 27
Praxis Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Emotionen und zwischenmenschliche Konflikte kindgerecht sichtbar machen Das Therapiematerial SCRIBILITY Meike Munder Streit in der Familie, Hänseleien auf dem Pau- senhof, Tadel vom Lehrer. Kindern fällt es oft schwer, Konfliktprozesse zu verstehen. Noch schwerer ist es, diese in Worte zu fassen. Ein neues Therapiematerial unterstützt Kinder dabei, ihre Gefühle in Bildern auszudrücken, Spannungsfelder zu veranschaulichen und Handlungsoptionen zu finden. Ein zunehmend wichtiger werdendes Arbeits- feld pädiatrischer Ergotherapie ist die Förde- rung sozio-emotionaler Kompetenzen. Diese resultieren aus einem Lernprozess, der sich durch die gesamte Kindheit zieht. Im Verlauf seiner Entwicklung lernt ein Kind, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, sie zu benennen, ihre Ursachen zu verstehen sowie sie sozial adäquat verstehen. Ihr Verständnishorizont umfasst gewicht von annähernd zwei Kilogramm. Das zu steuern und auszudrücken. Gelingt dies, so auch Fragen wie „Was war in einer problema- robust gestaltete Therapiematerial besteht aus sind zugleich die Grundlagen dafür gelegt, die tischen Situation der Auslöser?“, „Wie habe 2 x 22 beidseitig bedruckten und magnetisch Gefühle und Reaktionen anderer nachzuvoll- ich mich in diesem Moment gefühlt?“, „Wie haftenden Strichmännchen, die Gefühle wie ziehen und damit umgehen zu können. All habe ich daraufhin reagiert?“, „Was hat dies Freude, Trauer, Angst und Scham, Ärger, diese Fähigkeiten sind wesentliche Vorausset- bei meinem Gegenüber ausgelöst?“ und „Wie Ablehnung und Widerwille, Interesse und zungen für förderliche soziale Beziehungen wäre die Situation verlaufen, wenn ich in die- Neugier sowie das allgemeine Energielevel in in der Familie, mit Gleichaltrigen sowie in sem Moment hätte anders handeln können?“ jeweils drei verschiedenen Intensitätsgraden Institutionen wie Kindergärten, Horteinrich- Dies individualisiert abzubilden ist mit auf darstellen. Hinzu kommen eine Reihe von tungen oder Schulen. prototypische Situationen hin standardisier- Symbolen sowie ein magnetisches White- ten Arbeitsmaterialien wie Gefühlskarten und board im praktischen Format DIN A4, das als Konfliktprozesse verstehen Bilderbüchern jedoch nicht möglich. Keines Arbeitsfläche dient. Ergotherapeutische Praktiker begegnen heu- dieser Hilfsmittel ermöglicht die konkrete Die Strichmännchen werden auf kleineren, te immer mehr Kindern, deren mangelnde Veranschaulichung tatsächlicher Konfliktla- mit identischen Zeichnungen versehenen und Emotionsregulation ihre Umwelt und die gen und Spannungsfelder in der Erlebniswelt nach Gefühlen sortierten Whiteboards aufbe- Kinder selbst auf eine harte Probe stellt. Um des Kindes. Auch lassen sich reale Ereignisse- wahrt. Diese können neben der eigentlichen hier Lösungen zu finden, ist es grundsätzlich quenzen nicht in einer Weise abbilden, die es Arbeitsfläche platziert werden. Dies ermögli- wichtig, das Kind dafür zu sensibilisieren, wie dem Kind erlaubt, die eigenen Beiträge zum cht dem Kind einen schnellen Zugriff und ver- sich welche Emotion anfühlt und wie man sie Konfliktgeschehen aus der Außenperspektive meidet langwieriges Suchen. Die auf weißes benennt. Auch sollte es verstehen, dass diese zu sehen. PVC gedruckten Figuren haften auch auf Gefühle unterschiedlich intensiv ausgeprägt metallenen Flipcharts und größeren White- sein können und wie man diese Unterschiede Wie man mit „Scribility“ boards. Dies ist von Vorteil, wenn komplexe sprachlich differenzieren kann. Zur Unterstüt- arbeiten kann Zusammenhänge mit „Scribility“ visualisiert zung werden hierzu häufig Bildkarten, pro- Ursprünglich für den Bereich der verhaltens- werden sollen, für die eine größere Darstel- totypische und altersgerecht illustrierte Ge- therapeutisch orientierten Psychotherapie lungsfläche benötigt wird. schichten, Arbeitsblätter, Spiele sowie andere für Kinder und Jugendliche entworfen, eröff- standardisierte Arbeitsmaterialien herangezo- net das von Georg und Burkhard Piller ent- Strichmännchen mit hohem gen. Diese dienen in erster Linie dazu, vorhan- wickelte Therapiematerial „Scribility“ auch Aufforderungscharakter dene Wahlmöglichkeiten zu veranschaulichen für Ergotherapeuten neue Möglichkeiten. Es Bezogen auf eine konkrete Problemsituati- und so die Unterscheidungsfähigkeit des Kin- hilft auf neue Weise sichtbar zu machen, was on kann das Kind zunächst einzelne Figuren des zu fördern. sonst oftmals im Verborgenen bleibt. Gelie- für sich selbst und andere Beteiligte auswäh- Insbesondere für Schulkinder ist es jedoch fert werden die Arbeitsmaterialien in einer len. Bereits dies fördert die Fähigkeit, eigene wichtig, auch den Konfliktprozess selbst zu mattsilbernen Metallbox mit einem Gesamt- Emotionen und die Gefühlslagen anderer dif- 14 Munder M. Emotionen und zwischenmenschliche Konflikte Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1: 14-17, Hrsg. DVE
Praxis Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de ferenziert wahrzunehmen und zu benennen. die Bedingungszusammenhänge seiner eige- zurückgelegt werden. Einer erneuten Nutzung Analog zur psychotherapeutischen Sandspiel- nen Emotionen zu verstehen. Ein derartiges steht nichts mehr im Wege. therapie kann das Kind die Figuren auf dem Vorgehen führt fast immer zu alltagsnahen Whiteboard auch in räumliche Beziehungen Ansatzpunkten für therapeutische Interven- Flexibel einsetzbar zueinander setzen. Dadurch werden bereits zu tionen. Die Therapeutin kann mit dem Kind Die Flexibilität des Arbeitsmaterials ermög- Beginn wichtige Informationen über das Be- zum Beispiel alternative Prozessverläufe einer licht pädiatrisch arbeitenden Praktikern viel- ziehungssystem sichtbar, das den kindlichen Konfliktsituation entwickeln – samt einem fältige Möglichkeiten, die letztlich nur durch Reaktionen zugrunde liegt. Steht die Fami- erwünschteren Ausgang. Das Kind entwirft die Kreativität des Kindes und der Therapeu- lie zusammen oder stehen die Eltern bei den gewissermaßen am „Reißbrett“ Handlungs- tin begrenzt werden. Die folgenden Beispiele Geschwistern? Ist alternativen. Es kann eigene Ambivalenzen illustrieren einen Ausschnitt, wie sich das das Kind Teil seiner sichtbar machen und Lösungen dafür suchen. Therapiematerial in der ergotherapeutischen Klasse oder sieht es Da alle Figuren doppelt vorhanden sind, kön- Praxis einsetzen lässt. sich in einer Au- nen auch Wechsel der Wahrnehmungspositi- ßenseiterposition? on dargestellt werden. Dieselbe Situation kann Zusätzlich lassen auf dem Arbeitsfeld mit vertauschten Rollen Gefühle erkennen, differenzieren und sich sowohl die Fi- und Gefühlslagen danebengelegt werden. Dies benennen guren und die Ar- fördert die Entwicklung von Empathie, da es beitsfläche mit den dem Kind vor Augen führt, wie es ihm selbst Kinder entwickeln im Lauf ihrer Entwicklung mitgelieferten, was- an der Stelle des anderen ergehen würde. eigene Kategorien für erlebte Impulse und serlöslichen White- Aufgrund der Haptik des Materials, seiner Stimmungen. Eigene Emotionen einem Bild board-Markern in magnetischen Eigenschaften sowie seiner in- zuzuordnen und angemessen zu benennen unterschiedlichen dividuellen Gestaltbarkeit ist es sowohl für kann dem Kind leichter fallen, als lediglich Farben bemalen. Kinder als auch für Jugendliche und Eltern abstrakt über Gefühle zu sprechen. Insbe- Jede Figur kann attraktiv. Arbeitet man mit mehreren Fami- sondere Kinder mit Asperger-Syndrom kön- so anhand signifi- lienmitgliedern, so fördern das gemeinsame nen durch den Umgang mit dem Material in kanter Merkmale mit wenigen Strichen zu ei- Gestalten und die oft lustigen karikaturartigen hohem Maße profitieren, da die Figuren ihre ner konkreten Person aus der Lebenswelt des Ergänzungen überdies auch das Arbeitsklima. Gefühle deutlich und sozusagen schnörkellos Kindes umgestaltet werden. Dies erhöht den Alle entstandenen Bilder können anschlie- ausdrücken. Kinder können lernen, dass Ge- Aufforderungscharakter für Kinder und er- ßend kopiert oder eingescannt werden. Dies fühle unterschiedlich stark, verschieden lang leichtert den Einstieg in die Arbeit. Denn: Das erleichtert nicht nur die Dokumentation: Das anhaltend, in bestimmten Situationen sinn- Kind kann die Darstellung der Problemsituati- Kind kann seine Bilder auch zur Orientie- voll, in anderen jedoch eher kontraproduktiv on aktiv für sich selbst passend machen. rung, als Erinnerungsstütze, zum Einkleben sind, da sie in der Regel auch beim Gegenüber Wie von selbst stimuliert die Personalisierung in sein Tagebuch oder verbunden mit einer Gefühle auslösen. Sie können verstehen, dass der Figuren auch begleitende Kommentare des konkreten Aufgabe mit nach Hause nehmen. viele Gefühle leicht selbst verändert werden Kindes. Vorsichtiges Nachfragen hilft, weitere Auf diese Weise kann der Transfer des Ge- können, während intensive Gefühle oft nicht Aufschlüsse über die Problemlage zutage zu lernten gesichert und das Gelernte mühelos in direkt steuerbar sind. Beides geht mit jeweils fördern. Wichtiges kann man auch in Form den Alltag integriert werden. unterschiedlichen Handlungsoptionen ein- von Sprechblasen, Denkblasen, Gegenstän- Ist das Bild auf ein anderes Medium übertra- her. „Scribility“ bietet hier sehr anschauliche den, Hintergründen oder einfachen Symbolen gen, können die Materialien in kurzer Zeit Möglichkeiten der emotionalen Skalierung auf dem Arbeitsfeld festhalten. So lassen sich gereinigt und wohlsortiert in die Metallbox (Abb. 1). neben Grundhaltungen, Gefühlslagen und Be- ziehungen auch emotionale Verläufe, Gedan- ken, Äußerungen, Eskalationskreisläufe und vieles mehr anhand tatsächlicher Erlebnisse spielerisch visualisieren. Handlungsalternativen am Reißbrett entwerfen Auf diese Weise entwickeln sich zunehmend konkrete Situationsbilder, kleine Szenen und manchmal sogar kleine Geschichten. Die Fi- guren stellen für das Kind nun nicht mehr nur eine Situation dar – sie bilden tatsächlich seine eigene Situation ab. Dies erhöht nicht nur die Identifikationsbereitschaft des Kindes mit dem Bild. Es versetzt das Kind auch in die Lage, Erlebtes gleichsam von außen zu betrachten und zu reflektieren. Es lernt, sich selbst als Abb. 1 Anschauungsbeispiel für Skalierung (Quelle: Robert Stephan / Teil eines größeren Ganzen zu begreifen sowie www.filmmann.de) Munder M. Emotionen und zwischenmenschliche Konflikte Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1: 14-17, Hrsg. DVE 15
Praxis Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de können daraus Hoffnungslosigkeit, Vermei- dung oder gar offene Verweigerung entstehen. Die achtjährige Klara hat beispielsweise auf- grund erheblicher Teilleistungsstörungen schon seit längerem massive Probleme in der Schule. Für die Erledigung schriftlicher Auf- gaben braucht sie außergewöhnlich lange. Sie befindet sich deshalb in ergotherapeutischer Behandlung. Nach Aussage der Mutter wirkt Klara in den letzten Wochen stark in sich ge- kehrt. Sie klagt über Bauchschmerzen und möchte nicht mehr zur Schule gehen. Trotz al- ler Versuche seitens der Eltern ist sie aber nicht bereit, über ihren offensichtlichen Kummer zu sprechen. Abb. 2 Anschauungsbeispiel Theo (Quelle: Meike Munder) Nachdem die Mutter den Therapieraum ver- lassen hat, beginnt Klara, sich über den in- direkten spielerischen Einstieg mit „Scribi- Sich auf emotionale Spurensuche begeben greift zögernd zu einer traurigen Figur. „Oh“, lity“ langsam zu öffnen. Offenbar waren ihre antwortet die Therapeutin, „was ist denn da Schwächen inzwischen auch den Mitschülern Ein spannendes Thema für Kinder, Jugend- passiert?“ Theo legt eine wütende Figur neben aufgefallen. Drei Jungen ihrer Klasse hatten liche und Eltern: Warum ist jemand in einer sich, die er als seine Schuldirektorin kenn- daraufhin damit begonnen, sie zu hänseln Situation wütend, zornig oder traurig gewor- zeichnet. Es gab einen Tadel! Und schon ist er und abfällige Bemerkungen über sie zu ma- den? Wie war die Ausgangssituation? Was mitten im Thema! Wie dieser Tadel zustande chen. Nachdem das Eis gebrochen ist, beginnt geschah dann? Welche anderen Reaktionen kam, welche anderen Schüler beteiligt waren sie – angeregt durch unterstützende Fragen hätten zur Lösung des Problems beitragen und welchen weiteren Verlauf die Situation der Therapeutin – ihr Erleben in der Klasse können? Die aktive Auseinandersetzung des genommen hatte, wird mithilfe der Arbeits- zu legen. Rahmensetzung hierfür ist die Idee, Kindes mit dem Material unterstützt es da- materialien differenziert herausgearbeitet. die Gemeinheiten der anderen „in ein Bild zu rin, sich intensiv mit dem oftmals schwierigen Theo erkennt eigene und fremde Anteile und bannen“. Im Verlauf der Arbeit fallen Klara Thema auseinanderzusetzen. lotet zusammen mit der Therapeutin ande- mehr und mehr Details ein. Auch wird über- Der elfjährige Theo beispielsweise kommt re Möglichkeiten des Verhaltens aus, die mit deutlich, wie traurig und hilflos sie in solchen leicht missgelaunt zur Therapiestunde. Er ant- einiger Wahrscheinlichkeit zu positiveren Er- Situationen ist. wortet sehr zurückhaltend auf die Frage, wie gebnissen führen (Abb. 2). Als die wesentlichen Elemente der Situation es ihm derzeit gehe und was er in der Woche erfasst sind, ermuntert die Therapeutin Klara erlebt habe. Solche Fragen findet er doof! Eigene Fähigkeiten und Ressourcen dazu, möglicherweise nicht genutzte Ressour- Also gibt er die kurze und schnelle Antwort erkunden cen zu identifizieren. Wie könnte sich Klara „Alles okay!“ Die Therapeutin formuliert die in diesen Momenten selbst schützen? Wel- gleiche Frage nur wenig später mit „Scribili- Menschen finden in emotional belastenden che anderen Kinder könnte sie um Hilfe bit- ty“: „Theo schau doch mal, welche der Figuren Situationen oft nur eingeschränkt Zugang zu ten? Welche Stärken haben diese Kinder und hier erzählt etwas über deine letzte Woche?“ wirksamen Bewältigungsstrategien. Wieder- wie könnten ihre „Verbündeten“ diesen Jungs Überrascht gerät Theo ins Nachdenken und holen sich solche Situationen zu häufig, so Einhalt gebieten? Klaras Miene hellt sich auf, Abb. 3a, b Anschauungsbeispiel Klara (Quelle: Meike Munder) 16 Munder M. Emotionen und zwischenmenschliche Konflikte Et Reha 55. Jg., 2016, Nr. 1: 14-17, Hrsg. DVE
Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de Fachpublikationen Arbeitsmaterialien Fachzeitschriften Ihr Fachverlag für die Ergotherapie Fachpublikationen K Spektrum Ergotherapie K Neue Reihe Ergotherapie K Edition VITA ACTIVA K Reihe Basiswissen Therapie K Ratgeberreihe K Einzelausgaben K Wissenschaftliche Schriften Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne unser Gesamt-Titelverzeichnis. Leseproben/Inhaltsverzeichnisse: http://www.schulz-kirchner.de/shop/ Fachzeitschriften K ERGOTHERAPIE UND REHABILITATION K ergoscience Wissenschaftliche Forschung in der Ergotherapie Ihre Vorteile als Abonnent - Abonnement – print oder digital - pünktliche und regelmäßige Lieferung - Abonnementgebühr inkl. Versand [D] - verschiedene Zahlungsweisen ohne Aufschlag - für jedes neue Jahresabonnement eine attraktive Prämie - ausgewählte Produkte aus dem Schulz- Kirchner Verlag zu Sonderkonditionen Probeexemplar ergoscience: http://www.schulz-kirchner.de/ ergotherapie/zeitschrift_ergoscience.htm www.schulz-kirchner.de/shop info@schulz-kirchner.de Tel. +49 (0) 6126 9320-0 Schulz- Kirchner Verlag
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