Erweiterung Schulanlage Rütihof Baden - Studienauftrag für Kunst und Bau Jurybericht - Stadt Baden

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Erweiterung Schulanlage Rütihof Baden - Studienauftrag für Kunst und Bau Jurybericht - Stadt Baden
Erweiterung Schulanlage Rütihof Baden
Studienauftrag für Kunst und Bau

Jurybericht
Erweiterung Schulanlage Rütihof Baden - Studienauftrag für Kunst und Bau Jurybericht - Stadt Baden
Impressum

Herausgeberin
STADT BADEN
Planung und Bau
Roter Turm
Rathausgasse 5
CH-5401 Baden

Inhalt und Redaktion
Beurteilungsgremium Studienauftrag
Roxana Blocher, Projektleiterin, Planung und Bau

Bezugsquelle:
Planung + Bau
www.baden.ch/planung_bau

Baden, 17. Dezember 2015

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Erweiterung Schulanlage Rütihof Baden - Studienauftrag für Kunst und Bau Jurybericht - Stadt Baden
Einleitung

Am Standort Schulhaus Rütihof sollen die Primarschule und die Kindergärten in einer
Schulanlage mit integrierten Tagesstrukturen zusammengefasst werden. Zur Erfüllung der
Ziele der «Schulraumplanung Baden 2020» sind in der Schulanlage Rütihof wesentliche
Massnahmen notwendig. Alle provisorischen Bauten sowie das nicht mehr
entwicklungsfähige blaue Schulhaus werden rückgebaut und durch zwei dreigeschossige
Neubauten in Systembauweise mit den entsprechenden Raumkapazitäten ersetzt.
Das grössere Gebäude nimmt die Mittelstufe, die Spezialnutzungen sowie die
gemeinschaftlichen Nutzungen auf, das kleinere Gebäude die Unterstufe und die
Kindergärten. Das alte Schulhaus sowie das Kindergartengebäude Tobelacher werden mit
minimalen Massnahmen für die neu zugeteilten Nutzungen angepasst.

Situationsplan Schulanlage Rütihof: geplante Neubauten in Systembauweise

Eine einfache Typologie der Raumstruktur und ein modularer Aufbau sind die
Grundvoraussetzungen für einen Systembau. Entsprechend dieser Bauart wird auf eine
Unterkellerung verzichtet. Bei der Systembauweise werden grossflächige Bauelemente, wie
zum Beispiel die Gebäudehülle, in Fertigungshallen hergestellt und vor Ort montiert. Der
Systembau erlaubt eine kürzere Bauzeit und eine effiziente Etappierung.

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Ausgangslage

Die ursprüngliche Schulanlage besteht heute aus sieben unterschiedlichen Gebäuden. Das
1936 erbaute Gelbe Schulhaus des Architekten R. Lang ist seither teilweise umgebaut und
saniert worden. 1970 ist der Doppelkindergarten Tobelacher und 1978 der Pavillon 1
gebaut worden. 1988 ist die Schulanlage von den Architekten Eppler Maraini mit dem
Blauen Schulhaus sowie dem Pavillon 2 ergänzt und 1989 mit den gleichen Architekten die
Mehrzweckhalle gebaut worden. 2011 ist der Pavillon 3 (Provisorium) aufgestellt worden.
Das Blaue Schulhaus sowie die Pavillons 1 und 2 sind in einem baulich schlechten Zustand
und werden rückgebaut.

Situationsplan Schulanlage Rütihof Bestand

       Tobelacher

       Mehrzweckhalle

       Blaues Schulhaus mit 2 Pavillons

       Gelbes Schulhaus

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Erweiterung Schulanlage Rütihof
Der Einwohnerrat hat am 9. Dezember 2014 den Projektierungs- und Baukredit genehmigt.
Am 14. Juni 2015 hat auch die Badener Bevölkerung dem Baukredit für die Erweiterung der
Schulanlage zugestimmt.
Die Arbeiten für die Ausführung der beiden Neubauten in Systembauweise werden an einen
Gesamtleistungsanbieter vergeben. Die Bauarbeiten starten voraussichtlich im Herbst 2015.
Die Neubauten werden im Sommer 2016 fertiggestellt und den Nutzern übergeben.
Mit dem Umbau des Gelben Schulhauses für die Tagesstrukturen wird nach der
Fertigstellung der Neubauten begonnen.

Visualisierung Neubaugebäude

Städtebau

Die beiden neuen Schulbauten bilden zusammen mit der bestehenden Mehrzweckhalle und
dem alten, gelben Schulhaus ein räumlich konzentriertes Gebäudecluster. Zwischen diesen
Bauten entsteht der räumlich gefasste, abwechslungsreiche Schulhausplatz. Durch diesen
konzentrierten Eingriff bleibt die grosse westliche Fläche für spätere Entwicklungen frei. Mit
der Aufteilung des neu zu erstellenden Gebäudevolumens auf zwei Gebäude, kann das
grosse Volumen besser mit der eher kleinkörnigen Umgebung in Beziehung treten. Das
ehemalige Feuerwehrmagazin sowie der Kindergarten Tobelacher, in welchem wenige
untergeordnete Nutzungen liegen, bleiben als Einzelobjekte an der nördlichen
Grundstücksgrenze erhalten.

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Erschliessung und Aussenräume

Erschlossen wird das Schulareal im Prinzip gleich wie heute. Ergänzt wird die Erschliessung
durch einen zusätzlichen direkten Zugang vom Schulhausweg zum Kindergartenbereich im
kleineren Gebäude. Die bestehenden Parkplätze neben dem alten Feuerwehrmagazin
werden belassen. Auch aussenräumlich ändert sich gegenüber dem aktuellen Stand (ohne
Provisorien) konzeptionell wenig. Der Raum zwischen den Gebäuden ist ein räumlich
gefasster Pausenplatz mit einzelnen Elementen wie z.B. Sitzstufen, Brunnen und wenigen
Bäumen als Auflockerung. Über diesen Platz werden die beiden Neubauten hauptsächlich
erschlossen. Der Raum östlich und südlich vom Unterstufengebäude ist als zumeist
begrünte Aussenfläche für die Kindergärten reserviert.

Visualisierung

Pausenplatz zwischen Neubauten                  Pausenplatz zwischen Mehrzweckhalle und Neubau

Bauablauf
Es ist vorgesehen in der ersten Bauphase den Doppelpavillon westlich des blauen
Schulhauses zurückzubauen um anschliessend das grössere Gebäude zu erstellen. Nach
Fertigstellung des ersten Gebäudes wird in der zweiten Bauphase das blaue Schulhaus
sowie der östliche Doppelpavillon zurückgebaut und anschliessend das kleinere Gebäude
erstellt. Anschliessend finden die baulichen Anpassungen im gelben Schulhaus und im
Gebäude Tobelacher statt. Am Schluss werden alle Provisorien demontiert und die
Umgebungsgestaltung fertiggestellt.

Gebäudestruktur und Ausdruck
Die beiden Gebäude werden als Systembauten in Holz erstellt und sind für ein
Planungshorizont von 30 Jahren ausgelegt. Der Minergie®-P-ECO-Standard ist
anzustreben. Adäquat dem Bautyp ist eine einfache, unprätentiöse Fassadengestaltung
vorgesehen. Die offene vertikale Schalung im Fensterbereich und der geschlossene
Brüstungsbereich ergeben auf einfache Weise eine lebendige Fassadenoberfläche der
relativ grossen Bauten.

Organisation
Die beiden neuen, dreigeschossigen Schulgebäude weisen eine gleiche Typologie und
einen analogen Aufbau auf. Im grösseren Gebäude befindet sich im Erdgeschoss die Aula,
die Bibliothek und der Lehrerbereich, im ersten Obergeschoss ein erster Klassencluster der
Mittelstufe und die Werkräume, im zweiten Obergeschoss ein weiterer Klassencluster der
Mittelstufe und das textile Werken. Das kleinere Gebäude für die Kleineren nimmt im

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Erdgeschoss drei Kindergärten auf, in den beiden Obergeschossen je ein Klassencluster
der Unterstufe sowie den Malraum. Der bestehende Kindergarten Tobelacher wird leicht
angepasst und beherbergt neu die sonderpädagogischen Nutzungen. Die Mehrzweckhalle
wird integral belassen. Das alte, gelbe Schulhaus wird leicht umgebaut, mit einer Küche
ausgestattet sowie das Erdgeschoss hindernisfrei ausgerüstet und dient so der
Tagestruktur.

Raumprogramm
Das Raumprogramm beinhaltet je fünf Klassenzimmer mit Gruppenräumen für die Unter-
und die Mittelstufe sowie drei Abteilungen für den Kindergarten mit integriertem
Gruppenraum. Lehrerarbeitsräume, Fach-/ und Werkräume, Raum für Deutsch als
Zweitsprache (DAZ) und Heilpädagogik sowie eine Aula ergänzen das Raumprogramm.

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Aufgabenstellung und Ziele
Da die beiden Neubauten in Systembauweise erstellt werden, kann die Kunst erst nach
Fertigstellung der beiden Gebäude erfolgen.
Aus terminlichen und herstellungstechnischen Gründen ist ein direkter Eingriff in die
Gebäude schwierig. Die Umgebung ist frei gestaltbar, da sie konventionell realisiert wird.
Auf die bestehende Vegetation ist Rücksicht zu nehmen.
Die Arbeit soll eine klare inhaltliche und ästhetische Eigenständigkeit aufweisen. Dabei sind
auch Arbeiten möglich, die ohne eine Materialisierung auskommen. Performative und/oder
prozesshafte Arbeiten sind denkbar. Die Arbeiten sollen einen pädagogischen Bezug
aufweisen. Die künstlerische Intervention respektiert die projektierten Neubauten und die
Bestandsgebäude. Sie unterstützt das kulturelle Profil des Ortes und der Nutzung
(Kindergarten, Unter- und Mittelstufen-Schule) und ist „robust“ auch im übertragenen Sinn.

Studienauftragsperimeter
Die künstlerischen Eingriffe sind innerhalb des Perimeters zu realisieren.

        Studienauftragsperimeter

         Bestandsgebäude

         Neubauten in Systembauweise

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Allgemeine Bestimmungen

Auftraggeberin
STADT BADEN
Planung und Bau
Rathausgasse 5
5401 Baden
Ansprechpartner:        Roxana Blocher
                        056 200 82 75
                        roxana.blocher@baden.ag.ch

Verfahren
Der Studienauftrag wurde mit fünf ausgewählten Teilnehmer/-innen durchgeführt.

Teilnehmende
Folgende Künstler haben am Studienauftrag auf Einladung teilgenommen:

   Patrik Harter
   Cécile Hummel
   Sonja Kretz
   Lorenz Oliver Schmid
   Angelika Schori

Beurteilungsgremium
Mitglieder der Kunstkommission
   Andrina Jörg, Künstlerin, Baden
   Rolf Meier, Architekt, Meier Leder Architekten, Baden

Externe Experten
   Renée Levi, Künstlerin, Basel

Projektverfasser
   Stefan Häuselmann, Architekt, Baden
   Florian Bischoff, Landschaftsarchitekt, Baden

Delegierte der Schule
   Lisa Lehner, Schulleiterin Schulanlage Rütihof
   Dieter Lareida, Künstler und Lehrer Schulanlage Rütihof

Fachliche Begleitung
   Roxana Blocher, Projektleiterin Planung und Bau, Baden (Moderation)

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Budget
Das Gesamtbudget für die Entwicklung und die Umsetzung des Kunstprojektes beträgt
CHF 165‘000 (inkl. MWST). Dies beinhaltet neben Produktionskosten und dem
Aufstellen/Anbringen des Kunstwerkes, auch das Honorar für den siegreichen
Kunstschaffenden. Zusätzliche CHF 20‘000 sind für die Vermittlung und Reserve bestimmt.
Die Vermittlung kann integrierter Bestandteil des Konzeptvorschlages sein. Gesamthaft
stehen CHF 185‘000 zu Verfügung.

Entschädigungen
Für die Teilnehmenden am Studienauftrag beträgt die feste Entschädigung für jeden zur
Beurteilung zugelassenen Vorschlag zusätzlich CHF 4‘000.

Beurteilungskriterien
Für die Beurteilung gelten folgende Beurteilungskriterien. Die Reihenfolge entspricht keiner
Gewichtung.
Kunst:
   Idee
   Umsetzung
   Kontextbezug
Allgemein:
   Einhaltung Kostenrahmen
   Betrieb und Unterhalt

Vorprüfung
Alle fünf Künstlerinnen und Künstler haben ihre Unterlagen fristgerecht und vollständig
eingereicht.

Beurteilung
Das Beurteilungsgremium tagte am 11. November 2015. Die Kunstschaffenden stellten
jeweils ihre Konzepte vor und beantworteten die Fragen des Gremiums. Anschliessend
beriet sich das Beurteilungsgremium über die verschiedenen Vorschläge. Nach eingehender
Diskussion wählte das Beurteilungsgremium die Arbeit JUGLANTIPHON UND
VOGELSCHAR von Lorenz Oliver Schmid aus und empfiehlt die Arbeit zur
Weiterbearbeitung und Ausführung.

Empfehlung zur Weiterbearbeitung:

JUGLANTIPHON UND VOGELSCHAR

Verfasser:                    Lorenz Olivier Schmid

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Würdigung
Das Beurteilungsgremium dankt den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern für die
grosse geleistete Arbeit. Die Qualität der Abgaben und Präsentationen ermöglichten
gehaltvolle Diskussionen und zeugten von der intensiven Auseinandersetzung der
Kunstschaffenden mit der gestellten Aufgabe.

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Genehmigung

Baden, 17. Dezember 2015 das Beurteilungsgremium

Andrina Jörg

Rolf Meier

Renée Levi

Stefan Häuselmann

Florian Bischoff

Lisa Lehner

Dieter Lareida

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Projektverfassende

Projekt 1            JUGLANTIPHON UND VOGELSCHAR
                     (Antrag zur Weiterbearbeitung)
Verantwortlich       Lorenz Olivier Schmid
                     Benkenstrasse 61
                     5024 Küttingen

Projekt 2            Spolia
Verantwortlich       Patrik Harter
                     Mittelstrasse 11
                     2560 Nidau

Projekt 3            Der entlaufene Handlauf
Verantwortlich       Cécile Hummel
                     Steinengraben 14
                     4051 Basel

Projekt 4            Dr Glögglifrosch chond id Schuel
Verantwortlich       Sonja Kretz
                     Ochsengässli 7
                     5000 Aarau

Projekt 5            Der Entfalter
Verantwortlich       Angelika Schori
                     Mittlere Strasse 40
                     4056 Basel

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Projekt 1               JUGLANTIPHON UND VOGELSCHAR
                        Lorenz Olivier Schmid

Als künstlerische Intervention wird beim Roden des Baumbestandes anfallendes Laub- in
Klangholz verarbeitet.
Einerseits werden aus sechs verwertbaren Nussbäumen perkussionsartige Stäbe gefertigt,
welche die Holzlamellen der Gebäudehülle punktuell ersetzen. So entstehen an den vier
gedeckten Eingangszonen ortsspezifische Instrumente mit taktilen Qualitäten. Die vom
Künstler kreierten Juglantiphone ermöglichen ein musikalisches Spiel über die Schulstufen
und den Pausenhof hinweg.

Anderseits werden aus den beiden Apfelbäumen beim Kindergarten Lockrufpfeifen von
Singvögeln hergestellt. Davon wird jeder neu eintretenden Klasse ein Klassensatz zur
Verfügung gestellt. Nach einigen Jahren wird der wachsende Chor an Vogelstimmen so
vielstimmig sein wie die Schülerschar selbst. Mit dem Ablauf der Schulzeit erhält somit als
Erinnerung an die gemeinsame Schulzeit jeder Schüler eine Lockpfeife persönlich
überreicht.
Der gesamte Herstellungsprozess wird in einem Buch dokumentiert und somit der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Das Juglantiphon ist im doppelten Sinne ortsspezifisch. Das mehrteilige Instrument verleiht
der Aussenhülle des Gebäudes eine taktil sinnliche Qualität und ein optisches Spiel. Somit
wird das Schulhaus selbst zum Instrument. Die Vogelschar will das Augenmerk auf die
Tatsache lenken, dass eine Klasse immer auch eine Schicksalsgemeinschaft ist. Hierzu
vermag der Vorschlag eine poetisch emotionale Kraft zu erzeugen.

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Die schlüssige Präsentation des Künstlers rundet den positiven Eindruck ab. Das
Beurteilungsgremium ist vom poetischen und nachhaltigen Werk von Lorenz Olivier Schmid
sehr begeistert und empfiehlt deshalb seine vielschichtige Arbeit zur Ausführung.

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Projekt 2              SPOLIA
                       Patrik Harter

Der Künstler Patrick Harter fokussiert bei der Ideenfindung seines Kunst & Bau -Vorschlags
die charakteristischen Stilelemente des Schulhauses, die im Zuge der Neugestaltung des
Areals dem Neubau weichen müssen. Dessen sehr sorgfältig gestalteten Betonsäulen,
Fensterstürze und Konsolen, die dem eigentlich immer noch funktionstüchtigen, aber nicht
mehr bedürfnisgerechten Bau eine etwas klassizistische Anmutung verleihen, möchte der
Künstler – einer Jahrtausende alten Tradition des „Recyclings“ von Baumaterial folgend – in
die heutige Zeit hinüberretten. Er schlägt dementsprechend eine Wiederverwendung der
sogenannten Spolien vor: Einzelne herausgelöste Betonelemente sollen auf raffinierte Weise
neu zu einem Brunnen zusammengefügt werden, wobei die einzelnen Teile in typisch
zeitgenössischer Manier erkennbar bleiben. Der Brunnen soll in die neu gestaltete
Umgebung integriert werden und Klein und Gross zum Wasserspiel und zeitweiligen Baden
animieren. Zudem könnten, so der Vorschlag des Künstlers, weitere im Areal abgelegte
Betonelemente, die an antike Ruinenfragmente erinnern, als Sitzgelegenheiten genutzt
werden.
Die Jury würdigt den Vorschlag, der einerseits eine präzise Auseinandersetzung mit dem
Gegebenen, sowie grosses handwerkliches und künstlerisches Know-How erkennen lässt,
andererseits die Kulturgeschichte und die spezifische Geschichte des Ortes ins Zentrum
rückt. Zudem wird die Vorstellung der Wiederverwertung von Materialien, die einen
sorgfältigen Umgang mit Ressourcen aufzeigt, geschätzt.
Kritisiert wird, dass die Arbeit einen etwas einseitigen Blick auf das Vergangene und
Rückwärtsgewandte und damit verbunden eine mögliche Lesart der Überhöhung der
klassizistischen Elemente nahelegen könnte. Die Grösse des Brunnens und die Platzierung
scheinen aufgrund der eher beengenden Platzverhältnisse nicht ideal.

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Projekt 3               DER ENTLAUFENE HANDLAUF
                        Cécile Hummel

Die Verfasserin schlägt in ihrer Arbeit eine Installation mit zwei Handläufen auf dem
Pausenhof vor. Diese Handläufe stehen als Metapher zur Schule, sie sollen die Kinder
begleiten, stützen, motivieren, leiten oder bremsen. Sie sollen den Kindern einen gewissen
Halt in ihrer Schulzeit geben, bevor sie ins Leben entlassen werden.
Die beiden Handläufe haben Ihren Ursprung in der Nähe der Eingänge der zwei neuen
Schulgebäude, und bewegen sich frei durch den Aussenraum, mal diskret, mal
prominenter. Als räumliche Elemente gliedern und strukturieren sie den Aussenraum. Das
Werk ist so konzipiert, dass es sich flexibel in die noch zu erarbeitende
Aussenraumgestaltung integrieren lässt.
Der Handlauf ist aus rechteckigem Stahlprofil und wird gestrichen. Die Stützen sind als
polierte CNS Rohre bewusst anders materialisiert, damit sich der Handlauf abhebt und
durch den Raum «schwebt».
Die Stärke dieser Arbeit besteht in ihrer räumlichen Wirkung und dem poetischen Ansatz
des „Führens“. Sie prägt grosse Teile des Schulareals. Ein Mehrwert besteht durch die
Verwendbarkeit als Sitz- oder Spielgerät. Es ist eine sehr präzise formulierte und poetische
Arbeit.
Eine gute Anpassung an den Aussenraum bei sich ändernden Bedürfnisse der Schule und
die Auseinandersetzung mit der Topographie wird vermisst. Aus diesen Gründen vermochte
die Arbeit nicht restlos zu überzeugen.

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Projekt 4               DR GLÖGGLIFROSCH CHOND ID SCHUEL
                        Sonja Kretz

'Dr Glögglifrosch chond id Schuel' hat das Ziel, alle Schüler der Primarschule Rütihof in die
künstlerische Arbeit miteinzubeziehen und ist prozessorientiert in diverse Arbeits- und
Entwicklungsschritte gegliedert.
Ausgehend vom Wunsch der Schüler und Lehrer, das Leben und die Geheimnisse des
nahen Waldes vermehrt in die Schule einfliessen zu lassen, will die Künstlerin gemeinsam
mit den Kindern mit Infrarotkameras den nachtaktiven Glögglifrosch (umgangssprachlich für
Geburtshelferkröte), zusammen mit noch zu realisierenden Figuren, Masken, Objekten und
Installationen fotografieren und zu grossformatigen, schwarzweissen Fototapeten
generieren.
Die unbunten Fototapeten sollen im Kontrast stehen zu den farbigen Gangwänden des
neuen Schulhauses.
Die Jury begrüsst die engagierte, lebensfrohe Arbeit von Sonja Kretz, insbesondere das
Ziel, die Primarschüler in die Kunstpraxis zu involvieren und persönliche Identifikation zu
ermöglichen. Die logistische Durchführung des Projekts mit allen Schülern erscheint als
schwierig. Das Bedürfnis, den Wald in die Schule zu holen, wird eingelöst. Die Jury wünscht
sich aber, dass derart schön angelegte, partizipative Projekte selbstverständliche Usanz im
Schulalltag werden.
Die spielerischen und poetischen Qualitäten des Wettbewerbsbeitrages überzeugen, die
bildnerische Qualität wird kontrovers diskutiert.

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Projekt 5              Der Entfalter
                       Angelika Schori

Ein Ort wo die Schulkinder geschützt sind, ja sogar eine bisschen Privatsphäre geniessen,
bildet den Ausgangspunkt des Beitrages „Der Entfalter“ von Angelika Schori. In Form eines
aufgefalteten Oktaeders, mit verschieden farbigen Flächen entsteht ein Unterschlupf, eine
Schutzhülle oder ein Cocoon der auch als Gruppenarbeitsplatz dienen kann.
Die Ausgangsform, ein Oktaeder, lehnt sich den klaren Linien der Gebäude der Schulanlage
an. Die entfaltete Form soll aber auch denkerisch anregend sein. Die Form bewegt zur
geometrischen Analyse und logischem Denken, welches durch den vorhandenen
Klebestreifen zusätzlich verstärkt wird. Die Farbigkeit nimmt Bezug auf das Spielerische,
Kreative und Bunte des Lebens, insbesondere der Kindheit.
Die Nützlichkeit des Objektes als Unterstand soll die Anlage auch visuell und formal
bereichern. Das Kunstwerk soll zugleich einen geschützten Ort und einen Ort für die
Entfaltung manifestieren.
Aus den Grundmassen der Dreiecke mit einer Seitenlänge von 225 Zentimeter resultiert
eine Innenhöhe von 195 Zentimeter. Die vorgeschlagenen Sitzbänke haben entsprechend
eine Länge von zweimal ungefähr 180 Zentimetern, was ungefähr zehn Kindern Platz bieten
würde. Die Farbigkeit mit acht RAL-Farben ist in der Tonalität bewusst gebrochen, wodurch
ein Bezug zur Farbigkeit der Umgebung hergestellt werden soll.
Geschätzt wird an dieser Arbeit die konsequente Entwicklung von der Idee bis zum
konkreten Projektvorschlag. Der Bezug zur Schule wird mit der Form, der Falttechnik und
der Farbigkeit hergestellt. Der unmittelbare Bezug zum Ort und dem Bauprojekt wird jedoch
vermisst. Das Objekt scheint zu wenig ortsspezifisch zu sein. Kritisch hinterfragt wurde
auch, ob der didaktische Bezug stufengerecht sei.
Die vorgeschlagene Grösse des Objektes scheint für die Nutzung als Gruppenarbeitsplatz
eher zu klein. Auch die Lage innerhalb der Anlage müsste überprüft werden. Die detailliert
aufgezeigte, durchdachte Konstruktion müsste, insbesondere beim auskragenden Dach,
statisch überprüft werden. Das Beurteilungsgremium beschliesst, das Projekt „Der
Entfalter“ von Angelika Schori nicht weiter zu verfolgen.

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