Es war einmal eine Herde.

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Es war einmal eine Herde.
Freundesbrief No. Vier

                                            Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen,

                             Es war einmal eine H erde.
„Während der Eiszeit starben viele Tiere                             Wahl treffen. Entweder sie würden alle
wegen der Kälte. Da beschlossen die                                  umkommen und als Spezies aussterben,
Stachelschweine, sich aneinander zu ku-                              oder sie lernten, die Stacheln ihrer Nächs-
scheln, um sich gegenseitig zu wärmen                                ten zu lieben. Weise beschlossen sie, noch
und zu schützen. Doch die Stacheln ver-                              einmal zusammenzurücken. Sie lernten,
letzten die Gefährten, die ihnen am näch-                            mit den kleinen Wunden zu leben, die eine
sten waren – ausgerechnet jene, die ihnen                            sehr enge Beziehung schaffen kann, denn
am meisten Wärme lieferten. Deshalb                                  das Wichtigste war die Wärme des anderen.
rückten sie wieder voneinander ab. Und                               Und so überlebten sie.“
froren wieder, und einige von ihnen gingen                                                                   [nach Paulo Coelho]

an der Kälte zugrunde. Da mussten sie eine

                           VieCo – Lebens­gemeinschaft
Unsere Herde steht beieinander. In           tigen und Bedachten. Die Zurückhal-          gegen Gottes Plan. Wir sind nicht frei
Wärme und Kälte sind wir treu und            tenden profitieren oft vom Mut der           von Verletzung und fügen sie auch
unsere gegenseitige Zusage, dem Schutz       Visionäre. Es ist und bleibt ein gegensei-   anderen zu.
der Herde und Gott zu dienen, lässt uns      tiges Ergänzen und Brauchen.                   Die Herde ist es dann, die spiegelt,
vertrauensvoll vorwärtsgehen. Nicht            Die Stacheln eines jeden Einzelnen         dass wir die Stacheln ausgefahren
immer „im Gleichschritt, Marsch!“. Oft in    sind wohl vorhanden. Jede*r von uns          haben und uns ermutigt, behutsamer
unterschiedlichem Tempo. Das verlangt        bringt mit, was andere verletzen kann,       zu sein. Unser gegenseitiges Vertrauen
Aufmerksamkeit und Anpassung. Wir            was Gemeinschaft gefährden und die           und die enge Beziehung zueinander
wollen einander nicht auf der Strecke        Vision zum Bröckeln bringen kann.            macht es möglich, kleine Wunden früh
zurücklassen. Die Schnelleren brauchen         Oft fahren wir sie unbewusst aus.          wahrzunehmen, ehe sie gefährlich groß
oft die Temporegulierung der Vorsich-        Gegeneinander, gegen unser Umfeld,           werden.
Es war einmal eine Herde.
(Seite 2)

  Wir möchten unsere Stacheln aber          um Teil von VieCo zu werden und die        hat uns fest im Griff. Daher möchten
nicht nach außen richten, um uns zu         Berufung weiter zu prüfen. Wir sind        wir bewusst mehr inhaltlich gefüllte
schützen, sondern unseren Kreis immer       überrascht und sehr dankbar, dass Gott     Zeit gestalten. An den VieCoWochenen-
neu öffnen für Menschen. Für unser Um-      innerhalb von wenigen Wochen nach          den einmal jährlich und auch darüber
feld, das Dorf, die Nachbarschaft. Freun-   der Entscheidung, dem Ruf zu folgen,       hinaus. Unser diesjähriges Wochenende
de und Bekannte. Gäste und Suchende.        sowohl Wohnraum, Arbeit und Schul-         verbrachten wir bei der OJC (Offensive
  Als fester Kern von VieCo stehen Andi     plätze geschenkt hat. Viele Wunder. Seit   junger Christen) in Reichelsheim. Zum
und Mareike Droste, Paco und Tschul         dem Sommer leben Messingers nun mit        Ehepaar Klenk, die zur Gründergene-
Leuschner, Henning und Doro Barth,          ihren beiden Töchtern im Nachbarort        ration der mittlerweile 50-jährigen
Thorsten und Steffi Seibert und Simon       Caldern.                                   Gemeinschaft gehören, durften wir seit
und Antje Homberg in der Herde. 10            Antje und Simon leiteten von Mai bis     einigen Jahren eine freundschaftliche
Kinder sind ebenso Teil davon. Welch        August das Johanniter-Hospiz in Jeru-      Beziehung aufbauen. Als Leitung von
Segen. Eva Welzel hat im vergange-          salem (ein Gästehaus des Christus-Treff    VieCo sind Andi, Mareike, Paco und
nen Jahr ihre Berufung weiter geprüft       Marburg) als Vertretung der dortigen       Tschul schon seit drei Jahren mit ihnen
und im gemeinsamen Prozess in den           Hauseltern. Für die beiden eine wertvol-   unterwegs. Als Mentoren haben sie uns
Gaststatus gewechselt. Die damit ver-       le Erfahrung und dadurch auch für uns      allen ein Wochenende lang gedient und
bundene größere Verbindlichkeit schafft     eine Inspiration. Unsere Gemeinschaft      erzählt. Von deren Anfängen und dem
Vertrauen und Gewissheit. Ihr Wohnorts-     formiert sich also immer mal wieder        nötigen Durchhalten. Mutmacher*innen
wechsel von Süddeutschland nach Kern-       neu und es tut gut, sich auch mal zu       brauchen wir immer wieder. Und Unter-
bach wird herbeigesehnt. Matthias und       vermissen.                                 stützer*innen in Form von toller Kinder-
Doro Messinger aus Krefeld beschäftigte       Altbewährtes behalten wir treu bei.      betreuung durch Jule und Paul Ohlmann
lange Zeit die Frage nach einer Berufung    Das Mittagsgebet an den Wochentagen.       an diesem Wochenende auch.
zum Leben in Gemeinschaft.                  Die VieCoAbende dienstags. Leben tei-        Damit wir an Themen dichter dran-
  Nach gegenseitigem Hören und              len, Austausch, Gemeinschaft haben und     bleiben und auch an uns aneinander,
Austauschen wurde uns miteinander           an Themen arbeiten. Sich gegenseitig       wollen wir zusätzlich feste VieCoTage
klar, dass ihr Weg zu uns führen soll,      an die Vision erinnern. Auch der Alltag    miteinander verbringen. 
Es war einmal eine Herde.
(Seite 3)

                                                        Vision
„Keiner von uns weiß, was in der nächsten                            schon so viele. Zusammen mit den Projektzu-
Minute passieren könnte, und trotzdem                                gehörigen eine Meute, die an keinem ge-
gehen wir weiter. Weil wir vertrauen. Weil wir                       meinsamen Tisch mehr Platz hat. Wir sind in
Glauben haben.“ — Paulo Coelho                                       einigen Gesprächen über weitere Gebäude
  Wir glauben, dass unser Platz hier weiterhin                       und vertrauen Gott, dass er die Türen weit
richtig ist. Dass wir unserem Umfeld dienen                          macht, damit unser Willkommen heißen Rea-
sollen. Gastfreundschaft, Begleitung, ein                            lität bleiben kann.
offenes Ohr sind uns dabei Herzensanliegen.                             Die Jahreslosung für 2020 bringt es auf den
Räume schaffen für Auszeiten, Coaching und                           Punkt: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! —
Willkommensein. Versöhnung leben zwischen                            Markus 9,24
Menschen. Brückenbauer sein. Leben teilen                               Wir wollen glauben. Auch bei aller Unge-
und bedingungslose Annahme einüben und                               wissheit. Wenn das Vertrauen geschwächt
ausstrahlen. Wir brauchen dafür dringend                             wird. Gott ist treu und weiß, was wir brau-
Raum. Wir sind als bestehende Gemeinschaft                           chen. Wir glauben!

                        Projekt Kernbach –
                 professionelle pädagogische Arbeit
Das Leben in unserer Hofgemeinschaft         miteinander halten wir es aus. Unsere         „Gesicht zeigen“ des Fotografen Matthias
ist geprägt durch gemeinsame Aktivitä-       Bewohner*innen erleben Stabilität durch       Schüßler. Zu den HofCafés in den war-
ten, Mahlzeiten, Kaffeepausen und der        unsere verbindliche Zusage, hier zu           men Monaten gab es auch regelmäßig
freundliche Gruß zwischendurch tut gut       bleiben und wachsen weiter über sich          einen großen Aufbruch zu uns auf den
und belebt. Es gab Ein- und Auszüge,         hinaus. Das Angebot der Tagesstruktur         Hof. Alte Bekannte und neu Interessierte,
tolle Veranstaltungen und Feste. Am          wurde ausgeweitet auf nachmittags und         Radfahrer*innen und Schulfreund*innen
Weihnachtsbrunch am 2. Feiertag musste       es werden viele Dinge geschafft. Pro-         genossen Kaffee, Kuchen und die Atmo-
daher keiner alleine sein. Geschenke         dukte für den Verkauf werden gefertigt.       sphäre hier. Es freut uns sehr, dass unsere
durch Spenden der dm-Drogerie taten          Getöpferte Schalen und Teller, Seifen,        Gastfreundschaft fruchtet und Menschen
der Seele gut. Wir haben Lebenstürme in      Garderobenhaken und recycelte Verpa-          sich einladen lassen.
Kooperation mit der Gemeinde Lahntal,        ckungsumschläge aus alter hebräischer         Jahreshighlight war definitiv die „Verrei-
vielen Engagierten und dem Ortsbeirat        und arabischer Zeitung, importiert aus        se“ nach Berlin.
gebaut. An vier Standorten entstanden        Jerusalem.                                    Dreizehn Personen haben zusammen
so große Insektenhotels. Auch unser          Jule Ohlmann absolviert ihr Anerken-          Urlaub in der Hauptstadt gemacht. Det
Hoffest mit 800 Freunden wurde gebüh-        nungsjahr bei uns und Matthias Messin-        gloobste kaum, was die allet erlebt ha-
rend gefeiert. Es wurden Tiere geboren.      ger bereichert uns seit September als         ben. Flohmarkt, Reichstag, Fernsehturm,
Auch wenn der Rammler in Echt ein            neuer Mitarbeiter. Die pädagogische           Schiffstour, Gedenkstätte Hohenschön-
Mädchen war. Bei den Hühnern kam es          Arbeit mit Pferden wird weiter ausge-         hausen. Führung im Bundestag und ein
zu einer regelrechten Invasion und der       baut und Stellen für einige VieCos kon-       Treffen mit Sören Bartol im Paul-Löbe-
Garten glich nach deren Graben und           nten aufgestockt werden.                      Haus. Alle kamen begeistert nach Hause
Wälzen einer Buckelpiste. Lämmchen           Aufmerksam auf unser Leben und Ar-            zurück.
wurden geboren, eines starb kurz danach.     beiten und auf das Thema Inklusion
Es ist nicht immer nur alles schön, aber     macht weiterhin die Fotoausstellung

                                                  Kernbach
Dieses kleine Dorf ist unser Zuhause und wir lieben das Leben hier. Für unsere Tierscharen ist es nach wie vor ein Segen, wenn sich
Dorfbewohner*innen bereit erklären, ihr Land mit uns zu teilen und es genug Weidefläche gibt. Für uns Menschen ist jeder freundli-
che Blick und Gespräche über den Gartenzaun wohltuend. Wir kooperieren gerne mit dem Ortsbeirat. Beispielsweise beim Aktions-
tag im Mai, wo die Lebenstürme entstanden. Ortspfarrer Ralf Ruckert ist uns wohl gesonnen und die Idee entstand, die Adventsakti-
onen als gemeinsame Veranstaltung zu planen. Rund um die kleine Kirche vielleicht. Dreh- und Sammelpunkt des kleines Ortes. Die
lebensgroße Krippe soll erinnern an Warten und Ankunft. An Ruhemomente und Aushalten. Daran, dass Geburten manchmal sehr
lange dauern. Für uns als VieCo ein wichtiger Punkt, denn Geduld haben und langwierige Prozesse aushalten fällt oft schwer. Gebäu-
de werden gebraucht und wir hoffen sehr, dass sich innerhalb Kernbachs Türen auftun. Für eine Werkstatt. Für Wohnraum für VieCo.
Für Gastfreundschaft und Begegnung. Für Leben teilen. Wir sind bereit für die Geburt. )
Es war einmal eine Herde.
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                                                         Dankbarkeit
Wir sind dankbar, dass wir gesund sind,                   für andere da zu sein, etwas                      Verfügung stellen. Und die Plätzchen
uns haben und die Zusage Gottes über                      Wertvolles ist und wir hoffen,                    und Kuchen backen.
unseren Leben und uns als Gemein-                        dass sie einen Mehrwert für ihr                      Wir sind dankbar, dass unsere Stacheln
schaft feststeht.                                       Leben daraus ziehen.                                uns nicht gefährlich verletzt haben
  Dankbar für ein Netzwerk an Unter-                     Unbezahlbar ist es, dass Winnie                    und wir nach wie vor Schulterschluss
stützer*innen und Freund*innen, die                    Blum Jahr für Jahr ihre Kreativität in                erleben. Wir sind dankbar dafür, was
uns den Rücken stärken, kritisch und                  die Gestaltung des Freundesbriefes                      uns Gott alles schon zugetraut hat und
rückfragend sind. Wir sind dankbar für               steckt. Von der Zahl der ehrenamtlichen                  sind gespannt, was wohl als nächstes
eine wunderbare Hofgemeinschaft                      Helfenden am Hoffest ganz zu schwei-                      passiert.
und das Projekt Kernbach. Unsere                     gen. Dankbar sind wir für Mentoren                           „Die ganze Welt ist eine große
Kinder lernen durch diese Lebens-                    und Menschen aus dem Dorf, die oft                          Geschichte, und wir spielen darin
form, dass Gemeinschaft haben und                    einen Rat haben oder Weideflächen zur                        mit.“ — Michael Ende 

                                                                   Bitten
Wir bitten euch, im Gebet an unserer Seite zu stehen. Gebet für Gebäude und Platz. Für Versöhnung und gute Begegnungen inner-
halb des Dorfes. Wir bitten um Vertrauen, dass Türen sich öffnen werden, wenn wir es auch noch nicht sehen. Dass unsere Herde
geschützt ist und wir bald alle beieinander wohnen können. Dass wir vertrauen können. Weil wir Glauben haben.

                                                      Unterstützung
Unsere Ideen, uns räumlich zu erwei-                 für die Umsetzung unserer Vision nötig                 Immer wieder erfahren wir Unterstüt-
tern, müssen bald in die Tat umgesetzt               sind. Ohne euch schaffen wir das nicht                 zung durch Sachspenden und Einsatz-
werden. Dafür brauchen wir natürlich                 und wir glauben, dass die Zeit reif ist                bereitschaft. Das ist großartig und wir
Geld. Ihr könnt uns gerne dabei helfen,              für Erweiterung. Eine Spendenbeschei-                  hoffen, auch im kommenden Jahr diese
die nötigen Finanzen aufzubringen, die               nigung bekommt ihr natürlich per Post.                 Hilfen zu erleben. Danke dafür. 

                                                       Willkommen!
Auch wenn wir manchmal stachelig sind, die Räume oft aus allen Nähten platzen und der Bahnbedarfshalt noch immer nicht aktiviert
 wurde, sind wir vorfreudig auf euch. Wir winken schon aus der Ferne und backen Kuchen. Wir holen euch vom Bahnhof ab und feiern
mit euch oder sitzen schweigend nebeneinander in der Hängematte. Hier ist immer eine Tür offen und Begegnung ist das, was das Le-
ben bunt macht. Jede Ermutigung und Kritik nehmen wir uns zu Herzen. Also schreibt uns oder ruft mal an. Und weil wir so viel Gutes
           erleben, feiern wir das auch im nächsten Jahr wieder. Beim Hoffest 2020 am 20. Juni. Save the date! Willkommen!

                                          VieCo e.V., Heidestraße 8, 35094 Lahntal-Kernbach
                        hallo@vieco.org (für Feedback, Grüße, Anregungen und Abbestellen des Freundesbriefes)
                                        Kontoverbindung: VieCo e.V., Volksbank Mittelhessen,
                                         IBAN: DE66513900000050551601, BIC: VBMHDE5F
   Unseren Freundesbrief erhältst du weiterhin, wenn du unter www.vieco.org/datenschutzinformation/ deine Erklärung abgibst, falls noch nicht geschehen.
Es war einmal eine Herde. Es war einmal eine Herde. Es war einmal eine Herde. Es war einmal eine Herde. Es war einmal eine Herde.
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