Evaluation Barrierefreiheit in Fernbussen - Evangelische Hochschule Ludwigsburg Prof. Dr. Beate Aschenbrenner-Wellmann Dr. Thomas Fliege Helena ...

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Evaluation Barrierefreiheit in Fernbussen - Evangelische Hochschule Ludwigsburg Prof. Dr. Beate Aschenbrenner-Wellmann Dr. Thomas Fliege Helena ...
Evaluation
Barrierefreiheit in Fernbussen
 Evangelische Hochschule Ludwigsburg
Prof. Dr. Beate Aschenbrenner-Wellmann
             Dr. Thomas Fliege
             Helena Kunz, B.A.
  Projektzeitraum: Januar 2015 bis Dezember 2016
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Untersuchungsdesign
Auswertung Telefonhotline        Walking Interview +
• (N=151)                        Mobilitätsscouts
• Option: Telefoninterview bei   • 3 Fahrten
  Ratsuchenden                   • Best Practice Beispiele
                                 • Auswertung der Berichte der
                                   Mobilitätsscouts

    Onlinebefragung der
     Fernbusanbieter                 Onlinebefragung
     Telefoninterview             Behindertenbeauftragte
     Fernbusbetreiber               15 Städte in Ba-Wü
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1. Ausgangssituation und
     Problemaufriss
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Neuregelung des
      Personenbeförderungsgesetzes
• Mit dem Kompromiss zur Neuregelung des
  Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) (unter Interventionen des
  Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e. V. (BSK)) im Jahr
  2012 wurde die ursprüngliche Liberalisierung der Fernbuslinien so
  verändert, dass stufenweise bis zum Jahr 2020 die volle
  Barrierefreiheit eingeführt werden muss.
• Ab 2016 müssen neu zugelassene Fernlinienbusse zwei
  Rollstuhlplätze aufweisen, ab 2020 alle auf Fernlinien eingesetzte
  Fahrzeuge.
• Damit geht die deutsche Regelung über die internationalen und EU-
  Empfehlungen hinaus, nach denen von "mindestens einem
  Rollstuhlplatz" die Rede ist. Auch im ÖPNV ist „vollständige
  Barrierefreiheit“ ab 2022 verbindlich festgelegt worden.
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Statement des bdo
• Während aber der ÖPNV durch den weit verbreiteten Einsatz
  niederfluriger Linienbusse bereits zu einem großen Teil barrierefrei
  ist, sind „vollständig barrierefreie“ Reisebusse am Markt bislang
  nicht serienmäßig erhältlich.
• Die bislang im Einsatz befindlichen behindertengerechten
  Reisebusse sind ausnahmslos kostspielige Sonderanfertigungen.
• Für jeden Rollstuhlplatz fallen ca. sechs Sitzplätze weg. Hinzu
  kommt, dass 80 Prozent der gegenwärtig sich im Einsatz
  befindlichen Rollstühle nicht für die Beförderung in einem Fahrzeug
  (im Sinne eines Fahrzeugsitzes) geeignet sind, weil sie nicht mit den
  dafür erforderlichen Rückhalteeinrichtungen (z. B. Kraftknoten)
  ausgerüstet sind.
• Quelle: http://www.bdo-online.de/themen-und-
  positionen/barrierefreiheit
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2. Der Fernlinienbusmarkt
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Der Fernlinienbusmarkt
• Seit der Liberalisierung des Marktes ist die Zahl der Fernbuslinien
  kräftig gestiegen.
• Ende 2015 gab es in Deutschland 338 genehmigte
  Fernbusverbindungen (Stand 30.09.2015).
• Vor der Liberalisierung waren es 86 Linien.
• Trotz des Erfolges der Fernlinienbusse sind einige Anbieter
  entweder ganz vom Markt verschwunden (z. B. City2city) oder
  treten nun in anderer Form/Firmierung auf.
• Das Jahr 2015 begann gleich kurios mit der Fusion von MeinFernbus
  und Flixbus zum Branchenriesen MeinFernbus-Flixbus mit einem
  Marktanteil von knapp 80 Prozent.
• Im August 2016 übernimmt Marktführer Flixbus den Konkurrenten
  Postbus und verfügt damit laut einem Bericht der „Welt“ über 87%
  Marktanteil.
Der Fernlinienbusmarkt
• In einer 2016 durchgeführten Umfrage von Aktion Mensch werden
  „Fernbahnhöfe“ in fast allen Städten schlechter bewertet als in
  2012.
• Hamburg bleibt stabil, München bekommt in 2016 die beste
  Wertung.
• Die Umfrage der Aktion Mensch zeigte auch, dass 77 Prozent der
  Deutschen Barrierefreiheit für „äußerst wichtig“ oder „wichtig“
  halten.
• 83 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es besonders
  wichtig ist, das Bewusstsein für Barrieren in der Bevölkerung zu
  stärken. Strengere gesetzliche Vorgaben halten 77 Prozent der
  Befragten für wichtig, um Barrieren nachhaltig abzubauen.
• Quelle: https://www.aktion-
  mensch.de/presse/pressemitteilungen/detail.php?id=3711
Der Fernlinienbusmarkt
•   Im Juni 2015 führte der Baden-Württembergische Industrie- und
    Handelskammertag (BWIHK) und der Verband Baden-Württembergischer
    Omnibusunternehmer (WBO) eine „Umfrage zum Fernbusmarkt“ durch.
•   Gefragt wurde u. a. nach der optimalen Ausstattung von Fernbushaltestellen.
•   Von allen Befragten wurden die Ausstattungsmerkmale „Fahrplanaushang“ und
    „Überdachung“ sowie eine „gute ÖPNV-Anbindung“ als „sehr wichtig“ deklariert.
•   Auch Barrierefreiheit sei „für die meisten“ ein sehr wichtiges Thema.
•   Weiter gibt „die Mehrheit“ der Fernbusunternehmen an, „dass die Probleme an
    den Fernbushaltestellen (Ausstattung, Erreichbarkeit, Beschilderung) in erster Linie
    auf das mangelnde Interesse seitens der jeweiligen Kommune zurückzuführen
    sind“.
•   Quelle:
    https://www.rheinneckar.ihk24.de/blob/maihk24/wirtschaftstandort/branchen/Ve
    rkehr/downloads/
       2635090/d616c0637e50c204f6d6d642773249a5/Ergebnisse-der-Fernbus-
    Umfrage-data.pdf, S. 2.
Der Fernlinienbusmarkt
•   Insgesamt herrscht eine große Unklarheit bei den Statements zur Barrierefreiheit:
•   Laut Fernlinienbusse.de mangele es „an genauen Definitionen“.
•   Der bdo geht davon aus, dass aktuell nur „rund 20 Prozent der Rollstühle
    überhaupt für den Transport im Fernbus geeignet sind“.
•   Blog CheckmyBus.de: „Unklare Gesetzestexte“ und „mehrjährige
    Übergangsphasen“ würden dazu führen, dass die Fernbus-Anbieter „aktuell
    unterschiedlich“ mit der Beförderung von behinderten Fahrgästen umgehen.
•   Der VDA beton ebenfalls rechtliche Unklarheiten, z. B. beim
    Fahrzeugrückhaltesystem. Er weist auf das in Kooperation mit dem BSK
    entstandene Lastenheft für einen barrierefreien Fernbusverkehr hin.
•   Aus der Sicht der Evaluation ist es nicht nachvollziehbar, warum die beteiligten
    Verbände auf der entscheidenden Sitzung, auf der das Lastenheft endgültig
    verabschiedet werden sollte, sich nicht in der Lage sahen, das gemeinsam Er-
    arbeitete mitzutragen.
•   Human Factors Consult (HFC) möchte in einer Studie Empfehlungen erarbeiten, die
    die Gesetzgebung für eine europaweit einheitliche Regelung zur Barrierefreiheit
    bei Fernlinienbussen unterstützen.
3. Auswertung Telefonhotline
• N=151
• Bei den Behinderungsarten der Ratsuchenden
  überwiegen klar die körperlichen
  Einschränkungen (71,5 Prozent), relativ hoch
  ist auch der Anteil der Menschen mit einer
  Sehbehinderung (13,9 Prozent).
                                                  Art der Behinderung

           Keine Angabe         1,3
    Mehrfachbehinderung                     8,6
         Sehbehinderung                           13,9
    Geistige Behinderung              4,6
  Körperliche Behinderung                                                               71,5

                            0           10           20     30      40   50   60   70          80
Auswertung Telefonhotline
• 98 Prozent der Ratsuchenden benötigen ein
  Hilfsmittel, davon ist die Gruppe mit Rollstuhl am
  größten (75,5 Prozent), gefolgt von Blindenstock
  (10,6 Prozent) und Krücken (6,0 Prozent).
• 5,3 Prozent der Ratsuchenden sind auf einen
  Assistenzhund angewiesen – gerade hier wird die
  Frage der Regelung bei Fernbusreisen relevant.
• 19,2 Prozent der Ratsuchenden benötigen
  zusätzlich eine Begleitperson.
Auswertung Telefonhotline
• 5,3 Prozent der bei der Hotline Ratsuchenden nutzen
  Fernlinienbusse regelmäßig, 19,9 Prozent gelegentlich.
• Zwei Drittel der Anrufer_innen (74,2 Prozent) reist zum
  ersten Mal mit Fernlinienbussen oder planen eine
  Reise.
• Zwei Drittel der Anrufer (74,2 Prozent) wollte „reine
  Informationen“ einholen, 23,2 Prozent planen konkret
  eine Fahrt mit dem Fernbus.
• Zwei Personen kontaktierten zum Zweck der
  Beschwerde die Hotline, zwei weitere Personen
  machten hierzu keine Angaben.
Individuellen Antworten bzw.
                Rückmeldungen
•   „Was tun bei Nichtmitnahme, Infos über barrierefreie Linien“
•   „Infos über Workshop Mobilitätsscouts“
•   „Infos über Testfahrt: Ablauf des Toilettengangs“
•   „Infos über Mitnahme von Hilfsmitteln und Begleitperson“
•   „Infos über barrierefreie Linien, und gesetzliche Regelungen der
    Barrierefreiheit“
•   „Infos über barrierefreie Linien, Anmelden des Rollstuhls“
•   „Infos über barrierefreie Linien, Ablauf Ticketbuchung“
•   „Info über Mitnahme von Assistenzhund und Anmeldung beim
    Betreiber“
•   „Info über Ablauf Fahrt und Anmeldung von Begleitperson“
•   „Ablauf der Fahrt und Anmeldung bzw. Buchung des Tickets mit
    Rollstuhl“
• Unter den Ratsuchenden scheint es eine große
  Unklarheit zum Ablauf einer Buchung bzw. zur
  Anmeldung eines Rollstuhls, Mitnahme von
  Begleitpersonen oder eines Begleithundes zu
  geben. Hier müssen Informationen vorgelegt
  oder erneuert werden.
• Unter den 151 Ratsuchenden hat leider nur eine
  Person ihre Bereitschaft für ein Telefoninterview
  erklärt, hier hatten wir weit mehr Resonanz
  erwartet.
Onlinebefragung Fernbusbetreiber +
       Kooperationspartner
Onlinebefragung Fernbusbetreiber
• Ein Link zu einem anonymen Fragebogen wurde mit einem einleitenden
  Anschreiben per E-Mail an 144 Unternehmen/Personen versandt.
• Die Rücklaufquote lag bei nur fünf Prozent.
• Auffällig ist, dass von den befragten Kooperationspartnern der
  Fernbusunternehmen nur ein sehr geringer Anteil den Fragebogen
  bearbeitet hat.
• Dieses ist wohl auch damit zu erklären, dass bei zahlreichen
  Kooperationspartnern das Label „Fernlinienbus“ nicht oder fast nicht
  auftritt.
• In einigen Fällen waren die zur Verfügung gestellten E-Mailadressen nicht
  mehr gültig bzw. die Personen nicht mehr greifbar. Dies ist sicher auch auf
  die dynamischen Entwicklungen im Fernbusmarkt zurückzuführen
• Auch von den klassischen Fernbusbetreibenden kamen fast gar keine
  Rückmeldungen, so dass hier keine aussagekräftigen Ergebnisse
  gewonnen werden konnten.
• Auch die erneute Bitte um Bearbeitung erhöhte die Quote nicht.
Onlinebefragung Fernbusbetreiber
• Bei den angefragten (Fern-)Busbetreiber_innen hatten nur einer
  einen behindertengerechten Bus vorzuweisen, ein Betreiber bietet
  explizit auch Reisen für Menschen mit Behinderung an.
• Ein Betreiber kann auf zwei „Rollstuhlbusse“ zurückgreifen, „wo wir
  jeweils bis 15 Rollstühle befördern können“.
• Drei Betreiber können Elektrorollstühle transportieren.
• Bei zwei Betreibern existiert ein Lift als Hebeeinrichtung.
• Der Transfer vom Rollstuhl zum Sitz ist bei einem Betreiber möglich,
  der Sitz ist auf Rollen gelagert.
• Nur ein Betreiber verfügt über ein barrierefreies WC.
• Die Barrierefreiheit in (Fern-)Bussen bewertet nur eine Person als
  sinnvoll, zwei weitere Personen bezeichnen sie als weniger oder
  nicht sinnvoll. Andere haben die Frage nicht beantwortet. Auch sei
  die Umsetzung der Barrierefreiheit in (Fern-)Bussen schwierig (1)
  bis nicht umsetzbar (2).
Onlinebefragung Fernbusbetreiber
• „Wir halten es für sinnvoll auf einer Linie z. B.
  EINEN barrierefreien Bus einzusetzen. Dieser
  könnte im Fahrplan speziell gekennzeichnet sein.
  Der Kostendruck lässt keinen Spielraum dafür,
  einen unbesetzten barrierefreien Platz
  vorzuhalten“.
• Aus den wenigen Antworten lässt sich
  herauslesen, dass bei den (Fern-)Busbetreibern
  die Notwendigkeit der Barrierefreiheit in (Fern-)
  Bussen noch nicht in ihrer ganzen Tragweite
  erkannt wurde.
Baustein 3: Leitfadengestützte
Telefoninterviews mit Fernbusanbietern
Telefoninterviews mit
                 Fernbusanbietern
• Mit vier Vertreter_innen der fünf größten Fernbuslinien sollten
  leitfadengestützte Telefoninterviews zur Thematik der
  Barrierefreiheit durchgeführt werden
• Mehrfach wurden im Juli und August 2016 die Anbieter angerufen.
  Rückrufbitten über die Hotlines blieben erfolglos.
• Bei Flixbus kam kurzfristig die Rückmeldung, dass die Anfrage an die
  entsprechenden Ansprechpartner weitergeleitet wurde, dieser
  erklärte später jedoch, er habe leider keine Zeit für ein Interview,
  die daraufhin an ihn gesendeten Fragen mit der Bitte um
  schriftliche Stellungnahme blieben unbeantwortet.
• Lediglich von der Berlin Linien Bus GmbH wurde Mitte September
  ein Interview mit einem Mitglied der Geschäftsleitung und dem
  Pressesprecher geführt.
• Alle anderen Anbieter wurden wiederholt angeschrieben, ein
  Gespräch kam nicht zustande.
Telefoninterview Berlinlinienbus
•   Berlinlinienbus fordere seit 2013 die Buspartner auf, neue Busse anzuschaffen, die der technischen
    Ausrüstung nach dem Gesetz zur Liberalisierung des Fernbusverkehrs entsprechen.
•   Dazu mussten zunächst Konzepte mit den Herstellern entwickelt werden, wie entsprechende
    Lösungen aussehen könnten.
•   Im Jahr 2016 seien ca. 18 bis 20 Prozent der Fahrzeuge, die im Einsatz sind, barrierefrei. Es konnte
    aber kein durchgängiges Angebot auf allen Linien und zu allen Zeiten angeboten werden, somit sei
    versucht worden, die individuellen Nachfragen entsprechend zu bedienen und auf Anfrage
    barrierefreie Busse auf den gewünschten Strecken und zu gewünschten Uhrzeiten einzusetzen.
•   Zum Scheitern der gesamten Anstrengungen sei es beinahe gekommen, da kaum ein Rollstuhl den
    gesetzlichen Erfordernissen zur Beförderung in Bussen (DIN EN 12183) entspräche und die
    Fahrgäste somit nicht in ihren Rollstühlen sitzend befördert werden dürften.
•   Dies sei eine große Enttäuschung gewesen, als festgestellt werden musste, dass man in große
    Vorleistung gegangen war und dennoch kaum ein Fahrgast im Rollstuhl befördert werden durfte
•   Die Organisation der Reisen mit den betroffenen Fahrgästen sei insgesamt kein Problem, allerdings
    wüsste die Mehrzahl der Rollstuhlfahrenden nicht, inwieweit die technischen Anforderungen erfüllt
    sind.
•   Nach der Einschätzung von Berlinlinienbus sind die wenigsten Rollstühle für die gewünschte
    Beförderung ausgestattet und somit können trotz der aufwändigen Ausrüstung der Fernbusse nur
    sehr wenige Menschen mit Behinderung diese nutzen. Das sei mit Abstand das größte Hindernis für
    eine barrierefreie Reise im Fernbus.
Keine Lösung für Umsetzer

• Barrierefreiheit in Fernbussen würde per Gesetz nur auf zwei
  Rollstuhlplätze beschränkt und nicht auf weitere Formen von
  Behinderungen eingegangen.
• Es würden in allen Bussen zwar Haltegriffe entsprechend
  angebracht, erhöhte Kontraste im Innenraum für Menschen
  Sehbehinderung verwendet, für die sogenannten Umsetzer gäbe es
  jedoch keine Anpassungen.
• Diese seien nicht vorgeschrieben, wären jedoch für wesentlich
  mehr Menschen mit Behinderung nutzbar und unterstützend.
• So habe der Gesetzgeber nicht verstanden, dass es in hohem Maße
  um die Umsetzer geht, also jene Menschen, die in der Lage sind,
  wenige Schritte aus ihrem Rollstuhl heraus in den Bus hinein zu
  gehen. Dieser Zielgruppe könne man aktuell nicht gerecht werden,
  obwohl die Betreiber ihren Anteil auf 80 Prozent aller
  Rollstuhlfahrer schätzten.
Auswirkungen auf den Fahrplan

• Die Fahrgäste im Rollstuhl könnten über einen Rufknopf ein
  Problem oder ein Haltewunsch mitteilen. Sollte der
  Fahrgast auf die Toilette müssen, würde die nächste
  Raststätte, auf der es ein barrierefreies WC gibt,
  angefahren.
• Es würde zeitlich eine immense Verspätung bedeuten, da
  das Ein- und Ausladen je Rollstuhl jeweils eine
  Viertelstunde in Anspruch nähme, somit sei ein solcher Halt
  kaum unter einer Dreiviertelstunde zu machen.
• Im Falle von Verspätungen seien wiederum andere
  wartende Fahrgäste berechtigt, eine Fahrpreisminderung zu
  fordern. Hier sei noch einiges nicht klar geregelt und es
  fehlten noch Antworten und Entscheidungen aus dem
  Ministerium.
Wirtschaftlichkeit

• Die Busse hätten zwischen 48 und 76 Plätze und müssten
  zwei Rollstuhlplätze bereithalten, die Bahn hingegen habe -
  beispielsweise im ICE - um die 800 Plätze und nur vier
  Rollstuhl-Sitzplätze bereit zu halten.
• Für jeden Rollstuhlplatz könnten sechs Sitzplätze weniger in
  die Busse eingebaut werden und da aktuell kaum ein
  Rollstuhl den gesetzlichen Vorgaben für die Mitnahme des
  Fahrgastes im eigenen Rollstuhl genügt, bilde sich die
  Investition in die Barrierefreiheit nicht positiv ab.
• Wirtschaftlich sei der Verlust der zwölf Sitzplätze – zudem
  ohne die Beförderung von Menschen im geeigneten
  Rollstuhl stattdessen - kritisch einzuordnen.
Grenzen der Barrierefreiheit für alle

• Die Menschen mit Behinderung hätten so vielfältige
  Anforderungen, auch innerhalb einzelner
  Behinderungsformen, wie beispielsweise bei den
  Sehbehinderten. Manche benötigten eine große,
  erhobene arabische Schrift, andere nutzten die
  Barailleschrift; manche benötigten Platz für ihren
  Blindenführhund, usw.
• Einige Wünsche würden sich auch gegenseitig
  ausschließen, beispielsweise würden Griffe, die sich
  Gehbehinderte wünschten, die Durchfahrt der
  Rollstuhlfahrenden erschweren. Somit sei es äußerst
  schwierig, allen Menschen mit Behinderung eine
  barrierefreie Fahrt zu ermöglichen.
Schulungen

• Für eine entsprechende Schulung der Mitarbeiter fehle
  schlichtweg die Expertise, allerdings es sei angeregt
  worden, den Umgang mit Menschen mit Behinderung im
  Rahmen der Berufskraftfahrerqualifizierung zu vermitteln
  und zu üben. Es müsse im Berufskraftfahrerqualifizierungs-
  gesetz von den Behindertenverbänden eine entsprechende
  Ergänzung erwirkt werden, die entsprechende Schulungen
  als Teil der Qualifizierung mit aufnimmt.
• Bei der Hilfe beim Ein- und Aussteigen könnte es zudem
  von Seite der Berufsgenossenschaften zu Ablehnung
  kommen, da die Fahrer nicht ausgebildet seien, andere
  Aufgaben habe und zudem könne dies versicherungs-
  technisch nicht ohne Weiteres unterstützt werden.
Verantwortung
• All das sei ungeklärt und man würde vom
  Ministerium da bisher allein gelassen und
  benötige Unterstützung von den
  Behindertenverbänden, dass die
  Busunternehmen nicht alles alleine tragen
  müssten.
• „Das größte Problem ist, was haben wir von
  barrierefreien Bussen, wenn die Haltestellen
  nicht barrierefrei sind. Hier scheuen die
  Kommunen die Kosten.“
Baustein 4: Einschätzung der
  Behindertenbeauftragten
Einschätzung der
           Behindertenbeauftragten
• Im August 2016 wurde eine Online-Befragung der
  Behindertenbeauftragten der 15 größten Städte in Baden-
  Württemberg durchgeführt.
• Bei den Fragen ging es zum einen um die Ausstattung der ggf.
  vorhandenen Fernbusbahnhöfe und zum anderen um Erfahrungen
  mit dem Thema Barrierefreiheit in Fernbussen im Rahmen ihrer
  Position als Behindertenbeauftragte.
• Insgesamt beantworteten 13 der 16 angeschriebenen Personen
  die Umfrage, allerdings gaben nur sieben Personen an, dass es in
  ihrer Stadt einen Fernbusbahnhof gäbe.
• Von diesen sieben Personen gaben zudem lediglich drei Personen
  genauere Angaben über die Ausstattung des Fernbusbahnhofes an.
Einschätzung der
               Behindertenbeauftragten
              13                                  13                         13       13                13
                       12       12       12                                                    12
     11                                                    11       11

10

 5

          2                                                     2        2
                            1        1        1                                                     1
                   0                                   0                          0        0                 0
 0
Einschätzung der
            Behindertenbeauftragten
• Die meisten Behindertenbeauftragten hatten wenig Berührungspunkte
  zum Thema Barrierefreiheit speziell in Fernbussen hatten und geben
  diesem Thema einen eher geringen oder sehr geringen Stellenwert
  (jeweils eine Nennung) bzw. machten dazu keine Angabe (fünf Personen).
• Sie berichteten vielmehr von einem eher hohen und sehr hohen
  Stellenwert der Barrierefreiheit und Mobilität allgemein (jeweils eine
  Nennung).
• Beschwerden oder Anfragen zum Thema Barrierefreiheit in Fernbussen
  seien bislang keine angekommen, eine andere Person benennt folgendes
  zum Thema allgemeiner Barrierefreiheit wie auch der Barrierefreiheit in
  Fernbussen:
• „Toiletten, Parkplätze, Ausweis, Leistungen der Eingliederungshilfe,
  Barrierefreiheit in innerstädtischen Geschäften und öffentlichen
  Gebäuden, behindertengerechter Wohnraum, inklusive Beschulung,
  Schülerbeförderung und Schulbegleitung, ...“
Baustein 5: Walking Interviews
Walking Interviews
• Eine abgespeckte Version einer „Feldforschung“
  wurde im Rahmen dieser Evaluation umgesetzt.
• Durchgeführt wurden „Walking Interviews“ in
  Kombination mit Fotoreportagen
• Begleitung von drei Personen mit
  Einschränkungen bei ihrer Reise mit dem Fernbus
• Die Reisenden wurden von der Haustüre bis zum
  Zielort begleitet, da auch der Weg zur Fernbus-
  Haltestelle dokumentiert und analysiert werden
  soll.
Walking Interview mit Herrn Schilling
   (und Blindenführhund Merlin)
• Fernbusfahrt: von Konstanz über Hamburg
  nach Bremen (Rückfahrt)
• Datum: 28. bis 29. Mai 2016
• Busunternehmen: Flixbus (FlixMobility GmbH)
• Art der Behinderung des Mobilitätsscouts:
  Vollblind (Restsehfähigkeit 1 Prozent)
Walking Interview mit Herrn Schilling
   (und Blindenführhund Merlin)
• Treffpunkt: Café Innenstadt Konstanz
• Fußweg zur Bushaltestelle weder für
  Menschen mit Geh- noch mit Sehbehinderung
  barrierefrei: Pflastersteinbelag auf einigen
  Straßen (insbesondere in der Fußgängerzone),
  nur vereinzelt abgesenkte Bordsteine,
  fehlende Leitlinien am Boden und teilweise
  defekte oder fehlende Blindensignalisierungen
  an den Ampeln
Walking Interview mit Herrn Schilling
   (und Blindenführhund Merlin)
• Haltestelle „Döbeleplatz“, kleiner Kiosk mit
  Sitzgelegenheiten unter freiem Himmel und einem
  kleinen Angebot an Getränken und Snacks, sowie einer
  Behindertentoilette.
• Der Kiosk schließt abends um 18 Uhr
• Auskünfte über die Fernbuslinien und deren
  Abfahrzeiten findet man auf Anzeigetafeln mitten auf
  dem Platz an einem Parkplatzschild befestigt.
• Informationen sind versteckt zwischen einigen
  parkenden Wohnwagen und an einer anderen Stelle als
  dem tatsächlichen An- und Abfahrtort der
  Fernbuslinien.
Walking Interview mit Herrn Schilling
   (und Blindenführhund Merlin)
• Haltestelle der Fernbusse am hinteren Rande des Platzes,
  eine kleine Holzbank ist die einzige Sitzgelegenheit.
• Es gibt keine Beschilderung und keine
  Unterstellmöglichkeit, von Barrierefreiheit ganz zu
  schweigen.
• Der Bus hatte über eine Stunde Verspätung, was den
  Fahrgästen via SMS recht frühzeitig mitgeteilt wurde.
  Allerdings wurde keine konkrete neue Ankunftszeit
  kommuniziert und so warteten alle Fahrgäste auch bei
  einsetzendem Regen an der Haltestelle bzw. in deren
  Sichtweite.
• Abwicklung der aus- und einsteigenden Fahrgäste und
  deren Gepäck verlief routiniert und problemlos.
Walking Interview mit Herrn Schilling
   (und Blindenführhund Merlin)
• Herr Schilling wurde recht schnell angesprochen.
• Er bat um einen Doppelsitz für sich und seinen
  Blindenführhund. Zunächst lehnte einer der Fahrer dies
  ab, da der Bus voll sei und nur einzelne Plätze frei
  wären.
• Als Herr Schilling den Fahrer darauf hinwies, dass sein
  Hund Merlin von ihm über die Kundenhotline des
  Busunternehmens angemeldet worden und er laut der
  Allgemeinen Geschäftsbedingungen berechtigt zu
  seiner Mitnahme sei, wurde ihm schnell und ohne
  weitere Nachfragen ein adäquater Platz angeboten.
Walking Interview mit Herrn Schilling
  (und Blindenführhund Merlin)

Fotos:   © Helena Kunz
Walking Interview mit Herrn Schilling
   (und Blindenführhund Merlin)
• Beide Fahrer sprachen nur wenige Worte Deutsch, die Kommunikation war
  stark reduziert
• Bei einer Tankpause wurde weder durchgesagt, wie lange der Aufenthalt
  dauern würde, noch, ob man aussteigen dürfe.
• Während einige Fahrgäste die Pause eigenständig zum Rauchen oder sich
  die Beine zu vertreten nutzten, wusste Herr Schilling nichts von einer
  Pause und so wähnte er sich im Stau.
• Diese Pause hätte er zudem nutzen können, um an der Tankstelle eine
  Behindertentoilette aufzusuchen, denn im Bus selbst war zwar eine
  Toilette, die jedoch ohne Markierungen in Blindenschrift oder eine
  persönliche Einweisung für Herrn Schilling
• Er hatte auf einer vorherigen Fahrt die Erfahrung gemacht, unwissend den
  Notfallknopf anstelle der Toilettenspülung bedient zu haben, mit allen
  entsprechenden Folgen, denn diese wie auch die weiteren Knöpfe wie
  jener für den Wasserhahn sind in Größe, Haptik und Anordnung nicht zu
  unterscheiden und zuzuordnen.
Walking Interview mit Herrn Schilling
   (und Blindenführhund Merlin)
• Die jeweiligen Zwischenstopps, in denen jeweils Fahrgäste
  aus- und zustiegen, wurden ebenfalls nicht durchgesagt.
• Durch die Verspätung konnte Herr Schilling nicht
  einschätzen, wo der Bus jeweils hielt.
• Auch die Standortrecherche über sein Smartphone ergab
  nicht immer schnell genug eine Antwort.
• Trotz der großen Verspätung in Konstanz kam der Bus in
  Hamburg sogar eine Stunde früher an, als geplant. Herrn
  Schilling wurde nicht mitgeteilt, dass er angekommen war.
• Insgesamt erschienen die beiden Busfahrer freundlich aber
  recht unbedacht im Umgang mit einem sehbehinderten
  Fahrgast oder einem Blindenführhund.
Walking Interview mit Herrn Schilling
    (und Blindenführhund Merlin)
• Am Zentralen Omnibusbahnhof Hamburg keine Grünfläche für den Hund
  zur Bewegung und Toilette
• Busbahnhof erscheint zwar sehr modern und durchdacht geplant, für
  Menschen mit Sehbehinderung jedoch weist er sich sehr schnell als
  problematisch aus.
• Die einzelnen würfelförmigen Gebäude können ausschließlich durch ihre
  Beschriftungen unterschieden werden, es gibt keine Leitlinien zu den
  Gebäuden, den Bussteigen oder weiteren Verkehrsanbindungen
• Auch werden keine Durchsagen zu den abfahrenden und ankommenden
  Bussen oder anderweitige Situationen gemacht
• Auch der Fahrstuhl im Innern war nicht durch Leitlinien auffindbar, zudem
  war der Schalter, um den Aufzug zu rufen an einer ungewöhnlichen Stelle
• Innen im Fahrstuhl waren die Knöpfe nicht mit Blindenschrift markiert.
Walking Interview mit Herrn Schilling
   (und Blindenführhund Merlin)
• Für Informationen zum Bussteig des Anschlussbusses
  musste er sich an Passanten und Fahrgäste vor Ort
  wenden.
• Die Bussteige gehen alle von einer Ebene ab, gut für
  mobilitäts-eingeschränkte Menschen
• Für Herrn Schilling bedeutete diese Anordnung große
  Orientierungslosigkeit. Ohne Hilfe war es nicht
  möglich, an den richtigen Bussteig zu gelangen.
• Servicepersonal oder eine allgemeine
  Informationsstelle gibt es dort nicht.
• Allerdings gab es einige Busfahrer, die sich auskannten
  und hilfsbereit Auskunft gaben.
Walking Interview mit Herrn Schilling
   (und Blindenführhund Merlin)
• Herr Schilling stand direkt am Bussteig und wartete
  darauf, von dem Busfahrer angesprochen zu werden.
  Dieser schien ihn zunächst nicht bemerkt zu haben,
  später drängten sich immer mehr Menschen zwischen
  Herrn Schilling und den Busfahrer.
• Erst, als Herr Schilling deutlich näher herangetreten
  war, wurde er angesprochen und Hund Merlin als
  besonderer und angemeldeter Fahrgast erkannt.
• Sofort wurde ihm ein Platz seiner Wahl angeboten, es
  wurde sich erkundigt, ob für Merlin der Platz im
  Fußraum ausreiche, insgesamt wurden die beiden
  äußerst freundlich und hilfsbereit betreut.
Walking Interview mit Herrn Schilling
   (und Blindenführhund Merlin)
• Zu Beginn der Fahrt informierte der Fahrer die Fahrgäste über
  mögliche Staus, geplante Stopps, das vorhandene WC, die
  Anschnallpflicht und Snacks, die zum Erwerb bereitstanden.
• Auch während der Fahrt wurden Durchsagen zu veränderten
  Ankunftszeiten, dem nächsten Halt und die Änderung der Route
  aufgrund von Verkehrsstaus gemacht.
• Mit nur geringer Verspätung kam Herr Schilling in Bremen an, er
  wurde persönlich noch einmal über die Ankunft an seinem Zielort
  informiert und ihm wurde Hilfe beim Aussteigen angeboten.
• In Bremen angekommen musste sich Herr Schilling ohne Leitlinien
  und Regenschutz zunächst orientieren um dann den kurzen Fußweg
  in Richtung Hauptbahnhof zu gehen. Dieser war trotz Baustellen gut
  markiert und Hund Merlin und ihm selbst zudem bestens bekannt.
Walking Interview mit Herrn Remsperger

• Fernbusfahrt: von Berlin nach Dresden
  (Rückfahrt)
• Datum: 31. Mai 2016
• Busunternehmen: Flixbus (FlixMobility GmbH)
• Art der Behinderung des Mobilitätsscouts:
  Einschränkungen durch Multiple Sklerose
  (Laufen mit Gehhilfe ca. 200 Meter, längere
  Strecken im Rollstuhl)
Walking Interview mit Herrn
                Remsperger
• Zentralen Omnibus Bahnhof Berlin: Das Gelände und die Gebäude
  sind insgesamt alt und wurden augenscheinlich nur an
  verschiedenen Stellen modernisiert (automatische Türen,
  Anzeigentafeln, etc.).
• Viele Zugänge sind nicht barrierefrei und so musste er mit seinem
  Rollstuhl an zwei Treppenaufgängen vorbeifahren, bis er in den
  Busbahnhof gelangte.
• Vor dem ZOB gibt es einen Behindertenparkplatz, der allerdings
  direkt an einem hohen Bordstein liegt. Man muss einige Meter auf
  der Straße fahren, um an einem abgeflachten Bereich auf den
  Gehweg und ins Innere des ZOB zu gelangen.
• Die Einrichtungen im Innern sind gut und durchgängig
  ausgeschildert, so war ein kein Problem, schnell die
  Behindertentoilette ausfindig zu machen.
• Leitlinien findet man auf dem gesamten Gelände jedoch vergebens.
Walking Interview mit Herrn
                 Remsperger
• Behindertentoilette nicht in der Nähe der anderen Toilettenräume,
  sondern nur durch die Wartehalle zu erreichen.
• Die Wartehalle selbst ist ausgestattet mit Informationsstellen einiger
  Busgesellschaften, einer Vielzahl an Snack- und Getränkeautomaten,
  Fahrkartenautomaten, Sitzmöglichkeiten und gut einsehbare
  Anzeigentafeln.
• Auf den ersten Blick erscheint das gesamte Gelände, insbesondere der
  Wartebereit, wenig ansprechend, allerdings sind alle notwendigen
  Angebote und Möglichkeiten vorhanden: Man bekommt Informationen,
  Wetterschutz, Toiletten, Essen und Getränke.
• Auch in Richtung der Bussteige gibt es einige gut ausgeschilderte
  Schließfächer, Sitzgelegenheiten, Raucherecken und eine große
  Anzeigentafel auf der alle geplanten Busse aufgelistet waren.
• Die Barrierefreiheit lässt zu wünschen übrig: nur wenige der Bussteige sind
  jeweils an den Enden abgeflacht, einige haben gar keine Rollstuhl-
  geeigneten Zugänge. Leitlinien gibt es auch hier nicht.
Walking Interview mit Herrn
                Remsperger
• Bus verspätet, es gab keinerlei Zeitangabe zu der Verspätung, alle
  Fahrgäste blieben verunsichert auf dem Bussteig
• Als der Bus kam, lud er lediglich Fahrgäste und deren Gepäck ab.
  Die Fahrer gestikulierten, man solle nicht einsteigen und fuhren
  wieder weg. Dies führte zu noch mehr Verunsicherung, aber alle
  blieben vor Ort, es kam keine weitere Information.
• Nach einer Stunde fuhr der Bus wieder an den Bussteig heran und
  nahm die Fahrgäste samt Gepäck auf.
• Als Herr Remsperger auf sich aufmerksam machte, wollten die
  Fahrer seine Mitfahrt zunächst ablehnen, erst nachdem er erklärte,
  dass er eigenständig in den Bus steigen könne und der Rollstuhl
  angemeldet sei, waren sie bereit, ihn mitzunehmen. Sie boten ihm
  an, als erster in den Bus zu steigen und sich einen Platz seiner Wahl
  auszusuchen. Der Rollstuhl wurde anschließend verladen.
Walking Interview mit Herrn
               Remsperger
• Die Fahrt selbst gestaltete sich problemlos, jedoch wurden
  keine Informationen über den nächsten Halt, etwaige
  Verzögerungen oder sonstiges kommuniziert.
• Auch auf dieser Fahrt sprachen beide Busfahrer nur wenige
  Worte Deutsch und so waren auch Nachfragen
  problematisch.
• Obwohl Herr Remsperger sich bewusst einen Platz in der
  Nähe von Ausgang und Toilette ausgewählt hatte,
  berichtete er, dass er es vermeidet, auf die Toilette zu
  gehen, da die Stufe dort hinein sehr hoch ist und sich im
  Innenraum keine Griffe zum Festhalten befinden.
• Auch in diesem Bus, insbesondere im WC, gab es keinerlei
  Blindenbeschriftung.
Walking Interview mit Herrn
                       Remsperger

Fotos:   © Helena Kunz
Walking Interview mit Herrn
               Remsperger
• Einer der Busfahrer war sofort behilflich beim Aussteigen
  und hoben mithilfe eines Fahrgastes den Rollstuhl aus dem
  Gepäckraum.
• Da der Gepäckraum über den Rädern des Busses lag, war
  das Ein- und Ausladen des schweren Rollstuhls nicht leicht
  zu handhaben und dauerte einige Zeit, die Herr
  Remsperger stehend verbringen musste.
• Es schien, als gäbe es eine Unerfahrenheit oder
  Unsicherheit seitens der Busfahrer im Umgang mit
  Menschen mit Behinderung. Sie waren durchaus hilfsbereit,
  aber offenbar war ihnen nicht bewusst, wie sie Fahrgäste
  wie Herrn Remsperger ideal unterstützen könnten.
Walking Interview mit Herrn
                Remsperger
• Die Fernbushaltestelle in Dresden befindet sich auf der Rückseite
  des Hauptbahnhofs. Die verschiedenen Bussteige sind nur bedingt
  mit Haltestellenschildern auf den beiden Seiten einer sehr breiten
  Straße gekennzeichnet.
• Eine Anzeigentafel oder klare Informationen, wo welcher Bus
  ankommt oder abfährt ist nicht vorhanden.
• Auch hier fehlen jegliche Leitlinien oder Durchsagen für
  sehbehinderte Menschen, zudem fehlt eine Ampel oder ein
  Fußgängerüberweg.
• Die Straße war teilweise gepflastert, teilweise geteert, das gesamte
  Gelände voller Absperrungen und Baustellen. So war es zum einen
  problematisch, mit dem Rollstuhl auf die gegenüberliegende Seite
  zu gelangen, zum anderen war die Orientierung für Ortsunkundige
  äußerst schwierig, denn man konnte nicht erkennen, dass man sich
  gegenüber vom Hinterausgang des Bahnhofs befand.
Walking Interview mit Herrn
                       Remsperger

Fotos:   © Helena Kunz
Walking Interview mit Frau Grundler (in Begleitung
                mit Herrn Grundler)

• Fernbusfahrt: von Singen nach Tübingen
  (Hinfahrt)
• Datum: 11. Juni 2016
• Busunternehmen: DeinBus.de (DeinBus
  Betriebs-GmbH)
• Art der Behinderung des Mobilitätsscouts:
  Poliomyelitis (kann ca. 100 Meter laufen,
  ansonsten im e-Rollstuhl)
Walking Interview mit Frau Grundler
  (in Begleitung mit Herrn Grundler)
• Frau Grundler wohnt in einem kleinen Ort in der Nähe des Bodensees lebt,
  dessen Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr nicht sehr gut
  ausgebaut ist
• Allein die Fahrt mit Bus und Bahn zu den möglichen Haltestellen hätte
  jeweils mehrere Stunden mit vielen aufwändigen Umstiegen bedeutet.
• So entschied sich Frau Grundler mit dem PKW bis zur Fernbushaltestelle in
  Singen zu fahren und diesen dort abzustellen. Ihr Ehemann begleitete sie
  auf der gemeinsamen Reise nach Tübingen.
• Die Fernbushaltestelle in Singen ist eine einfache Bushaltestelle am
  Stadtrand.
• Es gibt hier keine digitalen Informationstafeln, Servicepersonal, noch eine
  Toilette oder ausreichende Unterstellmöglichkeiten.
• Kurz vor ihrem Eintreffen begann es stark zu regnen und so wartete das
  Ehepaar Grundler bis wenige Minuten vor der Ankunft des Busses in ihrem
  Auto. Es gab keine ausgewiesenen Behindertenparkplätze, aber es waren
  genügend freie Parkplätze vorhanden.
Walking Interview mit Frau Grundler
  (in Begleitung mit Herrn Grundler)
• Die Strecke vom PKW zur Haltestelle war jedoch aufgrund eines
  Grünstreifens zwischen der Straße und dem Gehweg nur am Rande der
  recht stark befahrenen Straße zurück zu legen.
• Ein abgesenkter Bordstein nahe der Haltestelle ist aufgrund der Zufahrt
  zum danebenliegenden Gelände vorhanden, dieser hat allerdings starke
  Vertiefungen, die nach dem Regen mit Wasser gefüllt waren.
• Es war mit dem Rollstuhl (sehr schwer) die einzige Möglichkeit, zur
  Haltestelle zu gelangen.
• Der Fernbus war pünktlich vor Ort und einer der Busfahrer kam direkt auf
  Frau Grundler zu, begrüßte das Ehepaar, war offensichtlich informiert über
  die Rollstuhlmitnahme und äußerst hilfsbereit.
• Er sprach gemeinsam mit seinem Kollegen und Herrn Grundler die
  Mitnahme des Rollstuhls ab (welche Teile abmontiert werden müssten,
  wie er am besten transportiert werden sollte, etc.) und kümmerte sich
  darum, dass Frau Grundler schon im Bus einen Platz wählen und
  einsteigen konnte.
Walking Interview mit Frau Grundler
    (in Begleitung mit Herrn Grundler)
•   Herr Grundler und der zweite Busfahrer kümmerten sich um die Verladung des
    Rollstuhls, während sich der erste Busfahrer um die weiteren Fahrgäste und deren
    Gepäck kümmerte.
•   Beide waren außerordentlich freundlich und hilfsbereit. Zu Beginn der Fahrt
    informierte der Busfahrer die Fahrgäste über die Fahrstrecke, die nächsten
    Haltestellen, die Toilette, zu erwerbende Snacks und die Anschnallpflicht.
•   Er bot explizit an, sich an ihn und seinen Kollegen zu wenden, wenn man Fragen
    oder Probleme hätte. Neben der hervorragenden Auskunft per Mikrofondurchsage
    waren im Bus mehrere Monitore angebracht, die den aktuellen Standort sowie
    den geplanten Routenverlauf zeigten.
•   Die Fahrt verlief problemlos
•   Der Busfahrer informierte die Fahrgäste rechtzeitig über die Ankunft in Tübingen.
    Noch bevor Frau Grundler ausgestiegen war, hatte der zweite Busfahrer den
    Rollstuhl aus dem Laderaum geholt, zusammengebaut und ihn für sie an der
    Bustür bereitgestellt. Beide Fahrer fragten nochmals nach, ob alles zu ihrer
    Zufriedenheit gelaufen sei und verabschiedeten sich. Dank der beiden Busfahrer
    war dies die ideale Fernbusreise für eine mobilitätseingeschränkte Person, durch
    große Hilfsbereitschaft, perfekte Serviceorientierung und professionelles
    Auftreten.
Fotos:   © Helena Kunz
Walking Interview mit Frau Grundler
  (in Begleitung mit Herrn Grundler)
• Der Busbahnhof in Tübingen ist durchweg mit abgesenkten oder
  sehr niedrigen Bordsteinen, Wegkennzeichnungen und Schildern
  ausgestattet.
• Es fehlen jedoch ein Leitliniensystem und Durchsagen für Menschen
  mit eingeschränkter Sehfähigkeit.
• Auch die Überdachungen der einzelnen Bussteige sind bei Regen
  nicht ausreichend Schutz bietend und es fehlt eine zentrale
  Anzeigentafel, an der alle ankommenden und abfahrenden Busse
  aufgelistet werden.
• Servicepersonal oder einen allgemeinen Informationsstand gibt es
  hier nicht.
• Toiletten, speziell für Menschen mit Behinderung konnten nicht
  ausfindig gemacht werden. Die nächstgelegene befindet sich im
  Bahnhofsgelände, was von den Bussteigen aus jedoch nicht sehr
  schnell erreichbar ist.
Baustein 6: Berichte der
   Mobilitätsscouts
Mobilitätsscouts
• Telefoninterviews
• Folgeprojekt bis 2018:
  – Auswertung der Berichte
  – Erstellung einer Datenbank
Baustein 6: Telefoninterviews mit Mobilitätsscouts

• Herr Kilian: Rollstuhl, kann aber noch eigenständig in einen Fernbus
  einsteigen
• Es wäre wichtig, dass nicht immerzu versucht werden würde,
  behinderte Menschen in Kategorien einzuteilen und nur für diese zu
  entscheiden und zu handeln.
• Er berichtet von der Unsicherheit vieler, Menschen mit
  Behinderung anzusprechen aber auch davon, dass es durchaus
  Momente gäbe, in denen er Hilfsangebote ablehne, da er in jenen
  Situationen besser und vor allem selbstständig zurechtkomme.
• Man könne nicht alle Menschen mit Behinderung gleichsetzen und
  sollte dennoch versuchen, einer möglichst großen Anzahl von Ihnen
  möglichst viele Barrieren zu nehmen.
• Allerdings sei es dabei wichtig, jeden Menschen im persönlichen
  Kontakt individuell anzunehmen und dessen persönlichen Bedarf zu
  berücksichtigen,
Telefoninterviews mit Mobilitätsscouts

• Frau Katzfuß: „Aktuell sind die Buslinien alles andere als barrierefrei.“
• Sie berichtete von ihrer Anfrage bei Postbus, einem der wenigen Betreiber,
  die bereits barrierefreie Busse anbieten und der Enttäuschung, als sie
  erfuhr, dass es lediglich eine einzige Strecke gibt, in der ein barrierefreier
  Bus eingesetzt wird.
• Auch berichtet sie, wie einige andere Scouts auch, von den schlechten
  Bedingungen bei der Anreise zu den Haltestellen wie auch der fehlenden
  Barrierefreiheit vor Ort.
• Frau Gärtner: konnte mit ihrem Sohn noch keine Testfahrt machen, da
  dieser nicht selbstständig in einen Bus einsteigen kann, wie es die meisten
  Anbieter für eine Mitnahme vorschreiben.
• Ihr Sohn berichtete von allgemeinen Erfahrungen fehlender
  Barrierefreiheit wie beispielsweise einer ausgewiesenen
  Behindertentoilette, deren Wegweisung am Ende an einer Treppe endete.
  Auch seien einige erst neu gebaute Haltestellen auf dem Weg zum
  nächsten Busbahnhof
Telefoninterviews mit Mobilitätsscouts

•   Einigen Mobilitätsscouts erscheinen auch noch neueste Baumaßnahmen nicht ausreichend
    durchdacht und so bemängeln sie alle, dass mobilitätseingeschränkte Menschen – möglichst
    unterschiedlicher Art – in die Planungen miteinbezogen werden müssten
•   Das Ehepaar Seidler benennt den gewünschten Idealzustand für Menschen mit beeinträchtigter
    Sehfähigkeit: eine mittlerweile an einigen Orten eingeführte Funktion an den digitalen
    Anzeigentafeln, die per Knopfdruck den Anzeigentext vorliest. So wären die beiden mithilfe von
    Leitlinien und Ansagen durchaus in der Lage, selbstständig den richtigen Bussteig oder den Ausgang
    zu finden
•   Menschen, die nicht aus ihrem Rollstuhl aussteigen können sind derzeit bis auf wenige Ausnahmen
    (wie beispielsweise ein Bus bei Berlinlinienbus und der Postbus der die Strecke Köln-Berlin bedient)
    vollkommen von dem Angebot der Fernbusbetreiber ausgeschlossen.
•   In Anbetracht der immensen Kosten für die Barrierefreiheit wird es vermutlich in keinem
    Unternehmen als eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Investition verstanden werden und ist somit
    Aufgabe der Regierung, dafür zu sorgen, dass die Teilhabegesetze auch hier Anwendung finden.
•   So ist es auch mit einer Gesetzesvorgabe noch nicht getan, diese müsse auch entsprechend
    überprüft werden.
•   Zudem sollten nicht nur die Fernbusbetreiber, sondern auch die Busbahnhofbetreibenden in die
    Verantwortung gebracht werden.
Baustein 7: Best-Practice Beispiel: Stuttgart
SAB
• Das im Mai 2016 neu eröffnete Stuttgart Airport Busterminal (SAB) hat
  viele der genannten Empfehlungen für die Barrierefreiheit bei Anreise und
  Aufenthalt umgesetzt.
• Hier gibt es eine Wartehalle samt Informationstafel und Kiosk, die über
  Leitlinien und guter Beschilderung leicht zu finden ist. In direkter Nähe
  befindet sich ein Parkhaus, das ausreichend viele Behindertenparkplätze
  anbietet und diese bereits bei der Schranke ausschildert.
• Zwischen dem Parkhaus und der Wartehalle mit Kiosk sowie den einzelnen
  Servicestellen der Fernbusanbieter befinden sich die Toiletten, die bis auf
  wenige Stunden nachts durchweg geöffnet sind. Direkt neben den
  Toiletten befindet sich die Behindertentoilette, die sogar mit einer Dusche
  ausgestattet ist.
• Das Reinigungspersonal ist äußerst freundlich und hilfsbereit und von
  morgens 5:30 Uhr bis abends 22:30 Uhr bzw. 23:00 Uhr sind Toiletten,
  Warteraum und Betriebsleitzentrale besetzt.
Best-Practice Beispiel: Stuttgart SAB
•   Die Bussteige selbst sind immer vorne und hinten komplett abgesenkt, dazwischen
    allerdings sehr hoch, dies ist so gewollt, damit ein ebenerdiges Einsteigen in die
    Busse möglich ist.
•   Der gesamte Bereich der Bussteige ist komplett überdacht und so ist auch an den
    Bussteigen selbst ein Wetterschutz gegeben. Anzeigentafeln an allen Bussteigen
    informieren über die nächsten Busse und mögliche Änderungen oder
    Verspätungen. Die Leitlinien am Boden führen jeweils direkt bis zum Einstieg der
    Busse und somit ist eine gute Orientierung für Menschen mit Sehbehinderung
    möglich. Lediglich die Information, auf welchen Bussteig sie gehen müssten und auf
    welchem sie sich befinden, fehlt hier und muss erfragt werden.
•   Aber: Es gibt leider keine Leitlinie für die Behindertentoilette, nur zu den anderen
    Toiletten, vor denen sich Mitarbeitende des Reinigungspersonals befinden und den
    kurzen Weg zum nächsten Eingang weisen können.
•   Es gibt auch keine Durchsagen für Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit, das
    wäre akustisch hier problematisch. Eine Vorlesefunktion der Anzeigentafeln wäre
    somit eine mögliche und sinnvolle Verbesserung. Das Personal der
    Betriebsleitzentrale hängt im Falle von Durchsagen zu Änderungen eines Bussteiges
    oder ähnlichem zusätzlich diese Informationen an die Anzeigentafeln, damit auch
    gehörlose Reisende informiert werden.
•   SAB liegt vollkommen dezentral.
Empfehlungen für die 1. Phase „Buchung“

• Barrierefreie Websites
• Hotline für die Anmeldung der Fahrgäste mit
  Behinderung
• Online-Formular zur Anmeldung der Reise mit
  Eingabemöglichkeit der Behinderung und des
  Assistenzbedarfs
• Interaktive Karte samt Informationen zu Haltestellen
Empfehlungen für die 2. Phase „Anreise zur
              Haltestelle“

• Genauere Angaben zu den Haltestellen
• Anbindung an öffentlichen Nahverkehr
• Zentrale Lage für Haltestellen ermöglichen
Empfehlungen für die 3. Phase „Ausstattung der
             Busbahnhöfe und Haltestellen“

•   Behindertentoilette
•   Anzeigentafeln
•   Überdachung
•   Durchsagen oder Vorlesefunktion der
    Anzeigentafeln
•   Leitlinien
•   Abgesenkte Bordsteine
•   Gute Wegweiser
•   Kiosk o. ä.
•   Infopersonal / Infopunkt
Empfehlungen für die 4. Phase „Busfahrt“

•   Schulung der Busfahrer
•   Ausstattung der Busse
•   Durchsagen
•   Informationen
•   Unterstützungsangebot
8. Weitere Handlungsempfehlungen

• Berücksichtigung aller Behinderungsbelange
   – Die Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter
     Menschen haben heute schon vielfach Eingang in
     die Ausführung und Umsetzung gerade bei Reisen
     in (Fernlinien-)Bussen gefunden. Dies gilt jedoch
     nur eingeschränkt für die besonderen Bedürfnisse
     sehbehinderter, blinder oder tauber Menschen.
     Barrierefreiheit muss aber alle
     Behindertenbelange ansprechen und
     berücksichtigen.
Definition klarer Rahmenbedingungen
            und Arbeitspakete

• Transparenz ist ein wichtiger Faktor für das
  Gelingen eines Prozesses, an dem viele Akteure
  mitwirken und an dem die Öffentlichkeit
  Interesse hat. Im bisherigen Prozess zur
  Barrierefreiheit in Fernlinienbussen wurden und
  werden bereits von den Akteuren verschiedene
  Wege genutzt, um die Beteiligten und die
  Öffentlichkeit zu informieren. Mitunter wird
  übereinander, nicht aber miteinander geredet.
  Hier müssen andere Kommunikationsformen
  gefunden werden.
Ressortübergreifende Kommunikation

 – Den politischen Rückhalt bei der Einführung der
   Barrierefreiheit in Bussen bewerten wir grundsätzlich
   als positiv. Dennoch wird in Anbetracht der sich
   verändernden Rahmenbedingungen empfohlen, kurz-,
   mittel- und langfristig weitere Gelegenheiten zu
   suchen, die Umsetzung der Barrierefreiheit von
   politischer Seite zu bekräftigen.
 – Deutlich wurde aber auch, dass die Verbände und die
   Politik die Busbranche beim Thema Barrierefreiheit
   nicht allein lassen dürfen. Die (möglicherweise noch)
   bestehenden rechtlichen Probleme oder Unklarheiten
   müssen ressortübergreifend gelöst werden.
Schulungen Buspersonal

• Die Walking Interviews und die Analysen der Mobilitätsscout
  berichten immer wieder von den zahlreichern Unterstützungen und
  Hilfestellungen des Buspersonals.
• Dennoch wird auch immer wieder von Verfehlungen bzw.
  Unsicherheiten des Personals im Umgang mit Menschen mit
  Behinderung berichtet, in manchen Aspekten sehen wir noch
  Verbesserungspotenzial.
• Die bereits stattfindenden regelmäßigen Schulungen des
  Buspersonals sind unbedingt beizubehalten. Um sich besser in die
  Belange von Menschen mit Behinderung hinein versetzen zu
  können und sie besser zu verstehen, empfehlen wir als Ergänzung
  regelmäßig stattfindende Selbsterfahrungsübungen z. B. mit
  Rollstuhl und Simulationsbrille.
Bewusstseinsbildung

• Die Bewusstseinsbildung für die Belange von Menschen mit
  Behinderung und ihrer Verbände muss intensiviert werden.
  So gut es möglich ist sollten auch nicht-behinderungs-
  spezifische Verbände in bestimmte Diskurse und Kontexte
  einbezogen werden.
• Darüber hinaus muss die Bewusstseinsbildung für die
  Personen im Rechtssystem (Richter_innen, Anwaltschaft)
  und zu den Kostenträgern zu behindertenrelevanten Fragen
  intensiviert werden.
• Benachteiligungsschutz und Barrierefreiheit müssen
  mittelfristig Gegenstand der Aus- und Weiterbildung,
  Forschung und Lehre werden, namentlich für Hochschulen
  und Behörden, im Gesundheitswesen, in der Architektur
  und der Planung.
Netzwerk, Einrichtung eines Runden
               Tisches
• Enge Netzwerke aus Vertreter_innen der
  Behindertenverbände, kommunaler Verwaltung und
  Betreibern der Fernlinienbusse können helfen, den
  komplexen Bedarfen von Menschen mit Behinderung
  gerecht zu werden.
• Wir schlagen die Einrichtung eines in regelmäßigen
  Abständen stattfindenden „Runden Tisches“ vor, bestehend
  aus Vertreter_innen der Behindertenverbände,
  Vertreter_innen der Fernbusbetreiber und städtische bzw.
  kommunale Vertreter_innen.
• Angesichts möglicher Terminprobleme ließe sich dieser
  „Runde Tisch“ auch mittels Telefon- oder Skype-Konferenz
  oder mittels einer Art Delphi-Analyse bzw. Delphi-
  Befragung (auch online möglich) durchführen.
Barrierefreiheit als Qualitätssicherung

• Städte und Kommunen müssen
  Barrierefreiheit als Qualitätssicherung, als
  Bestandteil eines Sicherheitsaudits begreifen.
  Um den Anforderungen an „inklusiver
  Kompetenz“ in ihrem Aufgabenfeld gerecht
  werden zu können, empfehlen wir den Ausbau
  der Fortbildungen städtischer
  Mitarbeiter_innen hinsichtlich
  Behinderungsfragen.
Sensibilisierung der Öffentlichkeit
• Um umfassende Barrierefreiheit zu gewährleisten müssen nicht
  zuletzt auch die Barrieren in den Köpfen der Menschen ohne
  Behinderung und Einschränkungen abgebaut werden. Viele
  Menschen ohne Behinderung haben viel zu selten Kontakt zu
  Menschen mit Behinderung, dadurch können Ängste und Probleme
  entstehen. Hier gilt es anzusetzen.
• Nicht-behinderte Menschen könnten z. B. durch eine Artikelreihe in
  Tageszeitungen stärker zu Belangen von Menschen mit Behinderung
  sensibilisiert werden. Auch eine Ausstellung – etwa zum Thema
  Barrierefreiheit in Fernbuslinien – kann hier sensibilisieren.
• Politisch wäre mittelfristig darauf hinzuwirken, dass Landkreise,
  Städte und Kommunen einen Behindertenbeirat gründen bzw.
  Behindertenbeauftragte einstellen.
Zusammenfassung
      1                   2                   3                   4                     5

 Berücksichtig    Bewusstseinsbil    Netzwerk,        Barrierefreiheit     Sensibilisierung
  ung aller         dung                Einrichtung       als Qualitäts-        der Öffentlichkeit
                   Schulungen          eines Runden      sicherung
  Behinderungs
                    Buspersonal         Tisches          Definition klarer
  belange
                                       Ressortüber-      Rahmenbedingu
                                        greifende         ngen und
                                        Kommunikation     Arbeitspakete
Empfehlungen
                           Politische Ebene /                                        Öffentlichkeit, Medien
Bildungsarbeit                                         Kommunen
                           Verwaltung

                           • Informationen             • Aufklärung                  • Stolpersteine
• Archiv der Erfahrungen   • Klare Definition von      • Stärkere Thematisierung     • Fettnäpfchen des Tages
• Schaffung einer Kultur     eindeutigen Richtlinien   • Schaffung eines             • Fortsetzung der
  der Anerkennung                                        Bewußtseins                   Befragungen durch
                           • Training / Schulung des
• Thematisierung an                                    • Einsetzung                    „offizielle“ Träger
                             Buspersonals                Behindertenbeauftragte(r)   • Politik der
  Schulen + Hochschulen    • Stärkere                  • Gemeinwesenorientierte        aktiven/aktivierenden
                             Zusammenarbeit der          und wohnumfeld-               Teilhabe
                             Verbände                    bezogene                    • Sensiblilisierung
                           • Kommunikation und           Integrationsprojekte
                             Dialog!!
Beispiel: Archiv der Erfahrungen
Quellen
• http://www.bdo-online.de/themen-und-
  positionen/barrierefreiheit
• https://www.aktion-
  mensch.de/presse/pressemitteilungen/detail.php?id=3
  711
• Quelle:
  https://www.rheinneckar.ihk24.de/blob/maihk24/wirts
  chaftstandort/branchen/Verkehr/downloads/
  2635090/d616c0637e50c204f6d6d642773249a5/Ergeb
  nisse-der-Fernbus-Umfrage-data.pdf, S. 2.

• Fotos bei den Walking Interviews: © Helena Kunz
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