Evaluation des Pilotprojekts "Grippeimpfung von Personen mit einer chronischen Erkrankung in den Kantonen beider Basel"
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UNIVERSITÄT BASEL Dept. Pharmazeutische Wissenschaften Esther Spinatsch Petersplatz 14, Postfach 2148 Tel. +41 (0)61 207 19 72 Pharmaceutical Care Research Group CH-4001 Basel E-Mail: esther.spinatsch@unibas.ch www.pharmacare.unibas.ch www.imail-offizin.ch Evaluation des Pilotprojekts «Grippeimpfung von Personen mit einer chronischen Erkrankung in den Kantonen beider Basel» Esther Spinatsch, Prof. Kurt E. Hersberger 1. Einleitung Die Impfung gegen Grippe wird empfohlen für Personen mit einem erhöhten Komplikationsrisiko bei einer Grippeerkrankung. Dies sind unter anderem Personen mit einer chronischen Erkrankung. Durch die Grippeimpfung können bei diesen Risikopersonen Komplikationen und damit einhergehende Hospitalisationen, sowie stark erhöhte Krankheitslast verhindert werden. Die Durchimpfungsrate bei den chronisch Kranken in der Schweiz liegt heute gemäss Umfragen des Bundesamt für Gesundheit (BAG) bei 30-40%. Dies liegt weit hinter der angestrebten Durchimpfung von 75%. Ein Ziel der Nationalen Strategie zur Prävention der saisonalen Grippe (GRIPS) 1 ist deshalb, den Risikopersonen einen einfachen Zugang zur Impfung zu ermöglichen. Ein wichtiger einfacher Zugang ist die Apotheke, was sowohl in der GRIPS als auch in der Nationalen Strategie zu Impfungen (NSI) 2 bestätigt wird. Mit einem Pilotprojekt in den Kantonen beider Basel soll dieser einfache Zugang zur Grippeimpfung für Diabetiker*innen gezielt gefördert und die Wirksamkeit der Massnahme evaluiert werden. Das Projekt wird von pharmaSuisse geleitet und in enger Kooperation mit den Apothekerverbänden beider Basel umgesetzt. Während der Grippeimpfsaison 2019/20 konnten sich Personen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 in 65 Apotheken in den Kantonen beider Basel gratis gegen Grippe impfen lassen. Die beteiligten Apotheken erhielten pro Impfung eine Entschädigung von CHF 39.-. Für die Umsetzung des Projekts in der Apotheke waren die Apotheker*innen grundsätzlich durch den Fähigkeitsausweis FPH Impfen und Blutentnahme geschult und bereit, auch chronisch kranke Personen in der Apotheke zu impfen bzw. Personen mit einem bestimmten Impfrisiko zu erkennen. Um die Diabetiker*innen auf das Angebot aufmerksam zu machen, haben die Apotheken im Vorlauf zur Grippeimpfsaison Flyer an die Zielgruppe verteilt und die Kunden in den Apotheken proaktiv darauf angesprochen. Die durchgeführten Impfungen wurden anhand eines detaillierten elektronischen Triage-Fragebogens (siehe Anhang) auf der Datenplattform phs-net dokumentiert. Die durch die Geimpften für eine anonymisierte Auswertung freigegebenen Daten, wurden nach der Impfaktion durch die Pharmaceutical Care Research Group der Universität Basel (Departement Pharmazeutische Wissenschaften) ausgewertet. 1 https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/das-bag/publikationen/broschueren/publikationen-uebertragbare- krankheiten/strategie-grips.html; Aufgerufen am 8.4.2020 2 https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/strategie-und-politik/nationale-gesundheitsstrategien/nationale-strategie- impfungen-nsi.html; Aufgerufen am 8.4.2020 1
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 2. Das Wichtigste in Kürze Die Anzahl der Grippeimpfungen, welche in der Grippeimpfsaison 2019/20 (1. Oktober 2019 – 31. Januar 2020) durch die Apotheker*innen selbst durchgeführt und im phs-net erfasst wurden, ist mit einem Zuwachs von gut 10% im Vergleich zum Vorjahr erheblich angestiegen. Knapp 10% der Studienpopulation wurde aufgrund einer vorliegenden Diabeteserkrankung in die «Patientengruppe Diabetes» des Pilotprojektes «Grippeimpfung von Personen mit einer chronischen Erkrankung in den Kantonen beider Basel» eingeschlossen. Die «Patientengruppe Diabetes» unterscheidet sich von der «Vergleichspopulation» statistisch signifikant (p
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 3. Resultate 3.1. Grippeimpfung 2019/20 in den Apotheken beider Basel: Vergleich mit den Vorjahren Seit dem Pilotprojekt im Jahr 2004 haben eine stets wachsende Anzahl Apotheken an der jährlichen Grippeimpfaktion teilgenommen. Bevor die Impfungen durch die Apotheker*innen selbst durchgeführt werden konnten, wurden diese durch einen an diesem Tag in der Apotheke anwesenden Hausarzt durchgeführt. Ab dem Jahr 2016 waren alle Apotheken im Kanton Basel-Landschaft (BL) berechtigt, die Grippeimpfungen selbst durchzuführen. Zwei Jahre später wurde die Impfberechtigung auch auf den Kanton Basel-Stadt (BS) ausgeweitet. Im Folgenden werden somit ab dem Jahr 2018 nur noch die Impfungen dargestellt, welche durch die Apotheker*innen selbst durchgeführt und im System phs-net des schweizerischen Apotheker Verbandes (pharmaSuisse) elektronisch erfasst wurden. In der Grippeimpfsaison 2019/20 (1. Oktober 2019 – 31. Januar 2020) wurden in den Apotheken beider Basel die Daten von insgesamt 6'653 Personen elektronisch erfasst (3’506 in BS und 3'147 in BL). Tabelle 1 fasst die Anzahl teilnehmenden Apotheken sowie die Impf-Erfassungen zusammen. Tabelle 1: Übersicht der im phs-net erfassten Daten der Impfsaison 2019/20 in Basler Apotheken Basel-Stadt Basel-Landschaft Total Anzahl Apotheken 45 34 79 Anzahl Erfassungen 3‘506 3‘147 6‘653 Mittelwert pro Apotheke 78 93 84 Wie aus Abbildung 1 ersichtlich, ist 2019/20 die Anzahl Impfungen, welche durch die Apotheker*innen selbst durchgeführt und im phs-net erfasst wurden, insgesamt angestiegen. Im Kanton BS wurden im Vergleich zum Vorjahr + 326 Impfungen erfasst (+10.3%), in 16 zusätzlichen Impfapotheken (vgl. Abbildung 2). Die durchschnittliche Anzahl Impfungen pro Apotheke ist entsprechend gesunken (durchschnittlich -32 Impfungen pro Apotheke; vgl. Abbildung 3). Im Kanton BL, wo eine Grippeimpfung in der Apotheke seit dem Jahr 2013 angeboten wird, blieben die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr stabil (+ vier Impfungen, - eine Impfapotheke). Abbildung 1: Anzahl durchgeführte Impfungen im Kanton BS und BL 3
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 Abbildung 2: Anzahl Impfapotheken im Kanton BS und BL Abbildung 3: Anzahl Impfungen (Mittelwert) pro Apotheke im Kanton BS und BL 3.2. Pilotprojekt: «Grippeimpfung von Personen mit einer chronischen Erkrankung in den Kantonen beider Basel» Insgesamt haben 65 Apotheken am Pilotprojekt «Grippeimpfung von Personen mit einer chronischen Erkrankung in den Kantonen beider Basel» teilgenommen. Neben jeweils 31 Apotheken aus den Kantonen BS und BL, haben 3 weitere Apotheken aus dem Nachbarkanton Solothurn (SO) teilgenommen. Die Daten von 5'705 Personen wurden in diesem Rahmen im System phs-net erfasst und sind in Tabelle 2 zusammengefasst. 4
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 Tabelle 2: Übersicht der Erfassungen im phs-net im Pilotprojekt 2019/20 Basel-Stadt Basel-Landschaft Solothurn Total Anzahl Apotheken 31 31 3 65 Anzahl Erfassungen 2’659 2’839 207 5’705 Mittelwert pro Apotheke 86 92 69 88 Von den 5'705 erfassten Personen haben 5'110 [89.6%] ihre Daten zur anonymisierten Auswertung freigegeben. Diese Personen werden im Folgenden als «Studienpopulation» bezeichnet. Beschreibung der «Studienpopulation» und der «Patientengruppe Diabetes» Im Pilotprojekt wurde den Diabetiker*innen eine kostenlose Impfung in der Apotheke angeboten, um in dieser Patientengruppe den Zugang zur Grippeimpfung gezielt zu fördern. Dieses Angebot wurde im Rahmen des Pilotprojektes von 427 Diabetiker*innen [8.4% der «Studienpopulation»] genutzt. Die Eckdaten der «Studienpopulation», der «Patientengruppe Diabetes», sowie der «Vergleichspopulation» («Studienpopulation» ohne «Patientengruppe Diabetes») sind in Tabelle 3 zusammen mit den Daten der letzten drei Jahren dargestellt. Tabelle 3: Eckdaten der «Studienpopulation», der «Vergleichspopulation» und der «Patientengruppe Diabetes» 2016 2017 2018 2019/20 Studienpopulation Vergleichs- Patientengruppe BL BL BS+BL (BS+BL+SO) population Diabetes Anzahl erfasste 1‘055 1‘814 3‘839 5‘110 4‘683 427 Personen Durchschnitts-Alter 58.6 58.5 56.5 58.2 57.5 65.6 (Jahre) 12 1 17 21 21 0 Keine Impfung nach Anamnese 1.1% 0.1% 0.4% 0.4% 0.4% 0 151 241 459 651 587 64 Erstmalige Impfung 14.2% 13.3% 12% 12.7% 12.5% 15.0% Unerwünschte 5 4 9 23 22 1 Arzneimittel- wirkungen 0.5% 0.3% 0.2% 0.5% 0.4% 0.2% Das Durchschnittsalter der «Vergleichspopulation» beträgt 57.5 Jahre (Standardabweichung 16.5; Median 59.0; IQR 24) und unterscheidet sich signifikant (p65 Jahre mit 39.4% in der «Studienpopulation» gegen 58.2% in der «Patientengruppe Diabetes» (vgl. Abbildung 4). Von der Auswertung ausgeschlossen wurden Personen, für welche ein Alter unter 16 Jahren angegeben wurde (vier Personen der Patientengruppe Diabetes und zehn Personen der Vergleichspopulation). 5
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 Abbildung 4: Altersverteilung in der «Patientengruppe Diabetes» (n=423) und in der «Vergleichspopulation» (n=4’673) In der «Patientengruppe Diabetes» beträgt der Frauenanteil 38.2%, gegen 53.6% in der «Vergleichspopulation». Die Geschlechtsverteilung nach Altersgruppe in der «Patientengruppe Diabetes» sowie in der Vergleichsgruppe ist in Abbildung 5 dargestellt. Abbildung 5: Geschlechtsverteilung nach Altersgruppen in der «Patientengruppe Diabetes» (n=423) und in der «Vergleichspopulation» (n=4’673) Empfehlung für Grippeimpfung Die saisonale Grippeimpfung wird gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) folgenden Personen empfohlen 3: • Personen ab 65 Jahren; schwangeren Frauen und solchen, die in den letzten vier Wochen entbunden haben; Frühgeborene; Personen in Alters- und Pflegeheimen und Einrichtungen für chronische Erkrankungen; Personen mit einer der folgenden chronischen Erkrankungen: Herzerkrankung; Lungenerkrankung; Stoffwechselstörungen; neurologische oder muskuloskelettale Erkrankung; Hepatopathie; Niereninsuffizienz; Asplenie oder Funktionsstörung der Milz; Immundefizienz 3 https://www.impfengegengrippe.ch; aufgerufen am 8.4.2020 6
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 • Personen, welche in der Familie oder im Rahmen ihrer privaten oder beruflichen Tätigkeiten regelmässigen Kontakt haben mit oben erwähnten Risikopersonen oder Säuglingen unter 6 Monaten • Allen Medizinal- und Pflegefachpersonen, allen im paramedizinischen Bereich tätigen Personen, Mitarbeitende von Kinderkrippen, Tagesstätten sowie Alters- und Pflegeheimen, inklusive Studierende sowie Praktikant*innen Zudem kann die saisonale Grippeimpfung ebenfalls für alle Personen in Betracht gezogen werden, die ihr Risiko für eine Grippeerkrankung aus privaten und/oder beruflichen Gründen vermindern möchten. In der «Patientengruppe Diabetes» haben 261 Personen [61.1%], in der «Vergleichspopulation» 2'200 Personen [47.0%], mindestens eine dieser Empfehlungen (Mehrfachantwort möglich) als Grund für den Wunsch nach einer Grippeimpfung angegeben. Die angegebenen Gründe für den Wunsch nach der Grippeimpfung in der Patientengruppe Diabetes und der Vergleichspopulation sind in Abbildung 6 dargestellt. Abbildung 6: Begründung für Wunsch Grippeimpfung in der Patientengruppe Diabetes (n=427) und der Vergleichspopulation (n=4'683) Bestehende Grunderkrankungen / chronische Krankheiten: In der «Patientengruppe Diabetes» befinden sich aktuell 380 Personen [89.0%] in regelmässiger ärztlicher Kontrolle. In der «Vergleichspopulation» sind es 1'817 [38.8%]. An einer Grunderkrankung oder an einer chronischen Krankheit (vgl. Triage-Fragebogen im Anhang) leiden 1’933 Personen [37.8%] der gesamten «Studienpopulation». Die bestehenden Grunderkrankungen und chronischen Krankheiten der Vergleichsgruppe, der «Patientengruppe Diabetes», der «Studienpopulation» 2019, sowie der «Studienpopulation» 2018 sind in Abbildung 7 dargestellt. 7
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 Abbildung 7: Grunderkrankungen und chronische Krankheiten in der Vergleichsgruppe (n=4‘683), der «Patientengruppe Diabetes» (n=427), der «Studienpopulation» 2019 (5‘110) und der «Studienpopulation» 2018 (n=3‘839) Ausschlusskriterien und impfspezifische Gesundheitsrisiken Bei akutem Krankheitsgefühl sowie bei Fieber in den letzten 48 Stunden ist eine Verschiebung der Impfung bis nach Abklingen der Symptome notwendig. Bei drei der 5’110 erfassten Personen musste die Impfung aufgrund eines solchen temporären Ausschlusskriteriums verschoben werden. Bei einer vierten Person wurde die Impfung ebenfalls verschoben, der Grund wurde jedoch nicht erfasst. Keine dieser vier Personen gehörte zur «Patientengruppe Diabetes». Zusätzlich wurde abgeklärt, ob die Personen jemals bei einer Impfung oder Blutentnahme in Ohnmacht gefallen sind oder sich übel gefühlt haben. Da Personen mit einer Kollaps-Anamnese dazu neigen erneut zu kollabieren gilt die Empfehlung, diese im Liegen zu impfen und anschliessend gut zu beobachten. Insgesamt 106 Personen der «Studienpopulation» [2.1%] berichteten über Ohnmacht oder Übelkeit bei einer früheren Impfung oder Blutentnahme (5 Personen [1.2%] in der «Patientengruppe Diabetes» und 101 [2.2%] in der «Vergleichspopulation»). Bei 104 [98.1%] dieser Personen der «Studienpopulation» mit früherer Impfreaktion wurde die Impfung in der Apotheke trotzdem durchgeführt, wobei die Dokumentationsvorlage keine näheren Angaben vorsah, ob diese Impfungen wie empfohlen im Liegen durchgeführt wurden. Keine dieser Personen hat nach der Impfung eine unerwünschte Wirkung gemeldet, weder lokal noch systemisch. 8
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 Folgende Risikofaktoren werden als impfspezifische Gesundheitsrisiken betrachtet: • Allergie auf Hühnereiweiss oder auf einen anderen Bestandteil des Impfstoffes • Diverse Ausschlusskriterien: schwere Nebenwirkungen während oder nach einer früheren Impfung, Schwangerschaft, Immunschwäche oder –krankheit, bekanntes erhöhtes Blutungsrisiko • Regelmässige Einnahme von gewissen Medikamenten: Blutgerinnungshemmer (ausser Aspirin), Kortison (>20mg/d Prednison oder äquivalent) oder andere Medikamente, welche die Immunabwehr hemmen Liegt eines oder mehrere dieser Impfrisiken vor, wird eine ärztliche Abklärung empfohlen. Ob betroffene Personen trotz diesen impfspezifischen Gesundheitsrisiken ohne ärztliche Verordnung in der Apotheke geimpft werden dürfen, wird kantonal geregelt. So gibt es keine Impfrestriktionen bei Personen mit besonderem Impfrisiko in den Kantonen BS und BL. Im Kanton SO dürfen hingegen nur Personen ohne impfspezifisches Gesundheitsrisiko in der Apotheke geimpft werden. In der «Patientengruppe Diabetes» waren 52 Personen [12.2%], in der «Vergleichspopulation» 237 Personen [5.1%] von mindestens einem dieser besonderen Impfrisiken betroffen. In der gesamten «Studienpopulation» waren es 289 [5.7%]. (Vgl. Tabelle 4). Tabelle 4: Besondere Impfrisiken in der «Patientengruppe Diabetes», in der «Vergleichspopulation» sowie in der gesamten «Studienpopulation» «Patientengruppe «Vergleichs- «Studienpopulation» Diabetes» (n=427) population» (n=4'683) (n=5'110) n % n % n % Anzahl Personen mit Impfrisiko 52 12.2 237 5.1 289 5.7 Hühnereiweiss 0 0 2 0.0 2 0.0 Allergie Anderer Bestandteil des 0 0 2 0.0 2 0.0 Impfstoffes Schwere Nebenwirkung 0 0 9 0.2 9 0.2 auf frühere Impfung Schwangerschaft 0 0 20 0.4 20 0.4 Diverses Immunschwäche oder 10 2.3 54 1.2 64 1.3 -krankheit Blutgerinnungsstörung 4 0.9 24 0.5 28 0.5 Blutgerinnungshemmer 32 7.5 115 2.5 147 2.9 (ausser Aspirin) Regelmässige Kortison (>20mg/d Einnahme von 3 0.7 17 0.4 20 0.4 Prednisonäquivalent) gewissen Medikamenten Anderes Medikament, welches die 8 1.9 46 1.0 54 1.1 Immunabwehr hemmt In der «Patientengruppe Diabetes» wurden alle Personen mit besonderem Impfrisiko geimpft, in der Vergleichspopulation 221 [93.2%]. Unter den Personen der Studienpopulation welche im Kanton SO erfasst wurden (n=207) waren 8.7% (18 Personen) von mindestens einem besonderen Impfrisiko betroffen. Bei allen diesen 18 Personen [100%] wurde die Impfung in der Apotheke durchgeführt, wobei die Hälfte (n=9) über eine ärztliche Verordnung verfügte (Vgl. Tabelle 5). 9
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 Tabelle 5: Vorgehen bei Personen mit besonderem Impfrisiko Im Kanton Solothurn «Patientengruppe erfasste Personen der «Vergleichspopulation» Diabetes» Studienpopulation mit (n=237) (n=52) besonderem Impfrisiko (n=18) n % n % n % Impfung durchgeführt 52 100.0 221 93.2 18 100.0 Ärztliche Verordnung 3 5.8 31 13.1 9 50.0 Weiterleitung an Arzt 0 0 13 5.5 0 0 Meldung einer lokalen 0 0 1 0.4 0 0 UAW Impfentscheid und Dokumentation Nach Erfassung im System wurden 5’089 Personen [99.5%] der «Studienpopulation» in der Apotheke geimpft: 427 [100.0%] der «Patientengruppe Diabetes» und 4’662 [99.6%] der «Vergleichs- population». Bei total 24 Personen (0.5% der «Studienpopulation») wurde nach der Anamnese die Impfung in der Apotheke nicht durchgeführt. Gründe waren ein besonderes Impfrisiko bei 12 Personen, eine Grunderkrankung oder Grundmedikation bei 3 Personen, eine Person verzichtete auf die Impfung und für die verbleibenden 8 Personen fehlt eine diesbezügliche Angabe. Insgesamt 13 Personen wurden an einen Arzt weitergeleitet, bei 4 Personen wurde die Impfung verschoben und später durchgeführt und zu 7 Personen fehlen diesbezügliche Angaben. Die durchgeführten Impfungen, die Massnahmen bei nicht durchgeführter Impfung sowie die Dokumentation der durchgeführten Impfungen sind in Tabelle 6 zusammengefasst und mit den Daten des Vorjahres verglichen. Tabelle 6: Zusammenfassung des Impfentscheides und der Dokumentation Studienpopulation Studienpopulation Patientengruppe Vergleichs- 2018 2019 Diabetes population 3’839 5’110 427 4’683 n % n % n % n % Impfungen durchgeführt 3’822 99.6 5’089 99.5 427 100 4’662 99.6 Impfung 2 0.1 4 0.1 0 0.0 4 0.1 verschoben An Arzt Impfungen 9 0.2 13 0.3 0 0.0 13 0.3 weitergeleitet nicht durchgeführt Massnahme 3 0.1 7 0.1 0 0.0 7 0.1 unbekannt Total 14 0.4 24 0.5 0 0.0 24 0.5 Impfausweis 375 9.8 378 7.4 26 6.1 352 7.5 Doku- Elektronisches 142 3.7 136 2.7 7 1.6 129 2.8 mentation Impfdossier Keinen Eintrag 3’314 86.3 2’932 57.6 260 60.9 2’672 57.1 gewünscht 10
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 Unerwünschte Wirkungen Insgesamt haben 23 Personen [0.5%] der «Studienpopulation» nach der Impfung unerwünschte Symptome gemeldet. Eine einzige Meldung stammte aus der «Patientengruppe Diabetes», mit Schwindel zwei Stunden nach der Impfung (systemische Reaktion). In der «Vergleichsgruppe» wurden 22 unerwünschte Symptome gemeldet: Zwei Fälle mit systemischer Reaktion (Kopfschmerzen, erhöhte Temperatur 5-24 Stunden nach der Impfung, Nesselfieber), 19 Fälle mit lokalen Reaktionen (Schmerzen an der Injektionsstelle) und ein Fall mit sowohl systemischer als auch lokaler Reaktion. Preis und Zeitaufwand Während die Kosten der Grippeimpfung für die «Patientengruppe Diabetes» im Rahmen des Pilotprojektes «Grippeimpfung von Personen mit einer chronischen Erkrankung in den Kantonen beider Basel» durch den Berufsverband übernommen wurden (Unkostenbeitrag von CHF 39.- pro durchgeführte Impfung), mussten die anderen Personen selbst für die Kosten aufkommen. Die CSS und die Visana unterstützten die allgemeine Grippeimpfkampagne in Schweizer Apotheken und beteiligten sich bei ihren Versicherten mit einer Heilungskosten-Zusatzversicherung pauschal mit CHF 30.- pro durchgeführte Grippeimpfung in einer Apotheke. Diese Beteiligung galt unabhängig davon, ob die versicherte Person Teil des Pilotprojekts war oder nicht. Bei der Mitfinanzierung der Krankenkassen wurde der Anteil des Berufsverbandes bei der «Patientengruppe Diabetes» entsprechend gekürzt. In der «Studienpopulation» verfügten 389 Personen [7.6%] über eine entsprechende Zusatzversicherung bei der CSS und 175 Personen [3.4%] bei der Visana, in der «Patientengruppe Diabetes» waren es 24 [5.6%] bei der CSS und 12 [2.8%] bei der Visana. Die Apotheken waren in der Preisgestaltung für die Impfung frei. Die meisten Apotheken (78.4% der Apotheken der «Studienpopulation») verlangten für die Durchführung der Grippeimpfung in der Apotheke inkl. Impfstoff zwischen CHF 31.- und 40.-. Die Kosten, aufgeteilt nach Impfkanton, sind in Tabelle 7 dargestellt. Tabelle 7: Kosten pro Impfung nach Kanton Basel-Stadt Basel-Landschaft Solothurn (n=2’281) (n=2’622) (n=207) Kosten pro Impfung in CHF n % n % n % < 30.- 256 11.2 273 10.4 19 9.2 31 - 40.- 1’804 79.1 2’023 77.2 177 85.5 41 - 50.- 179 7.8 208 7.9 0 0.0 >50.- 0 0.0 2 0.1 0 0.0 31.- - 50.-* 39 1.7 116 4.4 11 5.3 * Die Preisgruppe CHF 31-50.- stammt vom letztjährigen Fragebogen. Die Auswahl dieser Preisgruppe bei 166 Personen [3.2%] der «Studienpopulation» zeigt auf, dass im aktuellen Jahr einige Triagen irrtümlich mithilfe des Fragebogens 2018 dokumentiert wurden. Die Frage nach dem ungefähren Zeitaufwand zur Dokumentation der Impfung in der Datenbank phs- net wurde in der «Studienpopulation» für 2’564 Impfungen [49.8%] beantwortet. Der durchschnittliche Zeitaufwand betrug 6.8 Minuten (Standardabweichung: 3.4; Median 6.8, IQR 5.0) (Vgl. Tabelle 8). 11
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 Tabelle 8: Zeitaufwand zur Dokumentation der Impfung in der Datenbank phs-net «Studienpopulation» «Patientengruppe «Vergleichspopulation» (n=2’564) Diabetes» (n=232) (n= 2’332) Durchschnittlicher 6.8 + 3.4 Minuten 7.8 + 3.3 Minuten 6.7 + 3.4 Minuten Zeitaufwand 0-5 Minuten 60.2% 35.8% 62.6% 6-10 Minuten 34.2% 55.6% 32.1% >10 Minuten 5.6% 8.6% 5.3% Zusätzliche Informationen zur Grippeimpfung (freiwillige Angaben) Erstmals geimpft wurden 64 Personen [15.0%] der «Patientengruppe Diabetes» und 587 Personen [12.5%] der Vergleichsgruppe (fehlende Antwort bei 31 Personen [7.3%] der «Patientengruppe Diabetes» und 626 Personen [13.4%] der «Vergleichspopulation»). Der Prozentanteil der Erstimpfungen im Verlauf der Jahre ist in Abbildung 8 dargestellt. Abbildung 8: Prozentanteil der Erstimpfungen im Verlauf der Zeit In der «Patientengruppe Diabetes» hatten sich 332 Personen [77.8%] bereits im Vorjahr gegen Grippe impfen lassen, davon haben 316 den Ort der letztjährigen Impfung angegeben. In der «Vergleichspopulation» hatten sich 3'470 [74.1%] bereits im Vorjahr impfen lassen, 3’073 haben den Impfort angegeben (vgl. Abbildung 9). 12
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 Abbildung 9: Ort der letztjährigen Impfung unter bereits im Vorjahr geimpften Personen der «Patientengruppe Diabetes» (n=316) und der «Vergleichspopulation» (n=3’073) Die Frage, ob die Impfinteressierten einen Hausarzt haben, wurde von 271 Personen [63.5%] der «Patientengruppe Diabetes» und 2'513 Personen [53.7%] der Vergleichsgruppe beantwortet. Davon haben 262 Personen [96.7%] der «Patientengruppe Diabetes» und 2'241 [89.2%] der «Vergleichspopulation» angegeben, einen Hausarzt zu haben. Keinen Hausarzt haben somit in der «Patientengruppe Diabetes» 3.3% und in der «Vergleichspopulation» 10.8%. Die Frage «Wurden Sie spezifisch durch die Dienstleistung Impfen in der Apotheke zum Impfen motiviert?» wurde insgesamt von 2'713 Personen [53.1% der Studienpopulation] beantwortet. Die Antworten für die «Studienpopulation», die «Patientengruppe Diabetes» und die «Vergleichspopulation» sind in Abbildung 10 dargestellt. Zusätzlich enthält die Abbildung die Antworten der Personen der Studienpopulation, welche angegeben haben keinen Hausarzt zu haben (n=252) und derjenigen, welche sich in diesem Jahr erstmals gegen Grippe impfen liessen (n=420). Abbildung 10: Antworten zur Frage «Wurden Sie spezifisch durch die Dienstleistung Impfen in der Apotheke zum Impfen motiviert?» 13
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 4. Diskussion 4.1. Grippeimpfung 2019/20 in Apotheken beider Basel: Vergleich mit den Vorjahren Die Diskussion der Resultate aus der Evaluation der Grippeimpfung 2019/20 basiert auf den in der nationalen Datenbank phs-net dokumentierten Fälle und umfasst Vergleiche mit früheren Evaluationen, welche aber nicht auf dieser Datenbank beruhten. Die früheren Evaluationen nutzten elektronisch einlesbare Protokolle, welche mit weniger Aufwand und weniger abgefragten Aspekten obligatorisch zu allen Impfungen erstellt werden mussten für die jährlichen Berichte zu Handen der Apothekenberufsverbände von BS und BL. Diese methodischen Unterschiede müssen als Limitation bei den Vergleichen berücksichtigt werden. Die Anzahl Impfungen, welche durch die Apotheker*innen selbst durchgeführt und im phs-net erfasst wurden, ist mit einem Zuwachs von gut 10% im Vergleich zum Vorjahr erheblich angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr hatten 16 zusätzliche Apotheken im Kanton BS (+55.2%) Grippeimpfungen durch zertifizierte Apotheker*innen angeboten. Die Möglichkeit, die Grippeimpfung selbst durchzuführen, hat sich somit auch im Stadtkanton rasch durchgesetzt und umfasst nun 45 der total 75 Apotheken. Die Nachfrage nach einer Impfung in der Apotheke hat sich entsprechend auf eine grössere Anzahl Apotheken verteilt, womit die durchschnittliche Anzahl Impfungen pro Apotheke leicht gesunken ist. Angebot und Nachfrage sind im Kanton BL, wo die Möglichkeit für Apotheken selbst zu impfen bereits seit fünf Jahren besteht, mit einer Impfapotheke weniger und insgesamt nur vier zusätzlichen Impfungen im Vergleich zum Vorjahr sehr stabil geblieben. Im Vorjahr wurden in den beiden Kantonen BS und BL noch über ein Drittel der durchgeführten Impfungen nicht über das von pharmaSuisse zur Verfügung gestellte System phs-net, sondern vom Verband mit einer einfachen Umfrage erfasst. Auch in diesem Jahr war es prinzipiell möglich, Impfungen nur in einem Apotheken eigenen System zu dokumentieren (z.B. wenn keine zentralisierte Datenerfassung erlaubt wurde). Die Anzahl effektiv ausgeführter Grippeimpfungen ist wohl grösser. Im Rahmen dieser Evaluation konnten aber ausschliesslich Impfungen in einer deskriptiven Analyse beschrieben werden, welche in der nationalen Datenbank phs-net erfasst wurden. Dank der Einwilligung zur anonymen statistischen Auswertung von einer grossen Mehrheit der Personen (knapp 90% haben ihre Daten freigegeben) können die Resultate zumindest für die im phs-net- erfassten Impfungen als repräsentativ betrachtet werden. 4.2. Pilotprojekt: «Grippeimpfung von Personen mit einer chronischen Erkrankung in den Kantonen beider Basel» Eine vertiefte Analyse konnte für die 5’110 Personen («Studienpopulation») durchgeführt werden, welche in einer der 65 am Pilotprojekt teilnehmenden Apotheken eine Impfung wünschten und ihre elektronisch erfassten Daten zur anonymen Analyse freigegeben haben. Die «Studienpopulation» umfasst die «Patientengruppe Diabetes» und die «Vergleichspopulation». In die «Patientengruppe Diabetes» konnte nur aufgenommen werden, wenn als einziges Kriterium «das Vorliegen eines medikamentös therapierten Diabetes» gegeben war. Dies galt für 427 Personen (8.4%) der «Studienpopulation». Die wesentlichsten Unterschiede zwischen der «Patientengruppe Diabetes» und der «Vergleichspopulation» werden im Folgenden vertieft diskutiert. Es muss beachtet werden, dass das Ausschliessen von Diabetespatienten aus der «Vergleichspopulation» diese zu einer «gesünderen» Population machen als die «Studienpopulation». Diese Verzerrung der Resultate muss im Folgenden jeweils bedacht werden. Das Durchschnittsalter war in der «Patientengruppe Diabetes» mit 65.6 + 13.0 Jahren viel höher als in der «Vergleichspopulation» (57.5 + 16.5 Jahre). Dies lässt sich damit erklären, dass allgemein die Morbidität im Alter zunimmt und somit auch das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Entsprechend ist 14
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 in der «Patientengruppe Diabetes» die Altersgruppe >65 Jahre mit 58.2% am stärksten vertreten. Dass das Risiko, an Diabetes zu erkranken in der Altersgruppe 65 Jahre durch die generelle Impfempfehlung aufgrund des Alters besonders stark vertreten wäre, sind in der «Vergleichspopulation» die Altersgruppen 46-64 Jahre und >65 Jahre mit 37.8% und 37.6% gleich stark vertreten. Auch bei jüngeren Personen fand das Angebot der Apotheke grossen Anklang, 25.3% der Vergleichsgruppe waren 65-jährigen und der aufgrund des Alters offiziell vorliegenden Impfempfehlung, erwartungsgemäss ist. In der «Vergleichspopulation» war der allgemeine Wunsch nach einer Verminderung des Risikos einer Grippeerkrankung mit 26.5% der häufigste Grund für die Grippeimpfung. Insgesamt erfüllten 2’917 Personen (57.1% der «Studienpopulation») mindestens eines der Kriterien, welche zu einer offiziellen Empfehlung für eine Grippeimpfung des BAGs führt (Alter, chronische Erkrankung mit Impfempfehlung, regelmässiger Kontakt zu Risikopersonen, Schwangerschaft, Beschäftigung im Gesundheitswesen, Immundefizit oder Einnahme von Immunhemmenden Medikamenten). Aufgrund des manifesten Diabetes, lag für die gesamte «Patientengruppe Diabetes» per se eine Impfempfehlung vor. In der Vergleichsgruppe erfüllten aufgrund der verfügbaren Daten 53.3% der Geimpften die Bedingungen gemäss der offiziellen Impfempfehlung. Die vertiefte Analyse unter den Personen der «Studienpopulation» für welche eine offizielle Indikation zur Grippeimpfung vorlag hat folgendes ergeben: • Die Mehrheit (56.2%) der 1'633 Personen welche die Frage «Wurden Sie spezifisch durch die Dienstleistung Impfen in der Apotheke zum Impfen motiviert?» beantwortet haben, hat angegeben durch das Angebot der Apotheke zur Impfung motiviert worden zu sein. Es kann angenommen werden, dass sich einen Grossteil dieser Personen ohne Angebot der Apotheke trotz vorliegender Impfempfehlung nicht hätte impfen lassen. • Es haben sich 12.5% der 2'620 Personen welche die Frage zur Erstimpfung beantwortet haben in der Impfsaison 2019/20 erstmals gegen Grippe impfen lassen, wovon gut die Hälfte (59.6%) durch das Angebot der Apotheke zur Impfung motiviert wurden. • Die Frage zum Hausarzt wurde durch 1'676 Personen beantwortet, davon haben nur 7.5% angegeben keinen Hausarzt zu haben. Somit scheint die Möglichkeit einer Impfung in der Apotheke trotz Übernahme der Kosten durch den Patienten auch für Risikopersonen mit Hausarzt ein attraktives Angebot zu sein. Erwähnenswert ist auch, dass obwohl 14.9% der «Vergleichspopulation» das Vorliegen einer chronischen Erkrankung angaben und somit die offizielle Impfempfehlung gegeben war, nur 4.6% eine chronische Erkrankung als Grund für den Wunsch nach einer Grippeimpfung angaben. Es kann angenommen werden, dass die Impfempfehlung aufgrund erhöhtem Komplikationsrisiko bei einer Grippeerkrankung unter den Personen mit chronischer Erkrankung ungenügend bekannt ist. 4https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitszustand/krankheiten/diabetes.html; aufgerufen am 8.4.2020 15
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 Nur eine Minderheit der «Studienpopulation» (5.7%) wies ein besonderes Impfrisiko auf (Hauptrisiken: regelmässige Einnahme eines Blutgerinnungshemmers (2.9%), eines Medikamentes welches die Immunabwehr hemmt (1.5%) sowie Immunschwäche allgemein (1.3%)). Dies zeigt, dass sich primär Personen ohne Vorliegen von besonderen Impfrisiken vom Angebot der Apotheke angesprochen fühlen und die komplexeren Fälle weiterhin durch die Ärzt*innen geimpft werden. Die Anzahl Erstimpfungen der «Vergleichsgruppe» entspricht mit 12.5% den Werten der letzten zehn Jahren. In der «Patientengruppe Diabetes» hingegen wurden mit 15.0% mehr Erstimpfungen als üblich gemeldet. Dass sich gerade in dieser Risikogruppe so viele Personen in der Apotheke erstmals impfen liessen, zeigt den Mehrwert der Dienstleistung. Es kann vermutet werden, dass sich die betroffenen Personen ihres Gripperisikos nicht bewusst waren und die aktive Ansprache in der Apotheke oder die Kostenübernahme der Impfung im Rahmen des Pilotprojektes sie zur Impfung motivierte. Unter den Personen, welche sich 2019/20 nicht erstmals gegen Grippe impfen liessen, wurde ca. ein Drittel der «Patientengruppe Diabetes» und zwei Drittel der «Vergleichspopulation» bereits im Vorjahr in der Apotheke geimpft. Dies zeigt, dass sich das Angebot besonders in der «Vergleichspopulation» gut etabliert hat und die im Vorjahr gesammelten Erfahrungen geschätzt wurden. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Personen und auch die erstmals Geimpften, die nächsten Jahre erneut in der Apotheke werden impfen lassen. Im Vergleich zur «Vergleichspopulation» hatte in der «Patientengruppe Diabetes» ein deutlich höherer Anteil Personen (67.9% versus 53.3%) angegeben, spezifisch durch die Dienstleistung Impfen in der Apotheke zum Impfen motiviert worden zu sein. Das Ziel, durch ein kostenloses Impfangebot die Impfung von Diabetiker*innen in der Apotheke gezielt zu fördern, kann somit als erreicht angesehen werden. Während in der Fachinformation 5 über sehr häufige lokale (Schmerzen an der Injektionsstelle bis 40.9%) und systemische (Myalgie in 11.8%, Abgeschlagenheit in 11.1% und Kopfschmerzen in 9.2%) unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs) berichtet wird, blieben auch dieses Jahr die Rückmeldungen zu UAWs nach der Grippeimpfung mit 0.5% der «Studienpopulation» sehr selten. Der Impffragebogen sieht zwar die Dokumentation von UAWs nach Impfung (Sofortreaktion oder nach Rückmeldung vom Kunden) vor, die Kunden wurden jedoch nicht speziell aufgefordert, UAWs zu melden. Es muss somit davon ausgegangen werden, dass die Anzahl effektiv aufgetretenen UAWs viel höher liegt als die gemeldeten. Die elektronische Dokumentation erforderte in der «Studienpopulation» durchschnittlich einen Zeitaufwand von knapp sieben Minuten. Der erhöhte Zeitbedarf für die Dokumentation der «Patientengruppe Diabetes» (durchschnittlicher Zeitaufwand 7.8 Minuten) kann auf die komplexere Anamnese aufgrund der Grunderkrankung zurückgeführt werden. Für eine Kosten-Nutzen-Bilanz fehlt die Angabe des Zeitaufwandes für die Verabreichung der Impfung und, falls vom Kunden erwünscht, für die Dokumentation im Impfdossier. Die Mehrheit der geimpften Personen (57.6%) wünschte jedoch weder einen Eintrag der Grippeimpfung im Impfausweis noch im elektronischen Impfdossier. Die freie Preisgestaltung der Impfung zeigt eine grosse Spannweite der Kosten pro Impfung, von unter CHF 30.- bis über CHF 50.-. Gut drei Viertel der Apotheken verlangten einen Betrag zwischen CHF 31 und 40.- pro Impfung inkl. Impfstoff. Dieser entspricht ebenfalls der im Rahmen der früheren Grippeimpfaktionen (Kanton BS und BL) verrechneten Entschädigung (CHF 39.-). 5 Fachiformation Fluarix Tetra; www.swissmedicinfo.ch; abgerufen am 19.4.2020 16
Esther Spinatsch, Pharmaceutical Care Research Group 26.05.2020 5. Konklusion Während sich die Möglichkeit für Apotheken die Grippeimpfung selbst durchzuführen im Kanton Basel-Landschaft in den vergangenen Jahren bereits gut etabliert hat und die Anzahl teilnehmenden Apotheken und durchgeführten Impfungen stabil geblieben sind, konnte im Kanton Basel-Stadt in der Grippesaison 2019/20 ein starker Zuwachs des Angebots beobachtet werden. So wurden in insgesamt 79 Apotheken der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft in der Grippeimpfsaison total 6'653 Impfungen durch Apotheker*innen durchgeführt und auf der Datenplattform phs-net dokumentiert. Die Datenauswertung der 5'110 Personen, welche Ihre Daten zur anonymen Analyse freigegeben hatten zeigte, dass für mehr als die Hälfte der Studienpopulation gemäss den nationalen Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit eine klare Indikation zur Grippeimpfung vorlag. Obwohl davon fast alle über einen Hausarzt verfügen und die Kosten der Grippeimpfung bei Durchführung beim Arzt von der Grundversicherung übernommen worden wären, wurde die Apotheke als Impfort gewählt. Die praktischen Aspekte der Grippeimpfung in der Apotheke (z.B. einfache Zugänglichkeit und erweiterte Öffnungszeiten) werden als Hauptgrund für die grosse Nachfrage in der berufstätigen Altersgruppe
Grippe Datum: ................................... Dossiernummer (aus Online-Tool) Triage-Fragebogen zur Grippeimpfung durch Apotheker/innen Informationen zur Grippeimpfung Die saisonale Grippeimpfung wird empfohlen für (bitte zutreffendes ankreuzen): ▢ Personen ab 65 Jahren ▢ Personen, die aus beruflichen oder privaten Gründen regelmässig Kontakt zu Risikopersonen mit erhöhtem Komplikationsrisiko oder zu Säuglingen
JA NEIN Befinden Sie sich zur Zeit in regelmässiger ärztlicher Kontrolle? ▢ ▢ Sind Sie jemals bei einer Impfung oder Blutentnahme in Ohnmacht gefallen ▢ ▢ oder ist Ihnen übel geworden? Ärztliche Verordnung JA NEIN Rezept für die Impfung vorhanden? ▢ ▢ (z. B. bei besonderem Impfrisiko oder für Kantone, die die Impfung nur auf Rezept bewilligen) Bestehende Grunderkrankungen Beachten Sie bitte die kantonalen Vorschriften; Angaben freiwillig JA NEIN Leiden Sie an einer Grunderkrankung oder chronischen Krankheit? ▢ ▢ Wenn ja, welche? ▢ Hypertonie ▢ Schilddrüsenfunktionsstörung ▢ Herz-/Gefässerkrankung ▢ Erkrankung des Magen-Darmtraktes ▢ Lungenerkrankung ▢ Entzündliche Erkrankung (z. B. Asthma, COPD) ▢ Erkrankung des Zentralnervensystems ▢ Stoffwechselerkrankung (z. B. Diabetes, erhöhte Blutfette) ▢ Andere Erkrankungen, nämlich: .............................................................................................................. C Zusätzliche Informationen zur Grippeimpfung JA NEIN Angaben freiwillig Ist dies das erste Mal, dass Sie sich gegen Grippe impfen lassen? ▢ ▢ Erfolgte die letzte Grippeimpfung ▢ in der Apotheke? ▢ beim Hausarzt? ▢ im Spital? ▢ anderes? Wurden Sie spezifisch durch die Dienstleistung Impfen in der Apotheke zum Impfen motiviert? ▢ ▢ Haben sie einen Hausarzt? ▢ ▢ Bemerkungen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ...................................................................................................................................................................................................................................................... . © pharmaSuisse 9/2019 | Grippe ...................................................................................................................................................................................................................................................... . ...................................................................................................................................................................................................................................................... .
D Informationen zu den unerwünschten Wirkungen und Einverständnis des Kunden →→ Reaktionen an der Injektionsstelle (Schmerz, Rötung, Juckreiz) kommen häufig vor und verschwinden meistens innert 2 Tagen. →→ Reaktionen, die den ganzen Körper betreffen (Fieber, Muskelschmerzen, Unwohlsein) treten bei ca. 5 % der Geimpf- ten auf; sie halten selten länger als 2 Tage an. →→ Schwere Nebenwirkungen (Nesselfieber, Schwellungen, Asthma, Schock) treten äusserst selten auf. Ein Zusammen- hang zwischen Lähmungen (Guillain-Barré-Syndrom, GBS) und der Grippeimpfung ist nicht klar erwiesen; dazu kommt es evtl. in einem Fall pro 1 Million geimpfter Personen. Sollten Symptome auftreten, die Sie beunruhigen, so informieren Sie bitte unverzüglich uns oder einen Arzt. ▢ Ich habe obige Informationen zur Kenntnis genommen und bestätige, auch über den Preis der Impfung informiert worden zu sein. Allfällige Fragen konnte ich vorgängig mit der behandelnden Fachperson klären. Ich habe keine weiteren Fragen. Durch meine Unterschrift erkläre ich mich mit der Durchführung dieser Impfung einverstanden. ▢ Ich bin damit einverstanden, dass meine Daten zu statistischen Zwecken anonymisiert bearbeitet werden. Mit meiner Unterschrift erkläre ich, dass sämtliche im Fragebogen erfassten Daten richtig und vollständig sind. Ort/Datum: .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterschrift des/r Kunden/in: ..................................................................................................... . E Angaben zum Impfakt ▢ Impfung durchgeführt ▢ Eintrag ins elektronische Impfdossier, inklusive Chargennummer des Impfstoffs ▢ Eintrag im Impfausweis, inklusive Chargennummer des Impfstoffs ▢ Kein Eintrag in Impfausweis/-dossier gewünscht Name Impfstoff: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lotnummer Impfstoff: Klebeetikette des Impfstoffs Bemerkungen zur Impfung: .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ▢ Impfung nicht durchgeführt, weil ▢ Unwohlsein Kunde ▢ besonderes Impfrisiko (siehe unter Punkt B) ▢ Verzicht Kunde ▢ Grunderkrankung/Grundmedikation ▢ Impfung für Kunden nicht indiziert (Zielgruppe) ▢ Impfung verschoben ▢ an Arzt weitergeleitet Ungefährer Zeitaufwand zum Ausfüllen des Fragebogens: ............... Minuten Wieviel verlangen Sie für eine Grippeimpfung? ▢ ≤30 CHF ▢ 31 – 40 CHF ▢ 41 – 50 CHF ▢ >50 CHF Ort/Datum: ........................................... Unterschrift des/r zuständigen Apothekers/in: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Unerwünschte Wirkung nach Impfung (Sofortreaktion oder nach Rückmeldung vom Kunden) ▢ lokale Reaktion ▢ systemische Reaktion: ▢ mit Notfallkontakt ▢ Impfzwischenfall gemeldet (Pharmakovigilanz, EIViS) Beschreibung (inkl. Follow-up): © pharmaSuisse 9/2019 | Grippe ..................................................................................................................................................................................................................................................... . Rückmeldedatum: ......................................................................... Dieses Dokument muss mindestens 10 Jahre oder gemäss kantonalen Vorschriften aufbewahrt werden.
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