Fallstudie Siemens: modernes Stammhauskonzept - Seminar "Übungen zur Organisation"

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Fallstudie Siemens: modernes Stammhauskonzept - Seminar "Übungen zur Organisation"
Seminar „Übungen zur Organisation“
WS 2003/2004

                      Fallstudie
  Siemens: modernes Stammhauskonzept

                 Referent: Henning Stöcks
                     29. Oktober 2003
Fallstudie – Siemens: modernes Stammhauskonzept
Gliederung

                        1. Einleitung

                        2. Entwicklung der
                           Organisationsstruktur

                        3. Kritische Analyse

                        4. Vorschläge

                        5. Zusammenfassung
Fallstudie – Siemens: modernes Stammhauskonzept
Einleitung

Problem:     - Wodurch wurde die Entstehung der heutigen
               Struktur beeinflusst?
             - Inwieweit kann Siemens als modernes
               Stammhaus bezeichnet werden?

Ziel:        - Beschreibung der Veränderungen der
               Organisationsstruktur
             - kritische Analyse der Entstehung der heutigen
               Struktur
             - Vorschläge für die weitere Entwicklung
Entwicklung der Organisationsstruktur
Veränderungsphasen – Erste Reorganisation

• nach Gründung der Telegraphenanstalt von Siemens &
  Halske 1847 Konzentration auf Schwachstromtechnik
• Änderung der Situation 1854 durch Großauftrag aus Russland
• Inhaber trafen wichtige Unternehmensentscheidungen;
  operative Entscheidungen wurden dezentralisiert

       Im Zuge der ersten Reorganisation 1854 wurde
         eine funktionale Organisationsstruktur und
       mit ihr eine zweite Führungsebene eingerichtet.
Entwicklung der Organisationsstruktur
Veränderungsphasen – Zweite Reorganisation

• mittlerweile verstärkte Hinwendung zum Starkstrombereich;
  damit zweites Standbein
• 1903 Beteiligung an den ebenfalls im Starkstrombereich
  tätigen Schuckertwerken; Einbringung der Aktivitäten von
  Siemens & Halske in diesem Bereich in neue
  Siemens-Schuckertwerke GmbH (später AG)
• 1924 Akquisition der Reiniger, Gebbert & Schall AG (später
  Siemens-Reiniger-Werke AG), insoweit mit Medizintechnik
  zusätzliches Standbein;
  damit dritte Sparte in Unternehmensgesamtstruktur
Entwicklung der Organisationsstruktur
Veränderungsphasen – Dritte Reorganisation

technologischer Wandel und Marktgegebenheiten lieferten
Impulse für Überlegungen einer Neuordnung:
- Beginn des elektronischen Zeitalters ließ Abgrenzung in
  Stark- und Schwachstromtechnik zunehmend bedeutungsloser
  werden
- die Computer- und Halbleitertechnik eröffneten Chancen
- es erschien notwendig, sich dem Breitengeschäft und dem
  Geschäft mit privater Kundschaft entsprechend seiner
  Bedeutung zu öffnen
Entwicklung der Organisationsstruktur
Veränderungsphasen – Dritte Reorganisation

• Notwendigkeit zur rechtlichen Integration der drei
  bestehenden Gesellschaften in die neue Siemens AG im
  Jahre 1966
• somit einheitlicher Rahmen für einen echten, nach innen
  gerichteten Organisationswandel
• 1969 Gliederung des Unternehmens in sechs Bereiche,
  fünf Zentralabteilungen sowie Zweigniederlassungen und
  Auslandsgesellschaften
• bis 1989 hat sich nichts Grundsätzliches an dieser Struktur
  geändert
Entwicklung der Organisationsstruktur
Veränderungsphasen – Dritte Reorganisation

       Unternehmensstruktur zum 1. Oktober 1969
Entwicklung der Organisationsstruktur
Veränderungsphasen – Vierte Reorganisation

• seit Mitte der 80er Jahre Ansicht, dass Organisationsstruktur
  von 1969 angepasst und weiterentwickelt werden müsste
• Gründe lagen in der Größe der Unternehmung und der
  Struktur des Geschäftes

• Ziel: - Schaffung kleinerer und überschaubarer Einheiten mit
          klaren Profil am Markt und im Wettbewerb
      - große Markt- und Kundennähe
      - Unterstützung durch möglichst flache Hierarchie
Entwicklung der Organisationsstruktur
Veränderungsphasen – Vierte Reorganisation

• Planausarbeitung im Herbst 1987
• Durchführung in zwei Phasen durch neugegründete
  Zentralabteilung Unternehmungsplanung und -entwicklung
  (heute Corporate Development):

   - Herbst 1988: Umgestaltung der Zentralbereiche, der
     Unternehmungsbereiche Bauelemente und
     Medizinische Technik sowie der USA-Organisation

   - 1. Oktober 1989: Reorganisation der anderen
     Unternehmungsbereiche, der Regionalorganisation im
     In- und Ausland sowie des Führungssystems
Entwicklung der Organisationsstruktur
Veränderungsphasen – Vierte Reorganisation

       Unternehmensstruktur zum 1. Oktober 1989
Entwicklung der Organisationsstruktur
Veränderungsphasen – Vierte Reorganisation

• Unternehmen wurde in 15 Bereiche, zwei selbstständige
  Geschäftsgebiete und zwei Bereiche mit eigener Rechtsform
  sowie 12 Zentralabteilungen gegliedert
• unter dieser Struktur hat sich die Zahl der Mitarbeiter auf
  426.000 und der Umsatz auf mittlerweile über 84 Milliarden
  Euro (Geschäftsjahr 2001/2002) erhöht
• Vierte Reorganisation war die bislang letzte; allerdings wurde
  die zugrunde liegende Struktur weiter angepasst
Entwicklung der Organisationsstruktur
Das Stammhauskonzept

die obere Leitungsorganisation eines Konzerns kann
ausgebildet sein „nach dem Stammhauskonzept, d.h. die
Führungskräfte des wichtigsten Gliedbetriebes bilden in
Personalunion die Konzernleitung.“ (Hahn, 2001)
„Der Stammhauskonzern entspricht einem Konzerntyp, bei dem
die Spitzeneinheit und ein Teil der operativen Grundeinheiten
zusammen eine rechtliche Einheit bilden. Die vorrangige
Aufgabe des Managements des Stammhauses ist es, die
operativen Aktivitäten der Muttergesellschaft am Markt zu
führen. (...) Die Tochterunternehmungen sind in ihrem
Tagesgeschäft durch die Stammhausleitung beeinflusst (hoher
Zentralisierungsgrad) und daher in ihrer Autonomie
eingeschränkt.“ (Thom, 2000)
Kritische Analyse
Fragen

  ?      Inwieweit kann dieses Stammhauskonzept als
         modern bezeichnet werden?

  ?      Wodurch wurde die Entstehung der heutigen
         Struktur beeinflusst?
Kritische Analyse

„Ferner bestand von Anfang an Übereinstimmung, dass eine neue
Organisationsstruktur von der Einheit des Hauses Siemens im Sinne
einer Zusammenfassung möglichst aller geschäftsführenden Aktivitäten
unter dem Dach der Siemens AG auch in Zukunft auszugehen hat. Dies
schloss eine Holding-Konstruktion von vorneherein aus.“
„Spätestens seit Mitte der 80er bestand Übereinstimmung, daß die
Organisationsstruktur (...) an die Anforderungen der 90er Jahre
angepasst und weiterentwickelt werden müsste“.
„Nachdem im Sommer 1987 Vorschläge zur Verbesserung der
Wettbewerbsfähigkeit von Siemens haben erkennen lassen, dass
Voraussetzung hierfür eine Veränderung der Organisationsstruktur ist,
wurde im Herbst 1987 (...) eine Art ‚Generalbebauungsplan’ entwickelt
(...)“.

Quelle jeweils: Zimmermann (1991)
Kritische Analyse

„Eine derartige Konzernorganisation kann sich jedoch leicht selbst ad
absurdum führen: Führte das Streben nach Zukunftssicherung zur
Akquisition oder Aufnahme neuer Aktivitäten in stammhausfernen
Produkt- und Marktbereichen, so wird nur zu leicht die weitere
Entwicklung dieser neuartigen Aktivitäten in der Entfaltung gehemmt, weil
auch diese Entwicklungen dem häufig einseitigen Erfahrungshorizont und
der traditionellen Perspektive des Stammhaus-Managements
unterliegen. Demotivation im Management von Zwischen- und
Grundeinheiten außerhalb des Stammhauses, deren Fluktuation mit
Auswirkungen auf die Ergebnislage und die daraus erwachsene Tendenz
der Stammhaus-Führung, noch mehr selbst einzugreifen, obwohl es sich
um andere Know-How-Bereiche handelt, deutet einen nicht selten
anzutreffenden Teufelskreis an, den diese Organisation an der
Übergangsschwelle zum integrierten Konzerntyp hervorruft.“
Bleicher (1992)
Kritische Analyse

Nach dem Ausscheiden von Zentralvorstand Volker Jung
übernahm der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, von
Pierer, zum 1. Oktober 2003 „selbst die Zuständigkeit für die
Informations- und Kommunikationssparten – ‚kommissarisch’,
wie er selbst betont. Unternehmenskenner sind sicher, dass der
Chef die Konstruktion bis September 2004 beibehält – um nicht
vorzeitig Druck aus dem Kessel zu nehmen.“
Voss (2003)
Vorschläge

1) Die aktuelle Organisationsstruktur sollte auf die in der
   theoretischen Erklärung von Bleicher aufgezeigten
   Tendenzen überprüft werden.

2) Es sollten Überlegungen im Hinblick auf eine erneute
   Reorganisation angestellt werden.

3) Das Holding-Konzept sollte entsprechend den
   Interessenslagen in die Überlegungen mit einbezogen
   werden.
Fallstudie – Siemens: modernes Stammhauskonzept
Zusammenfassung

• Siemens ist als modern ausgerichteter Stammhauskonzern zu
  bezeichnen.
• Das Unternehmen hat sich ständig den jeweiligen
  Erfordernissen des Geschäftes und des Marktes angepasst,
  aber auch die Struktur den Konzerninteressen entsprechend
  ausgerichtet.
• Zunehmende Umweltveränderungen und anhaltende
  Restrukturierungen deuten neben theoretischen
  Überlegungen an, dass eine erneute Reorganisation folgt.
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