Vorgehensweise Meldung: Verdacht einer Infektion mit Ebola

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Vorgehensweise Meldung: Verdacht einer Infektion mit Ebola

   1. Szenario: Flughafen

Amtsarzt ist Einsatzleiter am Flughafen!!!
Treffpunkt Flughafenambulanz (Stand 20-08.2014)
Allfällige Taxikosten oder Parkgebühren werden von der Abteilung GS1
rückvergütet.

Einsatzplan derzeit in Ausarbeitung, ist vom Bmvit noch nicht genehmigt.
Problem: Die Notärzte der Flughafenambulanz weigern sich zur ersten
Situationseinschätzung an Bord zu gehen.

Ablauf:
Passagier mit Medical Emergency an Bord
Info von Pilot via Tower an Flughafen - Medical Emergency infektiös!

Flugzeug kommt nicht ans Gate, bleibt am Vorfeld (eigener Abstellplatz), kein
Ground Handling, Notfallgate wird vorbereitet, Busse für den Abtransport der
Passagiere zum Notfallgate werden organisiert.

Wenn bis dato die Crew bzw. der Notarzt keine Situationsbeurteilung vorgenommen
hat, muss der Amtsarzt diese Aufgabe übernehmen.
AA sollte mit einer zweiten Person (Notarzt, Sanitäter) an Bord gehen.
Vorgehensweise:
Erste Bestandsaufnahme = >1m Abstand zum Patienten, es genügen prinzipiell
Schutzmaske, Handschuhe, geschlossener Mantel
(liegt jedoch im Ermessen des jeweiligen Amtsarztes einen Einmalschutzanzug,
Gummistiefel zusätzlich zu tragen)
  1) Beurteilung der allgemeinen Lage im Flugzeug: vollbsetzt oder halb leer, sind die
     Passagiere auf ihren Sitzen oder herrscht großes Durcheinander, wo befindet sich
     der Patient (wenn möglich Sitznummer), wurde er bereits isoliert oder hat er noch
     unmittelbare Sitznachbarn
  2) Einholung von Informationen der Crew: wann und von wem wurden die ersten
     Symptome bemerkt, welche Crewmitglieder hatten unmittelbaren Kontakt zum

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Patienten, hat der Patient erbrochen, traten Blutungen auf, welche Informationen-
     bes. Reiseanamnese- konnte die Crew erheben.
  3) Inspektion des Patienten: Einschätzung des Allgemeinzustandes, wenn der Patient
     ansprechbar ist: fragen nach Fieber, anderen Beschwerden wie Kopfschmerzen,
     Gelenks- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit, Durchfall, Erbrechen,
     Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, und ob er sich in den letzten 21 Tagen in einem
     Epidemiegebiet ( derzeit Guinea, Liberia, Sierra Leone, Nigeria ) aufgehalten hat,
     wenn ja erfragen ob er unmittelbaren Kontakt zu Erkrankten hatte oder an
     Begräbnisfeierlichkeiten teilgenommen hat.
  4) Anweisung an die Crew die Passenger Location Cards und die Masken zu verteilen.
  5) Beruhigung der Passagiere und Crew, rasche Hilfe in Aussicht stellen.

Zusammenfassung Aufgaben AA am Flugzeug:
   • Keine kurative Tätigkeit nur Befragung!!!
   • Erheben Reiseanamnese
   • Einschätzung Schweregrad der Erkrankung/Klinik
   • Kontrolle über Ausgabe der Passenger Locator Cards (PLC)
   • Wenn möglich verteilen der blauen Klebeetiketten an direkten Sitznachbarn
      und Kontaktpersonen

Alle Passagiere dürfen das Flugzeug mit den PLC verlassen und werden mit den
Bussen zum Notfallgate (B38 – B42) gebracht.
Verdachtsfall und Crew bleiben an Bord.
Anforderung NÖ – Akut Team (evt. über LSD NÖ)

Transport des Patienten:
1. Bei massiver Klinik, positiver Reiseanamnese, Hämorrhagien: Transport mittels
   Wiener Rettung ins KFJ, Organisation über LSD - NÖ
2. Bei geringer Klinik, positiver Reiseanamnese: Transport mittels entkerntem NÖ
   RK Wagen ins LK Mödling, Anforderung über Notruf NÖ 144
   Einsatz Code: Infektionstransport
Bei beiden Transporten ist Polizeieskorte anzuordnen!
Beide Rettungstranporter werden in der MA15, Hygienezentrum der Stadt Wien
Rappachgasse 40, 1110 Wien; E-Mail: journal@ma15.wien.gv.at , dekontaminiert.

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Notfallgate: Triagierung
Am Notfallgate beurteilt der AA mit erhobenen Informationen über mögliche
Kontamination (z.B. Toiletten) das Expositionsrisiko einzelner Passagiere.
Gegebenenfalls Bereitstellung von Dolmetschern über den Flughafenbetreiber.

Exponierte Kontaktpersonen sind alle Personen, die in unmittelbarer
Nachbarschaft zum Verdachtsfall sitzen (nur die Sitznachbarn rechts und links),
oder direkten Kontakt mit Sekreten des Verdachtsfalles hatten, auch z.B. mit
möglicherweise kontaminierten Toiletten im Flugzeug;
Als exponiert gilt auch die Cabin Crew.
Die Angehörigen des Verdachtsfalles erhalten auch blaue Etiketten.
Betreuung der Passagiere und der Angehörigen durch KIT bzw. Akut Team.

Nicht exponiert sind alle anderen Passagiere einzustufen.

Die als exponiert identifizierten Passagiere und deren PLC werden mit der
Triagefarbe blau, die als nicht exponierten identifizierten Personen und deren PLC
mit rosa (pro Passagier zwei Triagefarben notwendig) gekennzeichnet.
Nicht exponierte Passagiere erhalten das rosa Informationsblatt und können
daraufhin nach Abgabe der PLC das Notfallgate verlassen.

Exponierte Personen erhalten das hellblaue Informationsblatt und werden
aufgefordert, zweimal täglich eine Temperaturmessung (morgens und abends)
durchzuführen und bei Auftreten von Fieber (>38.5 °C) oder anderen, mit einer
Ebolainfektion vereinbaren Symptomen, ihre jeweilige Gesundheitsbehörde (oder
bei Weiterreise die Institution, die von Gesundheitsbehörde informiert wurde)
unverzüglich telefonisch zu informieren
Die PLC von exponierten Personen werden als blau markiert eingesammelt und
auch diese Passagiere können daraufhin das Notfallgate verlassen.
Weder die exponierten Kontaktpersonen, noch die, als nicht exponierten Personen
identifizierten, sind zu diesem Zeitpunkt als infektiös einzustufen. Es ist keine
Quarantäne von exponierten Kontaktpersonen vorgesehen.

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Die entsprechenden rosa und hellblauen Informationsblätter und die Klebeetiketten
liegen am Flughafen auf. (Koffer in Flughafenambulanz)

Aufgaben BH – WU:
Die BH-WU hat den Absonderungsbescheid für den erkrankten Passagier zu
erstellen.
Im Rahmen der Rufbereitschaft der diensthabende Amtsarzt für die BH-WU.
Die BH-WU hat die die zuständigen Gesundheitsbehörden der österreichischen
Passagiere mit blauem Punkt zu informieren.
Die Information der Gesundheitsbehörden der internationalen Passagiere
übernimmt das BMG.

Von der BH – WU werden 3 zusätzliche Mitarbeiter zur Unterstützung zur
Verfügung gestellt:
    1. Edmund Strauß, 1220 Wien, Flachsweg 38/3, Tel. 0676/67 19 177
    2. Andrea Schubert, 2320 Schwechat, Wismayrstraße 16, Tel. 0680/14 06 179.
    3. Wolfgang Schmid, 1060 Wien, Mollardgasse 5/13, Tel: 0664/5607864

Es wird allerdings darauf verwiesen, dass es sich hiebei weder um einen Journaldienst, noch um
eine Rufbereitschaft handelt - also die Erreichbarkeit außerhalb der Dienstzeit zwar grundsätzlich
vorgesehen, aber nicht sicher gestellt ist.

Aufgaben AA bzgl. Flieger:
    • Das zur Entsorgung von Abwasser/Toiletten eingesetzte Personal ist mit
        Schutzausrüstung zu versorgen (entsorgte Abwasser kann normal über die
        Kläranlage entsorgt werden)
    • Der Abfall des erkrankten Passagieres im Flieger ist als Sondermüll zu
        entsorgen
    • Gepäck kann ausgeladen werden
    • Busse dürfen weiterverwendet werden, außer es hat im Bus ein Kontakt mit
        Sekreten stattgefunden (ist vom AA zu eruieren)
    • Desinfektion des Fliegers: Es gibt derzeit noch kein für Flugzeug-Innenräume
        zugelassenes Desinfektionsmittel. Daher muss der Flieger bis zur

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Entwarnung an der Position verbleiben, bzw. darf nicht wieder in Betrieb
       genommen werden.
       Eine mögliche Vorgangsweise: Entfernen der betroffenen Sitze im Flieger
       und Desinfektion vom Boden und Umgebung mit dem Desinfektionsmittel
       Bacoban. (durch Firma ISS Ground Services)
   • Notfallgate: Das Notfallgate kann nach Reinigung und Flächendesinfektion
       wieder freigegeben werden.
   • Dekontamination von Personal im Schutzanzug hat durch entsprechende
       Deko – Station zu erfolgen.
       (Assistenzeinsatz Bundesheer durch LSD NÖ über die BH-WU)
   • Keine Infos an die Presse
    • Gate von der Polizei bzw. vom Flughafenbetreiber für alle unbefugten,
    z.B. Journalisten sperren lassen

   2. Szenario:
    Erkrankung, wenn sich der Patient schon in Österreich befindet

Anlassfall:
1. Gebäude: Patient soll zu vor Ort belassen werden, Isolierung
2. Ordinationen: Der Verdachtsfall, positive Reiseanamnese mit entsprechender
   Klinik ist in einem separaten Zimmer zu isolieren.

Die Gesundheitsbehörde ist umgehend zu informieren. Kontaktaufnahme mit dem
Amtsarzt und entsprechender Informationsaustausch. Der Amtsarzt entscheidet
über die weitere Vorgangsweise
Alle Kontaktpersonen erhalten die Informationsblätter, müssen 2-mal täglich
(morgens und abends) Körpertemperatur messen und dokumentieren.

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Patiententransport:
Schweres klinisches Erscheinungsbild:
Bei klinischer Symptomatik, plötzlicher Beginn von Fieber (> 38,5° C) begleitet mit
anderen unspezifischen Symptomen wie Kopf- Halsschmerzen, Gelenks- und
Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit, Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen,
Appetitlosigkeit und Hämorrhagien und positiver Reiseanamnese oder
stattgefundener Kontakt mit Sekret erfolgt Transport mittels HITT aus der
Steiermark (Anforderung über LSD NÖ) ins nächstgelegene Landesklinikum NÖ!

Leichtes klinisches Erscheinungsbild:
Bei klinischer Symptomatik, plötzlicher Beginn von Fieber (> 38,5° C) begleitet mit
anderen unspezifischen Symptomen wie Kopf- Halsschmerzen, Gelenks- und
Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit, Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen,
Appetitlosigkeit und positiver Reiseanamnese erfolgt Transport mittels RK NÖ mit
reduzierten Transportschutzmaßnahmen über Notruf 144 ins nächstgelegene LK.

   3. Szenario:
    Auffinden Leiche mit V.a. Ebola

Bei Auffinden einer Leiche mit Verdacht, Todesursache Ebola wird kein
Obduktionsbescheid ausgestellt.
Die Leiche wird vom Bestattungsinstitut, nach Information durch den AA auf die
nächste Pathologie transferiert:
Verbringung der Leiche in einem dichten Leichensack unter Einhaltung der
gleichen Schutzmaßnahmen wie im Krankenhaus mit geringsten Manipulationen an
der Leiche (dezidiert keine Blut- oder Sekret-Abnahme vor Ort) an eine Pathologie
an einem LK. Dort wird im ersten Schritt die Gewinnung von Blut bzw. Harn zur
Absicherung der Infektion von Ebola (Tropeninstitut Hamburg) vorgenommen und
anschließend wird erst bei Vorliegen des Ergebnisses aus Hamburg die Obduktion
der Leiche vorgenommen. Eine Kremierung der Leiche ist nicht notwendig, es
sollten jedoch jegliche rituellen Leichenwaschungen und ähnliches untersagt
werden.

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Blut - und/oder Harnproben zur Eboladiagnostik sind zu senden an das:
  Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
  Zentrale Labordiagnostik
  Postfach 304120
  20324 Hamburg
  Tel.: +49 40 42818-444

  Notfallnummer bei Verdacht auf hämorrhagisches Fieber
  Tel.: +49 40 42818-0
  Fax.: +49 40 42818-252
  E-Mail: labordiagnostik@bnitm.de

  Link: http://www.bnitm.de/labordiagnostik/

   Problem Diplomaten:
   Bei Problemen mit Personen des diplomatischen Dienstes wäre als erste Stelle zur
   Abklärung des diplomatischen Status und der weiteren Vorgehensweise die
   Landespolizeidirektion NÖ, Journaldienst, zu kontaktieren.
   Diese sollte entweder direkt oder über das BMI die Klärungen veranlassen und
   auch mit dem BMEIA zusammenarbeiten.
   Der direkte Zugang der Amtsärzte zum BMI Permanentsdienst sollte die Ausnahme
   in dringenden Sofortfällen sein.
   Kontakt: Einsatz und Krisenkoordinationscenters (EKC) Tel: 01 53126 108612

Landespolizeidirektion NÖ ist für den Flughafen zuständig!

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