FARM- FOOD-CLIMATE AKTIONSPLAN - PROJECTTOGETHER

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FARM- FOOD-CLIMATE AKTIONSPLAN - PROJECTTOGETHER
Farm-
Food-
Climate
Aktionsplan

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FARM- FOOD-CLIMATE AKTIONSPLAN - PROJECTTOGETHER
INHALTSVERZEICHNIS

    Seite
       3         Aktuelle Situation und Relevanz
       4         Die Farm-Food-Climate Challenge
       5         Prozess & Wirkungslogik
       6         Synergien der Zielsetzungen und Initiativen
       7         Die Zielsetzungen
       8         Überblick Zielsetungen 1 – 6
       9         Überblick Zielsetungen 6 – 12
       10               Ziel 1: Ökosystemleistungen messbar machen
       11               Ziel 2: Private Finanzierungen von Ökosystemdienst-
                        leistungen fördern
       12 – 13          Ziel 3: Agroforst etablieren durch Rechtssicherheit,
                        Subventionen und Agrarforschungsbudgets
       13 – 14          Ziel 4: Öffentliches Bewusstsein für die
                        Klimawirkung von Pflanzenkohle schaffen
       14 – 15          Ziel 5: EU-Agrarpolitik umstrukturieren und
                        nachhaltige Landwirtschafts- und
                        Forschungspraktiken fördern
       15 – 16          Ziel 6: Landwirtschaftsverbände, Genossenschaften
                        und Beratungsringe werden Botschafter für
                        nachhaltige Anbaupraktiken
       16 – 17          Ziel 7: Wahre Preise für nachhaltige, gesunde und
                        fair produzierte Lebensmittel
       17 – 18          Ziel 8: Urbane Lebensmittelproduktion fördern und
                        in die Stadtplanung integrieren
       18 – 19          Ziel 9: Ökologischer Handabdruck als
                        allgemeingültiges und verbreitetes Konzept für
                        nachhaltigen Konsum in der Bevölkerung etablieren
       20 – 21          Ziel 10: Nachhaltige Verpflegung zum bundesweiten
                        Standard in Bildungseinrichtungen machen
       21 – 22          Ziel 11: Durch Zirkuläre Wertschöpfungsketten
                        Ressourcen und Lebensmittelverschwendung
                        vermeiden
       22 – 23          Ziel 12: Zusammenhalt zwischen Landwirt:innen und
                        Konsument:innen durch neue Kreisläufe und
                        regionale Lieferketten stärken

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AKTUELLE SITUATION UND RELEVANZ

Die COVID-19-Pandemie hat ein Schlaglicht auf      Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt,
die Bedeutung eines belastbaren und resilienten    dass eine gesunde Ernährung innerhalb der
Lebensmittelsystems geworfen. Sie hat uns die      Grenzen unseres Planeten möglich ist. Diese Vision
Wechselwirkungen zwischen unserer Gesundheit,      gilt es umzusetzen, - und auf diese Weise zur
unseren Ökosystemen, Versorgungsketten,            Erfüllung gleich mehrerer Ziele der nachhaltigen
Verbrauchsmustern und den Belastungsgrenzen        Entwicklung beizutragen. Eine Transformation der
unseres Planeten sehr bewusst gemacht.             Ernährungssysteme kann jedoch nur stattfinden,
Die Weltbevölkerung wächst und der                 wenn Ernährungsgewohnheiten verändert, die
Klimawandel wirkt sich negativ auf die             Nahrungsmittelproduktion regenerativ und
Fähigkeit der Landwirtschaft aus, diese auch in    Nahrungsmittelabfälle reduziert werden. Der UN
Zukunft zu ernähren. Zu gleichen Zeit ist das      2021 Food System Summit setzt sich entsprechend
Ernährungssystem für einen erheblichen Teil        der Empfehlungen der EAT-Lancet Kommission und
der Treibhausgasemissionen mitverantwortlich.      ihres Reports “Lebensmittel im Anthropozän - die
Darüber hinaus bleiben Ernährungsprobleme, wie     EAT-Lancet-Kommission über gesunde Ernährung
Fettleibigkeit und Mangelernährung, bestehen und   durch nachhaltige Lebensmittelsysteme” für eine
ein Drittel der global produzierten Lebensmittel   solche Transformation ein. Auf unserem Kontinent
werden noch im Produktionsstadium verschwendet,    wurde der europäische Green Deal verabschiedet,
oder landen im Müll. Auch wenn mittlerweile        um Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent
das Bewusstsein für nachhaltige und gesunde        werden zu lassen. Der Weg dorthin führt
Ernährung in Deutschland wächst, spiegelt sich     über eine neue, nachhaltige und integrative
dies nur selten in der Zahlungsbereitschaft        Wachstumsstrategie, die die Wirtschaft stimuliert,
von Kund:innen wieder. Trotzdem wird von           die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen
Landwirt:innen erwartet, nicht nur günstig         verbessert und die Natur schützt.
Lebensmittel zu produzieren, sondern dabei auch    Die “Farm-2-Fork”- Strategie, veröffentlicht
das Klima zu schützen und einen Ort zur Erholung   am 17. Februar 2020, stellt das Kernstück des
zu bieten.                                         europäischen Green Deals dar. Sie gibt einen
So sind tiefe Gräben entstanden, zwischen          umfassenden Fahrplan für die Bewältigung
Landwirt:innen und Bürger:innen und zwischen       der Herausforderungen nachhaltiger
konventionellen, biologischen und alternativen     Lebensmittelsysteme vor und erkennt an, dass
Produktionsweisen. Es ist an der Zeit, das         gesunde Menschen, gesunde Gesellschaften und
Ernährungssystem gemeinsam neu zu überdenken       ein gesunder Planet untrennbar miteinander
und zu transformieren. Transformieren zu einem     verbunden sind. Die Strategie ist zentraler
resilienten System, das durch regenerative         Bestandteil zur Verwirklichung der Ziele der
Landwirtschaft und einen sorgfältigen Umgang       Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung
mit Ressourcen die Grenzen unseres Planeten        (SDGs). Allen Bürger:innen und Akteur:innen der
respektiert, und jedem eine gesunde und            Wertschöpfungsketten in der EU und außerhalb
nachhaltige Ernährung ermöglicht.                  sollte ein gerechter Übergang ermöglicht werden.

         “      Eine Umstellung auf ein nachhaltiges
                Lebensmittelsystem kann ökologischen,
                gesundheitlichen und gesellschaftlichen Gewinn
                mit sich bringen, wirtschaftliche Chancen
                eröffnen und sicherstellen, dass uns der Weg aus
                der Krise heraus in Richtung Nachhaltigkeit führt
                (...).”
                Auszug aus der “Farm-2-Fork” Strategie der Europäischen Kommission Quelle
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Die Transformation unseres Ernährungssystems ist eine komplexe
Aufgabe und erfordert Anpassungen in allen Bereichen. Hierfür
gibt es kein universelles Gesamtkonzept, sondern es erfordert
das parallele und koordinierte Drehen an vielen Stellschrauben.
Lösungen für die Herausforderungen müssen von der Gesellschaft
selbst hervorgebracht und umgesetzt werden, wozu unterschiedliche
Politikinstrumente beigesteuert werden müssen. Die Farm-Food-
Climate Challenge hat zum Ziel, zu einem Pionierbeispiel dafür zu
werden, wie die notwendige Transformation von Ernährungssystemen
aus der Gesellschaft heraus angegangen und Schritt für Schritt
erreicht werden kann – innerhalb Deutschlands, der EU, oder auch
auf globaler Ebene im Kontext des UN 2021 Food System Summit.

Die Farm-Food-Climate Challenge verfolgt das Ziel, die “Farm-2-
Fork”-Strategie mittels konkreter, gemeinsam mit Bürger:innen
gestalteter Maßnahmen mit Leben zu füllen. Mit einem neuen
Beteiligungsprozess wird eine Plattform für die gemeinsame
Nutzung gesamtgesellschaftlicher Chancen und Potenziale –
um den Agrar- und Ernährungssektor von morgen zukunftsfähig
zu gestalten. Die Farm-Food-Climate Challenge strebt an,
mittels Open Social Innovation strebt , eine hohe Diversität an
Akteur:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von
Lebensmitteln aktiv in den Prozess der Lösungsentwicklung zu
involvieren.

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PROZESS & WIRKUNGSLOGIK

Die Grundannahme der Farm-Food-Climate                 das gemeinsames und pragmatisches Lernen in der
Challenge lautet, dass gesellschaftliche               Community fördert und Initiator:innen die Chance
Herausforderungen nur gelöst werden                    gibt, sich aktiv zu beweisen. Durch dieses Programm
können, wenn alle relevanten Akteur:innen              schaffen ProjectTogether und die elobau Stiftung
zusammenarbeiten. Deshalb verfolgen die                als Organisatoren der Challenge einen digitalen
Organisator:innen der Challenge einen Multi-           Testraum, welcher das schnelle und risikoarme
Stakeholder-Ansatz: Im August 2020 sind über           Erproben und Validieren von Lösungsansätzen
100 mutige und ambitionierte Initiator:innen, die      (= Reality Checks) ermöglicht. Die Initiator:innen
innovative Lösungen für einen zukunftsfähigen          testen in der Breite. Etabliert werden die Lösungen,
Agrar- und Ernährungssektor entwickeln, in das         die sich beweisen. Machen statt nur reden – die
Unterstützungsprogramm der Farm-Food-Climate           Farm-Food-Climate Initiator:innen lernen im Tun
Challenge gestartet. Von Humusaufbau und neuen         und passen ihre Lösungen kontinuierlich an die
organischen Düngemitteln über Big Data und             real-bestehenden Bedarfe an. Die Vision von echter
Smart Farming bis hin zu neuer Akzeptanz von           Wirkung steht an erster Stelle.
Insekten, Vermeidung von Lebensmittelabfall und
Direktvermarktung – die Ansätze für geteilte Ziele     Validierte Lösungen werden breitflächig
sind facettenreich.                                    umgesetzt. “Bottom-up” wird zusammengebracht
                                                       mit “top-down”: Für schnelle Pilotierungen und
Die Farm-Food-Climate Challenge bündelt                Implementierung erfolgreicher Ansätze werden
und fördert eben diese Initiator:innen, die            diese mit öffentlichen und privaten Institutionen
Lösungsansätze für einen klimapositiven                zusammengebracht. Den Möglichkeiten der
Ernährungssektor entlang der gesamten                  Mitgestaltung an den Vorhaben der Farm-
Wertschöpfungskette von Lebensmitteln entwickeln.      Food-Climate Challenge sollen keine Grenzen
Durch eine starke Allianz an Partner:innen werden      gesetzt werden. Unterstützer:innen sind sowohl
Initiator:innen bei der Entwicklung, Validierung und   Einzelpersonen, als auch ganze Organisationen,
Implementierung ihrer Lösungsansätze unterstützt.      Stiftungen und Unternehmen. Sie unterstützen
Dieser Ansatz ermöglicht die Verbindung des            die Initiativen mit Ressourcen, Expertise, und/oder
Ideenreichtums aus der Zivilgesellschaft mit der       Zugängen – von pro-bono Dienstleistungen und
Umsetzungskraft bestehender Institutionen.             Mitarbeit, über technische Infrastruktur bis hin zu
                                                       Pilotierungsmöglichkeiten.
Den Rahmen für diesen innovativen
Problemlösungsprozess stellt das neunmonatige          Durch diesen Prozess wird eine Community
Farm-Food-Climate Programm (mit Zugang zu              engagierter Bürger:innen aufgebaut – das Verhältnis
der digitalen Plattform von ProjectTogether,           zwischen Bürger:innen, Landwirt:innen und Staat
Mentoring- und Coachingangeboten, Peer-Learning        wird durch die aktive Beteiligung neu definiert und
Formaten, Kontakt- und Netzwerkangeboten,              die Distanz verringert. Wissenschaftliche Begleitung
Zugang zu Expertenpool, Vernetzungsanlässen mit        ermöglicht das Generieren von systemischem
Praxispartnern für die Pilotierung, etc.) dar,         Wissen.

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SYNERGIEN DER ZIELSETZUNGEN
   UND INITIATIVEN
Die Umstellung auf ein nachhaltiges und gesundes         Die Grundidee ist, dass eine nachhaltige und
Ernährungsmittelsystem, kann nicht allein durch          vielseitige Verpflegung auch eine biodiverse
einen technologischen Durchbruch, einem                  Landwirtschaft mit höherem Ökosystemwert und
einzelnen Akteur und ebensowenig von einer               besserer Klimabilanz ermöglicht. Eine nachhaltige
Vielzahl unabhängig voneinander agierender               Ernährung schafft die notwendigen Übergänge
Einzelkämpfer:innen bewirkt werden. Eine                 zu einer nachhaltigen Produktion. Ein gestärktes
gemeinsame Handlungsstrategie mit sorgfältig             Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Qualität im
aufeinander abgestimmten Aktionen, gegenseitige          Einkauf sowie für die dafür erforderlichen Preise
Hilfsbereitschaft und ein großes Maß an                  macht eine regenerative Landwirtschaft möglich, die
Verständnis sind nötig. Wissenschaft und praktische      Biodiversität fördert, Humus aufbaut und die Böden
Umsetzungserfahrungen, sowie gezielte politische         schont .
Unterstützung sind essentiell für den Wandel.            Dazu braucht es Transparenz und Informationen
                                                         beim Einkauf, aber auch Bildungsprogramme sowie
Dass dies so ist, mögen folgende beispielhafte           eine nachhaltige und vielfältige Verpflegung in
Überlegungen unterstreichen: Ohne einen                  Bildungseinrichtungen. Nur wenn es Nachfrage,
starken, übereinstimmenden Zusammenhalt                  Zahlungsbereitschaft und politische Förderung
zwischen regenerativer Landwirtschaft                    gibt, können Landwirt:innen für ihren (messbaren)
und gut informierten, zahlungskräftigen                  gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert
Konsument:innen gibt es weder Absatzmärkte, noch         belohnt und bei alternativen Anbaumethoden
Zahlungsbereitschaft, Akzeptanz oder öffentliche         unterstützt werden. Der Groß-und Einzelhandel
Unterstützung für nachhaltige Produkte und deren         trägt dabei eine wichtige Vermittlerrolle zwischen
Ökosystemleistungen, selbst wenn diese messbar           Produktion und Konsum. Er hat die Aufgabe,
wären. Ein eventuell großflächiger “Kohleeinstieg”       durch Transparenz und die richtige Platzierung
in der Land- und Forstwirtschaft mit Pflanzenkohle       regionaler Produkte die Verbindung zwischen
kann nur im übergeordneten Kontext der Definition        Konsument:in und Landwirt:in zu stärken. Auch
und Messung von Ökosystemleistungen bewertet             neue Kreisläufe zwischen den Akteur:innen der
werden. Daten zum ökologischen Handabdruck               Wertschöpfungskette, die ein wertschätzendes
(ein ganzheitlicher Ansatz, der ökologische,             Miteinander stärken, haben das Potenzial für eine
ökonomische und soziale Nachhaltigkeitswirkungen         nachhaltige Veränderung des Ernährungssystems.
von Produkten bewertbar, messbar und                     Die gemeinsame Gestaltung der Lieferketten,
kommunizierbar macht) auf der Ebene                      aber auch der Städte als neue Orte der
der Konsument:innen müssen auf einer                     Lebensmittelproduktion, kann Landwirtschaft und
nachvollziehbaren Messung von Ökosystemeffekten          Konsum wieder näher zusammenbringen und
im Primärsektor und Transparenz in der gesamten          dadurch die Wertschätzung von Lebensmitteln
Wertschätzungskette aufbauen.                            steigern. Lebensmittelverschwendung lässt sich
                                                         langfristig vermeiden, wenn statt Zweckmäßigkeit
Finanzielle Mittel für Leistungen der nachhaltigen       und niedriger Preise in der Zukunft Wertschätzung
Landwirtschaft können in öffentliche Haushalte           und Qualität, unser Ernährungssystem bestimmen.
und Privatbudgets nur dann eingespeist werden,
wenn Ökosystem- und Gemeinwohlleistungen der             So gelangen wir zu konkreten, gesellschaftlich
nachhaltigen Landwirtschaft klar benannt, mess-          tragbaren, realisierbaren und von der Politik
und bewertbar sind. Gleichzeitig müssen genügend         tragbaren Zielen. Der folgende Aktionsplan zeigt
Botschafter:innen der nachhaltigen Landwirtschaft,       auf, wie die Farm-Food-Climate Challenge diese
die Landwirt:innen vor Ort überzeugen und                Synergien beispielhaft umsetzen möchte. Die
einbinden können, zur Verfügung stehen.                  beschriebene strategische Herangehensweise,
Besonders beim Lesen der Farm-Food-                      ausgehend von einer steigenden Nachfrage für
Climate Zielsetzungen (S. 10 – 23) wird deutlich, dass   nachhaltig produzierte Lebensmittel und eine
alle Aktionsfelder direkt oder indirekt miteinander      vielfältige Ernährung, verbindet in Ketten- bzw.
in Wechselwirkung stehen. Die Farm-Food-Climate          Systemreaktion alle Initiativen der Farm-Food-
Community hat sich entschlossen, ihre einzelnen          Climate Challenge miteinander und animiert zu in
Aktivitäten im Sinne maximal erreichbarer Synergie       konkreten Konstellationen und Pilotierungsregionen
zu organisieren.                                         zur gemeinsamen Umsetzung.

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FARM- FOOD-CLIMATE AKTIONSPLAN - PROJECTTOGETHER
DIE ZIELSETZUNGEN
Gemeinsam ganzheitlich ansetzen – von der Produktion über
den Konsum bis hin zu den Rahmenbedingungen

Ein klimapositiver Ernährungssektor ist nur möglich, wenn
wir unterschiedliche Stellschrauben gleichzeitig bewegen. Die
Erzeugung und Produktion von Lebensmitteln, Konsumverhalten
oder Rahmenbedingungen können nicht in Silos gedacht werden.
Deshalb streben wir nach gesamtheitlichen Denken, Kooperation
und Lösungsansätzen, die die Produktion, den Konsum und die
Rahmenbedingungen des Ernährungssystems verändern möchten.

1                        2                         3
                                                   AGROFORST ETABLIEREN
                         PRIVATE FINANZIERUNGEN    DURCH RECHTSSICHERHEIT,
                         VON ÖKOSYSTEM-            SUBVENTIONEN UND
ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN      DIENSTLEISTUNGEN          AGRARFORSCHUNGS-
MESSBAR MACHEN           FÖRDERN                   BUDGETS

4                        5                         6
                                                         LANDWIRTSCHAFTS-
                         EU-AGRARPOLITIK                        VERBÄNDE,
                         WEITERENTWICKELN               GENOSSENSCHAFTEN
ÖFFENTLICHES             UND NACHHALTIGE               UND BERATUNGSRINGE
BEWUSSTSEIN FÜR DIE      LANDWIRTSCHAFTS- UND          WERDEN BOTSCHAFTER
KLIMAWIRKUNG VON         FORSCHUNGSPRAKTIKEN                 NACHHALTIGER
PFLANZENKOHLE SCHAFFEN   FÖRDERN                           ANBAUPRAKTIKEN

7                        8                         9
                                                   ÖKOLOGISCHER
                                                   HANDABDRUCK ALS
                                                   ALLGEMEINGÜLTIGES UND
WAHRE PREISE FÜR         URBANE LEBENSMITTEL-      VERBREITETES KONZEPT FÜR
NACHHALTIG, GESUND       PRODUKTION FÖRDERN        NACHHALTIGEN KONSUM
UND FAIR PRODUZIERTER    UND IN DIE STADTPLANUNG   IN DER BEVÖLKERUNG
LEBENSMITTEL             INTEGRIEREN               ETABLIEREN

10                       11                        12
                         DURCH ZIRKULÄRE           DEN ZUSAMMENHALT
NACHHALTIGE              WERTSCHÖPFUNKGS-          ZWISCHEN LANDWIRT:INNEN
VERPFLEGUNG WIRD         KETTEN RESSOURCEN UND     UND KONSUMENT:INNEN
ZUM BUNDESWEITEN         LEBENSMITTEL-             DURCH NEUE KREISLÄUFE
STANDARD IN              VERSCHWENUNG              UND REGIONALE
BILDUNGSEINRICHTUNGEN    VERMEIDEN                 LIEFERKETTEN STÄRKEN

                                                                              7
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Ziel 1: Ökosystemleistungen messbar machen
Durch messbare Ökosystemleistungen wird die Grundlage für einen Markt
für gesellschaftliche und ökologische Dienstleistungen aus der Landwirtschaft
geschaffen. Beispiele für ökologische Ökosystemleistungen sind das Bereitstellen
einer Kohlenstoffsenke und die Förderung der Biodiversität, oder die Rolle
der Landwirtschaft für Trinkwasserqualität. Soziale Ökosystemleistungen
umfassen den Erholungs- und Freizeitwert der Kulturlandschaft, ihre Ästhetik
und die dort verwurzelten kulturellen Identitäten. So können Landwirt:innen von
Unternehmen und Konsument:innen für nachhaltiges Wirtschaften belohnt werden.
Gesamtgesellschaftlich wird das Bekenntnis verstärkt, dass die Landwirtschaft nicht
nur Lebensmittelproduktion bedeutet, sondern auch Kulturlandschaft erhält und
zum Klimaschutz beitragen kann.

Ziel 2: Private Finanzierungen von
Ökosystemdienstleistungen fördern
Basierend auf der Messbarkeit von gemeinwohlorientierter Ökosystemleistungen,
werden Landwirt:innen für ihr nachhaltiges Wirtschaften finanziell kompensiert.
Somit wird der Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz in der Gesellschaft
honoriert. Ein Portfolio an verschiedenen getesteten Finanzierungsmechanismen
ist die Grundlage für zukünftige politische Entscheidungen. Somit ist ein
Anreizsystem geschaffen, dass nicht nur die Lebensmittelproduktion, sondern
auch den in der Landwirtschaft geschaffenen ökologischen Mehrwert, z.B. durch
Kohlenstoffsequestrierung oder eine größere Biodiversität, fördert.

Ziel 3: Agroforst etablieren durch Rechtssicherheit,
Subventionen und Agrarforschungsbudgets
Durch Rechtssicherheit für Agroforstsysteme, sowie einer entsprechenden
Honorierung der umfassenden Ökosystemleistungen für Umwelt, Klima
und Gesellschaft können Landwirt:innen in Deutschland die Potenziale der
Agroforstwirtschaft großflächig erschließen.

Ziel 4: Öffentliches Bewusstsein für die Klimawirkung von
Pflanzenkohle schaffen
In “Carbon Valleys”, Zentren und Netzwerken von Pionierlandwirt:innen, werden
greifbare Praxisbeispiele zur Kohlenstoffsenkenleistung von Pflanzenkohle bei
gleichzeitiger Verbesserung der Bodenqualität veranschaulicht und bekannt
gemacht. Landwirt:innen, Forstwirt:innen, Kommunen, Politiker:innen und
Investor:innen sind von den Vorteilen der Pflanzenkohle überzeugt. Der “(Pflanzen)
Kohleeinstieg” ist ein gängiger Begriff in den Medien und im öffentlichen
Bewusstsein.

Ziel 5: EU-Agrarpolitik weiterentwickeln und nachhaltige
Landwirtschafts- und Forschungspraktiken fördern
Basierend auf der Messbarmachung von Ökosystemleistungen kann auch eine
Umverteilung der EU Agrarsubventionen, die sich an den Ökosystemleistungen
orientiert, erreicht werden. Flächenprämien werden zur Förderung von
Ökosystemleistungen umverteilt. Um das Erreichen gemeinwohlorientierter
Ökosystemleistungen systematisch zu erfassen und zu evaluieren, wird ein Teil der
Subventionen für begleitende Forschungsprojekte eingesetzt.

Ziel 6: Landwirtschaftsverbände, Genossenschaften und Beratungs-
ringe werden Botschafter:innen nachhaltiger Anbaupraktiken
Aufbauend auf Forschung und einer Anzahl von Pilotprojekten haben
Landwirtschaftsverbände, Genossenschaften und Beratungsringe alternative
Anbaumethoden (z.B. regenerative Landwirtschaft, Hybrid Landwirtschaft,
Humusaufbau) in ihr Portfolio aufgenommen. Darauf basierend informieren, beraten
und unterstützen sie Landwirt:innen bedarfsgerecht. Klare Bekenntnisse, Strategien,
überzeugende Beispiele und sichere Unterstützung helfen dabei, Barrieren bei der
Implementierung zu überwinden.

                                                                                8
FARM- FOOD-CLIMATE AKTIONSPLAN - PROJECTTOGETHER
Ziel: 7. Wahre Preise für nachhaltige, gesunde und
fair produzierte Lebensmittel
Durch das Abbild von Gesellschafts- und Umweltkosten im Preis von Lebensmitteln
werden Kaufentscheidungen möglich, die auch soziale und ökologische Werte
berücksichtigen. Die Grundlage wurde durch Messbarkeit (siehe Ziel 1) und
Transparenz in der Wertschöpfungskette geschaffen, die es ermöglicht, wahre
Kosten festzustellen und zu vergleichen. So werden Herstellungsverfahren, die
diese Werte berücksichtigen, wettbewerbsfähig. Durch True Cost Accounting wird
eine nachhaltige Versorgung mit gesunden und fair produzierten Lebensmitteln
aufgebaut und Landwirt:innen wird Wertschätzung, Sicherheit und gerechte Preise
für all die von ihnen erbrachten Leistungen entgegengebracht.

Ziel 8: Urbane Lebensmittelproduktion fördern und
in die Stadtplanung integrieren
Lebensmittel werden auch lokal in den Städten produziert. Dies schafft Arbeitsplätze
und verringert den Weg “vom Acker auf den Teller” (sog. Foodmiles). Es wurde
eine eigene Zertifizierung für Urban Farming etabliert. In einer Gesellschaft, die
zunehmend in Städten wohnt, stärkt die Produktion in unmittelbarer Nähe zum
Konsum das Bewusstsein für die Lebensmittelproduktion. Urban Farming wird
politisch gefördert und ein essentieller Teil der Bauplanung. Flächen für urbane
Lebensmittelproduktion sind in Flächennutzungspläne integriert.

Ziel 9: Ökologischer Handabdruck als allgemeingültiges und verbreitetes
Konzept für nachhaltigen Konsum in der Bevölkerung etablieren
Konsument:innen kennen den ökologischen Fußabdruck der konsumierten Produkte.
Sie sind sich der Einflusskraft ihrer Kaufentscheidung auf ökonomische Anreize
für nachhaltigere Praktiken bewusst. Mit dem ökologischen Handabdruck ist ein
neues, allgemeingültiges und verbreitetes Konzept des nachhaltigen Konsums in der
Bevölkerung geschaffen.

Ziel 10: Nachhaltige Verpflegung wird zum
bundesweiten Standard in Bildungseinrichtungen
Eine flächendeckend gesunde, nachhaltige und klimafreundliche Verpflegung
in Schulen, Kitas und Kindergärten und anderen Bildungseinrichtungen wird
sichergestellt. Es wird eine Beweisgrundlage geschaffen, mit der es gelingt,
Entscheidungsträger:innen von der Wichtigkeit nachhaltiger (und demokratisch
ausgewählter) Schulverpflegung zu überzeugen. Entscheidungsträger:innen sind
Lehrer:innen und Einrichtungsleitende ebenso wie kommunale Akteur:innen und
Politiker:innen auf Landes- und Bundesebene.

Ziel 11: Durch Zirkuläre Wertschöpfungsketten
Ressourcen und Lebensmittelverschwendung vermeiden
Das Bewusstsein von Gesellschaft und Wirtschaft für verantwortungsvollen/
sparsamen Umgang mit Ressourcen und Lebensmitteln nimmt zu. Durch neue
Kreisläufe nimmt die Ressourcen-und Lebensmittelverschwendung stetig ab. Die
Anzahl der jährlich 12 Millionen Tonnen Lebensmittelverschwendung in Deutschland
belegbar reduziert (und bis 2030 eliminiert). Auf der Produktionsebene wird die
Verwendung von Reststoffen als alternativer Rohstoff immer selbstverständliche.

Ziel 12: Zusammenhalt zwischen Landwirt:innen und Konsument:innen
durch neue Kreisläufe und regionale Lieferketten stärken
Stetiger, partizipativer Dialog zwischen Konsument:innen und Landwirt:innen nimmt
zu, die Wertschätzung der jeweils anderen Akteursgruppe wächst durch Vertrauens-
und Verständnisaufbau. An mehr und mehr Standorten haben sich solidarische und
genossenschaftliche Modelle zur Stärkung von regionalem Zusammenhalt zwischen
Landwirtschaft und Gesellschaft etabliert. Die Rentabilität für Produzent:innen
und Händler:innen wurde bewiesen und Planungssicherheit ist gewährleistet,
durch professionalisierte Datenerhebungs-und Logistiksysteme. Preise bleiben ein
Balance-Akt: faire Preise für Erzeuger:innen, Zugang auch für geringverdienende
Konsument:innen zu nachhaltigen Lebensmitteln und rentable Geschäftsmodelle.

                                                                                 9
FARM- FOOD-CLIMATE AKTIONSPLAN - PROJECTTOGETHER
1   ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN
    MESSBAR MACHEN
Session Host                                                 Teilnehmer:innen
Ivo Degn (Climate Farmers), Jasper Holler (BioBoden, Pate)   Felix Grünziger (DOINGGOODS), Jenny Gronostay (Climate
                                                             Farmers), Dianne Hondeborg (sus.lab, ETH Zurich), Felix Harrer
                                                             (Sustainable Food Systems, Ganzheitliche Nachhaltigkeitsbe-
                                                             wertung mit SMART), Peter Aulmann (elobau Stiftung), Simon
                                                             Wind (open state)

Durch messbare Ökosystemleistungen wird die                  Freizeitwert der Kulturlandschaft, ihre
Grundlage für einen Markt für gesellschaftliche              Ästhetik und die dort verwurzelten kulturellen
und ökologische Dienstleistungen aus der                     Identitäten. So können Landwirt:innen von
Landwirtschaft geschaffen.                                   Unternehmen und Konsument:innen für
Beispiele für ökologische Ökosystemleistungen                nachhaltiges Wirtschaften belohnt werden.
sind das Bereitstellen einer Kohlenstoffsenke                Gesamtgesellschaftlich wird das Bekenntnis
und die Förderung der Biodiversität,                         verstärkt, dass die Landwirtschaft nicht nur
oder die Rolle der Landwirtschaft für                        Lebensmittelproduktion bedeutet, sondern
Trinkwasserqualität. Soziale Ökosystem-                      auch Kulturlandschaft erhält und zum
leistungen umfassen den Erholungs- und                       Klimaschutz beitragen kann.

Problem
Die Beobachtung des Ökosystem-Mehrwerts                      Ebene: Die EU Kommission möchte Landwirtschaft
landwirtschaftlicher Praktiken ist aktuell                   in Cap-and-Trade integrieren und braucht dafür
aufwendig in der täglichen Praxis. Ohne                      CO2 Zertifizierung.
zuverlässige, kostengünstige und transparente                Die Wirtschaft hat Interesse an Klimaneutralität
Messbarkeit von Ökosystemleistungen ist es kaum              durch Landwirtschaft.
möglich, Landwirt:innen Rückmeldung                                         Lebensmittelproduzenten sind
und Anreize für die Umstellung auf
                                                                            an Klimaneutralität interessiert,
klimapositive landwirtschaftliche
                                                                            investieren aber bisher nicht in
Methoden zu bieten.
                                                                            Bodenkohlenstoff, da der Prozess der
                                                                            Messung zu aufwendig ist.
Potenzial
                                                                            Das Interesse von Konsument:innen
Gesellschaften entwickeln sich
                                                                            für nachhaltig produzierte
dorthin, wo sie messen. Aktuell ist
                                                                            Lebensmittel steigt. Transparente
der Ertrag einer der wichtigsten
                                                                            Messbarkeit nicht nur von CO2,
Ziele der Landwirtschaft. Wenn
                                                                            sondern Ökosystem-Mehrwerten
wir transparent und kontinuierlich
                                                                            insgesamt ermöglicht bewusste
Beiträge zu Ökosystemleistungen
                                                                            Konsumentscheidungen.
messen können, schaffen wir die Möglichkeit,
landwirtschaftliche Praktiken in dieser                          Landwirt:innen können Anreize über höhere
Hinsicht zu optimieren. Direktes Feedback für                 Produktpreise oder über Subventione geboten
Landwirt:innen würde es diesen ermöglichen,                  werden.
schnellere Anpassungen vorzunehmen und                       Wie wollen wir wirken
sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Die
                                                             Akteur:innen innerhalb der Farm-Food-Climate
Messbarkeit ist Grundvoraussetzung für effektive
                                                             Challenge entwickeln eine einfach nutzbare
Anreizsysteme auf Basis von echten Ergebnissen,
                                                             Technologie, um Ökosystemleistungen von
statt Praktiken.
                                                             regenerativen Landwirt:innen darzustellen,
                                                             arbeiten mit nachhaltig wirtschaftenden
Hebel                                                        Landwirt:innen zusammen und interessieren
Die Entwicklung neuer Technologien auf                       sich für die Unterstützung derer, die nächsten
Basis von Satelliten & Machine Learning                      Schritte zu gehen. Eine Initiative hat bereits ein
werden es ermöglichen, die Klima- und die                    System, um Ökosystemleistungen anzunähern,
Ökosystemwirkung landwirtschaftlicher Betriebe               welches in die Skalierung gebracht werden kann.
in Echtzeit zu evaluieren. Es besteht Nachfrage auf          Eine andere schafft die Kommunikation zwischen
politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher         Konsument:innen und und Landwirt:innen.

                                                                                                                      10
2      PRIVATE FINANZIERUNGEN VON
       ÖKOSYSTEMDIENSTLEISTUNGEN FÖRDERN
    Session Host                                                   Teilnehmer:innen
    Henning Dicks (agriportance), Andreas Schnall (ForestFinest-   Fabio Volkmann (Climate Farmers), Ana Rosa (Meli Bees
    Consuling, Patin), Johannes Parzonka (Uniper, Pate)            Network)

    Landwirt:innen werden für ihr nachhaltiges Wirtschaften finanziell kompensiert. Somit wird
    der Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz in der Gesellschaft honoriert. Ein Portfolio
    an verschiedenen getesteten Finanzierungsmechanismen ist die Grundlage für zukünftige
    politische Entscheidungen. Somit ist ein Anreizsystem geschaffen, dass nicht nur die
    Lebensmittelproduktion, sondern auch den in der Landwirtschaft geschaffenen ökologischen
    Mehrwert, z.B. durch Kohlenstoffsequestrierung oder eine größere Biodiversität, fördert.

    Problem                                                        Hebel
    Landwirt:innen werden zu wenig unterstützt                     Durch die Farm-Food-Climate Challenge
    in ihrem Beitrag zu gesunden Ökosystemen.                      werden anschlussfähige Konzepte (für die
    Schwerpunkt der landwirtschaftlichen                           Regeln und Maßnahmen) entwickelt, die keine
    Wirtschaftlichkeit ist vor allem auf dem Ertrag                Doppelförderungsproblematik haben und dem
    und der bewirtschafteten Fläche. Gleichzeitig                  landwirtschaftlichen Betrieb ermöglichen, weitere
    wird landwirtschaftliche Praxis mehr und                       Wertschöpfung zu generieren. Die Ansätze und
    mehr reguliert. Um Landwirt:innen die                          Konzepte werden gemeinsam mit Vertreter:innen
    Möglichkeit für nachhaltige und regenerative                   nationaler und europäischer Politik evaluiert.
    Praxis zu bieten, muss Regulierung mit
    finanziellen Anreizen einhergehen.
    Es ist kein breitenwirksames                                                  Wie wollen wir wirken
    und skalierbares Instrument
    vorhanden, um durch Beitrag zu                                                Durch die Schaffung eines in
    Ökosystemdienstleistungen                                                     der Gesellschaft anerkannten
    eine weitere Einkünfte zu                                                     Instrumentes wird das öffentliche
    generieren.                                                                   Interesse an einer nachhaltigen
                                                                                  und regenerativen Landwirtschaft
                                                                                  eindrucksvoll aufgezeigt. Die
    Potential                                                                     entwickelten Mechanismen können
    Landwirt:innen sind Schützer:innen                                            die Grundlage für zukünftige Policy-
    und Pfleger:innen unserer                                                     Entscheidungen bieten.
    Kulturlandschaft und Ökosysteme.
    Durch eine adäquate gesellschaftliche
    Entlohnung können Landwirt:innen zu
    Ökosystemgesundheit, Klimaschutz, ebenso
    wie zur Resilienz gegen Klimaveränderungen
    beitragen. Öffentliche Anreizsysteme in der
    Landwirtschaft können leicht zu ungewollten
    Nebenwirkungen führen. Das Testen von Anreizen
    durch private Finanzierung als ‘Policy Prototyping’
    kann essentiellen Beitrag zu einer nachhaltigen
    Entwicklung in der Landwirtschaft bieten.

                                                                                                                           11
3      AGROFORST ETABLIEREN DURCH RECHTSSICHERHEIT,
       SUBVENTIONEN UND AGRARFORSCHUNGSBUDGETS
    Session Host                                              Teilnehmer:innen
    Christoph Meixner (Triebwerk), Tobias Peschel (Lignovis   Daniel Kruse (Weleda), Nicolas Schmelling (Krauts n‘ Sprouts),
    GmbH, Pate)                                               Jacob Fels (Tiny Farms), Alexandra Werdes (Heckenretter)

    Durch das Schaffen von Rechtssicherheit für Agroforstsystem sowie einer entsprechenden
    Honorierung der umfassenden Systemleistungen für Umwelt, Klima und Gesellschaft können
    Landwirt:innen in Deutschland die Potenziale der Agroforstwirtschaft großflächig erschließen.

    Problem                                                   Potenzial
    Landwirt:innen, die Agroforstsysteme etablieren           Die Landnutzungsform der Agroforstwirtschaft
    möchten, stehen gegenwärtig vor enormen                   erfüllt zahlreiche Ziele, der in der Verordnung
    Hürden. Die Anmeldung im Agrarantrag                      (EU) Nr. 1305/2013 als prioritär eingestuften
    oder Förderinstrumenten der 2. Säule ist für              Förderschwerpunkte. So binden Gehölze
    moderne Agroforstsysteme in Deutschland                   Kohlenstoff, schützen effektiv den Boden
    nicht vorgesehen. Die vielfältigen Leistungen             durch dauerhaften Bewuchs, vermindern
    für Gesellschaft, Umwelt und Klima                                      Nährstoffausträge in Grund-
    werden so nicht honoriert und                                           und Oberflächengewässer und
    benachteiligen Agroforstsysteme                                         steigern die Biodiversität über
    signifikant gegenüber anderen                                           Strukturreichtum sowie Schaffung
    üblichen landwirtschaftlichen                                           von Lebens- und Rückzugsräumen.
    Nutzungsweisen. Neben
    der wirtschaftlichen und                                                Zudem tragen Agroforstsysteme
    rechtlichen Unsicherheit                                                durch die Erzeugung eines positiven
    haben die Landwirt:innen                                                Mikroklimas sowie der Minderung
    zudem noch vergleichsweise                                              von Verdunstung und Erosion
    hohe Erstinvestitionskosten                                             erheblich zu einer Verbesserung der
    zu tragen, welche erst über einen längeren                Klimaresilienz landwirtschaftlicher Nutzflächen
    Nutzungszeitraum in Form von Erlösen zurück               bei. Dieselben Umwelteffekte führen zu einer
    fließen.                                                  Steigerung der Flächenproduktivität. Anders als
                                                              Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen bietet die
    Andere Dauerkulturen und nachhaltige                      Agroforstwirtschaft somit die Möglichkeit zur
    Anbauformen wie Öko-Landwirtschaft werden                 Diversifizierung der betrieblichen Ausrichtung
    deswegen mit einer erhöhten Prämie vergütet.              mit entsprechend großem Einkommensbeitrag.
    Auch die Unterstützung von wichtigen                      Da Agroforstsysteme auch in die konventionelle
    Forschungs- und Demonstrationsprojekten                   Landwirtschaft integriert werden können, haben
    durch öffentliche Gelder wurde weitestgehend              sie großes Flächen- und Skalierungspotenzial.
    eingestellt. Doch so fehlen wichtige
    Leuchtturmprojekte und Versuchsanlagen, um
    praktisches Wissen für eine an den Klimawandel
    angepasste Landwirtschaft zu generieren und zu
    verbreiten. Bezüglich der Rahmenbedingungen
    steht Deutschland im internationalen, vor allem
    aber auch im europäischen, Vergleich weit hinter
    anderen Ländern. Das große Potenzial der
    Agroforstwirtschaft scheint hierzulande noch
    nicht ausreichend erkannt.

                                                                                                                        12
Hebel
    Die Bundesregierung muss Agroforstwirtschaft                Dafür werden die bisherigen Hemmnisse
    als Fördertatbestand in den GAK-Rahmenplan                  abgebaut und durch eine bundesweite Förderung
    aufnehmen. So werden für die Länder die                     der Agroforstwirtschaft ersetzt. Über die
    nötigen Anreize für eine Förderung über die                 Vergütung von Ökosystemleistungen werden
    2. Säule geschaffen, z.B. als Agrarumwelt-                  diverse, multifunktionale Agroforstsysteme
    und Klimamaßnahme (AUKM). Hierbei ist es                    eine ökonomisch interessante Alternative zu
    erforderlich, Agroforstsysteme für das deutsche             gängigen Nutzungsformen. Mit dieser Grundlage
    Agrarförderrecht zu definieren (Zuweisung                   werden Landwirt:innen durch ein breites
    eines Nutzungscodes für den Agrarantrag)                    Bündnis an Interessenvertreter:innen über
    um Rechts- und Investitionssicherheit für die               die Vorteile für Ihre Betriebe informiert und in
    Bewirtschafter:innen sowie ein Kontrollfähigkeit            Ihren Bestrebungen hin zu Agroforstsystemen
    seitens der Behörden zu gewährleisten.                      fachgerecht unterstützt. Darüber hinaus
                                                                werden weitere privatwirtschaftliche Anreize,
    Wie wollen wir wirken                                       wie Kompensationsmaßnahmen, ebenfalls
    Durch das Wirken in der Farm-Food--Climate                  als Unterstützung angewendet, um die
    Challenge soll der Weg für eine gesellschaftlich            Agroforstwirtschaft in Ihrer Attraktivität zu
    geförderte Etablierung von Agroforstsystemen                erhöhen.
    geebnet werden, um deren Potenzial in der
    Begegnung und Anpassung an den Klimawandel
    sowie der nachhaltigen Produktion von
    Lebensmitteln zu nutzen.

4      ÖFFENTLICHES BEWUSSTSEIN FÜR DIE KLIMAWIRKUNG
       VON PFLANZENKOHLE SCHAFFEN
    Session Host                                                Teilnehmer:innen
    Michael Sernatinger (Carbonauten), Harald Bier ( European   Carolin Güthenke, Venna von Lepel (CarbonSinkCycle
    Biochar Industry Consortium, Pate)                          (NovoCarbo)

    In “Carbon Valleys”, Zentren und Netzwerken von Pionierlandwirt:innen, werden greifbare
    Praxisbeispiele zur Kohlenstoffsenkenleistung von Pflanzenkohle bei gleichzeitiger
    Verbesserung der Bodenqualität veranschaulicht und bekannt gemacht. Landwirt:innen,
    Forstwirt:innen, Kommunen, Politiker:innen und Investor:innen sind von den Vorteilen der
    Pflanzenkohle überzeugt. Der “(Pflanzen-)Kohleeinstieg” ist ein gängiger Begriff in den Medien
    und im öffentlichen Bewusstsein.

    Problem                                                                   Potenzial
    Obwohl der Beitrag der                                                    Wenn pflanzliches Material über
    Pflanzenkohle zu Klimaneutralität                                         den Prozess der Pyrolyse und der
    nachgewiesen ist, lohnt sich der                                          Hydrothermale Carbonisierung (HTC)
    Humusaufbau mit Pflanzenkohle                                             verkohlt wird, bleibt ein großer Teil
    finanziell derzeit oftmals erst                                           des darin enthaltenen Kohlenstoffs in
    durch gesamt systemische                                                  Form von Pflanzenkohle gebunden.
    Kaskadennutzung. Bisher gibt                                              Der Agrarsektor kann also zum
    es für Pflanzenkohle noch kaum                                            Klimaschutz beitragen, indem er
    transparente Darstellungen,                                               mittels Pflanzenkohle aus Biomasse-
    wie sie skalierbar im Gesamtsystem                                        Reststoffen CO2-Senken schafft.
    wirkt. Des Weiteren braucht es konkrete
    Umsetzungsbeispiele, sowie die Anerkennung
    eines verbindlichen Standards, um die
    Sequestrierungsleistung über die Zeit zu messen
    und zu validieren.

                                                                                                                     13
Außerdem ist es mit Pflanzenkohle möglich,                    Ein sogenanntes “Carbon Valley” ist eine
    Ertragssteigerungen zu realisieren, Humusaufbau               räumliche Einheit, die dazu dienen kann,
    zu fördern, die Wasserspeicherfähigkeit von                   verschiedene Projekte zu implementieren und
    Böden und damit die Resilienz zu erhöhen und                  relevante Stakeholder aus Wissenschaft, Land-
    Emissionen von klimaaktiven Gasen wie Methan                  und Forstwirtschaft, Politik, Gesellschaft und
    und Lachgas, sowie Nitratauswaschungen                        Industrie zusammenzubringen. Um Interessenten
    zu reduzieren. Dabei trägt sich die Nutzung                   bei der Umsetzung zu unterstützen, finden
    von Pflanzenkohle wirtschaftlich durch die                    im Carbon Valley neben Rundgängen und
    Kaskadennutzung selbst.                                       Führungen auch Schulungen für verschiedene
                                                                  Akteursgruppen statt.
    Hebel
    Konkrete Vorschläge für politische Maßnahmen                  Wie wollen wir wirken
    wären das Einbeziehen von Pflanzenkohle in den
                                                                  Im Rahmen der Farm- Food-Climate Challenge
    Emissionshandel, das verpflichtende Aufnehmen
                                                                  wollen Initiativen, Pat:innen und Expertinnen
    von Kohlenstoffsenken in die Klimaziele,
                                                                  Kommunen, Regionen und Großstädte
    eine gezielte Anschubsubventionierung der
                                                                  identifizieren, die klimaneutral werden wollen und
    Pflanzenkohle bzw. Förderung der Landwirt:innen
                                                                  sie von der Bedeutung von Pflanzenkohle für das
    und das Anknüpfen an den Circular Economy
                                                                  Erreichen der Klimaziele überzeugen. Zusammen
    Action Plan der EU. Um das Potenzial von
                                                                  wollen sie ein Grobkonzept für ein Carbon Valley
    Pflanzenkohle als Kohlenstoffsenke und
                                                                  erstellen und mit potenziellen Förderer:innen und
    Emissionsreduzierung anschaulich zu machen,
                                                                  Unterstützer:innen in der Politik diskutieren.
    braucht es konkrete Projekte, die dies aufzeigen
    können.

5      EU-AGRARPOLITIK UMSTRUKTURIEREN UND
       NACHHALTIGE LANDWIRTSCHAFTS-
       UND FORSCHUNGSPRAKTIKEN FÖRDERN
    Session Host
    Francisco Telles Varela (ORGO); Prof. Marie von Meyer (Uni-
    versity Göttingen, Patin)

    Basierend auf der Messbarmachung von Ökosystemleistungen kann auch eine Umverteilung
    der EU Agrarsubventionen, die sich an den Ökosystemleistungen orientiert, erreicht werden.
    Flächenprämien werden umverteilt, um Ökosystemleistungen zu fördern. Um das Erreichen
    gemeinwohlorientierter Ökosystemleistungen systematisch zu erfassen und zu evaluieren, wird
    ein Teil der Subventionen für begleitende Forschungsprojekte eingesetzt.

    Problem                                                                   Potenzial
    Die Mehrheit der EU                                                         Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)
    Agrarsubventionen                                                                 der EU hat massiven Einfluss
    verteilen sich auf wenige                                                           auf die Landwirtschaft in
    Großbetriebe. Gleichzeitig ist                                                      Europa, sowie die Nutzung
    ein vermehrtes “Höfesterben”                                                        eines großen Teils der
    zu beobachten. Die Tendenz                                                         Landfläche innerhalb der
    zu größeren Betrieben verstärkt                                             EU. Die Förderleitlinien der GAP
    Monokulturen im Offenland und                                               werden in der Regel alle sieben
    reduziert Artenreichtum. Der Mut                                            Jahre beschlossen. Für die Periode
    zur Veränderung in der neuen GAP ist begrenzt.                von 2021 bis 2027 sind rund 365 Milliarden Euro
    Konsument:innen werden mit wachsendem                         eingeplant. Damit sind Entscheidungen der GAP
    Bewusstsein für diese Themen in der Bevölkerung               für viele landwirtschaftliche Betriebe in der EU
    unruhiger.                                                    maßgeblich für die Ausrichtung ihrer Entwicklung.

                                                                                                                14
Hebel                                               Wie wollen wir wirken
    Die Umsetzung der “Farm-2-Fork” Strategie muss      Initiativen, Pat:innen und Expert:innen der Farm-
    konsequent politisch gefördert werden, damit        Food-Climate Challenge wollen mit gebündelter
    Ernährungssysteme ressourcenschonender,             Kraft mehr Einfluss auf politische Entscheidungen
    gesünder, inklusiver und dabei wirtschaftlich       nehmen, um die nötige Förderung für nachhaltige
    gestaltet werden können. Die Strategie zielt        Anbaupraktiken zu stärken. Die Arbeitsgruppen
    darauf ab, unseren Übergang zu einem                wollen das öffentliche Bewusstsein für die
    nachhaltigen Ernährungssystem zu beschleunigen      Themen stärken, Petitionen verabschieden und
    und legt sowohl regulatorische als auch nicht-      Crowdfunding Kampagnen starten.
    regulatorische Initiativen fest. Dabei dient die
    Gemeinsame Agrarpolitik als Schlüsselinstrument
    der Unterstützung eines gerechten Übergangs.

6     LANDWIRTSCHAFTSVERBÄNDE, GENOSSENSCHAFTEN
      UND BERATUNGSRINGE WERDEN BOTSCHAFTER
      NACHHALTIGER ANBAUPRAKTIKEN
    Session Host                                        Teilnehmer:innen
    Christian Kemnade (Bunte Biomasse), Sinjo Neitsch   Marija Spokaite (sus.lab ETH Zürich), Michele Bandecchi
    (embauerment)                                       (SmartCloudFarming)

    Aufbauend auf Forschung und einer Anzahl von Pilotierungprojekten haben
    Landwirtschaftsverbände, Genossenschaften und Beratungsringe alternative Anbaumethoden
    (z.B. regenerative Landwirtschaft, Hybrid Landwirtschaft, Humusaufbau) mit in ihr Portfolio
    aufgenommen. Darauf basierend informieren, beraten und unterstützen sie Landwirt:innen
    bedarfsgerecht. Klare Bekenntnisse, Strategien, überzeugende Beispiele, und sichere
    Unterstützung helfen dabei, Barrieren zu überwinden.

    Problem
    Es ist oft schwierig Landwirt:innen von neuen       sie dies bisher nicht immer. Das liegt zum einen
    Produktionsmethoden zu überzeugen. Vor allem        daran, das viele selbst Landwirte sind, oder eng
    wenn es um grundlegende Veränderungen               mit der Produktion verbunden sind und somit
    zu den aktuell betriebenen Praktiken geht.          die oben genannten Barrieren auch auf sie
    Wissenschaftlichen Untersuchungen und               zutreffen. Außerdem fehlt es oft an Kapazitäten
    praktischen Erfahrungen zufolge, sind die               (Geld, Personal, Zeit) sich Alternativen zu
    Hauptbarrieren zurückzuverfolgen auf                     verschreiben.
    fehlende Bekanntheit von funktionierenden
    Alternativen; mangelnde
    Informationen und Unterstützung                                    Potenzial
    zur Umsetzung; Angst vor                                         Landwirtschaftliche Verbände,
    Misserfolgen und finanziellem und                                Genossenschaften und
    bürokratischen Aufwand; sowie                                    Beratungsringe stehen im engen
    fehlendes Unternehmertum, sich                                   Kontakt mit einem großen
    Alternativen zu öffnen und neue                                  Netzwerk von Landwirt:innen.
    Märkte zu erschließen. Außerdem                                  Sie von nachhaltigeren
    sind Landwirt:innen oft emotional                                Produktionsalternativen zu
    und eng verbunden mit ihrer Arbeit,                              überzeugen, könnte daher durch
    dem Betrieb und dem sozialen                                     finanziellen Kapazitäten, Beratung
    Geflecht, welches dieses umgibt. Daher ist               und Kommunikation, vielen Landwirt:innen
    es oft schwierig für sie, sich einzugestehen,            helfen, die oben genannten Barrierien
    dass ihrer Produktionsweise gegebenenfalls              zu überwinden. Die Verbände spielen
    nicht nachhaltig ist. Landwirtschaftliche           eine wichtige Rolle dabei, Landwirt:innen für
    Verbände könnten eine Vermittler- und               alternative Praktiken zu begeistern und zu
    Katalysatorenwirkung entfalten, allerdings tun      befähigen.
                                                                                                                  15
Hebel                                                           Wie wollen wir wirken
    Nachdem die Wissenschaft viele Grundlagen der                   Die Farm-Food-Climate Community kann
    nachhaltigen Produktion erforscht hat, ist es an                als überzeugendes Beispiel für die mutige
    der Zeit, in der Praxis an Umsetzungsprozessen                  und erfolgreiche Umstellung auf alternative
    zu arbeiten und diese zu optimieren. Dabei                      Denk- und Arbeitsweisen gelten. Gemeinsam
    werden Zielkonflikte auftreten, die nur durch                   mit den beteiligten Partnern und Initiativen
    Transdisziplinarität und co kreatives Arbeiten                  können konkrete Beispiele von erfolgreichen
    mit Vertreter:innen entlang der gesamten                        Umstellungen / Alternativen gezeigt und
    Wertschöpfungskette zu lösen sind. Die                          der Prozess dorthin dokumentiert werden.
    Wissenschaft mit unterschiedlichen Disziplinen                  Im weiteren Verlauf der Farm-Food-Climate
    kann dabei wertvolle Hilfe und Begleitung                       Challenge oder im Anschluss können sich
    leisten. Die Verbände und die Wirtschaft können                 interessierte Teilnehmer:innen weiter vernetzen
    durch Kapazitäten wie Geld, Personal und                        und gemeinsam an der Umsetzung der Idee
    Kommunikation zum Gelingen der Transformation                   arbeiten, die Barrieren für Landwirt:innen zur
    beitragen. Darüber hinaus kann die EU eine                      Umstellung auf nachhaltigere Wirtschaftsweisen
    zentrale Informations- und Supportstelle schaffen,              zu überwinden.
    die bei der Transformation mit Vernetzung,
    Finanzierungen und Wissensvermittlung für
    glaubwürdige, vertrauensvolle und unparteiische
    Unterstützung für Umstellungswillen sorgt.

7      WAHRE PREISE FÜR NACHHALTIG, GESUND
       UND FAIR PRODUZIERTER LEBENSMITTEL
    Session Host                                                    Teilnehmer:innen
    Anna Mehrländer (Fermentiersalon), Stefan Gothe (Regional-      Jonas Wendt (OURZ), Leonard Witte (DOINGGOODS), Alexander
    wert Impuls GmbH, Pate); Armin Meitzler (Biobetrieb Meitzler,   Appel (R50)
    Pate)

    Durch das Abbild von Gesellschafts- und Umweltkosten im Preis von Lebensmitteln werden
    Kaufentscheidungen möglich, die auch soziale und ökologische Werte berücksichtigen. Die
    Grundlage wurde durch Messbarkeit (siehe Ziel 1) und Transparenz in der Wertschöpfungskette
    geschaffen, die es ermöglicht, wahre Kosten festzustellen und zu vergleichen. So werden
    Herstellungsverfahren, die diese Werte berücksichtigen, wettbewerbsfähig. Durch True
    Cost Accounting wird eine nachhaltige Versorgung mit gesunden und fair produzierten
    Lebensmitteln aufgebaut und Landwirt:innen wird Wertschätzung, Sicherheit und gerechte
    Preise für all die von ihnen erbrachten Leistungen entgegengebracht.

    Problem
    Die meisten Umwelt-                                                      und auf kostenexternalisierung
    auswirkungen der                                                         basierende Bepreisungssystem
    Nahrungsmittelproduktion und                                                 fördert umweltschädliche
    des Nahrungsmittelkonsums                                                       Produktionsmethoden und eine
    werden nicht ökonomisch                                                          durch Bequemlichkeit getriebene
    bewertet und spiegeln sich daher                                                 Wegwerfkultur. Trotzdem
    nicht im Preis wieder. Aufgrund                                                  zahlen wir für die Kosten in
    von mangelnder Transparenz in                                                  versteckter Weise, z.B. durch
    den meisten globalen und auch                                            Umweltsanierungskosten, oder dadurch,
    vielen regionalen Lieferketten                                           dass externalisierten Kosten an andere
    wäre eine vergleichbare und                                              Länder oder zukünftige Generationen
    nachvollziehbare Internalisierung                               geschoben werden. Dazu tragen ebenfalls die
    der Umweltauswirkungen in die                                   nicht sozialen Verhältnisse bei Saisonarbeitern
    Verkaufspreise derzeit nicht möglich.                           oder die schlechten Arbeitsbedingungen in
    Dieses durch Intransparenz ermöglichte                          Verarbeitungsbetrieben bei.

                                                                                                                        16
Potenzial                                                     Wie wollen wir wirken
    Eine Widerspiegelung von externen Kosten                      Durch Modellprojekte im Rahmen der Farm-2-
    im Lebensmittelpreis kann ein stärkeres                       Fork Strategie oder dem europäischen Green
    Bewusstsein für den persönlichen ökologischen                 Deal sowie einem Bundesprogramm Regionale
    Fußabdruck schaffen und setzt aktiv Anreize für               Wertschöpfung des Bundes können vergleichbare
    ein nachhaltiges Konsumverhalten. Die steigende               Standards für wahre Kosten und Leistungen
    Nachfrage ermöglicht die Wettbewerbsfähigkeit                 erarbeitet werden. Diese Kosten und Leistungen
    umweltschonender Herstellungsverfahren.                       können anschließend durch Fonds ausgeglichen
                                                                  werden.

    Hebel                                                         Die Initiativen wollen gemeinsam einen
                                                                  Standard mit sozialen, ökologischen und
    Subventionen müssen an nachhaltigen
                                                                  regionalökonomischen Kriterien für die
    (ökologischen, sozialen und
                                                                  Honorierung der nachhaltigen Leistungen der
    regionalökonomischen) Leistungen und nicht an
                                                                  Landwirt- und Ernährungswirtschaft, sowie eine
    Flächen gekoppelt sein. Transparente, globale
                                                                  wahre Bepreisung, entwickeln. Dieser soll auf
    und regionale Wertschöpfungs- und Lieferketten
                                                                  transparenten Wertschöpfungsketten basieren.
    erlauben transparente Kaufentscheidungen und
                                                                  Es sollen regionale Wertschöpfungsräume
    stärken das Vertrauen der Konsument:innen.
                                                                  geschaffen werden, um Ernährungssouveränität
    Regionale Direktvermarktung, als ein mögliches
                                                                  in Regionen zu erlangen. Dafür wollen
    Instrument, schafft Transparenz und Vertrauen
                                                                  verschiedenen Initiativen aus Produktion (z.B.
    und ist daher ein vielversprechender Ansatz für
                                                                  Solidarische Landwirtschaft, Urban Gardening,
    die Bepreisung von externen Kosten.
                                                                  Ernährungsräte) und der Vermarktung
                                                                  (Marktschwärmereien, Hofläden etc.) auf einer
                                                                  Plattform zusammenarbeiten. Zusammen können
                                                                  sich Initiativen abstimmen, Software gemeinsam
                                                                  nutzen und Ideen verfeinern.

8      URBANE LEBENSMITTELPRODUKTION FÖRDERN
       UND IN DIE STADTPLANUNG INTEGRIEREN
    Session Host                                                  Teilnehmer:innen
    Andreas Rawein (fivefarms), Gwen Schröter (Golzern Holding,   Susanne (Stadtfarm für alle), Svenja (Urban Green), Elias
    Patin)                                                        (Climate Farmers), Dennis Gref & Justin (Aquaponik Aromat)

    Lebensmittel werden auch lokal in den Städten produziert. Dies schafft Arbeitsplätze und
    verringert den Weg “vom Acker auf den Teller” (sog. Foodmiles). Es wurde eine eigene
    Zertifizierung für Urban Farming etabliert. In einer Gesellschaft, die zunehmend in Städten
    wohnt, stärkt die Produktion in unmittelbarer Nähe zum Konsum das Bewusstsein für die
    Lebensmittelproduktion. Urban Farming wird politisch gefördert (die Dritte Säule der GAP)
    und ein essentieller Teil der Bauplanung. Flächen für urbane Lebensmittelproduktion sind in
    Flächennutzungspläne integriert.

    Problem
    Obwohl ein großer Teil der Bevölkerung                        Dadurch entsteht ein hoher CO2-Ausstoß,
    innerhalb der Städte und urbanen Räume                        welcher zum großen Teil vermeidbar wäre.
    lebt, sind diese derzeit weder Bestandteil                    Die isolierte Lage der Städte hinsichtlich der
    der Lebensmittelproduktion noch Natur- und                    Lebensmittelproduktion hat eine fortschreitende
    Erholungsräume für die dort lebenden Menschen.                Entfremdung der Stadtbewohner:innen zum
    Im Umkehrschluss heißt das, dass Lebensmittel                 Ursprung der konsumierten Nahrungsmitteln
    außerhalb der Städte produziert und in die                    zur Folge. Diese werden nur noch als jederzeit
    urbanen Räume transportiert werden, während                   verfügbare Konsumgüter wahrgenommen, ohne
    Stadtbewohner:innen Natur- und Erholungsräume                 den eigentlichen Wert und den Aufwand der
    meist nur außerhalb der Städte finden können.                 Herstellung zu sehen und zu verstehen.

                                                                                                                          17
Potenzial
    Gerade in Zeiten von Corona steigt das               Lebensmittel zur Verfügung zu stellen, sollten
    Bewusstsein für robuste landwirtschaftliche          entsprechende „Urban Farming“ Projekte
    Wertschöpfungsketten. Nachhaltigkeit hat             gefördert werden. Bereits bestehende Vorhaben
    einen höheren Stellenwert in der Bevölkerung         sollten aktiv in die Planung unserer Städte
    und beeinflusst Kaufentscheidungen. Urbane           eingebunden werden und ihren Teil zu einer
    Landwirtschaft ermöglicht eine lokale                lebenswerten Stadt beitragen.
    Lebensmittelproduktion und bietet gleichzeitig
    Lösungen für ein besseres Mikroklima in
    den Städten. Integriert in die Planung
                                                         Wie wollen wir wirken:
    von Städten kann sie gleichzeitig als                    Mit Unterstützung von Pat:innen und
    Lebensmittelproduzent sowie Natur- und                    Expert:innen wollen Initiativen Urban Farming
    Erholungsraum für die Bevölkerung                                 stärker in das öffentliche Bewusstsein
    dienen. Bildungsangebote                                          bringen und ein größeres
    und gemeinschaftliche Gärten                                      Verständnis für das Potenzial in
    können helfen, den Menschen die                                   Kommunen und Städten schaffen.
    Herstellung und den Ursprung                                      Lokalen Kommunikationslösungen
    unserer Lebensmittel näher zu                                     können dabei helfen, eine
    bringen.                                                          Daseinsberechtigung für Urban
                                                                      Farming zu kreieren. Gemeinsam
                                                                      wollen Initiativen Urban Farming
    Hebel                                                             Module entwickeln, die sie in Form
    Um urban produzierte Lebensmittel                                 eines gesamten Urban Farming
    für Konsument:innen attraktiver                                   Packages Städten und Kommunen
    zu machen, müssen entsprechende                           anbieten wollen. Darüber hinaus soll ein
    Anreizsysteme geschaffen werden. Dies                     gemeinsames Siegel (mit Kilometerentfernung
    kann durch eine gezielte Förderung und                  / Stadtviertel) entstehen, um somit die
    geeignete Kennzeichnung von urban produzierten       Dienstleistungen von Urban Farming sichtbar
    Lebensmitteln stattfinden. Auch der Einzelhandel     zu machen. Um Urban Farming großflächig zu
    kann helfen, Platz für lokale Produkte zu schaffen   unterstützen, braucht es Pilotierungsprojekte
    und diese mit einem Siegel hervorzuheben.            und Wirkungsmessung. Diese wollen Initiativen
    Um Konsument:innen lokal produzierte                 zusammen umsetzen und evaluieren.

9      ÖKOLOGISCHER HANDABDRUCK ALS ALLGEMEIN-
       GÜLTIGES UND VERBREITETES KONZEPT FÜR NACH-
       HALTIGEN KONSUM IN DER BEVÖLKERUNG ETABLIEREN
    Session Host                                         Teilnehmer:innen
    Anna Pflug (Futuring), Nick de la Forge              Timothy Charlton (HyCoffee), Olga Gerashchenko (Weleda),
    (Planet A Ventures, Pate)                            Stephanie Schweyer (GoNudge), Sabine Cole (BODEN Magazin),
                                                         Sophie Loeben (HyCoffee), Swenja Rosenwinkel (Kornwerk für
                                                         die regionale Biodiversität)

    Konsument:innen kennen den ökologischen Fußabdruck der konsumierten Produkte. Sie sind
    sich der Einflusskraft ihrer Kaufentscheidung auf ökonomische Anreize für nachhaltigere
    Praktiken bewusst. Mit dem ökologischen Handabdruck ist ein neues, allgemeingültiges und
    verbreitetes Konzept des nachhaltigen Konsums in der Bevölkerung geschaffen.

                                                                                                              18
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