Faunistische Sonderuntersuchung Libellen für den Neubau des REWE Logistikzentrums in Magdeburg

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Faunistische Sonderuntersuchung Libellen für den Neubau des REWE Logistikzentrums in Magdeburg
Faunistische Sonderuntersuchung
                 Libellen

für den Neubau des REWE Logistikzentrums in
                Magdeburg
Faunistische Sonderuntersuchung Libellen für den Neubau des REWE Logistikzentrums in Magdeburg
Faunistische Sonderuntersuchung Libellen           Neubau des REWE Logistikzentrums in Magdeburg

Faunistische Sonderuntersuchung Libellen
für den Neubau des REWE Logistikzentrums in Magdeburg

Auftraggeber:           REWE GROUP
                        REWE Deutscher Supermarkt AG & Co. KGaA.
                        Domstraße 20
                        50668 Köln

Auftragnehmer:          Büro Karsten Obst
                        Landschafts- und Freiraumplanung
                        Leipziger Straße 90-92
                        06108 Halle (Saale)

Bearbeitung:            J. Kotte             Landschaftsarchitektin (Dipl.-Ing., FH.)
                        I. Gaberle           B. Sc. Biologe
                        K. Obst              Diplomgeograph

Ort und Datum:          Halle (Saale), den 30.01.2019

Büro Karsten Obst                                                                         Seite I
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                                                      Inhaltsverzeichnis

1.    Anlass .................................................................................................................................. 1
2.    Untersuchungsumfang und Untersuchungsgebiet............................................................... 1
     2.1     Untersuchungsumfang ................................................................................................. 1
     2.2     Beschreibung des Untersuchungsgebietes ................................................................... 1
4.    Erfassungsmethodik Libellen.............................................................................................. 2
5.    Ergebnisse der Libellenkartierung ...................................................................................... 3
6.    Artbeschreibung wertgebender Libellenarten ..................................................................... 5
7.    Zusammenfassung............................................................................................................... 7
8.    Literatur............................................................................................................................... 8

Büro Karsten Obst                                                                                                                      Seite II
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                                               Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Begehungen Libellen ................................................................................................ 2
Tabelle 2: Nachgewiesene Libellen im Untersuchungsgebiet ................................................... 3

                                             Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Gewässer Nr. 1 im Mai 2018 .............................................................................. 2
Abbildung 2: Größtenteils trockengefallenes Gewässer Nr. 1 im September 2018 .................. 2
Abbildung 3: Gewässer Nr. 2 im Mai 2018 .............................................................................. 2
Abbildung 4: Gewässer Nr. 2 im September 2018 .................................................................... 2
Abbildung 5: Einzelnachweis von der Großen Moosjungfer am Gewässer Nr. 1 .................... 4
Abbildung 6: Keilfleck-Mosaikjungfer ...................................................................................... 4
Abbildung 7: Einzelnachweis vom Spitzenfleck am Gewässer Nr. 2 ........................................ 5
Abbildung 8: Eiablage der Großen Königslibelle im Gewässer Nr. 2 ...................................... 5

                                                Kartenverzeichnis

Karte 1: Ergebnisse der Libellenkartierung

Büro Karsten Obst                                                                                                      Seite III
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1.        Anlass

Die REWE GROUP in Köln plant die Errichtung eines Logistikzentrums im Gewerbegebiet
Nord in Magdeburg. Das geplante Vorhaben liegt nördlich der Burger Straße und berührt das
Gewässer Metritze.
Zur naturschutzfachlichen Bewertung des geplanten Eingriffs und dessen möglicher Wirkun-
gen wurde das Büro Obst mit der Kartierung der Libellen beauftragt. Die Ergebnisse stellen
eine Grundlage für die im weiteren Planungsprozess erforderlichen Unterlagen zur Abhand-
lung der Eingriffsregelung und des Artenschutzes.

2.        Untersuchungsumfang und Untersuchungsgebiet

2.1       Untersuchungsumfang
Als verbindliche Grundlage wurde der folgende Untersuchungsumfang zur Erfassung der
Amphibien, in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Magdeburg am
18.01.2018 und 25.01.2018, festgelegt:
         Libellenuntersuchungen mit insgesamt 5 Begehungen, witterungsabhängig von Mai
          bis September.

2.2       Beschreibung des Untersuchungsgebietes
Das Untersuchungsgebiet für die Erfassung der Libellen umfasste das Gewässer Metritze und
angrenzende Bereiche. Die Metritze ist ein gesetzlich geschütztes Biotop gemäß § 30
BNatSchG in Verbindung mit § 22 NatSchG LSA (GB 004 MD „Metritze Rothensee“). Es
besteht aus einem Komplex aus natürlichem bis naturnahem Binnengewässer, Röhricht und
Hecken und Feldgehölzen außerhalb erwerbsgärtnerisch genutzter Flächen.
Die Abgrenzung des Untersuchungsgebietes ist in der Abbildung 1 ersichtlich. Es werden
zwei Gewässer unterschieden, wobei die Wasserfläche des Gewässers 1 (Metritze) ab-
schnittsweise im Norden und Süden durch Verlandungsbereiche unterbrochen wird. Das Ge-
wässer Nr. 2 befindet sich im nördlichen Untersuchungsgebiet und ist ca. 200 m vom Gewäs-
ser Nr. 1 entfernt. Bei beiden Gewässern handelt es sich um Altwasser der Elbe.
Die Ufer der Gewässer sind relativ steil und überwiegend mit Schilfröhricht bewachsen. Zu-
dem kommen Große Brennnessel (Urtica dioica), Brombeere (Rubus spec.) und Bittersüßer
Nachtschatten (Solanum dulcamara) im Röhricht vor. Dominierende Wasserpflanzen sind
Kleine Wasserlinse (Lemna minor) und Zartes Hornblatt (Ceratophyllum submersum). Des-
weiteren kommt auch die Untergetauchte Wasserlinse (Lemna trisulca) vor. Zudem sind ein-
zeln stehende Gehölze, Gehölzgruppen und Hecken am Rand des Gewässers zu verzeichnen.
Vorkommende Baumarten sind u.a. Bruch-Weiden (Salix fragilis agg.), Hybrid-Pappeln (Po-
pulus spec.), Feldahorn (Acer campestre), Weißdorn (Crataegus spec.) und Stiel-Eiche
(Quercus robur), wobei Weiden vorherrschen. An die Gewässer grenzen intensiv genutzte
Ackerflächen an.

Büro Karsten Obst                                                                      Seite 1
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Abbildung 1: Gewässer Nr. 1 im Mai 2018      Abbildung 2: Größtenteils trockengefallenes
                                                           Gewässer Nr. 1 im September
                                                           2018

Abbildung 3: Gewässer Nr. 2 im Mai 2018      Abbildung 4: Gewässer Nr. 2 im September
                                                           2018

4.      Erfassungsmethodik Libellen

Im Untersuchungsgebiet wurden die Stillgewässer (vgl. Abb. 1) mit insgesamt fünf Begehun-
gen von Mai bis September erfasst (vgl. Tab. 1).
Die Erfassung der Imagines erfolgte durch Sicht- und Kescherfang. Dabei wurde die Wasser-
fläche und der Rand des Gewässers nach erwachsenen Libellen abgesucht und diese wurden
durch bloße Sicht bzw. mit Fernglas oder, wenn notwendig, durch Keschern bestimmt. Ergän-
zend wurde während der Erfassungsdurchgänge auf Exuvien geachtet. Dabei wurden die E-
xuvien am Rand der Gewässer an Wasserpflanzen und anderen Strukturen abgesammelt und
im Büro bestimmt. Die Begehungen erfolgten bei günstigen Wetterverhältnissen über die spä-
teren Vormittagsstunden bis zum Nachmittag.
Das Gewässer Nr. 1 wurde an drei Probestellen untersucht. Die Lage der Probestellen ist in
der Karte Nr. 1 dargestellt.

Tabelle 1: Begehungen Libellen
                      Datum                                      Wetter
                    24.05.2018                                 Sonne, 23°C

Büro Karsten Obst                                                                      Seite 2
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                        Datum                                            Wetter
                      19.06.2018                                  Sonne, Wolken, 22°C
                      17.07.2018                                      Sonne, 26°C
                      15.08.2018                                      Sonne, 23°C
                      18.09.2018                                      Sonne, 28°C

Die Abundanz als Individuenzahl pro Gewässer wird für die Auswertung in Klassen einge-
teilt. Die Angaben zur maximalen relativen Häufigkeit im Untersuchungsjahr beziehen sich
auf den Begehungstermin mit der höchsten Individuendichte innerhalb des Erfassungszeit-
raumes.

Tabelle 2: Verwendete Abundanzklassen für die Libellenerfassung
                    Individuenzahl                                 Abundanzklassen
                            1                                            1
                           2-5                                           2
                          6-10                                           3
                         11-30                                           4

5.      Ergebnisse der Libellenkartierung

Insgesamt wurden im Rahmen der Erhebungen 21 Libellenarten nachgewiesen. Davon sind
sechs Arten vermutlich nicht bodenständig, weil nur Einzelbeobachtungen ohne Reprodukti-
onsverhalten vorliegen. Die Zusammensetzung der Arten und Häufigkeiten waren in beiden
Gewässern im Verhältnis zur Größe gesehen ähnlich. Die häufigsten Kleinlibellenarten waren
das Kleine Granatauge (RL ST 3), die Hufeisen-Azurjungfer und die Große Pechlibelle. Die
Herbst-Mosaikjunger, die Feuerlibelle und die Gemeine Heidelibelle waren die häufigsten
Großlibellenarten. Neben dem Kleinen Granatauge wurden weitere auf der Roten Liste ge-
führte Arten nachgewiesen. Hierzu gehören Südliche Mosaikjungfer, Keilfleck-
Mosaikjungfer, Große Moosjungfer, Spitzenfleck und Gefleckte Heidelibelle. Die Keilfleck-
Libelle ist vermutlich im Untersuchungsgebiet bodenständig. Bei der Südlichen Mosaikjung-
fer wurde die Bodenständigkeit als unsicher eingestuft, bei den anderen drei Rote-Liste Arten
ist von keiner Bodenständigkeit an den Gewässern auszugehen.

Tabelle 3: Nachgewiesene Libellen im Untersuchungsgebiet im Bereich der Probestellen
        Art              Wissenschaftl. Name    BNat   RL   RL       Nachweise (Abundanzkl.)           Sta-
                                                SchG   D    ST       Gewässer 1      Gewässer 2        tus
                                                                   Imag.    Exu.   Imag.    Exu.
Südliche                 Aeshna affinis          bg          3      2                                   c
Mosaikjungfer
Keilfleck-               Aeshna isoceles         bg          2      2                1                  b
Mosaikjungfer
Herbst-Mosaikjungfer     Aeshna mixta            bg                 4                2                  b
Große Königslibelle      Anax imperator          bg                 2        1       2       1          a
Kleine Mosaikjungfer     Brachytron pratense     bg          V                       2                  c
Gebänderte               Calopteryx splendens    bg          V                       1                  d
Prachtlibelle
Weidenjungfer            Chalcolestes viridis    bg                 1                                   d
Hufeisen-Azurjungfer     Coenagrion puella       bg                 4                4                  b
Fledermaus-              Coenagrion pulchel-     bg          V      1                                   d

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         Art              Wissenschaftl. Name        BNat      RL      RL        Nachweise (Abundanzkl.)             Sta-
                                                     SchG      D       ST       Gewässer 1         Gewässer 2        tus
                                                                              Imag.    Exu.      Imag.    Exu.
Azurjungfer               lum
Feuerlibelle              Crocothemis ery-             bg                       3                  1                  b
                          thraea
Großes Granatauge         Erythromma najas             bg               V       1                           1         a
Kleines Granatauge        Erythromma viri-             bg               3       4         2        4                  a
                          dulum
Große Pechlibelle         Ischnura elegans             bg                       3                  3                  b
Große Moosjungfer         Leucorrhinia pecto-          sg       3       2       1                                     d
                          ralis
Spitzenfleck              Libellula fulva              bg               1                          1                  d
Vierfleck                 Libellula quadrimacu-        bg                       1                                     d
                          lata
Großer Blaupfeil          Orthetrum cancella-          bg                       1                  1                  c
                          tum
Gefleckte Heidelibelle    Sympetrum flaveolum          bg       3                                  1                  d
Blutrote Heidelibelle     Sympetrum sanguine-          bg                       1                                     d
                          um
Gemeine Heidelibelle      Sympetrum vulgatum           bg                       3                  3                  b
Gemeine, Blutrote o.      Sympetrum spec.              bg                                 1                 2         a
Große Heidelibelle
Bemerkungen:
BNatSchG: Bundesnaturschutzgesetzt
bg: besonders geschützt, sg: streng geschützt
RL D: Rote Liste Deutschlands (OTT et al. 2015)
RL ST: Rote Liste Sachsen-Anhalt (MÜLLER 2004)
Nachweise: Imag. = Imagines, Exuv. = Exuvien
Abundanzklassen: 1 = 1 Individuen, 2 = 2-5 Individuen, 3 = 6-10 Individuen, 4 = 11-30 Individuen
Status (LUTHARDT et al. 2006): a = Bodenständigkeitsnachweis: Funde von Exuvien/Larven, schlupfreifen Larven sowie
frisch geschlüpfter Imagines, b = vermutlich bodenständig: Beobachtung von Fortpflanzungsverhalten (Eiablage, Paarungs-
rad) bzw. hohe Abundanzen und / oder regelmäßige Präsenz am Gewässer, Revierverhalten, Fund unausgefärbter Imagines,
c: Bodenständigkeitsstatus unsicher (geringe bis mittlere Abundanz, kein Reproduktionsverhalten, Biotop entspricht den
Ansprüchen der Art), d = Vermutlich nicht bodenständig (Gast): Einzelbeobachtungen, kein Reproduktionsverhalten, abwei-
chender ökologischer Anspruchstyp.

Abbildung 5: Einzelnachweis von der Gro- Abbildung 6: Keilfleck-Mosaikjungfer
             ßen Moosjungfer am Gewäs-
             ser Nr. 1

Büro Karsten Obst                                                                                                Seite 4
Faunistische Sonderuntersuchung Libellen für den Neubau des REWE Logistikzentrums in Magdeburg
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Abbildung 7: Einzelnachweis vom Spitzen- Abbildung 8: Eiablage der Großen Königsli-
             fleck am Gewässer Nr. 2                  belle im Gewässer Nr. 2

6.      Artbeschreibung wertgebender Libellenarten

Südliche Mosaikjungfer Aeshna affines
Die Südliche Mosaikjungfer ist eine typische Mittelmeerart und dort weit verbreitet. Seit Mit-
te der Neunziger Jahre wurde die Art Sachsen-Anhalt in der Elbniederung mit offenbar indi-
viduenreichen bodenständigen Vorkommen beobachtet (MÜLLER et al. 2016, LANDESHAUPT-
STADT MAGDEBURG 2002). Als Habitate nutzt die Art hauptsächlich temporäre Gewässer mit
dichtbewachsenen Uferzonen. In Magdeburg wurde sie im Langen Loch, verlandender Teil
der Alten Elbe am Zuwachs sowie in den Teichen des Stadtparkes nachgewiesen (LANDES-
HAUPTSTADT MAGDEBURG 2002). Die Eiablage erfolgt in ausgetrockneten Gewässern oder an
getrockneten Halmen in ausgetrockneten Flutrinnen. Im Untersuchungsgebiet wurde die Art
am Gewässer Nr. 1 mit fünf Individuen an den Probestellen beobachtet.
Keilfleck -Mosaikjungfer Aeshna isoceles
Die Keilflecklibelle ist eine typische Tieflandart, die vor allem an schilfreichen Altwassern
vorkommt (BELLMANN 1993). Für Magdeburg existieren Nachweise u.a. von dem Stadtteil
Kreuzhorst, der Alten Elbe am Zuwachs und dem Prester See (LANDESHAUPTSTADT MAGDE-
BURG 2002). Die Eiablage erfolgt an schwimmenden Pflanzenteilen. Die Art ist recht ortstreu
und tritt mit geringer Anzahl an Individuen auf. Sie ist auf ausgedehnte Röhrichte und Groß-
seggenriede angewiesen. Durch Übernutzung dieser, aber auch durch Austrocknung einiger
Gewässer ist die Art gefährdet. Im Untersuchungsgebiet wurde die Art an beiden Gewässern
mit einzelnen Individuen nachgewiesen.
Kleine Mosaikjungfer Brachytron pratense
Auch die Kleine Mosaikjunger ist eine typische Tieflandlibelle, die vor allem an stehenden
Gewässern der Flussauen mit schilfreichen Ufern vorkommt (BELLMANN 1993). In Magde-
burg kommt sie in allen schilfreichen Stillgewässern (in der Alten Elbe, Kuhlenhagen der
Kreuzhorst, Prester See, Kolke nordwestlich Pechau) vor (LANDESHAUPTSTADT MAGDEBURG
2002). Gefährdungsursachen sind Verlandung infolge von Grundwasserabsenkung sowie
Vernichtung von Röhrichtgürteln. Im Untersuchungsgebiet wurde die Art bei der Maibege-
hung mit zwei Individuen am Gewässer Nr. 2 während ihrer für die Art typischen Patrouillen-
flüge am Schilf- und Röhrichtrand beobachtet.

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Gebänderte Prachtlibelle Calopteryx splendens
Die Gebänderte Prachtlibelle lebt vor allem an langsam fließenden Bächen und Flüssen.
Nordöstlich des Untersuchungsgebietes kommt die Art an das dort verlaufende Fließgewässer
Schrote mit zahlreichen Individuen vor. Die Gewässer innerhalb des Untersuchungsgebietes
sind als Reproduktionsgewässer ungeeignet.
Großes Granatauge Erythromma najas
Die Art benötigt Seen und Teiche mit gut entwickelter Schwimmblattvegetation. Nachweise
aus Magdeburg bestehen vom Stadtteil Kreuzhorst, in Flutrinnen im Umflutkanal, im Enten-
strich, im Neustädter See II, in den Waldseen, im Salbker See II und in den Dreierkolken bei
Zipkelleben (LANDESHAUPTSTADT MAGDEBURG 2002). Im Untersuchungsgebiet wurde die
relativ schwer zu beobachtende Art vereinzelt nachgewiesen. Der Fund einer Exuvie zeigt,
dass die Art im Untersuchungsgebiet bodenständig ist.
Kleines Granatauge Erythromma viridulum
Das wärmeliebende Kleine Granatauge wird zunehmend in den wärmegetönten Flussniede-
rungen gefunden. In Magdeburg kommt die Art u.a. auch in den ca. 1 km vom Untersu-
chungsgebiet entfernt befindlichen Neustädter See II vor. Die Art wurde im Untersuchungs-
gebiet am Gewässer Nr. 1 als häufigste Art nachgewiesen.
Große Moosjungfer Leucorrhinia pectoralis
Die Große Moosjungfer wird im Anhang II und IV der FFH-Richtlinie geführt und ist eine
streng zu schützende Libellenart. Sie ist keine typische Hochmoorlibelle, sondern entwickelt
sich vor allem in etwas nährstoffreicheren Zwischenmoortümpeln, in denen als typische
Pflanze meist das Schwimmende Laichkraut vorkommt (BELLMANN 1993). In Magdeburg ist
ein Vorkommen in der Alten Elbe bei Calenberge bekannt (LANDESHAUPTSTADT MAGDE-
BURG 2002). Im Untersuchungsgebiet wurde ein Männchen bei der Maibegehung am Ufer des
Gewässers Nr. 1 nachgewiesen. Die Art ist vermutlich im Untersuchungsgebiet nicht boden-
ständig.
Spitzenfleck Libellula fulva
Der Spitzenfleck ist eine stenöke Fließgewässer-See-Art mit Bindung an lockeres Wasserröh-
richt. Sie gilt als mediterranes Faunenelement mit östlicher Verbreitung. In Magdeburg sind
zwei Vorkommen am Rande der Kreuzhorst und der Alten Elbe bei Calgenberge bekannt
(LANDESHAUPTSTADT MAGDEBURG 2002). Im Untersuchungsgebiet wurde die Art bei der
Maibegehung mit einem Individuen am Gewässer Nr. 2 nachgewiesen. Das Individuum war
vermutlich nur ein Gast an dem Gewässer, Reproduktionshinweise bestehen nicht.
Gefleckte Heidelibelle Sympetrum flaveolum
Die Vorzugsbiotope der Gefleckten Heidelibelle sind Überschwemmungsflächen, die im
Sommer trockenfallen, und ähnliche Gewässer mit stark schwankendem Wasserstand (BELL-
MANN 1993). Die Eiablage erfolgt über ausgetrocknete Gewässerränder oder über Pflanzen. In
Magdeburg wurde die Art u.a. in Kuhlenhagen, in den Kolken nordwestlich Pechau, im Pres-
ter See sowie im Tümpel an den Rennwiesen nachgewiesen (LANDESHAUPTSTADT MAGDE-
BURG 2002). Im Untersuchungsgebiet erfolgte ein Einzelfund am Gewässer Nr. 2. Die Art ist
hier vermutlich nicht bodenständig.

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7.      Zusammenfassung

Die Gewässer im Untersuchungsgebiet dienen als Lebensraum für verschiedene Libellenarten.
Insgesamt wurden im Rahmen der Erhebungen 21 Libellenarten nachgewiesen. Alle Libellen-
arten sind gemäß BArtSchVO besonders geschützt. Die nachgewiesene streng geschützt Gro-
ße Moosjungfer (Anhang IV der FFH-Richtlinie) ist im Gebiet vermutlich nicht bodenständig.
Die artenschutzrechtliche Würdigung der Untersuchungsergebnisse erfolgt im Rahmen der
Abhandlung des Artenschutzes. Die oben genannten Untersuchungen bilden dabei für die
beschriebenen Arten die Grundlage.

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8.      Literatur

BELLMANN, H. (1993): Libellen beobachten, bestimmen. Naturbuch Verlag, Augsburg.
LANDESHAUPTSTADT MAGDEBURG (2002): Libellenatlas. Umweltamt.
LUTHARDT, V., BRAUNER, O., DREGER, F., FRIEDRICH, S., GARBE, H., HIRSCH, A.-K., KABUS, T.,
      KRÜGER, G., MAUERSBERGER, H., MEISEL, J., SCHMIDT, D. †, TÄUSCHER, L., VAHRSON, W.-
      G., WITT, B. & M., ZEIDLER (2006): Methodenkatalog zum Monitoring - Programm der
        Ökosystemaren Umweltbeobachtung in den Biosphärenreservaten Brandenburgs, 4.
        akt. Ausgabe, unveröff., im Auftrag des Landesumweltamtes Brandenburg, FH-
        Eberswalde.
MÜLLER, J. & R. STEGLICH (2004): Rote Liste der Libellen (Odonata) des Landes Sachsen-
     Anhalt. 2. Fassung, Stand: Februar 2004. Berichte des Landesamtes für Umweltschutz
     Sachsen-Anhalt (39).
MÜLLER, J., STEGLICH, R. & V. E. MÜLLER (2018): Libellenatlas Sachsen-Anhalt – Beitrag zur
     historischen und aktuellen Erforschung der Libellen-Fauna (Odonata) Sachsen-
     Anhalts bis zum Jahr 2016. – Entomologen-Vereinigung Sachsen-Anhalt, Schönebeck.
OTT, J., CONZE, K.-J., GÜNTHER, A. LOHR, M., MAUERSBERGER, R. ROLAND, H.-J. & F.
       SUHLING (2015): Rote Liste und Gesamtartenliste der Libellen Deutschlands mit Ana-
       lyse der Verantwortlichkeit. Dritte Fassung, Stand Anfang 2012 (Odonata). Libellula
       Supplement (14).

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