Flyer zur Retrospektive vom koreanischen Regisseur Hong Sang-soo - Schwanengasse 9, Bern 5, Basel

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Flyer zur Retrospektive vom koreanischen Regisseur Hong Sang-soo - Schwanengasse 9, Bern 5, Basel
Flyer zur Retrospektive vom koreanischen Regisseur Hong Sang-soo

         Schwanengasse 9, Bern              Klostergasse 5, Basel
        https://www.rexbern.ch/          https://stadtkinobasel.ch/
Flyer zur Retrospektive vom koreanischen Regisseur Hong Sang-soo - Schwanengasse 9, Bern 5, Basel
Leben und Filmen werden eins im Werk von Hong Sang-soo. In 22 Jahren hat der Süd-
     koreaner nicht weniger als 23 Filme gedreht, skizzenhafte, sehr persönliche Werke von
     erheblicher Komik. Sie handeln von durchzechten Nächten, unerfüllten Sehnsüchten,
     von Liebe, Begehren, Lügen, und sie spielen in einem Bereich, in dem sich Fiktion und
     Realität durchdringen. Auf Festivals ist Hong Sang-soo ein Star, in den Kinos aber ist
     er kaum präsent. Höchste Zeit, ihn zu entdecken.

4Right Now,
         Rubriktitel
            Wrong Then                                                                        Rubriktitel   5
Flyer zur Retrospektive vom koreanischen Regisseur Hong Sang-soo - Schwanengasse 9, Bern 5, Basel
Einführungstext in beiden Programmheften
Patrick Holzapfel                                      zichtet auf grosse filmische Gesten. Stattdessen
                                                       wirken seine Filme wie emotionale Haikus. Man-
                                                       che führen in eine Offenbarung, andere in ein
                                                       absurdes Nichts. Seine Figuren sind selten nüch-
                                                       tern, meist betrunken. Seit Ozu Yasujirō hat man
«Das Komische entsteht, wenn Menschen Dinge            im Kino nicht mehr so gute Trinkszenen gese-
wiederholen, das aber nicht bemerken.»                 hen. Hong filmt ein verletzliches und erbärmliches
(Hong Sang-soo)                                        Sich-um-Kopf-und-Kragen-Reden in Fragen der
                                                       Eitelkeit und Sehnsucht. Schwenks und bedeu-
    Der spanische Schriftsteller Javier Marías         tungsgeladene Zooms sind gezielte und formal
schrieb in einem Text sieben Gründe auf, warum         hochspannende Interventionen des Filmema-
man keine Romane schreiben sollte, und einen,          chers, weil sie Irritationen schaffen und dadurch
warum man es doch tun könnte. Dieser eine              den Blick schärfen. Seine Filme arbeiten an
Grund liegt für den Romancier in der Möglich-          einer empathischen Aufdeckung menschlicher
keit, sein Leben in Fiktionen zu verbringen. Das       Verhaltensweisen.
Kino von Hong Sang-soo, der in nur 22 Jahren
23 Spielfilme realisiert hat, mutet bisweilen wie           Das künstlerische Leben des 1961 geborenen
eine auf das Kino bezogene Anwendung dieses            Südkoreaners begann in jener Orientierungslosig-
einen Grunds an. Seine intuitive Arbeit ist eine       keit, die man auch in seinen Figuren wiederfindet.
der Entblössung möglicher Fiktionen im Leben.          Er berichtet nur ungern von seinem begonnenen        Hotel by the River, 2018
Die Filme entstehen – nicht zuletzt aufgrund der       Filmstudium an der Chung-Ang-Universität in
immensen Produktionsgeschwindigkeit des Süd-           Seoul. Er habe kein Gefühl für das Kino gehabt.      einem beständigen Déjà-vu oder doch nur im           wenigen Menschen, die dort ihre Zeit verbringen,
koreaners – beinahe wie ein skizzenhaftes Jour-        Plötzlich fand er sich in den USA wieder, an einer   schwarzen Loch vergessener Momente nach              bedingen sich auf sonderbare Weise. Ängste, Ver-
nal und in enger Verschränkung mit persönlichen        Kunstschule in Chicago. Seine beiden geistigen       einer durchzechten Nacht. Ein Beispiel dafür ist     führungen und Wunschträume bewirken einen
Erfahrungen. Man fühlt, dass Hong mit dem Kino         Inspirationen wurden Robert Bresson, dessen          der famose Right Now, Wrong Then. In der Mitte       Sog, der sich tatsächlich von Film zu Film fort-
lebt. Trotzdem oder gerade deswegen handeln            Aphorismen zum Filmemachen, «Notizen zum             des Films, der von den Annäherungsversuchen          setzt und unterschiedliche Graduierungen zwi-
die Filme von jenen Schauplätzen, für die es im        Kinematographen», er angeblich immer bei sich        zwischen einem Filmemacher und einer Malerin         schen Verbitterung und Albernheiten erfahrbar
Kino immer eine Notwendigkeit gegeben hat. Sie         in der Jackentasche trug, und Paul Cézanne.          erzählt, gibt es plötzlich einen Bruch, und alles    macht. Man schämt sich immer mal wieder für
erzählen von Begehren, Scham, Bedauern, Ver-           Was Bresson, Cézanne und Hong eint, ist das          scheint von vorne zu beginnen. Nur etwas hat sich    die Figuren und muss doch erkennen, dass man
führung und Liebe zwischen Männern und Frauen.         Verständnis eines Weges der Kunst vom Realen         verändert. Die Figuren verhalten sich anders, und    sich letztlich für sich selbst schämt. Immer wieder
                                                       in die Abstraktion. Seine Filme sind fein beobach-   dadurch entsteht ein anderer Film an den gleichen    filmt Hong dabei Missverständnisse. Mal sind sie
     Der Filmemacher hat dafür einen hoch indivi-      tete Miniaturen, die vom genau skizzierten Detail    Orten. Obwohl Hong aufgrund seines grossen           sprachlich bedingt, mal entstehen sie aufgrund
duellen Stil gefunden, der trotz sanfter Entwick-      auf die grossen Gefühle schliessen. Das mit dem      Gespürs für Dialoge zwischen den Geschlech-          emotionaler Differenzen.
lungen bereits mit seinem Debüt The Day a Pig          Detail ist dabei ganz wörtlich zu verstehen. Nah-    tern hier und da mit Éric Rohmer oder gar Woody
Fell into a Well offengelegt war. Es gibt viele lange   aufnahmen von Gegenständen durchziehen seine         Allen verglichen wird, scheint ein Vergleich mit         Zu Beginn seiner Laufbahn schrieb Hong noch
Einstellungen oftmals alltäglicher Beobachtun-         Arbeit: Eine Lavalampe oder ein Haarband kön-        Luis Buñuel angebrachter. Die Filme beginnen in      ausführlichere Drehbücher. Inzwischen arbeitet
gen, die unerbittlich und mit grossem Humor            nen dabei alles bedeuten oder nichts. Sie tauchen    einer äusserst konkreten Realität, und ehe man       er spontaner, lässt seine grösstenteils gross auf-
das Paarungsverhalten (un)williger Frauen und          auf und verschwinden wieder. Wie bei Erinnerun-      sich versieht, wandelt man wie in einem Traum        spielenden Casts mit kurz vorher geschriebenen
unmöglicher Männer ins Tragische und Komische          gen liegt es an uns, ob wir uns weiter mit ihnen     durch Erinnerungslücken. Man entdeckt Surrea-        Dialogen improvisieren und schreibt intuitiv an
verkehren. Dabei kann es um einen aus dem Nest         beschäftigen oder es sein lassen.                    lismen einer Fake-Welt und ein virtuoses Spiel mit   seinen Geschichten. Oft arbeitet er mit verhält-
gefallenen Vogel oder das Tragen eines Regen-                                                               den Erwartungen der Schauenden.                      nismässig kleinen und jungen Teams. Jahrelang
schirms gehen. Hong findet überall wunde Punkte,            Man sagt, dass Hongs Kino gewinnt, wenn                                                               nutzte er dazu die Ressourcen der Filmschule,
vor allem in der männlichen Kommunikation. Zum         man mehrere seiner Filme sieht. Andere sagen,           Mosaikartige Puzzles, Zeitschleifen und epi-      an der er unterrichtete. Im Kontext des künst-
Teil kommt es zu regelrechten Blossstellungen. Es      dass er immer den gleichen Film drehen würde.        sodische Erzählstrukturen gibt es beinahe in         lerischen Kinos ist er auch deshalb eine Aus-
ist ein schonungsloses, nacktes Kino.                  Das Wiederholen von Motiven und Figurenkon-          jedem Film von Hong. Figuren erträumen sich          nahmeerscheinung, weil er sich dezidiert gegen
                                                       stellationen betrifft nicht nur die verschiedenen     gegenseitig, sie werden klar als Teil einer Ima-     die Auffassung seiner Arbeiten als Kunstwerke
    Spaziergänge, lange Dialoge in Restaurants         Filme, sondern immer wieder kommt es auch            gination erkenntlich gemacht. Sein Hotel by the      wehrt: Er äusserte, dass er sich wundere, wenn
und ausufernde Besäufnisse lassen Konflikte             innerhalb der Filme zu repetitiven Augenblicken.     River spielt an einem unwirklichen Ort. Ein ver-     viele seiner Kollegen ihre Filme in Watte packten.
in ambivalenter Direktheit entstehen. Hong ver-        Beinahe wähnt man sich in einer Endlosschleife,      lassenes Hotel im Winter. Die Geschichten der        In der gleichen Zeit habe er bereits zwei weitere

6        Das Kino des Hong Sang-soo                                                                                                                                                                               7
Flyer zur Retrospektive vom koreanischen Regisseur Hong Sang-soo - Schwanengasse 9, Bern 5, Basel
Programm Kino REX, Bern
gedreht. In Südkorea war Hong gar ein zwischen-
zeitlicher Boulevard-Star, was vor allem an seiner
inzwischen beendeten, ausserehelichen, skan-
dalträchtigen Beziehung zur zwanzig Jahre jün-
geren Darstellerin Kim Min-hee liegt. Sie prägte
sein Kino in den letzten Jahren und spielte in sechs
seiner Filme.

    Trotz seiner Produktionsgeschwindigkeit ist                The Day a Pig Fell                       Right Now,                               On the Beach                           Oki’s Movie
Hong ein grosser Filmemacher des Zögerns. Er                   Into the Well                            Wrong Then                               at Night Alone                             Mo. 4.2. 18:00
filmt wie kein zweiter die Momente bevor man                        Do. 31.1. 18:00                          Fr.  1.2. 18:00                          So. 3.2. 14:30                         Sa. 9.2. 14:30
sich traut oder nicht traut, bevor man einen Fehler                Sa. 16.2. 14:00                         Mo. 11.2. 18:00                           Do. 21.2. 18:15                        Fr. 15.2. 20:30
macht oder sich hingibt. Zeitlich vermag er diese
Situationen ins gefühlt Unendliche zu strecken.
                                                                                                            So. 17.2. 14:15                          Mi. 27.2. 17:30
                                                               Südkorea 1996, 114 Min.,                                                                                                 Südkorea 2010, 80 Min.,
Sein Timing erinnert an Ernst Lubitsch. Häufig                  DCP, Kor/e                                                                                                               35 mm, Kor/e
                                                               Regie: Hong Sang-soo                     Südkorea 2015, 121 Min.,                 Südkorea/Deutschland 2017,
entsteht dabei eine ungemeine Komik. Das Her-                                                           DCP, Kor/d                               101 Min., DCP, Kor/E/D/d               Buch, Regie: Hong Sang-soo
                                                               Drehbuch: Jeong Dae-seong,                                                                                               Mit: Lee Sun-kyun, Jung Yu-mi,
umstochern, Vorbeireden und Anlügen wird mit                   Yeo Hye-yeong, Kim Al-a,                 Buch, Regie: Hong Sang-soo               Buch, Regie: Hong Sang-soo
                                                                                                        Mit: Jeong Jae-yeong, Kim Min-hee,       Mit: Kim Min-hee, Seo Young-hwa,       Mun Seong-kun, Eom Tae-goo,
unbestechlichem Auge offengelegt. Weniger als                   Seo Shin-hye                                                                                                             Jung Won
                                                               Mit: Kim Ui-seong, Park Jin-seong,       Ko Ah-sung, Youn Yuh-jung,               Jeong Jae-yeong, Mun Seong-kun,
um das Komische geht es dabei um dessen Ent-                   Cho Eun-suk, Lee Eung-gyeong             Gi Jubong                                Kwon Hae-hyo                           «Zwischen Gegenwart und Vergan-
stehung. Ein Raum öffnet sich, in dem etwas mög-                                                         «Ein Mann, hier wieder ein Filme-        «Eine erfolgreiche koreanische         genheit, Realität und Fiktion swit-
                                                               «Kein Schwein und kein Brunnen                                                                                           chend und aufgeteilt in vier Kapitel
lich wird. Das Zögern vor dem entscheidenden                   zu sehen in Hongs Debüt. Ein Autor       macher, begegnet auf Durchreise in       Schauspielerin verlässt nach einer
                                                                                                        einer Stadt einer Frau, die ihn fas-     gescheiterten Liebesbeziehung          (und verschiedene Standpunkte)
Satz, die Sekunden vor dem Kuss und die Dun-                   namens Hyo-sub ist der Protagonist                                                                                       erzählt Oki’s Movie die amourösen
                                                               dieses Porträts grossstädtischer         ziniert. Er spricht sie an, sie gehen    ihre Heimat, kehrt dann aber bald
kelheit im Kino vor dem Film befinden sich im glei-                                                      ins Café, dann zum Sushi essen, wo       aus Hamburg wieder zurück. Doch        und künstlerischen Abenteuer des
                                                               Entfremdung und möchtegernkünst-                                                                                         jungen Regisseurs Jin-gu, seines
chen Vakuum. In einer Zeit und einem Raum, in                  lerischer Verzweiflung. Der Sex, den      vor allem er zu viel trinkt. Dann zu     auch dann kann sie die innere Dis-
                                                                                                        Freunden von ihr, wo er noch mehr        tanz zu ihrer Umwelt nicht überwin-    Filmprofessors mittleren Alters und
dem noch alles möglich ist. Eine Fiktion eben.                 Hyo-sub hat, ist verlässlich freudlos.                                                                                   der Frau, die sie beide liebt.»
                                                               Nicht besser ergeht es einem ande-       trinkt. Die Annäherung verläuft ins      den. Ihre Suche nach sich selbst und
                                                                                                        Nichts, zu viele Phrasen, zu wenig       nach einem Ziel weicht einer diffu-     Mubi
Patrick Holzapfel arbeitet als Autor, Filmemacher und          ren Mann, dem Vertreter Dong-woo,
                                                               mit dessen Frau Hyo-sub ein Ver-         Ehrlichkeit. Und dann beginnt der        sen Dynamik aus Eifersüchteleien,
freier Kurator und lebt in Wien. Im Jahr 2016 erhielt er das                                            Film noch einmal von vorne, an den       verletzten Eitelkeiten und wechseln-   «Mit Oki’s Movie erreicht Hongs Kino
Siegfried-Kracauer-Stipendium vom Verband der deut-            hältnis hat. Die Charakterzeichnung,                                                                                     eine neue Ebene metafilmischer
                                                               die Themen, die Konstellationen, die     gleichen Orten, mit den fast glei-       den personellen Konstellationen.
schen Filmkritik. Er ist Gründer und Chefredakteur des                                                  chen Dialogen. (...) Das ist sehr fein   Der von Regisseur Hong Sang-soo        Verschachtelung: vier Episoden, vier-
Blogs Jugend ohne Film. Texte von ihm erscheinen ausser-       Hongs folgende Filme kennzeich-                                                                                          mal Film im Film im Film …, deren
                                                               nen werden, sind alle präsent, bis hin   geschrieben und auch gespielt,           mit langen, beobachtenden Passa-
dem im Filmdienst, bei Perlentaucher und Mubi Notebook.                                                 die Nuancen sind subtil, der Effekt       gen gedrehte Film kreist intensiv      Strudel kaum zu entwirren ist. Doch
                                                               zum immer wiederkehrenden Essen                                                                                          eines scheint sich in Hongs Univer-
                                                               und Trinken an Restauranttischen         erheblich. Und doch bleibt der Film      um die von der Hauptdarstellerin
Die Filmreihe wurde kuratiert von Beat Schneider,                                                       federleicht und heiter. Und erstaun-     kongenial verkörperte Figur einer      sum geändert zu haben: Im Gegen-
Stadtkino Basel                                                vor Fenstern zur Strasse. Ein Erzähl-                                                                                    satz zur Einfalt ihrer männlichen
                                                               experiment: Hong hat vier zunächst       licherweise wirken beide Varian-         Ruhelosen, die im unsteten Ausfran-
                                                                                                        ten auf ihre Weise realistisch und       sen von Lebenssituationen ihren        Kollegen behauptet Oki als Regis-
Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft der               getrennt und von unterschiedlichen                                                                                       seurin in ihrem Film die Komplexität
                                                               Autoren (Filmstudenten) geschrie-        genau.»                                  eigenen Weg findet. Ein grandioser
Republik Korea                                                                                          Michael Sennhauser,                      Film über das Innehalten und eine      der Multiperspektive: Oki’s Movie
                                                               bene Episoden zusammengeführt.»                                                                                          ist Oki’s Movie.» Kino Arsenal Berlin
                                                               Filmmuseum München                       Sennhausers Filmblog                     Neugier abseits aller vorgeformten
                                                                                                                                                 Pfade.»
                                                               «Ich bin kein Geschichtenerzähler.       «Ein wundervoll leichtfüssiges Trak-     Lexikon des Internationalen Films
                                                               Eine sogenannte Geschichte besteht       tat über den Zufall und verpasste
                                                               aus klar umrissenen Figuren, jeden-      Chancen, ein Spiel um Möglichkeiten
                                                               falls teilweise. Ich beschäftige mich    und Bedauern, eine Variation über
                                                               jedoch mit den Verhaltensweisen der      Begegnungen und Trennungen. Es
                                                               Figuren. Je nach Situation nehmen        könnte auch anders passiert sein,
                                                               die Figuren unterschiedliche Verhal-     ehrlicher vielleicht, offener im Um-
                                                               tensweisen an. Ihr Verhalten zusam-      gang miteinander. Wie der südko-
                                                               men mit meinen Ansichten machen          reanische Regisseur Hong Sang-soo
                                                               den Film aus. Und genau das ist auch     das inszeniert, erinnert in seinem
                                                               ein Thema meiner Filme.»                 Charme, der komischen Art und
                                                               Hong Sang-soo                            einer gelassenen Heiterkeit an die
                                                                                                        Filme von Eric Rohmer.»
                                                                                                        Michael Ranze, filmdienst.de

8         Das Kino des Hong Sang-soo                                                                                                                                                                                       9
Flyer zur Retrospektive vom koreanischen Regisseur Hong Sang-soo - Schwanengasse 9, Bern 5, Basel
Re-Edition
                                                                                                                                                                           In dieser Reihe zeigen wir Klassiker, Highlights und Entdeckun-
                                                                                                                                                                           gen der Filmgeschichte, die in restaurierter Fassung neu vorlie-
                                                                                                                                                                           gen. Im Februar steht der Stummfilm Shiraz auf dem Programm.
                                                                                                                                                                           Das Melodrama ist eine Entdeckung. Es basiert auf der wahren
                                                                                                                                                                           Geschichte hinter dem Taj Mahal im indischen Uttar Pradesh.
The Day           He                        Tale of Cinema                             On the Occasion                            Hotel by the               River         Fürst Shah Jahan hat das Monument im 17. Jahrhundert sei-
Arrives                                         Mi. 6.2. 18:15                         of Remembering                                Sa. 9.2.                 18:15        ner Geliebten bauen lassen. Der Film ist ein prachtvolles Stück
    Di.            5.2. 18:15*                                                         the Turning Gate
                                               Do. 14.2. 20:30                                                                       Fr. 15.2.                14:15        Erzählkino, sorgsam restauriert und von der Musik Anoushka
   Do.             7.2. 18:15                                                              Fr. 8.2. 18:00                                                                  Shankars begleitet, der Tochter des legendären Ravi Shankar.
                                                                                                                                     Mo. 25.2.                18:15
                                            Südkorea 2005, 90 Min.,                        So. 17.2. 20:00
   Sa.            16.2. 20:30               35mm, Kor/e                                                                                                                                                        «In einem scheinen sich jene einig,
                                            Regie, Drehbuch: Hong Sang-soo                                                        Südkorea 2018, 96 Min., DCP, Kor/e                                           die das indische Agra besucht
*Mit einer Einführung von                   Mit: Kim Sang-kyung, Uhm Ji-won,           Südkorea 2002, 115 Min,                    Buch, Regie: Hong Sang-soo                                                   haben: Der Taj Mahal ist eines der
Patrick Holzapfel                           Lee Ki-woo, Lee Seung-a                    DCP, Kor/e                                 Mit: Ki Joo-bong, Kim Min-hee,                                               formvollendetsten Bauwerke und
                                                                                       Regie, Drehbuch: Hong Sang-soo             Song Seon-mi, Kwon Hae-hyo,                                                  von betörender Schönheit, ein
Südkorea 2011, 79 Min.,                     «Ein junger Mann trifft zufällig seine      Mit: Kim Sang-kyung, Yea Ji-won,           Yoo Joon-sang                                                                Liebesgedicht aus Marmor. Legen-
Digital HD, Kor/e                           Ex-Freundin wieder und beginnt             Choo Sang-mee, Kim Hak-seon                                                                                             den umranken es und seine 18-jäh-
                                            erneut ein Verhältnis mit ihr. Ein Re-                                                «Ein kleines Ensemble, ein Feuer-
Buch, Regie: Hong Sang-soo                                                             «Die Erzählung teilt sich in zwei Teile,   werk an geistreichen Dialogen –                                              rige Bauzeit. Franz Osten erzählt in
Mit: Yoo Joon-sang, Kim Sang-jung,          gisseur entwickelt nach dem Besuch                                                                                                                                 seinem 1928 gedrehten Stummfilm
                                            eines Kurzfilms ein obsessives Be-          um wiederum die vermeintliche              und eine ganze Menge Alkohol: Auf
                                                                                       Differenz zwischen erstem und zwei-         dieser Basis bricht Hong Sang-soo                                            die Liebesgeschichte, die hinter dem
«Der Titel nennt bereits ein wieder-        gehren nach der Hauptdarstellerin,                                                                                                                                 Monument aus dem 17. Jahrhundert
kehrendes Motiv in den Filmen von           die er zufällig vor dem Kino trifft.        tem Teil durch repetitive Muster           erneut erfolgreich eine Lanze für        Shiraz
                                                                                       einzuebnen. Ein arbeitsloser Schau-        den filmischen Minimalismus. In                                               steht, das Liebespalast hätte sein
Hong Sang-soo: Ein Mann kommt               Vom Leben ins Kino und doch wie-                                                                                                                                   sollen und Mausoleum wurde.
irgendwo an. Der Mann ist erneut ein        der zurück – in dieser Spiralbewe-         spieler konkurriert mit einem Freund       einem Hotel mit Blick auf den Fluss          Sa.       2.2. 18:00            Prinzessin Arjumand entkam knapp
Filmregisseur. Der Ort seiner Ankunft       gung ist Tale of Cinema eine Feier         um eine Frau und versucht, die-            empfängt ein alternder Dichter
ist ein Vorort von Seoul. Er möchte         der imaginären Macht des Kinos und         sem unglücklichen Beziehungsdrei-          seine beiden Söhne. Über die Jahre           So.       3.2. 12:15            dem Tod, als die Karawane über-
                                                                                       eck zu entfliehen. Doch bei einer           haben sie sich entfremdet. Nun                                               fallen wurde, in der sie unterwegs
jemanden treffen und macht statt-            zugleich eine Kritik am Kino als Ort
                                                                                       Reise in die Provinz gerät er erneut       will er sich mit ihnen aussprechen,
                                                                                                                                                                               Fr.       8.2. 14:15            war. Ein Töpfer nahm das Mädchen
dessen eine Zukunftsbegegnung auf           von (männlicher) Selbsttäuschung                                                                                                                                   bei sich auf, nannte es Selima und
der Strasse. Zentraler Handlungs-           und Realitätsverlust. Dieses Double        in eine ähnliche Konstellation. Der        befürchtet er doch seinen nahen-             So.      10.2. 16:30            zog es neben seinem eigenen Sohn
ort ist ein Lokal, in dem sich auf merk-    Bind von Fetischisierung und Skepti-       erhoffte Neubeginn gerät in den             den Tod. Der einzige weitere Gast,
                                                                                       Bann eines unbewussten Wiederho-           der im Hotel wohnt, ist eine junge                                           Shiraz auf, ohne zu wissen, dass es
würdige Weise dieselben Abläufe             zismus macht Tale of Cinema zu                                                                                                 Indien 1928, 106 Min., DCP, stumm   eigentlich aus einem Fürstenhaus
mehrmals, aber auf leicht verscho-          einem der intelligentesten Filme über      lungszwangs.»                              Frau mit Liebeskummer. Sie hat sich      mit englischen Zwischentiteln/d/f
                                                                                       Kino Arsenal, Berlin                       als moralische Unterstützung eine                                            stammte. Shiraz wiederum verliebte
bene Weise ereignen. Der Protago-           das Kino.»                                                                                                                     Regie: Franz Osten                  sich unsterblich in Selima, bevor
nist Sungjoon scheint gefangen in           Kino Arsenal Berlin                                                                   Freundin in die Herberge bestellt.       Drehbuch: W. A. Burton, nach dem
                                                                                       «Es geht darin wie in allen seinen         Während draussen das Schneetrei-                                             sie von Sklavenhändlern entführt
einer Wiederholungsschleife. Im Film                                                                                                                                       Stück von Niranjan Pal              und als Bedienstete an den Fürsten
selbst, wieder einmal schwarz-weiss         «Hongs Experimentieren etwa mit            Filmen, ich will es mal krass ausdrü-      ben zunimmt, beginnen auch die           Mit: Himansu Rai, Enakshi Rama
                                                                                       cken, um Saufen und Sex. Zwei              Gäste, sich zu umtanzen wie die                                              verkauft wurde. Auch dieser war
übrigens, wird in einem der vielen          dem Zoom als Stilmittel unterschei-                                                                                            Rau, Charu Roy, Seeta Devi          hin und weg ob der Schönheit Seli-
Gespräche eine Theorie der Zufalls-         det dieses Werk von seinen Vorgän-         Freunde treffen eine Frau und gehen         Schneeflocken vor den Fenstern.»
                                                                                       mit ihr Soju trinken, der eine geht        Filmfest Hamburg 2018                                                        mas und zwar so heftig, dass er
begegnung entwickelt. Sie ist nicht         gern (...). Tale of Cinema ist ein Film,                                                                                                                           ihr das schönste Bauwerk der Erde
der Schlüssel zum Film, denn um             der das Unbehagen der Zeit nicht           betrunken weg, der andere und die
                                                                                       Frau schauen sich endlos lange             «Dieses schwarzweisse, minimalisti-                                          errichten wollte.
das Aufschliessen geht es in diesem         einfach unbeteiligt darlegt, sondern                                                                                                                               Shiraz wurde vom British Film Insti-
Werk nicht.»                                ganz im Gegenteil mit seinem rohen,        stumm an. Dann sagt die Frau: Küss         sche Setting im Hotel am Fluss
                                                                                       mich, um das Eis zu brechen. Der           im Schnee, mit dem Dichter im Zen-                                           tute sorgsam restauriert, die Musik
Ekkehard Knörer, Cargo Film                 ungeschminkten Ansatz noch                                                                                                                                         schrieb die Sitarspielerin und
                                            verstärkt.                                 Mann küsst sie. Eine Minute spä-           trum, das wirkt nun, als ob Hong
                                                                                       ter liegen beide nackt im Bett und         Sang-soo eine weitere Reduktion                                              Komponistin Anoushka Shankar.»
«The Day He Arrives (..) ist eine rätsel-   Viennale, Julien Welter                                                                                                                                            Walter Ruggle, Trigon Film
hafte, faszinierende Fuge, die aufrei-                                                 schlafen miteinander.»                     angestrebt hätte. Verhandelt wird,
zend subtil mit der Zeit spielt. Kuriose                                               Rudolf Thome                               wie fast immer, das gescheiterte
Zeitsprünge – die zunächst wie Kon-                                                                                               Familienleben, die Beziehungen.
tinuitätsfehler erscheinen – summie-                                                                                              Aber nicht nur die Bilder sind karger,
ren sich, und die Erzählung gerät zu                                                                                              auch die Sätze sind einfacher. Ein
einem chinesischen Rätsel. Kom-                                                                                                   paar Pinselstriche genügen, der Film
plex und doch lohnend demonstriert                                                                                                ist kalligraphisch präzise, auch in
es die Verformbarkeit einer narra-                                                                                                seinen Wiederholungen und dem
tiven Struktur, der fiktiven Realität                                                                                              Haiku-ähnlich verdichteten Alltag.»
und damit der Geschichten, die wir                                                                                                Michael Sennhauser,
uns über unsere eigenen Realitäten                                                                                                Sennhausers Filmblog
erzählen.»
Clinton Krute, «Bomb Magazin»

10         Das Kino des Hong Sang-soo                                                                                                                                                                                                            11
Flyer zur Retrospektive vom koreanischen Regisseur Hong Sang-soo - Schwanengasse 9, Bern 5, Basel
Programmübersicht Stadtkino Basel
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