Flyer zur Retrospektive vom koreanischen Regisseur Hong Sang-soo - Schwanengasse 9, Bern 5, Basel
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Flyer zur Retrospektive vom koreanischen Regisseur Hong Sang-soo Schwanengasse 9, Bern Klostergasse 5, Basel https://www.rexbern.ch/ https://stadtkinobasel.ch/
Leben und Filmen werden eins im Werk von Hong Sang-soo. In 22 Jahren hat der Süd- koreaner nicht weniger als 23 Filme gedreht, skizzenhafte, sehr persönliche Werke von erheblicher Komik. Sie handeln von durchzechten Nächten, unerfüllten Sehnsüchten, von Liebe, Begehren, Lügen, und sie spielen in einem Bereich, in dem sich Fiktion und Realität durchdringen. Auf Festivals ist Hong Sang-soo ein Star, in den Kinos aber ist er kaum präsent. Höchste Zeit, ihn zu entdecken. 4Right Now, Rubriktitel Wrong Then Rubriktitel 5
Einführungstext in beiden Programmheften Patrick Holzapfel zichtet auf grosse filmische Gesten. Stattdessen wirken seine Filme wie emotionale Haikus. Man- che führen in eine Offenbarung, andere in ein absurdes Nichts. Seine Figuren sind selten nüch- tern, meist betrunken. Seit Ozu Yasujirō hat man «Das Komische entsteht, wenn Menschen Dinge im Kino nicht mehr so gute Trinkszenen gese- wiederholen, das aber nicht bemerken.» hen. Hong filmt ein verletzliches und erbärmliches (Hong Sang-soo) Sich-um-Kopf-und-Kragen-Reden in Fragen der Eitelkeit und Sehnsucht. Schwenks und bedeu- Der spanische Schriftsteller Javier Marías tungsgeladene Zooms sind gezielte und formal schrieb in einem Text sieben Gründe auf, warum hochspannende Interventionen des Filmema- man keine Romane schreiben sollte, und einen, chers, weil sie Irritationen schaffen und dadurch warum man es doch tun könnte. Dieser eine den Blick schärfen. Seine Filme arbeiten an Grund liegt für den Romancier in der Möglich- einer empathischen Aufdeckung menschlicher keit, sein Leben in Fiktionen zu verbringen. Das Verhaltensweisen. Kino von Hong Sang-soo, der in nur 22 Jahren 23 Spielfilme realisiert hat, mutet bisweilen wie Das künstlerische Leben des 1961 geborenen eine auf das Kino bezogene Anwendung dieses Südkoreaners begann in jener Orientierungslosig- einen Grunds an. Seine intuitive Arbeit ist eine keit, die man auch in seinen Figuren wiederfindet. der Entblössung möglicher Fiktionen im Leben. Er berichtet nur ungern von seinem begonnenen Hotel by the River, 2018 Die Filme entstehen – nicht zuletzt aufgrund der Filmstudium an der Chung-Ang-Universität in immensen Produktionsgeschwindigkeit des Süd- Seoul. Er habe kein Gefühl für das Kino gehabt. einem beständigen Déjà-vu oder doch nur im wenigen Menschen, die dort ihre Zeit verbringen, koreaners – beinahe wie ein skizzenhaftes Jour- Plötzlich fand er sich in den USA wieder, an einer schwarzen Loch vergessener Momente nach bedingen sich auf sonderbare Weise. Ängste, Ver- nal und in enger Verschränkung mit persönlichen Kunstschule in Chicago. Seine beiden geistigen einer durchzechten Nacht. Ein Beispiel dafür ist führungen und Wunschträume bewirken einen Erfahrungen. Man fühlt, dass Hong mit dem Kino Inspirationen wurden Robert Bresson, dessen der famose Right Now, Wrong Then. In der Mitte Sog, der sich tatsächlich von Film zu Film fort- lebt. Trotzdem oder gerade deswegen handeln Aphorismen zum Filmemachen, «Notizen zum des Films, der von den Annäherungsversuchen setzt und unterschiedliche Graduierungen zwi- die Filme von jenen Schauplätzen, für die es im Kinematographen», er angeblich immer bei sich zwischen einem Filmemacher und einer Malerin schen Verbitterung und Albernheiten erfahrbar Kino immer eine Notwendigkeit gegeben hat. Sie in der Jackentasche trug, und Paul Cézanne. erzählt, gibt es plötzlich einen Bruch, und alles macht. Man schämt sich immer mal wieder für erzählen von Begehren, Scham, Bedauern, Ver- Was Bresson, Cézanne und Hong eint, ist das scheint von vorne zu beginnen. Nur etwas hat sich die Figuren und muss doch erkennen, dass man führung und Liebe zwischen Männern und Frauen. Verständnis eines Weges der Kunst vom Realen verändert. Die Figuren verhalten sich anders, und sich letztlich für sich selbst schämt. Immer wieder in die Abstraktion. Seine Filme sind fein beobach- dadurch entsteht ein anderer Film an den gleichen filmt Hong dabei Missverständnisse. Mal sind sie Der Filmemacher hat dafür einen hoch indivi- tete Miniaturen, die vom genau skizzierten Detail Orten. Obwohl Hong aufgrund seines grossen sprachlich bedingt, mal entstehen sie aufgrund duellen Stil gefunden, der trotz sanfter Entwick- auf die grossen Gefühle schliessen. Das mit dem Gespürs für Dialoge zwischen den Geschlech- emotionaler Differenzen. lungen bereits mit seinem Debüt The Day a Pig Detail ist dabei ganz wörtlich zu verstehen. Nah- tern hier und da mit Éric Rohmer oder gar Woody Fell into a Well offengelegt war. Es gibt viele lange aufnahmen von Gegenständen durchziehen seine Allen verglichen wird, scheint ein Vergleich mit Zu Beginn seiner Laufbahn schrieb Hong noch Einstellungen oftmals alltäglicher Beobachtun- Arbeit: Eine Lavalampe oder ein Haarband kön- Luis Buñuel angebrachter. Die Filme beginnen in ausführlichere Drehbücher. Inzwischen arbeitet gen, die unerbittlich und mit grossem Humor nen dabei alles bedeuten oder nichts. Sie tauchen einer äusserst konkreten Realität, und ehe man er spontaner, lässt seine grösstenteils gross auf- das Paarungsverhalten (un)williger Frauen und auf und verschwinden wieder. Wie bei Erinnerun- sich versieht, wandelt man wie in einem Traum spielenden Casts mit kurz vorher geschriebenen unmöglicher Männer ins Tragische und Komische gen liegt es an uns, ob wir uns weiter mit ihnen durch Erinnerungslücken. Man entdeckt Surrea- Dialogen improvisieren und schreibt intuitiv an verkehren. Dabei kann es um einen aus dem Nest beschäftigen oder es sein lassen. lismen einer Fake-Welt und ein virtuoses Spiel mit seinen Geschichten. Oft arbeitet er mit verhält- gefallenen Vogel oder das Tragen eines Regen- den Erwartungen der Schauenden. nismässig kleinen und jungen Teams. Jahrelang schirms gehen. Hong findet überall wunde Punkte, Man sagt, dass Hongs Kino gewinnt, wenn nutzte er dazu die Ressourcen der Filmschule, vor allem in der männlichen Kommunikation. Zum man mehrere seiner Filme sieht. Andere sagen, Mosaikartige Puzzles, Zeitschleifen und epi- an der er unterrichtete. Im Kontext des künst- Teil kommt es zu regelrechten Blossstellungen. Es dass er immer den gleichen Film drehen würde. sodische Erzählstrukturen gibt es beinahe in lerischen Kinos ist er auch deshalb eine Aus- ist ein schonungsloses, nacktes Kino. Das Wiederholen von Motiven und Figurenkon- jedem Film von Hong. Figuren erträumen sich nahmeerscheinung, weil er sich dezidiert gegen stellationen betrifft nicht nur die verschiedenen gegenseitig, sie werden klar als Teil einer Ima- die Auffassung seiner Arbeiten als Kunstwerke Spaziergänge, lange Dialoge in Restaurants Filme, sondern immer wieder kommt es auch gination erkenntlich gemacht. Sein Hotel by the wehrt: Er äusserte, dass er sich wundere, wenn und ausufernde Besäufnisse lassen Konflikte innerhalb der Filme zu repetitiven Augenblicken. River spielt an einem unwirklichen Ort. Ein ver- viele seiner Kollegen ihre Filme in Watte packten. in ambivalenter Direktheit entstehen. Hong ver- Beinahe wähnt man sich in einer Endlosschleife, lassenes Hotel im Winter. Die Geschichten der In der gleichen Zeit habe er bereits zwei weitere 6 Das Kino des Hong Sang-soo 7
Programm Kino REX, Bern gedreht. In Südkorea war Hong gar ein zwischen- zeitlicher Boulevard-Star, was vor allem an seiner inzwischen beendeten, ausserehelichen, skan- dalträchtigen Beziehung zur zwanzig Jahre jün- geren Darstellerin Kim Min-hee liegt. Sie prägte sein Kino in den letzten Jahren und spielte in sechs seiner Filme. Trotz seiner Produktionsgeschwindigkeit ist The Day a Pig Fell Right Now, On the Beach Oki’s Movie Hong ein grosser Filmemacher des Zögerns. Er Into the Well Wrong Then at Night Alone Mo. 4.2. 18:00 filmt wie kein zweiter die Momente bevor man Do. 31.1. 18:00 Fr. 1.2. 18:00 So. 3.2. 14:30 Sa. 9.2. 14:30 sich traut oder nicht traut, bevor man einen Fehler Sa. 16.2. 14:00 Mo. 11.2. 18:00 Do. 21.2. 18:15 Fr. 15.2. 20:30 macht oder sich hingibt. Zeitlich vermag er diese Situationen ins gefühlt Unendliche zu strecken. So. 17.2. 14:15 Mi. 27.2. 17:30 Südkorea 1996, 114 Min., Südkorea 2010, 80 Min., Sein Timing erinnert an Ernst Lubitsch. Häufig DCP, Kor/e 35 mm, Kor/e Regie: Hong Sang-soo Südkorea 2015, 121 Min., Südkorea/Deutschland 2017, entsteht dabei eine ungemeine Komik. Das Her- DCP, Kor/d 101 Min., DCP, Kor/E/D/d Buch, Regie: Hong Sang-soo Drehbuch: Jeong Dae-seong, Mit: Lee Sun-kyun, Jung Yu-mi, umstochern, Vorbeireden und Anlügen wird mit Yeo Hye-yeong, Kim Al-a, Buch, Regie: Hong Sang-soo Buch, Regie: Hong Sang-soo Mit: Jeong Jae-yeong, Kim Min-hee, Mit: Kim Min-hee, Seo Young-hwa, Mun Seong-kun, Eom Tae-goo, unbestechlichem Auge offengelegt. Weniger als Seo Shin-hye Jung Won Mit: Kim Ui-seong, Park Jin-seong, Ko Ah-sung, Youn Yuh-jung, Jeong Jae-yeong, Mun Seong-kun, um das Komische geht es dabei um dessen Ent- Cho Eun-suk, Lee Eung-gyeong Gi Jubong Kwon Hae-hyo «Zwischen Gegenwart und Vergan- stehung. Ein Raum öffnet sich, in dem etwas mög- «Ein Mann, hier wieder ein Filme- «Eine erfolgreiche koreanische genheit, Realität und Fiktion swit- «Kein Schwein und kein Brunnen chend und aufgeteilt in vier Kapitel lich wird. Das Zögern vor dem entscheidenden zu sehen in Hongs Debüt. Ein Autor macher, begegnet auf Durchreise in Schauspielerin verlässt nach einer einer Stadt einer Frau, die ihn fas- gescheiterten Liebesbeziehung (und verschiedene Standpunkte) Satz, die Sekunden vor dem Kuss und die Dun- namens Hyo-sub ist der Protagonist erzählt Oki’s Movie die amourösen dieses Porträts grossstädtischer ziniert. Er spricht sie an, sie gehen ihre Heimat, kehrt dann aber bald kelheit im Kino vor dem Film befinden sich im glei- ins Café, dann zum Sushi essen, wo aus Hamburg wieder zurück. Doch und künstlerischen Abenteuer des Entfremdung und möchtegernkünst- jungen Regisseurs Jin-gu, seines chen Vakuum. In einer Zeit und einem Raum, in lerischer Verzweiflung. Der Sex, den vor allem er zu viel trinkt. Dann zu auch dann kann sie die innere Dis- Freunden von ihr, wo er noch mehr tanz zu ihrer Umwelt nicht überwin- Filmprofessors mittleren Alters und dem noch alles möglich ist. Eine Fiktion eben. Hyo-sub hat, ist verlässlich freudlos. der Frau, die sie beide liebt.» Nicht besser ergeht es einem ande- trinkt. Die Annäherung verläuft ins den. Ihre Suche nach sich selbst und Nichts, zu viele Phrasen, zu wenig nach einem Ziel weicht einer diffu- Mubi Patrick Holzapfel arbeitet als Autor, Filmemacher und ren Mann, dem Vertreter Dong-woo, mit dessen Frau Hyo-sub ein Ver- Ehrlichkeit. Und dann beginnt der sen Dynamik aus Eifersüchteleien, freier Kurator und lebt in Wien. Im Jahr 2016 erhielt er das Film noch einmal von vorne, an den verletzten Eitelkeiten und wechseln- «Mit Oki’s Movie erreicht Hongs Kino Siegfried-Kracauer-Stipendium vom Verband der deut- hältnis hat. Die Charakterzeichnung, eine neue Ebene metafilmischer die Themen, die Konstellationen, die gleichen Orten, mit den fast glei- den personellen Konstellationen. schen Filmkritik. Er ist Gründer und Chefredakteur des chen Dialogen. (...) Das ist sehr fein Der von Regisseur Hong Sang-soo Verschachtelung: vier Episoden, vier- Blogs Jugend ohne Film. Texte von ihm erscheinen ausser- Hongs folgende Filme kennzeich- mal Film im Film im Film …, deren nen werden, sind alle präsent, bis hin geschrieben und auch gespielt, mit langen, beobachtenden Passa- dem im Filmdienst, bei Perlentaucher und Mubi Notebook. die Nuancen sind subtil, der Effekt gen gedrehte Film kreist intensiv Strudel kaum zu entwirren ist. Doch zum immer wiederkehrenden Essen eines scheint sich in Hongs Univer- und Trinken an Restauranttischen erheblich. Und doch bleibt der Film um die von der Hauptdarstellerin Die Filmreihe wurde kuratiert von Beat Schneider, federleicht und heiter. Und erstaun- kongenial verkörperte Figur einer sum geändert zu haben: Im Gegen- Stadtkino Basel vor Fenstern zur Strasse. Ein Erzähl- satz zur Einfalt ihrer männlichen experiment: Hong hat vier zunächst licherweise wirken beide Varian- Ruhelosen, die im unsteten Ausfran- ten auf ihre Weise realistisch und sen von Lebenssituationen ihren Kollegen behauptet Oki als Regis- Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft der getrennt und von unterschiedlichen seurin in ihrem Film die Komplexität Autoren (Filmstudenten) geschrie- genau.» eigenen Weg findet. Ein grandioser Republik Korea Michael Sennhauser, Film über das Innehalten und eine der Multiperspektive: Oki’s Movie bene Episoden zusammengeführt.» ist Oki’s Movie.» Kino Arsenal Berlin Filmmuseum München Sennhausers Filmblog Neugier abseits aller vorgeformten Pfade.» «Ich bin kein Geschichtenerzähler. «Ein wundervoll leichtfüssiges Trak- Lexikon des Internationalen Films Eine sogenannte Geschichte besteht tat über den Zufall und verpasste aus klar umrissenen Figuren, jeden- Chancen, ein Spiel um Möglichkeiten falls teilweise. Ich beschäftige mich und Bedauern, eine Variation über jedoch mit den Verhaltensweisen der Begegnungen und Trennungen. Es Figuren. Je nach Situation nehmen könnte auch anders passiert sein, die Figuren unterschiedliche Verhal- ehrlicher vielleicht, offener im Um- tensweisen an. Ihr Verhalten zusam- gang miteinander. Wie der südko- men mit meinen Ansichten machen reanische Regisseur Hong Sang-soo den Film aus. Und genau das ist auch das inszeniert, erinnert in seinem ein Thema meiner Filme.» Charme, der komischen Art und Hong Sang-soo einer gelassenen Heiterkeit an die Filme von Eric Rohmer.» Michael Ranze, filmdienst.de 8 Das Kino des Hong Sang-soo 9
Re-Edition In dieser Reihe zeigen wir Klassiker, Highlights und Entdeckun- gen der Filmgeschichte, die in restaurierter Fassung neu vorlie- gen. Im Februar steht der Stummfilm Shiraz auf dem Programm. Das Melodrama ist eine Entdeckung. Es basiert auf der wahren Geschichte hinter dem Taj Mahal im indischen Uttar Pradesh. The Day He Tale of Cinema On the Occasion Hotel by the River Fürst Shah Jahan hat das Monument im 17. Jahrhundert sei- Arrives Mi. 6.2. 18:15 of Remembering Sa. 9.2. 18:15 ner Geliebten bauen lassen. Der Film ist ein prachtvolles Stück Di. 5.2. 18:15* the Turning Gate Do. 14.2. 20:30 Fr. 15.2. 14:15 Erzählkino, sorgsam restauriert und von der Musik Anoushka Do. 7.2. 18:15 Fr. 8.2. 18:00 Shankars begleitet, der Tochter des legendären Ravi Shankar. Mo. 25.2. 18:15 Südkorea 2005, 90 Min., So. 17.2. 20:00 Sa. 16.2. 20:30 35mm, Kor/e «In einem scheinen sich jene einig, Regie, Drehbuch: Hong Sang-soo Südkorea 2018, 96 Min., DCP, Kor/e die das indische Agra besucht *Mit einer Einführung von Mit: Kim Sang-kyung, Uhm Ji-won, Südkorea 2002, 115 Min, Buch, Regie: Hong Sang-soo haben: Der Taj Mahal ist eines der Patrick Holzapfel Lee Ki-woo, Lee Seung-a DCP, Kor/e Mit: Ki Joo-bong, Kim Min-hee, formvollendetsten Bauwerke und Regie, Drehbuch: Hong Sang-soo Song Seon-mi, Kwon Hae-hyo, von betörender Schönheit, ein Südkorea 2011, 79 Min., «Ein junger Mann trifft zufällig seine Mit: Kim Sang-kyung, Yea Ji-won, Yoo Joon-sang Liebesgedicht aus Marmor. Legen- Digital HD, Kor/e Ex-Freundin wieder und beginnt Choo Sang-mee, Kim Hak-seon den umranken es und seine 18-jäh- erneut ein Verhältnis mit ihr. Ein Re- «Ein kleines Ensemble, ein Feuer- Buch, Regie: Hong Sang-soo «Die Erzählung teilt sich in zwei Teile, werk an geistreichen Dialogen – rige Bauzeit. Franz Osten erzählt in Mit: Yoo Joon-sang, Kim Sang-jung, gisseur entwickelt nach dem Besuch seinem 1928 gedrehten Stummfilm eines Kurzfilms ein obsessives Be- um wiederum die vermeintliche und eine ganze Menge Alkohol: Auf Differenz zwischen erstem und zwei- dieser Basis bricht Hong Sang-soo die Liebesgeschichte, die hinter dem «Der Titel nennt bereits ein wieder- gehren nach der Hauptdarstellerin, Monument aus dem 17. Jahrhundert kehrendes Motiv in den Filmen von die er zufällig vor dem Kino trifft. tem Teil durch repetitive Muster erneut erfolgreich eine Lanze für Shiraz einzuebnen. Ein arbeitsloser Schau- den filmischen Minimalismus. In steht, das Liebespalast hätte sein Hong Sang-soo: Ein Mann kommt Vom Leben ins Kino und doch wie- sollen und Mausoleum wurde. irgendwo an. Der Mann ist erneut ein der zurück – in dieser Spiralbewe- spieler konkurriert mit einem Freund einem Hotel mit Blick auf den Fluss Sa. 2.2. 18:00 Prinzessin Arjumand entkam knapp Filmregisseur. Der Ort seiner Ankunft gung ist Tale of Cinema eine Feier um eine Frau und versucht, die- empfängt ein alternder Dichter ist ein Vorort von Seoul. Er möchte der imaginären Macht des Kinos und sem unglücklichen Beziehungsdrei- seine beiden Söhne. Über die Jahre So. 3.2. 12:15 dem Tod, als die Karawane über- eck zu entfliehen. Doch bei einer haben sie sich entfremdet. Nun fallen wurde, in der sie unterwegs jemanden treffen und macht statt- zugleich eine Kritik am Kino als Ort Reise in die Provinz gerät er erneut will er sich mit ihnen aussprechen, Fr. 8.2. 14:15 war. Ein Töpfer nahm das Mädchen dessen eine Zukunftsbegegnung auf von (männlicher) Selbsttäuschung bei sich auf, nannte es Selima und der Strasse. Zentraler Handlungs- und Realitätsverlust. Dieses Double in eine ähnliche Konstellation. Der befürchtet er doch seinen nahen- So. 10.2. 16:30 zog es neben seinem eigenen Sohn ort ist ein Lokal, in dem sich auf merk- Bind von Fetischisierung und Skepti- erhoffte Neubeginn gerät in den den Tod. Der einzige weitere Gast, Bann eines unbewussten Wiederho- der im Hotel wohnt, ist eine junge Shiraz auf, ohne zu wissen, dass es würdige Weise dieselben Abläufe zismus macht Tale of Cinema zu Indien 1928, 106 Min., DCP, stumm eigentlich aus einem Fürstenhaus mehrmals, aber auf leicht verscho- einem der intelligentesten Filme über lungszwangs.» Frau mit Liebeskummer. Sie hat sich mit englischen Zwischentiteln/d/f Kino Arsenal, Berlin als moralische Unterstützung eine stammte. Shiraz wiederum verliebte bene Weise ereignen. Der Protago- das Kino.» Regie: Franz Osten sich unsterblich in Selima, bevor nist Sungjoon scheint gefangen in Kino Arsenal Berlin Freundin in die Herberge bestellt. Drehbuch: W. A. Burton, nach dem «Es geht darin wie in allen seinen Während draussen das Schneetrei- sie von Sklavenhändlern entführt einer Wiederholungsschleife. Im Film Stück von Niranjan Pal und als Bedienstete an den Fürsten selbst, wieder einmal schwarz-weiss «Hongs Experimentieren etwa mit Filmen, ich will es mal krass ausdrü- ben zunimmt, beginnen auch die Mit: Himansu Rai, Enakshi Rama cken, um Saufen und Sex. Zwei Gäste, sich zu umtanzen wie die verkauft wurde. Auch dieser war übrigens, wird in einem der vielen dem Zoom als Stilmittel unterschei- Rau, Charu Roy, Seeta Devi hin und weg ob der Schönheit Seli- Gespräche eine Theorie der Zufalls- det dieses Werk von seinen Vorgän- Freunde treffen eine Frau und gehen Schneeflocken vor den Fenstern.» mit ihr Soju trinken, der eine geht Filmfest Hamburg 2018 mas und zwar so heftig, dass er begegnung entwickelt. Sie ist nicht gern (...). Tale of Cinema ist ein Film, ihr das schönste Bauwerk der Erde der Schlüssel zum Film, denn um der das Unbehagen der Zeit nicht betrunken weg, der andere und die Frau schauen sich endlos lange «Dieses schwarzweisse, minimalisti- errichten wollte. das Aufschliessen geht es in diesem einfach unbeteiligt darlegt, sondern Shiraz wurde vom British Film Insti- Werk nicht.» ganz im Gegenteil mit seinem rohen, stumm an. Dann sagt die Frau: Küss sche Setting im Hotel am Fluss mich, um das Eis zu brechen. Der im Schnee, mit dem Dichter im Zen- tute sorgsam restauriert, die Musik Ekkehard Knörer, Cargo Film ungeschminkten Ansatz noch schrieb die Sitarspielerin und verstärkt. Mann küsst sie. Eine Minute spä- trum, das wirkt nun, als ob Hong ter liegen beide nackt im Bett und Sang-soo eine weitere Reduktion Komponistin Anoushka Shankar.» «The Day He Arrives (..) ist eine rätsel- Viennale, Julien Welter Walter Ruggle, Trigon Film hafte, faszinierende Fuge, die aufrei- schlafen miteinander.» angestrebt hätte. Verhandelt wird, zend subtil mit der Zeit spielt. Kuriose Rudolf Thome wie fast immer, das gescheiterte Zeitsprünge – die zunächst wie Kon- Familienleben, die Beziehungen. tinuitätsfehler erscheinen – summie- Aber nicht nur die Bilder sind karger, ren sich, und die Erzählung gerät zu auch die Sätze sind einfacher. Ein einem chinesischen Rätsel. Kom- paar Pinselstriche genügen, der Film plex und doch lohnend demonstriert ist kalligraphisch präzise, auch in es die Verformbarkeit einer narra- seinen Wiederholungen und dem tiven Struktur, der fiktiven Realität Haiku-ähnlich verdichteten Alltag.» und damit der Geschichten, die wir Michael Sennhauser, uns über unsere eigenen Realitäten Sennhausers Filmblog erzählen.» Clinton Krute, «Bomb Magazin» 10 Das Kino des Hong Sang-soo 11
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