Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg
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Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Freiburg Schwerpunkt 2018 Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern Forschung · Lehre · Campus Fotos: Lars Holzäpfel
Editorial Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer: Wie kann – soll – muss sie gestaltet werden? Fragt man die in den Schulen Tätigen, so erfährt man, was sie für dringend erforderlich halten: Aktualisierungen von Fachinhalten Foto: Lars Holzäpfel – verbunden mit didaktisch-methodischen Anregungen, pädago- gische Professionalisierung, Classroom-Management, Hinweise zu bedarfsgerechter und individueller Förderung, kurz: „Schule trifft Forschung – Forschung trifft Schule“. Es gibt viele spannende Initiativen und Projekte, dieses Heft Möglichkeit der systematischen Qualifizierung in der Fachberatung kann interessierten Lehrkräften helfen, sich in der Angebotsviel- vor. Wie fachfremde Lehrkräfte im Schulfach Wirtschaft, Berufs- falt zu orientieren. und Studienorientierung unterstützt werden können, erfährt man im Beitrag von Bernd Remmele, Franziska Birke, Annette Kern und Wie sieht die Situation in Baden-Württemberg und speziell an Tim Krieger. Und schließlich stellen Marco Oetken und Isabel Rub- den Pädagogischen Hochschulen aus? Ulrich Druwe gibt mit sei- ner neue didaktische Konzepte zu innovativen Themenfeldern dar nem Beitrag einen Überblick, sowohl zur Situation der Lehrkräfte- und gewähren damit interessante Einblicke in die Fortbildungsak- fortbildung im Land als auch an der Pädagogischen Hochschule tivitäten des Fachbereichs Chemie. Freiburg, während Patrick Blumschein und Beate Epting sich mit Fortbildungsangeboten für unterschiedliche Zielgruppen befas- Im zweiten Teil des Heftes informieren wir über wichtige Er- sen. Wie Studierende und Lehrende in der Schulbegleitforschung eignisse im zurückliegenden Hochschuljahr. So ist in der Rub- gemeinsam Forschungsfragen im Kontext von Inklusion ange- rik Lehre und Forschung über interessante Tagungen und Projekt hen, berichten Katja Scharenberg, Andreas Köpfer, Juliane Leuders, zu berichten: Es geht um interdisziplinäre Lehrer/-innenbildung, Charlotte Rott-Fournier und Katja Schneider, während Daniel Kittel um Bildungskarrieren, einen Paxisphasentag sowie einen Tag der und Wolfram Rollett bereits Ergebnisse der Begleitforschung zum Französisch-Didaktik – Hochschultagungen, zu denen Gäste ein- Masterstudiengang für Unterrichts- und Schulentwicklung darstel- geladen waren, sich mit der Verzahnung von Theorie und Praxis len können. Andrea Óhidy und Patrick Blumschein zeigen, wie der auseinanderzusetzen bzw. mit Sprachproduktion und interkultu- pädagogische Umgang mit Heterogenität durch Fallstudienarbeit rellem Lernen. funktionieren kann, und Dennis Strömsdörfer kann mit dem Hoch- schulzertifikat „Deutsch als Zweitsprache“ ein praxisorientiertes Wir berichten weiter über eine empirische Untersuchung zum Weiterbildungsangebot offerieren. Katja Maaß und Diana Wernisch Thema „Stress bei Studierenden“ und über ein neues Mentoring- stellen das International Centre for STEM Education vor und Lars Programm, über Möglichkeiten des interdisziplinären Austauschs, Holzäpfel, Timo Leuders, Katja Maaß und Gerald Wittmann stellen die ungeahnte Einblicke in andere Fächer geben, z.B. in die Foren- mit dem Deutschen Zentrum für Lehrerbildung Mathematik eine sische Chemie. Die Rubrik Campus und darüber hinaus führt uns in Partneruni- versitäten nach Polen (Kraków) und Japan (Aichi), und man kann erfahren, wie es künstlerischen Projekten gelang, durch Theater, Musik und Hörspiel in andere Welten zu entführen. Wir freuen uns, erneut über einen Landeslehrpreis für die Päda- gogische Hochschule Freiburg berichten zu können und stellen die hochschulinternen Preisträger/-innen vor, die zur Eröffnung des Akademischen Jahres 2017/2018 ausgezeichnet wurden. Die Redaktion
Inhalt Titelthema: Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern 4 Lehrkräftefortbildung Eine Übersicht des Abgebotes an der Pädagogischen Hochschule Freiburg Ulrich Druwe 8 Das Zentrum für Lehrerfortbildung Fortbildungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen Patrick Blumschein · Beate Epting 10 Freiburger Inklusive Schulbegleitforschung Studierende, Hochschule und Schulen entwickeln und bearbeiten gemeinsam Forschungsfragen im Kontext von Inklusion Katja Scharenberg · Andreas Köpfer · Juliane Leuders · Charlotte Rott-Fournier · Katja Schneider 12 Bildungswissenschaftliche Professionalisierung für berufstätige Lehrkräfte Ergebnisse der Begleitforschung zum Masterstudiengang für Unterrichts- und Schulentwicklung Daniel Kittel · Wolfram Rollett 14 Das Zertifikatstudium „Pädagogischer Umgang mit Heterogenität“ Kompetenzerwerb durch Fallstudienarbeit Andrea Óhidy · Patrick Blumschein 16 Das Hochschulzertifikat Deutsch als Zweitsprache Ein praxisorientiertes Weiterbildungsprogramm Dennis Strömsdörfer 18 Internationale Forschung fließt in innovative MINT-Fortbildungskonzepte ein Das International Centre for STEM Education Katja Maaß · Diana Wernisch 21 Deutsches Zentrum für Lehrerbildung Mathematik Systematische Qualifizierung in der Fachberatung Lars Holzäpfel · Timo Leuders · Katja Maaß · Gerald Wittmann 22 Unterstützung im Schulfach Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung Ein b-MOOC für die Weiterbildung von fachfremden Lehrkräften Bernd Remmele · Franziska Birke · Annette Kern · Tim Krieger 24 Neue didaktische Konzepte zu innovativen Themenfeldern in der Chemie Fortbildungsaktivitäten u.a. zur Speichertechnologie und Energiekonversion Marco Oetken · Isabel Rubner
Inhalt Forschung · Lehre · Campus Lehre und Forschung_________________________________________________________________ Sommersemester 2017 28 Verleihung des Heinz-Schmidkunz-Preises an Marco Oetken Eine Laudatio Franz-Peter Montforts 29 BE-SMaRT Tagung eines europäischen Projekts zur interdisziplinären, transkulturellen Lehrer/-innenbildung Laura Schmidt 31 Sinti und Roma in der Schule: Diskriminierungserfahrungen und ihre Bewältigung Ein Forschungsprojekt zu Bildungskarrieren Albert Scherr · Lena Sachs 34 Praxisphasentag 2017 Praxisphasen betreuen, optimieren, vernetzt gestalten Ulrike Dreher · Martina von Gehlen 35 Mehr für Frauen in MINT Das neue Mentoring-Programm im Fach Technik Yvonne Baum · Mara Olivia Kraft 36 Tag der Französisch-Didaktik 2017 ________________________________________________________________________________Wintersemster 2017|2018 37 Landeslehrpreis 2017 Das Patenschaftsprogramm SALAM Helga Epp 38 Verleihung der Würde der Ehrensenatorin Anne-Kathrin Deutrich wird von der Hochschule ausgezeichnet Helga Epp 38 Stress bei Studierenden Ergebnisse einer empirischen Untersuchung an der Pädagogischen Hochschule im bundesweiten Vergleich Bianca Schönenborn 41 Tandem Teaching Integral Austausch und Einblick in andere Disziplinen Laura Schmidt 43 Einblicke in die Forensische Chemie Kriminologische Spurensuche im Chemieunterricht Isabel Rubner · Rachel Fischer · Marco Oetken 44 Chorarbeit Herausfordernde Projekte der letzten Semester Stefan Weible 45 Fragen an Nadja Schwendemann
Campus und darüber hinaus____________________________________________________________ Sommersemester 2017 46 Internationale Kooperation mit der Pädagogischen Universität Krakau Eine lange Tradition Andrea Óhidy 47 Kirschblüten, Yukata und Takoyaki Abenteuer Japan und mein Studium an der Pädagogischen Hochschule Aichi Mayumi Feuerlein 48 Hochschule, Studierende und Ehemalige miteinander vernetzt Einblicke in das Alumni-Projekt des Studienbereichs Erziehungswissenschaft Franziska Lutzmann · Lina Thierling 49 Odyssee Aufführung der PH-Theatergruppe „Schaufenster“ Laura Schmidt 52 Lady in the Dark Eine Musicalaufführung Laura Schmidt 53 Ferienbetreuung 2017 ________________________________________________________________________________Wintersemster 2017|2018 54 Dies academicus Eröffnung des Akademischen Jahres 2017/2018 Helga Epp 56 Betriebliches Gesundheitsmanagement Erhalt und Förderung von Gesundheit Manuela Pluche · Susann Junker 57 Das Spiegelgeheimnis Ein Live-Hörspiel-Event Personalia · Porträts · Würdigungen_____________________________________________________ Sommersemester 2017 58 „Die wahre Himmelsleiter hat keine Sprossen“ Reinhard Wunderlich zum Abschied Dorothee Schlenke 58 Auf zu neuen Ufern Udo Ritterbach – Ernährungsbildung mit Herz und Verstand Anne-Marie Grundmeier · Sonja Huber 59 Joachim Pfeiffer zum Abschied Ein Kollege geht in den Ruhestand Gabriele Kniffka 60 Hans-Werner Kuhn im Ruhestand Eine Würdigung Uwe H. Bittlingmayer · Jürgen Gerdes 61 Zum Tod von Alfred Vogel *2.11.1926 ✝ 14.1.2017 Siegfried Thiel 62 Zum Tod von Gerhard Preiß *15.9.1935 ✝ 26.3.2017 Christine Streit 63 Zum Tod von Klaus-Dieter Fehse *28.9.1937 ✝ 21.4.2017 Eckhard Rattunde 64 Prof. Dr. Heinrich Meyer *10.2.1930 ✝ 20.2.2017
Ulrich Druwe Schwerpunkt Fortbildung Lehrkräftefortbildung Eine Übersicht des Schulen. Auf der Comburg in Schwä- „Das Zentrum für Schulqualität und bisch Hall finden die einführenden und Lehrerbildung soll die Schulen durch Be- Abgebotes an der berufsbegleitenden Fortbildungen für ratung mit Fokus auf der Unterrichtsqua- Pädagogischen Hochschule Schulleitungen statt. lität sowie durch die Erarbeitung und Be- Landesakademie für Schulkunst, Schul- reitstellung von Unterrichtsmaterialien bei Freiburg und Amateurtheater Akademie Schloss der Schulentwicklung unterstützen. Ein D Rotenfels in Gaggenau-Bad Rotenfels; weiterer Schwerpunkt des Zentrums sind ie Lehrkräftefortbildung in Ba- Landesinstitut für Schulsport, Schul- Lehrerfortbildungen, die sich am aktuellen den-Württemberg ist, wie Kultus- kunst und Schulmusik Baden-Württem- Stand der Wissenschaft orientieren sollen. ministerin Susanne Eisenmann berg (LIS) in Ludwigsburg, in dem die Alle vorhandenen Angebote sollen unter selbstkritisch feststellte (vgl. Bewegungserziehung im Mittelpunkt einem Dach gebündelt, überprüft, wei- Pressemitteilung des Kultusministeriums steht. terentwickelt und in die Fläche getragen vom 28.6.2017) durch einen „Wildwuchs“ Landesschulzentrum für Umwelterzie- werden. Außerdem soll die Zuständigkeit gekennzeichnet. Zwar müssen Lehrkräfte hung (LSZU) am Staatlichen Aufbau- für die Staatlichen Seminare für Didaktik Fortbildungen belegen, sind per Verord- gymnasium in Adelsheim sowie und Lehrerbildung, an denen Lehrkräfte im nung verpflichtet, ihre berufsspezifischen Landesakademie für die musizierende Referendariat ausgebildet werden, auf das Kompetenzen zu erhalten und weiterzu- Jugend in Baden-Württemberg in Och- neue Zentrum übergehen. Damit sollen die entwickeln, aber wie sie das genau tun, senhausen. Lehreraus- und -fortbildung systematisch bleibt ihnen und den Rektor/-innen der miteinander verknüpft und damit gestärkt Schulen überlassen. Zudem gibt es eine In die Zuständigkeit der Regierungs- werden.“2 Vielzahl von Anbietern. „Bestimmend für präsidien bzw. der Staatlichen Schuläm- die baden-württembergische Lehrkräfte- ter fallen die regionalen, schulnahen und Zur Qualitätssicherung soll das Zent- fortbildung ist die kaskadenförmige Or- schulinternen Fortbildungen. Hinzu kom- rum für Schulqualität und Lehrerbildung ganisationsstruktur, gegliedert in zentrale men zahlreiche externe Anbieter, wie z.B. eng mit dem Institut für Bildungsanaly- Fortbildung und regionale Fortbildung. Er- Gewerkschaften, Verbände und auch die sen zusammenarbeiten; letzteres liefert gänzt wird das Angebot durch schulnahe Hochschulen. die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die und schulinterne Formate, Abrufangebote im Zentrum für die Lehrkräftefortbildung und Präsenzfortbildungen. In Baden-Würt- Nun hat sich die Kultusministerin vor- genutzt werden. „Die Aufgaben der bis- temberg ist die amtliche Fortbildung un- genommen, die Lehrkräftefortbildung zu herigen Landesakademie für Fortbildung abhängig, kostenlos und qualitätsvoll. Sie reformieren. Dazu hat sie 2017 u.a. einen und Personalentwicklung an Schulen wer- setzt bildungspolitische Entscheidungen Fragebogen an alle Lehrer/-innen verteilen den vollständig auf das neue Zentrum für und Bedarfe vor Ort um. Die Teilnahme an lassen, um zu erheben, welche Themen die Schulqualität und Lehrerbildung überge- Fortbildungen erfolgt freiwillig.“1 Lehrkräfte interessieren, ob der Transfer in hen. Für die Schulverwaltung bedeutet das: den Unterricht gelingt, wie die Rahmenbe- Insgesamt werden die Regierungspräsidi- Politik dingungen für die Lehrerfortbildung sind, en und Staatlichen Schulämter von Fort- welche Hinderungsgründe für eine Teil- bildungsaufgaben entlastet, um sich auf Das Angebot selbst wird vom Kultusmi- nahme bestehen etc. originär schulaufsichtliche Aufgaben und nisterium in Zusammenarbeit mit 30 lan- die Steuerung der Unterrichtsversorgung deseigenen Einrichtungen bereitgestellt. Am 28.6.2017 wurden erste Überle- konzentrieren zu können. Auch das Lan- Zentrale Anbieter sind: gungen insbesondere auch zur Reform desinstitut für Schulentwicklung (LS) soll der Lehrkräftefortbildung vorgestellt; das in seiner bisherigen Form aufgelöst wer- Landesakademie für Fortbildung und Qualitätskonzept soll bis zum Jahresende den. Die derzeitigen Qualitätssicherungs- Personalentwicklung an Schulen, verteilt 2018 ausgearbeitet und ab dem 1.1.2019 aufgaben des LS, wie etwa die empirische auf drei Standorte. In Bad Wildbad liegt umgesetzt werden. Kern des Qualitäts- Bildungsforschung, Bildungsberichterstat- der Schwerpunkt der Arbeit auf Fort- konzepts ist die Einrichtung zweier neuer tung, Lernstandserhebungen oder Kompe- bildungen für Lehrkräfte an allgemein- Strukturen: ein „Institut für Bildungsana- tenzmessungen, werden im neuen Institut bildenden Schulen, in Esslingen-Zell auf lysen“ und ein „Zentrum für Schulqualität für Bildungsanalysen verortet und qualita- 4 Angeboten für Lehrkräfte an beruflichen und Lehrerbildung“. tiv weiterentwickelt. Die übrigen Aufgaben,
ph·fr 2018 wie zum Beispiel die Bildungsplanarbeit Alle Fächer der Hochschule bieten re- oder die Entwicklung von Unterrichtsma- gelmäßig Fortbildungsveranstaltungen für terialien und Handreichungen, gehen auf Lehrkräfte aller allgemeinbildenden Schu- das neue Zentrum für Schulqualität und len (Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real-, Ge- Lehrerbildung über und werden gleichfalls meinschaftsschulen und Gymnasien) sowie weiterentwickelt.“3 für Fachberater/-innen an. Ein stark nach- gefragtes Beispiel hierfür ist „Mathe für Angebote der Hochschule alle“. 2016/17 wurden für Lehrkräfte aller Schularten und für alle Fächer vier Termine Aktuell ist die Pädagogische Hochschule angeboten sowie ein weiterer Termin für Freiburg sowohl in die zentralen als auch Fachberater/-innen aller Fächer. in die regionalen Angebote der Lehrkräfte- fortbildung eingebunden. Außerdem macht sie weitere Fort-und Weiterbildungsange- bote, von Tageskursen, über Zertifikatsan- Weitere Termine, aufgeteilt nach Fächern: gebote bis hin zu Weiterbildungsmastern, die sich auch an Lehrkräfte richten. Hier Biologie: 1 Termin für Fachberater/-innen ein kleiner Überblick über die auch für Lehrkräfte relevanten Fort- und Weiterbil- Chemie: 2 Termine für Lehrkräfte aller Schularten, dungsangebote der Hochschule4: 1 Termin für Fachberater/-innen DaZ: 1 Termin für Lehrkräfte von Vorbereitungsklassen Weiterbildungsstudiengänge Deutsch: 3 Termine für Lehrkräfte aller Schularten, mit Masterabschluss 4 Termine für Fachberater/-innen E-LINGO - Frühes Fremdsprachenler- nen im Elementar- und Primarbereich Englisch: 1 Termin für Lehrkräfte aller Schularten, (Leitung: Marita Schocker, Annika Kolb) 4 Termine für Fachberater/-innen Unterrichts- und Schulentwicklung Französisch: 9 Termine für Lehrkräfte aller Schularten (Leitung: Wolfram Rollett, Patrick Blumschein) Gemeinschaftskunde: 2 Termine für Lehrkräfte aller Schularten (nicht Sek II) (Geschichte, Ethik …) Hochschulzertifikate Mathematik: 14 Termine für Lehrkräfte aller Schularten sowie Deutsch als Zweitsprache 10 Termine für Fachberater/-innen (Leitung: Gabriele Kniffka) Diagnostik und Intervention bei Lern-, Physik: 2 Termine für Lehrkräfte aller Schularten sowie Verhaltens- und Entwicklungsstörun- 1 Termin für Fachberater/-innen gen in pädagogischen Arbeitsfeldern Sachunterricht: 2 Termine für Lehrkräfte der Grundschule (Leitung: Karin Schleider) Forschungsmethoden der empirischen Musik: 4 Termine für Lehrkräfte aller Schularten Bildungs- und Sozialwissenschaften Theologien: 4 Termine für Lehrkräfte aller Schularten (Leitung: Markus Wirtz) Islamische Theologie/Religionspädago- Technik: 3 Termine für Lehrkräfte aller Schularten gik (Leitung: Abdel-Hakim Ourghi) Wirtschaft: 1 Termin für Lehrkräfte aller Schularten Pädagogischer Umgang mit Heteroge- nität in Schule und Unterricht Absolviert wurden diese Angebote von ca. 2.000 Personen. (Leitung: Andrea Óhidy) Außerdem werden im Auftrag des Kultusministeriums Online-Fortbildungsangebote Radio- und Medienbildung entwickelt. (Leitung: Monika Löffler) 5
Fotos: Lars Holzäpfel Zudem hat die Hochschule langfristi- FACE-Praxiskollegs, koordiniert (Leitung: (ProfiL). Im Zentrum des Kollegs steht die ge Fortbildungsstrukturen für Lehrkräfte Lars Holzäpfel, PH; Wolfgang Hochbruck, Frage, wie Lehrkräfte wirkungsvoll und etabliert. Universität). nachhaltig fortgebildet werden können. Die Pädagogische Hochschule mit ih- Einschlägige Forschungsergebnisse geben Hier ist vor allem das Zentrum für Lehr- rem Institut für Mathematische Bildung erste Hinweise auf Charakteristika poten- kräftefortbildung Freiburg (ZELF) zu ist seit 2012 Partnerin im Deutschen ziell wirksamer Maßnahmen. Bezogen auf nennen (Leitung: Patrick Blumschein), Zentrum für Lehrerbildung Mathematik die systematische Weiterentwicklung sol- das Fortbildungen, Tagungen und die (Vorstandsmitglied: Timo Leuders). Das cher Maßnahmen sind immer noch zahl- berufsbegleitenden Masterstudiengän- DZLM, initiiert und finanziert von der reiche Fragen offen, die in dem Kolleg ge- ge betreut und kooperativ weiterentwi- Deutschen Telekom Stiftung, ist die ers- klärt werden sollen. Inhaltlich geht es dabei ckelt (s. S. 8). te bundesländerübergreifende, zentra- insbesondere um die Fortbildung im Be- Im Herbst 2017 hat die Hochschule das le Anlaufstelle für die Lehrerfortbildung reich Umgang mit heterogener Schüler/- International Centre for STEM Educa- im Fach Mathematik (s. S. 21). In Baden- innenschaft. tion (ICSE, STEM: Science, Technology, Württemberg werden die Maßnahmen Engineering and Mathematics) einge- des DZLM im Rahmen der Kooperation Europaweite Forschungsprojekte zur richtet (Leitung: Katja Maaß). Im Fokus math.expert zwischen der Pädagogi- Weiterbildungsforschung sind auch die der Aktivitäten steht die Verbindung der schen Hochschule und dem Kultusmi- Grundlage des International Centre for Forschung zur MINT-Bildung in Europa nisterium umgesetzt. STEM Education (ICSE); deren Fort- und und deren Transfer in die Praxis, um den Weiterbildungsangebote basieren auf eu- MINT-Unterricht – europaweit - zu ver- Forschung und Nachwuchsförderung ropaweiten Forschungsergebnissen diver- bessern (s. S. 18). im Themenfeld „Lehrkräftefortbildung“ ser Projekte, z.B.: Lehrkräftefortbildung steht zudem auch im Focus des Freiburg Advanced Center of Für die Hochschule ist die Lehrkräftefort- LEMA - Learning and education in and Education (FACE), in dem die Pädagogi- bildung auch ein wichtiges Forschungs- through mathematical modelling sche Hochschule mit der Universität und und Nachwuchsförderungsthema. So ist COMPASS - Common problem sol- der Hochschule für Musik kooperiert; das sie die größte Partnerin im Graduierten- ving strategies as links between ma- umfassende Vernetzungs- und Fortbil- kolleg „Professionalisierung im Lehrberuf – thematics 6 dungsangebot wird hier im Rahmen des Konzepte und Modelle auf dem Prüfstand“ PRIMAS - Promoting inquiry in mathe-
ph·fr 2018 Außerdem wurde die Hochschule mehr- Damit sich alle Phasen der Lehr- fach vom Kultusministerium mit der amtsausbildung an den neuesten For- Durchführung größerer und kleinerer Eva- schungserkenntnissen orientieren, bedarf luationsstudien beauftragt; zu erwähnen es einer engeren Rückbindung der als ist beispielsweise das Projekt EvaluNa LfBW Multiplikator/-innen tätigen Lehrkräfte von Andy Richter und Thomas Diehl, in dem der zweiten und dritten Phase an die Wis- es um die Wirksamkeit und Nachhaltig- senschaft. Für Multiplikator/-innen gab es keit des Lehrerfortbildungsangebots und bislang allerdings erst wenige Strukturen, des Fortbildungssystems in ganz Baden- die es erlauben, sie systematisch, substan- Württemberg ging. ziell und zielgerichtet auf ihre Tätigkeiten hin zu qualifizieren. Aufbauend auf diesen Eine kleinere Evaluationsstudie war z.B. Erfahrungen sowie auf Bedarfsanalysen das vom ZELF 2017 durchgeführte Projekt in Zusammenarbeit mit der Bildungsad- zur Wirksamkeit der Nachqualifizierung ministration wird im Rahmen des Praxis- von Hauptschullehrer/-innen. kollegs ein spezifisch auf Multiplikator/- innen ausgerichtetes Zertifikatsprogramm Perspektiven implementiert. Hierzu werden Zertifikats- kurse entwickelt und angeboten. Die Kurse Im Rahmen der avisierten Weiterent- bestehen aus verschiedenen Formaten wie wicklung von FACE als gemeinsame wis- z.B. einer Ringvorlesung mit Expert/-innen, matics and science education across senschaftliche Einrichtung gemäß § 6, Abs. Modulen zur Begleitung von Schul- und Europe 4 LHG haben sich die Kooperationspartner Unterrichtsentwicklung, zur Bildungsfor- INSTEM - Innovative Networks for Sci- neben der Förderung des Dialogs mit allen schung und Evidenzorientierung sowie ence Technology Engineering & Mathe- Akteur/-innen der Lehramtsausbildung be- Praxisreflexionen (begleitendes Portfolio). matics education reits auf die Umsetzung von Modellvorha- IncluSMe - Intercultural learning in ma- ben der Theorie-Praxis-Vernetzung in der Zusammenfassend gilt: Wir sind froh, thematics and science education Lehre geeinigt. Im Mittelpunkt werden da- dass die Kultusministerin das Thema Leh MaSDiV - Supporting mathematics and bei sog. „Professionelle Lerngemeinschaf- rerfortbildung auf ihre Agenda gesetzt hat, science teachers in addressing diversi- ten“ (PLG) stehen; diese befassen sich mit da sich unsere Hochschule schon lange ty and promoting fundamental values drängenden schulischen Entwicklungsthe- umfassend mit der Lehrkräftefortbildung men im Bereich des Unterrichtens und ko- befasst hat und schon jetzt als qualitäts- Und schließlich wird auch im DZLM in- operieren hierfür u.a. mit einschlägig for- volle Anbieterin, als Beraterin, als Evaluato- tensiv Weiterbildungsforschung betrieben. schenden Wissenschaftler/-innen. Für die rin und Weiterbildungsforschungsakteurin Die DZLM-Forschungsorientierung schlägt Schulen ergeben sich so Möglichkeiten, ihr in der Lehrerfortbildung Baden-Württem- sich dabei in zwei Bereichen nieder: im Er- Lehrpersonal durch fundierte Unterstüt- bergs wahrgenommen wird. kenntnisgewinn zu Voraussetzungen, zur zung der Hochschulen weiter zu profes- Gestaltung und zur Wirkung von Fortbil- sionalisieren und den Fachunterricht wei- Diese Position gilt es in Zukunft weiter dungen (Begleitforschung) und in der Qua- terzuentwickeln. Derzeit sind PLGs zu drei zu entwickeln und auszubauen, und dieser litätssicherung der Angebote (Evaluation Themenfeldern geplant: Wunsch könnte angesichts der anstehen- und Weiterentwicklung). den Änderungen Realität werden. | Entwicklung naturwissenschaftlicher Ex- Auch die Fort- und Weiterbildungsange- perimente für inklusive Klassen in der bote der Pädagogischen Hochschule wer- Sekundarstufe, Anmerkungen den regelmäßig beforscht. So ist z.B. der Nutzung von Visualisierungen beim Er- 1) Vgl. www.km-bw.de/Lehrkraeftefortbildung berufsbegleitende Masterstudiengang für klären im Fachunterricht, 2) www.km-bw.de/,Lde/Startseite/Service/ 28_06_2017+Qualitaetskonzept+Bildungssystem/ Unterrichts- und Schulentwicklung (MA Qualität im Mathematikunterricht in Ko- ?LISTPAGE=344894) USE) Forschungsgegenstand eines Disser- operation mit der anlaufenden Video- 3) Ebd. tationsprojektes (s. S. 12). Studie TALIS (Eckhard Klieme, DIPF). 4) Vgl. www.ph-freiburg.de/weiterbildung.html 7
Patrick Blumschein · Beate Epting Schwerpunkt Fortbildung Das Zentrum für Lehrerfortbildung Fortbildungsangebote für Praxis. So bietet z.B. Monika Löffler eine zustreben oder sich um eine Funktionsstelle Fortbildung im Bereich Audioproduktion zu bewerben, die explizite fachliche und unterschiedliche Zielgruppen im Fachunterricht an, die Lehrerinnen und wissenschaftliche Kompetenzen erfordert. S Lehrer dazu befähigt, Schüler/-innen pro- chon 1987 wurde an der Pädagogi- jektartig in die Welt des Radiomachens ein- Diese Weiterbildungsmasterprogramme schen Hochschule Freiburg eine Ab- zuführen. Dieses Angebot besteht aus ei- werden an der Hochschule von den Insti- teilung für Lehrerfortbildung einge- nem Infovortrag und zwei Workshoptagen tuten entwickelt und teilweise mit Unter- richtet und 2010 zu einem Zentrum und kann je nach Wunsch der Teilnehmen- stützung des ZELF umgesetzt. Dies trifft in für Lehrerfortbildung (ZELF) ausgebaut. den in der Schule vor Ort oder an unserer besonderer Weise auf den berufsbegleiten- Heute hat sich der Aufgabenbereich er- Hochschule stattfinden. den Masterstudiengang „Unterrichts- und neut verändert. Das ZELF ist, im Rahmen Schulentwicklung“ (MA USE) zu. Er wurde der Qualitätsoffensive Lehrerbildung und Neben den exklusiv veranstalteten Fort- am Institut für Erziehungswissenschaft von dem neu eingerichteten Freiburg Advan- bildungen bewirbt das ZELF Angebote aus Alfred Holzbrecher, Wolfram Rollett und ced Center of Education (FACE), die zent- den Fächern. Dies sind Fortbildungen, die Patrick Blumschein entwickelt und wird rale Einrichtung für Lehrerfortbildung von z.B. im Rahmen des Promotionskollegs seitdem vom erziehungswissenschaftli- Albert-Ludwigs-Universität und Pädago- „Professionalisierung im Lehrberuf“ (Pro- chen Institut sowie dem ZELF gemeinsam gischer Hochschule in Freiburg geworden. fiL) entstehen, in Projekten realisiert wer- durchgeführt. Das Studium von MA USE Das Fortbildungskonzept des ZELF wurde den (z.B. im internationalen Mathe-Projekt greift aktuelle Herausforderungen pädago- unter diesen Bedingungen neu aufgestellt. MaSDiV) oder von in der Lehrkräfte-Fort- gisch-didaktischen Planens und Handelns bildung engagierten Mitgliedern der Insti- auf und setzt Befunde aus der Forschung Grundsätzlich bietet das ZELF Fortbil- tute ausgebracht werden (z.B. Mathematik, im Bereich Ganztagsschule, Lerncoaching, dungsangebote für Lehrkräfte, Schullei- Biologie, Musik). pädagogische Diagnostik oder auch koope- tungen, Multiplikator/-innen und weitere rative Führung und systemische Schulent- Personen im beruflichen Umfeld der Schu- Ein weiterer Bereich der Fortbildungs- wicklung um. Besonderer Wert wurde bei le. Diese Angebote verbinden Praxis- und struktur sind die Kontakt- und Zertifikats- der Konzeption auf die Studierbarkeit und Wissenschaftsbezug und erstrecken sich studiengänge. Hierunter fallen z.B. das die besonderen Bedingungen der berufs- inhaltlich sowohl über bildungswissen- Zertifikat „Deutsch als Zweitsprache“, das tätigen Teilnehmer/-innen gelegt. Präsenz- schaftliche als auch fachdidaktische und Zertifikat zum pädagogischen Umgang mit veranstaltungen finden nur viermal im Se- fachwissenschaftliche Themenbereiche. Heterogenität oder der Zertifikatskurs bi- mester an Wochenenden statt, und eine Beworben werden die Angebote neben linguales Lehren und Lernen. Hier tritt das Lerncoachin kann zeitnah und qualifiziert Website und Newsletter auch in der Fort- ZELF als Veranstaltungspartner auf und bei allen Fragen und Problemen weiterhel- bildungsausgabe von „Kultus und Unter- unterstützt bei der Verwaltung und Um- fen. Derzeit läuft der Studiengang in der richt“, im Newsletter des Kultusministeri- setzung. zweiten Kohorte und befindet sich im Ak- ums sowie über die Kooperation mit dem kreditierungsprozess. Regierungspräsidium an allen Schulen des Berufsbegleitende Angebote Regierungsbezirks. Die Fortbildungen wer- Vom Institut für Anglistik wurde unter den zum Teil exklusiv vom ZELF veranstal- In den letzten Jahren hat die Pädagogi- der Federführung von Marita Schocker tet oder über uns zugänglich gemacht und sche Hochschule Freiburg eine Reihe von der Masterstudiengang „E-LINGO – Frühes verbreitet. berufsbegleitenden Masterstudiengängen Fremdsprachenlernen im Elementar- und an den Start gebracht, die das Konzept der Primarbereich“ entwickelt. Auch dieser Stu- Unsere Fortbildungsanbieter haben ei- Lehrkräftefortbildung mit einem wissen- diengang ist im Blended Learning-Ansatz nen einschlägigen Hintergrund in ihrem schaftlichen Qualifikationsanspruch wei- umgesetzt und hat ein flexibles Zeitkon- jeweiligen Fachgebiet und oftmals langjäh- terführen. Lehrer/-innen können sich auf zept. Er qualifiziert explizit zum Englisch- rige Berufserfahrung. Unsere Dozentinnen der Grundlage eines Lehramtsstudiums mit unterrichten im Elementar- und Primar- und Dozenten sind meist hauptberuflich erstem sowie zweitem Staatsexamen und bereich. an der Universität oder der Pädagogischen zumeist zusätzlichen zwei Jahren Berufser- Hochschule tätig und stehen für einen ein- fahrung mit einem Master wissenschaftlich Der Masterstudiengang „Deutsch als 8 zigartigen Transfer von der Theorie in die qualifizieren, etwa um eine Promotion an- Zweitsprache/Fremdsprache“ kann in Voll-
ph·fr 2018 zeit oder Teilzeit studiert werden und berei- tet auf die Tätigkeit im DaZ/DaF-Bereich vor. Seit dem Projektstart von FACE im De- zember 2015 hat das ZELF seine Aufga- ben neu justiert und erweitert. FACE ist das Freiburg Advanced Center of Education, die lokale Realisierung der Zusammenarbeit von Universität und Pädagogischer Hoch- schule zur Verbesserung der Lehramtsaus- bildung in Freiburg. Im Rahmen von FACE ist das ZELF in der Maßnahme 2 „Praxiskol- leg“ und der Maßnahme 5 „Fort- und Wei- nnMultiplikator/-innen-Fortbildung: terbildung“ tätig. Das Praxiskolleg intensi- Fachtag „Inklusion“ im Oktober 2017 viert den Dialog sämtlicher lokalen Akteure der Lehrerbildung in Netzwerkveranstal- theater (Wolfgang Hochbruck, Universität) Unterricht, 2017 auf Inklusion. Dazu wur- tungen und bietet Ringvorlesungen sowie angeboten. Ein/e Teilnehmer/-in könnte so den Fachberatertage veranstaltet und fä- Fachtagungen. einzelne 1-ECTS-Fortbildungen bis zu einer cherbezogene Qualitätszirkel in Deutsch, Modulgröße von 15 ECTS sammeln und sie Englisch, Mathematik und den Naturwis- Darüber hinaus wird eine intensive Ver- als „Kumuliertes Hochschulzertifikat“ in ein senschaften durchgeführt. netzung durch enge Kooperationen zwi- Masterstudium integrieren. Das Angebot schen Schulen und den Hochschulen in wird dabei von Universität und Pädagogi- Das ZELF unterstützt derzeit auch das Form von Hochschulpartnerschaften ge- scher Hochschule gleichermaßen bestrit- Zentrum für Schulpraktische Studien da- schaffen. Im Rahmen der Maßnahme 5 ten. Eine erste Resonanz zu diesem Kon- bei, ein Qualifizierungsangebot für Aus- bieten wir Fortbildungen gemeinsam mit zept auf einer Fachtagung im Herbst 2017 bildungsberaterinnen und -berater sowie der Universität in neuem Format an, die war positiv. für Ausbildungslehrkräfte an ISP-Schulen kompetenzorientiert ausgeschrieben sind (Integriertes Semesterpraktikum) zu entwi- und einen Mindestworkload von 1 ECTS Erforschtes wird zu praktischem ckeln. Ziel des Programms ist es, die Betei- haben. Sie sollen ein Grundbaustein für Know-How ligten für ihre Beratungs- und Steuerungs- ein Baukastensystem sein, das perspekti- arbeit vor Ort an den Schulen zu stärken visch ebenfalls zu einem berufsbegleiten- In den wissenschaftlichen Erkenntnis- und mit neueren Befunden aus der For- den Masterabschluss führen kann. Auch sen, die in den Forschungsprojekten an den schung zu unterstützen. wenn es für Gymnasiallehrer/-innen auf Hochschulen fortwährend gewonnen wer- den ersten Blick nicht besonders attraktiv den, liegt das Spezielle, das wir als Hoch- Lehrkräftefortbildung ist heute keine erscheinen mag, einen weiteren Masterab- schulen zur Lehrkräftefortbildung beitra- Aufgabe einer einzelnen Instanz mehr, son- schluss zu absolvieren, so bietet dieses An- gen können. Wir haben bei weitem nicht dern vielmehr ein Produkt eines professio- gebot höhere Motivation, ein inhaltliches die Kapazitäten, das flächendeckend zu nellen Netzwerks. Die Hochschulen, mit der Gerüst und eine kontinuierlichere Bindung realisieren. Deshalb setzt die Strategie des zentralen Einrichtung ZELF, sind eine wich- als bisher an die Hochschule. Der Gedanke ZELF auch auf die Einbindung und Fortbil- tige Schnittstelle in diesem Netzwerk neben der Kohärenz wird auf diese Weise auch dung von Multiplikator/-innen in der Leh- den Staatlichen Schulämtern und Semina- im lebenslangen Lernen weitergetragen. rerbildung. Das hat den Vorteil, dass wir ren, dem Regierungspräsidium und ande- Die Fortbildungen bestehen aus zwei Prä- eine weite Klientel mit überschaubarem ren Interessensvertretungen. Um ein hohes senzterminen und einer selbstgesteuerten Aufwand erreichen können. In diesem Sin- Maß an Anschlussfähigkeit von Wissen aus Arbeits- bzw. Projektphase zwischen den ne haben wir 2015 das Konzept der Qua- dem Studium in die berufliche Praxis zu er- beiden Terminen. litätszirkel an der Hochschule entwickelt. reichen, müssen wir auch andere Wege ge- Dabei werden in enger Kooperation mit hen, als das bisher durch klassische Fortbil- Zur Zeit werden Fortbildungen zu Lern- dem Regierungspräsidium Freiburg (RP) dungsseminare geschehen ist. Lehrerinnen coaching (Johannes Vollmer, Universität), und den Schulräten der fünf Schulämter und Lehrer sollten vielmehr niederschwellig Lernkultur (Patrick Blumschein, Päd. Hoch- des Regierungspräsidums Fachberater/- kontinuierlich am wissenschaftlichen Dis- schule), Lernen lernen (Elisabeth Wegner, innen im Bereich Unterricht der Primar- kurs beteiligt werden und eingeladen sein, Universität), Erklären (Jörg Wittwer, Uni- und Sekundarstufe zu aktuellen Themen an die Hochschule zu kommen. Die Hoch- versität), Beratung (Roswitha Lehmann- an unsere Hochschule eingeladen. 2016 schule kann dadurch ihrerseits vom Pra- Rommel, Päd. Hochschule) und Geschichts- lag der Schwerpunkt auf sprachsensiblem xistransfer der Lehrkräfte profitieren. | 9
Katja Scharenberg · Andreas Köpfer · Juliane Leuders · Charlotte Rott-Fournier · Katja Schneider Schwerpunkt Fortbildung Freiburger Inklusive Schulbegleitforschung Studierende, Hochschule Theoretischer Hintergrund des FRISBI- Pilotprojekt Projekts ist die Verzahnung von prozess- und Schulen entwickeln begleiteter inklusiver Schulentwicklung mit Vor diesem Hintergrund wurde das und bearbeiten gemeinsam dem Ansatz des Forschenden Lernens (Bö- FRISBI-Projekt von der FACE-Maßnahme ing u. Köpfer 2017). Inklusion wird hier als 3 initiiert. In einer Pilotphase im Schul- Forschungsfragen im fortlaufender Schulentwicklungsprozess jahr 2016/17 nahmen drei Schulen aus Kontext von Inklusion gefasst, der sich auf die Analyse und Iden- der Bildungsregion Freiburg und drei Stu- I tifikation von Barrieren für schulisches Ler- dierende an FRISBI teil. Gerahmt von drei nklusion ist ein neues Themenfeld, nen und Teilhabe bezieht (Booth u. Ainscow Kooperationstreffen wurden im Laufe des das seit der Umstellung des Lehr- 2017). Ausgehend vom teilhabeorientierten Schuljahres Fragestellungen der Schulen amts in Baden-Württemberg auf das Anspruch schulischer Inklusion, der durch gemeinsam mit Vertreter/-innen der Schu- Bachelor-Master-System in die Lehr- die UN-Behindertenrechtskonvention und len (u.a. Lehrpersonen, Schulleitungen) und amtsausbildung integriert wird. Im entsprechende Schulgesetzänderungen an der Pädagogischen Hochschule (Dozent/- Kooperationsnetzwerk zwischen der die Schulen in Baden-Württemberg gerich- innen, Studierende) entwickelt, empirisch Albert-Ludwigs-Universität und der Pä- tet wird, werden Veränderungsprozesse in bearbeitet und die Ergebnisse schließlich dagogischen Hochschule im Rahmen des Schulen angeregt, die zugleich mit Her- den Schulen zurückgemeldet. Untersucht Freiburg Advanced Center of Education ausforderungen z.B. für die Unterrichts- wurden u.a. potenzielle Qualitätskriterien (FACE) wird Inklusion als eigenständiges gestaltung, Kooperation oder Schulleitung für Inklusion bei Schülerinnen und Schü- Modul in den Masterstudiengängen Lehr- verbunden sind. Diese Prozesse können von lern mit Verhaltensschwierigkeiten, Einstel- amt Primarstufe und Sekundarstufe I in wissenschaftlicher Begleitung profitieren. lungen zu Inklusion bei Lehrpersonen sowie den Bildungswissenschaften verankert. die soziale Integration von Schülerinnen Darüber hinaus soll Inklusion als Quer- Daraus ergeben sich Anknüpfungs- und Schülern mit sonderpädagogischem schnittsthema in der Lehre aufgegriffen punkte zum Forschenden Lernen bei Stu- Förderbedarf in inklusiven Schulklassen. werden. Vor diesem Hintergrund, und um dierenden, das derzeit ein vielfach refe- Die Ergebnisse wurden im Rahmen der in Kooperation mit dem FACE-Praxiskolleg riertes Lehrformat mit unterschiedlicher Schulnetzwerkveranstaltung des FACE- (Maßnahme 2) den Theorie-Praxis-Aus- Ausgestaltung darstellt. In der Regel wird Praxiskollegs vorgestellt. tausch zu stärken, hat die FACE-Maßnah- durch Forschendes Lernen eine engere Ver- me 3 „Inklusion und Heterogenität“ mit bindung von Studium und Lehre mit For- Die Abschlussevaluation (schriftlicher dem Projekt „Freiburger Inklusive Schulbe- schung (inhaltlich, konzeptuell, didaktisch) Fragebogen; Gruppendiskussion) der Pi- gleitforschung“ (FRISBI) ein Kooperations- angestrebt, z.B. mittels fachübergreifender lotphase mit den drei Teilnehmergruppen format zwischen Schule und Hochschule Austauschformate, um eine forschend-dis (davon drei Studierende, eine Partnerschu- geschaffen. tanzierte Haltung bei Studierenden aufzu- le, fünf Dozent/-innen) führte zu folgenden bauen und konkrete Herausforderungen Ergebnissen: Studierende, Dozent/-innen Ziel ist es, Schulen, die sich in Richtung im Handeln von Lehrkräften theoriegeleitet und Partnerschulen fanden das FRISBI- Inklusion auf den Weg gemacht haben oder und selbstreflexiv bearbeiten zu können. Projekt gleichermaßen interessant. Fast machen möchten und in diesem Prozess Bezogen auf das Themenfeld Inklusion ist alle Teilnehmenden schätzten FRISBI als Fragen sowie Herausforderungen begeg- Forschendes Lernen ein Möglichkeitsraum, eine gute Möglichkeit für Austausch und nen, wissenschaftlich zu begleiten. Ausge- um konkrete Umsetzungsformen inklusi- Vernetzung von Praxis und Wissenschaft hend von den Bedarfen der teilnehmenden ver Praxis und die Kontextualisierung des ein. In gleicher Weise wurde FRISBI als Schulen im Bereich Inklusion sowie im Di- Anspruchs „Inklusion“ in Schule und Un- eine gute Möglichkeit wahrgenommen, alog zwischen Schulen und Hochschule terricht (Lütje-Klose et al. 2017) mit ge- eine wissenschaftliche Forschungsfrage werden im FRISBI-Projekt Fragestellungen gebenenfalls ambivalenten Handlungsan- im Kontext von Inklusion in Kooperati- und Herausforderungen inklusiver Schul- forderungen an Akteurinnen und Akteure on mit Schulen zu bearbeiten. Um Fragen und Unterrichtsentwicklung anhand stu- forschend zu erkunden und hierdurch auf und Herausforderungen im Schulalltag im dentischer Abschlussarbeiten forschungs- reflexive Art eine realistische Einstellung Kontext von Inklusion wissenschaftlich basiert bearbeitet und gemeinsam mit den und Bereitschaft zur schulischen Inklusion zu begleiten, bot FRISBI eine gute Mög- Schulen diskutiert. bei Studierenden zu entwickeln. lichkeit, wenngleich die Einschätzung der 10
ph·fr 2018 ■ Das FRISBI-Projekt fand ich interessant. ■ Für die Schulen war das FRISBI-Projekt eine gute Möglichkeit, Fragen ■ Das FRISBI-Projekt war eine gute Möglichkeit zum Austausch und zur und Herausforderungen im Schulalltag im Kontext von Inklusion wis- Vernetzung von Praxis und Wissenschaft. senschaftlich zu begleiten. ■ Für die Studierenden war das FRISBI-Projekt eine gute Möglichkeit, eine ■ Eine wissenschaftliche Begleitung von Schulen, die sich auf den Weg wissenschaftliche Forschungsfrage im Kontext von Inklusion in Koope- Richtung Inklusion machen bzw. gemacht haben, erachte ich als ziel- ration mit den Schulen zu bearbeiten. führend. nnAbb. 1: Ergebnisse aus der Evaluation der FRISBI-Pilotphase Dozent/-innen hier etwas zurückhalten- Für die weitere Zusammenarbeit mit Literatur der ausfiel. Eine wissenschaftliche Beglei- den Partnerschulen ist – vor dem Hin- Booth, T./Ainscow, M. (Hg.) (2017): Index für Inklu- sion. Ein Leitfaden für Schulentwicklung. Hg. und tung von Schulen, die sich auf den Weg in tergrund der Evaluationsergebnisse – adaptiert für deutschsprachige Bildungssysteme Richtung Inklusion machen bzw. gemacht geplant, für Studierende ein projektbe- von B. Achermann u.a. Weinheim: Beltz. - Böing, U./ haben, wurde überwiegend als zielführend gleitendes Lehrkonzept zum Themenfeld Köpfer, A. (2017): Stichwort: Inklusive Schulbegleit- erachtet (s. Abb. 1). Inklusion zu entwickeln, das bedarfsori- forschung. In: Ziemen, K. (Hg.): Lexikon Inklusion. Göttingen: Vandenhoeck/Ruprecht, S. 134-136. - entierte inhaltliche Lehrangebote sowie Lütje-Klose, B./Seitz, S./Streese, B. (2017): Forschen- Die vertiefende evaluative Gruppen- methodische Beratung bei der Anwen- des Lernen in inklusiven Lehr- und Lern-Arrange- diskussion mit den Studierenden zeigte dung quantitativer und qualitativer For- ments – Ideen und Perspektiven. In: Schüssler, R. die latente Entwicklung einer reflexiven schungsmethoden für die Bearbeitung u.a. (Hg.): Forschendes Lernen im Praxissemester. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 173-180. Forscher/-innenrolle, die in unterschied- empirischer Fragestellungen im Kontext lichen herausfordernden Situationen re- von Inklusion bereithält. | Das hier zugrundeliegende Vorhaben wurde im konstruiert werden konnte. Zudem fanden Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive die Studierenden den Forschungsprozess Lehrerbildung“ von Bund und Ländern mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung interessant hinsichtlich des Einblicks in gefördert. Herausforderungen von Schulen auf dem Weg zur Inklusion – und gleichzeitig auf- wändig in Bezug auf den Forschungspro- zess (z.B. Daten erheben, transkribieren, auswerten). 11
Daniel Kittel · Wolfram Rollett Schwerpunkt Fortbildung Bildungswissenschaftliche Professio für berufstätige Lehrkräfte Ergebnisse der renden, Veränderung der professionellen zweiten und vierten Semester in leitfa- Reflexionskompetenz, Entwicklung der bil- dengestützten Interviews Auskunft über Begleitforschung zum dungswissenschaftlichen Forschungskom- ihre Studienerfahrungen. Die Interviews Masterstudiengang petenzen (BFK) sowie die Vereinbarung von wurden mit der qualitativen Inhaltsanaly- Studium, Beruf und Familie. se nach Kuckartz (2016) ausgewertet, die für Unterrichts- und Fragebogendaten mit inferenzstatistischen Schulentwicklung Die Regelstudienzeit des Studiengangs Verfahren verarbeitet. D umfasst vier Semester. Zulassungsbe- urch kontinuierlich stattfindende dingung ist eine mindestens zweijährige Befunde zu beruflichen Zielen gesellschafts- und bildungspoli- Berufserfahrung als Lehrkraft. Die Stu- (Kittel u. Rollett 2017a) tische Veränderungen besteht für diengebühren betragen 1.500 Euro. Dem Lehrkräfte ein Bedarf, ihre profes- Studiengang unterliegt ein Blended Lear- Die Studierenden teilten im ersten und sionellen Kompetenzen laufend weiterzu- ning-Konzept. Präsenzphasen an Wochen- vierten Semester in einem Fragebogen entwickeln. Der im Sommersemester 2014 enden wechseln sich mit betreuten Online- mit, welche beruflichen Ziele sie mit ihrem an der Pädagogischen Hochschule einge- Selbstlernphasen und Eigenarbeit ab. Die Studium verfolgten: Schulentwicklungs- führte berufsbegleitende Masterstudien- Studieninhalte beziehen sich auf Themen prozesse begleiten, Einkommen erhöhen, gang „Unterrichts- und Schulentwicklung“ der Unterrichts- und Schulentwicklung Wissen erweitern, Schulleiter/-in werden, (MA USE) soll hierfür eine Möglichkeit bie- wie Individualisierung, Aufgabenkultur, Funktionsstelle übernehmen, Masterab- ten. Allerdings fehlen bisher empirische Kooperation, Professionalität oder empi- schluss, Promovieren und Gleichgesinn- Studien zu berufsbegleitenden Studien- rische Forschungsmethoden. Ziel ist, dass te treffen. Zu Studienbeginn wurden alle angeboten für Lehrkräfte, die Aufschluss die Studierenden Theoriebestände und For- Items im Mittel (eher) ablehnend beant- darüber liefern, welche Ziele sie mit ihrem schungsbefunde im Kontext ihrer Praxiser- wortet (bei z.T. hohen Antwortstreuungen). Studium verfolgen, ob sich ihre Kompe- fahrungen systematisch reflektieren. Dass berufliche Ziele zu diesem Zeitpunkt tenzen während des Studiums tatsächlich noch nicht im Vordergrund standen, zeig- entwickeln oder wie sehr das Studium sie In einer Vollerhebung wurden die sech- ten auch die Ergebnisse der Interviews. Das beansprucht. Um hier belastbare Informa- zehn Studierenden (11 w, 5 m; 12 Jahre Studium wurde zum einen mit der Ent- tionen zu erhalten, wurde die erste MA Berufserfahrung, 14 Vollzeit tätig) der ers- wicklung professioneller Kompetenzen, USE-Kohorte wissenschaftlich begleitet. ten Kohorte im Verlauf des Studiums mit zum anderen mit der Eröffnung berufli- Die Begleitforschung fokussierte vier The- Fragebogeninstrumenten untersucht. Neun cher Alternativen begründet. Die „beruf- 12 menkomplexe: berufliche Ziele der Studie- Studierende gaben zu Studienbeginn, im lichen Alternativen“ wurden insbesondere
ph·fr 2018 nalisierung zu Studienbeginn eher vage beschrieben. ben die Studierenden die Schwierigkeiten, Kompetenzen in Bezug auf ihre aktuelle Im Studienverlauf scheinen sich die beruf- die sie in diesem Bereich zu Studienbeginn Tätigkeit weiterzuentwickeln und ihr Ar- Bild: freepik.com lichen Ziele dann etwas auszuschärfen. So hatten (z.B. in Bezug auf die Interpretation beitsfeld im Kontext Schule auszuweiten. stieg die Zustimmung zu den Fragebogen empirischer Befunde oder die Entwicklung items signifikant an und fiel nun zumindest einer wissenschaftlichen Herangehensweise für die Items „Wissen erweitern“, „Funkti- bei Forschungsarbeiten), stellten aber eben- Die Ergebnisse zur Beanspruchung zei- onsstelle übernehmen“, „Masterabschluss“ so eindrücklich den von ihnen durch das gen, dass die zusätzlichen Belastungen in den zustimmenden Bereich. Studium erlebten Kompetenzgewinn dar. durch das Studium problematisch sind. Sie geben Anlass zu der Befürchtung, Befunde zur Entwicklung der Befunde zur Vereinbarung von Lehrkräfte von der Aufnahme eines Studi- professionellen Reflexionskompetenz Studium, Beruf und Familie ums abzuhalten oder den Studienerfolg zu (Kittel u. Rollett 2017c) (Kittel u. Rollett 2017b) gefährden. Dies ist auch mit Blick auf die ermutigenden Ergebnisse zur Kompetenz Der Fähigkeit zur Reflexion wird eine Dass die studierenden Lehrkräfte vor der entwicklung bedauerlich. Insofern wäre es zentrale Rolle dafür zugesprochen, die ei- Herausforderung stehen, Studium, beruf- zu begrüßen, dass Lehrkräfte, die sich in genen professionellen Kompetenzen, Un- liche Verpflichtungen und Ansprüche der dieser Weise beruflich weiterbilden, von terricht und Schule weiterzuentwickeln Familie zu vereinbaren wurde als Thema ihren Arbeitgebern – zumindest innerhalb (Altrichter u. Posch 2007). Die Reflexions- in den Fragebögen und Interviews behan- der Regelstudienzeit – beruflich entlastet kompetenz der Studierenden wurde mit delt. Nach dem ersten Semester beantwor- werden. | zwei Fragebogeninstrumenten sowie in teten zehn der sechzehn Teilnehmenden den Interviews thematisiert. Die Mittelwer- die Aussage im Fragebogen, dass sie ne- te in den verwendeten Instrumenten „Re- ben Studium und Beruf genügend Zeit für flexionsbereitschaft einstellungsbezogen“ die Familie hatten, als (eher) zutreffend. (Helmke u.a. 2008) und „Kompetenzemp- Zum Ende des vierten Semesters beurteil- finden im Bereich Innovieren“ (Gröschner ten dies dagegen ebenso viele als (eher) u. Schmitt 2009) stiegen bis ins vierte Se- nicht zutreffend. Dieser Unterschied war Literatur mester deutlich und statistisch signifikant signifikant. Dass die berufliche und familiä- Altrichter, H./Posch, P. (2007): Lehrerinnen und an. In den Interviews berichteten die Teil- re Situation unter den zeitlichen Belastun- Lehrer erforschen ihren Unterricht. Bad Heilbrunn: nehmenden über eine positive Entwicklung gen des Studiums gelitten habe, bewertete Klinkhardt. - Gröschner, A./Schmitt, C. (2009): Skalen ihrer Reflexionskompetenz sowie ein höhe- über das Studium hinweg etwa die Hälf- zur Erfassung von Kompetenzen in der Lehrer- ausbildung. Jena: Zentrum für Lehrerbildung und res Ausmaß an Reflexivität in der Praxis. te der Studierenden als (eher) zutreffend. Didaktikforschung. - Groß Ophoff, J./Schladitz, S./ Die Analyse der Interviews zeigte, dass der Lohrmann, K./Wirtz, M. (2014): Evidenzorientierung Befunde zur Entwicklung der durch die berufliche Tätigkeit verursachte in bildungswissenschaftlichen Studiengängen. In: Forschungskompetenz Mangel an Zeit für das Studium den größ- K. Drossel u.a. (Hg.): Empirische Bildungsforschung und evidenzbasierte Reformen im Bildungswesen (S. (Kittel, Rollett u. Groß Ophoff 2017) ten Belastungsfaktor darstellte. Die eigene 251–275). Münster: Waxmann. - Helmke, A./Helmke, Beanspruchung wurde von Beginn an als T./Heyne, N./Hosenfeld, I./Schrader, F.-W./Wagner, W. Eine weitere wichtige Grundlage für die hoch beschrieben. Sie nahm im Verlauf des (2008): Zeitnutzung im Grundschulunterricht: Er- professionelle Entwicklung von Lehrkräf- Studiums noch weiter zu und wurde viel- gebnisse der Unterrichtsstudie VERA – Gute Unter- richtspraxis. Zeitschrift für Grundschulforschung, 1, ten sind bildungswissenschaftliche For- fach als zu hoch gewertet. 23–36. - Kittel, D./Rollett, W. (2017a): Berufsbeglei- schungskompetenzen (BFK), (Groß Ophoff, tend studieren – warum nehmen Lehrkräfte an ei- Schladitz, Lohrmann u. Wirtz 2014). Sie Fazit nem weiterbildenden Masterstudiengang teil? Zeit- werden benötigt, um aktuelle bildungs- schrift für empirische Hochschulforschung. - Kittel, D./Rollett, W./Groß Ophoff, J. (2017): Profitieren wissenschaftliche Forschungsbefunde zu Die Befunde zeigen, dass Lehrkräfte berufstätige Lehrkräfte durch ein berufsbegleiten- interpretieren und zu nutzen. Zur Erfas- durch ein berufsbegleitendes weiterbil- des weiterbildendes Studium in ihren Forschungs- sung der BFK wurde der LeScEd-Test [Lear- dendes Studium in beruflich relevanten kompetenzen? Erziehung und Bildung. - Kittel, D./ ning the Science of Education, (ebd.)] von Kompetenzen profitieren können. Gleich- Rollett, W. (2017b): Als Lehrkraft berufsbegleitend studieren – Herausforderungen bei der Vereinba- den Studierenden zu Beginn und zum Ende zeitig war die Entscheidung, sich den rung von Studium, Beruf und Familie. Zeitschrift ihres Studiums bearbeitet. Die statistischen Herausforderungen eines weiteren aka- für Hochschulentwicklung. - Kittel, D./Rollett, W. Analysen deckten deutliche signifikante demischen Studiums zu stellen, weniger (2017c). Entwickelt sich die professionelle Reflexi- Lernzuwächse in der Informationskompe- eindeutig mit konkreten beruflichen Zie- onskompetenz von Lehrkräften durch die Teilnahme an einem berufsbegleitenden Weiterbildungsstudi- tenz und dem evidenzbasierten Schlussfol- len verbunden, wie man dies hätte anneh- engang. Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung. gern, aber nicht bezüglich der statistischen men können. Es scheint den Studieren- - Kuckartz, U. (2016): Qualitative Inhaltsanalyse. Kompetenz auf. In den Interviews beschrie- den mehr darum gegangen zu sein, ihre 13 Weinheim: Beltz Juventa.
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