C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Dezember 12/2018
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Zum Thema JA 13 haben wir im Mai 2018 einen Aktionstag veranstaltet, bei dem wir mit hunderten von Kolleg_innen das Rathaus umzingelt haben. Im hlz-Notiz November folgte ein weiterer Aktionstag mit vielfältigen Akti- onen an Schulen. Verschiedene Gespräche mit der Schulbehör- de stimmen uns optimistisch, hier voranzukommen. Auch und gerade in den Grundschulen brauchen wir jetzt und sofort gut ausgebildete Lehrkräfte, die natürlich entsprechend ih- rer Ausbildung bezahlt werden Das Gewerkschaftsjahr 2018 glieder der GEW an den Schu- müssen. Gute Schule auf Kosten hatte viel zu bieten: Eine Ta- len stehen ihren Kolleg_innen der Beschäftigten lehnen wir ab! rifauseinandersetzung im öf- in personalrechtlichen Fragen Wir erwarten von der rotgrü- fentlichen Dienst, Personal- und kompetent und solidarisch zur nen Regierung in Hamburg, die- Betriebsratsratswahlen, einen Seite, das wissen die Kolleg_in- sen Skandal endlich abzustellen engagierten Einsatz gegen den nen zu schätzen. Hier macht sich und entsprechende gesetzliche Lehrkräftemangel und für JA 13, die jahrelange gewerkschaftliche Grundlagen zu schaffen! Wir Forschungsprojekte sowie den Erfahrung der GEW bezahlt. Wir fordern eine Umsetzung noch in Wiederaufbau der Jungen GEW betrachten das Ergebnis auch als den aktuell laufenden Haushalts- und einen erfolgreichen Aktions- Auftrag, in unserem Einsatz nicht verhandlungen! tag unserer Ruheständler_nnen. nachzulassen. Zwei Forschungsprojekte zur Drei lange Verhandlungsta- Die Flickschusterei von Herrn Geschichte der GEW Hamburg ge und viele Aktivitäten waren Rabe, um den Lehrkräfteman- wurden 2018 auf den Weg ge- nötig, um die Tarifrunde für die gel zu beheben, haben wir 2018 bracht. Eines beschäftigt sich mit Erzieher_innen (TVöD/AVH) im mehrfach kritisiert und immer der Gleichschaltung unserer Vor- Frühjahr 2018 erfolgreich ab- wieder darauf hingewiesen, dass läuferorganisation Gesellschaft zuschließen. Am Ende verstän- es nur über eine Steigerung der der Freunde, ein weiteres mit digten sich die Tarifparteien auf Attraktivität des Berufes gelingen den Unvereinbarkeitsbeschlüs- neue Tabellen. Im Durchschnitt wird, ausreichend Lehrkräfte zu sen der 1970er Jahre. 2019 wer- bedeutet das rund 7,5 Prozent gewinnen. Wir fordern für alle den die Ergebnisse vorliegen. mehr Gehalt. Im Frühjahr 2019 Lehrämter eine Eingangsbesol- In der GEW sind Jüngere und steht die nächste Tarifauseinan- dung nach A13 bzw. E13. Es ist Ältere aktiv, daher freuen wir uns dersetzung an, diesmal für die ein Anachronismus, dass Grund- sehr über die zunehmenden Ak- angestellten Lehrkräfte und das angestellte pädagogisch-thera- Anja Bensinger-Stolze, Fredrik Dehnerdt, peutische Fachpersonal (PTF; TV-L). Sven Quiring Als eine Bestätigung der gu- ten Personalratsarbeit der GEW werten wir das Ergebnis der Viel erreicht im Jahr 2018 Wahlen zum Gesamtpersonal- schul- und Sek I‐Kolleginnen und tivtäten der Jungen GEW sowie rat der Hamburger Schulen im -kollegen bis heute schlechter ein Highlight dieses Gewerk- Frühsommer 2018. Bei den Be- bezahlt werden als Lehrkräfte an schaftsjahres: die Konferenz zu amt_innen ist die GEW mit 79,6 anderen Schulformen. Darüber 50 Jahren 1968 unserer Betriebs- Prozent aller Stimmen erneut hinaus fordern wir Entlastungen gruppe der RuheständlerInnen die stärkste Fraktion geworden. für die Lehrkräfte und haben im Oktober. Auch bei den Angestellten er- hierzu verschiedene Vorschläge Wir gehen gestärkt ins nächste hielt sie wie bei der letzten Wahl vorgelegt. Nur so kann die At- Jahr, freuen uns, mit euch an die- die Mehrheit der Stimmen (57,6 traktivität des Berufs gesteigert sen Themen weiter zu arbeiten, Prozent) und konnte dabei sogar und können mehr junge Men- wünschen eine besinnliche Ad- zehn Prozentpunkte zulegen. Die schen als bisher als Pädagog_in- vents- und Weihnachtszeit und vielen Hundert Personalratsmit- nen gewonnen werden. einen guten Rutsch in 2019! hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018 3
GEW HA vom 30.11.2018 JA13 Hört die Signale! ———————————————————— 8 Gedanklich vorbereiten ——————————————— 10 Tarifrunde 2019 Offene Liste ———————————————————————— 11 Kita Haltung zeigen! ————————————————————— 12 Zäher Wiederaufstieg Seite 16 Denunziationsportale Die CDU hatte bei den letzten Bürgerschaftswahlen gerade mal 15,9 Prozent erreicht. Zu groß ist die Versuchung, den so genannten Schulfrieden aufzu- kündigen, um damit das Tal der Tränen verlassen zu können. ! ues (K)Ein Grund zu feiern Seite 20 Auch nach 50 Jahren Gesamtschule bleibt nicht nur Ne die Struktur dieser Schulform umstritten, sondern auch deren Lehr- und Lernmethoden. Bericht und Meinung über eine Jubiläumsveranstaltung in Ei- in nem. fe Auf der Strecke geblieben Seite 26 Au Auf dem Weg zur Exzellenz der Hamburger Uni bleiben jene Fachbereiche – so auch die der Berufs- pädagogik – auf der Strecke, deren Profil wenig in- ternational anerkannte Forschung vorzuweisen hat. Magazin Demokratie schützen Seite 12 Kolleg_innen und vermehrt auch Schüler_innen Totalitarismus-These Durch die Hintertür —————————————————— 15 merken, dass im Zusammenhang mit den ‚Mel- „Aufstehen“ – wofür? ———————————————— 30 deportalen‘ der AfD Grundfesten der Demokratie Soziale Bewegung angekratzt werden. Die Formen des Protests sind vielfältig. Folge 3 ———————————————————————————— 40 Digitales Lernen Foto: hlz Gundermann ———————————————————————— 51 Filmkritik Wunsch und Wirklichkeit —————————————— 52 68er_innen —————————————————————————————— 56 Rezension Zint — Hoffnung trotz Krieg ————————————————— 58 Nahost Eine Schule für Alle (Teil 2) ——————————— 60 Novemberrevolution 4 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018
Schwerpunkt Foto: hlz Europa — ——————————————————————————— 32 Bildungspolitik Böses statt Bella Italia Seite 32 Die geplante Erhöhung der Staatsschulden durch Schulfrieden Auf der Kippe —————————————————————— 16 die rechtslastige italienische Regierung bereitet den übrigen EU-Partnerländern zunehmend Angst vor einem Zusammenbruch des Euros. Was wäre, 50 Jahre lang Debatten ———————————————— 20 Gesamtschule wenn… Offerte umstritten ———————————————————— 23 Sport Schöne neue Welt Seite 40 Nachdem wir in den letzten beiden Ausgaben die Berufsbildung im Abseits —————————————— 26 Uni grundsätzliche Kritik der Computerisierung an den Schulen in den Vordergrund gestellt hatten, geht es nun darum, wie man das Unabänderliche gestaltet. Am Schluss Rock’n Roll Seite 52 Knapp 200 Ruheständler_innen diskutierten, war- um die Verhältnisse damals zum Tanzen gebracht wurden. Ein Resümee: Der Tanz muss weitergehen! Die Hoffnung stirbt zuletzt Seite 58 Rubriken Trotz ständiger Bedrohung durch Krieg erlebt die Provinz Rojava in Nordsyrien eine Entwicklung, hlz-Notiz —————————————————————————————————— 3 die auf ein besseres Leben hoffen lässt. Leser_innenbriefe / Nachrichten —————————————————————————————————— 6 Foto: Bleiberechtsausschuss —————————————————————————————————— 29 gb@-Seminare —————————————————————————————————— 57 Impressum —————————————————————————————————— 57 GEW-Termine —————————————————————————————————— 65 Aus der Hauptstadt... —————————————————————————————————— 64 Rätsel hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018 5
Leser_innenbriefe an: hlz@gew-hamburg.de Leserbriefe / Nachrichten c (wir belassen ggf. alte Schreibung) Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor Knackige Meinung Personal“) eine kurze, knackige gescheitert, die Relativitäts- Meinung wünschen; „Wie wol- theorie wird im Labor und im Zum Artikel „Behavioris- len wir leben?“ finde ich richtig Weltraum unter extremen Be- mus als Geschäftsmodell“, hlz zu fragen, aber reicht das? dingungen getestet, da vermutet 11/2018, S. 38ff wird, dass man auf Abwei- KAY BROCKMANN Mit großem Interesse habe GEW Mitglied chungen zwischen Theorie und ich den Beitrag „Behaviorismus Experiment stossen könnte. Der als Geschäftsmodell“ von Peter Was ist wahr? Urknall ist im Gebäude der Re- Hensinger gelesen. lativitätstheorie verankert. Für Teilweise sehr erschreckend, Zum Artikel „Aus der Ver- Geffers ist er „ein gedankliches, auch der schwarze Balken, der botszone...“, hlz 11/2018, S. 62ff also idealistisches Konstrukt“. über dem Artikel schwebt. Liebe Hlz, dass Bürger_innen Immerhin verdankt auch Geffers Für mich persönlich bedeutet kundtun, wenig von Naturwis- dem Urknall die eigene materi- „digitales“ Arbeiten (Vorbe- senschaften oder Mathematik elle Existenz. reiten) seit Jahrzehnten eine zu verstehen, passiert mitunter. WOLFGANG DUBBERKE Zeitersparnis, die mir zugute Erstaunt hat mich, so ein Be- kommt. In der schulischen Ar- kenntnis in der Zeitung einer beit gelingt mir die wahrhaft Bildungsgewerkschaft zu lesen, Lesenswert individuelle Differenzierung zumal in einem Artikel über Zum Artikel „Ein Bauherr (die den Schüler_innen zugute Wissenschaftstheorie. Die zen- beginnt auch nicht mit dem kommt) eigentlich nur, wenn ich trale von Joachim Geffers ver- Dach“, hlz 9-10/2018, S. 33ff hlz · Rothenbaumchaussee 15 · 20148 Hamburg hlz@gew-hamburg.de · Tel. 4 50 46 58 außer Stift, Papier, Schere und tretene These in diesem Artikel Guten Tag, ich fand den Klebstoff auch digitale Maschi- kann nicht unwidersprochen Artikel „Ein Bauherr beginnt nen einsetze. bleiben. Seiner Meinung nach auch nicht mit dem Dach“ in der Andererseits sehe ich na- vertritt der Philosoph Popper die Oktoberausgabe sehr lesenswert. türlich auch die (politischen) Ansicht, dass eine Hypothese Die Stimmen, die frühen Beginn Gefahren der neueren Technik, so lange als objektiv wahr an- mit IT fordern, sind so laut und die ausführlich in dem Artikel gesehen werden müsste, wie sie zahlreich, dass Gegenstimmen beschrieben werden. Am Rande nicht widerlegt werden könne. nur selten zu hören sind. Gerne bemerkt: die Zwischenüber- Dem entsprechend müsse ja die würde ich einen Referenten schrift „ ... als hätten wir alle Behauptung „Gott existiert“ dazu für eine Elternfortbildung ADHS“ finde ich effekthei- objektiv wahr sein, denn sie ist einladen, am besten aus LI oder schend unnötig. meines Wissens noch nicht wi- SIZ. Können Sie mir dazu Emp- Entscheidend und wichtig derlegt worden. Richtig ist,dass fehlungen geben? dagegen: welche Position ver- Popper von einer wissenschaft- MARTIN SCHLIEMANN treten wir als Gewerkschaft lichen Theorie fordert, dass dazu? Da würde ich mir von sie an der Erfahrung scheitern Wer Ähnliches plant, wende Peter Hensinger (neben bereits können muss, also widerlegbar sich an peter.hensinger@diag- gefassten Beschlüssen oder so sein muss. So ist die klassische nosefunk.de allgemeinen Forderungen wie Mechanik bei dem Versuch, sie „bessere Ausbildung“, mehr auf die Mikrowelt anzuwenden, Faktencheck versäumt In unserer vorherigen Ausgabe 11/2018, S. 55 haben wir irrtümlich in der abgedruckten Tabelle über die von Frauen besetzten Abgeordnetensitze in der gegenwärtigen Hamburger Bürgerschaft der Afd kein Mandat zugewiesen. Dies ist falsch. Die AfD ist mit einer Frau im Parlament vertreten. Nach verschiedenen Querelen mit Mitgliedern der Fraktion besteht diese gegenwärtig nicht mehr wie angegeben aus sieben, sondern nur noch aus sechs Abgeordneten. Wir bedauern diese Fehler außerordentlich. DIE REDAKTION 6 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018
kompensierend Grafik hlz – Foto 123rf.com/kurhan – Zahlen 'DIE LINKE' Lehrer_innen und Erzieher_ innen an sogenannten Brenn- Offizielle Arbeitslosigkeit Tatsächliche punktschulen erhalten in Berlin in Hamburg Arbeitslosigkeit mehr Geld. Die Pädagog_innen November 2018 in Hamburg bekommen rückwirkend zum November 2018 Schuljahresbeginn monatlich 300 Euro Zulage. Die Erzieher_ innen werden rückwirkend zum 1. August in die höhere Entgelt- 62.566 89.670* gruppe E 9 eingestuft. Brennpunktschulen haben ei- * Nicht berücksichtigt wurden: nen besonders hohen Anteil von Über 58, beziehen ALG I oder ALG II 5.056 Kindern, die aus Hartz-IV-Fa- Ein-Euro-Jobs (Arbeitsgelegenheiten) 1.895 milien oder solchen mit auslän- Geförderte Arbeitsverhältnisse 370 dischem Hintergrund stammen. Fremd-geförderte Arbeitsverhältnisse 8.390 Mit dem Aufschlag will Rot- Bundesprogramm Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt 280 Rot-Grün die besonders schwie- Berufliche Weiterbildung 4.780 rige Arbeit an diesen Schulen Aktivierung und berufliche Eingliederung 3.789 würdigen. Beschäftigungszuschuss für schwervermittelbare Arbeitslose 30 Krankheit (§ 146 SGB III) 2.514 umstritten Ein privater Kita-Träger in Hamburg untersagt einer Heil- Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast pädagogin, ein Kopftuch bei der Arbeit zu tragen. Er beruft sich auf eine Neutralitätsanordnung, cherweise künftige – US-Präsi- Letzte Meldung die der Verein in der Zeit ihrer dentschaftskandidat Bernie San- Alle verbeamteten Kolleg_in- Abwesenheit – sie war in Eltern- ders, Griechenlands Ex-Finanz- nen – Ruehständler_innen einge- zeit – erlassen hatte. Demnach minister Yanis Varoufakis, die schlossen –, die drei oder mehr ist den Beschäftigten das Tragen isländische Premierministerin Kinder haben, müssen nach „offen sichtbarer Zeichen ihrer Katrín Jakobsdóttir und die Bür- GEW-Rechtsauffassung einen politischen, weltanschaulichen germeisterin von Barcelona Ada höheren Familienzuschlag er- oder religiösen Überzeugungen“ Colau. Ihr Ziel sei es, sagte San- halten. Dies geht zurück auf eine untersagt. ders, die „neue autoritäre Achse“ richterliche Entscheidung. Das Als die heute 28-Jährige sich zu stoppen, die von Washington Geld kommt aber nicht automa- weigert, ihr Kopftuch abzulegen, über Moskau und Budapest bis tisch, sondern zunächst muss – beginnt ein Rechtsstreit. Sie er- nach Brasilien reiche. „Wir müs- bis Jahresende! – Widerspruch hält mehrere Abmahnungen und sen gegen die Einheitsfront der gegen die jetzige gewährte fa- schließlich die Kündigung. Zu Nationalisten vorgehen“, formu- milienbezogene Besoldung ein- Recht? Diese Frage beschäftigt lierte es Varoufakis. gelegt werden. Näheres dazu auf derzeit das Arbeitsgericht Ham- der GEW-Homepage und – für burg – und neuerdings sogar Mitglieder – bei unserer Rechts- den Europäischen Gerichtshof beratung. (EuGH). Das Urteil könnte rich- tungweisend sein. Die Geschäftsstelle bleibt vom 22.12.18 bis Neujahr geschlossen. international Wir wünschen allen Kolleg_innen 250 Linke aus Nord- und Süd- schöne Weihnachten und ein amerika sowie aus Europa hoben gutes neues Jahr! im US-Bundesstaat Vermont die Am 2. Januar sind wir Initiative „Progressive Interna- tionale“ aus der Taufe. Zu den wieder für euch da. Pat_innen der Bewegung gehö- ren der ehemalige – und mögli- hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018 7
JA13 Umsonst und draußen Wo heute der Weihnachtsmarkt tobt, sei dem Senator gesagt, das dass es auf der Demonstration vor den Sommerferien am selben O sondern um gerechte Bezahlung ging. So wie das Jahr zu Ende ge
Hört die Signale! Unser Senator ließ es sich auf der Veranstaltung zu 50 Jahre Gesamtschule (s. S. 14) nicht neh- men, auf die auch seiner Meinung nach existierende Ungerechtigkeit in Hinblick auf die ungleiche Bezahlung von Lehrkräften einzugehen. Hinzu kommt, dass die Delegierten auf dem Hamburger SPD-Parteitag am 20. Oktober d. J. der gleichen Meinung waren und sogar einen diesbezüglichen Beschluss gefasst haben. Wir warten nun darauf, dass den Worten auch Taten folgen! Und auch die Hamburger CDU hat die Nachtigall trapsen gehört: Sie beschloss am 3. Dezember auf einem ‚Kleinen Parteitag‘, dass Grundschullehrer_innen besser besoldet werden sollen. n? Niemals! ss wir daran erinnern, Ort um keine Geschenke, eht, steht es auch um unsere Geduld! Foto: hlz
Foto: GEW TARIFRUNDE Von nichts kommt nichts Trotz voller Kassen – unsere Forderungen erfüllen sich nicht von allein Anfang 2019 beginnt die Ta- profitieren sollten. GEW-Homepage. Dort findet ihr rifrunde für die Beschäftigten Die Forderungen der GEW auch Infos über Aktionen und der Länder. DGB-Gewerkschaf- Hamburg nach einer deutlichen Warnstreiks, mit denen erfah- ten – GEW, ver.di, GdP – der Ar- Aufwertung aller Beschäftigten rungsgemäß zu rechnen ist, um beitgeberverband und die Tarif- des Sozial- und Erziehungs- die Arbeitgeber zu Zugeständ- gemeinschaft der Länder (TdL) dienstes (einschließlich der an nissen zu bewegen. Interessierte haben sich bereits auf folgende Schulen tätigen Therapeut_in- können sich darüber hinaus un- Verhandlungstermine verstän- nen) und nach entscheidenden ter https://www.gew.de/tariftele- digt: Verbesserungen bei der Ein- gramm-laender/ für das Tarifte- • 21. Januar 2019 – Verhand- gruppierung angestellter Lehr- legramm der GEW Bundesebene lungsauftakt in Berlin kräfte, wie es beispielsweise die anmelden. • 6./7. Februar 2019 – Zweite Gleichstellung der Kolleg_innen Wie immer gilt: je stärker wir Verhandlungsrunde in Potsdam mit Magisterabschluss im Rah- uns engagieren, desto besser • 28. Februar/1. (2.) März 2019 men einer wissenschaftlichen wird der Abschluss aussehen. – Dritte Verhandlungsrunde in Hochschulbildung nahelegt, sind Das gilt für alle Tarifbeschäftig- Potsdam. auf einer Sitzung unserer tarif- ten im Länderbereich, aber eben- Am 4. Dezember hat die GEW beschäftigten Mitglieder am 12. so für die Beamt_innen. Einen auf Bundesebene ihre Erwar- November beschlossen worden. Automatismus der zeit- und wir- tungen an die Arbeitgeber dis- Sie wurden von Bodo Hass und kungsgleichen Übertragung des kutiert. In dieser Tarifrunde ist Bine Bielefeldt, beide Mitglieder Tarifergebnisses auf die aktiven entscheidend, dass die Entgelte unseres Landesverbandes in der und pensionierten Beamt_innen der Landesbeschäftigten endlich GEW-Bundestarifkommission, gibt es nicht. in einem Maße ansteigen, dass erfolgreich in die dortige Dis- Deshalb: macht mit, beteiligt sie Anschluss halten können kussion eingebracht. euch, engagiert euch! zu denen der Kolleg_innen im Die Tarifforderungen der Ge- BIRGIT RETTMER Bund und in den Kommunen. werkschaften werden am 20.12. Tarifreferentin Bei vollen Kassen der Länder ist veröffentlicht. GEW Landesverband Hamburg es nicht nachvollziehbar, warum Wir informieren Euch selbst- die Beschäftigten hiervon nicht verständlich über Newsletter und 10 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018
Nach der Volksinitiative ist vor den nächsten Forderungen Der vom Kita-Netzwerk erkämpfte Kompromiss ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die personellen Verbesserungen in den Krippen sind spürbar. Nach Einschätzung Der Offenen Liste sind die Bedingungen in den Elementarbereichen aber weiterhin zu schlecht und der Zeitraum, bis etwas passieren soll, zu lang. Es besteht die Gefahr, dass Kolleg_innen aus den Krippen die Missstände auffangen müssen. Es werden überall Fachkräfte gebraucht und daraus folgt, dass die pädagogischen Berufe attraktiver werden müssen. Dazu gehören u. a. die Finanzierung der realen Ausfallzeiten und der mittelbaren Pädagogik. Ebenso gehören selbstbestimmtes Arbeiten, Anreize für Weiterbildungen, Karrieremöglichkeiten und eine materielle und ideelle Aufwertung dazu. Modifizierung des Kita-Gutschein-Systems Die Finanzierungsgrundlage der Kitas muss evaluiert und den neuen Verhältnissen angepasst werden. D.h., es kann nicht länger um pauschale Verteilung von Geldern unter den Kitaträgern gehen, sondern die tatsächlichen Personalkosten müssen refinanziert werden. Das würde nicht nur die Elbkinder finanziell besser ausstatten und die Gefahr, dass Gelder im Betrieb eingespart werden müssen, um tarifgerecht bezahlen zu können, wesentlich minimieren. „Gute-Kita-Gesetz“ - tatsächlich gut?! Die nächste Bürgerschaftswahl wirft ihre Schatten voraus und die Beschäftigten sollten sich mit aktualisierten Forderungen zur Verbesserung der Bedingungen in den Kitas in die Debatte einbringen. Ziel sollte es sein, dass den Kitas zusätzliche Gelder für bessere Bedingungen zur Verfügung gestellt werden. Der Hebel ist die Debatte um das „Gute-Kita-Gesetz“ und die damit verbundenen Gelder vom Bund. In HH ist die Beitragsfreiheit für 5-stündige Betreuung umgesetzt und der weitere Kitaausbau kann durch die sprudelnden Steuereinnahmen in der Stadt finanziert werden. Zusätzlich sollten die Unternehmen, die dringend Fachkräfte benötigen, einen Beitrag dazu leisten, dass ausreichend Kitaplätze vorhanden sind und Eltern beruhigt arbeiten können. Jetzt sind die Qualität und die Bedingungen in den Kitas dran, die bisher nur zu einem kleinen Teil berücksichtigt worden sind. Leider sieht der Gesetzentwurf bisher keine Festlegung der Länder vor, wofür sie das Geld investieren. Und ebenso wenig eine Kontrolle darüber. Auf in die nächste Runde mit aktualisierten Forderungen Die Kolleg_innen Der Offenen Liste fordern, dass der überwiegende Anteil der Gelder vom Bund zum „Gute-Kita-Gesetz“ in Qualitätsverbesserungen für die Kitas investiert wird und für die Belegschaft entsprechende Kontrollmöglichkeiten eingerichtet werden. DOL Ansprechpartnerinnen Angelika Künstler – Betriebsrätin 040 / 42109 – 187 a.kuenstler-betriebsrat@elbkinder-kitas.de Konstanze Fischer – Betriebsrätin 040 / 42109 – 184 k.fischer-betriebsrat@elbkinder-kitas.de Sabine Lafrentz – Betriebsrätin 040 / 42109 – 266 s.lafrentz-betriebsrat@elbkinder-kitas.de Ilona Scheither – Betriebsrätin 040 / 42109 – 180 i.scheither-betriebsrat@elbkinder-kitas.de hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018 11
DENUNZIATIONSPORTALE Wehret den Anfängen! Kolleg_innen wie Schüler_innen reagieren mittlerweile heftig auf die Versuche der AfD, die Meinungsfreiheit an Schulen einzuschränken Die Schüler_innenkammer, den Schüler_innen gegenüber anscheinend von niemandem der DGB und die GEW hatten auftreten müsse, was Anja später genutzt werde, so sei sie doch alle direkt Betroffenen dazu in ihrer Rede auf der Abschluss- ein Symbol, das uns an die Zeit aufgerufen, für die Wahrung ele- kundgebung untermauerte: Die zwischen 1933 und 1945 erinne- mentarer demokratischer Rech- Kultusministerkonferenz erläu- re. Wir wehren uns gegen eine te auf die Straße zu gehen. Ziel tere dies nämlich genauer: „Dort intransparente, manipulative und des Demozuges: Die Hambur- wo Schülerinnen und Schüler Vertrauen zerstörende, anonyme ger Parteizentrale der AfD. Die Standpunkte äußern, die mit Plattform, die der Denunziation Stimmung auf der Versammlung der freiheitlich-demokratischen von Kolleginnen und Kollegen im Curio-Haus vor der Demo Grundordnung und den Men- Tür und Tor öffnet, so Kai in war gespannt-kämpferisch. Es schenrechten nicht vereinbar seiner Rede. Er schloss mit den waren so viele gekommen, dass sind, dürfen Lehrerinnen und Worten: „Wehret den Anfän- nicht alle in die Räume ABC Lehrer diese keineswegs un- gen!“ passten, so dass einige im Vor- kommentiert oder unreflektiert Christian Kröhnke vom DGB raum, der Rotunde ordentlich die lassen. Respekt vor Freiheit und zitierte Hannah Arendt mit den Ohren spitzen mussten, um von Meinung des Andersdenkenden Worten: „Niemand hat das Recht den Beiträgen etwas mitzube- bedeutet jedoch nicht Beliebig- zu gehorchen!“ und fuhr fort: kommen. keit und Neutralität.“ Die Grund- „Es ist unsere Pflicht (...) eine Auf dem Podium saßen unse- werte wie Freiheit, Gerechtig- freie und demokratische Gesell- re Vorsitzende Anja Bensinger- keit, Solidarität und Toleranz schaft aufrechtzuerhalten. Und Stolze und Fredrik Dehnerdt dürften niemals zur Disposition das zeigen wir heute und auch in als einer ihrer Stellvertreter, der stehen, so unsere Vorsitzende Zukunft! DGB hatte Christian Kröhnke in weiter. Und dann kam Liam Zergdje- Vertretung für die Vorsitzende Kai Kobelt, Vorsitzender der nah von der Landesschüler_in- Katja Karger geschickt und für Lehrer_innenkammer, ergänz- nenvertretung. In einer feurigen die Schüler_innenkammer saß te: Auch wenn diese Plattform Rede geißelte er nochmals das deren Vorsitzender Liam Zerg- djenah mit am Tisch. Bevor spä- ter mit fast 1000 Beteiligten die Demo losging, wurde annähernd zwei Stunden lebhaft darüber diskutiert, wie man gegen die- se von der Boulevard-Presse so benannten Petzportale vorgehen sollte. Fredrik, der sich in der GEW von Anbeginn der Sache ange- nommen hatte, wies noch einmal mit aller Deutlichkeit darauf hin, dass Neutralität nicht heiße, dass Aufgebrachte Stimmung im Curio-Haus – Generationen übergreifend – man als Lehrer_in meinungslos gegen den Versuch der AfD, die Meinungsfreiheit einzuschränken 12 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018
Nilüfer Şahin, Zoran Terzić und Es les ughters and Sons of Gastarbei‐ Vorgehen der AfD. „Wir Schüler gentlich war Regen angesagt Migu und Schüler_innen werden von gewesen, aber plötzlich war es der Alternative für Deutschland instrumentalisiert. Wir werden nahezu frühlingshaft warm. Für eine kurze Zeit konnte mensch ters« den 220.000 Schülerinnen und einen „Spirit“ spüren, der – be- Schüler in Hamburg deutlich günstigt wohl durch die üppi- machen, dass diese Plattform ge weihnachtliche Dekoration Uhr den Schulfrieden gefährdet!“ in der Innenstadt – das Gefühl Und in Bezug auf das Neutrali- tätsgebot mahnte der Vorsitzen- de der Schüler_innenkammer: „Sowohl Lehrer_innen als auch entstehen ließ, als wüchsen ei- nem Flügel. Was da an diesem Abend in dieser von der Weih- nachtsbeleuchtung in eine Glit- Fre icht‐Mitglieder Schüler_innen dürfen menschen- zerwelt verwandelten Innenstadt feindliche Aussagen im Unter- richt nicht dulden und unsere Eindrücke der Vergangenheit aufflackerte, war die spürbare Bereitschaft der Demonstrieren- den – und dies wahrhaft genera- Liam Zergdjenah sprach stellvertretend für 220 000 Hamburger Schüler_innen kos nbaumchaussee 15 bestätigen, dass wir hierzu keine tionsübergreifend –, sich für ihre extremistische Partei benötigen, um solche Fälle zu erkennen, das schaffen wir auch allein.“ demokratischen Rechte einzuset- zen. Dies entsprach in würdiger Form dem, was vor noch gar ben hatte: „Bringt die Politik auf die Straße!“ Im besten Sinne also gelebte Demokratie. Ham Aber zum Glück war man nicht langer Zeit die Schüler_in- JOACHIM GEFFERS nicht allein auf der Demo. Ei- nenkammer als Parole ausgege- en: PRESSEMITTEILUNGEN DER GEW Infos Zur Denunzierung engagierter Lehrkräfte Bildungsarbeit Das AfD-Portal zur Denunzierung engagierter auseinandergesetzt wird. In einer Anfrage an den Fran Lehrkräfte ist seit zwei Monaten freigeschaltet. Senat wollte die AfD nun wissen, ob diese Briefe burg.de Seitdem verkündet die AfD, dass ihr viele Berich- te zugeleitet würden und sie diese als angebliche rechtlich zulässig seien. In ihrer Antwort stellt die Schulbehörde klar, dass sich diese Äußerungen Tel. 0 Verstöße gegen das Neutralitätsgebot an die Be- im Rahmen dessen bewegen, was den Lehrkräf- hörde weiterleiten wolle. Gemeldet hat sie bisher ten an Meinungsfreiheit zusteht. – nichts. „Wir begrüßen die deutliche Aussage der Be- „Dieser Sachverhalt zeigt, dass die AfD zwar hörde, dass das Neutralitätsgebot nicht mit Wert- viel heiße Luft verbreitet, ihre vermuteten Ver- neutralität verwechselt werden darf. Wir begrü- Dirk Me stöße aber gar nicht stattfinden. Ihre Behauptung, ßen, dass sie sich vor die engagierten Lehrkräfte Schülerinnen und Schüler würden einseitig beein- stellt. Ihre Antwort verdeutlicht erneut, dass die flusst, hat sie nun selber widerlegt. Ihre Versuche, AfD nicht verstanden hat, was politische Neutra- Lehrkräfte einzuschüchtern und Schülerinnen und Schüler zu instrumentalisieren, wurden und werden von diesen erfreulich deutlich zurückge- lität überhaupt bedeutet. Verbieten will sie, was ihr nicht gefällt. Sie denunziert Lehrkräfte und instrumentalisiert Schülerinnen und Schüler für GEW H wiesen. So haben sich die SchülerInnen- und die Lehrerkammer gegen das Portal ausgesprochen, und viele Kollegien haben sich auch öffentlich ihre rechtspopulistischen Anliegen. Wir begrü- ßen die klare Haltung vieler Lehrkräfte und der Behörde ausdrücklich“, kommentiert Fredrik Rothen gegen das Portal positioniert“, kommentiert Fre- drik Dehnerdt, stellvertretender Vorsitzender der Dehnerdt, stellverstretender Vorsitzender GEW Hamburg. 20148 GEW Hamburg. Konkret bezog sich die Anfrage auf die Offenen PM v. 21.11.2018 Briefe von Lehrkräften der Max-Brauer-Schule, Offene Briefe zum AfD-Meldeportal sind der Stadtteilschule Rissen und des Goethe-Gym- zulässig nasiums. Weitere Briefe gibt es von Lehrkräften Im Kontext der Debatte um das AfD-Portal zur der Stadteilschulen Helmuth Hübener und Blan- Denunzierung politisch engagierter Lehrkräfte kenese. Die Briefe finden sich online, teilwei- haben mehrere Lehrkräfte, teilweise ganze Kol- se auch auf den jeweiligen Schul-Homepages. legien, Offene Briefe verfasst, in denen dieser Mehrere Stadtteilschulen und Gymnasien planen Versuch, Einfluss auf Schule zu nehmen, deutlich ähnliche Briefe. PM v. 30.11.2018 zurückgewiesen und sich kritisch mit der AfD hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018 13
OFFENER BRIEF Nachhilfe für AfD-Fraktion Der Brief der Kolleg_innen der Max-Brauer-Schule steht stellvertretend für die mittlerweile vielen anderen, von denen die GEW Kenntnis erhalten hat Auf Ihrer Website bieten Sie die (anonyme) wiederholte und andauernde Reduzierung Möglichkeit, Lehrerinnen und Lehrer zu mel- komplexer Sachverhalte verbunden mit der den, bei denen ein „Anfangsverdacht” besteht, Schuldzuweisung auf eine Minderheit, die in das schulische Neutralitätsgebot nicht zu be- der AfD stattfindet, der Rhetorik gleicht, die achten. Sie schrecken vor dem Zynismus nicht in der Massenvernichtung von Millionen von zurück, dies mit dem Kampf „für Meinungs- Menschen und einem Weltkrieg endete - was freiheit und damit für eine lebendige Demokra- von Führungspersonen der AfD als “Vogel- tie” zu begründen. schiss” in der deutschen Geschichte aufge- Wir sind der Auffassung, dass Sie das Neu- fasst wird. tralitätsgebot an Schulen missverstehen und • Wer in der Schule seine politische Meinung versuchen, uns dadurch einzuschüchtern. frei ausspricht, muss sich der Diskussion stel- Wir begreifen Ihr Portal als Aufforderung len und keinerlei Sanktionen oder Einschüch- zum Denunziantentum und lehnen diesen Zen- terungen erwarten. Dieses Prinzip gilt in ers- surversuch als politische Unkultur entschieden ter Linie für die Schülerinnen und Schüler, ab. aber auch für uns Lehrkräfte. Hiermit beanspruchen wir folgende Punkte • Wir hetzen nicht. Wir bilden die politische für uns: Debatte um den Charakter der AfD in unse- • Wir informieren sehr kritisch über die Inhalte rem Unterricht ab und beziehen dazu Stellung und Strategien der AfD und anderer Parteien (Beutelsbacher Konsens). und Gruppierungen mit demokratiefeindli- Wir sind der Überzeugung, dass es unsere chen Absichten. Pflicht ist, unsere Schülerinnen und Schüler • Wir weisen Schülerinnen und Schüler explizit über die Instrumentarien einer wehrhaften und darauf hin, welche Gefahren von einem Er- lebendigen Demokratie aufzuklären und sie zu starken der AfD für die freiheitlich demokra- ermutigen, sich an diesem Prozess zu beteili- tische Grundordnung ausgehen können. gen. • Wir erarbeiten mit Schülerinnen und Schü- Wir handeln dabei nicht entgegen den lern im Unterricht die in mindestens Teilen Grundsätzen unseres Berufsstandes, sondern der AfD vorherrschende ablehnende Haltung folgen unserem Diensteid, in dem wir uns ver- gegenüber Pressefreiheit, Menschenrechten pflichten, das Grundgesetz für die Bundesre- und Rechtsstaatlichkeit. publik Deutschland, die Verfassung der Freien • Der Grundsatz der Max-Brauer-Schule lautet und Hansestadt Hamburg und alle in der Bun- „Vielfalt ist Reichtum”. Wir sprechen an, dass desrepublik Deutschland geltenden Gesetze zu wir dieses Prinzip durch eine Partei gefähr- wahren. det sehen, deren Führungspersonal etwa in Wir möchten mit diesem offenen Brief die- Deutschland lebende Türkinnen und Türken jenigen Kolleginnen und Kollegen stärken, die als “Kameltreiber” bezeichnet und Politike- durch Ihre Beschwerden bereits unter Druck rinnen in Anatolien “entsorgen” möchte. geraten sind und rufen alle Kollegien der Ham- • Wir diskutieren im Unterricht über die unter- burger Schulen dazu auf, es uns gleich zu tun. schiedlichen Spielarten der menschenfeind- Ferner rufen wir die Schulbehörde dazu auf, lichen Ideologie des Rassismus und bringen die von den Angriffen der AfD betroffenen zur Sprache, dass wir diese Haltung in den Kolleginnen und Kollegen in größtmöglichem Positionen und der Rhetorik der AfD wieder- Umfang zu schützen. finden. Unterzeichnet von 106 Lehrkräften • Wir thematisieren im Unterricht, dass die der MAX-BRAUER-SCHULE 14 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018
TOTALITARISMUS-THESE Beutelsbach – Beutelsbach anders eingeordnet Die Gleichsetzung von rechts und links führt notwendig zu einem Bruch mit emanzipatorisch Gesinnten, deren Vorstellung von Demokratie über das gegenwärtige gesellschaftliche Konstrukt hinausreicht Vor dem Hintergrund mancher den Wahlspruch und damit das Vorgängerstaats nach Kriegsen- aus dem bürgerlichen Lager, die Studium marxistischer Klassiker de bis heute gewahrt. sich in ihrer Kritik gegen die AfD ernst. Sie wollten den „langen Die AfD knüpft lückenlos an als die lupenreinen Demokraten Marsch durch die Institutionen“ diese ausgrenzende Verpflich- darstellen, sei daran erinnert, wie antreten und diskutierten über tung für die Schulen an. Sie will diese mit ihrer Gleichsetzung die herrschende Gesellschafts- das wuchtige Instrument der von rechts und links weniger ordnung unter Zuhilfenahme der Volkserziehung im Fachbereich die Wahrung der Demokratie im „Kritik der politischen Ökono- „Politische Bildung“ schärfen. Auge haben als vielmehr die ei- mie“. Sie strebt Einfluss an auf Bil- gene Vorteilsnahme dungsprogramme, in der Jugend- Bei der Frage, was die politi- Totalitarismus – der Vorwurf arbeit und der Erwachsenenbil- sche Bildung zu vermitteln hat, führt zur Ausgrenzung aus dung. Das zielt auf Linke, deren beriefen sich Vertreter_innen aus dem öffentlichen Dienst Positionen als „extrem“ abqua- Wissenschaft und Bildung in den Der demokratische Staat re- lifiziert werden; Raumverbote 70igern auf die informelle Über- agierte damals mit dem Radika- oder Streichung der öffentlichen einkunft des „Beutelsbacher lenerlass und säuberte den päd- Förderung sind dann Mittel der Konsens“. Konservative Päda- agogischen Betrieb mit Berufs- Zurückdrängung. Einig ist sich gog_innen erhoben warnend die die AfD mit fast allen Parteien Stimme: politische Bildung, die darin, dass grundsätzliche Ge- „gesellschaftskritisch“ ist und In Beutelsbach wurde sellschaftskritik auf den Index damit einen Beitrag zur Debatte einer kritischen gehört. Dass sich die anderen der „Emanzipation“ leistet, ist politischen Bildung mit Parteien bei den Meldeportalen nicht zulässig. „Selbstverständ- der AfD ans übelste Denunzian- lich [ist sie] der Demokratie emanzipatorischem tentum erinnert fühlen, ist eigen- verpflichtet“ (GWP 4/16). Dem Anliegen eine Absage artig. Auf einmal soll die Gefahr stimmt die AfD auch zu und erteilt des Überwachungsstaates auf- befürwortet vehement, emanzi- tauchen, wo aktuell verschärfte patorische Gesellschaftskritik Polizeigesetze mit umfangrei- in und außerhalb von Schu- verboten. In Beutelsbach wurde chen Überwachungsmaßnahmen le anzuprangern. Das Etikett flankierend einer kritischen neue Repressionsinstrumente „extrem(istisch)“ belegt die ab- politischen Bildung mit emanzi- kreieren. Dazu passt, dass sich weichende Position, die damit patorischem Anliegen eine Ab- der Vorsitzende der KMK, Hol- letztlich durch Nichtzulassung sage erteilt. Die Konservativen ter (Linkspartei), an das „dun- ausgegrenzt wird. feierten das Diskussionsverbot kelste Kapitel deutscher Ge- Rückblickend war der Kon- für gesellschaftliche Aufklärung schichte“ erinnert fühlt, womit sens eine Reaktion auf die anti- – als `extremistisch oder totali- er nicht den Faschismus meint, autoritäre Bewegung der Studen- tär´ verschrien – als Kapitulation sondern die DDR, deren Insas- ten_innen, Schüler_innen und linker Pädagogik. Im Vorwurf sen endlich 1990 „von Überwa- Lehrlingsbewegung der „68er“. des „Totalitarismus“ oder „Ex- chung und Denunziation befreit“ „Mehr Demokratie wagen“ woll- tremismus“ werden Faschismus (faz.de 10/18) wurden. te Kanzler Brandt nach den Mas- und Sozialismus gleichsetzt, ob- FRANK BERNHARDT senprotesten, was aber nicht ein- wohl deren politische Vorstellun- Ruheständler gelöst wurde. Etliche Menschen gen gegensätzlicher nicht sein aus den „68igern“ nahmen „nach können. Jedenfalls wurde das dem Muff von tausend Jahren“ antikommunistische Erbe des hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018 15
SCHULFRIEDEN François Gérard (1770–1837) – Schlacht bei Austerlitz 1805 (Gemälde von 1810) Geben Sie Gedankenfreiheit! Schiller An die Seite: Die CDU ist dabei etwas aufzukündigen, was es nie gab Das, was man als jemand, als ehern geltenden Schulstruk- Eine Volksinitiative, angeführt François Gérard (1770–1837) – Schlacht bei Austerlitz 18 der sich nun schon viele Jahre tur zu ändern. Zusammen mit von einem bis zu diesem Zeit- mit dem Thema Schulreform den Grünen setzte von Beust punkt eher unbekannten Rechts- oder besser: Schulstruktur aus- sich für ein längeres gemeinsa- anwalt, Walter Scheuerl, konnte einandersetzt, ahnen konnte, mes Lernen ein. Zwar war aus mit dem diskriminierenden Mot- nimmt Gestalt an: Die Hambur- der ursprünglichen Idee einer to: ‚Wir wollen lernen‘ Teile des ger Christdemokraten, gebeutelt ‚Schule für Alle‘ bis Jahrgang 10 Bürgertums hinter sich bringen, durch ihren Star, der ja durch- ein Zwerg erwachsen, nämlich so dass es im Rahmen einer gut aus Liebling der Medien war, ein eingedampftes gemeinsames durchfinanzierten Kampagne dem vormaligen Bürgermeister 6-jähriges Lernen in einer neu gelang, große Teile des Klein- Ole von Beust, hatte bekannter benannten Primarschule, aber bürgertums, das sich um die Maßen vor nunmehr 8 Jahren wie wir wissen, selbst daraus Früchte seines sozialen Auf- gewagt, etwas an der bis dahin wurde nichts. stiegs gebracht fühlte, hinter sich 16 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018
zu bringen. Dabei waren es kei- Nun war das Kuriose, dass Staatsmacht hatte eine Schlappe ne materiellen Werte, derer man alle in der Bürgerschaft vertrete- erlitten, in deren Folge das Ober- verlustig zu werden glaubte, son- nen Parteien für dieses oben be- haupt, in diesem Fall der Erste dern die Angst um den eigenen schriebene längere gemeinsame Bürgermeister, zurücktrat. Nachwuchs. Dieser hätte ja in Lernen eingetreten waren und Welche Spuren aber hatte dies einem solchen Fall mit Kindern jetzt vom Volk – so muss man in seiner Partei, der CDU, hin- zusammen lernen müssen, deren es wohl sagen – in ihre Schran- terlassen? Man kann davon aus- kulturelles Kapital nicht kompa- ken verwiesen worden waren. gehen, dass die Mehrheit eher 805 (Gemälde von 1810) tibel erschien mit ihren Vorstel- Ein Lehrstück an Demokratie gegen das gestanden hatte, was lungen von zu erreichender guter oder ein Hinweis darauf, dass von Beust wollte. Aber ähnlich Bildung. Ganz auszuschließen die Privilegierten mit dieser Art wie im Bund Angela Merkel es ist ebenfalls nicht, dass sich – von plebiszitären Elementen ein vermocht hatte, durch ihre Wahl- vielleicht nicht immer bewusst – Spiel treiben können, das ih- erfolge und ihre Persönlichkeit bei der Vorstellung, dass sich bei nen zum Vorteil gereicht, weil diejenigen zum Schweigen zu dieser „Gleichmacherei“ zu Vie- sie nicht nur finanziell, sondern bringen, die man klassischer le mit dem gleichen Bildungs- auch ideologisch am längeren Weise zum wertkonservati- abschluss als Konkurrent_innen Hebel sitzen? ven Teil der Christdemokraten einmal gegenübertreten könnten, Wie dem auch sei – diese De- rechnet, war es in Hamburg der bei manchem ein Gefühl der Be- batte wird wohl immer wieder charismatische Ole von Beust, drohung eingeschlichen hatte. von Neuen geführt werden. Die der lange als unangefochtener hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018 17
Lokalmatador seine politischen © US Army, Department of state publications 7724, released August 1964 Office of Media Services Spielräume nutzen konnte. Un- abhängig davon, dass anzuneh- men ist, dass er als einer der Modernisierer seiner Partei in- haltlich das längere gemeinsame Lernen als Chance dafür be- trachtete, ein wenig Ungleichheit aus der Welt zu schaffen, war es natürlich auch die eingegangene Koalition mit den Grünen, um – nach seinem furiosen Sieg über den Rechtsausleger Schill - über- haupt weiterregieren zu können. Man erinnere sich: Der Statt- Ein strategisches Wehrdorf in Südvietnam 1964 Partei hatte er das Regierungs- bündnis aufgekündigt, nachdem gen. Der grüne Koalitionspartner in der Brechung dessen, was als Schill als wichtigster Repräsen- mit Christa Goetsch im Amt der „Schulfrieden“ in der Öffentlich- tant und Identifikationsfigur die- Schulsenatorin an der Spitze keit bekannt ist. Nach dem De- ser Partei ihn u.a. wegen seiner war aber nicht nur Notbehelf im bakel des verloren gegangenen Homosexualität zu diskreditie- Ein strategisches Sinne Wehrdorf in Südvietnam eines Mehrheitsbeschaf- 1964 Volksentscheids für oder gegen ren versucht hatte. fers, sondern diente von Beust sechsjähriges gemeinsames Ler- © US Army, zugleich als Department strategischer of state publications Bünd- 7724, released nen in Primarschulen hatteAugust man 1964 Aufstieg ... nispartner, um seine Partei zu versucht, mit diesem Label die In diesen an Shakespeare’sche modernisieren. Öffentlichkeit zu beruhigen. Machthändel erinnernde Aus- Genauer: die vermeintliche oder einandersetzungen hatte von Oben ... undinFall den Himmel: SCHULFRIEDEN PASSE´ Verwirrung bei Tei- tatsächliche Beust nach Aufgabe des Regie- Das ging mehr schlecht als len der Bevölkerung darüber, rungsbündnisses mit eben jenen recht. Der Basis blieb nichts an- was denn nun in Hinblick auf Rechtspopulisten der Schill-Par- deres übrig, als einige Kröten zu das Lernen der richtige Weg tei und dem seinerzeit noch mit schlucken. Und kaum war Ka- sei, hatte das Gespenst der Po- der Führung der FDP betrauten pitän Ole von Bord, gingen die litikverdrossenheit an die Wand ehemaligen Konteradmiral Lan- Flügelkämpfe wieder los, die gemalt. Die Diskussion um ge alles auf eine Karte gesetzt aber, im Nachhinein betrachtet, die Schulstruktur sollte darum – und gewann! Die Neuwahlen eher zum Erlahmen der Partei eingestellt werden. Für zumin- brachten der CDU 47,2 Prozent führten. Es gelang der CDU mit dest 10 Jahre sollte man nicht der Wählerstimmen und da- ihrem neuen Führungspersonal mehr darüber reden. Zu schön mit die absolute Mehrheit. Vier nicht, zu altem Glanz zurückzu- schien nun die Aussicht, dass Jahre (2004-2008) konnten die kehren. Bei der letzten Bürger- man mit dem 2-Säulen-Modell Christdemokraten unter Ole von schaftswahl erzielte die größte einen Weg gefunden hatte, um Beust daraufhin allein regieren, Oppositionspartei gerade mal wenigstens nach außen hin sug- bis die Partei bei den Bürger- 15,9 (!) Prozent der Stimmen. gerieren zu können, jedem und schaftswahlen 2008 die absolute Die einzige Chance, aus dieser jeder sei hiermit die Möglichkeit Mehrheit verlor. Dies war die Abseitsposition herauszukom- auf gleichberechtigte Teilhabe Geburtsstunde einer der ersten men, sieht der jetzige Partei- und via Chancengleichheit in dieser schwarz/grünen Landesregierun- Oppositionsführer André Trepoll Gesellschaft gegeben. Der ver- meintliche Charme dieser Kon- Gymnasial-Schulleiter_innen gegen Schulzeitverlängerung struktion: Mit einem Jahr länge- „Es gibt in Hamburg, anders als in anderen Bundesländern, rer Lernzeit (G9) wollte man die mit der Stadtteilschule bereits eine profilierte Schulform, die das nicht aufs Gymnasium fixierten Abitur in neun Jahren anbietet“, heißt es in einer Erklärung der Eltern ködern, ihre Kinder an Vereinigung der Leitungen Hamburger Gymnasien und Studi- den Stadtteilschulen anzumel- enseminare (VLHGS). Schüler_innen und Eltern könnten sowohl den. Dies scheint nun von den- am Ende der Grundschulzeit als auch am Ende der zehnten Klas- jenigen zur Disposition gestellt se entscheiden, ob sie ein Lernjahr mehr bis zum Abitur als am zu werden, die am lautesten Gymnasium benötigen. „G8 am Gymnasium hat sich bewährt“, sich dafür eingesetzt hatten, die schreiben die Schulleiter. klassische gymnasiale Schulzeit um ein Jahr zu verkürzen – das 18 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018
bracht“, etwa in Bezug auf das Was in der Zwischenzeit geschah... außerschulische Engagement, Die (Wehr-)Dorfbevölkerung in Hamburg 2018 spielte nicht die ausreichende Vertiefung des ganz so mit, wie der große Vorsitzende es geplant hatte: „Mit uns Lernstoffs und die Persönlich- wurde nicht über dieses neue Vorgehen (zurück zu G9) gespro- keitsentwicklung der Kinder. chen“, empörte sich etwa Silke Ottow, Mitglied des Landesfach- „Für die Lösung des Problems ausschusses Medien der Hamburger CDU in den Sozialen Medi- gibt es ... die unterschiedlichen en. Auf einer am 3.12. stattgefundenen Tagung des Landesaus- Möglichkeiten zur Lernzeitver- schuss der CDU konnte André Trepoll zwar seinen Vorschlag, die längerung, wie Y-Gymnasien mit verlängerte Schulzeit auf dem Wahlparteitag seiner Partei 2020 beiden Zweigen, eine einmalige zu entscheiden, durchsetzen. Aber die Mehrheit war knapp! Dies Wahlmöglichkeit für die Ham- wird die Diskussion beflügeln, aber wer mit dem Rücken zur burger Gymnasien oder eine in- Wand steht, hat wenig Spielräume. dividuelle Lernzeitverlängerung bis zum Abitur“, heißt es weiter. G8 also. Angeblich sei sonst die anzunehmen ist, dass sie Ähn- Ob und in welcher Form die internationale Wettbewerbsposi- liches fordern wird. Bloß ist CDU tätig werde, soll im „Wahl- tion der Deutschen gefährdet – da ja noch die Abmachung mit programm der CDU Hamburg so der Chor der Marktradikalen den Sozialdemokraten, 10 Jah- zur Bürgerschaftswahl 2020 in CDU, Statt-Partei und FDP re lang am Status quo nicht zu festgelegt“ werden. „Politik seinerzeit, weil doch alle Län- rütteln. Was also tun? Den so- kann sich dem Wunsch nach in- der um uns herum so verfahren zialdemokratischen Schulsena- dividuellen Lernzeiten nicht ver- würden. tor etwa aufzufordern, „Geben schließen und muss darauf eine Was die internationale Wett- sie Gedankenfreiheit!“, hieße, Antwort finden“, so der CDU- bewerbsfähigkeit der deutschen sich der Lächerlichkeit preiszu- Fraktionschef André Trepoll. Wirtschaft anbelangt, so musste geben. Damit aber der jetzige Dabei scheut er sich auch man sich damals wie heute dar- CDU-Oppositionsführer André nicht, von der Chance auf län- um wohl keine Sorgen machen. Trepoll nicht offen als jemand geres gemeinsames Lernen zu Es muss andere Gründe dafür vorgeführt werden kann, der sprechen, wohlwissend, dass geben, warum so viele Bundes- den für die Sozialdemokraten so dies bislang nur im Kontext einer länder zurückrudern; zuletzt un- heiligen Schulfrieden – den es gemeinsamen Beschulung aller ser Nachbarland Schleswig-Hol- nie gab (s. hlz 7-8/2018, S. 27) Kinder gemeint war. Aber sei’s stein. Dass die Christdemokraten – bricht, muss er seine Partei, um drum - pädagogisch sprechen ja hier die lange regierenden Sozi- im Bild von Krieg und Frieden ohne Zweifel viele Gründe für aldemokraten aus der Regierung zu bleiben, als ‚Wehrdorf‘ nut- eine Verlängerung der Schul- vertreiben konnten, hängt nicht zen. Er hofft und kann m.E. si- zeit auch am Gymnasium, bloß unmaßgeblich mit deren Forde- cher damit rechnen, dass er auf bliebe damit der kleine Wettbe- rung nach einem Zurück zu G9 der Tagung des Landesausschus- werbsvorteil der Stadtteilschule zusammen. ses (auch Kleiner Parteitag ge- auf der Strecke. Diese ohnehin Die jetzige dortige Bildungs- nannt) die notwendige Mehrheit schon gebeutelte Schulform ministerin Karin Prien, seinerzeit für die Wiedereinführung des G9 würde noch weniger angewählt als schulpolitische Sprecherin findet. (s. Kasten oben) Genauer: und zu dem, was man früher in der CDU in Hamburg noch glü- In einem elfseitigen Antrag mit ähnlichen Zusammenhängen mit hende Vertreterin des 2-Säulen- dem Titel „Qualitätsoffensive einem wenig menschenfreundli- Modells, musste zurückrudern. für Bildung und Erziehung!“ der chen Begriff belegte: der Rest- Ihre Rechtfertigung, dass die CDU-Bildungsexperten findet schule. Um der Düsternis einer Verhältnisse in einem Flächen- sich zwar kein Wort zur Frage solchen Entwicklung zu ent- land wie Schleswig-Holstein an- G8 oder G9. Brisant ist aber ein kommen, sei die Frage erlaubt, dere Entscheidungen verlangten Ergänzungsantrag, der jetzt im ob hiermit etwas auf den Weg als in einem Stadtstaat wie Ham- Landesvorstand einmütig be- gebracht wird, von dem man burg, klangen zwar hohl, waren schlossen wurde. „Der nachvoll- einmal sagen wird: Hier wurde aber die Voraussetzung dafür, ziehbare Wunsch vieler Eltern die Krise zur Chance für ‚Eine dass sie überhaupt den Job antre- und Schüler, die Schulzeit auch Schule für Alle? Die Vorausset- ten konnte. an den Gymnasien zu entzerren, zungen für uns, sie zu erstreiten, Die Versuchung für Trepoll, darf von verantwortungsvoller sind vielleicht nur auf den ersten es seiner ehemaligen schulpoli- Politik nicht ignoriert werden“, Blick schlechter geworden. tischen Sprecherin gleichzutun, heißt es in dem Text. Die Um- JOACHIM GEFFERS ist also groß. Zudem sitzt ihm stellung auf G8 habe „neben die AfD im Nacken, von der Vorteilen auch Nachteile ge- hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 12/2018 19
Sie können auch lesen