C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2017
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innen nun gelungen, einen ersten Aufschlag mit einer Broschüre für den Gesundheitsschutz an Schulen zu machen. Das „Care- hlz-Notiz Paket“ versammelt rechtliche Grundlagen, gewerkschaftspoli- tische Tipps für die Umsetzung in den Schulen und erste Anlauf- stellen, die sich mit dem Thema befassen. Außerdem laden die GEW-Gesundheitsexpert_innen in Zusammenarbeit mit der ge- werkschaftlichen Bildung für den 10. Oktober zum Fachtag „Ge- sundheitsschutz an Schulen ver- Bevor für viele die Ferien be- gendliche mit herausforderndem ankern“ ein. ginnen oder es in den Sommerur- Verhalten gemeinsam mit ande- Auf den Zusammenhang von laub geht, möchten wir auf eini- ren Schüler_innen ihre Potentiale Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit ges hinweisen, was in der ersten entwickeln?“ Als GEW sind wir und Gesundheit machen wir im- Jahreshälfte erfolgreich auf den Mitgründer des Bündnisses‘ und mer wieder aufmerksam. Aus Weg gebracht wurde und nun ge- unterstützen die Fachtagungen diesem Grund sei hier auch noch meinsam weiter entwickelt wird. ganz besonders. einmal auf die Dienstvereinba- Gemeinsam mit zehn weite- Wir werden weiter an dem rung (DV) Ganztag hingewiesen. ren Verbänden und Organisa- Thema „JA13“ dran bleiben. Die DV Ganztag setzt gemeinsa- tionen haben wir erreicht, dass Unsere Forderung in Hamburg, me Rahmenbedingungen für die das Gutachten der Expert_in- aber auch bundesweit heißt: alle Lehrkräfte-Arbeitszeit und garan- nenkommission zur „Reform der Lehrkräfte mit vollständiger Aus- tiert damit angemessene Arbeits- Lehrerbildung“ nicht ohne die bildung sollen mit der Eingangs- bedingungen für alle Lehrkräfte entsprechenden Akteur_innen besoldung bzw. dem Eingangs- an Hamburger Schulen. in diesem Bereich stehen bleibt. entgelt A13 bzw. E13 beginnen. Zu guter Letzt sei noch unsre Über 80 Stellungnahmen sind bei In Berlin hat man den Schritt Vertrauensleuteversammlung am den Behörden (BSB und BWFG) gemacht. In Hamburg freuen wir 10. Juli erwähnt. Wir wollen uns- eingegangen und nun wurde zu uns, dass die Schulleitungen von ren Gewerkschaftstagbeschluss einer Tagung am 28.6.2017 ein- kleinen Grundschulen auf A14/ vom April mit Leben füllen und geladen, um mit allen zu disku- E14 aufgewertet wurden. In die- laden alle Vertrauensleute zur tieren. Als GEW haben wir eine sem Zusammenhang kommen Vertrauensleuteversammlung ins Stellungnahme entwickelt und wir gerne in eure Schulen und in- Curiohaus ein! Wir wollen bera- gemeinsam mit zehn weiteren Akteur_innen Eckpunkte (s. S. 37) Anja Bensinger-Stolze, Fredrik Dehnerdt, erarbeitet, in denen der gemein- same Nenner deutlich wird. Sven Quiring Nach der Anerkennung der Volksinitiative „Gute Inklusion für Viel bewegt – Weiter mit Hamburgs SchülerInnen“ ist sie im Schulausschuss der Bürger- großer Solidarität! schaft am 11.7.2017 eingeladen, um ihre Forderungen vorzustel- formieren darüber, um bei Bedarf ten, was an den Schulen los ist len. Das Bündnis für schulische auch den Druck auf die Straße zu und wie wir nach den Ferien ge- Inklusion lädt zum dritten Mal in bringen. Es ist wichtig, den Willen meinsam mit den Betriebsgrup- Folge im Oktober zu einer Fach- der Beschäftigten für diese Auf- pen unsre Ziele durchsetzen kön- tagung ein. Diesmal geht es am 6. wertung deutlich zu machen. nen. Wir wünschen Euch schöne und 7. Oktober um die Fragestel- Nach einiger Anstrengung ist Ferien und einen erholsamen lung: „Wie können Kinder und Ju- es den GEW-Gesundheitsexpert_ Sommerurlaub! hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017 3
Fotos: hlz GEW DV-Ganztag Es rappelt im Karton ————————————————— 11 Die Offene Liste ————————————————————— 15 Kita 1 Kein Jubel ————————————————————————— 16 Kita 2 Taktlos ———————————————————————————— 20 PTF Auftaktdemo am 2.7. Rathausmarkt Untersuchungen eingeleitet ———————————— 57 Verbandsgeschichte G 20 Seite 8 Von wegen unpolitische Jugend! Interview mit zwei Aktivistinnen, die den Bildungsstreik am 7. Magazin Juli mit organisierten. G20 Schüler_innenstreik —————————————————— 8 Kitas Seite 16 Rechte von Kindern und Jugendlichen ——— 30 Entgegen den Erfolgsmeldungen des Senats: die Migrant_innen 1 Personalsituation in den Kitas ist immer noch pre- kär. Die Betroffenen reden über die Planung einer Fördern oder ausgrenzen? ————————————— 32 Volksinitiative, die der Forderung nach 25 Prozent Migrant_innen 2 mehr Personal die notwendige Schubkraft geben soll. Fluchtursachen —————————————————————— 34 Migration PTF Seite 20 Bogotá ———————————————————————————— 38 Eine Dienstzeitverordnung steht immer noch aus. Lesespaß Die Kolleg_innen befürchten eine Verschlechte- rung ihrer Arbeitsbedingungen, nicht zuletzt, weil Altersarmut ———————————————————————— 44 die Berücksichtigung der jeweiligen Fachlichkeit Rente durch allgemeine Regelungen unterzugehen droht. 45 Jahre Berufsverbote ——————————————— 45 Flucht und Migration Seite 30 Radikalenerlass Die Rechte geflüchteter Kinder und Jugendlicher sind durch die Internationale Kinderrechtskon- ———————————————————————— 46 vention festgeschrieben. Die Wirklichkeit bleibt Lesung dahinter zurück – wie Sachverständige berichten. Diti Ronen — Zum Tod von Angelika Fiedler ————————— 48 Nachruf Rechte Gewalt —————————————————————— 49 Graphic Novel Walter Bärsch ——————————————————————— 50 Nazibiographie 34 Stein des Anstoßes ——————————————————— 56 Gewalt Geschichtsdebatte ——————————————————— 58 Veranstaltungsreihe 4 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017
Titel Behörde Es rappelt im Karton ————————————————— 21 Bildungspolitik DV-Ganztag Seite 11 Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Be- Arbeitsbelastung Klandestines Verhältnis —————————————— 14 hörde und dem Gesamtpersonalrat gibt es nun endlich ein Regelwerk für die Arbeitszeiten der Kolleg_innen an Ganztagsschulen. Was eigentlich ———————————— 18 Armut Inklusion als Facette ————— eine Selbstverständlichkeit sein sollte, stößt aber nach Meinung einzelner Schulleitungen bereits an die Grenzen der Belastbarkeit so mancher selbst- Fake News ————————————————————————— 23 Schule/Beruf verwalteten Schule. Jetzt Kolleg_innen gilt es, eure Rechte einzufordern! —————————————————— 26 Sozialpädagogik Füllhorn verstopft — Lehrstellen Seite 23 Eine Erfolgsmeldung jagt die nächste! Wenn man Interview —————————————————————————— 27 Prekäre Beschäftigung Handels-, Handwerkskammer oder dem Bürger- meister Glauben schenkt, dann gibt es keine Prob- leme bei der Lehrstellensuche. Ein genauerer Blick Gemeinsame Erklärung——————————————— 37 Lehrer_innenbildung auf die Zahlen führt zur Ernüchterung. Rente Seite 44 Weltkindertag——————————————————————— 60 fair childhood Noch rechtzeitig vor den Wahlen legt die GEW den Finger in die Wunde. Eine Veranstaltung zum Thema mit Parteienvertreter_innen wird nicht arm an Lippenbekenntnissen sein, aber vielleicht dazu taugen, die Sensibilität gegenüber dem Thema zu steigern. Rubriken Lesung Seite 46 3 hlz-Notiz Die israelische Künstlerin Diti Ronen beeindruck- —————————————————————————————————— te an Schulen und in der GEW ihre Zuhörer_innen durch ihre Lyrik, die sowohl einen Einblick in die Leser_innenbriefe / Nachrichten —————————————————————————————————— 6 Geschichte zuläßt als auch Reflexionen zu aktuel- len Bezügen bietet. —————————————————————————————————— 61 Rätsel —————————————————————————————————— 62 GEW-Termine —————————————————————————————————— 62 Impressum —————————————————————————————————— 63 gb@-Seminare —————————————————————————————————— 64 Aus dem Unbehagen... hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017 5
Leser_innenbriefe an: hlz@gew-hamburg.de Leser_innenbriefe/Nachrichten c (wir belassen ggf. alte Schreibung) Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor Wo sind sie? oberste Luftwaffengeneral der Zum Bismarckhering NATO in Europa ist sogar ein hlz 5-6/2017 Einwanderer der 1. Generation hlz 5-6/2017, S. 43f Habe ich mich ja doch ge- in die USA. Auf Mélenchon und sein wundert, dass die letzte Ausgabe Also statt – offensichtlich Buch „Le hareng …“ hinzu- nichts zu dem erschrecken- fruchtloser – Demokratieberie- weisen, finde ich sinnvoll, den Ergebnis der Erdoğan- selung im Unterricht: Wo sind doch hätte ich es hilfreich ge- Abstimmung zu sagen hatte, die Deutsch-Türken, -Polen, funden, einen eigenständigen als in Deutschland 63 Prozent -Italiener, -Russen im Vorstand Artikel zu publizieren, denn und in Hamburg 57 Prozent der der GEW in Hamburg und im schließlich gibt es in Hamburg hiesigen Türkischstämmigen für Bund? Wo sind sie im Hambur- Kolleg*innen mit den Fächern eine nicht sehr feine Diktatur ger Senat? Französisch und Geschichte stimmten: wie die Lämmer zur Mit besten Grüßen oder Politik. Schlachtbank. Unsere türkisch- THOMAS MARTINI Was Mélenchon zu Deutsch- stämmigen Einwohner_innen land schreibt, ist inhaltlich im sind doch inzwischen in der Fauxpas? Einzelnen (also auf der Bei- 4.Generation hier ansässig und spielebene) zwar nicht falsch, haben aber doch nichts von hlz 5-6/2017, S. 34 greift sich aber – passend zum Deutschlands liberaler Demo- Als HH-Pensionär lese ich die Charakter eines Pamphlets - nur kratie verinnerlicht? Wie konnte hlz immer noch regelmäßig und das heraus, was dazu passt und auch Hamburger Lehrer_innen finde, dass es immer noch eine verkürzt immer wieder, auch ir- und Dozent_innen diese Gei- gute Gewerkschaftszeitung ist. reführend. Es sollte zudem nicht steshaltung ihrer Schüler- und Kompliment! übersehen werden, dass diese Student_innen so überhaupt Aber bitte schön, was soll Kampfschrift gleichzeitig ein nicht auffallen, so entgleiten? der Ausdruck „Sozial schwa- Begleittext zu seiner Präsident- Nützt die Demokratie-Instrukti- che Stadtteile“ auf S. 34 unten schaftskandidatur ist und, neben hlz · Rothenbaumchaussee 15 · 20148 Hamburg hlz@gew-hamburg.de · Tel. 4 50 46 58 on in der Schule so sehr wenig, rechts? Könnt ihr bitte Götz von der Kritik an Deutschland, dass sie zu Hause, in den Mo- Grone, dem Verfasser des Arti- genauer: der deutschen Politik, scheen, in den Sportvereinen kels, übermitteln, dass er bitte seltsame Töne anschlägt, etwa unproblematisch beiseite gefegt über den Ausdruck nachdenken dort, wo er recht gutgläubig wird? und ihn tunlichst nicht mehr ver- als Heimat der Franzosen die In den Kernländern der EU wenden sollte, schon gar nicht „Republik“ nennt (und von der war die Anzahl der Pro-Dikta- in einem so gelungenen Beitrag, Orientierung aufs „Volk“ in tur-Stimmen ja am höchsten: besonders auch nicht in der hlz. Deutschland abgrenzt), so als ob ein absolutes Desaster. Dagegen (Lese- und Nachdenkhilfe: es keine Marine Le Pen gäbe. stimmten im Großbritannien D. Baumann / S. Hebel „Gute- Der aus dem „eurojournalist“ unter May nur 20 Prozent und Macht-Geschichten Politische übernommene Artikel vertraut in den USA unter Trump sogar Propaganda.....“ Westend Verlag den von Mélenchon wieder- nur 16 Prozent für Erdoğan. 2016 .S.159-161) gegebenen statistischen Daten Die letzeren sind natürlich auch Ich wäre sehr froh darüber, gewollt naiv, z.B. dort, wo Länder, in denen Zuwander_in- den Ausdruck nicht mehr in behauptet wird, dass eigentlich nen und Minderheiten schon einer so guten Gewerkschafts- die Deutschen am wenigsten seit langem viel leichter gesell- zeitung zu finden. arbeiten. Das würde ja u.a. schaftlich und politisch aufstei- (In lesbaren Tageszeitungen heißen, dass die Lehrenden in gen können, egal unter welchem findet mensch ihn erfreulicher- HHs Schulen tatsächlich nur die Premier oder Präsidenten. Man weise nur noch sehr selten.) vorgegebenen, vergleichsweise denke an die konservativen KARL FISCHER wenigen Stunden arbeiten – nur, Condolezza Rice oder Colin weil das halt in der entsprechen- Powell oder auch an Henry Wir werden in der kommen- den offiziellen Verordnung so Kissinger oder Arnold Schwar- den Ausgabe Stellung dazu festgelegt ist. Auch Mélenchons zenegger oder an den Soziali- nehmen. Aussagen zur sinkenden Anzahl sten Sadiq Khan in London. Der DIE REDAKTION von Gewerkschaftsmitgliedern 6 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017
obwohl die Leistungen schlechter werden. Laut Bundesarbeitsministerium steigt der Rentenbei- Das ist ökonomisch vernünftig und sozial ge- trag der Beschäftigten von 9,35 Prozent (2020) recht! V.i.S.d.P.: VER.DI BUNDESVORSTAND – RESSORT 1 – FRANK BSIRSKE – PAULA-THIEDE-UFER 10 – 10179 BERLIN Siehe dazu unsere Veranstaltung am 12.7.2017, S. 42 in Deutschland ignoriert souve- sich ja auch breiteren Teilen der zumindest auf dem Papier beto- rän den insgesamt geringeren deutschen Öffentlichkeit stellen, nen CDU und FDP, „berufliche Organisationsgrad, zudem zer- formuliert und aus einer weniger und akademische Bildung“ seien splittert, in Frankreich und fragt nationalstaatlichen Perspektive „gleichwertig“. Sie lehnen „die erst gar nicht nach der Verhand- diskutiert werden können. unnötige Akademisierung von lungsmacht der deutschen bzw. Mit kollegialen Grüßen klassischen Ausbildungsberu- KLAUS WEBER französischen Gewerkschaften, fen ab“. Studiengebühren sollen sieht auch nicht, dass sich in für Menschen aus Nicht-EU- Deutschland in den letzten G9 Ländern, wie bereits in Baden- Jahren eine höhere Streikbereit- Nach den Landtagswahlen in Württemberg unter Kretschmann schaft entwickelt hat. Dass die Schleswig-Holstein und Nord- eingeführt, fällig werden. Agrarwirtschaft in Frankreich – rhein-Westfalen beginnt die ganz unabhängig von deutschen Rückabwicklung eines einstigen Einflüssen – etwa in der Breta- Vorzeigeprojekts von CDU und G10 gne seit Jahrzehnten schwerste FDP: Das Abitur nach acht Jah- An der Eliteschule des Sports Umweltfolgen nach sich zieht ren weiterführender Schule (G8) am Dulsberger Alten Teichweg (wie auch die Hochseefischerei), wird flächendeckend zurückge- wird wohl bald das G10 möglich bleibt bei Mélenchons Ansatz fahren. Im Regelfall kehren die sein, das Abitur nach zehn Jah- gänzlich unberücksichtigt, vom Gymnasien zum Abi nach neun ren auf einer weiterführenden nur verkündeten Ausstieg aus Jahren (G9) zurück. Grund dafür Schule, nach dann insgesamt 14 der Atomwirtschaft ganz zu sind eindeutige Ergebnisse von Jahren Schulbesuch. Die von sei- schweigen. Den Titel der Pole- Umfragen: Der „überwiegende ner Behörde ausgearbeiteten Plä- mik zu erklären (S.46 links) ist Teil der Schüler- und Eltern- ne werden demnächst Hamburgs sinnvoll – die Illustration wohl schaft“ favorisiere nun einmal Schulsenator Ties Rabe (SPD) eher überflüssig, da vergleich- G9, heißt es im Düsseldorfer vorgelegt und könnten vom bare Fotomontagen eigentlich Koalitionsvertrag lakonisch. Schuljahr 2018/19 an umgesetzt jedem GEW-Mitglied aus den Einzelne Gymnasien sollen aber werden. letzten Jahren, etwa aus pol- weiter das Abi nach acht Jahren Anmerkung der Redaktion: nischen Medien, bekannt sein anbieten dürfen. In Nordrhein- Geht doch (!) - dies wäre immer- dürften. Stattdessen hätte viel- Westfalen bestehen bleibt dage- hin ein erster Schritt zu der von leicht ein wenig von den Fragen, gen das gegliederte Schulsystem uns favorisierten flexiblen Ober- die Mélenchon aufwirft und die mit Haupt- und Realschulen – stufe G8 bis G10. hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017 7
AUFRUF Der Mensch als des Menschen Freund Schüler_innen und Studierende demonstrieren für ein solidarisches und gleichberechtigtes Miteinander der Menschen weltweit Die G20 treffen sich in Hamburg und geben vor, Wir, Schüler_innen, Studierende und Azubis Antworten auf die Krisen der Welt zu suchen. Da- werden nicht in der Schule, Uni oder dem Betrieb bei ist es gerade die Politik der G20, die für Aus- sitzen, wenn die G20 vor unserer Haustür tagen. beutung, Kriege und Vertreibung mitverantwort- Wir werden uns und anderen jungen Menschen die lich ist. Wir, die Jugend, sind diejenigen, die am Möglichkeit erkämpfen, ihre Meinung zu äußern. meisten von den Folgen eines globalen Kapitalis- Egal, ob die Schulbehörde uns mit Klassenbuch- mus betroffen sind. Der Planet, auf dem wir noch einträgen droht, die Polizei uns unsere Bildungs- Jahrzehnte leben müssen, zeigt die Symptome ei- streikdemo erschwert oder uns mit an die Wand ner gnadenlosen Ausbeutung. Nicht nur in Südeu- gemalten Gewaltszenarien Angst gemacht werden ropa ist die Lebensgrundlage vieler junger Men- soll. Unsere Zukunft gehört uns! Wir werden am schen durch Jugendarbeitslosigkeit gefährdet. Und 7.7 beim Bildungsstreik und am 8.7 auf der Groß- das weltweite Zusammenleben ist bedroht von der demonstration gegen die Konkurrenzlogik kämp- Rücksichtslosigkeit der herrschenden Wirtschafts- fen, die unsere Schulen und die ganze Welt be- mächte. herrscht und wir werden unsere Vorstellungen von Doch das Prinzip der Konkurrenz beherrscht einer solidarischen Gesellschaft deutlich machen. auch unser tägliches Leben. In Zeiten der globa- Für einen selbstbestimmten Bildungsraum statt len Konkurrenz sind gut ausgebildete junge Men- Lernfabriken! schen nichts anderes als das “Kapital der Nation”. Jugend gegen G20 ist eine bundesweite Platt- In den Bildungseinrichtungen sollen wir deshalb form von Jugendorganisationen und Einzelperso- bestmöglich verwertbar für die Wirtschaft gemacht nen, die gemeinsam im Juli gegen den G20-Gipfel werden. Wir sind kein Kapital! Wir sind eine Ge- auf die Straße gehen werden. In Hamburg sind neration, die ihre Zukunft selbst gestalten will. Wir etwa die Gewerkschaftsjugend und der ASTA der wollen nicht auswendig lernen, was andere von uns Universität Hamburg Teil des Zusammenschlusses. verlangen, wir wollen einen Raum, in dem wir uns Für mehr Informationen zu Jugend gegen G20 gemeinsam bilden. Wir wollen miteinander lernen oder zum Bildungsstreik schaut vorbei auf: und nicht gegeneinander. Wir wollen selbst ent- www.jugendgegeng20.de scheiden, was wir lernen und vor allem wofür! 8 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017
BILDUNGSSTREIK Von Bulimie zur Bullerei Zwei Aktivistinnen des Bildungsstreiks im Zusammenhang mit den Protesten gegen den G20 berichten von den Vorbereitungen der Demonstration und von ihrer Motivation, sich zu engagieren hlz: Danke erstmal, dass ihr Fanny: Ja. war, hat sogar eine gesagt: „So, trotz aller Arbeit, die mit der ich habe Bock noch mehr Flyer Organisation einer Demonstra- hlz: Und im Moment seht ihr mitzunehmen.“ Also, ich glau- tion verbunden ist, gekommen eure hauptsächliche Aufgabe be schon, dass viele Leute mit seid! Es ist ja mittlerweile etwas darin, diesen Bildungsstreik zu dem Bildungssystem, wie es unübersichtlich geworden, wer organisieren? jetzt funktioniert, nicht zufrieden sich wie gegen den G20-Gipfel sind, aber ich denke, dass viele in Stellung bringt. Zu welchem Fanny: Ja, genau. Leute vor einem Bildungsstreik Lager rechnet ihr euch? auch Angst haben, weil bspw. hlz: Und wie kommt ihr vor- Schüler_innen mit Fehlstunden- Lou: Bei mir ist es so: ich an? androhungen eingeschüchtert komme aus dem Spektrum „Ju- werden. gend gegen G20“, das sich jetzt Fanny: Gut! Die Rahmenda- gegründet hat. Es gab da ein ten stehen jetzt. Wir organisieren hlz: Ich stelle mir vor, der/die Auftakttreffen im Knust. den Bildungsstreik am 07.07., erste Ansprechpartner_in wäre das ist der Freitag. Die Demo- in diesem Fall die Schüler_in- hlz: War das gewerkschaftlich route ist genehmigt worden, die nen-Kammer. Habt ihr mit denen organisiert? liegt jetzt fest. „Jugend gegen schon gesprochen? G20“ hat aber auch einen Block Lou: Nein, das war und ist auf der Großdemonstration am Fanny: Ja, die haben wir an- eine bunte Mischung. Das ist ein Sonnabend, 8.7. Jetzt sind wir gefragt, ob sie uns unterstützen. Bündnis aus Gewerkschaften, hauptsächlich am Mobilisieren, Die Antwort war: „Wir sind poli- linken Gruppierungen, Jugend- also Informationen verteilen. tisch neutral und wollen uns des- gruppen, auch aus Berlin oder Wir flyern ganz viel und versu- wegen nicht beteiligen.“ auch Göttingen. chen hinzukriegen, dass so viele Leute wie möglich von unserem hlz: Aber der ASTA ruft doch Fanny: Es sind einfach Pri- Vorhaben erfahren und dann auch auf. vatpersonen. Das Bündnis hat hoffentlich motiviert sind mitzu- sich im Rahmen der Proteste kommen. Fanny: Ja, die unterstützen gebildet. Daran können alle teil- uns fleißig, aber die Schüler_in- nehmen, die jung sind und sich Lou: Deshalb machen wir nen-Kammer ist dagegen, sich vor allem bezogen auf die Bil- Veranstaltungen an der Uni oder zu beteiligen. dungssache an den G20-Prote- an Schulen, auf denen wir disku- sten beteiligen wollen. tieren und unseren Plan vorstel- hlz: Und habt ihr mit Schul- len. sprecherkollektiven oder Schul- hlz: Fanny, du bist ja schon sprecher_innen Kontakt aufge- ein bisschen länger dabei: Wie hlz: Wie ist da die Stimmung? nommen? hat sich das entwickelt in den Gibt es viel Widerstand im Sin- letzten Wochen, sind das mehr ne von „ach Gott, was wollt ihr Fanny: Ja, da haben wir ver- geworden oder ist es abgebröc- denn?“ oder so? Wie ist die Be- schiedene Schüler_innen-Vertre- kelt? reitschaft, euch überhaupt anzu- tungen angeschrieben. Wir sind hören? auch immer noch auf der Suche Fanny: Es werden stetig mehr – also wir sind fleißig darbei, E- und wir wachsen weiter. Lou: Relativ groß nachdem, Mail-Adressen zu finden, aber was ich erfahren habe. Andere das ist nicht so einfach, es gibt hlz: Aber es gibt einen harten berichteten eher von verhaltenen da keine Liste. Wenn man das Kern? Reaktionen. Als ich unterwegs über die Direktion macht, dann hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017 9
kann es eher passieren, dass man geht ihr damit um? Foto: hlz eine Ablehnung bekommt. Aber es gab auch schon viele positive Fanny: Wir haben Rückmeldungen. klar festgelegt, dass wir nicht provozieren Lou: Auf besonderes Interes- wollen und uns nicht se stieß dabei ein vorgefertigter provozieren lassen Beitrag, den man auch für Schü- wollen, dass von uns ler_innenvertretungen bekom- keine Eskalation aus- men kann. geht. Ich denke mal, da stehen doch alle Grup- hlz: Was bildet dabei den in- penmitglieder fest da- haltlichen Schwerpunkt? hinter. Es ist ja immer so, dass die Person, Lou: Zunächst die Kritik am die die Demo anmel- Bildungssystem, welches aus det, auch dafür haftet, unserer Sicht auf Leistungsdruck was auf der Demo und Konkurrenzkampf aufbaut. passiert. Falls es zu Die Kritik am G20-Gipfel natür- einer Eskalation kom- lich auch. Die Entscheidungen, men sollte, werden wir die da getroffen werden, gera- verantwortungsvoll de bezogen auf Klima und auf damit umgehen. Jeder Flucht und Kriege, betreffen uns Mensch kann für sich ja als Jugend ganz besonders, selbst entscheiden, auf Jeder Mensch kann für sich selbst entscheiden, weil wir damit noch die näch- welche Art er oder sie auf welche Art er oder sie demonstrieren sten 50 bis 80 Jahre leben müs- demonstrieren möch- möchte (Fanny, Auszubildende) sen und dann ist es letzten Endes te. Das ist dann aber in unsere Aufgabe, diese Fehler, Eigenverantwortung und sollte keine Chance auf Bildung haben. die jetzt gemacht werden, wieder nicht allen aufgezwungen wer- glatt zu bügeln. den. Wer an etwas – wie kann Fanny: Genauso Lehrerinnen man das ausdrücken – aktiveren und Lehrer, die das gegenwärtige hlz: Das heißt also: auch bei Protesten teilnehmen möchte, Bildungssystem kritisieren, also diesen Vorbereitungstreffen, von der geht halt zu den entspre- jeder Mensch, der ins Bildungs- denen ihr gesprochen habt, dis- chenden Demonstrationen. Es system involviert ist oder was kutiert ihr inhaltlich, was ihr gibt ja auch in einem Demozug daran auszusetzen hat. wollt oder warum ihr gegen die- verschiedene Blöcke, wo man sen Gipfel seid? relativ schnell erkennt, ob man hlz: Wenn ihr jetzt die Schul- sich in dem Block befindet, der politik in Hamburg kritisiert, wie Lou: Zum Beispiel, was Leu- den eigenen Überzeugungen steht ihr zur Debatte um G8/G9? te unter Bildung verstehen, was entspricht oder ob man in einem die einzelnen Schüler_innen und Block ist, der einem persönlich Lou: Auf jeden Fall interes- Student_innen unter Bildung zu aktiv oder zu passiv ist. Wir siert uns das. Das sind Probleme, verstehen und was sie sich vor- sind auf jeden Fall solidarisch die haben wir auf unseren Tref- stellen, was Bildung sein könnte mit allen Aktionen, die zum fen auch thematisiert. Viele im oder eben auch, was es nicht ist. G20-Protest stattfinden. System von G8 scheinen über- Jeder und jede war ja mal in der fordert: Die Lehrer_innen wis- Schule, jeder und jede kennt also hlz: Eure Zielgruppe, wenn ich sen gar nicht, wie sie den Stoff in das System. Man merkt, dass die das richtig verstanden habe, sind so geringer Zeit vermitteln sol- Leute einfach mal Bock darauf also hauptsächlich Menschen len, die Schüler_innen sind per- haben, dazu was zu sagen. Ganz aus den Bildungseinrichtungen, manent im Stress. Ich war eine im Sinne: „Hier ist ein Ort, wo sprich, Studierende und, wenn der ersten, die nach 12 Jahren meine Meinung geachtet wird.“ es geht, natürlich Schüler_innen. Abitur machen musste. Ich spre- che also aus Erfahrung, wenn ich hlz: Habt ihr die Frage der Fanny: Ja, aber auch Auszu- sage: viele Themen blieben im Militanz beredet? Was passiert, bildende oder Menschen in Wei- Oberflächlichen stecken. wenn aus eurem Demonstrati- terbildung. onszug heraus jemand meint, Fanny: Es ist wirklich schwie- Steine schmeißen zu müssen. Wie Lou: Aber auch Leute, die rig. Ich habe das auch gemerkt. 10 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017
Meine Schwester war noch G9, auch in Deutschland das mehr- denken hervorbringt, was uns ich war G8. Meine Schwester gliedrige Schulsystem, was es dazu bringt, nicht gemeinsam konnte ein halbes Jahr oder ein in dieser Form meiner Kennt- voranzuschreiten, sondern sich Jahr ins Ausland, hat einen Schü- nis nach nur bei uns und in der alleine einen Weg zu erkämpfen. ler_innenaustausch gemacht. Ich Schweiz gibt. Dies System ist Jeder weiß, dass es alleine sehr habe mir nicht die Zeit dafür mitverantwortlich dafür, dass viel schwieriger ist. Ich erinne- genommen, weil es halt ein- Menschen sich als überlegen re mich tatsächlich noch daran, fach zu knapp war. Man hat es oder unterlegen fühlen. Damit dass in der 3. Klasse schon Mit- wirklich gemerkt. Häufig wurde beginnt die Spaltung der Gesell- schüler_innen nach einer Klas- einfach über die Themen drüber schaft. Wenn einem schon in der senarbeit geweint haben, weil sie gewischt. Das ist dann dieses 4. Klasse gesagt wird: du darfst nur eine 2 hatten. Das führt zu Bulimie-Lernen, bei dem man aufs Gymnasium, aber dein/e diesen seelischen Schrammen, innerhalb kürzester Zeit alles in Tischnachbar_in nicht, der/die die man vielleicht sein ganzes den Kopf kriegen muss, um es in ist nicht gut genug dann sind die Leben mitschleppt. der Klausur rauszulassen und es Weichen für den Rest des Le- danach vergisst. bens schon gestellt. Diese Tren- hlz: Es betrifft also alle und nung ist nicht nur zutiefst unge- trotzdem geht immer nur ein hlz: Habt ihr noch andere in- recht, sondern macht für mich kleiner Teil auf die Straße. Wie haltliche Kritikpunkte? überhaupt keinen Sinn, wenn kriegt ihr die noch Unentschlos- man eine Gesellschaft will, von senen mobilisiert? Fanny: Ja, diese ganzen Be- der gesagt wird, dass zu ihren wertungssysteme. Die Noten Grundlagen die Chancengleich- Lou: Grundsätzlich haben sagen am Ende doch viel weni- heit gehört. wir nicht die Kapazität alle an- ger aus, als was sie in Hinblick zusprechen, aber wenn wir an- auf Leistungsmessung vorgeben. Fanny: Das Schlimme ist, gesprochen werden, sind wir Sie spiegeln einfach die Leistung dass es in der Grundschule natürlich offen gegenüber allen nicht wider und auch nicht wirk- schon anfängt. Da ist man gera- Anfragen. Wir freuen uns über lich das Können. Viele Arbeit- de mal 10 und dann kriegt man alle neuen Ideen. geber wählen ja auch eher nach eine Empfehlung, ob man aufs dem Typ aus, ob der Charakter Gymnasium gehen sollte, auf die hlz: Und wir freuen uns über passt, die Persönlichkeit. Das Realschule oder auf die Haupt- euer Engagement und hoffen, kann man nicht in Noten fassen schule. Das führt schon in der dass ihr erfolgreich seid, sprich und ich finde, das sollte auch Grundschule zu diesem krassen viele Leute auf die Straße bringt. nicht in Noten gefasst werden. Leistungsdruck, der traumati- Das Gespräch führten sche Spuren hinterlässt, aber JOACHIM GEFFERS und Lou: Dazu kommt natürlich vor allem dieses Konkurrenz- WOLFGANG SVENSSON TITEL: DIENSTVEREINBARUNG (DV) GANZTAG Niemand braucht kalte Füße zu kriegen Eine längst überfällige Regelung führt zu Spannungen in der Behörde, für die sie selbst die Verantwortung trägt Der schulische Ganztag wur- sen Mangel sind wir als GEW so- in Verhandlungen steht. Diese de in Hamburg eingeführt, ohne wohl von Beschäftigtenseite als Verhandlungen haben fast 10 wichtige übergreifende Fragen auch von Leitungsseite immer Jahre gedauert. Nun haben wir zu regeln. Lange Zeit war auch wieder angesprochen worden. endlich eine Dienstvereinbarung die Arbeitszeit der Lehrkräfte im Wir haben stets darauf verwie- (DV) Ganztag, die die Rahmen- Ganztag nicht geregelt. Auf die- sen, dass der GPR mit der BSB bedingungen für die Lehrkräfte- hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017 11
Arbeitszeit regelt. Gemeinsame beitszeit für Lehrkräfte im Ganz- Versäumnisse – Rahmenbedingungen sollen tag an den Hamburger Schulen z. B. Rahmenregelungen zur garantieren, dass es angemesse- in den Blick genommen. Von Mittagspause ne Arbeitsbedingungen für alle Behördenseite gab es dazu vor- Eine Leerstelle bei den Rah- Lehrkräfte an Hamburger Schu- her nichts. In den vier Ganztags- menregelungen für den Ganztag len gibt, ganz gleich an welcher Drucksachen von 2004, 2008, in Hamburg betrifft die Mittags- Schule sie gerade arbeiten. 2012 und 2016 kommt das Wort pause. Sie ist völlig unbestimmt. Es war also eine richtige Ent- Arbeitszeit gar nicht vor. Dass Weder wird zwischen der Pau- scheidung der BSB, diesen Weg mit der Entwicklung zum Ganz- se für Beschäftigte und Schü- zu beschreiten und die Dienst- tag aber eine Arbeitszeitregelung ler_innen getrennt, noch gibt vereinbarung zu unterschrei- verknüpft ist, hätte man wissen es Hinweise oder Vorgaben für ben. Das kann und darf gefeiert müssen. Das „Handbuch Ganz- die Länge der Mittagspause für werden, auch wenn wir dies als tagsschule“ von 1998 geht auf Schüler_innen. In anderen Bun- Gewerkschaft gerne eher getan die Regelung der Arbeitszeit desländern oder in der Literatur hätten. Bei den Beratungen hat mehrfach ausführlich ein (vgl. gibt es dieses. Zum Vergleich: die BSB an verschiedenen Stel- Stefan Appel 1998: Handbuch • In Hessen schreibt die Ganz- len auch Leitungen hinzugezo- Ganztagsschule). Im Bericht tagsrichtlinie mindestens 45 gen. Was in weiteren internen des Verbundprojekts der Bund- Minuten vor, das Ganztagspro- Absprachen dann stattgefunden Länder-Kommission (BLK) zum gramm spricht von einer hat, können wir als Gewerk- Ganztag wird das Thema 2006 60-minütigen Pause für Schü- schaft nicht beurteilen. Deutlich deutlich benannt: „Die Arbeits- ler_innen. wurde aber bei der Bekanntgabe zeiterwartungen der Lehrkräfte • Der Ganztagsschulverband for- der DV, dass die BSB viel zu und des pädagogischen Perso- dert mindestens 50-minütige spät informiert hat. Obwohl der nals müssen also bedacht bzw. Pausen. 60 Minuten werden im Gesamtpersonalrat (GPR) immer neue Regelungen eingeführt Material des Verbands als ideal wieder deutlich gemacht hat, werden.“ (Kolbe et.al. 2006: dargestellt. dass natürlich vor in Kraft treten BLK-Verbundprojekt Lernen für In der Literatur werden vier (1.2.2017) der Dienstvereinba- den Ganztag, S. 12) Modelle für Stundenraster des rung alle Seiten informiert wer- Bei der Gestaltung des Ganz- Ganztages dargestellt. Kein den sollten und bei Bedarf bera- tags in Hamburg hatte man – man Modell beinhaltet 90-Minuten- ten werden sollte. Dies scheint hätte es besser wissen können – Pausen. Das Achtstunden-Raster nicht im ausreichenden Maße nur die Schüler_innen im Blick, hat die längsten Pausen und wird der Fall gewesen zu sein. Anders nicht die berechtigten Interessen als Sparmodell bezeichnet (vgl. ist es nicht zu verstehen, wenn der Beschäftigten. Dabei hätte Kolbe et.al., S. 11). Es ist ein nun Schulleitungen eine schlech- die BSB Regelungen zur Ar- Sparmodell, weil durch 90-mi- te Informationspolitik von Seiten beitszeit der Lehrkräfte treffen nütige Pausen, die allein aus der der Behörde bemängeln. Selbst müssen, wie sie im BLK-Bericht Mittagspausenressource finan- nach einer Informationsveran- gefordert werden, weil sie zu den ziert werden, eine Stunde ein- staltung, zu der sich die Behörde Rahmenbedingungen der selbst- gespart werden kann. Dadurch aufgrund der Kritik veranlasst verantworteten Schule gehören. ist die Schule in der Lage, die sah, waren viele Leitungen nach In der Drucksache „Schulreform Mittel u.a. an anderer Stelle zu wie vor unzufrieden. Diese Kri- in Hamburg“ (Drs. 18/3780) verwenden. tik ist aus Sicht der GEW darauf heißt es: „Die zuständige Behör- Dies nutzen Schulen, um ihre zurückzuführen, dass sich in den de definiert den für die Schulen Angebote reichhaltiger – zum letzten 10 Jahren – und an vielen erforderlichen pädagogischen, Beispiel durch parallel liegende Stellen bereits davor – eine Pra- finanziellen und personellen Ganztagsangebote oder eine zu- xis entwickelt hat, die jetzt noch Handlungsrahmen und stellt eine sätzlich angebotene Fremdspra- einmal geprüft und nötigenfalls bedarfs- und nachfrageorientier- che – zu gestalten. Dies kommt überarbeitet werden muss. Ursa- te Unterstützung sicher.“ (Ziffer sicherlich den Wünschen von El- che des Ganzen ist, dass die Be- I., Nr. 3, rechte Spalte). tern, Schülerinnen und Schülern hörde zu diesem Bereich bisher Diese Vorgabe hat die Behör- entgegen. keine gesammelten Rahmenre- de ignoriert und Notwendiges An diesem Beispiel wird gelungen geschaffen hat. unterlassen. Die Notwendigkeit, deutlich, dass das generelle Ver- überhaupt eine DV Ganztag ab- säumnis darin besteht, die Schu- Versäumnisse... schließen zu müssen, macht das len nicht mit den personellen Durch die DV Ganztag wird Versäumnis der Behörde deut- Ressourcen auszustatten, die den tatsächlich zum ersten Mal sy- lich. Vorstellungen der Eltern, unse- stematisch die Struktur der Ar- ren professionellen pädagogi- 12 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017
schen Anforderungen bzw. Stan- Einzelvereinbarungen getrof- • Die GEW-Betriebsgruppe kann dards und damit einer zeitgemä- fen. den schulischen Ganztag dis- ßen Ganztagsschule genügen. •Die Konferenzplanung für kutieren und Konferenzen vor- Die Behörde hat bei der 2017/18 liegt an den meisten bereiten. Dienstzeitregelung an vielen Schulen den Vorgaben entspre- • Die GEW-Vertrauensleute kön- Stellen auf Rahmenregelungen chend vor. Durch Parallelpla- nen die Meinungen zur DV verzichtet. Anders formuliert: nungen und Einzelfallregelun- Ganztag sammeln und an die Sie nimmt die Aufgaben nicht gen kann auch bei Zeugniskon- GEW weitergeben. Die bisher wahr, die die Bürgerschaft ihr ferenzen gewährleistet werden, nicht geäußerte Zustimmung übertragen hat (siehe oben). Sie dass sie bis 16 Uhr, in Einzel- wird von Teilen der BSB und hat die Schulen allein gelassen! fällen spätestens um 18 Uhr von Schulleitungen als Ableh- Dabei wurde darauf gesetzt, dass beendet sind. nung bewertet. die selbst verwalteten Schu- •Noch nicht gelöste Probleme • In der Lehrer_innenkonferenz len (SVS) das schon irgendwie gibt es in wenigen Einzelfällen kann ein Antrag an die Schul- machen. Sie hat die Interessen bei der Vereinbarung über das konferenz zur Veränderung der Kolleg_innen einfach igno- Pendeln und die Aufsichtsfüh- bzw. Anpassung der schuli- riert. Bei der Aufgabenfülle der rung. schen Konzepte gestellt wer- Schulleitungen und dem gewoll- Den Teilen der Behörde oder den. ten Konkurrenzdruck unter den auch Schulleitungen, die mit ei- • Die Regelungen an den Schu- Schulen ist es verständlich, dass ner Kündigung der gerade abge- len zum Ganztag gehören zu die Schulleitungen nicht alle schlossenen DV liebäugeln, sei den „Grundsätzen der Erzie- Regelungen im Blick hatten – zu bedenken gegeben, dass eine hung, Betreuung und Beratung die Schulaufsichten hätten hier Dienstvereinbarung so lange an der Schule“ (§ 57 HmbSG) eingreifen müssen. Der Behör- nachwirkt, bis eine neue ausge- und fallen damit in die Zustän- de war aber nur der Output der handelt und unterschrieben wird. digkeit der Lehrer_innenkonfe- Schulen wichtig. Das muss sich Aus gewerkschaftlicher Sicht renz. Die Konferenz kann also ändern und dazu bildet die DV sollte die Behörde an ihrem ein- den Ganztag beschäftigten- Ganztag einen wesentlichen Mo- geschlagenen Weg festhalten freundlich gestalten. saikstein. und ihrer Verpflichtung, Rah- • Pausenmodelle können mit menregelungen für gute Arbeits- unterschiedlichem Fokus be- Wie ist der Stand? bedingungen der Beschäftigten trachtet werden. Die Pausen für Die Kritik aus den Reihen der festzulegen, nachkommen. Der Schüler_innen müssen nicht Schulleitungen an der BSB hat GPR hat sich auf Wunsch der gleichzeitig auch Pausen für dazu geführt, dass es Anzeichen Behörde in den letzten Wochen Beschäftigte sein. Diskussio- dafür gibt, dass man behördli- bereit erklärt, in Gesprächen mit nen über Pausen und Pausen- cherseits nun wieder zurück ru- Schulleitungen der jeweiligen längen helfen die Situation zu dern will. Der Behauptung aus Schulformen zur Klärung von klären. dem Amt für Bildung, die DV sei Fragen der Umsetzung der DV •Als Kollegium können die ohne substantielle Änderungen – beizutragen. Dies bildet aber Lehrkräfte auf der Einhaltung sprich: Verwässerungen – nicht keinen Auftakt zu neuen Ver- der DV bestehen. umsetzbar, steht nach einem hal- handlungen, sondern gehört zum Als GEW werden wir noch ben Jahr nach unserer Kenntnis vertrauensvollen Umgang zwi- vor den Ferien auf unserer Ho- folgende Realität gegenüber: schen Dienststelle und Personal- mepage, deren Zugang zu die- •An den Grundschulen ist die rat. Der GPR und auch die GEW sem Thema nur den Mitgliedern DV ohne größere Veränderung sprechen sich für eine breite An- offen steht, die am häufigsten ge- der pädagogischen Konzepte wendung der DV- Ganztag aus, stellten Fragen von Kolleginnen umsetzbar. Diese Aussage ha- auch an den Gymnasien beson- und Kollegen und von Schullei- ben Schulleitungen getroffen. derer Prägung. tungen in Form einer „FAQ“- • Der Faktor 1,3 für den Ganz- Liste beantworten. Wir beraten tagseinsatz wird an den aller- Was könnt ihr an den Schulen euch gern und sind für Hinweise meisten Schulen angewandt. tun, um die Umsetzung der aus den Kollegien offen. • Lückenstunden und Höchst- DV zu befördern? ANJA BENSINGER-STOLZE, stundenzahl: Die Mehrzahl Nehmt gemeinsam die Umset- FREDRIK DEHNERDT, der Schulen hat in den meisten zung des Ganztags in den Blick SVEN QUIRING Fällen Probleme durch Planän- und prüft, ob eure Interessen gut derungen schon zum Halbjah- berücksichtigt sind oder an wel- reswechsel beseitigen können. chen Stellen Veränderungen von In den übrigen Fällen wurden Nöten sind. Im Einzelnen: hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017 13
ARBEITSBELASTUNG Schweigegelübde brechen Die richtige Maßgabe für politisches Handeln, dass man Ungleiches ungleich behandeln sollte, wenn man an einem sozialen Ausgleich interessiert ist, be- deutet nicht, dass dies auf Kosten jener Systeme gehen muss, die nachweis- lich bereits überlastet sind Wenn in diesen Tagen von Zu- stems der zwei Säulen sicherlich Kenntnis. spitzungen, nicht nur auf Gipfel- eine gute und weise Entschei- Die Auflösung dieses Rätsels treffen, die Rede ist, so darf nicht dung. Ungleiches muss ungleich kann nur sein: Man hält die Füße unerwähnt bleiben, dass der Se- behandelt werden, wenn man still, um sich auf diese Weise nator die 23 Schulen in schwieri- das Ziel, soziale Unterschiede jene vom Hals zu halten, von gen sozialen Lagen, die aufgrund zu verringern, nicht gänzlich aus denen man meint, dass es nicht des Drucks ihrer Schulleitungen dem Auge verlieren will. zumutbar ist, die eigenen Kinder und Kollegien vor drei Jahren Olaf Scholz ließ in diesem mit ihnen lernen zu lassen: die mit Sondermitteln ausgestattet Zusammenhang noch die Be- vermeintlich weniger begabte wurden, nun erneut mit zusätz- merkung fallen, dass er diese Hälfte der Schüler_innenschaft. lichen Ressourcen segnen will. Information gar nicht so gerne Dieses Privileg lässt man sich Das ist von der Sache her na- eben etwas kosten. türlich großartig! Als Gipfel der Aber alles hat seinen Preis! Unverfrorenheit empfinde ich es Gipfel der Unverfrorenheit Dieses klandestine Festhalten an allerdings, wenn diese Mittel aus ist es, wenn diese Mittel einer Struktur, die systemisch die dem Budget der übrigen Stadt- sozialen Ungleichgewichte ver- teilschulen geschnitten werden. aus dem Budget der stärkt, ist nicht nur Ressourcen Dies hieße ja, dass dort die Mit- übrigen Stadtteilschulen bezogen ein Fass ohne Boden, tel nicht so dringend gebraucht geschnitten werden sondern wird früher oder später werden. sich als politischer Protest ent- Um nicht missverstanden zu laden. werden: Natürlich muss man in die Öffentlichkeit trägt. Un- Zunächst einmal geht dies Schulen in schwierigen Lagen abhängig davon, dass sich eine auf Kosten der Kolleg_innen sachlich und personell besser solche Wendung in jedem Bau- an den Gymnasien. Der Umgang ausstatten. Aber es kann nicht kasten für rhetorische Schulung mit der ohnehin nicht einfacher sein, dass man zugesagte Mittel, wiederfindet; mit ihr wird den gewordenen sozialen Mischung mit denen die selbstverwalteten Zuhörenden suggeriert, sie wä- bei einer Übergangsquote von 54 Schulen natürlich planen müs- ren etwas Besonderes, weil sie Prozent eines Jahrgangs an den sen, plötzlich verringert. Dies solch ein ‚Geheimnis‘ mit dem/ Gymnasien führt zu einer perma- geht aus Prinzip nicht, ist aber der Vortragenden teilten. Es ist ja nenten Überlastung, weil mit den vor allem eine Zumutung für alle tatsächlich zu fragen, wieso von übergroßen Klassen und Kursen davon betroffenen Kolleg_innen. interessierter Seite nicht längst nicht nur die unterrichtliche Si- Mehrarbeit durch eine Hintertür! ein Aufschrei erfolgt ist. tuation erschwert wird, sondern Ein etwas anders gelager- Mit ‘interessierter Seite‘ mei- vor allem der Korrekturaufwand. tes, strukturell aber ähnliches ne ich zunächst die CDU, aber Wenn also weder von poli- Problem ist mit dem Umstand auch die FDP-Abgeordneten in tisch-konservativer Seite noch verbunden, dass, wie Bürger- der Bürgerschaft, die hier – auf von den Eltern zu erwarten ist, meister Scholz auf unserem Ge- jeden Fall vordergründig – ihre dass dieses Ungleichgewicht werkschaftstag nicht ohne Stolz gymnasiale Klientel verraten. infrage gestellt wird, weil man bemerkte, die Stadtteilschulen Und dann sind da noch die denkt, damit Privilegien aufs mittlerweile über eine 40 pro- Scheuerl-Leute und jene, die mit Spiel zu setzen, so sollten die zentige höhere Personalausstat- ihm vor gar nicht langer Zeit ein Kollg_innen an den Gymnasien tung gegenüber den Gymnasien Zurück zum G9 am Gymnasium sich nicht an ein solches Schwei- verfügen. Das ist vor dem Hin- forderten. Es wäre naiv zu glau- gegelübde gebunden fühlen. tergrund unseres Chancenun- ben, die hätten von dieser Un- JOACHIM GEFFERS gleichheit produzierenden Sy- gleichverteilung der Mittel keine 14 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017
Gesundheitsförderung in den Kitas. Anerkennung der gesunden KollegInnen oder Bestrafung der Kranken durch eine Anwesenheitsprämie Bei den Hamburger Kitaträgern gibt es einen hohen Krankenstand. Die Arbeits- und Lebensbedingungen wirken sich häufig auf den Gesundheitszustand aus. Die Krankenqoute hat oft auch soziale Gründe, z. B. Armut. In den Kitas arbeiten bis zu 95 Prozent Frauen. Frauen müssen sieben Jahre länger arbeiten als früher und das zehrt bei der Doppelbelastung an der Gesundheit. Viele Kolleg_innen müssen früher in Rente gehen, weil sie schwerkrank sind und das führt zu noch niedrigeren Renten. Jetzt ist bei den Elbkindern eine Anwesenheitsprämie für gesunde Kolleg_innen ins Spiel gebracht worden. Die Offene Liste hat zu der Prämie etliche Rückmeldungen erhalten. Das Thema bewegt die Beschäftigten und die Meinungen sind geteilt. Besonders in dieser Frage ist es schwierig, eine Vereinbarung zum Wohle aller Kolleg_innen auszuhandeln. Solche Vorhaben der Arbeitgeber betreffen die sogenannte Ordnung eines Betriebes und sind deshalb gemäß § 87 (1) Nr. 1 Betriebsverfassungsgesetz mitbestimmungspflichtig. Das bedeutet der Arbeitgeber und der Betriebsrat verhandeln über die Ausgestaltung des Vorhabens. Keine Differenzierung in der Bewertung einer Arbeitsunfähigkeit. Können in so einem Prozess tatsächlich alle Krankheitsursachen gleich bewertet werden oder müsste es nicht Differenzierungen geben, wie z. B. bei Arbeitsunfällen? Immer wieder passiert es, dass Kolleg_innen sich im Betrieb anstecken. Das kann doch nicht als eigenes Verschulden gewertet werden! Wird eine ständige Konfliktkommission im Betrieb nötig? Die Anwesenheitsprämie soll offenbar aufgesplittet werden in einen persönlichen Teil, den jede Beschäftigte erhält, die keine Fehltage aufzuweisen hat und einen anderen Teil, der an die Kita geht, wenn diese die Krankenqoute um 1% senkt. Eine solche Regelung birgt die Gefahr, dass Kolleg_innen sich unter Druck gesetzt fühlen oder werden oder vermehrt krank zur Arbeit erscheinen. Daraus könnten Konflikte entstehen, die das Betriebsklima belasten. Notwendig wäre aus diesem Grund eine ständige Konfliktkommission, die wiederum Kosten verursacht. Entlastung der gesunden Kolleg_innen durch mehr Personal Die Mitglieder Der Offenen Liste sind der Meinung, dass der angekündigte höhere Personalschlüssel in der Krippe ein Schritt in die richtige Richtung ist. Bevor jetzt Ad hoc irgendwelche Prämien ausgeschüttet werden, sollte erstmal untersucht werden, ob es längerfristig durch die Verbesserung des Personalschlüssels dazu kommt, dass mehr Kolleg_innen gesund bleiben. Gesundheitsfürsorge ist eine der gesetzlichen Pflichten der Arbeitgeber, deshalb ist es zusätzlich notwendig, ein umfassendes Konzept mit einem bunten Katalog von unterschiedlichsten Maßnahmen zu erarbeiten. Den Fokus auf die Anwesenheitsprämie zu richten, ist zu kurz gegriffen. Wenn so viel Geld zur Verfügung steht, könnte auch an übertarifliche Zulagen gedacht werden, um die Arbeitsleistung zu würdigen. Diese Zulagen könnten die Kolleg_innen für individuelle Aktivitäten in der Freizeit zur Gesunderhaltung verwenden. hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017 15
KITAS Kein Grund zum Jubeln Wie der Senat den Fachkräftemangel bei den Kitas beheben will Anfang Juni stellte Schulsena- erweiterten ESA (erster allge- noch nicht den Anforderungen tor Rabe, diesmal assistiert von meinbildender Schulabschluss; und Belastungen, die der Erzie- Sozialsenatorin Leonhard, den früher Hauptschulabschluss plus her_inenalltag mit sich bringt. Medien seine Lösung für den bestandener Prüfung nach der Eine der Arbeit angemessene Fachkräftemangel in Hamburger 10. Klasse) nach einem Probe- Bezahlung ist die beste Mög- Kitas vor. halbjahr die zweijährige Sozial- lichkeit, Fachkräftemangel zu Danach will der Senat ab 2018 pädagogische Assistent_innen- verhindern. jährlich zum 1.1. je 500 zusätz- ausbildung durchlaufen hätten. Hamburg hatte schon 2012 liche Fachkräfte einstellen, so Ob diese Fachkräfte dann mög- die Anzahl der Krippenplätze dass dann 2021 zweitausend zu- licherweise noch die Erzieher_ gesteigert und 2013 das Krip- sätzliche Fachkräfte in Hambur- innnenausbildung dranhängen, penplatzausbauprogramm um- ger Kitas für die Krippenkinder- kann heute niemand vorherse- gesetzt, aber die Fachkräfte- betreuung arbeiten. hen. gewinnung nicht ausreichend Sehen wir einmal großzü- Wegen des jetzt nur noch vier angehoben. 2013 durch eine gig darüber hinweg, dass die Monate lang zu durchlaufenden bundesweite Studie und 2014 Fachschulabsolvent_innen am Sozialpraktikums können Abitu- in einer nur in Hamburg durch- 31.1. und 31.7. eines Jahres ihre rient_innen oder Menschen mit geführten wissenschaftlichen Ausbildung beenden und nicht Fachhochschulreife frühestens Untersuchung wurde dem Senat 31.12., so zeigt die Auflistung zum 01.02.2018 in die dreijäh- attestiert, dass die Ausfallquote der Maßnahmen, dass aus dem rige Erzieher_innenausbildung beim Hamburger Kitapersonal vorgestellten Maßnahmenka- eintreten und wären dann am bei ca. 18 Prozent liegt. Weitere talog frühestens ab 01.08.2019 31.01.2021 ausgebildete Fach- ca. 7,5 Prozent fehlen, um die bereits jetzt ausgebildete sozial- kräfte. notwendigen und durch Landes- pädagogische Assisstent_innen, Maßnahmen als Lösung anzu- rahmenvertrag vorgeschriebenen die in die verkürzte zweijähri- bieten, die frühestens am 01. Au- Arbeiten in den Kitas, die so ge- ge Erzieher_innenausbildung gust 2019 bzw. am 01. Februar nannte mittelbare pädagogische wechseln, als Erzieher_in dem 2020 und am 01. Februar 2021 Arbeit, durchzuführen. Arbeitsmarkt zur Verfügung ste- greifen, ist purer Populismus. Die Erhöhung des Fachkraft- hen könnten. (D.h.: Sie würden Woher also kommen die an- Kind-Schlüssels war nach hef- jetzt aber dem Arbeitsmarkt vor- gekündigten zusätzlichen 500 tigen Auseinandersetzungen mit enthalten!) Fachkräfte im Januar 2018 und den Verbänden und der Initiative Leicht erhöht sich die Zahl weitere 500 im Januar 2019? Kita-Netzwerk, in der Kita-Be- durch Fachabsolvent_innen Darauf hat auch Graf Zahl keine schäftigte, die Gewerkschaften der beruflichen Gymnasien mit zufriedenstellende Antwort. GEW und ver.di und der Landes- der Fachrichtung Pädagogik & Seit 2011, so Senator Rabe in elternausschuss vertreten sind, Psychologie oder der Fachober- der Pressemitteilung, konnte die im Dezember 2014 kurz vor der schule mit dem Schwerpunkt Zahl der Fachschulabsolvent_in- anstehenden Bürgerschaftswahl Sozialpädagogik. Diese dürfen nen auf jährlich 1.500 Personen mit den Verbänden und dem nun sofort in die verkürzte, zwei gesteigert werden. Wie sich LEA vereinbart und durch die Jahre umfassende Erzieher_in- zeigt: schon damals nicht genug. Bürgerschaft beschlossen wor- nenausbildung wechseln. Entscheidend für die Perso- den. Aufwachsend zu 1:4 zum Mal abgesehen von der Frage, nalgewinnung ist die Attraktivi- Start 01. August 2019 für Krip- ob diese Fachkräfte tatsächlich tät des Berufs. Im Streit um die penkinder war unter anderem als in der Krippenkinderbetreuung Übernahme der Tarifabschlüsse Kompromiss herausgekommen. arbeiten werden, erscheinen sie hat erst nach einundeinhalb Jah- Fachwissenschaftler_innen hal- doch frühestens am 01.08.2019. ren eine Annäherung stattgefun- ten dagegen einen Schlüssel von Eine weitere Maßnahme wür- den. Die erzielbaren Einkommen 1:3 für 0-3 jährige Kinder und de frühestens zum 01.02.2020 der pädagogischen Fachkräfte 1:7,5 für 3-6 jährige Kinder für die Fachkräftezahl erhöhen. Das entsprechen trotz Tarifsteige- erforderlich. Verbesserungen wären diejenigen, die mit dem rungen der letzten Jahre immer für die Elementarkinder waren 16 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2017
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