FRAUENPOWER FRAUENPOWER - Leben in Bäumen - dieBILDSCHIRMZEITUNG

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DAS MAGAZIN                                             MÄRZ 2022
FÜR OBERSCHWABEN                                    WWW.BLIX.INFO

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 Die Neuen         Leben in Bäumen   Das Privileg
                                                                       A TI
 Seite 7           Seite 16          Seite 12                       GR
INHALT

AKTUELL
  „Ich will gestalten“                                Seite 5
  Heiko Graf folgt Klaus Reichert                     Seite 6                                                  Aktuell
FRAUENPOWER                                                                                         OB-Wahl in Laupheim
  Die Neuen                                           Seite 7
  Kleinvieh macht auch Mist                          Seite 10
                                                                                                                 Seite 5
  Das Privileg                                       Seite 12
  „Es ist alles gesagt“                              Seite 14
  „Die Klinik ist unserer Meinung“                   Seite 16
  Geschichte als großes Kino                         Seite 19

NACHHALTIG REISEN
  Wie nachhaltig ist sanfter Tourismus? Seite 20

BILDUNG & BERUF
  Quereinsteiger/innen erwünscht                     Seite 24
                                                                                                        Frauenpower
  Ein Jahr USA                                       Seite 30                                         „Es ist alles gesagt“
  Kretschmann trifft                                                                                                Seite 14
  Handwerksnachwuchs                                 Seite 31

KULTUR & FREIZEIT
  Der schwarze König
  und sein Nachhall                                  Seite 34

GESCHICHTE & GEGENWART
  200 Jahre alt und gesund                           Seite 38

HAUS & GARTEN
  Ab in den Garten!                                  Seite 42
                                                                                                           Geschichte
  Messe wird verschoben                              Seite 50                                   200 Jahre alt und gesund
MOBILITÄT
                                                                                                                  Seite 38
  Veronika, der Lenz ist da ...                      Seite 51
  ‚Oben ohne‘ im Aufwind                             Seite 52

LECKER & GESUND
  Weniger ist mehr                                   Seite 54
  Regionale Vielfalt                                 Seite 64

LEIBESÜBUNGEN
  Über das Limit hinaus
  Firmenlauf Oberschwaben 
                                                      Seite 80
                                                      Seite 81                                                    Kultur
                                                                                                      Ein schwarzer König
RUBRIKEN
  Lage der Liga                                      Seite   23                                                 Seite 34
  Fotograf des Monats                                Seite   40
  Essen & Trinken                                    Seite   65
  Kino & Popcorn                                     Seite   66
  Veranstaltungskalender                             Seite   68
  Literatur                                          Seite   74
  Zauber der Natur                                   Seite   82
  Tiervermittlung                                    Seite   83                                                               Titelfoto: Raphael Ziemowski

    IMPRESSUM
Verlag:                                               Layout:
BLIX-Verlag GmbH & Co. KG                             Dein Satz - Manuela Hollmann,
88326 Aulendorf, Hauptstraße 93/1                     Alexander Koschny
                                                      Titelfoto: Raphael Ziemowski
Geschäftsführung:
Dr. Roland Reck, Tel. 07525-9212-0                    Illustrationen:
Assistenz: Angelika Friedrich-Reck -0                 © Michael Weißhaupt www.monsterdisein.de
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                                                      Druckerei:
Anzeigen:                                             Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG
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                                                      Vertrieb:
Redaktion:                                            Angelika Friedrich-Reck
Dr. Roland Reck V.i.S.P., Tobias Köhler,
Alexander Koschny, Andrea Reck, Christian Oita,       Erscheinungsweise:
Franz Thoma, Horst Hacker, Rüdiger Bäßler,            10 Magazine pro Jahr
Uli Gresser, Johannes Reichert
Tel. 07525-9212-0, Fax 07525-9212-22                  Druckauflage:
redaktion@blix.info                                   20.000 (IVW 1. Quartal 2020)

Termine: termine@blix.info                            www.blix.info

Auflage und Verbreitung unterliegen der ständigen Kontrolle durch die Informations-
gemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. in Berlin.

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EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

letztes Jahr war es noch eine Doppelausga-          Lässt es sich vorstellen, dass eine Frau einen   Frauen ihre (Um-)Welt betrachten und damit
be, die wir für März und April kreiert haben.       solchen willkürlichen Krieg vom Zaun brechen     umgehen, nun liest es sich plötzlich wie das
Ein Heft für zwei Monate, das war dem Virus         würde? Ich kann es mir nicht vorstellen. Aber    Kontraprogramm zur männlichen Hybris, denn
geschuldet. Nicht so in diesem Jahr. BLIX er-       ehrlich gesagt, ich hab’ es auch Putin nicht     die gibt es natürlich nicht nur in der Weltpoli-
scheint regulär als Monatsmagazin für März,         zugetraut. Doch wenn ich mir sein Gebaren        tik.
wie es sein soll. Ein gutes Zeichen, dass die       betrachte, dann erkenne ich darin männliche      Mit unserem Titelbild greifen wir ein Thema
Zeiten sich bessern, könnte man meinen. Vor-        Hybris in Extremform. Es ist genau diese Hy-     auf, das heftig diskutiert wird in diesen Tagen.
wärts in die Normalität. Die Pandemie als glo-      bris, die die Welt zerstört. Denn selbst wenn    Wie weit darf Protest gehen? Um es kurz zu
bale Geisel ist auch dank Impfungen auf dem         dieser Krieg sich einhegen lässt – worum wir     machen: Es mag vor dem Richterstuhl nicht
Rückzug. Aber die Freude darüber, lässt sich        beten sollten –, dann ist die Konsequenz dar-    legal sein, wenn junge Menschen auf fremden
nicht genießen. Mitnichten! Statt einem Virus,      aus ein Wettrüsten auf Teufel komm raus. Das     Grund und Boden auf Bäume klettern, um sie
das auf heimlichem Weg uns attackiert, nun          wird unglaublich viel Geld und Ressourcen        und ihre Umwelt zu schützen, aber es ist an-
ein Angriffskrieg in Europa. Die Atommacht          vernichten, die wir und alle Menschen dieser     gesichts des Zustands dieser Welt und der be-
Russland attackiert sein souveränes Nachbar-        Erde dringend benötigen, um die Klimakrise zu    rechtigten Sorge um ihre eigene und die ihrer
land, die Ukraine, die einst Teil der Sowjetunion   bändigen. Mein Gott, was für ein Unglück!        Kinder Zukunft mehr als legitim, wenn sie das
war und als solches besondere Verheerungen          Der 8. März ist bekannter Maßen der Internati-   tun. Das mag nicht vor Strafe schützen, aber
mit Millionen Toten erleiden musste, als Nazi-      onale Frauentag. Und wir bemühen uns schon       nötigt mir großen Respekt ab. Oder wie es der
Deutschland 1941 die Sowjetunion überfiel. Es       seit einigen Jahren, das März-BLIX darauf aus    Lyriker Günter Eich (1907-1972) in seinem Hör-
ist grauenhaft! Man steht diesem Wahnsinn           zu richten, indem wir Ihnen, liebe LeserInnen,   spiel „Träume“ (1951) formuliert hat: „Seid un-
fassungslos gegenüber. Dieser Krieg tobt nicht      ganz unterschiedliche Frauen und ihr Tun vor-    bequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe
am Hindukusch, sondern vor unserer Haustür.         stellen. Es war die Absicht zu erfahren, wie     der Welt!“

                                                                                                     VIEL SPASS
                                                                                                     MIT BLIX

                                                                                                     Dr. Roland Reck, Chefredakteur
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AKTUELL

              U L I      G R E S S E R

„Ich will gestalten“
BAD WURZACH. Die Bad Wurzacher Bürgermeisterin
Alexandra Scherer (51) hat nicht nur ihre Gemeinde
überrascht: Sie bewirbt sich auf den vakanten Posten
des Oberbürgermeisters in ihrem Wohnort Laupheim.
„Ich will gestalten“, mit diesen Worten begründete
die Bürgermeisterin bei der Gemeinderatssitzung am
21. Februar ihre Entscheidung, sich in Laupheim auf
die Nachfolge des verstorbenen Oberbürgermeisters
Gerold Rechle zu bewerben. „Laupheim ist eine der
bedeutendsten Städte im Landkreis Biberach.“
„Es war für mich nicht von Anfang an klar, dass ich mich bewerben
werde“, erklärte Scherer, die seit 2018 Bürgermeisterin in der Kurstadt
ist. Nachdem sie aber sehr oft und von verschiedenen Seiten auf eine
Kandidatur angesprochen wurde, ist der Gedanke dann doch gereift. Bei
diesen Überlegungen war ihr besonders wichtig, sagte sie, ob sie guten
Gewissens Bad Wurzach zum jetzigen Zeitpunkt in die Hände eines neu-
en Bürgermeisters bzw. einer neuen Bürgermeisterin übergeben kann.
Sie sieht viele während der vergangenen vier Jahre in Bad Wurzach
angestoßene Projekte auf einem guten Weg: Wohn- und Gewerbe-
gebiete, Breitbandausbau, der Turm im Ried. Andere seien erfolgreich
abgeschlossen: Umbau und Sanierung von Kurbetrieb und Kurhotel,             Alexandra Scherer bewirbt sich als Nachfolgerin des verstorbenen Ober-
das neue Hallenbad fertiggestellt, die Jugendmusikschule blieb in städ-     bürgermeisters Gerold Rechle in Laupheim.                   Foto: Reck
tischer Trägerschaft und hat eigene Räume im Schloss bezogen.
„Meine bisherige Bilanz ist also ganz ordentlich, die Stadt kann gestärkt   Gewinnt Alexandra Scherer die OB-Wahl am 27. März und sollte Haupt-
und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Der Gemeinderat ist über alle    amtsleiter Frank Högerle eine Woche zuvor zum Bürgermeister von
Themen der Stadt informiert und daran beteiligt, diese enge und ver-        Burgrieden gewählt werden, bedeutete dies eine mächtige Zäsur für die
trauensvolle Zusammenarbeit war und ist mir immer sehr wichtig. Dazu        Bad Wurzacher Stadtverwaltung.
gehört dann auch, dass ich zuallererst den Gemeinderat über meine           Der OB-Stuhl in Laupheim ist allerdings begehrt. Alexandra Scherer ist
Bewerbung informiert habe,“ sagte die, angesichts der vielen Besucher       die Fünfte in der Riege der BewerberInnen. Kevin Wiest (42), Bürger-
bei dieser Sitzung, sichtlich gerührte Bürgermeisterin.                     meister von Oberstadion und CDU-Kreisrat im Alb-Donau-Kreis hat als
Warum aber jetzt Laupheim, wo sie doch in Bad Wurzach sattelfest ist        Erster seine Bewerbung im Laupheimer Rathaus abgegeben. Raymond
und sich auch sehr wohl fühlt? „Laupheim ist eine wirtschaftlich über-      Ihle, der Technische Leiter der Laupheimer Stadtwerke, hat als dritter
aus prosperierende, lebendige und dabei doch sehr liebenswerte Stadt        Bewerber seinen Hut in den Ring geworfen. Der 43-jährige Ingenieur
mit guter Infrastruktur und stabilen Finanzen, bietet also Gestaltungs-     tritt als parteiloser Kandidat an. Ingo Bergmann (44) aus Ulm hat sich
spielraum und Zukunftschancen in einer noch größeren Kommune. Und           bereits 2017 um die Nachfolge von Rainer Kappelen beworben und
Laupheim ist die Stadt, die für unsere Kinder die Heimatstadt ist, der      landete mit 41 Prozent der Stimmen hinter Georg Rechle. Bergmann ist
Ort ihrer Kindheit und Schulzeit sowie der Ort, an dem wir alle Freunde     SPD-Mitglied und ist Projektleiter beim Aufbau des Einstein-Museums
gefunden haben“, erklärt Scherer. Die Familie stehe hinter der Entschei-    in Ulm. Michael Springer (54) tritt als „weitgereister Laupheimer“ zur
dung und unterstütze sie. „Ich hoffe, auch meine Wurzacher können           Wahl an, wie es in seiner Pressemitteilung heißt. Der Diplombetriebs-
mich verstehen und nehmen mir diese Entscheidung nicht übel.“               wirt arbeitet bei einem Energieversorger. Am 27. März weiß man mehr.

                                                                                                                                                 5
AKTUELL

                         A N D R E A           R E C K

Heiko Graf folgt Klaus Reichert
UMMENDORF. Am 20. Februar wurde in der fünf Kilometer südlich von                                      nahmen, die zum Erhalt des European Energy
                                                                                                       Award führten. Der rastlose Verwaltungsfach-
Biberach gelegenen 4400-Einwohner-Gemeinde ein neuer Bürgermeister                                     mann, der seine Gemeinderätinnen und - räte
gewählt. Nach 24 Jahren war Klaus B. Reichert nicht mehr angetre-                                      regelmäßig schon in den frühen Morgenstun-
ten. Vor dem Rathaus verkündete der noch bis Mai tätige Reichert das                                   den mit Mails aus dem Rathaus versorgt, wird
                                                                                                       auch in dem kommenden Jahren mitnichten die
Wahlergebnis. Der 47-jährige Diplomverwaltungswirt Heiko Graf aus                                      Hände in den Schoß legen. Neben der Musik gilt
Mietingen erhielt 84,57 Prozent der Stimmen, der Offizier Dirk Gevater                                 seine Leidenschaft dem Kochen. Er tritt daher
(56) aus dem rheinland-pfälzischen Schornsheim 11,40 Prozent, der                                      eine zweieinhalbjährige Ausbildung zum Koch
                                                                                                       in der „Linde“ in Steinhausen an.
Ummendorfer Software Engineer Wolfgang Schmidt (46) 3,55 Prozent
der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 54 Prozent.
Kurz nach 19 Uhr konnte der amtierende Bür-        Rief und der CDU-Landtagsabgeordnete Tho-
germeister von der Rathaustreppe herunter das      mas Dörflinger, der am Ort Gemeinderat ist.
Ergebnis bekanntgeben. Auf der abgesperrten        Nach den Glückwünschen durfte der strahlende
Straße beklatschten über 300 Menschen das          Heiko Graf (der beim Musikverein Mietingen
eindeutige Ergebnis. Heiko Graf dankte den         Trompete bläst) den Taktstock übernehmen und
Ummendorferinnen und Ummendorfern für das          den Ummendorfer Musikverein „In Harmonie
große Vertrauen. Auch Landrat Heiko Schmid         vereint“ spielen lassen. Anschließend lud er alle
trat ans Mikrofon, gratulierte dem Sieger und      ein zu Freibier, das die Freiwillige Feuerwehr
dankte den beiden anderen Bewerbern für ihre       schon bereitgestellt hatte.
Kandidatur. Er sieht auf das neben dem Schloss     Graf tritt in große Fußstapfen, Klaus B. Reichert
liegende Rathaus nach der Ära Dörflinger und       (58) hat in drei Amtsperioden sehr viel für die
der Ära Reichert eine „gräfliche“ Ära zukommen     Gemeinde erreicht. Viele Tiefbau- und Infra-
und meinte schmunzelnd, bei dem Vornamen           strukturmaßnahmen gehen auf sein Konto wie
könne ja nichts schiefgehen. Unter den zahlrei-    etwa die Zentralisierung der Wasserversorgung
chen Gratulierenden waren der Biberacher OB        von Ummendorf und Fischbach, die freitra-
Norbert Zeidler, der Bürgermeister von Schem-      gende Brücke über die Bahnlinie, die viel Stau
merhofen Mario Glaser und sein Amtskollege         vermeidende Abbiegespur auf der B 312 vom
Elmar Braun aus Maselheim. Gekommen waren          Jordanbad nach Ummendorf, der Bau von Feu-
auch der katholische Ortspfarrer Jürgen Sauter,    erwehrhaus und Gemeindehalle, die General-
die Grünen-Bundestagsabgeordnete Anja Rein-        sanierung des Rathauses, die Wiedervernässung       Von li: Heiko Graf, Klaus B. Reichert, Alexandra
alter, der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef         des Rieds und weitere umweltfreundliche Maß-        Graf und Landrat Heiko Schmid.  Foto: Reck

                         E R N E U E R B A R E                 E N E R G I E N

Erneuerung der rechtlichen Grundlagen für den Windkraftausbau
BLIX-LAND. Mit einem Appell zum Thema Windkraftausbau wandten sich der Landrat des Alb-                relativ wenige Standorte ein, die schon weitge-
Donau-Kreises Heiner Scheffold, der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch und der Landrat des          hend ausgebaut sind. Erschwerend käme hinzu,
Kreises Biberach Dr. Heiko Schmid am 9. Februar in einem Schreiben an Thekla Walker, Ministerin        dass gemäß den Regelungen ältere Anlagen zwar
für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg.                                          bestehen bleiben dürfen, aber nicht im Zuge eines
                                                                                                       sogenannten „Repowering“-Prozesses durch leis-
„Dem Ausbau der Windkraft kommt im Rahmen          über die Zusammenarbeit in den Bereichen der        tungsfähigere Modelle ersetzt werden können.
der Energiewende eine zentrale Bedeutung           Landesentwicklung und der Regionalplanung           Dabei könnte sich der Stromertrag durch eine
zu. (…) Im Zuge des Klimawandels und der           abgeschlossen haben. Dieser Staatsvertrag bil-      Erneuerung dieser Kraftwerke, die teilweise über
Energiewende in unserem Land sollten wir           det das rechtliche Fundament für die Regional-      20 Jahre alt sind, vervielfachen. „Das läuft dem
vorhandene Potentiale zur alternativen sowie       planung des Regionalverbandes Donau-Iller und       Ziel der Energiewende komplett entgegen und
nachhaltigen Energieproduktion ausloten und        bestimmt die kommunalen Handlungsspielräume         ist der Bevölkerung nicht vermittelbar“, so die
konsequent nutzbar machen. (…) Ziel sollte es      im Zusammenhang mit dem Bau und der                 Unterzeichner.
aus unserer Sicht sein, die Rahmenbedingungen      Nutzung von Windkraftwerken. Entsprechend           „Unsere Region möchte ihren Beitrag zur
[dafür] so zu verändern, dass ein sinnvoller       den Vorgaben des Staatsvertrages unterschei-        Förderung der regenerativen Energien leisten“,
Ausbau von Windenergie nicht durch bestehende      det der Regionalplan zwischen sogenannten           erklären Landrat Scheffold, Oberbürgermeister
rechtliche Vorgaben (…) zum Scheitern verurteilt   Vorranggebieten, in denen Windkraftanlagen          Czisch und Landrat Schmid den Anlass ihres
ist. Deshalb muss der Staatsvertrag zwischen       gebaut werden dürfen, und Ausschlussgebieten,       Schreibens. Weil dies aber unter den gegebenen
Baden-Württemberg und Bayern angepasst wer-        in denen ein Neubau solcher Windkraftanlagen        Rahmenbedingungen ihrer Ansicht nach kaum
den“, so der Inhalt des Schreibens.                nicht zulässig ist.                                 möglich ist, fordern sie die Landesregierung und
Ein massives Hemmnis für den Ausbau und die        Dadurch, so Scheffold, Czisch und Schmid,           Ministerin Walker auf, die rechtlichen Grundlagen
Nutzung von Windkraft sei der Staatsvertrag,       schränke der aktuell gültige Rechtsrahmen den       für den Ausbau der Windkraft gemeinsam mit
den die Länder Baden-Württemberg und Bayern        Neubau solcher Anlagen im Verbandsgebiet auf        dem Freistaat Bayern zu erneuern.

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FRAUENPOWER

                        R O L A N D          R E C K

Die Neuen
BERLIN/OBERSCHWABEN. Es ist vermutlich, wie wenn man von                                        Geschäftsführerin gewählt und ist somit
                                                                                                auch Teil des Fraktionsvorstandes, folglich
zuhause auszieht und in eine neue Welt aufbricht, aber immer wieder                             ist die Neue gleich ins Fraktionsmanagement
gerne heimkommt. So ist es, wenn man nach Schule und Ausbildung                                 aufgestiegen. „Im Fraktionsvorstand geht es
das Elternhaus verlässt, um eigene Wege zu gehen, aber auch gerne                               vor allem um die politische und strategische
                                                                                                Beratung der Bundestagsfraktion“, erklärt
zurückkehrt, um Freunde und Familie zu treffen. Und so ähnlich muss                             Reinalter nicht ohne Stolz ihre neuen Auf-
es wohl sein, was Heike Engelhardt und Anja Reinalter derzeit erle-                             gaben.
ben als frisch gebackene Abgeordnete in Berlin. Oberschwaben trifft
                                                                                                Und wie muss man sich den Arbeitsalltag
Hauptstadt. Die beiden „Neuen“ sind angekommen und finden es gut.                               einer Bundestagsabgeordneten vorstellen?
Auch wenn sie noch aus dem Koffer leben.
                                                                                                „So ein Tag in Berlin kann von früh um 7
Noch sei vieles Provisorium, aber die Arbeit                                                    bis in die Nacht um 23 Uhr dauern“, meint
strukturiere sich und nehme an Fahrt auf,                                                       Anja Reinalter. Heike Engelhardt: „Es ist un-
erklären Heike Engelhardt (61), die Neue                                                        glaublich, wie viel Zeit wir Abgeordneten in
von der SPD aus Ravensburg, und Anja                                                            Sitzungen und Besprechungen verbringen.
Reinalter (52), die Neue von den Grünen                                                         In der aktuellen Lage treffen wir uns wei-
aus Laupheim. Und von nun an heißt es                                                           testgehend online. Dadurch hat sich aber
pendeln. Das Leben von Abgeordneten ist                                                         die Termindichte nochmal erhöht.“ Hinzu
mindestens zweigeteilt. Das eine spielt sich                                                    kommen die Außentermine, Reinalter nennt
im „Treibhaus“ (Wolfgang Koeppen), unter                                                        ein Beispiel: „So habe ich mich beispiels-
der Glaskuppel in Berlin ab (bei Koeppen                                                        weise vor kurzem mit dem ‚Zentralverband
war es noch Bonn), das andere dort, wo                                                          Deutsches Baugewerbe‘ über den Fachkräf-
man herkommt, im Wahlkreis, wo die Familie                                                      temangel besprochen.“ Das alles spielt in
und Freunde leben und man von nun an                                                            Berlin und zuhause in Oberschwaben? „Im
als Bundestagsabgeordnete bei offiziellen                                                       Wahlkreis besuche ich derzeit viele Bürger-
Anlässen immer zuerst begrüßt wird. Das                                                         meister*innen, um zu hören, wo der Schuh
Protokoll schafft Bedeutung in der Heimat,       Heike Engelhardt (SPD) an der Seite ihres      drückt. Als langjährige Kommunalpolitikerin
während in 21 Sitzungswochen in Berlin           Kanzlers Olaf Scholz, ebenfalls SPD.           ist mir das ein besonderes Anliegen. Und
sich die öffentliche Aufmerksamkeit nur auf                                                     ich stelle mich als Gesprächspartnerin bei
wenige der 736 Abgeordnete konzentriert.                                                        Unternehmen, Verbänden und Vereinen vor.
Immerhin, Oberschwaben schickt von Ra-                                                          Ich nehme aber auch sehr gerne an Ge-
vensburg bis Ulm und von Sigmaringen bis                                                        sprächsrunden in Schulen und mit Jugend-
an die Iller vier Frauen und sechs Männer an                                                    lichen teil und suche das Gespräch mit den
die Spree. Und die beiden „Neuen“ sind die                                                      Hochschulen.“
WahlgewinnerInnen und verstärken neben                                                          „Als Grüne aus dem ländlichen Raum“ ist
der CDU-Abgeordneten Ronja Kemmer (32)                                                          für Reinalter „sehr wichtig“, dass der länd-
aus Ulm und der Grünen Agnieszka Brugger                                                        liche Raum nicht abgehängt wird. Ihr Ziel:
(36) aus Ravensburg die oberschwäbische                                                         „gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt
Frauenpower im Deutschen Bundestag, der                                                         und Land“. Ihre Diagnose: Auf dem Land sei
insgesamt jünger und weiblicher wurde.                                                          „vor allem die Erreichbarkeit wichtiger Da-
Und beide kommen aus der Kommunalpolitik                                                        seinsvorsorgeangebote ein Problem“. „Für
und wissen folglich, wie die Eingeborenen                                                       nur 43 Prozent der Bürgerinnen und Bürger
(sorry: die Indigenen) und assimilierten Zu-                                                    sind ein Supermarkt, der Arzt, die Post, eine
gezogenen in diesem wohlhabenden und             Anja Reinalter (Grüne) aus Laupheim über den   Grundschule oder eine ÖPNV-Haltestelle in-
-anständigen Landstrich ticken. Zur Erin-        Dächern Berlins auf dem Reichstag.             nerhalb von einem Kilometer erreichbar.“
nerung: Berlin ist arm, aber sexy – immer                                                       „Mir ist es wichtig“, sagt Reinalter, „dass
noch! Heike Engelhardt ist Kreisvorsitzende      Anja Reinalter hat drei Kinder und Er-         die vielen Beiträge der ländlichen Räume
der SPD in Ravensburg, wo sie auch SPD-          ziehungswissenschaften studiert und war        für das Gemeinwohl anerkannt und berück-
Fraktionsvorsitzende im Stadtrat ist. Die        viele Jahre in der Erwachsenenbildung tätig,   sichtigt werden“. Mit anderen Worten: Beim
61-Jährige ist Mutter von zwei erwachsenen       bevor sie 2020 zur Professorin für soziale     Verteilen des Geldes in Berlin soll der eigene
Kindern, nahm Anlauf zur Lehrerin, aber          Arbeit an der Hochschule Kempten berufen       Wahlkreis nicht vergessen werden. Das ist
statt in die Schule ging sie zur Schwäbischen    wurde. Sie ist Fraktionsvorsitzende im Laup-   die wichtige Aufgabe von allen Abgeordne-
Zeitung, sie ist ausgebildete Journalistin und   heimer Gemeinderat und grüne Kreisrätin in     ten und verbessert die Wahlchancen.
arbeitete schließlich als Pressesprecherin       Biberach. Bis Ende 2021 war sie Mitglied im    Die Bundestagswahl ist ein knappes halbes
beim Zentrum für Psychiatrie Südwürttem-         grünen Landesvorstand und frauenpoliti-        Jahr her, am 26. September letzten Jahres
berg und ist nun ordentliches Mitglied im        sche Sprecherin des Landesparteirates. Nun     wurde gewählt, am 8. Dezember fand die
Ausschuss für Menschenrechte und huma-           ist die 52-Jährige ordentliches Mitglied im    Vereidigung der Ampel-Regierung statt. Ein
nitäre Hilfe sowie im Gesundheitsausschuss       Ausschuss für Bildung, Forschung und Tech-     Novum, das zugleich eine Zäsur darstellt.
des Bundestages. Die Gewerkschafterin ist        nikfolgenabschätzung. Überdies wurde sie       Nach 16 Jahren Angela Merkel als Kanzlerin
vielfach ehrenamtlich tätig.                     von ihrer Fraktion zur Parlamentarischen       gab es zum Jahresende einen Regierungs-

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FRAUENPOWER

wechsel, dabei ist die Koalition von SPD, Die      Gibt es weibliche Politik? Und wenn ja, was      ich nur bestätigen“, meint Heike Engelhardt.
Grünen und FDP ein politisches Novum. Die          zeichnet sie aus und wie unterscheidet sie       Und Anja Reinalter hat „schnell gelernt: In
Probleme, mit denen sich sowohl die neue           sich von männlicher Politik?                     Berlin wird auch nur mit Wasser gekocht!“
Bundesregierung als auch die Frauen und
Männer im Bundestag beschäftigen müssen,           Reinalter: „Das ist eine gute Frage. Angela      Bundestagsabgeordnete zu sein, ist das Ihr
sind zwar nicht neu, aber stellen in ihrer         Merkel war 16 Jahre lang die erste deutsche      Traumjob?
Dimension ebenfalls eine Zäsur dar. Die Pan-       Bundeskanzlerin. Aber war die Politik deswe-
demie, die Klimakrise und das Artensterben         gen weiblicher? (…) Ich will, dass Parlamente    Reinalter: „Ja, es ist ein Traumjob, aber vor
sind epochale Herausforderungen, deren Be-         und politische Gremien gemischter werden,        allem ist es eine Ehre, die Bürger*innen aus
wältigung über unser aller Zukunft entschei-       wo sie es noch nicht sind. Die weibliche         meiner oberschwäbischen Heimat vertreten
det. Und weil alles mit allem zu tun hat, fällt    Perspektive ist in der Politik wichtig, um die   zu dürfen.“
es schwer, die Dimensionen zu begreifen.           Lebenswelt von Frauen und Männern richtig        Engelhardt: „Zum jetzigen Zeitpunkt: ja!“
Aber verstehen es die PolitikerInnen?              abzubilden. Ein gutes Beispiel dafür ist das
                                                   Thema Kinderbetreuung.“                          Zum guten Schluss: Impfpflicht ja oder nein?
Politik ist die Kunst des Möglichen, heißt         Engelhardt: „Politisches Handeln ist eher
es. Reicht das aus, um den Problemen und           eine Typ- denn eine Geschlechterfrage. So        Engelhardt: „Ganz klares Ja! So umfassend
Herausforderungen gerecht zu werden?               wie erfolgreiche Teams sich dadurch aus-         und schnell wie möglich.“
                                                   zeichnen, dass unterschiedliche Tempera-         Reinalter: „Ich unterstütze den interfrak-
„Die Frage lässt vermuten, dass das ‚Mög-          mente und Herangehensweisen Projekte             tionellen Gesetzesentwurf „Gesetz zur
liche‘ zu wenig ist“, stellt Anja Reinalter vor-   vorantreiben, profitiert auch die Politik,       Aufklärung, Beratung und Impfung aller
sichtig fest. „Wir sollten uns aber bewusst        wenn die Akteur*innen eine gewisse Diversi-      Volljährigen gegen SARS-CoV-2“. Dieser Ge-
machen – dass wir Menschen Dinge möglich           tät mitbringen. Und zwar in allen Belangen.“     setzesentwurf sieht vor, dass die Kranken-
machen. Zukunft passiert nicht, fällt nicht                                                         kassen allen erwachsenen Menschen bis zum
vom Himmel. Wir machen das und müssen              Die Atmosphäre im „Treibhaus“ scheint zu         15. Mai 2022 ein Gesprächsangebot über die
sie möglich machen. Und bei dem, was an-           stimmen. Man kümmert sich um die Neuen           Gefahren der Covid-19-Erkrankung und die
steht, werden wir über uns hinauswachsen           fraktionsübergreifend. „Die meisten meiner       Impfstoffe unterbreiten. Die Impfpflicht soll
müssen – um das Bestmögliche und Not-              Kolleginnen und Kollegen sind ganz norma-        ab dem 1. Oktober 2022 gelten. Bis dahin
wendige für einen besseren Klimaschutz             le, nette Menschen. Traurig ist allerdings,      können die notwendigen Impfungen vor-
und mehr Gerechtigkeit zu erreichen.“ Eine         dass das für eine Fraktion nicht zählt: Die      genommen werden. Mich überzeugt dieser
Konsequenz: Sie fährt Zug und fliegt nicht         Blaubraunen sind gehässig und aggressiv.         Gesetzentwurf auch, weil das Gesetz bis zum
nach Berlin und zurück.                            Es heißt ja ‚Hass macht hässlich‘ - das kann     31. Dezember 2023 befristet ist.“

                         H O C H S C H U L E               R A V E N S B U R G - W E I N G A R T E N

Wie geht‘s weiter nach der Schule?
WEINGARTEN. Wie geht’s weiter nach dem
Schulabschluss? Die Hochschule Ravensburg-
Weingarten (RWU) informiert am Donnerstag, den
24. März über ihre Studiengänge und alles, was mit
dem Start ins Studium zusammenhängt.

Der Bewerbungszeitraum zum Wintersemester beginnt bald. Für vie-
le steht die Frage im Raum, was und wo soll ich studieren? Um bei
der Wahl des passenden Studiengangs zu helfen, bietet die RWU eine
Studienmesse vor Ort und online an. Am Donnerstag, den 24. März
stellen sich die 19 Bachelor- sowie einige der Masterstudiengänge
im Hauptgebäude der RWU und im Rahmen von Videokonferenzen
vor. Das Informationsangebot richtet sich an Studieninteressierte,
aber auch an „Entscheidungshelfer“ wie Eltern oder Lehrerinnen             Die Messe bietet spannende Einblicke in Projekte und das Hochschulleben.
und Lehrer.
Professorinnen, Professoren und Studierende berichten aus ihrem            Studienmesse an der RWU – in Präsenz und online
Fach und stehen Rede und Antwort zu allen Fragen rund ums Studium.         Donnerstag, 24. März, 14-18 Uhr
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, Schnuppervorlesungen zu besu-          Programm und weitere Informationen: www.rwu.de/studienmesse
chen und den Campus bei verschiedenen Führungen kennenzulernen.
Neben den einzelnen Studiengängen präsentieren sich auch studen-
tische Initiativen, zum Beispiel das Formula Student Team oder die
Umwelt AG. Das Studierendenwerk Seezeit ist als Ansprechpartner zu
den Themen Wohnheime und Bafög vor Ort. Individuelle Fragen be-
antwortet der Studierendenservice und informiert über Bewerbungs-
verfahren und Zulassung.

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KU N DE N KO N TAKTMA NA GEMENT

                                        SCHMIEDER KUNDEN-KONTAKT-MANAGEMENT

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                                         auch das dritte, die Kunden-Kontakt-Management GmbH & Co. KG,
                                         kontinuierlich. Mittlerweile 65 Mitarbeiter*innen kümmern sich
                                         professionell um die Kommunikation für namhafte Kunden der Region.

E           s ist das Gespür für Markt-
            lücken, das Anne Schmieder so
            erfolgreich macht. Angefangen
            hatte sie 1986 mit einer Schreib-
            maschine im Keller, daraus
                                                ist schnelles Handeln unabdingbar! Aus
                                                diesem Dienst-leistungsgedanken heraus
                                                begann Anne Schmieder, die Kunden von
                                                einer besseren Erreichbarkeit zu überzeu-
                                                gen. Für die Be-arbeitung der Mails, Tickets
entwickelten sich die Schmieder Personal-       sowie der Anrufe rekrutierte sie neue
dienstleistungen und später die Schmieder       Mitarbeiter*innen. Also eine Chance für
Übersetzungen. Beide Unternehmen gab            Studierende, Mütter, Ruhe-ständler oder
sie 2019 an ihren Sohn Florian Schmieder        Arbeitssuchende. Die Mitarbeitenden der
weiter, um sich ihrem dritten Bereich, dem      KKM agieren sowohl vor Ort beim Kunden,
Kunden-Kontakt-Management (KKM), zu             im Büro in Staig als auch im Home-Office.        kompetent und zuverlässig zu allen Fragen
widmen.                                                                                          zur technischen Anwendung Auskunft ge-
                                                Vielseitig und International wie der             ben. Sie sind telefonisch stets erreichbar
Erreichbarkeit – der Schlüssel zum Erfolg       Kunde selbst                                     – auch am Wochenende sowie abends –
                                                                                                 und beantworten E-Mails schnell.
Sehr viele Unternehmen sind mit einem           Anne Schmieder betont: „Wir sind deutlich
super Produkt, mit einer genialen Leistung      mehr als ein Call-Center und arbeiten teilwei-   Außergewöhnliche Projekte
und mit einem teuren Marketing-Konzept          se für den weltweiten Markt in verschiede-
am Markt – doch wie steht es mit der            nen Sprachen.“ Für Firmen wie die J. Wagner      Anne Schmieders Team macht einen tollen
Erreichbarkeit?Ist das Telefon besetzt oder     GmbH, Baby Walz oder die Ravensburger AG         Job und übernimmt bei Bedarf aber auch
hat der Kunde große Mühe, seine Wünsche         können die Schmieder-KKM-Mitarbeitenden          andere Projekte. So unterstützt Schmieder
anzubringen?Insbesondere im Onlinehandel        Bestellungen der Kunden annehmen und             KKM seit Mai 2021 beispielsweise das Land-
                                                                                                 ratsamt Ravensburg bei der Bewältigung
                                                                                                 der Corona-Problematik. „Mit unserem indi-
                                                                                                 viduellen Projektservice übernehmen wir
Sehr viele
                                                                                                 komplette Au�träge sowohl für Start-Ups als
Mitarbeiterinnen                                                                                 auch für große Unternehmen und bieten die-
vereinbaren                                                                                      sen so die Chance, sich auf ihr Kerngeschä�t
Familie und
Beruf vorbildlich
                                                                                                 zu konzentrieren“, erzählt Anne Schmieder.
und machen
einen tollen Job!                                                                                Schon 2022 möchte die Chefin einen Ge-
                                                                                                 schä�tsführer/in einstellen. „Ich möchte
                                                                                                 Verantwortung abgeben und mich stärker
                                                                                                 im sozialen Bereich engagieren“, so Anne
                                                                                                 Schmieder. Bis ihr wieder eine neue, zünden-
                                                                                                 de Geschä�tsidee einfällt …

Schmieder KKM GmbH & Co. KG               Tel: +49 07502 94 49 10
Schussenstraße 14                         E-Mail: kkm@schmiedergmbh.de
D-88273 Fronreute–Staig                   www.schmieder-kkm.de
                                                                                                                                              9
FRAUENPOWER

                         J O H A N N E S             R E I C H E R T

Kleinvieh macht auch Mist
RAVENSBURG. Nachmittag in der Dachwohnung von Rosie B. am Rand                                       habe. Der liebe Gott hat auf mich aufgepasst.“
                                                                                                     Die junge Familie hat mit viel Eigenleistung
von Ravensburg. Die altdeutsche Anbauwand, die Sofaecke und der                                      ein Haus gebaut. Zwei Kinder sind gekommen.
große Wohnzimmertisch strahlen behäbige Gemütlichkeit aus. Zum                                       „Meine Ehe war mit viel Arbeit verbunden. Ich
Kaffee am Nachmittag strahlt die Sonne durch die großen Dachfens-                                    hab gemeint, mit Mann und Haus habe ich ein
                                                                                                     anderes Leben.“
ter. Rosie geht einen Stapel Bildbände durch, meist Kochbücher. Dabei                                Es musste gespart werden, deshalb wurde für
beurteilt ihr geübter Blick den Nachfragewert. Denn Rosie verkauft Trö-                              die Tochter auf dem Flohmarkt ein Kinderfahr-
del auf Flohmärkten. Das Geschäft geht aber nicht mehr so gut. Ganz                                  rad gesucht. Das war vor 35 Jahren in Baien-
                                                                                                     furt. Die Erinnerung ist noch lebendig. „Guck
aufhören möchte die 71-Jährige aber noch nicht.                                                      mal, die vielen Sachen, die da rumliegen, wir
                                                                                                     machen auch Flohmarkt, sagte mein Mann.“
                                                                                                     Mit dem Zeug aus der Abfallsortierung bei der
                                                                                                     Entsorgungsfirma war ein Anfang gemacht.
                                                                                                     Damals waren die blauen Schmalztöpfe und
                                                                                                     Sammeltassen der Renner. Ihr erster Flohmarkt
                                                                                                     als „Beschicker“ war ein voller Erfolg, der 700
                                                                                                     DM einbrachte. Rosie hat nie wertvolle Sachen
                                                                                                     angeboten und immer nur gebrauchte Dinge,
                                                                                                     meistens für eine Mark oder später für einen
                                                                                                     Euro. Denn, sagt Rosie: „Kleinvieh macht auch
                                                                                                     Mist!“ Die junge Familie konnte Hypotheken
                                                                                                     abzahlen und mit diesen Zusatzeinnahmen
                                                                                                     zum Lohn gut leben. Man ging auf Märkte
                                                                                                     in ganz Oberschwaben. Ein Auto mit Anhän-
                                                                                                     ger war nötig. Und die gebrauchten Sachen
                                                                                                     mussten gewaschen und hergerichtet werden.
                                                                                                     Rosie: „Oft habe ich das bis nachts um elf Uhr
                                                                                                     geputzt.“
                                                                                                     „In der heutigen Zeit ist gut, dass man alles
Rosie B. sortiert ihre Schätze für den nächsten Flohmarkt.             Fotos: Johannes Reichert     hat“, meint Rosie. „Aber die Jugend ist mit nix
                                                                                                     mehr zufrieden!“ Und der Markt sei übersät-
„Kind und Gesellschaft in der Kunst“ heißt         sie heiratet. Die Firma in Nürnberg produzierte   tigt. Sammeltassen und Bierkrüge gehen nicht
der Ausstellungskatalog, den sie mustert. Da-      Fernsehgeräte, zahlte anfangs die Unterkunft      mehr, stellt sie fest. Die Schuld am schleppen-
rin sind Bilder von noblen Familien mit edel       und einen guten Lohn von 350 Mark im Mo-          den Marktgeschäft gibt sie nicht dem Internet
angezogenen Kindern zu sehen, aber auch            nat. Mit einer Freundin hat sie eine eigene       oder eBay oder Corona. Sondern: „Deesch isch
Fabrikkinder, Kinder in Arbeitshäusern und         Wohnung gehabt. Aber auch immer Heimweh.          alles übersättigt. Die Kinder haben heute ganz
großstädtischen Elendsquartieren und bei be-       Ihr Trost: „Ein paar Jahre und dann heim!“        andere Ansichten. Junge Leute wollen nicht
schwerlicher Feldarbeit auf dem Land. Rosies       „Ich hab Deutschland schon bewundert, alles       mehr sammeln.“ Sie akzeptiert es, sie kann
Blick bleibt daran haften. Erinnerungen an die     so schön, die Ordnung, die Blumen,“ erklärt       es nicht ändern und kommt aus, weil sie seit
Heimat im ehemaligen Jugoslawien kommen            Rosie dem Besucher. Mit einer Freundin in den     Kindheit genügsam zu leben gewohnt ist. Für
hoch.                                              Bus und zum Picknick ins Grüne war das Sonn-      Recycling oder Upcycling hat sie großen Re-
„Wir waren arm. Meine Mutter hat kein Geld         tagsvergnügen. Kuchen und Bier das Festme-        spekt. Die ökologisch begründete Genügsam-
für Streichhölzer gehabt. Beim Nachbar hab         nü. Geld hat sie gespart und heimgeschickt,       keit schätzt sie und sagt: „Weniger ist mehr, ist
ich mit einem Schäufele Glut geholt“, erzählt      damit das Dach gemacht wird. War aber nix,        gar nicht schlecht!“
die Seniorin aus ihrer Kindheit: Reingeregnet      wie sie beim ersten Heimatbesuch feststellt.
hat es in das Haus mit Lehmboden. Morgens          Das war das Ende der Geldsendungen. Mit der
vor der Schule war das Schwein zu füttern.         Mutter habe sie viel Mitleid gehabt. Weil der
Im Herbst Brombeeren sammeln und das Geld          ältere Bruder auch wegzog und es zehn Jahre
aus dem Verkauf dem Vater geben. Für seine         lang keinen Kontakt gab, habe die Mutter viel
Zigaretten und seinen Schnaps ging das bissle      geweint.
Geld weg. Einmal schickte der Vater die kleine
Rosie mit zehn Eiern in einem Tuch in den Ort      Flohmärkte sind ihr Leben
mit der Eisdiele, sechs Kilometer für die kurzen   In jungen Jahren hat sie ihren Mann kennen-
Beine zu laufen, die Eier zu verkaufen und das     gelernt. Ein Onkel war der Mittelsmann. Und
Geld heimbringen. „Andere Kinder sind mit Eis      so kam der Umzug nach Ravensburg. Zwei
herausgekommen, ich hab gar nicht gewusst          Jahre hat sie in der Küche einer Wirtschaft
wie Eis schmeckt!“                                 geschafft. Was die Leute alles wegwerfen, hat
Der Vater hat sie im Arbeitsbüro zur Vermitt-      sie am nächsten Arbeitsplatz gesehen. Das
lung nach Deutschland angemeldet. Da war sie       war bei einer Entsorgungsfirma an der Abfall-
achtzehn. Ein Nachthemd und einen Koffer hat       sortierung. „Da waren auch Spritzen drin, ich
er ihr gekauft. Sie sollte Geld heimschicken bis   hab Glück gehabt, dass ich mich nicht verletzt

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FRAUENPOWER

               K O N T A K T S T E L L E                F R A U          U N D      B E R U F

Erfolgreich im Leben und Beruf
RAVENSBURG. Um berufliche Neuorientierung,
Bewerbung und Selbstbewusstsein geht es in drei
Online-Veranstaltungen der Kontaktstelle Frau und
Beruf Ravensburg – Bodensee-Oberschwaben. Dabei
wird es jeweils einen kurzen Input geben, danach
folgt ein zwangloser Gedankenaustausch zu beruf-
lichen Fragen, Erfahrungen und Wünschen.

                                            Zielgruppe sind Frauen,
                                            die sich vernetzen wollen,
                                            sich beruflich verändern
                                            oder weiterbilden wollen,
                                            nach einer Familienphase
                                            ihren Wiedereinstieg oder
                                            nach Ausbildung/Studium
                                            ihren Berufseinstieg pla-
                                            nen und auf Stellensuche
                                            sind. Referentin ist Fran-
                                            ziska Klampfl, die mit ih-
                                            rem Unternehmen Klampfl
                                            Per sonalmanagement
                                            sowohl Unternehmen als
                                            auch Privatpersonen be-
                                            rät. Die Veranstaltungen
                                            sind kostenfrei.

                                            Franziska Klampfl infor-
                                            miert Frauen zu beruf-
                                            lichen Themen.

Termine: Donnerstag, 24., 31. März und 7. April jeweils von 14 Uhr
bis 15:30 Uhr. Die Kontaktstelle Frau und Beruf unterstützt Frauen bei    Kinofilm „Die Unbeugsamen“ und anschließender Talk mit Politike-
allen beruflichen Fragen. Das Beratungsportfolio gibt Hilfestellung zu    rinnen anlässlich des Internationalen Frauentags 2022
beruflicher Neuorientierung, Stellenwechsel, Wiedereinstieg, Existenz-
gründung oder auch zur beruflichen Weiterentwicklung oder Karriere-       Das Frauenbündnis Internationaler Frauentag Ravensburg lädt am 8.
planung. Die individuellen Beratungen sind kostenlos und vertraulich      März 2022 um 19 Uhr in die Linse in Weingarten ein. Hier wird der
und finden zurzeit per Telefon oder online statt.                         Kinofilm „Die Unbeugsamen“ gezeigt. Anschließend gibt es im Studio
                                                                          der Ravensburger Streamerei einen Talk mit Politikerinnen, der live in
Nähere Infos und Anmeldung zu allen Veranstaltungen und Terminen:         die Linse übertragen wird.
Kontaktstelle Frau und Beruf                                              Der Film „Die Unbeugsamen“ erzählt die Geschichte der Frauen in der
Ravensburg – Bodensee-Oberschwaben c/o WiR GmbH                           Bonner Republik, die sich ihre Beteiligung an den demokratischen
Tel. 0751/35906-63, E-Mail info@frauundberuf-rv.de                        Entscheidungsprozessen gegen erfolgsbesessene und amtstrunkene
   www.frauundberuf-rv.de                                                 Männer wie echte Pionierinnen buchstäblich erkämpfen mussten. Un-
                                                                          erschrocken, ehrgeizig und mit unendlicher Geduld verfolgten sie ihren
                                                                          Weg und trotzten Vorurteilen und sexueller Diskriminierung.
                                                                          Agnieszka Brugger MdB (Die Grünen), Heike Engelhardt MdB (SPD)
                                                                          und Elisabeth Jeggle MdEP a.D. (CDU) diskutieren im Anschluss an den
                                                                          Film über die aktuelle Situation von Frauen in der Politik. Hat sich viel
                                                                          geändert?
                                                                          Das Frauenbündnisses Internationaler Frauentag Ravensburg freut sich
                                                                          auf zahlreiche Teilnehmer*innen! Der Stream, d.h. der Talk mit den Poli-
                                                                          tikerinnen, kann auch online angeschaut werden. Einen Link dazu gibt
                                                                          es auf der Homepage und in den Sozialen Medien der Streamerei und
                                                                          der Kontaktstelle Frau und Beruf www.frauundberuf-rv.de.

                                                                          Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Kulturzentrum Linse,
                                                                          der Streamerei und den Digital Media Women Bodensee-Oberschwaben
                                                                          statt.

                                                                                                                                                11
FRAUENPOWER

                        R O L A N D           R E C K

Das Privileg
LEUTKIRCH. Den richtigen Deckel zu finden, ist eine Kunst. Er muss                                 stehen: Wer kann es, wer will es, wer passt?
                                                                                                   Das Ehepaar Härle hat keine Kinder und
passen. Nicht ungefähr, sondern richtig. Nicht nur scheinbar und auf                               hat sie doch. Denn Esther Straub kennt das
den ersten Blick, sondern tatsächlich und dauerhaft. Hinzu kommt                                   Ehepaar seit 28 Jahren, als es in die direkte
die Frage: Wer sucht und wer findet wen – der Topf den Deckel oder                                 Nachbarschaft zog. Straubs und Härles sind
                                                                                                   seitdem eng befreundet und Esther kennt die
umgekehrt? Es scheint, Esther Straub ist der Deckel, der mit Gottfried                             Brauerei seit Kindesbeinen und fand den Um-
Härle seinen Topf gefunden hat, indem die junge Frau Mitte des letzten                             trieb dort schon immer faszinierend. Aus In-
Jahrzehnts dem schon etwas ergrauten Chef von der Brauerei Clemens                                 teresse wurde gelegentliche Mitarbeit, denn
                                                                                                   es gab immer was zu tun. Es blieb dabei, denn
Härle vorgeschlagen hat, zukünftig an seiner Seite die Geschäfte der                               niemand drängte. Das liberale Elternhaus war
Leutkircher Traditionsbrauerei zu führen. Gefragt, gesagt, getan, seit                             für die vier Kinder ideales Sprungbrett in
2016 ist es so: die heute 33-Jährige ist Co-Geschäftsführerin in einer                             die Welt. Und Esther entschied sich für ein
                                                                                                   Studium, das sehr viel mit Juristerei und gar
Brauerei, die in Nachhaltigkeit vorbildlich ist und dies nun auch in der                           nichts mit Hopfen und Malz zu tun hatte.
Unternehmensnachfolge ist. Der Deckel passt exakt auf den Topf!                                    Doch das Band hielt, die Freiheit stärkte es
                                                                                                   sogar. Und zog sie schließlich zurück.
Und der Deckel ist quicklebendig und             sondern auch ihren Mann mitgebracht. In           So oder so ähnlich hat es sich zugetragen,
schwärmt dem Besucher vor, wie toll es ist,      Istanbul hat sie sich verliebt, tatsächlich und   dass die Hochschulabsolventin mit ihrem aus
als Unternehmerin zum Wohl von Unter-            überhaupt – und trotzdem: Leutkirch ist ihre      Libyen stammenden Mann in ihre Heimat
nehmen und Beschäftigten zu arbeiten. Es-        Bestimmung.                                       zurückkehrte, wo sie Gottfried Härle ohne
ther Straub ist wieder in ihrer Heimatstadt      Die Nachfolge stellt sich irgendwann. In der      Stress und mit offenen Armen empfing. Es-
angekommen, die sie nach dem Abitur fürs         Familie sind es die Kinder, die das Erbe einst    ther Straub ist voll des Lobes über Härle, der
Studium und den Duft der weiten Welt ver-        antreten, aber ob es auch für die Unterneh-       in seiner Führungsrolle sehr behutsam agiere.
lassen hat. Sie hat aus Istanbul, wo sie neben   mensnachfolge passt, ist damit noch lange         „Gottfried hält mich nicht für selbstver-
Passau und Mannheim Staatswissenschaften         nicht gesagt. Das kann trösten, wenn man          ständlich“, das zeige „seine Wertschätzung“,
studiert hat, nicht nur ihren Master of Laws,    keine Kinder hat, aber die Frage bleibt be-       erklärt die Co-Chefin. Es war auch sein Be-

Esther Straub freut sich und sieht es als ihre Pflicht, als Unternehmerin die Welt zum Besseren zu verändern.                 Fotos: Felix Kästle

12
FRAUENPOWER

 INFO
 Klimaneutral – auch online
 Clemens Härle, geboren in Kirchdorf, einer
 von vier Brüdern, die alle Brauer wurden,
 legte den Grundstein für die Härle-Brau-
 Tradition in Leutkirch. Zunächst hatte Cle-
 mens Härle die kleine Schlossbrauerei in
 Bad Wurzach gepachtet. Als diese im Jahre
 1895 abbrannte, kaufte er das Anwesen der
 Mohren-Brauerei in Leutkirch und baute in
 nur acht Monaten ein völlig neues Brau-
 haus, in dem heute noch gebraut wird.
 Am 16. Februar 1897 wurde dort der erste
 Sud gekocht. 125 Jahre alt ist die Brauerei
 inzwischen und wird seit Mitte der 80er
 Jahre von Gottfried Härle geführt, der als
 grüner Pionier sein Erbe konsequent auf
 eine ökologische Schiene brachte. Dazu
 zählen auch Biobiere wie das „Landzüngle“
 sowie das Erfrischungsgetränk „Seezüng-
 le“. Zusammen generieren die zertifizierten
 Bio-Produkte zwei Drittel des Umsatzes,
 erklärt Gottfried Härle und weist stolz da-
 rauf hin, dass sein Unternehmen die erste
 und einzige Brauerei in Deutschland ist,
 die zu 100 Prozent klimaneutral braut und
 vertreibt. Dazu wird Energie aus Holzhack-
 schnitzeln, Strom aus Wind, Wasserkraft
 und Sonne sowie Biodiesel aus deutschem
 Rapsanbau genutzt. Das nächste Ziel ist,      Zwei, die sich verstehen. Gottfried Härle und Esther Straub folgen der gleichen Unternehmens-
 den zunehmenden CO2-Ausstoß durch die         philosophie: Verantwortung, Regionalität und Bioqualität schaffen Nachhaltigkeit.
 Nutzung des Internets – durch den Be-
 trieb der Server – zu kompensieren. Das       falls nicht mit Lob. „Esther Straub teilt halt des Unternehmens in einer intakten Um-
 Unternehmen hat sich deshalb der inter-       und lebt aus voller Überzeugung die Wer- welt, darin sehe sie sowohl ihre „Pflicht“ als
 nationalen Initiative „CO2-neutral website“   te, die unsere Brauerei bereits seit Jahr- auch ein „Privileg als Unternehmerin, etwas
 angeschlossen. Diese berechnet anhand         zehnten auszeichnen: Glaubwürdigkeit und tun zu können“. Und das begeistert sie.
 des Besucheraufkommens die durch den          Verlässlichkeit, Verantwortung für Umwelt Die Zeiten sind schwierig. Corona sei eine
 Internetauftritt verursachten klimaschäd-     und Natur, Tradition und Innovationsgeist, Herausforderung, die man gemeinsam „gut
 lichen Emissionen und kompensiert diese       Verantwortung für unsere Mitarbeiter und gemeistert“ habe und nun hoffe sie auf einen
 durch Investitionen in Klima- und Umwelt-     für unsere Heimatregion“. Das Zitat stammt guten Sommer. „Ich bin ein optimistischer
 schutzprojekte auf der ganzen Welt, dar-      aus der „Unternehmerin“, dem Magazin des Mensch“, macht sie beim Abschied Mut, es
 unter Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer      Verbands deutscher Unternehmerinnen, der ihr gleich zu tun.
 Energien sowie ein Regenwaldprojekt der       den Oberschwaben
 internationalen Naturschutzorganisation       zum „Wegbereiter
 „World Land Trust“ in Ecuador.                des Jahres“ mit dem                                                               Heilpraktikerin
 Wegen seinem außerordentlichen Engage-        „she succeeds award
 ment beim Umwelt- und Klimaschutz wur-        2021“ auszeichnete.
                                                                                                                                   Hebamme
 de Härle und seine Brauerei schon vielfach    Sie sei „Biertrinkerin“                                                          Tierpsychologin
 ausgezeichnet. Zuletzt erhielt Gottfried      und begeistert von                                                              TCM Therapeutin
 Härle 2021 vom Verband deutscher Unter-       diesem „vielfältigen
 nehmerinnen und dem Bundeswirtschafts-        Produkt“, bekennt         Naturheilpraxis           Mirka Holl
                                                                                     Nach Teilnahme am theoretischen und praktischen
 ministerium den Preis zum „Wegbereiter        indes Esther Straub       Hebamme          &   Heilpraktikerin
                                                                               Akupunktur- und TCM-Fortbildungsprogramm nach dem
 des Jahres – mehr weibliche Nachfolge“.       im Gespräch mit                 anerkannten Curriculum         der Med.
                                                                          Schmerztherapie             Am Ravensburger TorFortbildungsgesellschaft
                                                                                                                           14
 Esther Straub ist die Glückliche.             BLIX auf die Frage:        Übergewicht             Pro Medico     in Mutterstadt
                                                                                                           88339 Bad Waldsee
                                               „Was macht den Reiz        chronische Leiden       Telefon 07524 / 97 411 95
                                                                          energetische Medizin freue ich  mich Sie in Zukunft als
                                                                                                       www.heilkunde-mirka.de
                                               aus, Bier zu verkau-
streben, dass sie berufsbegleitend an der
Zeppelin-Universität in Friedrichshafen noch
                                               fen? “ Doch es ist viel
                                               mehr. Die von Härle
                                                                              „Master of Acupuncture“
den „Master für Family Entrepreneurship“       beschriebene Unter-                       noch besser in den bewährten Anwendungen
absolvierte, ein Studiengang der speziell      nehmensphilosophie                                  der Akupunktur und TCM
auf die Nachfolge in Familienunternehmen       ist auch ihre. Die                             als Hebamme behandeln zu können.
ausgerichtet ist und viele Fragen aufwirft,    Ausrichtung auf Re-
die gemeinsam beantwortet werden wollten,      gionalität und Bio ist                          Naturheilpraxis Mirka Holl
betont Esther Straub und sieht sich bes-       ganz in ihrem Sinne.                          Am Viehmarkt 1 · 88410 Bad Wurzach
tens aufgehoben in diesem ganz besonderen      Es gehe ihr nicht um                 Telefon 07564 9495773 · info@heilkunde-mirka.de
„Patschwork-Familienunternehmen“.              ständiges Wachstum,                                 www.heilkunde-mirka.de
Der 67-jährige Brauereiinhaber spart eben-     sondern um den Er-

                                                                                                                                               13
FRAUENPOWER

                         R O L A N D            R E C K

„Es ist alles gesagt“
BIBERACH. Es ist ein Tsunami, dessen Auswirkungen noch nicht abzu-
sehen sind. Die Flutwelle des Entsetzens und der Entrüstung, die in
Folge des Missbrauchs und der Gewalt in den Mauern der Katholi-
schen Kirche, sich aufgebaut hat, rüttelt an den Grundfesten dieser
2000 Jahre alten Kirche, die einst prägende Macht des „Christlichen
Abendlands“ war und heute akut einsturzgefährdet ist. Katastrophe,
Krise, Chance. BLIX sprach mit drei Frauen über ihr Engagement in                                      Birgit Hahn ist Vorsitzende des Katholischen
                                                                                                       Frauenbundes in Biberach. Fotos: Andrea Reck
ihrer Kirche und ihr Leiden an ihrer Kirche.

Birgit Hahn ist Vorsitzende des Katholischen       les! Und haben ihre Forderungen bereits vor
Frauenbundes in Biberach und hat zum Ge-           einem Jahr unmissverständlich kundgetan,
spräch ins Katholische Gemeindezentrum St.         als sie die Initiative Maria 2.0 aufgriffen und
Martin, direkt neben der Stadtpfarrkirche,         in sieben Absätzen der bestehenden Praxis
geladen. Begleitet von ihrer Stellvertreterin      der Amtskirche eine Absage erteilten und
Andrea Kerriou und Thekla Braun, Mitglied im       stattdessen „gleiche Rechte“ und „gemein-
Redaktionsteam von „Geistreich“, einer Zeit-       same Verantwortung“ einforderten. Konkret
schrift für die Seelsorgeeinheiten Biberach        heißt es unter Punkt 2: „Macht wird geteilt.
und Umland. Und alle drei, im Altersdurch-         Denn der Klerikalismus ist heute eines der
schnitt 60+, sind Maria 2.0-Aktivistinnen.         Grundprobleme der katholischen Kirche und
Es wird schnell klar: entweder die katholische     fördert den Machtmissbrauch mit all seinen
Kirche wird weiblicher, dort, wo entschie-         menschenunwürdigen Facetten.“ Weiter heißt
den und gesegnet wird und bisher ein rein          es unter Punkt 3: „Denn viel zu lange schon
männlicher Klerus herrscht, oder sie trif-         ist die katholische Kirche ein Tatort sexueller
tet weiter ab ins gesellschaftliche Nirwana.       Gewalt. Kirchliche Machthaber halten immer          Andrea Kerriou ist stellvertretende Vorsitzende
Die Austrittszahlen sprechen für sich und sie      noch Informationen zu solchen Gewaltver-            des Frauenbundes in Biberach.
lassen sich auch nicht mit dem Hinweis, es         brechen unter Verschluss und stehlen sich aus
ginge um die Kirchensteuer, negieren, sind         der Verantwortung.“ Und selbstverständlich
sich die drei Frauen einig. Sie reden Tache-       verneinen die Frauen den Pflichtzölibat, der

Frauen melden sich zu Wort. Nicht erst jetzt. Die Initiative „Maria 2.0“ forderte im Frühjahr 2019
vor dem Hintergrund des klerikalen (Macht-)Missbrauchs in der katholischen Kirche gleiche Rech-
te für die Frauen und das Ende des Pflichtzölibats. Im April 2021 folgte der Thesenanschlag. In sie-
ben Punkten wurde eine grundsätzliche Strukturreform der katholischen Kirche gefordert. Birgit
Hahn (links), Vorsitzende des Frauenbundes in Biberach, und ihre Stellvertreterin Andrea Kerriou
hängen am 21. Februar 2021 die Forderungen am Kirchplatz in Biberach aus.

                                                                                                       Thekla Braun ist Mitglied und Mitarbeiterin im
                                                                                                       Redaktionsteam von „Geistreich“.

                                                                                                       Menschen hindere, ihrer Berufung zu fol-
                                                                                                       gen und stattdessen einer „Scheinfassade“
                                                                                                       gleiche, hinter der sich „existenzielle Krisen“
                                                                                                       abspielten. Vielmehr solle die Kirche „eine
                                                                                                       wertschätzende Haltung und Anerkennung
                                                                                                       gegenüber selbstbestimmter Sexualität und
                                                                                                       Partnerschaft“ einnehmen.
                                                                                                       Die Fraueninitiative Maria 2.0 entsprang ei-
                                                                                                       nem Lesekreis im katholischen Münster, Stadt
                                                                                                       des Westfälischen Friedens (1648), im Mai
                                                                                                       2019. Statt hinter verschlossenen Türen den
                                                                                                       (Macht-)Missbrauch des Klerus zu beklagen,
                                                                                                       traten die Frauen vor den Kirchentüren an
                                                                                                       die Öffentlichkeit, um gegen die bestehen-
                                                                                                       den (Macht-)Verhältnisse in der Kirche zu
FRAUENPOWER

protestieren. Mit Maria, der Ikone des konser-
vativen Katholizismus, forderten die Frauen
einen Neustart (2.0) und fanden viel Zuspruch
(aber nicht nur) – auch im konservativen
Oberschwaben und auch beim Katholischen
Frauenbund, so auch in Biberach, wo am 21.
Februar 2021 Birgit Hahn und Andrea Kerriou
das Thesenpapier am Kirchplatz anbrachten.
Um den desaströsen Zustand der katholischen
Kirche auch „im Himmelreich des Barock“ zu
verstehen, sei Kurt Widmaier zitiert, der sich
anlässlich des Münchner Gutachtens und des-
sen Kritik an Ex-Papst Benedikt in einem Le-
serbrief in der Schwäbischen Zeitung (29. Jan.
22) äußerte. Widmaier, sozialisiert in einem
katholischen Studentenbund, verkörperte als
Ravensburger Landrat (1999-2015) das ka-
tholische Oberschwaben wie kein anderer.
Widmaier schreibt: „Meine katholische Kirche
hat durch die Vertuscherei und Heuchelei von
Kirchenoberen einen Grad der Niedertracht
erreicht, der seinesgleichen sucht. Von christ-     Männerkirche: Stadtpfarrer Stefan Ruf (links) ist neuer katholischer Dekan von Biberach und
lichem Tun kann hier keine Rede mehr sein.          Nachfolger von Sigmund Schänzle, Ochsenhausen, der nicht mehr zur Wahl antrat. Der Stadtpfar-
Das Schlimme daran ist: Man hat den Ein-            rer war und ist Gesprächspartner der Frauen im Frauenbund in Biberach und wird von diesen so
druck, die betroffenen Kirchenführer haben          beschrieben: „Unser Pfarrer stellt sich nicht dagegen, aber wir fühlen auch keine Unterstützung.“
noch gar nicht erkannt, dass das Kirchenschiff      In der Pressemitteilung der Diözese heißt es: „Ruf sprach sich bei der Kandidatenvorstellung für
kurz vor dem Versinken ist. (…) Wir brauchen        eine offene Kirche aus, die den Dialog sucht.“ Und die Schwäbische Zeitung weiß zu berichten, Ruf
keine Kirche mehr mit einem absolutistischen        habe bei seiner Vorstellung darauf hingewiesen, dass er der Kirche viel zu verdanken habe, und er
System, sondern eine Kirche, die von unten          halte sie bei allen Problemen „‚immer noch für einen Leuchtturm in der Gesellschaft‘“. Ruf: „Aus
her maßgeblich bestimmt wird.“                      dieser guten Erfahrung heraus will ich meine Kraft einbringen für eine bunte, vielfältige und of-
Damit spricht der Alt-Landrat den drei Frauen       fene Kirche.“ Zur Frage nach dem Diakonat von Frauen antwortete Ruf: „Ich setze mich dafür ein,
im Gemeindezentrum St. Martin aus der Seele.        nicht in einer Hauruckaktion, nicht plakativ und aggressiv, aber wir müssen dranbleiben.“
„Es ist alles gesagt“, sagt Thekla Braun. Den
eingeschlagenen „Synodalen Weg“ der Ver-            die harte Linie von Rom fahren würde“, warnt       „Handelnd seine Ziele weiter verfolgen.“ Das
ständigung von Amtskirche und Laien und             Thekla Braun.                                      Fundament ist ihr Glaube, dessen Gemein-
dem Ringen um Reformen in Deutschland               „Was tun: Bleiben oder gehen?“, war die ein-       schaft sie in ihrer Kirche leben, aber sie wür-
begrüßen die Frauen, aber sind skeptisch.           gangs gestellte Frage, die die Frauen mit ihrer    den ihren Glauben nicht verlieren, wenn sie
Immer noch zu mächtig erscheint ihnen „der          Bereitschaft zur öffentlichen Auskunft vor-        die Institution Kirche aus Verzweiflung und
Männerbund“, der sich an die Macht klamme-          erst beantworteten. „Ich bin Christin und will     schweren Herzens aufgeben würden, trösten
re und gestützt werde aus Rom. „Es wäre das         mich nicht vertreiben lassen“, beharrt Birgit      sie sich. Die Frage bleibt: Gibt sich die Kirche
Dümmste, was geschehen könnte, wenn man             Hahn. Und Andrea Kerrious Motto lautet:            auf?

A L A M A N N E N M U S E U M                          E L L W A N G E N
                                                                                                                                                      Ein kleines Dorf in einer
Entdeckungsreise ins frühe Mittelalter                                                                                                                großen Welt – Alltagsszenen
                                                                                                                                                      des 5. und 6. Jahrhunderts
ELLWANGEN. Bis zum 18. September 2022 ist           Darüber hinaus laden Mitmach-Stationen zum                                                        Sonderausstellung
                                                                                                                                                      im Alamannenmuseum
im Alamannenmuseum die Sonderausstellung            Entdecken und Ausprobieren verschiedener                                                          Ellwangen
„Ein kleines Dorf in einer großen Welt –            Handwerke ein. Auf diese Weise möchte die                                                         2. Dezember 2021
Alltagsszenen des 5. und 6. Jahrhunderts“           Ausstellung auch den Blick schärfen für den Wert                                                  bis 18. September 2022
zu sehen. Die vom Römer und Bajuwaren               materieller Dinge. Themen wie Landwirtschaft,
Museum Kipfenberg konzipierte Ausstellung           Produktion und Handel schlagen historisch die
lädt zu einer spannenden Entdeckungsreise           Brücke in unsere heutige Zeit und regen an, sich
in die Welt des frühen Mittelalters ein.            mit brennenden Umweltthemen und unserem
                                                    eigenen Konsumverhalten auseinanderzusetzen.
Alltagszenen vor der Kulisse eines kleinen Dorfes   Im Begleitprogramm werden immer am ersten
                                                                                                       Fotos: Römer und Bajuwaren Museum Kipfenberg

verschaffen Einblick in das Leben der Menschen      Sonntag im Monat um 15 Uhr Führungen in der
zur Zeit des berühmten „Kriegers von Kemathen“.     Sonderausstellung angeboten Am 15. Mai findet
Dieser oft als “Urbayer” bezeichnete Stammesfürst   von 11 bis 17 Uhr der jährliche große Aktionstag
hat um 430 n. Chr. bei Kipfenberg im Altmühltal     am Internationalen Museumstag im Rahmen der
gelebt. Mit Originalfunden, Repliken und viel       Sonderausstellung statt.
                                                                                                                                                             www.alamannenmuseum-ellwangen.de
Liebe zum Detail werden Themenbereiche wie          Nähere Infos unter Tel. 07961/969747 sowie
häusliches Leben und Wohnen, Kleidung und           unter     www.alamannenmuseum-ellwangen.de                                                                                 In Kooperation mit:

Handwerk, Ackerbau und Viehzucht dargestellt.       erhältlich.

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