Kunst + Glauben - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn

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Kunst + Glauben - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Nummer 1
3. bis 16. Januar 2016

                               Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau

                         Kunst + Glauben
Kunst + Glauben - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Kunst + Glauben

                                                                                                           Editorial                                       Damit der Glauben bewegli
                                                                                                           Haben Sie schon einmal Kindern beim             Die Bedeutung moderner Kunstwerke
                                                                                                           Malen zugesehen? Mir fällt immer wieder
                                                                                                           auf, wie unbefangen sie drauflosmalen,
                                                                                                           wie «es» einfach aus ihnen herausfliesst.       Gleich drei grosse Ausstellungen themati-      starken und aussagekräftigen Bildern und
                                                                                                           Sie malen das, was sie gerade beschäf-          sieren derzeit im deutschen Sprachraum         Metaphern, «verarbeiten» sie diese in ihrem
                                                                                                           tigt, und so, wie sie es gerade wahrneh-        moderne Kunst und christlichen Glauben.        eigenen Schaffen. Dabei suchen sie einen
                                                                                                           men und fühlen. Ihre Bilder sind ehrlich.       In Düsseldorf wird bis zum 17. Januar die      eigenen Zugang zu den grossen Themen,
                                                                                                           Sie gewähren einen Blick in ihre Seele.         Ausstellung «The Problem of God» gezeigt,      die uns Menschen bewegen, und versu-
                                                                                                           Auf dem Weg zum Erwachsensein geht              in Graz ist bis zum 24. Januar «reliqte,       chen, es mit dem ihnen eigenen Formen-
                                                                                                           vielen von uns diese elementare Fähigkeit       reloaded – zum Erbe christlicher Bildwel-      vokabular gestalterisch zu beschreiben und
                                                                                                           verloren. Wir trauen uns nicht mehr, unse-      ten heute» zu sehen und in Hannover setzt      damit sichtbar werden zu lassen.
                                                                                                           ren Gefühlen in spontaner Weise Aus-            man sich bis zum 21. Februar mit der gros-
                                                                                                           druck zu verleihen, weil das Ergebnis           sen und umfassenden Schau «Madonna:            Neue Zugänge
                                                                                                           nicht unseren Vorstellungen von einem           Frau – Mutter – Kultfigur» intensiv mit        Es versteht sich von selbst, dass dadurch
                                                                                                           guten Bild genügen oder zu viel von uns         Maria auseinander. Anlass ist zum einen        Kunstwerke entstehen, die ganz anders
                                                                                                           selbst zeigen könnte.                           das Jubiläum des Zweiten Vatikanischen         aussehen als die bisher bekannten Darstel-
                                                                                                           Trotzdem gibt es immer wieder Men-              Konzils, das 1965 endete, zum anderen          lungen. So lässt das Bild von Christel Holl
                                                                                                           schen, die den Zugang zu ihrem Inneren          das wiederentdeckte Interesse an der           (siehe rechts) rein formal nichts von einer
                                                                                                           offen gehalten haben und mutig genug            Interaktion von Kunst und Religion.            Verkündigung an Maria sehen, kein Betrach-
                                                                                                           sind, ihren inneren Bildern – unterstützt                                                      ter käme spontan auf den Titel: Empfangen
                                                                                                           durch darstellende Fähigkeiten – Form           Denn Kunst und Glauben sind an sich ein        durch den Heiligen Geist, geboren von der
                                                                                                           und Farbe zu geben. Diese Menschen              uraltes Gespann, bei dem sich die beiden       Jungfrau Maria. Doch beim Wissen um das
                                                                                                           würde ich als Künstler bezeichnen. Ihre         Akteure immer wieder neu gegenseitig inspi-    Bildthema ergeben sich Zugänge und Erfah-
                                                                                                           Zeichnungen, Gemälde oder Skulpturen            riert und voneinander profitiert haben. Un-    rungen, die mit einer traditionellen Darstel-
                                                                                                           spiegeln nicht nur ihr Persönliches wider,      sere Glaubensvorstellungen sind wesentlich     lung nicht möglich gewesen wären. Im Rot-
                                                                                                           sondern innere Wahrheiten, die sie mit          von bildhaften Darstellungen in der Bibel      Gelb liegt die göttliche Liebe als Kraft des
                                                                                                           anderen Menschen teilen. Deswegen wer-          und deren unterschiedlichen Interpretation     Heiligen Geistes gleichsam auf Maria, die
                                                                                                           den solche Kunstwerke für Betrachtende          und Darstellungen in den verschiedenen         durch das reine Weiss symbolisiert wird.
                                                                                                           auch so interessant und wertvoll: Sie ent-      Epochen geprägt, allen voran des Barock        Wie ein grosses Gefäss ruht sie auf dem
                                                                                                           decken darin «Wirklichkeiten», die für ihr      mit seinen prachtvollen Kirchen, Bildern und   Wasser der Erde und bietet dem Wirken
                                                                                                           eigenes Leben bedeutsam sind. Solche            Skulpturen. Ich denke da an Bilder vom Hei-    Gottes ihren «Körper» als «Nest» für seinen
                                                                                                           «Wirklichkeiten», wie z. B. die Idee vom        ligen Geist, der Erschaffung der Welt, den     Sohn an, der hier mit dem goldenen Quadrat
                                                                                                           Schönen oder die Sehnsucht nach Ein-            Engeln oder der Verkündigung an Maria, um      symbolisiert wird. So wird die vorbildliche
Titelbild: Eckart Hahn, Anbetung der Könige, 2011, Acryl auf Leinwand, 230 × 180 cm. Bild: © Eckart Hahn

                                                                                                           heit, übersteigen unser Denken und sind         nur einige zu nennen. An diesen reichen        Haltung Mariens dargestellt, ihr JA auf Got-
                                                                                                           damit auch Gegenstand der Religionen.           Schatz an Wort- und Geschichtenbildern, an     tes An-Spruch in die Zeit, dass sein ewiges
                                                                                                           Hier zeigt sich für mich eine innere Verbin-    die «Tradition» der Weitergabe der Bilder      WORT in ihr Menschengestalt annehmen
                                                                                                           dung zwischen künstlerischem Schaffen           und der Auseinandersetzung mit diesen          soll. Für IHN steht das goldene Quadrat in
                                                                                                           und religiöser Suche.                           knüpfen die Künstlerinnen und Künstler un-     der optischen Mitte des Bildes. Gold steht
                                                                                                           In der diesjährigen Serie (Seite 9) möch-       serer Zeit an. Fasziniert von den symbol-      dabei für das Göttliche, Unvergängliche,
                                                                                                           ten wir Kunst und Glaube zusammenbrin-                                                         Höchste, die Quadratform für seine irdische
                                                                                                           gen und sie miteinander in Austausch                                                           Gestalt. Ganz Gott und ganz Mensch vereint
                                                                                                           treten lassen. Ein begleitender Text soll       Inhalt                                         er Himmel und Erde, bringt er allen Orientie-
                                                                                                           Ihnen als Leserinnen und Leser einen Zu-                                                       rung und Frieden, die ihn wie Maria in sich
                                                                                                           gang zum jeweiligen Bild ermöglichen –          Aus dem Bistum                           6     aufnehmen und ihm Wohnung geben.
                                                                                                           in der Hoffnung, dass Sie darin Wertvolles      Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
                                                                                                           für sich entdecken, vielleicht auch irritiert   Bischof Felix Gmür im Interview                Das Fremde als Segen
                                                                                                           werden, zum Nachdenken kommen oder                                                             Den unbedarften Betrachter können solche
                                                                                                           sich in Ihren Vorstellungen weiterentwi-        Kunst + Glauben                          9     Bilder befremdend anmuten. Das alles,
                                                                                                           ckeln. Freuen würde es uns natürlich,           Sehnsucht, Gott zu schauen                     weil sie nicht unseren bisherigen Vorstel-
                                                                                                           wenn die Serie die eine oder den anderen                                                       lungen von durch die Kunst dargestellten
                                                                                                                                                           Thurgau                                 13
                                                                                                           unter Ihnen anregen würde, selbst wieder                                                       Bildern entsprechen und wir keinen Zugang
                                                                                                                                                           Den Auftrag erfüllen
                                                                                                           künstlerisch aktiv zu werden und der kind-      Gedanken zur personellen Entwicklung
                                                                                                                                                                                                          finden. Dadurch empfinden wir sie als
                                                                                                           lichen Kreativität freien Lauf zu lassen.                                                      fremd, ungewohnt, provokativ. Denn sie
                                                                                                           In diesem Sinne wünsche ich Ihnen im            Kurse · Tagungen                        14     hinterfragen bestehende Bilder. Sie rütteln
                                                                                                           Namen unserer Redaktion ein gutes neu-                                                         an der Standfestigkeit der bisherigen Er-
                                                                                                           es Jahr.                                        Gottesdienste an den Wochenenden        15     kenntnisse und Auffassungen. Sie rufen
                                                                                                                                                           Filmtipp                                       uns aus unserer Komfortzone heraus, um
                                                                                                                                                                                                          eine Reaktion auszulösen wie z. B. Irrita-
                                                                                                                                                           Kalenderblatt · Zum Schluss             16     tion, Staunen, Auseinandersetzung, neue
                                                                                                                                                                                                          Erkenntnisse.

                                                                                                           2   forumKirche | 1-2016
Kunst + Glauben - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Kunst + Glauben

ch bleibt

                                                                                                                                                                                                                                   Quelle: kath.ch
                                                                                                                                                                                News
                                                                                                                                                                                ■ Emeritierter Abt verstorben
                                                                                                                                                                                Der emeritierte Abt von Saint-Maurice,
                                                                                                                                                                                Joseph Roduit, ist am 17. Dezember, am
                                                                                                                                                                                Tag seines 76. Geburtstags, verstorben.
                                                                                                                                                                                Während eines Gottesdienstes am 8. De-
                                                                                                                                                                                zember, hatte die Abtei Roduit offiziell für
                                                                                                                                                                                seine 16 Jahre Tätigkeit als Abt bis in die-
                                                                                                                                                                                sem Sommer geehrt. Am Nachmittag hat-
                                                                                                                                                                                te er in Anwesenheit der emotional be-
                                                                                                                                                                                rührten Klostergemeinschaft das Sakra-
                                                                                                                                                                                ment der Krankensalbung empfangen.

                                                                                                                                                                                ■ Orden engagieren sich für Flüchtlinge
 Bild: © Beuroner Kunstverlag, D-88631 Beuron, www.klosterkunst.de

                                                                                                                                                                                Die katholischen Orden in Deutschland
                                                                                                                                                                                haben nach eigenen Angaben weit mehr
                                                                                                                                                                                als 3500 Flüchtlinge aufgenommen. Die
                                                                                                                                                                                Ordensleute böten darüber hinaus viel
                                                                                                                                                                                Unterstützung, etwa durch psychologische
                                                                                                                                                                                Begleitung, Fahrdienste, Hilfe bei Behör-
                                                                                                                                                                                dengängen oder Unterricht an, wie der
                                                                                                                                                                                Vorsitzende der Deutschen Ordensobern-
                                                                                                                                                                                konferenz (DOK), Prämonstratenserabt
                                                                                                                                            Empfangen durch
                                                                                                                                                                                Hermann-Josef Kugler, erläuterte.
                                                                                                                                            den Hl. Geist, gebo-                ■ Votum gegen «Homo-Ehe»
                                                                                                                                            ren von der Jungfrau                Die Slowenen haben sich klar gegen die
                                                                                                                                            Maria (Christel Holl,               volle rechtliche Gleichstellung homose-
                                                                                                                                            Rastatt/Germany)                    xueller Partnerschaften mit der traditionel-
                                                                                                                                                                                len Ehe ausgesprochen. In einem von der
                                                                                                                                                                                Opposition und der katholischen Kirche
                                                                     Gerade darin sind Kunstwerke für den Glau-      Genauso wie der Glaube sich intensiv mit                   angestrengten Referendum stimmten
                                                                     ben ein Segen. Die Auseinandersetzungen         allen Facetten des Lebens auseinander-                     63,5 Prozent der Abstimmenden gegen
                                                                     mit ihren ungewohnten Perspektiven und          setzt und da das spürbar Erlebte mit dem                   die «Homo-Ehe». Die Gleichstellungs-
                                                                     Ansichten beugen einer «Glaubenssklerose»       unsichtbar Wahrgenommenen verbindet.                       gegner erreichten auch das erforderliche
                                                                     vor. Die zeitgenössische Kunst, die sich mit    So gesehen hilft die Auseinandersetzung                    Quorum von mindestens 20 Prozent aller
                                                                     religiösen Themen auseinandersetzt und          mit Gegenwartskunst ähnlich wie der Glau-                  Wahlberechtigten.
                                                                     dabei auch Elemente aus der christlichen        be, uns in all unseren Höhen und Tiefen,
                                                                                                                                                                                ■ Katholische Universität in Vietnam
                                                                     Bildtradition verwendet, hilft, den Glauben     unseren individuellen und gesellschaft-
                                                                                                                                                                                2016 soll im kommunistischen Vietnam
                                                                     lebendig zu halten. Ihre Fragestellungen hel-   lichen Verbindungen so zu stärken, dass                    die erste katholische Universität eröffnet
                                                                     fen, Bekanntes, das was wir glauben, immer      wir beweglich auf die Anforderungen des                    werden. Die Regierung habe die Genehmi-
                                                                     wieder auf seine Wahrhaftigkeit und Stim-       Lebens reagieren und sie gut bewältigen                    gung erteilt, sagte Paul Bui Van Doc, Erz-
                                                                     migkeit und Aktualität zu überprüfen. Sie       können. Die Kunstwerke, die ich Ihnen in                   bischof von Ho-Chi-Minh-Stadt. Die Univer-
                                                                     weiten den Geist von Engstirnigkeit zu einer    diesem Jahr in der Serie «Kunst + Glaube»                  sität könnte bereits im Mai 2016 öffnen.
                                                                     freudigen Toleranz über die schöpferische       vorstellen möchte, sollen dazu beitragen.                  Zu Beginn stünden rund 100 Studienplät-
                                                                     Vielfalt, zu einem Dank über die neuen Im-                                                                 ze in den Fachbereichen Theologie und
                                                                     pulse. Sie können Vor-Bilder unseres eige-                                 Patrick Scherrer                Philosophie zur Verfügung. Weitere Stu-
                                                                     nen Handelns werden, Ermutigung, neue                                                                      diengänge wie Psychologie und Kirchen-
                                                                     Standpunkte einzunehmen und diese auch                                                                     recht sind geplant.
                                                                     in der Öffentlichkeit zu vertreten.              Patrik Scherrer ist in Wil/SG
                                                                                                                                                                    Bild: zVg

                                                                                                                                                                                ■ Finanzaufsicht erwartet weitere
                                                                                                                      aufgewachsen und hat in
                                                                                                                                                                                   Problemfälle
                                                                     Verdichtete Wahrnehmung der Wirklichkeit         Fribourg katholische Theolo-
                                                                                                                                                                                Rene Brülhart, Präsident der Finanzauf-
                                                                     Kunst und Glauben müssen sich nicht zu-          gie studiert. Er lebt in
                                                                                                                                                                                sicht im Vatikan, hält es für möglich, dass
                                                                     sammentun, aber wo sie in gegenseitiger          München und publiziert seit
                                                                                                                                                                                seine Behörde weitere verdächtige Vor-
                                                                     Offenheit Inspiration zulassen, können sie       2003 auf ww.bildimpuls.de
                                                                                                                                                                                gänge an die Staatsanwaltschaft des Kir-
                                                                     sich ergänzen und über sich hinauswach-          zeitgenössische Kunstwerke                                chenstaates übergeben wird. «Viele Fälle
                                                                     sen. An Orten, wo der Einzelne etwas verlo-      als Bild-Impulse zum christlichen Glau-                   sind noch hängig», sagte Brülhart. Wie aus
                                                                     ren und kraftlos dastehen würde, können          ben. Seine virtuelle Sammlung ist für                     einem jüngsten Bericht des Europarates
                                                                     sie gemeinsam Grosses bewirken, die Wirk-        Religionslehrer und kunstinteressierte                    hervorgeht, sind bei Brülharts Behörde in
                                                                     lichkeit neu sehen und tiefer wahrnehmen         Gläubige zu einer Fundgrube für die Aus-                  den ersten neun Monaten dieses Jahres
                                                                     lassen. Denn Kunst ist verdichtete Wahr-         einandersetzung zwischen Kunst und                        329 Verdachtsmeldungen eingegangen.
                                                                     nehmung der Wirklichkeit. Im Sinne von in-       Glaube geworden.
                                                                     tensiviert und auch poetisch verarbeitet.                                                                                                 kath.ch/Red.

                                                                                                                                                                                                    forumKirche | 1-2016       3
Kunst + Glauben - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Ausblick

Was sich 2016 jährt
Gedenktage und Jubiläen

                                                                                                                          Bild: Terra3/Wikimedia Commons
VOR 5 JAHREN                                                                                                                                               VOR 125 JAHREN
14.01. • Tunesischer Präsident Ben Ali                                                                                                                     18.03. • Erstes Telefongespräch über ein
flieht nach Volksaufstand ins Exil nach                                                                                                                    Nachrichtenkabel durch den Ärmelkanal
Saudi-Arabien (Arabischer Frühling)                                                                                                                        15.05. • Enzyklika «Rerum novarum»
11.03. • Schwerstes Erdbeben in der                                                                                                                        (1. Sozialenzyklika) wird veröffentlicht.
Geschichte Japans löst in Fukushima einen                                                                                                                  *12.10. • Edith Stein, deutsche Philoso-
Tsunami und eine Atomkatastrophe aus.                                                                                                                      phin und Frauenrechtlerin, konvertiert vom
22.07. • Terror-Anschläge in Utoya/Nor-                                                                                                                    Judentum zum katholischen Glauben, tritt
wegen                                                                                                                                                      in den Karmel ein und stirbt 1942 im
                                                                                                                                                           Konzentrationslager Auschwitz.
VOR 10 JAHREN                                                              Nordansicht des Eigers
25.01. • «Deus caritas est» – Erste Enzykli-                                                                                                               VOR 150 JAHREN
ka von Papst Benedikt XVI. wird vorgestellt.                               03.02. • Der sowjetischen Sonde Luna 9                                          1866 • Werner von Siemens entwickelt
11.03. • Der frühere serbische Präsident                                   gelingt erstmals eine weiche Landung auf                                        den ersten elektrischen Generator
Slobodan Milošević wird in seiner Zelle                                   dem Mond.                                                                       17.07. • Gründung des Schweizerischen
beim UN-Kriegsverbrechertribunal in Den                                    18.03. • Papst Paul VI. lockert die Bestim-                                     Roten Kreuzes in Bern
Haag tot aufgefunden.                                                      mungen über «Misch-Ehen».
                                                                           25.03. • Erste Direktbesteigung der                                             VOR 300 JAHREN
VOR 20 JAHREN                                                              Eiger-Nordwand                                                                  † 14.11. • Gottfried Wilhelm Leibniz,
23.10. • Anerkennung der Evolution durch                                   21.06. • Eröffnung der Universität Konstanz                                     deutscher Philosoph und Vordenker der
die katholische Kirche                                                     14.06. • Die römische Kurie hebt den seit                                       Aufklärung
                                                                           1559 geführten und 500 Seiten starken
VOR 25 JAHREN                                                              «Index der verbotenen Bücher» auf.

                                                                                                                                                                                                            Bild: National Portrait Gallery/Wikimedia Commons
17.01. • Im Rahmen der Operation Desert                                    29.08. • Letztes Konzert der Beatles in
Storm beginnen die Alliierten im Zweiten Golf-                             San Francisco/Kalifornien
krieg mit massiven Luftangriffen auf den Irak.
01.02 • Südafrikas Präsident Frederik                                      VOR 70 JAHREN
Willem de Klerk kündigt die Abschaffung                                    22.07. • Gründung der Weltgesundheits-
der Apartheid an.                                                          organisation (WHO)
† 04.04. • Max Frisch, Schweizer Architekt                                 04.08. • Erste Bregenzer Festspiele
und Schriftsteller
                                                                           VOR 75 JAHREN
VOR 30 JAHREN                                                              † 08.01. • Robert Baden-Powell, britischer                                      William Shakespeare, um 1610
28.01. • Die Raumfähre Challenger explo-                                   Kavallerie-Offizier, Gründer der Pfadfinder-
diert kurz nach dem Start; alle sieben                                     bewegung                                                                        VOR 400 JAHREN
Astronauten an Bord sterben.                                               12.02. • In London wird erstmals ein                                            24.01. • Entdeckung der Le Maire-Strasse
† 28.02. • Der schwedische Ministerpräsi-                                  Mensch mit Penicillin behandelt.                                                und Kap Hoorn, dem südlichsten Punkt
dent Olof Palme wird ermordet.                                             07.12. • Auf Pearl Harbor/Hawaii erfolgt                                        Südamerikas
23.03. • Erster Weltjugendtag in Rom                                       der japanische Luftangriff.                                                     *18.02. • Maria I, Königin von England und
26.04. • Nuklearkatastrophe im Kernkraft-                                                                                                                  Irland. Sie versuchte den Katholizismus
werk von Tschernobyl                                                       VOR 80 JAHREN                                                                   wieder als Staatsreligion zu etablieren und
                                                                           02.02. • Charlie Chaplin’s Stummfilm                                            handelte sich mit ihrer Verfolgung Anders-
VOR 50 JAHREN                                                              Modern Times hat in New York Premiere.                                          gläubiger den Beinamen «Bloody Mary» ein.
24.01. • Indira Gandhi wird zur neuen                                      27.05. • Jungfernfahrt des Riesendamp-                                          † 23.04. • Miguel de Cervantes, spani-
Premierministerin Indiens vereidigt.                                       fers «Queen Mary»                                                               scher Schriftsteller (Don Quijote)
                                                                           *17.12. • Jorge Mario Bergoglio – Papst                                         † 03.05. • William Shakespeare, englisch-
                                                                           Franziskus – wird geboren.                                                      er Dramatiker, Lyriker und Schauspieler
                                                 Bild: Wikimedia Commons

                                                                           VOR 100 JAHREN                                                                  VOR 800 JAHREN
                                                                           21.02. • Beginn der Schlacht um Verdun                                          † 16.07. • Papst Innozenz III. Er gilt als der
                                                                           † 04.03. • Franz Marc, deutscher Maler                                          einflussreichste Papst des Mittelalters und
                                                                           † 21.11. • Franz Joseph I., Kaiser von                                          initiierte den Kreuzzug gegen die als Ketzer
                                                                           Österreich und u. a. König von Ungarn                                           eingestufte Glaubensgemeinschaft der
                                                                           † 01.12. • Charles de Foucauld, französi-                                       Katharer.
                                                                           scher Forscher, Priester, Mönch, Eremit,
Charles de Foucauld (um 1915) inspirierte die                              wird in Tamanrasset/Algerien vor seiner                                                                Zusammenstellung:
Gründung der Kleinen Brüder Jesu.                                          Klause ermordet.                                                                  Susanna Keller-Cavicchiolo, Detlef Kissner

4   forumKirche | 1-2016
Kunst + Glauben - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Sternsingen 2016

Respekt!
Einsatz für benachteiligte Kinder in Bolivien

                                                                                                          Bild: © Kindermissionswerk «Die Sternsinger», Bettina Flitner
                                                                                                                                                                          darunter. Dank der Unterstützung der
                                                                                                                                                                          Sternsingerinnen und Sternsinger gibt es
                                                                                                                                                                          aber das Projekt «Palliri». Es kümmert sich
                                                                                                                                                                          genau um diese Kinder. «Palliri» ist für sie
                                                                                                                                                                          wie ein zweites Zuhause. In «Palliri» erhal-
                                                                                                                                                                          ten sie eine ihrem Alter entsprechende För-
                                                                                                                                                                          derung, lernen ihre kulturellen Wurzeln ken-
                                                                                                                                                                          nen und ihr Selbstvertrauen entwickeln.
                                                                                                                                                                          Das ist wichtig für den gegenseitigen Res-
                                                                                                                                                                          pekt und die Wertschätzung der anderen
                                                                                                                                                                          Kinder.

                                                                                                                                                                          «Palliri» – Investition in die Zukunft
                                                                                                                                                                          Isa, die Leiterin des Projekts «Palliri» ist
                                                                                                                                                                          überzeugt, dass «diese Kinder in Zukunft
                                                                                                                                                                          vieles verändern können». In «Palliri» erfah-
                                                                                                                                                                          ren die Kinder Geborgenheit und Sicher-
                                                                                                                                                                          heit, die ihnen in ihren Familien oft fehlen.
                                                                                                                                                                          «Palliri» ist nur ein Beispiel für über 200
                                                                                                                                                                          Projekte, die von Missio Kinder und Jugend
                                                                                                                                                                          jährlich mitfinanziert und unterstützt wer-
                                                                                                                                                                          den. Es sind vor allem Schul- und Bildungs-
                                                                                                                                                                          projekt, die gefördert werden. Auch in den
                                                                                                                                                                          Krisengebieten des Nahen Osten ist Missio
                                                                                                                                                                          präsent: Im Libanon erhalten aktuell 40
Auf dem Land lernen die Kinder noch die Traditionen des eigenen Volkes; in der Stadt ist das schwierig.                                                                   und in Syrien 5 Projekte Unterstützung von
                                                                                                                                                                          Missio.
                                                                                                                                                                          Mit der Aktion Sternsingen helfen Kinder
Über 10‘000 Kinder und Jugendliche be-               Segen bringen, Segen sein                                                                                            und Jugendliche in der Schweiz, dass un-
teiligen sich jährlich an der Aktion Stern-          Das Sternsingen ist in vielen Pfarreien der                                                                          zählige Gleichaltrige eine Perspektive für
singen. Dazu kommen unzählige Freiwillige            Deutschschweiz ein fixer Teil des Gemeinde-                                                                          die Zukunft entwickeln können.
und Ehrenamtliche, die mit ihnen unter-              lebens. Der Aufwand dafür lässt sich nur un-
wegs sind. In diesem Jahr dreht sich bei             genau richtig beziffern. Mehr als 10‘000                                                                                        Siegfried Ostermann, Missio/Red.
der Aktion Sternsingen von Missio alles              Kinder und Jugendliche sind unterwegs,
um das Thema Respekt. Und mit dem                    mehrere Tausend Erwachsene helfen im
Geld, das sie sammeln, investieren sie in            Vorder- und im Hintergrund. Die Botschaft                                                                             Hintergrund zu Bolivien
die Zukunft vieler Kinder – im Projekt «Pal-         bleibt gleich: Sternsingerinnen und Stern-                                                                            Von den zehn Millionen Einwohnern
liri» im Beispielland Bolivien und weltweit.         singer bringen Segen und sind Segen.                                                                                  Boliviens ist fast die Hälfte indigenen Ur-
                                                     Denn beim Sternsingen solidarisieren sich                                                                             sprungs. Das heisst, sie gehören Volks-
Wer die Heiligen Drei Könige in der Bibel            Kinder mit Gleichaltrigen in aller Welt. Und                                                                          gruppen an, die bereits vor der Koloniali-
sucht, wird nicht recht fündig. Das Matthäus-        sie gehen hinaus zu den Menschen, wün-                                                                                sierung der Spanier vor rund 500 Jahren
Evangelium berichtet nur von «Sterndeutern           schen ein gutes neues Jahr und segnen die                                                                             auf diesen Landgebieten lebten.
aus dem Osten», die auf der Suche nach               Häuser, Wohnungen, ihre Bewohnerinnen                                                                                 1994 wurde diesen Gruppen mit einer
dem König der Juden sind. Erst die drei              und Bewohner. Das ist für viele ein prägen-                                                                           entsprechenden Verfassungsänderung
Gaben – Gold, Weihrauch und Myrrhe –                 des Erlebnis.                                                                                                         besonderer Schutz zugesichert und zehn
haben sie zu Dreien gemacht und die Ge-                                                                                                                                    Jahre später wurde Bolivien offiziell zum
schichte zu Königen. Irgendwann im fünften           Respekt überwindet Grenzen                                                                                            plurinationalen Staat. Trotzdem kämpfen
Jahrhundert erhalten sie die heute noch              Die Sternsingerinnen und Sternsinger set-                                                                             die kleinen indigenen Völker noch immer
bekannten Namen Kasper, Melchior und                 zen sich in diesem Jahr mit dem Thema                                                                                 gegen Stigmatisierung und Benachteili-
Balthasar. Mit den unterschiedlichen Haut-           Respekt auseinander. Der Sternsingerfilm                                                                              gungen oder schämen sich ihrer Sprache
farben stehen sie stellvertretend für die            «Willi in Bolivien» zeigt, worum es geht. Im                                                                          und Traditionen. Sie sind in Bolivien am
verschiedenen Kontinente und schliesslich            plurinationalen Staat Bolivien leben 36 ver-                                                                          stärksten von Armut betroffen. Deshalb
für jedes Alter. Mit ihnen kommt die ganze           schiedene Völker zusammen. Das geht                                                                                   verlassen viele von ihnen ihre ländliche
Welt zur Krippe von Betlehem. Es geht eine           nicht immer ohne Schwierigkeiten. Diskri-                                                                             Heimat, um in der Stadt Arbeit zu finden.
bleibende Faszination von diesen Men-                minierungen gehören leider zur Tagesord-                                                                              Das geht oft mit einer kulturellen Entwur-
schen aus, die sich auf den Weg machen,              nung. Vor allem Kinder, deren Eltern vom                                                                              zelung einher.
um im Kind den König zu finden.                      Land in die Stadt ziehen mussten, leiden

                                                                                                                                                                                              forumKirche | 1-2016       5
Kunst + Glauben - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Aus dem Bistum

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Bischof Felix Gmür im Interview

                                                                                                   tum besetzt, die die Situationen kennen
                                                                                                   und mit den Betreffenden gangbare Wege
                                                                                                   suchen. Ich weiss nicht, wer davon Ge-
                                                                                                   brauch macht, doch nach deren Aussage
                                                                                                   sind sie gut ausgelastet. Das ist unsere
                                                                                                   Version von Ombudsstelle.

                                                                                                   Ist es bei rund 1050 Mitarbeitenden im
                                                                                                   deutschsprachigen Teil des Bistums nicht
                                                                                                   fragwürdig, dass es nur einen Personalver-
                                                                                                   antwortlichen gibt?
                                                                                                   Viele Stellenwechsel laufen zuerst über die
                                                                                                   regionalen Bischofsvikariate. Das sind acht
                                                                                                   Personen. Wir haben zudem weniger Stel-
                                                                                                   lenwechsel und Berufsanfänger als früher.
                                                                                                   Zugenommen haben administrativen Aufga-
                                                                                                   ben. Seelsorger, die von ausserhalb der
                                                                                                   Schweiz oder der EU kommen, müssen wir
                                                                                                   prüfen. Die Frage nach einer Frau als Perso-
                                                                                                   nalverantwortliche ist derzeit offen.

                                                                                                   Die Personalsituation wird zukünftig nicht
                                                                                                   besser. Was für Strategien gibt es?
Bischof Felix Gmür im Interview: «Auch Randgebiete haben Anspruch auf gutes Personal.»             Wichtig ist eine ausgeglichene Verteilung
                                                                                                   der Mitarbeitenden auf das ganze Bistum.
                                                                                                   Auch Randgebiete haben Anspruch auf gu-
Sie sind selten, doch es gibt sie: Konflikt-     len Vorgesetzten, also die Leitung der Pfarrei,   tes Personal. Das zweite: Wir wollen eine
fälle zwischen Bistum und Pfarrei, zwi-          des Pastoralraumes, des Dekanats. Dann gibt       gute Durchmischung der Berufsgruppen
schen Seelsorgenden und Mitarbeitenden.          es die Bistumsregionen mit den Regionalver-       und lebendige Teams. Gewisse Seelsorger
Auch konkrete Herausforderungen in den           antwortlichen. Die meisten Konflikte werden       sind immer eher Einzelkämpfer, und ein
Pfarreien – wie die Aufnahme von Flücht-         auf dieser Ebene gelöst. Weder Auftraggeber       sehr kleiner Teil des Personals hat Mühe
lingen – können zu Reibereien führen. Im         noch Anstellungsträger können im Konfliktfall     mit dem Veränderungsprozess.
Interview nimmt der Bischof von Basel,           alleine entscheiden. Es gibt immer die Suche
Felix Gmür, Stellung.                            nach einer Konsenslösung. Das dauert. Bei         Wird es irgendwann den Punkt geben, wo
                                                 schwer wiegenden Fällen wie Übergriffen,          es mehr missio-pflichtige Stellen als missio-
Bischof Felix, Sie haben zu Beginn Ihrer         Missbrauch (nicht zwingend sexuelle sondern       fähige Bewerber geben wird?
Amtszeit keinen Bischofsvikar für das Per-       Machtmissbrauch durch Vorgesetzte) muss           Ich hoffe nicht. Wenn keine Kandidaten mehr
sonal bestellt, sondern verstehen die Mitar-     man aber schnell handeln können.                  da sind, muss sich auch das Volk Gottes fra-
beitersorge als Aufgabe des Bischofs. Be-                                                          gen, wieso es keine Seelsorger mehr hervor-
reuen Sie diesen Entscheid?                      Der Grossteil der Fälle wird ruhig und            bringt. Die ersten Werber für die Berufe sind
Felix Gmür: Nein. Ich bin Personalchef, wie      unspektakulär gelöst?                             immer noch die Seelsorgenden vor Ort. De-
ich Chef bin für die Pastoral. Operativ bin      Ja. Zum Glück. Wir suchen nach einer Lö-          ren Berufszufriedenheit ist bei allen Umfra-
ich nicht in die alltäglichen Personalfragen     sung, die möglichst nahe an der betroffe-         gen hoch bis sehr hoch, andererseits ist die
involviert, das habe ich delegiert. Gewisse      nen Ebene ist. Idealerweise gibt es bei der       Werbebereitschaft eher tief. Ein Problem ist
Dinge will ich als Bischof nicht delegieren,     Konsenslösung keine Verlierer. Kein Mitar-        die Frage der Berufsidentität. Bei uns vermi-
zum Beispiel die Erteilung der unbefriste-       beitender soll als Verlierer aus der Situa-       schen sich viele Aufgaben; dabei wäre ein
ten Missio. Anstellungsbehörde ist zudem         tion gehen. Das gehört zu meiner Verant-          eindeutiges Berufsbild fördernd. Doch das
die Kirchgemeinde, die Landeskirche, der         wortung als Bischof.                              ist auch eine Chance. Der Beruf gibt sehr
Kanton oder das Spital. Ich bin der Auftrag-                                                       viele Freiheiten in der Gestaltung unseres
geber. Das sind zwei Schienen.                   Was ist mit dem Wunsch nach einer Art             Auftrags: das Evangelium zu verkündigen.
                                                 Schiedsstelle, die man im Konfliktfall an-
Es ist zwar eher selten, doch es gibt Fälle,     sprechen kann?                                    Wenn Seelsorgerinnen und Seelsorger ihrer
wo Seelsorger vor Ort den Eindruck haben,        Es gibt manchmal die Forderung nach einer         zentralen Aufgabe nachgehen, nämlich das
dass sich das Bistum bei Konfliktfällen          Art Ombudsstelle. Doch die Situation im           Evangelium unter das Volk zu bringen, kann
mehr einbringen müsste im Sinne der              Bistum ist komplex. Deshalb gibt es seit          dies zu belastenden Konflikten führen, etwa
Mitarbeitersorge.                                Jahren die Stelle Seelsorge für Seelsorgen-       aktuell in der Flüchtlingsfrage. Ein Pastoral-
Die ersten Ansprechpartner sind die pastora-     de. Sie ist mit drei Personen aus dem Bis-        team möchte Asylbewerbern Wohnraum

6   forumKirche | 1-2016
Kunst + Glauben - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Aus dem Bistum

anbieten, doch die Kirchgemeinde stemmt                                  Die Anforderungen an die Seelsorgenden,           scheid kann nicht isoliert vom Umfeld ge-
sich dagegen. Wie ist Ihre Haltung in einer                              aber auch an die Glaubenden werden in Zu-         fällt werden, das heisst von der konkreten
solchen Auseinandersetzung?                                              kunft nicht kleiner. Das Abschlussdokument        kirchlichen Gemeinschaft, der Familie usw.
Die kirchliche Hilfe für Flüchtlinge ist subsi-                          zur Weltbischofssynode über Ehe und Fami-         Subjektive und objektive Sichten müssen
diär. Zuständig ist der Staat. Das Bistum                                lie rückt den persönlichen Gewissensent-          sich ergänzen.
bietet Wohnraum an, weil der Kanton Solo-                                scheid ins Zentrum. Was bedeutet dies für
thurn über zu wenige Aufnahmemöglichkei-                                 die Frage, ob eine Person würdig ist, die         Sind die Meinungen der Schweizer Bischöfe
ten verfügt. Wir dürfen uns aber nicht über-                             Kommunion zu empfangen?                           zur Bewertung und den Folgerungen aus
fordern. Deshalb bleibt die aufwändige                                   Die Rolle des Gewissens wird in diesem Do-        dem Abschlussdokument der Bischofssyno-
Betreuung dieser – möglicherweise trauma-                                kument ausdrücklich erwähnt. Die einzelne         de sehr unterschiedlich?
tisierten – Menschen Aufgabe des Staates.                                Person muss selber wieder mehr Verantwor-         Das Abschlussdokument hat keinen defini-
Freiwillige, die sich bei uns zur Unterstüt-                             tung übernehmen. Jemand, der die Kommu-           tiven rechtlichen Charakter. Entscheidend
zung melden, verweisen wir daher an den                                  nion empfangen möchte, muss sich fragen:          wird sein, wie das Thema in die Praxis um-
Sozialdienst, der ihre Tätigkeit koordiniert.                            Weshalb will ich dies eigentlich, und, lebe       gesetzt wird. Das ist eine typische Aufgabe
Eine Kirchgemeinde kann und soll, wenn                                   ich in Frieden mit dieser Gemeinschaft, in        für die Seelsorgenden in einem Pastoral-
sie tatsächlich über freie Wohnungen ver-                                der ich die Kommunion feiere? In Fällen,          raum. Diese kennen die Familienformen,
fügt, diese zur Verfügung stellen. Dabei                                 die ausserhalb der Norm sind – wie wieder-        die dort leben.
können Konflikte entstehen, weil Ängste                                  verheiratete Geschiedene – will Papst
gegenüber bestimmten Personengruppen,                                    Franziskus das Gesetz zwar nicht ändern,          Sie haben das Vertrauen in die Leute vor
etwa jungen Männern, bestehen. Die Asyl-                                 aber die Betroffenen sind für ihren Gewis-        Ort, dass diese ihre Arbeit in der Familien-
suchenden sollen in das christliche Umfeld                               sensentscheid selber verantwortlich. Den          pastoral gut und richtig machen werden?
einer Pfarrei passen.                                                    Entscheid kann ihnen niemand abnehmen.            Mit jeder Missio drücke ich dieses Vertrau-
                                                                                                                           en aus. Dabei muss ich mich darauf verlas-
Im Bischofssitz leben nun zwölf Frauen und                               Wenn der eigene Gewissensentscheid so             sen können, dass sich die Seelsorgenden
Kinder aus Eritrea und Syrien. Hatten Sie                                zentral ist, dann kann eine Person sich als       innerhalb des grossen Rahmens, der rö-
schon persönliche Begegnungen mit ihnen?                                 würdig für den Kommunionempfang be-               misch-katholisch heisst, bewegen. Die
Heute werde ich sie zum ersten Mal treffen                               trachten, unabhängig davon, welche Verge-         allermeisten Mitarbeitenden tun dies auch,
(das Gespräch fand anfangs Dezember                                      hen sie aus Sicht der offiziellen Kirche be-      und ihnen sei hier Dank gesagt.
statt). Zuerst mussten diese Menschen in                                 gangen hat?
Ruhe ankommen und sich einleben kön-                                     Es gibt nicht eine offizielle und daneben ei-             Anne Burgmer, Horizonte Aargau und
nen. An diesem exponierten Ort wollen wir                                ne nichtoffizielle Kirche. Ein Gewissensent-              Niklaus Baschung, Angelus Biel/Red.
ihnen genügend Privatsphäre bieten, las-
sen deshalb auch nicht zu, dass Journalis-
                                                  Bilder: Werner Rolli

ten Kontakt mit ihnen aufnehmen. Noch
einmal: Ich unterstütze es grundsätzlich,
wenn Kirchgemeinden sich für Asylsuchen-
de engagieren. Aber dies sollte ihren eige-
nen Möglichkeiten und Ressourcen ange-
passt sein.

Manche Leute ärgern sich über die Initiative
des Bistums. Sie schreiben etwa in Internet-
foren, dass arme Schweizer und Schweize-
rinnen bislang ja auch keine Herberge im
Bischofssitz gefunden haben. Was erfahren
Sie für Reaktionen?
Die meisten Reaktionen sind positiv. Arme
Schweizer und Schweizerinnen haben ande-
re Institutionen, an die sie sich wenden
können. Die Flüchtlinge sind aktuell in Not.
Sie sind da, es ist Winter und kalt, wir ge-
ben ihnen Obdach, Punkt. Etwas anderes
sind die politischen Entscheide, die gefällt
werden müssen. Ich bin dafür, dass Asylge-
suche viel schneller bearbeitet werden und
dass die Asylsuchenden während des Ver-
fahrens eine Beschäftigung haben.                                        «Ich unterstütze es grundsätzlich, wenn Kirchgemeinden sich für Asylsuchende engagieren.»

                                                                                                                                                forumKirche | 1-2016   7
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    Kath. Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen

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    Pfarreisekretärin |

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    Pfarreisekretär 30 %
    Sie arbeiten in der Pfarrei St. Ulrich zwei Tage pro Woche und
    vertreten die Sekretärin bei Ferien und anderen Abwesenheiten.
    Ihre Aufgaben                                                    Feier mit Asylsuchenden
    • Administrative und organisatorische Sekretariatsarbeiten
    • Telefonanrufe entgegennehmen und Besucher empfangen            Ende Oktober wurde in Sulgen eine Aussenstelle des Empfangs-
    • Redaktion Pfarreiteil in «forumKirche»                         und Verfahrenszentrum Kreuzlingen eingerichtet. Dort leben seither
    • Aktualisierung der Homepage                                    alleinstehende Männer vor allem aus Afghanistan, aber auch aus
                                                                     Pakistan und Syrien. Mitglieder der evangelischen und der katholi-
    Wir erwarten
                                                                     schen Kirchgemeinde von Sulgen hatten die Idee, die neuen Bewoh-
    • Kaufmännische Ausbildung, gute PC-Kenntnisse
                                                                     ner zu einer Weihnachtsfeier einzuladen. Etwa achtzig Asylsuchende
    • Organisatorisches Flair und Teamfähigkeit
                                                                     folgten der Einladung. Sie freuten sich über Musikstücke auf dem
    • Selbstständige, speditive Arbeitsweise
                                                                     Hackbrett, ein leckeres Essen, einen kurzen Stummfilm und kleine
    • Auch in hektischen Zeiten belastbar
                                                                     nützliche Geschenke. Stimmung kam auf, als die Bläser- und Ge-
    • Interesse an Kirche und Pfarrei
                                                                     sangsformation «Four for you» alle zum Mitklatschen einlud. Die
    Wir bieten Ihnen                                                 Initiatoren hatten ihr Ziel erreicht: ihren Gästen vor Weihnachten
    • Vielseitige, interessante Aufgaben                             eine Freude zu machen.
    • Anstellungsbedingungen gemäss Besoldungsverordnung
    Ausführlicher Stellenbeschrieb unter www.kath-kreuzlingen.ch                                                            Detlef Kissner
    Weitere Auskünfte erhalten Sie beim Pfarramt St. Ulrich:
    071 672 22 18
    Stellenantritt: Nach Vereinbarung                                Unterstützung für Verenamünster
    Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung online oder per Post,
    Eingang bis 31. Januar 2016, an:                                 Epiphaniekollekte 2016
    Kath. Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen
    Thomas Gisler, Präsident, Stählistrasse 31, 8280 Kreuzlingen     Risse in den Wänden, Feuchtigkeit, bröckelnde Stuckaturen und
    praesidium@kath-kreuzlingen.ch                                   Schädlinge im Gebälk lassen manche Kirche oder Kapelle in de-
                                                                     solatem Zustand erscheinen. Besonders betroffen sind die Pfar-
                                                                     reien von Obergesteln (VS), Ludiano (TI) und das Verenamünster
                                                                     von Bad Zurzach (AG). Den Pfarreien fehlt das Geld, um wichtige
                                                                     Renovationsarbeiten anzugehen.
       SO R ELL H OTEL R Ü D EN SCHAFFHAU S EN

       DER PERFEKTE RAHMEN
                                                                     Die Inländische Mission ruft deshalb zur Solidarität auf und bittet an
                                                                     der traditionellen Epiphaniesammlung (am 2., 3. und 6. Januar) um

       FÜR IHRE FEIER:                                               Spenden für diese drei Schweizer Kirchenrenovationsprojekte. Seit
                                                                     über 150 Jahren setzt sich die Inländische Mission zusammen mit
       DER ZUNFTSAAL IM                                              den Schweizer Bischöfen für den Kirchenerhalt in allen Landesteilen

       SORELL HOTEL RÜDEN.
                                                                     der Schweiz ein, um Kirchen und Kapellen als Orte der lebendigen
                                                                     Seelsorge zu bewahren. Denn auch in armen Pfarreien sollen die
                                                                     Gläubigen den Gottesdienst in würdigen Räumen feiern können.

                                                                     Aussenrenovation ist nötig
       SORELLHOTELSCOM/RUEDEN                                       Das Verenamünster gehört zu den schönsten Kirchen des Kantons
       A member of ZFV                                               Aargau. Es ist der eigentliche Kern des mittelalterlichen Wallfahrts-
                                                                     ortes Bad Zurzach und entstand über dem Grab der Heiligen
                                                                     Verena in einem römischen Gräberfeld. Nun drängt sich eine Aussen-
                                                                     restauration auf, da vielerorts durch aufsteigende Feuchtigkeit die
                                                                     Fassade abblättert. Um Folgeschäden zu vermeiden, muss dies zwin-
                                                                     gend angegangen werden. Durch die Renovation wird das Münster
                                                                     seine Ausstrahlungskraft als Wallfahrtsort weiterhin behalten.

                                                                                                                 Inländische Mission/Red.

                                                                     ■   Weitere Infos: www.im-solidaritaet.ch

8    forumKirche | 1-2016
Kunst + Glauben - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Kunst + Glauben

                                                                                                                                                 Bild: © Eckart Hahn
Sehnsucht,
Gott zu
schauen
Bunt verhüllte Gestalten bilden eine Per-
sonengruppe, deren Anordnung an die An-
betung der Könige erinnert. Aber es sind
keine Gesichter zu sehen, keine Hände,
keine Füsse – kein Jesuskind! Die Köpfe
sind mit Einkaufstüten angedeutet und
gleichzeitig unter ihnen verborgen. Genau-
so ist es mit den Geschenken. Bekleidet
sind die Gestalten mit zerknitterten, glän-
zenden Umhängen, die an Schutzanzüge
als auch an Geschenkpapier erinnern.
Auf dem gelbgrünen Boden und vor dem
schwarzen Hintergrund wirken die ver-
mummten Gestalten wie eine moderne
Bühneninszenierung.

Irritiert über die Verfremdung und fast ver-
zweifelt sucht das Auge nach Hinweisen,
welche die einzelnen Gestalten den Perso-
nen zuordnen lassen, die aus vergleichba-       Eckart Hahn, Anbetung der Könige, 2011, Acryl auf Leinwand, 230 × 180 cm.
ren Darstellungen bekannt sind. Die Kör-
perhaltungen lassen links die «drei Könige»
und rechts «Maria» und Josef» erkennen.
Den Platz des Jesuskindes markiert ein          und der Myrrhe in Verbindung gebracht            Menschliche zu suchen. Im Menschen hat
weisses Bündel zwischen den Armen von           werden.                                          sich Gott offenbart, im Menschenkind hat
«Maria». Das Gesicht ist mit einem Stoff-                                                        er sich unseren Vorfahren zu schauen ge-
wirbel angedeutet und zieht in dreifacher       Allein die Vermutungen bleiben. Alles ist        geben. Und hier können wir ihn auch heute
Weise die Blicke auf sich. Zum einen füh-       so verpackt und angedeutet, dass wir zu          noch unverhüllt schauen: im Nächsten, in
ren die Kopfhaltungen von «Josef» und           sehen glauben, aber in Wirklichkeit nichts       den Geringsten und Ärmsten unter uns,
«Maria» von oben her an diese Stelle, zum       sehen. Die Verkleidungen wecken eine             denen wir uns um ihrer selbst Willen zu-
anderen endet die Verbindungslinie der          Erinnerung, verweisen auf ein weit zurück-       wenden und ihnen königliche Ehre zu-
Köpfe der vorderen zwei «Könige» in die-        liegendes Geschehen, das nicht in unse-          kommen lassen.
sem angedeuteten Gesicht, so dass auch          rem Sinne dokumentarisch festgehalten
der Betrachter dorthin blickt und das Antlitz   wurde und bewiesen werden kann. Medien-                                       Patrik Scherrer
des Neugeborenen sucht.                         wirksam inszeniert stellt das Bild mit
                                                Weihnachten und Dreikönig verbundene
Doch das göttliche Antlitz bleibt unsichtbar.   Traditionen kritisch auf den Prüfstand. Es
Auch wenn die Haltung der drei Gestalten        knüpft mit der Verkleidung am Brauchtum
gewissermassen sagt: Da ist Er! Schau, wir      der Sternsinger an, mit den Einkaufstüten
sind mit unseren Gaben zum Kind gekom-          an unserem weihnachtlichen Konsum- und
men, um vor ihm niederzuknien, ihn zu           Schenkverhalten.
schauen und anzubeten. Wir haben Ge-
schenke dabei. Die gelbe Tüte verweist auf      Durch dieses geradezu schmerzhafte Vor-
das Gold, das weisse Gewand soll den            enthalten von allem Menschlichen wird die
Weihrauch andeuten, die violette Farbe des      Sehnsucht stark, unter und hinter all den
zweiten «Königs» mit dem Leiden Christi         Verpackungen von Weihnachten das

                                                                                                                      forumKirche | 1-2016   9
Kunst + Glauben - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Kirche ohne Grenzen – Albanisch

Das Unsichtbare sichtbar machen                                                                                          Keep smiling
Rückblick auf eine bereichernde Zeit                                                                                     Die Missionarinnen der Nächs

Nach sieben Jahren übergibt Mike Qerkini                               Kontakt zu Missionen aufgebaut                    Die von der seligen Teresa von Kalkutta
die Leitung der Rubrik Kirche ohne Gren-                               Das gemeinsam ausgearbeitete Konzept              gegründete geistliche Familie umfasst
zen in neue Hände. Im Gespräch mit forum-                              nahm Formen an, finanzielle Unterstützung         fünf Zweige: Missionarinnen und Missio-
Kirche erzählt er von seinem Einstieg in                               wurde zugesagt und ein Team mit Schrei-           nare der Nächstenliebe (mit je einem akti-
das Projekt und von Gesprächen, die ihn                                benden zusammengestellt. Geplant war die          ven und einem kontemplativen Zweig) und
nachhaltig geprägt haben.                                              Rubrik – die im ersten Heft 2009 startete –       die Patres (Missionare mit Priestertum).
                                                                       gerade mal für ein Jahr. Mike Qerkini nahm        Etwa 5’000 Schwestern arbeiten in 760
Ein Inserat im forumKirche war es, das ihn                             seine Aufgabe sehr genau. «Ich begleitete         Häusern weltweit, darunter leben vier
angesprochen hatte. Gesucht wurden zwei-                               die Schreibenden auf Wunsch zu Inter-             Schwestern in Zürich. Kirche ohne Gren-
sprachig aufgewachsene Personen, die es                                views, gab Tipps zur Fragestellung und redi-      zen hat mit Schwester Silvana (55)
sich zutrauten, für eine neue Rubrik im                                gierte jeweils die fertigen Artikel.» Um ein      gesprochen.
Pfarreiblatt über die Kultur und den Glau-                             möglichst breit abgestütztes Team zu erhal-
ben ihrer Mission zu schreiben und zu über-                            ten, sprach oder schrieb er Missionare di-        Schwester Silvana, wie sind Sie Missionarin
setzen. Angespornt durch den früheren                                  rekt an und bat um Vorschläge für Perso-          geworden?
Frauenfelder Pfarrer Juraj Bohynik, wo Mike                            nen, die sich als Autorinnen und Autoren          Ich bin in Wettingen/AG aufgewachsen.
Qerkini als Sachbearbeiter Buchhaltung sei-                            eignen würden. Somit lernte er andere Kul-        Mit zwölf Jahren habe ich einen Film über
ne ersten beruflichen Erfahrungen sammel-                              turen kennen, und durch den persönlichen          Albert Schweitzer, den bekannten Theolo-
te, meldete er sich. Die ehemalige Redak-                              Kontakt wurde rasch Vertrauen aufgebaut.          gen und Arzt gesehen. Er hat 1913 im afri-
tionsleiterin Ann-Katrin Gässlein sah in ihm                                                                             kanischen Urwald unter schwierigsten Be-
aber nicht nur einen geeigneten Autor, sie                             Sich finden und kennenlernen                      dingungen ein Spital für die Ärmsten der
traute ihm gar die Teamleitung zu. «Dieses                             Dass Kirche ohne Grenzen einem Bedürfnis          Armen gebaut. Das hat mich beeindruckt.
Vertrauen gab mir die Zuversicht, mich auf                             entsprach, zeigte sich in den Reaktionen          Auch ich wollte den Armen helfen. Aus dem
das Projekt einzulassen», sagt Qerkini, der                            der Missionen. Herrschte zu Beginn etwas          Religionsunterricht und dem Bibelstudium
aus dem Südosten des Kosovo stammt.                                    Skepsis, überwog schliesslich die Freude          war mir bekannt, dass Jesus immer auf der
                                                                       darüber, eine Plattform zu erhalten, wahr-        Seite der Armen, Ausgestossenen und Un-
                                                                       genommen und wertgeschätzt zu werden.             gewollten war. In mir wuchs die Sehnsucht,
                                                  Bild: Claudia Koch

                                                                       «Endlich hatten die Missionen die Möglich-        Jesus ohne Kompromisse zu folgen. Um
                                                                       keit, über ihre Kultur und ihren Glauben zu       1980 habe ich im Schriftenstand der Kirche
                                                                       berichten», so Qerkini. Das kam auch bei          ein kleines Buch von Mutter Teresa gefun-
                                                                       der Schweizer Leserschaft gut an, die die         den. Als ich dieses Buch in den Händen
                                                                       Artikel als spannend und inspirierend be-         hielt und darin geblättert habe, wusste ich:
                                                                       zeichnete. Das oberste Gebot dieser Ru-           Jetzt habe ich gefunden, was ich gesucht
                                                                       brik lautet für Mike Qerkini: sich finden und     habe. Ich will Jesus dienen bei den Ärmsten
                                                                       kennenlernen. Er selber habe entdeckt, wie        der Armen; das ist Gottes Wille für mich.
                                                                       lebendig die Gläubigen in den Missionen           Zu dieser Zeit war ich 19 Jahre alt und in
                                                                       seien, wie vielfältig sie ihre Kultur und ihren   Ausbildung zur Hauswirtschaftslehrerin.
                                                                       Glauben leben. «Statt einsames Fristen als        Nach meiner Ausbildung und einem Jahr
                                                                       Mission, das Unsichtbare sichtbar ma-             beruflicher Praxis war der Wunsch immer
                                                                       chen», sagt Qerkini.                              noch präsent. Ich reiste nach London, um
                                                                                                                         Englisch zu lernen. Dort habe ich die Missio-
                                                                       Gerne erinnert er sich an einen Besuch ei-        naries of Charity besucht und mit ihnen ge-
                                                                       nes syro-malabarischen Gottesdienstes,            betet und gearbeitet. Am 6. Januar 1984
                                                                       wo er äusserst herzlich aufgenommen wur-          entschloss ich mich, in den Orden einzutre-
                                                                       de. Auch das letzte Gespräch mit den Mis-         ten und meiner Berufung nachzukommen.
                                                                       sionarinnen der Nächstenliebe in Zürich
                                                                       bleibt ihm stark in Erinnerung. «Die Einfach-     Warum gibt es in Zürich eine Niederlassung
                                                                       heit der Schwestern hat mich tief berührt.»       der Missionarinnen?
                                                                       Ganz verloren gehen wird Mike Qerkini der         Die Missionarinnen leben seit 2003 in die-
                                                                       Leserschaft aber nicht: Sobald Romina             sem Haus in Zürich. Vorher waren die
                                                                       Walter-Monferrini die Leitung übernimmt,          Schwestern neun Jahre lang in einer Woh-
                                                                       wird er als Autor weiterhin für Kirche ohne       nung untergebracht. Mutter Teresa sagte
                                                                       Grenzen tätig sein.                               unter anderem über die Armut: «Die
                                                                                                                         schlimmste Armut ist Einsamkeit und das
                                                                                                        Claudia Koch     Gefühl, unbeachtet und unerwünscht zu
                                                                                                                         sein.» Wenn auch in der Schweiz die mate-
Mike Qerkini: «Von jedem Interview ist etwas an                                                                          rielle Armut nicht so schlimm ist, so gibt es
mir hängen geblieben.»                                                                                                   doch eine andere Armut – nämlich die Ein-

10 forumKirche | 1-2016
Kirche ohne Grenzen – Albanisch

tenliebe in Zürich

    samkeit und das Unerwünscht-Sein. In Zü-
    rich zum Beispiel gingen wir früher zu den
    Drogenabhängigen, brachten Brot und Ge-

                                                                                                                                                   Bild: Mike Qerkini
    tränke mit und sprachen mit ihnen. Wir
    wollten zeigen, dass sie von Gott geliebt
    sind und sie ihre Leere nicht mit Drogen fül-
    len müssen. Heute haben wir Kontakt mit
    Einsamen, wie z. B. älteren Personen, die       Schwester Silvana und Schwester Prema beim täglichen Gebet.
    niemanden mehr haben will oder mit Leu-
    ten aus dem Rotlichtmilieu. Im Haus neh-
    men wir zudem Frauen auf, die in einer Not-     der Barmherzigkeit. Von 14.30 Uhr bis           die Freude seiner Gegenwart und Liebe
    situation sind. Wir kommen so immer             18.00 Uhr ist wiederum Apostolat mit an-        ausstrahlen und mit jedem teilen, dem wir
    wieder mit Randgruppen ins Gespräch.            schliessender eucharistischer Anbetung.         begegnen: Keep smiling – God loves you.
                                                    Am Abend gibt es das Stundengebet, das
    Wie sieht ein Tag als Missionarin der Nächs-    Abendessen und dann haben wir noch Zeit         Das Interview wurde dank der freundlichen
    tenliebe in Zürich aus?                         für unsere Gemeinschaft, bevor um 21.00         Genehmigung von Schwester Prema (Supe-
    Ein Arbeitstag beginnt bei uns um 4.40 Uhr.     Uhr das Abendgebet den Tag beschliesst.         rior General) und Schwester Marcella
    Anschliessend folgen das Morgengebet und                                                        (Regional Superior) ermöglicht.
    eine Meditation über das Tagesevangelium.       Es gibt Gerüchte, dass demnächst Mutter
    Nach dem Frühstück um 6.00 Uhr gibt es          Teresa heiliggesprochen wird...                          Text und Übersetzung: Mike Qerkini
    Hausarbeit zu erledigen: Wir waschen z. B.      Wir hören dieses Gerücht auch. Viele Leute
    unsere Wäsche von Hand. Danach folgt die        haben von Mutter Teresa Gnaden erhalten.

                                                                                                                                                   Bild: zVg
    Eucharistie, wo wir Jesus empfangen dür-        Es kann darum im Jahr der Barmherzigkeit         Mike Qerkini (29), Religions-
    fen, bevor wir verschiedene Apostolate,         zu einer Heiligsprechung kommen. Genaue-         pädagoge, stammt aus
    d. h. Dienste der Nächstenliebe, ausüben.       res wissen wir aber auch nicht.                  dem Südosten des Kosovos
    Einige Schwestern betreuen die Frauen hier                                                       und studiert Theologie an
    im Haus, andere sind bei den Flüchtlingen       Haben Sie einen Gedanken von Mutter              der Universität in Luzern.
    und wieder andere helfen den Älteren ihre       Teresa, der Sie berührt?                         Neben seiner Arbeit als
    Einkäufe zu erledigen. Um 12.00 Uhr beten       Die Fröhlichkeit von Mutter Teresa: «Wir         Religionspädagoge engagiert er sich
    wir das Mittagsgebet, gefolgt von einem Mit-    werden nie wissen, wie viel Gutes ein einfa-     ehrenamtlich in der albanischen Mission
    tagessen und einer Mittagsruhe. Der Nach-       ches Lächeln vollbringen kann.» Wir bitten       in Sirnach/TG.
    mittag beginnt mit dem Rosenkranzgebet          Gott um die Gnade, dass wir das Licht und

     Qeshu – Zoti të do!
     Motra Silvana flet në lidhje me punën e saj.
     Familja shpirtërore që u themelua nga Në-      afrikane më kushte jashtëzakonisht të          dëshira ime ishte ende e fortë për të ndje-
     në Tereza e Kalkutës përfshin pesë degë:       vështira një spital për më të varfërit e të    kur Jezusin. Kjo është arsyeja pse unë
     Misionaret e Bamirësisë (secila me një de-     varfërve. Isha shumë e impresionuar. Më        shkova për të mësuar gjuhën angleze në
     gë aktive dhe të lutjes) dhe Pater (misio-     lindi dëshira që edhe unë të ndihmojë të       Londër. Atje i kam vizituar Misionaret e Ba-
     narë sikur prift). Përafërsisht 5.000 rre-     varfërit. Nga edukimi fetar dhe studimi i      mirësisë. Më 6 janar 1984 kam vendosur
     gulltar që punojnë në mbarë botën në 760       Biblës, e dija se Jezusi ishte gjithmonë në    për të hyrë në Kuvendin e tyre.
     shtëpi, duke përfshirë edhe katër motrat       anën e të varfërve dhe të padëshiruarve.
     që jetojnë në Cyrih. Kisha pa kufij ka folur   Dëshira për të ndjekur Jezusin u rrit pa       Për fund: A keni ndonjë thënie nga Nëna
     me motrën Silvana (55). Këtu publikojmë        kompromis. Rreth v 1980 kam gjetur në          Terezë, që ju shërben ndoshta si Leitmotiv?
     një përmbledhje të shkurtër. Më shumë          kishë një libër të vogël të Nënë Terezës.      Nënë Tereza ka thënë shumë gjëra të buku-
     informata në tekstin gjermanisht.              Dhe derisa mbaja librin në duar e kuptova:     ra që na ndihmojnë çdo ditë në jetë, por
                                                    Tani kam gjetur atë që unë isha duke kërku-    unë po e ceki një të thjeshtë por kuptimplo-
     Motra Silvana, si jeni bërë një motër          ar. Unë dua të shërbej Jezusin në më të var-   të: «Ne kurrë nuk e dijmë se sa shumë
     misionare?                                     fërit e të varfërve; sepse ky për mua ishte    mund të arrijë një buzëqeshje ë thjeshtë.»
     Unë jam rritë në Wettingen/AG. Në moshën       vullneti i Hyjit.                              Ne i kërkojmë Hyjit hirin që të shndrisë dri-
     12 vjeçare pashë një film në lidhje më Al-     Në atë kohë unë isha 19 vjeç dhe ende is-      tën para nesh dhe gëzimin e pranisë dhe të
     bert Schweitzer, një teolog i famshëm dhe      ha e okupuar me mësime. Pas trajnimit tim      dashurisë së Tij ta ndajmë me të gjithë nje-
     mjek. Ai ndërtoi në vitin 1913 në xhungël      dhe një vit e praktikës profesionale           rëzit që takojmë: Qeshu – Zoti të do!

                                                                                                                        forumKirche | 1-2016 11
Kirche Schweiz

Meilenstein für das Miteinander
Vereinbarung zwischen kirchlichen Körperschaften und Bischofskonferenz

                                                Bild: zVg
Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK)
und die Römisch-Katholische Zentralkonfe-
renz der Schweiz (RKZ) regeln ihre Zu-
sammenarbeit verbindlicher und bilden
dafür ein gemeinsames Gremium. Als
Basis dafür halten sie ihre gegenseitige
Anerkennung schriftlich fest.

«So unterschiedlich die Funktionsweisen
der staatskirchenrechtlichen demokrati-
schen Struktur und der kirchlichen hierar-
chischen Struktur sein mögen, es existiert
ein enger Bezug, ein nicht aufzulösender
Nexus zueinander», erklärte Bischof Markus
Büchel, Präsident der SBK. Diese Verbin-
dung wurde mit zwei Vereinbarungen schrift-
lich festgehalten, welche am 11. Dezember
vorgestellt wurde.

Wandel macht neue Positionen nötig                          Die SBK und die RKZ stellen ihre neue Vereinbarungen vor: Bischof Charles Morerod (l.), Bischof
Die eine Vereinbarung befasst sich mit den                  Markus Büchel, Walter Müller, Hans Wüst, Luc Humbel.
Grundsätzen der Zusammenarbeit zwi-
schen der SBK und der RKZ. Die andere,
der Mitfinanzierungsvertrag, beinhaltet die                 schweigend vorausgesetzt, sondern aus-             Kirche und das Verantwortungsbewusst-
Koordination der pastoralen und der finan-                  drücklich formuliert wurde, ist nicht nur in       sein für die Finanzierung pastoraler Aufga-
ziellen Entscheide zwischen RKZ und SBK.                    den Beziehungen zwischen der Bischofs-             ben zu stärken.»
Die erste Vereinbarung tritt per sofort, die                konferenz und der Zentralkonferenz, son-           Um die Zusammenarbeit, die gegenseitige
zweite per Anfang 2018 in Kraft.                            dern für das Miteinander in unserer typisch        Information und die Kommunikation gegen
Zwar würden die Bischofskonferenz und                       schweizerischen Doppelstruktur ein Meilen-         aussen zu verbessern, richten die beiden
die Zentralkonferenz seit der Gründung der                  stein.»                                            Partner ein gemeinsames Gremium ein, in
RKZ im Jahr 1971 zusammen arbeiten, und                                                                        dem die Präsidien von SBK und RKZ, deren
es gebe auch einen ersten prägnanten Ver-                   Konkrete Anwendung als Prüfstein                   Generalsekretäre und die obersten Verant-
trag dafür, erklärte Hans Wüst, Präsident                   «Die beste schriftlich gefasste Vereinba-          wortlichen für die gemeinsame Aufgabe der
der RKZ. Dennoch habe man eine Neurege-                     rung hat ihren Prüfstein in der konkreten          Finanzierung vertreten sind.
lung angestrebt. In einer Zeit des gesell-                  Anwendung», ermahnte hingegen Bischof
schaftlich-religiösen Wandels sei das                       Büchel. Die Vereinbarung müsse mit dem             Beiträge von knapp zehn Millionen Franken
Bedürfnis nach einer gemeinsamen Positio-                   Geist des Vertrauens gefüllt und gelebt            Der neue Mitfinanzierungsvertrag löst den
nierung gestiegen.                                          werden. Im entsprechenden Passus der               bestehenden Vertrag zwischen SBK, RKZ
                                                            Zusammenarbeitsvereinbarung heisst es:             und Fastenopfer ab. Dieser wird nach der
Wichtige Partnerschaft                                      «Die RKZ anerkennt die SBK als Zusammen-           Neuregelung des Inland-Engagements von
Auch die Finanzierungssituation hätte sich                  schluss der Bischöfe der Diözesen und der          Fastenopfer Ende 2017 aufgelöst. Darin ist
stark geändert. Die finanzielle Verantwor-                  Äbte der Territorialabteien in der Schweiz         festgehalten, wie die Organe der SBK und
tung der RKZ für gesamtschweizerische                       und eigenständige Einrichtung des kanoni-          der RKZ bei der Zuweisung der finanziellen
und sprachregionale Aufgaben der katholi-                   schen Rechts mit dem Zweck des Studiums            Mittel an kirchliche Einrichtungen auf natio-
schen Kirche sei seit 1990 ums Dreifache                    und der Förderung gemeinsamer pastoraler           naler und sprachregionaler Ebene zu-
angewachsen. Die RKZ sei also in Finanzie-                  Aufgaben, zur gegenseitigen Beratung, zur          sammenwirken sollen. Es handelt sich
rungsfragen zum wichtigsten Partner der                     notwendigen Koordinierung der kirchlichen          damit um derzeit rund 9,5 Millionen Fran-
SBK geworden und das setze zwingend ei-                     Arbeit, des gemeinsamen Erlasses von Ent-          ken. Damit werden namentlich die Schweizer
nen Dialog über Ziele und Schwerpunkte                      scheidungen und zur Pflege der Verbindung          Bischofskonferenz, ihr Generalsekretariat
voraus, sagte Wüst. Zudem hätten intensi-                   zu anderen Bischofskonferenzen sowie               und ihre Gremien, die kirchlichen Medienzen-
ve Diskussionen über das Verhältnis von                     zum Heiligen Stuhl.» Umgekehrt wird fest-          tren in den drei Sprachregionen, kirchliche
pastoralen Instanzen und Körperschaften                     gehalten: «Die SBK anerkennt die RKZ und           Bildungseinrichtungen, Organisationen für
eine Antwort verlangt, die in der gegenseiti-               deren Zweck, in Zusammenarbeit mit ihren           die Jugendpastoral und die Migrantenseel-
gen schriftlichen Anerkennung ihre Form                     Mitgliedern das Wohl der römisch-katholi-          sorge sowie zahlreiche Institute und Fach-
gefunden habe.                                              schen Kirche und den religiösen Frieden in         stellen unterstützt.
Erfreut stellte Wüst fest: «Dass diese                      der Schweiz zu fördern und die Solidarität
gegenseitige Anerkennung nicht nur still-                   unter den Angehörigen der katholischen                                             Regula Pfeifer

12 forumKirche | 1-2016
Thurgau

Den Auftrag erfüllen
Gedanken zur personellen Entwicklung im Thurgau

«Wie viel theologisches Fachpersonal            nur noch drei und weniger Personen an.           Kirchenvorsteherschaften einbeziehen
steht uns in Zukunft noch zur Verfügung?»       «Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass in        Trotz der Dramatik dieser Entwicklungen
Diese Frage beschäftigt derzeit den Kir-        den nächsten 10 bis 15 Jahren ein Grossteil      blickt Urs Brosi vertrauensvoll in die Zu-
chenrat der katholischen Landeskirche           des theologischen Personals in Ruhestand         kunft. «Das Wichtigste ist, dass wir den
Thurgau. Die Aussichten sind ernüch-            gehen wird», resümiert Urs Brosi.                kirchlichen Auftrag weiterhin erfüllen, näm-
ternd: Es zeichnet sich ab, dass es in                                                           lich die frohe Botschaft zu verkünden, dass
den katholischen Pfarreien im Thurgau bis       Weniger Leitende                                 das Reich Gottes bereits unter uns ange-
2030 nur noch etwa sieben Personen mit          Geht man davon aus, dass sich dieser             brochen ist.» Angesichts der abnehmenden
Leitungsverantwortung geben wird.               Trend fortsetzt, hat das auch für den Thur-      Zahl von Theologinnen und Theologen be-
                                                gau einschneidende Konsequenzen: «Die            deute dies, nach Wegen zu suchen, «an-
Eine gute Prognose beginnt mit der Analyse      Zahl von Priestern und Laientheologen wird       ders Kirche zu sein».
der Vergangenheit. So hat sich auch Urs         voraussichtlich nicht linear zurückgehen,        Aus diesem Grund werde der Kirchenrat bei
Brosi, Generalsekretär der katholischen         sondern der Rückgang wird sich beschleu-         einem Treffen im Februar auch die Kirchen-
Landeskirche, zunächst daran gemacht, die       nigen», meint Urs Brosi. Ein nicht unwahr-       vorsteherschaften über diese Entwicklung
personelle Entwicklung von 1993 bis 2013        scheinliches Szenario ginge davon aus,           informieren. «Ziel ist, dass diese sich den
zu untersuchen. Er stellte fest, dass die       dass sich nach 2030 nur noch sieben Per-         Realitäten stellen und ihnen klar wird, dass
Zahl der Pfarrer in diesem Zeitraum von 37      sonen – gegenüber heute 24 – in Leitungs-        sie mit weniger Personal auskommen müs-
auf 16 (um 57 Prozent) gesunken ist, die        verantwortung befänden und von heute 55          sen», erklärt Urs Brosi. Wünschenswert
Zahl der übrigen Priester (z. B. Vikare, Mis-   theologisch Ausgebildeten weniger als 20         sei, dass die Kirchenvorsteherschaften
sionare und Pensionäre) um 21 Prozent.          übrig blieben.                                   nicht erst abwarten, bis das Defizit da sei,
«In den 90er-Jahren versuchte man den           Auch im Bereich Katechese zeichnen sich          sondern schon früh damit beginnen wür-
Priestermangel, der sich auch damals            personelle Engpässe ab, wenn nicht gegen-        den, geeignete Personen zu gewinnen, ein-
schon abzeichnete, mit der Einstellung von      gesteuert wird. Daniel Ritter, Leiter der        zubeziehen und auszubilden, die dann in
Laientheologen zu kompensieren», so Urs         Fachstelle Katechese, stellt fest, dass «in      der Lage wären, die Gemeinschaft vor Ort
Brosi. Dies sei nur teilweise gelungen.         den letzten Jahren einerseits die Anzahl         zu unterstützen.
Zwar stieg die Zahl der Gemeindeleitenden       der Religionslehrpersonen abgenommen
und Pastoralassistentinnen und -assisten-       hat, andererseits aber auch die Ausbil-                                         Detlef Kissner
ten im besagten Zeitraum von 6 auf 21.          dungszahlen leicht zurückgehen». Zudem
Das habe allerdings den starken Rückgang        würden für die kommenden Jahre leicht hö-
von Priestern nicht ausgleichen können, so      here Schülerzahlen prognostiziert. Beides
dass das theologisch ausgebildete Perso-        könne zu Unterbesetzungen im Bereich
nal insgesamt um 22 Prozent sank. Was           Katechese führen.
sich anderenorts über 40 Jahre vollzogen
habe, habe sich im Thurgau schneller abge-
spielt, so Brosi.

                                                                                                                                                 Bild: Urs Brosi
                                                 Aktive Seelsorger/innen im Kanton Thurgau
Weniger in Ausbildung
Um abschätzen zu können, wie sich der Per-
sonalstand im Thurgau weiterentwickeln
wird, zog Urs Brosi statistische Daten des
Bistums Basel heran. Er stellte fest, dass
sich die Zahl der Berufseinsteiger beim theo-
logischen Personal gegenüber den 90er-
Jahren mehr als halbiert und dass sich das
Einstiegsalter im selben Zeitraum von durch-
schnittlich 30 auf 45 Jahre erhöht hat. «Das
bedeutet, dass immer weniger Theologen
nachkommen. Die Wenigen sind zudem noch
kürzere Zeit im Dienst.»
Diese Trends würden sich in der Alterspyra-
mide des theologischen Personals wider-
spiegeln. Ein Grossteil der Mitarbeitenden
gehöre den geburtenstarken Jahrgänge
1960-70 an. Ab dem Jahrgang 1970 sei im
Vergleich zur Geburtsstatistik ein überpro-
portionaler Rückgang zu verzeichnen. Den
Jahrgängen 1980 und jünger gehören jeweils      Die Zahl der Seelsorgenden im Thurgau wird sich auch in den kommenden Jahren stark verringern.

                                                                                                                     forumKirche | 1-2016 13
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