Kunst + Glauben - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
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Nummer 1 3. bis 16. Januar 2016 Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau Kunst + Glauben
Kunst + Glauben Editorial Damit der Glauben bewegli Haben Sie schon einmal Kindern beim Die Bedeutung moderner Kunstwerke Malen zugesehen? Mir fällt immer wieder auf, wie unbefangen sie drauflosmalen, wie «es» einfach aus ihnen herausfliesst. Gleich drei grosse Ausstellungen themati- starken und aussagekräftigen Bildern und Sie malen das, was sie gerade beschäf- sieren derzeit im deutschen Sprachraum Metaphern, «verarbeiten» sie diese in ihrem tigt, und so, wie sie es gerade wahrneh- moderne Kunst und christlichen Glauben. eigenen Schaffen. Dabei suchen sie einen men und fühlen. Ihre Bilder sind ehrlich. In Düsseldorf wird bis zum 17. Januar die eigenen Zugang zu den grossen Themen, Sie gewähren einen Blick in ihre Seele. Ausstellung «The Problem of God» gezeigt, die uns Menschen bewegen, und versu- Auf dem Weg zum Erwachsensein geht in Graz ist bis zum 24. Januar «reliqte, chen, es mit dem ihnen eigenen Formen- vielen von uns diese elementare Fähigkeit reloaded – zum Erbe christlicher Bildwel- vokabular gestalterisch zu beschreiben und verloren. Wir trauen uns nicht mehr, unse- ten heute» zu sehen und in Hannover setzt damit sichtbar werden zu lassen. ren Gefühlen in spontaner Weise Aus- man sich bis zum 21. Februar mit der gros- druck zu verleihen, weil das Ergebnis sen und umfassenden Schau «Madonna: Neue Zugänge nicht unseren Vorstellungen von einem Frau – Mutter – Kultfigur» intensiv mit Es versteht sich von selbst, dass dadurch guten Bild genügen oder zu viel von uns Maria auseinander. Anlass ist zum einen Kunstwerke entstehen, die ganz anders selbst zeigen könnte. das Jubiläum des Zweiten Vatikanischen aussehen als die bisher bekannten Darstel- Trotzdem gibt es immer wieder Men- Konzils, das 1965 endete, zum anderen lungen. So lässt das Bild von Christel Holl schen, die den Zugang zu ihrem Inneren das wiederentdeckte Interesse an der (siehe rechts) rein formal nichts von einer offen gehalten haben und mutig genug Interaktion von Kunst und Religion. Verkündigung an Maria sehen, kein Betrach- sind, ihren inneren Bildern – unterstützt ter käme spontan auf den Titel: Empfangen durch darstellende Fähigkeiten – Form Denn Kunst und Glauben sind an sich ein durch den Heiligen Geist, geboren von der und Farbe zu geben. Diese Menschen uraltes Gespann, bei dem sich die beiden Jungfrau Maria. Doch beim Wissen um das würde ich als Künstler bezeichnen. Ihre Akteure immer wieder neu gegenseitig inspi- Bildthema ergeben sich Zugänge und Erfah- Zeichnungen, Gemälde oder Skulpturen riert und voneinander profitiert haben. Un- rungen, die mit einer traditionellen Darstel- spiegeln nicht nur ihr Persönliches wider, sere Glaubensvorstellungen sind wesentlich lung nicht möglich gewesen wären. Im Rot- sondern innere Wahrheiten, die sie mit von bildhaften Darstellungen in der Bibel Gelb liegt die göttliche Liebe als Kraft des anderen Menschen teilen. Deswegen wer- und deren unterschiedlichen Interpretation Heiligen Geistes gleichsam auf Maria, die den solche Kunstwerke für Betrachtende und Darstellungen in den verschiedenen durch das reine Weiss symbolisiert wird. auch so interessant und wertvoll: Sie ent- Epochen geprägt, allen voran des Barock Wie ein grosses Gefäss ruht sie auf dem decken darin «Wirklichkeiten», die für ihr mit seinen prachtvollen Kirchen, Bildern und Wasser der Erde und bietet dem Wirken eigenes Leben bedeutsam sind. Solche Skulpturen. Ich denke da an Bilder vom Hei- Gottes ihren «Körper» als «Nest» für seinen «Wirklichkeiten», wie z. B. die Idee vom ligen Geist, der Erschaffung der Welt, den Sohn an, der hier mit dem goldenen Quadrat Schönen oder die Sehnsucht nach Ein- Engeln oder der Verkündigung an Maria, um symbolisiert wird. So wird die vorbildliche Titelbild: Eckart Hahn, Anbetung der Könige, 2011, Acryl auf Leinwand, 230 × 180 cm. Bild: © Eckart Hahn heit, übersteigen unser Denken und sind nur einige zu nennen. An diesen reichen Haltung Mariens dargestellt, ihr JA auf Got- damit auch Gegenstand der Religionen. Schatz an Wort- und Geschichtenbildern, an tes An-Spruch in die Zeit, dass sein ewiges Hier zeigt sich für mich eine innere Verbin- die «Tradition» der Weitergabe der Bilder WORT in ihr Menschengestalt annehmen dung zwischen künstlerischem Schaffen und der Auseinandersetzung mit diesen soll. Für IHN steht das goldene Quadrat in und religiöser Suche. knüpfen die Künstlerinnen und Künstler un- der optischen Mitte des Bildes. Gold steht In der diesjährigen Serie (Seite 9) möch- serer Zeit an. Fasziniert von den symbol- dabei für das Göttliche, Unvergängliche, ten wir Kunst und Glaube zusammenbrin- Höchste, die Quadratform für seine irdische gen und sie miteinander in Austausch Gestalt. Ganz Gott und ganz Mensch vereint treten lassen. Ein begleitender Text soll Inhalt er Himmel und Erde, bringt er allen Orientie- Ihnen als Leserinnen und Leser einen Zu- rung und Frieden, die ihn wie Maria in sich gang zum jeweiligen Bild ermöglichen – Aus dem Bistum 6 aufnehmen und ihm Wohnung geben. in der Hoffnung, dass Sie darin Wertvolles Zwischen Anspruch und Wirklichkeit für sich entdecken, vielleicht auch irritiert Bischof Felix Gmür im Interview Das Fremde als Segen werden, zum Nachdenken kommen oder Den unbedarften Betrachter können solche sich in Ihren Vorstellungen weiterentwi- Kunst + Glauben 9 Bilder befremdend anmuten. Das alles, ckeln. Freuen würde es uns natürlich, Sehnsucht, Gott zu schauen weil sie nicht unseren bisherigen Vorstel- wenn die Serie die eine oder den anderen lungen von durch die Kunst dargestellten Thurgau 13 unter Ihnen anregen würde, selbst wieder Bildern entsprechen und wir keinen Zugang Den Auftrag erfüllen künstlerisch aktiv zu werden und der kind- Gedanken zur personellen Entwicklung finden. Dadurch empfinden wir sie als lichen Kreativität freien Lauf zu lassen. fremd, ungewohnt, provokativ. Denn sie In diesem Sinne wünsche ich Ihnen im Kurse · Tagungen 14 hinterfragen bestehende Bilder. Sie rütteln Namen unserer Redaktion ein gutes neu- an der Standfestigkeit der bisherigen Er- es Jahr. Gottesdienste an den Wochenenden 15 kenntnisse und Auffassungen. Sie rufen Filmtipp uns aus unserer Komfortzone heraus, um eine Reaktion auszulösen wie z. B. Irrita- Kalenderblatt · Zum Schluss 16 tion, Staunen, Auseinandersetzung, neue Erkenntnisse. 2 forumKirche | 1-2016
Kunst + Glauben ch bleibt Quelle: kath.ch News ■ Emeritierter Abt verstorben Der emeritierte Abt von Saint-Maurice, Joseph Roduit, ist am 17. Dezember, am Tag seines 76. Geburtstags, verstorben. Während eines Gottesdienstes am 8. De- zember, hatte die Abtei Roduit offiziell für seine 16 Jahre Tätigkeit als Abt bis in die- sem Sommer geehrt. Am Nachmittag hat- te er in Anwesenheit der emotional be- rührten Klostergemeinschaft das Sakra- ment der Krankensalbung empfangen. ■ Orden engagieren sich für Flüchtlinge Bild: © Beuroner Kunstverlag, D-88631 Beuron, www.klosterkunst.de Die katholischen Orden in Deutschland haben nach eigenen Angaben weit mehr als 3500 Flüchtlinge aufgenommen. Die Ordensleute böten darüber hinaus viel Unterstützung, etwa durch psychologische Begleitung, Fahrdienste, Hilfe bei Behör- dengängen oder Unterricht an, wie der Vorsitzende der Deutschen Ordensobern- konferenz (DOK), Prämonstratenserabt Empfangen durch Hermann-Josef Kugler, erläuterte. den Hl. Geist, gebo- ■ Votum gegen «Homo-Ehe» ren von der Jungfrau Die Slowenen haben sich klar gegen die Maria (Christel Holl, volle rechtliche Gleichstellung homose- Rastatt/Germany) xueller Partnerschaften mit der traditionel- len Ehe ausgesprochen. In einem von der Opposition und der katholischen Kirche Gerade darin sind Kunstwerke für den Glau- Genauso wie der Glaube sich intensiv mit angestrengten Referendum stimmten ben ein Segen. Die Auseinandersetzungen allen Facetten des Lebens auseinander- 63,5 Prozent der Abstimmenden gegen mit ihren ungewohnten Perspektiven und setzt und da das spürbar Erlebte mit dem die «Homo-Ehe». Die Gleichstellungs- Ansichten beugen einer «Glaubenssklerose» unsichtbar Wahrgenommenen verbindet. gegner erreichten auch das erforderliche vor. Die zeitgenössische Kunst, die sich mit So gesehen hilft die Auseinandersetzung Quorum von mindestens 20 Prozent aller religiösen Themen auseinandersetzt und mit Gegenwartskunst ähnlich wie der Glau- Wahlberechtigten. dabei auch Elemente aus der christlichen be, uns in all unseren Höhen und Tiefen, ■ Katholische Universität in Vietnam Bildtradition verwendet, hilft, den Glauben unseren individuellen und gesellschaft- 2016 soll im kommunistischen Vietnam lebendig zu halten. Ihre Fragestellungen hel- lichen Verbindungen so zu stärken, dass die erste katholische Universität eröffnet fen, Bekanntes, das was wir glauben, immer wir beweglich auf die Anforderungen des werden. Die Regierung habe die Genehmi- wieder auf seine Wahrhaftigkeit und Stim- Lebens reagieren und sie gut bewältigen gung erteilt, sagte Paul Bui Van Doc, Erz- migkeit und Aktualität zu überprüfen. Sie können. Die Kunstwerke, die ich Ihnen in bischof von Ho-Chi-Minh-Stadt. Die Univer- weiten den Geist von Engstirnigkeit zu einer diesem Jahr in der Serie «Kunst + Glaube» sität könnte bereits im Mai 2016 öffnen. freudigen Toleranz über die schöpferische vorstellen möchte, sollen dazu beitragen. Zu Beginn stünden rund 100 Studienplät- Vielfalt, zu einem Dank über die neuen Im- ze in den Fachbereichen Theologie und pulse. Sie können Vor-Bilder unseres eige- Patrick Scherrer Philosophie zur Verfügung. Weitere Stu- nen Handelns werden, Ermutigung, neue diengänge wie Psychologie und Kirchen- Standpunkte einzunehmen und diese auch recht sind geplant. in der Öffentlichkeit zu vertreten. Patrik Scherrer ist in Wil/SG Bild: zVg ■ Finanzaufsicht erwartet weitere aufgewachsen und hat in Problemfälle Verdichtete Wahrnehmung der Wirklichkeit Fribourg katholische Theolo- Rene Brülhart, Präsident der Finanzauf- Kunst und Glauben müssen sich nicht zu- gie studiert. Er lebt in sicht im Vatikan, hält es für möglich, dass sammentun, aber wo sie in gegenseitiger München und publiziert seit seine Behörde weitere verdächtige Vor- Offenheit Inspiration zulassen, können sie 2003 auf ww.bildimpuls.de gänge an die Staatsanwaltschaft des Kir- sich ergänzen und über sich hinauswach- zeitgenössische Kunstwerke chenstaates übergeben wird. «Viele Fälle sen. An Orten, wo der Einzelne etwas verlo- als Bild-Impulse zum christlichen Glau- sind noch hängig», sagte Brülhart. Wie aus ren und kraftlos dastehen würde, können ben. Seine virtuelle Sammlung ist für einem jüngsten Bericht des Europarates sie gemeinsam Grosses bewirken, die Wirk- Religionslehrer und kunstinteressierte hervorgeht, sind bei Brülharts Behörde in lichkeit neu sehen und tiefer wahrnehmen Gläubige zu einer Fundgrube für die Aus- den ersten neun Monaten dieses Jahres lassen. Denn Kunst ist verdichtete Wahr- einandersetzung zwischen Kunst und 329 Verdachtsmeldungen eingegangen. nehmung der Wirklichkeit. Im Sinne von in- Glaube geworden. tensiviert und auch poetisch verarbeitet. kath.ch/Red. forumKirche | 1-2016 3
Ausblick Was sich 2016 jährt Gedenktage und Jubiläen Bild: Terra3/Wikimedia Commons VOR 5 JAHREN VOR 125 JAHREN 14.01. • Tunesischer Präsident Ben Ali 18.03. • Erstes Telefongespräch über ein flieht nach Volksaufstand ins Exil nach Nachrichtenkabel durch den Ärmelkanal Saudi-Arabien (Arabischer Frühling) 15.05. • Enzyklika «Rerum novarum» 11.03. • Schwerstes Erdbeben in der (1. Sozialenzyklika) wird veröffentlicht. Geschichte Japans löst in Fukushima einen *12.10. • Edith Stein, deutsche Philoso- Tsunami und eine Atomkatastrophe aus. phin und Frauenrechtlerin, konvertiert vom 22.07. • Terror-Anschläge in Utoya/Nor- Judentum zum katholischen Glauben, tritt wegen in den Karmel ein und stirbt 1942 im Konzentrationslager Auschwitz. VOR 10 JAHREN Nordansicht des Eigers 25.01. • «Deus caritas est» – Erste Enzykli- VOR 150 JAHREN ka von Papst Benedikt XVI. wird vorgestellt. 03.02. • Der sowjetischen Sonde Luna 9 1866 • Werner von Siemens entwickelt 11.03. • Der frühere serbische Präsident gelingt erstmals eine weiche Landung auf den ersten elektrischen Generator Slobodan Milošević wird in seiner Zelle dem Mond. 17.07. • Gründung des Schweizerischen beim UN-Kriegsverbrechertribunal in Den 18.03. • Papst Paul VI. lockert die Bestim- Roten Kreuzes in Bern Haag tot aufgefunden. mungen über «Misch-Ehen». 25.03. • Erste Direktbesteigung der VOR 300 JAHREN VOR 20 JAHREN Eiger-Nordwand † 14.11. • Gottfried Wilhelm Leibniz, 23.10. • Anerkennung der Evolution durch 21.06. • Eröffnung der Universität Konstanz deutscher Philosoph und Vordenker der die katholische Kirche 14.06. • Die römische Kurie hebt den seit Aufklärung 1559 geführten und 500 Seiten starken VOR 25 JAHREN «Index der verbotenen Bücher» auf. Bild: National Portrait Gallery/Wikimedia Commons 17.01. • Im Rahmen der Operation Desert 29.08. • Letztes Konzert der Beatles in Storm beginnen die Alliierten im Zweiten Golf- San Francisco/Kalifornien krieg mit massiven Luftangriffen auf den Irak. 01.02 • Südafrikas Präsident Frederik VOR 70 JAHREN Willem de Klerk kündigt die Abschaffung 22.07. • Gründung der Weltgesundheits- der Apartheid an. organisation (WHO) † 04.04. • Max Frisch, Schweizer Architekt 04.08. • Erste Bregenzer Festspiele und Schriftsteller VOR 75 JAHREN VOR 30 JAHREN † 08.01. • Robert Baden-Powell, britischer William Shakespeare, um 1610 28.01. • Die Raumfähre Challenger explo- Kavallerie-Offizier, Gründer der Pfadfinder- diert kurz nach dem Start; alle sieben bewegung VOR 400 JAHREN Astronauten an Bord sterben. 12.02. • In London wird erstmals ein 24.01. • Entdeckung der Le Maire-Strasse † 28.02. • Der schwedische Ministerpräsi- Mensch mit Penicillin behandelt. und Kap Hoorn, dem südlichsten Punkt dent Olof Palme wird ermordet. 07.12. • Auf Pearl Harbor/Hawaii erfolgt Südamerikas 23.03. • Erster Weltjugendtag in Rom der japanische Luftangriff. *18.02. • Maria I, Königin von England und 26.04. • Nuklearkatastrophe im Kernkraft- Irland. Sie versuchte den Katholizismus werk von Tschernobyl VOR 80 JAHREN wieder als Staatsreligion zu etablieren und 02.02. • Charlie Chaplin’s Stummfilm handelte sich mit ihrer Verfolgung Anders- VOR 50 JAHREN Modern Times hat in New York Premiere. gläubiger den Beinamen «Bloody Mary» ein. 24.01. • Indira Gandhi wird zur neuen 27.05. • Jungfernfahrt des Riesendamp- † 23.04. • Miguel de Cervantes, spani- Premierministerin Indiens vereidigt. fers «Queen Mary» scher Schriftsteller (Don Quijote) *17.12. • Jorge Mario Bergoglio – Papst † 03.05. • William Shakespeare, englisch- Franziskus – wird geboren. er Dramatiker, Lyriker und Schauspieler Bild: Wikimedia Commons VOR 100 JAHREN VOR 800 JAHREN 21.02. • Beginn der Schlacht um Verdun † 16.07. • Papst Innozenz III. Er gilt als der † 04.03. • Franz Marc, deutscher Maler einflussreichste Papst des Mittelalters und † 21.11. • Franz Joseph I., Kaiser von initiierte den Kreuzzug gegen die als Ketzer Österreich und u. a. König von Ungarn eingestufte Glaubensgemeinschaft der † 01.12. • Charles de Foucauld, französi- Katharer. scher Forscher, Priester, Mönch, Eremit, Charles de Foucauld (um 1915) inspirierte die wird in Tamanrasset/Algerien vor seiner Zusammenstellung: Gründung der Kleinen Brüder Jesu. Klause ermordet. Susanna Keller-Cavicchiolo, Detlef Kissner 4 forumKirche | 1-2016
Sternsingen 2016 Respekt! Einsatz für benachteiligte Kinder in Bolivien Bild: © Kindermissionswerk «Die Sternsinger», Bettina Flitner darunter. Dank der Unterstützung der Sternsingerinnen und Sternsinger gibt es aber das Projekt «Palliri». Es kümmert sich genau um diese Kinder. «Palliri» ist für sie wie ein zweites Zuhause. In «Palliri» erhal- ten sie eine ihrem Alter entsprechende För- derung, lernen ihre kulturellen Wurzeln ken- nen und ihr Selbstvertrauen entwickeln. Das ist wichtig für den gegenseitigen Res- pekt und die Wertschätzung der anderen Kinder. «Palliri» – Investition in die Zukunft Isa, die Leiterin des Projekts «Palliri» ist überzeugt, dass «diese Kinder in Zukunft vieles verändern können». In «Palliri» erfah- ren die Kinder Geborgenheit und Sicher- heit, die ihnen in ihren Familien oft fehlen. «Palliri» ist nur ein Beispiel für über 200 Projekte, die von Missio Kinder und Jugend jährlich mitfinanziert und unterstützt wer- den. Es sind vor allem Schul- und Bildungs- projekt, die gefördert werden. Auch in den Krisengebieten des Nahen Osten ist Missio präsent: Im Libanon erhalten aktuell 40 Auf dem Land lernen die Kinder noch die Traditionen des eigenen Volkes; in der Stadt ist das schwierig. und in Syrien 5 Projekte Unterstützung von Missio. Mit der Aktion Sternsingen helfen Kinder Über 10‘000 Kinder und Jugendliche be- Segen bringen, Segen sein und Jugendliche in der Schweiz, dass un- teiligen sich jährlich an der Aktion Stern- Das Sternsingen ist in vielen Pfarreien der zählige Gleichaltrige eine Perspektive für singen. Dazu kommen unzählige Freiwillige Deutschschweiz ein fixer Teil des Gemeinde- die Zukunft entwickeln können. und Ehrenamtliche, die mit ihnen unter- lebens. Der Aufwand dafür lässt sich nur un- wegs sind. In diesem Jahr dreht sich bei genau richtig beziffern. Mehr als 10‘000 Siegfried Ostermann, Missio/Red. der Aktion Sternsingen von Missio alles Kinder und Jugendliche sind unterwegs, um das Thema Respekt. Und mit dem mehrere Tausend Erwachsene helfen im Geld, das sie sammeln, investieren sie in Vorder- und im Hintergrund. Die Botschaft Hintergrund zu Bolivien die Zukunft vieler Kinder – im Projekt «Pal- bleibt gleich: Sternsingerinnen und Stern- Von den zehn Millionen Einwohnern liri» im Beispielland Bolivien und weltweit. singer bringen Segen und sind Segen. Boliviens ist fast die Hälfte indigenen Ur- Denn beim Sternsingen solidarisieren sich sprungs. Das heisst, sie gehören Volks- Wer die Heiligen Drei Könige in der Bibel Kinder mit Gleichaltrigen in aller Welt. Und gruppen an, die bereits vor der Koloniali- sucht, wird nicht recht fündig. Das Matthäus- sie gehen hinaus zu den Menschen, wün- sierung der Spanier vor rund 500 Jahren Evangelium berichtet nur von «Sterndeutern schen ein gutes neues Jahr und segnen die auf diesen Landgebieten lebten. aus dem Osten», die auf der Suche nach Häuser, Wohnungen, ihre Bewohnerinnen 1994 wurde diesen Gruppen mit einer dem König der Juden sind. Erst die drei und Bewohner. Das ist für viele ein prägen- entsprechenden Verfassungsänderung Gaben – Gold, Weihrauch und Myrrhe – des Erlebnis. besonderer Schutz zugesichert und zehn haben sie zu Dreien gemacht und die Ge- Jahre später wurde Bolivien offiziell zum schichte zu Königen. Irgendwann im fünften Respekt überwindet Grenzen plurinationalen Staat. Trotzdem kämpfen Jahrhundert erhalten sie die heute noch Die Sternsingerinnen und Sternsinger set- die kleinen indigenen Völker noch immer bekannten Namen Kasper, Melchior und zen sich in diesem Jahr mit dem Thema gegen Stigmatisierung und Benachteili- Balthasar. Mit den unterschiedlichen Haut- Respekt auseinander. Der Sternsingerfilm gungen oder schämen sich ihrer Sprache farben stehen sie stellvertretend für die «Willi in Bolivien» zeigt, worum es geht. Im und Traditionen. Sie sind in Bolivien am verschiedenen Kontinente und schliesslich plurinationalen Staat Bolivien leben 36 ver- stärksten von Armut betroffen. Deshalb für jedes Alter. Mit ihnen kommt die ganze schiedene Völker zusammen. Das geht verlassen viele von ihnen ihre ländliche Welt zur Krippe von Betlehem. Es geht eine nicht immer ohne Schwierigkeiten. Diskri- Heimat, um in der Stadt Arbeit zu finden. bleibende Faszination von diesen Men- minierungen gehören leider zur Tagesord- Das geht oft mit einer kulturellen Entwur- schen aus, die sich auf den Weg machen, nung. Vor allem Kinder, deren Eltern vom zelung einher. um im Kind den König zu finden. Land in die Stadt ziehen mussten, leiden forumKirche | 1-2016 5
Aus dem Bistum Zwischen Anspruch und Wirklichkeit Bischof Felix Gmür im Interview tum besetzt, die die Situationen kennen und mit den Betreffenden gangbare Wege suchen. Ich weiss nicht, wer davon Ge- brauch macht, doch nach deren Aussage sind sie gut ausgelastet. Das ist unsere Version von Ombudsstelle. Ist es bei rund 1050 Mitarbeitenden im deutschsprachigen Teil des Bistums nicht fragwürdig, dass es nur einen Personalver- antwortlichen gibt? Viele Stellenwechsel laufen zuerst über die regionalen Bischofsvikariate. Das sind acht Personen. Wir haben zudem weniger Stel- lenwechsel und Berufsanfänger als früher. Zugenommen haben administrativen Aufga- ben. Seelsorger, die von ausserhalb der Schweiz oder der EU kommen, müssen wir prüfen. Die Frage nach einer Frau als Perso- nalverantwortliche ist derzeit offen. Die Personalsituation wird zukünftig nicht besser. Was für Strategien gibt es? Bischof Felix Gmür im Interview: «Auch Randgebiete haben Anspruch auf gutes Personal.» Wichtig ist eine ausgeglichene Verteilung der Mitarbeitenden auf das ganze Bistum. Auch Randgebiete haben Anspruch auf gu- Sie sind selten, doch es gibt sie: Konflikt- len Vorgesetzten, also die Leitung der Pfarrei, tes Personal. Das zweite: Wir wollen eine fälle zwischen Bistum und Pfarrei, zwi- des Pastoralraumes, des Dekanats. Dann gibt gute Durchmischung der Berufsgruppen schen Seelsorgenden und Mitarbeitenden. es die Bistumsregionen mit den Regionalver- und lebendige Teams. Gewisse Seelsorger Auch konkrete Herausforderungen in den antwortlichen. Die meisten Konflikte werden sind immer eher Einzelkämpfer, und ein Pfarreien – wie die Aufnahme von Flücht- auf dieser Ebene gelöst. Weder Auftraggeber sehr kleiner Teil des Personals hat Mühe lingen – können zu Reibereien führen. Im noch Anstellungsträger können im Konfliktfall mit dem Veränderungsprozess. Interview nimmt der Bischof von Basel, alleine entscheiden. Es gibt immer die Suche Felix Gmür, Stellung. nach einer Konsenslösung. Das dauert. Bei Wird es irgendwann den Punkt geben, wo schwer wiegenden Fällen wie Übergriffen, es mehr missio-pflichtige Stellen als missio- Bischof Felix, Sie haben zu Beginn Ihrer Missbrauch (nicht zwingend sexuelle sondern fähige Bewerber geben wird? Amtszeit keinen Bischofsvikar für das Per- Machtmissbrauch durch Vorgesetzte) muss Ich hoffe nicht. Wenn keine Kandidaten mehr sonal bestellt, sondern verstehen die Mitar- man aber schnell handeln können. da sind, muss sich auch das Volk Gottes fra- beitersorge als Aufgabe des Bischofs. Be- gen, wieso es keine Seelsorger mehr hervor- reuen Sie diesen Entscheid? Der Grossteil der Fälle wird ruhig und bringt. Die ersten Werber für die Berufe sind Felix Gmür: Nein. Ich bin Personalchef, wie unspektakulär gelöst? immer noch die Seelsorgenden vor Ort. De- ich Chef bin für die Pastoral. Operativ bin Ja. Zum Glück. Wir suchen nach einer Lö- ren Berufszufriedenheit ist bei allen Umfra- ich nicht in die alltäglichen Personalfragen sung, die möglichst nahe an der betroffe- gen hoch bis sehr hoch, andererseits ist die involviert, das habe ich delegiert. Gewisse nen Ebene ist. Idealerweise gibt es bei der Werbebereitschaft eher tief. Ein Problem ist Dinge will ich als Bischof nicht delegieren, Konsenslösung keine Verlierer. Kein Mitar- die Frage der Berufsidentität. Bei uns vermi- zum Beispiel die Erteilung der unbefriste- beitender soll als Verlierer aus der Situa- schen sich viele Aufgaben; dabei wäre ein ten Missio. Anstellungsbehörde ist zudem tion gehen. Das gehört zu meiner Verant- eindeutiges Berufsbild fördernd. Doch das die Kirchgemeinde, die Landeskirche, der wortung als Bischof. ist auch eine Chance. Der Beruf gibt sehr Kanton oder das Spital. Ich bin der Auftrag- viele Freiheiten in der Gestaltung unseres geber. Das sind zwei Schienen. Was ist mit dem Wunsch nach einer Art Auftrags: das Evangelium zu verkündigen. Schiedsstelle, die man im Konfliktfall an- Es ist zwar eher selten, doch es gibt Fälle, sprechen kann? Wenn Seelsorgerinnen und Seelsorger ihrer wo Seelsorger vor Ort den Eindruck haben, Es gibt manchmal die Forderung nach einer zentralen Aufgabe nachgehen, nämlich das dass sich das Bistum bei Konfliktfällen Art Ombudsstelle. Doch die Situation im Evangelium unter das Volk zu bringen, kann mehr einbringen müsste im Sinne der Bistum ist komplex. Deshalb gibt es seit dies zu belastenden Konflikten führen, etwa Mitarbeitersorge. Jahren die Stelle Seelsorge für Seelsorgen- aktuell in der Flüchtlingsfrage. Ein Pastoral- Die ersten Ansprechpartner sind die pastora- de. Sie ist mit drei Personen aus dem Bis- team möchte Asylbewerbern Wohnraum 6 forumKirche | 1-2016
Aus dem Bistum anbieten, doch die Kirchgemeinde stemmt Die Anforderungen an die Seelsorgenden, scheid kann nicht isoliert vom Umfeld ge- sich dagegen. Wie ist Ihre Haltung in einer aber auch an die Glaubenden werden in Zu- fällt werden, das heisst von der konkreten solchen Auseinandersetzung? kunft nicht kleiner. Das Abschlussdokument kirchlichen Gemeinschaft, der Familie usw. Die kirchliche Hilfe für Flüchtlinge ist subsi- zur Weltbischofssynode über Ehe und Fami- Subjektive und objektive Sichten müssen diär. Zuständig ist der Staat. Das Bistum lie rückt den persönlichen Gewissensent- sich ergänzen. bietet Wohnraum an, weil der Kanton Solo- scheid ins Zentrum. Was bedeutet dies für thurn über zu wenige Aufnahmemöglichkei- die Frage, ob eine Person würdig ist, die Sind die Meinungen der Schweizer Bischöfe ten verfügt. Wir dürfen uns aber nicht über- Kommunion zu empfangen? zur Bewertung und den Folgerungen aus fordern. Deshalb bleibt die aufwändige Die Rolle des Gewissens wird in diesem Do- dem Abschlussdokument der Bischofssyno- Betreuung dieser – möglicherweise trauma- kument ausdrücklich erwähnt. Die einzelne de sehr unterschiedlich? tisierten – Menschen Aufgabe des Staates. Person muss selber wieder mehr Verantwor- Das Abschlussdokument hat keinen defini- Freiwillige, die sich bei uns zur Unterstüt- tung übernehmen. Jemand, der die Kommu- tiven rechtlichen Charakter. Entscheidend zung melden, verweisen wir daher an den nion empfangen möchte, muss sich fragen: wird sein, wie das Thema in die Praxis um- Sozialdienst, der ihre Tätigkeit koordiniert. Weshalb will ich dies eigentlich, und, lebe gesetzt wird. Das ist eine typische Aufgabe Eine Kirchgemeinde kann und soll, wenn ich in Frieden mit dieser Gemeinschaft, in für die Seelsorgenden in einem Pastoral- sie tatsächlich über freie Wohnungen ver- der ich die Kommunion feiere? In Fällen, raum. Diese kennen die Familienformen, fügt, diese zur Verfügung stellen. Dabei die ausserhalb der Norm sind – wie wieder- die dort leben. können Konflikte entstehen, weil Ängste verheiratete Geschiedene – will Papst gegenüber bestimmten Personengruppen, Franziskus das Gesetz zwar nicht ändern, Sie haben das Vertrauen in die Leute vor etwa jungen Männern, bestehen. Die Asyl- aber die Betroffenen sind für ihren Gewis- Ort, dass diese ihre Arbeit in der Familien- suchenden sollen in das christliche Umfeld sensentscheid selber verantwortlich. Den pastoral gut und richtig machen werden? einer Pfarrei passen. Entscheid kann ihnen niemand abnehmen. Mit jeder Missio drücke ich dieses Vertrau- en aus. Dabei muss ich mich darauf verlas- Im Bischofssitz leben nun zwölf Frauen und Wenn der eigene Gewissensentscheid so sen können, dass sich die Seelsorgenden Kinder aus Eritrea und Syrien. Hatten Sie zentral ist, dann kann eine Person sich als innerhalb des grossen Rahmens, der rö- schon persönliche Begegnungen mit ihnen? würdig für den Kommunionempfang be- misch-katholisch heisst, bewegen. Die Heute werde ich sie zum ersten Mal treffen trachten, unabhängig davon, welche Verge- allermeisten Mitarbeitenden tun dies auch, (das Gespräch fand anfangs Dezember hen sie aus Sicht der offiziellen Kirche be- und ihnen sei hier Dank gesagt. statt). Zuerst mussten diese Menschen in gangen hat? Ruhe ankommen und sich einleben kön- Es gibt nicht eine offizielle und daneben ei- Anne Burgmer, Horizonte Aargau und nen. An diesem exponierten Ort wollen wir ne nichtoffizielle Kirche. Ein Gewissensent- Niklaus Baschung, Angelus Biel/Red. ihnen genügend Privatsphäre bieten, las- sen deshalb auch nicht zu, dass Journalis- Bilder: Werner Rolli ten Kontakt mit ihnen aufnehmen. Noch einmal: Ich unterstütze es grundsätzlich, wenn Kirchgemeinden sich für Asylsuchen- de engagieren. Aber dies sollte ihren eige- nen Möglichkeiten und Ressourcen ange- passt sein. Manche Leute ärgern sich über die Initiative des Bistums. Sie schreiben etwa in Internet- foren, dass arme Schweizer und Schweize- rinnen bislang ja auch keine Herberge im Bischofssitz gefunden haben. Was erfahren Sie für Reaktionen? Die meisten Reaktionen sind positiv. Arme Schweizer und Schweizerinnen haben ande- re Institutionen, an die sie sich wenden können. Die Flüchtlinge sind aktuell in Not. Sie sind da, es ist Winter und kalt, wir ge- ben ihnen Obdach, Punkt. Etwas anderes sind die politischen Entscheide, die gefällt werden müssen. Ich bin dafür, dass Asylge- suche viel schneller bearbeitet werden und dass die Asylsuchenden während des Ver- fahrens eine Beschäftigung haben. «Ich unterstütze es grundsätzlich, wenn Kirchgemeinden sich für Asylsuchende engagieren.» forumKirche | 1-2016 7
Inserate · Thurgau · Kirche Schweiz Kath. Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen Wir suchen Pfarreisekretärin | Bild: Detlef Kissner Pfarreisekretär 30 % Sie arbeiten in der Pfarrei St. Ulrich zwei Tage pro Woche und vertreten die Sekretärin bei Ferien und anderen Abwesenheiten. Ihre Aufgaben Feier mit Asylsuchenden • Administrative und organisatorische Sekretariatsarbeiten • Telefonanrufe entgegennehmen und Besucher empfangen Ende Oktober wurde in Sulgen eine Aussenstelle des Empfangs- • Redaktion Pfarreiteil in «forumKirche» und Verfahrenszentrum Kreuzlingen eingerichtet. Dort leben seither • Aktualisierung der Homepage alleinstehende Männer vor allem aus Afghanistan, aber auch aus Pakistan und Syrien. Mitglieder der evangelischen und der katholi- Wir erwarten schen Kirchgemeinde von Sulgen hatten die Idee, die neuen Bewoh- • Kaufmännische Ausbildung, gute PC-Kenntnisse ner zu einer Weihnachtsfeier einzuladen. Etwa achtzig Asylsuchende • Organisatorisches Flair und Teamfähigkeit folgten der Einladung. Sie freuten sich über Musikstücke auf dem • Selbstständige, speditive Arbeitsweise Hackbrett, ein leckeres Essen, einen kurzen Stummfilm und kleine • Auch in hektischen Zeiten belastbar nützliche Geschenke. Stimmung kam auf, als die Bläser- und Ge- • Interesse an Kirche und Pfarrei sangsformation «Four for you» alle zum Mitklatschen einlud. Die Wir bieten Ihnen Initiatoren hatten ihr Ziel erreicht: ihren Gästen vor Weihnachten • Vielseitige, interessante Aufgaben eine Freude zu machen. • Anstellungsbedingungen gemäss Besoldungsverordnung Ausführlicher Stellenbeschrieb unter www.kath-kreuzlingen.ch Detlef Kissner Weitere Auskünfte erhalten Sie beim Pfarramt St. Ulrich: 071 672 22 18 Stellenantritt: Nach Vereinbarung Unterstützung für Verenamünster Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung online oder per Post, Eingang bis 31. Januar 2016, an: Epiphaniekollekte 2016 Kath. Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen Thomas Gisler, Präsident, Stählistrasse 31, 8280 Kreuzlingen Risse in den Wänden, Feuchtigkeit, bröckelnde Stuckaturen und praesidium@kath-kreuzlingen.ch Schädlinge im Gebälk lassen manche Kirche oder Kapelle in de- solatem Zustand erscheinen. Besonders betroffen sind die Pfar- reien von Obergesteln (VS), Ludiano (TI) und das Verenamünster von Bad Zurzach (AG). Den Pfarreien fehlt das Geld, um wichtige Renovationsarbeiten anzugehen. SO R ELL H OTEL R Ü D EN SCHAFFHAU S EN DER PERFEKTE RAHMEN Die Inländische Mission ruft deshalb zur Solidarität auf und bittet an der traditionellen Epiphaniesammlung (am 2., 3. und 6. Januar) um FÜR IHRE FEIER: Spenden für diese drei Schweizer Kirchenrenovationsprojekte. Seit über 150 Jahren setzt sich die Inländische Mission zusammen mit DER ZUNFTSAAL IM den Schweizer Bischöfen für den Kirchenerhalt in allen Landesteilen SORELL HOTEL RÜDEN. der Schweiz ein, um Kirchen und Kapellen als Orte der lebendigen Seelsorge zu bewahren. Denn auch in armen Pfarreien sollen die Gläubigen den Gottesdienst in würdigen Räumen feiern können. Aussenrenovation ist nötig SORELLHOTELSCOM/RUEDEN Das Verenamünster gehört zu den schönsten Kirchen des Kantons A member of ZFV Aargau. Es ist der eigentliche Kern des mittelalterlichen Wallfahrts- ortes Bad Zurzach und entstand über dem Grab der Heiligen Verena in einem römischen Gräberfeld. Nun drängt sich eine Aussen- restauration auf, da vielerorts durch aufsteigende Feuchtigkeit die Fassade abblättert. Um Folgeschäden zu vermeiden, muss dies zwin- gend angegangen werden. Durch die Renovation wird das Münster seine Ausstrahlungskraft als Wallfahrtsort weiterhin behalten. Inländische Mission/Red. ■ Weitere Infos: www.im-solidaritaet.ch 8 forumKirche | 1-2016
Kunst + Glauben Bild: © Eckart Hahn Sehnsucht, Gott zu schauen Bunt verhüllte Gestalten bilden eine Per- sonengruppe, deren Anordnung an die An- betung der Könige erinnert. Aber es sind keine Gesichter zu sehen, keine Hände, keine Füsse – kein Jesuskind! Die Köpfe sind mit Einkaufstüten angedeutet und gleichzeitig unter ihnen verborgen. Genau- so ist es mit den Geschenken. Bekleidet sind die Gestalten mit zerknitterten, glän- zenden Umhängen, die an Schutzanzüge als auch an Geschenkpapier erinnern. Auf dem gelbgrünen Boden und vor dem schwarzen Hintergrund wirken die ver- mummten Gestalten wie eine moderne Bühneninszenierung. Irritiert über die Verfremdung und fast ver- zweifelt sucht das Auge nach Hinweisen, welche die einzelnen Gestalten den Perso- nen zuordnen lassen, die aus vergleichba- Eckart Hahn, Anbetung der Könige, 2011, Acryl auf Leinwand, 230 × 180 cm. ren Darstellungen bekannt sind. Die Kör- perhaltungen lassen links die «drei Könige» und rechts «Maria» und Josef» erkennen. Den Platz des Jesuskindes markiert ein und der Myrrhe in Verbindung gebracht Menschliche zu suchen. Im Menschen hat weisses Bündel zwischen den Armen von werden. sich Gott offenbart, im Menschenkind hat «Maria». Das Gesicht ist mit einem Stoff- er sich unseren Vorfahren zu schauen ge- wirbel angedeutet und zieht in dreifacher Allein die Vermutungen bleiben. Alles ist geben. Und hier können wir ihn auch heute Weise die Blicke auf sich. Zum einen füh- so verpackt und angedeutet, dass wir zu noch unverhüllt schauen: im Nächsten, in ren die Kopfhaltungen von «Josef» und sehen glauben, aber in Wirklichkeit nichts den Geringsten und Ärmsten unter uns, «Maria» von oben her an diese Stelle, zum sehen. Die Verkleidungen wecken eine denen wir uns um ihrer selbst Willen zu- anderen endet die Verbindungslinie der Erinnerung, verweisen auf ein weit zurück- wenden und ihnen königliche Ehre zu- Köpfe der vorderen zwei «Könige» in die- liegendes Geschehen, das nicht in unse- kommen lassen. sem angedeuteten Gesicht, so dass auch rem Sinne dokumentarisch festgehalten der Betrachter dorthin blickt und das Antlitz wurde und bewiesen werden kann. Medien- Patrik Scherrer des Neugeborenen sucht. wirksam inszeniert stellt das Bild mit Weihnachten und Dreikönig verbundene Doch das göttliche Antlitz bleibt unsichtbar. Traditionen kritisch auf den Prüfstand. Es Auch wenn die Haltung der drei Gestalten knüpft mit der Verkleidung am Brauchtum gewissermassen sagt: Da ist Er! Schau, wir der Sternsinger an, mit den Einkaufstüten sind mit unseren Gaben zum Kind gekom- an unserem weihnachtlichen Konsum- und men, um vor ihm niederzuknien, ihn zu Schenkverhalten. schauen und anzubeten. Wir haben Ge- schenke dabei. Die gelbe Tüte verweist auf Durch dieses geradezu schmerzhafte Vor- das Gold, das weisse Gewand soll den enthalten von allem Menschlichen wird die Weihrauch andeuten, die violette Farbe des Sehnsucht stark, unter und hinter all den zweiten «Königs» mit dem Leiden Christi Verpackungen von Weihnachten das forumKirche | 1-2016 9
Kirche ohne Grenzen – Albanisch Das Unsichtbare sichtbar machen Keep smiling Rückblick auf eine bereichernde Zeit Die Missionarinnen der Nächs Nach sieben Jahren übergibt Mike Qerkini Kontakt zu Missionen aufgebaut Die von der seligen Teresa von Kalkutta die Leitung der Rubrik Kirche ohne Gren- Das gemeinsam ausgearbeitete Konzept gegründete geistliche Familie umfasst zen in neue Hände. Im Gespräch mit forum- nahm Formen an, finanzielle Unterstützung fünf Zweige: Missionarinnen und Missio- Kirche erzählt er von seinem Einstieg in wurde zugesagt und ein Team mit Schrei- nare der Nächstenliebe (mit je einem akti- das Projekt und von Gesprächen, die ihn benden zusammengestellt. Geplant war die ven und einem kontemplativen Zweig) und nachhaltig geprägt haben. Rubrik – die im ersten Heft 2009 startete – die Patres (Missionare mit Priestertum). gerade mal für ein Jahr. Mike Qerkini nahm Etwa 5’000 Schwestern arbeiten in 760 Ein Inserat im forumKirche war es, das ihn seine Aufgabe sehr genau. «Ich begleitete Häusern weltweit, darunter leben vier angesprochen hatte. Gesucht wurden zwei- die Schreibenden auf Wunsch zu Inter- Schwestern in Zürich. Kirche ohne Gren- sprachig aufgewachsene Personen, die es views, gab Tipps zur Fragestellung und redi- zen hat mit Schwester Silvana (55) sich zutrauten, für eine neue Rubrik im gierte jeweils die fertigen Artikel.» Um ein gesprochen. Pfarreiblatt über die Kultur und den Glau- möglichst breit abgestütztes Team zu erhal- ben ihrer Mission zu schreiben und zu über- ten, sprach oder schrieb er Missionare di- Schwester Silvana, wie sind Sie Missionarin setzen. Angespornt durch den früheren rekt an und bat um Vorschläge für Perso- geworden? Frauenfelder Pfarrer Juraj Bohynik, wo Mike nen, die sich als Autorinnen und Autoren Ich bin in Wettingen/AG aufgewachsen. Qerkini als Sachbearbeiter Buchhaltung sei- eignen würden. Somit lernte er andere Kul- Mit zwölf Jahren habe ich einen Film über ne ersten beruflichen Erfahrungen sammel- turen kennen, und durch den persönlichen Albert Schweitzer, den bekannten Theolo- te, meldete er sich. Die ehemalige Redak- Kontakt wurde rasch Vertrauen aufgebaut. gen und Arzt gesehen. Er hat 1913 im afri- tionsleiterin Ann-Katrin Gässlein sah in ihm kanischen Urwald unter schwierigsten Be- aber nicht nur einen geeigneten Autor, sie Sich finden und kennenlernen dingungen ein Spital für die Ärmsten der traute ihm gar die Teamleitung zu. «Dieses Dass Kirche ohne Grenzen einem Bedürfnis Armen gebaut. Das hat mich beeindruckt. Vertrauen gab mir die Zuversicht, mich auf entsprach, zeigte sich in den Reaktionen Auch ich wollte den Armen helfen. Aus dem das Projekt einzulassen», sagt Qerkini, der der Missionen. Herrschte zu Beginn etwas Religionsunterricht und dem Bibelstudium aus dem Südosten des Kosovo stammt. Skepsis, überwog schliesslich die Freude war mir bekannt, dass Jesus immer auf der darüber, eine Plattform zu erhalten, wahr- Seite der Armen, Ausgestossenen und Un- genommen und wertgeschätzt zu werden. gewollten war. In mir wuchs die Sehnsucht, Bild: Claudia Koch «Endlich hatten die Missionen die Möglich- Jesus ohne Kompromisse zu folgen. Um keit, über ihre Kultur und ihren Glauben zu 1980 habe ich im Schriftenstand der Kirche berichten», so Qerkini. Das kam auch bei ein kleines Buch von Mutter Teresa gefun- der Schweizer Leserschaft gut an, die die den. Als ich dieses Buch in den Händen Artikel als spannend und inspirierend be- hielt und darin geblättert habe, wusste ich: zeichnete. Das oberste Gebot dieser Ru- Jetzt habe ich gefunden, was ich gesucht brik lautet für Mike Qerkini: sich finden und habe. Ich will Jesus dienen bei den Ärmsten kennenlernen. Er selber habe entdeckt, wie der Armen; das ist Gottes Wille für mich. lebendig die Gläubigen in den Missionen Zu dieser Zeit war ich 19 Jahre alt und in seien, wie vielfältig sie ihre Kultur und ihren Ausbildung zur Hauswirtschaftslehrerin. Glauben leben. «Statt einsames Fristen als Nach meiner Ausbildung und einem Jahr Mission, das Unsichtbare sichtbar ma- beruflicher Praxis war der Wunsch immer chen», sagt Qerkini. noch präsent. Ich reiste nach London, um Englisch zu lernen. Dort habe ich die Missio- Gerne erinnert er sich an einen Besuch ei- naries of Charity besucht und mit ihnen ge- nes syro-malabarischen Gottesdienstes, betet und gearbeitet. Am 6. Januar 1984 wo er äusserst herzlich aufgenommen wur- entschloss ich mich, in den Orden einzutre- de. Auch das letzte Gespräch mit den Mis- ten und meiner Berufung nachzukommen. sionarinnen der Nächstenliebe in Zürich bleibt ihm stark in Erinnerung. «Die Einfach- Warum gibt es in Zürich eine Niederlassung heit der Schwestern hat mich tief berührt.» der Missionarinnen? Ganz verloren gehen wird Mike Qerkini der Die Missionarinnen leben seit 2003 in die- Leserschaft aber nicht: Sobald Romina sem Haus in Zürich. Vorher waren die Walter-Monferrini die Leitung übernimmt, Schwestern neun Jahre lang in einer Woh- wird er als Autor weiterhin für Kirche ohne nung untergebracht. Mutter Teresa sagte Grenzen tätig sein. unter anderem über die Armut: «Die schlimmste Armut ist Einsamkeit und das Claudia Koch Gefühl, unbeachtet und unerwünscht zu sein.» Wenn auch in der Schweiz die mate- Mike Qerkini: «Von jedem Interview ist etwas an rielle Armut nicht so schlimm ist, so gibt es mir hängen geblieben.» doch eine andere Armut – nämlich die Ein- 10 forumKirche | 1-2016
Kirche ohne Grenzen – Albanisch tenliebe in Zürich samkeit und das Unerwünscht-Sein. In Zü- rich zum Beispiel gingen wir früher zu den Drogenabhängigen, brachten Brot und Ge- Bild: Mike Qerkini tränke mit und sprachen mit ihnen. Wir wollten zeigen, dass sie von Gott geliebt sind und sie ihre Leere nicht mit Drogen fül- len müssen. Heute haben wir Kontakt mit Einsamen, wie z. B. älteren Personen, die Schwester Silvana und Schwester Prema beim täglichen Gebet. niemanden mehr haben will oder mit Leu- ten aus dem Rotlichtmilieu. Im Haus neh- men wir zudem Frauen auf, die in einer Not- der Barmherzigkeit. Von 14.30 Uhr bis die Freude seiner Gegenwart und Liebe situation sind. Wir kommen so immer 18.00 Uhr ist wiederum Apostolat mit an- ausstrahlen und mit jedem teilen, dem wir wieder mit Randgruppen ins Gespräch. schliessender eucharistischer Anbetung. begegnen: Keep smiling – God loves you. Am Abend gibt es das Stundengebet, das Wie sieht ein Tag als Missionarin der Nächs- Abendessen und dann haben wir noch Zeit Das Interview wurde dank der freundlichen tenliebe in Zürich aus? für unsere Gemeinschaft, bevor um 21.00 Genehmigung von Schwester Prema (Supe- Ein Arbeitstag beginnt bei uns um 4.40 Uhr. Uhr das Abendgebet den Tag beschliesst. rior General) und Schwester Marcella Anschliessend folgen das Morgengebet und (Regional Superior) ermöglicht. eine Meditation über das Tagesevangelium. Es gibt Gerüchte, dass demnächst Mutter Nach dem Frühstück um 6.00 Uhr gibt es Teresa heiliggesprochen wird... Text und Übersetzung: Mike Qerkini Hausarbeit zu erledigen: Wir waschen z. B. Wir hören dieses Gerücht auch. Viele Leute unsere Wäsche von Hand. Danach folgt die haben von Mutter Teresa Gnaden erhalten. Bild: zVg Eucharistie, wo wir Jesus empfangen dür- Es kann darum im Jahr der Barmherzigkeit Mike Qerkini (29), Religions- fen, bevor wir verschiedene Apostolate, zu einer Heiligsprechung kommen. Genaue- pädagoge, stammt aus d. h. Dienste der Nächstenliebe, ausüben. res wissen wir aber auch nicht. dem Südosten des Kosovos Einige Schwestern betreuen die Frauen hier und studiert Theologie an im Haus, andere sind bei den Flüchtlingen Haben Sie einen Gedanken von Mutter der Universität in Luzern. und wieder andere helfen den Älteren ihre Teresa, der Sie berührt? Neben seiner Arbeit als Einkäufe zu erledigen. Um 12.00 Uhr beten Die Fröhlichkeit von Mutter Teresa: «Wir Religionspädagoge engagiert er sich wir das Mittagsgebet, gefolgt von einem Mit- werden nie wissen, wie viel Gutes ein einfa- ehrenamtlich in der albanischen Mission tagessen und einer Mittagsruhe. Der Nach- ches Lächeln vollbringen kann.» Wir bitten in Sirnach/TG. mittag beginnt mit dem Rosenkranzgebet Gott um die Gnade, dass wir das Licht und Qeshu – Zoti të do! Motra Silvana flet në lidhje me punën e saj. Familja shpirtërore që u themelua nga Në- afrikane më kushte jashtëzakonisht të dëshira ime ishte ende e fortë për të ndje- në Tereza e Kalkutës përfshin pesë degë: vështira një spital për më të varfërit e të kur Jezusin. Kjo është arsyeja pse unë Misionaret e Bamirësisë (secila me një de- varfërve. Isha shumë e impresionuar. Më shkova për të mësuar gjuhën angleze në gë aktive dhe të lutjes) dhe Pater (misio- lindi dëshira që edhe unë të ndihmojë të Londër. Atje i kam vizituar Misionaret e Ba- narë sikur prift). Përafërsisht 5.000 rre- varfërit. Nga edukimi fetar dhe studimi i mirësisë. Më 6 janar 1984 kam vendosur gulltar që punojnë në mbarë botën në 760 Biblës, e dija se Jezusi ishte gjithmonë në për të hyrë në Kuvendin e tyre. shtëpi, duke përfshirë edhe katër motrat anën e të varfërve dhe të padëshiruarve. që jetojnë në Cyrih. Kisha pa kufij ka folur Dëshira për të ndjekur Jezusin u rrit pa Për fund: A keni ndonjë thënie nga Nëna me motrën Silvana (55). Këtu publikojmë kompromis. Rreth v 1980 kam gjetur në Terezë, që ju shërben ndoshta si Leitmotiv? një përmbledhje të shkurtër. Më shumë kishë një libër të vogël të Nënë Terezës. Nënë Tereza ka thënë shumë gjëra të buku- informata në tekstin gjermanisht. Dhe derisa mbaja librin në duar e kuptova: ra që na ndihmojnë çdo ditë në jetë, por Tani kam gjetur atë që unë isha duke kërku- unë po e ceki një të thjeshtë por kuptimplo- Motra Silvana, si jeni bërë një motër ar. Unë dua të shërbej Jezusin në më të var- të: «Ne kurrë nuk e dijmë se sa shumë misionare? fërit e të varfërve; sepse ky për mua ishte mund të arrijë një buzëqeshje ë thjeshtë.» Unë jam rritë në Wettingen/AG. Në moshën vullneti i Hyjit. Ne i kërkojmë Hyjit hirin që të shndrisë dri- 12 vjeçare pashë një film në lidhje më Al- Në atë kohë unë isha 19 vjeç dhe ende is- tën para nesh dhe gëzimin e pranisë dhe të bert Schweitzer, një teolog i famshëm dhe ha e okupuar me mësime. Pas trajnimit tim dashurisë së Tij ta ndajmë me të gjithë nje- mjek. Ai ndërtoi në vitin 1913 në xhungël dhe një vit e praktikës profesionale rëzit që takojmë: Qeshu – Zoti të do! forumKirche | 1-2016 11
Kirche Schweiz Meilenstein für das Miteinander Vereinbarung zwischen kirchlichen Körperschaften und Bischofskonferenz Bild: zVg Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und die Römisch-Katholische Zentralkonfe- renz der Schweiz (RKZ) regeln ihre Zu- sammenarbeit verbindlicher und bilden dafür ein gemeinsames Gremium. Als Basis dafür halten sie ihre gegenseitige Anerkennung schriftlich fest. «So unterschiedlich die Funktionsweisen der staatskirchenrechtlichen demokrati- schen Struktur und der kirchlichen hierar- chischen Struktur sein mögen, es existiert ein enger Bezug, ein nicht aufzulösender Nexus zueinander», erklärte Bischof Markus Büchel, Präsident der SBK. Diese Verbin- dung wurde mit zwei Vereinbarungen schrift- lich festgehalten, welche am 11. Dezember vorgestellt wurde. Wandel macht neue Positionen nötig Die SBK und die RKZ stellen ihre neue Vereinbarungen vor: Bischof Charles Morerod (l.), Bischof Die eine Vereinbarung befasst sich mit den Markus Büchel, Walter Müller, Hans Wüst, Luc Humbel. Grundsätzen der Zusammenarbeit zwi- schen der SBK und der RKZ. Die andere, der Mitfinanzierungsvertrag, beinhaltet die schweigend vorausgesetzt, sondern aus- Kirche und das Verantwortungsbewusst- Koordination der pastoralen und der finan- drücklich formuliert wurde, ist nicht nur in sein für die Finanzierung pastoraler Aufga- ziellen Entscheide zwischen RKZ und SBK. den Beziehungen zwischen der Bischofs- ben zu stärken.» Die erste Vereinbarung tritt per sofort, die konferenz und der Zentralkonferenz, son- Um die Zusammenarbeit, die gegenseitige zweite per Anfang 2018 in Kraft. dern für das Miteinander in unserer typisch Information und die Kommunikation gegen Zwar würden die Bischofskonferenz und schweizerischen Doppelstruktur ein Meilen- aussen zu verbessern, richten die beiden die Zentralkonferenz seit der Gründung der stein.» Partner ein gemeinsames Gremium ein, in RKZ im Jahr 1971 zusammen arbeiten, und dem die Präsidien von SBK und RKZ, deren es gebe auch einen ersten prägnanten Ver- Konkrete Anwendung als Prüfstein Generalsekretäre und die obersten Verant- trag dafür, erklärte Hans Wüst, Präsident «Die beste schriftlich gefasste Vereinba- wortlichen für die gemeinsame Aufgabe der der RKZ. Dennoch habe man eine Neurege- rung hat ihren Prüfstein in der konkreten Finanzierung vertreten sind. lung angestrebt. In einer Zeit des gesell- Anwendung», ermahnte hingegen Bischof schaftlich-religiösen Wandels sei das Büchel. Die Vereinbarung müsse mit dem Beiträge von knapp zehn Millionen Franken Bedürfnis nach einer gemeinsamen Positio- Geist des Vertrauens gefüllt und gelebt Der neue Mitfinanzierungsvertrag löst den nierung gestiegen. werden. Im entsprechenden Passus der bestehenden Vertrag zwischen SBK, RKZ Zusammenarbeitsvereinbarung heisst es: und Fastenopfer ab. Dieser wird nach der Wichtige Partnerschaft «Die RKZ anerkennt die SBK als Zusammen- Neuregelung des Inland-Engagements von Auch die Finanzierungssituation hätte sich schluss der Bischöfe der Diözesen und der Fastenopfer Ende 2017 aufgelöst. Darin ist stark geändert. Die finanzielle Verantwor- Äbte der Territorialabteien in der Schweiz festgehalten, wie die Organe der SBK und tung der RKZ für gesamtschweizerische und eigenständige Einrichtung des kanoni- der RKZ bei der Zuweisung der finanziellen und sprachregionale Aufgaben der katholi- schen Rechts mit dem Zweck des Studiums Mittel an kirchliche Einrichtungen auf natio- schen Kirche sei seit 1990 ums Dreifache und der Förderung gemeinsamer pastoraler naler und sprachregionaler Ebene zu- angewachsen. Die RKZ sei also in Finanzie- Aufgaben, zur gegenseitigen Beratung, zur sammenwirken sollen. Es handelt sich rungsfragen zum wichtigsten Partner der notwendigen Koordinierung der kirchlichen damit um derzeit rund 9,5 Millionen Fran- SBK geworden und das setze zwingend ei- Arbeit, des gemeinsamen Erlasses von Ent- ken. Damit werden namentlich die Schweizer nen Dialog über Ziele und Schwerpunkte scheidungen und zur Pflege der Verbindung Bischofskonferenz, ihr Generalsekretariat voraus, sagte Wüst. Zudem hätten intensi- zu anderen Bischofskonferenzen sowie und ihre Gremien, die kirchlichen Medienzen- ve Diskussionen über das Verhältnis von zum Heiligen Stuhl.» Umgekehrt wird fest- tren in den drei Sprachregionen, kirchliche pastoralen Instanzen und Körperschaften gehalten: «Die SBK anerkennt die RKZ und Bildungseinrichtungen, Organisationen für eine Antwort verlangt, die in der gegenseiti- deren Zweck, in Zusammenarbeit mit ihren die Jugendpastoral und die Migrantenseel- gen schriftlichen Anerkennung ihre Form Mitgliedern das Wohl der römisch-katholi- sorge sowie zahlreiche Institute und Fach- gefunden habe. schen Kirche und den religiösen Frieden in stellen unterstützt. Erfreut stellte Wüst fest: «Dass diese der Schweiz zu fördern und die Solidarität gegenseitige Anerkennung nicht nur still- unter den Angehörigen der katholischen Regula Pfeifer 12 forumKirche | 1-2016
Thurgau Den Auftrag erfüllen Gedanken zur personellen Entwicklung im Thurgau «Wie viel theologisches Fachpersonal nur noch drei und weniger Personen an. Kirchenvorsteherschaften einbeziehen steht uns in Zukunft noch zur Verfügung?» «Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass in Trotz der Dramatik dieser Entwicklungen Diese Frage beschäftigt derzeit den Kir- den nächsten 10 bis 15 Jahren ein Grossteil blickt Urs Brosi vertrauensvoll in die Zu- chenrat der katholischen Landeskirche des theologischen Personals in Ruhestand kunft. «Das Wichtigste ist, dass wir den Thurgau. Die Aussichten sind ernüch- gehen wird», resümiert Urs Brosi. kirchlichen Auftrag weiterhin erfüllen, näm- ternd: Es zeichnet sich ab, dass es in lich die frohe Botschaft zu verkünden, dass den katholischen Pfarreien im Thurgau bis Weniger Leitende das Reich Gottes bereits unter uns ange- 2030 nur noch etwa sieben Personen mit Geht man davon aus, dass sich dieser brochen ist.» Angesichts der abnehmenden Leitungsverantwortung geben wird. Trend fortsetzt, hat das auch für den Thur- Zahl von Theologinnen und Theologen be- gau einschneidende Konsequenzen: «Die deute dies, nach Wegen zu suchen, «an- Eine gute Prognose beginnt mit der Analyse Zahl von Priestern und Laientheologen wird ders Kirche zu sein». der Vergangenheit. So hat sich auch Urs voraussichtlich nicht linear zurückgehen, Aus diesem Grund werde der Kirchenrat bei Brosi, Generalsekretär der katholischen sondern der Rückgang wird sich beschleu- einem Treffen im Februar auch die Kirchen- Landeskirche, zunächst daran gemacht, die nigen», meint Urs Brosi. Ein nicht unwahr- vorsteherschaften über diese Entwicklung personelle Entwicklung von 1993 bis 2013 scheinliches Szenario ginge davon aus, informieren. «Ziel ist, dass diese sich den zu untersuchen. Er stellte fest, dass die dass sich nach 2030 nur noch sieben Per- Realitäten stellen und ihnen klar wird, dass Zahl der Pfarrer in diesem Zeitraum von 37 sonen – gegenüber heute 24 – in Leitungs- sie mit weniger Personal auskommen müs- auf 16 (um 57 Prozent) gesunken ist, die verantwortung befänden und von heute 55 sen», erklärt Urs Brosi. Wünschenswert Zahl der übrigen Priester (z. B. Vikare, Mis- theologisch Ausgebildeten weniger als 20 sei, dass die Kirchenvorsteherschaften sionare und Pensionäre) um 21 Prozent. übrig blieben. nicht erst abwarten, bis das Defizit da sei, «In den 90er-Jahren versuchte man den Auch im Bereich Katechese zeichnen sich sondern schon früh damit beginnen wür- Priestermangel, der sich auch damals personelle Engpässe ab, wenn nicht gegen- den, geeignete Personen zu gewinnen, ein- schon abzeichnete, mit der Einstellung von gesteuert wird. Daniel Ritter, Leiter der zubeziehen und auszubilden, die dann in Laientheologen zu kompensieren», so Urs Fachstelle Katechese, stellt fest, dass «in der Lage wären, die Gemeinschaft vor Ort Brosi. Dies sei nur teilweise gelungen. den letzten Jahren einerseits die Anzahl zu unterstützen. Zwar stieg die Zahl der Gemeindeleitenden der Religionslehrpersonen abgenommen und Pastoralassistentinnen und -assisten- hat, andererseits aber auch die Ausbil- Detlef Kissner ten im besagten Zeitraum von 6 auf 21. dungszahlen leicht zurückgehen». Zudem Das habe allerdings den starken Rückgang würden für die kommenden Jahre leicht hö- von Priestern nicht ausgleichen können, so here Schülerzahlen prognostiziert. Beides dass das theologisch ausgebildete Perso- könne zu Unterbesetzungen im Bereich nal insgesamt um 22 Prozent sank. Was Katechese führen. sich anderenorts über 40 Jahre vollzogen habe, habe sich im Thurgau schneller abge- spielt, so Brosi. Bild: Urs Brosi Aktive Seelsorger/innen im Kanton Thurgau Weniger in Ausbildung Um abschätzen zu können, wie sich der Per- sonalstand im Thurgau weiterentwickeln wird, zog Urs Brosi statistische Daten des Bistums Basel heran. Er stellte fest, dass sich die Zahl der Berufseinsteiger beim theo- logischen Personal gegenüber den 90er- Jahren mehr als halbiert und dass sich das Einstiegsalter im selben Zeitraum von durch- schnittlich 30 auf 45 Jahre erhöht hat. «Das bedeutet, dass immer weniger Theologen nachkommen. Die Wenigen sind zudem noch kürzere Zeit im Dienst.» Diese Trends würden sich in der Alterspyra- mide des theologischen Personals wider- spiegeln. Ein Grossteil der Mitarbeitenden gehöre den geburtenstarken Jahrgänge 1960-70 an. Ab dem Jahrgang 1970 sei im Vergleich zur Geburtsstatistik ein überpro- portionaler Rückgang zu verzeichnen. Den Jahrgängen 1980 und jünger gehören jeweils Die Zahl der Seelsorgenden im Thurgau wird sich auch in den kommenden Jahren stark verringern. forumKirche | 1-2016 13
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