Soziale Gerechtigkeit - 125 Jahre Sozialenzyklika - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
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Nummer 9 24. April bis 7. Mai 2016 Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau Soziale Gerechtigkeit 125 Jahre Sozialenzyklika
Soziale Gerechtigkeit Editorial Den Menschen ins Zentru Papst Leo XIII. hat in seiner 25-jährigen Sozialenzyklika wird 125 Jahre alt Amtszeit 86 Enzykliken veröffentlicht. Rerum Novarum ging in die Geschichte ein. Mit diesem lehramtlichen Schreiben Am 15. Mai 1891 veröffentlichte Papst Ohr, weil er trotz konservativer Grundhal- bezog Papst Leo XIII. – und mit ihm die Leo XIII. die Sozialenzyklika Rerum Nova- tung davon überzeugt war, dass sich die katholische Kirche – erstmals Stellung rum. Sie war eine Antwort auf die sozialen Kirche gegenwärtigen Fragen stellen müs- zur Ausbeutung und zur zunehmenden Ungerechtigkeiten, unter denen die Arbei- se. Interessant ist, dass die Enzyklika nur Verarmung der Arbeiterklasse, die den so- terklasse zu leiden hatte. Innerkirchlich an Bischöfe verschickt wurde, die sie dann zialen Frieden bedrohten. Er tat dies auf gilt sie als Grundlage der katholischen So- «nach unten» weitergeben sollten. sehr kluge Weise, indem er nämlich je- ziallehre. forumKirche sprach mit Thomas dem der beteiligten Konfliktparteien die Wallimann-Sasaki, Leiter des Sozialinsti- Wie ist die Enzyklika ausgerichtet? ihr zukommende Verantwortung aufzeigte. tuts der Katholischen ArbeiterInnen-Bewe- Die sozialistische Bewegung war im 19. Auch wenn die Kirche in dieser Zeit nicht gung der Schweiz (KAB), über die Bedeu- Jahrhundert stark geworden. Die Kirche zu den grossen politischen Playern gehör- tung von Rerum Novarum und die sozialen hatte Sorge, dass sie die Arbeiter verliert, te, hatte sie mit dieser Verlautbarung ei- Herausforderungen, vor denen die Kirche wenn sie sich nicht zu ihrer Lebenssitua- nen doch nicht zu unterschätzenden Ein- heute steht. tion äussert. In Rerum Novarum grenzt sich fluss auf die Lösung dieses Konflikts. der Papst einerseits gegenüber dem Sozia- Was veranlasste Papst Leo XIII. dazu, die lismus, andererseits aber auch gegenüber Titelbild: «Hammering Man» ist ein Werk des Künstlers Jonathan Borofsky in verschiedenen Städten der Welt – hier in Basel. Bild: Wladyslaw Sojka, www.sojka.photo Ähnlich wie vor 125 Jahren ist auch unse- Enzyklika Rerum Novarum zu verfassen? dem Kapitalismus ab. Er versucht, einen re Zeit stark geprägt von den Folgen Die Enzyklika steht am Ende einer Bewe- dritten Weg zu konstruieren. In Anlehnung «Neuer Dinge» (Übersetzung von Rerum gung. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts war an Thomas von Aquin wird Eigentum grund- novarum): Die fortschreitende Industriali- die sogenannte «soziale Frage» ein grosses sätzlich bejaht, aber es wird nicht absolut sierung und Technisierung hat durch die Thema gewesen: Die einsetzende Industria- gesetzt, sondern einer sozialen Grund- Nutzung fossiler Brennstoffe den CO2- lisierung liess viele Menschen in die Städte pflicht zugeordnet. Die Enzyklika wendet Gehalt in der Atmosphäre so erhöht, dass ziehen. Dort entstand eine Arbeiterschaft, sich so gegen extremen Kapitalismus. Sie eine Klimaveränderung mit unabsehbaren die zusehends verarmte. In der Kirche rea- stellt den Menschen ins Zentrum der Wirt- Folgen droht. Schon heute verlieren viele gierte man auf diese Not zunächst mit cari- schaft. Ausserdem kommt in ihr die Über- Menschen ihre Lebensgrundlage und tativen Massnahmen, bis man merkte, dass zeugung zum Ausdruck, dass es nicht müssen ihre Heimat verlassen. Hinzu diese nicht ausreichten. Kirchliche Vertreter reicht, soziale Gerechtigkeit der Freiwillig- kommt, dass die reichen Industrie-Natio- wie z. B. Bischof Ketteler zeigten auf, dass keit zu überlassen, sondern dass es dazu nen ihren Rohstoffhunger auf Kosten ar- es strukturelle Fragen zu lösen galt, z. B. sozialstaatliche Massnahmen braucht. mer Länder stillen und damit die Kluft zwi- welche Rolle der Staat in Bezug auf die schen arm und reich noch vergrössern. Wirtschaft habe und welche Wirtschafts- Dieser Ruf wird auch heute wieder laut… Es war Papst Franziskus, der die ökologi- system er fördern solle. Diese Fragen wur- Ja, die Konzernverantwortungsinitiative sche Krise erstmals zum Thema der Kir- den innerkirchlich intensiv diskutiert – z. B. verlangt auch eine staatliche Regulierung che gemacht hat: In seiner Enzyklika Lau- auch an der Universität in Fribourg –, bis der Wirtschaft. Ich glaube, dass die moder- dato Si mahnt er die Menschheitsfamilie, man schliesslich starke Impulse nach Rom ne Finanzwirtschaft viele Parallelen zum die Schöpfung, «unser gemeinsames sandte, dazu eindeutig Stellung zu bezie- damaligen industriellen Kapitalismus auf- Haus zu schützen». Ausserdem verknüpft hen. Papst Leo XIII. hatte dafür ein offenes weist. Heute sind eben die Menschen in er die ökologische Verantwortung eng mit den Entwicklungsländern vorrangig betrof- der Sorge um die Ärmsten. fen. Auch in dieser Hinsicht ist Rerum Inhalt Novarum sehr aktuell. Die Probleme, vor der die Menschheit heute steht, erscheinen noch komplexer Flüchtlingshilfe 6 Welche gesellschaftliche Wirkung hatte die und gewaltiger als die am Ende des Eine falsche Behauptung … Enzyklika damals? 19. Jahrhunderts. Trotzdem kann die ka- Caritas fordert Aufstockung der Syrienhilfe Ausserkirchlich wurde sie eher verhalten tholische Kirche auch heute zusammen aufgenommen. Sie löste auch die tiefgrei- mit anderen christlichen Kirchen und Ge- Kunst + Glauben 9 fenden sozialen Probleme nicht, auch wenn meinschaften einen wichtigen Beitrag da- Auszeit – Zeit zu sehen und zu danken dies verschiedene Kirchenvertreter gehofft zu leisten, sie zu entschärfen, indem sie hatten. Aber sie war ein wichtiger Beitrag Thurgau 12 Fehlentwicklungen benennt, nach Lösun- zur Wertorientierung. Die KulturLegi ist da! gen sucht und mutig erste Schritte geht. Rabatte für Leute mit kleinem Budget In der katholischen Welt rief sie ein sehr Eine Enzyklika ist dafür ein wertvoller positives Echo hervor. Sie gilt bis heute als Weckruf. Darüber hinaus braucht es Kurse · Tagungen 14 Beginn der modernen katholischen Sozial- aber – damals wie heute – viele, die die- lehre. Nach all den Jahren des zentralis- sen Weckruf hören und sich davon betref- Gottesdienste an den Wochenenden 15 tisch, monarchistischen Innenbezugs der fen lassen. Kirche (z. B. Unfehlbarkeitsdogma) eröffne- Kalenderblatt · Zum Schluss 16 te sie eine neue Perspektive, die den Gläu- bigen signalisierte, dass sie in dieser Welt eine wichtige Rolle haben. So wirkte sie vor 2 forumKirche | 9-2016
Soziale Gerechtigkeit m gestellt Quelle: kath.ch News ■ Gegen Auslagerung von Ausbildung Das Bistum Basel will künftig seine Pries- teramtskandidaten in Freiburg i. Br. (D) ausbilden lassen. Stephan Leimgruber, Bild: Detlef Kissner Spiritual des Bistums, und Markus Ries, Professor für Kirchengeschichte in Luzern, befürchten eine Schwächung der Theolo- gischen Fakultäten in der Deutschschweiz und bedauern, dass keine einheitliche Deutschschweizer Lösung für die Priester- ausbildung gefunden werden könne. ■ Initiative erhält viel Zuspruch 140’000 Unterschriften wurden für die sogenannte «Konzernverantwortungsinitia- tive» bislang gesammelt. Die Initianten sehen darin ein Zeichen, dass sich die Schweizer Bevölkerung mehr Respekt von im Ausland tätigen Unternehmen in Bezug auf Menschenrechte und Umwelt wünscht. Um das Volksbegehren einrei- chen zu können, müssen die Initianten innert 18 Monaten 100’000 beglaubigte Unterschriften vorlegen. Dr. theol. Thomas Wallimann-Sasaki (50) leitet seit 1999 das Sozialinstitut KAB und ist derzeit ■ Englischer Kardinal warnt vor «Brexit» Interimspräsident der Kommission Justitia et Pax. Vincent Nichols, der höchstrangige katholi- sche Bischof Grossbritanniens, warnt vor einem EU-Austritt. Es gebe in der katholi- allem auch in unseren Gegenden als eine Welchen gesellschaftlichen Einfluss hat die schen Kirche die Überzeugung, dass «den Initiative zur Mobilisierung katholischer katholische Kirche heute? Weg der Spaltung zu begehen fast unwei- Arbeiterinnen und Arbeiter. Denn sie ent- Macht hat sie keine und die hat sie damals gerlich zu weiteren Spaltungen führen hielt die höchstlehramtliche Erlaubnis: schon nicht mehr gehabt. Aber sie hat nach muss». Der «katholische Instinkt» sei, «das «Ihr dürft Euch engagieren, auch politisch.» wie vor Einfluss – nicht in dem Sinn, dass Ganze im Blick zu haben»; das sei auch die Dies führte letztlich auch zur Bildung von sie sagen kann, was gilt oder gemacht wer- Bedeutung von «katholisch» (allumfassend). KAB (1899) und später christlicher Gewerk- den muss. Aber sie darf nicht unterschät- ■ Totales Abtreibungsverbot gefordert schaften. zen, dass sie ein wichtiger Referenzpunkt Polens katholische Bischöfe dringen Ich glaube, dass diese sozialpolitische Er- in der Wertorientierung der Menschen ist. weiter auf ein totales Abtreibungsverbot. mutigung der Kirchenbasis, selber aktiv zu Dies hat in der Schweiz eher noch zuge- Unabhängig von ihrer Weltanschauung werden, zu analysieren und Werte zu vertre- nommen mit der Pluralisierung der Werte- müssten alle Menschen das ungeborene ten, auch wesentlich dazu beigetragen hat, ordnungen. Ihr Einfluss steht und fällt mit Leben verteidigen. Tausende Menschen dass es zum Zweiten Vatikanischen Konzil glaubwürdigen Gesichtern, mit Exponenten, hatten gegen einen Anfang April in den gekommen ist. die sich klug politisch äussern. Das zeigt Gottesdiensten verlesenen gemeinsamen sich vor allem in den Medien. Hirtenbrief protestiert, in dem sich die Also hat sich auch innerkirchlich etwas Die Öffentlichkeit weiss, dass Kirche keine Bischöfe indirekt hinter die Volksinitiative geändert … Partei ist, dass sie aber für eine gewisse «Stoppt Abtreibung» stellten. Ja, vor allem die Tatsache, dass man nicht Parteilichkeit und Überzeugung steht. Das nur «gehorchen» soll, sondern auch «mitden- ist auch ein Grund dafür, dass die Kirche ■ Solidarität in Flüchtlingskrise ken». Es ist interessant, dass die Sozial- nach wie vor ein Raum ist, in dem sich Papst Franziskus hat von der griechischen lehre nicht wie üblich auf Autoritäten oder Menschen an einen Tisch zusammenführen Insel Lesbos aus zu internationaler Solida- Bibelzitate zurückgreift, um soziale Verän- lassen, die sonst nicht miteinander reden rität mit den Flüchtlingen aufgerufen. Von derungen zu begründen, sondern auf ein würden, ein Raum, in dem gesellschaftlich den Flüchtlingen wurde er mit Sprechchö- vernunftorientiertes Denken. Dieses Argu- strittige Fragen besprochen werden kön- ren und dem Ruf nach Frieden begrüsst. mentieren ermöglicht der Kirche bis heute, nen. Um diesen neutralen Status zu erhal- «Wir hoffen, dass die Welt in einer Weise im Dialog «mit der Welt» zu sein. Es machte ten, muss die Kirche aber gut abwägen, zu reagiert, die unserem gemeinsamen es auch möglich, die Menschenrechte oder welchen politischen Fragen sie mit welchen Menschsein würdig ist», sagte Franziskus Erkenntnisse der Umweltwissenschaften in Gesichtern/Leuten Stellung bezieht und zu bei dem gemeinsamen Besuch mit dem die Soziallehre einzubauen. Für die katholi- welchen nicht. Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. sche Kirche war dieser Schritt sehr wohl- im Flüchtlingslager Moria. tuend, weil er die Fixierung auf das Lehr- kath.ch/Red. amt aufhob. (Fortsetzung auf Seite 4) forumKirche | 9-2016 3
Soziale Gerechtigkeit Familiensynode «Seelsorgende (Fortsetzung von Seite 3) Theologin nimmt Stellung zu Wo setzt sich die Kirche heute für soziale fach nur «funktionierende Menschen» aus- «Amoris laetitia» (Freude der Liebe) lautet Gerechtigkeit ein? bilden, steht dies im Widerspruch zur kirch- der Titel des Schreibens, mit dem Papst Es läuft nach wie vor viel in den Pfarreien, lichen Soziallehre, die den Menschen und Franziskus die beiden Bischofssynoden wo «Eine-Welt-Teams» sich für Nachhaltig- seine persönliche Entwicklung in den zum Thema «Ehe und Familie» abschliesst. keit einsetzen, wo viele Angebote für Fami- Mittelpunkt stellt. Der Papst lege die Frage des Umgangs lien stattfinden oder konkrete karitative Hil- mit wiederverheirateten Geschiedenen in fe geleistet wird. Sozialpolitisch ist sie über Interview: Detlef Kissner die Hände der Ortskirchen, meint die Lu- Caritas aktiv, entwicklungspolitisch über zerner Pastoraltheologin Stephanie Klein die kirchlichen Hilfswerke. In diesen Berei- in einem Interview mit kath.ch. Damit öff- chen ist sie präsent und fachlich auch an- Zum Inhalt von Rerum Novarum ne er eine Tür, die lange Zeit verschlossen erkannt. Im ersten Teil wendet sich Papst Leo XIII. gewesen sei. gegen die sozialistische Theorie, vor al- Und wo wäre mehr soziales Engagement lem gegen die Aufhebung des Privat- In der Eröffnung hebt Papst Franziskus nötig? eigentums, welche der Arbeiterklasse speziell hervor, dass Gott den Menschen als Die Kirche sollte sich mehr mit ökonomi- schaden würde. Der Anspruch auf Eigen- Mann und Frau schuf. Zielt das auch auf ein schen Systemen und den damit verbunde- tum komme dem Menschen von Natur neues Verhältnis von Mann und Frau in der nen Fragen auseinandersetzen. Ebenso aus zu. Eigentum gewährleiste die Eigen- Kirche? sollte sie sich mehr um gesellschaftliche ständigkeit der Familie gegenüber dem Ja, es ist interessant, dass Franziskus zwar Rahmenbedingungen wie z. B. um soziale Staat. Im zweiten Teil (Abs. 13 – 45) wird an die Aussage in Genesis 1,27 anknüpft, Sicherheit oder Arbeitszeiten kümmern. betont, dass die Arbeiter ihre Verträge dass Gott den Menschen als sein Abbild Ähnlich wie vor 125 Jahren stellt sich ihr einhalten sollen. Auflehnung und Gewalt als Mann und Frau erschuf. Aber er bezieht die Frage, welche Strukturen verändert wer- werden generell verurteilt. Die Arbeitge- diese Aussage gerade nicht auf eine wie den müssten, um Benachteiligte besser ber sollen im Gegenzug die Arbeiter wür- auch immer geartete Zweigeschlechtlich- am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu devoll achten und sie gerecht entlöhnen. keit, weder bei den Menschen noch bei lassen. Hier hat die Kirche eine wichtige Die Enzyklika spricht sich ausserdem für Gott. Vielmehr kommt es ihm auf den anwaltliche Funktion. eine staatliche Sozialpolitik aus. Der Aspekt der Beziehung und der Liebe an. Schliesslich halte ich es für notwendig, Staat habe die Pflicht, Frieden und Ord- Nicht die Geschlechter, sondern die Liebe dass Kirche auch zu bildungspolitischen nung zu fördern, indem er unter anderem des Paares ist das Abbild. Gott ist in sich Fragen Stellung bezieht: Mathematik und Privateigentum schütze, Streiks unterbin- eine dreieinige Gemeinschaft der Liebe, naturwissenschaftliche Fächer sind unbe- de, für Menschenwürde eintrete, Arbeits- eine Liebe, die sich in der Schöpfung ent- stritten wichtig. Doch wenn nur wegen den bedingungen überwache und Lohngerech- faltet. Das Menschenpaar und seine frucht- Anforderungen einer bestimmten Wirt- tigkeit garantiere. bare Liebe wird hier in Analogie zur dreifalti- schaft ausgebildet wird, also wenn wir ein- gen schöpferischen Liebesgemeinschaft Gottes begriffen. Weitergedacht könnte die- ser Ansatz aus mancher Sackgasse in der Bild: Wikimedia Commons gegenwärtig aufgeheizten Diskussion um «Genderismus» herausführen. Dieser An- satz legt eine Grundlage, sich davon zu ver- abschieden, das Geschlecht zum Kriterium kirchlicher Ämter und Pastoral zu machen. Die sogenannte Gradualität (das Voran- schreiten in der Verwirklichung der Gebote, Anm. d. Red.) bekommt in diesem Schrei- ben viel Platz. Ist das der Anfang vom Ende einer einheitlichen katholischen Kirche? Die Gradualität meint ja nicht eine Gradua- lität der Normen. Die Gebote Gottes und die Normen der Kirche sind selbst nicht graduell, und insofern bleibt die Einheit der Kirche gewahrt. Aber es gibt verschiedene Grade der Verwirklichung der Gebote. Gra- dualität meint dann den Weg, auf dem die Menschen in verschiedenen Stufen in das Gute und in Gottes Heil hineinwachsen kön- In seinem Gemälde «Eisenwalzwerk» (1872–1875) stellt Adolph Menzel die Arbeitsbedingungen nen. Ein solches Denken in Abstufungen ist Mitte des 19. Jahrhunderts dar. aber nicht unproblematisch, denn es 4 forumKirche | 9-2016
aus Zwickmühle befreit» «Amoris laetitia» Bild: www.instagram.com/franciscus schafft ja auch sozusagen Stufen unter den Menschen. Papst Franziskus greift dieses Modell der Gradualität auf, das auch auf den Bischofssynoden diskutiert wurde und das auf das Apostolische Schreiben Famili- aris consortio von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1981 zurückgeht. Franziskus führt dann aber ein differenzierteres Modell ein, das das Modell der Gradualität weiter- führt. Wie geht der Papst dabei vor? Er spricht von der «Unterscheidung von Situationen» – das ist sein neuer Begriff. Damit meint er, dass genau wahrgenom- men werden muss, wie die Menschen leben und worunter sie leiden. An Beispielen zeigt er auf, dass Situationen sehr komplex sein Zum Erscheinen von «Amoris laetitia» postete Papst Franziskus Filme zum Thema «Familie» auf können und für das ethisch richtige Han- seine Instagram Seite. deln dann in der konkreten Situation ein an- gemessener Weg gefunden werden muss. Er betont ausdrücklich, dass Urteile zu ver- Was bedeutet dies für die Seelsorge? «Amoris laetitia» spricht erstaunlich offen meiden sind, die die Komplexität der ver- Dieser pastorale Weg, den Papst Franziskus die Homosexualität an, ohne diese aber schiedenen Situationen nicht berücksichti- einschlägt, erfordert von vielen Seelsorgen- vollumfänglich gutzuheissen. Wäre da gen. Diese Unterscheidung müssen die den sicher eine neue Haltung und hohe noch mehr Klarheit nötig gewesen? Menschen zunächst einmal selbst treffen. Kompetenzen. Sie sollen die Menschen Die Tatsache, dass es in den Gemeinden Franziskus verweist auf das Gewissen, das nicht einfach nach kirchlichen Normen be- Menschen mit homosexuellen Orientierun- ermöglicht zu erkennen, wie ein Mensch in urteilen, sondern sie in ihren unterschied- gen gibt, wird an einer Stelle explizit aufge- einer komplexen Situation angemessen lichen komplexen familiären Situationen griffen. Franziskus bezieht sich dabei auf handeln soll. wahrnehmen und in Dialog mit ihnen kom- die kontroversen Diskussionen auf den bei- men. Dies führt zu einer anspruchsvollen den Bischofssynoden. Mehr Klarheit hätten Partnerschaften beziehungsweise Ehen «Geh-hin-Pastoral» und setzt die Fähigkeit sich vielleicht sowohl die Anhänger der ei- von Geschiedenen bleiben «irregulär». Das zur Wahrnehmung, zum Zuhören und zum nen als auch die Anhänger der anderen Po- Gewissen des Einzelnen wird aber über die Dialog voraus sowie den Respekt vor Men- sition gewünscht. Papst Franziskus klärt Regel gestellt. Kann das als Richtungs- schen in unterschiedlichen Situationen, die das, was ihm am wichtigsten ist: dass je- änderung angesehen werden? in ihrem Lebensstil von der kirchlichen der Mensch unabhängig von seiner sexuel- Der Papst vermeidet die von Papst Johannes Norm abweichen. Die Seelsorgenden sol- len Orientierung respektiert werden muss. Paul II. eingeführte Klassifizierung als «irre- len die Suche der Menschen nach Unter- Die Diskussion um den Umgang mit gleich- gulär». Er greift den Begriff zwar auf, setzt ihn scheidungen und Lösungen begleiten und geschlechtlicher Orientierung wird in ver- aber in Anführungszeichen und spricht von Ansatzpunkte für das persönliche und schiedenen Ländern und Kulturen sehr «sogenannten ‹irregulären› Situationen». geistliche Wachstum im Sinne des Evange- unterschiedlich geführt. Die Frage des Umgangs mit wiederverheira- liums und der kirchlichen Lehre suchen. Wir können uns ja daran erinnern, dass teten Geschiedenen legt er in die Hände auch in der Schweiz die Strafverfolgung der Ortskirchen. Zugleich setzt er aber Sind sie dafür gerüstet? erst ab 1942 und in der Bundesrepublik auch Massstäbe, wie damit umgegangen Dazu bedarf es sicher einer sehr guten Deutschland erst ab 1969 schrittweise ab- werden soll: Die Komplexität der Situatio- theologischen Ausbildung und der steten geschafft wurde. Wir können nicht erwar- nen soll wahrgenommen werden, niemand theologischen und spirituellen Weiterbil- ten, dass Wertauffassungen, die sich in un- darf auf Dauer verurteilt werden, und es dung. Ich möchte aber auch betonen, dass serer Kultur nur langsam und auch erst vor geht darum, Wege zu finden, alle in die viele Seelsorgende heute diese Haltung nicht allzu langer Zeit entwickelt haben, kirchliche Gemeinschaft einzugliedern. haben und diesen pastoralen Weg bereits jetzt in alle Kulturen exportiert werden. Damit öffnet er eine Türe, die lange Zeit praktizieren. Das Schreiben von Papst verschlossen war. Franziskus befreit sie nun aus der Zwick- Martin Spilker/Red. mühle zwischen den Anforderungen der Der Papst betont, dass es von Seiten der kirchlichen Normen und der pastoralen Kirche kein abschliessendes Urteil gegen- Praxis und zeigt ihnen einen gangbaren, über partnerschaftlichem Zusammenleben aber anspruchsvollen Weg auf. und Familienformen geben darf. forumKirche | 9-2016 5
Flüchtlingshilfe Eine falsche Behauptung, Europa verliere seine Identität Caritas Schweiz fordert Aufstockung der Syrienhilfe Bild: Sylvia Stam/kath.ch Nach fünf Jahren Krieg in Syrien zieht Cari- tas Schweiz eine düstere Zwischenbilanz: Während sich die humanitäre Lage vor Ort massiv verschlechtert habe, reagiere die Schweiz knauserig und realitätsfremd. Das katholische Hilfswerk fordert eine Aufstockung der Syrienhilfe und Entschie- denheit in der Aufnahme von Flüchtlingen, wie Direktor Hugo Fasel an einem Medien- gespräch in Bern sagte. Für die Omnipräsenz des Flüchtlingsthe- mas auch in der Schweiz sieht Fasel zwei Ursachen: Einerseits das Ausmass der Flüchtlingskrise und ihrer medial präsenten Tragödien, andererseits aber auch die Art und Weise, wie hierzulande darüber disku- tiert wird. Das sei nichts anderes als «gezielte politische Bewirtschaftung und populistische Angstmache», so Fasel. Er vermisst in dieser Diskussion eine Analyse der Ursachen: Der Alltag in Syrien sei von Bombardierungen geprägt. Vergewaltigun- gen, Entführungen, Organhandel seien an der Tagesordnung. Das Argument, die Schweiz könne nicht die ganze Welt aufneh- men, hält er angesichts solcher Tatsachen für «dummes Geschwätz», denn: «Wenn es irgendwie geht, bleiben diese Leute in Syrien!», so der Caritas-Direktor energisch. Flucht sei nur der letzte Ausweg. Caritas-Direktor Hugo Fasel und Programmverantwortliche «Syrienkrise/Flüchtlinge» Mandy Zeckra am Mediengespräch in Bern. 0,2 Prozent der Europäer Auch wenn es schwierig sei, exakte Zahlen zu erheben, so seien von den einst 23 Milli- se auf mindestens 100 Millionen Franken würdige Versorgung der Flüchtlinge zu ge- onen Einwohnern Syriens noch immer etwa verdoppelt werden, und zwar nicht auf Kos- währleisten, soll der Bundesrat Vorschläge 19 Millionen im eigenen Land, wenn auch ten der Entwicklungszusammenarbeit, unterbreiten, wie Kantone und Gemeinden ein Drittel davon als Vertriebene. 2,7 Millio- wie der Bund dies vorsieht. Die im Budget in der Betreuung finanziell unterstützt wer- nen seien in der Türkei, 1,1 Millionen im Li- 2016 durch das Parlament vorgenomme- den könnten. Des Weiteren soll der Bund banon, 650’000 in Jordanien und 250’000 nen Kürzungen hält Caritas für ebenso reali- Vorschläge machen, wie Flüchtlinge mög- im Irak. Demgegenüber nimmt sich die von tätsfremd wie die Kürzungsbestrebungen lichst rasch in bestehende gesellschaftliche Caritas genannte Zahl von 1,5 Millionen für den Rahmenkredit 2017 bis 2020. Das Institutionen wie Vereine, Berufsschulen nach Europa geflüchteter Syrer klein aus, Hilfswerk verlangt eine Aufstockung dieses und Gymnasien integriert werden können. das entspricht 0,2 Prozent der europäi- Rahmenkredits auf 0,7 Prozent des Brutto- Entscheidend hierfür ist laut Fasel, dass die schen Gesamtbevölkerung. Angesichts inlandprodukts, wie es auch die Uno schon Schweiz «vom Dogma der Nicht-Integration solcher Zahlen «ist es falsch zu behaupten, lange fordere. Der Nationalrat wird im Juni von Asylsuchenden abrückt». Konkret for- Europa verliere seine Identität», so Fasel. über diesen Kredit entscheiden. dert er die Finanzierung von Intensiv- Sprachkursen und das Recht auf Arbeit für Schutzräume unter Uno-Aufsicht Vom Dogma der Nicht-Integration abrücken Asylsuchende. Um der Angstmache in der Was aber ist zu tun? Stabilisierung der Doch damit nicht genug: Die Schweiz müs- Bevölkerung entgegenzuwirken, erwartet Situation vor Ort hält Fasel für eine der se mit Entschiedenheit die Aufnahme von Fasel vom Bund ausserdem eine Aufklä- dringendsten Aufgaben. Die internationale Flüchtlingen sicherstellen, statt sie durch rungskampagne. Hier müsste gezeigt wer- Gemeinschaft müsse in erster Linie dafür eine Verstärkung des Grenzwachtkorps mit den, «dass die Identität unseres Landes sorgen, dass in Syrien Räume geschaffen Hilfe der Armee abzuwehren. «Es darf nicht mit 8,2 Millionen Einwohnern durch Flücht- werden, die unter dem Schutz der Uno ste- sein, dass junge WK-Soldaten mit ihrem linge nicht gefährdet ist.» hen. Doch auch an die Schweiz stellt Cari- Gewehr an der Grenze auf Flüchtlinge tas klare Forderungen: Die Syrienhilfe müs- schiessen», so Fasel. Um eine menschen- Sylvia Stam 6 forumKirche | 9-2016
Thurgau Neue pastorale Ausbildung angedacht Kirchenrat und Bistumsleitung beenden «Gespräche am runden Tisch» Eineinhalb Jahre lang trafen sich Vertrete- pastoral-diakonischen Ausbildung. Sie sei Wichtig sei auf jeden Fall, dass die neue rinnen und Vertreter des Kirchenrats der «passend, um gemeinsam weitergehen zu Ausbildung für potentielle Bewerber attrak- katholischen Landeskirche Thurgau und können». tiv sei. der Leitung des Bistums Basel, um mitein- Den Pastoralraumleitenden eröffnet der Bi- ander «am runden Tisch» strittige Fragen schof den Handlungsspielraum, dass sie Mut vermisst bezüglich der Ausbildung und Anstellung Absolventinnen des letzten SEMA-Kurses Auch Marcel Ruepp, Pfarrer des Seelsorge- von Seelsorgemitarbeitenden (SEMA) zu «gegebenenfalls für spezifische Aufgaben verbandes Nollen-Thur, sieht in der Verstän- klären. Ein Ergebnis ist, dass geprüft wer- nachqualifizieren lassen können, um sie digung von Kirchenrat und Bistumsleitung den soll, ob ein neuer Ausbildungsgang anschliessend mit den entsprechenden einen Fortschritt. Auf der anderen Seite ver- zum Pastoral-diakonischen Mitarbeiten- Aufgaben zu beauftragen». misst er aber den Mut, neuartigen Ansät- den im Ausbildungssystem ForModula an- zen, wie sie im Thurgau schon praktiziert geboten werden kann. Klarheit und Ehrlichkeit werden, Raum zu geben. «Der Fokus liegt Dominik Diezi, Präsident der Kirchenvorste- nach wie vor auf der universitären Ausbil- Vor fünf Jahren entschieden sich der Kir- herschaft Arbon, bewertet den Brief «grund- dung. Die Förderung eines Weges zwischen chenrat und die Synode dazu, eine Ausbil- sätzlich positiv». Er ist froh, dass in Kontu- Mitarbeitenden mit Theologiestudium und dung für SEMA durchzuführen, die die ren ein gemeinsamer Weg von Kirchenrat Freiwilligen scheint den Verantwortlichen abnehmende Zahl an universitär ausgebil- und Bistum ersichtlich wird. Auf der ande- nach wie vor kein Herzensanliegen zu sein, detem Personal bei seiner Arbeit unterstüt- ren Seite wünscht er sich eine realistische sondern eher eine Notlösung», so Ruepp. zen sollte. Ausbildung und Anstellung die- und ehrliche Einschätzung der personellen Er ist überzeugt, dass sich eine neue ser neuen Mitarbeitenden geschah gegen Situation in den Pfarreien: «Wir verwalten Grundperspektive an den Charismen und die Zustimmung der Bistumsleitung. Um derzeit nur den Schwund. Wir brauchen Notwendigkeiten der Pastoral ausrichten Differenzen in puncto «SEMA» miteinander aber Perspektiven an der Basis.» Ihm ist es muss. zu klären, trafen sich Vertreter beider Sei- lieber, wenn Entwicklungen klar benannt Daniela Scherrer-Ullmann arbeitet als Seel- ten am «runden Tisch». Das letzte Treffen werden, z. B. dass sich kirchliche Struktu- sorgemitarbeiterin in der Pfarrei Steckborn. fand im März dieses Jahres statt. Die Er- ren in den nächsten Jahren grundlegend Sie ist froh, dass im Brief eine Möglichkeit gebnisse teilten Kirchenrat und Bistumslei- verändern werden, um sich darauf ange- der Anerkennung von SEMA eröffnet wird. tung in einem gemeinsamen Brief den Prä- messen einstellen zu können. Diezi hält es Allerdings fragt sie sich, wie umfangreich sidien der Kirchenvorsteherschaften und für wichtig, dass es auch in Zukunft Bezugs- die geforderte Nachqualifizierung ausfallen Pfarreileitungen im Thurgau mit. Sie beto- personen in den Pfarreien gibt. Deshalb be- soll, wann diese möglich sein wird und ob nen darin, dass sie die Sorge vieler Gläubi- grüsst er sehr ein Berufsbild, das zwischen sich den SEMA damit auch mehr Möglich- gen wahrnehmen, «wie die Kirche bei weiter Volltheologen und dem freiwilligen Dienst keiten (z. B. Teilnahme an Dekanatsver- abnehmender Zahl an… Seelsorgerinnen angesiedelt ist. Die Einführung eines neu- sammlungen) eröffnen. und Seelsorgern die pastoralen Dienste… en Berufsbildes, so seine Befürchtung, langfristig erfüllen könne.» könne aber viel Zeit in Anspruch nehmen. Detlef Kissner Nein zu SEMA Bild: Detlef Kissner Im gleichen Brief wird festgehalten, dass sich Bischof Felix Gmür gegen eine Weiter- führung der SEMA-Ausbildung entschieden habe, «auch weil diese Ausbildung nicht im bestehenden kirchlichen Berufsbildungs- system integriert ist». Aus diesem Grund habe er «im Bildungsrat der Deutschschwei- zerischen Ordinarienkonferenz eingegeben, man möge prüfen, ob im Ausbildungssys- tem von ForModula neben Katechese und Jugendarbeit ein dritter Ausbildungsgang konzipiert werden könne» – nämlich zum/zur «Pastoral-diakonischen Mitarbei- ter/in». Diese neue Berufsgruppe solle «in grösseren Seelsorgeteams der Pastoral- räume» eingesetzt werden. Der Kirchenrat bedauert das Nein des Bischofs zur SEMA-Ausbildung und stellt fest, dass er vorerst keine weitere anbieten möchte. Gleichzeitig zeigt er sich offen gegenüber der vom Bistum angestrebten Kirchenrat und Bistumsleitung haben ihre Gespräche am runden Tisch beendet. forumKirche | 9-2016 7
Inserate · Mediensonntag 2016 Kath. Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen Wir suchen mit Stellenantritt nach Vereinbarung eine/n Chorleiter|in Bei einer Zeitung arbeiten? Warum nicht bei der Kirche! forumKirche ist das kirchliche Magazin der Pfarreien und ca. 20% Bistumskantone Thurgau und Schaffhausen. Mit Berichten, Reportagen und Interviews informieren wir über das kirchliche Ihre Aufgaben sind und religiöse Leben in der Region, in der Schweiz und in aller • Leitung des Kirchenchors St. Ulrich Welt. Wir suchen eine/einen • Einsatz als Kantor/Kantorin • Leitung einer Kantorengruppe • Administrative Arbeiten Wir erwarten Praktikantin | • Ausbildung als Chorleiter/Chorleiterin (B-Diplom) • Teamorientiertes, selbstständiges Arbeiten • Zugehörigkeit zur katholischen Kirche Praktikanten 50% im kirchlichen Journalismus Wir bieten Ihnen • Einen kreativ gestaltbaren Arbeitsplatz Dauer drei Monate, vorzugsweise von August • Zeitgemässe Besoldung bis Oktober 2016 Ausführlicher Stellenbeschrieb unter www.kath-kreuzlingen.ch Pfarrer Alois Jehle gibt Ihnen gerne weitere Auskünfte: Tel. 071 672 22 18 Haben Sie mit der Matura abgeschlossen oder schon einige Semester studiert? Fasziniert Sie der Medienbereich – gesell- Ihre Bewerbung senden Sie bitte per Post oder per Mail schaftliche, soziale und religiöse Themen aufzugreifen und auf- bis zum 9. Juni 2016 an: Kath. Pfarramt St. Ulrich, zubereiten? Texte zu schreiben, Interviews zu führen und Bilder Pfarrer Alois Jehle, Hauptstr. 96, 8280 Kreuzlingen zu gestalten? st-ulrich@kath-kreuzlingen.ch Während des vielfältigen Praktikums lernen Sie den Entste- hungsprozess und den Rhythmus einer kirchlichen Zeitschrift Möglichkeit zur Nähe von der Planung bis zum Druck kennen, sind an der inhaltlichen Konzeption beteiligt und übernehmen schrittweise eigene Auf- Papst wirbt für barmherzige Kommunikation gaben und Projekte. Sie erhalten Einblicke in die konkreten Arbeitsabläufe einer Redaktion und können journalistische Am 1. Mai feiert die katholische Kirche den 50. Welttag der sozi- Erfahrungen machen oder weiter ausbauen. alen Kommunikationsmittel. Papst Franziskus betrachtet in sei- ner Botschaft zu diesem Mediensonntag Kommunikation aus Wir erwarten von Ihnen dem Blickwinkel der Barmherzigkeit. Hier einige Auszüge daraus: • Interesse an kirchlichen und religiösen Themen • Engagement und Teamgeist, Begeisterung für Kamera und Jedes Wort und jede Geste müsste imstande sein, das Mitleid, die Notizblock Zärtlichkeit und die Vergebung auszudrücken, die Gott allen ent- • erste journalistische Erfahrungen (erwünscht) gegenbringt. Die Liebe ist von Natur aus Kommunikation, sie führt • gute Allgemeinbildung, guter Stil, schnelle Auffassungsgabe dazu, sich zu öffnen und sich nicht abzuschotten… Auch E-Mail, SMS, soziale Netze und Chat können Formen ganz Wir bieten und gar menschlicher Kommunikation sein. Nicht die Technologie • interne Schulungen in journalistischer Redaktionsarbeit bestimmt, ob die Kommunikation authentisch ist oder nicht, son- • flexible Arbeitszeiten dern das Herz des Menschen und seine Fähigkeit, die ihm zur Ver- • Praktikumslohn von CHF 1000 pro Monat fügung stehenden Mittel gut zu nutzen… Der digitale Bereich ist ein Ort der Begegnung, wo man liebkosen oder verletzen, eine Arbeitsort: fruchtbare Diskussion führen oder Rufmord begehen kann… Redaktion forumKirche, Franziskus-Weg 3, 8570 Weinfelden Die Kommunikation, ihre Orte und ihre Mittel haben für viele Men- schen zu einer Horizonterweiterung geführt. Das ist ein Geschenk Weitere Auskünfte erteilt Ihnen: Gottes, und es ist auch eine grosse Verantwortung. Ich definiere Detlef Kissner, leitender Redaktor, T 071 626 11 71, diese Macht der Kommunikation gerne als ein «Nahesein». Die Be- redaktion@forumkirche.ch gegnung von Kommunikation und Barmherzigkeit ist in dem Masse fruchtbar, in dem es ein Nahesein hervorbringt, das sich des ande- Ihre schriftliche Bewerbung richten Sie bitte bis zum ren annimmt, ihn tröstet, heilt, begleitet und mit ihm feiert. 22.05.2016 an: redaktion@forumkirche.ch Papst Franziskus/Red. 8 forumKirche | 9-2016
Kunst + Glauben Bild: www.kuhnlein-bildhauer.de Auszeit – Zeit zu sehen und zu danken Andreas Kuhnlein, Auszeit, 2004, Eiche, 90 × 58 cm Gelassen sitzt der Mensch auf dem kleinen Sockel, auf den er sich wie auf eine Insel zurückgezogen hat. Seine Beine hat er an- gewinkelt. Mit dem linken Arm stützt er sich Hat dieser Mensch sich deshalb eine Aus- sie einen Lobgesang auf Gott anstimmten. auf der Sockelkante ab, während seine zeit genommen? – Es sieht so aus, dass er Die Skulptur erinnert und lädt ein, innezu- rechte Hand locker auf dem linken Knie sich vom Alltag abgesetzt auf eine Zeitinsel halten, Pausen zu machen, um mit Ruhe aufliegt. Gedankenverloren schweift sein geflüchtet hat, um auf sein Leben zurückzu- und Abstand das Erlebte zu verarbeiten. Blick in die Ferne. blicken, ja, es gleichsam überblicken zu Vielleicht dürfen wir dann mit Staunen ent- Was wohl in ihm vorgeht? Auf was er wohl können. Das Leben hat ihm hart zugesetzt, decken, dass Gott bei uns war und seine zurückblickt? Oder schaut er in die Ferne, konnte aber sein Wesen nicht angreifen. innere Gegenwart uns half, innerlich heil versucht er auszuloten, was ihn erwartet? Den Brandspuren nach zu schliessen ist aus schweren Situationen hervorzugehen. Wie auch immer strahlt der Mensch eine dieser Mensch auch durchs Feuer gegan- Und vielleicht stimmen wir dann in den Lob- Ruhe aus, eine Gelassenheit und – seinem gen – ausser einigen schwarzen Stellen preis der drei Männer im Ofen oder anderer Gesichtsausdruck nach – auch eine Zufrie- konnte es ihm aber nichts anhaben! Menschen ein, die Gott wunderbar in ihrem denheit, die tief in ihm verankert sind. Äus- Er scheint nicht nur aus hartem Holz ge- Leben erfahren haben: «Gepriesen bist du, serlich gesehen scheinen ihm einschnei- schnitzt zu sein, sondern auch aus einer Herr, du Gott unserer Väter, gelobt und ge- dende Lebensbedingungen arg zugesetzt Kraftquelle zu leben, die ihm hilft, den oft rühmt in Ewigkeit. Gepriesen ist dein heili- haben. Seine an sich schöne Gestalt weist zerstörerischen Anforderungen aus seinem ger, herrlicher Name, hoch gelobt und ver- tiefe Einkerbungen auf, die seinen Leib der- Lebensumfeld widerstehen und psychisch herrlicht in Ewigkeit.» (Dan 3,52) art zerfurchen, dass sie manchmal zu er- unbeschadet und gelassen aus ihnen her- schreckend durchlöcherten Wundmalen ausgehen zu können. Darin erinnert er an Patrik Scherrer ausarten. Es ist die Arbeit des Künstlers, Daniel, der zusammen mit zwei Gefährten die ihn so zugerichtet hat. Sie kann aber vom König Nebukadnezar wegen seines durchaus für seine eigene Arbeit stehen, Glaubens an Gott ins Feuer geworfen wur- die ihm derart zusetzt und seinen Körper de. Doch Gott stieg im Engel zu ihnen in langsam aber sicher zerstört. den Ofen hinab und beschützte sie, worauf forumKirche | 9-2016 9
Thurgau · Kirche ohne Grenzen – Albanisch Mit Frauenbund aufgewachsen Auf Gottes Ru Neue Präsidentin für TKF Jugendliche der Albanermissio Die katholische Albanermission lädt seit Bild: Claudia Koch Jahren Jugendliche und junge Erwachsene zu verschiedenen Themen ein. Ein solcher kürzlich angebotener Anlass, welcher in Sirnach stattfand, hatte das Thema «Beru- fen – für was?» zum Inhalt. Der Religions- pädagoge Mike Qerkini referierte über die Frage, wie man Entscheidungen im Leben treffen kann. Zudem stellte er die Berufs- möglichkeiten für eine Arbeit in der Schweizer Kirche vor. Kirche ohne Grenzen nahm an diesem Treffen teil und sprach mit Pjeter Delija (18) aus Balterswil/TG und Ilire Gjergji (18) aus Wil/SG. Entscheidungen prägen unser Leben. So Freut sich auf die neue Herausforderung als Präsidentin: Marie-Christine Gisler. müssen auch die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der katholischen Albaner- mission Entscheidungen für ihr Leben tref- Ein Jahr nach der Verabschiedung von Prä- kann, wird dieser durch ein Turnusmitglied fen: Welchen Beruf will ich ausüben? Wo sidentin Rita Müller-Winter und Vize-Präsi- verstärkt. Judith Iten-Auf der Maur wird für kann ich meine Stärken fördern und an dentin Cornelia Gisler-Neff steht für das ein Jahr im Vorstand aufgenommen, um ih- meinen Schwächen arbeiten? Will ich eine Präsidium des Thurgauer Katholischen re Ideen und ihre Unterstützung einzubrin- Familie? In diesem Zusammenhang stellt Frauenbunds (TKF) eine junge und moti- gen. «Wir erhoffen uns mit einem Turnus- sich auch die Frage, wie man als Christ vierte Nachfolgerin in den Startlöchern. mitglied, dass die Hemmschwelle für eine oder Christin für das Reich Gottes arbeiten Mitarbeit im Vorstand weniger hoch ist», so kann. «Das Ziel eines jeden Christen muss Mit einer solchen Vorgeschichte schien der Gisler. Auch wenn der Vorstand personell das Reich Gottes sein», erklärte Qerkini Weg schon vorgespurt: Die Grossmutter im Moment ausreichend besetzt ist, sind den Jugendlichen. Dementsprechend sol- war langjährige Präsidentin, die Mutter 15 neue Mitglieder herzlich willkommen. len auch alle Entscheidungen getroffen wer- Jahre lang Vorstandsmitglied und Vizepräsi- den: Soll ich Arzt werden, weil ich viel Geld dentin. «Trotzdem waren alle überrascht», Sich bekannt machen verdiene oder weil ich die Not und das Lei- sagt Marie-Christine Gisler, die sich am In ihrer künftigen Tätigkeit wird sie weiter- den der Menschen mindern will? Ersteres, 27. April zur Wahl als Präsidentin stellt. Es hin als Drehscheibe zwischen dem Schwei- so Qerkini, sei kein Motiv für den Arztberuf. sei für sie absolut kein Muss, die Idee zu zerischen Katholischen Frauenbund SKF «Nicht anders ist es auch bei den Berufen diesem Schritt komme allein von ihr aus, und den rund 30 Frauengemeinschaften im in der Kirche», schildert der Religionspäda- sagt die frisch ausgebildete Primarschul- Thurgau agieren. Sie wird die kommende goge weiter. Auch dort muss man sich fra- lehrerin. Vor zwei Jahren liess sie sich in Generalversammlung und den Vorstände- gen, wo man «mehr» für das Reich Gottes den Vorstand des TKF wählen und konnte apéro im nächsten Januar gerne dazu nut- tun kann. Entsprechend stellte Qerkini die erste Erfahrungen sammeln. Unbekannt zen, um sich bei den Frauengemeinschaf- kirchlichen Ausbildungswege vor. sind ihr die Angebote des TKF natürlich ten bekannt zu machen. Alle Frauengemein- nicht, mit einer solchen Familientradition. schaften persönlich zu besuchen würde Motive überdenken «Ich bin damit aufgewachsen», sagt Gisler, ihren Zeitrahmen etwas sprengen, sagt Die jungen Erwachsenen hörten mit viel die schon als Kind die Anlässe gerne be- Gisler. Bereits wird im Vorstand das Jahres- Interesse zu. So auch Pjeter Delija, der zur- suchte. programm für 2017 geplant. Aus jedem zeit eine Lehre als Kaufmann absolviert. Ressort sollte es möglichst einen Anlass «Ich kann es mir durchaus vorstellen, eine Turnusmitglied als Verstärkung für jedes Interesse geben, so Gisler. Gewis- solche Ausbildung zu beginnen.» Er möchte Was sie am TKF besonders schätzt ist das se beliebte Anlässe wie der «Frauen Power dann aber Theologie nicht in erster Linie soziale Engagement, das sich u.a. in der Tag» oder der «Treff-Punkt» werden weiter- studieren, weil er in der Schweizer Kirche Müttervorsorge zeigt, deren Vorsitz sie hin ihren festen Platz haben. Veränderun- arbeiten will, sondern weil es ihn persön- innehat. Den Aufwand, den das Präsidium gen sieht Gisler am ehesten im Bereich lich interessiert. «Mein Interesse an der mit sich bringt, scheut die 24-Jährige nicht: «Religiöse Elternbildung». Mittlerweile Theologie würde ich der Mission zugute- «Ich kann mich im Vorstand auf ein gutes seien die Angebote für junge Eltern sehr kommen lassen.» Für ihn sei die kosovari- und engagiertes Team verlassen.» Zwar gross. Sie kann sich vorstellen, künftig in sche Kultur und die Art, wie die Mission wird dieses Team mit dem Rücktritt von diesem Bereich vermehrt mit den Frauen- den katholischen Glauben weitergibt ein Regina Sczepek, die den TKF nach elf Jah- gemeinschaften zusammenzuarbeiten. wichtiger Grund, sich in der Mission zu en- ren verlässt, etwas gemindert. Doch damit gagieren. «Besonders gefallen hat mir heu- der Vorstand tatkräftig vorwärts schreiten Claudia Koch te der Gedanke des Referenten, dass ich 10 forumKirche | 9-2016
Kirche ohne Grenzen – Albanisch f antworten n denken über ihre Lebensberufung nach meine Lebensentscheidungen auf das Der Jugendtreff war für die Jugendlichen Reich Gottes ausrichten soll und meine und jungen Erwachsenen eine Bereiche- Përgjigju thirrjes Motive neu überdenken muss.» Es würde rung. Don Albert Demaj, Missionar der Al- ihm einige Entscheidungen erleichtern. Der banermission, ermutigte die jungen Erwach- së Zotit angehende Kaufmann vermisst in den senen, auf den Ruf Gottes zu antworten: Schweizer Pfarrgemeinschaften solche Le- «Gott ruft heute viele Menschen in seine Misioni Katolik Shqiptar me seli në Sir- bensthemen. Nachfolge. Leider gibt es aber wenige, die nach/TG, shpesh herë organizon takime den Mut haben, auf diesen Ruf zu antwor- me të rinjë, me tema të ndryshme. Kë- Administrative Berufe in der Kirche ten. Wagt diesen Schritt!» saj radhe, ata organizuan një temë shu- Für die angehende Gebäudetechnikplanerin më interesante: «Thirrja – për çka?» Lig- Ilire Gjergji ist die Dauer der Berufswege Text: Edon Krasniqi jërues ishte Mikë Qerkini, katekist në nicht ansprechend: «Die Entscheidung zur Übersetzung: Mike Qerkini Kreuzlingen. Ai shumë bukur ju foli të Ausbildung als Theologin zieht weitere Ent- rinjve, se si të marrin vendime në jetë, scheidungen nach sich.» So müsste sie duke ju përgjigjur Zotit, prindërve, atyre zum Beispiel für das Studium umziehen që i thërrasin gjithmonë për të bërë mirë oder einen langen Reiseweg bis zur Univer- dhe për të qenë të mirë. Pastaj, zotëri sität in Kauf nehmen. «Abgesehen davon Edon Krasniqi (23) Bank- Mika, të rinjve ju prezantoi mundësitë Bild: zVg sind die meisten kirchlichen Berufe auf ei- angestellter. Er stammt për angazhim në Kishën zvicerane si dhe ne soziale Tätigkeit ausgerichtet.» Nicht je- ursprünglich aus dem studimin e teologjisë dhe të katekezës. der, so Gjergji, habe ein soziales Talent. Dorf Nepole im Westen «Kisha pa kufij» mori pjesë në këtë ta- «Ich kann mir aber vorstellen, einen adminis- des Kosovo und lebt kim dhe bisedoi me Pjeter Delija (18) trativen Beruf in der Kirche auszuüben. zurzeit mit seiner Familie nga Balterswil/TG dhe Ilire Gjergji (18) So zum Beispiel als Sekretärin oder in der in Erlen/TG. nga Wil/SG. Kirchenvorsteherschaft.» Vendimet formojnë jetën tonë. Kështu ed- he të rinjtë nga Misioni marrin vendime për jetën e tyre. Qëllimi i çdo të krishteri Bilder: Edon Krasniqi duhet të jetë mbretëria e Qjellit, ndër të tjera, ju tha Qerkini të rinjvë. Të rinjtë dëg- jojnë ligjeratën me interes të madh. Kësh- tu edhe Pjeter Delija, i cili thotë: «Me tha- në të drejtën, deri tani nuk kam menduar për këtë mundësi, por tani mund të imag- jinoj të shkollohem për një punë në kishë, pse jo? Megjithatë, unë tani jam i inter- esuar për studim. Unë kisha pasë dëshirë të punojë për Misionin, e jo në kishën zvi- crane.» Ilire Gjergji shton: «Shumica e pro- fesioneve kishtare janë aktivitete shoqë- rore. Unë mund të imagjinoj një profesion në administrat. Për shembull si sekretar apo në Kirchenvorsteherschaft.» Takimi më të rinjt ka qenë një përvojë e pasurimit shpirtëror për ta. Pas ligjërates shumë interesante, ishte mundësia për pyetje dhe në fund një apero, i përgatitur nga motrat që shërbejnë në Mision. Don Albert Demaj, misionari i Misionit inkura- joj të rinjtë t`i përgjigjen thirrjes së Zotit: «Krishti thërret sot shumë njerëz në rru- gën e tij. Për fat të keq, ka vëtem disa që kanë guximin për t’iu përgjigjur kësaj thirrje. Përgjigjuni thirrjes së Zotit!» Ilire Gjergji: «Ich kann mir vorstellen, einen Pjeter Delija: «Den jungen Teilnehmern dieses administrativen Beruf in der Kirche auszuüben.» Anlasses liegt ein Engagement in der katholi- Më shumë informata mund t`i lexoni në schen Kirche am Herzen.» tekstin në gjermanisht. forumKirche | 9-2016 11
Thurgau Die KulturLegi ist da! Rabatte für Leute mit kleinem Budget Menschen mit einem knappen Budget Thurgauer Angebotspartner Caritas Thurgau u. a. beim Kanton, bei können an vielen kulturellen oder sport- Schweizweit wurde die KulturLegi, die es Stiftungen, aber auch bei Vereinen. lichen Aktivitäten nicht teilnehmen. Um mittlerweile in mehreren Kantonen und diese Menschen auch im Thurgau vor der Städten gibt, im Jahr 2015 von über Kino- und Theatervergünstigungen gesellschaftlichen Ausgrenzung und dro- 70‘000 Menschen genutzt. Dabei handelt Angesprochen auf die Angebote freuen henden Isolation zu bewahren, lanciert es sich um Personen, die nachweislich Simone Rutishauser gleich mehrere Part- Caritas Thurgau ab 2. Mai die KulturLegi. über ein tiefes Einkommen verfügen. So- ner: «Kleine Kinos wie das Cinema Luna Die Karte ermöglicht einen vergünstigten bald sie einen Antrag gestellt haben, erhal- oder das Kino Roxy und Theater wie das Zugang zu allerlei Veranstaltungen. ten sie eine persönliche, nicht übertragba- Phönix-Theater oder das Theaterhaus Thur- re und kostenlose Karte, die ein Jahr lang gau machen grosszügig mit.» Dies findet Ob Kultur, Sport oder Bildung – die Angebo- gültig ist. Die reduzierten Angebote, mit sie insbesondere bewundernswert, da die- te im Thurgau sind vielfältig und zahlreich. Nachlass zwischen 30 –70 Prozent, sind in se Angebotspartner oft selber finanziell Doch die meisten dieser Angebote kosten den Bereichen Kultur, Sport und Bildung nicht auf Rosen gebettet sind. Auch ein Geld, was für Menschen mit einem be- angesiedelt. Die meisten Angebote wurden Fitnessstudio für Frauen oder eine Taek- scheidenen Budget problematisch ist. 2015 im Bereich Kultur genutzt, dicht ge- wondo-Schule bieten reduzierte Kurse an. Nicht nur, dass sie diese Angebote nicht folgt vom Sport. Bewegung zu haben sei wichtig, sagt Rutis- nutzen können. Durch die mangelnde Teil- Die Angebotspartner im Thurgau zu finden hauser. Sie stellt fest, dass armutsbetroffe- nahme erfahren sie eine gesellschaftliche war die Aufgabe, die sich Caritas Thurgau ne Menschen sich oft zurückziehen, sich Ausgrenzung, die zu einer Isolation führen die vergangenen Monate zum Ziel gesetzt isolieren und sich dementsprechend zu kann. Um diesem Umstand entgegenzuwir- hat. Inzwischen hätten sie ein kleines aber wenig bewegen. Was sie ein wenig ärgert ken, bietet Caritas Thurgau ab 2. Mai die vielfältiges Angebot beieinander, sagt ist die zurückhaltende Teilnahme von Hal- KulturLegi an, wie sie auch in den Kanto- Simone Rutishauser, die Verantwortliche len-, Freibad- sowie Eisbahnanbietern. Für nen Zürich, St. Gallen oder Aargau erfolg- der KulturLegi bei Caritas Thurgau. «Es dür- eine Familie mit Kindern mit schmalem reich genutzt wird. Die Stadt Zürich war fen jedoch gerne noch mehr werden», hakt Budget ist ein Hallenbadbesuch mehr als 1996 Vorreiterin in Sachen KulturLegi, die sie nach. Nebst den Angebotspartnern einmal im Jahr finanziell fast nicht mach- damals von der IG Sozialhilfe eingeführt mussten auch Sponsoren gesucht werden, bar. Hier erhofft sie sich, doch noch das ei- und später an Caritas Zürich als künftige um die KulturLegi im Thurgau finanziell auf ne oder andere Bad oder eine Eisbahn im Trägerin übergeben wurde. sicheren Boden zu stellen. Fündig wurde Kanton Thurgau für die KulturLegi begeis- tern zu können. Bild: Claudia Koch Teilhaben trotz schmalem Budget Am 2. Mai fällt nun der Startschuss der KulturLegi mit einer Kick-Off Veranstaltung in Weinfelden, wo unter anderem Schau- spieler Samuel Mosima und Sängerin Larissa Baumann auftreten werden. Ob die KulturLegi rege genutzt wird, das wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Bishe- rige Anfragen wurden in St. Gallen bearbei- tet. Doch inzwischen sei die Zeit reif gewe- sen, auch im Thurgau eine solche Karte zu lancieren, um Thurgauer Angebote attraktiv zu machen. Interessierte können sich ger- ne an Caritas Thurgau wenden, wo sie mehr über die Berechtigung und die Angebots- partner erfahren und die Karte beziehen können. «Wichtig ist, dass armutsbetroffe- ne Menschen und ihre Kinder dieses Ange- bot kennen», sagt Rutishauser. Denn so erhalten diese die Möglichkeit, trotz schma- lem Budget am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Claudia Koch Verhilft armutsbetroffenen Menschen zur Teilnahme an Kultur, Sport und Bildung: KulturLegi Thurgau. ■ Nähere Infos: www.kulturlegi.ch/thurgau 12 forumKirche | 9-2016
Thurgau Stadtkirche erstrahlt in neuem Glanz Pfarrei St. Anna Frauenfeld feiert gelungene Renovation Bild: Detlef Kissner Besonders stimmig empfinde er es, wenn sich bei einer Tauffeier nun alle Mitfeiern- den um den Taufstein versammeln könnten. Benedikt Wey ist sehr zufrieden mit den Er- gebnissen der Renovation, auch wenn da- mit nicht alle Ideen realisiert konnten. Es sei wichtig gewesen, dass die Mehrheit der Kirchbürger hinter dem Projekt stehe, das schliesslich 5,5 Millionen Franken kostete. Aus deren Kreis habe er bisher auch über- wiegend positive Rückmeldungen vernom- men, selbst von denen, die anfangs man- chen Massnahmen gegenüber skeptisch eingestellt waren. Neues Register Die letzte Sanierungsmassnahme betraf die Orgel. Das 1970 von der Firma Metzler ein- gebaute Instrument wurde nach 1992 zum zweiten Mal einer gründlichen Revision unter- zogen. «Die Orgel wurde komplett von Staub und Russ gereinigt», berichtet Johannes Röhrig, der die Revision leitete. Kaputte Teile habe man ersetzt, bei der Windversorgung Taufstein und Altar bilden eine Achse. Sie verbindet ein Boden aus dem gleichen Marmor, aus dem wurden Verbesserungen angebracht. Da die auch der Ambo geschaffen wurde. Pfeifen aus sehr weichem Material bestün- den, seien einige verbogen gewesen. «Diese haben wir neu ausgerichtet», so Röhrig. Über zwei Jahre dauerte die Aussen- und die Altarstufe entfernt und der Altar damit Ausserdem sei ein Register ausgewechselt Innenrenovation der Frauenfelder Stadt- auf eine Höhe mit dem Ambo gestellt. «Da- worden und ein weiteres sei neu hinzuge- kirche St. Nikolaus, die vor wenigen Tagen mit wird die Gleichwertigkeit Wort und Sa- kommen. Nachdem die Orgel noch intoniert mit der Orgelrevision abgeschlossen wur- krament sichtbar», erklärt Pfarrer Benedikt und gestimmt wurde, kann sie nun wieder de. Die Pfarrei St. Anna und die katholi- Wey. Der aus dem Holz des alten Lettners ihren vollen Klang entfalten. Am Sonntag, sche Kirchgemeinde FrauenfeldPlus feiern geformte Ambo wurde durch einen Ambo 24. April, wird sie im Gottesdienst von dieses freudige Ereignis am 1. Mai zusam- aus Marmor ersetzt. Und der Taufstein, der Bischofsvikar Ruedi Heim feierlich gesegnet. men mit Weihbischof Denis Theurillat in bisher versteckt am Rand positioniert war, einem Gottesdienst und einem anschlies- erhielt seinen neuen Platz nun in der Mitte Feierliche Einweihung senden Fest. des Kirchenschiffs. Den Abschluss aller Renovierungsarbeiten feiert die Pfarrgemeinde ein Woche später Bereits im Frühjahr 2014 begann man mit Um Taufstein versammelt mit einem bunten Einweihungsfest. Dieses der Aussenrenovation. Wichtigster Grund- Während der Innenrenovation mussten die beginnt um 10.30 Uhr mit einem Gottes- satz bei der Sanierung der Natursteinfassa- Pfarreiangehörigen ihre Gottesdienste im dienst, dem Weihbischof Denis Theurillat de war der grösstmögliche Erhalt der Origi- Pfarreisaal oder in den Kirchen der Ortsge- vorsteht und der musikalisch begleitet wird nalsubstanz. Experten legten geeignete meinschaften feiern. «Da ist es manchmal vom Chor der St. Nikolaus Kirche und dem Restaurierungs- und Konservierungsverfah- schon eng geworden», sagt Benedikt Wey. Chor der Klosterkirche Roggenburg (D). ren fest. In diesem Zusammenhang wurde Positiver Nebeneffekt sei dabei gewesen, Daran schliesst sich ein Apéro und für an- auch das Dach saniert, die äussere Schutz- dass die Frauenfelder Katholiken auch die gemeldete Kirchbürgerinnen, Kirchbürger verglasung der Fenster erneuert und die umliegenden Kirchen und Pfarreien kennen- und Gäste ein gemeinsames Mittagessen innenliegende Kunstverglasung gereinigt. gelernt hätten. Seit dem ersten Advent in einem Festzelt an. Nachmittags werden Nach dem letztjährigen Osterfest begannen 2015 trifft sich die Pfarrgemeinde zum Got- von den Architekten und den Mitgliedern dann die umfangreichen Innenarbeiten. tesdienst wieder in der frisch renovierten der Baukommission Gruppenführungen im Neben der sorgfältigen Reinigung und In- Kirche. «Wir sind einander viel näher ge- Innen- und Aussenbereich angeboten. Ein standsetzung des Innenraums sind wohl kommen», fasst Benedikt Wey seine Erfah- Orientierungslauf für Kinder und die Auffüh- die liturgisch motivierten Änderungen am rungen der ersten Monate zusammen. rung der Streetdance-Gruppe «roundabout» eindrücklichsten: Unter Berücksichtigung Der Wegfall der Altarstufe habe die Ge- runden das Programm ab. des Gesamtkonzeptes der von Architekt meinschaft zwischen Zelebrant, Ministran- Albert Rimli 1906 erbauten Kirche wurde ten und Gottesdienstbesucher gestärkt. Detlef Kissner forumKirche | 9-2016 13
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