Soziale Gerechtigkeit - 125 Jahre Sozialenzyklika - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn

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Soziale Gerechtigkeit - 125 Jahre Sozialenzyklika - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Nummer 9
24. April bis 7. Mai 2016

                                    Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau

                            Soziale Gerechtigkeit
                            125 Jahre Sozialenzyklika
Soziale Gerechtigkeit - 125 Jahre Sozialenzyklika - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Soziale Gerechtigkeit

                                                                                                                                                                    Editorial                                     Den Menschen ins Zentru
                                                                                                                                                                    Papst Leo XIII. hat in seiner 25-jährigen     Sozialenzyklika wird 125 Jahre alt
                                                                                                                                                                    Amtszeit 86 Enzykliken veröffentlicht.
                                                                                                                                                                    Rerum Novarum ging in die Geschichte
                                                                                                                                                                    ein. Mit diesem lehramtlichen Schreiben       Am 15. Mai 1891 veröffentlichte Papst              Ohr, weil er trotz konservativer Grundhal-
                                                                                                                                                                    bezog Papst Leo XIII. – und mit ihm die       Leo XIII. die Sozialenzyklika Rerum Nova-          tung davon überzeugt war, dass sich die
                                                                                                                                                                    katholische Kirche – erstmals Stellung        rum. Sie war eine Antwort auf die sozialen         Kirche gegenwärtigen Fragen stellen müs-
                                                                                                                                                                    zur Ausbeutung und zur zunehmenden            Ungerechtigkeiten, unter denen die Arbei-          se. Interessant ist, dass die Enzyklika nur
                                                                                                                                                                    Verarmung der Arbeiterklasse, die den so-     terklasse zu leiden hatte. Innerkirchlich          an Bischöfe verschickt wurde, die sie dann
                                                                                                                                                                    zialen Frieden bedrohten. Er tat dies auf     gilt sie als Grundlage der katholischen So-        «nach unten» weitergeben sollten.
                                                                                                                                                                    sehr kluge Weise, indem er nämlich je-        ziallehre. forumKirche sprach mit Thomas
                                                                                                                                                                    dem der beteiligten Konfliktparteien die      Wallimann-Sasaki, Leiter des Sozialinsti-          Wie ist die Enzyklika ausgerichtet?
                                                                                                                                                                    ihr zukommende Verantwortung aufzeigte.       tuts der Katholischen ArbeiterInnen-Bewe-          Die sozialistische Bewegung war im 19.
                                                                                                                                                                    Auch wenn die Kirche in dieser Zeit nicht     gung der Schweiz (KAB), über die Bedeu-            Jahrhundert stark geworden. Die Kirche
                                                                                                                                                                    zu den grossen politischen Playern gehör-     tung von Rerum Novarum und die sozialen            hatte Sorge, dass sie die Arbeiter verliert,
                                                                                                                                                                    te, hatte sie mit dieser Verlautbarung ei-    Herausforderungen, vor denen die Kirche            wenn sie sich nicht zu ihrer Lebenssitua-
                                                                                                                                                                    nen doch nicht zu unterschätzenden Ein-       heute steht.                                       tion äussert. In Rerum Novarum grenzt sich
                                                                                                                                                                    fluss auf die Lösung dieses Konflikts.                                                           der Papst einerseits gegenüber dem Sozia-
                                                                                                                                                                                                                  Was veranlasste Papst Leo XIII. dazu, die          lismus, andererseits aber auch gegenüber
Titelbild: «Hammering Man» ist ein Werk des Künstlers Jonathan Borofsky in verschiedenen Städten der Welt – hier in Basel. Bild: Wladyslaw Sojka, www.sojka.photo

                                                                                                                                                                    Ähnlich wie vor 125 Jahren ist auch unse-     Enzyklika Rerum Novarum zu verfassen?              dem Kapitalismus ab. Er versucht, einen
                                                                                                                                                                    re Zeit stark geprägt von den Folgen          Die Enzyklika steht am Ende einer Bewe-            dritten Weg zu konstruieren. In Anlehnung
                                                                                                                                                                    «Neuer Dinge» (Übersetzung von Rerum          gung. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts war         an Thomas von Aquin wird Eigentum grund-
                                                                                                                                                                    novarum): Die fortschreitende Industriali-    die sogenannte «soziale Frage» ein grosses         sätzlich bejaht, aber es wird nicht absolut
                                                                                                                                                                    sierung und Technisierung hat durch die       Thema gewesen: Die einsetzende Industria-          gesetzt, sondern einer sozialen Grund-
                                                                                                                                                                    Nutzung fossiler Brennstoffe den CO2-         lisierung liess viele Menschen in die Städte       pflicht zugeordnet. Die Enzyklika wendet
                                                                                                                                                                    Gehalt in der Atmosphäre so erhöht, dass      ziehen. Dort entstand eine Arbeiterschaft,         sich so gegen extremen Kapitalismus. Sie
                                                                                                                                                                    eine Klimaveränderung mit unabsehbaren        die zusehends verarmte. In der Kirche rea-         stellt den Menschen ins Zentrum der Wirt-
                                                                                                                                                                    Folgen droht. Schon heute verlieren viele     gierte man auf diese Not zunächst mit cari-        schaft. Ausserdem kommt in ihr die Über-
                                                                                                                                                                    Menschen ihre Lebensgrundlage und             tativen Massnahmen, bis man merkte, dass           zeugung zum Ausdruck, dass es nicht
                                                                                                                                                                    müssen ihre Heimat verlassen. Hinzu           diese nicht ausreichten. Kirchliche Vertreter      reicht, soziale Gerechtigkeit der Freiwillig-
                                                                                                                                                                    kommt, dass die reichen Industrie-Natio-      wie z. B. Bischof Ketteler zeigten auf, dass       keit zu überlassen, sondern dass es dazu
                                                                                                                                                                    nen ihren Rohstoffhunger auf Kosten ar-       es strukturelle Fragen zu lösen galt, z. B.        sozialstaatliche Massnahmen braucht.
                                                                                                                                                                    mer Länder stillen und damit die Kluft zwi-   welche Rolle der Staat in Bezug auf die
                                                                                                                                                                    schen arm und reich noch vergrössern.         Wirtschaft habe und welche Wirtschafts-            Dieser Ruf wird auch heute wieder laut…
                                                                                                                                                                    Es war Papst Franziskus, der die ökologi-     system er fördern solle. Diese Fragen wur-         Ja, die Konzernverantwortungsinitiative
                                                                                                                                                                    sche Krise erstmals zum Thema der Kir-        den innerkirchlich intensiv diskutiert – z. B.     verlangt auch eine staatliche Regulierung
                                                                                                                                                                    che gemacht hat: In seiner Enzyklika Lau-     auch an der Universität in Fribourg –, bis         der Wirtschaft. Ich glaube, dass die moder-
                                                                                                                                                                    dato Si mahnt er die Menschheitsfamilie,      man schliesslich starke Impulse nach Rom           ne Finanzwirtschaft viele Parallelen zum
                                                                                                                                                                    die Schöpfung, «unser gemeinsames             sandte, dazu eindeutig Stellung zu bezie-          damaligen industriellen Kapitalismus auf-
                                                                                                                                                                    Haus zu schützen». Ausserdem verknüpft        hen. Papst Leo XIII. hatte dafür ein offenes       weist. Heute sind eben die Menschen in
                                                                                                                                                                    er die ökologische Verantwortung eng mit                                                         den Entwicklungsländern vorrangig betrof-
                                                                                                                                                                    der Sorge um die Ärmsten.                                                                        fen. Auch in dieser Hinsicht ist Rerum
                                                                                                                                                                                                                  Inhalt                                             Novarum sehr aktuell.
                                                                                                                                                                    Die Probleme, vor der die Menschheit
                                                                                                                                                                    heute steht, erscheinen noch komplexer        Flüchtlingshilfe                               6   Welche gesellschaftliche Wirkung hatte die
                                                                                                                                                                    und gewaltiger als die am Ende des            Eine falsche Behauptung …                          Enzyklika damals?
                                                                                                                                                                    19. Jahrhunderts. Trotzdem kann die ka-       Caritas fordert Aufstockung der Syrienhilfe        Ausserkirchlich wurde sie eher verhalten
                                                                                                                                                                    tholische Kirche auch heute zusammen                                                             aufgenommen. Sie löste auch die tiefgrei-
                                                                                                                                                                    mit anderen christlichen Kirchen und Ge-      Kunst + Glauben                                9   fenden sozialen Probleme nicht, auch wenn
                                                                                                                                                                    meinschaften einen wichtigen Beitrag da-      Auszeit – Zeit zu sehen und zu danken              dies verschiedene Kirchenvertreter gehofft
                                                                                                                                                                    zu leisten, sie zu entschärfen, indem sie                                                        hatten. Aber sie war ein wichtiger Beitrag
                                                                                                                                                                                                                  Thurgau                                       12
                                                                                                                                                                    Fehlentwicklungen benennt, nach Lösun-                                                           zur Wertorientierung.
                                                                                                                                                                                                                  Die KulturLegi ist da!
                                                                                                                                                                    gen sucht und mutig erste Schritte geht.      Rabatte für Leute mit kleinem Budget
                                                                                                                                                                                                                                                                     In der katholischen Welt rief sie ein sehr
                                                                                                                                                                    Eine Enzyklika ist dafür ein wertvoller                                                          positives Echo hervor. Sie gilt bis heute als
                                                                                                                                                                    Weckruf. Darüber hinaus braucht es            Kurse · Tagungen                              14   Beginn der modernen katholischen Sozial-
                                                                                                                                                                    aber – damals wie heute – viele, die die-                                                        lehre. Nach all den Jahren des zentralis-
                                                                                                                                                                    sen Weckruf hören und sich davon betref-      Gottesdienste an den Wochenenden              15   tisch, monarchistischen Innenbezugs der
                                                                                                                                                                    fen lassen.                                                                                      Kirche (z. B. Unfehlbarkeitsdogma) eröffne-
                                                                                                                                                                                                                  Kalenderblatt · Zum Schluss                   16   te sie eine neue Perspektive, die den Gläu-
                                                                                                                                                                                                                                                                     bigen signalisierte, dass sie in dieser Welt
                                                                                                                                                                                                                                                                     eine wichtige Rolle haben. So wirkte sie vor

                                                                                                                                                                    2   forumKirche | 9-2016
Soziale Gerechtigkeit - 125 Jahre Sozialenzyklika - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Soziale Gerechtigkeit

m gestellt

                                                                                                                                                                                Quelle: kath.ch
                                                                                                                             News
                                                                                                                             ■ Gegen Auslagerung von Ausbildung
                                                                                                                             Das Bistum Basel will künftig seine Pries-
                                                                                                                             teramtskandidaten in Freiburg i. Br. (D)
                                                                                                                             ausbilden lassen. Stephan Leimgruber,

                                                                                                      Bild: Detlef Kissner
                                                                                                                             Spiritual des Bistums, und Markus Ries,
                                                                                                                             Professor für Kirchengeschichte in Luzern,
                                                                                                                             befürchten eine Schwächung der Theolo-
                                                                                                                             gischen Fakultäten in der Deutschschweiz
                                                                                                                             und bedauern, dass keine einheitliche
                                                                                                                             Deutschschweizer Lösung für die Priester-
                                                                                                                             ausbildung gefunden werden könne.

                                                                                                                             ■ Initiative erhält viel Zuspruch
                                                                                                                             140’000 Unterschriften wurden für die
                                                                                                                             sogenannte «Konzernverantwortungsinitia-
                                                                                                                             tive» bislang gesammelt. Die Initianten
                                                                                                                             sehen darin ein Zeichen, dass sich die
                                                                                                                             Schweizer Bevölkerung mehr Respekt von
                                                                                                                             im Ausland tätigen Unternehmen in Bezug
                                                                                                                             auf Menschenrechte und Umwelt
                                                                                                                             wünscht. Um das Volksbegehren einrei-
                                                                                                                             chen zu können, müssen die Initianten
                                                                                                                             innert 18 Monaten 100’000 beglaubigte
                                                                                                                             Unterschriften vorlegen.

 Dr. theol. Thomas Wallimann-Sasaki (50) leitet seit 1999 das Sozialinstitut KAB und ist derzeit                             ■ Englischer Kardinal warnt vor «Brexit»
 Interimspräsident der Kommission Justitia et Pax.                                                                           Vincent Nichols, der höchstrangige katholi-
                                                                                                                             sche Bischof Grossbritanniens, warnt vor
                                                                                                                             einem EU-Austritt. Es gebe in der katholi-
 allem auch in unseren Gegenden als eine            Welchen gesellschaftlichen Einfluss hat die                              schen Kirche die Überzeugung, dass «den
 Initiative zur Mobilisierung katholischer          katholische Kirche heute?                                                Weg der Spaltung zu begehen fast unwei-
 Arbeiterinnen und Arbeiter. Denn sie ent-          Macht hat sie keine und die hat sie damals                               gerlich zu weiteren Spaltungen führen
 hielt die höchstlehramtliche Erlaubnis:            schon nicht mehr gehabt. Aber sie hat nach                               muss». Der «katholische Instinkt» sei, «das
 «Ihr dürft Euch engagieren, auch politisch.»       wie vor Einfluss – nicht in dem Sinn, dass                               Ganze im Blick zu haben»; das sei auch die
 Dies führte letztlich auch zur Bildung von         sie sagen kann, was gilt oder gemacht wer-                               Bedeutung von «katholisch» (allumfassend).
 KAB (1899) und später christlicher Gewerk-         den muss. Aber sie darf nicht unterschät-
                                                                                                                             ■ Totales Abtreibungsverbot gefordert
 schaften.                                          zen, dass sie ein wichtiger Referenzpunkt
                                                                                                                             Polens katholische Bischöfe dringen
 Ich glaube, dass diese sozialpolitische Er-        in der Wertorientierung der Menschen ist.
                                                                                                                             weiter auf ein totales Abtreibungsverbot.
 mutigung der Kirchenbasis, selber aktiv zu         Dies hat in der Schweiz eher noch zuge-
                                                                                                                             Unabhängig von ihrer Weltanschauung
 werden, zu analysieren und Werte zu vertre-        nommen mit der Pluralisierung der Werte-                                 müssten alle Menschen das ungeborene
 ten, auch wesentlich dazu beigetragen hat,         ordnungen. Ihr Einfluss steht und fällt mit                              Leben verteidigen. Tausende Menschen
 dass es zum Zweiten Vatikanischen Konzil           glaubwürdigen Gesichtern, mit Exponenten,                                hatten gegen einen Anfang April in den
 gekommen ist.                                      die sich klug politisch äussern. Das zeigt                               Gottesdiensten verlesenen gemeinsamen
                                                    sich vor allem in den Medien.                                            Hirtenbrief protestiert, in dem sich die
 Also hat sich auch innerkirchlich etwas            Die Öffentlichkeit weiss, dass Kirche keine                              Bischöfe indirekt hinter die Volksinitiative
 geändert …                                         Partei ist, dass sie aber für eine gewisse                               «Stoppt Abtreibung» stellten.
 Ja, vor allem die Tatsache, dass man nicht         Parteilichkeit und Überzeugung steht. Das
 nur «gehorchen» soll, sondern auch «mitden-        ist auch ein Grund dafür, dass die Kirche                                ■ Solidarität in Flüchtlingskrise
 ken». Es ist interessant, dass die Sozial-         nach wie vor ein Raum ist, in dem sich                                   Papst Franziskus hat von der griechischen
 lehre nicht wie üblich auf Autoritäten oder        Menschen an einen Tisch zusammenführen                                   Insel Lesbos aus zu internationaler Solida-
 Bibelzitate zurückgreift, um soziale Verän-        lassen, die sonst nicht miteinander reden                                rität mit den Flüchtlingen aufgerufen. Von
 derungen zu begründen, sondern auf ein             würden, ein Raum, in dem gesellschaftlich                                den Flüchtlingen wurde er mit Sprechchö-
 vernunftorientiertes Denken. Dieses Argu-          strittige Fragen besprochen werden kön-                                  ren und dem Ruf nach Frieden begrüsst.
 mentieren ermöglicht der Kirche bis heute,         nen. Um diesen neutralen Status zu erhal-                                «Wir hoffen, dass die Welt in einer Weise
 im Dialog «mit der Welt» zu sein. Es machte        ten, muss die Kirche aber gut abwägen, zu                                reagiert, die unserem gemeinsamen
 es auch möglich, die Menschenrechte oder           welchen politischen Fragen sie mit welchen                               Menschsein würdig ist», sagte Franziskus
 Erkenntnisse der Umweltwissenschaften in           Gesichtern/Leuten Stellung bezieht und zu                                bei dem gemeinsamen Besuch mit dem
 die Soziallehre einzubauen. Für die katholi-       welchen nicht.                                                           Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I.
 sche Kirche war dieser Schritt sehr wohl-                                                                                   im Flüchtlingslager Moria.
 tuend, weil er die Fixierung auf das Lehr-
                                                                                                                                                            kath.ch/Red.
 amt aufhob.                                                              (Fortsetzung auf Seite 4)

                                                                                                                                                 forumKirche | 9-2016       3
Soziale Gerechtigkeit - 125 Jahre Sozialenzyklika - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Soziale Gerechtigkeit                                                                                                      Familiensynode

                                                                                                                            «Seelsorgende
(Fortsetzung von Seite 3)                                                                                                   Theologin nimmt Stellung zu

Wo setzt sich die Kirche heute für soziale        fach nur «funktionierende Menschen» aus-                                  «Amoris laetitia» (Freude der Liebe) lautet
Gerechtigkeit ein?                                bilden, steht dies im Widerspruch zur kirch-                              der Titel des Schreibens, mit dem Papst
Es läuft nach wie vor viel in den Pfarreien,      lichen Soziallehre, die den Menschen und                                  Franziskus die beiden Bischofssynoden
wo «Eine-Welt-Teams» sich für Nachhaltig-         seine persönliche Entwicklung in den                                      zum Thema «Ehe und Familie» abschliesst.
keit einsetzen, wo viele Angebote für Fami-       Mittelpunkt stellt.                                                       Der Papst lege die Frage des Umgangs
lien stattfinden oder konkrete karitative Hil-                                                                              mit wiederverheirateten Geschiedenen in
fe geleistet wird. Sozialpolitisch ist sie über                       Interview: Detlef Kissner                             die Hände der Ortskirchen, meint die Lu-
Caritas aktiv, entwicklungspolitisch über                                                                                   zerner Pastoraltheologin Stephanie Klein
die kirchlichen Hilfswerke. In diesen Berei-                                                                                in einem Interview mit kath.ch. Damit öff-
chen ist sie präsent und fachlich auch an-         Zum Inhalt von Rerum Novarum                                             ne er eine Tür, die lange Zeit verschlossen
erkannt.                                           Im ersten Teil wendet sich Papst Leo XIII.                               gewesen sei.
                                                   gegen die sozialistische Theorie, vor al-
Und wo wäre mehr soziales Engagement               lem gegen die Aufhebung des Privat-                                      In der Eröffnung hebt Papst Franziskus
nötig?                                             eigentums, welche der Arbeiterklasse                                     speziell hervor, dass Gott den Menschen als
Die Kirche sollte sich mehr mit ökonomi-           schaden würde. Der Anspruch auf Eigen-                                   Mann und Frau schuf. Zielt das auch auf ein
schen Systemen und den damit verbunde-             tum komme dem Menschen von Natur                                         neues Verhältnis von Mann und Frau in der
nen Fragen auseinandersetzen. Ebenso               aus zu. Eigentum gewährleiste die Eigen-                                 Kirche?
sollte sie sich mehr um gesellschaftliche          ständigkeit der Familie gegenüber dem                                    Ja, es ist interessant, dass Franziskus zwar
Rahmenbedingungen wie z. B. um soziale             Staat. Im zweiten Teil (Abs. 13 – 45) wird                               an die Aussage in Genesis 1,27 anknüpft,
Sicherheit oder Arbeitszeiten kümmern.             betont, dass die Arbeiter ihre Verträge                                  dass Gott den Menschen als sein Abbild
Ähnlich wie vor 125 Jahren stellt sich ihr         einhalten sollen. Auflehnung und Gewalt                                  als Mann und Frau erschuf. Aber er bezieht
die Frage, welche Strukturen verändert wer-        werden generell verurteilt. Die Arbeitge-                                diese Aussage gerade nicht auf eine wie
den müssten, um Benachteiligte besser              ber sollen im Gegenzug die Arbeiter wür-                                 auch immer geartete Zweigeschlechtlich-
am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu           devoll achten und sie gerecht entlöhnen.                                 keit, weder bei den Menschen noch bei
lassen. Hier hat die Kirche eine wichtige          Die Enzyklika spricht sich ausserdem für                                 Gott. Vielmehr kommt es ihm auf den
anwaltliche Funktion.                              eine staatliche Sozialpolitik aus. Der                                   Aspekt der Beziehung und der Liebe an.
Schliesslich halte ich es für notwendig,           Staat habe die Pflicht, Frieden und Ord-                                 Nicht die Geschlechter, sondern die Liebe
dass Kirche auch zu bildungspolitischen            nung zu fördern, indem er unter anderem                                  des Paares ist das Abbild. Gott ist in sich
Fragen Stellung bezieht: Mathematik und            Privateigentum schütze, Streiks unterbin-                                eine dreieinige Gemeinschaft der Liebe,
naturwissenschaftliche Fächer sind unbe-           de, für Menschenwürde eintrete, Arbeits-                                 eine Liebe, die sich in der Schöpfung ent-
stritten wichtig. Doch wenn nur wegen den          bedingungen überwache und Lohngerech-                                    faltet. Das Menschenpaar und seine frucht-
Anforderungen einer bestimmten Wirt-               tigkeit garantiere.                                                      bare Liebe wird hier in Analogie zur dreifalti-
schaft ausgebildet wird, also wenn wir ein-                                                                                 gen schöpferischen Liebesgemeinschaft
                                                                                                                            Gottes begriffen. Weitergedacht könnte die-
                                                                                                                            ser Ansatz aus mancher Sackgasse in der
                                                                                                  Bild: Wikimedia Commons

                                                                                                                            gegenwärtig aufgeheizten Diskussion um
                                                                                                                            «Genderismus» herausführen. Dieser An-
                                                                                                                            satz legt eine Grundlage, sich davon zu ver-
                                                                                                                            abschieden, das Geschlecht zum Kriterium
                                                                                                                            kirchlicher Ämter und Pastoral zu machen.

                                                                                                                            Die sogenannte Gradualität (das Voran-
                                                                                                                            schreiten in der Verwirklichung der Gebote,
                                                                                                                            Anm. d. Red.) bekommt in diesem Schrei-
                                                                                                                            ben viel Platz. Ist das der Anfang vom Ende
                                                                                                                            einer einheitlichen katholischen Kirche?
                                                                                                                            Die Gradualität meint ja nicht eine Gradua-
                                                                                                                            lität der Normen. Die Gebote Gottes und
                                                                                                                            die Normen der Kirche sind selbst nicht
                                                                                                                            graduell, und insofern bleibt die Einheit der
                                                                                                                            Kirche gewahrt. Aber es gibt verschiedene
                                                                                                                            Grade der Verwirklichung der Gebote. Gra-
                                                                                                                            dualität meint dann den Weg, auf dem die
                                                                                                                            Menschen in verschiedenen Stufen in das
                                                                                                                            Gute und in Gottes Heil hineinwachsen kön-
In seinem Gemälde «Eisenwalzwerk» (1872–1875) stellt Adolph Menzel die Arbeitsbedingungen                                   nen. Ein solches Denken in Abstufungen ist
Mitte des 19. Jahrhunderts dar.                                                                                             aber nicht unproblematisch, denn es

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Soziale Gerechtigkeit - 125 Jahre Sozialenzyklika - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
aus Zwickmühle befreit»
«Amoris laetitia»

                                                                                                                                                          Bild: www.instagram.com/franciscus
    schafft ja auch sozusagen Stufen unter den
    Menschen. Papst Franziskus greift dieses
    Modell der Gradualität auf, das auch auf
    den Bischofssynoden diskutiert wurde und
    das auf das Apostolische Schreiben Famili-
    aris consortio von Papst Johannes Paul II.
    aus dem Jahr 1981 zurückgeht. Franziskus
    führt dann aber ein differenzierteres Modell
    ein, das das Modell der Gradualität weiter-
    führt.

    Wie geht der Papst dabei vor?
    Er spricht von der «Unterscheidung von
    Situationen» – das ist sein neuer Begriff.
    Damit meint er, dass genau wahrgenom-
    men werden muss, wie die Menschen leben
    und worunter sie leiden. An Beispielen zeigt
    er auf, dass Situationen sehr komplex sein          Zum Erscheinen von «Amoris laetitia» postete Papst Franziskus Filme zum Thema «Familie» auf
    können und für das ethisch richtige Han-            seine Instagram Seite.
    deln dann in der konkreten Situation ein an-
    gemessener Weg gefunden werden muss.
    Er betont ausdrücklich, dass Urteile zu ver-        Was bedeutet dies für die Seelsorge?             «Amoris laetitia» spricht erstaunlich offen
    meiden sind, die die Komplexität der ver-           Dieser pastorale Weg, den Papst Franziskus       die Homosexualität an, ohne diese aber
    schiedenen Situationen nicht berücksichti-          einschlägt, erfordert von vielen Seelsorgen-     vollumfänglich gutzuheissen. Wäre da
    gen. Diese Unterscheidung müssen die                den sicher eine neue Haltung und hohe            noch mehr Klarheit nötig gewesen?
    Menschen zunächst einmal selbst treffen.            Kompetenzen. Sie sollen die Menschen             Die Tatsache, dass es in den Gemeinden
    Franziskus verweist auf das Gewissen, das           nicht einfach nach kirchlichen Normen be-        Menschen mit homosexuellen Orientierun-
    ermöglicht zu erkennen, wie ein Mensch in           urteilen, sondern sie in ihren unterschied-      gen gibt, wird an einer Stelle explizit aufge-
    einer komplexen Situation angemessen                lichen komplexen familiären Situationen          griffen. Franziskus bezieht sich dabei auf
    handeln soll.                                       wahrnehmen und in Dialog mit ihnen kom-          die kontroversen Diskussionen auf den bei-
                                                        men. Dies führt zu einer anspruchsvollen         den Bischofssynoden. Mehr Klarheit hätten
    Partnerschaften beziehungsweise Ehen                «Geh-hin-Pastoral» und setzt die Fähigkeit       sich vielleicht sowohl die Anhänger der ei-
    von Geschiedenen bleiben «irregulär». Das           zur Wahrnehmung, zum Zuhören und zum             nen als auch die Anhänger der anderen Po-
    Gewissen des Einzelnen wird aber über die           Dialog voraus sowie den Respekt vor Men-         sition gewünscht. Papst Franziskus klärt
    Regel gestellt. Kann das als Richtungs-             schen in unterschiedlichen Situationen, die      das, was ihm am wichtigsten ist: dass je-
    änderung angesehen werden?                          in ihrem Lebensstil von der kirchlichen          der Mensch unabhängig von seiner sexuel-
    Der Papst vermeidet die von Papst Johannes          Norm abweichen. Die Seelsorgenden sol-           len Orientierung respektiert werden muss.
    Paul II. eingeführte Klassifizierung als «irre-     len die Suche der Menschen nach Unter-           Die Diskussion um den Umgang mit gleich-
    gulär». Er greift den Begriff zwar auf, setzt ihn   scheidungen und Lösungen begleiten und           geschlechtlicher Orientierung wird in ver-
    aber in Anführungszeichen und spricht von           Ansatzpunkte für das persönliche und             schiedenen Ländern und Kulturen sehr
    «sogenannten ‹irregulären› Situationen».            geistliche Wachstum im Sinne des Evange-         unterschiedlich geführt.
    Die Frage des Umgangs mit wiederverheira-           liums und der kirchlichen Lehre suchen.          Wir können uns ja daran erinnern, dass
    teten Geschiedenen legt er in die Hände                                                              auch in der Schweiz die Strafverfolgung
    der Ortskirchen. Zugleich setzt er aber             Sind sie dafür gerüstet?                         erst ab 1942 und in der Bundesrepublik
    auch Massstäbe, wie damit umgegangen                Dazu bedarf es sicher einer sehr guten           Deutschland erst ab 1969 schrittweise ab-
    werden soll: Die Komplexität der Situatio-          theologischen Ausbildung und der steten          geschafft wurde. Wir können nicht erwar-
    nen soll wahrgenommen werden, niemand               theologischen und spirituellen Weiterbil-        ten, dass Wertauffassungen, die sich in un-
    darf auf Dauer verurteilt werden, und es            dung. Ich möchte aber auch betonen, dass         serer Kultur nur langsam und auch erst vor
    geht darum, Wege zu finden, alle in die             viele Seelsorgende heute diese Haltung           nicht allzu langer Zeit entwickelt haben,
    kirchliche Gemeinschaft einzugliedern.              haben und diesen pastoralen Weg bereits          jetzt in alle Kulturen exportiert werden.
    Damit öffnet er eine Türe, die lange Zeit           praktizieren. Das Schreiben von Papst
    verschlossen war.                                   Franziskus befreit sie nun aus der Zwick-                                  Martin Spilker/Red.
                                                        mühle zwischen den Anforderungen der
    Der Papst betont, dass es von Seiten der            kirchlichen Normen und der pastoralen
    Kirche kein abschliessendes Urteil gegen-           Praxis und zeigt ihnen einen gangbaren,
    über partnerschaftlichem Zusammenleben              aber anspruchsvollen Weg auf.
    und Familienformen geben darf.

                                                                                                                              forumKirche | 9-2016    5
Soziale Gerechtigkeit - 125 Jahre Sozialenzyklika - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Flüchtlingshilfe

Eine falsche Behauptung, Europa verliere seine Identität
Caritas Schweiz fordert Aufstockung der Syrienhilfe

                                                 Bild: Sylvia Stam/kath.ch
Nach fünf Jahren Krieg in Syrien zieht Cari-
tas Schweiz eine düstere Zwischenbilanz:
Während sich die humanitäre Lage vor Ort
massiv verschlechtert habe, reagiere die
Schweiz knauserig und realitätsfremd.
Das katholische Hilfswerk fordert eine
Aufstockung der Syrienhilfe und Entschie-
denheit in der Aufnahme von Flüchtlingen,
wie Direktor Hugo Fasel an einem Medien-
gespräch in Bern sagte.

Für die Omnipräsenz des Flüchtlingsthe-
mas auch in der Schweiz sieht Fasel zwei
Ursachen: Einerseits das Ausmass der
Flüchtlingskrise und ihrer medial präsenten
Tragödien, andererseits aber auch die Art
und Weise, wie hierzulande darüber disku-
tiert wird. Das sei nichts anderes als
«gezielte politische Bewirtschaftung und
populistische Angstmache», so Fasel. Er
vermisst in dieser Diskussion eine Analyse
der Ursachen: Der Alltag in Syrien sei von
Bombardierungen geprägt. Vergewaltigun-
gen, Entführungen, Organhandel seien an
der Tagesordnung. Das Argument, die
Schweiz könne nicht die ganze Welt aufneh-
men, hält er angesichts solcher Tatsachen
für «dummes Geschwätz», denn: «Wenn
es irgendwie geht, bleiben diese Leute in
Syrien!», so der Caritas-Direktor energisch.
Flucht sei nur der letzte Ausweg.                                            Caritas-Direktor Hugo Fasel und Programmverantwortliche «Syrienkrise/Flüchtlinge» Mandy Zeckra
                                                                             am Mediengespräch in Bern.
0,2 Prozent der Europäer
Auch wenn es schwierig sei, exakte Zahlen
zu erheben, so seien von den einst 23 Milli-                                 se auf mindestens 100 Millionen Franken          würdige Versorgung der Flüchtlinge zu ge-
onen Einwohnern Syriens noch immer etwa                                      verdoppelt werden, und zwar nicht auf Kos-       währleisten, soll der Bundesrat Vorschläge
19 Millionen im eigenen Land, wenn auch                                      ten der Entwicklungszusammenarbeit,              unterbreiten, wie Kantone und Gemeinden
ein Drittel davon als Vertriebene. 2,7 Millio-                               wie der Bund dies vorsieht. Die im Budget        in der Betreuung finanziell unterstützt wer-
nen seien in der Türkei, 1,1 Millionen im Li-                                2016 durch das Parlament vorgenomme-             den könnten. Des Weiteren soll der Bund
banon, 650’000 in Jordanien und 250’000                                      nen Kürzungen hält Caritas für ebenso reali-     Vorschläge machen, wie Flüchtlinge mög-
im Irak. Demgegenüber nimmt sich die von                                     tätsfremd wie die Kürzungsbestrebungen           lichst rasch in bestehende gesellschaftliche
Caritas genannte Zahl von 1,5 Millionen                                      für den Rahmenkredit 2017 bis 2020. Das          Institutionen wie Vereine, Berufsschulen
nach Europa geflüchteter Syrer klein aus,                                    Hilfswerk verlangt eine Aufstockung dieses       und Gymnasien integriert werden können.
das entspricht 0,2 Prozent der europäi-                                      Rahmenkredits auf 0,7 Prozent des Brutto-        Entscheidend hierfür ist laut Fasel, dass die
schen Gesamtbevölkerung. Angesichts                                          inlandprodukts, wie es auch die Uno schon        Schweiz «vom Dogma der Nicht-Integration
solcher Zahlen «ist es falsch zu behaupten,                                  lange fordere. Der Nationalrat wird im Juni      von Asylsuchenden abrückt». Konkret for-
Europa verliere seine Identität», so Fasel.                                  über diesen Kredit entscheiden.                  dert er die Finanzierung von Intensiv-
                                                                                                                              Sprachkursen und das Recht auf Arbeit für
Schutzräume unter Uno-Aufsicht                                               Vom Dogma der Nicht-Integration abrücken         Asylsuchende. Um der Angstmache in der
Was aber ist zu tun? Stabilisierung der                                      Doch damit nicht genug: Die Schweiz müs-         Bevölkerung entgegenzuwirken, erwartet
Situation vor Ort hält Fasel für eine der                                    se mit Entschiedenheit die Aufnahme von          Fasel vom Bund ausserdem eine Aufklä-
dringendsten Aufgaben. Die internationale                                    Flüchtlingen sicherstellen, statt sie durch      rungskampagne. Hier müsste gezeigt wer-
Gemeinschaft müsse in erster Linie dafür                                     eine Verstärkung des Grenzwachtkorps mit         den, «dass die Identität unseres Landes
sorgen, dass in Syrien Räume geschaffen                                      Hilfe der Armee abzuwehren. «Es darf nicht       mit 8,2 Millionen Einwohnern durch Flücht-
werden, die unter dem Schutz der Uno ste-                                    sein, dass junge WK-Soldaten mit ihrem           linge nicht gefährdet ist.»
hen. Doch auch an die Schweiz stellt Cari-                                   Gewehr an der Grenze auf Flüchtlinge
tas klare Forderungen: Die Syrienhilfe müs-                                  schiessen», so Fasel. Um eine menschen-                                            Sylvia Stam

6   forumKirche | 9-2016
Soziale Gerechtigkeit - 125 Jahre Sozialenzyklika - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Thurgau

Neue pastorale Ausbildung angedacht
Kirchenrat und Bistumsleitung beenden «Gespräche am runden Tisch»

Eineinhalb Jahre lang trafen sich Vertrete-    pastoral-diakonischen Ausbildung. Sie sei        Wichtig sei auf jeden Fall, dass die neue
rinnen und Vertreter des Kirchenrats der       «passend, um gemeinsam weitergehen zu            Ausbildung für potentielle Bewerber attrak-
katholischen Landeskirche Thurgau und          können».                                         tiv sei.
der Leitung des Bistums Basel, um mitein-      Den Pastoralraumleitenden eröffnet der Bi-
ander «am runden Tisch» strittige Fragen       schof den Handlungsspielraum, dass sie           Mut vermisst
bezüglich der Ausbildung und Anstellung        Absolventinnen des letzten SEMA-Kurses           Auch Marcel Ruepp, Pfarrer des Seelsorge-
von Seelsorgemitarbeitenden (SEMA) zu          «gegebenenfalls für spezifische Aufgaben         verbandes Nollen-Thur, sieht in der Verstän-
klären. Ein Ergebnis ist, dass geprüft wer-    nachqualifizieren lassen können, um sie          digung von Kirchenrat und Bistumsleitung
den soll, ob ein neuer Ausbildungsgang         anschliessend mit den entsprechenden             einen Fortschritt. Auf der anderen Seite ver-
zum Pastoral-diakonischen Mitarbeiten-         Aufgaben zu beauftragen».                        misst er aber den Mut, neuartigen Ansät-
den im Ausbildungssystem ForModula an-                                                          zen, wie sie im Thurgau schon praktiziert
geboten werden kann.                           Klarheit und Ehrlichkeit                         werden, Raum zu geben. «Der Fokus liegt
                                               Dominik Diezi, Präsident der Kirchenvorste-      nach wie vor auf der universitären Ausbil-
Vor fünf Jahren entschieden sich der Kir-      herschaft Arbon, bewertet den Brief «grund-      dung. Die Förderung eines Weges zwischen
chenrat und die Synode dazu, eine Ausbil-      sätzlich positiv». Er ist froh, dass in Kontu-   Mitarbeitenden mit Theologiestudium und
dung für SEMA durchzuführen, die die           ren ein gemeinsamer Weg von Kirchenrat           Freiwilligen scheint den Verantwortlichen
abnehmende Zahl an universitär ausgebil-       und Bistum ersichtlich wird. Auf der ande-       nach wie vor kein Herzensanliegen zu sein,
detem Personal bei seiner Arbeit unterstüt-    ren Seite wünscht er sich eine realistische      sondern eher eine Notlösung», so Ruepp.
zen sollte. Ausbildung und Anstellung die-     und ehrliche Einschätzung der personellen        Er ist überzeugt, dass sich eine neue
ser neuen Mitarbeitenden geschah gegen         Situation in den Pfarreien: «Wir verwalten       Grundperspektive an den Charismen und
die Zustimmung der Bistumsleitung. Um          derzeit nur den Schwund. Wir brauchen            Notwendigkeiten der Pastoral ausrichten
Differenzen in puncto «SEMA» miteinander       aber Perspektiven an der Basis.» Ihm ist es      muss.
zu klären, trafen sich Vertreter beider Sei-   lieber, wenn Entwicklungen klar benannt          Daniela Scherrer-Ullmann arbeitet als Seel-
ten am «runden Tisch». Das letzte Treffen      werden, z. B. dass sich kirchliche Struktu-      sorgemitarbeiterin in der Pfarrei Steckborn.
fand im März dieses Jahres statt. Die Er-      ren in den nächsten Jahren grundlegend           Sie ist froh, dass im Brief eine Möglichkeit
gebnisse teilten Kirchenrat und Bistumslei-    verändern werden, um sich darauf ange-           der Anerkennung von SEMA eröffnet wird.
tung in einem gemeinsamen Brief den Prä-       messen einstellen zu können. Diezi hält es       Allerdings fragt sie sich, wie umfangreich
sidien der Kirchenvorsteherschaften und        für wichtig, dass es auch in Zukunft Bezugs-     die geforderte Nachqualifizierung ausfallen
Pfarreileitungen im Thurgau mit. Sie beto-     personen in den Pfarreien gibt. Deshalb be-      soll, wann diese möglich sein wird und ob
nen darin, dass sie die Sorge vieler Gläubi-   grüsst er sehr ein Berufsbild, das zwischen      sich den SEMA damit auch mehr Möglich-
gen wahrnehmen, «wie die Kirche bei weiter     Volltheologen und dem freiwilligen Dienst        keiten (z. B. Teilnahme an Dekanatsver-
abnehmender Zahl an… Seelsorgerinnen           angesiedelt ist. Die Einführung eines neu-       sammlungen) eröffnen.
und Seelsorgern die pastoralen Dienste…        en Berufsbildes, so seine Befürchtung,
langfristig erfüllen könne.»                   könne aber viel Zeit in Anspruch nehmen.                                       Detlef Kissner

Nein zu SEMA

                                                                                                                                                  Bild: Detlef Kissner
Im gleichen Brief wird festgehalten, dass
sich Bischof Felix Gmür gegen eine Weiter-
führung der SEMA-Ausbildung entschieden
habe, «auch weil diese Ausbildung nicht im
bestehenden kirchlichen Berufsbildungs-
system integriert ist». Aus diesem Grund
habe er «im Bildungsrat der Deutschschwei-
zerischen Ordinarienkonferenz eingegeben,
man möge prüfen, ob im Ausbildungssys-
tem von ForModula neben Katechese und
Jugendarbeit ein dritter Ausbildungsgang
konzipiert werden könne» – nämlich
zum/zur «Pastoral-diakonischen Mitarbei-
ter/in». Diese neue Berufsgruppe solle «in
grösseren Seelsorgeteams der Pastoral-
räume» eingesetzt werden.
Der Kirchenrat bedauert das Nein des
Bischofs zur SEMA-Ausbildung und stellt
fest, dass er vorerst keine weitere anbieten
möchte. Gleichzeitig zeigt er sich offen
gegenüber der vom Bistum angestrebten          Kirchenrat und Bistumsleitung haben ihre Gespräche am runden Tisch beendet.

                                                                                                                    forumKirche | 9-2016      7
Soziale Gerechtigkeit - 125 Jahre Sozialenzyklika - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
Inserate · Mediensonntag 2016

    Kath. Kirchgemeinde
    Kreuzlingen-Emmishofen
    Wir suchen mit Stellenantritt nach Vereinbarung eine/n

    Chorleiter|in                                                       Bei einer Zeitung arbeiten? Warum nicht bei der Kirche!

                                                                        forumKirche ist das kirchliche Magazin der Pfarreien und
    ca. 20%                                                             Bistumskantone Thurgau und Schaffhausen. Mit Berichten,
                                                                        Reportagen und Interviews informieren wir über das kirchliche
    Ihre Aufgaben sind                                                  und religiöse Leben in der Region, in der Schweiz und in aller
    • Leitung des Kirchenchors St. Ulrich                               Welt. Wir suchen eine/einen
    • Einsatz als Kantor/Kantorin
    • Leitung einer Kantorengruppe
    • Administrative Arbeiten

    Wir erwarten
                                                                        Praktikantin |
    • Ausbildung als Chorleiter/Chorleiterin (B-Diplom)
    • Teamorientiertes, selbstständiges Arbeiten
    • Zugehörigkeit zur katholischen Kirche
                                                                        Praktikanten 50%
                                                                        im kirchlichen Journalismus
    Wir bieten Ihnen
    • Einen kreativ gestaltbaren Arbeitsplatz                           Dauer drei Monate, vorzugsweise von August
    • Zeitgemässe Besoldung
                                                                        bis Oktober 2016
    Ausführlicher Stellenbeschrieb unter www.kath-kreuzlingen.ch
    Pfarrer Alois Jehle gibt Ihnen gerne weitere Auskünfte:
    Tel. 071 672 22 18                                                  Haben Sie mit der Matura abgeschlossen oder schon einige
                                                                        Semester studiert? Fasziniert Sie der Medienbereich – gesell-
    Ihre Bewerbung senden Sie bitte per Post oder per Mail              schaftliche, soziale und religiöse Themen aufzugreifen und auf-
    bis zum 9. Juni 2016 an: Kath. Pfarramt St. Ulrich,                 zubereiten? Texte zu schreiben, Interviews zu führen und Bilder
    Pfarrer Alois Jehle, Hauptstr. 96, 8280 Kreuzlingen                 zu gestalten?
    st-ulrich@kath-kreuzlingen.ch
                                                                        Während des vielfältigen Praktikums lernen Sie den Entste-
                                                                        hungsprozess und den Rhythmus einer kirchlichen Zeitschrift
Möglichkeit zur Nähe                                                    von der Planung bis zum Druck kennen, sind an der inhaltlichen
                                                                        Konzeption beteiligt und übernehmen schrittweise eigene Auf-
Papst wirbt für barmherzige Kommunikation                               gaben und Projekte. Sie erhalten Einblicke in die konkreten
                                                                        Arbeitsabläufe einer Redaktion und können journalistische
Am 1. Mai feiert die katholische Kirche den 50. Welttag der sozi-       Erfahrungen machen oder weiter ausbauen.
alen Kommunikationsmittel. Papst Franziskus betrachtet in sei-
ner Botschaft zu diesem Mediensonntag Kommunikation aus                 Wir erwarten von Ihnen
dem Blickwinkel der Barmherzigkeit. Hier einige Auszüge daraus:         • Interesse an kirchlichen und religiösen Themen
                                                                        • Engagement und Teamgeist, Begeisterung für Kamera und
Jedes Wort und jede Geste müsste imstande sein, das Mitleid, die          Notizblock
Zärtlichkeit und die Vergebung auszudrücken, die Gott allen ent-        • erste journalistische Erfahrungen (erwünscht)
gegenbringt. Die Liebe ist von Natur aus Kommunikation, sie führt       • gute Allgemeinbildung, guter Stil, schnelle Auffassungsgabe
dazu, sich zu öffnen und sich nicht abzuschotten…
Auch E-Mail, SMS, soziale Netze und Chat können Formen ganz             Wir bieten
und gar menschlicher Kommunikation sein. Nicht die Technologie          • interne Schulungen in journalistischer Redaktionsarbeit
bestimmt, ob die Kommunikation authentisch ist oder nicht, son-         • flexible Arbeitszeiten
dern das Herz des Menschen und seine Fähigkeit, die ihm zur Ver-        • Praktikumslohn von CHF 1000 pro Monat
fügung stehenden Mittel gut zu nutzen… Der digitale Bereich ist
ein Ort der Begegnung, wo man liebkosen oder verletzen, eine            Arbeitsort:
fruchtbare Diskussion führen oder Rufmord begehen kann…                 Redaktion forumKirche, Franziskus-Weg 3, 8570 Weinfelden
Die Kommunikation, ihre Orte und ihre Mittel haben für viele Men-
schen zu einer Horizonterweiterung geführt. Das ist ein Geschenk        Weitere Auskünfte erteilt Ihnen:
Gottes, und es ist auch eine grosse Verantwortung. Ich definiere        Detlef Kissner, leitender Redaktor, T 071 626 11 71,
diese Macht der Kommunikation gerne als ein «Nahesein». Die Be-         redaktion@forumkirche.ch
gegnung von Kommunikation und Barmherzigkeit ist in dem Masse
fruchtbar, in dem es ein Nahesein hervorbringt, das sich des ande-      Ihre schriftliche Bewerbung richten Sie bitte bis zum
ren annimmt, ihn tröstet, heilt, begleitet und mit ihm feiert.          22.05.2016 an: redaktion@forumkirche.ch

                                                Papst Franziskus/Red.

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Kunst + Glauben

                                                                                                                                                Bild: www.kuhnlein-bildhauer.de
Auszeit –
Zeit zu
sehen und
zu danken                                       Andreas Kuhnlein, Auszeit, 2004, Eiche, 90 × 58 cm
Gelassen sitzt der Mensch auf dem kleinen
Sockel, auf den er sich wie auf eine Insel
zurückgezogen hat. Seine Beine hat er an-
gewinkelt. Mit dem linken Arm stützt er sich    Hat dieser Mensch sich deshalb eine Aus-         sie einen Lobgesang auf Gott anstimmten.
auf der Sockelkante ab, während seine           zeit genommen? – Es sieht so aus, dass er        Die Skulptur erinnert und lädt ein, innezu-
rechte Hand locker auf dem linken Knie          sich vom Alltag abgesetzt auf eine Zeitinsel     halten, Pausen zu machen, um mit Ruhe
aufliegt. Gedankenverloren schweift sein        geflüchtet hat, um auf sein Leben zurückzu-      und Abstand das Erlebte zu verarbeiten.
Blick in die Ferne.                             blicken, ja, es gleichsam überblicken zu         Vielleicht dürfen wir dann mit Staunen ent-
Was wohl in ihm vorgeht? Auf was er wohl        können. Das Leben hat ihm hart zugesetzt,        decken, dass Gott bei uns war und seine
zurückblickt? Oder schaut er in die Ferne,      konnte aber sein Wesen nicht angreifen.          innere Gegenwart uns half, innerlich heil
versucht er auszuloten, was ihn erwartet?       Den Brandspuren nach zu schliessen ist           aus schweren Situationen hervorzugehen.
Wie auch immer strahlt der Mensch eine          dieser Mensch auch durchs Feuer gegan-           Und vielleicht stimmen wir dann in den Lob-
Ruhe aus, eine Gelassenheit und – seinem        gen – ausser einigen schwarzen Stellen           preis der drei Männer im Ofen oder anderer
Gesichtsausdruck nach – auch eine Zufrie-       konnte es ihm aber nichts anhaben!               Menschen ein, die Gott wunderbar in ihrem
denheit, die tief in ihm verankert sind. Äus-   Er scheint nicht nur aus hartem Holz ge-         Leben erfahren haben: «Gepriesen bist du,
serlich gesehen scheinen ihm einschnei-         schnitzt zu sein, sondern auch aus einer         Herr, du Gott unserer Väter, gelobt und ge-
dende Lebensbedingungen arg zugesetzt           Kraftquelle zu leben, die ihm hilft, den oft     rühmt in Ewigkeit. Gepriesen ist dein heili-
haben. Seine an sich schöne Gestalt weist       zerstörerischen Anforderungen aus seinem         ger, herrlicher Name, hoch gelobt und ver-
tiefe Einkerbungen auf, die seinen Leib der-    Lebensumfeld widerstehen und psychisch           herrlicht in Ewigkeit.» (Dan 3,52)
art zerfurchen, dass sie manchmal zu er-        unbeschadet und gelassen aus ihnen her-
schreckend durchlöcherten Wundmalen             ausgehen zu können. Darin erinnert er an                                      Patrik Scherrer
ausarten. Es ist die Arbeit des Künstlers,      Daniel, der zusammen mit zwei Gefährten
die ihn so zugerichtet hat. Sie kann aber       vom König Nebukadnezar wegen seines
durchaus für seine eigene Arbeit stehen,        Glaubens an Gott ins Feuer geworfen wur-
die ihm derart zusetzt und seinen Körper        de. Doch Gott stieg im Engel zu ihnen in
langsam aber sicher zerstört.                   den Ofen hinab und beschützte sie, worauf

                                                                                                                     forumKirche | 9-2016   9
Thurgau · Kirche ohne Grenzen – Albanisch

Mit Frauenbund aufgewachsen                                                                                              Auf Gottes Ru
Neue Präsidentin für TKF                                                                                                 Jugendliche der Albanermissio

                                                                                                                         Die katholische Albanermission lädt seit

                                                                                                    Bild: Claudia Koch
                                                                                                                         Jahren Jugendliche und junge Erwachsene
                                                                                                                         zu verschiedenen Themen ein. Ein solcher
                                                                                                                         kürzlich angebotener Anlass, welcher in
                                                                                                                         Sirnach stattfand, hatte das Thema «Beru-
                                                                                                                         fen – für was?» zum Inhalt. Der Religions-
                                                                                                                         pädagoge Mike Qerkini referierte über die
                                                                                                                         Frage, wie man Entscheidungen im Leben
                                                                                                                         treffen kann. Zudem stellte er die Berufs-
                                                                                                                         möglichkeiten für eine Arbeit in der
                                                                                                                         Schweizer Kirche vor. Kirche ohne Grenzen
                                                                                                                         nahm an diesem Treffen teil und sprach
                                                                                                                         mit Pjeter Delija (18) aus Balterswil/TG
                                                                                                                         und Ilire Gjergji (18) aus Wil/SG.

                                                                                                                         Entscheidungen prägen unser Leben. So
Freut sich auf die neue Herausforderung als Präsidentin: Marie-Christine Gisler.                                         müssen auch die Jugendlichen und jungen
                                                                                                                         Erwachsenen aus der katholischen Albaner-
                                                                                                                         mission Entscheidungen für ihr Leben tref-
Ein Jahr nach der Verabschiedung von Prä-           kann, wird dieser durch ein Turnusmitglied                           fen: Welchen Beruf will ich ausüben? Wo
sidentin Rita Müller-Winter und Vize-Präsi-         verstärkt. Judith Iten-Auf der Maur wird für                         kann ich meine Stärken fördern und an
dentin Cornelia Gisler-Neff steht für das           ein Jahr im Vorstand aufgenommen, um ih-                             meinen Schwächen arbeiten? Will ich eine
Präsidium des Thurgauer Katholischen                re Ideen und ihre Unterstützung einzubrin-                           Familie? In diesem Zusammenhang stellt
Frauenbunds (TKF) eine junge und moti-              gen. «Wir erhoffen uns mit einem Turnus-                             sich auch die Frage, wie man als Christ
vierte Nachfolgerin in den Startlöchern.            mitglied, dass die Hemmschwelle für eine                             oder Christin für das Reich Gottes arbeiten
                                                    Mitarbeit im Vorstand weniger hoch ist», so                          kann. «Das Ziel eines jeden Christen muss
Mit einer solchen Vorgeschichte schien der          Gisler. Auch wenn der Vorstand personell                             das Reich Gottes sein», erklärte Qerkini
Weg schon vorgespurt: Die Grossmutter               im Moment ausreichend besetzt ist, sind                              den Jugendlichen. Dementsprechend sol-
war langjährige Präsidentin, die Mutter 15          neue Mitglieder herzlich willkommen.                                 len auch alle Entscheidungen getroffen wer-
Jahre lang Vorstandsmitglied und Vizepräsi-                                                                              den: Soll ich Arzt werden, weil ich viel Geld
dentin. «Trotzdem waren alle überrascht»,           Sich bekannt machen                                                  verdiene oder weil ich die Not und das Lei-
sagt Marie-Christine Gisler, die sich am            In ihrer künftigen Tätigkeit wird sie weiter-                        den der Menschen mindern will? Ersteres,
27. April zur Wahl als Präsidentin stellt. Es       hin als Drehscheibe zwischen dem Schwei-                             so Qerkini, sei kein Motiv für den Arztberuf.
sei für sie absolut kein Muss, die Idee zu          zerischen Katholischen Frauenbund SKF                                «Nicht anders ist es auch bei den Berufen
diesem Schritt komme allein von ihr aus,            und den rund 30 Frauengemeinschaften im                              in der Kirche», schildert der Religionspäda-
sagt die frisch ausgebildete Primarschul-           Thurgau agieren. Sie wird die kommende                               goge weiter. Auch dort muss man sich fra-
lehrerin. Vor zwei Jahren liess sie sich in         Generalversammlung und den Vorstände-                                gen, wo man «mehr» für das Reich Gottes
den Vorstand des TKF wählen und konnte              apéro im nächsten Januar gerne dazu nut-                             tun kann. Entsprechend stellte Qerkini die
erste Erfahrungen sammeln. Unbekannt                zen, um sich bei den Frauengemeinschaf-                              kirchlichen Ausbildungswege vor.
sind ihr die Angebote des TKF natürlich             ten bekannt zu machen. Alle Frauengemein-
nicht, mit einer solchen Familientradition.         schaften persönlich zu besuchen würde                                Motive überdenken
«Ich bin damit aufgewachsen», sagt Gisler,          ihren Zeitrahmen etwas sprengen, sagt                                Die jungen Erwachsenen hörten mit viel
die schon als Kind die Anlässe gerne be-            Gisler. Bereits wird im Vorstand das Jahres-                         Interesse zu. So auch Pjeter Delija, der zur-
suchte.                                             programm für 2017 geplant. Aus jedem                                 zeit eine Lehre als Kaufmann absolviert.
                                                    Ressort sollte es möglichst einen Anlass                             «Ich kann es mir durchaus vorstellen, eine
Turnusmitglied als Verstärkung                      für jedes Interesse geben, so Gisler. Gewis-                         solche Ausbildung zu beginnen.» Er möchte
Was sie am TKF besonders schätzt ist das            se beliebte Anlässe wie der «Frauen Power                            dann aber Theologie nicht in erster Linie
soziale Engagement, das sich u.a. in der            Tag» oder der «Treff-Punkt» werden weiter-                           studieren, weil er in der Schweizer Kirche
Müttervorsorge zeigt, deren Vorsitz sie             hin ihren festen Platz haben. Veränderun-                            arbeiten will, sondern weil es ihn persön-
innehat. Den Aufwand, den das Präsidium             gen sieht Gisler am ehesten im Bereich                               lich interessiert. «Mein Interesse an der
mit sich bringt, scheut die 24-Jährige nicht:       «Religiöse Elternbildung». Mittlerweile                              Theologie würde ich der Mission zugute-
«Ich kann mich im Vorstand auf ein gutes            seien die Angebote für junge Eltern sehr                             kommen lassen.» Für ihn sei die kosovari-
und engagiertes Team verlassen.» Zwar               gross. Sie kann sich vorstellen, künftig in                          sche Kultur und die Art, wie die Mission
wird dieses Team mit dem Rücktritt von              diesem Bereich vermehrt mit den Frauen-                              den katholischen Glauben weitergibt ein
Regina Sczepek, die den TKF nach elf Jah-           gemeinschaften zusammenzuarbeiten.                                   wichtiger Grund, sich in der Mission zu en-
ren verlässt, etwas gemindert. Doch damit                                                                                gagieren. «Besonders gefallen hat mir heu-
der Vorstand tatkräftig vorwärts schreiten                                         Claudia Koch                          te der Gedanke des Referenten, dass ich

10 forumKirche | 9-2016
Kirche ohne Grenzen – Albanisch

f antworten
n denken über ihre Lebensberufung nach

   meine Lebensentscheidungen auf das                Der Jugendtreff war für die Jugendlichen
   Reich Gottes ausrichten soll und meine            und jungen Erwachsenen eine Bereiche-                                   Përgjigju thirrjes
   Motive neu überdenken muss.» Es würde             rung. Don Albert Demaj, Missionar der Al-
   ihm einige Entscheidungen erleichtern. Der        banermission, ermutigte die jungen Erwach-                              së Zotit
   angehende Kaufmann vermisst in den                senen, auf den Ruf Gottes zu antworten:
   Schweizer Pfarrgemeinschaften solche Le-          «Gott ruft heute viele Menschen in seine                                Misioni Katolik Shqiptar me seli në Sir-
   bensthemen.                                       Nachfolge. Leider gibt es aber wenige, die                              nach/TG, shpesh herë organizon takime
                                                     den Mut haben, auf diesen Ruf zu antwor-                                me të rinjë, me tema të ndryshme. Kë-
   Administrative Berufe in der Kirche               ten. Wagt diesen Schritt!»                                              saj radhe, ata organizuan një temë shu-
   Für die angehende Gebäudetechnikplanerin                                                                                  më interesante: «Thirrja – për çka?» Lig-
   Ilire Gjergji ist die Dauer der Berufswege                                 Text: Edon Krasniqi                            jërues ishte Mikë Qerkini, katekist në
   nicht ansprechend: «Die Entscheidung zur                             Übersetzung: Mike Qerkini                            Kreuzlingen. Ai shumë bukur ju foli të
   Ausbildung als Theologin zieht weitere Ent-                                                                               rinjve, se si të marrin vendime në jetë,
   scheidungen nach sich.» So müsste sie                                                                                     duke ju përgjigjur Zotit, prindërve, atyre
   zum Beispiel für das Studium umziehen                                                                                     që i thërrasin gjithmonë për të bërë mirë
   oder einen langen Reiseweg bis zur Univer-                                                                                dhe për të qenë të mirë. Pastaj, zotëri
   sität in Kauf nehmen. «Abgesehen davon             Edon Krasniqi (23) Bank-                                               Mika, të rinjve ju prezantoi mundësitë

                                                                                                     Bild: zVg
   sind die meisten kirchlichen Berufe auf ei-        angestellter. Er stammt                                                për angazhim në Kishën zvicerane si dhe
   ne soziale Tätigkeit ausgerichtet.» Nicht je-      ursprünglich aus dem                                                   studimin e teologjisë dhe të katekezës.
   der, so Gjergji, habe ein soziales Talent.         Dorf Nepole im Westen                                                  «Kisha pa kufij» mori pjesë në këtë ta-
   «Ich kann mir aber vorstellen, einen adminis-      des Kosovo und lebt                                                    kim dhe bisedoi me Pjeter Delija (18)
   trativen Beruf in der Kirche auszuüben.            zurzeit mit seiner Familie                                             nga Balterswil/TG dhe Ilire Gjergji (18)
   So zum Beispiel als Sekretärin oder in der         in Erlen/TG.                                                           nga Wil/SG.
   Kirchenvorsteherschaft.»
                                                                                                                             Vendimet formojnë jetën tonë. Kështu ed-
                                                                                                                             he të rinjtë nga Misioni marrin vendime
                                                                                                                             për jetën e tyre. Qëllimi i çdo të krishteri
                                                                                                     Bilder: Edon Krasniqi

                                                                                                                             duhet të jetë mbretëria e Qjellit, ndër të
                                                                                                                             tjera, ju tha Qerkini të rinjvë. Të rinjtë dëg-
                                                                                                                             jojnë ligjeratën me interes të madh. Kësh-
                                                                                                                             tu edhe Pjeter Delija, i cili thotë: «Me tha-
                                                                                                                             në të drejtën, deri tani nuk kam menduar
                                                                                                                             për këtë mundësi, por tani mund të imag-
                                                                                                                             jinoj të shkollohem për një punë në kishë,
                                                                                                                             pse jo? Megjithatë, unë tani jam i inter-
                                                                                                                             esuar për studim. Unë kisha pasë dëshirë
                                                                                                                             të punojë për Misionin, e jo në kishën zvi-
                                                                                                                             crane.» Ilire Gjergji shton: «Shumica e pro-
                                                                                                                             fesioneve kishtare janë aktivitete shoqë-
                                                                                                                             rore. Unë mund të imagjinoj një profesion
                                                                                                                             në administrat. Për shembull si sekretar
                                                                                                                             apo në Kirchenvorsteherschaft.»

                                                                                                                             Takimi më të rinjt ka qenë një përvojë e
                                                                                                                             pasurimit shpirtëror për ta. Pas ligjërates
                                                                                                                             shumë interesante, ishte mundësia për
                                                                                                                             pyetje dhe në fund një apero, i përgatitur
                                                                                                                             nga motrat që shërbejnë në Mision. Don
                                                                                                                             Albert Demaj, misionari i Misionit inkura-
                                                                                                                             joj të rinjtë t`i përgjigjen thirrjes së Zotit:
                                                                                                                             «Krishti thërret sot shumë njerëz në rru-
                                                                                                                             gën e tij. Për fat të keq, ka vëtem disa që
                                                                                                                             kanë guximin për t’iu përgjigjur kësaj
                                                                                                                             thirrje. Përgjigjuni thirrjes së Zotit!»
   Ilire Gjergji: «Ich kann mir vorstellen, einen    Pjeter Delija: «Den jungen Teilnehmern dieses
   administrativen Beruf in der Kirche auszuüben.»   Anlasses liegt ein Engagement in der katholi-                           Më shumë informata mund t`i lexoni në
                                                     schen Kirche am Herzen.»                                                tekstin në gjermanisht.

                                                                                                                                                  forumKirche | 9-2016 11
Thurgau

Die KulturLegi ist da!
Rabatte für Leute mit kleinem Budget

Menschen mit einem knappen Budget                  Thurgauer Angebotspartner                                               Caritas Thurgau u. a. beim Kanton, bei
können an vielen kulturellen oder sport-           Schweizweit wurde die KulturLegi, die es                                Stiftungen, aber auch bei Vereinen.
lichen Aktivitäten nicht teilnehmen. Um            mittlerweile in mehreren Kantonen und
diese Menschen auch im Thurgau vor der             Städten gibt, im Jahr 2015 von über                                     Kino- und Theatervergünstigungen
gesellschaftlichen Ausgrenzung und dro-            70‘000 Menschen genutzt. Dabei handelt                                  Angesprochen auf die Angebote freuen
henden Isolation zu bewahren, lanciert             es sich um Personen, die nachweislich                                   Simone Rutishauser gleich mehrere Part-
Caritas Thurgau ab 2. Mai die KulturLegi.          über ein tiefes Einkommen verfügen. So-                                 ner: «Kleine Kinos wie das Cinema Luna
Die Karte ermöglicht einen vergünstigten           bald sie einen Antrag gestellt haben, erhal-                            oder das Kino Roxy und Theater wie das
Zugang zu allerlei Veranstaltungen.                ten sie eine persönliche, nicht übertragba-                             Phönix-Theater oder das Theaterhaus Thur-
                                                   re und kostenlose Karte, die ein Jahr lang                              gau machen grosszügig mit.» Dies findet
Ob Kultur, Sport oder Bildung – die Angebo-        gültig ist. Die reduzierten Angebote, mit                               sie insbesondere bewundernswert, da die-
te im Thurgau sind vielfältig und zahlreich.       Nachlass zwischen 30 –70 Prozent, sind in                               se Angebotspartner oft selber finanziell
Doch die meisten dieser Angebote kosten            den Bereichen Kultur, Sport und Bildung                                 nicht auf Rosen gebettet sind. Auch ein
Geld, was für Menschen mit einem be-               angesiedelt. Die meisten Angebote wurden                                Fitnessstudio für Frauen oder eine Taek-
scheidenen Budget problematisch ist.               2015 im Bereich Kultur genutzt, dicht ge-                               wondo-Schule bieten reduzierte Kurse an.
Nicht nur, dass sie diese Angebote nicht           folgt vom Sport.                                                        Bewegung zu haben sei wichtig, sagt Rutis-
nutzen können. Durch die mangelnde Teil-           Die Angebotspartner im Thurgau zu finden                                hauser. Sie stellt fest, dass armutsbetroffe-
nahme erfahren sie eine gesellschaftliche          war die Aufgabe, die sich Caritas Thurgau                               ne Menschen sich oft zurückziehen, sich
Ausgrenzung, die zu einer Isolation führen         die vergangenen Monate zum Ziel gesetzt                                 isolieren und sich dementsprechend zu
kann. Um diesem Umstand entgegenzuwir-             hat. Inzwischen hätten sie ein kleines aber                             wenig bewegen. Was sie ein wenig ärgert
ken, bietet Caritas Thurgau ab 2. Mai die          vielfältiges Angebot beieinander, sagt                                  ist die zurückhaltende Teilnahme von Hal-
KulturLegi an, wie sie auch in den Kanto-          Simone Rutishauser, die Verantwortliche                                 len-, Freibad- sowie Eisbahnanbietern. Für
nen Zürich, St. Gallen oder Aargau erfolg-         der KulturLegi bei Caritas Thurgau. «Es dür-                            eine Familie mit Kindern mit schmalem
reich genutzt wird. Die Stadt Zürich war           fen jedoch gerne noch mehr werden», hakt                                Budget ist ein Hallenbadbesuch mehr als
1996 Vorreiterin in Sachen KulturLegi, die         sie nach. Nebst den Angebotspartnern                                    einmal im Jahr finanziell fast nicht mach-
damals von der IG Sozialhilfe eingeführt           mussten auch Sponsoren gesucht werden,                                  bar. Hier erhofft sie sich, doch noch das ei-
und später an Caritas Zürich als künftige          um die KulturLegi im Thurgau finanziell auf                             ne oder andere Bad oder eine Eisbahn im
Trägerin übergeben wurde.                          sicheren Boden zu stellen. Fündig wurde                                 Kanton Thurgau für die KulturLegi begeis-
                                                                                                                           tern zu können.
                                                                                                      Bild: Claudia Koch

                                                                                                                           Teilhaben trotz schmalem Budget
                                                                                                                           Am 2. Mai fällt nun der Startschuss der
                                                                                                                           KulturLegi mit einer Kick-Off Veranstaltung
                                                                                                                           in Weinfelden, wo unter anderem Schau-
                                                                                                                           spieler Samuel Mosima und Sängerin
                                                                                                                           Larissa Baumann auftreten werden. Ob die
                                                                                                                           KulturLegi rege genutzt wird, das wird sich
                                                                                                                           in den kommenden Monaten zeigen. Bishe-
                                                                                                                           rige Anfragen wurden in St. Gallen bearbei-
                                                                                                                           tet. Doch inzwischen sei die Zeit reif gewe-
                                                                                                                           sen, auch im Thurgau eine solche Karte zu
                                                                                                                           lancieren, um Thurgauer Angebote attraktiv
                                                                                                                           zu machen. Interessierte können sich ger-
                                                                                                                           ne an Caritas Thurgau wenden, wo sie mehr
                                                                                                                           über die Berechtigung und die Angebots-
                                                                                                                           partner erfahren und die Karte beziehen
                                                                                                                           können. «Wichtig ist, dass armutsbetroffe-
                                                                                                                           ne Menschen und ihre Kinder dieses Ange-
                                                                                                                           bot kennen», sagt Rutishauser. Denn so
                                                                                                                           erhalten diese die Möglichkeit, trotz schma-
                                                                                                                           lem Budget am gesellschaftlichen Leben
                                                                                                                           teilzuhaben.

                                                                                                                                                          Claudia Koch

Verhilft armutsbetroffenen Menschen zur Teilnahme an Kultur, Sport und Bildung: KulturLegi Thurgau.                        ■   Nähere Infos: www.kulturlegi.ch/thurgau

12 forumKirche | 9-2016
Thurgau

Stadtkirche erstrahlt in neuem Glanz
Pfarrei St. Anna Frauenfeld feiert gelungene Renovation

                                                                                                  Bild: Detlef Kissner
                                                                                                                         Besonders stimmig empfinde er es, wenn
                                                                                                                         sich bei einer Tauffeier nun alle Mitfeiern-
                                                                                                                         den um den Taufstein versammeln könnten.
                                                                                                                         Benedikt Wey ist sehr zufrieden mit den Er-
                                                                                                                         gebnissen der Renovation, auch wenn da-
                                                                                                                         mit nicht alle Ideen realisiert konnten. Es
                                                                                                                         sei wichtig gewesen, dass die Mehrheit der
                                                                                                                         Kirchbürger hinter dem Projekt stehe, das
                                                                                                                         schliesslich 5,5 Millionen Franken kostete.
                                                                                                                         Aus deren Kreis habe er bisher auch über-
                                                                                                                         wiegend positive Rückmeldungen vernom-
                                                                                                                         men, selbst von denen, die anfangs man-
                                                                                                                         chen Massnahmen gegenüber skeptisch
                                                                                                                         eingestellt waren.

                                                                                                                         Neues Register
                                                                                                                         Die letzte Sanierungsmassnahme betraf die
                                                                                                                         Orgel. Das 1970 von der Firma Metzler ein-
                                                                                                                         gebaute Instrument wurde nach 1992 zum
                                                                                                                         zweiten Mal einer gründlichen Revision unter-
                                                                                                                         zogen. «Die Orgel wurde komplett von Staub
                                                                                                                         und Russ gereinigt», berichtet Johannes
                                                                                                                         Röhrig, der die Revision leitete. Kaputte Teile
                                                                                                                         habe man ersetzt, bei der Windversorgung
Taufstein und Altar bilden eine Achse. Sie verbindet ein Boden aus dem gleichen Marmor, aus dem                          wurden Verbesserungen angebracht. Da die
auch der Ambo geschaffen wurde.                                                                                          Pfeifen aus sehr weichem Material bestün-
                                                                                                                         den, seien einige verbogen gewesen. «Diese
                                                                                                                         haben wir neu ausgerichtet», so Röhrig.
Über zwei Jahre dauerte die Aussen- und          die Altarstufe entfernt und der Altar damit                             Ausserdem sei ein Register ausgewechselt
Innenrenovation der Frauenfelder Stadt-          auf eine Höhe mit dem Ambo gestellt. «Da-                               worden und ein weiteres sei neu hinzuge-
kirche St. Nikolaus, die vor wenigen Tagen       mit wird die Gleichwertigkeit Wort und Sa-                              kommen. Nachdem die Orgel noch intoniert
mit der Orgelrevision abgeschlossen wur-         krament sichtbar», erklärt Pfarrer Benedikt                             und gestimmt wurde, kann sie nun wieder
de. Die Pfarrei St. Anna und die katholi-        Wey. Der aus dem Holz des alten Lettners                                ihren vollen Klang entfalten. Am Sonntag,
sche Kirchgemeinde FrauenfeldPlus feiern         geformte Ambo wurde durch einen Ambo                                    24. April, wird sie im Gottesdienst von
dieses freudige Ereignis am 1. Mai zusam-        aus Marmor ersetzt. Und der Taufstein, der                              Bischofsvikar Ruedi Heim feierlich gesegnet.
men mit Weihbischof Denis Theurillat in          bisher versteckt am Rand positioniert war,
einem Gottesdienst und einem anschlies-          erhielt seinen neuen Platz nun in der Mitte                             Feierliche Einweihung
senden Fest.                                     des Kirchenschiffs.                                                     Den Abschluss aller Renovierungsarbeiten
                                                                                                                         feiert die Pfarrgemeinde ein Woche später
Bereits im Frühjahr 2014 begann man mit          Um Taufstein versammelt                                                 mit einem bunten Einweihungsfest. Dieses
der Aussenrenovation. Wichtigster Grund-         Während der Innenrenovation mussten die                                 beginnt um 10.30 Uhr mit einem Gottes-
satz bei der Sanierung der Natursteinfassa-      Pfarreiangehörigen ihre Gottesdienste im                                dienst, dem Weihbischof Denis Theurillat
de war der grösstmögliche Erhalt der Origi-      Pfarreisaal oder in den Kirchen der Ortsge-                             vorsteht und der musikalisch begleitet wird
nalsubstanz. Experten legten geeignete           meinschaften feiern. «Da ist es manchmal                                vom Chor der St. Nikolaus Kirche und dem
Restaurierungs- und Konservierungsverfah-        schon eng geworden», sagt Benedikt Wey.                                 Chor der Klosterkirche Roggenburg (D).
ren fest. In diesem Zusammenhang wurde           Positiver Nebeneffekt sei dabei gewesen,                                Daran schliesst sich ein Apéro und für an-
auch das Dach saniert, die äussere Schutz-       dass die Frauenfelder Katholiken auch die                               gemeldete Kirchbürgerinnen, Kirchbürger
verglasung der Fenster erneuert und die          umliegenden Kirchen und Pfarreien kennen-                               und Gäste ein gemeinsames Mittagessen
innenliegende Kunstverglasung gereinigt.         gelernt hätten. Seit dem ersten Advent                                  in einem Festzelt an. Nachmittags werden
Nach dem letztjährigen Osterfest begannen        2015 trifft sich die Pfarrgemeinde zum Got-                             von den Architekten und den Mitgliedern
dann die umfangreichen Innenarbeiten.            tesdienst wieder in der frisch renovierten                              der Baukommission Gruppenführungen im
Neben der sorgfältigen Reinigung und In-         Kirche. «Wir sind einander viel näher ge-                               Innen- und Aussenbereich angeboten. Ein
standsetzung des Innenraums sind wohl            kommen», fasst Benedikt Wey seine Erfah-                                Orientierungslauf für Kinder und die Auffüh-
die liturgisch motivierten Änderungen am         rungen der ersten Monate zusammen.                                      rung der Streetdance-Gruppe «roundabout»
eindrücklichsten: Unter Berücksichtigung         Der Wegfall der Altarstufe habe die Ge-                                 runden das Programm ab.
des Gesamtkonzeptes der von Architekt            meinschaft zwischen Zelebrant, Ministran-
Albert Rimli 1906 erbauten Kirche wurde          ten und Gottesdienstbesucher gestärkt.                                                                  Detlef Kissner

                                                                                                                                              forumKirche | 9-2016 13
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