Freiflächensolaranlagen in Hessen | Hinweise zum Thema Landwirtschaft - Bürgerforum ...
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LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH BÜRGERFORUM ENERGIEWENDE HESSEN Freiflächensolaranlagen in Hessen | Hinweise zum Thema Landwirtschaft Kurzinformation © Next2Sun GmbH Freiflächen-Photovoltaik: Ein weiterer Freiflächen-PV und Landwirtschaft: Baustein für die Energiewende in Hessen Worum geht es? Photovoltaik hat das Potenzial, einen erheblichen Es gibt verschiedene Perspektiven auf das Thema Beitrag zur Stromversorgung zu leisten. Das Land Solaranlagen auf landwirtschaftlichen Flächen. Die Hessen unterstützt daher die Installation von PV- einen sehen die Dringlichkeit der Energiewende im Anlagen auf Dachflächen und weiteren versiegel- Vordergrund und den Bedarf der solaren Energie- ten Flächen mit verschiedenen Angeboten. Dazu erzeugung auch auf Agrarflächen. Andere befürch- gehören das Hessische Solarkataster (www.solar- ten, dass zusätzlich zu Infrastrukturmaßnahmen kataster.hessen.de) sowie Informationsangebote und Bauland-Ausweisung der Flächenverlust in der der Landesenergieagentur. Trotz dieser Unterstüt- Landwirtschaft zu groß wird und im Extremfall land- zungsangebote ist der PV-Zubau allein auf Dächern wirtschaftliche Existenzen gefährdet. Dabei spielt und versiegelten Flächen in Hessen nicht ausrei- auch eine Rolle, wer wirtschaftlich von der Errich- chend, um die energiepolitischen Ziele zu errei- tung der Solaranlagen profitiert. In der Regel sind chen. Hierfür gibt es verschiedene Gründe (Mieter- es Eigentümerinnen oder Eigentümer und nicht Vermieter-Dilemma, Dachstatik, Denkmalschutz, Pächterinnen oder Pächter von Flächen. Agrarstruk- Renditeerwartungen, etc.). Diese können nur zum turelle Belange müssen von daher von allen Betei- Teil und mittel- bis langfristig durch staatliche Ein- ligten in den Blick genommen werden. griffe gelöst werden. Eine Chance können Konzepte zur Doppelnutzung Freiflächensolaranlagen haben zwar aufgrund der Flächen, der Agri-Photovoltaik, bieten. Durch des Flächenbedarfs und der damit teilweise ein- Einsatz besonderer Solarmodule kann die Fläche hergehenden Konkurrenz zu anderen Nutzungen sowohl zur Energie- als auch zur Nahrungsmittel- einen wesentlichen Nachteil gegenüber Dach- erzeugung genutzt werden. anlagen, allerdings weisen sie auch einige Vorteile auf. Die Stromgestehungskosten liegen aktuell bei 3 – 5 Cent/kWh, die von Dachflächen-PV-Klein- anlagen liegen hingegen bei 5 – 11 Cent/kWh. www.lea-hessen.de
Solaranlagen auf landwirtschaftlichen Flächen Wirtschaftlichkeit Flächenkonkurrenz Mit Stromgestehungskosten unter 5 Cent/kWh ist Inwieweit die Solarstromproduktion ein finanzielles Sonnenstrom von Freiflächen längst konkurrenz- zweites Standbein für Landwirtinnen und Landwirte fähig mit Windenergie an Land. Zudem sinkt der wird, hängt unter anderem davon ab, ob es sich um Flächenbedarf bei Solaranlagen durch Verbesse- eigene oder verpachtete Flächen handelt. Auf der rungen der Modultechnik stetig. Neben dem gene- eigenen Fläche kann Freiflächen-PV für finanzielle rellen technischen Fortschritt bei der Herstellung Sicherheiten sorgen. Für Betriebe, die auf gepach- und den Wirkungsgraden von Solarmodulen lie- tete Flächen angewiesen sind, kann der Flächen- gen die geringen Kosten speziell bei Freiflächenan- entzug – soweit keine Kompensation erfolgen kann lagen auch darin begründet, dass diese sich schnell – existenzielle Auswirkungen haben. Good-prac- und in großen Einheiten errichten lassen. Bei grö- tice-Modelle berücksichtigen das und beziehen ßeren Flächen sind neben einer EEG-Vergütung Pächterinnen und Pächter aktiv und bevorzugt in zunehmend auch Stromliefer- oder Abnahmever- die finanzielle Beteiligung an PV-Anlagen mit ein träge, sogenannte PPAs (= Power Purchase Agree- (s. 3. Online-Seminar der LEA unter „Weiterführen- ment), interessant. de Informationen“). Aus energetischer Sicht schneiden Solarparks bei Bei der Zulassung von Solarparks im Flächennut- der Effizienz der Flächennutzung deutlich bes- zungs- und Bebauungsplan kann die entsprechen- ser ab als der Anbau von Energiepflanzen (30 bis de Nutzung der Fläche für eine nur befristete Dauer 50 Mal so hoher Stromertrag auf gleicher Fläche). zugelassen werden kann – in der Regel beträgt Wird eine Fläche aus der intensiven Landwirtschaft, der Zeitraum 25 – 30 Jahre. Anschließend kann die bspw. aus dem Energiepflanzenanbau, herausge- Fläche wieder landwirtschaftlich genutzt werden. nommen und unter einer PV-Anlage in Grünland umgewandelt, wird sie zudem ökologisch aufge- wertet. Es gibt aber auch Stimmen, die betonen, Steuerung über Regionalplanung am dass es sich bei Biomasseanbau um eine Bewirt- schaftung der Fläche handelt, die kurzfristig in der Beispiel des RP Gießen Fruchtfolge angepasst werden kann – anders als Der Druck durch zunehmende Flächeninanspruch- bei der Errichtung einer statischen Anlage. nahme in der Landwirtschaft beschäftigt auch die Planungsebene. Für die Region Mittelhessen wur- den Regelungen für ein verträgliches Maß an Zubau von Energieanlagen definiert. Bereits im Teilregio- nalplan Energie Mittelhessen 2016/2020 erfolgte dies durch die Festlegung von Vorbehaltsgebieten für PV-Freiflächenanlagen und wurde Anfang 2021 mit weiteren Regelungen für PV-Freiflächenanla- gen in Vorbehaltsgebieten und Vorranggebieten für Landwirtschaft konkretisiert (siehe „Weiterfüh- rende Informationen“). Zum einen werden land- wirtschaftliche Flächen mit hohem bis sehr hohem Ertragspotenzial ausgeschlossen. Darüber hinaus wird der Blick auf die Agrarstruktur vor Ort gelegt und diese anhand von entwickelten Kriterien über- prüft. Damit sollen landwirtschaftliche Flächen für die Nutzung durch Freiflächen-PV primär in Regio- nen mit geringem Flächendruck und an Orten mit geringem landwirtschaftlichem Nutzwert (Orientie- © BLG Project GmbH rung an Bodenzahl, Grünlandgrundzahl) zugelas- sen werden. 2 Freiflächensolaranlagen in Hessen | Hinweise zum Thema Landwirtschaft
Agri-Photovoltaik Großes Potenzial für die Zukunft bietet eine Son- derform von Freiflächen-Solaranlagen: die Agri- Photovoltaik (Agri-PV). Gemeint ist damit die Dop- pelnutzung von Flächen, das heißt gleichzeitiger Anbau von Pflanzen und Solarstromerzeugung. Bei diesem innovativen Konzept konkurrieren Landwirt- © BayWa r. e. AG schaft und Energieproduktion nicht mehr miteinan- der, sondern ergänzen sich und können im Idealfall sogar die Flächeneffizienz steigern. Agri-PV-Modu- le können vor Dürreschäden und Witterungseinflüs- sen wie Hagelschäden oder Starkregen schützen. Erste Studien zeigen, dass manche Nutzpflanzen kaum Ertragseinbußen haben und andere sogar Hindernisse profitieren. Ein gutes Lichtmanagement, z. B. durch Ausrichtung und Größe der Module oder durch Agri-PV-Anlagen sind derzeit tendenziell teurer als semitransparente Module, ist entscheidend für effi- konventionelle PV-Freiflächenanlagen. Gleichzeitig ziente Agri-PV-Anlagen. kann bei einer Agri-PV-Anlage weniger Leistung pro Fläche installiert werden als bei konventionel- Es gibt aktuell verschiedene technische Ansätze len PV-Freiflächenanlagen. In Deutschland bremst für Agri-PV-Module: Hoch aufgeständerte Module aus ökonomischer Sicht derzeit noch die „Direkt- über Ackerflächen, Grünland und Dauer-/Sonder- zahlungen-Durchführungs-Verordnung“: Da noch kulturen wie Obstbäume und Beerenkulturen oder alle Flächen unter PV-Anlagen als versiegelt ange- aber vertikal aufgeständerte, bifaziale Module, sehen werden, werden auch für Flächen mit Agri- die von beiden Seiten Licht aufnehmen und zwi- PV keine EU-Agrar-Subventionen gezahlt. schen denen landwirtschaftliche Nutzung mög- Bei den EEG-Ausschreibungen muss Agri-PV bis- lich ist. Auch im Gartenbau (Gewächshäuser) und her mit herkömmlichen Solaranlagen konkurrieren. im Weinberg werden erste Projekte umgesetzt. Mit Durch höhere Anschaffungskosten (Aufständerung, dem Entwurf einer DIN-Norm zu Agri-PV-Anlagen Mehrkosten bei Bodenschutz während der Instal- (DIN SPEC 91434) vom Mai 2021 wurde erstmals lation) sind sie allerdings teurer. Für April 2022 ist der Versuch einer Normung in Deutschland unter- im Rahmen des novellierten EEG (2021) testweise nommen (siehe "Weiterführende Informationen"). eine Innovations-Ausschreibung in Höhe von bis Darin wird unter anderem definiert, welchen Teil zu 150 Megawatt installierte Leistung für besonde- der landwirtschaftlichen Fläche eine solche Anlage re Solarstromanlagen geplant. Darunter fallen u. a. einnehmen darf. Aktuell besteht für Agri-PV-Anla- Solaranlagen auf Ackerflächen bei gleichzeitigem gen das gleiche Planungs- und Zulassungsrecht Nutzpflanzenanbau. wie für andere Freiflächen-PV-Anlagen. Wirtschaftlichkeit Strom aus Agri-PV ist zwar teurer als aus Frei- flächenanlagen, aber günstiger als bei durch- schnittlichen kleinen Dachanlagen. Innerhalb des Konzepts Agri-PV ist die Umsetzung im Ackerbau im Schnitt teurer als bei Dauerkulturen oder Grün- land. Berechnet werden müssen auch noch die teil- weise positiven Effekte wegen Verschattung, Hagel- schutz etc. Durch Forschung und Innovationen sind in den kommenden Jahren Kostensenkungen sehr © Fraunhofer ISE wahrscheinlich. Agri-PV ist ein dynamisches Segment. Umfangrei- chere Informationen dazu gibt es in verschiede- nen Veröffentlichungen, die unter „Weiterführende Informationen“ zusammengestellt sind. Freiflächensolaranlagen in Hessen | Hinweise zum Thema Landwirtschaft | 3
Weiterführende Informationen Die LEA LandesEnergieAgentur Hessen widmet sich im Rahmen des Programms Bürgerforum Energie- wende Hessen in einer Online-Veranstaltungsreihe vertieft dem Thema Freiflächen-Photovoltaik. Folgende Veranstaltungen wurden aufgezeichnet und sind online abrufbar: Online-Seminar zum Thema Freiflächensolar- Online-Seminar zum Thema Freiflächen- anlagen auf benachteiligten Flächen: solaranlagen und Landwirtschaft: Veranstaltung vom 30. Juni 2020: https://www. Veranstaltung vom 16. März 2021: https://www. energieland.hessen.de/webinar-freiflaechen-pv energieland.hessen.de/webinar-freiflaechen- pv-landwirtschaft Online-Seminar zum Thema Freiflächen- solaranlagen und Naturschutz: Veranstaltung vom 1. Dezember 2020: https:// www.energieland.hessen.de/webinar-freiflae- chen-pv-naturschutz BFEH-Kurzinformation, Nr. 1: Agri-Photovoltaik: Chance für Landwirtschaft und Freiflächensolaranlagen in Hessen – Energiewende. Ein Leitfaden für Deutschland. Hinweise zu Vergütung und Planung: Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE: energieland.hessen.de ise.fraunhofer.de BFEH-Kurzinformation, Nr. 2: Projekt APV-RESOLA (Website): Agri-Photovol- Freiflächensolaranlagen in Hessen – taik – Ein Beitrag zur ressourceneffizienten Land- Hinweise zum Thema Naturschutz: nutzung, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und FONA- Forschung für energieland.hessen.de nachhaltige Entwicklung: agri-pv.org Agri-Photovoltaik: Stand und offene Fragen, Tech- nologie- und Förderzentrum im Kompetenzzent- rum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) Bayern: tfz.bayern.de Grundsatzpapier des RP Gießen: Photovoltaik-Frei- flächenanlagen in Vorbehaltsgebieten und Vor- ranggebieten für Landwirtschaft in Mittelhessen: rp-giessen.hessen.de Kontakt LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH Andreas Wöll DIN SPEC – Vorstufe einer DIN-Norm – zu Agri-PV- Mainzer Straße 11 Anlagen: 65189 Wiesbaden beuth.de andreas.woell@lea-hessen.de www.lea-hessen.de
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