Freiwilliges Engagement hochaltriger Menschen: Beteiligung und Engagementbereiche - Deutsches ...
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DZA Deutsches Zentrum für Altersfragen DZA-Fact Sheet Freiwilliges Engagement hochaltriger Menschen: Beteiligung und Engagementbereiche Céline Arriagada & Julia Simonson Deutsches Zentrum für Altersfragen 13. Juli 2021 Kernaussagen 1. Eine von fünf in Deutschland le- 3. Die Anteile freiwillig engagierter benden Personen im Alter von Personen ab 80 Jahren unter- 80 Jahren oder älter engagiert scheiden sich in den einzelnen sich freiwillig. Damit ist die En- gesellschaftlichen Bereichen, in gagementbeteiligung in dieser denen das Engagement stattfin- Altersgruppe etwa halb so hoch det, zum Teil deutlich von den wie in der Gesamtbevölkerung Anteilen aller engagierten Be- ab 14 Jahren. fragten. 2. Männer in der Altersgruppe der 4. Engagierte Personen im Alter 80-Jährigen und Älteren enga- von 80 Jahren oder älter sind gieren sich anteilig häufiger als anteilig am häufigsten im Be- Frauen derselben Altersgruppe. reich ‚Kultur und Musik‘ freiwillig tätig.
2 Freiwilliges Engagement hochaltriger Menschen Einleitung Freiwilliges Engagement trägt maßgeb- beziehungsweise ehrenamtlichen Tätig- lich zur gesellschaftlichen Wohlfahrt bei. keit jedoch Beteiligungsmöglichkeiten Darüber hinaus ist freiwilliges Engage- bieten, die mit sozialer Teilhabe und An- ment eine wichtige Form der gesellschaft- erkennung einhergehen können (Simon- lichen Partizipation (Alscher et al. 2021). son & Vogel 2020). In einer Gesellschaft Studien zeigen außerdem, dass die Aus- des langen Lebens erscheint freiwilliges übung eines freiwilligen Engagements Engagement zunehmend als sinnvolle positiv mit Gesundheit und Lebenszufrie- Handlungsperspektive für viele ältere denheit zusammenhängt (Li & Ferraro Menschen, die sich wünschen, etwas 2005; Müller & Tesch-Römer 2017). Sinnvolles leisten oder beitragen zu kön- nen (Backes & Höltge 2008). Ältere Menschen und insbesondere Per- sonen im sehr hohen Alter werden häufig Tatsächlich geht auch unter hochaltrigen vor allem als Empfänger:innen und Nutz- Menschen ein nicht unbeträchtlicher An- nießende freiwilligen Engagements in teil noch einer freiwilligen Tätigkeit nach. den Blick genommen, weniger als Perso- Im Folgenden wird anhand der Daten des nen, die selbst ein freiwilliges Engage- Deutschen Freiwilligensurevs 2019 dar- ment ausüben können. Gerade im Alter, gestellt, zu welchen Anteilen sich Men- wenn die Partizipationsmöglichkeit über schen ab 80 Jahren in Deutschland frei- die Erwerbstätigkeit nicht mehr gegeben willig engagieren und in welchen Gesell- ist, kann die Übernahme einer freiwilligen schaftsbereichen sie ihr Engagement ausüben. Datengrundlage Die Analysen basieren auf den Daten des Im Freiwilligensurvey 2019 wurden Deutschen Freiwilligensurveys (FWS) 27.762 Personen zu ihrem ehrenamtli- 2019. Der Deutsche Freiwilligensurvey ist chen und freiwilligen Engagement be- eine repräsentative telefonische Befra- fragt, davon 2.105 Personen im Alter von gung zum freiwilligen Engagement in 80 Jahren oder älter. Als freiwilliges En- gagement werden Tätigkeiten angese- Deutschland. Sie wird seit 1999 alle fünf hen, die aktiv, öffentlich, gemeinschaftlich Jahre durchgeführt und richtet sich an in und unentgeltlich oder gegen eine ge- Deutschland lebende Personen ab 14 ringe Aufwandsentschädigung ausgeführt Jahren. Der Freiwilligensurvey wird vom werden (Simonson et al. 2021a). Neben Bundesministerium für Familie, Senioren, Fragen der Ausgestaltung des freiwilligen Frauen und Jugend gefördert, die wissen- Engagements werden weitere Informatio- schaftliche Leitung des Freiwilligensur- nen, unter anderem auch zur Soziodemo- veys 2019 liegt (wie schon für die Erhe- grafie, erfragt. Im Folgenden wird die Al- bungswelle 2014) beim Deutschen Zent- tersgruppe der 80-Jährigen und Älteren rum für Altersfragen (DZA). im Vergleich mit der Gesamtheit der Be- fragten beziehungsweise der Engagierten (Personen ab 14 Jahren) dargestellt.
Freiwilliges Engagement hochaltriger Menschen 3 Engagementquoten hochaltriger Menschen im Vergleich Im Jahr 2019 engagiert sich mit 20,2 Pro- die gesamte Bevölkerung ab 14 Jahren zent gut ein Fünftel der Menschen ab 80 im Jahr 2019 zum ersten Mal seit 1999 Jahren in Deutschland freiwillig. In der nicht statistisch signifikant unterscheiden Bevölkerung ab 14 Jahren ist die Enga- (Simonson et al. 2021b), gibt es in der gementquote in etwa doppelt so hoch: Gruppe der Hochaltrigen einen deutlichen Hier engagieren sich mit 39,7 Prozent Geschlechterunterschied in der Beteili- knapp zwei Fünftel (Abbildung 1). gung: Männer sind im Alter ab 80 Jahren mit 28,4 Prozent anteilig häufiger freiwillig Während sich die Engagementquoten engagiert als Frauen derselben Alters- von Männern und Frauen bezogen auf gruppe mit 15,3 Prozent. Abbildung 1: Anteile freiwillig engagierter Hochaltriger insgesamt sowie nach Geschlecht im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (Basis: alle Befragten) 50 40 30 - 80-Jährige und Ältere Gesamtbevölkerung Prozent 20 39,7 40,2 39,2 28,4 10 20,2 15,3 0 Gesamt Männer Frauen Quelle: FWS 2019, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: alle Befragten (n = 27.759).
4 Freiwilliges Engagement hochaltriger Menschen Engagementbereiche hochaltriger Menschen im Vergleich Der Freiwilligensurvey erfragt vierzehn Darüber hinaus sind engagierte Perso- gesellschaftliche Bereiche, in denen nen ab 80 Jahren in folgenden Berei- freiwilliges Engagement ausgeübt wer- chen seltener freiwillig tätig als die En- den kann. Dabei haben die Befragten gagierten insgesamt: ‚Umwelt, Natur- die Möglichkeit, mehrere Bereiche, in schutz oder Tierschutz‘ (7,8 Prozent zu denen sie engagiert sind, anzugeben. 10,2 Prozent), ‚außerschulische Ju- gendarbeit oder Bildungsarbeit für Er- Der Vergleich der Anteile der Engagier- wachsene‚ (4,2 Prozent zu 8,8 Pro- ten ab 80 Jahren mit den Engagierten zent), ‚Unfall- oder Rettungsdienst oder insgesamt nach Engagementbereichen freiwillige Feuerwehr‘ (0,9 Prozent zu zeigt zum Teil deutliche Unterschiede. 6,7 Prozent), ‚berufliche Interessenver- In einigen Bereichen, wie der ‚soziale tretung außerhalb des Betriebes‘ (0,6 Bereich‘, ‚Politik und politische Interes- Prozent zu 4,7 Prozent) sowie ‚Justiz senvertretung‘ sowie der ‚Gesundheits- und Kriminalitätsprobleme‘ (0,2 Prozent bereich‘, unterscheiden sich die Anteile zu 1,4 Prozent). der zwei Gruppen hingegen kaum (Ab- bildung 2). Demgegenüber gibt es aber auch ge- sellschaftliche Bereiche, in denen En- Im Bereich ‚Sport und Bewegung‘ sind gagierte im Alter von 80 Jahren und äl- Engagierte im Alter von 80 Jahren oder ter anteilig häufiger freiwillig tätig sind älter mit 19,7 Prozent anteilig seltener als Engagierte insgesamt. Diese sind vertreten als Engagierte insgesamt mit ‚Kultur und Musik‘ (25,2 Prozent zu 34,1 Prozent. Ebenso ist es im Bereich 21,8 Prozent), ‚kirchlicher oder religiö- ‚Schule und Kindergarten‘ in dem ledig- ser Bereich‘ (20,6 Prozent zu 17,2 Pro- lich 2,3 Prozent der Engagierten ab 80 zent), ‚Freizeit und Geselligkeit‘ (20,1 Jahren aktiv sind, aber 20,5 Prozent al- Prozent zu 15,3 Prozent) sowie ‚sonsti- ler Engagierten. Dieser Unterschied ist ger Bereich‘ (8,8 Prozent zu 5,4 Pro- mit 18,2 Prozentpunkten am größten. zent).
Freiwilliges Engagement hochaltriger Menschen 5 Abbildung 2: Anteile freiwillig engagierter Hochaltriger in vierzehn Bereichen 2019 im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (Basis: alle Engagierten; Mehrfach- nennungen möglich) 25,2 Kultur und Musik 21,8 20,7 Sozialer Bereich 20,9 Kirchlicher oder 20,6 religiöser Bereich 17,2 20,1 Freizeit und Geselligkeit 15,3 19,7 Sport und Bewegung 34,1 Umwelt, Naturschutz 7,8 oder Tierschutz 10,2 Politik und politische 7,6 Interessenvertretung 7,2 5,5 -- Gesundheitsbereich 5,0 Außerschulische Jugendarbeit oder 4,2 Bildungsarbeit für Erwachsene . 8,8 Schule und Kindergarten Unfall- oder Rettungsdienst • 2,3 0,9 20,5 oder freiwillige Feuerwehr 6,7 Berufliche Interessenvertretung 0,6 außerhalb des Betriebes 4,7 Justiz und Kriminalitätsprobleme Sonstiger Bereich 0 0,2 1,4 5,4 8,8 10 20 - 80-Jährige und Ältere Gesamtbevölkerung 30 40 Prozent Quelle: FWS 2019, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: alle Engagierten (n = 12.040).
6 Freiwilliges Engagement hochaltriger Menschen Fazit Die Ergebnisse des Freiwilligensurveys zum Beispiel fehlende Anknüpfungs- 2019 zeigen, dass Personen im Alter punkte über die Erwerbstätigkeit, oder von 80 Jahren oder älter anteilig selte- auch bestehende Altersgrenzen im En- ner ein freiwilliges Engagement ausü- gagement einen Einfluss haben. In ben als die Bevölkerung ab 14 Jahren diese Richtung weisen auch die je nach insgesamt. In der Altersgruppe der 80- Lebensalter variierenden Beendigungs- Jährigen und Älteren engagieren sich gründe für eine freiwillige Tätigkeit (Arri- zudem anteilig mehr Männer als agada & Karnick 2021). Frauen, wohingegen es 2019 in der Ge- samtbevölkerung keinen Geschlechter- Es gibt zum Teil deutliche Unterschiede unterschied in der Engagementbeteili- zwischen den Anteilen engagierter Per- gung gibt. sonen in den einzelnen Bereichen. Diese lassen sich sicherlich in Teilen Auch wenn die Engagementquote der durch lebensphasenbezogene Interes- Bevölkerung ab 80 Jahren mit 20,2 Pro- sen und Schwerpunkte erklären, wie zent nur etwa halb so hoch ist wie die beispielsweise, dass Personen ab 80 der Gesamtbevölkerung, so sind auch Jahren ganz überwiegend nicht mehr in dieser Altersgruppe noch viele Men- berufstätig sind. Auch die Anknüpfungs- schen freiwillig engagiert und bringen punkte, die sich für Personen im mittle- sich in die Gesellschaft ein. ren Alter häufig über Kinder im Schul- oder Kindergartenalter ergeben, sind in Die im Vergleich niedrigere Engage- der Lebensphase der Hochaltrigkeit mentquote bei den Hochaltrigen ist als nicht mehr gegeben. Die Unterschiede ein Resultat unterschiedlicher Faktoren können aber auch Hinweise auf unglei- zu sehen. Gesundheitliche Einschrän- che Zugangs- und Beteiligungschancen kungen werden sicherlich eine Rolle zum Beispiel aufgrund von Altersgren- spielen, ebenso wie der Wunsch, im zen geben, die dazu führen, dass Per- höheren Alter keine oder weniger Ver- sonen im Alter von 80 Jahren oder älter pflichtungen einzugehen. Daneben kön- die Teilhabe in einigen Bereichen er- nen auch die Lebenssituation im Alter, schwert wird. Literatur Alscher, M., Priller, E., & Burkhardt, L. (2021). Zivilgesellschaftliches Engagement. In: Statisti- sches Bundesamt (Destatis), Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) & Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) (Hrsg.) Datenreport 2021. Ein Sozialbe- richt für die Bundesrepublik Deutschland (S. 399–407). Bonn: Bundeszentrale für politi- sche Bildung. Arriagada, C., & Karnick, N. (2021). Motive für freiwilliges Engagement, Beendigungsgründe, Hinderungsgründe und Engagementbereitschaft. In: J. Simonson, N. Kelle, C. Kaus- mann & C. Tesch-Römer (Hrsg.) Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deut- sche Freiwilligensurvey 2019 (S. 112–133). Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. Online: https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/Forschung/Publikationen%20For- schung/Freiwilliges_Engagement_in_Deutschland_-_der_Deutsche_Freiwilligensur- vey_2019.pdf (zuletzt abgerufen 13.07.2021). Backes, G. M., & Höltge, J. (2008). Überlegungen zur Bedeutung ehrenamtlichen Engagements im Alter. In: M. Erlinghagen & K. Hank (Hrsg.) Produktives Altern und informelle Arbeit in modernen Gesellschaften (S. 277–299). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissen- schaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90850-2_13.
Freiwilliges Engagement hochaltriger Menschen 7 Li, Y., & Ferraro, K. F. (2005). Volunteering and depression in later life: Social benefit or selec- tion processes? Journal of health and social behavior, 46(1), 68–84. Müller, D., & Tesch-Römer, C. (2017). Krankheitsbedingte Alltagseinschränkungen, subjektive Gesundheit, Lebenszufriedenheit und freiwilliges Engagement. In: J. Simonson, C. Vo- gel & C. Tesch-Römer (Hrsg.) Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014 (S. 465–484). Wiesbaden: Springer VS. Simonson, J., Karnick, N., Kelle, N., & Hameister, N. (2021a). Daten und Methoden des Deut- schen Freiwilligensurveys. In: J. Simonson, N. Kelle, C. Kausmann & C. Tesch-Römer (Hrsg.) Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019 (S. 32–49). Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. Online: https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/Forschung/Publikationen%20For- schung/Freiwilliges_Engagement_in_Deutschland_-_der_Deutsche_Freiwilligensur- vey_2019.pdf (zuletzt abgerufen 13.07.2021). Simonson, J., Kelle, N., Kausmann, C., & Tesch-Römer, C. (2021b). Unterschiede und Un- gleichheiten im freiwilligen Engagement. In: J. Simonson, N. Kelle, C. Kausmann & C. Tesch-Römer (Hrsg.) Freiwilliges Engagement in Deutschland - Der Deutsche Freiwilli- gensurvey 2019 (S. 62–84). Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. Online: https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/Forschung/Publikationen%20For- schung/Freiwilliges_Engagement_in_Deutschland_-_der_Deutsche_Freiwilligensur- vey_2019.pdf (zuletzt abgerufen 13.07.2021). Simonson, J., & Vogel, C. (2020). Freiwilliges Engagement im Alter. In: K. R. Schroeter, C. Vo- gel & H. Künemund (Hrsg.) Handbuch Soziologie des Alter(n)s. Springer Reference So- zialwissenschaften. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09630- 4_29-1.
8 Freiwilliges Engagement hochaltriger Menschen Impressum Céline Arriagada & Julia Simonson: Freiwilli- ges Engagement hochaltriger Menschen: Beteiligung und Engagementbereiche Erschienen im Juli 2021. Das DZA-Fact Sheet ist ein Produkt der Wis- senschaftlichen Informationssysteme im Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA), Berlin. Das DZA wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. www.dza.de
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