Gemeinde Molbergen Landkreis Cloppenburg - Avifaunistischer Fachbeitrag Gastvögel

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Gemeinde Molbergen Landkreis Cloppenburg - Avifaunistischer Fachbeitrag Gastvögel
Gemeinde Molbergen
            Landkreis Cloppenburg

        Avifaunistischer Fachbeitrag Gastvögel

            „Potenzialfläche Grönheimer Feld“

                  in der Gemeinde Molbergen,
                     Landkreis Cloppenburg

               Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis

                                                                        Oktober 2014
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Gemeinde Molbergen Landkreis Cloppenburg - Avifaunistischer Fachbeitrag Gastvögel
Gemeinde Molbergen
       Landkreis Cloppenburg

   Avifaunistischer Fachbeitrag Gastvögel

       „Potenzialfläche Grönheimer Feld“

                in der Gemeinde Molbergen,
                   Landkreis Cloppenburg

                Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis

Auftraggeber:            Gemeinde Molbergen

Auftragnehmer:           Planungsbüro Diekmann & Mosebach
                         Oldenburger Str. 86
                         26180 Rastede
                         Fon 04402/911630
                         Fax 04402/911640
                         Email: info@diekmann-mosebach.de

Projektbearbeitung:      Bürogemeinschaft Alexander Zilz / Andreas Wilczek

                                                                  Oktober 2014
Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer Feld“ (Gemeinde Molbergen)
– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                                                          1

                                   INHALTSÜBERSICHT

1.0      ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG ................................................................ 3

2.0      FACHPLANERISCHE BELANGE .......................................................................... 4

3.0      UNTERSUCHUNGSGEBIET .................................................................................. 4
  3.1      Lage im Raum ................................................................................................................ 4
  3.2      Vorhandene Schutzgebiete ........................................................................................... 5
  3.3      Naturraum ...................................................................................................................... 6
  3.4      Biotop- und Nutzungsstruktur ...................................................................................... 6

4.0      UNTERSUCHUNGSZEITRAUM UND WITTERUNGSVERLAUF .......................... 7

5.0      METHODIK ............................................................................................................. 8

6.0      UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE ........................................................................ 9
  6.1      Ergebnisse in der Übersicht ......................................................................................... 9
  6.2      Rastende nordische Schwäne .................................................................................... 12
  6.3      Greifvögel und sonstige Gastvogelarten ................................................................... 13

7.0      BEWERTUNG ...................................................................................................... 15
  7.1      Methodische Hinweise ................................................................................................ 15
  7.2      Bewertung des Untersuchungsraumes ..................................................................... 16

8.0      ZUSAMMENFASSENDE EINSCHÄTZUNG ........................................................ 18

9.0      HINWEISE FÜR DIE WEITERE PLANUNG ......................................................... 18

10.0 QUELLEN ............................................................................................................. 19

TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1  Untersuchungstermine Gastvögel............................................................................. 7
Tabelle 2  Übersicht der im Untersuchungsraum nachgewiesenen bewertungsrelevanten
           Gastvogelarten ....................................................................................................... 10
Tabelle 3: Liste der im Untersuchungsraum nachgewiesenen bewertungsrelevanten Wasser-
           und Watvogelarten ................................................................................................. 11
Tabelle 4  Liste der sonstigen im Offenland nachgewiesenen Durchzügler, Nahrungs- und
           Wintergäste ............................................................................................................ 14
Tabelle 5  Quantitative Kriterien und Wertstufen nach KRÜGER et al. (2013) ........................... 16
Tabelle 6  Gebietsbewertung nach KRÜGER et al. (2013) ........................................................ 17

                Planungsbüro Diekmann & Mosebach – Oldenburger Straße 86 – 26180 Rastede
Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer Feld“ (Gemeinde Molbergen)
– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                                2

ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1 Untersuchungsraum Gastvögel, M 1: 40.000 ............................................................ 5

PLANVERZEICHNIS (Pläne im Anhang)

 Plan 1       Bestand Gastvögel (Aves)
 Plan 2       Bewertung Gastvögel

             Planungsbüro Diekmann & Mosebach – Oldenburger Straße 86 – 26180 Rastede
Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer Feld“ (Gemeinde Molbergen)
– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                   3

1.0     Anlass und Aufgabenstellung
        Auf dem Gebiet der Gemeinde Molbergen existieren drei Flächen, die im Rahmen der
        Standortpotenzialfläche für Windparks der Gemeinde Molbergen mit Stand von Februar
        2012 potenziell für die Anlage von Windenergieparks geeignet sind. Die Erfassungen von
        Fledermäusen sowie von Brut- und Gastvögeln sollen eine vergleichende Betrachtung der
        drei Standorte aus faunistischer Sicht ermöglichen. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse
        dieser Untersuchungen Aufschluss über das Gewicht faunistischer Belange im Rahmen der
        Bauleitplanung geben. In der Zwischenzeit wurde die Standortpotenzialfläche der Ge-
        meinde Molbergen an die aktuelle Rechtsprechung angepasst und aktualisiert.
        Gegenstand des vorliegenden Gutachtens ist die Windpark-Potenzialfläche „Grönheimer
        Feld“, die sich nördlich des Dorfes Grönheim befindet.
        Die Aussagen in diesem Gutachten beziehen sich auf den Flächenzuschnitt der
        Windparkpotenzialfläche mit Stand von Februar 2012. Ergänzend zu dieser Fläche
        wird die aktualisierte Fläche der Windparkpotenzialfläche Grönheimer Feld mit Stand
        von Oktober 2014 in den Plänen dargestellt.
        Durch den geplanten Bau moderner Windenergieanlagen sind negative Auswirkungen auf
        die Avifauna nicht auszuschließen. So besteht die Möglichkeit einer Kollision höher fliegen-
        der Vogelarten mit den sich drehenden Rotorblättern oder einer Scheuchwirkung auf im
        Gebiet rastende Vogelarten. Die möglichen Folgewirkungen sind vor allem im Hinblick auf
        die Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) relevant. Zu nennen sind
        die Eingriffsregelung (§ 14ff BNatSchG) und der spezielle Artenschutz (§ 44 BNatSchG).
        Um die Belange der Avifauna hinreichend berücksichtigen zu können, wurde im Zeitraum
        zwischen Anfang August 2013 und Ende Juli 2014 eine wöchentliche Erfassung der Gast-
        vogelbestände durchgeführt. Im vorliegenden Bericht werden die Ergebnisse dieser Unter-
        suchung dargestellt, erläutert und bewertet (Teil 1 der Gastvogel-untersuchung). Dieses
        beinhaltet auch deren fachspezifische Auswertung im Hinblick auf das aktuelle Planungs-
        vorhaben. Unter anderem ist zu prüfen, welche Gastvogelarten im Bereich der Windpark-
        fläche schwerpunktmäßig auftreten, wie hoch die Aufkommen in den verschiedenen Jah-
        reszeiten ausfallen und welche ornithologischen Wertigkeiten für den Untersuchungsraum
        festzustellen sind.
        Aufgrund der Nähe der geplanten Windparkfläche zur Thülsfelder Talsperre standen dar-
        über hinaus mögliche Pendelflüge überwinternder Schwäne und Gänse zwischen Schlaf-
        gewässer und Nahrungsflächen im Fokus der Aufmerksamkeit. Um mögliche Konflikte mit
        der geplanten Windkraftnutzung einschätzen zu können, wurden zusätzliche Untersuchun-
        gen zu überfliegenden nordischen Schwänen und Gänsen sowie zum Rastgeschehen
        durchgeführt, die Gegenstand eines weiteren Fachgutachtens sind (DIEKMANN &
        MOSEBACH 2015: Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer
        Feld“ – Gastvögel, Teil 2: Untersuchungen zum Flugverhalten und Rastgeschehen von
        Sing- und Zwergschwan).
        In Niedersachsen orientiert sich die Berücksichtigung der naturschutzfachlichen Belange
        bei Windparkplanungen u. a. an den Empfehlungen des Niedersächsischen Landkreistages
        (NLT 2014). Die im so genannten NLT-Papier „Naturschutz und Windenergie“ formulierten
        Anforderungen zur Erfassung der maßgeblichen Schutzgüter wurden auch dieser Untersu-
        chung zugrunde gelegt.
        Im Rahmen der faunistischen Bewertung der Potenzialfläche „Grönheimer Feld“ liegen des
        Weiteren Fachbeiträge zu Brutvögeln und Fledermäusen vor.

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Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer Feld“ (Gemeinde Molbergen)
– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                   4

2.0     Fachplanerische Belange
        Im Rahmen von Windparkplanungen gehört die Berücksichtigung der Folgewirkungen auf
        Brut- und Gastvögel seit geraumer Zeit zu den relevanten Belangen in der Genehmigungs-
        praxis. So wurden bereits mit Beginn des Ausbaus der Windkraftnutzung deren Auswirkun-
        gen auf den Naturhaushalt, insbesondere die Folgewirkungen für Vögel und Landschafts-
        bild, kontrovers diskutiert (vgl. REICHENBACH 2003). Als mögliche nachteilige Auswirkungen
        von Windkraftanlangen auf Vögel werden in der einschlägigen Literatur Vertreibungseffekte,
        Barrierewirkungen zwischen Teillebensräumen und Risiken durch Kollision mit den sich dre-
        henden Rotorblättern genannt (vgl. z. B. HÖTKER et al. 2006, REICHENBACH 2003, BREUER
        & SÜDBECK 2002). Die Diskussion um nachteilige Effekte der Windkraftnutzung auf Brut-
        und Gastvögel hat seitdem eine Vielzahl von entsprechenden Untersuchungen nach sich
        gezogen. Dabei wurde zunehmend festgestellt, dass mögliche negative Auswirkungen vor
        allem artspezifisch zu betrachten sind (vgl. z. B. KETZENBERG et al. 2002, REICHENBACH et
        al. 2004). Bei der Planung von Windenergiestandorten ist daher seit geraumer Zeit eine
        detaillierte Betrachtung der lokalen Avifauna unerlässlich.
        Nach den Empfehlungen des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft,
        Küsten- und Naturschutz (NLWKN; BREUER & SÜDBECK 2002) ist beim Bau von Windkraft-
        anlagen im Rahmen der Eingriffsregelung eine systematische, problemorientierte und der
        Planungsebene angemessene Erfassung von Natur und Landschaft in dem von dem Bau-
        vorhaben betroffenen Raum durchzuführen. Die hierfür erforderliche Standortuntersuchung
        beinhaltet die Erhebung von Daten über die in dem betreffenden Gebiet vorkommenden
        Biotoptypen einschließlich der Aufkommen an Brut- und Gastvögeln sowie Fledermäusen
        (s. NLT 2014).
        Nach den Hinweisen des Niedersächsischen Landkreistages (NLT 2014) zur Berücksichti-
        gung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umwelt-
        prüfung und Umweltverträglichkeitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Wind-
        energieanlagen (Stand: Oktober 2011), ist das Untersuchungsgebiet unter Berücksichti-
        gung der relevanten naturräumlichen Bedingungen und der zu vermutenden tierökologi-
        schen Funktionen einzelfallbezogen abzugrenzen. Als Anhaltswert sollte es je einzelner
        WEA ca. die 10-fache Anlagenhöhe, bei Windparks ab sechs WEA zirka 2.000 m in einem
        Umkreis von den äußeren Anlagenstandorten gemessen, umfassen. Bei Vogelarten mit gro-
        ßen Raumansprüchen sind die Interaktionsräume (Wander- und Zugkorridore) zu berück-
        sichtigen. Des Weiteren sollte das Aufkommen an Gastvögeln im wöchentlichen Turnus
        über ein Jahr erfasst werden. Bei diesem Vorgehen sind mindestens 42 reguläre Begehun-
        gen anzusetzen, wobei vorausgesetzt wird, dass während der Haupt-Brutsaison (Mai und
        Juni) auftretende Gastvogelbestände im Rahmen der Brutvogelkartierungen mit aufgenom-
        men werden.
        Die Anzahl der rastenden Vögel und die räumliche Verteilung der rastenden Vogeltrupps
        sind in Karten zu dokumentieren. Die Ergebnisse sind nach dem in Niedersachsen gelten-
        den quantitativen Verfahren zur Beurteilung von Gastvogellebensräumen gemäß KRÜGER
        et al. (2013) zu bewerten (s. auch Kapitel 7.0).

3.0     Untersuchungsgebiet
             3.1     Lage im Raum
        Die Potenzialfläche liegt nördlich des Dorfes Grönheim. Die ornithologischen Bestandser-
        fassungen erfolgten innerhalb der geplanten Windparkfläche sowie auf den angrenzenden,
        von dem Vorhaben nicht unmittelbar betroffenen Flächen in einem Umkreis von 2.000 m (s.
        Abb. 1). Das der Untersuchung zugrunde liegende Gebiet umfasst somit knapp 2.600 ha.
        In Nordosten befindet sich in etwa 3,8 km Entfernung von der geplanten Windparkfläche
        die Thülsfelder Talsperre.

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– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                   5

        Abbildung 1 Untersuchungsraum Gastvögel, M 1: 40.000, Quelle: LGLN, TK25

             3.2        Vorhandene Schutzgebiete
        Südlich des Untersuchungsraumes liegt das 600 ha große Naturschutzgebiet WE 192 „Mol-
        berger Dose“. Es handelt sich um ein wiedervernässtes Kesselmoor, welches teilweise von
        Moorbirkenbeständen durchsetzt ist. Nachgewiesene Brutvögel sind Großer Brachvogel,
        Bekassine und Raubwürger. Der Moorbereich einschließlich des nördlich angrenzenden
        Offenlandes („Peheimer Feld“) ist von nationaler Bedeutung für Brutvögel (NLWKN 2014a,
        Bewertung 2006). Das Schutzgebiet befindet sich zu einem kleinen Teil innerhalb des Un-
        tersuchungsraumes (s. Abb. 1).
        Etwa 1,5 km nordöstlich des Untersuchungsraumes liegt das rund 462 ha große Natur-
        schutzgebiet „Talsperre Thülsfeld“. Hervorzuheben ist der innerhalb des Schutzgebietes
        gelegene Thülsfelder Stausee, der durch eine struktur- und buchtenreiche Uferzone mit
        Röhrichten, Seggenriedern, Weidengebüschen sowie Erlen- und Birken-Bruchwäldern cha-
        rakterisiert ist. Zur Zugzeit und auch im Winter halten sich auf dem See zahlreiche rastende
        Wasservögel auf. Hervorzuheben sind vor allem nordische Gänsearten wie Saat- und
        Blässgans. In den letzten Jahren haben auch die Rastbestände von Sing- und Zwerg-
        schwan deutlich zugenommen (vgl. NLWKN 2014b). Der Stausee wurde von der Staatlichen

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– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                    6

        Vogelschutzwarte als landesweit bedeutsamer Gastvogel-Lebensraum eingestuft (ebd.,
        Bewertung 2012). Aufgrund der in den letzten Jahren zunehmenden Frequentierung des
        Sees als Schlafgewässer insbesondere von Sing- und Zwergschwänen ist jedoch aktuell
        eine deutlich größere Bedeutung anzunehmen (s. hierzu auch Teil 2 des avifanistischen
        Fachbeitrags).

             3.3      Naturraum
        Das Untersuchungsgebiet befindet sich am nordöstlichen Rand der naturräumlichen Haupt-
        einheit der „Sögeler Geest“ (vgl. MEYNEN & SCHMIDTHÜSEN 1953-62:905f.), die der natur-
        räumlichen Region der „Ostfriesisch-Oldenburgischen Geest“ angehört. Es handelt sich um
        eine Geestplatte, die durch mehrere südwest-nordöstlich verlaufende langgestreckte Hö-
        henrücken charakterisiert ist, die teilweise bewaldet sind. Die tiefer gelegenen Bereiche
        werden ackerbaulich und in der Nähe der Fließgewässer auch als Grünland genutzt. Ein-
        gestreut sind Moore wie z. B. die „Molberger Dose“, die von Süden in das Gebiet hinein-
        reicht. Am südlichen Gebietsrand ist dies die „Molberger Dose“. Für die Gebietsbewertung
        der Gastvögel (vgl. Kap. 7) ist der generalisierte Naturraum „Tiefland“ relevant.

             3.4      Biotop- und Nutzungsstruktur
        Der Untersuchungsraum ist geprägt durch die beiden Höhenzüge des Peheimer Sandes im
        Nordwesten und des Dwergter Sandes im Südosten, zwischen denen sich talartig und nach
        Nordosten in Richtung Thülsfelder Talsperre deutlich ansteigend der Bereich des Grönhei-
        mer und Dwergter Feldes erstreckt. Nach Süden und Südwesten fällt das Gelände in Rich-
        tung Peheimer Feld und Molberger Dose ab. Die Molberger Dose ist ein wiedervernässtes
        Moor mit offenen Wasserflächen und Moorbirkenbeständen. Sie befindet sich unmittelbar
        südlich des Untersuchungsraumes. In einigen ackerbaulich genutzten Bereichen innerhalb
        des Gebietes ist das Gelände durch eine stärkere Reliefenergie gekennzeichnet. Dies trifft
        auf die größeren Ackerflächen mit den Flurbezeichnungen „Tempelshöhe“ westlich und
        „Dwergter Feld“ nordöstlich der geplanten Windparkfläche zu.
        Charakteristisch für den Untersuchungsraum ist ein Wechsel von Offenland, kleineren Feld-
        gehölzen sowie von Hecken und Baumreihen entlang einiger Feldwege und Straßen, die
        teilweise als Wallhecken ausgeprägt sind. Die höher gelegenen Bereiche des Peheimer und
        Dwergter Sandes sowie des kleinflächigeren Herrensandes unmittelbar nördlich der Ort-
        schaft Peheim sind bewaldet. Dominierende Baumart ist die Waldkiefer, die von Stieleiche
        und Birke begleitet wird. Innerhalb des Waldes auf dem Herrensand steht der knapp 200 m
        hohe Peheimer Fernsehturm.
        Das Offenland wird überwiegend intensiv als Ackerland genutzt. Dominierende Feldfrucht
        ist Mais, gefolgt von Wintergetreide. Grünland ist lediglich kleinflächig auf wenigen Parzellen
        eingestreut, beispielsweise nördlich und westlich eines Aussiedlerhofes im Grönheimer
        Feld, unmittelbar südwestlich des Peheimer Sandes dem dortigen Wald vorgelagert, an ei-
        nem Graben südwestlich von Dwergte sowie im Süden im Bereich „Kuhmoor“ unmittelbar
        nördlich der Molberger Dose. Mit Ausnahme des Grünlandes im Grönheimer Feld dominier
        Mähwiesen. Wegen der zahlreichen gliedernden Feldgehölze, Hecken und Einzelhöfe sind
        größere zusammenhängende Offenlandbereiche nur lokal vorhanden, so beispielsweise im
        Bereich „Tempelhöhe“ westlich der geplanten Windparkfläche, im Dwergter Feld im Nord-
        osten sowie westlich der Landesstraße 831.
        Das Untersuchungsgebiet ist arm an Gewässern. Zu nennen sind lediglich das Dwergter
        Meer, ein Teich am westlichen Ortsrand von Dwergte, dessen Ufer von Gehölzen bestan-
        den sind. Zwei weitere kleinere Teiche liegen westlich eines Einzelhofes unweit des Dwerg-
        ter Sandes sowie innerhalb eines Feldgehölzes im Nordwesten der geplanten Windparkflä-
        che im Grönheimer Feld. Zwischen Dwergte und Grönheim fließt der Grönheimer Schloot,
        ein schmaler Entwässerungsgraben, in Richtung Südwesten.

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– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                              7

        Im südlichen Drittel des Untersuchungsraumes liegen die Dörfer Dwergte, Grönheim und
        Peheim sowie im Nordwesten Neumarkhausen. Typisch für die Siedlungsstruktur ist eine
        Vielzahl von Einzelhöfen, die mit ihren meist gehölzbestandenen Grundstücken die Feldflur
        gliedern.
        Das Untersuchungsgebiet wird durch die Landesstraßen 836 (im Süden), 831 (im Westen)
        sowie durch die Kreisstraße 300 im Norden erschlossen.

4.0     Untersuchungszeitraum und Witterungsverlauf
        Die Erfassung der im Gebiet auftretenden Gastvogelbestände wurde im Zeitraum zwischen
        Anfang August 2013 und Ende Juli 2014 im wöchentlichen Rhythmus durchgeführt. In den
        Monaten Mai und Juni wurden die im Untersuchungsraum anwesenden Gastvögel im Rah-
        men der Brutvogelkartierung mit aufgenommen. Die reguläre Gastvogelerfassung erfolgte
        an insgesamt 42 Terminen.
        Aufgrund seiner Lage im nordwestdeutschen Raum gehört das Untersuchungsgebiet zum
        maritimen Klimakreis, für den kühle Sommer und milde Winter sowie atlantisch geprägte
        Wetterlagen mit Winden aus westlichen Richtungen charakteristisch sind. Spätsommer und
        Herbst 2013 zeigten sich zunächst wechselhaft und im Oktober dann sehr nass und unge-
        wöhnlich warm. Im November und Dezember ging es vergleichsweise mild weiter. Insge-
        samt war der Winter 2013 / 2014 kurz, mild und durch relativ wenig Niederschlag geprägt.
        Längere Frostperioden blieben aus. Der Frühling setzte 2014 bereits ab Mitte Februar mit
        zunehmenden Temperaturen, viel Sonne und wenig Niederschlag ein. Ähnlich ging es in
        den Monaten März und April weiter. Die milden Temperaturen hatten zur Folge, dass die
        Vogelbrutzeit deutlich früher einsetzte als im Jahresvergleich. In der dritten Aprildekade
        häuften sich dann die Starkregenereignisse. Auch der Mai war ein im Jahresvergleich sehr
        nasser Monat. Nach einem eher kühlen und wechselhaften Juni zeigte sich der Juli 2014
        überwiegend sommerlich mit viel Sonne und Temperaturen um die 30°C, unterbrochen je-
        doch durch einige heftige Gewitter mit ergiebigen Starkregen.

        Tabelle 1      Untersuchungstermine Gastvögel
                                                       Witterung im Untersuchungszeitraum
          lfd.   Kalender-                             (Bewölkung, Temperatur, Windrichtung und Windgeschwin-
          Nr.     woche        Datum      Uhrzeit      digkeit in bft)
            1     32. KW     05.08.2013   06:10-08:10 Gering bewölkt (20%), 17°C, O 1
            2     33. KW     15.08.2013   08.15-11.30 Sonnig und gering bewölkt (10%), 11°, NO 2
            3     34. KW     21.08.2013   09.00-12.30 Sonnig und gering bewölkt (10%), 18-23°, kein Wind
            4     35. KW     29.08.2013   09.30-12.10 Gering bewölkt (10%), Schleierwolken, 15-20°, O 1
            5     36. KW     04.09.2013   09.25-12.30 Bedeckt (100%), 18-22°, NW 0-1
            6     37. KW     13.09.2013   08.00-11.15 Wolkenlos, 14-19°, SO, 1
            7     38. KW     17.09.2013   11.40-13.30 Anfangs gering, später zunehmend bewölkt (20-90%), 14-15°,
                                                      O 1-2
            8     39. KW     28.09.2013   17.00-19.20 Gering bewölkt und meist sonnig (40%), 14-12°, NO 2-3
            9     40. KW     02.10.2013   10.00-12.30 Wolkenlos, 14°, O 3-0
          10      41. KW     10.10.2013   11.30-13.30 Wechselnd bewölkt (30-80%), 11°, W 3
          11      42. KW     17.10.2013   10.30-12.30 Stark bewölkt (80-90%), regnerisch, 14°, W 4-5
          12      43. KW     24.10.2013   13.30-15.45 Gering bewölkt (30-40%), 15°, SW 3
          13      44. KW     31.10.2013   10.00-12.00 Stark bewölkt (60-70%), 11°, S 3
          14      45. KW     08.11.2013   10.45-12.45 Stark bewölkt (60-70%), diesig, 8°, S 2
          15      46. KW     15.11.2013   11.10-13.15 Bedeckt (100%), Hochnebel, 7°, O 1
          16      47. KW     22.11.2013   13.00-15.00 Bedeckt (100%), 5°, NO 2
          17      48. KW     30.11.2013   10.45-13.45 Stark bewölkt (80%), 7-8°, NW 3
          18      49. KW     05.12.2013   13.15-16.00 Bedeckt (100%), 8°, S 3

         Planungsbüro Diekmann & Mosebach – Oldenburger Straße 86 – 26180 Rastede
Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer Feld“ (Gemeinde Molbergen)
– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                                     8

                                                       Witterung im Untersuchungszeitraum
          lfd.   Kalender-                             (Bewölkung, Temperatur, Windrichtung und Windgeschwin-
          Nr.     woche        Datum      Uhrzeit      digkeit in bft)
          19      50. KW     12.12.2013   13.00-15.30 Bedeckt (100%), diesig, 3° W 2
          21      51. KW     23.12.2013   13.30-15.30 Bedeckt (100%), regnerisch, 8°, S 4
          20      52. KW     28.12.2013   09.50-12.05 Bedeckt (100%), 6°, S 3
          22       1. KW     04.01.2014   13.15-16.15 Mittlere Bewölkung (60%), 8°, S 2
          23       2. KW     10.01.2014   08.30-12.00 Stark bewölkt (80-90%), 8-9°, SW 4-5, Böen 6
          24       3. KW     17.01.2014   08.00-12.10 Bedeckt mit wenigen Auflockerungen (100-90%), 8-11°, SO 3-4
          25       4. KW     23.01.2014   08.15-10.15 Bedeckt (100%), 0°, SO 2-3
          26       5. KW     31.01.2014   10.00-12.00 Bedeckt (100%), -4°, SO 3
          27       6. KW     07.02.2014   10.00-12.00 Stark bewölkt (100-70%), 8-11°, SO 3-4
          28       7. KW     14.02.2014   09.45-11.45 Wechselnd bewölkt und meist sonnig (30-50°), 4-6°, SSW 3-4
          29       8. KW     18.02.2014   15.00-16.30 Bedeckt (100%), 8°, SW 1-2
          30       9. KW     01.03.2014   09.15-11.45 Bedeckt, 7-8°, NW 3-4
          31      49. KW     07.12.2014   16.40-18.45 Bedeckt, trocken (90%), 4-5°, NO 0-1
          32      11. KW     14.03.2014   14.30-16.45 Wechselnd bewölkt (30-70%), etwas diesig, 8-9°°, SW 2-3
          33      12. KW     21.03.2014   14.35-16.50 Anfangs bedeckt und Regen, dann aufgelockert und teils son-
                                                      nig, (70-80%), 6-7°, W 4-3-2
          34      13. KW     25.03.2014   06.30-12.00 Anfangs neblig, später wolkenlos, -1°-+3°, O 5
          35      14. KW     02.04.2014   08.00-12.40 Gering bewölkt (5%), anfangs Nebel, später leicht diesig, 9°,
                                                      SW 1-2
          36      15. KW     11.04.2014   07.00-12.00 Stark bewölkt (90%), 9-12°, NW 1-3
          37      16. KW     14.04.2014   06.30-13.00 Stark bewölkt (60-80%), 8°, W 4-5
          38      17. KW     24.04.2014   07.00-13.15 Bedeckt, Hochnebel, 13-14°°, NO 0-2
          39      27. KW     02.07.2014   18.00-19.15 Wechselnd bewölkt (50-70%), 19°, W 2-3
          40      28. KW     07.07.2014   15.30-17.30 Starke Bewölkung (70-80%), 30-28°, O 1-2
          41      29. KW     17.07.2014   15.00-17.00 Starke Bewölkung, (80-90%), 25-27°, SW 1-2
          42      30. KW     26.07.2014   09.45-12.15 Überwiegend sonnig (30-50%), 22-25°, NO 4

5.0     Methodik
        Erfassung der Gastvögel
        Die Erfassung der Gastvögel erfolgte entsprechend den Empfehlungen des Niedersächsi-
        schen Landkreistages (NLT 2014) im wöchentlichen Rhythmus flächendeckend auf der
        Windparkfläche und innerhalb eines umliegenden Radius von 2.000 m. Die Kartierungen
        erstreckten sich über einen Zeitraum von einem Jahr, so dass saisonale Aspekte im Zug-
        und Rastgeschehen hinreichend berücksichtigt wurden. Während der Brutzeit wurde auf
        zusätzliche Kontrollen verzichtet, da Gastvogelbestände und Vorkommen planungsrelevan-
        ter Arten im Rahmen der Brutvogelbestandsaufnahme erfasst wurden.
        Im Zuge der vorliegenden Untersuchung wurden die im Gebiet rastenden und / oder nah-
        rungssuchenden Durchzügler und Wintergäste gezählt, größere Ansammlungen mit einem
        Spektiv eingesehen und sämtliche Nachweise flächenbezogen in eine Karte (M 1 : 10.000)
        eingetragen. Die relevanten Rastplätze waren über ein verzweigtes Wirtschaftswegenetz
        überwiegend gut zu erreichen und die zahlenmäßig begrenzten Vogelschwärme waren von
        exponierten Punkten aus gut einzusehen. Einzelne nicht für PKW zugängliche Bereiche
        wurden zu Fuß aufgesucht.
        Die Anzahl der rastenden Vögel und ihre räumliche Verteilung werden für ausgewählte pla-
        nungsrelevante Arten im Anhang dokumentiert (s. Plan 1).

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Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer Feld“ (Gemeinde Molbergen)
– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                   9

        Bewertung
        Die im Rahmen der Gastvogelerfassung erhobenen Daten werden nach dem in Nieder-
        sachsen geltenden Verfahren mit Hilfe von quantitativen Kriterien bewertet (vgl. KRÜGER et
        al. 2013). Wenn die vorgegebenen Kriterien (= Höchstzahlen der jeweiligen Art in einem
        Gebiet) erfüllt sind, führt diese Bewertung gegebenenfalls zur Abgrenzung von Gastvogel-
        Lebensräumen lokaler, regionaler, landesweiter, nationaler oder internationaler Bedeutung
        (s. Kapitel 7.1).
        Die erhobenen Daten werden im vorliegenden Gutachten mit Bezug auf mögliche Konflikte
        mit dem geplanten Windpark diskutiert und bewertet.

6.0     Untersuchungsergebnisse

6.1                   Ergebnisse in der Übersicht
        Im Erfassungszeitraum von August 2013 bis Juli 2014 wurden im Untersuchungsraum
        11 Gastvogelarten nachgewiesen, die in Niedersachsen nach KRÜGER et al. (2013) für die
        Bewertung von Gastvogellebensräumen relevant sind (s. Tabellen 2 und 3). Zusätzlich wur-
        den mindestens 31 weitere Arten registriert, die sich regelmäßig oder zeitweise in den Of-
        fenbereichen des Gebietes zur Nahrungssuche aufhielten oder als Durchzügler rasteten (s.
        Kapitel 6.3). Zusammengenommen wurden so 42 Gastvogelarten innerhalb des rund 2.600
        ha großen Untersuchungsgebietes erfasst. Zieht man von dieser Zahl die ganzjährig im
        Gebiet präsenten Arten ab (Jahresvögel), so verbleiben 33 Arten mit dem Status Durchzüg-
        ler oder Wintergast. Festgestellte Trupps der bewertungs- und planungsrelevanten Gastvo-
        gelarten sind nach ihrer räumlichen Lage in Plan 1 im Anhang dargestellt.
        Insgesamt ist das Rastvogelaufkommen im untersuchten Raum hinsichtlich der Artenzahl
        und der Anzahl der beobachteten Individuen als vergleichsweise gering einzuschätzen. Die-
        ser Befund lässt sich vermutlich auf die geographische Lage des Untersuchungsgebietes
        (größere Entfernung zur Küste und zu Niederungen) und auf das Fehlen von größeren Ge-
        wässern innerhalb des Untersuchungsraumes zurückführen. An 13 Begehungstagen ge-
        langen - außer wenigen Individuen von Jahresvögeln wie Mäusebussard oder Rabenvögel
        oder kleineren Singvogelschwärmen - keine relevanten Beobachtungen von Gastvögeln (s.
        Tabelle 3). Sieben der elf bewertungsrelevanten Arten wurden nur an einem Beobachtungs-
        tag gesichtet.
        Häufigste bewertungsrelevante Art war die Lachmöwe, die in geringen Tageshöchstzahlen
        (max. 80 Exemplare) an acht von 42 Begehungstagen gesichtet wurde. Daneben kam die
        Sturmmöwe mit maximal 78 Individuen im Gebiet vor. Diese Art wurde an fünf Beobach-
        tungstagen gesichtet. Rastende Trupps beider Möwenarten hielten sich nahrungssuchend
        hauptsächlich auf den größeren zusammenhängenden Ackerflächen zu beiden Seiten der
        Landesstraße 831 am westlichen Rand des Untersuchungsraumes auf.
        Hervorzuheben ist des Weiteren das Auftreten von Singschwan und Zwergschwan, die als
        Nahrungsgäste in geringer Häufigkeit beobachtet wurden. Beide Arten werden in Kapitel
        6.2 näher beschrieben. Die Ergebnisse der Untersuchungen zu überfliegenden Schwänen
        und Gänsen liegen in einem gesonderten Fachgutachten vor (Avifaunistischer Fachbeitrag
        – Gastvögel, Teil 2).
        Unregelmäßiger Wintergast (eine Beobachtung erfolgte Ende September) war die Korn-
        weihe, die mit jeweils einem Exemplar an vier Beobachtungstagen gesichtet wurde.
        Nennenswerte Anzahlen von Limikolen konnten innerhalb des untersuchten Raumes nicht
        nachgewiesen werden. Lediglich an einem Beobachtungstag Anfang März wurden 10 Kie-
        bitze auf einem Acker am nordwestlichen Rand des untersuchten Raumes gesichtet.
        Häufig im Gebiet angetroffen wurden mittelgroße bis große Trupps von Ringeltaube, Wa-
        cholderdrossel und Dohle. Hierbei handelt es sich um nicht bewertungsrelevante Arten, die
        in Kapitel 6.3 näher beschrieben werden.

         Planungsbüro Diekmann & Mosebach – Oldenburger Straße 86 – 26180 Rastede
Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer Feld“ (Gemeinde Molbergen)
– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                                                  10

        Rastende Gänse wie beispielsweise Bläss-, Saat- oder Graugans wurden im Untersu-
        chungsraum nicht beobachtet.

        Tabelle 2        Übersicht der im Untersuchungsraum nachgewiesenen bewertungsrele-
                         vanten Gastvogelarten
           Nr.      Deutscher            Wissenschaftlicher          Tages-       HF       FQ       VS-     §7             RLW
                    Artname              Artname                     Max.                           RL      BNatSchG

              1     Graureiher           Ardea cinerea                       1       1       2%       -          b             -
              2     Heringsmöwe          Larus fuscus                        6       1       2%       -          b             -
              3     Kiebitz              Vanellus vanellus                  10       1       2%       -          s            Vw
              4     Lachmöwe             Larus ridibundus                   80       8      19%       -          b             -
              5     Löffelente           Anas clypeata                       2       1       2%       -          b             -
              6     Silbermöwe           Larus argentatus                    3       1       2%       -          b             -
              7     Singschwan           Cygnus olor                      113        3       7%      x           s             -
              8     Stockente            Anas platyrhynchos                 25       2       5%       -          b             -
              9     Sturmmöwe            Larus canus                        78       5      12%       -          b             -
             10     Weißstorch           Ciconia ciconia                     1       1       2%      x           s             -
             11     Zwergschwan          Cygnus bewickii                  140        2       2%      x           b             -
           Legende

           Tagesmax:             Maximale Anzahl der im Erfassungszeitraum an einem Termin festgestellten Individuen

           HF:                   Häufigkeit (= Anzahl der Termine, an denen eine Art im Untersuchungsgebiet während der Gastvogel-
                                 kartierung festgestellt wurde)

           FQ:                   Frequenz (= prozentualer Anteil der Termine mit Nachweisen bezogen auf 42 Tageserfassungen, An-
                                 gaben gerundet)

           VS-RL:                Art des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtlinie, - = nein, x = ja

           § 7 BNatSchG:         Art ist nach § 7 Bundesnaturschutzgesetz geschützt, s = streng geschützt, b = besonders geschützt

           RLW                   Rote Liste wandernder Vogelarten (HÜPPOP et al. 2013): 1w = vom Erlöschen bedroht, IIw = stark ge-
                                 fährdet, IIIw = gefährdet, Vw = Vorwarnliste

         Planungsbüro Diekmann & Mosebach – Oldenburger Straße 86 – 26180 Rastede
Tabelle 3:       Liste der im Untersuchungsraum nachgewiesenen bewertungsrelevanten Wasser- und Watvogelarten
                 Angegeben sind die an den einzelnen Zählterminen für die jeweiligen Arten ermittelten Individuensummen im gesamten Untersuchungsraum
                Begehungstermin:       1         2         3         4         5         6         7         8         9         10        11        12        13        14        15        16        17        18        19        20        21
                               2013:   32.       33.       34.       35.       36.       37.       38.       39.       40.       41.       42.       43.       44.       45.       46.       47.       48.       49.       50.       51.       52.
Vogelart                               KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW
Graureiher, Ardea cinerea                    -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Heringsmöwe, Larus fuscus                    -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Kiebitz, Vanellus vanellus                   -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Lachmöwe, Larus ridibundus                   -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -        3     12             -        2          -         -
Löffelente, Anas clypeata                    -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Silbermöwe, Larus argentatus                 -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -        3          -
Singschwan, Cygnus olor                      -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -    64        17             -         -         -
Stockente, Anas platyrhynchos                -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Sturmmöwe, Larus canus                       -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -    23        12            4          -    78             -
Weißstorch, Ciconia ciconia                  -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Zwergschwan, Cygnus bewickii                 -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -   140             -         -         -         -

                Begehungstermin:       22        23        24        25        26        27        28        29        30        31        32        33        34        35        36        37        38        39        40        41        42
                               2014:   1.        2.        3.        4.        5.        6.        7.        8.        9.        10.       11.       12.       13.       14.       15.       16.       17.       27.       28.       29.       30.
Vogelart                               KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW        KW
Graureiher, Ardea cinerea                   1          -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Heringsmöwe, Larus fuscus                    -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -        3          -         -         -         -         -         -         -        6
Kiebitz, Vanellus vanellus                   -         -         -         -         -         -         -         -         -    10             -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Lachmöwe, Larus ridibundus                   -    16        80             -         -         -         -         -         -         -         -         -    40             -    66            8          -         -         -         -         -
Löffelente, Anas clypeata                    -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -        2          -         -         -         -         -         -
Silbermöwe, Larus argentatus                 -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Singschwan, Cygnus olor                      -         -         -         -   113             -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Stockente, Anas platyrhynchos                -         -         -         -         -         -    25             -         -    17             -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Sturmmöwe, Larus canus                       -         -         -    52             -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Weißstorch, Ciconia ciconia                  -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -        1          -         -         -         -         -         -         -
Zwergschwan, Cygnus bewickii                 -         -         -         -    36             -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -         -
Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer Feld“ (Gemeinde Molbergen)
– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                   12

6.2     Rastende nordische Schwäne
        Im Folgenden werden die erfassten Vorkommen rastender Sing- und Zwergschwäne näher
        erläutert. Die Ergebnisse der Untersuchungen zu überfliegenden Schwänen und Gänsen
        sowie zu Rastbeständen an der Thülsfelder Talsperre liegen in einem gesonderten Fach-
        gutachten vor (Avifaunistischer Fachbeitrag – Gastvögel, Teil 2). Gleiches gilt für die Unter-
        suchung zu potenziellen Nahrungsflächen im Südwesten des geplanten Windparks.

        Singschwan (Cygnus cygnus)
        Anhang I EU-Vogelschutzrichtlinie
        Streng geschützt nach BNatSchG
        Rastende Singschwäne wurden innerhalb des Untersuchungsraumes an drei Beobach-
        tungstagen gesichtet: Am 30.11.2013 wurden 64 rastende Exemplare auf einer Ackerfläche
        östlich der Landesstraße 831 im Westen des Untersuchungsraumes beobachtet. Am
        5.12.2013 hielten sich im gleichen Raum noch insgesamt 17 Vögel auf. Am 31.01.2014
        wurde im Bereich „Dwergter Feld“ am nordöstlichen Gebietsrand ein Trupp aus 59 Sing-
        schwänen angetroffen, der mit Zwergschwänen vergesellschaftet war (Entfernung zur ge-
        planten Windparkfläche: ca. 1,2 km). Am gleichen Vormittag hielten sich des Weiteren 54
        rastende Singschwäne auf einem Acker im Bereich „Tempelshöhe“ im westlichen Untersu-
        chungsraum auf (Entfernung zur geplanten Windparkfläche: ca. 1,5 km). Es ist zu vermuten,
        dass es sich bei den beobachteten Trupps um Vögel handelte, die die Thülsfelder Talsperre
        als Schlafgewässer nutzten.

        Zwergschwan (Cygnus bewickii)
        Anhang I EU-Vogelschutzrichtlinie
        Besonders geschützt nach BNatSchG
        Am 30.11.2013 wurden 140 Zwergschwäne auf einer Ackerfläche am westlichen Rand des
        Untersuchungsraumes beobachtet (westlich der Landesstraße 831). Am 31.01.2014 wurde
        im Bereich „Dwergter Feld“ am nordöstlichen Gebietsrand ein Trupp aus 36 Zwergschwä-
        nen gesichtet. Die Vögel waren in beiden Fällen mit Singschwänen vergesellschaftet.

        Zusammenfassende Einschätzung und Diskussion
        Sing- und Zwergschwan
        Die Untersuchungsergebnisse belegen, dass Teile des untersuchten Raumes (2.000-m-
        Umkreis um den geplanten Windpark) von rastenden Sing- und Zwergschwänen, nicht je-
        doch von nordischen Gänsen als Nahrungsfläche genutzt werden. Innerhalb des Zählzeit-
        raumes zwischen Ende Dezember 2013 und Mitte März 2014 fand diese Nutzung unregel-
        mäßig und in geringer Häufigkeit statt. Für den Zwergschwan wurde dabei als höchste Be-
        wertung nationale Bedeutung und für den Singschwan regionale Bedeutung erreicht (s. Ta-
        belle 6). Die rastenden Vögel hielten sich auf offenen Ackerflächen in den Bereichen mit
        den Flurbezeichnungen „Dwergter Feld“ und „Tempelshöhe“ auf (etwa 1,2 km nordöstlich
        und ca. 1,5 km nordwestlich der Fläche des geplanten Windparks). Die Fläche des geplan-
        ten Windparks wurde nicht von rastenden Schwänen genutzt.
        Saatgans und Blässgans
        An nordischen Gänsen wurden im Rahmen der vorliegenden Untersuchung überfliegende
        Trupps der Arten Saatgans und Blässgans gesichtet. Äsungsflächen innerhalb der Fläche
        des geplanten Windparks und eines 2.000-m-Umkreises konnten nicht nachgewiesen wer-
        den.

         Planungsbüro Diekmann & Mosebach – Oldenburger Straße 86 – 26180 Rastede
Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer Feld“ (Gemeinde Molbergen)
– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                   13

6.3                  Greifvögel und sonstige Gastvogelarten
        An Greifvögeln, die sich im Offenland und in halboffenen Bereichen als Nahrungsgäste auf-
        hielten, wurden die Arten Mäusebussard, Wanderfalke, Habicht, Kornweihe, Rohrweihe,
        Rotmilan und Sperber sowie jeweils an einem Beobachtungstag Seeadler, Wespenbussard
        und Turmfalke nachgewiesen. Häufigste und stetigste Art war der Mäusebussard, der re-
        gelmäßig mit etwa 5 bis 7 Exemplaren im Untersuchungsgebiet vertreten war. Die Art ist,
        ebenso wie Wanderfalke, Habicht und Sperber, auch Brutvogel im Gebiet. Anzunehmen ist,
        dass zumindest einige dieser Individuen sich ganzjährig im Untersuchungsraum aufhalten.
        Davon auszugehen ist auch, dass im Spätherbst / Winter Zuzug von Individuen aus nördli-
        chen und nordöstlichen Populationen erfolgte. Räumliche Schwerpunkte waren für den
        Mäusebussard nicht auszumachen.
        Als typischer Wintergast wurde die Kornweihe vier Mal im Gebiet gesichtet. Die Beobach-
        tungen gelangen am nordwestlichen oder am nordöstlichen Rand des Untersuchungsge-
        bietes.
        An drei Beobachtungstagen im April und Mitte Mai 2014 wurden überfliegende Rohrweihen
        im Gebiet beobachtet. Zwei Mal wurde die Fläche des geplanten Windparks überflogen. Es
        handelte sich vermutlich um Durchzügler.
        Durchzügler-Status ist auch für die Sumpfohreule anzunehmen, die mit einem Exemplar am
        13.03.2014 im Bereich „Dwergter Feld“ beobachtet wurde. Als einzige Eulenart unternimmt
        die Sumpfohreule weitere Wanderungen zwischen ihren Brut- und Überwinterungs-gebie-
        ten.
        Vom Rotmilan liegen zwei Frühjahrs-Beobachtungen ziehender Individuen am nordwestli-
        chen und südwestlichen Rand des Untersuchungsraumes vor.
        Der Große Brachvogel wurde an zwei Beobachtungstagen im April 2014 als Durchzügler
        über der Ackerfläche im Bereich „Tempelshöhe“ beobachtet. Flugrichtung war Ost / Nord-
        ost.
        Die oben besprochenen Greifvögel sowie sonstige im Gebiet nachgewiesene Durchzügler,
        Winter- oder Nahrungsgäste sind in Tabelle 4 aufgelistet. Diese Vogelarten zählen nicht zu
        den nach KRÜGER et al. (2013) für die Bewertung von Gastvogellebensräumen maßgebli-
        chen Spezies.

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– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                                  14

Tabelle 4       Liste der sonstigen im Offenland nachgewiesenen Durchzügler, Nahrungs-
                und Wintergäste
 Artname                               Stetigkeit   Bemerkungen                                                 RLW1)
 Greifvögel, Eulen, Limikolen und Kraniche
 Großer Brachvogel,                     gering      2 Beobachtungen überfliegender Expl. im April 2014 -
 Numenius arquata                                   im Bereich „Tempelshöhe“ im Nordwesten des UG: 3
                                                    Expl. am 16.04.2014 und 1 Expl. am 24.04.2014
 Habicht, Accipiter gentilis         mittel bis hoch Jahresvogel, Brut in Wald nordöstl. Grönheim           -
 Kornweihe, Circus cyaneus             gering bis   mittelhäufiger Wintergast, insgesamt 4 Beob. Nah-       IIw
                                         mittel     rung suchender Expl. außerhalb der Brutzeit (v. a.
                                                    nordwestl. u. nordöstl. der gepl. WP-Fläche)
 Kranich, Grus grus                     gering      1 Beob. am 07.02.2014: 2 Expl. über die gepl. WP-       -
                                                    Fläche in Richt. NO abfliegend
 Mäusebussard, Buteo buteo               hoch       stetiger und häufiger Jahresvogel / Wintergast, ver-    -
                                                    mutl. Zuzug aus östl. / nordöstl. Regionen
 Rohrweihe, Circus aeruginosus          gering      drei Beobachtungen überfliegender Exemplare: 1          -
                                                    Expl. am 04.04.2014, 1 Expl. am 17.05.2014 im Be-
                                                    reich „Hohes Feld“ und 2 Expl. (Paar) am 17.05. (am
                                                    Westrand der WP-Fläche kreisend und nach NO ab-
                                                    fliegend)
 Rotmilan, Milvus milvus                gering      2 Expl. am 24.03. am südwestlichen und nordwestli-      IIIw
                                                    chen Gebietsrand, vermutlich Durchzügler während
                                                    des Frühjahrszuges
 Sperber, Accipiter nisus                mittel     mittlere Nachweishäufigkeit, Jahresvogel im Gebiet      -
 Sumpfohreule, Asio flammeus            gering      1 Expl. am 13.03.2014 überfliegend im Bereich           Iw
                                                    „Dwergter Feld“, vermutl. Durchzügler
 Turmfalke, Falco tinnunculus           gering      1 Expl. am 29.08. nahrungssuchend über Ackerflä-        -
                                                    che im westl. UG
 Wanderfalke, Falco peregrinus2)         hoch       Fünf Beobachtungen, davon drei Beob. im Bereich         Vw
                                                    „Hohes Feld“ westl. sowie zwei weitere Beob. unmit-
                                                    telbar östl. d. gepl. WP-Fläche, vermutl. Jahresvögel
 Sonstige Durchzügler und Wintergäste
 Bachstelze, Motacilla alba              mittel     Durchzug kleinerer Trupps im Frühjahr / Herbst          -
 Birkenzeisig, Carduelis flammea        gering      Durchzug kleinerer Trupps im Frühjahr                   -
 Bluthänfling, Carduelis cannabina       mittel     Durchzug kleinerer Trupps im Frühjahr / Herbst          -
 Dohle, Corvus monedula                  mittel     Jahresvogel                                             -
 Elster, Pica pica                       hoch       Jahresvogel                                             -
 Erlenzeisig, Carduelis spinus          gering      Sporadischer Wintergast                                 -
 Fasan, Phasianus colchicus              hoch       Jahresvogel                                             -
 Feldlerche, Alauda arvensis            gering      Durchzug kleinerer Trupps im Frühjahr / Herbst          -
 Feldsperling, Passer montanus           hoch       Jahresvogel                                             -
 Goldammer, Emberiza citrinella          mittel     Jahresvogel                                             -
 Rabenkrähe, Corvus corone co-                                                                              -
 rone                                    hoch       Jahresvogel
 Ringeltaube, Columba palumbus           hoch       Jahresvogel, im Herbst Durchzügler nördlicher und       -
                                                    nordöstlicher Provenienz in Trupps bis max. 350
                                                    Expl.
 Rotdrossel, Turdus iliacus             gering      Durchzug kleinerer Trupps im Frühjahr / Herbst, im      -
                                                    Winter selten geringere Anzahlen mit Wacholder-
                                                    drosseln vergesellschaftet
 Saatkrähe, Corvus frugilegus            mittel     Im Winterhalbjahr Nahrungsgäste in kleinen Trupps       Vw

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– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                                    15

 Artname                                Stetigkeit    Bemerkungen                                                 RLW1)
 Star, Sturnus vulgaris                   hoch        Außerhalb der Wintermonate regelmäßiger Nah-            -
                                                      rungsgast auf Grünlandflächen, Truppgröße meist
                                                      100 bis 400 Expl.
 Stieglitz, Carduelis carduelis           mittel      Durchzug kleinerer Trupps im Frühjahr / Herbst          -
 Wacholderdrossel, Turdus pilaris         hoch        Durchzügler und Wintergast, regelmäßig und häufig       -
                                                      in Trupps zwischen 30 und 250 Expl. im Gebiet
 Wiesenpieper, Anthus pratensis           gering      Durchzug kleinerer Trupps im Frühjahr / Herbst          -
        1) RLW, Rote Liste wandernder Vogelarten (HÜPPOP et al. 2013): 1w = vom Erlöschen bedroht, IIw = stark ge-
           fährdet, IIIw = gefährdet, Vw = Vorwarnliste
        1) Wanderfalke: Im Frühjahr 2014 gab es einen Brutversuch eines Paares auf dem Peheimer Fernsehturm, der

           jedoch aufgrund von Unruhe durch Wartungsarbeiten nicht erfolgreich war. Außerdem wurde eine in den
           Vorjahren noch vorhandene Nisthilfe entfernt (s. hierzu auch „Ornithologischer Fachbeitrag zur Potenzialflä-
           che Windkraft „Grönheimer Feld“ - Brutvögel“).

7.0     Bewertung

7.1                   Methodische Hinweise
        Für die Bewertung der Gastvogelbestände im Untersuchungsraum (2.000-m-Umkreis) wur-
        den die „Quantitativen Kriterien zur Bewertung von Gastvogellebensräumen in Niedersach-
        sen, 3. Fassung“ nach KRÜGER et al. (2013) herangezogen. Dieses Bewertungsverfahren
        bezieht sich – von wenigen Ausnahmen abgesehen - auf Wasser- und Watvögel. Für jede
        Vogelart (teilweise auch Unterart) aus dieser Gruppe werden Mindestbestandszahlen an-
        gegeben, aus denen sich für ein Gebiet eine lokale, regionale, landesweite, nationale oder
        internationale Bedeutung ableitet. Die Angabe der Bestandszahlen erfolgt separat für drei
        generalisierte Naturräume in Niedersachsen. Die Kriterien errechnen sich aus den ge-
        schätzten landesweiten, nationalen und internationalen Bestandszahlen einer Art, die für
        bestimmte Vogelarten mit einem Verantwortungsfaktor verrechnet wurden. Dieser Faktor
        wurde für Arten definiert, die mit einem besonders hohen Individuenanteil am nationalen
        Bestand in Niedersachsen vertreten sind ( 20%, dies gilt beispielsweise für die meisten
        nordischen Gänsearten). Für alle Bewertungsebenen gilt, dass ein Gebiet nur dann eine
        bestimmte Bedeutung erreicht, wenn für mindestens eine Art das entsprechende Kriterium
        in der Mehrzahl der untersuchten Jahre, z. B. in drei von fünf Jahren, erreicht wird. Bei nur
        kurzzeitiger Untersuchungsdauer, wie dies z. B. bei Eingriffsplanungen die Regel ist, muss
        jedoch im Sinne des Vorsorgeprinzips davon ausgegangen werden, dass eine Bedeutung
        des Gebietes auch bei nur einmaligem Überschreiten des Kriterienwertes gegeben ist (vor-
        läufige Bedeutung). Die Ergebnisse aus einjährigen Untersuchungen werden aus pragma-
        tischen Gründen von den Naturschutzbehörden als ausreichend angesehen.
        Die Zuordnung der quantitativen Kriterien zu den Wertstufen nach KRÜGER et al. (2013)
        zeigt Tabelle 5.

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– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                                 16

Tabelle 5      Quantitative Kriterien und Wertstufen nach KRÜGER et al. (2013)
  Gastvogelgebiet...                                          Gebiet beherbergt...
  ...von lokaler Bedeutung                                    ...25% der Wasser- oder Watvögel des landeswei-
                                                              ten Kriterienwertes der entsprechenden Region
  ...von regionaler Bedeutung                                 ...50% der Wasser- oder Watvögel des landeswei-
                                                              ten Kriterienwertes der entsprechenden Region
  ...von landesweiter Bedeutung                               ...2% des durchschnittlich maximalen landesweiten
                                                              Bestandes
  ...von nationaler Bedeutung                                 ...1% des durchschnittlichen maximalen nationalen
                                                              Bestandes
  ...von internationaler Bedeutung                            ...1% der Individuen einer biogeographischen Popu-
                                                              lation

7.2                   Bewertung des Untersuchungsraumes
        Nachfolgend wird auf die Bedeutung der im Untersuchungsraum liegenden Teilgebiete als
        Gastvogellebensraum eingegangen. Tabelle 6 zeigt die Ergebnisse in der Übersicht.
        Bei Anwendung des Bewertungsverfahrens nach KRÜGER et al. (2013) wurden für die Gast-
        vogelarten Zwerg- und Singschwan sowie für die Sturmmöwe Bestandszahlen erfasst, die
        zur Einstufung eines Gebietes als bedeutsamer Gastvogellebensraum führen (s. unten und
        Tabelle 6).
        Die höchste Bewertung ergibt sich für das Vorkommen des Zwergschwans, der einmal mit
        nationaler Bedeutung im Nordwesten des Untersuchungsraumes nachgewiesen wurde.
        Für die drei genannten bewertungsrelevanten Arten werden die folgenden in Plan 2 (s. An-
        hang) dargestellten bedeutsamen Gastvogellebensräume abgegrenzt.
        Teilraum 1: Wellige Ackerflächen im Bereich „Dwergter Feld“
        Dieses rund 100 ha große Gebiet liegt im Nordosten des Untersuchungsraumes, etwa
        500 m nordöstlich der Fläche des geplanten Windparks. Vorherrschend ist intensiv genutz-
        tes Ackerland auf nach Nordosten leicht ansteigendem Gelände mit welligem Mikrorelief.
        Im südlichen Drittel befindet sich ein Feldgehölz.
        In diesem Teilraum wurde an einem Beobachtungstag Ende Januar 2014 ein Trupp aus
        nahrungssuchenden Sing- und Zwergschwänen gesichtet. Insgesamt wurde dieser Teil-
        raum jedoch in sehr geringem Umfang von Gastvögeln frequentiert.
        Aus den festgestellten Tagemaxima leitet sich für Teilraum 1 eine regionale Bedeutung für
        Sing- und Zwergschwan ab (s. Tabelle 6).
        Teilraum 2: Ackerflächen zwischen Peheim und Neumarkhausen
        Dieser knapp 300 ha große Teilraum umfasst einen größeren zusammenhängenden Acker-
        komplex im Bereich mit der Flurbezeichnung „Tempelshöhe“ sowie weitere westlich der
        Landesstraße 831 liegende Ackerflächen. Das Gelände ist von welligem Relief. An der Lan-
        desstraße befinden sich einige landwirtschaftliche Hofgrundstücke mit teils älterem Baum-
        bestand, die eine Nord-Süd-Zäsur für innerhalb dieses Teilraumes darstellen. Der Teilraum
        liegt im Nordwesten des Untersuchungsraumes etwa 600 m von der geplanten Windpark-
        fläche entfernt.
        In diesem Teilraum wurden für die Arten Zwergschwan, Singschwan und Sturmmöwe an
        jeweils einem Termin Individuenzahlen registriert, die den jeweiligen Schwellenwert für na-
        tionale, regionale und lokale Bedeutung überschritten. Die genannte Bedeutung wurde an
        je einem Beobachtungstag zwischen November 2013 und Ende Januar 2014 erreicht. Wei-
        tere in diesem Teilraum vorkommende Arten waren Kornweihe (4 Beobachtungen), Lach-
        möwe (4 Beob. mit geringen Abundanzen), Ringeltaube sowie an je einem Beobachtungs-
        tag Herings- und Silbermöwe sowie Graureiher in sehr geringen Anzahlen (< 5 Individuen).

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Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer Feld“ (Gemeinde Molbergen)
– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                                                                          17

 Tabelle 6             Gebietsbewertung nach KRÜGER et al. (2013)
   Art            Erforderliche Mindestanzahl           Bedeutung        Tagesmaxima im Teilraum Datum           Teilraum
                  nach KRÜGER et al. (2013)*                             (Anzahl Individuen)
   Zwerg-              110                               national                    150            30.11.2013   Teilgebiet 2: Ackerflächen zwischen Peheim
   schwan                                                                                                        und Neumarkhausen
                         30                              regional                     36            31.01.2014   Teilgebiet 1: Wellige Ackerflächen im Bereich
                                                                                                                 „Dwergter Feld“
   Singschwan            90                              landesweit                  106            30.11.2013   Teilgebiet 2: Ackerflächen zwischen Peheim
                                                                                                                 und Neumarkhausen
                         45                              regional                     59            31.01.2014   Teilgebiet 1: Wellige Ackerflächen im Bereich
                                                                                                                 „Dwergter Feld“
                         45                              regional                     54            31.01.2014   Teilgebiet 2: Ackerflächen zwischen Peheim
                                                                                                                 und Neumarkhausen

   Sturmmöwe             65                              lokal                        78            21.12.2013   Teilgebiet 2: Ackerflächen zwischen Peheim
                                                                                                                 und Neumarkhausen
 * Region „Tiefland“
 Hinweis: Es ist zu beachten, dass sich die angegebenen Bestandszahlen für die Sturmmöwe durch Addition mehrerer Trupps an einem Beobachtungstag inner-
 halb des Teilgebietes ergeben.

                                      Planungsbüro Diekmann & Mosebach – Oldenburger Straße 86 – 26180 Rastede
Avifaunistischer Fachbeitrag zur Potenzialfläche Windkraft „Grönheimer Feld“ (Gemeinde Molbergen)
– Gastvögel, Teil 1: Gastvögel im 2.000-m-Umkreis                                                   18

8.0     Zusammenfassende Einschätzung
        Im Rahmen der durchgeführten Erfassung wurden elf Vogelarten als Gastvögel nachgewie-
        sen, die in Niedersachsen für die Bewertung von Gastvogellebensräumen herangezogen
        werden. Die Arten treten mit vorwiegend geringer bis sehr geringer Stetigkeit und in meist
        geringen Individuenzahlen im Gebiet auf. An bewertungsrelevanten Gastvogelspezies vier
        Möwenarten nachgewiesen, die üblicherweise im Winterhalbjahr im Binnenland vorkom-
        men. Die Vorkommen konzentrierten sich auf die zusammenhängenden weitgehend offe-
        nen Ackerbereiche im westlichen, vereinzelt auch im südlichen Untersuchungsraum. Die
        Individuenzahlen waren überwiegend gering. Lediglich für die Sturmmöwe wurde am west-
        lichen Rand des Untersuchungsgebietes lokale Bedeutung erreicht. Vertreter weiterer Ar-
        tengruppen (z. B. Limikolen oder Entenarten) kamen nur sehr sporadisch und in sehr gerin-
        gen Anzahlen vor. Häufigste Gastvogelart innerhalb des überwiegend halboffenen Bereichs
        des geplanten Windparks war die Wacholderdrossel als Wintergast. Daneben wurde die
        Ringeltaube im gesamten Untersuchungsraum regelmäßig und zahlreich angetroffen.
        Rastende nordische Schwäne wurden nur an wenigen Beobachtungstagen beobachtet. Für
        den Offenlandbereich im nordöstlich gelegenen Dwergter Feld wurde dabei nationale Be-
        deutung für den Zwergschwan und für die Ackerflächen im Westen regionale Bedeutung für
        den Singschwan erreicht. Nordische Gänse wurden im Untersuchungsraum nicht als Rast-
        vögel nachgewiesen. Die vorliegende Untersuchung stützt die Annahme, dass die Haupt-
        Nahrungsgebiete der nordischen Gänse und Schwäne außerhalb des untersuchten 2.000-
        Radius um den geplanten Windpark liegen.
        Es kamen insgesamt neun Greifvogelspezies im Gebiet vor, von denen die Arten Mäuse-
        bussard, Wanderfalke, Habicht und Sperber am häufigsten gesichtet wurden. Die genann-
        ten Arten hielten sich zum großen Teil ganzjährig im Gebiet auf. Die Kornweihe war spora-
        discher bis mittelhäufiger Wintergast überwiegend im Bereich des Offenlandes im westli-
        chen Untersuchungsraum. Hervorzuheben ist des Weiteren eine Einzelbeobachtung eines
        Seeadlers im zentralen Untersuchungsgebiet.
        Insgesamt war das Rastgeschehen im Verhältnis zu vergleichbaren Untersuchungsräumen
        im nordwestdeutschen Raum eher gering ausgeprägt.

9.0     Hinweise für die weitere Planung
        Für den Untersuchungsraum „Grönheimer Feld“ wurde insgesamt ein geringes Aufkommen
        von Rastvögeln festgestellt. Das Eintreten von Konflikten mit dem besonderen Artenschutz
        nach §§ 44ff. BNatSchG ist daher unwahrscheinlich.

             Planungsbüro Diekmann & Mosebach – Oldenburger Straße 86 – 26180 Rastede
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