Gender - Diversität - Wikipedia

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Gender - Diversität - Wikipedia
Gender – Diversität – Wikipedia
Vielfalt gemeinsam gestalten

Arbeitspapier im Rahmen des Projektes “Wikipedia Diversity” von Wikimedia Deutschland e.V.
(WMDE) in Kooperation mit dem Gender- und Technik-Zentrum (GuTZ) der Beuth Hochschule
für Technik Berlin, Berlin September 2013

Projektleitung:

Beuth Hochschule für Technik Berlin
Prof. Dr. Ilona Buchem
Gastprofessur Digitale Medien und Diversität
Beuth Hochschule für Technik Berlin | Gender- und Technik-Zentrum
Luxemburger Str. 10 | 13353 Berlin
Tel. (030) 4504 5243 | E-Mail: buchem@beuth-hochschule.de
Webseite: http://prof.beuth-hochschule.de/buchem
Wikipedia Benutzerin: Ilona Buchem (Beuth)

Wikimedia Deutschland e.V.
Julia Kloppenburg
Wikimedia Deutschland e.V. | Bildung und Wissen
Obentrautstraße 72 | 10963 Berlin
Tel. (030) 219 158 260 | E-Mail: julia.kloppenburg@wikimedia.de
Webseite: http://www.wikimedia.de/
Wikipedia Benutzerin: Julia Kloppenburg (WMDE)

 Der Leitfaden zur Förderung von Gender-Diversity in der Wikipedia steht unter einer Creative Commons
            Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz.

                                                                                                        1
Gender - Diversität - Wikipedia
Inhalt
1 Einleitung ................................................................................................................................. 3
2 Diversität und die Bedeutung für Wikipedia .............................................................................. 4
   2.1 Diversität und Zusammenarbeit in Gruppen ....................................................................... 5
   2.2 Gender Diversity und Genderkompetenz ........................................................................... 6
3 Beteiligung an der Erstellung von Wikipedia ............................................................................. 6
   3.1 Männer und Frauen in der Wikipedia ................................................................................. 7
   3.2 Gründe für eine niedrige Frauenbeteiligung in der Wikipedia ............................................. 9
4 Was bedeutet die niedrige Beteiligung von Frauen für die Wikipedia?.................................... 11
   4.1 Verzerrungen in der Darstellung von Wissen ................................................................... 12
   4.2 Meinungen der WikipedianerInnen zur niedrigen Beteiligung von Frauen ........................ 13
5 Zentrale Handlungsfelder und Beitrag der WikipedianerInnen zu Diversität in der Wikipedia . 14
6 Literatur .................................................................................................................................. 16
7 Projekt und Projektpartner ...................................................................................................... 19

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1 Einleitung                                     viduell erbrachte Leistung für Wikipedia an-
                                                 erkannt und wertgeschätzt wird und dass in
Viele WikipedianerInnen setzen sich für die      schwierigen Situationen jede Person auf
Entwicklung von Wikipedia und der Wikipe-        einen fairen Umgang vertrauen und auf die
diagemeinschaft ein. Dieses Engagement           Unterstützung und Solidarität der Gemein-
der WikipedianerInnen bei der Erarbeitung        schaft zurückgreifen kann.
und Bereitstellung von Freiem Wissen ist
ohne Zweifel beispielhaft. Soll auch langfris-   Vor diesem Hintergrund ist dieses Arbeits-
tig die Vielfalt anspruchsvoller Beiträge si-    papier im Rahmen des Projektes “Wikipedia
chergestellt werden, so gewinnt die bewuss-      Diversity” von Wikimedia Deutschland e.V.
te soziale Gestaltung von Wikipedia immer        und dem Gender- und Technik-Zentrum der
mehr an Bedeutung. Denn für eine erfolgrei-      Beuth Hochschule für Technik Berlin ent-
che Zusammenarbeit von tausenden Freiwil-        standen. Mit Informationen aus Forschung
ligen, die täglich auf Bearbeitungs- und Dis-    und Praxis, sowie Ideen und Konzepten, die
kussionsseiten von Wikipedia einen Beitrag       wir in diesem Arbeitspapier vorstellen, möch-
zur größten Wissenssammlung und zentra-          ten wir einen Beitrag zur Weiterentwicklung
len Anlaufstelle für enzyklopädisches Wissen     von Wikipedia leisten und gemeinsam mit
leisten, ist die Wertschätzung von Vielfalt,     WikipedianerInnen neue Wege für mehr Viel-
Toleranz sowie Solidarität in der Verschie-      falt in der Wikipedia finden. Dabei richten wir
denheit unverzichtbar.                           im ersten Schritt unser Augenmerk auf das
                                                 Handlungsfeld “Gender”, um die Beteiligung
Angesichts der sinkenden Autorenzahlen,          von Frauen in der Wikipedia nachhaltig zu
des geringen Anteils von Frauen in der Wi-       verbessern. Die Fragen, die uns beschäfti-
kipedia und der sich stets verändernden          gen sind: Warum beteiligen sich nur wenige
Strukturen innerhalb des Systems, ist es für     Frauen in der Wikipedia? Welche Bedeutung
die Wikipediagemeinschaft entscheidend,          hat eine niedrige Frauenbeteiligung für die
Wikipedia gemeinsam und fortlaufend als          Wikipedia? Und: Wie können mehr Frauen
einen inklusiven Raum zu gestalten. Inklusiv     dafür begeistert werden, Wikipedia mitzuge-
bedeutet vor allem, dass sich Wikipediane-       stalten?
rInnen aktiv und aus eigenem Antrieb daran
beteiligen, Vielfalt mit Wertschätzung zu be-    Das vorliegende Arbeitspapier ist das Er-
gegnen. Die Wikipediagemeinschaft und            gebnis der ersten Analysephase im Projekt
jede/r einzelne WikipedianerIn trägt mit je-     “Wikipedia Diversity”. Die erste Projektphase
dem Edit und jedem Diskussionsbeitrag da-        umfasste Recherchen zum aktuellen Stand
zu bei, Wikipedia weiterzuentwickeln. Um         der Editorenschaft der Wikipedia, Analysen
einen Raum zu schaffen, in dem sich Men-         vorhandener Forschungsarbeiten aus dem
schen einbringen und Freude am gemein-           deutsch- und englischsprachigen Raum,
samen Editieren haben, ist es wichtig, dass      Einzelgespräche mit EditorInnen sowie ex-
sich langjährige und neue Editoren und Edi-      plorative Interviews mit WikipedianerInnen.
torinnen in der Wikipedia willkommen fühlen      Unter dem Stichwort “Gender Diversity” steht
und sich gleichberechtigt beteiligen können.     vor allem unser Interesse am Miteinander in
Dafür müssen WikipedianerInnen gemein-           der Wikipedia im Vordergrund, aber auch an
sam und einzeln dafür sorgen, dass die indi      Möglichkeiten, innerhalb der Wikipedia Ge-
                                                 meinschaft für Diversitätsaspekte zu sensibi-

                                                                                              3
lisieren, um einen wertschätzenden Umgang            ●   Unsere Vielfalt Jugendprojekt,
bspw. in Konfliktsituationen zu bewirken. In             URL: http://www.unserevielfalt.de
diesem Papier beschreiben wir, was über die          ●   Chancengerechtigkeit in Bildung und For-
Geschlechterverhältnisse in der Wikipedia                schung,
                                                         URL: http://www.bmbf.de/de/474.php
aus der Praxis und Forschung bekannt ist,
                                                     ●   Frauen und Gleichstellungsbeauftragte an
warum eine stärkere Beteiligung von Frauen
                                                         Hochschulen, URL:http://www.bukof.de/
für die Wikipedia wichtig ist, welchen Ein-
fluss die Kluft zwischen der Anzahl von weib-
lichen und männlichen EditorInnen auf die            Es gibt verschiedene Arten von Diversität,
Qualität von Wikipedia haben kann und                die im Kontext von Wikipedia relevant sein
überlegen, wie jede/r WikipedianerIn zu ei-          können, z.B. soziodemographische Diversi-
nem wertschätzenden Umgang miteinander               tät (u.a. Alter, Geschlecht, Herkunft), organi-
beitragen kann.                                      sationsstrukturbezogene        Rollendiversität
                                                     bzw. Rollenvielfalt innerhalb Organisations-
Wir freuen uns auf den Austausch und Ideen           bzw. Gemeinschaftsstrukturen (u.a. Edito-
zu Gender Diversity in der Wikipedia!                rInnen, AutorInnen), sowie die so genannte
                                                     epistemische Diversität z.B. des in der Wi-
                                                     kipedia dargestellten Wissens, d.h. Wis-
                                                     sensdiversität (u.a. Themenvielfalt, Quellen-
2 Diversität und die Bedeutung für                   auswahl).
Wikipedia
                                                     Die epistemische Diversität bzw. Wissens-
Diversität bedeutet Vielfalt und Unterschied-        diversität umfasst solche Aspekte wie die
lichkeit zugleich. Der soziologische Begriff         Vielfalt von Themen, Perspektiven, Rele-
„Diversity“ beschreibt ein Konzept zur Förde-        vanz- und Selektionskriterien, u.a. in Bezug
rung von Vielfalt und zur Herstellung von            auf die Auswahl von relevanten Informatio-
Chancengerechtigkeit. Diversity kann sich            nen und Quellen, sowie Herangehensweisen
dabei auf die Förderung von u.a. kultureller,        bei der Erstellung von Wikipedia-Artikeln,
altersbezogener oder geschlechtsspezifi-             u.a. Umfang und Art von Ressourcen in ei-
scher Vielfalt beziehen. Das Diversity Kon-          nem Wissensbestand, Perspektiven in einem
zept hat seinen Ursprung in der amerikani-           Fachgebiet (zum Begriff “epistemische
schen Bürgerrechtsbewegung und wird heu-             Diversität” vgl. Gläser, 2012). Das Spektrum
te mit den Forderungen nach Gleichstellung,          der soziodemographischen Diversität reicht
Chancengerechtigkeit, Antidiskriminierung,           von den Kategorien Geschlecht, Ethnizität,
Partizipation und Inklusion in einen Zusam-          Nationalität, Alter, Behinderung, bis hin zu
menhang gebracht.                                    Religion, sexueller Orientierung, Einkom-
Einige Beispiele für Initiativen und Maßnah-         men, Familienstand und Bildungsstand (zum
men im Bereich Diversity sind:                       Begriff “demographische Diversität” vgl. Mo-
                                                     hammed und Angel, 2004). Die Rollendiver-
●   Diversity Charter,                               sität innerhalb der Wikipedia-Gemeinschaft
    URL:http://ec.europa.eu/justice/discrimination   bezieht sich auf die Vielfalt der Rollen, wel-
    /diversity/diversity-charters/
                                                     che in der Wikipedia angenommen werden
●   Charta der Vielfalt,
                                                     können, u.a. EditorIn, SichterIn, Administra-
    URL: http://www.charta-der-vielfalt.de

                                                                                                    4
torIn (zum Begriff “Rollendiversität” vgl. Gab-       gegriffen werden. Dadurch entsteht eine
riel und Liimatainen, 2000).                          höhere kognitive Diversität, welche zu
                                                      besseren Leistungen führen kann, insbe-
Diese drei Arten von Diversität sind nur Bei-         sondere bei Aufgaben, bei denen hohe
spiele dafür, dass Diversität ein mehrdimen-          kognitive Flexibilität benötigt wird (Jans,
sionales und komplexes Konzept darstellt.             2004; Boerner, Keding & Hüttermann,
                                                      2012).

                                                     Prozessperspektive: Soziodemographi-
2.1 Diversität und Zusammenarbeit                     sche Diversität kann jedoch auch zu dys-
in Gruppen                                            funktionalen Störungen der Gruppenpro-
                                                      zesse und Organisationsabläufe beitra-
Wir wissen noch wenig darüber, welche                 gen. Da typischerweise Ähnlichkeiten zu
Wechselwirkungen zwischen den verschie-               einer höheren wahrgenommenen Attrak-
denen Arten und Dimensionen von Diversität            tivität der Interaktionspartner führen,
bei der gemeinsamen Wissensproduktion in              kommunizieren Personen, die sich als
der Wikipedia bestehen. Einige Hypothesen             ähnlich betrachten, häufiger und intensi-
können aus der Forschung zu Effekten von              ver miteinander. Häufige Kommunikation
Diversität in heterogenen Teams in Organi-            reduziert Konflikte und schafft eine grö-
sationen abgeleitet werden. Aus dieser For-           ßere affektive und soziale Verbunden-
schung ist u.a. bekannt, dass Diversität so-          heit. Die wahrgenommene Unähnlichkeit
wohl positive als auch negative Effekte auf           oder Andersartigkeit kann folglich zu ei-
Gruppenleistungen haben kann (Jans, 2004;             nem höheren Konfliktniveau und geringe-
Boerner, Keding & Hüttermann, 2012). Die              rer sozialer Integration führen. Die Folge
verschiedenen Effekte können aus der Res-             ist häufig eine Spaltung heterogener
sourcen- und Prozessperspektive betrachtet            Teams in In-Groups (Eigengruppen) und
werden:                                               Out-Groups (Fremdgruppen). Innerhalb
                                                      der In-Groups entstehen stärkere soziale
   Ressourcenperspektive: Soziodemographi-           Bindungen und ein starkes “Wir-Gefühl”,
    sche Diversität wird zum einen als eine           welches allerdings die Ausgrenzung “der
    wertvolle Ressource betrachtet, da an-            Anderen”, der Outgroup, verstärken kann
    genommen wird, dass heterogene                    (Jans, 2004; Boerner, Keding & Hütter-
    Teams über ein größeres Potential an              mann, 2012).
    Fachwissen, Erfahrungen, Einstellungen
    und Perspektiven verfügen als homoge-         Daraus folgt für die Wikipedia: Um negative
    ne Teams. Das kann zu verbesserten            Effekte von Vielfalt zu vermeiden, sind In-
    Entscheidungsfindungsprozessen und zu         formationen über die Gestaltungsmöglichkei-
    innovativeren Lösungen führen. Durch          ten diverser Gruppen und eine bewusste
    die Zusammensetzung von Teams aus             Auseinandersetzung mit den eigenen Hal-
    Personen unterschiedlichen Alters, Ge-        tungen gegenüber Vielfalt unverzichtbar.
    schlechts, kulturellen Hintergrunds o.Ä.      Darüber hinaus ist Wissensvielfalt die Ba-
    kann auf eine größere Bandbreite an           sislegitimation der Wikipedia und damit ein
    Wissen und Lebenserfahrungen zurück-          qualitätsbestimmendes Merkmal. Sozio-
                                                  demographische Diversität ermöglicht kogni-

                                                                                               5
tive Diversität, die wiederum die Vorausset-      wirklicht werden können. Damit kann Gender
zung für Wissensdiversität ist. Zum Beispiel      Diversity einen wichtigen Beitrag zur Persön-
bringen Personen verschiedenen Alters oder        lichkeitsentwicklung und Kompetenzentfal-
mit verschiedenen Bildungshintergründen           tung von Frauen und Männern leisten.
(sozio-demographische Diversität) unter-
schiedliche Denkmuster und Einstellungen          Genderkompetenz umfasst in diesen Zu-
mit (kognitive Diversität), welche als eine       sammenhang u.a. das Wissen über die Kon-
Quelle für verschiedene Themenschwer-             struktion von Geschlechterverhältnissen in
punkte und Perspektiven für Wikipedia-            der Gesellschaft, Wissen über Unterschiede
Artikel (Wissensdiversität) dienen können.        im männlichen und weiblichen Sprach- und
Da bei einem unreflektierten Umgang mit           Kommunikationsverhalten, Kenntnisse über
Andersartigkeit die Gefahr von Konflikten         den Forschungsstand, sowie Fähigkeiten,
und die Bildung von In-Groups steigt, sollte      konstruktiv mit geschlechterbezogenen Un-
Diversität innerhalb der Wikipedia bewusst        terschieden, z.B. in Gruppenprozessen, Kon-
gestaltet werden, um die Stärken der Vielfalt     fliktsituationen oder Arbeitszusammenhän-
zu nutzen und die Gefahren zu minimieren.         gen, umzugehen. Der Ausgangspunkt ist
                                                  dabei, dass unser Handeln und Wissen
                                                  durch eine geschlechterbezogene Sozialisa-
                                                  tion, aber auch durch weitere Diversitätsas-
2.2 Gender Diversity und Gender-                  pekte, wie Alter, Herkunft, Bildungsstand,
kompetenz                                         usw. geprägt ist.

Der soziologische Begriff „Diversity“ be-
schreibt ein Konzept zur Förderung von Viel-      3 Beteiligung an der Erstellung von
falt und zur Herstellung von Chancengerech-       Wikipedia
tigkeit. Diversity kann sich dabei auf die För-
derung von u.a. kultureller, altersbezogener      Das Ziel von Wikipedia ist der gemeinschaft-
oder geschlechtsspezifischer Vielfalt bezie-      liche Aufbau einer Online-Enzyklopädie un-
hen. Gender Diversity thematisiert Fragen         ter Mitwirkung freiwilliger AutorInnen. Hinter
der Chancengerechtigkeit in Bezug auf das         dem bekannten Begrüßungssatz “Welcome
Merkmal Geschlecht. Dabei beschreibt der          to Wikipedia, the free encyclopedia that any-
Begriff “Gender” nicht das biologische, son-      one can edit“, steht das zentrale Ziel von
dern das gesellschaftlich, sozial und kulturell   Wikipedia - die gemeinschaftliche Erarbei-
geprägte Geschlecht, welches erlernt und          tung und Bereitstellung von Freiem Wissen
damit veränderbar ist. Im Unterschied zur         durch jeden Menschen unabhängig vom
Frauenförderung       berücksichtigt   Gender     Bildungsabschluss, Wohnort, Alter oder Ge-
Diversity bewusst beide Geschlechterper-          schlecht. Obwohl dieses Ziel an einigen Stel-
spektiven, sowohl die von Männern als auch        len als eine digitale Inklusionsutopie kritisiert
die von Frauen. Gender Diversity zielt darauf     wird (vgl. Dobusch, 2013), sind die Prinzi-
ab, jenseits von restriktiven Geschlechterste-    pien von Offenheit und Freiwilligkeit für das
reotypen Rahmenbedingungen zu schaffen,           Selbstverständnis von Wikipedia nach wie
unter denen die Fähigkeiten und Potentiale        vor richtungsweisend.
von Frauen und Männern bestmöglich ver-

                                                                                                 6
3.1 Männer und Frauen in der Wi-                Männern in der Wikipedia. Nach Schätzun-
                                                gen von Editor Survey 2011 sind neun von
kipedia
                                                zehn Editoren männlich, in der indischen
                                                Wikipedia sind sogar 97 Prozent aller Edito-
Trotz oder vielleicht gerade aufgrund von
                                                ren männlich (WMF, 2011; Khanna, 2012).
Offenheit und Freiwilligkeit wird der Wikipe-
                                                Mehrere Studien scheinen dies zu bestäti-
dia nachgesagt, dass sie Menschen mit be-
                                                gen. Diese Studien sind u.a.:
stimmten Merkmalen anzieht. Diese Merk-
male seien vor allem Wissensdurst, Fleiß
                                                ●   Die UNU-MERIT Studie (2009): “Wikipe-
und der Wille, durch den eigenen Einsatz zu
                                                    dia Survey” der United Nations Universi-
etwas Größerem beizutragen. Laut der Stu-
                                                    ty, (UNU-MERIT) berichtet über einen
die der Wikimedia Foundation - Editor Sur-
                                                    Frauenanteil von ca. 13 Prozent.
vey 2011 - kann der Mythos über den stereo-
                                                    URL:http://www.wikipediasurvey.org/doc
typischen Wikipedianer, der männlich, jung,
                                                    s/Wikipedia_Overview_15March2010-
Programmierer und noch in Ausbildung ist,
                                                    FINAL.pdf
nicht bestätigt werden (WMF, 2011). Die
Wikipediagemeinschaft ist sehr facetten-
                                                   Der WMF Editors Survey (2011): Der
reich, sowie älter und höher gebildet als er-
                                                    Editors Survey von Wikimedia Foundati-
wartet. 26 Prozent der WikipedianerInnen
                                                    on geht von einem Frauenanteivon ca.
sind zwischen 22 und 26 Jahre alt, 28 Pro-
                                                    8,5 Prozent aus.
zent sind über 40 Jahre alt (WMF, 2011). Die
                                                    URL:http://meta.wikimedia.org/wiki/Editor
älteren WikipedianerInnen editieren auch
                                                    _Survey_2011
mehr als die jüngeren: Die über 40 Jährigen
machen 36 Prozent der BenutzerInnen mit
                                                ●   Die Clubhouse Studie (2011): “WP:
10.000 und mehr Edits aus. 61 Prozent der
                                                    Clubhouse” der University of Minnesota
WikipedianerInnen, die am Editor Survey
                                                    (USA) berichtet über einen Anteil an
2011 teilgenommen haben, haben einen
                                                    neuen EditorInnen von ca. 16 Prozent.
Hochschulabschluss und nur neun Prozent
                                                    URL:http://grouplens.org/system/files/wp-
lediglich einen Schulabschluss. 43 Prozent
                                                    gender-wikisym2011.pdf
der Befragten waren in Vollzeit beschäftigt,
15 Prozent in Teilzeitarbeit und 42 Prozent
                                                ●   Die MIT/NU Studie (2013): “The Wikipe-
waren arbeitslos (WMF, 2011). 92 Prozent
                                                    dia Gender Gap Revisited” Studie des
der Editoren haben ausgeprägte Computer-
                                                    Massachusetts Institut of Technology
kenntnisse, aber nur 36 Prozent aller Befrag-
                                                    und Northwestern University überprüft
ten können programmieren und Applikatio-
                                                    die bisherigen Statistiken und schlägt ei-
nen entwickeln (WMF, 2011). Die Vielfalt
                                                    ne Korrektur vor, nach der es ca. 16 Pro-
bezogen auf Alter, Bildungsabschlüsse, Be-
                                                    zent Frauen in der Wikipedia geben soll-
schäftigungsverhältnisse und Kompetenzen
                                                    te.
der WikipedianerInnen sind dementspre-
                                                    URL:http://mako.cc/academic/hill_shaw-
chend groß.
                                                    gender_gap_revisited-DRAFT.pdf
Worauf der Editor Survey 2011 jedoch auf-
merksam macht, ist die große Diskrepanz
zwischen der Beteiligung von Frauen und

                                                                                            7
Die verschiedenen Prozentzahlen zeigen
 gleichzeitig, dass die genaue Anzahl von                Eine niedrige Frauenbeteiligung im Internet
 männlichen und weiblichen Editoren in                   ist jedoch nicht nur auf Wikipedia begrenzt.
 der Wikipedia lediglich bis zu einem ge-                Beispielsweise auch in sozialen Medien gibt
 wissen Grad geschätzt werden kann (vgl.                 es Gemeinschaften, in denen mehr männli-
 Abbildung 1 und 2). Die Schwierigkeit,                  che als weibliche Nutzer aktiv sind, z.B.
 die genauen Zahlen zu ermitteln, liegt                  Google+ oder reddit, aber auch diese wo
 zum einen darin, dass nicht alle Nutze-                 Frauen in Überzahl sind, z.B. Facebook und
 rInnen ihr Geschlecht in der Benutzer-                  Pinterest (McCandless, 2012). An den
 einstellung angeben. Zum anderen ba-                    FLOSS Initativen und Projekten (FLOSS
 sieren die Daten, z.B. aus dem Editor                   sind Free/Libre Open Source Software bzw.
 Survey, auf Selbstauskünften aus Um-                    Free and Open Source Software und bedeu-
 fragen, an denen sich immer nur ein klei-               tet Freie Software und Open-Source-
 ner Anteil der WikipedianerInnen betei-                 Software) beteiligen sich ebenfalls nur weni-
 ligt. So basiert der Editor Survey 2011                 ge Frauen. Nach dem FLOSS Survey (2012)
 auf einer Umfrage unter 5.073 Benutze-                  beteiligen sich nur ca. 1.1 Prozent der Frau-
 rInnen, was im Vergleich zur Anzahl aller               en an der Entwicklung von Open Source und
 Beitragenden laut Wikipedia-Statistik                   Freier Software (Ghosh et al., 2002). Einige
 2011 lediglich einen Anteil von 0,4% aller              bestreiten diese Zahlen und behaupten,
 EditorInnen darstellt.                                  dass es mehr Frauen gibt, die allerdings
                                                         durch neutrale Namen oder Anonymität un-
                                                         sichtbar bleiben. In mehreren FLOSS Com-
                                                         munities werden Frauen gezielt angespro-
                                                         chen, z.B. im Rahmen von sogenannten
                                                         Outreach Programmen zur Ansprache und
                                                         Gewinnung neuer Mitglieder. Diese Maß-
                                                         nahmen können durchaus positive Effekte
                                                         bringen, z.B. das Programm der GNOME
                                                         Foundation (vgl. Gnome, 2013).
                                                         Neben den Unterschieden hinsichtlich der
Abbildung 1: Geschätzter Frauenanteil in der Wikipedia   Beteiligung von Männern und Frauen in der
nach drei verschiedenen Studien.
                                                         Wikipedia, konnten auch geschlechterbezo-
                                                         gene Unterschiede in der Leserschaft von
                                                         Wikipedia festgestellt werden. Laut der UNU-
                                                         MERIT Studie sind ca. 79 Prozent der Leser
                                                         männlich (Glott, Schmidt und Gosh, 2010).
                                                         Unabhängig davon, wie die genaue Prozent-
                                                         zahl bezüglich der Wikipedia Editorinnen
                                                         sein mag, weisen Studien und Berichte auf
                                                         weitere Unterschiede in der Beteiligung
                                                         männlicher und weiblicher EditorInnen hin:
Abbildung 2: Geschätzter Frauenanteil in verschiedenen
Sprachversionen der Wikipedia
                                                         ●   Frauen editieren weniger als Männer
                                                             (WMF, 2011; Lam, et al., 2011).

                                                                                                    8
●   Frauen verlassen Wikipedia früher als       und Technik auch auf sozio-strukturelle As-
    männliche Editoren (Lam, et al., 2011).     pekte, u.a. Unterstützung der Neulinge und
●   Trotz der wachsenden Zahl neuer Benut-      Durchlässigkeit, sowie kommunikative As-
    zerinnen, bleibt die Geschlechterkluft in   pekte, u.a. Arbeitsklima und Umgangston bei
    der Wikipedia seit 2005 bestehen (WMF,      der Zusammenarbeit in der Wikipedia, be-
    2011; Lam, et al., 2011).                   ziehen. Die einzelnen Gründe für eine nied-
                                                rige Beteiligung von Frauen werden im Fol-
Diese Effekte weisen darauf hin, dass das       genden genauer erläutert:
Phänomen Gender Gap (Geschlechterkluft)
in der Wikipedia mehrdimensional ist. Der       ●   Zeitmangel und Lebenslage: Aus Einzel-
Begriff “Gender Gap” bezeichnet dabei die           berichten und Interviews mit Wikipedia-
Unterschiede im prozentualen Anteil von             nerInnen wissen wir, dass wenig Zeit für
Männern und Frauen. In diesem Zusam-                das Editieren von Wikipedia im Alltag ei-
menhang werden aber auch die Gründe der             ner der Gründe für die Nichtbeteiligung
ungleichen Beteiligung diskutiert (vgl. Gard-       von Frauen (aber auch von Männern) in
ner, 2011).                                         der Wikipedia sein kann. Der Zeitmangel
                                                    entsteht häufig aufgrund einer aktuellen
                                                    Lebenslage, vor allem familien- und/oder
                                                    arbeitsbezogener Verpflichtungen, ins-
3.2 Gründe für eine niedrige Frau-                  besondere bei Frauen mit Kindern und
enbeteiligung in der Wikipedia                      im Erwerbsalter. Laut der UNU-MERIT
                                                    Studie haben lediglich 14.27 Prozent der
Die folgenden Gründe für die geringe Betei-         befragten WikipedianerInnen Kinder und
ligung von Frauen in der Wikipedia sind eine        33.29 Prozent eine/n LebenspartnerIn
Zusammenstellung aus Studienergebnissen             (Glott, Schmidt und Gosh, 2010). Laut
(u.a. WFM, 2010; Glott, Schmidt und Gosh,           der WMF Studien Editor Trends Study
2010; WMF, 2011; Lam et al. 2011; Hill und          2010 und Editor Survey 2011 ist Zeit-
Shaw, 2011), Interviews mit WikipedianerIn-         mangel einer der am häufigsten genann-
nen im Rahmen des Projektes “Wikipedia              ten Gründe für eine geringere Aktivität
Diversity”, sowie zahlreichen mündlichen            bzw. Inaktivität in der Wikipedia (vgl.
und schriftlichen Einzelberichten aus der           WMF, 2010; WMF, 2011). Aus Einzelbe-
Wikipediagemeinschaft, u.a. Diskussionssei-         richten wissen wir, dass einige Wikipedi-
ten, Blogbeiträge und Einzelbeiträge aus            anerInnen in der Lebensphase der Fami-
dem Buch “Alles über Wikipedia und die              liengründung und/oder Erwerbstätigkeit
Menschen hinter der größten Enzyklopädie            inaktiv werden bzw. Wikipedia verlassen,
der Welt” mit Erfahrungen, Erlebnisberichten        um später eventuell wieder zurückzu-
und Anekdoten der Wikipedia-AutorInnen,             kommen. Die genannten Einzelberichte
LeserInnen, JournalistInnen und Wissen-             müssten jedoch in Längsschnittstudien
schafterInnen (WMDE, 2011). Grundsätzlich           zum Verlauf von einzelnen Wikipedia-
zeigt unsere Analyse, dass die Ursachen             Biographien überprüft werden.
einer niedrigen Beteiligung von Frauen viel-
schichtig sind und sich neben zeitlicher Ver-   ●   Medienpräferenzen: Aus Studien und
fügbarkeit, Lebenslage, Medienpräferenzen           Berichten der Wikipedianerinnen wissen
                                                    wir, dass viele Frauen andere medienbe-

                                                                                           9
zogene Aktivitäten dem Editieren von            ca. 16 Prozent der Befragten der UNU-
    Wikipedia vorziehen. Dazu gehört u.a.           MERIT Studie als ein Grund für das
    die Nutzung von sozialen Medien, wie            Nichteditieren von Wikipedia genannt
    u.a. Facebook und Pinterest, in denen           (Glott, Schmidt und Gosh, 2010). Nur
    der Frauenanteil bei weit über 50 Prozent       8.80 Prozent gaben an, dass sie eher
    und in den USA sogar bei 71 Prozent             dazu geneigt wären, Wikipedia zu editie-
    liegt (Comscore, 2010; Duggan und               ren, wenn die Technik einfacher zu be-
    Brenner, 2013), sowie das Spielen von           dienen wäre. Mit der aktuellen Umstel-
    Online und Mobile Games, einem Be-              lung auf den Visual Editor ist die Zielset-
    reich mit einem Frauenanteil von ca. 45         zung verbunden, die Bearbeitung von
    Prozent (ESA, 2013) bis über 55 Prozent         Wikipedia-Seiten auch ohne Kenntnisse
    im Fall von Social Games (ISG, 2010).           der     Wiki-Syntax   zu     ermöglichen.
    Als Gründe für eine hohe Beteiligung von        Dadurch werden niedrigere Einstiegs-
    Frauen in sozialen Medien werden zum            hürden für neue Editoren und Editorinnen
    einen die Möglichkeiten der sozialen            erhofft.
    Vernetzung und Kommunikation mit Fa-
    milie, Freunden und Bekannten, (insbe-      ●   Unterstützung und Durchlässigkeit: Aus
    sondere in sozialen Netzwerken wie Fa-          Einzelberichten und Interviews mit Wi-
    cebook), und zum anderen eine Präfe-            kipedianerInnen wissen wir, dass sich
    renz für visuelle Kommunikation (insbe-         viele Frauen, insbesondere Neulinge
    sondere auf visuellen Plattformen wie           mehr Unterstützung durch erfahrene Wi-
    Pinterest und Instagram) genannt                kipedianerInnen wünschen. Die Studie
    (Comscore, 2010). Laut der internationa-        “WP: Clubhouse?” weist darauf hin, dass
    len Studie “Women on the Web” verbrin-          Frauen früher als Männer Wikipedia ver-
    gen Frauen in den meisten Regionen der          lassen, was damit zusammenhängen
    Welt mehr Zeit in sozialen Medien als           kann, dass es mehr Löschungen weibli-
    Männer und tun das hauptsächlich, um            cher Einträge, insbesondere im Fall von
    sich zu vernetzen und zu kommunizieren          Neulingen, als der von männlichen Edito-
    (Comscore, 2010). Auch der Editor Sur-          ren gibt (Lam et al., 2011). Nach dem
    vey 2011 zeigt, dass mehr Frauen als            Editor Survey 2011 mussten sich ca. 43
    Männer in der Wikipedia auch soziale            Prozent der EditorInnen mit Löschungen
    Medien, vor allem Facebook, nutzen              ohne weitere Erklärungen auseinander-
    (WMF, 2011).                                    setzen (WMF, 2011). In Einzelbeiträgen
                                                    und Interviews mit WikipedianerInnen
●   Technik und Usability: Technische               wird in diesem Zusammenhang der
    Schwierigkeiten wie etwa die komplexe           Wunsch nach mehr Unterstützung und
    Struktur der Wikipedia mit verschiedenen        Durchlässigkeit für Frauen betont (vgl.
    Typen von Seiten und Informationen              Gardner, 2011b). Auch die Tatsache,
    und/oder dem herkömmlichen Editor               dass bestimmte Rollen in der Wikipedia
    werden als weitere mögliche Ursachen            hauptsächlich von Männern übernom-
    für eine niedrige Frauenbeteiligung be-         men werden, u.a. die Administratoren-
    trachtet (Gardner, 2011b). Allerdings           Rolle, wird als ein Zeichen für wenig
    wurden Schwierigkeiten mit der techni-          Durchlässigkeit angesehen. (Nach Ein-
    schen Bedienung von Wikipedia von nur           zelaussagen der WikipedianerInnen kann

                                                                                            10
aktuell ein höherer Anteil an weiblichen       kämpfe, erbitterte Wortgefechte, sexisti-
    AdministratorInnen im Verglich zur             sche Angriffe und Schikanen, sowie die
    Grundgesamtheit aller EditorInnen beo-         ausgrenzende Vermeidung geschlech-
    bachtet werden. Diese Annahmen müs-            tergerechter Sprache werden als einige
    sen jedoch im Rahmen weiterer Analy-           Ursachen für eine niedrigere Zufrieden-
    sen, die das Geschlechterverhältnis in         heit von Frauen innerhalb der Wikipedi-
    den unterschiedlichen Rollen beschrei-         agemeinschaft genannt (Gardner, 2011b;
    ben, überprüft werden.). In diesem Zu-         Schlesinger, 2011).
    sammenhang ist von der Dominanz                Ganz (2013) identifiziert die Kommunika-
    maskuliner Verbünde (In-Groups) die            tionskultur als wichtigen Faktor bei der
    Rede, d.h. es entstehen männliche Ver-         Frage ob sich Menschen für einen eher
    bünde, welche eine Beteiligung von             passiven Konsum entscheiden oder In-
    Frauen in der Wikipedia, z.B. durch Lö-        halte selbst auch aktiv mitgestalten wol-
    schungen ohne Erklärung oder Sperrun-          len.
    gen, verhindern können (vgl. Lam et al.,
    2011).                                      Insgesamt ergibt unsere Auswertung von
                                                Studien, Einzelberichten und Interviews mit
●   Klima und Umgang: Als wichtige Gründe       WikipedianerInnen ein komplexes Bild. Ne-
    für eine niedrige Frauenbeteiligung wer-    ben Zeitmangel und technischen Usability-
    den in Einzelberichten und Interviews mit   Barrieren (u.a. Navigation, Editierbarkeit)
    WikipedianerInnen das aktuelle Arbeits-     können mehrere sozio-strukturelle und
    klima und der Umgang miteinander in der     kommunikationsbezogene Aspekte (u.a.
    Wikipedia genannt. Frauen (aber auch        Umgangton, Arbeitsklima) als Gründe für die
    Männer) berichten, dass sie Wikipedia       niedrige Beteiligung von Frauen in der Wi-
    verlassen, weil sie sich von anderen Nut-   kipedia genannt werden.
    zern angegriffen fühlen, mit Vorurteilen
    und Stereotypen kämpfen müssen oder
    einfach durch die oft zerreibenden Dis-     4 Was bedeutet die niedrige Betei-
    kussionen die anfängliche Motivation        ligung von Frauen für die Wikipe-
    zum Editieren verlieren (vgl. Gardner,
    2011b). Laut dem Editor Survey 2011         dia?
    sind ca. 23 Prozent der EditorInnen Be-
    lästigungen in der Wikipedia ausgesetzt     Auch die Folgen der niedrigen Beteiligung
    (WMF, 2011). Frauen schätzen den Um-        von Frauen in der Wikipedia sind vielschich-
    gang in der Wikipedia zudem negativer       tig. Aus der Innenperspektive werden u.a.
    als Männer ein. Im Vergleich zu allge-      Verzerrungen in der Darstellung von Wissen
    mein hohen Zufriedenheitswerten in Be-      und die Unterrepräsentanz von Artikeln zu
    zug auf die Interaktionen in der Wikipe-    bestimmten Themen, u.a. Frauenbiografien,
    dia-Gemeinschaft (Satisfaction Index),      als negative Folgen der geringen Beteiligung
    mit einem Durchschnittswert von WESI =      von Frauen in der Wikipedia genannt. Aus
    7.65 (bei einem Höchstwert von 10 Punk-     der Außenperspektive trägt die niedrige Be-
    ten), sind die Zufriedenheitswerte bei      teiligung von Frauen dazu bei, dass sich das
    Frauen niedriger (WMF, 2011). Ein un-       Ansehen von Wikipedia in der Öffentlichkeit
    freundlicher, rauer Umgangston, Macht-      verschlechtert (Dobusch, 2013).

                                                                                         11
4.1 Verzerrungen in der Darstel-                    eine niedrigere Beteiligung von Frauen dazu
                                                    beitragen, dass Themenbereiche wie Kunst,
lung von Wissen
                                                    Philosophie, Religion, die von Frauen präfe-
                                                    riert editiert werden, unterrepräsentiert sind
Da Wikipedia einen hohen Anspruch an die
                                                    und weniger umfassend bzw. detailliert aus-
Qualität der abgebildeten Inhalte stellt, ist die
                                                    gearbeitet werden als Themenbereiche wie
Frage nach möglichen Zusammenhängen
                                                    Geschichte oder Politik, die vorrangig von
zwischen der ungleichen Beteiligung weibli-
                                                    männlichen Nutzern editiert werden (Lam et
cher und männlicher EditorInnen und der
                                                    al., 2011). Unsere Auswertung der Einzelbe-
Qualität der Wissensproduktion besonders
                                                    richte und Interviews mit WikipedianerInnen
relevant. Unter dem Stichwort Systemic Bias
                                                    deutet darauf hin, dass WikipedianerInnen
(siehe u.a.:
                                                    mehrere mögliche Formen von geschlech-
http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:System
                                                    terbezogenen Verzerrungseffekten erken-
ic_bias) werden Verzerrungen in der Darstel-
                                                    nen:
lung von Wissen aufgrund der Unterreprä-
sentanz von bestimmten Editorengruppen
                                                    ●   Umfangreichere bzw. detailliertere Aus-
(u.a. Frauen, Menschen aus der Südhemi-
                                                        arbeitung von Themen, die im Vergleich
sphäre, nicht-englischsprachige Personen)
                                                        von mehr Männern als Frauen editiert
in den Wikipedia-Artikeln untersucht. Diese
                                                        werden (Lam et al., 2011).
Verzerrungen können sich u.a. in einer ein-
                                                    ●   Unterrepräsentanz von Frauenbiografien,
seitigen Perspektive auf bestimmte Themen,
                                                        u.a. Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen,
z.B. einem militärischen Fokus bei der Dar-
                                                        Schriftstellerinnen (Aragon et al., 2012).
stellung von historischen Themen oder im
                                                    ●   Ausgrenzende bzw. diskriminierende
Mangel an bestimmen Artikeln, z.B. Biogra-
                                                        Entscheidungen über die Kategorisierung
phien von bekannten Wissenschaftlerinnen,
                                                        von Inhalten, z.B. die Erstellung einer
Politikerinnen, Schriftstellerinnen, äußern
                                                        gesonderten Liste für amerikanische
(Aragon et al., 2012). Auch im Fall von Dis-
                                                        Schriftstellerinnen (Filippachi, 2013; Nea-
kussionen zu den einzelnen Wikipedia-
                                                        ry, 2013).
Artikeln kann eine bestimmte Sichtweise,
                                                    ●   Dominanz bestimmter Perspektiven, z.B.
welche von einer überrepräsentierten Grup-
                                                        militärgeschichtlicher Fokus bei der Dar-
pe vertreten wird, die Entscheidungen über
                                                        stellung von historischen und politischen
die Relevanz der Themen und Quellen be-
                                                        Inhalten (Quelle: Einzelberichte aus den
einflussen und diese bestimmen. Das pas-
                                                        Interviews mit WikipedianerInnen).
siert sehr häufig unbewusst bzw. unabsicht-
                                                    ●   Stereotypisierung, u.a. Priorisierung von
lich, z.B. wenn geopolitische Entwicklungen
                                                        Informationen, bei Frauenbiografien be-
aus einer nordamerikanischen Perspektive
                                                        zogen etwa auf das Bild von Frauen als
dargestellt werden.
                                                        Ehefrau und Mutter (Quelle: Einzelbe-
                                                        richte aus den Interviews mit Wikipedia-
Geschlechterbezogene Verzerrungen in der
                                                        nerInnen).
Darstellung von Wissen werden als Gender
Bias bezeichnet. So kann es bei Diskussio-
nen, an denen sich deutlich mehr Männer als
Frauen beteiligen, zur Dominanz bestimmter
Perspektiven kommen. Darüber hinaus kann

                                                                                                12
4.2 Meinungen der Wikipediane-                  der Wikipedia-AutorInnen miteinander stark
                                                in den Vordergrund gestellt. Es wurde so-
rInnen zur niedrigen Beteiligung
                                                wohl auf etablierte Strukturen und Hierar-
von Frauen                                      chien innerhalb der Wikipediagemeinschaft
                                                verwiesen als auch auf einen ausgrenzen-
Im Rahmen der Analyse-Phase im Projekt          den bis aggressiven Kommunikationsstil
“Wikipedia Diversity”, im Frühjahr 2013, ha-    unter den WikipedianerInnen. Neben der
ben wir halb-standardisierte, problem-          konstant erwähnten und kritisierten Kommu-
zentrierte Interviews mit acht Wikipediane-     nikation innerhalb der Gemeinschaft als Ur-
rInnen durchgeführt, in denen wir Fragen zu     sache für den aktuellen Autorenschwund,
den Gründen und Konsequenzen von der            wurde auch die geringe zeitliche Verfügbar-
niedrigen Beteiligung von Frauen in der Wi-     keit vieler Frauen als Ursache für eine gerin-
kipedia gestellt haben.                         ge Beteiligung von Frauen in der Wikipedia
                                                genannt. Das folgende Zitat verdeutlicht die-
Insgesamt haben wir viele wertvolle Einbli-     se Einschätzung:
cke in die Meinungen der WikipedianerInnen
zu der niedrigen Beteiligung von Frauen ge-     “WP-Beiträge werden eher nachts geschrie-
winnen können. Dabei werden ein rauer           ben. Frauen haben weniger Zeit, sie machen
Umgangston, starre Strukturen und verbale       immer noch mehrheitlich die familiäre Be-
Angriffe der Wikipedianer als die wichtigsten   treuungsarbeit. Man braucht für die WP Sitz-
Ursachen für die niedrige Beteiligung von       fleisch, das ist Sisyphusarbeit mit den gan-
Frauen in der Wikipedia gesehen. Sowohl         zen Diskussionen und der Kommunikations-
männliche als auch weibliche Wikipediane-       kultur.“
rInnen betonten eine negative Wirkung der
aktuellen Kommunikation in der Wikipedia. In    „Der Tonfall in der WP ist unhöflich, sehr
den Interviews wurde vor allem der Wunsch       direkt und gewöhnungsbedürftig.“
nach einem freundlicheren Klima und einem
wertschätzenden Umgang in der Wikipedia         „Ohne Frauen reproduziert das System sich
geäußert. Es ergaben sich zwei zentrale         selbst. Es ist eine Negativspirale, Frauen
Schwerpunkte hinsichtlich der Kommunikati-      fühlen sich nicht angesprochen, weil sie
on und der Qualität der gemeinschaftlichen      nicht vorhanden sind.”
Wissensproduktion in der Wikipedia:
                                                Die befragten WikipedianerInnen verbinden
   Die Notwendigkeit einer kritischen Aus-     mehrere Erwartungen mit der Minderung des
    einandersetzung und Verbesserung der        Gender Gap in der Wikipedia. Ein höherer
    Kommunikation innerhalb der Wikipedia       Frauenanteil wurde als relevant für eine not-
    Gemeinschaft;                               wendige Erweiterung des Themenspektrums
   Die Betonung der positiven Effekte der      der Wikipedia erachtet. So wurde von The-
    Mitwirkung weiblicher Autorinnen auf die    menvielfalt als Qualitätsstandard gesprochen
    Qualität der Prozesse und Produkte der      und diesbezüglich verstärkt auf unterschied-
    Wissensarbeit in der Wikipedia.             liche Perspektiven als Indikator für “vollstän-
                                                digere und bessere Produkte” hingewiesen.
Unabhängig ob weibliche oder männlicher
Befragte/r wurde immer wieder der Umgang

                                                                                            13
Neben der Abbildung von Frauenbiografien            Zusammenfassend lässt sich festhalten,
wurde ebenfalls eine Perspektivenerweite-           dass mit einem höheren Frauenanteil in der
rung der vorhandenen Themen betont. Da-             Wikipedia Gemeinschaft folgende positive
bei ging es den InterviewpartnerInnen weni-         Effekte erwartet werden:
ger um “mehr Frauenthemen durch weibliche
Autorinnen”, sondern vielmehr um diverse            ●   Erweiterung des Themenspektrums und
Positionen und Darstellungen innerhalb ver-             der Themenvielfalt,
fasster Artikel, die bisher nicht als relevant in   ●   Weiterentwicklung von bestehenden
Erwägung gezogen wurden, etwa unter-                    Themen, vor allem die Ergänzung um
schiedliche Definitionen des Themas “Arbeit”            neue Perspektiven und Positionen,
oder weniger militärische und mehr sozio-           ●   Verbesserung des Klimas und der Quali-
kulturelle Perspektiven auf historische Ereig-          tät im Miteinander (u.a. freundlicher und
nisse. Die folgenden Zitate geben die Mei-              wertschätzender Ton, konstruktive Kritik,
nungen der WikipedianerInnen wieder:                    professioneller Umgang mit Konflikten),
                                                    ●   Verbessertes Ansehen von Wikipedia
“Aus verschiedenen Perspektiven resultieren             und höhere Attraktivität von Wikipedia für
bessere und vollständigere Produkte. Zu-                neue EditorInnen (weiblich und männ-
sätzlich kann die Frage nach einer holisti-             lich).
schen Sichtweise auf die Welt nicht von ei-
ner homogenen Gruppe beantwortet werden.
Letztlich ist das Themenspektrum ein Quali-         5 Zentrale Handlungsfelder und
tätsstandard und kann durch mehr Frauen
                                                    Beitrag der WikipedianerInnen zu
erhöht werden.”
                                                    Diversität in der Wikipedia
“Mehr Frauen heisst auch, dass eine neue
Spannung entsteht, ein Aufbruch vielleicht.         Im Rahmen des Projektes “Wikipedia Diver-
Wir sind sehr selbstzufrieden, wir hocken auf       sity” haben wir fünf zentrale Handlungsfelder
dem Erreichten, das Projekt stagniert zur           zur Förderung von Gender-/Diversität ge-
Zeit. Es gibt zwar keinen direkten Autoren-         nannt (vgl. Tabelle 1). Diese sind: (1) Ver-
schwund, aber es gibt eine Tendenz dazu,            ständnis und Bewusstsein für die Themen
dass immer weniger Leute immer mehr Arti-           rund um Geschlechtervielfalt und Geschlech-
kel im Auge behalten sollten im Hinblick auf        terkluft zu schaffen; (2) die Offenheit und
Fehler, auf Vandalismus, Manipulationsver-          Willkommenskultur in der Wikipedia zu stär-
suche und solche Sachen. Je mehr Frauen,            ken; (3) einen wertschätzenden Umgang und
desto mehr Ansporn für alle. Wenn das Ver-          ein positives Kommunikationsklima zu för-
hältnis ein bisschen ausgeglichener ist, dann       dern; (4) die Qualität der Wissensproduktion
kann es sein, dass sich die Community mehr          in der Wikipedia und die Zusammenhänge
anstrengt und nach und nach offener wird.”          der soziodemographischen und epistemi-
                                                    schen Diversität besser zu verstehen; (5) die
“Je mehr Frauen, desto mehr Ausgleich in            Partizipation der WikipedianerInnen und de-
den Diskussionen. Je mehr Frauen, desto             ren Engagement für die Verbesserung der
mehr Freundlichkeit (...).“                         Geschlecherdiversität zu unterstützen.

                                                                                               14
Innerhalb dieser fünf Handlungsfelder haben                    Diese möchten wir im nächsten Schritt ge-
wir erste Ideen für Maßnahmenformate zur                       meinsam mit der Wikipediagemeinschaft
Förderung von Gender-/Diversität in der                        ausarbeiten und erproben.
deutschsprachigen Wikipedia gesammelt.

  Handlungsfelder                               Maßnahmen (Beispiele)

                                                     ●   Informationsmaterialien und Infografiken
  Verständnis und Bewusstsein                        ●   Berichte, u.a. Forschungsanalysen
                                                     ●   Lernmaterialien und OER
                                                     ●   Mediengestütze Lernangebote
                                                     ●   Veröffentlichung und Vorträge
                                                     ●   Portal zum Thema Diversität
                                                     ●   Aufbereitung von Good Practice

                                                     ●   Workshops und Treffen
  Offenheit und Willkommenskultur                    ●   Vorbilder und Porträts von WikipedianerInnen
                                                     ●   Mentoring- und Mediationskonzepte
                                                     ●   Informations- und Lernangebote
                                                     ●   Ideenmarktplätze

                                                     ●   Lernangebote, z.B. zum Feedback geben und
  Umgang und Kommunikation                               nehmen, Konfliktlösung
                                                     ●   Lernmaterialien und Lernfilme
                                                     ●   Ideenwettbewerbe, z.B. Konzepte, Initiativen
                                                     ●   Reputationsmechanismen, z.B. Abzeichen für
                                                         Kommunikatoren-Vorbilder

                                                     ●   Informationsmaterialien und Analysen
  Qualität der Wissensproduktion                     ●   Forschung zu epistemischer Diversität und Zu-
                                                         sammenhänge mit Gender-Aspekten
                                                     ●   Visualisierung von Effekten von Gender Gap

                                                     ●   WomenEdits und ähnliche Formate
  Partizipation und Engagement                       ●   Lokale Netzwerke und Treffen
                                                     ●   Multiplikatorenkonzepte und Verbünde
                                                     ●   Experten- und Promotorennetzwerke
 Tabelle 1: Zentrale Handlungsfelder im Projekt “Wikipedia Diversity“

 Um eine effektive und nachhaltige Entfal-                      bessern, möchten wir das interne Wissen
 tung einer Sensibilität gegenüber Diversi-                     der Wikipediagemeinschaft und die externen
 tätsaspekten zu ermöglichen und die Betei-                     Erkenntnisse, u.a. aus der Forschung und
 ligung von Frauen in der Wikipedia zu ver-                     Praxis zu Gender Diversity, miteinander

                                                                                                        15
verbinden. Der vorgeschlagene Ansatz ori-      6 Literatur
entiert sich dabei an den Prinzipien von O-
pen Innovation im Sinne einer partizipativen   Aragon, P.; Kaltenbrunner, A.; Laniado, D.;
und kooperativen Entwicklung von innovati-     Volkovich, Y. (2012): Biographical social net-
ven Lösungsansätzen. Dabei wird der Be-        works on Wikipedia. WikiSym’12, Linz, Austria.
griff “Innovation” weniger als “Produktinno-   URL:http://de.slideshare.net/elaragon/biographic
vation”, sondern vielmehr als “soziale Inno-   al-social-networks-on-wikipedia
vation” verstanden. Soziale Innovation be-
deutet in diesem Fall die Entstehung von       Antin, J., Yee, R., Cheshire, C., Nov, O. (2011):
                                               Gender Differences in Wikipedia Editing.
neuen, diversitäts-fördernden Strukturen
                                               URL:http://labs.yahoo.com/publication/publicatio
und Praktiken in der Wikipedia.
                                               ns/3634/

Mit den ersten Ideen zu Maßnahmenforma-        Boerner, S., Keding, H., & Hüttermann, H.
ten in den fünf Handlungsfeldern möchten       (2012): Gender Diversity und Organisationser-
wir Impulse für die Gestaltung der sozialen    folg - Eine kritische Bestandsaufnahme. Zeit-
Praxis und einer nachhaltigen Veränderung      schrift für betriebswirtschaftliche Forschung,
“von innen” geben. Es ist offensichtlich,      64(1), 37-70.
dass alle WikipedianerInnen mit jedem Dis-
kussionsbeitrag, jeder Entscheidung und        Buchem, I. (2013): Promoting gender diversity in
                                               Wikipedia as a delicate balancing act. Wikima-
jedem Edit zur Gestaltung von Wikipedia
                                               nia’13 Hong Kong.
beitragen. Diese Beiträge beziehen sich
                                               URL:http://www.slideshare.net/ibuchem/wikipedi
nicht nur auf die Ergebnisqualität, u.a. in    a-diversity-25097396
Form von Wikipedia-Artikeln, sondern auch
auf die Prozessqualität, u.a. in Form von      Collier, B., Julia Bear, J. (2012): Conflict, criti-
zwischenmenschlichen Interaktionen. Hierzu     cism, or confidence: An empirical examination of
bedarf es aber einer Sensibilität gegenüber    the gender gap in wikipedia contributions.
Diversitätsaspekten innerhalb der Wikipedi-    URL:http://dl.acm.org/citation.cfm?doid=2145204
aner Gemeinschaft. Die Grundlage dafür         .2145265
sind ein wertschätzender Umgang und ein
                                               Comscore (2010): Women on the Web. How
positives Miteinander, unabhängig von Ge-
                                               women are shaping the Internet. URL:
schlecht, Alter, Herkunft und anderen Diver-
                                               http://www.slideshare.net/duckofdoom/women-
sitätsaspekten. Dabei betrachten wir Diver-    on-the-web-com-scoreenglish-4863853
sitätskompetenzen als eine wertvolle Res-
source, die auch außerhalb von Wikipedia       Dobusch, L. (2013): Wikipedia: Grenzlose Ex-
eingesetzt werden kann, sei es in berufli-     klusion? Beitrag im Blog “Netzpolitik”. URL:
chen Zusammenhängen, beim politischen          https://netzpolitik.org/2013/wikipedia-
oder sozialen Engagement.                      grenzenlose-exklusion/

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                                                     nds_Study/Results

                                                                                                       18
WMF (2011): Wikipedia Editors Study. Results     Erkenntnisse sollen zudem Transfermög-
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ons/7/76/Editor_Survey_Report_-
_April_2011.pdf

                                                 Partnerverbund

7 Projekt und Projektpartner                        ●   Wikimedia Deutschland e.V.
                                                    ●   Beuth Hochschule für Technik Berlin
Projekt “Wikipedia Diversity”                       ●   Gender- und Technik-Zentrum
                                                    ●   Gastprofessur Digital Media & Diver-
Unter     dem     Titel  „Wikipedia-Gender-             sity
Diversity-Konzept“ werden im Rahmen ei-
nes Forschungs- und Entwicklungsprojekts
mit dem Gender- und Technikzentrum der           Danksagung
Beuth Hochschule für Technik Berlin neue
Möglichkeiten, die die Teilnahme an Wi-          Dieses Arbeitspapier ist unter der Mitarbeit
kipedia fördern sollen, erarbeitet. Im Fokus     und der tatkräftigen Unterstützung verschie-
stehen die Ursachen und Konsequenzen             dener Personen entstanden.
der ungleichen Geschlechterverteilung in         Besonderer Dank geht an Antje Ducki, Sa-
Wikipedia und die Suche nach fundierten          rah Khayati, Nils Weichert, Merle von Wit-
Lösungsansätzen. Anhand der Zielgruppe           tich, Valentin Münscher, Denis Barthel und
“Frauen” wird ein Vorgehen entwickelt, das       allen Editorinnen und Editoren der Wikipe-
später auch den Transfer auf andere, noch        dia, die durch Interviews, Anregungen,
wenig teilnehmende Gruppen ermöglichen           Kommentare und Kritik an diesem Papier
soll. Die Grundlage des Entwicklungspro-         mitgewirkt haben.
zesses bildet der Open-Innovation-Ansatz,
der einen offenen, partizipativen Prozess        Berlin, August 2013
beinhaltet - in Form eines Dialoges mit den
Communities und Expertinnen und Exper-
ten. Wikimedia Deutschland hat es sich zum
Ziel gesetzt, sich mit der Bedeutung von
Diversität in der Wikipedia auseinanderzu-
setzen. Das Forschungs- und Entwicklungs-
projekt bündelt bisherige Erkenntnisse zur
mangelnden Beteiligung von Frauen in der
AutorInnenschaft. Auf Grundlage dieser
Wissensbestände werden im Austausch
zwischen WikipedianerInnen und verschie-
denen Stakeholder-Gruppen Lösungsvor-
schläge zur Gender-Diversity erarbeitet und
in Ansätzen erprobt. Diese gewonnenen

                                                                                          19
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