GESCHICHTE DES ORTES PRESSEDOSSIER - DIE DAUERAUSSTELLUNGEN DER STIFTUNG HUMBOLDT FORUM IM BERLINER SCHLOSS AB 20. JULI 2021
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GESCHICHTE DES ORTES PRESSEDOSSIER DIE DAUERAUSSTELLUNGEN DER STIFTUNG HUMBOLDT FORUM IM BERLINER SCHLOSS AB 20. JULI 2021
„Man kann das Humboldt Forum in seiner heutigen Form und in seinem Konzept am besten verstehen, wenn man sich die besondere Geschichte dieses außergewöhnlichen Ortes vergegenwärtigt. Insofern ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes eine zentrale Aufgabe mit dem Fokus auf das Schloss, den Palast der Republik und das Humboldt Forum selbst.“ Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forums Cover: © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte / Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: David von Becker 2
INHALT 3 Einführung 4 Videopanorama 5 Schlosskeller 6 Skulpturensaal 8 Spuren 13 Der Schlossplatz 14 Daten und Fakten 3
Stadtviertel, Kloster, Schloss, Aufmarschplatz, Palast der Republik, Wiese: An kaum einem anderen Ort in Berlin haben sich im Laufe von 800 Jahren gesellschaftliche, städtebauliche, politische und kulturelle Entwicklungen so verdichtet wie auf dem Grundstück, auf dem sich heute das Humboldt Forum befindet. Zahlreiche Fürsten und Politiker haben hier gewirkt und gebaut oder umgestaltet und damit ihre politischen Ansprüche sichtbar gemacht. Das Humboldt Forum ist ein Neubau an einem besonderen Ort. Seine GESCHICHTE DES ORTES: Entstehung ist eng mit der 800 Jahre alten Geschichte und politisch- EIN BEREICH, VIER DAUERAUSSTELLUNGEN symbolischen Aufladung dieses Platzes verbunden. Zahlreiche Debatten Vier Ausstellungen im Humboldt Forum erzählen auf über 1500 Quadrat- um dessen Zukunft wurden geführt; mit unterschiedlichen Schwer- metern die Geschichte dieses umstrittenen Ortes – von der Stadt im punkten halten sie bis heute an. Doch was machte eine Wiese an der Mittelalter, dem Dominikanerkloster um 1300 bis 1536 über das jahr- Spree zu einem besonderen Ort? Und wie konnten diese knapp sieben hundertelang den Platz beherrschende Schloss bis hin zum Palast der Hektar Land zwischen dem heutigen Lustgarten und der Breiten Straße Republik und den archäologischen Grabungen in der Zeit vor dem Bau eine solche Bedeutung erlangen, dass um ihre Gestaltung und Nutzung des Humboldt Forums. Sie erinnern an Neubauten und Umbauten, immer wieder gestritten wird? politischen Visionen und Ansprüchen, Leben und Wirken an diesem his- torischen Brennpunkt. Die Ausstellungen zur Geschichte des Ortes sind Fragen, mit denen sich die Ausstellungen zur Geschichte des Ortes dezentral im ganzen Haus zu sehen: Das Videopanorama an der Passage beschäftigen. Sie erinnern an wichtige Momente der Ortsgeschichte und präsentiert einen konzentrierten Überblick über acht Jahrhunderte und bieten Einblicke in vielfältige Architekturen, Nutzungen und Lebens- dient zugleich als Einführung und inhaltliche Klammer für die weiteren welten. Die ausgestellten Exponate sind nicht nur Zeugen aus der Ver- Ausstellungsbereiche. Der Schlosskeller ermöglicht mit authentischen gangenheit, sondern auch Anlass für eine stete Auseinandersetzung archäologischen Strukturen und originalen Fundstücken einen Ein- mit der Geschichte dieses Platzes – ein wichtiger Impuls für Programm blick in das Leben und Arbeiten der Menschen hinter den Kulissen des und Profil des Humboldt Forums. ehemaligen Berliner Schlosses. Der am Schlüterhof gelegene Skulpturen- saal präsentiert originale Fassadenfiguren des barocken Schlosses und thematisiert die Entstehung der Fassadenrekonstruktionen. Im ganzen KERNTHEMA GESCHICHTE UND ARCHITEKTUR DES ORTES Haus verteilt, vom Keller bis zum Dach, in den Treppen und Restaurants Das Humboldt Forum, seine Architektur und Funktion sind nur vor dem werfen 35 sogenannte Spuren Schlaglichter auf wichtige Nutzungen Hintergrund dieses besonderen Standortes und seiner Geschichte zu ver- und Begebenheiten der Ortsgeschichte. stehen. Deshalb gehört die Geschichte und Architektur des Ortes neben den Themenkomplexen Brüdern Humboldt sowie Kolonialismus und Kolonialität zu den drei Kernthemen des Humboldt Forums. In Ausstellungs- Veranstaltungs- und Vermittlungsformaten, Publika- tionen und in digitalen Angeboten werden die Bezüge zwischen der Geschichte des Ortes und dem Humboldt Forum aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, beforscht und diskursiv verhandelt werden. 4
VIDEOPANORAMA: IN 14 MINUTEN DURCH 800 JAHRE © Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: Alexander Schippel Das Videopanorama an der Passage vermittelt zeigen nicht nur Herrschende, sie wurden auch einen Gesamtüberblick über die Geschichte von Herrschenden produziert. Und so sind des Ortes. Es dient zugleich als Einführung wiederkehrende Leitthemen die Repräsentation und inhaltliche Klammer für die übrigen Aus- und Inszenierung von Macht, das Verhältnis stellungsbereiche zur Geschichte des Ortes. von Herrscher und Volk, Öffentlichkeit wie Raumbestimmend ist eine 27 Meter breite auch wissenschaftlich-kulturelle Nutzungen. Videoinstallation, die im Loop Bilder und Film- Die Leinwand fungiert dabei als Leuchttisch, sequenzen zur Geschichte des Ortes panorama- auf der die Geschichte in einem kuratorischen artig vorüberziehen lässt. Die Raumgestaltung Prozess dargestellt wird. Das filmische Leit- zeigt den rohen Beton, der den Kern des Neu- motiv der Hände, die dort Bilder sortieren, baus offenlegt. In der Raumgestaltung finden stapeln oder auch wegwischen, veranschaulicht die Themen Aufbau, Abriss, Wiederaufbau und den Arbeitsprozess der Kurator*innen und ver- die stete Transformation des Ortes ihren Aus- deutlicht, dass „Geschichte gestaltet“ wird. druck. Für das Panorama wurden 600 Gemälde und Grafiken, historische Fotografien und Filme ausgewählt: In einem 14-minütigen Loop visua- lisieren sie den baulichen Wandel und verdeut- lichen Nutzungen und Ereignisse, die mit den Gebäuden verbunden sind. Viele dieser Bilder 5
SCHLOSSKELLER: DER GESCHICHTE AUF DEN GRUND GEHEN © Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: Alexander Schippel Der Schlosskeller ist der einzige Bereich auf dem Bodenniveau angehoben. Die begehbaren his- Über der Treppe, die zum Schlosskeller Areal des heutigen Humboldt Forums, an dem torischen Kellerbereiche vermitteln einen Blick hinunterführt, erinnert eine an der Decke sich Spuren aus der gesamten Bebauungszeit hinter die Kulissen des ehemaligen Schlosses hängende Konstruktion aus Gründungspfählen, dieses Ortes erhalten haben. Für Berlin ist die und Dominikanerklosters und zeugen von der dass das Schloss auf sumpfigen Grund stand. historische Abfolge vom mittelalterlichen Arbeit der Menschen beim Heizen, Kochen, Mehrere tausend Pfähle wurden unter Bau- Kloster des frühen 14. Jh. bis zu den Spuren der Bewachen und Lagern für den Betrieb solch meister Johann Friedrich Eosander Anfang des Sprengung 1950 in dieser Dichte einzigartig. komplexer Gebäude. Zapfhähne erzählen von 18. Jahrhunderts bis zu 10 Meter tief in den Zwischen 2008 und 2015 wurden die Mauer- den Trinkgewohnheiten der Berliner Domini- Boden getrieben, um ein stabiles Fundament reste und Fundstücke während einer der größten kaner im Mittelalter, Backsteinwände von der für das Schloss zu schaffen. Teilweise sind diese archäologischen Grabungen in der Stadt vom Stube des Kommandanten der Schlosswache noch immer tief im Boden erhalten. Heute Lustgarten bis zum ehemaligen Staatsrats- und tiefe Sprenglöcher von der Zerstörung der tragen 40 Meter lange Betonpfähle den Schloss- gebäudes freigelegt. Ein Teil ist im Ausstellungs- Schlossruine 1950. Eine Keramikplatte aus dem keller und das Humboldt Forum darüber. bereich Schlosskeller erhalten und öffentlich 14. Jahrhundert verdeutlicht, wie innovativ die zugänglich. Im Zentrum stehen die Kelleranlagen Steinkammerluftheizung war, die die Dominika- des barocken Schlosses. Ihre Fundamente und ner im Mittelalter wärmte. Ebenso exklusiv und Außenmauern blieben seit dem 18. Jahrhundert hochmodern für ihre Zeit war auch die Nieder- unverändert. Im Innern des Schlosskellers druckheizung mit ihren enormen Ventilatoren, jedoch wurden neue Mauern eingezogen, Räume die Jahrhunderte später unter Kaiser Wilhelm II. umgenutzt und neu gestaltet. Mit der Verlegung für den Weißen Saal eingebaut wurde. Das Heiz- von Wasserrohren und elektrischen Leitun- system sorgte nicht nur für Wärme, sondern gen Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch das auch für Frischluft. 6
SKULPTURENSAAL: FASSADE ALS POLITISCHES PROGRAMM © Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: Alexander Schippel In den fünf Bereichen des Skulpturensaals – Im Südkabinett werden Gipsmodelle aus dem Hauptsaal, Nordkabinett, Südkabinett sowie den Entstehungsprozess der heutigen Kopien Zugangsräumen Foyer (Spreeseite) und Vestibül ausgestellt. Eine beeindruckende Film- (Schlüterhof ) – werden originale Skulpturen projektion zeigt die über Jahre von der Kamera und Fragmente des Schlosses aus mehreren begleitenden künstlerischen Prozesse bei der Jahrhunderten präsentiert. Im Mittelpunkt Erschaffung der Skulpturen. Der Skulpturensaal steht der barocke Skulpturenschmuck und vor vermittelt so einen Eindruck von den künst- allem dessen Ikonografie als Mittel herrschaft- lerischen Qualitäten des historischen Schlosses licher Repräsentation der Zeit um 1700. und seiner politischen Bedeutung in der Ent- stehungszeit. Gleichzeitig werden der Prozess Viele Exponate waren Teile des barocken der Rekonstruktion und die Methoden und Fassadenschmucks, die nach Entwürfen Andreas Abläufe der Herstellung von Skulpturen Schlüters zu Beginn des 18. Jahrhunderts ent- in barocker Formensprache im 21. Jahrhundert standen. Dazu gehören auch die Kolossalfiguren vor Augen geführt. So wird die Spannung im Hauptsaal, die wie im historischen Schlüter- zwischen dem historischen Schloss und dem hof in großer Höhe präsentiert werden. Einige Neubau Humboldt Forum zum Thema. dieser Originalfiguren sind selbst Kopien nach antiken Vorbildern. Andere ersetzten bereits im 19. Jahrhundert beschädigte Figuren der Barock- zeit. Als Kopien unserer Zeit sind sie wiederum im Schlüterhof zu sehen. 7
SPUREN: EIN NEUBAU VOLLER GESCHICHTE © Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: Alexander Schippel Die sogenannten Spuren sind 35 dezentrale, wie in einer Gitterstruktur ist einerseits modular zufällig im Humboldt Forum verteilte Objekt- und flexibel an die unterschiedlichen Objekte oder Medienpräsentationen Sie erinnern an und Standorte angepasst – sie dient als Sockel, wichtige historische Ereignisse und Nutzungs- Vitrine, Rahmung oder Pult. Gleichzeitig ist sie aspekte des Berliner Schlosses und insbesondere sehr charakteristisch und in den unterschied- des Palastes der Republik. Sie bieten keine auf lichen Kontexten schnell wiedererkennbar. Vollständigkeit angelegte Gesamtdarstellung oder chronologisch geschlossene Erzählung der Geschichte des Ortes, sondern veranschau- „Ich bin froh, dass die Angebote zur Geschichte lichen beispielhaft durch Schlüsselobjekte, des Ortes über das ganze Haus verteilt sind. kleine Objektensembles oder auch audiovisuelle So ‚stolpert‘ man in dem Neubau des Humboldt Angebote „Augenblicke“ der (Kultur-)Geschichte Forums immer wieder über die ganz besondere sowie die vielfältigen Dimensionen des mit historische Dimension dieses Ortes. Gleichzeitig diesem Ort verbundenen Geschehens. wird in den ganz unterschiedlichen Herangehens- weisen die Vielfalt der Geschichte deutlich.“ Die Spuren sind auf öffentlichen Verkehrs- flächen, in Gastronomiebereichen und auf Aus- Alfred Hagemann, Leiter des Bereichs stellungsflächen in teils überraschenden Kon- Geschichte des Ortes texten verortet. Sie durchziehen den Neubau des Humboldt Forums mit Spuren der wechsel- vollen Geschichte dies Ortes. Die Gestaltung 8
AUSGEWÄHLTE SPUREN: WEGELEITSYSTEM DES PALASTES DER REPUBLIK © Piktogramme Klaus Wittkugel / Akademie der Künste, Berlin / Trägersystem Peter Rockel / SHF / digitale Reproduktion: Jester Blank GbR In der Haupterschließungsachse des Humboldt Forums erinnern Elemente des Wegeleitsystems aus dem Palast der Republik an dessen viel- fältiges Angebot. Überall in dem weitläufigen Gebäude gab es beleuchtete Hinweise, die den Besucher*innen den Weg zu den verschiedenen Veranstaltungsräumen und Restaurants wiesen. Die Piktogramme für das umfangreiche Wege- leitsystem entwarf Klaus Wittkugel, einer der bedeutendsten Grafiker der DDR. Grafische Informations- und Leitsysteme waren in diesen Jahren hochaktuell, da an in immer g rößeren Sportstätten oder Flughäfen die einfache und niedrigschwellige Orientierung der Besucher *innen gewährleistet werden musste. 9
GLÄSERNE WAHLURNE DER VOLKSKAMMER © Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: Alexander Schippel Inmitten des Skulpturensaals im Humboldt Forum ist die Gläserne Wahlurne zu sehen, die 1990 der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR für Abstimmungen diente und im Volkskammersaal des Palastes der Republik stand. Die gläserne Box symbolisierte die neue Transparenz parlamentarischer Entscheidungen. Sie wurde auch im August 1990 genutzt, als die Mehrheit der Parlamentsabgeordneten für die Deutsche Einheit stimmte. 10
PLANE DER SCHLOSSATTRAPPE VON 1993 © SHF / Catherine Feff / SHF / Foto: GIULIANI | VON GIESE Von Juli 1993 bis September 1994 zeigte eine maßstabsgetreue Simulation des 1950 gesprengten Berliner Schlosses eindrucksvoll seine frühere Wirkung im Stadtraum. Die französische Künstlerin Catherine Feff und ihr 50-köpfiges Team hatten auf 10.000 m² LKW-Plane eine täuschend echte Schlossfassade gemalt, die auf einem 30 Meter hohen Gerüst neben dem Palast der Republik befestigt wurde. Das Werk schob eine langjährige Debatte an: Erhalt des Palastes der Republik oder Wieder- aufbau des Berliner Schlosses. 2002 beschloss der Deutsche Bundestag den Bau des H umboldt Forums mit einer Teilrekonstruktion der Schlossfassaden. 11
ALLE SPUREN AUF EINEN BLICK 4 SPUREN Dachterrasse 1 Erinnerungsstück: Brigadebuch 35 2 Silbernes Schiffsmodell Kaiser Wilhelms II. 3 Plane der Schlossattrappe von 1993 4 Gläserne Wahlurne der Volkskammer 3 MUSEEN UND TEMPORÄRE AUSSTELLUNGEN 5 Porzellanrelief aus dem Palast-Restaurant 304 Einführung 300, 313 305 6 Teller aus fünf Jahrhunderten 303 Asien 305 – 311, 314 – 320 30 306 302 Temporäre Ausstellungen 301 – 304, 312 7 Küchengeräte aus der Schlossküche 301 308 300 319 8 Revolutionen 1848, 1918 und 1989 32 320 31 27 309 29 33 318 310 9 Aufmarschplatz 311 28 317 315 312 10 Kopfsteinpflaster aus dem Eosanderhof 313 34 314 11 Veranstaltungen im Palast der Republik 2 316 MUSEEN UND TEMPORÄRE AUSSTELLUNGEN 12 Kaiserzeitliches Badezimmer Einführung 200, 213 21 204 205 203 Amerika 202, 204 – 208 206 13 Wegeleitsystem des Palastes der Republik 202 22 207 Afrika 216 23 201 208 14 Genienfragment am Portal 3 Ozeanien 215, 218 – 220 200 219 Musik 217 25 209 15 Kulturelle Zwischennutzung des Palastes der Republik Temporäre Ausstellungen 220 201, 203, 211, 212, 214 218 26 210 24 211 16 Fischpräparate aus der Königlichen Kunstkammer 19 20 212 217 215 213 17 Alpenmodell aus der Königlichen Kunstkammer 214 1 216 18 Psychologisches Institut im Berliner Schloss Humboldt Labor 102 – 103 BERLIN GLOBAL 104, 106 – 117 108 i h 19 Bronzerelief aus dem Foyer der Volkskammer j 109 107 k 110 20 Schrank aus dem Geheimen Staatsarchiv im Saal 5 105 106 g 105 f Berliner Schloss Werkräume 101 103 16 l 104 116 111 17 102 15 21 Schreibfeder Kaiser Wilhelms II. Garderobe D 13 115 b 112 d e 113 14 c 22 Mörser aus der Hofapotheke 114 13 a 117 D 23 Ausrufung der sozialistischen Republik 1918 0 18 101 24 Ausstellungen in der Schlossruine 1946 – 1948 Foyer Kasse 000 Saal 1 001 7 25 Gemälde aus der Palast-Galerie 6 5 Saal 2 002 9 8 004 3 26 Überwachungsmonitor aus dem Palast der Republik Saal 3 003 009 4 003 Sonderausstellung 005 – 006 A 27 Kunsttransporte ins Exil Wilhelms II. Seminarräume 007 007 10 001 002 28 Kurfürstenstatuen aus dem Berliner Schloss Humboldt Ausstellung 010 010 2 8 000 Videopanorama 008 11 10 008 29 Kopfteil der Rüstung eines Turnierpferdes Skulpturensaal 009 1 005 C 006 30 Museum für Leibesübungen im Berliner Schloss Tourist-Info 004 Garderobe A 31 Thronrückwand von Königin Elisabeth Christine Garderobe C 32 Chinesische Drucktypen aus der kurfürstlichen Bibliothek -1 33 Allee Unter den Linden im Wandel der Zeiten Schlosskeller -100 Garderobe B 34 „Lalla Rûkh“-Teller aus dem Berliner Schloss 12 35 Eiskaffeebecher aus der Milchbar im Palast der Republik B Noch nicht zugänglich -100 12
DER SCHLOSSPLATZ – EINE KURZE CHRONOLOGIE Über Jahrhunderte hat an diesem Ort Politik stattgefunden. Das zeigt die Baugeschichte: Seit dem Mittelalter ist hier gebaut, abgerissen und neu geplant worden. Wie Monarchen und Touristen, Bürger und Diplomaten, Politiker oder Passanten den Platz und seine Bebauung zur politischen Kommunikation nutzten, wahrnahmen und veränderten – das erzählen die Angebote zur Geschichte des Ortes. UM 1300 1871 1976 Um Platz für den Bau des Dominikanerklosters Im Zeitalter von Nationalstaaten und imperialer Mit dem Palast der Republik reklamiert Staats- zu schaffen, wird ein bereits seit ca. 100 Jahren Expansion sucht das Deutsche Reich seinen oberhaupt Erich Honecker Wohlstand, Teilhabe, besiedeltes Stadtareal planiert. Platz: Die deutschen Länder schließen sich zum Geltung für die Bürger der DDR. Das Gebäude Staatenbund zusammen – mit dem preußi- ist Sitz der Volkskammer und populärer Ver- schen König als Kaiser. Das Berliner Schloss anstaltungsort. 1443 wird Kaiserschloss; Berlin die Hauptstadt Die Kurfürsten von Brandenburg aus dem süd- eines kolonialen Reiches und Zentrum einer deutschen Haus Hohenzollernwollen wollen expandierenden Industrienation. 1989 Berlin-Cölln als wichtigste Stadt des Landes Im Herbst 1989 protestieren DDR-Bürger für unter ihre Kontrolle bringen. Dazu bauen sie Freiheit und politische Reformen. Der Festakt ein befestigtes Schloss. Die Bürger sehen ihre 1918 zum 40. Jahrestag der DDR im Palast der Repu- Freiheiten beschnitten und überfluten die Bau- Der verlorene Weltkrieg und die Revolution blik trifft auf zahlreiche Demonstranten. Kaum stelle. Doch der Wandel ist nicht aufzuhalten: erzwingen das Ende des Kaiserreichs. Das ein Jahr später beschließt die Volkskammer den Mit wachsender Bedeutung des Kurfürstentums Schloss ist Schauplatz erbitterter Kämpfe bis Beitritt zum Bundesgebiet. wächst auch das Schloss. sich die junge Republik etabliert. Im Schloss halten Museen und Universitätsinstitute Ein- zug, doch der Geist der Monarchie wird nicht 2002 1701 ganz ausgetrieben. Nach langen Debatten beschließt der Deutsche Der Kurfürst will mehr: Pracht, Einfluss, Bundestag einen Neubau mit der Rekonstruk- Königswürde. Der barocke Ausbau von Stadt tion der Fassaden des Berliner Schlosses. und Schloss bereitet den Boden für einen küh- 1945 Der asbestbelastete Palast der Republik, einst nen Coup. Nach dem Zugewinn Preußens krönt Der deutsche Eroberungskrieg führt zur Zer vom letzten Ministerrat der DDR geschlossen, sich der Kurfürst in Königsberg zum König. störung des Schlosses durch Luftangriffe kein soll dafür abgerissen werden. Im Streit um Brandenburg tritt in den Kreis der europäischen schmerzlicher Verlust für die Nationalsozialisten: Abriss, Neubau und Ruine entstehen neue Mächte. Ihnen hatte das Schloss primär als Kulisse für deutsch-deutsche Fronten. Großveranstaltungen gedient (beispielsweise bei den Olympischen Spielen). Das Interesse 1848 Adolf Hitlers galt seinen Neubauten. 2021 Europa in den Nachwehen Napoleons: Alte Das Humboldt Forum eröffnet. Systeme und neue Ideen sind im Widerstreit. Als im März 1848 auch die Berliner revoltie- 1950 ren, zeigt sich der preußische König kurzzeitig Nach der Teilung Deutschlands befindet sich reformbereit. Aber der Bau einer neuen Schloss- das Schloss in der sozialistischen DDR. Staats- kapelle mit dominanter Kuppel signalisiert: oberhaupt Walter Ulbricht hat das Vorbild Alles soll bleiben, wie es ist. Moskau vor Augen und verlangt einen Auf- marschplatz in der Stadtmitte – und einen Bruch mit der Vergangenheit: Trotz prominen- ter Fürsprecher wird das Schloss abgerissen. 13
GESCHICHTE DES ORTES Daten und Fakten Ort Humboldt Forum: Schlosskeller im Untergeschoss des Westflügels; Skulpturensaal im Erdgeschoss des Ostflügels, Geschichte des Ortes – Videopanorama im Erdgeschoss des Südflügels; 35 Spuren im gesamten Haus verteilt. Laufzeit ab 20. Juli 2021 Öffnungszeiten So–Mo, Mi–Do, 10–20 Uhr Fr–Sa, 10-22 Uhr Eintritt Kostenfrei. Einlass mit Zeitfenstertickets, buchbar hier: humboldtforum.org Informationen Humboldt Forum Schlossplatz 1 Tel: +49 30 99 211 89 89 www.humboldtforum.org Kurator*innen Das Team Geschichte des Ortes hat seit 2014 die Dauerausstellungen des Bereichs gemeinsam erarbeitet und umgesetzt. Videopanorama: Dr. Alfred Hagemann, Dr. Antoinette Lepper, Barbara Martinkat, Anke Schnabel Schlosskeller: Kai-Britt Albrecht, Peter Langen, Dr. Antoinette Lepper, Doris Müller-Toovey, Dr. Judith Prokasky, Anke Schnabel Spuren: Karen Buttler, Dr. Alfred Hagemann, Peter Langen, Dr. Antoinette Lepper, Dr. Julia Weimar Skulpturensaal: Kai-Britt Albrecht, Bertold Just, Peter Langen, Petra Larass, Dr. Antoinette Lepper, Doris Müller-Toovey, Dr. Judith Prokasky, Andrea Rieder, Claudia Rücker, Anke Schnabel Ausstellungsgestaltung Videopanorama und Spuren: chezweitz, Berlin Schlosskeller und Skulpturensaal: Ralph Appelbaum Associates, Berlin Publikationen Auswahl, weitere Publikationen zur Geschichte des Ortes unter: humboldtforum.org/publikationen Geschichte des Ortes. Ausstellungsführer Prestel Verlag, 2020, 184 Seiten, 15 Euro Das Humboldt Forum im Berliner Schloss Prestel Verlag, 2020, 248 Seiten, 49 Euro Vom Kloster zum Humboldt Forum. 700 Jahre Geschichte und Architektur. Ein Buch zum Tasten, Sehen und Hören Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss Gestaltung inkl. Design GmbH – Agentur für inklusive Gestaltung, 2021, Hörfassung Antenna Audio GmbH Produktion Hörvariante Linon Medien KG 64 Seiten, 24,90 Euro 14
Mythos der Revolution. Karl Liebknecht, das Berliner Schloss und der 9. November 1918 Hanser Verlag, 2018, 128 Seiten, 15 Euro Barock in Arbeit. Die Kunst der Rekonstruktion und das neue Berliner Schloss Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, 2018, 187 Seiten, 24,90 Euro Vermittlungs- und Veranstaltungsangebote Ein vielsprachiges Vermittlungsteam betreut die Ausstellung während der gesamten Öffnungszeiten. Führungen, Vortragsreihen, ein Thementag sowie weitere Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramme vertiefen und erweitern das Thema aus verschiedenen Perspektiven. Die Veranstaltungsreihe ORTS-Termin legt ihren Fokus bereits seit 2016 auf die vielschichtige Geschichte und Architektur des Ortes. Sie lädt zum Dialog ein, um über die facettenreiche Historie und Rolle dieses politisch wichtigen Standortes offen zu diskutieren. Inklusion Die Ausstellungen sind inklusiv und barrierearm. Neben einem taktilen Bodenleitsystem gibt es in den Ausstellungsbereichen Stationen, die mit Braille und Profilschrift beschriftet sind. Der Medienguide bietet Audiodeskriptionen in Deutsch und Englisch, Videos in Deutscher Gebärdensprache und in Zukunft Audios in Leichter Sprache. Das inklusive Buch Vom Kloster zum Humboldt Forum lädt mit 14 Tastbildern und Texten in Großdruck und Braille dazu ein, die Geschichte und Gebäude des Ortes kennenzulernen. Eine Hörvariante ist über humboldtforum.org/tastbuch abrufbar. Zu ausgewählten Veranstaltungen werden ebenfalls Audiodeskriptionen angeboten. In einer Hör- und Tastführung zur Architektur werden ab Herbst 2021 fünf Modelle historischer Vorgängerbauten sowie archäologische „Fundstücke“ zur Ver mittlung der Geschichte des Ortes verwendet. Weitere Hör- und Tastführungen finden zu regelmäßig stattfindenden Terminen statt. 15
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