Bild im Netz IM BLICKPUNKT: Bildverstehen Die Flut der Bilder Bild und Geld Urheberrecht und Lizenzmodelle Von Bildbearbeitung zur Bildmanipulation
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IM BLICKPUNKT: Bild im Netz Bildverstehen Die Flut der Bilder Bild und Geld Urheberrecht und Lizenzmodelle Von Bildbearbeitung zur Bildmanipulation
Bild im Netz IM BLICKPUNKT: Bild im Netz setzt sich mit diesen Fragen auseinander, befasst sich mit der Fülle und Vielfalt, mit der tatsächlichen und vermeintlichen Wahr- Das Sprichwort „Ein Bild sagt mehr als tausend heit von Bild-Dokumentationen und mit den verschie- Worte“ besagt, dass die mit einem Bild verbundene denen Realitäten, die abge“bild“et werden können. Aussage oft einen unmittelbareren und nachhal- Bildverstehen tigeren Eindruck hinterlässt, als ein umfangreicher Text, der den gleichen Inhalt zu erläutern versucht. Nachweislich wird dieses Sprichwort seit 1921 im an- Bilder werden genutzt, um Inhalte zu verdeutlichen, gelsächsischen Sprachraum verwendet – interessan- Ideen zu transportieren, Sachverhalte darzulegen, Ge- terweise hatte es seinen ersten Auftritt in einer Wer- schehnisse zu dokumentieren, Entwicklungen zu veran- befachzeitschrift. Mit dem Slogan „One Look is Worth schaulichen, Aufrufe zu verstärken und vieles andere A Thousand Words“ wurde die Nutzung von Werbeauf- mehr. Natürlich ist es notwendig, die entsprechenden drucken auf Straßenbahnen angepriesen. Das Prinzip „Botschaften“ deuten und einordnen zu können. Die des Bilds als Botschaft wurde hier also bereits zielge- Herausgeber des Jahrbuchs Medienpädagogik spre- richtet umgesetzt. chen von der immer wichtiger werdenden „Bedeutung der in der Gesellschaft zirkulierenden visuellen Bil- Noch nie waren so viele Bilder überall um uns herum der“. Dies verlange von „den Heranwachsenden, neue wie in den vergangenen Jahren, in denen das Internet die größte Quelle aller Zeiten geworden ist. Sie ver- mitteln den Eindruck, dass nichts passiert, das nicht auch unmittelbar durch Fotos und Videos dokumen- Bildwissenschaft tiert würde. Während Bilder früher als Ergänzung von Nachrichten dienten, werden Texte heute eher zu ei- Die Bildwissenschaft als fachübergreifende Disziplin befasst ner Kommentierung des Bildmaterials. Wird noch real sich dementsprechend auch weniger mit dem (einzelnen) wahrgenommen, was nicht durch Bilder „bewiesen“ Bild an sich, sondern fragt, „was es grundsätzlich bedeutet, mit Bildern (als solchen) umgehen zu können“, so der In- wird? Und hält dieser „Beweis“ einer Überprüfung formatiker und Philosoph Jörg Schirra, der sich intensiv mit stand? diesem Thema befasst. In diesem Kontext sind sowohl die Bilderstellung als auch die Fähigkeit des Menschen von Be- Noch nie waren aber auch so viele Bilder verfügbar lang, Bilder sowohl (zweckgerichtet) erzeugen als auch wahr- wie heute: Die Verbreitung über das Internet reicht nehmen und deuten zu können, als auch die Wirkung, die die von der Bebilderung privater Websites über die Ge- Herstellung und die Verwendung von Bildern auf das Verhal- staltung von Firmenportalen hin zu der fast in Echt- ten und die Kultur des Menschen haben. zeit gewährleisteten Dokumentation aller tagtäglichen Ereignisse – von lokal bis international, vom Bild ¢ Moser, Heinz / Sesink, Werner, Meister, Dorothee M. / Hipfl, Brigitte / Hug, Theo (Hrsg.): Jahrbuch Medienpäda- eines zufälligen Augenzeugen bis zur professionellen gogik, Band 7. VS Verlag 2008, S. 8. Pressefotografie. ¢ Bachmann-Medick, Doris: Cultural Turns. Neuorientie- Nicht immer ist nachvollziehbar, woher das einzelne rungen in den Kulturwissenschaften. Rowohlt Taschen- Bild stammt: Wer ist sein Urheber, welchen Verbrei- buch Verlag 2006, S. 348. tungsweg hat es genommen? Und vor allem: Ist es ¢ Schirra, Jörg / Sachs-Hombach, Klaus: Bild und Wort. Ein noch „echt“? Neben den digitaltechnischen Möglich- Vergleich aus bildwissenschaftlicher Sicht. In: Essener keiten, qualitativ hochwertige Fotos und Filme her- Linguistische Skripte – elektronisch (ELiSe, ISSN: zustellen, sind auch jene zu ihrer Bearbeitung, also 1617-5425) Jahrgang 6, Heft 1, 2006, Seite 51-72. auch zu ihrer Manipulation, gewachsen. www.uni-due.de/germanistik/elise/ 2
Formen einer Bildkompetenz zu entwickeln – als Fähig- Die Tatsache, dass sich heute fast überall eine Per- keit, Bilder aus dem gesellschaftlichen Symbolvorrat son mit einem foto- und filmfähigen Smartphone kritisch reflektieren bzw. dekonstruieren zu können“. oder Handy da aufhält, wo etwas passiert, hat einige Vereinfacht gesagt: Um den Sinn von Bildern erfassen Zeitungen und Zeitschriften dazu bewogen, dieses zu können, muss man sie verstehen – und dies ist im- Potenzial in ihre redaktionellen Inhalte einzubinden. mer abhängig von der Kultur und Gesellschaft, in der Das bekannteste Beispiel hierfür sind in Deutschland man lebt und die man kennt. „Wozu, von wem werden sicherlich die Leserreporter der Bild-Zeitung. Quali- Bilder produziert und verwendet, wie wirken sie, und tät und Nachprüfbarkeit des gelieferten Bildmaterials wie werden sie wahrgenommen“, sind hier die Leitfra- waren hier vermutlich nicht das ausschlaggebende gen (Bachmann-Medick). Kriterium. Der Deutsche Journalistenverband beklag- te nach Beginn dieser Maßnahmen auch prompt den Die Flut der Bilder Verfall journalistischer Standards (www.djv.de; dort im Bereich Presse und News, Dezember 2006). Das Bildhafte bestimmt in viel größerem Maße als früher unsere (medial vermittelte) Umwelt. Bilder und Videos können heute im Internet in unvergleichlicher Das Projekt „Commons“ Fülle gefunden werden. Sie gehören zunehmend zur Flickr arbeitet gemeinsam mit der US-amerikanischen Libra- Dokumentation des eigenen Lebens. Facebook dient ry of Congress, einer der größten Bibliotheken der Welt, am als Urlaubsalbum in Echtzeit, Privatpersonen gestalten Projekt „Commons“. Dieses stellt gemeinfreie (also nicht ihre Websites mit Bildelementen, Unternehmen und mit Urheberrechten versehene) Fotos ins Internet und bittet öffentliche Einrichtungen nutzen Graphiken und Foto- die Besucher der Seite, mit Informationen zu den einzelnen material zur Bewerbung ihrer Produkte und Anliegen – Werken zu einer besseren Verschlagwortung und damit Kata- kein Nachrichtenportal, das nicht fast ebenso viele Bil- logisierung dieser großen Bestände beizutragen. der wie Texte zur Berichterstattung verwendete. Die Summe derer, die diese Bilder liefern, setzt sich zusammen aus Privatpersonen, die Handyaufnahmen Die wachsende Gruppe der interessierten Amateure machen, denen, die mithilfe der immer günstiger ge- hat die Wahl zwischen mehreren Online-Fotoalben, in handelten Digitalkameras durchaus qualitativ akzep- denen sie ihre Werke veröffentlichen können: Allein table Fotos machen, sowie der kleiner werdenden die Online-Community Flickr, die es Nutzern erlaubt, Gruppe der Bildreporter und der größeren Gruppe der digitalisierte Bilder und Filme hochzuladen, bot im frei arbeitenden Pressemitarbeiter. Hinzu kommen September 2010 mehr als fünf Milliarden Fotos und – wie von jeher – Bildagenturen, die ihren Bestand Videos. Viele von diesen sind von durchaus überzeu- zunehmend im Netz anbieten, so dass ein Bild bei gender Qualität, was nicht allein der Tatsache ge- Bedarf in Sekunden zur Verfügung steht. schuldet ist, dass die Nutzer sich ein entsprechendes Fachwissen angeeignet haben, sondern vor allem Dies führt auf der anderen Seite dazu, dass sich die auch der, dass die Preise auch hochwertiger Digital- Erwartungshaltung ändert: Es gibt kein Ereignis, das kameras in den vergangenen Jahren erheblich gefal- nicht mehr fotografiert wird – das Publikum verlangt len sind. nach sofortigem Bildmaterial. Nicht immer ist der Anlass so außergewöhnlich wie im Falle des auf dem Auch dem interessierten Laien stehen inzwischen Hudson River in New York notgewasserten Passa- technische Geräte zur Verfügung, die noch vor ver- gierflugzeugs: Das erste veröffentlichte Bild hiervon gleichsweise kurzer Zeit Unsummen gekostet haben. stammt vom Handy eines Fährpassagiers (http:// Hinzu kommt eine Vielzahl an Bildbearbeitungspro- twitpic.com/135xa). grammen, die sich auch dem Laien erschließen. 3
Entstanden ist Flickr als reine Fotogemeinschaft, die rechte keine Einschränkungen verbunden sind. Wer der Präsentation der eigenen Bilder und Filme sowie das Bild erwirbt, kann es unbegrenzt einsetzen. Die dem Austausch unter Gleichgesinnten diente. Die Kosten berechnen sich in der Regel ausschließlich Mitglieder der Community publizieren bei Flickr ihre nach der Größe des gewünschten Bildes. Werke, unter anderem auch Blogger und andere, die hier ihre in ihren Blogs und anderen Sozialen Medien Weiterführende Hinweise für Personen, die mit ihren eingebetteten Fotos veröffentlichen. Viele Mitglieder Fotos Geld verdienen möchten, finden sich beispiels- bieten ihre Bilder (lizenzfrei) zur Weiterverwendung an. weise auf der Seite irights.info, dem Info-Portal zum Urheberrecht in der digitalen Welt, bei www.medien- Nicht von der Zahl der (registrierten) Nutzer, aber paedagogik-praxis.de/2011/03/02/leitfaden-foto- vom Prinzip her vergleichbar ist die in Deutschland recht/ oder im mekonet Dossier „Lizenz zur Bildung: gegründete, mittlerweile aber in mehreren europä- Creative Commons (CC)“ (www.mekonet.de/dossiers). ischen Ländern jeweils in Landessprache angebote- ne „fotocommunity“, die nach eigenen Angaben die größte Community dieser Art in Europa ist. Urheberrecht und Bild und Geld Lizenzmodelle Universelle Verfügbarkeit suggeriert nicht nur, dass Mittlerweile sind Agenturen auf die Fülle des oft alles da ist, sondern auch, dass jeder alles verwen- auch qualitativ hochwertigen Materials aufmerksam den kann. Die Flut der verfügbaren Bilder im Internet geworden. So werden in der Kategorie „Getty Images sollte allerdings nicht zu der Annahme verleiten, Call for Artists“ Nutzer von Flickr dazu eingeladen, dass all diese von jedermann verwendet, bearbei- jeweils eine Auswahl von zwölf Fotografien zur Begut- achtung durch ein Getty-Kreativteam einzureichen; die besten Arbeiten kommen in die Flickr-Sammlung der – immerhin international renommierten – Bild- Agenturen und Communitys agentur Getty. Doch zeigt sich hier auch sofort die andere Seite der Medaille: Die Fotografen treten ihre Auch die Microstock-Agenturen Fotolia und Photocase, die Rechte weitgehend an die Agentur ab und erhalten eine international, die andere in Deutschland gegründet, ar- bei Verkauf ihrer Bilder lediglich 30 Prozent der Sum- beiten mit den Werken von Fotografen, die auf den jewei- me. Dies weicht nicht sonderlich von der gängigen ligen Plattformen registriert sind. Sie stellen ihre Arbeiten Praxis ab, illustriert aber, dass den Urhebern von lizenzfrei zur Verfügung und erhalten dafür entweder „Cre- Werken in einem solchen Fall nur ein kleinerer Anteil dits“, mit denen sie ihrerseits Fotos zur Nutzung erwerben der erzielten Erlöse zugute kommt. können, oder werden nach einem festgelegten Schlüssel über die für ihre Werke bezahlten Credits entlohnt. Im Zuge der wachsenden Verfügbarkeit von Fotos, ¢ Bildagenturen / Micro- oder Midstock: die zudem über das Internet präsentiert und ver- www.fotolia.com breitet werden können, entstanden neben den her- www.photocase.com kömmlichen Bild-Agenturen, die mehr oder weniger ausschließlich Bilder von professionellen Fotografen ¢ Internationale Bildagenturen: www.gettyimages.de vertreiben, die sogenannten Microstock-Agenturen. www.corbisimages.com Diese erwerben die Nutzungsrechte der Bilder von zahllosen (nicht immer professionell tätigen) Foto- ¢ Communitys für Fotos und Videos: grafen und bieten diese kommerziell, aber lizenzfrei www.flickr.com www.fotocommunity.de an. Dies heißt, dass mit dem Erwerb der Nutzungs- 4
tet und wieder veröffentlicht werden dürfen. Bilder Grundsätzlich dient Bildbearbeitung der Verbesse- sind, wie andere Werke auch, mit Rechten versehen, rung von Qualität. Bilder lassen sich aufhellen, Far- die die Urheber in der Regel selbst festlegen. Nach ben verstärken, Ausschnitte betonen, Tiefenschärfe deutschem Recht bleibt das Werk untrennbar mit erhöhen. Wenn die Bearbeitung in die tatsächliche seinem Urheber verbunden, er kann auf sein Urhe- Veränderung des Fotografierten (oder Gefilmten) berrecht nicht verzichten. Allerdings gibt es eine Rei- übergeht, wenn Bildelemente entfernt, hinzugefügt he unterschiedlicher Lizenzmodelle, mit denen er die oder anders proportioniert werden, stellt sich die Nutzung seiner Bilder seitens Dritter entweder recht Frage: Wo liegt die Grenze zwischen gewollter Ver- frei gestalten oder vollständig untersagen kann. fremdung, etwa aus künstlerischen Gründen, und Verfälschung des Abgebildeten? Ein weit verbreitetes Modell, das etwa auch bei Flickr genutzt wird, ist die Lizenzierung nach Creative Umfassend dokumentiert wird diese Art der vollstän- Commons. Diese sieht eine mehrstufige Vergabe digen „Nachbearbeitung“ im ZEIT-Artikel „Die Last von Nutzungsrechten für Dritte vor, mit der der Urhe- der Wahrheit. Wie echt muss, wie frei darf Fotografie ber verfügen kann, dass seine Bilder unter der Nen- sein?“, der die Produktion eines Titelbilds schildert. nung seines Namens genutzt, bearbeitet und weiter- Das Modell wird nicht nur vor der Kamera in genau verbreitet werden dürfen, oder lediglich unverändert festgelegte Posen gesetzt und mit Hilfsmitteln aus- veröffentlicht werden dürfen, oder nur im nicht-kom- gestattet; in der Nachbearbeitung verschwinden Fal- merziellen Bereich und anderes mehr. ten, Sommersprossen und Muttermale. Die Darstellung der so abgebildeten Personen ent- Von Bildbearbeitung fernt sich immer weiter von der Wirklichkeit. „Dass die Medien idealisierte und stereotype Körperbilder zur Bildmanipulation vermitteln, ist … unstrittig”, so das mekonet-Dossier „Mediale Körperbilder – Bilder mit Gewicht?“, das Der Erwerb von Wissen und Erfahrung im Kontext aufzeigt, wie sehr sich besonders junge Menschen der Bilderstellung und Bildnutzung reicht vom tech- an einem nicht oder kaum existenten Schönheitsi- nischen Know-how über Bedienbarkeit von Geräten deal orientieren. Ein Beispiel für die Anpassung der wie Kameras und Computern über Einsatzmöglich- Realität an das vermeintlich medial Notwendige zeigt keiten von Software zur Bildbearbeitung hin zu Er- der Spot „Evolution“ der Dove-Initiative für wahre kenntnisgewinn über Bildästhetik. Ein Zuwachs an Schönheit (etwa im Youtube Kanal des Projekts me- „Medienkompetenz“ ist also durchaus vorhanden. konet: www.youtube.de/mekonetnrw). Wie aber steht es mit dem Einordnen und Einschät- zen von Bildrealitäten? Man mag den Eindruck haben, dass ein Foto im Ge- Pixelwesen gensatz zu einem gemalten Bild immer die Realität „Irgendwo auf dem Weg in die Zeitschriften ist aus Wolke abbildet. Dies war noch nie so, dies ist aber auch Hegenbarth ein Pixelwesen geworden, zu schön, um wahr durch die verfeinerten Manipulationsmöglichkeiten zu sein – und zu unwahr, um schön zu sein. … Unsere Welt immer schwerer zu erkennen. Die unmittelbare Wir- ist voller Bilder, Fotos fluten unseren Alltag und unser Be- kung eines Fotos suggeriert Wahrheit. Heute ist es wusstsein. Manche kommen aus den Randgebieten des oft nur noch Experten möglich, die verschiedenen Journalismus und sind offensichtlich geschönt, andere gel- Bearbeitungsstufen eines Fotos nachzuvollziehen. ten noch immer als Beweis.“ Selbst wenn der Betrachter ahnt, dass das Werk be- aus: Die ZEIT, 11.11.2008, „Die Last der Wahrheit. Wie arbeitet wurde, ist dies in der Regel nicht mehr mit echt muss, wie frei darf Fotografie sein?“ www.zeit.de/2008/24/Foto-Reportage-24 dem bloßen Auge zu erkennen. 5
Links ¢ Eine immer weiter wachsende Sammlung von Fotos fin- ¢ IM BLICKPUNKT: Informationelle Selbstbestimmung det sich im Fotoblog der „ZEIT“. Hier stellen Grafiker, www.grimme-institut.de/imblickpunkt/ Bildredakteure und Onlinejournalisten außergewöhnliche ¢ mekonet Dossier: „Das ‚Mitmach-Netz‘ und der Bilder und ihre Geschichten vor. Datenschutz“ http://blog.zeit.de/fotoblog/ www.mekonet.de/dossiers/ ¢ Die Journalistin Meike Winnemuth dokumentiert ihre ¢ mekonet kompakt: „Datenschutz auf einen Blick“ Weltreise monatsweise im Blog „Vor mir die Welt“ und www.mekonet.de/kompakt/ stellt die zwölf Städte ihrer Tour anhand einer Fülle von Fotos zu großen Eindrücken und kleinen Details vor. www.vormirdiewelt.de Noch heikler wird die Verfremdung von Bildern im oder wer hätte noch nie das Gefühl gehabt, durch Nachrichtenbereich. Wenn Bilder, die der Dokumen- Bilder bei einem Ereignis „dabei“ gewesen zu sein? tation des Tagesgeschehens oder weltweit relevanter Bilder benötigen wir zur Darstellung unserer Person Ereignisse dienen sollen, nicht mehr das zeigen, und unseres Lebens, wir brauchen sie aber auch, um was tatsächlich passiert ist, sondern im Nachgang die Welt zu verstehen. verfremdet, dramatisiert, in ihrer Aussage verändert oder schlicht so verfälscht werden, dass das Ab- Viele wichtige Aspekte konnten aus Platzgründen in gebildete dem Geschehen widerspricht, entstehen diesem BLICKPUNKT nicht behandelt werden: Daten- beim Betrachter „falsche“ Bilder, die er in der Folge schutz und Persönlichkeitsrechte etwa – auf wie vie- nicht nur zur vermeintlichen Information nutzt, son- len veröffentlichten Fotos im Netz sind wir zu sehen, dern auch zur Bewertung und Beurteilung von Rea- ohne uns jemals einverstanden erklärt zu haben? lität. Wenn seine „Quellen“ nicht verlässlich sind, Oder: Sind sich gerade Jugendliche eigentlich wirklich er diese Gefahr aber nicht erkennt, kann er auf das darüber im Klaren, dass ihre online veröffentlichten Geschehen nicht adäquat reagieren und es in einen Privatbilder bis in alle Ewigkeit dort zu finden sind? angemessenen Kontext einordnen. Das auf Seite 5 Google Street View führt uns zu der Frage, ob wir mit abgebildete Foto etwa vermittelt je nach gewähltem der Bilderflut im Netz mehr und mehr überwachbar Ausschnitt eine völlig andere Aussage. geworden sind. Wichtig ist, sich darüber bewusst zu sein, dass grundsätzlich alles – Text und Bild – immer Manchmal wird die Aufdeckung solcher Bildmani- hinterfragbar bleiben muss. In diesem Sinne: Trauen pulationen selbst zur Nachricht: Unter dem Titel Sie Ihren Augen nicht. „Bombenschäden per Photoshop“ berichtete die Süddeutsche Zeitung am 09. August 2006 über ein gefälschtes Bild, das Beirut während des libanesisch- israelischen Kriegs zeigte. Der Fotograf, ein Mitarbei- Impressum ter der Agentur Reuters, hatte die aus den zerstörten Häusern aufsteigenden Rauchwolken nachträglich Diese Broschüre ist mit Unterstützung der Staatskanzlei verstärkt und so den unmittelbaren Bildeindruck noch Nordrhein-Westfalen entstanden. Sie kann kostenlos unter dramatisiert. Nach öffentlich geäußerten Zweifeln www.grimme-institut.de/imblickpunkt heruntergeladen werden. prüfte Reuters die Angelegenheit, zog alle Fotos des Redaktion und Gestaltung: betreffenden Mitarbeiters zurück und kündigte die Grimme-Institut Zusammenarbeit. Zitat des Agentur-Bildchefs: „Es Gesellschaft für Medien, Bildung und Kultur mbH gibt keinen schlimmeren Verstoß unserer Fotografen Eduard-Weitsch-Weg 25 • D-45768 Marl gegen die Reuters-Standards als die absichtliche Ma- Tel: +49 (0) 2365 9189-0 • Fax: +49 (0) 2365 9189-89 nipulation von Bildern“ (Weiterleitung zur SZ: E-Mail: info@grimme-institut.de www.grimme-institut.de/dokulink/906881). Internet: www.grimme-institut.de Bildquellen: Fazit AllzweckJack (S. 1), Jo.Sephine (S. 1 u. 2), PhotoSuse (S. 1 u. 3), Andreas Siegel (S.1 u. 4), alle photocase.com; ddp images/AP/Itsuo Inouye; Montage (S. 5) Durch Bilder im Netz wird Privates öffentlich, das Öf- fentliche nimmt durch das Unmittelbare von Bildern Stand: April 2011 einen fast als privat empfundenen Charakter an – 6
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