DBZ Bauwerk 1/2012 Spiegel-Haus an der Ericusspitze, Hamburg
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DBZ Bauwerk 1/2012 Spiegel-Haus an der Ericusspitze, Hamburg Die Verlagslandschaft ändert sich, Film-, Online- und Epaper-Formate sind in den Vordergrund ge- rückt. Und so ist es auch beim dazugehörigen Gebäudetypus: Das zeitgemäße Multimediahaus ist mehr als nur Hülle, es repräsentiert selbst den neuesten Stand der Technik.
BauWerk Kommt man per Eisenbahn von Süden nach Hamburg, hat man das Gefühl, der Spiegel sei der Portier hansea- tischer (Bau-) Kultur am östlichen Auftakt der neuen Ha- fencity, so präsent steht er an der Ericusspitze am Stadt- eingang. Eine gebaute Manifestation der medialen Welt: Spiegel Online sitzt ganz oben in der Hauskrone im 13. Geschoss. Wurde vor gut 20 Jahren durch den damaligen Neubau von Gruner & Jahr (Architekten Kiessler + Steidle, München) die Kultur der Hamburger Verlagshäuser mit Hilfe der Idee einer Büro-Stadt mit Straßen und Plätzen aufgefrischt, dann ist diese neue Spiegel-Stadt Manhat- tan-like, also vertikal organisiert. Das Haus wird charakterisiert durch das große Atrium, in dem zahlreiche Brücken direkte Wegeverbindungen herstellen, also direkt vernetzen. Außen herum befindet sich eine weitgehend gläserne Schale, in der die Büros angeordnet sind. Es scheint so, als seien die 1 100 Spie- gel-Mitarbeiter permanent unterwegs, um Kollegen aufzu- suchen und die alte Henry-Nannen Metapher, Journalis- mus sei Schwatzen auf dem Flur, schwebend umzusetzen. Digitales Stellwerk für die Informationsgesellschaft Das Verlagshaus der Zukunft ist ein Multimediahaus, Print medien spielen zwar noch eine Rolle, aber nicht mehr die allein entscheidende. Der Spiegel besitzt ein eigenes TV- Studio im Erdgeschoss, im Mittelpunkt stehen Online und die Screens. Besonders beeindruckt das im „Lese- saal“ von Spiegel Online, am so genannten Balken, wo die Redakteure stehend die Informationskanäle der Welt analysieren. Ein so genanntes Multimedia-Haus ist typologisch in der Architekturgeschichte noch nicht etabliert – wie auch, die Entwicklungen sind zu schnell. Die alte Verlagsstadt funktioniert nicht mehr, stattdessen wächst als Ausdruck einer Generalplanung a là Mies van der Rohe ein Contai- ner heran: multifunktional als digitales Stellwerk der Informationsgesellschaft. Die Arbeitsplatzqualität im Spiegel-Haus gilt als sehr gut. Denn Journalisten arbeiten am liebsten im kleinen Kämmerlein. Hier ist es transparent, mit Glastür zum Atri- um und Ausblick zur Stadt; die Räume der Chafredakteu re – großzügig übereck gelegen – zeigen nach Westen, mit Blick entlang der Elbe in die Abendsonne über der Hafen city. Auf jeder Etage warten zwei Teeküchen auf die Leute; eine kleine nur mit Küchenzeile und eine große mit Tisch und Stühlen: Aufenthaltsqualität zur Sicherung der Arbeits qualität auch bei extremen Belastungen. Multitalent Multimediahaus Spiegel-Haus an der Ericusspitze, Hamburg Die Verlagslandschaft ändert sich, Film-, Online- und Epaper-Formate sind in den Vordergrund ge- rückt. Und so ist es auch beim dazugehörigen Gebäudetypus: Das zeitgemäße Multimediahaus ist mehr als nur Hülle, es repräsentiert selbst den neuesten Stand der Technik. 22
Nachhaltiger Stadtbaustein Mit den Zwillingen – dem Verlagsgebäude ist nach Wes- ten das kleinere Ericus Kontor in ähnlicher Bauart vorge- lagert – sind an der Nahtstelle zwischen City und Hafencity zwei riesige Neubauten entstanden, die sich aus dem Maßstab und der Körnung der innerstädtischen Nachbar- schaft entwickelt haben. Sie bilden einen Gegenpol zum westlichen Endpunkt der Hafencity, der Elbphilharmonie. Nur sind sie viele Jahre früher fertig gestellt worden. Heute ist das Spiegel-Haus ein willkommener Orien- tierungshalt für die Augen, wenn man aus der Innenstadt vom Deichtor Richtung Hafen schaut, mit 12 500 m² BGF (7 500 m² davon sind der Spiegel-Gruppe zugeordnet). Wie damals vor 42 Jahren im ersten Hamburger Spiegel- Neubau (desselben Investors wie heute): alles unter einem Dach. Das Gebäude ist im Grundriss schiefwinklig, zwi- schen 60 und 97 Meter lang und zwischen 46 und 59 Me- ter breit. Das zurückgesetzte „Fenster zur Stadt“ misst 50 Meter in der Breite, 35 Meter in der Höhe und ist um 10 Meter in die Tiefe versetzt. Der Entwurf stammt aus dem Büro der dänischen Ar- chitekturlegende Henning Larsen, das 2007 als Sieger aus einem Wettbewerb mit 14 nationalen und internatio- nalen Büros hervorging und das auch die Kopenhagener Oper entworfen hat. Aber beim Spiegel-Haus geht es nicht so sehr um Architektur allein, dieses Gebäude defi- niert sich durch multidisziplinäre Zusammenarbeit, ist ge- meinsames Ergebnis professioneller Kompetenz von Ar chitekten, Stadtplanern, Projektentwicklern, Kaufleuten und Energieplanern. Es ist nicht nur Bauwerk, sondern auch wertvolle Immobilie und wichtiger Stadtbaustein. Das Haus steht im Hochwassergebiet. Es thront auf ei- ner Warft, wie fast alle Bauten der Hafencity, aber es nutzt mit Terrassen sehr geschickt die prächtige Lage am Wasser und den sorgfältig restaurierten Kaimauern aus. Dieses robuste Mauerwerk wird an den Basisgeschossen der Neubauten mit dem typisch norddeutschen Blaurotklin- ker beantwortet – darüber geht es gläsern weiter. Der Spiegel-Neubau ist das erste private Bauvorhaben, das für das „HafenCity Umweltzeichen Gold“ prae festum angemeldet und vorzertifiziert worden ist. Dafür sorgen unter anderem dreifach verglaste Fenster und eine ther- mische Bauteilaktivierung sowie die Nutzung von Geo- thermie, bei der 70 Erdsonden in circa 100 mTiefe einen Wärmeaustausch ermöglichen. Der Gesamt-Primärener- giebedarf des Gebäudes ist mit weniger als 100 KWh/a angesetzt. Photovoltaikanlagen tragen zur Stromerzeu- gung bei. Die Beleuchtung mit Energiesparlampen ist ta- Die Brücken bilden die direkten Wegeverbindungen geslicht- und präsenzabhängig gestaltet. Zum Energiekonzept gehören auch die Fassaden, die eigens für das Gebäudeensemble entwickelt wurden. Die Kompakt-Doppelfassade ist auf dem neuesten Stand der Technik, mit Holz-Einsatzfenstern und integrierten Son- nenschutz hinter einer zusätzlichen Einfach-Außenvergla- sung aus 16 mm absturzsicherndem Verbundsicher heitsglas. So können die inneren Holzeinsatzfenster aus ökologisch zertifizierter Tanne geöffnet werden. 80 mm breite Lamellen können in verschiedenen Bereichen un- terschiedlich stark gekippt werden, so dass der Raum bei starker Sonneneinstrahlung nicht komplett verdunkelt werden muss. Sonnenlicht steht somit wohldosiert zur Das Spiegel-Haus bildet zusammen mit dem Deichtorcenter einen unverwechselbaren Verfügung und weniger Kunstlicht ist notwendig. Stadteingang zur Hafencity und zur Altstadt DBZ 1 | 2012 DBZ.de 23
BauWerk | Spiegel-Haus an der Ericusspitze, Hamburg Die Brücken sowie sieben Aufzüge vernetzen die verschiedenen Etagen miteinander. Die eigentlichen Flucht- treppenhäuser liegen an der Ost- und Westseite des Gebäudes In der Caféteria wurde das ehemalige Kantinendesign von Verner Panton aus dem Jahr 1969 aufgegriffen � � Grundriss Erdgeschoss, M 1 : 750 �������������������������������� Foto: Noshe, Spiegel 24
Der sichtbare architektonische Eindruck dieser Fassade vermittelt Stärke, weniger Eleganz, die vorgehängten Glaspaneele erzeugen ei- nen grünlichen, sympathischen Hausschleier. Das so genannte Fenster zur Stadt als Rück- sprung der Fassade im Nordosten des Spie- gel-Gebäudes erstreckt sich vom dritten bis ins zwölfte Obergeschoss als Structural Gla- zing Fassade, mit mehr als 390 Elementen, jedes etwa 385 kg schwer und im Regelfall 1 350 x 3 530 mm groß. Öffnungsflügel sind in die Konstruktion flächenbündig integriert, Brüstungsfelder und Öffnungselemente sind von außen und innen nahezu identisch. Tags- über wirkt alles das ein bisschen streng, was von der ursprünglichen Idee eines Superscreen für die Stadt übrig geblieben ist. Abends leuchtet der Spiegel allerdings und verrät ein wenig vom Verlagsinnenleben. Das alte Spiegel-Haus hatte Verner Panton als Godfather des Spiegel-Millieus durch Be- stuhlung und der weltberühmten Kantine ge- prägt (Sie wandert nun ins Hamburger Muse- um für Kunst und Gewerbe). Der Neubau muss sich mit pantonesken Zitaten begnügen, beispielsweise in der neuen Cafeteria, die nachts unverkennbar als grellorange Wand- collage durch das Fenster zur Stadt als Colla- Foto: Noshe, Spiegel ge leuchtet. Früher nannte man das Kunst am Bau. Doch das klingt ein wenig altmo- disch in Zeiten von Smart Buildings. Dirk Meyhöfer, Hamburg Damit die Helligkeit möglichst weit, also bis auf den Grund des Atriums, vordringen kann, sind auch die Trenn- wände zwischen den Büros zum Flur hin raumhoch verglast. Für den nö- tigen Sichtschutz sorgt eine Folie in Milchglasoptik zwischen Sitz- und Stehhöhe der Wand In der 5. Etage, im sogenannten „Fenster zur Stadt“ an der Nordseite des Gebäu- des, ist die Caféteria verortet ���������������������������� Detail Haustechnik, M 1 : 75 DBZ 1 | 2012 DBZ.de 25
BauWerk | Spiegel-Haus an der Ericusspitze, Hamburg Fotos (6): Cordelia Ewerth Im Erdgeschoss, mit einer Terrasse am Wasser, liegt die neue Kantine, die von Ippolito Fleitz gestaltet wurde Schnitt AA, M 1 :750 ��������������������� 26
Das Interview Hamburgs Oberbau- direktor Jörn Walter Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter im Gespräch mit der DBZ über den Neubau des Spiegels Aus städtebaulicher Sicht sind Sie sehr er- Dieses Gebäude ist ganz im Sinne der Nach- tung, von der diskreten Integration der Kom- freut über das Ergebnis: Bezogen auf den haltigkeit und Energieeffizienz vorab mit munikations- und Sicherheitstechnik bis zum östlichen Übergang von der neuen Hafenci- dem Hafencity Goldstandard ausgezeichnet gestalterisch höchst engagierten Design der ty zur Innenstadt übernimmt das Spiegelge- worden. Geht eine entsprechende Fassade öffentlichen Orte Restaurant, Cafeteria, Be- bäude eine wichtige Ordnungsfunktion für zu Lasten der Eleganz der Außenhaut? sprechungsräumen usw. die innerstädtischen Hamburger Bereiche. Jörn Walter: Es ist richtig, dass die Anforde- Jörn Walter: Die Ericusspitze ist ein Scharnier rungen an die energetische Nachhaltigkeit Was ist für Sie das Wichtigste an diesem zwischen Hafencity, Speicherstadt, Kontorh- von Bauwerken (Dichtigkeit der Konstruktion, Bauwerk: Architektur, Konstruktion, Nach- ausviertel und den Wallanlagen, noch dazu in Integration technischer Einrichtungen usw.) haltigkeit oder Städtebau? herausgehobener Lage als eine der wenigen die Feingliedrigkeit von Fassadenkonstrukti- Jörn Walter: Der Spiegel-Neubau ist ein echtes erhaltenen Eckbastionen der ehemaligen Be- onen beeinträchtigen. Das hat auch im Falle Gesamtwerk der Baukunst. Ich freue mich festigung Hamburgs aus der Zeit der Renais- des Spiegelneubaues dem Gebäude etwas besonders darüber, dass die Bebauung der sance. Sie ist Ein- und Ausgangstor zugleich. von der ursprünglichen Eleganz genommen; Ericusspitze städtebaulich so gut gelungen Dieser speziellen Situation wird das Gebäude bau- und materialtechnisch sind wir leider ist. Zusammen mit dem Deichtorcenter zeigt ensemble mit seinem „Fenster“ zum Haupt- noch nicht soweit, dass wir die erforderlichen sich Hamburg mit einem unverwechselbaren bahnhof und zum Park, seinen „Spitzen“ in Energieeffizienzstandards von heute mit filig- Stadteingang zur Hafencity und zur Altstadt. Korrespondenz zum Grundriss der Bastion und ranen Fassadenkonstruktionen, wie wir sie Und das ist es, worauf es hier ankommt: Be- seinen prominenten Nachbarn Deichtorcen- z.B. aus den 1950er Jahren kennen, erreichen sondere Identitäten der Stadt nicht nur zu ter und Chilehaus sowie dem räumlich span- können. wahren, sondern auch neu zu schaffen! nungsvollen Durchgang zwischen den beiden Gebäuden zum Wasser mehr als gerecht. Das neue Spiegelhaus soll Verlagshaus sein, worauf in der Vergangenheit in Hamburg als Das Spiegelgebäude hat mit dem Ericuskon- Typus hohen Wert gelegt wurde. Kann es tor einen kleinen Bruder bekommen. Sind heute in unserer multimedialen Welt so et- Baudaten beide zusammen jetzt Alter Ego zur Elbphil- was noch geben? Ist der Spiegel-Neubau die Objekt: harmonie? richtige Antwort auf die Veränderungen? Spiegelhaus und Ericus Kontor in der Hafencity, Jörn Walter: Alter Ego zur Elbphilharmonie Jörn Walter: Der Spiegelneubau ist eine Ant- Ericusspitze, Hamburg will das Ensemble aus Spiegelneubau und wort, ob die einzige, lasse ich dahin gestellt. Architekturwettbewerb: 2007 Ericuskontor – denke ich – nicht sein. Die Er ist ein Gebäude, das mehrere Nutzungen Gebäude sind architektonisch und inhaltlich zulässt (Studio, Gastronomie, Archiv, Ein- Bauzeit: 2008-2011 sehr verschieden. Richtig ist aber, dass auf bund-/Zweibund, Einzel- und Großraumbü- Architekten: der städtebaulichen Ebene Verwandtschaften ros), Kommunikationszonen bereit hält und Leistungsphasen 1-4: Henning Larsen Architects, bestehen: Beide arbeiten mit dem Thema im wahrsten Sinne des Wortes Brücken Kopenhagen, www.henninglarsen.com; eines gläsernen Aufbaues auf einem back- schlägt, die auch horizontale Teilbarkeiten Leistungsphasen 1-4: Höhler + Partner Architekten und Ingenieure, Hamburg, www.höhler-partner.de steinernen Sockel und beide suchen nach ermöglichen. Die Außen- und Innenraumbe- Form- und Ortsprägung durch spannungsvoll züge der Arbeitsplätze sind teilweise sensati- Projektsteuerung: inszenierte Volumen. Entsprechend wird sich onell und es könnte die schwierige Balance ABG Allgemeine Baubetreuungsgesellschaft mbH, Köln, www.abg-baubetreuung.de das Ericuskontor als Abschluss des neuen zwischen Abgeschiedenheit und Teilhabemög Lohseparks der Hafencity nicht einfach mit lichkeit im Verlagsbau auf neue Art gelingen. Generalfachplaner: einer abweisenden Wand, sondern einem Insoweit ist der Bau in jedem Fall eine ernst DS-Plan Ingenieurgesellschaft für ganzheitliche Bau- beratung und Generalfachplanung dreidimensionalen Hohlkörper mit einem zu nehmende Antwort auf die Fragestellun- interessanten Lichtspiel als Blickpunkt von gen im zeitgenössischen Verlags- und Kon- Aluminiumprofilsysteme: Süden präsentieren. torhausbau. Hydro Building Systems GmbH, Ulm www.wicona.de Sie waren wie bei allen wichtigen Hambur- Das klingt nahezu euphorisch – ist der Spie- Fassadenbau u. Sonnenschutz: ger Architekturwettbewerben in der Jury – gel-Bau auch ein Richtung weisendes Mo- Schindler GmbH & Co.KG, Roding, www.schindler-roding.de sind Sie mit dem architektonischen Ergebnis dell für unsere Arbeitsplatzqualität? einverstanden? Jörn Walter: Gar keine Frage! Ich kenne nur Tragwerksplanung: Jörn Walter: Insgesamt ja. Es hat Anpassun wenige neue Bürobauten, die ein so hohes Ingenieurbüro Dr. Binnewies, Hamburg gen aus Gründen der Nachhaltigkeit, der Anforderungsprofil nicht nur an die Nachhal- Freiraumplanung: Kosten und der technischen Machbarkeit ge- tigkeit, sondern auch den Komfort für die WES & Partner, Hamburg (Landschaftsarchitekt) geben, aber das architektonische Gesamt- Mitarbeiter stellen. Das spürt man in allen Elektrotechnik: konzept wurde vom Bauherrn, Mieter und Details: Vom Vorhang über die Innenraum- ISR - Ingenieurbüro Schlegel & Reußwig GmbH, den Architekten immer weiterverfolgt. materialien und die Möbel bis zur Beleuch- Lage/Bielefeld DBZ 1 | 2012 DBZ.de 27
Fenster zur Stadt Fassadenkonzepte der Ericusspitze Spiegel-Gebäude wie Ericus-Contor sind zum Kompakt-Doppelfassade be der Außenhaut, bestehend aus 16 mm einen durch außergewöhnliche Eckausbildun Den weitaus größten Anteil der Fassadenflä- Verbundsicherheitsglas (VSG) aus teilvorge- gen, zum anderen durch charakteristische chen am Spiegel-Gebäude bildet eine Kom- spanntem Glas (TGV), erfüllt die Anforderung Rücksprünge bzw. Öffnungen in der Gebäu- pakt-Doppelfassade, an diesem Bauvorhaben „absturzsichernd“. Im dazwischen liegenden dekubatur gekennzeichnet. Das „Fenster zur auch Regelfassade genannt. Es handelt sich Fassadenzwischenraum ist ein Aluminium- Stadt“ wird der Rücksprung der Fassade im um eine insgesamt als Sonderkonstruktion Raffstore-System eingebaut. Dessen Lamel- Nordosten des Spiegel-Gebäudes genannt. auf Wicona Basis hergestellte komplett ele- len lassen die Lenkung des Tageslichts durch Außerdem gibt es einen weiteren Rücksprung mentierte Doppelfassade mit Holz-Einsatz- Leiterbandverkürzung zu, d.h. die Lamellen an der Südwestfassade des „Spiegel“-Ge- fenstern und Sonnenschutz. Aluminium-Ver- können in verschiedenen Bereichen des bäudes oberhalb des Haupteinganges. Das bundprofile, als Sonder-Strangpressprofile Raffstores unterschiedlich stark gekippt wer- Konstruktionsprinzip der Kompakt-Doppel- hergestellt und adaptiert durch außen ange- den, so dass der Raum bei starker Sonnen- fassaden (Regelfassaden) an Spiegel-Gebäu- ordnete Lisenen und Fensterbankprofile neh- einstrahlung nicht komplett verdunkelt wer- de und Ericus-Contor sowie der Structural men die zusätzliche Einfach-Außenverglasung den muss. Einströmendes Sonnenlicht steht Glazing Fassade (Fenster-zur-Stadt) ist die auf. Die großen vertikalen Rahmenprofile wohldosiert als Lichtquelle zur Verfügung, vollelementierte Bauweise. wurden in Teilbereichen gedämmt. Die Schei- der Einsatz von künstlichem Licht lässt sich vermindern und es ergeben sich Einspa- rungen bei der Gebäudeklimatisierung. Structural Glazing Fassade Das „Fenster-zur-Stadt“ an der Nord-Ost-Fas- sade des Spiegel-Gebäudes erstreckt sich vom 3. bis ins 12. Obergeschoss. Hier ist eine elementierte Structural Glazing Fassade er- richtet worden. Mehr als 390 Elemente waren dafür zu montieren. Öffnungsflügel sind in die Konstruktion flächenbündig integriert. Als Öffnungselemente dienen hier mit 3-fach- Wärmeschutz-Isolierglas versehene Senk- klappflügel. Die Festfelder, Brüstungsfelder und Öffnungselemente erscheinen optisch von außen und innen identisch. Die äußere Scheibe, als Stufenglasscheibe ausgebildet, fungiert als Absturzsicherung. Die Fensterflü- gel lassen sich manuell bzw. motorisch be- dienen und erfüllen gleichzeitig die Funktion natürlicher Rauch- und Wärmeabzugsgeräte (NRWG). Als Sonnen- und Blendschutz wur- de ein innen liegender Aluminium-Raffstore Ericus-Contor und Spiegel-Gebäude mit Doppel-Fassade und zurückgesetztem "Fenster zur Stadt" aus teilperforierten Lamellen montiert. 28
Fotos (3): Wicona Kompakt-Doppelfassade und Lochfassade am Ericus-Contor Die Montage der Elemente erfolgte ohne Gerüst parallel zum Rohbau Pfosten-Riegel-Konstruktion Fassaden am Ericus-Contor ten und auch das „Lochfenster“ des Contor- Für die Sockelgeschosse (Erdgeschoss und Wie am Spiegel-Gebäude wird der weitaus Gebäudes ist mit Gerüsten montiert worden. 1. Obergeschoss) des Spiegel-Gebäudes wur- größte Anteil der Fassadenflächen am Ericus- Die Structural-Glazing-Fassade am „Fens- de eine Pfosten Riegel-Fassade auf Basis des Contor durch eine komplett elementierte ter-zur-Stadt“ und die Doppelfassaden am Systems Wictec 50 mit 50 mm Ansichtsbreite Doppelfassade gebildet. Sie erstreckt sich Projekt Ericusspitze in Hamburg aus Alumini- gewählt. Die Gebäudeecken in Ganzglasaus- über alle Fassadenseiten vom 1. bis zum 10. um-Sonderprofilen der Marke Wicona und führung haben zum Teil absturzsichernde Ver- Obergeschoss des Gebäudes. Auch diese Ele- Holzelementen vom System Schindler der glasungen. Auch hier tragen 3-fach Sonnen- mente sind allesamt Sonderkonstruktionen. Schindler GmbH, Roding, und der Hydro schutz-Isolierverglasungen zum Komfort- Im Unterschied zur bereits beschriebenen Building Systems GmbH, Ulm, wurden exklu- Standard des Gesamtgebäudes bei. Den Kompakt-Doppelfassade bestehen die 897 siv für das Bauvorhaben entwickelt. Die mit Sicherheitsanforderungen im Erdgeschoss Elemente des Contors jedoch komplett aus den Sonderkonstruktionen verbundenen Ent- folgend erfüllen die dort verarbeiteten Gläser Aluminiumprofilen. wicklungsprozesse erforderten eine Vielzahl P4A-Anforderungen (P4A = durchwurfhem- Das „Lochfenster“ zum Innenhof erstreckt von Prüfungen und Nachweisen, die sich auf mendes Glas). Für die Verglasung der Sicher- sich vom 1. bis zum 9. Obergeschoss. Für die das System, den Klimaschutz und den Schall- heitszentrale galten die Anforderungen B24- Fensteröffnungen wurden Sonderprofile ba- schutz bezogen. So wurden sämtliche Ele- NS (für durchschusshemmend bis 44er sierend auf dem System Wicline 77 HI entwi- menttypen beim Institut für Fenstertechnik in Magnum, splitterfrei). ckelt. Die 246 Einzelelemente für diese Loch- Rosenheim (ift) auf die Einhaltung der Schall- Restaurant, Snackbar, Lounge, Buchladen und fenster sind in einen raumhohen Drehflügel schutzanforderungen geprüft und die weiteren Küche wurden zudem mit Türen als Nachströ- als Reinigungs- und Wartungsflügel und ein bauphysikalischen Systemprüfungen im Wi- möffnungen und Fluchttüren mit Drehtüran- Brüstungsfeld – beide mit absturzsichernder cona Test Centre durchgeführt. trieb ausgestattet sowie mit elektrisch be Verglasung - sowie einen Dreh-Kippflügel Insbesondere im Spiegel-Gebäude galt es triebenen Ganzglas-Lamellenfenstern im oberhalb des Brüstungsfeldes aufgeteilt. Die- hohe Anforderungen an Wärmeschutz und Oberlichtbereich, die Lüftungs- und NRWG- ser ist mit 2-Scheiben-Isolierglas und einem Behaglichkeit zu stellen, die für das Umwelt- Funktionen erfüllen. Edelstahl-Fenstergriff versehen. Sonnenschutz zeichen Gold der Hafencity Hamburg in Stufe und Lichtlenkung wurden mit einem außen- Gold zu erlangen. Sämtliche verwendeten Das Atrium-Glasdach liegenden Aluminium-Raffstore organisiert. Materialien waren zu deklarieren und ent- Das 900 m² große Glasdach des Atriums im sprechend der dieses Umweltzeichen charak- 14. Obergeschoss wird von einer Primär- Herstellung und Montage terisierenden Anforderungen zu prüfen. Ein Konstruktion aus Stahl mit aufgeständerter Wegen der sehr engen Ausführungsfristen Baustein Konzept: Die großen vertikalen Rah- Leichtmetall-Pfosten-Riegelkonstruktion ge- für beide Gebäudeteile wurde die Montage menprofile sind in Teilbereichen mit Mineral- bildet. Für die Festverglasung wurde ein 2- der vorgefertigten Fassadenelemente der wolle ausgefüllt worden. Für guten Schall- fach-Sonnenschutzglas mit 5 mm Stufenvor- Doppel- und der Structural Glazing Fassade schutz erhielten diverse Profile zusätzliche satz gewählt. Sie ist zweiseitig linienförmig ohne Gerüste mit einer Monorail-Anlage Beschwerungen. gehalten und in den Randbereichen mit Mo- durchgeführt. Während von unten nach oben dellscheiben ausgeführt. Das Glasdach lässt bereits Fassadenelemente montiert wurden, sich zu Reinigungszwecken betreten. An den wuchs darüber gleichzeitig der Rohbau wei- Längsseiten gewährleisten Lamellenfenster- ter in die Höhe. Die Montage der Pfosten-Rie- elemente in Rahmenkonstruktion die NRWG- gelfassaden für die Basisgeschosse der beiden Funktionen. Gebäudeteile erfolgte mit fahrbaren Gerüs- Informationen: www.wicona.de DBZ 1 | 2012 DBZ.de 29
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