Gottesdienst am Sonntag Trinitatis, 7.6.2020, in Loccum, 10 Uhr
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Gottesdienst am Sonntag Trinitatis, 7.6.2020, in Loccum, 10 Uhr Glockenläuten Orgelvorspiel Begrüßung: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ Mit diesem Segensgruß begrüßen wir Sie und Euch zum Gottesdienst zuhause. Der Apostel Paulus endet seinen 2. Brief an die Christen in der Stadt Korinth mit diesen bekannten Segensworten. Gnade. Liebe. Gemeinschaft… Wohltunende, großartige Worte. Aber wo war sie, die Gnade, als jener Polizist in Minneapolis nicht aufhörte George Floyd die Luft abzudrücken bis er starb. Und wo war die Liebe und die solidarische Gemeinschaft in all den Menschen, die zugeschaut haben ohne einzugreifen – sie hätten George Floyd retten können? Und wo war Gott in diesen Minuten? Hat Gott das gesehen? Und – wenn Gott ein Gesicht hat – wie sah es aus? Fragen, die uns umtreiben in diesen Tagen und die uns bewegen heute in diesem Gottesdienst. Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte, sagt Jesus einmal. Heißt das, Gott ist alles egal? Oder eher: Gott gibt allen die Chance, das Licht in ihr Leben leuchten zu lassen. Wir singen von dieser Sonne, die aufgeht und untergeht, unter der die einen Gott loben und die anderen seine Gebote verachten. Die güldene Sonne voll Freud und Wonne…
Lied: Die güldene Sonne… 1. Die güldne Sonne voll Freud und Wonne bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen ein herzerquickendes, liebliches Licht. Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder; aber nun steh ich, bin munter und fröhlich, schaue den Himmel mit meinem Gesicht. 4. Abend und Morgen sind seine Sorgen; segnen und mehren, Unglück verwehren sind seine Werke und Taten allein. Wenn wir uns legen, so ist er zugegen; wenn wir aufstehen, so läßt er aufgehen über uns seiner Barmherzigkeit Schein. 12. Kreuz und Elende, / das nimmt ein Ende; nach Meeresbrausen und Windessausen leuchtet der Sonnen gewünschtes Gesicht. Freude die Fülle und selige Stille wird mich erwarten im himmlischen Garten; dahin sind meine Gedanken gericht'. Psalm 113… 745 Halleluja! Lobet, ihr Knechte des HERRN, lobet den Namen des HERRN! Gelobt sei der Name des HERRN von nun an bis in Ewigkeit! Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des HERRN! Der HERR ist hoch über alle Völker; seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist. Wer ist wie der HERR, unser Gott, im Himmel und auf Erden? Der oben thront in der Höhe, der niederschaut in die Tiefe, der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Schmutz, dass er ihn setze neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes;
der die Unfruchtbare im Hause wohnen lässt, dass sie eine fröhliche Kindermutter wird. Halleluja! Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Gebet: Ach, Gott, da bist Du irgendwo hoch oben im Himmel, oder jenseits des Kosmos oder wer weiß wo und schaust hernieder auf Himmel und Erde… Wie sollen wir Dich loben angesichts all des Leids und der Ungerechtigkeit auf unserer Erde?? Ach, Gott, zerreiß doch den Himmel, zerreiß den Vorhang, der Deine Welt und unsere Welt trennt und schau uns an – nicht von ferne, sondern ganz nah! Schau uns in die Augen, dass die erschrecken, die Schuld auf sich laden, und sich ändern können! Schau uns in die Augen mit der Kraft Deiner Liebe, damit wir erfüllt werden mit Dank und Freude und Lob. Amen. Lesung: Johannes 3,1-8 (Übersetzung: Hoffnung für Alle) Unter den Pharisäern gab es einen Mann namens Nikodemus; er war ein Mitglied des Hohen Rates. Eines Nachts kam er zu Jesus: »Rabbi«, sagte er, »wir wissen, dass Gott dich als Lehrer zu uns gesandt hat. Denn niemand kann die Wunder tun, die du vollbringst, wenn Gott sich nicht zu ihm stellt.« Darauf erwiderte Jesus: »Ich versichere dir, Nikodemus: Wer nicht neu geboren wird, kann Gottes Reich nicht sehen und erleben.« Verständnislos fragte der Pharisäer: »Wie kann jemand neu geboren werden, wenn er schon alt ist? Er kann doch nicht wieder in den Mutterleib zurück und noch einmal auf die Welt kommen!« »Ich versichere dir«, entgegnete Jesus, »nur wer durch Wasser und durch Gottes Geist neu geboren wird, kann in Gottes Reich kommen!
Ein Mensch kann immer nur menschliches Leben hervorbringen. Wer aber durch Gottes Geist geboren wird, bekommt neues Leben. Wundere dich deshalb nicht, dass ich dir gesagt habe: ›Ihr müsst neu geboren werden.‹ Es ist damit wie beim Wind: Er weht, wo er will. Du hörst ihn, aber du kannst nicht erklären, woher er kommt und wohin er geht. So ist es auch mit der Geburt aus Gottes Geist.« Lied: Erneure mich, o ewigs Licht… 390 (plus Ein reines Herz… Str. 3) 1. Erneure mich, o ewigs Licht, und lass von deinem Angesicht mein Herz und Seel mit deinem Schein durchleuchtet und erfüllet sein. 2. Schaff in mir, Herr, den neuen Geist, der dir mit Lust Gehorsam leist´ und nichts sonst, als was du willst, will; ach Herr, mit ihm mein Herz erfüll. 3. Auf dich lass meine Sinne gehn, lass sie nach dem, was droben, stehn, bis ich dich schau, o ewigs Licht, von Angesicht zu Angesicht. 4. Lass deines guten Geistes Licht und dein hell glänzend Angesicht erleuchten mein Herz und Gemüt, o Brunnen unerschöpfter Güt. Ansprache: „Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“ Eigentlich sage ich das am Ende vom Gottesdienst. Damit wir spüren: Gott geht mit mir. Ich weiß nicht, ob es Euch aufgefallen ist: Darin ist viel von Gesicht die Rede. In der alten, kirchlichen Sprache: Angesicht. Im Gesicht steckt die ganze Person. Deshalb hassen wir diese Masken so sehr. Obwohl immer noch die Augen strahlen können – und das macht viel aus. Gott lässt sein Angesicht leuchten. Über dir. Wie die Sonne. In der biblischen Tradition wird es immer wieder betont: Gottes Blick tut gut. Drei Erfahrungen:
1. Die Oma schaut den beiden Enkeln zu, wie sie auf dem Kletterbaum balancieren….. Die Jungs wollen ihr zeigen, was sie können. Der eine streckt die Hand aus – aber sie fasst nicht an. Ihr freundlicher Blick, ihre Ermutigung setzen Kräfte frei…. So tut Gottes Blick uns gut. Nimmt uns die Arbeit nicht ab, aber setzt Kräfte frei. Sieht und stärkt, was gut ist. 2. Aber wohin und wie schaut Gott, als der Polizist Derek Chauvin dem Familienvater George Floyd minutenlang das Knie auf den Hals setzt, und ihn so tötet? Ist Gott ein Zuschauer, wie die Kollegen, wie die Leute drumherum? Ich glaube, Gott schaut aus den Augen des Mannes, der am Boden liegt. Aus denen seiner Familie. Aus den Augen von Menschen, die Angst haben. Gott schaut mit den Augen der Menschen, die auf die Straße gehen gegen Rassismus. Gott schaut und sieht voller Entsetzen, wie Donald Trump Demonstranten mit Gummigeschossen vertreiben lässt, um sich mit einer Bibel in der Hand fotografieren zu lassen. Gott schaut entsetzt – denke ich mir. Leidet. Klagt an. Nein, Gott erhebt die Hand nicht und greift nicht ein. Gottes Blick ist Urteil genug, und wir verstehen es. Verstehen, dass auch der Rassismus in unseren eigenen Herzen auf dem Prüfstand steht. Und damit bringt Gottes Blick tatsächlich Segen. Da tut sich was! 3. Die dritte Erfahrung: mit schweren Selbstvorwürfen plagt sich die Mutter. Ihr Sohn hat sich das Leben genommen. Alle versuchen sie zu beruhigen. Das liegt nicht an Dir. Du bist nicht schuld. Aber sie weiß es besser. Sie kennt ihren Beitrag und die freundlichen Worte helfen ihr nicht. Nun kommt das Irre: Jesus sagt, Gott kennt ihre Schuld und verurteilt sie nicht. Gott schaut genau hin, wie die Sonne in die finstersten Winkel scheint und alles offenlegt. Aber Gott schaut liebevoll. Heilend. Heilen kann man ja nur, wenn man die Wunden genau anschaut. Und das Wunder passiert: die Mutter öffnet sich, öffnet sich wie selten zuvor. Niemand kann ihr den Weg abnehmen, den sie gehen muss. Aber da sind Menschen, die bei ihr sind, die zuhören, die die Trauer mit ihr aushalten. Und in ihrem Herzen wächst ein vorsichtiges, ganz neues Vertrauen. Da entstehen Gespräche, die so noch nie möglich waren. Gottes Blick bringt Segen.
Wir haben vorhin davon geredet, dass Gott seine Sonne scheinen lässt über Gute und Böse. Ja, so stelle ich mir das vor. Ein leuchtendes Gesicht, ein strahlendes Licht, das hell und fröhlich und mutig macht, das die finstersten Winkel erleuchtet und so richtig ausputzt, das die Lüge als Lüge entlarvt und so kann Wahrheit wachsen. Ich wünschte, ich könnte so lieben, so liebevoll und ehrlich und völlig offen. Amen. Lied: Du siehst mich… freiTöne 28 Du siehst mich, so wie ich bin und werden kann. Du siehst mich, so wie ich bin, nimmst Du mich an. Du siehst mich, nimmst deinen liebevollen Blick nicht von mir. Du siehst mich an. 1. Mit meinen Fragen, meinen Zweifeln, aller Angst und meiner Wut, mit jeder Hoffnung, jedem Traum, all meiner Liebe, meinem Mut! Du siehst mich! Und unter deinem Sorgen kann ich wachsen heut und morgen, kann ich sein: Unter deinem Segen kann ich sein. 2. Mit meiner Trauer, meiner Klage, und mit dem, was mir misslingt, mit meiner Freude, meinem Dank, mit jedem Lied das in mir singt! Du siehst mich! Und unter deinem Segen kann ich leben, mich bewegen, kann ich sein: Unter deinem Segen kann ich sein. Mitteilungen Herzliche Einladung: Die Klosterstube hat geöffnet: Sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr Die Kirchentüren sind wie immer von Montag bis Sonnabend geöffnet für die Hora, die schlichte Gebetszeit um 18.00 Uhr. Den Gottesdienst in der Kirche am kommenden Sonntag, 14. Juni, um 10.00 Uhr hält Pastorin Corinna Diestelkamp.
Lied: Gottes Liebe ist wie die Sonne… Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da. (2x) 1. Streck dich ihr entgegen, nimm sie in dich auf. 2. Sie kann dich verändern, macht das Leben neu. Fürbitten: Schau uns gnädig an, Gott, lehre uns, wie Gemeinschaft gelingt und sei mit deinem Segen in dieser Welt, die zerrissen ist, zerstritten, geschändet, gequält von Hass und Gewalt. Schau uns kritisch und dennoch liebevoll an, Gott, und lehre uns, wie wir uns annehmen, und wie wir unsere Schuld ertragen können, dass wir einander und uns selbst verstehen und uns verändern können. Sei mit deinem Segen jetzt bei denen, die gegen Hass und Gewalt demonstrieren. Schau uns versöhnlich an, Gott, und lehre uns, Versöhnung zu suchen. Sei mit deinem Segen bei denen, die sich der Gewalt verweigern und Brücken bauen. Schau uns barmherzig an, Gott, und lehre uns, barmherzig zu sein. Sei mit deinem Segen bei den Kranken und Sterbenden und bei denen, die sie pflegen und beschützen. Schau uns fürsorglich an, Gott, und lehre uns, füreinander dazu zu sein. Sei mit deinem Segen bei denen, die mit ihrem Wissen und Können dem Leben dienen. Schau uns ermutigend an, Gott, lehre uns zu glauben und zu vertrauen.
Sei mit deinem Segen in deiner weltweiten Kirche, in unserer Gemeinde, bei unseren Freunden und Familien. Du unsichtbarer, unvorstellbarer, rätselhafter und gütiger Gott, du bist die Quelle, du bist das Leben, bei dir ist Frieden. Dir vertrauen wir uns an – heute und alle Tage. Amen. Vaterunser Segen: Mit einem Segenswort von Sabine Naegeli möchten wir Sie und Euch entlassen: Der unbegreifliche Gott erfülle Dein Leben mit seiner Kraft, dass du entbehren kannst, ohne hart zu werden, dass du leiden kannst, ohne zu zerbrechen, dass du Niederlagen hinnehmen kannst, ohne dich aufzugeben, dass du schuldig werden kannst, ohne dich zu verachten, dass du mit Unbeantwortbarem leben kannst, ohne die Hoffnung preis zu geben. Es segne Dich der dreieinige Gott: Der Herr segne Dich und behüte Dich. Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über Dir und sei Dir gnädig. Der Herr erhebe Sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden. Amen Orgelnachspiel
Sie können auch lesen