Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig - Stadtgemeinde Brig-Glis

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Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig - Stadtgemeinde Brig-Glis
Stadtgemeinde Brig-Glis

Gutachten zur Störfallvorsorge im
Zusammenhang mit dem Projekt
Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzungen auf die Störfallrisiken
Schlussbericht vom 13. Oktober 2020
Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig - Stadtgemeinde Brig-Glis
Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           Projektteam

           Linda Ammann
           Peter Locher
           Richard Meyer

           EBP Schweiz AG
           Zollikerstrasse 65
           8702 Zollikon
           Schweiz
           Telefon +41 44 395 11 11
           info@ebp.ch
           www.ebp.ch

           Druck: 13. Oktober 2020
           2020-10-13_Stoerfallgutachten_Projekt_BhfWest.docx
           Projektnummer: 217003.00

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Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           Inhaltsverzeichnis

           1.     Ausgangslage                                                         4

           2.     Zielsetzung, Aufgabenstellung und Vorgehen                           5

           3.     Methodik, Vorgehen und Datengrundlagen                               8
                  3.1     Methodik zur Abschätzung der Risiken                         8
                  3.2     Untersuchungsbereich                                         9
                  3.3     Massnahmen zur Risikominderungen beim Chlortransport        10
                  3.4     Untersuchte Situationen                                     11
                  3.5     Datengrundlagen und Annahmen                                12

           4.     Ergebnisse der Störfallanalyse                                      15
                  4.1     Zustand gemäss Screening 2018 (Z1)                          15
                  4.2     Heutiger Zustand ohne Projekt Bahnhof West, aber inkl. Spital-
                          Erweiterungsbau (Z2)                                        16
                  4.3     Wie Zustand Z2, aber mit den geplanten Nutzungen auf dem
                          Areal Bahnhof West (Z3)                                     17
                  4.4     Wie Z3, aber Hochrechnung auf das Referenzjahr 2030 (Z4) 18

           5.     Fazit                                                               19

           6.     Massnahmen zur Minderung der Störfallrisiken                        20
                  6.1     Einleitung                                                  20
                  6.2     Empfehlungen                                                21

           7.     Schlussbemerkungen                                                  23

           8.     Quellenverzeichnis                                                  24

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Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

1.         Ausgangslage
           Im Zuge der Erweiterung des Spitals Brig und der Umgestaltung des Bahn-
           hofsplatzes Brig gewinnt auch das westlich des Bahnhofs gelegene Quartier
           (nachfolgend als Quartier Bahnhof West bezeichnet) als Verbindung zwi-
           schen den beiden Arealen an Bedeutung. Aus der industriellen Brache zwi-
           schen den Gleisen der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) und der SBB-Linie
           soll ein neues Stadtquartier mit hoher Wohn- und Siedlungsqualität sowie
           mit einem hohen städtebaulichen Anspruch entstehen, dessen Rückgrat die
           Spitalstrasse bildet. Geplant sind unter anderem folgende Änderungen:

           •   Die Trasse der MGB führt nicht mehr der Spitalstrasse entlang, sondern
               wird nach Norden verlegt. Dies erfordert auch den Bau einer neue Bahn-
               brücke über die Saltina.

           •   Die Spitalstrasse wird in eine autofreie, durchgehende Fussgängerachse
               umgewandelt, die den Bahnhof mit dem Spital Brig verbindet.

           •   Verschiedene Parzellen zwischen der heutigen Linienführung der MGB
               und den SBB-Gleisen werden neu überbaut.

           •   Westlich des Bahnhofplatzes und der Furkastrasse, zwischen der neuen
               Trasse der MGB und der SBB-Linie, ist ein Hochhaus geplant, welches
               den Auftakt zum neuen Quartier bilden soll.

           •   Der jetzige Parkplatz «Bahnhof West» südlich der Spitalstasse soll über-
               baut werden.

           Auf insgesamt sieben Baubereichen soll eine Mischnutzung mit Einkaufs-
           möglichkeiten, Gewerbe- und Dienstleistungsflächen sowie Wohnungen ent-
           stehen. Die neuen Nutzungen sollen eine Bruttogeschossfläche von insge-
           samt maximal 43’000 m 2 aufweisen.

           Die Umsetzung des neuen Quartiers «Bahnhof West» erfordert verschie-
           dene Zonenplanänderungen sowie die Erstellung eines Quartierplans. Die-
           ser liegt im Entwurf vor und wurde den Behörden im Jahr 2019 zur Vorprü-
           fung vorgelegt.

           Über die SBB-Linie Visp - Brig werden beträchtliche Mengen von gefährli-
           chen Gütern transportiert. Solche Bahnlinien unterstehen der Störfallverord-
           nung (StFV) [1]. Durch die geplanten neuen Nutzungen erhöht sich die Zahl
           der bei einem Störfall exponierten Personen, was bei sonst gleich bleiben-
           den Randbedingungen zu einer Erhöhung der Störfallrisiken führt. Die meis-
           ten Baubereiche liegen innerhalb des Konsultationsbereichs der Störfallvor-
           sorge, der je 100 m beidseits der SBB-Gleise umfasst. Gemäss den Vorga-
           ben der StFV ist dadurch eine Koordination zwischen der Raumplanung und
           der Störfallvorsorge gemäss Art. 11a StFV erforderlich. Diese Pflicht besteht
           jedoch nur für Linien, auf denen grössere Mengen an Gefahrgut transportiert
           wird. Für die Linien der MGB gilt dies nicht. Wenn im Folgenden kurz von
           «Bahnlinien» die Rede ist, so sind damit ausschliesslich die Linien der SBB
           gemeint.

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Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           Im Jahr 2018 wurde durch die Firma CSD ein Gutachten zu den Themen
           Störfall und nicht ionisierende Strahlung verfasst [2]. Die Schlussfolgerun-
           gen zum Thema Störfall können wie folgt zusammengefasst werden:

           •   Das Störfallrisiko auf dem Areal liegt bereits heute im unteren Über-
               gangsbereich. Die Zunahme der Bevölkerung auf Grund der geplanten
               Überbauung wirkt sich deutlich auf das Störfallrisiko auf, welches zukünf-
               tig in die obere Hälfte des Übergangsbereichs zu liegen kommt.

           •   Als Grundlage für die notwendige Interessensabwägung durch die Be-
               hörden wird die Ausarbeitung einer detaillierten Risikoermittlung emp-
               fohlen.

           Risikomindernde Massnahmen wurden im Bericht von CSD nur am Rande
           und mit geringem Tiefgang untersucht. Die Höhe der Risiken konnte im Rah-
           men eines Zweitgutachtens von EBP [3] grob bestätigt werden, wobei die
           Annahmen zur Personenexposition nicht hinterfragt wurden. Diese sind je-
           doch im Gutachten von CSD eher hoch angesetzt worden, insbesondere für
           das geplante Einkaufszentrum.

           Im Rahmen der Vorprüfung des Quartierplans [4] hält die für den Vollzug der
           StFV im Kanton Wallis zuständige Dienststelle für Arbeitnehmerschutz und
           Arbeitsverhältnisse (DAA) Folgendes zum Thema Störfallvorsorge fest:

           •   Die mit der Umnutzung des Areals «Bahnhof West» verbundene Risiko-
               erhöhung ist ohne risikomindernde Massnahmen nicht akzeptabel.

           •   Es ist eine vertiefte Risikoabklärung durchzuführen und dabei auch alle
               wirksamen Massnahmen zur Risikoreduktion zu beurteilen.

           Vor diesem Hintergrund hat die Stadtgemeinde Brig-Glis die Firma EBP mit
           der Ausarbeitung der vorliegenden vertieften Risikoabklärung beauftragt.

2.         Zielsetzung, Aufgabenstellung und Vorgehen
           Die vorliegende vertiefte Risikoabklärung verfolgt die folgenden Ziele:
           •   Die heutigen Risiken sollen für einen geeignet festzulegenden Perimeter
               der SBB-Bahnlinie im Bereich des geplanten neuen Quartiers «Bahnhof
               West» ermittelt werden, wobei den örtlichen Gegebenheiten bestmöglich
               Rechnung getragen werden soll. Dabei sind auch die speziellen Mass-
               nahmen, die in letzter Zeit im Rahmen der sogenannten «Gemeinsamen
               Erklärung 2» [7] zur Erhöhung der Sicherheit von Chlortransporten um-
               gesetzt wurden, zu berücksichtigen.
           •   Es soll aufgezeigt werden, wie stark die Risiken durch die geplanten
               neuen Nutzungen im Bereich des Areals Bahnhof West zunehmen, wenn
               alle anderen Einflussgrössen unverändert bleiben. Dabei soll der aktu-
               elle Planungsstand gemäss dem vorliegenden Quartierplan zugrunde

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Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

               gelegt werden.1 Zudem soll der Einfluss des Spitalausbaus berücksich-
               tigt werden; die notwendigen Grundlagen werden aus dem zum Spital-
               ausbau erstellten Störfallgutachten [5] entnommen.
           •   Es soll aufgezeigt werden, wie sich die Risiken in den nächsten Jahren
               entwickeln könnten (Berücksichtigung der zukünftigen Massnahmen für
               Chlortransporte und mögliche Trends bei den Gefahrgutmengen, beim
               Bahnbetrieb sowie bei der Entwicklung der Anzahl Einwohner sowie Ar-
               beitsplätze in Brig).
           Das mehrstufige Beurteilungsverfahren gemäss der Planungshilfe «Raum-
           planung und Störfallvorsorge» [6], mit dem der Störfallvorsorge bei der Pla-
           nung neuer Nutzungen angemessen Rechnung getragen wird, ist in Abbil-
           dung 1 dargestellt. Das vorliegende Störfallgutachten deckt daraus den Teil-
           schritt «einfache Risikoanalyse» und «vertiefte Risikoabklärung» ab.

           Nicht berücksichtigt werden allfällige Planungen mit einem im Vergleich zum
           Projekt Bahnhof West deutlich späteren Umsetzungshorizont.

           1   Seit der Erarbeitung des Störfallgutachtens der Firma CSD wurden die Planungsgrundlagen
               überarbeitet, so dass dieses nicht mehr dem aktuell geplanten Zustand entspricht.

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Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           Abbildung 1:   Ausschnitt aus dem Vorgehen gemäss Planungshilfe [6]

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Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

3.         Methodik, Untersuchungsperimeter und Daten-
           grundlagen
3.1        Methodik zur Abschätzung der Risiken
           Die Risiken durch den Bahntransport gefährlicher Güter werden mit der
           Screening-Methode ermittelt [8]. Die Methode wurde unter der Leitung des
           Bundesamts für Verkehr (BAV), des Bundesamts für Umwelt (BAFU) und mit
           Beteiligung der SBB und der BLS AG entwickelt. Die Screening-Methode
           findet gesamtschweizerisch für die Beurteilung der Risiken nach Störfallver-
           ordnung auf Stufe Kurzbericht Anwendung und ist breit akzeptiert.

           Bei der Ermittlung der Risiken hat sich ein Szenario-basiertes Vorgehen
           etabliert. Die Bildung von Szenarien erfolgt auf verschiedenen Ebenen:

           1. Die Wirkung von Störfällen hängt von den Eigenschaften der freigesetz-
              ten Stoffe ab. Drei Leitstoffe charakterisieren Stoffgruppen, die in Bezug
              auf die Gefahrgutwirkungen vergleichbare Eigenschaften haben.

           2. Pro Stoffgruppe werden die wichtigsten Wirkungen unterschieden, die
              sich in der Reichweite der Gefahrgutwirkungen sowie in den Wirkungen
              für Personen unterscheiden.

           3. Weiter werden mittels Szenarien verschiedenste Einflussgrössen be-
              rücksichtigt, die auf die Häufigkeit und / oder das Schadenausmass ei-
              nen Einfluss haben. Es sind dies z.B. die freigesetzte Stoffmenge oder
              der Zeitpunkt einer Freisetzung (tags bzw. nachts).

           Wie für Verkehrsträgern üblich, werden die drei Leitstoffe Benzin, Propan
           und Chlor betrachtet. Deren Eigenschaften, die wichtigsten Vertreter sowie
           die zugehörigen Wirkungen sind in Tabelle 1 dargestellt.

           Die betrachteten Szenarien werden für alle drei Leitstoffe hinsichtlich ihrer
           Eintretenshäufigkeit und der Verteilung des erwarteten Schadensausmas-
           ses beurteilt. Dabei werden alle Nutzungen berücksichtigt, die innerhalb der
           Wirkdistanz des entsprechenden Szenarios (maximal 2.5 km beim Leitstoff
           Chlor) massgebliche Schäden verursachen können.

            Leitstoff   Massgebliche       Wichtigste Vertreter       Gefährdung von Personen
                        Stoffeigenschaf-                              durch...
                        ten

            Benzin      Flüssig, leicht    Benzin und ähnliche        1) Lachenbrand mit Hitzeeinwir-
                        brennbar           Treibstoffe, diverse Lö-      kungen
                                           sungsmittel, Kerosin

            Propan      Unter Druck ver-   Propan, Butan, andere      2) Freistrahlbrand mit Hitzeeinwir-
                        flüssigtes Gas,    Kohlenwasserstoffe, Vi-       kung
                        leicht brennbar    nylchlorid                 3) Gaswolkenbrand mit Hitze- und
                                                                         evtl. Druckeinwirkung
                                                                      4) Feuerball mit Hitze- und Druck-
                                                                         einwirkung

            Chlor       Unter Druck ver-   Chlor, Chlorwasserstoff,   5) Ausbreitung Gaswolke + human-
                        flüssigtes Gas,    Ammoniak                      toxische Wirkungen bei Auf-
                        humantoxisch                                     nahme über die Atemwege

           Tabelle 1:    Leitstoffe, zugehörige Stoffe und massgebliche Wirkungen

                                                                                                            Seite 8
Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           Die Screening-Methodik unterscheidet bei der Personenexposition zwischen
           vier Personengruppen, die sich insbesondere hinsichtlich ihrer Präsenzzei-
           ten und Aufenthaltsdauer unterscheiden:

           1. Anwohnende (Anwesenheit vorwiegend nachts und an Wochenenden),

           2. Personen an Arbeitsplätzen (Anwesenheit vorwiegend während typi-
              schen Arbeitszeiten an Werktagen).

           3. Insassen von Reisezügen (kurzzeitige, wiederkehrende Exposition von
              Personen auf Mehrspurstrecken und in Bahnhöfen)

           4. Reisende in Bahnhöfen bzw. auf Perronanlagen (kurzzeitige, stark fluk-
              tuierende Exposition)

           Weitere Personengruppen mit anderen Präsenzzeiten werden fallweise be-
           rücksichtigt. Für das vorliegende Störfallgutachten gilt dies für Besucher des
           Einkaufszentrums und des Restaurants sowie Patienten und Besucher des
           Spitals Brig.

3.2        Untersuchungsperimeter
           Der gewählte Untersuchungsperimeter der Bahnlinie Visp - Brig, für den die
           Störfallrisiken ermittelt werden, weist eine Länge von 600 m auf (vgl. Abbil-
           dung 2). Die etwas weiter entfernt liegende Lötschberg-Berglinie wird nicht
           betrachtet, da die dortigen Gefahrgutmengen seit der Eröffnung des Lötsch-
           berg-Basistunnels gering sind und vernachlässigt werden können. Gleiches
           gilt für die Matterhorn Gotthard Bahn.

           Die in Abbildung 2 dargestellten Punkte stellen die betrachteten Ereignisorte
           dar, von welchen die Störfallwirkungen ausgehen. Örtlich variable Risikoein-
           flussgrössen wie die Zahl der exponierten Personen im Wirkbereich der un-
           tersuchten Szenarien werden in Bezug auf diese Berechnungspunkte aufbe-
           reitet.

           Abbildung 2:   Untersuchter Streckenabschnitt der Bahnlinie Visp - Brig (die Punkte stellen die sog.
                          Subelemente in der Webapplikation TgG 2.1 [12] dar, für welche die Risiken ermit-
                          telt werden).

                                                                                                                  Seite 9
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Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

3.3        Massnahmen zur Risikominderungen beim Chlortransport
           Die Störfallrisiken auf der Strecke Genf - Lausanne – Monthey – Visp – Brig
           – Domodossola sind stark geprägt von den Chlortransporten zu den beiden
           Firmen Lonza in Visp und Syngenta in Monthey. In der Vergangenheit wurde
           das Chlor praktisch ausschliesslich aus Frankreich importiert und via Genf
           und Lausanne zu den beiden Verbrauchern im Wallis transportiert. Aufgrund
           der hohen Toxizität von Chlor liegen die Risiken von Chlortransporten in
           Kesselwagen durch dicht besiedelte, grosse Agglomerationen wie Genf oder
           Lausanne nach den geltenden Beurteilungskriterien der StFV oft in einem
           kritischen Bereich. Deshalb haben die Behörden zusammen mit der chemi-
           schen Industrie im Rahmen der sog. «2. Gemeinsamen Erklärung» [7] ein
           Massnahmenpaket für den Transport von Chlor vereinbart. Die für den Raum
           Brig – Visp relevanten Massnahmen sind nachfolgend aufgeführt (vgl. auch
           [9]).

           M1: Seit Anfang 2018 verkehrt ein Sonderzug mit einer Höchstgeschwin-
               digkeit von 40 km/h zwischen dem Raum Genf und Monthey bzw. Visp.
               Volle Chlorkesselwagen dürfen auf dieser Strecke nur noch mit diesem
               Zug transportiert werden. Seit 2019 gilt die Beschränkung der Höchst-
               geschwindigkeit auf 40 km/h für alle vollen Chlorkesselwagen auf dem
               gesamten schweizerischen Bahnnetz, was in der Regel zur Folge hat,
               dass Chlor nicht mehr in gemischten Güterzügen (Wagenladungsver-
               kehr), sondern in kurzen Sonderzügen transportiert wird.

           M2: Seit Mitte 2018 werden die Chlor-Empfängerfirmen direkt, d.h. ohne
               betriebliche begründete Umwegfahrten, angefahren. Früher wurden
               Chlorkesselwagen beispielsweise von Genf nach Brig befördert, dort
               rangiert und anschliessend wieder nach Visp zurückgefahren.

           M3: Die Firmen Lonza und Monthey beziehen das benötigte Chlor seit 2019
               nicht mehr ausschliesslich aus Frankreich, sondern zunehmend auch
               über die Simplon-Linie aus Italien. Derzeit stammt der grösste Teil des
               Chlors zwar immer noch aus Frankreich (vgl. [9]). Langfristig sollen
               aus Italien und Frankreich eine vergleichbare Chlormenge bezogen
               werden, was auch die Abhängigkeit von einem einzelnen Lieferanten
               mindern soll. Während ein Bezug aus Italien für die Genferseeregion
               risikomindernd wirkt, erhöhen sich umgekehrt die Risiken für den
               Standort Brig.

           M4: Die Sicherheit der Bahnkesselwagen für den Transport von Chlor soll
               weiterentwickelt werden, indem nach den bereits umgesetzten Mass-
               nahmen (Kesselwagen der 1. Generation) eine 2. Generation von wei-
               ter verbesserten Chlorkesselwagen beschafft werden soll. Derzeit ist
               der Anteil der eingesetzten Wagen der 2. Generation allerdings noch
               gering, da noch nicht genügend Wagen verfügbar sind (vgl. [9]).

           Die Massnahme M1 wird in der Screening-Methodik berücksichtigt, indem
           die Wahrscheinlichkeit einer Freisetzung, gegeben ein Unfall, von der Ge-
           schwindigkeit abhängig ist. Die Massnahmen M2 und M3 werden durch die
           Verwendung von aktuellen Gefahrgutmengen automatisch berücksichtigt.
           M4 wird im vorliegenden Störfallgutachten für die Ermittlung der Risiken

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Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           nicht berücksichtigt, da die Risikominderung durch die Einführung der 2. Ge-
           neration von verbesserten Chlorkesselwagen noch mit grossen Unschärfen
           versehen ist bzw. dazu noch keine konsensfähigen Expertenschätzungen
           vorhanden sind.

3.4        Untersuchte Situationen
           Angesichts der oben formulierten Ziele werden die Risiken für die folgenden
           vier Zustände ermittelt:

           Z1: Zustand gemäss Screening 2018: Im Web-Tool TgG [12] ist der Zu-
               stand gemäss dem neusten Screening, welches im Jahr 2020 durch
               das BAV veröffentlicht wurde und in der Regel auf Daten aus dem Jahr
               2018 basiert, abgebildet. Dabei werden die neusten verfügbaren Para-
               meterwerte verwendet (Gefahrgutmengen, Höchstgeschwindigkeit Gü-
               terzüge, Anzahl Reisezüge, Anzahl Anwohner und Arbeitsplätze im
               Wirkbereich der Störfallszenarien). Zudem sind die Massnahmen M1 –
               M3 berücksichtigt (bei M3 der aktuelle Umsetzungsstand). Das Spital
               ist nur über dessen Arbeitsplätze gemäss den zugehörigen Daten des
               Bundesamts für Statistik berücksichtigt. Sondernutzungen - hier ein
               Spital mit Patienten und Besuchern - wurden aus Aufwandgründen im
               netzweiten Screening nicht berücksichtigt.

           Z2: Heutiger Zustand ohne Projekt Bahnhof West, aber inkl. Spital-Er-
               weiterungsbau: Im Unterschied zum Zustand Z1 wird das Spital inkl.
               Erweiterungsbau unter Berücksichtigung von Patienten und Besuchern
               detailliert berücksichtigt. Die Differenz zum Zustand Z1 stellt somit die
               Risikozunahme durch den Spital-Erweiterungsbau und die vollständige
               Berücksichtigung der zukünftig erwarteten Zahl von Patienten, Perso-
               nal und Besucher dar.

           Z3: Wie Zustand Z2, aber mit den geplanten Nutzungen auf dem Areal
               Bahnhof West: Im Vergleich zu Z2 werden hier die zusätzlichen Per-
               sonen berücksichtigt, die aufgrund der Bauten im Areal Bahnhof West
               mutmasslich dazukommen (Anwohner, Arbeitsplätze, Besucher Ein-
               kaufszentrum und Restaurant). Alle anderen Parameter werden gleich
               eingesetzt wie im Zustand Z2, so dass aus dem Vergleich von Z3 und
               Z2 die Risikoerhöhung durch die Entwicklung des Areals Bahnhof
               West ersichtlich ist.

           Z4: Wie Z3, aber Hochrechnung auf das Referenzjahr 2030: Im Ver-
               gleich zum Zustand Z3 wird die langfristig angestrebte Umsetzung der
               Massnahme M3 berücksichtigt. Zudem wird ein plausibler Trend bei
               den Gefahrgutmengen, den Reisezugzahlen und der Bevölkerungszu-
               nahme in Brig zugrunde gelegt (für das Referenzjahr 2030). Auf An-
               frage wurde seitens SBB-Infrastruktur bestätigt, dass keine Infrastruk-
               turausbauvorhaben im untersuchten Abschnitt geplant sind, die im vor-
               liegenden Störfallgutachten berücksichtigt werden müssen (infolge Än-
               derung von Gleisen oder bei der Lage von Weichen).

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Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
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3.5        Datengrundlagen und Annahmen
           Im nachfolgenden Abschnitt werden die wichtigsten Datengrundlagen sowie
           damit verbundene Annahmen erläutert.

           Abbildung 3 gibt einen Überblick über die Situation. Dargestellt sind die Bau-
           bereiche im Quartier Bahnhof West, der Bestandesbau sowie der Erweite-
           rungsbau des Spitals sowie Anwohner und Arbeitsplätze in der Umgebung
           des untersuchten Perimeters der SBB-Linie (mit den zugehörigen Ereignis-
           orten alle 100 m).

           Abbildung 3:   Übersicht über die Situation: Spital inkl. Erweiterungsbau, geplante Baubereiche
                          A1, A2, B1-B3, C, D (rote Flächen), angenommene Freisetzungsorte entlang der
                          SBB-Linie (Perimeter von 600 m Länge repräsentiert durch 6 Ereignisorte (orange
                          dargestellt) mit den Nummern gemäss der Webapplikation TgG 2.1 [12]), Betriebe
                          mit Anzahl Arbeitsplätzen (Vollzeitäquivalent, blau dargestellt) und Wohnungen mit
                          Anzahl Anwohnern (grün dargestellt).

           Personenexposition auf den Projektarealen
           Für die Risikoberechnung werden für jeden der sechs Unfallorte die Anzahl
           Personen benötigt, die sich gleichzeitig während eines möglichen Ereignis-
           sen in vorgegebenen Abstandsbereichen (0 – 50 m, 50 – 250 m, 250 – 500 m
           und 500 – 2'500 m) aufhalten, gegliedert nach Tages- (0700 – 1900 Uhr) und
           Nachtstunden. Zudem wird unterschieden zwischen Personen, die sich im
           Freien aufhalten und solchen, die durch ein Gebäude teilweise geschützt
           sind.

           Die Personenexposition innerhalb der sieben Projektareale basiert auf aktu-
           ellen Planungen, wobei folgende Grundlagen bzw. Annahmen verwendet
           werden:

                                                                                                               Seite 12
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Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           •       Bruttogeschossflächen pro Gebäude bzw. Baubereich gemäss Tabelle
                   2. Weitere Angaben zu den geplanten Gebäuden finden sich in Tabelle
                   3.

           •       Prozentuale Verteilung der Bruttogeschossfläche nach den geplanten
                   Nutzungen gemäss Tabelle 2.

           •       Flächenbedarf pro Person in Abhängigkeit der Nutzung als Grundlage
                   für die Umrechnung der Bruttogeschossfläche in eine Zahl von Nutzerin-
                   nen und Nutzer der geplanten Gebäude gemäss Tabelle 4. Für das Ein-
                   kaufszentrum sowie das Restaurant wird unterschieden zwischen einer
                   Spitzenbelegung (10% der Zeit mit eine fünffach höheren Zahl von Nut-
                   zenden) und einer durchschnittlichen Belegung (90% der Zeit).

           •       Für die drei Bereiche der Spitalnutzung werden die Zahl von Patienten,
                   Angestellten bzw. Besuchern verwendet, die in [5] dokumentiert sind.

           Baufeld       BGF [m 2]    Wohnen    Büros      Gewerbe    Einkaufs-    Restaurant/ öffent-
                                                                       zentrum        lich zugänglich

               A1          2’300         50%    25%            25%         0%                0%

               A2          3’280         40%    40%            20%         0%                0%

               B1          3’440         50%    25%            25%         0%                0%

               B2          3’060         50%    33%            17%         0%                0%

               B3          4’900         60%    20%            20%         0%                0%

               C          17’320         45%    45%             5%         0%                5%

               D           8’700         50%    25%             0%        25%                0%

           Tabelle 2: Bruttogeschossfläche (BGF) pro Baubereich [m2] und Verteilung auf die geplanten fünf
                      Nutzungen

                              Anz. Geschosse       Geschossfläche         max. Gebäude-
                Baufeld
                                  EG / RG           EG / RG [m2]            höhe [m]

                    A1               1/3                573 / 573                 14

                    A2               1/4                656 / 656                 18

                    B1               1/3                739 / 900                 14

                    B2               1/5                509 / 509                 21

                    B3               1/4              850 / 1’013                 18

                    C                2 / 18             723 / 882                 70

                    D                1/3            2'400 / 2’100                 15

           Tabelle 3: Übersicht der wichtigsten Gebäudemerkmale pro Baubereich (EG: Erdgeschoss, RG:
                      Regelgeschoss)

                                                                                                             Seite 13
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Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

            Nutzung             Flächenbedarf pro Person

            Wohnen              46 m 2/Pers.

            Büro                25 m 2/Pers.

            Gewerbe             20 m 2/Pers.

            Einkaufzentrum      20 m 2/Pers. (90% der Zeit)
                                 4 m2/Pers. (10% der Zeit)

            Restaurant          10 m 2/Pers. (90% der Zeit)
                                 2 m2/Pers. (10% der Zeit)

           Tabelle 4: Flächenbedarf pro Person als Grundlage für die Ermittlung der maximalen Zahl an
                      gleichzeitig exponierten Personen

           Aus dem Quotient der Bruttogeschossfläche und dem Flächenbedarf ge-
           mäss Tabelle 4 resultiert die maximale Anzahl Personen, die gleichzeitig bei
           einer definierten Nutzung anwesend sind. Für die Nutzungen Wohnen, Büro
           und Gewerbe ergibt sich die effektive Zahl der gleichzeitig tags bzw. nachts
           anwesenden Personen durch Multiplikationen mit den in der Screening-Me-
           thodik verwendeten Präsenzfaktoren.

           Personenexposition ausserhalb der betrachteten Projektareale
           — Die Personenexposition ausserhalb der untersuchten Areale wird auf Ba-
             sis der Werte aus der Volkszählung 2017 bzw. der Betriebszählung 2015
             ermittelt (vgl. auch Abbildung 4).
           — Die Personendichte im Bereich des Bahnhofs Brig (insbes. Perronberei-
             che) wird dem aktuellen Screening entnommen. Diese Werte basieren auf
             der Zahl der ein- bzw. aussteigenden Zugreisenden. Gleiches gilt für Rei-
             sende in Reisezügen.
           — Für den Zustand Z4 (zukünftiger Zustand mit allen neuen Nutzungen) wird
             angenommen, dass die Personenexposition (Anwohner und Arbeits-
             plätze) ausserhalb der neu überbauten Areale um je 9% zunimmt (Basis:
             Prognose des Bundesamts für Statistik für die jährliche Zunahme der
             Wohnbevölkerung im Kanton Wallis bis 2025).

           Gefahrgutmengen und weitere Bahn-bezogene Parameter
           Die aktuellen Gefahrgutmengen sowie weitere Bahn-bezogene Parameter
           sind in Tabelle 5 dargestellt.

           Für den Zustand Z4 (Hochrechnung auf den Zustand im Jahr 2030) werden
           im Vergleich zu den Zuständen Z1 – Z3 folgende Anpassungen in Bezug auf
           die in Tabelle 5 dargestellten Parameter angenommen:

           — Die Chlormenge nimmt auf den Mittelwert zu, welcher derzeit via Genfer-
             see (heute 20'407 t/J) bzw. via den Simplon (heute 4'941 t/J) transportiert
             wird. Zusammen mit den weiteren Stoffen, die dem Leitstoff Chlor zuge-
             ordnet werden, ergibt sich für Brig eine Zunahme von derzeit 11’255 auf
             14'283 t/J.

                                                                                                        Seite 14
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Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           — Beim Leitstoff Propan wird von einer Zunahme von 40% bis 2030 ausge-
             gangen (vorsichtige Annahme). 2
           — Bei der Zahl der Reisezüge wird eine Zunahme im gleichen Zeitraum um
             30% angenommen.
                                                                                                     Einheit                  Ereignisort (Subelementnummer, vgl. Abbildung 3)
           Identifikation            Nr. Subelement                                                       -      10’001’102    10’001’112   10’001’122   10’001’132   10’001’142   10’001’152
                                     X-Koordinate                                                         -       642069        641970       641876       641788        641698       641607
                                     Y-Koordinate                                                         -       129935        129924       129888       129842        129798       129757
                                     H-Koordinate                                                         -         673           672          671          670           667          664
                                     DfA-Linie                                                            -         100           100          100          100           100          100
                                     Dfa-km                                                              km        145.3         145.2        145.1         145          144.9        144.8
                                     Segment                                                              -         A194          A194         A194         A193          A193         A193
           Einflussgrössen           Länge                                                               km          0.1           0.1          0.1          0.1           0.1          0.1
           Ereignishäufigkeit        Streckentyp (B: Bahnhof; O. offene Strecke)                          -           B             B            B            O             O            O
                                     Weichendichte                                                        -          >2            >2           >2          1-2           1-2          Null
                                     Geschwindigkeit GZ                                                 km/h      50 km/h       50 km/h      50 km/h      90 km/h      100 km/h     100 km/h
                                     Abstand Heissläufer- und Festbremsortungsanlagen (Richtung 1)        -      4 - 20 km     4 - 20 km    4 - 20 km    4 - 20 km    4 - 20 km    4 - 20 km
                                     Abstand Heissläufer- und Festbremsortungsanlagen (Richtung 2)        -      4 - 20 km     4 - 20 km    4 - 20 km    4 - 20 km    4 - 20 km    4 - 20 km
           Gefahrgutmengen           Gefahrgutmenge LS Benzin                                          t/Jahr     372’857       367’199      367’199      367’199       367’199      367’199
           Personenrisiken           Gefahrgutmenge LS Propan                                          t/Jahr      50’436       170’740      170’740      170’740       170’740      170’740
                                     Gefahrgutmenge LS Chlor                                           t/Jahr      6’693         11’255       11’255       11’255        11’255       11’255
                                     Anteil Chlor am LS Chlor                                             -         76%           86%          86%          86%           86%          86%
           Reisende                  Anzahl Reisezüge                                                     -         208           170          170          170           170          170
                                     Anzahl Reisende pro Reisezug                                         -         120           120          120          120           120          120
           Weitere Einflussgrössen   Strecke mehrspurig                                                   -           ja            ja           ja           ja            ja           ja
           Personenrisiken           Perronbereich                                                        -           ja          nein         nein         nein          nein         nein
                                     Zugaenglichkeit Strecke                                              -       sehr gut      sehr gut     sehr gut      mittel        mittel       mittel
           Personenexposition in     Personendichte Bahnhofbereich tags 0 - 50 m                     Pers./km2      101             0            0            0             0            0
           Bahnhöfen bzw.            Personendichte Bahnhofbereich tags 50 - 250 m                   Pers./km2      122            50            4            0             0            0
           Perronbereichen           Personendichte Bahnhofbereich tags 250 - 500 m                  Pers./km2       79            75           55           28             8            0
                                     Personendichte Bahnhofbereich tags 500 - 2'500 m                Pers./km2        0             1            2            3             4            4
                                     Personendichte Bahnhofbereich nachts 0 - 50 m                   Pers./km2       34             0            0            0             0            0
                                     Personendichte Bahnhofbereich nachts 50 - 250 m                 Pers./km2       41            17            1            0             0            0
                                     Personendichte Bahnhofbereich nachts 250 - 500 m                Pers./km2       26            25           18            9             3            0
                                     Personendichte Bahnhofbereich nachts 500 - 2'500 m              Pers./km2        0             0            1            1             1            1
                                     Anteil Personendichte Bahnhofbereich mit Gebäudeschutz               -         10%           10%          10%          10%           10%          10%

           Tabelle 5: Bahn-bezogene Parameter für jeden der 6 untersuchten Ereignisorte

4.         Ergebnisse der Störfallanalyse
           Die Risiken werden für den massgeblichen Indikator «Todesopfer» in Form
           von sogenannten Summenkurven für die drei Leitstoffe Benzin, Propan und
           Chlor sowie als Gesamtsummenkurve (Gesamtrisiken) in einem doppelt-lo-
           garithmischen Häufigkeits-Ausmass-Diagramm dargestellt und den Beurtei-
           lungskriterien der StFV [11] gegenübergestellt. Aus der Summenkurve lässt
           sich ablesen, wie häufig (y-Achse) ein vorgegebenes Schadenausmass in
           Todesopfer (auf der x-Achse dargestellt) erreicht oder überschritten wird.
           Wie für die Beurteilung linienförmiger Störfallquellen üblich, werden die Ri-
           sikosummenkurven auf eine feste Streckenlänge von 100 m normiert.

4.1        Zustand gemäss Screening 2018 (Z1)
           Abbildung 4 zeigt die Summenkurven für die drei Leitstoffe und aggregiert
           über alle Gefahrgüter für den Zustand Z1. Die Eisenbahninfrastruktur (z.B.
           Lage von Weichen), die betrieblichen Randbedingungen (Gefahrgutmengen,
           zulässige Geschwindigkeit von Güterzügen) sowie die Personenexposition
           in der Umgebung sowie in Reisezügen werden dabei bestmöglich abgebil-
           det. Ebenfalls berücksichtigt ist die Geschwindigkeitsbeschränkung bei
           Chlortransporten auf 40 km/h, was zu einer deutlichen Reduktion der

           2      Bei den Mineralölprodukten ist keine Zunahme zu erwarten, weil der Verbrauch in der Schweiz seit einigen
                  Jahren stagniert bzw. erste Anzeichen einer Reduktion erkennbar sind (vgl. [10]).

                                                                                                                                                                                                Seite 15
Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           Wahrscheinlichkeit führt, dass ein Behälter mit Chlor bei einem Bahnunfall
           leckschlägt.

                                              1 E-03
                                                                                                                               Leitstoff Benzin
                                                                                                                               Leitstoff Propan
                                              1 E-04                                                                           Leitstoff Chlor
                                                                                                                               alle Leitstoffe
            Häufigkeit [pro 100 m und Jahr]

                                              1 E-05

                                              1 E-06       Risiko akzeptabel                           Risiko inakzeptabel

                                              1 E-07

                                              1 E-08

                                              1 E-09

                                              1 E-10

                                              1 E-11
                                                       1                       10               100                    1’000                      10’000
                                                                                        Anzahl Todesopfer

           Abbildung 4:                                     Summenkurve für den Indikator Todesopfer pro Leitstoff und aggregiert über alle
                                                            Leitstoffe (normiert auf 100 m Streckenlänge) für den Zustand Z1 (Screening 2018).
                                                            Eingetragen ist zudem die verbale Beurteilung der Risiken aufgrund der geltenden
                                                            Beurteilungskriterien.

           Störfälle mit brennbaren Flüssigkeiten sind am häufigsten; allerdings ist das
           Schadenausmass in der Regel kleiner als bei den anderen Leitstoffen. Am
           seltensten sind Störfälle mit Beteiligung eines druckverflüssigten, humanto-
           xischen Gases (Leitstoff Chlor), allerdings können die Schäden dabei sehr
           gross werden (bis über 200 Todesopfer im Extremfall). Die druckverflüssig-
           ten, brennbaren Gase (Leitstoff Propan) liegen sowohl in Bezug auf die Ein-
           tretenshäufigkeit als auch das Schadenausmass zwischen den beiden an-
           deren Leitstoffen.

           Gemäss den Beurteilungskriterien zur Störfallverordnung [11] liegen die Ge-
           samtrisiken sowie die Risiken für jeden einzelnen Leitstoff im akzeptablen
           Bereich.

4.2        Heutiger Zustand ohne Projekt Bahnhof West, aber inkl. Spi-
           tal-Erweiterungsbau (Z2)
           In Abbildung 5 sind die Risiken für den heutigen Zustand, aber inkl. des in
           Umsetzung befindlichen Spital-Erweiterungsbaus dargestellt. Berücksichtigt
           ist die Personenexposition im heutigen Spitalbetrieb gemäss [5]. Da die Zahl
           der Personen in den massgeblichen Abstandsbereichen (Leitstoff Propan bis
           max. 250 m, Leitstoff Chlor bis max. 2'500 m) durch den Spitalausbau und
           die genauere Berücksichtigung der dort verkehrenden Personengruppen an-
           steigt, nehmen die Schadenausmasse für die beiden Leistoffe Propan und
           Chlor zu. Obwohl der Anstieg der Risiken beschränkt ist, liegen die

                                                                                                                                                           Seite 16
Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           Summenkurven infolge der doppelt-logarithmischen Darstellung sichtbar hö-
           her. Die Risiken des Leitstoffs Benzin bleiben unverändert, da die Wirkung
           der Benzinszenarien in der Regel 50 m nicht übersteigt, so dass das Spital
           bzw. dessen Ausbau nicht zu den Benzinrisiken beiträgt.

           Durch die Berücksichtigung der zukünftigen Personenexposition im erwei-
           terten Spital erhöhen sich die Risiken bis zur Grenze des Übergangsbe-
           reichs.

                                              1 E-03
                                                                                                                             Leitstoff Benzin
                                                                                                                             Leitstoff Propan
                                              1 E-04                                                                         Leitstoff Chlor
                                                                                                                             alle Leitstoffe
            Häufigkeit [pro 100 m und Jahr]

                                              1 E-05

                                              1 E-06       Risiko akzeptabel                         Risiko inakzeptabel

                                              1 E-07

                                              1 E-08

                                              1 E-09

                                              1 E-10

                                              1 E-11
                                                       1                       10             100                    1’000                      10’000
                                                                                       Anzahl Todesopfer

           Abbildung 5:                                     Summenkurven für den Zustand Z2 (heutige Nutzungen, zusätzlich detaillierte Be-
                                                            rücksichtigung Spital inkl. Erweiterungsbau).

4.3        Wie Zustand Z2, aber mit den geplanten Nutzungen auf dem
           Areal Bahnhof West (Z3)
           Abbildung 6 visualisiert die Risiken, wenn neben der Spitalerweiterung zu-
           sätzlich die erwartete zukünftige Personenexposition im Quartier Bahnhof
           West berücksichtigt wird (Umnutzung aller sieben Baubereiche). Alle ande-
           ren Parameter sind gegenüber dem Zustand Z2 unverändert.

           Die Risiken erhöhen sich infolge der neuen Nutzungen spürbar, da die Per-
           sonenexposition innerhalb eines Abstandskorridors von wenigen 100 m
           deutlich zunimmt. Die Risiken kommen so in die untere Hälfte des Über-
           gangsbereichs zu liegen. Der grösste Einfluss auf das Risiko geht vom Hoch-
           haus im Baubereich C aus, da dieses am meisten exponierte Personen auf-
           weist und den geringsten Abstand von der Bahnlinie aufweist.

                                                                                                                                                         Seite 17
Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

                                                 1 E-03
                                                                                                                                Leitstoff Benzin
                                                                                                                                Leitstoff Propan
                                                 1 E-04                                                                         Leitstoff Chlor
                                                                                                                                alle Leitstoffe
               Häufigkeit [pro 100 m und Jahr]

                                                 1 E-05
                                                              Risiko akzeptabel

                                                 1 E-06                                                 Risiko inakzeptabel

                                                 1 E-07

                                                 1 E-08

                                                 1 E-09

                                                 1 E-10

                                                 1 E-11
                                                          1                       10             100                    1’000                      10’000
                                                                                          Anzahl Todesopfer

           Abbildung 6:                                        Summenkurven für den Zustand Z3 (wie Z2, aber inkl. allen geplanten Nutzungen
                                                               im Quartier Bahnhof West).

4.4        Wie Z3, aber Hochrechnung auf das Referenzjahr 2030 (Z4)
           Folgende Unterschiede zum Zustand Z3 sind berücksichtigt (vgl. auch die
           Zahlenangaben gegen Ende von Kapitel 3.5):

           •                                     Die Massnahmen M3 ist vollständig umgesetzt, d.h. von Italien via
                                                 Simplon wird gleich viel Chlor importiert wie aus Frankreich via Genf.
                                                 Dies hat zur Folge, dass die Chlormenge in Brig zunimmt.

           •                                     Es werden betriebliche Parameter berücksichtigt, wie sie für das Jahr
                                                 2030 zutreffen könnten (Zunahme der Propantransporte sowie der Zahl
                                                 der Reisezüge). Zudem wird eine Zunahme der Personendichte aus-
                                                 serhalb des Areals Bahnhof West sowie des Spitalareals um ca. 10%
                                                 angenommen.

           Auch mit den für das Jahr 2030 angenommenen Parametern bleiben die Ri-
           siken somit noch in der unteren Hälfte des Übergangsbereichs (vgl. Abbil-
           dung 7).

                                                                                                                                                            Seite 18
Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

                                                 1 E-03
                                                                                                                                Leitstoff Benzin
                                                                                                                                Leitstoff Propan
                                                 1 E-04                                                                         Leitstoff Chlor
                                                                                                                                alle Leitstoffe
               Häufigkeit [pro 100 m und Jahr]

                                                 1 E-05
                                                              Risiko akzeptabel
                                                 1 E-06                                                 Risiko inakzeptabel

                                                 1 E-07

                                                 1 E-08

                                                 1 E-09

                                                 1 E-10

                                                 1 E-11
                                                          1                       10             100                    1’000                      10’000
                                                                                          Anzahl Todesopfer

           Abbildung 7:                                        Summenkurven für den zukünftigen Zustand Z4 (wie Z3, aber zusätzlich Berück-
                                                               sichtigung von Annahmen bzgl. Entwicklung Bahnbetrieb sowie Einwohnerzahl und
                                                               Arbeitsplätze in Brig)

5.         Fazit
           Das Ergebnis des vorliegenden Störfallgutachtens zum 600 m langen Stre-
           ckenperimeter der Bahnlinie Visp – Brig westlich des Bahnhofs Brig lässt
           sich wie folgt zusammenfassen (vgl. auch Abbildung 8):

           •                                     Unter anderem dank der Risikominderung aus der sogenannten «2. Ge-
                                                 meinsamen Erklärung» beim Chlortransport liegen die heutigen Risiken
                                                 im akzeptablen Bereich. Mit der genaueren Berücksichtigung der Perso-
                                                 nenexposition im Bereich des Spitals sowie unter Einbezug des Spital-
                                                 Erweiterungsbaus erhöhen sich die Risiken bis an die Grenze des Über-
                                                 gangsbereichs.

           •                                     Durch die Erhöhung der Personenexposition, welche mit der Umsetzung
                                                 des Projekts «Bahnhof West» zu erwarten ist, steigen die Risiken und
                                                 kommen in die untere Hälfte des Übergangsbereichs zu liegen. Dies än-
                                                 dert sich auch nicht, wenn aufgrund von plausiblen Annahmen eine
                                                 Hochrechnung auf die mutmasslichen Risiken im Jahr 2030 vorgenom-
                                                 men wird. Es ist also davon auszugehen, dass trotz der Verdichtung
                                                 westlich des Bahnhofs Brig auf dem dort betrachteten 600 m langen
                                                 Bahnperimeter die Risiken bis im Jahr 2030 nicht über die Mitte des
                                                 Übergangsbereichs hinaus ansteigen.

                                                                                                                                                            Seite 19
Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

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                                                                                            Zustand Z1: Ausgangssituation (Screening 2018)
                                                                                            Zustand Z2: wie Z1, aber mit Spital inkl. Erweiterung
                                              1 E-04
                                                                                            Zustand Z3: wie Z2, aber mit Nutzungen Bhf. West
                                                           Risiko akzeptabel                Zustand Z4: Hochrechung Zustand Z3 auf 2030
            Häufigkeit [pro 100 m und Jahr]

                                              1 E-05

                                              1 E-06
                                                                                                     Risiko inakzeptabel

                                              1 E-07

                                              1 E-08

                                              1 E-09

                                              1 E-10

                                              1 E-11
                                                       1                       10              100                         1’000               10’000

                                                                                        Anzahl Todesopfer

           Abbildung 8:                                     Vergleich der Gesamtsummenkurven (Aggregation über alle Leitstoffe) für die vier
                                                            untersuchten Zustände Z1 – Z4

           In Bezug auf die Wahl des untersuchten Bahnperimeters ist festzuhalten,
           dass bei der Wahl eines längeren Perimeters der Einfluss der neuen Nut-
           zungen geringer wäre. Ein kürzerer Untersuchungsperimeter macht wenig
           Sinn, da dann einzelne Nutzungen ausserhalb des Perimeters liegen wür-
           den.

           Da die Risiken im Übergangsbereich liegen, ist es notwendig, mögliche risi-
           komindernde Massnahmen an den geplanten Gebäuden im Areal «Bahnhof
           West» zu untersuchen. Es ist durch die zuständigen Stellen festzulegen, ob
           die konsensfähigen Massnahmen im Quartierplan (bzw. im zugehörigen
           Reglement) verbindlich verankert oder gegebenenfalls anders festgehalten
           werden sollen.

6.         Massnahmen zur Minderung der Störfallrisiken
6.1        Einleitung
           Entsprechend der Stossrichtung der StFV hat der Inhaber der Anlage, wel-
           che die Störfallrisiken verursacht, die notwendigen Sicherheitsmassnahmen
           zu treffen (Verursacherprinzip im Umweltschutzgesetz). Die Erfahrung zeigt
           jedoch, dass es im Falle der Bahn nur in Ausnahmefällen, wie z.B. dem
           Transport hochtoxischer Stoffe wie Chlor, die Möglichkeiten gibt, die Risiken
           durch Massnahmen an den Fahrzeugen bzw. Transportbehältern spürbar zu
           reduzieren, solange die einschlägigen technischen Normen und Anforderun-
           gen erfüllt sind. Betriebliche Massnahmen wie Transport- oder Geschwindig-
           keitsbeschränkungen sind in aller Regel ebenfalls nicht umsetzbar und
           Massnahmen an der Bahninfrastruktur bringen in der Regel nur einen be-
           schränkten Nutzen.

                                                                                                                                                        Seite 20
Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           Angesichts der ausgewiesenen Risiken knapp unterhalb der Mitte des Über-
           gangsbereichs ist es notwendig, mögliche Massnahmen an den geplanten
           Bauten zu prüfen, mit denen deren Beitrag zu den Störfallrisiken beschränkt
           werden kann. Angesichts der Risiken in der unteren Hälfte des Übergangs-
           bereichs sind jedoch nur Massnahmen gerechtfertigt, welche die Umsetzung
           sowie Nutzung der geplanten Bauten nicht über Gebühr beeinträchtigen und
           deren Bau nicht signifikant verteuern.

           Die nachfolgenden Massnahmen dienen primär der Reduktion der Brandri-
           siken (Leitstoffe Benzin und Propan). Die Sicherheit der Chlortransporte wird
           bereits durch bahnseitige Massnahmen sichergestellt und kann durch ver-
           hältnismässige Massnahmen an Gebäuden nicht signifikant erhöht werden.

6.2        Empfehlungen
           Mit den nachfolgend aufgeführten Massnahmen für die geplanten Bauten in
           den Baubereichen A1, A2, B1 - B3, C und D können die Risiken infolge von
           Störfällen auf dem untersuchten SBB-Bahnperimeter beschränkt bzw. im
           Vergleich zu den ausgewiesenen Werten tendenziell gesenkt werden.

           Der Begriff «Bahn» bezieht sich im Folgenden ausschliesslich auf die Gleise
           der SBB. Auf der Infrastruktur der MGB wird so wenig Gefahrgut transpor-
           tiert, dass diesbezüglich keine Massnahmen nötig bzw. angebracht sind.

           Fluchtwege

           1.   In den Baubereichen A, B und C sind Fluchtwege entlang einer Fas-
                sade aus dem Gebäude hinauszuführen, welche nicht direkt in Rich-
                tung Bahn ausgerichtet ist. Zugänge auf der bahnzugewandten Seite
                sind zulässig, solange auch ein Zugang auf der bahnabgewandten
                Seite oder seitlich zur Bahn vorgesehen wird, der sich als Fluchtweg
                eignet.
           2.   Im Baubereich D ist ein Ausgang für die Entfluchtung vorzusehen, der
                nicht direkt Richtung Bahn (d.h. nicht Richtung Nordwesten bzw. Nord-
                osten) weist.
           3.   Fluchtwege im Gebäudeinnern der Baubereiche A, B und C sollen
                nicht über längere Distanzen entlang von Fassadenöffnungen führen,
                die in Richtung Bahn weisen. Ist dies nicht zu vermeiden, so sind für
                die Fassadenöffnungen evtl. besondere Schutzmassnahmen zu prüfen
                (z.B. Brandschutzfenster im besonders nahe gelegenen Hochhaus auf
                dem Baubereich C).
           4.   In den Baubereichen A, B und C sind die für die Entfluchtung vorgese-
                henen Treppenhäuser nicht direkt an der der Bahn zugewandten Fas-
                sade anzubringen. Der Zugangsbereich zu den Treppenhäusern ist so
                zu gestalten, dass flüchtende Personen im Ereignisfall möglichst gut
                vor Hitzestrahlung aus Richtung Bahn geschützt sind. Das Treppen-
                haus ist als sicherer Bereich auszugestalten (Schutz vor Hitzestrah-
                lung).

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Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

           Nutzungsanordnung

           5.   Im Hochhaus ist nach Möglichkeit bis zu einer Höhe von 20 m darauf
                zu verzichten, Schlafzimmer an der der Bahn zugewandten Fassade
                zu platzieren. Ist dies notwendig, so ist bei Schlafzimmern von Woh-
                nungen der Einsatz einer Brandschutzverglasung zu prüfen.

           Lüftungsanlage/Frischluftzufuhr

           6.   Lüftungsanlagen und passive Lufteintrittsstellen bei den Gebäuden auf
                den Baubereichen A, B und C sind möglichst hoch sowie nicht auf der
                bahnzugewandten Seite zu platzieren (zumindest für die Belüftung von
                Räumen, in denen sich während längerer Zeit Personen aufhalten).

           Fassaden

           7.   An den der Bahn zugewandten Fassaden der Baubereiche A, B und C
                sollen vorzugsweise nicht oder nur sehr schwer brennbaren Materia-
                lien eingesetzt werden. Der Einsatz von Holz ist denkbar, wenn plausi-
                bel aufgezeigt werden kann, dass während der für die Selbstrettung
                notwendigen Zeit ein Brandübergriff nicht wahrscheinlicher ist als bei
                einem Einsatz von anderen Fassadenmaterialien. Die Fassade soll
                nach Möglichkeit das Eindringen von Hitze und Brandgasen von aus-
                sen erschweren.
           8.   Bei der in Richtung Bahn weisenden Fassade des Hochhauses ist die
                Fläche der Fensteröffnungen auf das für die entsprechende Nutzung
                notwendige Mass zu beschränken. Auf tiefliegende bahnseitige
                Schächte und Öffnungen zu den Kellerräumen ist bei dieser Fassade
                zu verzichten, um das Eindringen von flüssigen Gefahrgütern soweit
                möglich zu verhindern.

           Aussenflächen

           9.   Entlang der in Bahnnähe gelegenen Arealgrenzen sollen keine perso-
                nenintensiven, attraktiven Aussennutzungen (z.B. Spielplätze) vorge-
                sehen werden. Solche sind an geschützten Orten (keine Sicht auf die
                Bahn) zu platzieren.
           10. Falls das Terrain zwischen der SBB-Linie und dem Baubereich C so
               ausgestaltet ist, dass flüssiges Gefahrgut bis unmittelbar zur Fassade
               des Hochhauses fliessen kann, so ist nach Möglichkeit an der Areal-
               grenze eine Mauer, ein Absatz oder eine andere Abgrenzung vorzuse-
               hen (Höhe je nach Terrain, ca. 50 cm), welche in Richtung Gebäude
               fliessende Gefahrgutflüssigkeiten zurückhalten kann (Voraussetzung:
               genügend Platz). Ist eine Lärmschutzwand vorgesehen, so ist sie nach
               Möglichkeit so auszugestalten, dass sie diesem Zweck dient.

           Empfindliche Nutzungen

           11. Gemäss der Planungshilfe [6] sollten empfindliche Einrichtungen mit
               Personen, die nicht oder nur beschränkt zu einer raschen Selbstret-
               tung im Ereignisfall befähigt sind (z.B. Alters- oder Pflegeheime, Kin-
               dertagesstätten, Kindergarten, Primarschule) nicht innerhalb eines Ab-
               stands von 100 m zu stark mit Gefahrgut belasteten Bahnlinien (Kon-
               sultationsbereich) neu geplant werden. Solche Nutzungen werden

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Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

                deshalb innerhalb des Konsultationsbereichs von der kantonalen Stör-
                fallfachstelle üblicherweise nicht bewilligt (Ausnahme: Räume, die nur
                von Personen genutzt werden, die zur Selbstrettung befähigt sind, z.B.
                Büros von Angestellten).
                Aus Sicht der Risiken sind an einer durch Gebäude gut geschützten
                Lage gewisse empfindliche Einrichtungen (z.B. Alterswohnen mit
                Pflege) innerhalb des Konsultationsbereich denkbar, denn die Höhe
                der Risiken für Gebäudenutzer hängt nicht nur vom Abstand des Ge-
                bäudes von der Störfallquelle ab. Eine Genehmigung durch die Behör-
                den setzt jedoch eine geeignete Lage und gegebenenfalls die Umset-
                zung wirksamer Schutzmassnahmen voraus.

7.         Schlussbemerkungen
           Durch die Umsetzung der in Kapitel 6 aufgeführten Massnahmen können die
           in Kapitel 4 ausgewiesenen Risiken gesenkt werden. Besonders wichtig ist,
           für den Ereignisfall Fluchtwege aus den Gebäuden heraus anzubieten, auf
           denen Personen vor Hitzestrahlung und Brandwirkungen möglichst ge-
           schützt sind.

           Aus Sicht der Verfasser des vorliegenden Gutachtens genügen diese Mass-
           nahmen, um ein hohes Sicherheitsniveau in Bezug auf mögliche, aber sehr
           seltene Störfälle auf der Bahnlinie der SBB zu gewährleisten.

           Die Massnahmen im Kapitel 6.2. stellen Empfehlungen aus Sicht Minderung
           der Störfallrisiken dar. Sollte sich im weiteren Planungsverlauf zeigen, dass
           eine Massnahme nur mit grossen Nachteilen für das Projekt umsetzbar ist,
           so kann an deren Stelle auch eine andere, «mildere» Massnahme umgesetzt
           werden, falls ihre risikomindernde Wirkung vergleichbar ist.

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Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Projekt Bahnhof West in Brig
Auswirkungen der neuen Nutzung auf die Störfallrisiken

8.         Quellenverzeichnis
           [1]      SR 814.012, «Verordnung vom 27.Februar 1991 über den Schutz
                    vor Störfällen (StFV)».

           [2]      Gemeinde Brig-Glis (Auftraggeber)
                    Störfall- und NIS-Gutachten – Umgestaltung Bahnhof West
                    CSD Ingenieure AG, Zürich, 16. März 2018

           [3]      Gemeinde Brig-Glis (Auftraggeber)
                    Störfallvorsorge im Rahmen der Quartierplanung für das Areal
                    "Bahnhof West" – Zweitgutachten
                    EBP Schweiz AG, Zollikon, 27. August 2018

           [4]      Kanton Wallis, Departement für Mobilität, Raumentwicklung und
                    Umwelt, Dienststelle für Raumentwicklung
                    Briefliche Stellungnahme zum Quartierplan Bahnhof West im Rah-
                    men der Vorprüfung, 17. Mai 2019

           [5]      Spital Wallis, Brig (Auftraggeber)
                    Gutachten zur Störfallvorsorge im Zusammenhang mit dem Erweite-
                    rungsbau des Spitals Brig - Auswirkungen der neuen Nutzung auf
                    die Störfallrisiken
                    EBP Schweiz AG, Zollikon, 30. September 2019

           [6]      Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) et al., «Planungshilfe Koor-
                    dination Raumplanung und Störfallvorsorge», Bern, 2013.

           [7]      Gemeinsame Erklärung II von scienceindustries (Wirtschaftsver-
                    band Chemie Pharma Biotech), der SBB AG, dem VAP (Verband
                    der verladenden Wirtschaft), dem Bundesamt für Verkehr (BAV)
                    und dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) über die Reduktion der Ri-
                    siken für die Bevölkerung infolge des Transports von Chlor in Kes-
                    selwagen, 2016 (Link)

           [8]      Bundesamt für Verkehr (BAV), «Risiken für die Bevölkerung beim
                    Transport gefährlicher Güter auf der Bahn - Methodik & Datenauf-
                    bereitung Screening Personenrisiken 2014 (Methodikbericht Scree-
                    ning Personenrisiken 2014)».

           [9]      Bundesamt für Umwelt (BAFU), Gemeinsame Erklärung II - Stand-
                    bericht Phase I und Roadmap Phase II, Bern, 14.02.2019 (Link)

           [10]     Erdöl-Vereinigung, Statistik Energieverbrauch; Zugriff unter
                    https://www.avenergy.ch/de/preise-statistiken/statistiken/energie am
                    19.8.2020

           [11]     BAFU (Hrsg.) 2018, Beurteilungskriterien zur Störfallverordnung
                    (StFV), Ein Modul des Handbuchs zur Störfallverordnung (StFV),
                    Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug Nr. 1807; 49 S.

           [12]     Bundesamt für Verkehr, Bundesamt für Umwelt, SBB AG, BLS AG,
                    «Screening-Tool TgG2.1», Zugriff über http://www.screeningtgg-
                    bahn.ch/TgG20.Web/

                                                                                           Seite 24
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