Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz
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WINTER 2020 gzpkaktuell Biodynamische Pflanzenzüchtung Gründung Klimafenster: Gestalt und BioSaat GmbH Start geglückt Kornselektion Seite 5 Seite 8 Seite 23
gzpkaktuell über das Jahr 2020 gzpk Herbert Völkle, Monika Baumann Biodynamische Pflanzenzüchtung Widerstandsfähigkeit, Resilienz – dem Wortschatz aus der Pflanzenzüchtung kam 2020 auch ausserhalb der Züchtung grosse Bedeutung zu. Was über das Jahr 2020 wohl einmal in der Chronik der gzpk stehen wird? Liebe Leserinnen und Leser Für unsere Schützlinge, die Kulturpflan- zen, war vor allem das trockene Früh- 2020 war in vielerlei Hinsicht ein Jahr jahr prägend. Das vegetative Wachstum der grossen Veränderungen. Reisen und war gehemmt, dafür war die Blühent- Konferenzen wurden durch online-Mee- wicklung des Getreides hervorragend tings und Telefonkonferenzen ersetzt, für Kreuzungen. Mit dem Abschluss der Termine und Themen schachtelten sich Aussaat im Oktober kehrt Ruhe ein in un- ineinander und wir lernten Videokonfe- serem Betrieb in Feldbach, und wir ma- renz und online-Abstimmung als neue chen uns an all die Arbeiten, die wir für Kulturtechniken. Privates und Berufli- den Winter aufgespart haben. ches verschmolzen nicht nur im «Home Wir hoffen, dass wir Sie am 26. Juni 2021 Office» und wir wurden alle aufgefordert, zum Tag der offenen Zuchtgärten in Feld- uns flexibel auf neue Gegebenheiten an- bach begrüssen dürfen. In der Zwischen- zupassen und dabei unsere Ressourcen zeit finden Sie Aktuelles rund um unsere schonend einzusetzen. Das was wir von Pflanzenzüchtung auf www.gzpk.ch unseren Pflanzen im Feld verlangen, konnten wir nun an uns selbst üben. Wir wünschen Ihnen allen eine gute Zeit Eine vollgepackte, spannende Agenda & gute Gesundheit! Herausgeber: an Kulturveranstaltungen abzusagen tat Getreidezüchtung Peter Kunz, Verein für Kulturpflanzenentwicklung weh. Eine Woche sich vor der Kamera zu Herzliche Grüsse Seestrasse 6, 8714 Feldbach, www.gzpk.ch bewegen und Neues zu lernen machte Herbert Völkle und Monika Baumann aber auch Spass. Neue Projekte akqui- gzpk aktuell, Ausgabe Winter, 2020 rieren in diesen unsicheren Zeiten? Jetzt Alle Rechte vorbehalten; Bilder, Grafiken und Skizzen dürfen nicht verwendet werden erst recht! In toller Teamarbeit und mit einem starken Netzwerk haben wir das Gestaltung und Redaktion: Giorgio Hösli, Typographics und Monika Baumann, gzpk schier Unmögliche möglich gemacht und Abbildungen: gzpk unter enormen Zeitdruck gleich drei vom Druck: Berti Druck AG, Rapperswil Bund finanzierte Projekte eingereicht Gedruckt auf REFUTURA GS, 100 % Altpapier (CO 2 neutral), FSC zertifiziert, Blauer Engel und bewilligt erhalten. GZPK AKTUELL 3 AN DIE LESER*INNEN
Aus Sorten wird Saatgut – der Weg der Getreidesorten Herbert Völkle Seit über zwei Jahrzehnten kann gzpk len und Bäckereien angeliefert werden. beim Thema Vermehrung auf die Part- Die zunehmende Anzahl Sorten und nerschaft mit Sativa Rheinau AG setzen. das wachsende Verbreitungsgebiet liess Saatgut neuer und bewährter gzpk-Sor- uns schon länger gemeinsam mit Sati- ten wird in einer Menge von etwa 15 bis va Rheinau, sowie mit weiteren biody- 50 kg je Sorte und Jahr an Sativa überge- namischen Züchtungsinitiativen, über ben, und die Vermehrung über mehrere eine neue Organisation nachdenken. Die Stufen bis zum verkaufsfähigen, zertifi- Zwischenschritte zwischen wenigen Ki- zierten (Z-)Saatgut wird von Sativa ver- logramm Züchtersaatgut und der erfor- antwortet. Von der Sorte Wiwa werden derlichen Menge Z-Saatgut, und somit dann letztendlich beispielsweise in der auch der Übergang zwischen Gemein- Aus dem ALLTAG Schweiz über 400 Tonnen Saatgut ver- kauft, woraus schätzungsweise 8000 Tonnen Qualitätsweizen in den Müh- nützigkeit und Gewerblichkeit, sollten zur Kernaufgabe dieser Organisation werden. AC K E R B Ü R O U N T E RW E G S Gründer*innen der BioSaat GmbH: Herbert Völkle, Carl Vollenweider, Stefan Klause, Peter Jantsch, Jens Müller-Cuendet, Catherine Cuendet, Theresia Gremler 4 AUS DEM ALLTAG 5 BIOSAAT GMBH
BioSaat GmbH – Vermehrungs- und oder biologisch-dynamischen Bedingun- Vermarktungsorganisation für gen gezüchtet werden. Dabei kann auf ökologisch gezüchtete Getreide das jahrelange Engagement der Bioland- sorten gegründet Handelsgesellschaft Baden-Württemberg Die BioSaat ist ein gemeinsames Unter- aufgebaut werden, die zu den Pionieren nehmen der gemeinnützigen Initiativen in der Vermarktung ökologischer Getrei- Getreidezüchtung Peter Kunz Deutschland desorten gehört. Durch eine intensive Zu- und der Forschung und Züchtung Dottenfel- sammenarbeit mit regionalen Vermeh- derhof mit dem Ziel, die Bekanntheit und rern sollen in Zukunft flächendeckend Verbreitung ökologisch gezüchteter Sor- hochwertige und praxiserprobte Sorten ten in Deutschland und Europa voran zu aus ökologischer Züchtung für Anbau bringen. Die Gründung der BioSaat GmbH und Verarbeitung zur Verfügung stehen. ermöglicht durch eine zentrale Koordi- Als Geschäftsführer wurden Herbert nation der Vorstufenvermehrungen eine Völkle und Peter Jantsch bestellt, der Fir- hohe Effizienz und mehr Durchschlags- mensitz ist auf Gut Mönchhof in Meiß- Videos für Webinare kraft bei der Einführung neuer Sorten in ner/Hessen. Dort wo auch die Getreide- Im Mai wurden wir eine Woche lang den deutschen und europäischen Markt. züchtung Peter Kunz in Deutschland ih- begleitet von einem befreundeten BioSaat engagiert sich ausschliesslich für ren Sitz hat. m Filmer und einer Filmassistentin. Sie Sorten von Getreide und ackerbaulichen BioSaat GmbH, Gut Mönchhof 2 hatten die Aufgabe, unsere Züch- Feldfrüchten, die unter ökologischen 37290 Meißner, Deutschland tungsarbeit zu dokumentieren für das Webinar, das statt dem «Tag der offenen Zuchtgärten» stattgefunden hat. Die Kurzvideos sollten Einblicke In Frankreich bleibt’s dynamisch in unsere Kulturen und Zuchtgärten vermitteln und ganz allgemein den Benedikt Haug langwierigen Prozess der Biozüchtung in 5 Minuten wiedergeben. Jedes Jahr legt unser Partnerverein Bio tig. Dieses Jahr konnten vier neue Vermeh- Wir liessen uns eher unbedarft auf selecta in der Bretagne einen Schauver- rungsverträge abgeschlossen werden: die das Abenteuer ein: vor der Kame- such mit gzpk-Sorten und anderen bio- gzpk-Weizensorten Wital und Prim und ra stehen und über seine Projekte zu dynamisch gezüchteten Getreidesorten die Dinkelsorte Gletscher werden diesen erzählen ist eben nicht ganz dassel- an, eine «vitrine de la sélec tion bio- Herbst erstmalig in Frankreich vermehrt, be, wie gemeinsam mit unserer sonst dynamique». Trotz der strengen CO- nächstes Jahr wird ihnen die Dinkelsorte üblichen Besucherschar durch die VID 19-Auflagen konnten unsere Freunde Copper folgen. Damit die Vermarktungs- Zuchtgärten zu ziehen. Wir haben Führungen in Kleingruppen veranstalten und Kommunikationsaktivitäten auch in improvisiert, uns gegenseitig Mut zu- – ein grosses Merci an dieser Stelle! Zukunft gut organisiert werden können, gesprochen, bis tief in die Nacht Tex- Wie in den Jahren zuvor entwickelt sich werden diese Aktivitäten durch die neu te eingelesen, Szenen wiederholt … die Nachfrage nach biodynamisch gezüch- gegründete BioSaat GmbH (s. o.) weiter- bis alles im Kasten war. teten Sorten in Frankreich weiterhin kräf- geführt. m Die Kurzfilme sind alle auf unserer Website einzusehen. 6 AUS DEM ALLTAG 7 VIDEOS FÜR WEBINARE
Klimafenster – ein erfolgreicher Start 14 A 18 A 16 A 14 B 18 B 13 A 15 A 16 B 13 B 15 B 17 A 17 B Cora Schibli, Nicole Bischofberger, Matthias Müller Das Klimafenster bestand im ersten Jahr aus 18 verschiedenen 10 A 10 B 12 A 12 B 11 A 11 B 8A 9A 8B 9B 7A 7B Getreidesorten auf 9 m2, ausgesät in den Feldern von interes sierten Landwirt*innen. Ziele des 3-jährigen Projektes sind die Förderung robuster und nachbaufähiger Kulturpflanzen aus Feldplan Klimafenster 3 x 3 m 4A 6A 4B 6B 2A 3A 5A 2B 3B 5B 1A 1B der Biozüchtung sowie die Sensibilisierung der Teilnehmenden 2 Reihen pro Sorte, 1 –7 Weizen, für die Vielfalt an Sorten. 8 –13 Dinkel, 14 –15 Emmer, 16 –18 Triticale Bauern und Landwirtinnen sollen in den rung und Auslagerung der Züchtung aus Der Rücklauf der 7 Beobachtungsblätter Die gewählten Favoritensorten zeigten Züchtungsprozess eingebunden werden. dem bäuerlichen Alltag verloren gegan- lag bei mindestens 80 %, ausser bei der sich divers über alle Betriebe. Am meis- Das realisieren wir in engem Kontakt mit gen sind, können somit wieder einge- Blattgesundheit mit 50 %. Dieses war das ten genannt wurden die Dinkelsorte ihnen auf ihrem Betrieb und begleiten bracht werden und teilweise zurück auf Schwierigste, da verschiedene Krankhei- Gletscher (spät abreifend), der Emmer sie dabei. Dank dem Verein Gen Au Rhei- den Hof gehen. ten beobachtet werden sollten, die oft Sephora, bei Weizen die Sorten Wiwa nau und regionalen Bio- und Bauernver- nur kurz zu sehen sind und in Abhän- und Prim und bei Triticale Balino. Ge- bänden konnten wir im ersten Jahr die Die Erkenntnisse aus dem gigkeit des Wetters auftreten. Zusätzlich mäss den abgegebenen Begründungen Teilnehmenden an unsere Züchtung he- ersten Jahr war der Befall mit Blattkrankheiten ge- zeigen diese Favoriten die Vorlieben der ranführen, indem sie die Pflanzen in be- Das Projektjahr 1 des Klimafensters wird nerell tief in diesem Jahr. Landwirt*innen. Ob sie auch die gute stimmten Wachstumsstadien beobach- von uns als erfolgreich gewertet: teten und anhand von Kriterien beurteil- ten. Die Rückmeldungen waren für uns 1. Der Anspruch der Partizipation wur- ermutigend und das zweite Jahr wird in de erreicht. der Folge partizipativ ausgestaltet. Am 2. Es kamen wertvolle Inputs für die Ende der ersten Saison, nach einem Jahr Züchtung aus der Praxis. Beobachtung von 18 Getreidesorten von 3. Es gab einen Erkenntnisgewinn bei Weizen, Dinkel, Emmer und Triticale, vielen Teilnehmenden. entschied jeder Betrieb, mit welcher Kul- 4. Das Interesse an einer Fortsetzung tur er weiterarbeiten möchte. Im zwei- wurde geweckt. Im zweiten Projekt- ten Jahr werden die Entscheidungen der jahr sind 23 Betriebe wieder mit da- Teilnehmenden einen direkten Einfluss bei. Zusätzlich starten vier Betriebe auf die nächste Züchtungsstufe haben. der Berner-Bio-Pure mit dem 1. Pro- Es geht darum, auf den Betrieben aus ei- jektjahr. ner Population mit vielen verschiedenen Geschwisterpflanzen die Besten auszu- Am Projekt aktiv teilgenommen haben wählen, um daraus Linien zu züchten. 25 landwirtschaftliche Betriebe aus den Kompetenzen, die durch die Spezialisie- Kantonen ZH, SH und SO. 18 Sorten auf kleiner Fläche: das Klimafenster. 8 AUS DEM ALLTAG 9 KLIMAFENSTER
Was ist Partizipative Geerntete Klimafenstergarben Pflanzenzüchtung PPZ? in Guntalingen Verschiedene, interessierte Men- schen aus der Züchtung und der Gelebte Partizipation in der Landwirtschaft beteiligen sich Anpassung an den Standort ausdrücken, Züchtung – das Klimafenster im gemeinsam am Züchtungsprozess, können wir nicht beurteilen. zweiten Jahr indem sie ihr Wissen und ihre Als persönliche Motivation, am Klima- Kenntnisse zur Verfügung stellen. fenster teilzunehmen, nannten die Teil- Die Populationen der 4. Generation sind Sie geben einander neue Inputs, nehmenden die Unterstützung der Bio- inzwischen im Boden und wachsen auf erweitern ihren Blickwinkel und züchtung, das Kennenlernen von unbe- 23 Betrieben. Es wird eine Herausfor- arbeiten kooperativ, um im besten kannten Sorten und vor allem das genaue derung für die gzpk, den Teilnehmen- Fall bessere Sorten hervorzubrin- und regelmässige Beobachten der Kul- den genug Informationen zu geben, um gen. turen. Dabei wurde der Lerneffekt über die Pflanzen beurteilen zu können und Wachstum, Krankheiten und Schädlinge gleichzeitig genug Freiheit für den per- der Getreide besonders hervorgehoben. sönlichen Blick zu lassen. Viele Teilneh- sich treffen oder ergänzen. Wir sind zu- Als weiterer Nutzen wurde der direkte mende zweifelten im ersten Moment, ob versichtlich. Ausserdem macht das Pro- Kontakt zu den Züchter*innen genannt. sie genug befähigt sind, wenn es gilt, die jekt Schule. Die Bärner-Bio-Pure werden Die Sortenwahl sollte idealerweise besten Pflanzen im Frühsommer auszu- dieses Jahr ebenfalls mitmachen und die an die lokalen Klimaverhältnisse und lesen. Genau diese Zweifel gilt es aus- Aussaat der 18 Getreidesorten auf ihren Standortbedingungen angepasst sein. zuräumen, indem ihre und unsere Beur- Äckern beobachten. Willkommen im Leider konnte kein regionales Muster teilungskriterien ausgetauscht werden, Club der genauen Beobachtung. m der Sorteneignung analysiert werden. Um dies zu erreichen, müssten Betriebe repräsentativ nach Klimazone und Bo- Ein Teilnehmer am Klimafenster dentyp ausgewählt werden. Die Beurtei- Zu Beginn war ein Erstaunen da, viele Sorten konnten Beikraut kom- lungen wurden ausserdem qualitativ ge- dass wir Landwirte uns heute schon plett unterdrücken. Erstaunlich auch, macht, ohne «Eichung» der Beobachtun- mit der Getreidewahl für die Zu- wie unterschiedlich die Pflanzen gen. Unser Fokus lag bisher vor allem auf kunft und mit dem voranschreiten- Nährstoffe aus dem Boden ziehen der Förderung der Motivation, die Züch- den Klimawandel auseinandersetzen konnten. Nicht zuletzt zeigte mir das tung kennen zu lernen, sich Kompeten- müssen. Somit war mein Interesse Klimafenster klare Hinweise für die zen der Beobachtung anzueignen und voll geweckt. Die 18 Getreidesorten Sortenwahl fürs nächste Anbaujahr, auf einem Austausch zwischen Züchtung haben einen guten Standort im Watt- so sind bereits 2 der 18 Sorten gross- und Praxis. Für die gzpk ist dieser Aus- wilerhof bekommen. Für mich war es flächig angesät. Meiner Meinung tausch wichtig, um züchterische Frage- wie ein Getreide-Schulungslehrgang; nach sind eine lokale Züchtung im stellungen weiterzuentwickeln. zu sehen wie sich die unterschied- biologischen Anbau, und auch eine lichen Sorten verschieden schnell biologische und lokale Vermehrung Einen ausführlichen Bericht gibt es auch entwickelten, zum Teil ganz oder der Sorten, der Schlüssel zum Erfolg. auf unserer Website zu lesen, unter teilweise Krankheiten trotzten und Stefan Brem, Wattwilerhof Klimafenster mit Infotafel in Biezwil, www.gzpk.ch/klimafenster/ Mitte Juni 2020 10 AUS DEM ALLTAG 11 KLIMAFENSTER
Vom Feld auf den Teller Interview mit Patrick Rühs von Planted Foods AG Christine Scheiner Pflanzliche Eiweissquellen auf dem Teller: das ist kein gehalt, die Proteinzusammensetzung zu Modetrend, sondern eine notwendige Entwicklung hin zu berücksichtigen. mehr Nachhaltigkeit und Gesundheit. Patrick Rühs hat Zur zweiten Frage lässt sich sagen, dass sich auf den Weg gemacht und hat noch weitere Ziele. eine Nutzung des ganzen Korns natür- lich super ist. Bedingt durch mangelndes Wissen oder Bekanntheit, vielleicht auch Gegründet von vier engagierten Wissen- pflanzliche Kost umzustellen und ihnen den damit verbundenen Aufwand, findet schaftlern hat sich Planted schnell ei- eine alternative, schmackhafte Protein- diese Form der Nutzung aber wenig statt. nen Platz erschlossen. Sie stellen, wie quelle bieten. Wir sehen daher in der Nutzung der Erb- sie selbst sagen, eine zeitgemässe und se als Poulet-Ersatz eine grosse Chance leckere Alternative zu Fleisch her. Fleisch Wieso Erbsen? Spielt der Gedanke den für diese Kultur. Sie wird dadurch mehr aus Pflanzen unserer Umwelt zuliebe. Die Soja-Import zu reduzieren und heimi- genutzt, die Verwendung wird einfacher Produkte sind in Konsistenz und Fase- sche Produkte zu nutzen eine Rolle? und einer breiteren Masse zugänglich. rung Poulet nachempfunden, bestehen Wieso wir kein Soja verwenden, hat ver- aber aus Erbsen, und sollen so helfen, schiedene Gründe. Zum einen enthält es Denkst du der Markt wird sich weiter ein Umdenken in der Nutztierhaltung zu Allergene, zum anderen stellt die Erb- für pflanzliche Produkte, also pflanz ermöglichen. se eine grossartige Alternative auf dem liche statt tierischer Proteine, öffnen? Auch bei unserer Erbsen-Züchtung ist die Tisch dar. Sie wächst sehr gut in unse- Aus unserer Sicht ist der Markt stetig am Nutzung als Lebensmittel ein wichtiger ren Breitengraden und sorgt für mehr Wachsen und wir erwarten einen noch Aspekt, weshalb wir uns sehr auf die Abwechslung bei pflanzlichen Protein- deutlicheren Zuwachs an Produkten aus zukünftige Zusammenarbeit mit Plan- quellen, da bereits viele Produkte wie pflanzlichen Proteinquellen. Es ist eine ted freuen. Um dieses spannende The- Tofu oder Tempeh aus Soja hergestellt zukunftsweisende Entwicklung, von der ma genauer unter die Lupe zu nehmen, werden. auch die Landwirte profitieren können, haben wir mit Patrick Rühs, dem wissen- und es sollte mehr in solch einen Wech- schaftlichen Leiter bei Planted, ein Inter- Ihr benutzt Proteinisolate und Fasern sel investiert werden. Zurzeit importieren view geführt. der Erbsen. Was passiert mit dem Rest, wir die Rohstoffe aus Westeuropa, da es also dem Kohlenhydrateanteil? Und noch keinen lokalen Hersteller von Pro- Was ist eure Motivation hinter ist es nicht sehr aufwendig, Erbsen so würden gerne selbst in unserem Her- teinisolaten gibt. Wir würden uns aber den Produkten? zu verarbeiten, anstatt sie für Rezepte stellungsprozess einen höheren Anteil wünschen, und es sehr unterstützen, Unsere Hauptzielgruppe sind Menschen, aus ganzen Körnern zu nutzen? – oder sogar die ganze Erbse – nutzen, könnten wir uns mit inländisch produ- die ihren Fleischkonsum reduzieren Die erste Frage kann ich so nicht beant- das ist unser Ziel. Technologisch ist es zierten Erbsen versorgen, um die Trans- möchten. Natürlich schliesst das alle an- worten. Es ist vom Hersteller der Isola- aber leider noch nicht möglich. Ein hö- portwege möglichst kurz zu halten. m deren nicht aus. Dennoch möchten wir te abhängig wofür der Rest verwendet herer Proteinanteil wäre nötig, weshalb vor allem diejenigen dabei unterstützen, wird, mit Sicherheit wird aber auch die es wichtig ist, schon im Züchtungspro- die versuchen, ihren Speiseplan auf mehr Stärkefraktion weiterverwendet. Wir zess die Funktionalität und den Protein- 12 AUS DEM ALLTAG 13 PROTEINEQUELLE ERBSEN
Erbsen Agata Leska, Sebastian Kussmann, Christine Scheiner Das Potential von Schweizer Leguminosen ist noch lange nicht ausgeschöpft. Das verstärkte Leguminosen-Team arbeitet an neuen Standorten und Projekten. Das Leguminosen-Team hat in diesem CON_10_9_6_2, CONPRO_10_3_2_8 und Jahr mit Sebastian Kussmann nicht nur CONPRO_10_3_7_8 lieferten in einem einen neuen Teamkollegen bekommen, zweijährigen Mittel jeweils 30.3, 32.8, sondern auch einen neuen Prüfstand- 30.7 und 26.6 dt/ha und lagen damit über ort. Mit Hausen am Albis, Uster und der Standardsorte Astronaute, die 25.55 Oberstammheim haben wir nun drei dt/ha lieferte. Wir haben bereits mit der Aus den PROJEKTEN Orte, an denen sich unsere Sortenkan- didaten in verschiedenen Umwelten be- weisen müssen. Im Vergleich zu den tro- Vermehrung begonnen, um möglichst zeitnah genug Saatgut für eine offizielle Prüfung bereitzustellen. S A M E N S O RT E N L A B O R ckenen Bedingungen in Oberstammheim und den eher schweren, feuchten Böden Eiweisserbse – alte Kulturpflanze in Uster, zeichnet sich Hausen durch eine mit viel Potenzial deutlich höhere Lage und damit einem Die Erbse ist eine der ältesten Kultur- kühleren Klima mit mehr Niederschlä- pflanzen. Bereits 7000 vor Christus gen aus. Zu den unterschiedlichen kli- wurde sie aus Wilderbsen in Kleinasien matischen Bedingungen kam auf dem selektiert und angebaut. Als Proteinträ- diesjährigen Schlag in Hausen auch ein gerin war und ist sie ein wichtiges Nah- sehr hoher Krankheitsdruck. Es bleibt zu rungsmittel, verschwand jedoch mit ver- überlegen, ob der Standort daher beson- stärktem Konsum tierischer Eiweisse ders gut zur Selektion gesunder Pflanzen weitgehend aus der mitteleuropäischen geeignet ist. In jedem Fall werden wir im Küche. nächsten Jahr wertvolle Proben sammeln Körnerleguminosen verdienen aufgrund können, die wir für die Entwicklung ei- ihrer vielfältigen positiven Eigenschaf- nes Screening-Tests auf verschiedene ten einen festen Platz in unserem Spei- Krankheiten nutzen werden. seplan. Sie liefern hochwertiges Ei- Im Hinblick auf die Sortenentwick- weiss, sind sättigend und vor allem sehr lung haben wir vier Favoriten aus un- schmackhaft. Darüber hinaus verbraucht serer Kandidatenprüfung ausgewählt. die Herstellung pflanzlicher Eiweis- Die Linien SALLAM_10_8_7_1, BEL- se weniger Ressourcen und verursacht 14 AUS DEN PROJEKTEN 15 ERBSEN
Blaue Lupinen (Koral) den Herausforderungen ungleichmäs- Blaue Lupinen: Nachfrage wächst, in diesem Jahr, in dem die Weissen Lu- sige Erträge, späte Verunkrautung und Potenzial ist da, aber … pinen besonders stark befallen wurden, damit verbundene Schwierigkeiten bei konnten die Blauen Lupinen ihre Stärke der Ernte, und nicht zuletzt die geringe Ab 2022 werden die Biolandwirte ihre gegen diese Krankheit beweisen. Nur sel- Auswahl an geeigneten Sorten für die Wiederkäuer nur noch mit 100 % Schwei- ten konnte man einen Befall an der Hül- schweizerischen Klima- und Bodenbe- zer Biofutter füttern dürfen. Neben Erb- se beobachten. Die Aussaatstärke in Mi- dingungen. Auch braucht es Lösungen sen und Ackerbohnen, die zur Eiweiss- schungen betrug 90 % Lupinen mit 20 % für die Trennung von Körnerleguminosen versorgung schon einen festen Platz im Triticale, beziehungsweise 90 % Lupi- im Gemenge mit Getreide und ein besser Biolandbau gefunden haben, versuchen nen mit 10 % Gerste und 10 % Leindot- ausgebautes Netzwerk an Abnehmern immer mehr Landwirte auch die Lupinen ter. Wie bereits im letzten Jahr trug der für das Erntegut. Diese Faktoren führen in die eigene Fruchtfolge zu integrieren. Mischungspartner zu einer besseren bis heute zu einem Nischendasein der Bei den Blauen Lupinen gibt es genü- Unkrautunterdrückung bei und hat sich Körnerleguminosen. gend Sorten, die aber zuerst unter kli- als guter Partner gegen Lager bewährt. Mit der steigenden Nachfrage nach matischen Bedingungen in der Schweiz Durch die geringe Aussaatstärke der Mi- pflanzlichen Proteinquellen könnte sich geprüft werden müssen. schungspartner hatten diese praktisch das jedoch ändern. Die Biolandwirt*in- keinen Einfluss auf die Gesamterträge. weniger Treibhausgase als tierisches Ei- nen bauen Erbsen heute vor allem für Im gemeinsamen Projekt mit dem For- Allerdings konnten die Lupinen, dank weiss – insbesondere im heimischen An- Futterzwecke an. Neben der Eignung zur schungsinstitut für biologischen Land- der reduzierten Menge des Mischungs- bau. Auch ist der Stellenwert der Legumi- Tierfütterung richtet sich unser Fokus je- bau (FiBL Schweiz) wurden in Feldbach partners, den aus ökonomischer Sicht er- nosen in der Fruchtfolge immens. Durch doch zunehmend auch auf die Züchtung 10 Sorten der Blauen Lupine in zwei- forderlichen 30 % Leguminosen-Anteil den Anbau von Körnererbsen, Lupinen, für die menschliche Ernährung. Derzeit facher Wiederholung, in Reinsaat, Mi- im Erntegut erreichen. Bei 30 % Anteil Acker- oder Sojabohnen nimmt die Viel- werden für Fleischersatzprodukte die schung mit Sommer-Triticale (Mamut) im Erntegut gilt der «Einzelkulturbeitrag» falt an Kulturpflanzen im Ackerbau zu, wertvollen Proteine aus Körnererbsen iso- und Mischung mit Gerste (KWS Atrika) der Leguminose für die Mischkulturflä- wodurch die Ausbreitung von Krankhei- liert. Die Verarbeitung des ganzen Korns und Leindotter gesät. Im Versuch stan- ten und Schädlingen verlangsamt und zu Nahrungsmitteln wäre ein ebenso in- den drei Sorten aus Deutschland und die Biodiversität gefördert werden kann. teressanter Ansatz, beispielsweise über sieben aus Polen. Die Temperatur ent- Die Anbaufläche von Körnerlegumino- die Vermahlung und Beimischung von sprach einem lang jährigen Jahresdurch- sen ist in der Schweiz in den letzten Jah- Leguminosenmehlen zu Backwaren oder schnitt. Die sehr tiefen Niederschläge in ren zwar gestiegen, im Vergleich zu den die Nutzung heimischer Leguminosen den Monaten März und April haben den Nachbarländern aber immer noch gering. für mittlerweile weit verbreitete Gerichte Feldaufgang sehr verlangsamt. Die Mi- Ein wesentliches Hemmnis – vor allem wie Falafel oder Humus. Die Stärkung der schungen mit Getreide wurden im glei- in der konventionellen Landwirtschaft – Körnerleguminosen ist eine gemeinsame chen Arbeitsgang wie die Lupinen gesät, stellt die geringe Wettbewerbsfähigkeit Aufgabe, bei der wir uns gegenseitig un- der Leindotter wurde von Hand nachge- gegenüber Getreide, Ölsaaten, Kartoffeln terstützen und unterschiedliche Akteure sät. Die Blaue Lupine ist für ihre Tole- und Zuckerrüben dar. Zudem gehören zu Verantwortung übernehmen müssen. ranz gegen Anthraknose bekannt. Auch 16 AUS DEN PROJEKTEN 17 ERBSEN
Gesundheitliche Eigen- schaften von Getreide: phenolische Verbindungen Federica Bigongiali che. Die neue Sorte Carabor von Saat- zucht Steinach hat in allen Verfahren mit 27 dt/ha die besten Resultate gebracht. Die Qualitätsparameter, die das Vorher- Allerdings waren kurz vor dem Dreschen sagen der Backqualität von Getreide er- noch 40 % aller Pflanzen grün, was das möglichen, werden bei gzpk im regulären Dreschen besonders erschwert hat. Die Züchtungsprozess erhoben. Doch was T R E F F E N D I S KU T I E R E N S TA U N E N Lupinen-Sorten in Reinsaat haben die steckt ausser Proteinen und Stärke noch besten Erträge geliefert. alles in unseren Sorten? Und wie können In zweitem Projekt wurden die zwei neu- wir die Nahrungsmittelqualität unserer en Anthraknose-toleranten Sorten Weisse Sorten besser kennenlernen? Lupinen mitgeprüft, die ein höheres Er- In einem zweijährigen Qualitätsprojekt, tragspotenzial und eine bessere Unkraut- unterstützt vom FondsGoetheanum, un- unterdrückung in Vergleich zu den Blauen tersuchen wir die phenolischen Verbin- Aus der AGENDA Lupinen haben. Dank der neuen Sorten dungen. Dabei konzentrieren wir uns auf könnte die Vielfalt an Körnerleguminosen die Untergruppe der Flavonoide, die auf- auf Schweizer Bio-Feldern weiter erhöht grund ihrer hohen antioxidativen und ent- und der Speisezettel erweitert werden. zündungshemmenden Eigenschaften äus- Die zweijährigen FiBL-Versuche an meh- serst interessant sind (Slađana Žilić et al., reren Standorten haben bestätigt, dass die 2016, Benches et al. 2016). neue Sorte Frieda eine bessere Krankheit- Im Weizen sind phenolische Verbindun- stoleranz als die bisher verfügbaren Sor- gen, wie andere sekundäre Pflanzen ten aufweist. Im Streifenversuch brachte inhaltsstoffe, stärker im Keim und in der Frieda fast 42 dt/ha an Ertrag. Die Sorte Kleie lokalisiert als im Endosperm (Liu et Sulimo, die in den letzten Jahren sehr gute al., 2007) und hängen stark von der Sorte Erträge brachte, hat in diesem Jahr fast und den Umweltbedingungen ab (Bellato 10 dt/ha weniger Ertrag erzeugt. et al., 2013). Um zu prüfen, ob der Gehalt Um der neuen-alten Kulturpflanze wie- an phenolischen Verbindungen künftig ein der eine Bedeutung zu verschaffen, ist Selektionskriterium sein könnte, prüfen ein Wandel in der Wertschöpfungsket- wir gzpk-Dinkel und -Weizensorten wäh- te notwendig. Die Forschung hat bewie- rend zwei Jahren an zwei Standorten und sen, dass die heimischen Leguminosen untersuchen dabei die Auswirkungen von ein Ersatz für Import-Soja sein können. Genotyp und Umwelt auf den Flavonoid- Jetzt müssen die nachgelagerten Verar- Gehalt. beitungsbetriebe diese Erkenntnisse in Wir hoffen, dass wir bereits nächsten Win- die Praxis umsetzen. m ter mehr darüber erzählen können! m 18
Dinkel Franca dell’Avo, Catherine Cuendet Eine Voraussetzung, um neue Dinkel- stämme nach Wien geschickt. Wir den- sorten auf den Markt zu bringen, ist die ken, dass diese Kandidaten für Österreich Aufnahme in den Nationalen Sortenkata- besonders gut geeignet sind – und sind log – und für diese Aufnahme muss eine nun gespannt auf die Resultate aus die- neu gezüchtete Sorte eine offizielle Prü- sen Versuchen. Sie werden unseren «Ho- fung durchlaufen. In der Schweiz wurde rizont erweitern», denn Vergleichsdaten diese Prüfung früher jährlich von Agros- von Standorten in Österreich haben wir Tag der offenen Zuchtgärten cope (Forschungsanstalt des Bundes) bis anhin nicht – so freuen wir uns auf durchgeführt. 2016/17 wurde letztmals die neue Zusammenarbeit. m eine Dinkelprüfung gemacht, und es gibt noch kein Datum für eine nächste – sehr zum Nachteil von uns Züchter*in- nen. Zusätzlich arbeitet das Bundesamt für Landwirtschaft an einer neuen Din- kel-Verordnung, welche voraussichtlich Samstag, 26. Juni 2021 Infos auf www.gzpk.ch Herbst 2021 in Kraft tritt. Dabei geht es um die Frage, was ist ein Dinkel und wie wird Dinkeltypizität gesetzlich definiert. Da wir vor 2022 mit keiner weiteren Din- kelprüfung in der Schweiz rechnen, in unseren Zuchtgärten aber neue Zucht- stämme bereit stehen, haben wir ent- schieden, dieses Jahr unsere Kandida- ten in Österreich prüfen zu lassen. Dort heisst dieser Prozess Sortenwertprüfung, dauert ebenfalls 2 Jahre, findet an drei Bio- und zwei konventionellen Stand- orten statt, und wird von der AGES, der Agentur für Gesundheit und Ernährungs- sicherheit durchgeführt. Die Aufnahme in den europäischen Sortenkatalog ent- spricht der Aufnahme in den nationa- len Sortenkatalog – die Sortenzulassung würde also auch für die Schweiz gelten. Über 100 Kreuzungen werden jährlich Im August haben wir drei unsere Zucht- im Dinkel gemacht. AUS DEN PROJEKTEN 21 DINKEL
Weizen: Gestalt und Kornselektion Peter Kunz Gemeinsam mit Federica Bigongiali wur- staltung als hässlich zu empfinden? Auch den in der zweiten Oktoberwoche die feinere Gestalt-Unterschiede wie in der Körner der 300 Hartweizen-Kreuzungs- Pflanzenskizze unten lassen sich zuver- partner aus dem Hartweizenprojekt in lässig erfassen. Aber woher nehmen wir Pisa beurteilt und selektiert. 2020 war nur diesen Massstab? nicht nur coronabedingt ungünstig: die Steht man einer alten Eiche, einem Nuss- hohen Niederschläge haben die Ausrei- baum oder einer Birke gegenüber, lässt fung verzögert und starken Befall mit sich der Unterschied in dem, wie diese Fusarien bewirkt. Die Selektion ging er- Bäume auf uns wirken, unmittelbar emp- staunlich schnell und einstimmig von- finden. Wer versucht, diesen Ausdruck statten: innert weniger als 2 Stunden wa- in Worten zu charakterisieren, bemerkt, ren 36 Kreuzungspartner-Favoriten aus wie schwierig das ist. Leichter fällt es, den 300 Mustern ausgewählt. die Bäume zu zeichnen, weil man den Bewegungen, die sie in ihrem Wachstum Die Kornselektion ist neben der Beurtei- Dinkelzüchtung am Mönchhof lung von Wachstum und Gesundheit im Feld ein äusserst effizientes Selektions- Nach dem etwa zehnjährigen Züchtungs- Und noch eine erfreuliche Neuigkeit: instrument, weshalb ihr in der gzpk seit prozess dauert dieser Sortenzulassungs- swissgranum, die schweizerische Bran- den ersten Anfängen ein sehr hoher Stel- prozess nochmals zwei bis drei Jahre; chenorganisation für Getreide, Ölsaaten lenwert zukommt. erst danach wird klar, ob eine Sorte auf und Eiweisspflanzen, hat erstmals eine den Markt kommt. Damit Landwirt*in- Sorte der Getreidezüchtung Peter Kunz Was zeigt sich am Korn? nen eine Sorte dann kaufen können, auf ihre Liste der empfohlenen Getrei- Wieso kann dieses Instrument so effi- muss zuerst Saatgut vermehrt werden. desorten gestellt. Dabei handelt es sich zient sein? «Gute Sorten sind immer Aus Kostengründen wird erst im gros- um die Sorte «Edelweisser», die auf die schön.» Dieser Ausspruch stammt von sen Stil vermehrt, wenn klar ist, dass Liste der empfohlenen Dinkelsorten für Walter Schmidt, einem der erfolgreichs- ein Kandidat die Prüfung bestanden die Ernte 2021 aufgenommen wurde und ten Maiszüchter Europas. Weshalb ist hat. Darum sind unsere neuen Dinkel- nun von Landwirt*innen angebaut und das so? Vor über 15 Jahren hat Cathe- sorten erst jetzt «richtig auf dem Markt» unter «Suisse Garantie» vermarktet wer- rine Cuendet im Kornbonitur-Protokoll in der Schweiz und für die Herbstaus- den darf. m zu einem äusserst ertragreichen Din- saat 2020 schon früh ausverkauft. Die kel-Zuchtstamm den Vermerk «gruusig!» neuen Prüflinge würden also frühestens notiert. Was bringt uns – oder damals die 2025 bei Landwirt*innen auf dem Acker Praktikantin – dazu, eine pflanzliche Ge- stehen. Ganz unter dem Motto: Gut Ding will Weile haben. Getreideskizze 22 AUS DEN PROJEKTEN 23 GESTALT UND KORNSELEKTION
Isola Petacciato Isola Petacciato 928 928 956 956 Einfluss von Sorte und Standort (Isola und Petacciato) auf die Kornausbildung vollzogen haben, mit dem Zeichenstift, ausbildung der Gestalt. Die gesamte Bil- Züchterblick wiedererkennt. Wuchsen ne begegnet dem Entwicklungsraum im d. h. mit unseren eigenen Gliedmassen, debewegung erfahren wir mit unseren die Pflanzen auf tiefgründigem Boden, Menschen, den die Züchter*innen den nachahmend folgen kann. Aber was ge- Sinnen. Sie prägt sich der Leibesorgani- waren sie überdüngt, haben sie unter bearbeiteten Pflanzen bereiten. In ihm schieht da genau? Die aufmerksame Be- sation ein und bildet den Erfahrungshin- Nässe oder unter Wasser und Hitzestress, lässt sich das Potenzial ausloten, das die obachtung aktiviert die unteren Sinne, tergrund des Züchterblicks. unter Pilzkrankheiten und Unwettern ge- Pflanze bisher noch nicht realisiert hat. sie spricht das Gleichgewicht und die ei- Die durch die Wurzel aufgenommenen litten? Liess sich die Pflanze dadurch aus Achtsamkeit, gedanklich offene und kla- gene Beweglichkeit an und erzeugt eine Mineralstoffe werden mit Hilfe der aus dem Gleichgewicht bringen oder reagier- re Beobachtung hebt es ins erkennende Lebensempfindung, die wir als knorrig, der Assimilation gewonnenen Energie te sie resilient? War der Übergang zur Rei- Bewusstsein. weit ausladend oder aufstrebend leicht aktiv in organische Substanzen umge- fung harmonisch oder abrupt? Und dann ist es der Selektionsent- beschreiben. Das Beobachtete ist also wandelt und diese fügen sich bei gesun- schluss, der das Potenzial zur Realisie- längst nicht nur das Gesehene, son- den Pflanzen während dem vegetativen Züchterblick rung, zur Neugestaltung in der künfti- dern es spricht den ganzen Menschen Wachstum sofort restlos in den Gestal- Auch die ganze Palette der mit der Kreu- gen Sorte führt. Es ist der Entschluss, die direkt an und bringt ihn innerlich in Be- taufbau ein. Das ändert sich, sobald die zung erzeugten Vielfalt der Sortenunter- Körner wieder auszusäen, oder eine neue wegung. Diese Bewegung geht von der Kornbildung (bei anderen Kulturpflan- schiede wird erfahrbar, nicht allein über Kreuzung anzulegen. Der Entschluss, die Ganzheit des Beobachteten aus und bil- zen die Fruchtbildung) einsetzt, denn den Sehsinn, sondern wie oben geschil- Pflanzen weiterhin in die Zukunft zu be- det die Grundlage unseres Urteils. Nur diese besteht immer in einer Redukti- dert, ist die gesamte Sinnesorganisation gleiten, bildet den Boden dafür, dass sich verschlafen wir dies meistens. on der Gestaltung. Beim Getreide ist der daran beteiligt. Beobachtet man sich bei die ausgewählten Körner tatsächlich zur Höhepunkt der Gestaltdifferenzierung der Kornselektion selber, lässt sich fest- neuen Sorte entwickeln. Im kommenden Entwicklungsphasen im Getreidejahr bei der Blüte erreicht und es erfolgt eine stellen, wie der Anblick einer Handvoll Jahr wird man diesem Entschluss ange- Kommen wir zurück zu den Getreide- komplette Neuorientierung des gesam- Körner innert Sekundenbruchteilen das sichts der Pflanzen im Feld wieder be- pflanzen: als Züchterinnen und Züch- ten Stoffwechsels. Gegenüber der Ähre Befinden des unteren Menschen kom- gegnen und erneut wahrnehmen können, ter verfolgen wir das Wachstum über ist das Korn ein plumpes Ding. Was dem plett verändern kann. Es besteht zu den wie die Pflanzen gedeihen. Und ebenso alle Stadien von der Keimung über die Korn an Gestaltausdifferenzierung fehlt, Pflanzen eine unmittelbare Verbindung, wie der Biografie der Pflanze begegnen Bestockung zum Schossen, zur Blüte, zur besitzt es als Entwicklungspotential. Des- die wir normalerweise nicht bemerken. die Züchter*innen ihrer eigenen, die sich Kornfüllung und -reifung bis zum trocke- halb hat seine Gestaltung grösste Bedeu- Der Züchterblick ist weit mehr als ein aus diesen Entschlüssen aufbaut. m nen, erntereifen Samen. Das Pflanzen- tung: in ihr prägt sich die gesamte vor- Sehakt und auch mehr als eine reine wachstum ist im Wesentlichen die Her- angegangene Entwicklung aus, die der Empfindungssache. Das Wahrgenomme- 24 AUS DEN PROJEKTEN 25 GESTALT UND KORNSELEKTION
Gesucht: Weizensorten für eine nachhaltige Landwirtschaft Nicole Bischofberger, Michael Locher Die Schweizer Landwirtschaft sieht sich vor dem Hintergrund nicht nur pestizidfreie Lebensmittel zu zwei neue Stämme zur offiziellen Prü- der Pestizid- und der Trinkwasserinitiative einem grossen Druck fordern, sondern dafür auch einen ange- fung angemeldet. ausgesetzt, den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide zu messenen Preis zu bezahlen. Bereits ein Prüfjahr hinter sich haben reduzieren. ANSC2795 und AIAT110.7 in welchem Das Getreidejahr 2020 beide beachtlich abgeschnitten haben. Dieses Jahr war aufgrund des trockenen APWE8.11 steht als gesunder N-effizien- Wir von der gzpk, vor allem im Bio-Sek- tionskriterien für Biosorten entspre- Frühlings und dem darauffolgenden (zu) ter Klasse-1 Kandidat vor der Zulassung tor tätig, bekommen dies auf mehreren chen: länger im Wuchs, gesund im feuchten Juni kein einfaches Getreide- zum Sortenkatalog. Der zweite Stamm Ebenen zu spüren: Blatt, lockere Ährenhaltung ... Eine jahr. Sowohl die Erträge als auch die Qua- dieses Prüfjahres, AIRA8.47 musste lei- klare Entwicklung und nicht über- litäten erreichten nicht ganz die Vorjah- der von der Prüfung zurückgezogen wer- . In Gesprächen mit konventionellen sehbare Referenz an die Biozüchtung. reswerte. Die Pflanzengesundheit war den, da er sich aufgrund des weichen Kle- Landwirt*innen, welche bisher nach . … und nicht zuletzt haben auch wir jedoch vielerorts gut, was das Ausselek- bers nicht im Standardverfahren verba- den Richtlinien von IP-Suisse wirt- Biozüchter*innen diese positive Ent- tieren nach Krankheiten dieses Jahr wie- cken lässt. m schafteten und neu aufgrund der wicklung im konventionellen Umfeld derum erschwerte. grossen Nachfrage mehr oder weni- zu spüren bekommen: Erstmals seit ger freiwillig komplett auf Pestizide Bestehen der gzpk sind wir vom Ge- gzpk-Sorten auf dem Prüfstand verzichten, und zum ersten Mal über- treidebranchenverband swiss granum Für den Eintrag in den Nationalen Sor- haupt mit einem Hackstriegel gegen angefragt worden, eine besonders ge- tenkatalog Schweiz wurden dieses Jahr allfällige Unkräuter vorgehen. sunde Sortenkandidatin ( APWE8.11 ) . Auf der Ebene der Technischen Kom- für das Prüfnetz im konventionellen Prim auf der empfehlenden Sortenliste 2021 mission der Getreide-Branchenverei- Anbau anzumelden. nigung swiss granum, welche die kon- Prim ist 6 Jahre nach Pizza nun die vierte gzpk-Sorte auf Liste der empfohle- ventionelle Sortenliste herausgibt: So gzpk unterstützt diese Entwicklung des nen Biogetreidesorten von BioSuisse. Der Name Prim (= der/die Erste) steht wurde dieses Jahr von einem grossen gesamten Getreideanbaus in der Schweiz für eine sehr frühreife Sorte mit lockerer Ähre, welche bei ähnlichem Ertrag Akteur in der konventionellen Land- hin zu einem verantwortungsbewusste- wie Wiwa eine sehr gute Backqualität aufweist. Weitere positive Eigenschaf- wirtschaft erfolgreich beantragt, dass ren Umgang mit chemisch-synthetischen ten dieses Einzelährentypes sind die trotz beachtlicher Pflanzenlänge gute ältere krankheitsanfällige Sorten, wel- Pflanzenschutzmitteln. Gleichzeitig Standfestigkeit, und die schöne rote Halmfärbung bei der Abreife. Eine be- che öfters gespritzt werden müssen, müssen all jene, welche sich schon seit schränkte Menge an Saatgut wird für die Aussaat im Herbst 2021 zur Verfü- durch Neuzüchtungen, welche bessere langer Zeit tagtäglich für eine gesunde, gung stehen; interessierten Landwirt*innen empfehlen wir eine frühzeitige Resistenzen aufweisen, ersetzt wer- nachhaltige Nahrungsmittelproduktion Bestellung bei der Sativa. den sollen. einsetzen, vor einem Preiszerfall ihrer Alle Sorten auf der empfehlenden Sortenliste werden uneingeschränkt für . Bei der staatlichen (konventionellen) aufwändig, konsequent biologisch pro- den biologischen Getreidebau empfohlen und müssen von den Sammelstellen Weizenzüchtung Agroscope, wo heu- duzierten Lebensmittel, bewahrt wer- angenommen werden. Neben Prim sind dies Wiwa, Tengri und Pizza aus un- te ebenfalls Sortentypen gezüchtet den. Hierbei stehen nicht zuletzt auch serer Züchtung. werden, welche den bewährten Selek die Konsument*innen in der Pflicht, 26 AUS DEN PROJEKTEN 27 WEIZENSORTEN
Triticale darf wieder aufs Feld Cora Schibli Triticale aus dem Kühllager, Triticale im Sommeranbau, Triticale im Handel. Dieses Jahr durften die 2018 einge- wurde diese Auswahl als Vorprüfung lagerten Triticalestämme wieder auf ausgesät, mit deren Ernte wir die ver- dem Feld stehen. Aus dem Kühllager gleichenden Ertragserhebungen und die eines Logistikers, wo alle unsere Ab- Qualitätsanalyse beginnen. stammungen nun jedes Jahr bei minus Und nicht nur die Vorprüfung. Auch wei- 18 °C eingelagert werden und vor Mot- teres Material haben wir diesen Herbst ten und Alterungserscheinungen ver- wieder aus den Kisten geholt und in schont bleiben, ging es wieder aufs Feld. kleinerem Umfang ausgesät, sodass Diese Einlagerung hat sich gelohnt. Die jetzt von jeder Generation Triticale wie- Keimfähigkeit der 150 Stämme, die sich der ein Teil auf dem Feld steht. Das Merkmal Pflanzenlänge wird erhoben im 7. Jahr nach der Kreuzung befinden, war ausgesprochen gut und somit die Wechseltriticale – Versuche mit ist an allen Orten gut und die Körner fomationen über die Rohstoffe näher zu Ausprägung der einzelnen Typen gut zu TRIPANEM sehr schön. Die Ernte von Brems muss- bringen. Passend zum Motto: Bio von erkennen. Das Jahr war günstig für das TRIPANEM hat gute Eigenschaften für te noch durch einen Farbausleser, um Anfang an. Auch die Fragen, mit denen Getreide, sodass die Ernte zügig und im vielseitige Verwendung. Dieses Jahr sicher jedes Mutterkorn zu finden, be- der Handel täglich durch Kund*innen richtigen Zeitpunkt eingebracht werden wollten wir wissen, ob er auch als Som- vor sie, einmal mehr vom Bio Beck Leh- konfrontiert wird, konnten in diesem konnte. Leider waren nur wenige Krank- mergetreide angebaut werden kann. mann, zu wertvollem Brot verbacken Rahmen konstruktiv diskutiert werden. heiten an unseren Selektionsstandorten So kann das Saatgut, falls es im Herbst wird. Was sollen wir sagen, hiess es da, wenn vorhanden. Nur anhand der Kornboni- nicht möglich war zu säen, im Frühjahr die Kundin fragt: «Ist dieses Brot mit Ur- tur konnte gut selektiert werden. Dabei verwendet werden. Das experimentier- Weiterbildung für Müller, Bäcker*in- dinkel gemacht. Der ist viel gesünder erstaunt es immer wieder, wie wenig freudige Landwirteehepaar Brem vom nen und Bio-Handel – dank Bio-Beck als der andere.» Wir wünschen uns wei- Wert der Kornausbildung beigemessen Wattwilerhof hat im März mehr als eine Lehmann tere solche Anlässe, an denen wir bis wird. Die Körner unserer Selektion sind halbe Hektare ausgesät und die gzpk Ein erfreulicher Anlass war der Kund*in- zum Verkaufspersonal gelangen, um im Vergleich zu vielen Standards, auch zwei 8 m2-Parzellen in Oberstammheim nenanlass von Bio-Beck Lehmann im mit Stereotypen aufzuräumen und auf solchen, die wir direkt vom Züchter- und Feldbach. Das Resultat ist durch- Herbst, wo wir eingeladen wurden, Fragen von Bäcker*innen oder Bioläden haus bekommen, weniger eingefallen zogen. An beiden gzpk-Standorten be- speziell über Triticale und Dinkel so- und Bio-Abteilungen einzugehen. m und schrumpelig, dafür haben sie aus- trug der Ertrag 70–80 % im Vergleich wie unsere Züchtung zu berichten. Das nahmslos eine glatte Oberfläche und zum Winteranbau, vom Wattwilerhof war eine einmalige Gelegenheit, den einen ausgefüllten Bauch. Im Oktober ist er noch nicht erhoben. Die Qualität Verkäufer*innen des Endproduktes In- 28 AUS DEN PROJEKTEN 29 TRITICALE
Schwarzrost in unseren Zuchtgärten Verena Weyermann Im Sommer Aktuell 2019 gab es den Doch auch in der Schweiz konnten wir Mit geschultem Blick fanden wir eben- rem mit Hilfe von Markern neue resisten- letzten Bericht im Zusammenhang mit diesen Sommer erstmals Schwarzrost in falls in Mesikon, wo vor allem die jün- te Sorten selektiert werden. Schwarzrost (Puccinia graminis) von unse- unseren Zuchtgärten beobachten. Peter geren Generationen F 2 – F 4 stehen, ver- Im ersten Projektjahr wird ein Set von rer Seite. Mittlerweile sind unsere Wei- Kunz hat ihn in unserem Zuchtgarten einzelt befallene Halme. Dasselbe in Weizen und wenigen Dinkeln aus Europa zen-, Dinkel-, Triticale- und Emmerlinien in der Rheinau als erster entdeckt. Neu- unserem Zuchtgarten in Feldbach: Bei an drei verschiedenen Standorten unter nach einigen Komplikationen – Erstel- gierig machten wir uns auf den Weg in der Sträusschenernte, also relativ spät, künstlicher Inokulation auf Steinbrand lung phytosanitäres Zeugnis, Reduktion die Rheinau, um den Schwarzrost zu su- hatten wir auch dort Schwarzrost-Be- (Tilletia caries) und an zwei Standorten des Flugverkehrs – in Kenia angekom- chen. Bisher war uns der Schwarzrost fall. An allen drei Standorten war der mit nachgewiesener Zwergbrandsporen- men und werden dort auf ihre Schwarz- nur von Bildern bekannt. Mit dem Wis- Befall vereinzelt, nicht sehr stark und belastung (Tilletia controversa) im Boden rost-Widerstandsfähigkeit getestet. Ers- sen wo suchen, entdeckten wir schnell kam erst spät in der Pflanzenentwick- geprüft. Die gzpk stellt und betreut einen te Resultate sollten wir diesen Winter die ersten befallenen Halme, in der Wei- lung. Eine Beeinträchtigung in der Kor- Steinbrand-Standort und ist Partnerin erhalten. zen-Generation F6, aber auch im Dinkel. nausbildung oder ertragsvermindernde bei den Kreuzungen, sowie bei der Ent- Folgen konnten wir daher nicht feststel- wicklung der Populationen. m len. Standorte in Italien/Sizilien für eine zuverlässige Prüfung unserer Linien auf Schwarzrost-Widerstandsfähigkeit sind in Abklärung. Das Thema wird uns si- cherlich noch vermehrt herausfordern! 2020 hat also gezeigt, dass Schwarz- rost auch in unseren Breitengraden im- mer mehr ein Thema wird. Wir bleiben dran … Steinbrand und Zwergsteinbrand Das BLW-Projekt «Sanscarie», eingege- ben von Delley Samen und Pflanzen AG in Zusammenarbeit mit Agroscope und gzpk, ist diesen Herbst gestartet. Das Projekt hat zum Ziel, das Rassenspek trum in der Schweiz zu kartographieren, verschiedene Weizen und einige Dinkel auf Steinbrand und Zwergbrandresisten- zen zu untersuchen, sowie die Erstellung von steinbrandresistenten Populationen. Schwarzrost an Weizenstängeln Aus den Populationen sollen unter ande- 30 AUS DEN PROJEKTEN 31 SCHWARZROST
Vereinsnachrichten Herbert Völkle, Monika Baumann Viel Neues und Gutes gibt es zu berichten Neue Projekte aus diesem Jahr. Die Dinkel- und Weizen- Jahrelange Vorarbeit in Verbänden und sorten aus der gzpk-Züchtung erfreuen politischen Gremien zielten auf eine sich weiterhin zunehmender Beliebtheit Stärkung der Schweizer Pflanzenzüch- in einer steigenden Zahl von Ländern, tung ab. Mit der Motion Hausammann und die Biozüchtung gewinnt zuneh- 18.3144 bekamen wir unerwartet schnell mend an Bedeutung. In der Schweiz wird Gehör für dieses Anliegen: Das Parla- gzpk zu einer anerkannten Akteurin in ment verabschiedete die Motion und da- der Züchtungslandschaft. Wir gehen ge- mit eine jährliche Finanzhilfe für Pro- stärkt in die Zukunft. jekte zur Förderung der Pflanzenzüch- tung und Sortenprüfungen in der Höhe Finanzielle Auswirkungen von 3 Millionen Franken über vier Jahre. Aus dem VEREIN Gestärkt in die Zukunft schauen wir, weil wir auf ein kompetentes Team und funktionierende Netzwerke bauen kön- Das Bundesamt für Landwirtschaft wur- de mit der Vergabe der Gelder beauftragt. Interessierte hatten die Möglichkeit, per V I S I O N F I N A N Z E N AG E N DA nen, sowie neue Projekte an Land gezo- Ende April und Ende November Projekt- gen haben. Und dennoch, die aktuellen anträge einzureichen. Diese mussten ei- Unsicherheiten machen sich auch bei nem detaillierten Anforderungskatalog unserem Budget bemerkbar. Stiftungen vom BLW entsprechen. prognostizieren erste Rückgänge bei den Eine wichtige Vorgabe betraf den Ver- Spendengeldern für 2021 und Folgejahre, bundcharakter von Projekten: Diese soll- freie Mittel werden immer rarer. Dies be- ten mit der Branche und den wichtigs- deutet, dass wir mit jedem zusätzlichen ten Akteuren abgestimmt sein und wenn Franken auch spezifische Projektarbeit immer möglich vorhandene Synergien leisten müssen. Das ewige Thema der nutzen. Im Nebeneffekt der Projektent- fehlenden Basisfinanzierung ist damit wicklung wurde deshalb die Zusammen- immer noch nicht gelöst. In Deutschland arbeit mit vielen Institutionen gestärkt, läuft ein Pilotprojekt zur künftigen, al- die sich mit Züchtung und Saatgut von ternativen Züchtungsfinanzierung. Für ackerbaulichen Kulturen befassen. Wo die Schweiz bleibt ein solches Modell zu früher noch gekämpft werden musste, prüfen – wir könnten damit nicht nur die ist der Bio-Sektor heute mit einem neuen schweizerische Pflanzenzüchtung stär- Selbstverständnis vertreten. Das macht ken, sondern auch aktiv auf ein nach- Freude und motiviert! haltiges Ernährungssystem hin arbeiten. gzpk hat gleich drei Projekte bewilligt Wir machen weiter! erhalten für die Kulturen Weizen, Erb- AUS DEM VEREIN 33 VEREINSNACHRICHTEN
Rückmeldungen an gzpk sen und Dinkel. Ein Antrag für Triticale Team ist noch in Prüfung. Daneben ist gzpk Gute Nachrichten gibt es auch aus unse- als Partnerin in weiteren BLW -Projekten rem Team zu berichten. Wir freuen uns, vertreten: Eiweisserbsenversuche von dass wir im Bereich der Qualitätssiche- swiss granum, Brand-Projekt Sanscarie rung kompetent unterstützt werden: von DSP , SpeltBase21 von IG Dinkel und Evelyne Vonwyl hat seit September die noch hängig der Antrag zu Lupinen in Verantwortung für Qualität und Labor bei Zusammenarbeit mit FiBL Schweiz. uns übernommen und ist sich tatkräftig am Einarbeiten. Unsere Qualitätsprojek- Anpassungsfähigkeit te in Italien werden weiterhin von Fe- «Liebe Catherine, hoffe, es geht Euch gut in Zeiten Nicht nur von unseren Pflanzen ist An- derica Bigongiali begleitet. Federica hat Coronas! Durch den Shut-Down und dem damit ver passungsfähigkeit gefordert. Das tur- sich entschieden in ihre Heimat zurück- bundenen Zu-Hause-Bleiben haben wir 1000€ nicht bulente Jahr hat auch unsere eigenen zukehren und unterstützt uns deshalb ausgeben können. Die bekommst Du für Deine Anpassungsfähigkeiten, Flexibilität direkt vor Ort. segensr eiche Arbeit. und unseren Improvisationssinn ge- Verstärkung im Getreidezüchtungsteam Hab es soeben auf das Spendenkonto GLS Bochum stärkt. Was seit über 35 Jahren jedes erhalten wir per Januar 2021 mit Felix überwiesen, mit dem Verwendungszweck, dass es für Jahr selbstverständlich stattfand, muss- Jähne und Miriam Kamp. Felix wird im Dich ist.» Hermann Deist te neu gedacht werden: Der Tag der of- Getreideteam unter anderem die Em- fenen Zuchtgärten konnte zum ersten merzüchtung übernehmen und mit Mi- «Ich bin zutiefst beeindruckt von Leuten wie Ihnen, Mal nicht vor Ort durchgeführt werden. riam besetzen wir zum ersten Mal eine die den richtigen, schweren Weg gehen. Viel Erfolg Stattdessen gewährten wir interessier- Teilzeit-Trainee-Stelle: sie absolviert und Energie, ich hoffe das Sie sich durchsetzen ten Zuschauer*innen digitale Einblicke nebst der praktischen Arbeit bei gzpk werden. in unsere Zuchtgärten. Die Videos dazu das Online-Masterstudium in Pflanzen- Es wäre mir eine Grosse Ehre, vielleicht in ein paar sind auf unserer Webseite ersichtlich. züchtung an der Universität Wagenin- Jahren, aus Ihren mit Liebe gezüchteten Samen Öl So sehr wir dieses Eintauchen in neue gen. Wir wünschen beiden einen guten zu produzieren.» Ein Ölmüller aus Österreich Welten schätzen lernten, wünschen wir Start! Im Leguminosen-Team hat uns uns doch ganz fest, dass wir Sie am 26. dieses Jahr Barbara Dolder als Prakti- Juni 2021 wieder persönlich bei uns in kantin unterstützt. Wir freuen uns, dass Feldbach begrüssen können. Bis dahin auch sie ein weiteres Jahr ihre Kompe- erfahren Sie auf unserer Webseite Neues tenzen bei uns einbringt und das Legu- zu bevorstehenden Webinaren und wei- minosenteam verstärkt. In der nächsten teren digitalen Formaten, die wir aus- Ausgabe fragen wir die Neuen, wie der probieren. Start geglückt ist. m 34
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