Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz

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Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz
WINTER 2020

                 gzpkaktuell
                         Biodynamische Pflanzenzüchtung

  Gründung     Klimafenster:            Gestalt und
BioSaat GmbH   Start geglückt          Kornselektion
   Seite 5         Seite 8                  Seite 23
Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz
gzpkaktuell über das Jahr 2020
     gzpk                                                                                  Herbert Völkle, Monika Baumann

     Biodynamische Pflanzenzüchtung

                                                                                                  Widerstandsfähigkeit, Resilienz – dem Wortschatz aus der
                                                                                                  Pflanzenzüchtung kam 2020 auch ausserhalb der Züchtung
                                                                                                  grosse Bedeutung zu. Was über das Jahr 2020 wohl einmal
                                                                                                  in der Chronik der gzpk stehen wird?

                                                                                           Liebe Leserinnen und Leser                  Für unsere Schützlinge, die Kulturpflan-
                                                                                                                                       zen, war vor allem das trockene Früh-
                                                                                           2020 war in vielerlei Hinsicht ein Jahr     jahr prägend. Das vegetative Wachstum
                                                                                           der grossen Veränderungen. Reisen und       war gehemmt, dafür war die Blühent-
                                                                                           Konferenzen wurden durch online-Mee-        wicklung des Getreides hervorragend
                                                                                           tings und Telefonkonferenzen ersetzt,       für Kreuzungen. Mit dem Abschluss der
                                                                                           Termine und Themen schachtelten sich        Aussaat im Oktober kehrt Ruhe ein in un-
                                                                                           ineinander und wir lernten Videokonfe-      serem Betrieb in Feldbach, und wir ma-
                                                                                           renz und online-Abstimmung als neue         chen uns an all die Arbeiten, die wir für
                                                                                           Kulturtechniken. Privates und Berufli-      den Winter aufgespart haben.
                                                                                           ches verschmolzen nicht nur im «Home        Wir hoffen, dass wir Sie am 26. Juni 2021
                                                                                           Office» und wir wurden alle aufgefordert,   zum Tag der offenen Zuchtgärten in Feld-
                                                                                           uns flexibel auf neue Gegebenheiten an-     bach begrüssen dürfen. In der Zwischen-
                                                                                           zupassen und dabei unsere Ressourcen        zeit finden Sie Aktuelles rund um unsere
                                                                                           schonend einzusetzen. Das was wir von       Pflanzenzüchtung auf www.gzpk.ch
                                                                                           unseren Pflanzen im Feld verlangen,
                                                                                           konnten wir nun an uns selbst üben.         Wir wünschen Ihnen allen eine gute Zeit
                                                                                           Eine vollgepackte, spannende Agenda         & gute Gesundheit!
Herausgeber:                                                                               an Kulturveranstaltungen abzusagen tat
Getreidezüchtung Peter Kunz, Verein für Kulturpflanzenentwicklung                          weh. Eine Woche sich vor der Kamera zu      Herzliche Grüsse
Seestrasse 6, 8714 Feldbach, www.gzpk.ch                                                   bewegen und Neues zu lernen machte          Herbert Völkle und Monika Baumann
                                                                                           aber auch Spass. Neue Projekte akqui-
gzpk aktuell, Ausgabe Winter, 2020                                                         rieren in diesen unsicheren Zeiten? Jetzt
Alle Rechte vorbehalten; Bilder, Grafiken und Skizzen dürfen nicht verwendet werden        erst recht! In toller Teamarbeit und mit
                                                                                           einem starken Netzwerk haben wir das
Gestaltung und Redaktion: Giorgio Hösli, Typographics und Monika Baumann, gzpk             schier Unmögliche möglich gemacht und
Abbildungen: gzpk                                                                          unter enormen Zeitdruck gleich drei vom
Druck: Berti Druck AG, Rapperswil                                                          Bund finanzierte Projekte eingereicht
Gedruckt auf REFUTURA GS, 100 % Altpapier (CO 2 neutral), FSC zertifiziert, Blauer Engel   und bewilligt erhalten.

                                                                                                                       GZPK AKTUELL 3 AN DIE LESER*INNEN
Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz
Aus Sorten wird Saatgut – der Weg der Getreidesorten
                                            Herbert Völkle

                                            Seit über zwei Jahrzehnten kann gzpk        len und Bäckereien angeliefert werden.
                                            beim Thema Vermehrung auf die Part-         Die zunehmende Anzahl Sorten und
                                            nerschaft mit Sativa Rheinau AG setzen.     das wachsende Verbreitungsgebiet liess
                                            Saatgut neuer und bewährter gzpk-Sor-       uns schon länger gemeinsam mit Sati-
                                            ten wird in einer Menge von etwa 15 bis     va Rheinau, sowie mit weiteren biody-
                                            50 kg je Sorte und Jahr an Sativa überge-   namischen Züchtungsinitiativen, über
                                            ben, und die Vermehrung über mehrere        eine neue Organisation nachdenken. Die
                                            Stufen bis zum verkaufsfähigen, zertifi-    Zwischenschritte zwischen wenigen Ki-
                                            zierten (Z-)Saatgut wird von Sativa ver-    logramm Züchtersaatgut und der erfor-
                                            antwortet. Von der Sorte Wiwa werden        derlichen Menge Z-Saatgut, und somit
                                            dann letztendlich beispielsweise in der     auch der Übergang zwischen Gemein-

Aus dem ALLTAG                              Schweiz über 400 Tonnen Saatgut ver-
                                            kauft, woraus schätzungsweise 8000
                                            Tonnen Qualitätsweizen in den Müh-
                                                                                        nützigkeit und Gewerblichkeit, sollten
                                                                                        zur Kernaufgabe dieser Organisation
                                                                                        werden.
        AC K E R B Ü R O U N T E RW E G S

                                              Gründer*innen der BioSaat GmbH: Herbert Völkle, Carl Vollenweider, Stefan Klause,
                                              Peter Jantsch, Jens Müller-Cuendet, Catherine Cuendet, Theresia Gremler

         4                                                            AUS DEM ALLTAG 5 BIOSAAT GMBH
Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz
BioSaat GmbH – Vermehrungs- und                  oder biologisch-dynamischen Bedingun-
Vermarktungsorganisation für                     gen gezüchtet werden. Dabei kann auf
ökologisch gezüchtete Getreide­                  das jahrelange Engagement der Bioland-­
sorten gegründet                                 Handelsgesellschaft Baden-Württemberg
Die BioSaat ist ein gemeinsames Unter-           aufgebaut werden, die zu den Pionieren
nehmen der gemeinnützigen Initiativen            in der Vermarktung ökologischer Getrei-
Getreidezüchtung Peter Kunz Deutschland          desorten gehört. Durch eine intensive Zu-
und der Forschung und Züchtung Dottenfel-        sammenarbeit mit regionalen Vermeh-
derhof mit dem Ziel, die Bekanntheit und         rern sollen in Zukunft flächendeckend
Verbreitung ökologisch gezüchteter Sor-          hochwertige und praxiserprobte Sorten
ten in Deutschland und Europa voran zu           aus ökologischer Züchtung für Anbau
bringen. Die Gründung der BioSaat GmbH           und Verarbeitung zur Verfügung stehen.
ermöglicht durch eine zentrale Koordi-           Als Geschäftsführer wurden Herbert
nation der Vorstufenvermehrungen eine            ­Völkle und Peter Jantsch bestellt, der Fir-
hohe Effizienz und mehr Durchschlags-             mensitz ist auf Gut Mönchhof in Meiß-                              Videos für Webinare
kraft bei der Einführung neuer Sorten in          ner/Hessen. Dort wo auch die Getreide-                             Im Mai wurden wir eine Woche lang
den deutschen und europäischen Markt.             züchtung Peter Kunz in Deutschland ih-                             begleitet von einem befreundeten
BioSaat engagiert sich ausschliesslich für        ren Sitz hat.                            m                        Filmer und einer Filmassistentin. Sie
Sorten von Getreide und ackerbaulichen            BioSaat GmbH, Gut Mönchhof 2                                       hatten die Aufgabe, unsere Züch-
Feldfrüchten, die unter ökologischen              37290 Meißner, Deutschland                                         tungsarbeit zu dokumentieren für
                                                                                                                     das Webinar, das statt dem «Tag der
                                                                                                                     offenen Zuchtgärten» stattgefunden
                                                                                                                     hat. Die Kurzvideos sollten Einblicke

In Frankreich bleibt’s dynamisch                                                                                     in unsere Kulturen und Zuchtgärten
                                                                                                                     vermitteln und ganz allgemein den
Benedikt Haug
                                                                                                                     langwierigen Prozess der Biozüchtung
                                                                                                                     in 5 Minuten wiedergeben.
Jedes Jahr legt unser Partnerverein Bio­         tig. Dieses Jahr konnten vier neue Vermeh-
                                                                                                                     Wir liessen uns eher unbedarft auf
selecta in der Bretagne einen Schauver-          rungsverträge abgeschlossen werden: die
                                                                                                                     das Abenteuer ein: vor der Kame-
such mit gzpk-Sorten und anderen bio-            gzpk-Weizensorten Wital und Prim und
                                                                                                                     ra stehen und über seine Projekte zu
dynamisch gezüchteten Getreidesorten             die Dinkelsorte Gletscher werden diesen
                                                                                                                     erzählen ist eben nicht ganz dassel-
an, eine «vitrine de la sélec­  tion bio-        Herbst erstmalig in Frankreich vermehrt,                            be, wie gemeinsam mit unserer sonst
dynamique». Trotz der strengen ­      CO-        nächstes Jahr wird ihnen die Dinkelsorte                            üblichen Besucherschar durch die
VID 19-Auflagen konnten unsere Freunde           Copper folgen. Damit die Vermarktungs-                              Zuchtgärten zu ziehen. Wir haben
Führungen in Kleingruppen veranstalten           und Kommunikationsaktivitäten auch in                               improvisiert, uns gegenseitig Mut zu-
– ein grosses Merci an dieser Stelle!            Zukunft gut organisiert werden können,                              gesprochen, bis tief in die Nacht Tex-
Wie in den Jahren zuvor entwickelt sich          werden diese Aktivitäten durch die neu                              te eingelesen, Szenen wiederholt …
die Nachfrage nach biodynamisch gezüch-          gegründete BioSaat GmbH (s. o.) weiter-                             bis alles im Kasten war.
teten Sorten in Frankreich weiterhin kräf-       geführt.                                m                          Die Kurzfilme sind alle auf unserer
                                                                                                                     Website einzusehen.

                                             6                                                  AUS DEM ALLTAG 7 VIDEOS FÜR WEBINARE
Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz
Klimafenster – ein erfolgreicher Start

                                                                                                                    14 A

                                                                                                                                                                            18 A
                                                                                                                                                16 A
                                                                                                                           14 B

                                                                                                                                                                                   18 B
                                                                                                      13 A

                                                                                                                                  15 A

                                                                                                                                                       16 B
                                                                                                             13 B

                                                                                                                                         15 B

                                                                                                                                                              17 A
                                                                                                                                                                     17 B
Cora Schibli, Nicole Bischofberger, Matthias Müller

       Das Klimafenster bestand im ersten Jahr aus 18 verschiedenen

                                                                                                                                                10 A
                                                                                                                                                       10 B

                                                                                                                                                                            12 A
                                                                                                                                                                                   12 B
                                                                                                                                                              11 A
                                                                                                                                                                     11 B
                                                                                                                    8A

                                                                                                                                  9A
                                                                                                                           8B

                                                                                                                                         9B
                                                                                                      7A
                                                                                                             7B
       Getreidesorten auf 9 m2, ausgesät in den Feldern von interes­
       sierten Landwirt*innen. Ziele des 3-jährigen Projektes sind die
       Förderung robuster und nachbaufähiger Kulturpflanzen aus                                                                                                                           Feldplan Klimafenster 3 x 3 m

                                                                                                                                                4A

                                                                                                                                                                            6A
                                                                                                                                                       4B

                                                                                                                                                                                   6B
                                                                                                                    2A

                                                                                                                                  3A

                                                                                                                                                              5A
                                                                                                                           2B

                                                                                                                                         3B

                                                                                                                                                                     5B
                                                                                                      1A
                                                                                                             1B
       der Biozüchtung sowie die Sensibilisierung der Teilnehmenden                                                                                                                       2 Reihen pro Sorte, 1 –7 Weizen,
       für die Vielfalt an Sorten.                                                                                                                                                        8 –13 Dinkel, 14 –15 Emmer, 16 –18 Triticale

Bauern und Landwirtinnen sollen in den          rung und Auslagerung der Züchtung aus      Der Rücklauf der 7 Beobachtungsblätter                                                         Die gewählten Favoritensorten zeigten
Züchtungsprozess eingebunden werden.            dem bäuerlichen Alltag verloren gegan-     lag bei mindestens 80 %, ausser bei der                                                        sich divers über alle Betriebe. Am meis-
Das realisieren wir in engem Kontakt mit        gen sind, können somit wieder einge-       Blattgesundheit mit 50 %. Dieses war das                                                       ten genannt wurden die Dinkelsorte
ihnen auf ihrem Betrieb und begleiten           bracht werden und teilweise zurück auf     Schwierigste, da verschiedene Krankhei-                                                        Gletscher (spät abreifend), der Emmer
sie dabei. Dank dem Verein Gen Au Rhei-         den Hof gehen.                             ten beobachtet werden sollten, die oft                                                         Sephora, bei Weizen die Sorten Wiwa
nau und regionalen Bio- und Bauernver-                                                     nur kurz zu sehen sind und in Abhän-                                                           und Prim und bei Triticale Balino. Ge-
bänden konnten wir im ersten Jahr die           Die Erkenntnisse aus dem                   gigkeit des Wetters auftreten. Zusätzlich                                                      mäss den abgegebenen Begründungen
Teilnehmenden an unsere Züchtung he-            ersten Jahr                                war der Befall mit Blattkrankheiten ge-                                                        zeigen diese Favoriten die Vorlieben der
ranführen, indem sie die Pflanzen in be-        Das Projektjahr 1 des Klimafensters wird   nerell tief in diesem Jahr.                                                                    Landwirt*innen. Ob sie auch die gute
stimmten Wachstumsstadien beobach-              von uns als erfolgreich gewertet:
teten und anhand von Kriterien beurteil-
ten. Die Rückmeldungen waren für uns            1. Der Anspruch der Partizipation wur-
ermutigend und das zweite Jahr wird in             de erreicht.
der Folge partizipativ ausgestaltet. Am         2. Es kamen wertvolle Inputs für die
Ende der ersten Saison, nach einem Jahr            Züchtung aus der Praxis.
Beobachtung von 18 Getreidesorten von           3. Es gab einen Erkenntnisgewinn bei
Weizen, Dinkel, Emmer und Triticale,               vielen Teilnehmenden.
entschied jeder Betrieb, mit welcher Kul-       4. Das Interesse an einer Fortsetzung
tur er weiterarbeiten möchte. Im zwei-             wurde geweckt. Im zweiten Projekt-
ten Jahr werden die Entscheidungen der             jahr sind 23 Betriebe wieder mit da-
Teilnehmenden einen direkten Einfluss              bei. Zusätzlich starten vier Betriebe
auf die nächste Züchtungsstufe haben.              der Berner-Bio-Pure mit dem 1. Pro-
Es geht darum, auf den Betrieben aus ei-           jektjahr.
ner Population mit vielen verschiedenen
Geschwisterpflanzen die Besten auszu-           Am Projekt aktiv teilgenommen haben
wählen, um daraus Linien zu züchten.            25 landwirtschaftliche Betriebe aus den
Kompetenzen, die durch die Spezialisie-         Kantonen ZH, SH und SO.                      18 Sorten auf kleiner Fläche: das Klimafenster.

                                            8                                                                                                   AUS DEM ALLTAG 9 KLIMAFENSTER
Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz
Was ist Partizipative
           Geerntete Klimafenstergarben
                                                                                                                                     Pflanzenzüchtung PPZ?
                          in Guntalingen
                                                                                                                                     Verschiedene, interessierte Men-
                                                                                                                                     schen aus der Züchtung und der
                                                                                       Gelebte Partizipation in der                  Landwirtschaft beteiligen sich
Anpassung an den Standort ausdrücken,
                                                                                       Züchtung – das Klimafenster im                gemeinsam am Züchtungsprozess,
können wir nicht beurteilen.
                                                                                       zweiten Jahr                                  indem sie ihr Wissen und ihre
Als persönliche Motivation, am Klima-
                                                                                                                                     Kenntnisse zur Verfügung stellen.
fenster teilzunehmen, nannten die Teil-                                                Die Populationen der 4. Generation sind
                                                                                                                                     Sie geben einander neue Inputs,
nehmenden die Unterstützung der Bio-                                                   inzwischen im Boden und wachsen auf
                                                                                                                                     erweitern ihren Blick­winkel und
züchtung, das Kennenlernen von unbe-                                                   23 Betrieben. Es wird eine Herausfor-
                                                                                                                                     arbeiten kooperativ, um im besten
kannten Sorten und vor allem das genaue                                                derung für die gzpk, den Teilnehmen-
                                                                                                                                     Fall bessere Sorten hervorzubrin-
und regelmässige Beobachten der Kul-                                                   den genug Informationen zu geben, um
                                                                                                                                     gen.
turen. Dabei wurde der Lerneffekt über                                                 die Pflanzen beurteilen zu können und
Wachstum, Krankheiten und Schädlinge                                                   gleichzeitig genug Freiheit für den per-
der Getreide besonders hervorgehoben.                                                  sönlichen Blick zu lassen. Viele Teilneh-    sich treffen oder ergänzen. Wir sind zu-
Als weiterer Nutzen wurde der direkte                                                  mende zweifelten im ersten Moment, ob        versichtlich. Ausserdem macht das Pro-
Kontakt zu den Züchter*innen genannt.                                                  sie genug befähigt sind, wenn es gilt, die   jekt Schule. Die Bärner-Bio-Pure werden
Die Sortenwahl sollte idealerweise                                                     besten Pflanzen im Frühsommer auszu-         dieses Jahr ebenfalls mitmachen und die
an die lokalen Klimaverhältnisse und                                                   lesen. Genau diese Zweifel gilt es aus-      Aussaat der 18 Getreidesorten auf ihren
Standortbedingungen angepasst sein.                                                    zuräumen, indem ihre und unsere Beur-        Äckern beobachten. Willkommen im
Leider konnte kein regionales Muster                                                   teilungskriterien ausgetauscht werden,       Club der genauen Beobachtung.         m
der Sorten­eignung analysiert werden.
Um dies zu erreichen, müssten Betriebe
repräsentativ nach Klimazone und Bo-             Ein Teilnehmer am Klimafenster
dentyp ausgewählt werden. Die Beurtei-           Zu Beginn war ein Erstaunen da,        viele Sorten konnten Beikraut kom-
lungen wurden ausserdem qualitativ ge-           dass wir Landwirte uns heute schon     plett unterdrücken. Erstaunlich auch,
macht, ohne «Eichung» der Beobachtun-            mit der Getreidewahl für die Zu-       wie unterschiedlich die Pflanzen
gen. Unser Fokus lag bisher vor allem auf        kunft und mit dem voranschreiten-      Nährstoffe aus dem Boden ziehen
der Förderung der Motivation, die Züch-          den Klimawandel auseinandersetzen      konnten. Nicht zuletzt zeigte mir das
tung kennen zu lernen, sich Kompeten-            müssen. Somit war mein Interesse       Klimafenster klare Hinweise für die
zen der Beobachtung anzueignen und               voll geweckt. Die 18 Getreidesorten    Sortenwahl fürs nächste Anbaujahr,
auf einem Austausch zwischen Züchtung            haben einen guten Standort im Watt-    so sind bereits 2 der 18 Sorten gross-
und Praxis. Für die gzpk ist dieser Aus-         wilerhof bekommen. Für mich war es     flächig angesät. Meiner Meinung
tausch wichtig, um züchterische Frage-           wie ein Getreide-Schulungslehrgang;    nach sind eine lokale Züchtung im
stellungen weiterzuentwickeln.                   zu sehen wie sich die unterschied-     biologischen Anbau, und auch eine
                                                 lichen Sorten verschieden schnell      biologische und lokale Vermehrung
Einen ausführlichen Bericht gibt es auch         entwickelten, zum Teil ganz oder       der Sorten, der Schlüssel zum Erfolg.
auf unserer Website zu lesen, unter              teilweise Krankheiten trotzten und     Stefan Brem, Wattwilerhof                     Klimafenster mit Infotafel in Biezwil,
www.gzpk.ch/klimafenster/                                                                                                             Mitte Juni 2020

                                            10                                                                   AUS DEM ALLTAG 11 KLIMAFENSTER
Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz
Vom Feld auf den Teller
Interview mit Patrick Rühs von Planted Foods AG

Christine Scheiner

        Pflanzliche Eiweissquellen auf dem Teller: das ist kein                                                                           gehalt, die Proteinzusammensetzung zu
        Modetrend, sondern eine notwendige Entwicklung hin zu                                                                             berücksichtigen.
        mehr Nachhaltigkeit und Gesundheit. Patrick Rühs hat                                                                              Zur zweiten Frage lässt sich sagen, dass
        sich auf den Weg gemacht und hat noch weitere Ziele.                                                                              eine Nutzung des ganzen Korns natür-
                                                                                                                                          lich super ist. Bedingt durch mangelndes
                                                                                                                                          Wissen oder Bekanntheit, vielleicht auch
Gegründet von vier engagierten Wissen-             pflanzliche Kost umzustellen und ihnen                                                 den damit verbundenen Aufwand, findet
schaftlern hat sich Planted schnell ei-            eine alternative, schmackhafte Protein-                                                diese Form der Nutzung aber wenig statt.
nen Platz erschlossen. Sie stellen, wie            quelle bieten.                                                                         Wir sehen daher in der Nutzung der Erb-
sie selbst sagen, eine zeitgemässe und                                                                                                    se als Poulet-Ersatz eine grosse Chance
leckere Alternative zu Fleisch her. Fleisch        Wieso Erbsen? Spielt der Gedanke den                                                   für diese Kultur. Sie wird dadurch mehr
aus Pflanzen unserer Umwelt zuliebe. Die           Soja-Import zu reduzieren und heimi-                                                   genutzt, die Verwendung wird einfacher
Produkte sind in Konsistenz und Fase-              sche Produkte zu nutzen eine Rolle?                                                    und einer breiteren Masse zugänglich.
rung Poulet nachempfunden, bestehen                Wieso wir kein Soja verwenden, hat ver-
aber aus Erbsen, und sollen so helfen,             schiedene Gründe. Zum einen enthält es                                                 Denkst du der Markt wird sich weiter
ein Umdenken in der Nutztierhaltung zu             Allergene, zum anderen stellt die Erb-                                                 für pflanzliche Produkte, also pflanz­
ermöglichen.                                       se eine grossartige Alternative auf dem                                                liche statt tierischer Proteine, öffnen?
Auch bei unserer Erbsen-Züchtung ist die           Tisch dar. Sie wächst sehr gut in unse-                                                Aus unserer Sicht ist der Markt stetig am
Nutzung als Lebensmittel ein wichtiger             ren Breitengraden und sorgt für mehr                                                   Wachsen und wir erwarten einen noch
Aspekt, weshalb wir uns sehr auf die               Abwechslung bei pflanzlichen Protein-                                                  deutlicheren Zuwachs an Produkten aus
zukünftige Zusammenarbeit mit Plan-                quellen, da bereits viele Produkte wie                                                 pflanzlichen Proteinquellen. Es ist eine
ted freuen. Um dieses spannende The-               Tofu oder Tempeh aus Soja hergestellt                                                  zukunftsweisende Entwicklung, von der
ma genauer unter die Lupe zu nehmen,               werden.                                                                                auch die Landwirte profitieren können,
haben wir mit Patrick Rühs, dem wissen-                                                                                                   und es sollte mehr in solch einen Wech-
schaftlichen Leiter bei Planted, ein Inter-        Ihr benutzt Proteinisolate und Fasern                                                  sel investiert werden. Zurzeit importieren
view geführt.                                      der Erbsen. Was passiert mit dem Rest,                                                 wir die Rohstoffe aus Westeuropa, da es
                                                   also dem Kohlenhydrateanteil? Und                                                      noch keinen lokalen Hersteller von Pro-
Was ist eure Motivation hinter                     ist es nicht sehr aufwendig, Erbsen so     würden gerne selbst in unserem Her-         teinisolaten gibt. Wir würden uns aber
den Produkten?                                     zu verarbeiten, anstatt sie für Rezepte    stellungsprozess einen höheren Anteil       wünschen, und es sehr unterstützen,
Unsere Hauptzielgruppe sind Menschen,              aus ganzen Körnern zu nutzen?              – oder sogar die ganze Erbse – nutzen,      könnten wir uns mit inländisch produ-
die ihren Fleischkonsum reduzieren                 Die erste Frage kann ich so nicht beant-   das ist unser Ziel. Technologisch ist es    zierten Erbsen versorgen, um die Trans-
möchten. Natürlich schliesst das alle an-          worten. Es ist vom Hersteller der Isola-   aber leider noch nicht möglich. Ein hö-     portwege möglichst kurz zu halten.      m
deren nicht aus. Dennoch möchten wir               te abhängig wofür der Rest verwendet       herer Proteinanteil wäre nötig, weshalb
vor allem diejenigen dabei unterstützen,           wird, mit Sicherheit wird aber auch die    es wichtig ist, schon im Züchtungspro-
die versuchen, ihren Speiseplan auf mehr           Stärkefraktion weiterverwendet. Wir        zess die Funk­tionalität und den Protein-

                                              12                                                                        AUS DEM ALLTAG 13 PROTEINEQUELLE ERBSEN
Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz
Erbsen
                                               Agata Leska, Sebastian Kussmann, Christine Scheiner

                                                      Das Potential von Schweizer Leguminosen ist noch lange
                                                      nicht ausgeschöpft. Das verstärkte Leguminosen-Team arbeitet
                                                      an neuen Standorten und Projekten.

                                               Das Leguminosen-Team hat in diesem          CON_10_9_6_2, CONPRO_10_3_2_8 und
                                               Jahr mit Sebastian Kussmann nicht nur       CONPRO_10_3_7_8 lieferten in einem
                                               einen neuen Teamkollegen bekommen,          zweijährigen Mittel jeweils 30.3, 32.8,
                                               sondern auch einen neuen Prüfstand-         30.7 und 26.6 dt/ha und lagen damit über
                                               ort. Mit Hausen am Albis, Uster und         der Standardsorte Astronaute, die 25.55
                                               Oberstammheim haben wir nun drei            dt/ha lieferte. Wir haben bereits mit der

Aus den PROJEKTEN                              Orte, an denen sich unsere Sortenkan-
                                               didaten in verschiedenen Umwelten be-
                                               weisen müssen. Im Vergleich zu den tro-
                                                                                           Vermehrung begonnen, um möglichst
                                                                                           zeitnah genug Saatgut für eine offizielle
                                                                                           Prüfung bereitzustellen.
              S A M E N S O RT E N L A B O R
                                               ckenen Bedingungen in Oberstammheim
                                               und den eher schweren, feuchten Böden       Eiweisserbse – alte Kulturpflanze
                                               in Uster, zeichnet sich Hausen durch eine   mit viel Potenzial
                                               deutlich höhere Lage und damit einem        Die Erbse ist eine der ältesten Kultur-
                                               kühleren Klima mit mehr Niederschlä-        pflanzen. Bereits 7000 vor Christus
                                               gen aus. Zu den unterschiedlichen kli-      wurde sie aus Wilderbsen in Kleinasien
                                               matischen Bedingungen kam auf dem           selektiert und angebaut. Als Proteinträ-
                                               diesjährigen Schlag in Hausen auch ein      gerin war und ist sie ein wichtiges Nah-
                                               sehr hoher Krankheitsdruck. Es bleibt zu    rungsmittel, verschwand jedoch mit ver-
                                               überlegen, ob der Standort daher beson-     stärktem Konsum tierischer Eiweisse
                                               ders gut zur Selektion gesunder Pflanzen    weitgehend aus der mitteleuropäischen
                                               geeignet ist. In jedem Fall werden wir im   Küche.
                                               nächsten Jahr wertvolle Proben sammeln      Körnerleguminosen verdienen aufgrund
                                               können, die wir für die Entwicklung ei-     ihrer vielfältigen positiven Eigenschaf-
                                               nes Screening-Tests auf verschiedene        ten einen festen Platz in unserem Spei-
                                               Krankheiten nutzen werden.                  seplan. Sie liefern hochwertiges Ei-
                                               Im Hinblick auf die Sortenentwick-          weiss, sind sättigend und vor allem sehr
                                               lung haben wir vier Favoriten aus un-       schmackhaft. Darüber hinaus verbraucht
                                               serer Kandidatenprüfung ausgewählt.         die Herstellung pflanzlicher Eiweis-
                                               Die Linien SALLAM_10_8_7_1, BEL-            se weniger Ressourcen und verursacht

         14                                                          AUS DEN PROJEKTEN 15 ERBSEN
Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz
Blaue Lupinen (Koral)

                                                  den Herausforderungen ungleichmäs-           Blaue Lupinen: Nachfrage wächst,            in diesem Jahr, in dem die Weissen Lu-
                                                  sige Erträge, späte Verunkrautung und        Potenzial ist da, aber …                    pinen besonders stark befallen wurden,
                                                  damit verbundene Schwierigkeiten bei                                                     konnten die Blauen Lupinen ihre Stärke
                                                  der Ernte, und nicht zuletzt die geringe     Ab 2022 werden die Biolandwirte ihre        gegen diese Krankheit beweisen. Nur sel-
                                                  Auswahl an geeigneten Sorten für die         Wiederkäuer nur noch mit 100 % Schwei-      ten konnte man einen Befall an der Hül-
                                                  schweizerischen Klima- und Bodenbe-          zer Biofutter füttern dürfen. Neben Erb-    se beobachten. Die Aussaatstärke in Mi-
                                                  dingungen. Auch braucht es Lösungen          sen und Ackerbohnen, die zur Eiweiss-       schungen betrug 90 % Lupinen mit 20 %
                                                  für die Trennung von Körnerleguminosen       versorgung schon einen festen Platz im      Triticale, beziehungsweise 90 % Lupi-
                                                  im Gemenge mit Getreide und ein besser       Biolandbau gefunden haben, versuchen        nen mit 10 % Gerste und 10 % Leindot-
                                                  ausgebautes Netzwerk an Abnehmern            immer mehr Landwirte auch die Lupinen       ter. Wie bereits im letzten Jahr trug der
                                                  für das Erntegut. Diese Faktoren führen      in die eigene Fruchtfolge zu integrieren.   Mischungspartner zu einer besseren
                                                  bis heute zu einem Nischendasein der         Bei den Blauen Lupinen gibt es genü-        Unkrautunterdrückung bei und hat sich
                                                  Körnerleguminosen.                           gend Sorten, die aber zuerst unter kli-     als guter Partner gegen Lager bewährt.
                                                  Mit der steigenden Nachfrage nach            matischen Bedingungen in der Schweiz        Durch die geringe Aussaatstärke der Mi-
                                                  pflanzlichen Proteinquellen könnte sich      geprüft werden müssen.                      schungspartner hatten diese praktisch
                                                  das jedoch ändern. Die Biolandwirt*in-                                                   keinen Einfluss auf die Gesamterträge.
weniger Treibhausgase als tierisches Ei-          nen bauen Erbsen heute vor allem für         Im gemeinsamen Projekt mit dem For-         Allerdings konnten die Lupinen, dank
weiss – insbesondere im heimischen An-            Futterzwecke an. Neben der Eignung zur       schungsinstitut für biologischen Land-      der reduzierten Menge des Mischungs-
bau. Auch ist der Stellenwert der Legumi-         Tierfütterung richtet sich unser Fokus je-   bau (FiBL Schweiz) wurden in Feldbach       partners, den aus ökonomischer Sicht er-
nosen in der Fruchtfolge immens. Durch            doch zunehmend auch auf die Züchtung         10 Sorten der Blauen Lupine in zwei-        forderlichen 30 % Leguminosen-Anteil
den Anbau von Körnererbsen, Lupinen,              für die menschliche Ernährung. Derzeit       facher Wiederholung, in Reinsaat, Mi-       im Erntegut erreichen. Bei 30 % Anteil
Acker- oder Sojabohnen nimmt die Viel-            werden für Fleischersatzprodukte die         schung mit Sommer-Triticale (Mamut)         im Erntegut gilt der «Einzelkulturbeitrag»
falt an Kulturpflanzen im Ackerbau zu,            wertvollen Proteine aus Körnererbsen iso-    und Mischung mit Gerste (KWS Atrika)        der Leguminose für die Mischkulturflä-
wodurch die Ausbreitung von Krankhei-             liert. Die Verarbeitung des ganzen Korns     und Leindotter gesät. Im Versuch stan-
ten und Schädlingen verlangsamt und               zu Nahrungsmitteln wäre ein ebenso in-       den drei Sorten aus Deutschland und
die Biodiversität gefördert werden kann.          teressanter Ansatz, beispielsweise über      sieben aus Polen. Die Temperatur ent-
Die Anbaufläche von Körnerlegumino-               die Vermahlung und Beimischung von           sprach einem lang jährigen Jahresdurch-
sen ist in der Schweiz in den letzten Jah-        Leguminosenmehlen zu Backwaren oder          schnitt. Die sehr tiefen Niederschläge in
ren zwar gestiegen, im Vergleich zu den           die Nutzung heimischer Leguminosen           den Monaten März und April haben den
Nachbarländern aber immer noch gering.            für mittlerweile weit verbreitete Gerichte   Feldaufgang sehr verlangsamt. Die Mi-
Ein wesentliches Hemmnis – vor allem              wie Falafel oder Humus. Die Stärkung der     schungen mit Getreide wurden im glei-
in der konventionellen Landwirtschaft –           Körnerleguminosen ist eine gemeinsame        chen Arbeitsgang wie die Lupinen gesät,
stellt die geringe Wettbewerbsfähigkeit           Aufgabe, bei der wir uns gegenseitig un-     der Leindotter wurde von Hand nachge-
gegenüber Getreide, Ölsaaten, Kartoffeln          terstützen und unterschiedliche Akteure      sät. Die Blaue Lupine ist für ihre Tole-
und Zuckerrüben dar. Zudem gehören zu             Verantwortung übernehmen müssen.            ranz gegen Anthraknose bekannt. Auch

                                             16                                                                      AUS DEN PROJEKTEN 17 ERBSEN
Gzpkaktuell - Getreidezüchtung Peter Kunz
Gesundheitliche Eigen-
                                                   schaften von Getreide:
                                                   phenolische Verbindungen
                                                   Federica Bigongiali
che. Die neue Sorte ­Carabor von Saat-
zucht Steinach hat in allen Verfahren mit
27 dt/ha die besten Resultate gebracht.            Die Qualitätsparameter, die das Vorher-
Allerdings waren kurz vor dem Dreschen             sagen der Backqualität von Getreide er-
noch 40 % aller Pflanzen grün, was das             möglichen, werden bei gzpk im regulären
Dreschen besonders erschwert hat. Die              Züchtungsprozess erhoben. Doch was

                                                                                                               T R E F F E N D I S KU T I E R E N S TA U N E N
Lupinen-Sorten in Reinsaat haben die               steckt ausser Proteinen und Stärke noch
besten Erträge geliefert.                          alles in unseren Sorten? Und wie können
In zweitem Projekt wurden die zwei neu-            wir die Nahrungsmittelqualität unserer
en Anthraknose-toleranten Sorten Weisse            Sorten besser kennenlernen?
Lupinen mitgeprüft, die ein höheres Er-            In einem zweijährigen Qualitätsprojekt,
tragspotenzial und eine bessere Unkraut-           unterstützt vom FondsGoetheanum, un-
unterdrückung in Vergleich zu den Blauen           tersuchen wir die phenolischen Verbin-

                                                                                                   Aus der AGENDA
Lupinen haben. Dank der neuen Sorten               dungen. Dabei konzentrieren wir uns auf
könnte die Vielfalt an Körnerleguminosen           die Untergruppe der Flavonoide, die auf-
auf Schweizer Bio-Feldern weiter erhöht            grund ihrer hohen antioxidativen und ent-
und der Speisezettel erweitert werden.             zündungshemmenden Eigenschaften äus-
Die zweijährigen FiBL-Versuche an meh-             serst interessant sind (Slađana Žilić et al.,
reren Standorten haben bestätigt, dass die         2016, Benches et al. 2016).
neue Sorte Frieda eine bessere Krankheit-          Im Weizen sind phenolische Verbindun-
stoleranz als die bisher verfügbaren Sor-          gen, wie andere sekundäre Pflanzen­
ten aufweist. Im Streifenversuch brachte           inhaltsstoffe, stärker im Keim und in der
Frieda fast 42 dt/ha an Ertrag. Die Sorte          Kleie lokalisiert als im Endosperm (Liu et
Sulimo, die in den letzten Jahren sehr gute        al., 2007) und hängen stark von der Sorte
Erträge brachte, hat in diesem Jahr fast           und den Umweltbedingungen ab (Bellato
10 dt/ha weniger Ertrag erzeugt.                   et al., 2013). Um zu prüfen, ob der Gehalt
Um der neuen-alten Kulturpflanze wie-              an phenolischen Verbindungen künftig ein
der eine Bedeutung zu verschaffen, ist             Selektionskriterium sein könnte, prüfen
ein Wandel in der Wertschöpfungsket-               wir gzpk-Dinkel und -Weizensorten wäh-
te notwendig. Die Forschung hat bewie-             rend zwei Jahren an zwei Standorten und
sen, dass die heimischen Leguminosen               untersuchen dabei die Auswirkungen von
ein Ersatz für Import-Soja sein können.            Genotyp und Umwelt auf den Flavo­noid-
Jetzt müssen die nachgelagerten Verar-             Gehalt.
beitungsbetriebe diese Erkenntnisse in             Wir hoffen, dass wir bereits nächsten Win-
die Praxis umsetzen.                     m        ter mehr darüber erzählen können!         m

                                              18
Dinkel
                                                 Franca dell’Avo, Catherine Cuendet

                                                 Eine Voraussetzung, um neue Dinkel-          stämme nach Wien geschickt. Wir den-
                                                 sorten auf den Markt zu bringen, ist die     ken, dass diese Kandidaten für Österreich
                                                 Aufnahme in den Nationalen Sortenkata-       besonders gut geeignet sind – und sind
                                                 log  – und für diese Aufnahme muss eine      nun gespannt auf die Resultate aus die-
                                                 neu gezüchtete Sorte eine offizielle Prü-    sen Versuchen. Sie werden unseren «Ho-
                                                 fung durchlaufen. In der Schweiz wurde       rizont erweitern», denn Vergleichsdaten
                                                 diese Prüfung früher jährlich von Agros-     von Standorten in Österreich haben wir

Tag der offenen Zuchtgärten
                                                 cope (Forschungsanstalt des Bundes)          bis anhin nicht – so freuen wir uns auf
                                                 durchgeführt. 2016/17 wurde letztmals        die neue Zusammenarbeit.               m
                                                 eine Dinkelprüfung gemacht, und es
                                                 gibt noch kein Datum für eine nächste  –
                                                 sehr zum Nachteil von uns Züchter*in-
                                                 nen. Zusätzlich arbeitet das Bundesamt
                                                 für Landwirtschaft an einer neuen Din-
                                                 kel-Verordnung, welche voraussichtlich

                        Samstag, 26. Juni 2021
                        Infos auf www.gzpk.ch
                                                 Herbst 2021 in Kraft tritt. Dabei geht es
                                                 um die Frage, was ist ein Dinkel und wie
                                                 wird Dinkeltypizität gesetzlich definiert.
                                                 Da wir vor 2022 mit keiner weiteren Din-
                                                 kelprüfung in der Schweiz rechnen, in
                                                 unseren Zuchtgärten aber neue Zucht-
                                                 stämme bereit stehen, haben wir ent-
                                                 schieden, dieses Jahr unsere Kandida-
                                                 ten in Österreich prüfen zu lassen. Dort
                                                 heisst dieser Prozess Sortenwertprüfung,
                                                 dauert ebenfalls 2 Jahre, findet an drei
                                                 Bio- und zwei konventionellen Stand-
                                                 orten statt, und wird von der AGES, der
                                                 Agentur für Gesundheit und Ernährungs-
                                                 sicherheit durchgeführt. Die Aufnahme
                                                 in den europäischen Sortenkatalog ent-
                                                 spricht der Aufnahme in den nationa-
                                                 len Sortenkatalog – die Sortenzulassung
                                                 würde also auch für die Schweiz gelten.        Über 100 Kreuzungen werden jährlich
                                                 Im August haben wir drei unsere Zucht-         im Dinkel gemacht.

                                                                       AUS DEN PROJEKTEN 21 DINKEL
Weizen: Gestalt und Kornselektion
                                                                                            Peter Kunz

                                                                                            Gemeinsam mit Federica Bigongiali wur-      staltung als hässlich zu empfinden? Auch
                                                                                            den in der zweiten Oktoberwoche die         feinere Gestalt-Unterschiede wie in der
                                                                                            Körner der 300 Hartweizen-Kreuzungs-        Pflanzenskizze unten lassen sich zuver-
                                                                                            partner aus dem Hartweizenprojekt in        lässig erfassen. Aber woher nehmen wir
                                                                                            Pisa beurteilt und selektiert. 2020 war     nur diesen Massstab?
                                                                                            nicht nur coronabedingt ungünstig: die      Steht man einer alten Eiche, einem Nuss-
                                                                                            hohen Niederschläge haben die Ausrei-       baum oder einer Birke gegenüber, lässt
                                                                                            fung verzögert und starken Befall mit       sich der Unterschied in dem, wie diese
                                                                                            Fusarien bewirkt. Die Selektion ging er-    Bäume auf uns wirken, unmittelbar emp-
                                                                                            staunlich schnell und einstimmig von-       finden. Wer versucht, diesen Ausdruck
                                                                                            statten: innert weniger als 2 Stunden wa-   in Worten zu charakterisieren, bemerkt,
                                                                                            ren 36 Kreuzungspartner-Favoriten aus       wie schwierig das ist. Leichter fällt es,
                                                                                            den 300 Mustern ausgewählt.                 die Bäume zu zeichnen, weil man den
                                                                                                                                        Bewegungen, die sie in ihrem Wachstum
                                                                                            Die Kornselektion ist neben der Beurtei-
  Dinkelzüchtung am Mönchhof
                                                                                            lung von Wachstum und Gesundheit im
                                                                                            Feld ein äusserst effizientes Selektions-
Nach dem etwa zehnjährigen Züchtungs-            Und noch eine erfreuliche Neuigkeit:       instrument, weshalb ihr in der gzpk seit
prozess dauert dieser Sortenzulassungs-          swissgranum, die schweizerische Bran-      den ersten Anfängen ein sehr hoher Stel-
prozess nochmals zwei bis drei Jahre;            chenorganisation für Getreide, Ölsaaten    lenwert zukommt.
erst danach wird klar, ob eine Sorte auf         und Eiweisspflanzen, hat erstmals eine
den Markt kommt. Damit Landwirt*in-              Sorte der Getreidezüchtung Peter Kunz      Was zeigt sich am Korn?
nen eine Sorte dann kaufen können,               auf ihre Liste der empfohlenen Getrei-     Wieso kann dieses Instrument so effi-
muss zuerst Saatgut vermehrt werden.             desorten gestellt. Dabei handelt es sich   zient sein? «Gute Sorten sind immer
Aus Kostengründen wird erst im gros-             um die Sorte «Edelweisser», die auf die    schön.» Dieser Ausspruch stammt von
sen Stil vermehrt, wenn klar ist, dass           Liste der empfohlenen Dinkelsorten für     Walter Schmidt, einem der erfolgreichs-
ein Kandidat die Prüfung bestanden               die Ernte 2021 aufgenommen wurde und       ten Maiszüchter Europas. Weshalb ist
hat. Darum sind unsere neuen Dinkel-             nun von Landwirt*innen angebaut und        das so? Vor über 15 Jahren hat Cathe-
sorten erst jetzt «richtig auf dem Markt»        unter «Suisse Garantie» vermarktet wer-    rine Cuendet im Kornbonitur-Protokoll
in der Schweiz und für die Herbstaus-            den darf.                             m   zu einem äusserst ertragreichen Din-
saat 2020 schon früh ausverkauft. Die                                                       kel-Zuchtstamm den Vermerk «gruusig!»
neuen Prüflinge würden also frühestens                                                      notiert. Was bringt uns – oder damals die
2025 bei Landwirt*innen auf dem Acker                                                       Praktikantin – dazu, eine pflanzliche Ge-
stehen. Ganz unter dem Motto: Gut Ding
will Weile haben.                                                                                                   Getreideskizze

                                            22                                                                    AUS DEN PROJEKTEN 23 GESTALT UND KORNSELEKTION
Isola                           Petacciato                        Isola                      Petacciato
                                      928                                928                            956                           956

                                                                                                Einfluss von Sorte und Standort (Isola und Petacciato) auf die Kornausbildung

vollzogen haben, mit dem Zeichenstift,           ausbildung der Gestalt. Die gesamte Bil-     Züchterblick wiedererkennt. Wuchsen           ne begegnet dem Entwicklungsraum im
d. h. mit unseren eigenen Gliedmassen,           debewegung erfahren wir mit unseren          die Pflanzen auf tiefgründigem Boden,         Menschen, den die Züchter*innen den
nachahmend folgen kann. Aber was ge-             Sinnen. Sie prägt sich der Leibesorgani-     waren sie überdüngt, haben sie unter          bearbeiteten Pflanzen bereiten. In ihm
schieht da genau? Die aufmerksame Be-            sation ein und bildet den Erfahrungshin-     Nässe oder unter Wasser und Hitze­stress,     lässt sich das Potenzial ausloten, das die
obachtung aktiviert die unteren Sinne,           tergrund des Züchterblicks.                  unter Pilzkrankheiten und Unwettern ge-       Pflanze bisher noch nicht realisiert hat.
sie spricht das Gleichgewicht und die ei-        Die durch die Wurzel aufgenommenen           litten? Liess sich die Pflanze dadurch aus    Achtsamkeit, gedanklich offene und kla-
gene Beweglichkeit an und erzeugt eine           Mineralstoffe werden mit Hilfe der aus       dem Gleichgewicht bringen oder reagier-       re Beobachtung hebt es ins erkennende
Lebensempfindung, die wir als knorrig,           der Assimilation gewonnenen Energie          te sie resilient? War der Übergang zur Rei-   Bewusstsein.
weit ausladend oder aufstrebend leicht           aktiv in organische Substanzen umge-         fung harmonisch oder abrupt?                  Und dann ist es der Selektionsent-
beschreiben. Das Beobachtete ist also            wandelt und diese fügen sich bei gesun-                                                    schluss, der das Potenzial zur Realisie-
längst nicht nur das Gesehene, son-              den Pflanzen während dem vegetativen         Züchterblick                                  rung, zur Neugestaltung in der künfti-
dern es spricht den ganzen Menschen              Wachstum sofort restlos in den Gestal-       Auch die ganze Palette der mit der Kreu-      gen Sorte führt. Es ist der Entschluss, die
direkt an und bringt ihn innerlich in Be-        taufbau ein. Das ändert sich, sobald die     zung erzeugten Vielfalt der Sortenunter-      Körner wieder auszusäen, oder eine neue
wegung. Diese Bewegung geht von der              Kornbildung (bei anderen Kulturpflan-        schiede wird erfahrbar, nicht allein über     Kreuzung anzulegen. Der Entschluss, die
Ganzheit des Beobachteten aus und bil-           zen die Fruchtbildung) einsetzt, denn        den Sehsinn, sondern wie oben geschil-        Pflanzen weiterhin in die Zukunft zu be-
det die Grundlage unseres Urteils. Nur           diese besteht immer in einer Redukti-        dert, ist die gesamte Sinnesorganisation      gleiten, bildet den Boden dafür, dass sich
verschlafen wir dies meistens.                   on der Gestaltung. Beim Getreide ist der     daran beteiligt. Beobachtet man sich bei      die ausgewählten Körner tatsächlich zur
                                                 Höhepunkt der Gestaltdifferenzierung         der Kornselektion selber, lässt sich fest-    neuen Sorte entwickeln. Im kommenden
Entwicklungsphasen im Getreidejahr               bei der Blüte erreicht und es erfolgt eine   stellen, wie der Anblick einer Handvoll       Jahr wird man diesem Entschluss ange-
Kommen wir zurück zu den Getreide-               komplette Neuorientierung des gesam-         Körner innert Sekundenbruchteilen das         sichts der Pflanzen im Feld wieder be-
pflanzen: als Züchterinnen und Züch-             ten Stoffwechsels. Gegenüber der Ähre        Befinden des unteren Menschen kom-            gegnen und erneut wahrnehmen können,
ter verfolgen wir das Wachstum über              ist das Korn ein plumpes Ding. Was dem       plett verändern kann. Es besteht zu den       wie die Pflanzen gedeihen. Und ebenso
alle Stadien von der Keimung über die            Korn an Gestaltausdifferenzierung fehlt,     Pflanzen eine unmittelbare Verbindung,        wie der Biografie der Pflanze begegnen
Bestockung zum Schossen, zur Blüte, zur          besitzt es als Entwicklungspotential. Des-   die wir normalerweise nicht bemerken.         die Züchter*innen ihrer eigenen, die sich
Kornfüllung und -reifung bis zum trocke-         halb hat seine Gestaltung grösste Bedeu-     Der Züchterblick ist weit mehr als ein        aus diesen Entschlüssen aufbaut.         m
nen, erntereifen Samen. Das Pflanzen-            tung: in ihr prägt sich die gesamte vor-     Sehakt und auch mehr als eine reine
wachstum ist im Wesentlichen die Her-            angegangene Entwicklung aus, die der         Empfindungssache. Das Wahrgenomme-

                                            24                                                                       AUS DEN PROJEKTEN 25 GESTALT UND KORNSELEKTION
Gesucht: Weizensorten für eine nachhaltige
Landwirtschaft
Nicole Bischofberger, Michael Locher

       Die Schweizer Landwirtschaft sieht sich vor dem Hintergrund                           nicht nur pestizidfreie Lebensmittel zu      zwei neue Stämme zur offiziellen Prü-
       der Pestizid- und der Trinkwasserinitiative einem grossen Druck                       fordern, sondern dafür auch einen ange-      fung angemeldet.
       ausgesetzt, den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide zu                           messenen Preis zu bezahlen.                  Bereits ein Prüfjahr hinter sich haben
       reduzieren.                                                                                                                        ANSC2795 und AIAT110.7 in welchem
                                                                                             Das Getreidejahr 2020                        beide beachtlich abgeschnitten haben.
                                                                                             Dieses Jahr war aufgrund des trockenen       APWE8.11 steht als gesunder N-effizien-
Wir von der gzpk, vor allem im Bio-Sek-            tionskriterien für Biosorten entspre-     Frühlings und dem darauffolgenden (zu)       ter Klasse-1 Kandidat vor der Zulassung
tor tätig, bekommen dies auf mehreren              chen: länger im Wuchs, gesund im          feuchten Juni kein einfaches Getreide-       zum Sortenkatalog. Der zweite Stamm
Ebenen zu spüren:                                  Blatt, lockere Ährenhaltung ... Eine      jahr. Sowohl die Erträge als auch die Qua-   dieses Prüfjahres, AIRA8.47 musste lei-
                                                   klare Entwicklung und nicht über-         litäten erreichten nicht ganz die Vorjah-    der von der Prüfung zurückgezogen wer-
. In Gesprächen mit konventionellen                sehbare Referenz an die Biozüchtung.      reswerte. Die Pflanzengesundheit war         den, da er sich aufgrund des weichen Kle-
  Landwirt*innen, welche bisher nach             . … und nicht zuletzt haben auch wir        jedoch vielerorts gut, was das Ausselek-     bers nicht im Standardverfahren verba-
  den Richtlinien von IP-Suisse wirt-              Biozüchter*innen diese positive Ent-      tieren nach Krankheiten dieses Jahr wie-     cken lässt.                            m
  schafteten und neu aufgrund der                  wicklung im konventionellen Umfeld        derum erschwerte.
  grossen Nachfrage mehr oder weni-                zu spüren bekommen: Erstmals seit
  ger freiwillig komplett auf Pestizide            Bestehen der gzpk sind wir vom Ge-        gzpk-Sorten auf dem Prüfstand
  verzichten, und zum ersten Mal über-             treidebranchenverband swiss granum        Für den Eintrag in den Nationalen Sor-
  haupt mit einem Hackstriegel gegen               angefragt worden, eine besonders ge-      tenkatalog Schweiz wurden dieses Jahr
  allfällige Unkräuter vorgehen.                   sunde Sortenkandidatin ( APWE8.11 )
. Auf der Ebene der Technischen Kom-               für das Prüfnetz im konventionellen
                                                                                               Prim auf der empfehlenden Sortenliste 2021
  mission der Getreide-Branchenverei-              Anbau anzumelden.
  nigung swiss granum, welche die kon-                                                         Prim ist 6 Jahre nach Pizza nun die vierte gzpk-Sorte auf Liste der empfohle-
  ventionelle Sortenliste herausgibt: So         gzpk unterstützt diese Entwicklung des        nen Biogetreidesorten von BioSuisse. Der Name Prim (= der/die Erste) steht
  wurde dieses Jahr von einem grossen            gesamten Getreideanbaus in der Schweiz        für eine sehr frühreife Sorte mit lockerer Ähre, welche bei ähnlichem Ertrag
  Akteur in der konventionellen Land-            hin zu einem verantwortungsbewusste-          wie Wiwa eine sehr gute Backqualität aufweist. Weitere positive Eigenschaf-
  wirtschaft erfolgreich beantragt, dass         ren Umgang mit chemisch-synthetischen         ten dieses Einzelährentypes sind die trotz beachtlicher Pflanzenlänge gute
  ältere krankheitsanfällige Sorten, wel-        Pflanzenschutzmitteln.       Gleichzeitig     Standfestigkeit, und die schöne rote Halmfärbung bei der Abreife. Eine be-
  che öfters gespritzt werden müssen,            müssen all jene, welche sich schon seit       schränkte Menge an Saatgut wird für die Aussaat im Herbst 2021 zur Verfü-
  durch Neuzüchtungen, welche bessere            langer Zeit tagtäglich für eine gesunde,      gung stehen; interessierten Landwirt*innen empfehlen wir eine frühzeitige
  Resistenzen aufweisen, ersetzt wer-            nachhaltige Nahrungsmittelproduktion          Bestellung bei der Sativa.
  den sollen.                                    einsetzen, vor einem Preiszerfall ihrer       Alle Sorten auf der empfehlenden Sortenliste werden uneingeschränkt für
. Bei der staatlichen (konventionellen)          aufwändig, konsequent biologisch pro-         den biologischen Getreidebau empfohlen und müssen von den Sammelstellen
  Weizenzüchtung Agroscope, wo heu-              duzierten Lebensmittel, bewahrt wer-          angenommen werden. Neben Prim sind dies Wiwa, Tengri und Pizza aus un-
  te ebenfalls Sortentypen gezüchtet             den. Hierbei stehen nicht zuletzt auch        serer Züchtung.
  werden, welche den bewährten Selek­            die Konsument*innen in der Pflicht,

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Triticale darf wieder aufs Feld
Cora Schibli

       Triticale aus dem Kühllager, Triticale im Sommeranbau,
       Triticale im Handel.

Dieses Jahr durften die 2018 einge-              wurde diese Auswahl als Vorprüfung
lagerten Triticalestämme wieder auf              ausgesät, mit deren Ernte wir die ver-
dem Feld stehen. Aus dem Kühllager               gleichenden Ertragserhebungen und die
eines Logistikers, wo alle unsere Ab-            Qualitätsanalyse beginnen.
stammungen nun jedes Jahr bei minus              Und nicht nur die Vorprüfung. Auch wei-
18 °C eingelagert werden und vor Mot-            teres Material haben wir diesen Herbst
ten und Alterungserscheinungen ver-              wieder aus den Kisten geholt und in
schont bleiben, ging es wieder aufs Feld.        kleinerem Umfang ausgesät, sodass
Diese Einlagerung hat sich gelohnt. Die          jetzt von jeder Generation Triticale wie-
Keimfähigkeit der 150 Stämme, die sich           der ein Teil auf dem Feld steht.              Das Merkmal Pflanzenlänge wird erhoben
im 7. Jahr nach der Kreuzung befinden,
war ausgesprochen gut und somit die              Wechseltriticale – Versuche mit             ist an allen Orten gut und die Körner      fomationen über die Rohstoffe näher zu
Ausprägung der einzelnen Typen gut zu            TRIPANEM                                    sehr schön. Die Ernte von Brems muss-      bringen. Passend zum Motto: Bio von
erkennen. Das Jahr war günstig für das           TRIPANEM hat gute Eigenschaften für         te noch durch einen Farbausleser, um       Anfang an. Auch die Fragen, mit denen
Getreide, sodass die Ernte zügig und im          vielseitige Verwendung. Dieses Jahr         sicher jedes Mutterkorn zu finden, be-     der Handel täglich durch Kund*innen
richtigen Zeitpunkt eingebracht werden           wollten wir wissen, ob er auch als Som-     vor sie, einmal mehr vom Bio Beck Leh-     konfrontiert wird, konnten in diesem
konnte. Leider waren nur wenige Krank-           mergetreide angebaut werden kann.           mann, zu wertvollem Brot verbacken         Rahmen konstruktiv diskutiert werden.
heiten an unseren Selektionsstandorten           So kann das Saatgut, falls es im Herbst     wird.                                      Was sollen wir sagen, hiess es da, wenn
vorhanden. Nur anhand der Kornboni-              nicht möglich war zu säen, im Frühjahr                                                 die Kundin fragt: «Ist dieses Brot mit Ur-
tur konnte gut selektiert werden. Dabei          verwendet werden. Das experimentier-        Weiterbildung für Müller, Bäcker*in-       dinkel gemacht. Der ist viel gesünder
erstaunt es immer wieder, wie wenig              freudige Landwirteehepaar Brem vom          nen und Bio-Handel – dank Bio-Beck         als der andere.» Wir wünschen uns wei-
Wert der Kornausbildung beigemessen              Wattwilerhof hat im März mehr als eine      Lehmann                                    tere solche Anlässe, an denen wir bis
wird. Die Körner unserer Selektion sind          halbe Hektare ausgesät und die gzpk         Ein erfreulicher Anlass war der Kund*in-   zum Verkaufspersonal gelangen, um
im Vergleich zu vielen Standards, auch           zwei 8 m2-Parzellen in Oberstammheim        nenanlass von Bio-Beck Lehmann im          mit Stereotypen aufzuräumen und auf
solchen, die wir direkt vom Züchter-             und Feldbach. Das Resultat ist durch-       Herbst, wo wir eingeladen wurden,          Fragen von Bäcker*innen oder Bioläden
haus bekommen, weniger eingefallen               zogen. An beiden gzpk-Standorten be-        speziell über Triticale und Dinkel so-     und Bio-Abteilungen einzugehen.         m
und schrumpelig, dafür haben sie aus-            trug der Ertrag 70–80 % im Vergleich        wie unsere Züchtung zu berichten. Das
nahmslos eine glatte Oberfläche und              zum Winteranbau, vom Wattwilerhof           war eine einmalige Gelegenheit, den
einen ausgefüllten Bauch. Im Oktober             ist er noch nicht erhoben. Die Qualität     Verkäufer*innen des Endproduktes In-

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Schwarzrost in unseren Zuchtgärten
Verena Weyermann

Im Sommer Aktuell 2019 gab es den                Doch auch in der Schweiz konnten wir       Mit geschultem Blick fanden wir eben-         rem mit Hilfe von Markern neue resisten-
letzten Bericht im Zusammenhang mit              diesen Sommer erstmals Schwarzrost in      falls in Mesikon, wo vor allem die jün-       te Sorten selektiert werden.
Schwarzrost (Puccinia graminis) von unse-        unseren Zuchtgärten beobachten. Peter      geren Generationen F 2 – F 4 stehen, ver-     Im ersten Projektjahr wird ein Set von
rer Seite. Mittlerweile sind unsere Wei-         Kunz hat ihn in unserem Zuchtgarten        einzelt befallene Halme. Dasselbe in          Weizen und wenigen Dinkeln aus Europa
zen-, Dinkel-, Triticale- und Emmerlinien        in der Rheinau als erster entdeckt. Neu-   unserem Zuchtgarten in Feldbach: Bei          an drei verschiedenen Standorten unter
nach einigen Komplikationen – Erstel-            gierig machten wir uns auf den Weg in      der Sträusschenernte, also relativ spät,      künstlicher Inokulation auf Steinbrand
lung phytosanitäres Zeugnis, Reduktion           die Rheinau, um den Schwarzrost zu su-     hatten wir auch dort Schwarzrost-Be-          (Tilletia caries) und an zwei Standorten
des Flugverkehrs – in Kenia angekom-             chen. Bisher war uns der Schwarzrost       fall. An allen drei Standorten war der        mit nachgewiesener Zwergbrandsporen-
men und werden dort auf ihre Schwarz-            nur von Bildern bekannt. Mit dem Wis-      Befall vereinzelt, nicht sehr stark und       belastung (Tilletia controversa) im Boden
rost-Widerstandsfähigkeit getestet. Ers-         sen wo suchen, entdeckten wir schnell      kam erst spät in der Pflanzenentwick-         geprüft. Die gzpk stellt und betreut einen
te Resultate sollten wir diesen Winter           die ersten befallenen Halme, in der Wei-   lung. Eine Beeinträchtigung in der Kor-       Steinbrand-Standort und ist Partnerin
erhalten.                                        zen-Generation F6, aber auch im Dinkel.    nausbildung oder ertragsvermindernde          bei den Kreuzungen, sowie bei der Ent-
                                                                                            Folgen konnten wir daher nicht feststel-      wicklung der Populationen.              m
                                                                                            len. Standorte in Italien/Sizilien für eine
                                                                                            zuverlässige Prüfung unserer Linien auf
                                                                                            Schwarzrost-Widerstandsfähigkeit sind
                                                                                            in Abklärung. Das Thema wird uns si-
                                                                                            cherlich noch vermehrt herausfordern!
                                                                                            2020 hat also gezeigt, dass Schwarz-
                                                                                            rost auch in unseren Breitengraden im-
                                                                                            mer mehr ein Thema wird. Wir bleiben
                                                                                            dran …

                                                                                            Steinbrand und Zwergsteinbrand
                                                                                            Das BLW-Projekt «Sanscarie», eingege-
                                                                                            ben von Delley Samen und Pflanzen AG
                                                                                            in Zusammenarbeit mit Agroscope und
                                                                                            gzpk, ist diesen Herbst gestartet. Das
                                                                                            Projekt hat zum Ziel, das Rassenspek­
                                                                                            trum in der Schweiz zu kartographieren,
                                                                                            verschiedene Weizen und einige Dinkel
                                                                                            auf Steinbrand und Zwergbrandresisten-
                                                                                            zen zu untersuchen, sowie die Erstellung
                                                                                            von steinbrandresistenten Populationen.
  Schwarzrost an Weizenstängeln                                                             Aus den Populationen sollen unter ande-

                                            30                                                                     AUS DEN PROJEKTEN 31 SCHWARZROST
Vereinsnachrichten
                                                Herbert Völkle, Monika Baumann

                                                Viel Neues und Gutes gibt es zu berichten   Neue Projekte
                                                aus diesem Jahr. Die Dinkel- und Weizen-    Jahrelange Vorarbeit in Verbänden und
                                                sorten aus der gzpk-Züchtung erfreuen       politischen Gremien zielten auf eine
                                                sich weiterhin zunehmender Beliebtheit      Stärkung der Schweizer Pflanzenzüch-
                                                in einer steigenden Zahl von Ländern,       tung ab. Mit der Motion Hausammann
                                                und die Biozüchtung gewinnt zuneh-          18.3144 bekamen wir unerwartet schnell
                                                mend an Bedeutung. In der Schweiz wird      Gehör für dieses Anliegen: Das Parla-
                                                gzpk zu einer anerkannten Akteurin in       ment verabschiedete die Motion und da-
                                                der Züchtungslandschaft. Wir gehen ge-      mit eine jährliche Finanzhilfe für Pro-
                                                stärkt in die Zukunft.                      jekte zur Förderung der Pflanzenzüch-
                                                                                            tung und Sortenprüfungen in der Höhe
                                                Finanzielle Auswirkungen                    von 3  Millionen Franken über vier Jahre.

Aus dem VEREIN                                  Gestärkt in die Zukunft schauen wir,
                                                weil wir auf ein kompetentes Team und
                                                funktionierende Netzwerke bauen kön-
                                                                                            Das Bundesamt für Landwirtschaft wur-
                                                                                            de mit der Vergabe der Gelder beauftragt.
                                                                                            Interessierte hatten die Möglichkeit, per
        V I S I O N F I N A N Z E N AG E N DA
                                                nen, sowie neue Projekte an Land gezo-      Ende April und Ende November Projekt-
                                                gen haben. Und dennoch, die aktuellen       anträge einzureichen. Diese mussten ei-
                                                Unsicherheiten machen sich auch bei         nem detaillierten Anforderungskatalog
                                                unserem Budget bemerkbar. Stiftungen        vom BLW entsprechen.
                                                prognostizieren erste Rückgänge bei den     Eine wichtige Vorgabe betraf den Ver-
                                                Spendengeldern für 2021 und Folgejahre,     bundcharakter von Projekten: Diese soll-
                                                freie Mittel werden immer rarer. Dies be-   ten mit der Branche und den wichtigs-
                                                deutet, dass wir mit jedem zusätzlichen     ten Akteuren abgestimmt sein und wenn
                                                Franken auch spezifische Projektarbeit      immer möglich vorhandene Synergien
                                                leisten müssen. Das ewige Thema der         nutzen. Im Nebeneffekt der Projektent-
                                                fehlenden Basisfinanzierung ist damit       wicklung wurde deshalb die Zusammen-
                                                immer noch nicht gelöst. In Deutschland     arbeit mit vielen Institutionen gestärkt,
                                                läuft ein Pilotprojekt zur künftigen, al-   die sich mit Züchtung und Saatgut von
                                                ternativen Züchtungsfinanzierung. Für       ackerbaulichen Kulturen befassen. Wo
                                                die Schweiz bleibt ein solches Modell zu    früher noch gekämpft werden musste,
                                                prüfen – wir könnten damit nicht nur die    ist der Bio-Sektor heute mit einem neuen
                                                schweizerische Pflanzenzüchtung stär-       Selbstverständnis vertreten. Das macht
                                                ken, sondern auch aktiv auf ein nach-       Freude und motiviert!
                                                haltiges Ernährungssystem hin arbeiten.     gzpk hat gleich drei Projekte bewilligt
                                                Wir machen weiter!                          erhalten für die Kulturen Weizen, Erb-

                                                                         AUS DEM VEREIN 33 VEREINSNACHRICHTEN
Rückmeldungen an gzpk

sen und Dinkel. Ein Antrag für Triticale         Team
ist noch in Prüfung. Daneben ist gzpk            Gute Nachrichten gibt es auch aus unse-
als Partnerin in weiteren BLW -Projekten         rem Team zu berichten. Wir freuen uns,
vertreten: Eiweisserbsenversuche von             dass wir im Bereich der Qualitätssiche-
swiss granum, Brand-Projekt Sanscarie            rung kompetent unterstützt werden:
von DSP , SpeltBase21 von IG Dinkel und          Evelyne Vonwyl hat seit September die
noch hängig der Antrag zu Lupinen in             Verantwortung für Qualität und Labor bei
Zusammenarbeit mit FiBL Schweiz.                 uns übernommen und ist sich tatkräftig
                                                 am Einarbeiten. Unsere Qualitätsprojek-
Anpassungsfähigkeit                              te in Italien werden weiterhin von Fe-      «Liebe Catherine, hoffe, es geht Euch gut in Zeiten
Nicht nur von unseren Pflanzen ist An-           derica Bigongiali begleitet. Federica hat   Coronas! Durch den Shut-Down und dem damit ver­
passungsfähigkeit gefordert. Das tur-            sich entschieden in ihre Heimat zurück-     bundenen Zu-Hause-Bleiben haben wir 1000€ nicht
bulente Jahr hat auch unsere eigenen             zukehren und unterstützt uns deshalb        ausgeben können. Die bekommst Du für Deine
Anpassungsfähigkeiten,       Flexibilität        direkt vor Ort.                             segens­r eiche Arbeit.
und unseren Improvisationssinn ge-               Verstärkung im Getreidezüchtungsteam        Hab es soeben auf das Spendenkonto GLS Bochum
stärkt. Was seit über 35 Jahren jedes            erhalten wir per Januar 2021 mit Felix      überwiesen, mit dem Verwendungszweck, dass es für
Jahr selbstverständlich stattfand, muss-         Jähne und Miriam Kamp. Felix wird im        Dich ist.» Hermann Deist
te neu gedacht werden: Der Tag der of-           Getreideteam unter anderem die Em-
fenen Zuchtgärten konnte zum ersten              merzüchtung übernehmen und mit Mi-          «Ich bin zutiefst beeindruckt von Leuten wie Ihnen,
Mal nicht vor Ort durchgeführt werden.           riam besetzen wir zum ersten Mal eine       die den richtigen, schweren Weg gehen. Viel Erfolg
Stattdessen gewährten wir interessier-           Teilzeit-Trainee-Stelle: sie absolviert     und Energie, ich hoffe das Sie sich durchsetzen
ten Zuschauer*innen digitale Einblicke           nebst der praktischen Arbeit bei gzpk       werden.
in unsere Zuchtgärten. Die Videos dazu           das Online-Masterstudium in Pflanzen-       Es wäre mir eine Grosse Ehre, vielleicht in ein paar
sind auf unserer Webseite ersichtlich.           züchtung an der Universität Wagenin-        Jahren, aus Ihren mit Liebe gezüchteten Samen Öl
So sehr wir dieses Eintauchen in neue            gen. Wir wünschen beiden einen guten        zu produzieren.» Ein Ölmüller aus Österreich
Welten schätzen lernten, wünschen wir            Start! Im Leguminosen-Team hat uns
uns doch ganz fest, dass wir Sie am 26.          dieses Jahr Barbara Dolder als Prakti-
Juni 2021 wieder persönlich bei uns in           kantin unterstützt. Wir freuen uns, dass
Feldbach begrüssen können. Bis dahin             auch sie ein weiteres Jahr ihre Kompe-
erfahren Sie auf unserer Webseite Neues          tenzen bei uns einbringt und das Legu-
zu bevorstehenden Webinaren und wei-             minosenteam verstärkt. In der nächsten
teren digitalen Formaten, die wir aus-           Ausgabe fragen wir die Neuen, wie der
probieren.                                       Start geglückt ist.                    m

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