Handreichung Offene Kulturdaten - schleswig-holstein.de
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Digitaler Masterplan Kultur Schleswig-Holsteinische für Schleswig-Holstein Landesbibliothek Handreichung Offene Kulturdaten Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 1
Einleitung Was sind offene Kulturdaten? In dieser Handreichung soll ein erster Die Frage „Was sind offene Kulturda- Einstieg in das Thema „Offene Kul- ten?“ soll in zwei Teilen beantwortet turdaten und ihre Chancen für Kultur- werden. Zunächst beschäftigen wir einrichtungen“ gegeben werden. Da- uns mit der Frage, um was es sich für wird zunächst eine Beschreibung bei „Kulturdaten“ handelt. Anschlie- bzw. Differenzierung von Metadaten ßend wird darauf eingegangen, was und (Kultur-)Daten gemacht, um eine „offen“ in diesem Zusammenhang hinreichende Unterscheidung für bedeutet. die darauffolgenden Erläuterungen machen zu können. Es folgt eine 1. Was sind (Kultur)-Daten? Definition offener Daten und damit Mit dem Begriff „Kulturdaten“ verbunden auch eine Erläuterung werden in der Praxis leider oft rechtlicher Punkte, insbesondere der unterschiedliche Arten von Daten Nutzungsrechte. bezeichnet. Man muss jedoch eine Unterscheidung zwischen Metadaten In einem zweiten Teil werden die auf der einen und Digitalisaten (auch Chancen und Möglichkeiten offe- als „Contentdaten“ bezeichnet) und ner Daten für Kultureinrichtungen sonstigen Daten auf der anderen dargestellt. An Beispielen aus dem Seite vornehmen. In- und Ausland wird geschildert, wie Kultureinrichtungen mit Thema Auf der Seite der Daten finden wir offene Daten umgehen und Erfolgs- mit Digitalisaten eine Besonderheit geschichten aufgezeigt. Daran wird im Kulturbereich vor. Es handelt deutlich, dass von offenen Daten alle sich bei Digitalisaten um digita- Seiten profitieren. le Abbilder analoger Werke bzw. Sammlungsgegenstände (Buch, Dia, Gemälde, Vase, Film, Musik einer Schallplatte) oder gleich digital ent- standener Abbilder von Ereignissen (z. B. Tonaufzeichnung einer Rede, Video einer Theateraufführung). Neben den Digitalisaten fallen auch im Kulturbereich sonstige Daten an, wie sie auch in anderen Diszip- linen anfallen: tägliche Anzahl der Besucher eines Museums, Daten, 2
Temperatur und Luftfeuchtigkeit im ten erhoben wurden. Bei Digitalisa- Archiv, Ausleihlisten einer Bibliothek, ten lassen sich inhaltliche Metadaten Zugriffszahlen auf die Webseite usw. (Wann ist das Bild gemalt worden? Ein wichtiger Unterschied – auch in Wer ist der Maler? Welche Materiali- Hinblick auf rechtliche Fragestellun- en wurden verwendet?) und techni- gen – ist, dass diese sonstigen Daten sche Metadaten (Mit welcher Kamera in der Regel keine Werke im Sinne wurde das Video aufgezeichnet? des Urheberrechts, sondern einfache Welche Auflösung wurde beim Scan- Tatsachenbeschreibungen sind. Die- nen verwendet? Welches Kompres- se sonstigen Daten stehen aber nicht sionsverfahren wurde verwendet?) im Fokus dieser Handreichung, hier unterscheiden. geht es vor allem um Digitalisate. Als Beispiel sind hier einige aus- Metadaten geben dabei Auskunft gewählte Metadaten der Datei zu darüber, unter welchem Umständen sehen, die für das Titelbild verwen- und mit welchen Methoden die Da- det wurde: Inhaltliche Titel Bahnhof von Preetz 1867 Metadaten Objektbezeichnung Fotografie Sachgruppe Fotografie Künstler unbekannt Datierung 1867 Maße Blattmaß: Höhe: 26 cm; Breite: 30,2 cm (Träger) Bildmaß: Höhe: 17,4 cm; Breite: 24,1 cm Material Fotopapier (auf Karton) Technik Schwarzweißfotografie Technische Dateityp JPEG Metadaten Bildgröße 1600x1188 px Dateigröße 192 kB Kompressions- Baseline DCT, Huffman coding verfahren Farbkanäle 1 3
Zum Teil ist es möglich, Metadaten Branchenverband der deutschen technisch direkt in die Dateien der Informations- und Telekommunikati- Digitalisate einzubinden. Als Bei- onsbranche: spiel sei das Exchangeable Image File Format (EXIF) genannt, mit dem Open Data sind ungefilterte und Metadaten in digitale Bilder einge- maschinenlesbare elektronische bunden werden können. Die Einbet- Daten, die jedem öffentlich, tung hat den Vorteil, dass Digitalisat zweckfrei und unverbindlich zur und Metadaten nicht aus Versehen Verfügung gestellt werden.1 voneinander getrennt werden. Mit separat gespeicherten Metadaten hat Diese Definition lässt sich grob in man hingegen die Möglichkeit, Analy- zwei Bereiche zerlegen: Technik und sen unabhängig von den in der Regel Recht. sehr großen Digitalisaten durchfüh- Aus technischer Sicht ist inter- ren zu können. Sie ermöglichen es essant, dass die Daten „maschi- außerdem, auch analoge Sammlungs- nenlesbar“ sind, also von einer gegenstände zu beschreiben. Im mu- Maschine bzw. einem Computer- sealen Kontext wird zu diesem Zweck programm gelesen und interpre- oft Lightweight Information Describ- tiert werden können. Man kann mit ing Objects (LIDO) verwendet. den Daten sozusagen rechnen. Ein eingescannter Ausdruck würde Gerade in der interdisziplinären diese Bedingung nicht erfüllen. Zusammenarbeit verschwimmen Den Begriff „elektronisch“ könnte die Grenzen zwischen den drei hier man heute quasi mit digital gleich- aufgezeigten Bereichen zum Teil. setzen. Streng genommen wäre Was für die einen Forschenden „nur“ auch ein nicht-digitales Tonband Metadaten zu den sie eigentlich inte- ein (mit gewissen Einschränkun- ressierenden Digitalisaten sind, sind gen) maschinenlesbarer elektroni- für andere Forschende die zentralen scher Datenträger, aber wir denken Forschungsdaten – die Digitalisate bei Open Data in der Regel an spielen für diese Forschung so gut digitale Dateien. wie keine Rolle. Juristinnen und Juristen werden 2. Was bedeutet „offen“? sich für die drei Begriffe „öffentlich, Es gibt verschiedene Definitionen zweckfrei und unverbindlich“ inter- davon, was „Open Data“ = „offene essieren. Daten“ bedeutet. Kurz und bün- Die erste Eigenschaft „öffentlich“ dig formuliert es Bitkom e. V., der besagt, dass Daten veröffentlicht 4
werden, also jeder Person zugäng- Stellen die Daten „nicht über das lich gemacht werden. Ein Passwort zur Erfüllung ihres gesetzlichen oder ähnliche Zugangseinschrän- Auftrags erforderliche Maß hinaus kungen darf es nicht geben. auf Richtigkeit, Vollständigkeit, Der zweite Begriff „zweckfrei“ zielt Plausibilität oder in sonstiger Wei- auf das Thema Nutzungsbedin- se prüfen“ müssen (§5 Abs. 5) und gungen bzw. Lizenzen. Um Daten schließt eine Haftung für „Schäden, optimal nutzen zu können, darf die durch die Weiterverwendung die Verarbeitung nicht an einen oder Nutzung von bereitgestellten bestimmten Zweck gebunden sein. Daten verursacht werden“ aus (§6 Bei offenen Daten sollte auch die Abs. 1). Nutzung zu kommerziellen Zwe- cken möglich sein. Ein Verbot der Bleibt der Begriff „ungefiltert“. Wer- kommerziellen Nutzung betrifft den Daten wirklich ungefiltert veröf- nämlich nicht nur Technologie- fentlicht? Strenggenommen muss die Giganten. Es macht auch auch die Antwort „nein“ lauten. Denn natür- Nutzung in Kursen und Schulun- lich müssen sich herausgebende gen, die gegen Honorar erbracht Stellen an Recht und Gesetz halten werden, unmöglich. Schon die und dürfen daher gewisse Arten von Rechtsunsicherheit bei einer Daten nicht veröffentlichen. Die wohl Lizenz, die kommerzielle Nutzung naheliegende Einschränkung betrifft ausschließt, kann dazu führen, dass personenbezogene Daten lebender aus Angst vor rechtlichen Folgen Personen, die ohne spezial-gesetz- eine Nutzung unterbleibt, obwohl liche Regelung nicht veröffentlicht die Nutzung eigentlich klar nicht- werden dürfen. Mit Einwilligungen kommerziell wäre. Das schleswig- lässt sich nicht wirklich arbeiten, da holsteinische Open-Data-Gesetz durch das erwünschte Teilen der verlangt daher auch, dass Daten Daten ein Widerruf der Einwilligung „unbeschränkt unter freier Lizenz nicht möglich wäre. Außerhalb des zur Verfügung gestellt werden“ Kulturbereichs gibt es noch weitere sollen (§5 Abs. 1). Einschränkungen,etwa. Informatio- Schließlich regelt der Begriff nen, die die öffentliche Sicherheit „unverbindlich“, dass durch die betreffen, z.B. Details zur Lage von Nutzung der Daten weder die Stromleitungen. Auch im Bereich von nutzende Person noch die daten- Umweltinformationen können Daten herausgebende Stelle Verpflich- zurückgehalten werden, z.B. die tungen eingeht. Das schleswig- geographische Lage von Nistplätze holsteinische Open-Data-Gesetz seltener Vogelarten. regelt, dass herausgebende 5
Nutzungsrechte/Lizenzen sollten, ist die Kennzeichnung als Die häufigste Frage, die uns im „Creative Commons CC0 1.0 Univer- Zusammenhang mit der Bereitstel- sell (CC0 1.0) Public Domain Dedica- lung offener Daten begegnet, ist tion“ sinnvoll. Hierbei wird auch auf die nach den Nutzungsrechten bzw. eine Namensnennung verzichtet, was der Lizenz. Warum ist es überhaupt insbesondere beim Zusammenfüh- wichtig, eine Lizenz anzugeben? Das ren einer Vielzahl von Datenquellen „ABC der Offenheit“ bringt das Pro- die Arbeit erleichtert. blem kurz und bündig auf den Punkt: sehr offen „Für juristische Laien gilt die Faust- regel: Was nicht ausdrücklich erlaubt PD ist, ist im Zweifel verboten.“ Möchten teilen CC0 wir also die Verwendung unserer Daten bzw. Digitalisate ermögli- remixen BY chen, so müssen wir entsprechende Erlaubnisse erteilen. Da die Vergabe kommerziell BY SA von Nutzungsrechten mit Hilfe indi- vidueller Vereinbarungen sehr (zeit-) BY NC aufwändig wäre, verwendet man teilen dafür freie Lizenzen. Diese geben für jeden standardisiert entsprechende remixen BY NC SA Erlaubnisse zur Nutzung. BY ND Es gibt eine Reihe freier Lizenzen. teilen Welche soll man also verwenden? BY NC ND Die Europäische Kommission ver- geschlossen wendet seit 2019 für alle Ihre Veröf- alle Rechte fentlichungen die Lizenz „Creative vorbehalten Commons Namensnennung 4.0 In- ternational — CC BY 4.0“ 2, die daher Die Vergabe von Nutzungsrechten ist eine gute Wahl zu sein scheint. Die nur dann möglich/erforderlich, wenn einzige Bedingung für eine Nutzung die Daten überhaupt dem Urheber- der Daten ist eine Kennzeichnung, recht unterliegen. Dazu muss eine woher die Daten stammen und ob Schöpfungshöhe erreicht werden, sie bearbeitet wurden. was bei der einfachen Auflistung von Messwerten in der Regel nicht Für (Meta-)Daten, bei denen abseh- der Fall ist. Abgesehen von diesem bar ist, dass sie Bestandteil größerer speziellen Fall dürfte im Bereich der Datenbestände werden könnten und Kultur die Schöpfungshöhe aber stets 6
erreicht werden. Insbesondere im von der scannenden oder fotografie- Bereich des Kulturerbes ist relevant, renden Person die entsprechenden dass das Urheberrecht 70 Jahre nach Nutzungsrechte an den Digitalisaten Tod der Urheberin oder des Urhe- einräumen lassen, sofern dies nicht bers (bzw. der am längsten lebenden bereits etwa in Arbeitsverträgen Person, bei mehreren Beteiligten) er- geregelt wurde. lischt und das Werk danach automa- tisch in die Gemeinfreiheit übergeht. Was haben Kultureinrichtungen von offenen Daten? Literaturempfehlung zu diesem The- In Artikel 27 der Allgemeinen Erklä- ma: „ABC der Offenheit“ der Open rung der Menschenrechte heißt es: Knowledge Foundation Deutschland und Wikimedia Deutschland. (1) Jeder hat das Recht, am kultu- rellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den Künsten zu erfreuen und am wissenschaft- lichen Fortschritt und dessen Errungenschaften teilzuhaben. (2) Jeder hat das Recht auf Schutz Stolperfalle Scannen/Abfotografie- der geistigen und materiellen In- ren: Insbesondere ältere Werke der teressen, die ihm als Urheber von bildenden Kunst genießen meist kei- Werken der Wissenschaft, Literatur nen urheberrechtlichen Werkschutz oder Kunst erwachsen.“ 3 mehr, da die Schutzfrist 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers (bzw. Mindestens öffentlich finanzierte der am längsten lebenden Person, Museen „[...] haben die Aufgabe, das bei mehreren Beteiligten) erlischt. materielle und immaterielle Natur- Trotzdem kann das Urheberrecht und Kulturerbe zu schützen und für bei der Digitalisierung von Samm- die Gesellschaft dauerhaft zugäng- lungsgegenständen im Kulturbereich lich zu machen.“ 4 unliebsame Überraschungen bereit- halten. Denn Gerichte beurteilen Diesem Anspruch können die Ein- uneinheitlich und einzelfallbezogen, richtungen auch mit Hilfe offener unter welchen Voraussetzungen das Daten gerecht werden, indem sie Abfotografieren und Scannen von digitalen Zugang für alle schaffen Kunstgegenständen den Lichtbild- – zumindest für diejenigen, die die schutz aus §72 UrhG auslöst. Wer Möglichkeit einer entsprechenden sichergehen möchte, sollte sich daher Endgerätnutzung haben. Zudem 7
wird für die Kulturinstitutionen selbst die Vernetzung und der Austausch untereinander erleichtert. Jenseits des Bildungsauftrages und der Vorteile für die Arbeit der Häuser untereinander, gibt es wenig Studien über den konkreten wirtschaftlichen Durch diese Wissensverknüpfung Nutzen offen zur Verfügung gestellter, können offen gestellte Daten noch kultureller Daten. Eine Analyse der reichhaltiger werden. Mit Hilfe von Bundeszentrale für politische Bildung Verweisen zeigen sie auf andere deutet an, dass die erzielbaren Gewin- (offene) Datensätze und ordnen sich ne durch Verkäufe der Daten deutlich in Bezug zu diesen in einen Kontext geringer sind, als „der zu erwartende, ein, ermöglichen so einen direkten volkswirtschaftliche Mehrwert“ 5 durch Ver- und Abgleich. Wenn Daten also die Bereitstellung offener Daten. nicht nur offen sind, sondern verbun- Zudem sind in öffentlichen Einrich- den, sind sie „linked“, liegt Linked- tungen die Daten auch bereits einmal Open-Data7 vor. Schon 2010 wurde durch Steuergelder finanziert worden. diese Zusammenführung von Daten in einer Handreichung der wissen- Das Open-GLAM-Netzwerk6, wel- schaftlichen Kommission in Nieder- ches sich 2010 gegründet hat, setzt sachsen beschrieben: „Die Idealform sich für einen offenen Zugang und eines Open Access 8 wäre der öffent- eine freie Nachnutzung kulturellen liche Zutritt zu Dokumentardaten Erbes ein. Wobei GLAM für „Gale- über das Internet, möglicherweise ries, Libraries, Archives, Museums“ in Zusammenführung von Daten aus steht. In einem Vortrag im Oktober Bibliotheken, Archiven und Museen. 2020 von Roger Gillis und Evelin Hei- Angesichts des bislang begrenzten del beschreiben die beiden die Vor- Erfassungsgrades der Museums- teile offener Daten für Institutionen sammlungen in elektronischer Form unter anderem mit einer Verbindung ist dies noch eine Zukunftsperspekti- zu breiteren Zuhörerschaften und ve.“ 9 Die Verwirklichung dieser Idee einer möglichen Integration weiterer ist nur möglich, wenn die Daten offen Quellen wie z.B. den Medien von und frei für jeden abrufbar sind. Wikimedia Commons. Diese An- reicherung von Daten mit weiteren Für Dr. Christian Bracht, den Leiter Informationen führt zu dem Gedan- des Bildarchivs Foto Marburg, liegen ken der (miteinander) verbundenen, weitere Vorteile offener Daten für offenen Daten. Museen in größerer geographischer 8
Reichweite, steigenden digitalen Be- Auf ihrer Webseite findet sich dazu sucherinnen und Besuchern sowie ei- die passende Begründung: „Das ner Echtzeit-Anzeige dieser digitalen Museum für Kunst und Gewerbe Begegnungen. Außerdem wird eine Hamburg wurde gegründet, um zu stärkere strategische Positionierung inspirieren und Beispiele mensch- hinsichtlich des Fachpublikums und licher Kreativität und das damit der Forschenden möglich.10 verbundene Wissen mit möglichst vielen Menschen zu teilen. Die Als eines der großen Portale für das angestrebten digitalen Maßnahmen wissenschaftliche und kulturelle Erbe führen unseren Gründungsauftrag im Europas mit Bild-, Text- Ton- und digitalen Raum fort.“ 12 Beide, die Eu- Videodateien steht die Europeana für ropeana und das Museum für Kunst die urheberrechtsfreie Bereitstellung und Gewerbe haben also im Blick, dieser Daten zur Verfügung. Ihre Idee was mit ihren offen zur Verfügung hinter dem Open-Access-Format gestellten Daten Positives entstehen erklärend, schreibt die Europeana: könnte, zu welcher Inspiration die „Warum? Um zu inspirieren und neue offenen Daten dienen könnten. Blickwinkel und einen offenen Diskurs über unsere Geschichte und Kultur zu Aus dieser Bereitstellung können fördern. Um unser reiches kulturelles ungeahnte Projekte entstehen, wie Erbe und die Freude daran zu teilen. an folgendem Beispiel einer Koope- Damit es verwendet werden kann, um ration des Vereins für Computerge- Neues daraus zu schaffen.“ nealogie und des Stadtarchivs Kiel gezeigt werden soll: Die Namens- register der Kieler Personenstands- register waren eingescannt und vom Stadtarchiv frei zur Verfügung gestellt worden – in Form eines Digi- talisates und nicht maschinenlesbar, daher auch nicht maschinell weiter- Ein weiteres Beispiel für diesen zuverarbeiten. Der Verein machte proaktiven, offenen Umgang mit sich daran diese Daten strukturiert zu Daten ist das Museum für Kunst und transkribieren und so auch anderen Gewerbe in Hamburg. Dieses hat Kreisen zugänglich zu machen. Somit seine Sammlung für die Nachnut- leisteten die Freiwilligen des Vereins zung verfügbar gemacht und stellt eine Arbeit für das Archiv und die die gemeinfreien Bestände auch Gemeinschaft, die aus archiveigenen tatsächlich gemeinfrei in der Samm- Mitteln zu leisten gar nicht denkbar lung-online zur Verfügung.11 gewesen wäre. 9
Open Data hat also nicht nur einen 2015 äußert sich James Cuno, Kunst- Nutzen für andere, sondern auch für historiker und Präsident des J. Paul die bereitstellende Einrichtung. Und Getty Trusts so: wenn auch nicht so offensichtliche Effekte wie in diesem Fall der Citi- We hope people will use our zen-Science (Bürgerwissenschaft), images to enrich their lives, […] but dann doch zumindest als Erleichte- they’re free to make shower cur- rung der eigenen Recherchen, wenn tains or stationery. We don’t care.13 die Suche nach einem bestimmten Werk, einer Künstlerin/einem Künst- Die Daten gehören bereits den Men- ler oder Sachverhalt notwendig wird. schen und die Aufgabe der Museen Die Forschung ohne Bezahlschran- und Kultureinrichtungen kann an die- ken und anderweitige Hindernisse ser Stelle das Sammeln, das Ordnen, ist für die Wissenschaft eine wesent- das Kuratieren und das Bereitstellen liche Arbeitserleichterung. Es bleibt der Daten sein. noch einmal deutlich festzustellen: Aus Daten die freigegeben wurden kann vieles entstehen, auch in Di- mensionen der Nutzung, die vorher nicht vorstellbar waren. Daten, die nicht freigegeben werden, bleiben in jedem Fall nur eindimensional nutzbar. 10
Weiterführende Literatur Fussnoten Fraunhofer-Institut für Offene 1) Bitkom: Open Data Manifest, 2017 Kommunikationssysteme FOKUS: 2) C(2019) 1655 final - Commission Leitfaden für qualitativ hochwertige Decision of 22.2.2019 adopting Daten und Metadaten Creative Commons as an open licence under the European Commission‘s reuse poliy 3) Resolution 217 A (III) der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948, www.un.org/depts/german/men- schenrechte/aemr.pdf 4) icom-deutschland.de/de/icom- deutschland/handlungsfelder.html (letzter Zugriff 14.03.2022) Susanne Grimm: 5) www.bpb.de/themen/daten/ opendata/64058/wem-nutzen- Was die CC0-Freigabe bedeutet und offene-daten/?p=all (letzter Zugriff welche Möglichkeiten sie eröffnet, 16.03.2022) 2021 6) openglam.org/ (letzter Zugriff 14.03.2022) 7) Linked-Open-Data = verbundene offene Daten oder vernetzte offene Daten. 8) Open Access = Offener Zugang 9) www.museumsbund.at/uploads/ standards/WKN_Forschung_in_ Museen.pdf (letzter Zugriff 15.01.2022) Helene Hahn: 10) www.online.uni-marburg.de/ Kooperativ in die digitale Zeit – wie blog-mediarep/blog/wp-content/ uploads/2018/11/Bracht_medi- öffentliche Kulturinstitutionen arep_2018_Vortrag2.pdf letzter Cultural Commons fördern, 2016 Zugriff: 15.08.2022) korrigierte Fassung 2019 11) books.ub.uni-heidelberg.de/ arthistoricum/reader/down- load/256/256-17-78031-1-10- 20170612.pdf (letzter Zugriff: 15.08.2022) 12) www.mkg-hamburg.de/fileadmin/ user_upload/MKG/Presse/ Allgemein/Digitale_Strategie1.0_ final.pdf letzter Zugriff 15.03.2022). 13) www.nytimes.com/2015/11/01/arts/ design/new-online-openness- lets-museums-share-works- withthe-world.html (letzter Zugriff 15.03.2022) 11
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