"Hauptsache KALT?" Was müssen Betreiber von Kälte- und Klimaanlagen mit fluorierten Kältemitteln ab 2015 beachten? - Umweltbundesamt
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„Hauptsache KALT?“ WasWas müssen müssen Betreiber Betreiber vonvon Kälte- Kälte- undund Klimaanlagen Klimaanlagen mitmit fluorierten fluorierten Kältemitteln Kältemitteln ab ab 2015 2015 beachten? beachten?
Impressum Herausgeber: Umweltbundesamt Fachgebiet III 1.4 „Stoffbezogene Produktfragen“ Postfach 14 06 06844 Dessau-Roßlau Tel: +49 340-2103-0 info@umweltbundesamt.de Internet: www.umweltbundesamt.de /umweltbundesamt.de /umweltbundesamt Autoren: Katja Becken, Dr. Daniel de Graaf, Dr. Cornelia Elsner, Gabriele Hoffmann, Kerstin Martens Umweltbundesamt (Fachgebiet III 1.4) Redaktion: Umweltbundesamt (Fachgebiet III 1.4) Gestaltung: RHEINDENKEN GMBH, www.rheindenken.de Druck : gedruckt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier Publikationen als pdf: www.umweltbundesamt.de/publikationen/ hauptsache-kalt Bildquellen: iStock: Titel, S. 13, S. 14, S. 17, S. 19, S. 21. fotolia: S. 20. Jan Bitter (2011): S. 9. Stand: Mai 2015 2
Inhaltverzeichnis 1. Wofür werden Kältemittel benötigt? 4 2. Was sind klimaschädliche Kältemittel? 4 3. Ich habe eine Kälte- oder Klimaanlage. Was muss ich beachten? 5 4. Ich möchte eine neue Anlage kaufen. Was muss ich beachten? 10 5. Wie finde ich HFKW-freie Anlagen für Industrie, Gewerbe und Handel? 14 5.1 Lebensmitteleinzelhandel (LEH) 14 5.2 Einzelhandelsgeschäfte & Gewerbe/Industrie 15 5.3 Technische Gebäudeausstattung 15 5.3.1 Gebäudeklimatisierung 15 5.3.2 Rechenzentren 17 5.4 Wärmepumpen 17 5.5 Kühlung in Hotels, Gaststätten und Großküchen 19 6. Wo gibt es Fördermöglichkeiten? 20 6.1 BAFA 20 6.2 Mittelstandsinitiative 20 7. Wo steht die Kältetechnik in 10 Jahren? 21 8. Weiterführende Informationen 22 3
1. Wofür werden Kältemittel benötigt? Kühlen und Klimatisieren gehören heute zum alltäglichen Werden Kältemittel verwendet, so ist die Wahl des Kälte- Leben. Keiner möchte auf gekühlte Lebensmittel oder kli- mittels von erheblicher Bedeutung für die Energieeffizienz matisierte Büros verzichten. Ohne Kältemittel geht das und Umweltverträglichkeit. Neben den natürlichen Kälte- vielfach nicht. Allerdings können bei geeigneten Rand- mitteln wie Kohlenwasserstoffen, Ammoniak (NH3) und bedingungen auch Verfahren ohne Kältemittel zum Ab- Kohlendioxid (CO2) gibt es noch immer klimaschädliche führen von Wärme eingesetzt werden, wie das Kühlen mit Kältemittel (siehe Abschnitt 2). Letztere werden in über einem Kühlturm, mit Grundwasser, mit freier Kühlung 95 % aller bestehenden Kälteanlagen verwendet. oder durch Abwärmenutzung. Alle Verfahren zum Ab- führen von Wärme sollten energieeffizient und umwelt- schonend sein. 2. Was sind klimaschädliche Kältemittel? Fluorierte Kältemittel können zur Erderwärmung beitra- Übliche Kältemittel sind R 134a, R 404A und R 407C. gen. Sie haben ein oft vielfach höheres Treibhauspoten- Eine Liste der gängigsten Kältemittel finden Sie auf der zial (GWP) als CO2. UBA-Homepage unter dem Stichwort Treibhauspotentiale oder auszugsweise in Abbildung 3. Teilfluorierte Kohlenwasserstoffe (HFKW) sind die Gruppe der am häufigsten verwendeten fluorierten Kältemittel. Eine ausführlichere Liste finden Sie unter www.uba.de; Sie kommen in zahlreichen Industriezweigen in Kältean- Stichwort Treibhauspotentiale. lagen, Klimaanlagen und Wärmepumpen zum Einsatz. 4
3. Ich habe eine Kälte- oder Klimaanlage. Was muss ich be- achten? Die Verordnung (EU) Nr. 517/2014 regelt den Einsatz, Zu den Betreiberpflichten nach der Verordnung (EU) Umgang und die Entsorgung klimaschädlicher Kälte- Nr. 517/2014 zählen: mittel und setzt für verschiedene Anwendungen klare Ausstiegsfristen. Konkretisiert wird diese Verordnung in ▸▸ Vermeidung von Leckagen Deutschland durch die Chemikalien-Klimaschutzver- ordnung. ▸▸ Reparaturpflicht Gut zu wissen: ▸▸ Pflicht zu regelmäßigen Dichtheitskontrollen, siehe Infokasten Welche Umweltvorschriften gelten für klimaschädli- che Kältemittel? ▸▸ Pflicht für Leckageerkennungssysteme ▸▸ Verordnung (EU) Nr. 517/2014 ▸▸ Aufzeichnungspflichten (s. www.uba.de; Stichwort: Phase down) ▸▸ Rückgewinnungspflichten ▸▸ ChemKlimaschutzV (s. www.uba.de; Stichwort: ChemKlimaschutzV) ▸▸ Pflicht zur Prüfung der erforderlichen Zertifizierungen ▸▸ Energieeinsparverordnung (EnEV) ▸▸ Beachtung der Kaufs- und Verkaufsvoraussetzungen (s. www.enev-online.com) ▸▸ Ökodesign-Richtlinie Gut zu wissen: (s. www.uba.de) Welche Intervalle gelten für Dichtheitskontrollen? ▸▸ 5 t bis unter 50 t CO2-Äquivalente: Die Verantwortung, Emissionen fluorierter Kältemittel zu alle 12 Monate, mit LES7 alle 24 Monate verhindern und Aufzeichnungen zu führen, liegt klar beim Betreiber und nicht beim Serviceunternehmen. ▸▸ 50 t bis unter 500 t CO2-Äquivalente: Vertraglich kann diese Aufgabe delegiert werden, die alle 6 Monate, mit LES alle 12 Monate Verantwortung jedoch nicht. ▸▸ Ab 500 t CO2-Äquivalente: Gut zu wissen: alle 3 Monate, mit LES (bei ortsfesten Kälteanlagen Wer gilt als Betreiber? obligatorisch) alle 6 Monate Ob Sie Betreiber sind, hängt davon ab, ob Sie die Kon- trolle über das technische Funktionieren der Einrich- tung haben. Es ist sekundär, ob Sie auch der Eigentü- Das Fließschema in Abbildung 3 kann Ihnen helfen, Ihre mer sind. Pflichten zu identifizieren. Abbildung 2 enthält weitere Erläuterungen. Zu den Pflichten des Fachbetriebes gehören der Nachweis der Sachkunde durch Zertifizierung des Personals und gegebenenfalls des Betriebes, die Aufbewahrung der Anlagenaufzeichnungen in Kopie sowie die Rückgewin- nungs- und Entsorgungspflicht. 5
Sind Sie Betreiber von Klimaanlagen mit mehr als 12 kW Nennleistung, so gilt zusätzlich die Energieeinsparver- ordnung (EnEV 2014). Danach sind Gebäudebetreiber seit 2007 verpflichtet, alle 10 Jahre energetische Inspektionen an diesen Klimaanlagen durchführen zu lassen. Damit werden Maßnahmen identifiziert, um den Wirkungsgrad einer Klimaanlage zu verbessern und die Betriebskosten zu verringern. Gut zu wissen: Was sind 5t CO2-Äquivalente? Die Füllmenge der Anlage multipliziert mit dem GWP des Kältemittels ergibt die Füllmenge in CO2-Äquiva- lenten. Beispiele finden Sie in Abbildung 2. Sind Dichtheitskontrollen für alle Anlagen durch- zuführen? Entsprechen die 5t CO2-Äquivalente einer Füllmenge unter 3 kg oder bei hermetisch geschlossenen Anla- gen weniger als 6 kg, sind regelmäßige Dichtheitskon- trollen erst ab dem 01.01.2017 notwendig. Beginnen die Fristen für die regelmäßigen Dicht- heitskontrollen ab 01.01.2015? Nein! Maßgeblich ist die letzte Dichtheitskontrolle. Kann ich meine Kälteanlage unbefristet weiter be- treiben? Einschränkungen für Bestandsanlagen gibt es nur für bestimmte Kältemittel und Anlagen, siehe Abbildung 2. Bekomme ich auch in Zukunft ausreichend HFKW- Kältemittel? Die am Markt verfügbaren Mengen an HFKW werden schrittweise reduziert. Es wird also zu einer künst- lich erzeugten Verknappung kommen, die – je nach Nachfrage – erhebliche Auswirkungen auf den Preis und die grundsätzliche Verfügbarkeit haben kann. 9
4. Ich möchte eine neue Anlage kaufen. Was muss ich beachten? Einige Kälte- und Klimaanlagen mit bestimmten HFKW- Abbildung 7 einen Überblick. Im Fall eines bevorstehenden Kältemitteln dürfen nach einem festgelegten Stichtag nicht Verbots gibt es mit Sicherheit schon heute Alternativen mehr in den Verkehr gebracht werden (s. Abbildung 4). ohne HFKW-Kältemittel am Markt. Für einige Anwendun- Die Einhaltung dieser Verbotsfristen obliegt dem Her- gen finden Sie im Abschnitt 5 konkretere Informationen. steller/Inverkehrbringer der Anlage. Für Sie als Käufer einer neuen Anlage kann es aber durchaus lohnend sein, Gut zu wissen: sich die geplanten Verbote anzusehen: Wie erfahre ich, ob fluorierte Kältemittel in der An- Stellen Sie als erstes fest, welches Kältemittel in der zu- lage sind? künftigen Anlage enthalten ist. Hierbei hilft Ihnen das Auf fluorierte Kältemittel muss auf der Anlage sowie Typenschild oder der Hersteller/Verkäufer der Anlage. Auf in Informationen zur Anlage hingewiesen werden. HFKW-Kältemittel, die der Verordnung (EU) Nr. 517/2014 über fluorierte Treibhausgase unterliegen, muss zudem Was ist beim Kauf einer Neuanlage noch zu beach- auf der Anlage sowie in Informationen zur Anlage hin- ten? gewiesen werden. Eine Kälteanlage mit einem zwar heute zulässigen, aber zukünftig verbotenen oder stark reglementier- Enthält die Anlage ein HFKW-Kältemittel, stellen Sie fest, ten Kältemittel kann mittel- bis langfristig unnötige ob die Anlage zukünftig einem Verbot unterliegt. Für sta- Kosten verursachen oder sogar einen Austausch vor tionäre Kälte- und Klimaanlagen geben Abbildung 4 und dem Ende der Lebenszeit nötig machen. Entscheiden Sie sich dennoch für den Kauf einer Anlage mit HFKW-Kältemittel, sollten Sie folgendes berücksich- tigen: ▸▸ Ab dem 01. Januar 2020 dürfen bestimmte Anlagen nicht mehr gewartet oder Instand gehalten werden, wenn dabei fluorierte Kältemittel (Neuware) mit einem GWP von 2500 oder mehr verwendet werden (siehe In- fokasten). Das sind insbesondere Kältemittel mit der Bezeichnung R404A und R507. ▸▸ Die am Markt verfügbaren Mengen an HFKW werden schrittweise reduziert und bis zum Jahr 2030 auf 21 % einer festgelegten Ausgangsmenge reduziert. Es wird also zu einer künstlich erzeugten Verknappung kommen, die – je nach Nachfrage – erhebliche Auswirkungen auf den Preis und die grundsätzliche Verfügbarkeit haben kann. Den möglichen wirtschaftlichen Schaden im Fall einer nicht zeitnah möglichen Reparatur Ihrer Anlage oder verteuerter Einkaufspreise für das Kältemittel sollten Sie bei Ihrer Kaufentscheidung bereits heute berücksichtigen. 10
Nach der Ökodesign-Richtlinie (Richtlinie 2009/125/EG) Um welche Produkte es sich handelt, können Sie der In- müssen Hersteller bestimmter Produkte die Einhaltung ternetseite www.eup-network.de entnehmen. von festgelegten Leistungs- und Verbrauchswerten nach- weisen und in ihren Produktinformationen dokumentieren. Dies ist vor allem bei der Anschaffung einer neuen energie- effizienten Anlage interessant. Gut zu wissen: Was ist Verwenden? „Einsatz fluorierter Treibhausgase zur Herstellung, Instandhaltung oder Wartung (einschließlich der Wiederauffüllung) von Erzeugnissen und Einrichtun- gen […]“. „Instandhaltung oder Wartung“ ist definiert als „sämtliche Tätigkeiten […], die einen Eingriff in die fluorierte Treibhausgase enthaltenden oder dafür bestimmten Kreisläufe erfordern, insbesondere das Befüllen des Systems […], der Ausbau eines oder mehrerer Kreislauf- oder Geräteteile, der erneute Zusammenbau zweier oder mehrerer Kreislauf- oder Geräteteile und die Reparatur von Lecks“. 11
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5. Wie finde ich HFKW-freie Anlagen für Industrie, Gewerbe und Handel? 5.1. Lebensmitteleinzelhandel (LEH) schrittweise, weshalb die Zahl an Geräten ohne diese Für die Präsentation und den Verkauf (tief)gekühlter Ware Kältemittel noch steigen dürfte. Einem Verzicht auf HFKW benötigt der LEH Kühlmöbel. Das Angebot an Designs ist steht in diesem Segment somit nichts im Weg. zahlreich. Der Betreiber kann wählen zwischen Aufstel- lern, Truhen, Vitrinen, verglast/unverglast, mit Abde- Entscheidendes Kriterium bei der Wahl eines steckerfer- ckung und ohne etc. Grundsätzlich kommen drei Techni- tigen Kühlmöbels ohne HFKW sollte letztlich der Energie- ken in Betracht: steckerfertige Kühlmöbel, Kühlmöbel mit bedarf des Gerätes sein. Dabei sollte zunächst der Ener- wassergekühlten Verflüssigern (steckerfertig, mit Wasser- giebedarf verschiedener Kühlmöbeldesigns verglichen anschluss) oder Kühlmöbel, die über zentrale Anlagen werden. Fragen Sie den Hersteller nach dem Energiemehr- versorgt werden. In den meisten Fällen werden mindes- verbrauch einer vollverglasten Truhe im Vergleich zu einer tens zwei dieser Techniken miteinander kombiniert. Bei geschlossenen oder einer Vitrine. Aber auch nach der Ent- der Entscheidung spielen Umweltgesichtspunkte oft eine scheidung sollte ein Vergleich innerhalb des ausgewählten eher untergeordnete Rolle. Das muss und sollte aber nicht Designs erfolgen. Und: Richtig aufgestellte und gepflegte so sein. Auch, weil hier Umweltschutz und Kostenein- steckerfertige Kühlmöbel verbrauchen deutlich weniger sparungen oft Hand in Hand gehen. Strom. Steckerfertige Kühlmöbel gibt es in fast allen Ausführun- Wenigstens in größeren Märkten kommt man nicht ohne gen ohne HFKW. Sie werden von verschiedenen Herstel- zentrale Anlagen zur Versorgung mehrerer Kühlmöbel lern angeboten und enthalten umweltfreundliche Kohlen- (Verbundanlagen) aus. Inzwischen gelten Verbundanla- wasserstoffe oder CO2 als Kältemittel. Rechtsvorschriften gen mit anderen Kältemitteln als HFKW als Maßstab bei zum Schutz des Klimas vor HFKW mit einem hohen GWP Energieeffizienz und Klimaschutz. In Deutschland sind verbieten deren Verwendung in den nächsten Jahren einige Hundert dieser Anlagen in Betrieb, in Europa meh- 14
(Abschnitt 5.1). Häufig werden im Einzelhandel oder Gut zu wissen: Gewerbe aber Verflüssigungssätze oder ganz spezielle Verbote für Kälteanlagen, die HFKW mit einem hohen Kälteaggregate eingesetzt. Für diese gelten zukünftig GWP enthalten, sind bereits erlassen, s. Abschnitt 4. mitunter Verbote (s. Abbildung 7). Bei Verwendung von HFKW als Kältemittel sind seit einigen Jahren Pflichten zur Reduzierung ihrer Emis- 5.2. Einzelhandelsgeschäfte & Gewer- sionen zu beachten, die im Jahr 2014 verschärft be/Industrie wurden, s. Abschnitt 3. Verflüssigungssätze gibt es bereits heute ohne fluorierte Kältemittel, allerdings nicht von jedem Lieferanten oder Die Energieeffizienz von CO2-Anlagen ist nach den Hersteller und nicht für alle Leistungsbereiche. Aufgrund vorliegenden Erfahrungen verschiedener Betreiber der bereits beschlossenen Verbote und weiteren Vorschrif- in gemäßigten Breiten (Mitteleuropa) hoch, was zu ten gehen wir zukünftig von einer deutlichen Zunahme verminderten Betriebskosten führt. des Angebots aus. Angeboten werden bereits heute Ver- flüssigungssätze mit den Kältemitteln Ammoniak und Für Maßnahmen zur energetischen Sanierung beste- CO2. Die Investitionskosten liegen bei diesen Anlagen hender Kälteanlagen sowie für die Installation von meist über denen für fluorierte Kältemittel. Erkundigen Anlagen ohne halogenierte Kältemittel kann eine Sie sich nach Fördermöglichkeiten (siehe Abschnitt 6) Förderung innerhalb des vom Bundesumweltminis- und berücksichtigen Sie die Betriebskosten bei Ihrer terium aufgelegten Klimaschutz-Impulsprogramms Entscheidung. für gewerbliche Kälteanlagen beantragt werden. Benötigen Sie spezielle Kälteaggregate sollten Sie bei Ihrem Lieferanten oder dem Hersteller bezüglich des rere Tausend, Tendenz steigend. Meist enthalten diese Kältemittels nachfragen (siehe Abschnitt 4). Sofern Ihnen Anlagen Kohlenwasserstoffe oder CO2 als Kältemittel. nur Anlagen/Geräte mit fluorierten Kältemitteln angebo- Die Konzepte unterscheiden sich zum Teil erheblich und ten werden, erkundigen Sie sich nach zukünftigen Planun- reichen von Kaskadenanlagen, indirekten Anlagen bis zu gen in Hinblick auf halogenfreie Kältemittel, ggf. auch transkritisch arbeitenden CO2-Kälteanlagen, die heute von bei anderen Lieferanten/Herstellern. allen namhaften Herstellern von Kälteanlagen angeboten werden. Bei der Entscheidung steht aber nicht mehr nur Machen Sie deutlich, dass Sie an langfristigen Lösungen die reine Kälteversorgung im Vordergrund. Vielmehr interessiert sind. sind Gesamtkonzepte gefragt, bei denen die Kälte- und Wärmeversorgung für den Markt optimiert und aufein- ander abgestimmt sind. Die vorhandenen Möglichkeiten 5.3. Technische Gebäudeausstattung sind abhängig vom Standort und der Größe des Marktes. 5.3.1. Gebäudeklimatisierung Bei einem Neubau ergeben sich vielfältigere Möglichkei- In der Gebäudeklimatisierung unterscheidet man in Wohn- ten als bei Bestandsbauten. An dieser Stelle werden nur gebäude- und Nichtwohngebäudeklimatisierung. Letztere grundsätzliche Informationen in Bezug auf die Kältemit- (Bürogebäude, öffentliche Gebäude) weisen in Deutsch- tel gegeben. Diese sollten vom Betreiber gemeinsam mit land aufgrund baulicher und betrieblicher Unterschiede dem Planer/Hersteller der Anlage berücksichtigt werden. (Glasfassade ohne Verschattung, größere interne Wärme- quellen) in etwa einen um den Faktor 100 größeren Kühl- Sie betreiben ein Einzelhandelsgeschäft oder zählen sich energiebedarf als der Wohngebäudebereich auf. Ungefähr zum produzierenden Gewerbe und müssen etwas kühlen, die Hälfte der Büro- und Verwaltungsgebäude sind mit egal ob ein Produkt oder einen Produktionsprozess? Falls Kühl- oder Klimatisierungssystemen ausgestattet. Bis Sie keines der unter Abschnitt 1. genannten Verfahren zum Jahr 2030 wird mit einer Verdopplung der energie- ohne Kältemittel verwenden und zur Produktkühlung auf bedingten CO2-Emissionen bei Nichtwohngebäuden ein steckerfertiges Gerät oder eine Zentralanlage zurück- gerechnet. greifen, gelten die für den LEH gemachten Aussagen 15
Gebäude können so gestaltet werden, dass sie keine oder Grundsätzlich bieten sich für die Klimatisierung großer kaum Kühlung benötigen – das vermeidet sowohl den Gebäude zentrale Anlagen mit Flüssigkeitskühler (Kalt- Energieverbrauch als auch die Emission von Kältemitteln. wassersatz) und Kaltwassernetz an. Hierfür gibt es von Zu diesen Techniken gehören: mehreren Herstellern Kälteerzeuger mit Ammoniak oder Propan, die durch ihre bessere Energieeffizienz gegen- ▸▸ maßvoll große Fensterflächen, über HFKW-Anlagen Betriebskosten sparen und daher bei Betrachtung der Lebenszykluskosten nicht schlechter ▸▸ außenliegende Verschattung der Fensterflächen (ggf. abschneiden als vergleichbare HFKW-Angebote. automatisch gesteuert), Statt eines Flüssigkeitskühlers mit angeschlossenem Kalt- ▸▸ Reduzierung interner Lasten von Elektrogeräten und wassernetz werden in den letzten Jahren vermehrt große Beleuchtung, Multisplit-Geräte zum Kühlen und Heizen eingesetzt, wobei eine Außeneinheit mit bis zu 60 Inneneinheiten (Verdamp- ▸▸ Wärmedämmung, fern) verbunden ist. Das Kältemittel wird hier über lange Kupferrohrleitungen zu den Inneneinheiten geführt und ▸▸ Nachtauskühlung, direkt in den Räumen verdampft, so dass auch aufgrund vieler Anschlüsse, die teilweise als Quetschverbindungen ▸▸ passive oder freie Kühlung, ausgeführt sind, die Leckageneigung hoch ist. Der Ein- satz dieser als VRF (Variable Refrigerant Flow: variabler ▸▸ Erhöhen und Nutzen der Speichermasse des Gebäudes, Kältemittelmassenstrom) bezeichneten Anlagen ist daher aus Sicht des Klimaschutzes kritisch zu beurteilen. ▸▸ Einsatz von Tischventilatoren usw. Da (Nichtwohn)Gebäudeklimaanlagen lediglich 500 Voll- Bei Neubauten ist der Handlungsspielraum am größten. benutzungsstunden im Jahr aufweisen, aber auch ausge- Manche dieser Techniken lassen sich aber auch erfolgreich schaltete Anlagen Kältemittel emittieren, sind bei man- in bestehenden Gebäuden einsetzen. chen Anlagen die HFKW-Emissionen in CO2-Äquivalenten genau so groß oder sogar deutlich größer als die energie- Daher sind umfassende Strategien wichtig, wie die Klima- bedingten CO2-Emissionen. Für eine klimaschonende Kli- tisierung eines Gebäudes möglichst klimafreundlich ge- matisierung sind daher Anlagen mit natürlichen Kälte- staltet werden kann. Technische Konzepte und deren mitteln die bessere Wahl. Bewertung sind in der Broschüre „Klimafreundliche Ge- bäudeklimatisierung“ (www.uba.de) beschrieben, die sich Nur ca. 2 % der Wohngebäudeflächen werden gekühlt. speziell an Architekten, Bauherren und Planer richtet. Hier kommen meist bewegliche Monoblock- oder fest in- stallierte Monosplit-Geräte zum Einsatz. Monoblockgeräte Kann eine maschinelle Kühlung trotz verschiedener Maß- haben den Nachteil, dass die Abwärme mittels Schlauch nahmen nicht vermieden werden, entscheidet die Festle- durch ein geöffnetes Fenster nach draußen geleitet werden gung auf ein bestimmtes Klimasystem in der Planungs- muss. Hierdurch strömt warme Außenluft in den Raum phase eines Gebäudes meist über die Betriebskosten und zurück, wodurch der Betrieb ineffizienter ist als bei Split- über die Höhe der Klimawirkung in der Nutzungsphase, Geräten. Monosplit-Geräte werden meist mit 1 bis 1,5 kg da ein bestehendes System oft nur mit großem Aufwand des HFKW-Kältemittels R 410A oder R 407C betrieben. nach der Fertigstellung z. B. gegen ein umweltfreundliche- Geräte mit dem natürlichen Kältemittel Propan (R 290) res System ausgetauscht werden kann. Ein Wechsel des sind bisher nur in Indien erhältlich und gehören zu den Kältemittels ist nicht möglich, so dass die komplette Kälte- effizientesten auf dem dortigen Markt. In China stehen maschine ersetzt werden muss. Propan-Geräte vor der Markteinführung. 16
5.3.2. Rechenzentren Die für Server benötigte elektrische Energie in Rechenzen- die bereits in Serverräumen bzw. kleinen Rechenzentren tren wird fast vollständig in Wärme umgewandelt, die eingesetzt werden. Adsorptionskältemaschinen sind mit abgeführt werden muss. Dies geschieht durch die Bereit- Kälteleistungen ab 7,5 kW verfügbar und bieten sich vor stellung von Kaltwasser, das den Umluftstrom in einem allem in Kombination mit einem Blockheizkraftwerk an, Rechenzentrum kühlt. Bei neueren Systemen sind die dessen Abwärme als Antriebsenergie genutzt wird. Wasser/Luft-Wärmeübertrager direkt in den Serverschrän- ken (Racks) untergebracht, die die Wärme dadurch effi- zienter abführen können. Wie auch bei der Gebäudeklima- 5.4. Wärmepumpen tisierung können als klimafreundliche Alternative zu Industriewärmepumpen haben einen Leistungsbereich HFKW-Anlagen Flüssigkeitskühler mit natürlichen Kälte- von etwa 100 Kilowatt bis zu mehreren Megawatt. Sie mitteln eingesetzt werden. Sehr umweltfreundlich ist die können neben den natürlichen Wärmequellen Luft, Was- Nutzung der natürlichen Freikühlung in Kombination mit ser und Erdreich auch Abwärme aus Kühlwasser, Abwas- der indirekten adiabaten Befeuchtung, je nach Klimazone ser, Abluft, Abgas o. ä. nutzen. Industriewärmepumpen teilweise auch ganz ohne den Einsatz von Kompressions- werden häufig entsprechend den Bedürfnissen des Be- kälte. treibers individuell geplant und installiert. Bei der Aus- legung ist neben dem Temperaturniveau der Wärmesenke auch der Einfluss der Wärmequellentemperatur auf die Energieeffizienz der Wärmepumpe zu beachten. Wärmepumpen können für die Warmwasserbereitung, für die Heizung von Gebäuden und für die Bereitstellung von Prozesswärme eingesetzt werden. Als halogenfreie Kälte- mittel in Industriewärmepumpen kommen R 744 (Kohlen- dioxid, CO2), R 717 (Ammoniak, NH3), R 723 (Gemisch Ammoniak, Dimethylether) und Kohlenwasserstoffe (z. B. R 290, Propan) zum Einsatz. Seit einigen Jahren bieten Hersteller vermehrt sogenannte Hochtemperaturwärmepumpen mit CO2 als Kältemittel an. Mit CO2 kann Heiz- und Prozesswärme bis 90 °C generiert werden. Inzwischen sind CO2-Wärmepumpen mit einer Auch mit (Ab)Wärme angetriebene Ab- und Adsorptions- Heizleistung zwischen 40 Kilowatt und 1 Megawatt auf kältemaschinen, welche das Kältemittel Ammoniak bzw. dem Markt verfügbar. Die Hauptanwendungsbereiche von Wasser verwenden, stellen eine Möglichkeit zur Rechen- CO2-Wärmepumpen sind neben Warmwassererzeugung zentrumsklimatisierung dar. Das Umweltbundesamt kühlt und Bereitstellung von Heizwärme auch Trocknungspro- das Rechenzentrum des Dienstgebäudes in Dessau mit zesse. einer Absorbtionskältemaschine, die mit Solar- und Fern- wärme angetrieben wird. Wärmepumpen mit Ammoniak als Kältemittel stehen für alle Leistungsbereiche zwischen 100 Kilowatt bis ca. In Serverräumen kommen aufgrund des kleineren Kälte- 6 Megawatt zur Verfügung, sie sind im industriellen Be- bedarfs meist Split-Geräte zum Einsatz, sofern die Küh- reich vor allem im großen Leistungsbereich weit verbreitet. lung nicht zentral über die Komfortklimaanlage erfolgt. Zum Einsatz kommen sie in den verschiedensten Anwen- dungen, wie zur Beheizung von Krankenhäusern, zur Zwar gibt es bisher keine Split-Geräte mit natürlichen Bereitstellung von Prozesswärme in Schlachthöfen und Kältemitteln, als Alternative sind jedoch auch für den klei- in Nahwärmenetzen. neren Leistungsbereich (10 – 20 kW Nennkälteleistung) Kaltwassersätze mit dem Kältemittel Propan erhältlich, 17
Abbildung 8: CO2-Hochtemperaturwärmepumpe mit 1 Megawatt Heizleistung thermea. Energiesysteme GmbH Seit den 1990er Jahren sind Heizungs- und Warmwasser- dule auf und begrenzt so die Füllmenge an Propan pro wärmepumpen bis etwa 25 kW Wärmeleistung mit Propan Kreislauf. Dadurch kann eine hohe Betriebssicherheit als Kältemittel zum Einsatz in Privathaushalten auf dem gewährleistet werden. Markt erhältlich. Diese fabrikgefertigten Standardwärme- pumpen enthalten nur geringe Mengen des brennbaren Die Investitionskosten von Wärmepumpen mit natürlichen Kältemittels Propan, und die Sicherheitsanforderungen Kältemitteln liegen meist über denen von Anlagen mit sind leicht erfüllbar. Für gewerbliche und industrielle fluorierten Kältemitteln. Die Betriebskosten sind jedoch Anwendungen werden seit etwa 10 Jahren meist indivi- häufig geringer. Vor allem speziell projektierte und aus- duell gefertigte Wärmepumpen mit einer Leistung von 30 gelegte Systeme mit natürlichen Kältemitteln weisen sehr bis 600 kW mit Propan als Kältemittel angeboten. Um die gute Leistungszahlen und damit geringere Jahresenergie- sicherheitsrelevanten Anforderungen bei der Verwendung verbräuche auf. Achten Sie darauf, dass bei der Projek- größerer Mengen brennbarer Kältemittel zu erfüllen, set- tierung der Wärmepumpe das optimale Kältemittel für zen die Hersteller unterschiedliche Maßnahmen um, so ihren Anwendungsbereich berücksichtigt wird. dass die Anlagen häufig auch für die Innenaufstellung geeignet sind. Ein Anbieter teilt den Kältekreislauf auf Weitere Informationen finden Sie unter www.uba.de un- mehrere unabhängig voneinander funktionierende Mo- ter dem Stichwort Wärmepumpen. 18
5.5. Kühlung in Hotels, Gaststätten Einige Hersteller bieten Eiswürfel- und Scherbeneis-Berei- und Großküchen ter mit integriertem Kälteaggregat ebenfalls mit HFKW- Der Kühlbedarf in Hotels, Gaststätten und Großküchen freien Kältemitteln an. ist vielfältig und reicht von der Klimatisierung einzelner Räume bis zur Kühlung von Lebensmitteln und der Zube- Als Ergebnis der Diskussion um die Klimaschädlichkeit reitung von Speisen. Für die Klimatisierung gilt das in fluorierter Treibhausgase haben einige Unternehmen Abschnitt 5.3 Gesagte. Für Getränkeautomaten oder ähn- Schockfroster mit den Kältemitteln Kohlendioxid (CO2) und liche steckerfertige Geräte wird auf Abschnitt 5.1 verwie- Ammoniak (NH3) entwickelt. Angeboten werden solche sen. Weitere genutzte Kühlvorrichtungen sind Kühlzellen, Schockfroster im Leistungsbereich von 10 bis 100 kW. gewerbliche Kühl-/Gefrierschränke und in der Speisen- herstellung genutzte Geräte, wie Eisbereiter oder Schock- An gewerblich genutzte Kühl- und Gefrierschränke werden froster. häufig spezielle Anforderungen gestellt, wodurch eine Vielzahl an Spezialprodukten am Markt angeboten wird. Anlagen mit 15 bis 100 kW Kälteleistung zur Lebensmittel- Viele Gewerbekühl- und gefrierschränke gibt es – ähnlich kühlung in Hotels und Großküchen können als Zweikreis- wie Haushaltsgeräte – mit Kohlenwasserstoffen als Kälte- systeme mit natürlichen Kältemitteln realisiert werden. mittel. Allerdings haben nicht alle Anbieter entspre- Verschiedene Anlagenbauer haben solche Systeme im chende Geräte im Angebot. Hier hilft nur die konkrete Programm. Alternativ kämen CO2-Anlagen in Betracht, Nachfrage. die als Direktverdampfungssysteme angeboten werden. Bereits heute sind für den Anschluss an einen Solekreis- Steckerfertige Huckepack-Aggregate für (Fertig)kühlzellen lauf oder an einen CO2-Kreislauf geeignete Geräte am enthalten meist HFKW (R 134a oder R 404A). Seit 2012 Markt verfügbar, teilweise nur auf Anfrage beim Herstel- sind aber auch Aggregate mit R 290 am Markt verfügbar. ler. Dies betrifft Kühltische, Eiswürfel- und Scherbeneis- Will man auf HFKW verzichten, kann zudem auf konven- Bereiter etc. tionelle Kühlräume mit Anschluss an eine Kälteanlage zurückgegriffen werden. 19
6. Wo gibt es Fördermöglichkeiten? 6.1. BAFA von über 5000 EUR beantragt werden. Der benötigte re- Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gionale Ansprechpartner kann unter www.rp-suche.de fördert seit dem Jahr 2008 die Anschaffung energieeffi- ermittelt werden. zienter Neuanlagen mit halogenfreien Kältemitteln, Maß- nahmen zur Energieeffizienzverbesserung an Bestands- Im KfW-Umweltprogramm werden alle Investitionen, anlagen, die Kältemittel mit einem GWP von maximal die dazu beitragen, die Umweltsituation wesentlich zu 2500 verwenden und Beratungsmaßnahmen. Eine zusätz- verbessern, gefördert. liche Bonusförderung kann beantragt werden, wenn die Abwärme der Anlage genutzt wird. Förderfähig sind fol- Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Experten des RKW gende Anlagen gewerblicher Unternehmen: Kompetenzzentrums (Rationalisierungs- und Innovations- zentrum der Deutschen Wirtschaft e. V. Kompetenzzen ▸▸ Kompressions-Kälteanlagen mit einer elektrischen An- trum) für Impulsgespräche zum Thema Energieeffizienz triebsleistung der oder des Verdichter(s) von 5 bis 150 gratis zu gewinnen. Diese regionalen Ansprechpartner kW; zeigen Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten anbieter- neutral auf und unterstützen bei der Umsetzung. ▸▸ Kompressions-Klimaanlagen mit einer elektrischen Antriebsleistung der oder des Verdichter(s) von 10 bis 150 kW; ▸▸ Sorptionskälte- und -klimaanlagen mit einer Kältelei- stung von 5 bis 500 kW; Nähere Informationen finden Sie unter: www.bafa.de 6.2. Mittelstandsinitiative Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten für Unternehmen sich Hilfe bei der Steigerung der Energieeffizienz und dem Umstieg auf umweltfreundlichere Kältemittel zu holen. Einen Überblick gibt es auf den Seiten der Mittelstands- initiative (www.mittelstand-energiewende.de). Für Firmen mit Kälte- und Klimaanlagen sind verschie- dene Förderprogramm der KfW interessant, die meist zinsgünstige Kredite anbieten und parallel zur BAFA- Förderung genutzt werden können. (www.kfw.de) Weitere Förderprogramme und Finanzhilfen des Bundes, Es werden aber auch Beratungen zur Erschließung von der Länder und der EU finden Sie unter: www.foerderda- Energieeffizienzpotenzialen für kleine und mittlere Unter- tenbank.de nehmen gefördert. Diese Energieberatung, die auch die Kälte- und Klimaanlagen mit betrachtet, kann ab jähr- lichen Netto-Energiekosten (Strom, Brennstoff, Fernwärme) 20
7. Wo steht die Kältetechnik in 10 Jahren? Die Kälte- und Klimabranche steht – nicht zum ersten Mal – vor einem Umbruch. Nach dem Willen der Europä- ischen Kommission und der Mitgliedstaaten der Europä- ischen Union, einschließlich Deutschlands, soll die Ver- wendung der heute üblichen Kältemittel HFKW deutlich beschränkt werden – zum Schutz unseres Klimas. Damit setzt die Europäische Union ein deutliches Zeichen. Vor allem auch mit Blick auf die Entwicklungs- und Schwellen- länder, die aktuell Zukunftsentscheidungen für Kälte- mittel treffen müssen. Noch ist nicht endgültig festgelegt, wohin die Reise gehen wird. Klar ist, dass Kältemittel wie R 404A keine Zukunft haben. Ökologisch sind sie ein Desaster: hohes Treibhaus potential (GWP) und geringe Energieeffizienz. Bedingt durch das in der EU eingeführte Quotensystem ist mit einer deutlichen Preissteigerung für R 404A und andere Kälte- mittel mit einem hohen GWP zu rechnen. Ob es darüber hinaus in den nächsten 10 Jahren zu einer Unterversor- gung mit Kältemittel kommen wird, bleibt abzuwarten. In Spezialanwendungen wird man diese Kältemittel in Ermangelung klimafreundlicher Alternativen zwar noch einige Jahre antreffen. Man sollte sie aber auch nur noch dort in Neuanlagen antreffen – aus ökologischen und aus oder R 1234ze werden als Einstoffkältemittel oder in Ge- ökonomischen Gründen. Für Bestandsanlagen bieten mischen angeboten, weitere sind angekündigt. Unabhän- Kältemittelhersteller und -lieferanten sogenannte Über- gige Informationen zur Energieeffizienz dieser Kältemittel gangskältemittel an, beispielsweise R 407F. Ob eine Um- sind rar, ihre Verwendung in mobilen Klimaanlagen wird stellung bestehender R 404A-Anlagen auf diese Kältemittel kritisch diskutiert. Aus der Vielzahl der am Markt verfüg- ökologisch und/oder ökonomisch sinnvoll ist, bleibt eine baren oder angekündigten neuen Kältemittel werden sich Einzelfallentscheidung. höchstens einige wenige durchsetzen können – schon alleine deshalb, weil die derzeit diskutierte Anzahl vom Für Neuanlagen bewertet das Umweltbundesamt diese Markt nicht handhabbar ist. Aus Gründen des Klima- Kältemittel nicht als zukunftsweisend, da mit halogen- schutzes spricht – eine gute Energieeffizienz vorausge- freien, natürlichen Kältemittel wie CO2, NH3 oder Kohlen- setzt – nichts gegen diese Kältemittel. Dennoch ist das wasserstoffen langfristig sichere Alternativen zur Verfü- Umweltbundesamt zurückhaltend in Bezug auf eine po- gung stehen. sitive Bewertung dieser Kältemittel. Zu viele Fragen sind derzeit (noch) ungeklärt, angefangen mit ungeklärten Daneben sollen sich nach dem Willen einiger Kältemittel- Fragen zu Herstellungsemissionen bis hin zu Abbaupro- hersteller noch ungesättigte fluorierte Treibhausgase als dukten und eventuellen Risiken in der Anwendung. Das Kältemittel etablieren. HFKW-Kältemittel wie R 1234yf Umweltbundesamt wird die weitere Entwicklung verfolgen. 21
8. Weiterführende Informationen Diese Broschüre soll eine kurze Übersicht über die neuen Regelungen und die sich daraus ergebenden Verpflichtungen, insbesondere für den Betreiber, geben. Im Internet finden Sie weitere Informationen. Einige dieser Homepages seien hier beispielhaft genannt: ▸▸ Fragen und Antworten zur Verordnung (EU) Nr. 517/2014 unter www.uba.de ▸▸ Informationen zum Phase down und zum Verfahren der Quotenvergabe unter www.uba.de und www.ec-europe.eu ▸▸ Informationen des BMUB unter www.bmub.de ▸▸ Informationen der Bundesländer auf den Seiten des jeweiligen Bundeslandes und beim Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Chemikaliensicherheit (BLAC) unter www.blac.de ▸▸ Informationen der EU-Kommission unter www.ec-europe.eu ▸▸ beim DIHK, den IHKs und HWKs sowie Ihrem Fachbetrieb 22
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„Hauptsache KALT?“ Was müssen Betreiber von Kälte- und Klimaanlagen ab 2015 beachten? ▸ Diese Broschüre als Download www.umweltbundesamt.de/publi- www.facebook.com/umweltbundesamt.de kationen/hauptsache-kalt www.twitter.com/umweltbundesamt
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