Haydn und Beethoven - Dresdner Philharmonie
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SINFONIEKONZERT Haydn und Beethoven SO 25. DEZ 2022 | 19.30 UHR MO 26. DEZ 2022 | 11.00, MO 26. DEZ 2022 | 18.00 UHR KULTURPALAST
20SS% IGUNG ERMÄ sco de m A k tion ezi a l mit de htssp We ihnac 23 .11 . ar ab buchb SILVESTER IM KULTURPALAST Die Dresdner Philharmonie mit ihrem Chefdirigenten Marek Janowski und der Palastorganist Thierry Escaich laden zu einem festlichen Jahreswechsel in den Kulturpalast ein. FR 30. DEZ 2022 | 19.30 Uhr SA 31. DEZ 2022 | 22.30 Uhr SA 31. DEZ 2022 | 19.00 Uhr SO 1. JAN 2023 | 18.00 Uhr BEETHOVEN 9 ORGEL ZU SILVESTER Beethovens große letzte Sinfonie Mit Werken von J. S. Bach, T. Escaich mit der Ode ›An die Freude‹ und E. Elgar MAREK JANOWSKI | Dirigent THIERRY ESCAICH | Orgel SOLIST:INNEN PHILHARMONISCHER CHOR BRNO Mit dem Palastorganisten die letzten PHILHARMONISCHER CHOR DRESDEN Stunden des Jahres erleben. DRESDNER PHILHARMONIE © adobe.com/ grki ticket@dresdnerphilharmonie.de dresdnerphilharmonie.de
PROGRAMM Engelbert Humperdinck (1854 – 1921) aus der Märchenoper ›Hänsel und Gretel‹ in drei Bildern (1890 –1893) ›Der kleine Sandmann bin ich, st!‹ (2. Bild, 2. Szene) ›Abends, will ich schlafen gehn‹ (2. Bild, 2. Szene) Traumpantomime (2. Bild, 3. Szene) Joseph Haydn (1732 – 1809) Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur (1796) Allegro Andante Finale. Allegro PAUSE Ludwig van Beethoven (1770 – 1828) Sinfonie Nr. 3 Es-Dur ›Eroica‹ (1803) Allegro con brio Marcia funebre (Adagio assai) Scherzo (Allegro vivace) Finale: Allegro molto – Poco andante – Presto Markus Stenz | Dirigent Christian Höcherl | Trompete Solistinnen aus dem Philharmonischen Kinderchor Dresden: Hedwig Heinicke / Anna Magdalena Dahlmann | Sandmännchen Anne Küpper / Anna Magdalena Dahlmann | Gretel Norah Gütz / Antonia Pätzold | Hänsel (Einstudierung: Gunter Berger) Dresdner Philharmonie
JÜRGEN OSTMANN Märchen- und Festmusik Warum kommt eigentlich Engelbert Trompetenklänge zum Fest der Geburt Humperdincks Märchenoper »Hänsel Jesu. Das vielleicht berühmteste aller und Gretel« bevorzugt in der Advents- Trompetenkonzerte, Joseph Haydns und Weihnachtszeit zur Aufführung, ob- Es-Dur-Werk, bietet allerdings neben den wohl sie doch im Sommer spielt? Wenigs- typischen Fanfaren der alten Naturtrom- tens einen lockeren Bezug gewährleisten peten noch viel mehr: Schließlich hatte die Lebkuchen am Hexenhaus. Außer- Anton Weidinger, der Erfinder einer neu- dem spielt sicher die Uraufführung am artigen Klappentrompete, es in Auftrag 23. Dezember 1893 in Weimar eine Rolle. gegeben. Genau wie auf der modernen Sie begründete eine Tradition und fixierte Ventiltrompete ließen sich auf diesem das Stück als Weihnachtsmärchen. Und Instrument komplette chromatische Ska- schließlich: Zu Weihnachten feiern wir len selbst in der tiefen und mittleren Lage die Geburt eines Kindes – Märchen spielen. Haydn nutzte diesen Vorzug gehören aber so untrennbar wie Lieder und zeigte, dass eine Trompete nicht nur zur Sphäre der Kindheit. schmettern, sondern auch singen kann. Die Trompete gilt als Instrument des Die Sphäre des Militärischen berührt Militärs und auch der freudigen Festmusik. auch Ludwig van Beethovens Dritte Da die Weihnachtsgeschichte des Lukas Sinfonie. Ursprünglich sollte sie ja dem vom Jubel der »himmlischen Heerscharen« Feldherrn Napoleon Bonaparte zugeeig- spricht, kommt hier beides zusammen – net werden, und wenngleich Beethoven das erklärt die Beliebtheit strahlender nach Napoleons Kaiserkrönung von 2
dieser Widmung Abstand nahm, bezieht sich das Werk doch an vielen Stellen auf Musik der Französischen Revolution – etwa in seiner signalhaften Motivik. »Sinfonia eroica, composta per festeggiare il sovvenire d’un grand’uomo«, also »Heroische Sinfonie, komponiert, um das Andenken eines großen Mannes zu feiern« – so lautete der endgültige Titel der ersten Druckausgabe. Und da die Musik neben kämpferischen Tönen auch trauernde, zarte und verspielte enthält, ist vermutlich Richard Wagner recht zu geben: Er verstand den Beethoven’schen Helden nicht als siegreichen Krieger, son- dern als »den ganzen, vollen Menschen, dem alle rein menschlichen Empfindun- gen – der Liebe, des Schmerzes und der Kraft – nach höchster Fülle und Stärke zu eigen sind.« 3
Kinderlieder brechen Wagners Bann Im Grunde war Engelbert Humperdincks Oper »Hänsel und Gretel« für ihre Zeit untypisch. Denn nach dem Tod Richard Wagners 1883 brachten Komponisten aus ganz Europa mit Vorliebe breit aus- gesponnene, symbolisch aufgeladene Geschichten von mythischen Helden auf die Bühne. Zu den wenigen Opern der Wagner-Nachfolge, die sich im Repertoire gehalten haben, zählt jedoch Humper- dincks viel schlichteres, bescheideneres Werk. Der aus dem rheinischen Siegburg stammende Komponist verehrte Wagner, und die Jahre 1881 und 1882 verbrachte er sogar als sein Assistent in Bayreuth, wo er an der Einstudierung des »Parsifal« mit- ›Hänsel und Gretel‹, Postkarte von Jenny Nyström, vor 1903 arbeitete. Allerdings empfand er die Nähe zu seinem Idol auch als Last: »Ich fühle Dass Humperdinck schließlich in der eine gewisse Sehnsucht nach künstleri- Märchenoper sein ureigenes Betätigungs- scher Freiheit, in der ich, frei vom Banne feld fand, verdankte er vor allem seiner wenn auch genial großartiger, aber doch Schwester Adelheid Wette. Sie arbeitete, nicht eigener Ideen, wieder einmal mein zunächst für Theateraufführungen im eigenes Ich aussprechen kann, was hier Familienkreis, verschiedene Märchen ganz unmöglich ist.« zu kleinen Dramen um. Für ihr neuestes Projekt »Hänsel und Gretel« bat sie den 4
Bruder 1890 um vier kleine Liedvertonun- gen. Diese kamen so gut an, dass Humper- dinck sie zunächst zu einem Singspiel und dann zu einer durchkomponierten, ENGELBERT HUMPERDINCK abendfüllenden Oper erweiterte. Mit * 1. September 1854 in Siegburg späteren Märchenopern, etwa »Die sieben † 27. September 1921 in Neustrelitz Geislein« oder »Dornröschen«, hatte Humperdinck weniger Glück, doch »Hän- »Hänsel und Gretel« Märchenoper in drei Bildern (Auszüge) sel und Gretel« wurde ein Welterfolg. Richard Strauss, der die Uraufführung lei- ENTSTEHUNG tete, äußerte sich enthusiastisch: »Welch (1890 - 93) herzerfrischender Humor, welch köstlich URAUFFÜHRUNG naive Melodik, welche Kunst der Feinheit 23. Dezember 1893 am Weimarer Hoftheater, Dirigent: Richard Strauss in der Behandlung des Orchesters, welch prachtvolle Polyphonie ...« Beispielhaft ERSTMALS VON DER DRESDNER PHILHARMONIE GESPIELT für Humperdincks Verbindung raffi- 26. Mai 1905, Dirigent: Willy Olsen (Auszüge) nierter Orchestertechnik mit schlichter, ZULETZT volkstümlicher Melodik ist das Ende des 23./24. Dezember 2021, zweiten Akts: Das Sandmännchen streut Dirigent: Thomas Guggeis (Auszüge, TV-Übertragung ohne Publikum) den Kindern Sand in die Augen und Hän- sel und Gretel beten ihren »Abendsegen«, BESETZUNG Piccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, bevor sie sich im Wald zum Schlafen 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, niederlegen. In der folgenden »Traum- Tuba, Pauken, Schlagzeug, Harfe, Streicher pantomime« scharen sich 14 Schutzengel DAUER DER AUSZÜGE um die Kinder. ca. 15 Minuten 5
GESANGSTEXTE ENGELBERT HUMPERDINCK aus der Märchenoper ›Hänsel und Gretel‹ Libretto: Adelheid Wette (1858 – 1916) »Der kleine Sandmann bin ich, st!« SANDMÄNNCHEN Der kleine Sandmann bin ich, st! Und gar nichts arges sinn’ ich, st! »Abends, will ich schlafen Euch Kleinen lieb’ ich innig, st! gehn« Bin euch gesinnt gar minnig, st! Aus diesem Sack zwei Körnelein GRETEL, HÄNSEL euch Müden in die Äugelein: Abends, will ich schlafen geh’n, Die fallen dann von selber zu, vierzehn Engel um mich steh’n: damit ihr schlaft in sanfter Ruh’; zwei zu meinen Häupten, und seid ihr brav und fein geschlafen ein, zwei zu meinen Füßen, dann wachen auf die Sterne, zwei zu meiner Rechten, aus hoher Himmelsferne; zwei zu meiner Linken, gar holde Träume bringen euch die Engelein! zweie die mich decken, Drum träume, träume, Kindchen, träume, zweie die mich wecken … gar holde Träume bringen euch die Engelein! GRETEL … zweie die mich weisen zu Himmels Paradeisen! HÄNSEL … zweie, die zum Himmel weisen! 6
Kantilenen statt Fanfaren Joseph Haydns Trompetenkonzert Joseph Haydns populärstes Solokonzert und zugleich seine letzte Orchesterkomposition überhaupt ist das Trompeten- konzert Es-Dur, entstanden 1796 kurz nach der Rückkehr von der zweiten Englandreise. Während die musikalischen Reize dieses Werks nach wie vor unmittelbar zugänglich sind, kann man seine histori- sche Bedeutung heute leicht übersehen. Ende des 18. Jahr- hunderts wäre den meisten Musikern die Komposition eines Trompetenkonzerts ab- wegig erschienen: Längst war Joseph Haydn, Ölgemälde von Thomas Hardy, 1791 die Kunst des »Clarinblasens«, die den besten Spielern der ventillosen Naturtrompete eine komplette Tonleiter (allerdings nur in der höchsten und schwierigsten Lage) bereitstellte, zur Bedeutungslosigkeit abgesunken. 7
Und wie sollte man mit den wenigen na- erste voll chromatische Trompete, indem türlichen Obertönen der tiefen und mitt- er Löcher in das Rohr bohrte, die er mit leren Lage Melodien oder gar virtuoses gepolsterten Klappen versah. Um seine Laufwerk spielen, wie sie ein Konzert nun Erfindung bekannt zu machen, bestellte mal verlangt? In Haydns Jugend war das er Konzerte etwa bei Johann Nepomuk noch anders: Die Trompeter genossen bis Hummel, Leopold Kozeluch, Franz Xaver zur Barockzeit den höchsten Sozialstatus Süßmayr – und bei Haydn. Doch erst vier unter den Musikern, ihre Spieltechnik Jahre nachdem dieser sein Werk voll- galt als Zunftgeheimnis, das nur Ein- endet hatte, fühlte sich Weidinger sicher geweihten zugänglich war. Gerade Wien genug auf dem neuen Instrument, um in war ein Zentrum der Trompeterkunst, die »Wiener Zeitung« die folgende An- bevor ab der Jahrhundertmitte der Hof kündigung zu setzen: »Dem Unterzeich- seine Festlichkeiten einschränkte und die neten ist die Abhaltung einer großen Privilegien der Trompetergilde beschnitt. musikalischen Akademie im hiesigen Doch während die alte Ordnung des k. k. National-Hoftheater auf den Trompetenspiels schon fast der Ver- 28. März [1800] zugestanden. Seine gangenheit angehörte, experimentierten eigentliche Absicht hierbei ist, die von junge Musiker mit baulichen Verände- ihm erfundene und nach einer sieben- rungen ihres Instruments. Mit verlän- jährigen und kostspieligen Arbeit gernden Setzstücken, Klappen, Zügen nunmehr, wie er sich schmeichelt, zur und schließlich Ventilen erweiterten sie Vollkommenheit gediehene und mit ihren Tonvorrat, sodass die Trompete mehreren Klappen versehene organisierte als normales Melodieinstrument neben Trompete in einem von Hrn. Joseph Oboe oder Geige dienen konnte. Einer Haydn, Doktor der Tonkunst, eigens auf dieser innovativen Musiker war Anton dieses Instrument gesetzten Konzert Weidinger (1767–1852), Mitglied des […] zur öffentlichen Beurteilung erstmals Wiener Hoforchesters. Er entwickelte die ans Licht treten zu lassen.« 8
Die Zuhörer müssen perplex gewesen sein, als der Solist nach der üblichen Orchesterexposition schon in den ersten drei Takten seiner Partie eine vollständi- ge Tonleiter im tiefen Register spielte – JOSEPH HAYDN was mit der vertrauten Naturtrompete * 31. März oder 1. April 1732 in Rohrau, Österreich ja nicht möglich war. Natürlich hatte † 31. Mai 1809 in Wien Haydn das Hauptthema des ersten Satzes genau auf diesen Effekt hin angelegt. Konzert für Trompete und Kurz nach dem Tonleiterthema brach- Orchester Es-Dur Hob.VIIe:1 te er sogar chromatische Halbtöne ins Spiel – zuerst in Form von Wechselnoten, ENTSTEHUNG dann von Vorhalten. Der zweite Satz, ein 1796 Andante im wiegenden Siciliano-Rhyth- URAUFFÜHRUNG mus, ermöglichte dem Trompeter erst- 28. März 1800 am Alten Burgtheater Wien, mals fließende Kantilenen in mittlerer Trompete: Anton Weidinger Lage. Traditionell war sein Instrument ERSTMALS VON DER DRESDNER PHILHARMONIE GESPIELT im Orchester ja nur für fanfarenartige 4. September 1965, Motive und rhythmische Akzentuierung Dirigent: Günter Blumhagen, zuständig gewesen; es hatte deshalb in Trompete: Wolfgang Stephan langsamen Sätzen meistens pausiert. Das ZULETZT abschließende heitere Rondo zeigt dann 5. Mai 2019, Dirigent: Karl-Heinz Steffens, Trompete: Håkan Hardenberger mit schnellen Passagen und Läufen die BESETZUNG ganze Bandbreite der virtuosen Möglich- 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, keiten von Weidingers Erfindung. 2 Trompeten, Pauke, Streicher DAUER ca. 15 Minuten 9
Musik der Revolution und Revolution der Musik Ludwig van Beethovens Dritte Sinfonie Viele Werke Ludwig van Beethovens, unter ihnen auch seine dritte Sinfonie, wurden von den Zeitgenossen als allzu eigenwillig, als gewollt neuartig kritisiert: »Diese lange, äußerst schwierige Kompo- sition«, so urteilte nach der Uraufführung (am 7. April 1805) der Wiener Korrespon- dent der Leipziger Allgemeinen Musi- kalischen Zeitung, »ist eigentlich eine sehr weit ausgeführte, kühne und wilde Fantasie. Es fehlt ihr gar nicht an frap- panten und schönen Stellen, in denen man den energischen, talentvollen Geist ihres Schöpfers erkennen muss; sehr oft Ludwig van Beethoven, Portät von Joseph Willibrord Mähler, scheint sie sich ins Regellose zu verlieren. 1804/05 [...] Ref[erent] gehört gewiss zu Beethovens aufrichtigsten Verehren; aber bei dieser Trotz einiger Skepsis waren sich jedoch Arbeit muss er doch gestehen, des Grellen viele frühe Hörer der Sinfonie von Beginn und Bizarren allzu viel zu finden, wo- an darüber im Klaren, dass sie etwas Neues, durch die Übersicht äußerst erschwert Herausragendes erlebten. Die besondere wird und die Einheit beinahe ganz ver- Bedeutung der Dritten liegt auf zwei loren geht.« Ebenen. Zum einen auf der inhaltlich- 10
programmatischen: Der republikanisch wärtig – etwa in der signalhaften Motivik gesinnte Komponist hatte sein Werk (beginnend mit den wuchtigen Orchester- ursprünglich Napoleon Bonaparte, dem schlägen und dem Dreiklangsthema zu Feldherrn der Französischen Revolution Beginn des Kopfsatzes), in der großen und Ersten Konsul Frankreichs, widmen dynamischen Bandbreite (Pianissimo wollen. Als er 1804 von der selbstherr- und Fortissimo auf engstem Raum), in lichen Kaiserkrönung Napoleons erfuhr, der gesteigerten Bedeutung der Bläser soll er – so berichtet sein Schüler Ferdi- oder im Trauermarsch des zweiten Satzes, nand Ries – das Titelblatt mit den Worten der durch François-Joseph Gossecs zerrissen haben: »Ist der auch nicht »Marche lugubre« von 1793 inspiriert anders wie ein gewöhnlicher Mensch! wurde. Als politische Stellungnahme kann Nun wird er auch alle Menschenrechte man auch Bezüge auf die Figur des Pro- mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize metheus verstehen: Die beiden Themen, frönen; er wird sich nun höher wie alle die Beethoven im Finale als Doppel- andern stellen, ein Tyrann werden.« Ge- variationskette entwickelt, stammen aus druckt wurde das Werk schließlich unter seinem eigenen »heroisch-allegorischen dem Titel »Sinfonia eroica, composta per Ballett« »Die Geschöpfe des Prometheus«. festeggiare il sovvenire d’un grand’uomo« Prometheus, der Titan des griechischen (Heroische Sinfonie, komponiert um Mythos, holte für die Menschen das Feuer das Andenken eines großen Mannes zu vom Götterhimmel – im übertragenen feiern). Sinn: Vernunft, Kultur, Freiheit, das Die durch Ries überlieferte Anekdote ist, Licht der Aufklärung. Und Napoleon galt wenn nicht wahr, dann doch wenigstens vielen Zeitgenossen als »Prometheus der gut erfunden. Denn tatsächlich sind Epoche«, als aufgeklärter Heilsbringer Anklänge an die Musik der Französischen der Menschheit. Revolution in der »Eroica« allgegen- 11
›Napoleon Bonaparte beim Überschreiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard‹, Gemälde von Jacques-Louis David, 1800 12
Revolutionär ist jedoch nicht nur Beet- Hörnerterzett des Trioabschnitts. Letzt- hovens Programmatik, sondern auch die lich feiert Beethovens »Sinfonia Eroica« Musik selbst – besonders die der Ecksätze. wohl nicht eine bestimmte historische Der erste Satz überrascht schon durch Persönlichkeit, auch nicht die allgemeine seine Dimensionen: Anders als bis dahin Idee eines triumphierenden Helden, üblich ist hier die Durchführung – der sondern, wie Richard Wagner einmal ver- Formteil der motivisch-thematischen mutete, »überhaupt den ganzen, vollen Arbeit, der Kämpfe und Konflikte – länger Menschen«, mit all seinen Gefühlen und als die Exposition, in der die Themen vor- Leidenschaften. gestellt werden. Zudem wertet Beethoven die Coda regelrecht zu einer zweiten Durchführung auf. Ein so gehaltvoller LUDWIG VAN BEETHOVEN Kopfsatz erfordert natürlich ein entspre- getauft am 17. Dezember 1770 in Bonn chendes Gegengewicht am Ende, und † 26. März 1827 in Wien so wählt Beethoven für das Finale keine traditionelle Form, sondern eine indivi- Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 duelle Lösung, die verschiedene Form- typen und Satztechniken zu einem sehr ENTSTEHUNG 1803 komplexen Gebilde kombiniert. Unter anderem spielen darin Sonatenhauptsatz- URAUFFÜHRUNG 7. April 1805 im Theater an der Wien, und Variationenform, Passacaglia und Dirigent: Ludwig van Beethoven Fuge, deutscher Kontretanz und unga- (erste öffentliche Aufführung) rischer Verbunkos (ein Tanz, der bei der ERSTMALS VON DER DRESDNER Rekrutierung von Soldaten eingesetzt PHILHARMONIE GESPIELT wurde) eine Rolle. Gerade in den Mittel- 28. Februar 1890, Dirigent: Ernst Stahl sätzen kommen neben dem Heroischen ZULETZT 22. Mai 2016, Dirigent: Michael Sanderling auch ganz andere Charaktere zur Geltung: stille Trauer in der sehnsuchtsvollen BESETZUNG 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, Oboenmelodie des zweiten Satzes, Lebens- 3 Hörner, 2 Trompeten, Pauke, Streicher freude und tänzerischer Elan im Scherzo- DAUER Hauptteil, idyllisch-pastorale Töne im ca. 45 Minuten 13
DIRIGENT MARKUS STENZ Philharmonic Orchestra sowie Künstlerischer Leiter des Festivals Cantiere Internationale d’Arte in Montepulciano. Als Operndirigent hat Markus Stenz zahlreiche Ur- und Erstauf- führungen geleitet, u. a. die Welt- premiere von György Kurtágs Oper »Fin de Partie« an der Mailänder Scala und an der Amsterdamer Dutch National Opera, Hans Werner Intelligente Klarheit sowie eine Henzes »Das verratene Meer« in tiefgründige und stets neugierige Berlin, »Venus und Adonis« an Musikalität zeichnen die Arbeit der Bayerischen Staatsoper und von Markus Stenz aus. Er hatte »L’Upupa und der Triumph der bereits zahlreiche bedeutende Sohnesliebe« bei den Salzburger Positionen bei internationalen Festspielen. Kürzlich kehrte er für Orchestern und Opernhäusern Franz Schrekers »Die Gezeichneten« inne, u.a. als Chefdirigent des Radio an die Bayerische Staatsoper Filharmonisch Orkest, General- zurück. Innerhalb seiner umfang- musikdirektor der Stadt Köln und reichen Diskografie wurde u.a. Gürzenich-Kapellmeister, Chef- die Einspielung von Schönbergs dirigent des Melbourne Symphony »Gurre-Liedern« mit dem Gürze- Orchestra und der London Sin- nich-Orchester mit dem Gramopho- fonietta, Erster Gastdirigent des ne Classical Music Award prämiert. Baltimore Symphony Orchestra BIOGRAFIE und des Hallé Orchestra, Con- ONLINE ductor in Residence beim Seoul 14
TROMPETE CHRISTIAN HÖCHERL Seit 1999 ist Christian Höcherl Koordinierter Solo-Trompeter der Dresdner Philharmonie. Von 2003 bis 2005 führte ihn eine zweijäh- rige Unterbrechung zum Rund- funkorchester des Bayerischen Rundfunks als stellvertretender Solo-Trompeter. Daneben ist er gern gefragter Gast bei den den Brandenburger Sommerkon- renommiertesten Klangkörpern, zerten und bei den Festspielen darunter die Sinfonieorchester Mecklenburg-Vorpommern erfolg- des NDR, des BR und des SWR, die reich auf. Sein musikalisches Kön- Münchner Philharmoniker, die nen und Wissen gibt er als Dozent Staatskapelle Dresden, das Bay- in verschiedenen Kursen weiter. erische Staatsorchester und das Zudem ist er bei Wettbewerben Münchner Rundfunkorchester. gern gefragtes Jurymitglied, u. a. Dabei spielte Christian Höcherl beim Internationalen Wettbewerb unter Dirigenten wie Lorin Maazel, für Blechbläserensembles Passau. Zubin Mehta, Rafael Frühbeck de Burgos und Mariss Jansons. Als BIOGRAFIE ONLINE Solist trat er unter anderem mit der Dresdner Philharmonie, dem Radiosinfonieorchester Pilsen sowie bei verschiedenen Festivals, z. B. dem Rheingau Musik Festival, 15
CHOR PHILHARMONISCHER KINDERCHOR DRESDEN EINSTUDIERUNG: GUNTER BERGER deutschlandweit und international zu erleben, u. a. bei Konzerten und Workshops in Australien, Afrika, den USA, den Vereinigten Arabi- schen Emiraten und Japan. Aktuell singen rund 140 Kinder in den verschiedenen Formationen des Chores. Seit 2012 wird er von Chor- direktor Prof. Gunter Berger geleitet. BIOGRAFIE Der Philharmonische Kinderchor ONLINE Dresden verdankt seine Gründung einer Initiative des damaligen Chefdirigenten der Dresdner Phil- harmonie, Kurt Masur, im Jahr Gunter Berger ist seit der Spiel- 1967. Heute zählt das Ensemble zu zeit 2012/13 Chordirektor der den bekanntesten Kinderchören Philharmonischen Chöre Dresden. Deutschlands. Unterstützt wird Zuvor leitete er von 1990 bis 2011 die kontinuierliche professionelle den MDR Kinderchor. Regelmäßig Arbeit durch die enge Zusammen- gibt er seine Erfahrungen in Work- arbeit mit der Dresdner Philhar- shops und Chorleiterseminaren monie. Das vielfältige musikali- sowie an Musikhochschulen und sche Spektrum reicht dabei von Universitäten weiter. der Renaissance bis zu Werken des 21. Jahrhunderts. Mit seinem BIOGRAFIE ONLINE A-Cappella-Repertoire ist der Chor 16
ORCHESTER DRESDNER PHILHARMONIE Musik für alle – Die Dresdner Phil- Seit der Konzertsaison 2019/2020 harmonie steht für Konzerte auf ist Marek Janowski zum zweiten höchstem künstlerischen Niveau, Mal Chefdirigent und künstleri- musikalische Bildung für jedes scher Leiter der Dresdner Philhar- Alter und den Blick über den monie. musikalischen Tellerrand hinaus. Gastspiele auf fast allen Kontinen- BIOGRAFIE ONLINE ten und die Zusammenarbeit mit Gästen aus aller Welt haben den Ruf des Orchesters in der inter- nationalen Klassikwelt verankert. 17
ORCHESTERBESETZUNG DIE DRESDNER PHILHARMONIE IM HEUTIGEN KONZERT 1. VIOLINEN KONTRABÄSSE Heike Janicke KV Prof. Benedikt Hübner KM Prof. Wolfgang Hentrich KV Olaf Kindel KM Dalia Richter KV Matthias Bohrig KV Julia Suslov-Wegelin Philipp Könen-Dose BRATSCHEN Marcus Gottwald KV Donatus Bergemann KV Juliane Kettschau KM Christina Biwank KV Thomas Otto KM Matan Gilitchensky Xianbo Wen Steffen Seifert KV Yeeun Choi Steffen Neumann KV FLÖTEN Seoyoon Lee Andreas Kuhlmann KV Kathrin Bäz Jule Pünjer Joanna Szumiel KM Claudia Rose KM Dumitrita Gore*** Harald Hufnagel Francesca d’Odorico*** Floris Faber 2. VIOLINEN OBOEN VIOLONCELLI Barennie Moon* Johannes Pfeiffer KV Cordula Fest KV Prof. Matthias Bräutigam KV Jens Prasse KV Adela Bratu Victor Meister KV Andrea Dittrich KV Rainer Promnitz KV Jörn Hettfleisch Bruno Borralhinho KM Dorit Schwarz KM Shiri Tintpulver KLARINETTEN Teresa Novák Miguel Blanco Puente* Annalena Kott Daniel Hochstöger Pablo Aznarez Maeztu Haotong Liu*** Elisabeth Gebhardt Minchang Jo Aleksandra Varaksina** FAGOTTE Daniel Bäz KM Robert-Christian Schuster KV 18
TUBA Prof. Jörg Wachsmuth KV HÖRNER Michael Schneider KV Prof. Friedrich Kettschau KV PAUKE | SCHLAGWERK Johannes Max KV Stefan Kittlaus Carsten Gießmann KV Gido Maier KV TROMPETEN HARFE Csaba Kelemen Nora Koch KV Prof. Björn Kadenbach POSAUNEN Stefan Langbein KM Dietmar Pester KV Peter Conrad KV KM --> Kammermusiker | KV --> Kammervirtuos | * --> Gast | ** --> Akademie | *** --> Substitut 19
SA 21. JAN 2023 | 19.30 Uhr SO 22. JAN 2023 | 11.00 Uhr Orgel und Orchester ENIGMA-VARIATIONEN STANISLAW KOCHANOVSKY | Dirigent THIERRY ESCAICH | Orgel (Palastorganist und Composer in Residence) IM KULTURPALAST DRESDNER PHILHARMONIE MI 1. FEB 2023 | 20.00 Uhr Orgel und Schlagzeug THIRTEEN DRUMS CHRISTIAN SCHMITT | Orgel CHRISTOPH SIETZEN | Multipercussion SO 19. FEB 2023 | 18.00 Uhr Stummfilm und Orgel SUNRISE THIERRY ESCAICH | Orgelimprovisation (Palastorganist und Composer in Residence) MI 5. APR 2023 | 20.00 Uhr ORGEL Wagner auf der Orgel OLIVIER LATRY OLIVIER LATRY | Orgel ticket@dresdnerphilharmonie.de dresdnerphilharmonie.de © Markenfotografie
KONZERTVORSCHAU SO 8. JAN 2023 | 18.00 Uhr KULTURPALAST KAMMERKONZERT MOZARTS NACHTMUSIK Mozart: Serenade c-Moll KV 388 ›Nachtmusik‹ für je zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte Henze: Concertino für Klavier und Blasorchester mit Schlagzeug Strauss: Sonatine Nr. 1 F-Dur für 16 Bläser ›Aus der Werkstatt eines Invaliden‹ Bruno Borralhinho | Dirigent (Henze, Strauss) Nicolas Namoradze | Klavier Bläser- und Schlagzeugensemble der Dresdner Philharmonie FR 13. JAN 2023 | 19.30 Uhr SA 14. JAN 2023 | 19.30 Uhr KULTURPALAST SINFONIEKONZERT LIEBE ZU DEN DREI ORANGEN Prokofjew: Suite aus der Oper ›Die Liebe zu den drei Orangen‹ Tschaikowski: Violinkonzert D-Dur Fauré : ›Pelléas et Mélisande‹ Suite Roussel : ›Bacchus et Ariane‹ Suite Nr. 2 Stéphane Denève | Dirigent Nikolaj Szeps-Znaider | Violine Dresdner Philharmonie SO 15. JAN 2023 | 18.00 Uhr KULTURPALAST KAMMERKONZERT TERZETTO Schubert: Streichtrio B-Dur D 581 Dvořák: Terzetto Beethoven: Streichtrio Es-Dur op. 3 Philharmonisches Streichtrio Dresden Heike Janicke | Violine Andreas Kuhlmann | Viola Ulf Prelle | Violoncello 21
DO 19. JAN 2023 | 19.30 Uhr KULTURPALAST KAMMERKONZERT QUATUOR ÉBÈNE Purcell: ›Fantasien‹ (Auswahl) Ligeti (100. Geburtstag 2023): Streichquartett Nr. 1 ›Métamorphoses nocturnes‹ Schumann: Streichquartett a-Moll Quatuor Ébène Auf Einladung der Dresdner Philharmonie SA 21. JAN 2023 | 19.30 Uhr SO 22. JAN 2023 | 11.00 Uhr KULTURPALAST SINFONIEKONZERT ENIGMA-VARIATIONEN Escaich: ›La barque solaire‹ für Orchester mit solistischer Orgel Copland: Sinfonie für Orgel und Orchester Elgar: ›Enigma‹-Variationen Stanislav Kochanovsky | Dirigent Thierry Escaich | Orgel (Palastorganist und Composer in Residence) Dresdner Philharmonie SA 28. JAN 2023 | 19.30 Uhr SO 29. JAN 2023 | 11.00 Uhr KULTURPALAST SINFONIEKONZERT SCHOSTAKOWITSCH 1 Chatschaturjan: >Maskerade< Suite aus der Schauspielmusik, Violinkonzert d-Moll Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 1 f-Moll Cristian Măcelaru | Dirigent Sergey Khachatryan | Violine Dresdner Philharmonie 22
KONZERT- EINFÜHRUNG DIGITAL Zu ausgewählten Konzerten können Sie unsere Einführungen in Ruhe sowohl vor dem Konzert als auch noch lange danach hören unter dresdnerphilharmonie.de/konzerteinfuehrung-digital
IMPRESSUM HERAUSGEBER TEXT BILDNACHWEISE Intendanz Jürgen Ostmann Wikimedia commons: der Dresdner Philharmonie S. 4, 7, 10, 12 Der Text ist ein Original- Schloßstraße 2, 01067 Dresden Kaupo Kikkas: S. 14 beitrag für dieses Heft; T +49 351 4866-282 Markenfotografie: S. 15 Abdruck nur mit ausdrücklicher Björn Kadenbach: S. 16, 17 dresdnerphilharmonie.de Genehmigung des Autors. CHEFDIRIGENT UND REDAKTION MUSIKBIBLIOTHEK KÜNSTLERISCHER LEITER Klara Schneider Die Musikabteilung der Marek Janowski Zentralbibliothek (2. OG) hält zu den aktuellen Programmen der Philharmonie für Sie in INTENDANTIN einem speziellen Regal am Durchgang zum Lesesaal Frauke Roth (V.i.S.d.P.) Partituren, Bücher und CDs bereit. Preis 2,50€ Änderungen vorbehalten. Gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Wissen- schaft, Kultur und Tourismus. Die Dresdner Philharmonie als Kultureinrichtung der Landeshauptstadt Dresden (Kulturraum) wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Unsere Familienkonzerte KULTURPALAST DRESDEN SO 15. JAN 2023 | 11.00 Uhr › PHIL ZU ENTDECKEN … IM ZAUBERGARTEN‹ Mit Malte Arkona in Märchen und Mythen eintauchen SO 5. MRZ 2023 | 11.00 Uhr › PHIL ZU ENTDECKEN … IN DEN TIEFEN DES MEERES‹ Familienkonzert auf den Spuren der kleinen Seejungfrau SO 26. MRZ 2023 | 11.00 Uhr › PHIL ZU ENTDECKEN … MIT MOZART AUF DER REISE NACH PRAG‹ Malte Arkona und Phili begeben sich auf eine Zeitreise ticket@dresdnerphilharmonie.de dresdnerphilharmonie.de © Nikolaj Lund
TICKETSERVICE Bleiben Sie informiert: Schloßstraße 2 | 01067 Dresden T +49 351 4 866 866 MO – SA 10 – 19 Uhr ticket@dresdnerphilharmonie.de dresdnerphilharmonie.de kulturpalast-dresden.de
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