HELLO, ROBOT Gestaltungsprinzipien für eine nutzungsfreundliche Interaktion zwischen Mensch und Roboter - User Interface Design GmbH

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HELLO, ROBOT Gestaltungsprinzipien für eine nutzungsfreundliche Interaktion zwischen Mensch und Roboter - User Interface Design GmbH
HELLO,
       ROBOT
       Gestaltungsprinzipien
       für eine nutzungsfreund-
       liche Interaktion zwischen
       Mensch und Roboter.

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HELLO, ROBOT Gestaltungsprinzipien für eine nutzungsfreundliche Interaktion zwischen Mensch und Roboter - User Interface Design GmbH
1                                                             4
              ZIEL DER STUDIE                                         STUDIE 3: Überzeuge mich! Wie
              Herausforderungen und Chancen der                       Roboter Menschen motivieren können                   14
              Mensch-Roboter-Interaktion                     03       4.1 Studienaufbau                                    14

    2
                                                                          4.1.1 Ziel und Fragestellung                     14
              STUDIE 1: Geste, Sprache oder Display –                     4.1.2 Der Roboter                                15
              Auf der Suche nach der optimalen Interaktion   05           4.1.3 Teilnehmende                               16
              2.1 Studienaufbau                              05           4.1.4 Studienablauf                              16
                   2.1.1 Ziel und Fragestellung              05       4.2 Ergebnisse                                       17
                   2.1.2 Der Roboter                         05           4.2.1 Einfluss auf Entscheidungen                17
                   2.1.3 Teilnehmende                        06           4.2.2 Gründe für die Entscheidung                18
                   2.1.4 Studienablauf                       06           4.2.3 Das Bedauern des Roboters                  18
              2.2 Ergebnisse                                 06           4.2.4 Das Bedanken des Roboters                  18
                   2.2.1 Bevorzugte Interaktion              06           4.2.5 Charakter des Roboters                     18
                   2.2.2 Frustrationstoleranz                07           4.2.6 Wahrnehmung und Auswirkung der Sprache     19

                                                                  5
                   2.2.3 Einfluss auf User Experience        07

    3
                                                                      8 GESTALTUNGSPRINZIPIEN
              STUDIE 2: Wer bist Du? Wie Roboter sein                 für die Mensch-Roboter-Interaktion                   20
              und mit Menschen kommunizieren sollten         08
              3.1 Studienaufbau                              08
                   3.1.1 Ziel und Fragestellung              08
                   3.1.2 Der Roboter                         09
                   3.1.3 Studienablauf                       11
              3.2 Ergebnisse                                 12
                   3.2.1 Bevorzugte Interaktion              12
                   3.2.2 Feedback über Erfolg/Nichterfolg    12
                   3.2.3 Verständlichkeit der Pieptöne       12
                   3.2.4 Bevorzugte Stimmfarbe               13                                          Fördernummern:
                   3.2.5 Körpersprache                       13                                          16SV8101 & 16SV7824

2   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
HELLO, ROBOT Gestaltungsprinzipien für eine nutzungsfreundliche Interaktion zwischen Mensch und Roboter - User Interface Design GmbH
1 ZIEL DER STUDIE:
                                                       Herausforderungen und Chancen der
                                                       Mensch-Roboter-Interaktion
                                                       Elena ist 80 Jahre alt. Sie lebt allein in ihrer Wohnung und hat schon
                                                       einige Gebrechen: Sie kann weniger gut sehen und hören als früher.
                                                       Schmerzen in Rücken und Händen schränken sie motorisch ein. Daher
                                                       fallen ihr im Haushalt viele Dinge schwer. Sie kann sich nicht mehr so gut
                                                       bücken, um beispielsweise Dinge aufzuheben. Und auch das Tragen von
                                                       schweren Gegenständen wie Wäschekörben oder Wasserkisten macht ihr
                                                       Probleme. Wie Elena – einer Persona aus unserer Studie – geht es vielen
                                                       älteren Menschen. In diesen Lebenssituationen können Assistenzroboter
                                                       den Alltag erleichtern, indem sie bei Tätigkeiten im Haushalt zur Hand
                                                       gehen. Besonders für körperlich eingeschränkte Personen und Senioren
                                                       versprechen sie daher ein selbstbestimmteres Leben, bei dem sie mög-
                                                       lichst lang in den eigenen vier Wänden verbleiben können.

                                                       Roboter sind ein neuer Bestandteil der Gesellschaft geworden. Vor Jahren
                                                       fungierten sie vorwiegend noch als stumme Diener, die vordefinierte
                                                       Arbeitsabläufe ausführten. Doch gerade entwickeln sich immer mehr
                                                       Service- und Assistenzroboter zu Social Companions. Als solche sollen
                                                       sie nicht nur Arbeitsanweisungen befolgen. Je nach Kontext beraten sie
                                                       bei auftretenden Problemen, motivieren zu deren Lösung oder beheben
                                                       diese direkt selbst.

3   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
HELLO, ROBOT Gestaltungsprinzipien für eine nutzungsfreundliche Interaktion zwischen Mensch und Roboter - User Interface Design GmbH
Um von Laien im Alltag verwendet werden zu können, muss die Inter-
    aktion des Roboters mit den Nutzenden verlässlich, schnell und sicher           Dabei beantworten wir folgende Fragen:
    sein. Nutzende müssen darauf vertrauen können, dass Roboter Befehle
    und Aufgaben verstehen und diese ordentlich ausführen. Dies ist ent-
    scheidend dafür, ob Roboter vom Menschen akzeptiert werden. Wenn
    dies nicht der Fall ist, frustriert das die Nutzenden und belastet sie sogar.

    Ziel dieser Studie ist es daher, Gestaltenden und Entwickelnden Tipps an
                                                                                    Wahl der richtigen Interaktion: Sprache, Geste
    die Hand zu geben, wie sie die Interaktion zwischen Mensch und Assis-           oder Display – welche Interaktion bevorzugen
    tenzroboter gestalten können. Denn nur mit einer intuitiven und sicheren        Nutzende? (Schwerpunkt Studie 1)
    Bedienung können sie Berührungsängste der Nutzenden gegenüber
    Robotern abbauen und die Akzeptanz steigern.

    Diese Studie basiert auf drei Einzelstudien aus unterschiedlichen Robotik-
    Projekten, an denen wir – die User Interface Design GmbH – als Projekt-
    partner beteiligt waren. In Kapitel 2 bis 4 stellen wir Aufbau und Ergebnisse   Was erwarten Menschen von einem Roboter?
    dieser Studien vor. In Kapitel 5 fassen wir die Erkenntnisse aus den drei
                                                                                    Wie stellen sie sich ihn vor? Wie genau sollten
    Studien in 8 Gestaltungsprinzipien zusammen. Die Erkenntnisse können
                                                                                    Interaktion, Persönlichkeit und Aussehen
    die Gestaltung von Sprache, Stimme, Persönlichkeit und Aussehen von
    Service- und Assistenzrobotern verbessern.
                                                                                    gestaltet sein? (Schwerpunkt Studie 2)

                                                                                    Wie können Roboter möglichst motivierend und
                                                                                    überzeugend, also persuasiv, konzipiert werden?
                                                                                    (Schwerpunkt Studie 3)

4   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
HELLO, ROBOT Gestaltungsprinzipien für eine nutzungsfreundliche Interaktion zwischen Mensch und Roboter - User Interface Design GmbH
2 STUDIE 1:                                                            2.1.2 Der Roboter
                                                                           Die Teilnehmenden mussten über den Forschungshintergrund im Dunkeln
    Geste, Sprache oder Display – auf der                                  gelassen werden, damit die Ergebnisse nicht unbewusst verfälscht
    Suche nach der optimalen Interaktion                                   wurden. Hierzu war es wichtig, eine Cover Story zu entwickeln. So ent-
                                                                           stand die Geschichte von Scan-Roboter Paul: Paul sollte im Baumarkt
                                                                           eingesetzt werden, um bei der Identifikation verschiedener Produkte zu
    2.1 STUDIENAUFBAU
                                                                           helfen. Diese soll er greifen, scannen und ihren Namen ausgeben. Die
                                                                           Teilnehmenden konnten per Befehl via Sprache, Geste oder Display den
    2.1.1 Ziel und Fragestellung                                           Greifarm von Paul öffnen und schließen. Licht, Töne und Sprachsamples
    Die Studie „Der kleine Scan-Roboter Paul“ untersuchte, welche Inter-   von Paul gaben Feedback, ob der Scan-Vorgang erfolgreich war.
    aktionsform Nutzende bevorzugen, um mit Robotern zu interagieren.
    Dabei standen folgende Fragen im Mittelpunkt:

    ƒ Geste, Sprache oder Display – welche Interaktionsform
      präferieren Nutzende?
    ƒ Gibt es eine Interaktionsform, die Nutzende unabhängig vom
      Kontext bevorzugen?
    ƒ Gibt es eine Interaktionsform, der Nutzende mehr Fehler verzeihen,
      ohne frustriert zu sein?
    ƒ Gibt es eine Interaktionsform, die allein durch ihre Einbindung zu
      einer besseren UX beiträgt?

                                                                           Der Scan-Roboter Paul

5   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
HELLO, ROBOT Gestaltungsprinzipien für eine nutzungsfreundliche Interaktion zwischen Mensch und Roboter - User Interface Design GmbH
2.1.3 Teilnehmende                                                              2.2 ERGEBNISSE

                                                                                    2.2.1 Bevorzugte Interaktion
             17                     42 Jahre                       76
                                                                                    Die Auswertung des Fragebogens ergab, dass die meisten Teilnehmenden
                                                                                    das Display als Interaktionsform im Umgang mit Computern bevorzugen.
                                                                                    Im Umgang mit Robotern hingegen stimmten 70 Prozent für Sprache. Für
                                                                                    diese beiden Interaktionsformen hegen die Befragten zudem die größte
                        57 %                          43 %                          Sympathie. Mit Display und Sprache fühlen sie sich außerdem am vertrau-
                                                                                    testen.
    Stichprobe der Teilnehmenden

    2.1.4 Studienablauf

    Die Teilnehmenden bearbeiteten fünf Aufgaben mit Hilfe des Scan-Robo-
    ters Paul. Zu Beginn bekamen sie von uns eine Interaktionsform (Sprache,
    Geste oder Display) vorgegeben, mit der sie die Aufgabe lösen sollten. Die
    Studie ist eine Wizard-of-Oz-Studie: Da Paul keine Intelligenz besitzt, steu-
    erten wir ihn von einem Technikraum aus, der von den Teilnehmenden
    abgegrenzt war. Um die Frustrationstoleranz zu testen, mussten wir die
    Teilnehmenden „ärgern“. Das heißt: Wir manipulierten einen Teil der Auf-        Die Interaktionsform Geste ist sowohl bei der Einschätzung zu Vertraut-
    gaben so, dass sich der Greifarm trotz des richtigen Befehls nicht öffnete.     heit und Sympathie als auch bei der Nennung als bevorzugte Interaktions-
    Die Teilnehmenden mussten auf eine andere Interaktionsform wechseln,            form weit abgeschlagen. Die Teilnehmenden begründeten dies damit,
    um den Prozess fortzuführen und die Aufgaben zu beenden. Im Anschluss           dass sie erst „gelernt“ werden müsste, da sie oftmals nicht so „intuitiv“
    interviewten wir die Teilnehmenden, um die Aufgaben zu besprechen und           war wie erhofft.
    allgemeine Fragen zu klären. So wollten wir beispielsweise wissen, welche
    Interaktionsform sie mit Computern sowie Robotern bevorzugen und wie
    viel Sympathie und Vertrautheit sie für diese empfinden.

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2.2.2 Frustrationstoleranz                                                    2.2.3 Einfluss auf User Experience
    Die wenigste Geduld hatten die Teilnehmenden mit der Displaysteuerung.        Gibt es eine Interaktionsform, die allein durch ihre Einbindung zu einer
    Diese Interaktionsform war für sie die bekannteste. Daher hatten sie          besseren UX beiträgt? Um diese Frage zu beantworten, ermittelten wir
    wenig Verständnis, wenn diese nicht funktionierte. Nachdem im                 mit Hilfe des Fragebogens AttrakDiff die User Experience (UX) der Inter-
    Schnitt 3,94 Interaktionsversuche mit der Steuerung via Display erfolglos     aktionsformen. Wir untersuchten, ob und wie stark die auftretenden
    waren, wechselten die Teilnehmenden die Interaktionsform. Im Kontext          Fehler die UX beeinflussen. Das Ergebnis: Alle Interaktionsformen wirkten
    der Sprachsteuerung wechselten sie nach 4,55 Versuchen. Am toleran-           sich ähnlich auf die User Experience aus. Auch litt die UX während der
    testen waren die Teilnehmenden mit durchschnittlich 5 Versuchen gegen-        manipulierten Aufgaben bei allen drei Interaktionsformen gleichermaßen.
    über der Gestensteuerung.                                                     Eine bestimmte Interaktionsform, die Nutzende bevorzugten und deren
                                                                                  Einbindung die UX steigert, gab es also nicht.

    Frustrationstoleranz der Teilnehmenden bei verschiedenen Interaktionsformen

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3 STUDIE 2:
    Wer bist Du? Wie Roboter sein und mit
    Menschen kommunizieren sollten

    3.1 STUDIENAUFBAU

    3.1.1 Ziel und Fragestellung
    Im Forschungsprojekt SINA entstand ein Roboter, der Gegenstände
    greifen und an Menschen übergeben kann. Damit dies sicher und intuitiv
    gelingt, braucht es eine klare und eindeutige Kommunikation zwischen
    Mensch und Roboter. Hierzu entwickelten wir unterschiedliche Arten der
    auditiven Interaktion – von der menschlichen Stimme über eine Roboter-
    Stimme bis zu Roboter-Pieptönen à la R2-D2. Das Sound- und Sprach-
    Interface wird zusätzlich unterstützt, indem der Roboter auch durch
    Körperbewegungen und Licht kommuniziert. Die verschiedenen Varianten
    testeten wir in einer Studie mit Nutzenden. Dabei fokussierten wir uns auf
    folgende Fragen:

    ƒ Wie empfinden die Teilnehmenden die verschiedenen Stimmfarben?
      Welche ist die passendste und angenehmste?
    ƒ Können die Teilnehmenden die Pieptöne eindeutig interpretieren?
    ƒ Welche Art der Körpersprache kommt am besten an?

8   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
HELLO, ROBOT Gestaltungsprinzipien für eine nutzungsfreundliche Interaktion zwischen Mensch und Roboter - User Interface Design GmbH
3.1.2 Der Roboter
                                                                                Der Roboter SINA besteht aus einem Greifarm, mit dem er Gegenstände
                                                                                aufheben oder entgegennehmen kann. Es gibt zudem eine Fläche, auf
                                                                                der Gegenstände wie ein Wäschekorb oder eine Wasserkiste abgestellt
                                                                                werden können.

                                                                                Der Roboter kommunizierte im Test via Sound (Pieptöne) oder Sprache
                                                                                mit den Nutzenden. Um das gesamte Spektrum an Sprechweisen zu
                                                                                untersuchen, entwickelten wir fünf Sprach- und Soundsamples:

                                                                                      Pieptöne              Robo-Stimme         menschliche Stimme

                                                                                    sehr technisch                                 sehr menschlich

                                                                                Stimmspektrum

                                                       Rendering Roboter SINA

9   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
HELLO, ROBOT Gestaltungsprinzipien für eine nutzungsfreundliche Interaktion zwischen Mensch und Roboter - User Interface Design GmbH
Wir erstellten fünf Pieptöne, die Folgendes ausdrücken sollten:

             Ja!                                        Du bist dran.
             Zustimmung.                                Aufforderung: „Hier, Du kannst
             „Ich habe Dich gehört.“                    den Gegenstand jetzt nehmen.“
             „Ich bin wach.“

                                Ist das so ok?
                                Nachfragen. Warten auf neuen Befehl.

             Nein.                                      Ich habe Dich
             „Das kann ich leider                       nicht verstanden.
             nicht tun.“
                                                        Sag das bitte noch mal.

     Lichtfeedback und Körpersprache unterstützen die Interaktion. Beispiels-
     weise „nickt“ der Arm des Roboters, um visuell zu bestätigen, dass er
     einen Gegenstand aufheben kann.

              17                        42 Jahre                          76

                           57 %                             43 %

10   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
3.1.3 Studienablauf
     Aufgrund von Covid-19 konnten wir die Studie nicht vor Ort durchführen.
     Die Nutzenden konnten somit nicht direkt mit dem Roboter interagieren,
     vielmehr wurden sie remote per Video durchgeführt. Dabei gab es vier
     Aufgaben:

                                        1                                       2                                      3                                 4
                        VISUALISIERUNGS-                         SOUND                                  KÖRPERSPRACHE DES                 VIDEOPRÄFERENZ:
                        AUFGABE                                  CHARAKTERISIERUNG                      ROBOTERS                          BEWEGUNG & BILD
                        Kein Stimulus-Material, Teilnehmen-      Teilnehmende hören die Sprach-         Teilnehmende sehen zwei Videos    Teilnehmende sehen zwei Videos
                        de kennen und sehen den Roboter          und Sound-Samples                      ohne Text:                        mit Ton:
      AUFGABEN

                        nicht                                                                           1. Menschliche Körperbe-          1. Zusammenspiel aus menschlicher
                                                                                                        wegungen wie „Nicken“ und         Stimme und menschlicher
                                                                                                        Lichtfeedback mit verschiedenen   Bewegung
                                                                                                        Animationen und Farben            2. Interaktion aus Pieptönen,
                                                                                                        2. Reduzierte Körperbewe-         Roboter-Stimme und reduzierter
                                                                                                        gungen (nur Greifvorgänge) und    Körperbewegung
                                                                                                        Lichtfeedback mit verschiedenen
                                                                                                        Farben, aber ohne Animationen
      FRAGESTELLUNGEN

                        Was erwarten Teinehmer                   Für Pieptöne: Können die Teilneh-      Welche non-verbale Kommu-         Wie empfinden Teilnehmende
                        a priori von einem Roboter?              menden die Pieptöne eindeutig          nikation empfinden die            das Zusammenspiel zwischen
                        (Erwartungen hinsichtlich Interaktion,   interpretieren? Für alle Sprach- und   Teilnehmenden als ange-           Bewegung, Sprache und Lichtfeed-
                        Feedbackarten, Wissen und Fähig-         Sound-Samples – Wie empfinden          nehmer?                           back im Szenario?
                        keiten des Roboters)                     und charakterisieren die Teilnehmen-
                                                                 den die verschiedenen Klangfarben
                                                                 der Samples? Welche passt für sie
                                                                 am besten?

11   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
3.2 ERGEBNISSE

                                                                                                                             1. Der Sound wurde von den Teilnehmenden
     3.2.1 Bevorzugte Interaktion
                                                                                                                                genauso dekodiert wie es vom Sound-
     100 % der Teilnehmenden erwarteten, mit dem Assistenzroboter über                                                          designer intendiert war.
     natürlich gesprochene Sprache zu interagieren. Eine Gesteninteraktion er-
                                                                                                                             2. Der Sound wurde vom Teilnehmenden anders
     wartete keiner der Teilnehmenden. Auch auf Nachfrage konnten sich nur
                                                                                                                                (aber trotzdem schlüssig) interpretiert, als es
     wenige Teilnehmende vorstellen, über ein Gesteninterface zu interagieren.
                                                                                                                                vom Sounddesigner intendiert war.

     3.2.2 Feedback über Erfolg / Nichterfolg                                                                                3. Der Sound wurde von den Teilnehmenden
                                                                                                                                diametral anders interpretiert, als es vom
     Wenn der Roboter es nicht schaffte, einen Gegenstand zu greifen,                                                           Sounddesigner intendiert war.
     erwarteten 100 % eine entsprechende Rückmeldung vom Roboter. War
     die Interaktion hingegen positiv verlaufen, erwarteten nur die Hälfte der
     Teilnehmenden Feedback.                                                     Interpretation der semantischen Bedeutung

     3.2.3 Verständlichkeit der Pieptöne
                                                                                 Sounds können die Diversität der Sprache nur schlecht wiedergegeben.
     Es gab sehr große Unterschiede darin, ob Teilnehmende die Piep-Töne         Dennoch konnten die Teilnehmenden die Bedeutung überraschend gut in-
     eindeutig „verstehen“ konnten oder nicht. Einige konnten die Bedeutung      terpretieren. Pieptöne können – an geeigneten Stellen – für Menschen mit
     der Sounds sehr gut und intuitiv erfassen. Andere taten sich schwer, die    einer hohen Auffassungsgabe eine Alternative sein, da mit ihnen schneller
     richtige Bedeutung zu erkennen.                                             Feedback gegeben werden kann als mit langen gesprochenen Sätzen.

12   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
ALS ÄLTERER             DA SINA NUR EIN
                                                                                                         MENSCH...               ARM IST...
                                                                                                         würde ich mir eine      hätte ich keine
                                                                                                         menschliche             menschliche
                                                                                                         Stimme wünschen.        Stimme erwartet.

     Präferenz der Stimmen                                                      Unterschiedliche Stimm-Präferenz je nach Fokus

     3.2.4 Bevorzugte Stimmfarbe                                                3.2.5 Körpersprache
     Im Allgemeinen bevorzugten die Teilnehmenden die menschliche gegen-        62 % der Teilnehmenden empfanden die menschlich-anmutende Körper-
     über der roboterartigen Stimme. Welche Stimme die Teilnehmenden            bewegung als angenehmer. Sie verbanden damit ein positives Nutzungs-
     präferierten, hing sehr stark vom jeweiligen Fokus ab. Mit Blick auf das   erlebnis durch Emotionen wie Freude, Überraschung, aber auch Belusti-
     Aussehen des Roboters bevorzugten die Teilnehmenden die künstlichen        gung. Nur 25 % präferierten die reduzierte Körpersprache, da diese nicht
     Stimmen, da sie besser zum Produktdesign passten. Lag der Fokus der        so lange dauerte und zielgerichteter war.
     Teilnehmenden auf den Nutzenden und ihren Bedürfnissen, präferierten
     sie die menschliche Stimme.

13   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
4 STUDIE 3:                                                                Dafür wählten wir das Ausräumen der Spülmaschine in einem Unterneh-
                                                                                men als Anwendungsbeispiel. Diese Aufgabe stellt oft ein Problem dar:
     Überzeuge mich! Wie Roboter                                                Es gibt keinen klaren Verantwortlichen für diese meist unliebsame Auf-
     Menschen motivieren können                                                 gabe, vielmehr hofft man auf das solidarische Handeln Vieler. Ein nach
                                                                                persuasiven Prinzipien konzipierter Roboter sollte Mitarbeitende moti-
                                                                                vieren, die Spülmaschine auszuräumen. Um dies zu messen, zählten
     4.1 STUDIENAUFBAU                                                          wir die Entscheidungen, die Spülmaschine nicht auszuräumen. Wichtig:
                                                                                Wir zählten bewusst Entscheidungen und keine Personen, weil Personen
                                                                                mehrmals am Tag die Küche betreten und sich jeweils unterschiedlich
     4.1.1 Ziel und Fragestellung                                               entscheiden konnten.
     Mit dem technologischen Fortschritt entwickeln sich die Fähigkeiten der
     Roboter immer weiter, sodass einige bereits autonom, also ohne mensch-
                                                                                Exkurs: Persuasive Prinzipien
     liche Unterstützung, Aufgaben erledigen können. Dennoch kann es immer
                                                                                (visuell als Exkurs gestaltet)
     wieder zu Situationen kommen, in denen Roboter Hilfe vom Menschen
     benötigen. Dabei ist es elementar, dass Roboter ihre Anfragen überzeu-     Das Forschungsgebiet Captology untersucht, wie Computer Menschen
     gend und motivierend kommunizieren. Sie können ihre Aufträge nur dann      bei Meinungs- und Verhaltensänderungen unterstützen können. Verschie-
     erfolgreich ausführen, wenn sie persuasiv um Hilfe bitten können. Unsere   dene Autoren beschreiben über 40 persuasive Strategien, mit denen Com-
     Studie geht daher der Frage nach, ob und wie Roboter Menschen über-        puter persuasiv auf Menschen wirken können. Unsere Studie untersucht,
     zeugen und motivieren können, zu helfen.                                   ob sich diese auch auf die Mensch-Roboter-Interaktion übertragen lassen.
                                                                                Für unsere Studie wählten wir folgende zehn Prinzipien aus.

14   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
PERSUASIVES                                                                    4.1.2 Der Roboter
                                                 ERKLÄRUNG
        PRINZIP

                            Neue und unerwartete Aktionen machen eine
           Surprise
                            Anwendung spannend.

        Loss Aversion       Man hasst es, Dinge zu verpassen oder zu verlieren.

         Reciprocity        Man möchte einen Gefallen erwidern.

                            Humor lockert auf und nimmt unnötigen Ernst aus
            Humor
                            Angelegenheiten.

            Praise          Lob hat positive Auswirkungen auf das Verhalten.

                            Mit Erinnerung ist man gewillter, das Zielverhalten
          Reminder
                            zu erreichen.

         Suggestion         Ein Vorschlag zur richtigen Zeit überzeugt.
                                                                                     Roboter SKIWO

                            Erlebnisse mit hohen, positiven Intensitätsausschlägen
       Peak-End-Rule
                            und einem stark positiven Ende werden besser bewertet.   Bei der Studie mit Nutzenden setzten wir unseren eigens entwickelten
                                                                                     Prototypen SKIWO ein. Den Roboter gestalteten wir nach persuasiven
         Competition        Ein Wettkampf zwischen Personen spornt an.               Prinzipien: Sein kindliches, niedliches Aussehen soll ein Fürsorgeverhalten
                                                                                     hervorrufen. Deshalb ist SKIWO auch nur 30 cm groß. Proportional zum
          Normative         Was andere denken und tun, beeinflusst die
                                                                                     Rest des Körpers sind Kopf und Augen von SKIWO übergroß und entspre-
          Influence         Überzeugung.
                                                                                     chen somit dem Kindchenschema.
                            Mit reduziertem Aufwand steigt die                       Der Roboter kann „sprechen“, indem er Sprachsamples über einen im Kör-
          Reduction
                            Überzeugungskraft.                                       per installierten Lautsprecher ausgibt. Antworten von Menschen kann er
                                                                                     jedoch nicht verstehen und nicht darauf reagieren. Passend zum Gesag-
     Überblick und Erklärung der ausgewählten persuasiven Prinzipien                 ten, geben die Augen unterschiedliche Zustände und Emotionen wieder.

15   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
4.1.3 Teilnehmende

                                                                                               20                     32,5 Jahre                    51

                                                                                                          70 %                         30 %
                                       Zustände der Augen von schlafend bis traurig   Stichprobe der Teilnehmenden

                                                                                      4.1.4 Studienablauf
     Die Sprachsamples wurden eingesprochen, technisch verzerrt und erhöht,
     damit sie besser zum kindlichen Charakter passen.                                In einer ersten initialen Phase beobachtete das Projektteam das bisherige
                                                                                      Ausräumverhalten der Mitarbeitenden über zwei Wochen und ermittelte
     Inhaltlich basieren die Sprachsamples auf den zehn ausgewählten per-             dadurch den Ist-Zustand. In der zweiten Phase setzten wir den Roboter
     suasiven Prinzipien. Hier zwei Beispiele:                                        SKIWO zwei Wochen in der Küche ein. In diesem Wizard-of-Oz-Experiment
                                                                                      steuerte ein Mitarbeiter ihn aus der Ferne. In der Küche befand SKIWO
     ƒ Praise: Lob wirkt sich positiv auf das Verhalten aus. Deswegen lobte           sich normalerweise im Schlafzustand. Erst wenn die Spülmaschine aus-
       und ehrte SKIWO die Mitarbeitenden und bedankte sich für ihre Hilfe.           geräumt werden musste, erwachte er. Betraten Mitarbeitende die Küche,
       Beispiel: „Auf Deine Hilfe kann ich doch immer zählen! Könntest Du mir         sprach SKIWO sie mit den oben genannten Sprachsamples an und bat
       einen kleinen Gefallen tun und vielleicht die Spülmaschine ausräumen?“         sie, die Spülmaschine auszuräumen. Gingen die Mitarbeitenden seiner
     ƒ Reduction: Mit reduziertem Aufwand steigt die Überzeugungskraft.               Bitte nach, lobte SKIWO sie. Entschieden sie sich, nicht zu helfen, bedau-
       Deswegen ermutigte SKIWO, dass bereits das Ausräumen eines einzel-             erte SKIWO dies und war traurig.
       nen Geschirrelements eine Hilfe sei.
       Beispiel: „Ich weiß, Du hast wenig Zeit. Schaffst Du es vielleicht
       trotzdem, einen Teller auszuräumen?“

16   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
Abschließend befragten wir die Mitarbeitenden zu ihren Erfahrungen mit
                                                                           SKIWO. Sie beantworteten einen Godspeed Questionnaire, der die Wahr-
                                                                           nehmung der Interaktion mit einer 5-Punkte-Skala misst. Danach stellte
                                                                           der Interviewende offene Fragen, insbesondere zur Wahrnehmung der
                                                                           Sprache des Roboters.

                                                                           4.2 ERGEBNISSE

                                                                           4.2.1 Einfluss auf Entscheidungen
                                                                           Durch den Einsatz von SKIWO räumten die Mitarbeitenden die Spülma-
                                                                           schine signifikant häufiger aus.

                                                                                               Entscheidung, die Spülmaschine nicht auszuräumen

                                                                               Phase            Anzahl           Gesamt            M            Mdn
                                                                                                Spülgänge

                                                                            Ohne Roboter            22             219             10.0           7
                                                                            Mit Roboter             19             65              3.4            2

                                                                           Vergleich der Phasen im Hinblick auf die Entscheidungen, die Spülmaschine nicht
                                                                           auszuräumen

                                                                           Ohne motivierenden Roboter trafen die Mitarbeitenden im Schnitt pro
                                                                           Spülgang dreimal häufiger die Entscheidung, das Geschirr nicht auszu-
                                                                           räumen. SKIWO hatte also einen deutlichen Effekt auf das Verhalten der
                                                                           Mitarbeitenden.
                                                        SKIWO im Einsatz

17   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
4.2.2 Gründe für die Entscheidung                                             4.2.4 Das Bedanken des Roboters
     SKIWO machte die Mitarbeitenden neugierig (8 von 20): Die Befragten           Alle befragten Personen fanden es gut, dass sich der Roboter bedankt
     wollten wissen, was passiert und wie der Roboter reagiert. Durch das          hat. Auf die Frage, ob es für sie einen Unterschied mache, ob der Dank
     angewendete Prinzip „Surprise“ wurde genau dem nachgegangen, dass             von einem Menschen oder einem Roboter kam, waren die Antworten
     der Nutzende sich immer wieder von neuen Sprachsamples überraschen            ambivalent. Der eine Teil der Befragten sah hier keinen Unterschied,
     lassen wollte.                                                                während der andere Teil die Meinung vertrat, dass Dankbarkeit von einem
                                                                                   Menschen authentischer ist als von einem Roboter, der nur einem vorge-
     Einige Personen (5 von 20) fühlten sich „ertappt“ oder hätten ein „schlech-   fertigten Skript folgt.
     tes Gewissen“ gehabt (5), wenn sie die Bitte ignoriert hätten. Fünf Per-
     sonen gaben an, dass sie sich durch den Roboter freundlich motiviert
                                                                                   4.2.5 Charakter des Roboters
     fühlten. Ein Grund, warum nicht ausgeräumt wurde, war, dass schon vor
     kurzem geholfen wurde und nun andere Personen an der Reihe wären              Alle Befragten nahmen den Charakter des Roboters als positiv wahr. Die
     (4 von 20).                                                                   Mitarbeitenden charakterisierten ihn als freundlich (8 von 20), höflich (5
                                                                                   von 20), nett oder sympathisch (5 von 20). Zwei Befragte beschrieben ihn
                                                                                   explizit als motivierend und hilfsbereit oder „kleinen Helfer“.
     4.2.3 Das Bedauern des Roboters
     Das Bedauern des Roboters nach der Entscheidung, das Geschirr nicht
     auszuräumen, verursachte, dass Personen ein schlechtes Gewissen be-
     kamen und über ihre Entscheidung nachdachten (5 von 20). Eine Person
     vermied beim nächsten Mal absichtlich die traurige Reaktion des Robo-
     ters, indem sie ein Geschirrelement ausräumte. Drei Personen kehrten
     sogar nach dem Bedauern des Roboters um, um die Spülmaschine doch
     auszuräumen.

18   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
4.2.6   Wahrnehmung und Auswirkung der Sprache
     Grund für diese positive Wahrnehmung SKIWOs waren laut der Befragten
     die Sprache und das Aussehen. Die Befragten fanden SKIWO nicht nur
     wegen des Inhalts des Gesagten, sondern auch aufgrund der Art und
     Weise (Tonfall, Art der Formulierung) sympathisch. Die Formulierungen
     wurden als bestimmt, aber nicht als befehlend wahrgenommen. Trotz
     ständigen Bittens nahmen ihn die Mitarbeitenden immer als höflich und
     freundlich wahr.

     Kein Wunder: Bei der Erstellung der Sprachsamples achteten wir bewusst
     darauf, keine unhöfliche, respektlose oder negative Sprache zu verwen-
     den. Im Gegenteil: Dem Prinzip „Praise“ folgend wurden die Personen
     gelobt, wertgeschätzt und ihnen wurde höflich und freundlich begegnet.
     Die Mitarbeitenden vermissten die Möglichkeit, dem Roboter antworten
     zu können. Zum Beispiel um zu erklären, warum sie gerade nicht helfen
     konnten.
     Zusammenfassend zeigte sich, dass ein Roboter Menschen motivieren
     kann, zu helfen. Dabei wirkt sich die Sprache des Roboters in hohem
     Maß auf dessen Persuasion aus. Wichtig ist hierbei nicht nur der Inhalt,
     sondern auch die Art und Weise der Kommunikation und die verwendeten
     Formulierungen. Deshalb sollten Gestalter sie gezielt und verantwortungs-
     voll konzipieren.

19   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
5 8 GESTALTUNGSPRINZIPIEN                                             Die Ergebnisse der Einzelstudien bündeln wir in 8 Gestaltungsprinzipien,
                                                                           die Euch dabei helfen sollen, eine optimale Mensch-Roboter-Interaktion
          für die Mensch-Roboter-Interaktion                               zu gestalten.

1    Sprache ist die natürlichste und                   4   Multimodalität sorgt für mehr                   7       Ein positives Nutzungserlebnis
     intuitivste Art, um mit Robotern                       Klarheit.                                               und emotionales Design erhöhen
     zu interagieren.                                                                                               die Akzeptanz von Robotern.

2    Was und wie ein Roboter spricht,                   5   Eine menschlich anmutende                       8       Nutzende und der jeweilige
     wirkt sich auf die Wahrnehmung                         Körpersprache trägt zu einem                            Nutzungskontext müssen im
     und Persuasion aus.                                    optimalen Nutzungserlebnis bei.                         Mittelpunkt stehen.

3    Die Sprach- und Soundinter-                        6   Roboter sollten sich hierarchisch
     aktion sollte klar und eindeutig                       unterordnen.
     verständlich sein.

20   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
1                                                                          2

     Sprache ist die natürlichste und intuitivste                               Was und wie ein Roboter spricht, wirkt sich
     Art, mit Robotern zu interagieren.                                         auf die Wahrnehmung und Persuasion aus.
     Alle drei Studien zeigen: Die Nutzenden möchten mit Robotern sprechen.     Wichtig ist nicht nur, was ein Roboter sagt. Auch die Art und Weise, wie er
     Sie bevorzugen die Sprache deutlich vor anderen Interaktionsformen wie     spricht, beeinflusst die (persuasive) Wirkung des Roboters. Ein höflicher
     der Gestensteuerung. Besonders für die Zielgruppe der Senioren und ein-    Roboter ist persuasiver: Eine respektvolle, höfliche und freundliche Spra-
     geschränkten Personen eignet sich ein gut gestaltetes Sprach-Interface.    che erhöht die Akzeptanz seitens der Nutzenden. So können Tonfall und
     Denn diese Art von Interface setzt kein Zusatzwissen voraus. Die Sprach-   Formulierungen dazu beitragen, dass sie den Roboter positiv wahrneh-
     interaktion bietet sich beispielsweise auch an, wenn der Roboter sich in   men. Die sprachlichen Formulierungen von Voice User Interfaces sollten
     einem anderen Raum befindet und der Nutzende ihn erst zu sich rufen        daher sehr gezielt und sensibel konzipiert werden. Dabei sollte man fol-
     muss und keine Steuerung parat hat.                                        gende UX-Prinzipien einhalten: Während bei visuellen User Interfaces die
     Sprache als Interaktionsform zu verwenden, führt jedoch nicht zwingend     Verwendung von gleichen Patterns zu mehr Konsistenz beiträgt, sollten
     zu einem besseren Nutzungserlebnis (User Experience). Die Nutzenden        Voice User Interfaces möglichst abwechslungsreich gestaltet sein, damit
     verzeihen dieser Interaktionsform nicht mehr Fehler als anderen Interak-   sie nicht monoton wirken. Aussagen sollten kurz und prägnant formuliert
     tionsarten.                                                                werden. Anfang und Ende einer Interaktion sollten klar signalisiert werden
                                                                                und dem Nutzenden sollte jederzeit Feedback über den aktuellen Zustand
                                                                                des Roboters gegeben werden.

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     Die Sprach- und Soundinteraktion sollte klar                                  Multimodalität sorgt für mehr Klarheit.
     und eindeutig verständlich sein.
                                                                                   Ob Lichtinteraktion, Projektionen oder Körpersprache – andere Kommuni-
     Die Sprach- und Soundinteraktion muss klar und deutlich verständlich          kationsmodalitäten können Nutzende dabei unterstützen, die Intentionen
     sein – sowohl inhaltlich als auch technisch. Bei letzterem spielt auch die    und Aussagen des Roboters richtig zu deuten.
     Aufnahme- und Lautsprecherqualität eine große Rolle.                          Lichtfeedback beispielsweise ist eine schnelle und wenig aufdringliche
     Insbesondere bei älteren Menschen empfehlen wir Sprachsamples und             Möglichkeit, um Nutzenden Feedback über den Systemzustand eines
     keine Soundsamples, da sie intuitiver verwendet werden können. Gerade         Roboters zu geben. Es gibt eine Reihe von Zuständen, die der Roboter
     in Situationen, in denen keine Zeit für Fehler oder zum Erlernen von Tönen    im Zuge einer positiven User Experience visualisieren sollte, um Un-
     gegeben ist, spielen sie ihre Stärke aus.                                     sicherheiten über den Zustand und die Absichten des Roboters beim
                                                                                   Nutzenden zu reduzieren.
     Für jüngere Zielgruppen können Soundsamples wie Pieptöne jedoch
     durchaus interessant sein: Pieptöne sind schneller als gesprochene
     Sprache. Einmal erlernt, können sie sogar präziser sein. Insbesondere            ANFORDERUNGEN
     jüngere Zielgruppen, zum Beispiel aus der Generation Y und Z, sind meist         3 c = Grünes Licht
     ungeduldig und warten nicht, bis ein Sprachinterface fertig gesprochen           SINA hat den Gegenstand sicher
                                                                                      gegriffen
     hat. Pieptöne lassen sich beispielsweise gut in zwanglosen oder kreativ-
     innovativen Situationen einsetzen, in denen Fehler nicht kritisch sind und/      3 d = Orangenes Licht
                                                                                      SINA hat den Gegenstand dreimal
     oder die Nutzenden Zeit haben, die Sound-Bedeutungen zu erlernen. In             erfolglos versucht zu greifen
     einer Einlern-Phase könnten beispielsweise Sprache und Töne parallel
                                                                                      3 e = Rotes Licht
     eingesetzt werden. Nach und nach kann der Einsatz von Sprache redu-              SINA kann den Gegenstand
     ziert werden, wenn die Nutzenden die Bedeutung der Töne erlernt haben.           auch nach dem fünften
                                                                                      Versuch nicht greifen

                                                                                   Lichtfeedback am Beispiel des SINA-Roboters (Studie 3)

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     Eine menschlich anmutende Körpersprache                                       Der Roboter sollte sich hierarchisch
     trägt zu einem optimalen Nutzungserlebnis                                     unterordnen.
     bei.                                                                          Für die Interaktion zwischen Mensch und Roboter ist nicht nur die Kom-
     Für ein optimales Nutzungserlebnis sollte die Kommunikation von               munikation, sondern auch das Produktdesign und die Persönlichkeit des
     menschlich anmutenden Bewegungen wie Kopfnicken oder ein fragendes            Roboters von Bedeutung. Sie beeinflussen erheblich, welche Fähigkeiten
     Schräglegen des Kopfs begleitet werden. Denn die Körpersprache eines          Nutzende von einem Roboter erwarten.
     Roboters beeinflusst in großem Maße dessen Wahrnehmung: Sie vermit-           Die Ergebnisse aus Studie 2 und 3 zeigen, dass die Nutzenden sich Assis-
     telt Vertrauen, Empathie, Sicherheit und Verlässlichkeit. Für das Kohärenz-   tenzroboter als „süß“ vorstellen bzw. wünschen. Das wirkt sich auf Größe
     erleben der Nutzenden müssen Kommunikation und Körpersprache des              und Produktdesign aus:
     Roboters zeitlich präzise auf die Spracheingabe der Nutzenden abge-
     stimmt sein. Bewegungen sollten daher nicht irregulär, ruckelig, wackelig
                                                                                   Größe + Aussehen
     oder abrupt ablaufen. Sie sollten möglichst gemäßigt, reibungslos, sanft
     und den menschlichen Dynamiken von Be- und Entschleunigung folgen.            Die Nutzenden erwarten einen Roboter von 1 bis 1,5 m Größe. Damit
     Nur wenn die Interaktion zeitlich flüssig und reibungslos abläuft, nehmen     wäre er kleiner als ein Erwachsener. Der Mensch könnte auf ihn herab-
     Nutzende den Roboter als kompetent und sympathisch wahr.                      schauen. Das gibt ihm ein höheres Gefühl der Kontrolle.

                                                                                               Angenehmes, freundliches Aussehen
                                                                                               Der Roboter sollte funktional, aber dennoch niedlich sein.
                                                                                               Er sollte hell, freundlich und warm anmuten.

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                                                                                 Ein positives Nutzungserlebnis und
                                                                                 emotionales Design erhöhen die Akzeptanz
                                                                                 von Robotern.
                                                                                 Emotionen können auf unterschiedliche Weise transportiert werden:

                                                                                 ƒ Augen können an die Situation angepasste und auf den Kommunika-
                                                                                   tionsinhalt abgestimmte Emotionen zeigen.
     Der Roboter als Buddy
                                                                                 ƒ Zusätzlich zum Sprach-Interface können Basisemotionen wie Freude
     Fordern die Nutzenden auch soziale und Unterhaltungsaspekte, sehen            oder Überraschung durch Sounds transportiert werden.
     manche in dem Assistenzroboter einen „kleinen Buddy“.                       ƒ Die Körpersprache kann emotionale Zustände verdeutlichen. Zum
                                                                                   Beispiel zeigt ein Hängenlassen des Kopfes an, dass der Roboter
     In diesen verschiedenen Punkten zeigen sich nicht zuletzt die psychologi-     traurig ist.
     schen Bedürfnisse der Nutzende nach Sicherheit und Kontrolle über den
     Roboter. Der Roboter soll sich dem Menschen hierarchisch unterordnen        Die emotionale Äußerung von Robotern wird mit Hinsicht auf soziale und
     – und das auch optisch. Die Erwartung an die Größe und die Assoziation      ethische Aspekte aber auch kritisch diskutiert. Kritiker befürchten, dass
     „süß“ unterstreicht dieses Machtasymmetrie.                                 Roboter Menschen emotional von sich abhängig machen können.

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Exkurs: Tool-Tipp                                                              8
     Um ethische und soziale Aspekte in Roboter-Projekten systematisch zu
     erheben und im Blick zu behalten, könnt Ihr Tools wie EVA (Ethical Value      Nutzende und der jeweilige Nutzungs-
     Assessment) nutzen. Mit dem Tool unterzieht Ihr Euer Projekt einem            kontext müssen im Mittelpunkt stehen.
     Ethikstress-Test, der ethische Angriffsflächen aufdeckt. Dafür bewertet Ihr
     verschiedene Designvarianten in unterschiedlichen, frei wählbaren Dimen-      Diese Gestaltungsprinzipien basieren auf den Erkenntnissen aus unseren
     sionen wie Datenschutz, Sicherheit und Profitabilität. In jeder Dimension     Projekten. Abhängig von Nutzungskontext und Zielgruppe, können Nut-
     gebt Ihr an, welche Chancen und Risiken mit den jeweiligen Varianten für      zende jedoch ganz andere Anforderungen an Roboter-Design und Interak-
     Eure Stakeholder einhergehen. Ein Dashboard visualisiert die unterschied-     tion stellen. Im Sinne des menschzentrierten Gestaltungsprozesses sollte
     lichen Varianten anschaulich und übersichtlich. Ihr könnt mögliche Risiken    daher immer der Nutzende in den Fokus der Entwicklung gerückt und die
     schnell erkennen und Maßnahmen ergreifen, um diese zu reduzieren.             Interaktionsform an die jeweiligen Bedürfnisse und den Nutzungskontext
                                                                                   angepasst werden. Nur so können Gestaltende sicherstellen, dass die
     https://evatool.org/                                                          Nutzenden den Roboter akzeptieren und von seiner Assistenz profitieren.

25   Hello, robot | User Interface Design GmbH | 2022
Ludwigsburg
                                                                                                                 Berlin
                                                                                                             Dortmund
                                                                                                             Mannheim
DIE AUTOREN                                                                                                   München

STEPHANIE HÄUSLER-WEISS                      KILIAN RÖHM                   JULIANE MARKOTSCHI
Senior User Experience Designer              User Experience Consultant    Lead Corporate Communications

                                  IHR WOLLT MEHR ERFAHREN?
                                  Wenn Ihr Fragen oder Anmerkungen habt,
                                  wendet Euch gern jederzeit an uns:
                                  info@uid.com
                                  www.uid.com
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