Gutachten und Beratungstätigkeit zum - Schimmelschaden Badezimmer Beispielhaus 00022 Stadt

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Gutachten und Beratungstätigkeit zum - Schimmelschaden Badezimmer Beispielhaus 00022 Stadt
Gutachten und Beratungstätigkeit zum
                    Schimmelschaden Badezimmer
                            Beispielhaus
                             00022 Stadt

Auftraggeber:            Herr Beispiel

Projekt:                 0008_ST_Gut-Berat_BSP2

Ortsbesichtigung:        15.10.2012

Bearbeitungszeitraum:    15.10.2012-17.10.2012

Gutachter:               Dipl.-Ing. Philipp Heinze

Hamburg, den             17.10.2012

Auftragnehmer            PHB

                         Dipl.-Ing. Philipp Heinze
                         tel: +49 (0) 152 57962258
                         info@bauphysik-heinze.de
                         www.bauphysik-heinze.de
Gutachten und Beratungstätigkeit zum - Schimmelschaden Badezimmer Beispielhaus 00022 Stadt
Beispielgutachten                                    Seite 1 von 6                                          Datum, 17.10.2012

Inhalt
1.       Fallbeschreibung .......................................................................................................... 2

1.1.     Örtliche Situation .......................................................................................................... 2

1.2.     Bauliche Gegebenheit .................................................................................................. 2

1.3.     Schadenssituation ........................................................................................................ 3

2.       Technische Beurteilung ................................................................................................ 4

2.1.     Hygrothermische Messung ........................................................................................... 4

2.2.     Simulationsrechnungen ................................................................................................ 4

3.       Auswertung und theoretischer Hintergrund .................................................................. 6

4.       Sanierungsvorschlag-Nutzerverhalten .......................................................................... 6

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Beispielgutachten                      Seite 2 von 6                           Datum, 17.10.2012

1.     Fallbeschreibung

1.1.   Örtliche Situation

Bei einem Mehrfamilienhaus mit Klinkerfassade kam es in der Leibung des
Badezimmerfensters zu monatelangem Kondensatanfall, Schimmelbildung und Abpellen der
Farbe. Der Mieter berief sich auf einen Baumangel infolge unzureichender Dämmung Der
Vermieter machte unzureichendes Lüften für die Schäden verantwortlich. Die
bautechnischen Standards aus heutiger Sicht waren nicht eingehalten. In dem Bad war kein
Heizkörper installiert. Die Erwärmung des Raumes sollte von gering gedämmten Heizrohren
übernommen werden. Erschwerend kam die hohe Wärmeleitfähigkeit des Mauerwerks hinzu.

1.2.   Bauliche Gegebenheit

Die Hauptausrichtung des Mehrfamilienhaus mit Klinkerfassade war Westen. Ein
Dachüberstand war in geringem Maße vorhanden. Das unterkellerte Gebäude besaß vier
Wohnetagen und ein Dachgeschoss. Flechten und Mose auf den Klinkerfensterbänken und
der Standort Norddeutschland ließen auf eine hohe Schlagregenbelastung schließen.
Die Fenster der Mietwohnung mit der Wohnfläche von rund 50 m² waren aus Kunststoff und
im Rahmen einer Sanierungsmaßnahme eingesetzt worden. Weitere energetische
Sanierungen haben nicht stattgefunden. Die Erwärmung der Wohnung erfolgte über
                                                    gusseiserne Gliederheizkörper. In
                                                    Küche,          Wohnraum         und
                                                    Schlafzimmer waren jeweils ein
                                                    Radiator vorhanden. Im Flur und
                                                    Bad gab es keine regulierbare
                                                    Heizmöglichkeit. Ein Teil der
                                                    Erwärmung          dieser     Räume
                                                    übernahmen        leicht  gedämmte
                                                    vertikal verlaufende Heizrohre.

Abbildung 1: Übersicht Wohnung Räumlichkeiten der Wohnung mit unterschiedlichen Klimabedingung. WZ-
Wohnzimmer, BAD, KÜCHE, F-Flur, SZ-Schlafzimmer, HZR-Heizrohr

Die Wohnung wurde zum damaligen Zeitpunkt als Single-Wohnung genutzt. Tagsüber
wurden die Heizungen aus oder nahezu ausgedreht. Abends wurden Sie kurzfristig
hochgefahren. Masse und Speicherfähigkeit hielten die Heizkörper, für die genutzte
Abendzeit, ausreichend warm. Der Einzug des Mieters hatte im Frühjahr stattgefunden. Die
problematischen Kondensaterscheinungen wurden im Oktober bemerkt und hielten bis April,
des Folgejahrs an.

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1.3.    Schadenssituation

In der betreffenden Altbauwohnung ohne nennenswerte Sanierung kam es im Badezimmer
zu Feuchteschäden.
Laut Mieter trat, wiederkehrend ab Oktober, im Bad an der Fensterleibung und an der
Fensterscheibe Kondensat auf. Mitte November kam es zusätzlich zu einem schwarzen
Schimmelwachstum. Im Frühjahr wurde der Schimmel vom Mieter selbst abgewaschen und
die Kalkfarbe mit verdünnter Essigsäure getränkt. Im darauffolgenden Herbst trat das
Schadensbild erneut auf, hinzu kam ein verstärktes Abblättern der Kalkfarbe. Der Mieter gab
an, nach dem morgendlichen Duschen, ca. 10 Minuten zu lüften. Da im Badezimmer kein
eigener Heizkörper vorhanden war, ließ der Mieter die Badtür zum Flur ganztägig offen
stehen. Am Wochenende beobachtete der Mieter, dass trotz intensiver Lüftung, das
Kondensat an der Glasscheibe, in der Leibung und am Fliesenspiegel noch über mehrere
Stunden zu erkennen war.
                                    In den weiteren Räumen: Küche, Schlafzimmer und
                                    Wohnzimmer kam es zum morgendlichen Kondensatanfall
                                    an den Fensterscheiben. Diese Feuchte verdunstete im
                                    Laufe    des     Vormittags     ohne  weiteres   Lüften.
                                    Schimmelschäden, abblätternde Farbe und feuchte
                                    Leibungen waren ausschließlich im Badezimmer vorhanden.
                                    Das Badezimmer wies keinen regulierbaren Radiator auf.
                                    Zwei leichtgedämmte vertikale Heizrohre sollte die
                                    Temperierung des Raumes übernehmen. Energetische
                                    Sanierungen wurden im Rahmen dichterer Kunststofffenster
                                    durchgeführt. Der Mindestwärmeschutz wurde zum Zeitpunkt
                                    der Begutachtung nicht eingehalten.

Abbildung 2: Badfenster obere Leibung Badfenster mit Schimmelpilz und abblätternder Farbe

                                    Abbildung 3: Badfenster untere Leibung Silikatfuge mit Schimmelpilzbefall
                                    im Anschluss Badfenster und Fliesenspiegel

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2. Technische Beurteilung

Für die technische Beurteilung wurden in allen Räumen die relative Luftfeuchte, die
Raumtemperatur und die Oberflächentemperaturen an den Außenwänden gemessen. Des
Weiteren wurden 2D-Simulationen zur Prüfung des Mindestwärmeschutzes in der
Fensterleibung durchgeführt.

2.1.    Hygrothermische Messung

Die hygrothermischen Messung wurden mit Messgeräten der Firma Ahlborn und der Firma
Voltcraft durchgeführt. Die zugehörigen Wohnraumwerte sind nachfolgend tabellarisch
dargestellt. Es gelten die folgenden Abkürzung: Erste Zeile: TR-Raumtemperatur, RFR-
Relative Feuchte im Raum, TO-Oberflächentemperatur in der Leibung, RFO-Relative
Feuchte der Oberfläche(berechnet) Erste Spalte: WZ-Wohnzimmer, BAD, KÜCHE, F-Flur,
SZ-Schlafzimmer.
Die hygrothermischen Messungen wurden um 10:00 Uhr vorgenommen. Das Außenklima
betrug -2°C bei einer relativen Luftfeuchte von 83%.Die letzte Spalte gibt den berechneten frsi
Wert an im kritischen Leibungspunkt an. Der Mindestwärmschutz nach DIN 4108/2 fordert
einen frsi Wert größer 0,7.In allen Fensterleibungen wird der zulässige frsi = 0,7 unterschritten.

                    TR [°C]         RFR [%]           TO [°C]          RFO              frsi
WZ                  19,0            43                10,5             74               0,6
BAD                 18,0            51                8,5              94               0,5
KÜCHE               19,0            40                9,5              74               0,5
F                   20,0            44                -                -                -
SZ                  20,0            43                10,5             79               0,6
Tabelle1: Raumluftfeuchte, Raumtemperaturen und Oberflächentemperaturen der einzelnen Wohnräume

2.2.    Simulationsrechnungen

Für die Überprüfung des Mindestwärmeschutzes und als Grundlage für einen
Sanierungsvorschlag wurden thermische Simulationsrechnungen durchgeführt. Die
nachfolgenden Graphiken stellen den Unterschied im kritischen Leibungspunkt mit und ohne
eine Leibungsdämmung dar. Es wurden stationäre Klimarandbedingungen nach DIN 4108/2
Taußen= -5°C und Tinnen= 20°C angesetzt. Für die ungedämmte Konstruktion konnte der
Mindestwärmeschutz nicht eingehalten werden. Die zulässige Oberflächentemperatur von
12,6°C wurde unterschritten. Im gedämmten Fall mit einer Leibungsdämmung von 25 mm
bei einer WLG von 050 konnte der Mindestwärmeschutz eingehalten werden.

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Abbildung 4: Temperaturfeld der ungedämmten Konstruktion für den stationären Zustand bei einer
Außentemperatur von -5°C und einer Innentemperatur von 20°C. Im kritischen Leibungspunkt stellte sich eine
Temperatur von 9,2°C ein.

Abbildung 5: Temperaturfeld der gedämmten Konstruktion für den stationären Zustand bei einer
Außentemperatur von -5°C und einer Innentemperatur von 20°C. Im kritischen Leibungspunkt stellte sich eine
Temperatur von 12,7°C ein.

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3. Auswertung und theoretischer Hintergrund

Die hygrothermischen Messungen und die bauphysikalischen Gegebenheiten führten zur
folgendem Resultat. Die Schimmelbildung war nicht eindeutig auf das Nutzerverhalten oder
auf den Bestand zurückzuführen. Es war vielmehr eine Kombination aus drei anstehenden
Problemen. Zum einen konnte aufgrund des fehlenden Heizkörpers im Badezimmer die
bauphysikalisch günstige Temperatur von 20°C nicht eingestellt werden. Wie die Messungen
zeigten war das Bad der kühlste Raum in der Wohnung. Das Dampfdruckgefälle stellte sich
somit zum Bad hin ein. Dies führte zu dauerhaften höheren Luftfeuchten im Bad und an der
besagten problematischen Leibung. Das morgendliche Duschen selbst hatte dabei eher
geringe Auswirkung, da dieses Maximum der relativen Luftfeuchte durch die Stoßlüftung
schnell auf die durchschnittliche Feuchte gesenkt werden konnte. Die Dauerlüftung durch
das Offenstehenlassen der Badtür zum wärmsten Raum, dem Flur, verstärkten den
Feuchtetransport in das Bad hinein. Die stärker werdende Schimmelbildung und das
Abblättern der Kalkfarbe im zweiten Jahr kann auf die selbständige falsche Beseitigung des
Schimmelpilzes durch den Mieter zurückgeführt werden. Das Einsetzen von Essigsäure zum
Abtöten der Sporen war mindestens langfristig kontraproduktiv. Es wurde so das alkalische
Milieu der Kalkfarbe aufgehoben, welches ein Schimmelpilzwachstum zumindest
verlangsamt. Die Fensterleibungen im Schlafraum und Wohnzimmer haben sich aufgrund
der niedrigeren resultierenden Oberflächenfeuchte unkritischer verhalten, als die Leibung im
Bad. Der Mindestwärmeschutz war für keine der untersuchten Leibungen eingehalten. Es
trat aber nur im Bad ein Schimmelschaden auf. Die lokalen höheren Feuchten in den
Wärmbrückenbereichen führten zum Schluss, dass der Schimmel nicht durch eine
Durchfeuchtung infolge Schlagregen zu Stande kam.

4. Sanierungsvorschlag-Nutzerverhalten

Die Sanierungsmaßnahme werden grob angegeben. Es ist für die Planung, Koordination und
Durchführung ein Fachplaner hinzu zu ziehen.
Der Schimmel soll entfernt werden. Zur Desinfektion und Abtöten der Sporen eignet sich
Industriealkohol. Die Simulationsrechnungen ergeben einen deutlichen Anstieg der
Oberflächentemperaturen mit einer 15-25mm starken Leibungsplatte. Es eignen sich
kapillaraktive, hydrophile Dämmstoffe mit eine Wärmeleitgruppe von WLG 050. Als
Flächenspachtel ist aufgrund der alkalischen Wirkung wieder ein Kalkputz mit
abschließender Kalkfarbe zu verwenden. Die 5-15 Minuten Lüftung nach dem Duschen ist
bei zu behalten. Um das Feuchteklima der Wohnung insgesamt zu senken, wird dem Mieter
empfohlen zweimal täglich alle Räume quer zu lüften und die Heizungen kontinuierlich für
eine Raumtempertur von ca. 20°C zu betreiben. Dies wirkt sich auch positiv auf das
Badklima aus. Die Badtür muss möglichst geschlossen bleiben. Eine indirekte Erwärmung
über die anderen Räume ist schädigend.

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