Hygieneregeln in der Gemeinschaftsgastronomie - Bund ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
INFORMATION Hygieneregeln in der Gemeinschaftsgastronomie Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 100.000 Erkrankungen gemeldet, die durch das Vorkommen von Mikro- organismen, insbesondere Bakterien, Viren oder Parasiten, in Lebensmitteln verursacht worden sein können. Die Dunkelziffer liegt nach Expertenschätzung sehr viel höher. Wer Essen für Dritte produziert, trägt ein hohes Maß an Verantwortung. Die Speisen müssen gesundheitlich unbedenklich und qualitativ einwandfrei sein. Damit das gelingt, ist es wichtig, dass das gesamte Küchenteam beim täglichen Arbeiten in der Küche auf Sauberkeit und Hygiene achtet. Das gilt für die persönliche Körper- und Händehygiene, für den sachgerechten Umgang mit den Lebensmitteln und die Sauberkeit in der Küche und im gesamten Betrieb. Auf welche Dinge es in der täglichen Küchenpraxis ankommt, darüber informieren kurz und knapp die folgenden Hygieneregeln für Beschäftigte in der Gemeinschaftsgastronomie. © istockphoto Wer in der Gemeinschaftsgastronomie arbeitet, sollte stets auf die persönliche Körperhygiene, den sachgerechten Umgang mit Lebensmitteln und auf die Sauberkeit am Arbeitsplatz achten. Personalhygiene Körper sauber halten Strikte Trennung von Privat- und Arbeitskleidung Auf der Haut, insbesondere auf der Kopfhaut, leben jede Über Ihre Privatkleidung können Mikroorganismen in Menge Mikroorganismen. Ist der Körper frisch gewa- den Küchenbereich eingetragen werden. Geeignete schen, können diese sich nur schlecht vermehren. Des- und saubere Arbeitskleidung ist daher Pflicht. Sie muss halb ist die Körperhygiene so wichtig. Das regelmäßige in der Garderobe getrennt von Ihrer Privatkleidung auf- Waschen der Haare befreit die Kopfhaut von Schuppen, bewahrt werden. die Mikroorganismen als Nährstoffquelle dienen. Täglich frische Kleidung und Geschirrtücher Fingernägel sauber und kurz geschnitten verwenden halten und nicht lackieren Auf der Arbeitskleidung und auf Geschirrtüchern sam- Besonders unter langen Fingernägeln können sich Mikro- meln sich Mikroorganismen, die Lebensmittel verunreini- organismen ansammeln. Deshalb sollten Fingernägel gen können. Wechseln Sie daher täglich ihre Arbeitsklei- möglichst kurz geschnitten sein. Da unter Nagellack dung und die in der Küche verwendeten Tücher. Die Stoffe Schmutz nicht erkennbar ist und der Lack zudem ab- sollten kochfest sein und hygienerelevante Verschmutzun- blättern kann, ist er während der Küchenarbeit tabu. gen sollten darauf farblich leicht zu erkennen sein. © BfR, BLE 2020 1
Im Küchenbereich immer eine Kopfbedeckung tragen Offene Wunden wasserdicht abdecken Die menschliche Kopfhaut schuppt sich von Zeit zu Offene Wunden dürfen auf keinen Fall mit Lebensmitteln Zeit. Zudem verliert der Mensch täglich Haare. Schup- in Berührung kommen, denn sie können lebensmittel- pen und Haare in Lebensmitteln sind Ekel erregend und vergiftende Bakterien enthalten. Sie müssen daher mit unhygienisch, weil sie hochgradig mit Mikroorganismen einem wasserdichten Pflaster, einem sauberen Verband besiedelt sind. Tragen Sie daher bei der Arbeit immer und Gummifingerling oder einem Gummihandschuh eine Kopfbedeckung. Lange Haare sollten zusammen- abgedeckt werden. Dabei empfiehlt es sich, möglichst gebunden werden. farbige Materialien zu benutzen, weil diese bei Verlust leichter zu erkennen sind. Vor Arbeitsbeginn: Handschmuck und Armbanduhr ablegen Nicht rauchen Unter Handschmuck und der Armbanduhr sammelt sich Im Küchenbereich gilt striktes Rauchverbot, denn Asche durch Schwitzen Feuchtigkeit, so dass sich dort Bak- oder gar Zigarettenkippen könnten in die Speisen gelan- terien leicht vermehren können. Außerdem verhindern gen. Das ist gesundheitsschädlich und Ekel erregend. Schmuckgegenstände eine sorgfältige Reinigung der Hände und Unterarme. Legen Sie daher Ihren Schmuck Erkrankungen und Symptome wie wiederholten vor Arbeitsbeginn ab. Auch Ohrringe und Ketten sollten Durchfall und Erbrechen sofort der Küchenleitung bei der Arbeit nicht getragen werden. melden Personen, die an einer Krankheit leiden, die durch Hände regelmäßig sorgfältig waschen Lebensmittel übertragbar ist, oder die Symptome auf- und desinfizieren weisen, die auf übertragbare Erkrankungen hindeu- Unsere Hände kommen überall mit Krankheitserregern ten, dürfen nicht mit Lebensmitteln umgehen und den in Berührung. Gründliches Händewaschen mit Seife Küchenbereich nicht betreten, wenn die Möglichkeit und warmem Wasser und anschließendes Abtrocknen einer Übertragung von Krankheitserregern besteht. Vor mit Einweghandtüchern beugt deren Übertragung auf allem beispielsweise bei Durchfallerkrankungen, aber Lebensmittel vor. Waschen Sie Ihre Hände immer in dem auch bei eitrigen Wunden oder starkem Schnupfen und dafür vorgesehenen Handwaschbecken. Spülbecken, Husten ist die Gefahr besonders groß, dass sich Krank- in dem Sie Lebensmittel oder Geschirr reinigen, sind heitserreger über Lebensmittel verbreiten – auch wenn für das Händewaschen tabu. Waschen Sie Ihre Hän- auf eine gute Hygiene geachtet wird. Deshalb muss die de gründlich vor Arbeitsbeginn, nach jeder Pause und Küchenleitung hier schnell Bescheid wissen. regelmäßig zwischen den Arbeitsgängen. Zumindest nach Arbeiten mit rohen Lebensmitteln, insbesondere Nach Rückkehr ohne Impfschutz aus Urlaubsge- Fleisch, Geflügel und Eiern, sowie nach dem Toiletten- bieten, in denen ansteckende Infektionskrankheiten besuch sollten die Hände nach dem Waschen zusätz- wie Hepatitis oder Durchfallerkrankungen verbreitet lich desinfiziert werden. Beachten Sie die betrieblichen sind, oder nach einer durchgemachten derartigen Anweisungen zur Personalhygiene. Erkrankung während des Urlaubs die Küchenleitung darüber informieren Nicht auf Lebensmittel husten oder niesen Bei einer Infektion mit Hepatitisviren sind Betroffene Auch gesunde Menschen tragen im Nasen- und Ra- schon 7 bis 14 Tage vor dem Auftreten von ersten Krank- chenraum Bakterien, die zu Lebensmittelvergiftungen heitssymptomen ansteckend. Nach Durchfallerkrankun- führen können. Damit diese Bakterien und eventuell gen scheiden Betroffene oftmals noch Erreger mit dem dort vorkommende Viren nicht über kleine Tröpfchen Stuhl aus, wenn sie die Erkrankungen bereits über- in die Speisen gelangen, wenden Sie sich immer vom standen haben und sich wieder gesund fühlen. Durch Lebensmittel ab, wenn Sie husten oder niesen müssen. persönliche Schutzmaßnahmen wie die Anweisung zu Husten Sie in die Ellenbeuge und benutzen Sie zum konsequenter Händehygiene und Desinfektion oder Zu- Naseputzen ein Papiertaschentuch. Werfen Sie das Ta- weisung einer eigenen Toilette kann eine Ausbreitung schentuch anschließend weg, waschen Sie sich gründ- von Krankheitserregern verhindert werden. Deshalb lich die Hände und desinfizieren Sie sie. muss die Küchenleitung darüber informiert sein. © BfR, BLE 2020 6
Lebensmittelhygiene Bei der Wareneingangskontrolle nur qualitativ gebrauchtes Geschirr kann mit Keimen verunreinigt sein. einwandfreie Lebensmittel annehmen Trennen Sie daher z. B. Speisenausgabe und die Ge- Über Lebensmittel, deren Verpackung verunreinigt oder schirrrücknahme entweder zeitlich oder räumlich. Ver- beschädigt ist, können schädliche Mikroorganismen wenden Sie niemals dieselben Küchengeräte für die Zu- oder Schädlinge in das Lager eingetragen werden. So bereitung von rohen und bereits gegarten Speisen, ohne kann dort gelagerte Ware verunreinigt werden. Prüfen sie zwischendurch sehr sorgfältig zu reinigen. Sie daher angelieferte Ware auf ihre einwandfreie Ver- packung und Qualität. Leicht verderbliche Lebensmittel immer gekühlt aufbewahren und schnell verbrauchen Die Kühlung der Ware muss durchgehend Viele Mikroorganismen vermehren sich schon bei Raum- sichergestellt sein temperaturen sehr schnell. Bei einigen Bakterienarten Unzureichend gekühlte Lebensmittel können verdorben kann selbst eine Kühlung das Wachstum nur verlang- sein. Prüfen Sie daher bei der Wareneingangskontrol- samen. Lagern Sie daher leicht verderbliche Lebens- le, ob die Lebensmittel angemessen gekühlt angeliefert mittel immer entsprechend ihrer Kühlanforderung und werden. Das ist insbesondere bei Fleisch, Geflügel, verbrauchen Sie diese zügig. Die Angaben auf Verpa- Fisch und Milchprodukten wichtig. ckungen zur Haltbarkeit und zu Lagerbedingungen sind unbedingt zu beachten. Reine und unreine Arbeit trennen Von unreinen, das heißt mikrobiell belasteten Lebens- Lebensmittel zügig verarbeiten mitteln oder Arbeitsmitteln können Mikroorganismen auf Bei der Verarbeitung in der Küche nehmen Lebensmittel saubere, reine Ware übertragen werden – und zwar wäh- langsam die Temperatur ihrer Umgebung an. Verarbei- rend der Verarbeitung genauso wie bei der Lagerung. ten Sie daher vor allem leicht verderbliche Lebensmittel Lagern Sie deshalb z. B. rohe und gegarte Lebensmittel zügig. Das senkt das Risiko einer Vermehrung von Mik- vollständig abgedeckt in getrennten Behältnissen. Auch roorganismen. © Barbara Pheby/Fotolia.com Bei der Zubereitung von Lebensmitteln ist ein hygienisches Arbeiten Pflicht. © BfR, BLE 2020 6
Gegarte Zutaten vor der Weiterverarbeitung Zubereitete Speisen und Geschirrinnenflächen zwischenkühlen nicht mit bloßen Händen anfassen Beim Zerkleinern und Verarbeiten von Lebensmitteln, An den Händen befinden sich immer Mikroorganismen. z. B. Schneiden von Kartoffeln und Vermischen mit ande- Sie können auf Speisen oder Geschirr übertragen wer- ren Zutaten, gelangen Mikroorganismen auf die Speisen. den, wenn Sie diese mit bloßen Händen anfassen. Tra- Sind die Lebensmittel noch warm, können sich Bakterien gen Sie daher saubere Handschuhe zum Portionieren besonders schnell vermehren. Deshalb gegarte Zutaten oder Mischen von Speisen, die anschließend nicht mehr schnell verarbeiten oder zwischenkühlen. erhitzt werden. Geschirrinnenflächen dürfen nicht mit den Händen berührt werden. Speisen immer abdecken Decken Sie Speisen zur Lagerung immer ab, damit kei- Speisen ausreichend erhitzen ne Mikroorganismen über die Luft hineingelangen kön- Hitze tötet die meisten Mikroorganismen ab. Wichtig nen. Geeignete Materialien sind beispielsweise Deckel, ist dabei, dass Lebensmittel auf 72 Grad Celsius für sauberes Geschirr oder lebensmittelgeeignete Folien. zwei Minuten erhitzt werden – und zwar nicht nur ober- flächlich, sondern auch in ihrem Kern. Das gilt auch für Große Fleisch- und Geflügelteilstücke sowie ganzes Speisen, die zwischenzeitlich gekühlt gelagert wurden Schlachtgeflügel vor dem Zubereiten vollständig und heiß serviert werden. Zur Sicherheit können Sie die auftauen lassen Kerntemperatur mit einem Thermometer kontrollieren. Große Braten- und Geflügelteilstücke sowie ganzes Schlachtgeflügel tauen langsamer auf als flache, dünne. Bei der Speisenausgabe: Ist die Ware im Kern noch gefroren, reichen Garzeit und Speisen nicht unter 65 Grad Celsius heiß halten die Temperaturen für ein komplettes Durchgaren even- Bei Temperaturen zwischen 15 und 55 Grad Celsius tuell nicht aus. Mikroorganismen werden dann nicht vermehren sich viele Keime besonders schnell. Heiße sicher abgetötet und können sich beim Abkühlen wieder Speisen, die zur Ausgabe bereitgehalten werden, müs- vermehren. sen eine Temperatur von mindestens 65 Grad Celsius haben. Die Warmhaltedauer sollte nicht mehr als drei Auftauflüssigkeit von Geflügel und Fleisch wegschütten Stunden betragen. Auftauflüssigkeiten enthalten oft Mikroorganismen, die Lebensmittel verunreinigen oder vergiften können. Sie Lebensmittel möglichst schnell herunter kühlen dürfen daher auf keinen Fall mit anderen Lebensmitteln Sicherheitshalber sollte der Temperaturbereich zwi- in Berührung kommen. Am besten die Auftauflüssigkeit schen 10 und 65 Grad Celsius beim Abkühlen innerhalb mit Einwegtüchern aufnehmen und dann Hände sowie von zwei Stunden durchlaufen werden, um eine Keim- alle mit dem Auftauwasser in Berührung gekommenen vermehrung zu vermeiden. Füllen Sie die Speisen daher Flächen und Gegenstände sofort gründlich reinigen zum Abkühlen gegebenenfalls in kleinere Behältnisse und anschließend desinfizieren. um. Denn je kleiner die Menge, umso schneller kühlen die Speisen ab. Richtig abschmecken Beim Abschmecken muss darauf geachtet werden, dass der eigene Speichel nicht an die Speisen gelangt. Denn im Mund jedes Menschen befinden sich natür- licherweise Mikroorganismen. Entnehmen Sie daher mit einem sauberen Löffel eine kleine Portion der Speise und geben Sie diese in ein Schälchen oder direkt auf einen Löffel, mit dem Sie probieren wollen. Dann bleibt die Speise selbst rein. © BfR, BLE 2020 6
Küchenhygiene In der Küche Ordnung halten Kühlräume nicht überfüllen Gegenstände, die nicht zur Küchenarbeit benötigt wer- Sind die Kühlräume zu voll, sinkt ihre Kühlleistung. Da- den, gehören nicht in die Küche. Denn durch sie können durch kann die Innentemperatur steigen, so dass Mikro- Schmutz und Mikroorganismen auf Lebensmittel über- organismen sich leichter vermehren können. Deshalb tragen werden. Entfernen Sie leere Transportbehältnis- sind ausreichende Kühlkapazitäten notwendig. Achten se, etwa von Obst und Gemüse oder Milchprodukten, Sie außerdem darauf, nicht zu viel Ware auf einmal kühl oder leere Dosen unverzüglich aus dem Küchenbereich. lagern zu müssen. Küche, Lagerräume und Arbeitsmittel sauber halten Temperaturhöhe und Reinigungszeit bei der In schmutzigen Räumen und auf verunreinigten Arbeits- Spülmaschine nicht verstellen mitteln können sich Mikroorganismen leicht vermehren. Am gereinigten Geschirr verbleibende Speisereste Sind die Räume dagegen sauber und die Maschinen sind Ekel erregend und können Mikroorganismen als und Arbeitsmittel gereinigt, fehlt den Keimen die Nah- Nahrung dienen. Auch wenn die Zeit drängt: Die Reini- rung und sie können nicht wachsen. Reinigen Sie daher gungszeit bei der Spülmaschine muss eingehalten wer- Maschinen und Geräte immer sofort nach ihrer Benut- den. Beachten Sie auch die Vorgaben zur Temperatur zung mit heißem Wasser und Reinigungsmitteln. und zur Menge des Reinigungsmittels. Nur so erzielen Sie einwandfreie Spülergebnisse. Arbeitsplatz zwischendurch immer wieder reinigen – dafür saubere Wischtücher, am besten Einwegtücher, Reinigungs- und Desinfektionsmittel außerhalb verwenden der Küche lagern Lebensmittelreste und Verunreinigungen trocknen an Reinigungsmittel, Desinfektionsmittel und Schädlings- und lassen sich dann nur sehr schwer entfernen. Sie bekämpfungsmittel können Lebensmittel verunreinigen. bilden Keimherde, die mit dem bloßen Auge nicht zu Sie dürfen nicht mit Lebensmitteln in Berührung kommen erkennen sind. Deshalb nach jedem Arbeitsgang den und müssen daher außerhalb der Küche gelagert wer- Arbeitsplatz gründlich säubern. Schmutzige, oft be- den. Ein versehentlicher Verzehr kann Verätzungen und nutzte Wischtücher enthalten viele Mikroorganismen, Vergiftungen verursachen. die beim Reinigen auf Arbeitsflächen oder Arbeitsmittel übertragen werden. Verwenden Sie deshalb täglich fri- sche Wischtücher oder benutzen Sie Einwegtücher, die Sie anschließend entsorgen. © BfR, BLE 2020 6
Impressum Herausgegeben von Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Präsident: Dr. Hanns-Christoph Eiden Deichmanns Aue 29 53179 Bonn Tel. +49 228 6845-0 info@bzfe.de www.ble.de, www.bzfe.de Download: 1667 (deutsch) Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Präsident: Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel Postfach 12 69 42 10609 Berlin Tel. +49 30 18412-0 Fax +49 30 18412-99099 bfr@bfr.bund.de www.bfr.bund.de Aktualisierte Fassung, Berlin und Bonn 2020/Nachdruck mit Genehmigung der Pressestelle des BfR erlaubt. © BfR, BLE 2020 6
Sie können auch lesen