I O N - DIVERSITY GESTALTEN - ALLES SO SCHÖN BUNT HIER?! FREITAG, 22. NOVEMBER 2013 16.00 BIS 19.00 UHR LANDTAG NRW, RAUM E3 Z 04 - Josefine Paul

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I O N - DIVERSITY GESTALTEN - ALLES SO SCHÖN BUNT HIER?! FREITAG, 22. NOVEMBER 2013 16.00 BIS 19.00 UHR LANDTAG NRW, RAUM E3 Z 04 - Josefine Paul
EINLADUNG ZUR VERANSTALTUNG

DIVERSITY GESTALTEN -
ALLES SO SCHÖN BUNT HIER?!

FREITAG, 22. NOVEMBER 2013
16.00 BIS 19.00 UHR
LANDTAG NRW, RAUM E3 Z 04

                                     IO N
                                  TAT
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I O N - DIVERSITY GESTALTEN - ALLES SO SCHÖN BUNT HIER?! FREITAG, 22. NOVEMBER 2013 16.00 BIS 19.00 UHR LANDTAG NRW, RAUM E3 Z 04 - Josefine Paul
INHALT

    VORWORT
    Dr. Birgit Beisheim, Sprecherin für Industriepolitik und Diversity Management
    Josefine Paul, Sprecherin für Frauenpolitik, Queerpolitik und Sportpolitik................................ 3

    SCHAUBILD: ASSOZIATIONEN ZU DIVERSITY.................................................... 4

    INPUT VON MEKONNEN MESGHENA,
    Leiter des Referats „Migration & Diversity“ der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin....................... 5

    INPUT VON DR. IRIS KOALL,
    Geschäftsführerin des Zentrums für Weiterbildung der Universität Wuppertal........................ 48

    SCHAUBILD: AUSBLICK - DIVERSITY GESTALTEN............................................. 51

    AUSBLICK ZUR VERANSTALTUNGSREIHE: ALLES SO SCHÖN BUNT HIER?!..... 52

    IMPRESSUM                                               WEITERE INFORMATIONEN

    Herausgeberin                                           Josefine Paul MdL
    Fraktion Bündnis 90/Die Grünen                          Sprecherin für Frauen- und Queerpolitik
    im Landtag NRW                                          Platz des Landtags 1
    Platz des Landtags 1                                    40221 Düsseldorf
    40221 Düsseldorf                                        Telefon 0211/884-4325/4303
    gruene@landtag.nrw.de                                   Telefax 0211/884-3612
    www.gruene.landtag.nrw.de                               Josefine.Paul@landtag.nrw.de
                                                            www.josefine-paul.de
    Redaktion
    Dr. Birgit Beisheim, Josefine Paul, Anna von Spiczak,   Dr. Birgit Beisheim MdL
    Vanessa Braun                                           Sprecherin für Diversity Management
                                                            Platz des Landtags 1
    Erschienen im Mai 2014                                  40221 Düsseldorf
                                                            Telefon 0211/ 884-2406
    Diese Broschüre ist als PDF-Datei im Internet           Telefax 0211/ 884-3536
    unter www.gruene-fraktion-nrw.de abrufbar.              birgit.beisheim@landtag.nrw.de
                                                            www.birgit-beisheim.de

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DIVERSITY GESTALTEN- ALLES SO SCHÖN BUNT HIER?!

                  Dr. Birgit Beisheim                                     Josefine Paul
                  Sprecherin für Industrie-                               Sprecherin für Frauen-
                  politik und                                             politik, Queerpolitik
                  Diversity Management                                    und Sportpolitik

Unsere Gesellschaft ist bunt - und sie wird noch bunter! Der Demographische Wandel, die Individuali-
sierung unserer Lebensmodelle und die weltweite Globalisierung haben und werden unsere Gesellschaft
verändern. Um das Prinzip der Chancengleichheit zu verwirklichen, müssen Ausgrenzungen und Diskri-
minierungen aufgrund von Alter, Geschlecht, der ethnischen Herkunft, der sexuellen Identität, Religion,
Bildungsstand, körperlicher und geistiger Befähigung und unterschiedlichen kulturellen Wertehaltung ent-
gegen gewirkt werden. All diese Merkmale sollen durch einen übergreifenden Diversity-Ansatz berück-
sichtigt werden.

Doch stellt dieser Ansatz wirklich einen Neugewinn in der Antidiskriminierungspolitik dar? Was bedeutet
dies für unsere Gesellschaft, was hält sie (noch) zusammen? Ist Diversity ein Wert an sich oder nur Mittel
zum Zweck? Welche Lebensbereiche sind von Diversity „betroffen“? Wie können wir die Heterogenität
unserer Gesellschaft positiv nutzen und gestalten? Welche Probleme kommen auf uns zu und wie lassen
sie sich lösen? Mit diesen und weiteren Fragen, wollten sich Referentinnen und Referenten, sowie Teilneh-
merinnen und Teilnehmern der Veranstaltung beschäftigen.

Die Veranstaltung „Diversity gestalten“ vom 22. November 2013 beinhaltete als Diskussionsgrundlage
ein zunächst sehr offen gefasstes Diversity-Verständnis. Mit den Mekonnen Meshgena (Leiter des Referats
„Migration & Diversity“

der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin) und Dr. Iris Koall (Geschäftsführerin des Zentrums für Weiterbildung
der Universität Wuppertal) diskutierten die Anwesenden die grundsätzlichen Fragen der Reichweite des
Konzepts von Diversity und seinen Ursprung.

Die Schaubilder, die auf Seite 4 und Seite 51 dargestellt sind, sind Abbildungen von Plakaten, die im Laufe
der Veranstaltung von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit Inhalten bespickt wurden. Die Abbildung
auf Seite 4 stellt einen Kreis dar, der symbolisch die verschiedenen Charakteristika von Diversity umfasst.
Die Abbildung des Pfeils auf Seite 51 hingegen wurde zum Ende hin erstellt. Hier konnten die Teilneh-
merinnen und Teilnehmern ihre Wünsche äußern, welche Aspekte sie gerne in den kommenden Veran-
staltungen beleuchten würden.

Herzlichen Dank an dieser Stelle noch einmal Mekonnen Meshgena, Dr. Iris Koall und allen Gästen für die
spannenden und intensiven Inputs, Diskussionen und Gespräche. Viel Spaß bei der Lektüre wünschen Ih-
nen/ Euch

                                                                                                              3
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ASSOZIATIONEN ZU DIVERSITY
                                        Was bedeutet…                    Welche Bereiche
                                                                         umfasst…

              -   Akzeptanz/Respekt                                               - (fast) alle
              -   Aktiv einbeziehen                                               - Mainstreaming
              -   Wachstum der Kultur/Gesellschaft                                - Alle Bereiche zusammen leben
              -   Umgang mit Vielfalt, Perspektivwechsel                          - Alle?!
              -   Gesellschaftliche Vielfalt erkennen und                         - Alle gesellschaftlichen Bereiche
                  beschreiben                                                        (Wissenschaft, Leben, Beruf)
              -   Vielfalt in Gemeinsamkeit                                       - Sichtbarmachen von gesellschaftlicher Vielfalt
              -   Gleichberechtigt in der Verschiedenheit                         - Menschen werden entlang von bestimmten
              -   Inklusive Gesellschaft=Teilhabe                                    Merkmalen ausgegrenzt: Alter, Religion,
              -   Erweiterung der Sozialkompetenz                                    Sexuelle Orientierung, Geschlecht,
              -   Vielfalt wahrnehmen, aushalten und                                 Soziokulturelle Herkunft
                  wertschätzen können

                                                           Diversity
              -   Entwicklung positiver Maßnahmen
                  (Empowernment)
              -   Gruppen mit untersch. Merkmalen
                  sind in versch. gesellschaftlichen
                  Bereichen vertreten                       Chancen und
              -   Strukturveränderung,
                  Begegnung auf
                                                            Risiken von…
                  gleicher Augenhöhe          - Chancen: Sichtbarkeit
                                              - Einen differenzierten Blick gewinnen
                                              - Ressourcen wahrnehmen und entfalten
                                              - Einbeziehung/Ausschluss der vielfältigen Communities
                                              - Dem Individuum gerecht werden, Synergien verschiedenen Bewegungen
                                                 (z.B. Frauenbewegung) nutzen; Kreativität freisetzen
                                              - Risiken: Eine dominierende Gruppe
                                              - Unschärfer als der Diskriminierungsbegriff
                                              - Risiko: Vor lauter Querschnittsthematik nicht Konkretes tun.
                                              - Ausschluss der vielfältigen Communities
                                              - Risiko: Spezifische Bedürfnisse und den Teppich kehren
                                              - Trennen ohne zu verbinden
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DIVERSITY GESTALTEN
Alles so schön bunt hier!
1. Diversity-Gespräch der Grünen Landtagsfraktion NRW

Düsseldorf, 22. November 2013
                                    Mekonnen Mesghena
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Kernthesen

   Vielfalt ist gesellschaftliche Realität
   Teilhabe und Repräsentation eine
    demokratische Verpflichtung
   Demografische Veränderungen und
    globale Herausforderungen – Let‘s face
    it!
   Aktive Diversity-Politik ist unerlässlich
                   Mekonnen Mesghena
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DIVERSITY GESTALTEN

I. Vielfalt ist gesellschaftliche Realität
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Vielfalt als Realität

MIGRATION

   ca. 20 Prozent der deutschen Bevölkerung hat
    MVG/MHG
   … in den Großstädten: 35 - 50 Prozent
   … bei den unter 18-jährigen: über 50 Prozent
   … bei unter 10-jährigen: bis zu 70 Prozent

                         Mekonnen Mesghena
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Vielfalt als Realität

Dimensionen der Vielfalt
                                  Geschlecht

             Physische
                                                           Herkunft
             Fähigkeit

                                  Individuelle
                                    Vielfalt

                    Sexuelle
                                                   Alter
                   Orientierung

                                    Mekonnen Mesghena
Vielfalt als Realität

Dimensionen der Vielfalt

                               Geografie

             Bildung                                 Religion

                                Soziale
                               Dimension

                  Familiäres                  Arbeit /
                  Verhältnis                Einkommen

                                 Mekonnen Mesghena
Vielfalt als Realität

                        Mekonnen Mesghena
Vielfalt als Realität

Konfliktpotenziale und Gefahren der Exklusion

       BILDUNG                              EINKOMMEN

                                            SPRACHE
WERTVORSTELLUNGEN

                        Mekonnen Mesghena
Vielfalt als Realität

   200 Menschen Opfer rassistischer und
    rechtsextremer Gewalt seit 1990

   NSU-Mordserie
DIVERSITY GESTALTEN

II. Teilhabe und Repräsentation eine
     demokratische Verpflichtung

                      Mekonnen Mesghena
Teilhabe & Repräsentation

 Eminentes Versprechen der Demokratie
 Chancengerechtigkeit als demokratisches
  Grundprinzip
 Repräsentation auf allen Ebenen (Politik,
  Berufsalltag, Institutionen)
 Soziale Aufstiegschancen
Teilhabe & Repräsentation

   PROBLEM
    eklatante Repräsentationslücken
    Herkunft weiterhin bestimmender Faktor über
     Teilhabe und Aufstiegschancen
     Medien: ca. 2 Prozent
     Verwaltung: < 5 Prozent
     Bildung/Schulen: ca. 5 Prozent
     Politik/Parteien: 4 Prozent (z. B. in Stadtparlamenten)
Teilhabe & Repräsentation

Konfliktpotenziale und Gefahren der Exklusion

                  Macht

  Dominanz                                  Privileg

                        Mekonnen Mesghena
Teilhabe & Repräsentation

   Beseitigung von strukturellen Barrieren

     Benachteiligung
     Diskriminierung (Geschlecht, Alter, Religion …)
     Rassismus
Teilhabe & Repräsentation

   Orte der Teilhabe
     Bildung (Schule, Wissenschaft)
     Arbeitsmarkt
     Wohnraum
     Politik/Kommunen
     Institutionen (Verwaltung, Medien …)
DIVERSITY GESTALTEN

III. Demografische Veränderungen
     und globale Herausforderungen
Vielfalt als Realität

DEMOGRAPHIE
Deutschland heute und morgen …
   Durchschnittsalter: 44,3 Jahre (2010) [Äthiopien zum
    Vergleich: 18 Jahre]
   Bevölkerungsentwicklung 2050: knapp unter
    71 Millionen (bei jährlicher netto Zuwanderung von 110.000
    Personen und Geburtensteigerung auf etwa 1,7 Kinder pro Frau)
   Erwerbsfähige Bevölkerung wird - ohne Zuwanderung - bis
    zum Jahr 2020 um sechs Prozent abnehmen (OECD)

                               Mekonnen Mesghena
Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur
Bevölkerungsentwicklung in
Ostdeutschland
Zum Vergleich - 1990: 15 % über 65 Jahren
Demographischer Wandel - Migration
T-T-T
             Tolerance

Technology

                         Talents

   Mekonnen Mesghena
DIVERSITY GESTALTEN

IV. Aktive Diversity-Politik

                      Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

            DIE                VISION

                           Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

 Gesellschaftspolitische Vision

 Beseitigung   struktureller Diskriminierung
    und Barrieren
   Politische, soziale und rechtliche
    Gleichstellung
 Akzeptanz und             Anerkennung von Vielfalt
   Soziale Gerechtigkeit
                            Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

 DIVERSITY                                     POLITIK

                           Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

                           B ILDUNG

                           POLITIK

                                                D E M O-
               ARBEIT
                                               G RAPHIE

                           Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

                       GESETZE

     RECHTE

                           Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

Internationale Beispiele …

   USA     - Civil Rights, Affirmative Action, Equal Employment
    Opportunity (EEO) ...

   Canada     - The Citizenship Act, The Multiculturalism Act, The
    Human Rights Act ...

   UK    - Equal Opportunity Policy, Race Relations Act,
    Employment Equality Regulations …

                            Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

… in DEUTSCHLAND
    GG, Artikel 3 Abs. 2 & 3
     (2 - Gleichheit von Männern und Frauen; und 3 – Benachteiligungsverbot)
    (Frauen)Gleichstellungsgesetz seit 2001 (ab 1994
     Frauenförderungsgesetz)
    Gender Mainstreaming (seit 1999 als Querschnittaufgabe)
    Allgemeines Gleichstellungsgesetz (seit August 2006)

                                  Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

                           Diversity

                Kompetenz                      Qualität

                           Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

    Erkennen               Wertschätzen         Gestalten

                            Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

Alltags-KULTUR und -STRUKTUR

                 POLITIK                             KULTUR
                der Inklusion                       der Inklusion
                 entwickeln

                         INKLUSION

                         Inklusion im Alltag
                                LEBEN

                                Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

„Business case …“
                                      Qualifizierte
                                      Mitarbeiter
                                        (innen)
                    Kreativität
                                                       Interna-
                        &
                    Innovation                          tional

                                     Diversity                  Weniger
              Breite                Management                Diskriminie-
            Kundschaft
                                                                  rung

                                                      Mitarbeiter
                      Hohes
                                                       (innen)
                     Ansehen                           Bindung

                                       Weniger
                                       Schaden
                                  Mekonnen Mesghena
Aktive Diversity-Politik

   Wertschätzung von Differenz und Potenziale
   Beseitigung von Benachteiligung en
   Verbesserte Teilhabechancen und Verbesserung
    des Lebensstandards der/s Einzelnen (soziale
    Mobilität, Aufstieg)
   Kooperation, Kreativität, Innovation ….
   Sozialer Frieden
   Hoher Lebensstandard in Städten mit hoher
    Vielfalt und hohen Einwanderungsraten
   Beitrag zur Volkswirtschaft und sozialen
    Sicherungssystemen
                           Mekonnen Mesghena
Alle irgendwie anders …

             Was bist Du für ein
             Vogel, dass Du nicht
               fliegen kannst

               Mekonnen Mesghena
…
    Was bist Du für ein
    Vogel, dass Du nicht
    schwimmen kannst

        Mekonnen Mesghena
Vielen Dank

diversity@boell.de

      Mekonnen Mesghena
DIE HERKUNFT DES DIVERSITY–KONZEPTES
     AUS DEN UNTERNEHMENSINITIATIVEN

     Input von Dr. Iris Koall,
     Geschäftsführerin des Zentrums für Weiterbildung der Universität Wuppertal

     1. WAS VERBIRGT SICH „WIRKLICH“ HINTER DEM DIVERSITY-KONZEPT?

     Seit 1964 haben Mitarbeitende in den USA die Möglichkeit aufgrund von verschiedenen Kriterien (Alter,
     Geschlecht, Behinderung, sexuelle Orientierung, Hautfarbe, Religion) gegen Ihre Arbeitgeber zu klagen.
     Insbesondere besteht seit dem der sogenannte „reverse impact“, d.h. der Nachweis, nicht diskriminiert zu
     haben, liegt bei den Unternehmen/Organisationen.

     Dieser Impuls befördert die Idee, dass in einer Leistungsgesellschaft die Teilhabe über Anti-Diskriminie-
     rungsprozesse befördert werden kann.

     2. DIVERSITY ALS ANDERES KONZEPT ZUR ANTIDISKRIMINIERUNG?

     Die vorherrschende Ideologie des „Melting Pot“, hat sich als Illusion herausgestellt. Seit den 90er Jahren
     entsteht die Erfahrung und Erkenntnis, dass es Differenzen gibt, die sich in der Mehrheitsgesellschaft nicht
     so ohne weiteren zu einem „homogenen Masse zusammenschmelzen lassen“.

     Daraus entsteht zunächst die binäre Unterscheidung von „assimilierbarer Differenz“ und „nicht-assimilier-
     barer Differenz“. Die Aufgabe, die R. Roosevelt Thomas jr. bereits 1990 formuliert lautet: Beobachtet die
     Diversität der Mitarbeitenden bei den „Anderes“ und den „Normalen“ und verändert Euch und die Orga-
     nisation, wenn es darum geht das bisher vernachlässigte Potenzial zu entwickeln.

     Die Zusammenfassung dieser verschiedenen sozialen Kriterien wird eine Diskussion in Gang, die gesell-
     schaftlich und organisational das Phänomen Diskriminierung in einer positiven Konnotation diskutierbar
     macht.

     3. DIE ZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN VERSCHIEDENEN DIVERSITY-GRUPPEN

     Die befruchtenden Beziehungen äußern sich in:
     • Fragen von (kultureller oder sozialer) Identität in dem Spannungsfeld von Kritik an (nationalkultu-
         rellen) Dominanzansprüchen als Lei(d)tkultur
     • Identitäten/ Kulturen nicht mehr kategorial und persönlich zuordnen, sondern Blick auf die Entste-
         hung von Hybridkulturen und deren Formen, und wie diese „lebendig“ in jeweiligen Kontexten aktu-
         alisiert werden können.

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•   Perspektiven der Entwicklung und Dekonstruktion von (Geschlechter)differenz
•   zeigen die Mechanismen zur Herstellung von Unterschieden auf der Ebene von devaluierenden Dis-
    kursen (Judith Butler) „ich werde zu dem, wie über mich geredet wird und was mir zugeschrieben
    wird“ -> Verknüpfung mit Strukturen und Funktionen in Inequlity Regimes (Joan Acker) ‚die Diskri-
    minierungen entstehen durch zugeschriebenen Aufgaben, daraus konstituierten Kompetenzen
•   „In Wirklichkeit ist Behinderung die Form der Verschiedenheit, die benachteiligt wird.“ (Richard von
    Weizsäcker 1968) die sich auf die WHO-Conventionen bezieht und Behinderung als das Zusammen-
    wirken von mehreren Faktoren als der Interaktion von Person und ihrer relevanten Umwelt entstehen
    lässt. Damit werden die Dominanzprozesse in der Konstruktion dieser Interaktion von Person und
    Umwelt kritisiert.

Diese Erkenntnisse sind unabhängig von demografischen Merkmalen „durchdeklinierbar“:
a. Es gibt immer mehr als die Unterscheidung zwischen „Dominanz und Diskriminierung“ die Räume
   „dazwischen bieten den Anlass nach den Optionen, Variationen, Ansätzen von sozialem Fortschritt
   zu schauen.
b. Diskriminierung bedeutet eines zu betonen und anderes wegzulassen, sowie damit einhergehende
   Komplexitätsreduktion.
c. Soziale, kulturelle, emotionale, künstlerische … Vielfalt steht den Normierungs-, und Normalisie-
   rungsprozessen gegenüber. Was sich durchsetzt, hängt nicht von den Intentionen einzelner ab, son-
   dern ist eher dem Zusammenwirken „großer Systeme“ geschuldet
d. Es entsteht etwas unintendiert Neues. Dieses zu beobachten und zu beschreiben ist Aufgabe von
   Wissenschaft, ggf. auch von Politik (?).

4. ZUR DEFINITION VON DIVERSITY IN UNTERSCHIEDLICHEN HANDLUNGSKONTEXTEN:

Ostendorp unterscheidet fünf verschiedene Foki, die Mikropraktiken des Sprechens kennzeichnen. Sie be-
zeichnen Legitimierungen und entwickeln durchaus daraus handlungsleitende Prinzipien:

imagefokussiert: betont werden Begriffe wie Trend, Luxus im Wettbewerb, sich besser verkaufen, Mode,
Corporate Social Responsibility, fortschrittliches und innovatives Unternehmen -> Funktion ist die Reprä-
sentanz nach außen, kaum Wirkungen nach innen bzw. strikte Aufrechterhaltung der Trennung von In-
nen und Außen,

marktfokussiert: Kundenorientierung, Abbildung der Kundenvielfalt, interkulturelle Kompetenz, -> Motto:
„Soviel Diversität wie nötig, so wenig Diversität wie möglich“,

minoritätenfokussiert: als caritatives Ereignis, Bedürfnisse von besonderen Gruppen entsprechen „diffe-
renztheoretischer Kategorien“ wie Mütter, Behinderte, es ist keine Luxus sondern Teilhabenotwendigkeit
-> sozial-normativer Appell an Verantwortung und Bewusstsein in Opposition zum „kalten Business“,

themenfokussiert: keine Differenzkategorie oder demografische Zuordnung sondern Themen wie: Life Ba-
lance, Rechte, Gesundheit, Interkulturalität (wir sind alle Ausländer, irgendwo) -> vormals nicht erreichte
Zielgruppen für den Öffnungs- und Veränderungsdiskurs zu erschließen, arbeitet gegen Dichotomisie-
rungen von Ökonomie und Sozialem,

unterschiedsfokussiertes Repertoire: angesprochen sind nicht die Probleme einer besonderen demogra-
fische Gruppe oder klare Themenvorgaben, sondern Fokus auf soziale Prozesse zur lernenden Organisati-
on, die Veränderungen ermöglicht, die Inklusion steht im Vordergrund mit den Nach-oder Vorteil das es
„vage, abstrakt, unfertig“ ist. -> „Annahme, dass der Umgang mit Unterschiedlichkeit eine organisation-
simmanente Fragestellung sein müsste. Change Agents“ die kontinuierlichen Wandel in eine noch offene,
unklare Richtung, voranbringen möchten, es ist ein Gesamtprozess, keine jeweilige Verantwortung.

                                                                                                              49
Interessant erscheint mir dabei, dass im Diversitydiskurs drei Elemente verbunden werden:

     Erstens, die Offenheit für die verschiedenen Wege eines Wandels zur Erreichung eines Ziels der durchläs-
     sigen Gesellschaft, ohne Normvorgabe. Problem der Unübersichtlichkeit!

     Zweitens, gibt es das Anliegen, einen (organisationalen, systemischen) Wandel zur Erhöhung der sozialen
     Durchlässigkeit systeminhärent zu gestalten.

     Drittens, wird durch die Einnahme einer Diversity-Perspektive die Möglichkeiten des „teile und herrsche“
     verringert, wenn die Zusammenhänge unterschiedlicher Diskriminierungstatbestände verständlich ge-
     macht werden können. Z.B. dass Behinderung nicht die Ursache sondern die Symptome der Gegenü-
     berstellung von Normalität und Abweichung ist, dass Privilegierung und Diskriminierung unmittelbar zu-
     sammen hängen. Eine auf dekonstruierende Prozesse basierende Diversity-Theorie, die Zusammenhänge
     zwischen Homogenisierung und Heterogenisierung erläutert und nicht auf der Symptomebene bleibt hätte
     eine große politische Kraft.

     5. VERSCHIEDENE WISSENSCHAFTSGEBIETE UND IHRE AUFNAHME DES DIVERSITY-
     PARADIGMAS

     Grundsätzlich kann vermutet werden, dass das Thema Diversity in alle gesellschaftlichen Bereiche diffun-
     diert, so auch in den Wissenschaftsbereich. Es ist immer die Frage zu stellen, was damit auch transportiert
     wird.

     Als Beispiel kann in den Gender-Studies beobachtet werden.
     • Idee der Abkehr von der Geschlechterbinarität im Anschluss an die Diskurse, die von Seyla Benhabib,
         Judit Butler und im deutschsprachigen Raum von Angelia Wetterer ausgelöst wurden. Diese Öffnung
         brauchte eine neue „Rahmung“, wenn es nicht mehr zwei Geschlechter gibt.
     • Die Dekonstruktionsdebatte öffnet den Raum für die Abkehr von binären, hierarchischen Strukturen
         und den Blick machtvolle Konstruktionsprozesse (Foucault) bzw. auf die Zwischenräume (Derrida).
         Aufgabe: alles was Dominanzverhältnisse dekonstruiert und bestehende Mechanismen zur Sicherung
         von Machtstrukturen umkehrt, wird theoretisch, praktisch, politisch handelnd und denkend vorange-
         bracht (Diversity als Lebensform).

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AUSBLICK - DIVERSITY GESTALTEN

-   Wahlrecht für Alle in der Kommune (Stadtverwaltung, Ratsgremien)
-   „Willkommenskultur“: Hilfreich gestaltete Integrationsprozesse
-   Familiäre Mehrsprachigkeit im Bildungssystem besser berücksichtigen
-   Landesantidiskriminierungsgesetz
-   Familiäre Mehrsprachigkeit im Bildungssystem besser berücksichtigen
-   Wie können in Kita und Schule Räume für Diversity geöffnet werden?
-   Im Betrieb (Gewerkschaft, Betriebsrat)
-   Zuwanderung Planen vorbereiten
-   Gender Diversity Planung
-   Themenorientierung keine sozialen Dimensionen
AUSBLICK ZUR VERANSTALTUNGSREIHE:
     ALLES SO SCHÖN BUNT HIER?!

     Ein guter Start zum weitermachen! Das erste Diversity-Gespräch der Grünen Landtagsfraktion macht Lust
     auf weitere bunte und vielfältige Gespräche zum Thema in seinen unterschiedlichen Facetten. Als Auftakt
     für die Gesprächsreihe zu Diversity ging es zunächst um eine allgemeine Einführung in die Thematik und
     bestehende Konzepte.

     Mekonnen Mesghena führte uns mit seinem Inputreferat vor Augen, inwieweit die Vielfalt in unserer Ge-
     sellschaft längst gelebte Realität ist, die es nun zu gestalten gilt. Alter, Geschlecht, sexuelle Identität, so-
     wie soziale und ethnische Herkunft prägen in Deutschland eine individuelle Vielfalt mit rasanter Dynamik.
     Es gilt sie anzuerkennen und wertzuschätzen. Hierfür muss der Zusammenhang von Diskriminierung und
     Privilegierung verständlich gemacht werden. Ein tatsächlich gleichberechtigtes Miteinander wird nur ge-
     lingen, wenn mit der Wertschätzung bestimmter Unterschiedlichkeiten nicht auch eine Herabsetzung des
     „Andersseins“ einhergeht. Klar wurde durch seinen Vortrag, dass diesbezüglich im Einwanderungsland
     Deutschland noch Nachholbedarf besteht. Ein Blick in jene Länder die sich schon früher mit der Vielfalt in
     ihrer Gesellschaft auseinander gesetzt haben, wie z.B. Kanada oder die USA, zeigen ganz praktisch wie
     Vielfalt wertgeschätzt und genutzt werden kann.

     Doch auch ein Blick in diese Länder bringt an der ein oder anderen Stelle Ernüchterung. Diversity, so
     scheint es, ist vor allem ein wenig klar umrissenes Konzept, deren Gestaltungsfähigkeit nicht abschließend
     geklärt ist. Hierin liegen gleichzeitig Chancen und Risiken. Schon viele unterschiedliche Wege hin zum Ziel
     einer durchlässigen Gesellschaft sind in unterschiedlichen Teilsystemen der Gesellschaft, wie z.B. Wirtschaft
     und Schule beschrieben worden. Das macht es schwer den roten Faden zu finden, ohne gleichzeitig eine
     Komplexitätsreduktion der Vielfalt vorzunehmen und doch wieder einzelne Vielfaltsaspekte zu privilegie-
     ren. Besonders erfrischend war vor diesem Hintergrund die gewählte Definition von Diversity von Frau Dr.
     Dr. Iris Koall. Sie bezeichnete Diversity als fruchtbare Begegnung Aller unter einem bunten Schirm, der die
     einzelnen Diskriminierungstatbestände zusammenbringt, ohne die genuinen Ansprüche aufzulösen.

     Ein erstrebenswerter Anspruch, den wir Grünen mit unserer Veranstaltungsreihe Diversity weiter verfolgen
     werden. Wir wollen „Diversity gestalten“ und die Vielfalt in NRW zum politischen Handlungsstrang ma-
     chen. Hierfür muss ein wertschätzender Umgang mit Diversity in der Gesamtgesellschaft angestrebt und
     ein demokratisch-partizipativer Zugang für Alle politisch sichergestellt werden. Diversity ist kein Mehrwert
     an sich, kann aber Potentiale sichtbar machen und neue Handlungsspielräume eröffnen.

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