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DIE LIBERALE STADT FOKUS
Impressum Herausgeberin Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Truman-Haus Karl-Marx-Straße 2 14482 Potsdam-Babelsberg /freiheit.org /FriedrichNaumannStiftungFreiheit /FNFreiheit /stiftungfuerdiefreiheit Autor Dr. Dirk Assmann, Referent Innovationsräume und Urbanisierung Redaktion Dr. Dirk Assmann, Referent Innovationsräume und Urbanisierung Produktion Luise Bofinger, Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Kontakt Telefon +49 30 220126-34 Telefax +49 30 690881-02 E-Mail service@freiheit.org Stand März 2021 Hinweis zur Nutzung dieser Publikation Diese Publikation ist ein Informationsangebot der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Die Publikation ist kostenlos erhältlich und nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf nicht von Parteien oder von Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden (Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie Wahlen zum Europäischen Parlament).
Inhalt DIE LIBERALE STADT���������������������������������������������4 1 BEZAHLBARER WOHNRAUM���������������������������������6 2 SMART CITY – ABER LIBERAL�������������������������������8 3 GANZHEITLICHE MOBILITÄT�������������������������������12 4 KLUGE WIRTSCHAFTSPOLITIK���������������������������14 5 MODERNE VERWALTUNG�������������������������������������16 6 NACHHALTIGE STADTENTWICKLUNG����������������18
4 Die Liberale Stadt Die Liberale Stadt Etwa 77 Prozent der Menschen in Deutschland leben in Städten. Unsere Städte sind also der Ort, an dem ein Großteil der Menschen ihren Alltag verbringt, gleichzeitig sind sie die wirtschaftlichen Zentren unseres Landes. In den letzten Jahren ist der Anteil der Stadtbevölkerung in Deutschland kontinuierlich gestiegen. 1950 wohnten noch etwa 68 Prozent der Deutschen in Städten. Bis zum Jahr 2050 soll dieser Anteil auf etwa 84 Prozent steigen. Der Bevölkerungszuwachs stellt unsere Städte vor immense Herausforderungen. Hierzu gehören unter anderem ein Mangel an Wohnraum, Verkehrsprobleme sowie Luft- und Umweltverschmutzung. Doch Städte sind diesen Entwicklungen keinesfalls hilflos ausge liefert. Mit klugen politischen Maßnahmen auf der städtischen Ebene lassen sich die beschriebenen Herausforderungen meistern. Hierzu braucht es nachhaltige und innovative Methoden der Stadtentwicklung. Bei unserem Gedankenexperiment einer Liberalen Stadt handelt es sich um eine „typische“ Großstadt in Deutschland, die sich den beschriebenen Herausforderungen stellen muss. Mit kluger libera- ler Politik schafft es die Liberale Stadt, die Herausforderungen zu bewältigen und den Menschen eine hohe Lebensqualität zu bieten. Diese Broschüre erzählt die mögliche Erfolgsgeschichte der Liberalen Stadt. Darin wird Schritt für Schritt gezeigt, mit welchen Problemen die Liberale Stadt zu kämpfen hat und mit welchen Maßnahmen die Probleme bewältigt werden.
5 Quelle: pikisuperstar – freepik Kapitel 1: Die Bereitstellung von Kapitel 2: Die Smart City-Strategie Bauland sowie Maßnahmen zur fokussiert sich auf die Bedürfnisse Nachverdichtung sorgen für der Menschen und schafft neue bezahlbaren Wohnraum Freiheiten Kapitel 3: Mobilität wird ganz- Kapitel 4: Kluge Wirtschaftspolitik heitlich gedacht und setzt auf die entlastet Unternehmen und redu- bestmögliche Verknüpfung aller ziert den bürokratischen Aufwand Verkehrsmittel Kapitel 5: Eine moderne Verwaltung Kapitel 6: Nachhaltige Stadtent- arbeitet serviceorientiert und wicklung dämmt die Ursachen und sorgt für Transparenz und Folgen des Klimawandels ein Bürgerbeteiligung
6 Bezahlbarer Wohnraum 1 Bezahlbarer Wohnraum Insbesondere in den Ballungsräumen, aber auch in zahlreichen Mittel- und Kleinstädten sind die Mieten in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Steigende Mieten signalisieren ein zunehmend knappes Angebot an Wohnraum. Vielerorts konnte der Woh- nungsneubau nicht mit der wachsenden Nachfrage mithalten. In manchen Städten erlag man dem Trugschluss besonders einfach klingender Lösungen. So sollen in Berlin Mietsteigerungen für die Dauer von fünf Jahren durch einen Mietendeckel unterbunden wer- den. Hierbei wird allerdings das Prinzip von Angebot und Nachfrage ignoriert und die Wohnungsknappheit noch weiter verschärft. Die Liberale Stadt Auch in der Liberalen Stadt hat der Bevölkerungszuwachs zu einer erhöhten Nachfrage nach Wohnraum und damit zu einem An- stieg der Mieten geführt. Allerdings hat man sofort erkannt, dass sich dieses Problem nicht durch eine Regulierung der Mietpreise, sondern allein durch die Ausweitung des Wohnraumangebots lösen lässt. Dieses Ziel soll über mehrere Wege erreicht werden: Zum einen wird das Angebot an Bauland erhöht. Hierzu werden alle geeigneten Flächen zentral identifiziert, erschlossen und so schnell wie möglich als Bauland ausgewiesen. Zum anderen sollen die Möglichkeiten der Nachverdichtung erweitert werden. Dies gilt ins- besondere für den Dachgeschossausbau, für den die zahlreichen baulichen Hemmnisse wie die Stellplatzpflicht oder die Obergren- zen bei der zulässigen Geschossflächenzahl weitestgehend be- seitigt werden. Damit geplante Bauvorhaben auch zügig umgesetzt werden können, werden Planungs- und Genehmigungsverfahren digitalisiert und damit deutlich schneller zum Abschluss gebracht. Auch für das Erreichen der Klimaschutzziele im Gebäudesektor werden innovative Ideen wie der Quartiersansatz möglich gemacht. Bezahlbarer Wohnraum und ökologische Sanierung können so Hand in Hand gehen.
7 In allen „Top 7“-Städten wurde weniger gebaut als notwendig In allen „Top 7“-Städten blieb der Zuwachs an Wohnungen in den vergangenen Jahren deutlich hinter dem Bevölkerungsanstieg zurück. 14,0% Bevölkerungsentwicklung 12,8% 12,0% Wohnungsentwicklung 10,0% 10,3% 8,5% 8,7% 8,0% 7,6% 7,5% 7,3% 6,7% 6,4% 6,0% 5,2% 5,5% 4,0% 4,0% 4,3% 4,0% 2,0% 0,0% Frankfurt Berlin München Stuttgart Hamburg Köln Düsseldorf am Main Bevölkerungs- und Wohnungsentwicklung (2011–2019) Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2021) Bevölkerungsentwicklung Wohnungsentwicklung Alle „Top 7“-Städte verzeichneten einen spürbaren Anstieg der Mieten In allen „Top 7“-Städten führte der Angebotsengpass zu einem spürbaren Wachstum der Mietpreise. In Berlin fiel dieser Anstieg besonders heftig aus. 120% 103.6% 100% 80% 60% 60.9% 49.4% 43.6% 42.0% 40% 35.5% 34.2% 20% 0% Berlin München Stuttgart Frankfurt am Hamburg Düsseldorf Köln Main Entwicklung der Nettokaltmieten pro m2 (2019 vs. 2009) Quelle: immowelt.de (2020)
8 Smart City – aber liberal 2 Smart City – aber liberal Der Bevölkerungszuwachs stellt viele Städte vor neue Heraus- forderungen. Es braucht intelligente und nachhaltige Konzepte der Stadtentwicklung, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und hohe Lebensqualität vereinbaren können. In einer Smart City werden Daten erhoben und ausgewertet, um die Funktionsfähigkeit urbaner Infrastrukturen zu optimieren. Die Möglichkeiten der Smart City zeigen sich in den unterschiedlichsten Bereichen des städtischen Lebens: sei es in der Form von Smart Mobility, Smart Buildings, Smart Parking oder Smart Governance. Die Liberale Stadt Die Liberale Stadt verfolgt ein ganzheitliches Smart City-Konzept, das sich auf vier Grundsätze stützt. (1) Im Mittelpunkt der Strategie stehen allein die Bedürfnisse der Stadtbevölkerung. Es geht also nicht um die Erfüllung einer ideologischen Agenda, sondern um die Lösung konkret vorherrschender Probleme. (2) Die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger wird durch das verfolgte Smart City-Kon- zept gestärkt. Verbote, Bevormundung und Überwachung sind in der Liberalen Stadt tabu. (3) Zentrales Ziel ist es, alle Bevölkerungs- gruppen einzubeziehen und an den Vorteilen digitaler Lösungen teilhaben zu lassen. Daher werden alle digitalen Anwendungen möglichst benutzerfreundlich gestaltet, so dass auch Kinder, ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung von der Smart City profitieren können. (4) Dem Datenschutz kommt in der Liberalen Stadt eine entscheidende Bedeutung zu. Personenbezogene Daten werden bestmöglich geschützt. Nicht-personenbezogene Daten werden hingegen nach dem Open-Data-Prinzip öffentlich gemacht und für neue Geschäftsmodelle zur Verfügung gestellt.
9 Die Themenbereiche der Smart City sind vielfältig Die Smart City betrifft eine Vielzahl urbaner Themenbereiche. Jede Stadt kann also unterschiedliche Schwerpunkte setzen und auf individuelle Probleme reagieren. Social Digitale Media Werte 5G Plattform- ökonomie Digitales Rathaus Digitale Mobilität Digitale Bildung Bürgerbeteiligung Breitband- Open Data Künstliche E-Health Intelligenz ausbau IT-Sicherheit E-Society Daten- transparenz Die Liberale Smart City basiert auf den Bedürfnissen der Bevölkerung In der Liberalen Smart City werden Innovation und Datenschutz zusammen gedacht. Das Konzept der Liberalen Smart City basiert auf vier Grundpfeilern: Bedürfnisse der Freiheit der Stadtbevölkerung stehen Stadtbevölkerung im Mittelpunkt wird gestärkt LIBERALE SMART CITY Die gesamte Konsequenter Schutz Stadtbevölkerung wird personenbezogener einbezogen Daten
10 Die Smart City –Städte 10 deutschen aber mit liberal der größten Bevölkerung (2019) Städtische Prägung D Der Westen Deutschlands is Während westdeutsche Krei Berlin 3.669.491 sind es im Osten nur 21 Proz Hamburg 1.847.253 München 1.484.226 Köln 1.087.863 Kiel Frankfurt a. M. 763.380 Stuttgart 635.911 Hambur = 100.000 Einwohnerinnen Düsseldorf 621.877 und Einwohner Leipzig 593.145 Bremen Dortmund 588.250 Quelle: Statistische Ämter des Essen 582.760 Hannover Bundes und der Länder (2021) Bielefeld Die 10 Großstädte mit dem größten absoluten Essen Dortmund Bevölkerungszuwachs seit 2000 Düsseldorf Kassel Berlin 287.322 Köln Bonn München 274.003 Hamburg 131.861 Frankfurt/M. Wiesbaden Köln 124.979 Mainz Mannheim Frankfurt a. M. 114.830 Saarbrücken Leipzig 99.937 Stuttgart Dresden 78.973 = 10.000 Einwohnerinnen Ulm Düsseldorf 52.513 und Einwohner Freiburg i. Br. Stuttgart 52.037 Quelle: Statistische Ämter des Potsdam 51.010 Bundes und der Länder (2021) Anteil der Gemeinden nach Gemeindegrößen Anteil der Bevölkerung nach Ge Ein Großteil (85%) der Gemeinden in Deutschland beheimatet Dennoch wohnen die meisten Deutschen weniger als 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. mit mehr als 10.000 Einwohnerinnen und 1% unter 10.000 14 % 10.000–100.000 26 % über 100.000 32 % 85 % 42 % Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2021)
Deutschlands Prognostizierter Anteil der Stadtbevölkerung 11 st deutlich urbaner geprägt als der Osten. in Deutschland bis 2050 ise zu 56 Prozent als überwiegend städtisch gelten, Bis zum Jahr 2050 soll der Anteil der Stadtbevölkerung zent. in Deutschland auf über 84 Prozent steigen. 85 84.3% 84 83.0% 83 Rostock 82 rg Schwerin 81.5% 81 80.1% 80 Berlin 78.9% 79 Potsdam 78.0% Quelle: UN DESA (2018) 78 Magdeburg 77.5% Cottbus 77 Halle/S. 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Leipzig Erfurt Dresden Chemnitz Die Deutschen leben größtenteils in der Stadt – doch die meisten (61%) würden lieber auf dem Land leben Städtischer Raum In einem Dorf Ländlicher Raum 13 % Auf dem Land/ Nürnberg 34 % Kleinstadt Am Stadtrand 26 % In der Stadt München Quelle: Laufende Raumbe- 27 % obachtung des BBSR 2021 Quelle: Kantar (2020) emeindegrößen Die teuersten Städte Deutschlands (Angebotsmieten pro m²) (84%) in Gemeinden München ist die Stadt mit den höchsten Mietpreisen in Deutschland. Im Vergleich zu Einwohnern. anderen europäischen Hauptstädten sind die Mieten in Berlin noch relativ erschwinglich. München 18,61 unter 10.000 Frankfurt a. M. 15,53 10.000–100.000 Stuttgart 14,68 Hamburg 13,38 über 100.000 Berlin 13,23 Düsseldorf 13,19 = 1,00 € Freiburg 13,11 Heidelberg 13,10 Quelle: empirica Quelle: Statistische Ämter des Mainz 13,08 Miet- und Kauf- Bundes und der Länder (2021) preis-Ranking Wiesbaden 12,83 Q4/20 (2021)
12 Ganzheitliche Mobilität 3 Ganzheitliche Mobilität Uneingeschränkte Mobilität ist Voraussetzung für ein selbstbe- stimmtes Leben und Ausdruck von Freiheit. Nur wenn wir mobil sind, können wir am Sozialleben teilhaben, unsere Grundversor- gung sichern und zu unserem Arbeitsplatz gelangen. Die städtische Mobilität genießt derzeit keinen guten Ruf. Hierzu tragen insbeson- dere überfüllte Straßen, ein Mangel an sicheren Radwegen und ein häufig unzuverlässiger ÖPNV bei. Die Zeiten, in denen wir aus- schließlich ein Verkehrsmittel genutzt haben, sind vorbei. Derzeit erleben wir einen Trend zur multimodalen Fortbewegung, bei dem wir einen Mix aus verschiedenen Verkehrsmitteln verwenden. Viele Städte sind auf diesen Wandel noch nicht vorbereitet. Die Liberale Stadt In der Liberalen Stadt wird Mobilität ganzheitlich gedacht. Kein Ver- kehrsmittel wird bevorzugt. Stattdessen geht es um die bestmög- liche Verknüpfung aller Fortbewegungsmöglichkeiten. Ein problem- loser Wechsel zwischen Carsharing, eigenem Auto, ÖPNV, Fahrrad oder Fußweg ist hierfür die Grundvoraussetzung. In der Nähe von S- und U-Bahn-Haltestellen wird deshalb Parkraum für private Mo- bilitätsangebote geschaffen. Eine Smartphone-App verknüpft die Angebote des ÖPNV mit privaten Mobilitätsdienstleistungen und zeigt an, mit welchen Verkehrsmitteln wir uns am schnellsten durch die Stadt bewegen können. Auch die Bezahlung aller Mobilitäts- angebote wird so einfach wie möglich geregelt und erfolgt direkt über die App. Der Individualverkehr spielt in der Liberalen Stadt auch weiterhin eine wichtige Rolle. Intelligente Verkehrsleitsysteme sorgen für einen optimalen Verkehrsfluss. Infoangebote zeigen in Echtzeit aktuelle Staulagen, freie Parkplätze oder alternative Park- and-Ride-Angebote. Sichere, komfortable und ausreichend breite Radwege nehmen den wachsenden Fahrradverkehr auf.
13 Deutschlands Städte stehen im Stau In München standen Autofahrerinnen und –fahrer im Jahr 2020 durchschnittlich 65 Stunden – und damit deutlich mehr als zwei volle Tage – im Stau. München 65 h Berlin 46 h Nürnberg 35 h Hamburg 33 h Leipzig 31 h Freiburg 30 h Hannover 28 h Bremen 27 h Düsseldorf 27 h Stuttgart 26 h Quelle: INRIX (2021) Grafiken: ibrandify/freepik Individuelle Mobilität im Wandel Im Zeitraum zwischen 2010 und 2020 hat sich der Absatz von E-Bikes fast verzehnfacht. Durch Corona gingen die Verkaufszahlen sogar noch schneller nach oben. 2.000.000 1.950.000 1.800.000 1.600.000 1.400.000 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 ABSATZ VON E-BIKES (2009–2019) 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: Zweirad-Industrie-Verband (2021)
14 Kluge Wirtschaftspolitik 4 Kluge Wirtschaftspolitik Städte sind auch die wirtschaftlichen Zentren Deutschlands. In Zeiten wachsender Mobilität von Unternehmen und Menschen intensiviert sich der Wettbewerb unter den Städten. Dieser Wett- bewerb wird insbesondere über die Bereitstellung von Standort- faktoren ausgetragen. Neben harten Standortfaktoren wie Steuern und Abgaben, Büromieten und Infrastruktur gewinnen die weichen Standortfaktoren zunehmend an Bedeutung. Diese umfassen die Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltung, die Möglichkeit zur Vernetzung, kulturelle Angebote, Lebensqualität, aber auch gute Schulen und ausreichende Angebote für Kinderbetreuung. Die Liberale Stadt Die Liberale Stadt setzt auf eine wirtschaftsfreundliche Politik, die bestmögliche Voraussetzungen für Ansiedlungen und Gründun- gen schafft. Unter Berücksichtigung der Finanzsituation wird der Hebesatz der Gewerbesteuer möglichst niedrig gehalten, um für Entlastungen bei Unternehmen zu sorgen. Damit Firmengründun- gen nicht vor unnötigen bürokratischen Hürden stehen, werden alle nötigen Schritte innerhalb einer One-Stop-Agency gebündelt (siehe Kapitel „Moderne Verwaltung“). In einem innerstädtischen Innovations- und Gründungszentrum werden günstige Büroflächen bereitgestellt. Hierdurch wird vielversprechenden Gründungsideen der Start erleichtert. Im Rahmen von regelmäßigen Themenaben- den können sich Firmengründerinnen und -gründer, mittelständi- sche Unternehmen, Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung vernetzen und Ideen austauschen. Durch die Smart City-Strategie wird die Sichtbarkeit der Stadt als digitaler Standort gestärkt. Zudem leitet die Liberale Stadt alles in die Wege, um die 5G-Technologie als Standard zu etablieren.
15 Kommunale Standortfaktoren Kommunale Standortfaktoren bestimmen die Attraktivität einer Stadt aus Unternehmenssicht. Diese Faktoren entscheiden über den Erfolg angesiedelter Unternehmen und darüber, ob sich neue Unternehmen und Firmengründungen in der Stadt niederlassen. Eine kluge Wirtschaftspolitik muss diese Standortfaktoren daher immer im Blick behalten. Harte Standortfaktoren sind eindeutig messbar und haben direkten Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Hierzu zählen z.B.: DATEN- VERKEHRS- STEUER- UND GESCHWINDIGKEIT ANBINDUNG ABGABENLAST FLÄCHEN FACHKRÄFTE- MIETKOSTEN VERFÜGBARKEIT ANGEBOT ENERGIE- UND FORSCHUNGS- KAUFKRAFT UMWELTKOSTEN EINRICHTUNGEN Weiche Standortfaktoren nehmen immer stärker an Bedeutung zu. Sie sind schwieriger quantifizierbar und werden eher subjektiv wahrgenommen. Bei den weichen Standortfaktoren wird unterschieden, ob sie für Unternehmen direkt (unternehmensbezogen) oder für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (personenbezogen) relevant sind. Hierzu zählen z.B.: UNTERNEHMENSBEZOGEN PERSONENBEZOGEN WIRTSCHAFTSFREUNDLICHKEIT WOHNQUALITÄT DER VERWALTUNG STANDORTIMAGE FREIZEITWERT POLITISCHE KITA-PLÄTZE VERHÄLTNISSE BÜROKRATIE- QUALITÄT VON SCHULEN LAST BEZIEHUNGEN ZU ANDEREN STADTBILD UNTERNEHMEN
16 Moderne Verwaltung 5 Moderne Verwaltung Städte stehen immer stärker im Wettbewerb. Daher wachsen auch die Ansprüche an die Verwaltung. Eine agile und wirtschaftsfreund- liche Verwaltung kann der entscheidende Faktor für die Ansiedlung von Unternehmen sein. Durch den digitalen Wandel ändern sich auch die Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger, die unver- ständliche Formulare, lange Warteschlangen und langwierige Bearbeitungsprozesse nicht länger tolerieren. Stattdessen besteht der Wunsch nach einer Verwaltung, die bürgernah, transparent und serviceorientiert arbeitet. Die Liberale Stadt Die Verwaltung der Liberalen Stadt versteht sich als service-orien- tierter Dienstleister. Für ansässige Unternehmen sowie Firmengrün- derinnen und -gründer agiert die Verwaltung als One-Stop-Agency, in der alle Fragestellungen von einheitlichen Ansprechpersonen bearbeitet werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Digitali- sierung. Alle Leistungen, die sich digital erledigen lassen, werden inzwischen komplett online angeboten. Ein freiwilliges Bürgerkonto ermöglicht die digitale Abwicklung sämtlicher Verwaltungsvor- gänge. Hierdurch sparen Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und auch die Verwaltung viel Zeit. Die Behörden können sich so vermehrt der Betreuung komplizierterer Sachverhalte widmen und serviceorientiert agieren. Im Rahmen der Digitalisierungsstrategie wird auch die Transparenz der Verwaltung erhöht und es werden neue Beteiligungsmöglichkeiten geschaffen. Aktuelle Daten zum kommunalen Haushalt werden zeitnah bereitgestellt und verständ- lich visualisiert. Durch eine Vielzahl digitaler Beteiligungsformate können die Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen einbringen und direktes Feedback geben.
17 Digitalisierung hat nicht in allen Kommunen Vorrang Das Onlinezugangsgesetz (OZG) sieht die Digitalisierung sämtlicher Verwaltungsleistungen bis zum Jahr 2022 vor. Laut einer Umfrage unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommunaler Verwaltun- gen kümmern sich viele Kommunen jedoch nicht ausreichend um die Umsetzung. In welchem Umfang widmet sich Ihre Kommune der Umsetzung 23 % 23 % des OZG? sehr hoch hoch 16 % eher gring gering 39 % Quelle: BearingPoint (2019) Menschen wünschen sich Digitalisierung der Verwaltung 91 Prozent bevorzugen es, Verwaltungsvorgänge online zu erledigen. Eine Mehrheit von 57 Prozent wünscht sich zudem mehr Möglichkeiten bei der Onlinebeteiligung. Wären Sie bereit Verwaltungsvorgänge Wie bewerten Sie Möglichkeiten online zu erledigen? zur Onlinebeteiligung? 9% 23 % 20 % 57 % 91 % ja nein Positiv Neutral Kritisch Quelle: PWC (2017)
18 Nachhaltige Stadtentwicklung 6 Nachhaltige Stadtentwicklung Obwohl Städte nicht einmal ein Prozent der globalen Landoberflä- che bedecken, sind sie für über 70 Prozent der weltweiten CO2- Emissionen verantwortlich. Städten kommt bei der Bekämpfung des Klimawandels also eine zentrale Bedeutung zu. Gleichzeitig sind Städte maßgeblich von den Folgen des Klimawandels be- troffen: Hitzewellen und unwetterartige Starkregenfälle könnten in den nächsten Jahren noch mehr zur Normalität werden. Diesen Entwicklungen muss sich auch die moderne Stadtentwicklung anpassen. Ziel muss es sein, CO2-Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig die Folgen des Klimawandels bestmöglich abzufedern. Die Liberale Stadt In der Liberalen Stadt wird eine nachhaltige und innovative Stadt- entwicklung betrieben. So setzt man auf mehr Urbanität und höhere Dichte. Mit den geschaffenen Möglichkeiten der Nachver- dichtung (siehe Kapitel „Bezahlbarer Wohnraum“) wird nicht nur zusätzlicher Wohnraum geschaffen, sondern auch eine Reduktion der CO2-Emissionen erreicht. Denn eine dicht bebaute Stadt ist auch eine Stadt der kurzen Wege. Diese Einsparungen werden durch das ganzheitliche Mobilitäts- und Smart-City-Konzept sogar noch ausgeweitet. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Urban Garde- ning. Durch die Begrünung von Dächern und Fassaden öffentlicher Gebäude geht die Liberale Stadt mit gutem Beispiel voran und trägt zur Regulierung von Temperaturspitzen bei. Auch die urbanen Grünflächen werden erhalten und abwechslungsreicher gestaltet, so dass größere Regenmengen versickern können und die Luft- qualität verbessert wird. Mit einer intelligenten bewegungsabhän- gigen Straßenbeleuchtung spart die Liberale Stadt Energie ein und schützt Tiere und Insekten vor dauerhafter Lichteinstrahlung. Zur Erreichung der Klimaschutzziele im Gebäudesektor setzt man in der Liberalen Stadt auf Quartiersansätze, um CO2-Emissionen möglichst effizient und kostensparend zu reduzieren.
19 Dichtere Städte haben einen geringeren CO2-Ausstoß pro Kopf Auf internationaler Ebene ist der negative Zusammenhang zwischen den CO2-Emissionen pro Kopf und der Stadtdichte schon lange erforscht. Auch für die 16 deutschen Landeshauptstädte gilt: Je dichter die Bebauung, desto geringer die CO2-Emissionen pro Kopf. Saarbrücken CO2-Emissionen pro Kopf (in Tonnen) 2,2 Wiesbaden Magdeburg 2,0 Schwerin Stuttgart 1,8 Erfurt Kiel 1,6 Dresden Hannover Potsdam Berlin Mainz München 1,4 Bremen Hamburg Düsseldorf 500 1500 2500 3500 4500 Bevölkerung je Quadratkilometer Quelle: Agentur für clevere Städte, Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2021) Städte müssen besonders unter Hitze leiden Aufgrund der Aufwärmung am Tag und der eingeschränkten Abkühlung in der Nacht speichern Städte deutlich mehr Wärme als das Umland. Urban Gardening und Grünflächen können diesen Effekt abmildern. 33°C 29,5°C Umland Gewerbegebiet Wohngebiet Vorstädtisches Vorstädtisches Innenstadt Park Wohngebiet Wohngebiet Quelle: freepik
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