IAB-KURZBERICHT - Doku.iab .

 
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IAB-KURZBERICHT
Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung                                        14|2020

  In aller Kürze                           Übergang von der Schule ins Erwerbsleben

  • Die vorliegende Studie geht der
  Frage nach, in welchen Phasen und        Ein Arbeitslosengeld-II-Bezug
                                           muss nicht von Dauer sein
  wie lange junge Menschen im Über-
  gang von der Schule in das Erwerbs-
  leben auf Arbeitslosengeld II (ALG II)
  angewiesen sind.
                                           von Juliane Achatz und Brigitte Schels
  • Wir betrachten Unter-21-Jährige,
  die im Jahr 2008 die Schule mit
  maximal Realschulabschluss be-
  endet und die Berufsberatung der
  Bundesagentur für Arbeit (BA) in
  Anspruch genommen haben.
                                           Der Bezug von Arbeitslosengeld II gilt     (ALG II) bei Schulabgängern und Schul-
  • Fast drei Viertel der untersuchten
  Personen waren im beobachteten           – insbesondere, wenn er über meh­          abgängerinnen mit maximal Realschul-
  Zeitraum von sechseinhalb Jahren         rere Jahre andauert – als Risikofaktor     abschluss über mehrere Jahre entwickelt.
  nie auf ALG II angewiesen.               im Übergang von der Schule in das Er­      Dabei interessiert nicht nur die Häufig-
  •  Zwar bezieht ein Teil der jungen      werbsleben. Doch können junge Men­         keit und die Dauer von ALG-II-Bezugsepi­
  Menschen über mehrere Jahre              schen aus unterschiedlichen familiären     soden. Von besonderem Interesse ist, in
  ALG II in der Bedarfsgemeinschaft
                                           und individuellen Gründen auf diese Un­    welchen Phasen des Übergangs von der
  der Eltern, löst sich daraus aber mit
  einem erfolgreichen Übergang in          terstützung angewiesen sein, sowohl im     Schule in das Erwerbsleben die Jugendli-
  Berufsausbildung und Erwerbstä-          Haushalt der Eltern als auch im eigenen.   chen ALG II beziehen und über welchen
  tigkeit. Somit weist ein mehrjähriger    Um ihnen passende sozialpolitische         Zeitraum hinweg. Der Blick auf den ge-
  ALG-II-Bezug in der Übergangspha-
                                           Förderangebote machen zu können, ist       samten Übergangsprozess ermöglicht
  se von der Schule in das Erwerbs-
  leben nicht unbedingt auf eine ge-       es daher wichtig zu wissen, in welchen     es, unterschiedliche Muster von ALG-II-
  fährdete Erwerbsintegration hin.         Phasen des Übergangs ins Erwerbsleben      Bezugsverläufen in der Phase des Er-
  •  Bei der Teilgruppe mit anhalten-      junge Menschen Arbeitslosengeld II be­     werbseinstiegs zu identifizieren und zu
  den Problemen beim Ausbildungs-          ziehen und ob dies vorübergehend ist       beschreiben.
  und Erwerbseinstieg besteht aller-       oder sich zu verstetigen droht.              In Deutschland sind die Übergangs-
  dings ein beachtliches Risiko, dass
                                                                                      pfade von Schulabgängern und Schul-
  sich der ALG-II-Bezug verstetigt. Hier
  handelt es sich nicht nur um junge       Der Übergang von der Schule in Ausbil-     abgängerinnen durch die vorhandenen
  Menschen, die bereits im Haushalt        dung und Erwerbstätigkeit ist für die      schulischen und betrieblichen Bildungs-
  ihrer Eltern ALG II bezogen haben.       zukünftigen Erwerbschancen und die         und Ausbildungswege vorstrukturiert.
  Das Hauptrisiko liegt vielmehr da-
                                           eigenständige Sicherung des Lebensun-      Dabei stellen betriebliche Berufsausbil-
  rin, dass sie keinen oder nur einen
  niedrigen Schulabschluss erreichen.      terhalts von zentraler Bedeutung. Im       dungen mit jährlich rund 500.000 neu
                                           Folgenden analysieren wir deshalb, wie     abgeschlossenen Ausbildungsverträgen
                                           sich der Bezug von Arbeitslosengeld II     den größten Zweig des Berufsbildungs-
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systems dar. Im Vergleich dazu treten jährlich          Hintergrund des komplexen biografischen Über-
                        rund 200.000 junge Menschen eine Ausbildung im          gangsprozesses und angesichts der heterogenen
                        Schulberufssystem an, etwa in den Pflegeberufen         Ursachen des Leistungsbezugs stellt sich die Fra-
                        und im Erziehungswesen. Betriebliche Ausbildun-         ge, wie Übergangsverläufe von jungen Menschen
                        gen sind insbesondere für junge Menschen mit            und ALG-II-Bezug ineinandergreifen und welche
                        niedrigen und mittleren Schulabschlüssen – die          Differenzierungen sich zwischen einzelnen Perso-
                        im Mittelpunkt dieses Kurzberichts stehen – wich-       nengruppen abzeichnen.
                        tig. Rund drei Viertel aller Neueintritte in betrieb-
                        liche Ausbildung entfallen auf junge Menschen
                                                                                ALG-II-Bezug im Übergang von der
                        mit maximal Realschulabschluss (Autorengrup-
                                                                                Schule in das Erwerbsleben
                        pe Bildungsberichterstattung 2018). Die Chancen,
                        nach dem Ausbildungsabschluss zeitnah eine qua-         Zahlreiche junge Erwachsene beziehen ALG II als
                        lifizierte Beschäftigung aufzunehmen, sind hier         Mitglied einer Bedarfsgemeinschaft nach dem So-
                        besonders hoch, da etwa zwei Drittel der Auszu-         zialgesetzbuch II (SGB II). Zum Jahresende 2019
                        bildenden vom Ausbildungsbetrieb übernommen             lebten rund 1,9 Millionen Unter-18-Jährige in
                        werden (Seibert/Wydra-Somaggio 2017).                   Bedarfsgemeinschaften, in der Altersgruppe der
                              Vor diesem Hintergrund hat sich eine weit-        Unter-25-Jährigen waren es rund 2,3 Millionen
                        gehend lückenlose Abfolge von Schulabschluss,           Personen. Trotz der zeitweisen Verbesserung der
                        Berufsausbildung und Erwerbseinstieg als Stan-          Arbeitsmarktlage seit 2008 ist die Zahl der Minder-
                        dardverlauf und als idealtypisches Muster eines         jährigen in Bedarfsgemeinschaften kaum gesun-
                        erfolgreichen Übergangs etabliert. Diese normati-       ken: Ende 2008 zählten rund 2,0 Millionen Perso-
                        ven Erwartungen können sowohl bei individuellen         nen unter 18 Jahren zu Bedarfsgemeinschaften, bei
                        Entscheidungen über den beruflichen Werdegang           den Unter-25-Jährigen waren es 2,7 Millionen.
                        (z. B. Heinz 2002) als auch bei der Beurteilung von       Betrachtet man nur die erwerbsfähigen Leis-
                        Bewerberinnen und Bewerbern eine Rolle spielen.         tungsberechtigten in der Altersgruppe von 15 bis 24
                        Auch prägen sie die Ausgestaltung von sozial- und       Jahren, die Arbeitslosengeld II beziehen und weder
                        arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die für Ju-          aufgrund einer Krankheit noch aufgrund einer Be-
                        gendliche mit Übergangsproblemen „Brücken“ in           hinderung keine Erwerbstätigkeit ausüben können,
                        reguläre Ausbildung und Erwerbstätigkeit bauen          so waren dies im Jahresdurchschnitt 2008 rund
                        wollen.                                                 900.000 Personen und 2019 noch rund 700.000 Per-
                              Forschungsergebnisse weisen allerdings darauf     sonen. Dies entsprach 2008 9,8 Prozent der Unter-
                        hin, dass der Übergang von der Schule in das Er-        24-Jährigen in Deutschland, 2019 rund 8,2 Prozent.
                        werbsleben über die vergangenen Jahrzehnte ins-           Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsempfän-
                        gesamt komplexer geworden ist (z. B. Brzinsky-Fay/      ger im mittleren Alter von 25 bis 55 Jahren ist im
                        Solga 2016). Junge Menschen durchlaufen zuneh-          Vergleichszeitraum etwas stärker zurückgegangen:
                        mend Warte-, Such- und Orientierungsphasen, in          Während 2008 noch rund 3,4 Millionen erwerbsfä-
                        denen sie zum Teil auch „mal nichts tun“, arbeits-      hige Leistungsberechtigte in dieser Altersgruppe
                        los sind, vorübergehend jobben oder Ausbildun-          gezählt wurden – was einem Bevölkerungsanteil
                        gen vorzeitig beenden und neue beginnen.                von 9,5 Prozent entspricht – waren es 2019 rund
                              Insbesondere für Jugendliche mit niedrigen        2,5 Millionen Personen (7,5 %). Insgesamt zeigen
                        Schulabschlüssen besteht in der Übergangspha-           die Zahlen, dass mit der zwischenzeitlich positiven
                        se ein erhöhtes Risiko, dass sie auf Dauer keine        Entwicklung des Arbeitsmarktes der ALG-II-Bezug
                        Berufsausbildung abschließen und wiederholt             nur geringfügig zurückgegangen ist, und dies bei
                        arbeitslos sind (z. B. Baas/Philipps 2017). Sie ab-     Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch weni-
                        solvieren häufig Programme wie Berufsvorberei-          ger als bei Personen mittleren Alters (Statistik der
                        tung und geförderte Ausbildung, um Wartezei-            Bundesagentur für Arbeit 2020).
                        ten zu überbrücken oder auf diesem Weg einen              Der Bezug von ALG II kann bei jungen Menschen
                        Ausbildungsabschluss zu erreichen. Vor diesem           vielfältige Gründe haben. Jugendliche und junge

2   IAB-Kurzbericht 14|2020
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Erwachsene, die noch eine Schule besuchen oder       Dauer keinen Einstieg in eine stabile existenzsi­
eine Ausbildung absolvieren, leben oft im elterli-   chernde Beschäftigung schaffen und immer w
                                                                                              ­ ieder
chen Haushalt. Sie verfügen teilweise über eigene    oder über längere Zeiten arbeitslos sind, entwickelt
Mittel aus einer Ausbildungsvergütung oder je        sich ein längerfristiger ALG-II-Bezug (Schels 2013;
nach Ausbildungsform über eine Berufsausbil-         Seibert et al. 2017), der sich auch später mit erhöh-
dungsförderung (BAföG) oder Berufsausbildungs-       ter Wahrscheinlichkeit fortsetzt (Königs 2014).
beihilfe (BAB). Darüber hinaus sind sie in der Re-
gel über die Eltern finanziell abgesichert. Wenn
                                                     Analyseansatz
jedoch die Eltern kein ausreichendes Einkommen
erwirtschaften oder über kein Vermögen verfügen      Die folgende Analyse zielt darauf ab, Risikogrup-
und daher ALG II beziehen, zählen unverheiratete     pen mit einem sich verstetigenden ALG-II-Bezug
Unter-25-Jährige im Haushalt zur Bedarfsgemein-      beim Übergang von der Schule in das Erwerbsle-
schaft der Eltern im Sinne des SGB II, sofern sie    ben zu identifizieren: In welchem Ausmaß und
nicht selbst über ein ausreichendes Einkommen        bei welchen Teilgruppen ist eine nachhaltige In-
oder Vermögen verfügen. Das ALG II umfasst nicht     tegration in Erwerbsarbeit und eine eigenständige
nur eine Regelleistung für die Bedarfsgemein-        Sicherung der Lebensgrundlage unabhängig von
schaftsmitglieder, sondern auch einen Beitrag für    der Herkunftsfamilie oder von sozialstaatlichen
angemessene Unterkunft und Heizung.                  Leistungen gefährdet? Unter welchen Bedingun-
  Da die Bezugsdauer wesentlich von der Erwerbs-     gen entsprechen Übergangswege mit längeren Be-
situation der Eltern und den familiären Lebens-      zugszeiten von ALG II der normativen Vorstellung
umständen abhängt, kann der ALG-II-Bezug von         eines erfolgreichen Verlaufs?
jungen Menschen auch bei einem lückenlosen             Um sowohl die Dauer als auch die zeitliche Ab-
Übergang von der Schule in das Erwerbsleben          folge von ALG-II-Bezugsepisoden parallel zur Dau-
über mehrere Jahre andauern und erst mit dem         er und Abfolge von Ausbildungs- und Erwerbsak-
Erwerbseinstieg oder dem Auszug aus dem Eltern-      tivitäten betrachten zu können, wendet die Studie
haus enden.                                          Verfahren der Sequenzmusteranalyse mit zwei Ka-
  Mit zunehmendem Alter gewinnt die individu-        nälen (Gauthier et al. 2010) und der Clusteranalyse
elle Erwerbssituation der jungen Erwachsenen an      (vgl. Infobox 1 auf Seite 4) auf administrative Daten
Bedeutung für ihre finanzielle Lage. Der Eintritt    der Bundesagentur für Arbeit an.
in eine stabile Beschäftigung ist für viele junge      Die Datengrundlage für die Auswahl der Ana-
Menschen ein entscheidender Schritt zur ökono-       lysestichprobe bilden aufbereitete Informationen
mischen Eigenständigkeit (Konietzka 2010). Wenn      der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit.
sie jedoch ihr Erwerbsleben mit einer nicht exis-    Die Studie untersucht die Werdegänge einer 5-Pro-
tenzsichernden Beschäftigung beginnen – etwa         zent-Zufallsstichprobe von Berufsberatungskun-
aufgrund von Teilzeit oder geringer Entlohnung –     den und -kundinnen im Jahr 2008, die in diesem
ist es denkbar, dass Zeiten des ALG-II-Bezugs auch   Jahr die Schule mit maximal Realschulabschluss
in die Erwerbsphase der jungen Erwachsenen hi-       beendet haben und unter 21 Jahre alt waren (9.975
neinreichen.                                         Personen). Auch wenn die Daten der Berufsbera-
  Insbesondere zwischen Ausbildung und Er-           tung nicht repräsentativ für alle Schulabgänger
werbseinstieg können junge Menschen temporär         und -abgängerinnen im Jahr 2008 sind, besteht
ALG II benötigen, da an dieser Schwelle häufig       hinsichtlich der Schulabschlüsse eine gute Annä-
Such-, Warte- oder Orientierungsphasen vorkom-       herung an die tatsächliche Verteilung in der Schul-
men, in denen sie mitunter arbeitslos gemeldet       abgangskohorte (vgl. Infobox 2 auf Seite 6). Über
sind. Da sie meist noch keine, oder nur unzurei-     die Kombination mit weiteren administrativen Da-
chende Ansprüche auf Leistungen aus der Ar-          ten können individuelle Zeiten in Übergangsmaß-
beitslosenversicherung erworben haben, setzt ihr     nahmen und geförderter Ausbildung sowie Phasen
ALG-II-Bezug oftmals nicht erst bei Langzeitar-      des ALG-II-Bezugs nach Abgang aus der Schule de-
beitslosigkeit ein. Erst wenn junge Menschen auf     tailliert abgebildet werden.

                                                                                                        IAB-Kurzbericht 14|2020   3
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1     Der Beobachtungszeitraum der Studie beginnt im
    Methodische Erläuterungen                                                                                 Juli 2008 und umfasst 78 Monate bis Dezember
    Sequenzmusteranalyse                                                                                      2014. Für jeden Monat dieses Zeitraums wurde
    Sequenzmusteranalysen vergleichen die Lebensverläufe von Personen untereinander                           ermittelt, ob die jungen Menschen Geldleistungen
    und ermitteln, wie ähnlich sich diese sind. Hierfür werden Daten benötigt, die individu-
    elle Historien als zeitlich geordnete Abfolge (Sequenz) von unterschiedlichen Zuständen,                  der Grundsicherung für Arbeitsuchende erhiel-
    z. B. Erwerbszuständen, abbilden. In der Analyse wird ermittelt, in wie vielen Schritten                  ten. Zudem wurden aus den verfügbaren Daten
    durch Austauschen oder Einfügen und Löschen von Elementen (Zuständen) die Zu-
                                                                                                              neun abgrenzbare Erwerbszustände gebildet, die
    standssequenz einer Person A in die Sequenz einer Person B überführt werden kann.
    Dabei ist jede Transaktion mit einem als „Kosten“ bezeichneten Aufwand belegt. Für je-                    verschiedene Formen einer betrieblichen Aus-
    den Vergleich wird über den Optimal-Matching-Algorithmus die Variante mit den gering-                     bildung, von Erwerbstätigkeit, Maßnahmen der
    sten Kosten bestimmt. Je geringer die Kosten, umso ähnlicher sind sich die Sequenzen.
                                                                                                              aktiven Arbeitsmarktpolitik oder registrierter Ar-
    Die Analyse für diesen Kurzbericht beruht auf dem speziellen Verfahren der Sequenz-
    musteranalyse mit zwei Kanälen (Gauthier et al. 2010). Der Erwerbsübergang der jun-                       beitslosigkeit umfassen (vgl. Infobox 1). Darunter
    gen Menschen und ihre ALG-II-Bezugshistorie werden als zwei eigenständige Lebens-                         gibt es auch den Zustand „Lücke“, das heißt ohne
    bereiche erfasst, für die jeweils ein eigener Zustandsraum definiert wird (siehe unten).
                                                                                                              Dateneintrag, weil unter anderem Zeiten in allge-
    Es wurde die in der Forschung vorherrschende Kostenstruktur verwendet, wonach
    Austauschen doppelt so teuer (2) wie Einfügen oder Löschen (1) ist. Die Kosten werden                     meinbildender Schule, vollzeitschulischer Berufs-
    zunächst für den Erwerbs- und den ALG-II-„Kanal“ getrennt bestimmt, danach in eine                        ausbildung, Studium, Elternzeit oder „nichts tun“
    gemeinsame Kostenmatrix überführt.
                                                                                                              in den administrativen Daten nicht erfasst werden.
    Verfahren der Clusteranalyse bündeln dann die Verläufe anhand der errechneten Ähn-
    lichkeitsmaße zu typischen Mustern. Das hier verwendete hierarchische Ward-Verfahren,                     Jeder Person wurde für jeden Monat genau eine
    minimiert Unterschiede innerhalb der Gruppen und maximiert Unterschiede zwischen                          Statusinformation zugeordnet, deren Abfolge die
    den Gruppen. Jede Person in der Stichprobe wird genau einem Cluster zugeordnet.
                                                                                                              individuellen Übergangsverläufe abbildet. Das Ver-
    Etablierte Kriterien für die Auswahl der idealen Anzahl von Verlaufstypen (Studer 2013)
    empfehlen für die vorliegende Studie eine 9-, 10- oder 11-Cluster-Lösung. Die hier aus-                   fahren der Sequenzmusteranalyse vergleicht die
    gewählte 9-Cluster-Lösung zeichnet sich durch die fein abgestuften Unterschiede zwi-                      Leistungsbezugsverläufe und Übergangsverläufe
    schen den Verlaufstypen und eine plausible Interpretierbarkeit aus.
                                                                                                              der Personen in der Analysestichprobe paarweise
    Zustandsräume                                                                                             miteinander und berechnet ein statistisches Maß
    Der Status des ALG-II-Bezugs wird anhand einer Mitgliedschaft in einer Bedarfsgemein-                     für deren Ähnlichkeit, mit dem in der Clusterana-
    schaft gemäß SGB II (Regelsatz und/oder Kosten für Unterkunft) definiert (ja/nein) und                    lyse typische Verläufe gruppiert werden. Für die
    in der Deskription zusätzlich danach unterschieden, ob eine Bedarfsgemeinschaft
    mit den Eltern oder eine eigenständige Bedarfsgemeinschaft vorliegt. Der Verlauf des                      vorliegende Studie erweist sich eine Gruppierung
    Übergangs in das Erwerbsleben wird anhand von neun Erwerbszuständen (Status) ab-                          mit neun unterschiedlichen Verlaufstypen als be-
    gebildet. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick und beschreibt die Verteilung der
                                                                                                              sonders geeignet (vgl. Infobox 1).
    Zustände über die Analysestichprobe exemplarisch für zwei Zeitpunkte: im November
    2008, also fünf Monate nach dem Abgang aus der Schule und zum Ende des Beobach-                             Abbildung A1 (Seite 5) zeichnet ein genaues Bild
    tungszeitraums im Dezember 2014, also nach 78 Monaten.                                                    der neun Verlaufstypen hinsichtlich der definierten
                                                                                               Monat          Erwerbszustände nach Ende der Schulzeit (linke
     Monatlicher Status
                                                                                           5           78     Hälfte) sowie der Bezugszeiten von ALG II (rechte
     Leistungsbezug
                                                                                                              Hälfte). Die einzelnen Grafiken stellen jeweils die
    ALG-II-Bezug in der Eltern-Bedarfsgemeinschaft                                       11,0          1,0
    ALG-II-Bezug in der eigenen Bedarfsgemeinschaft                                       0,8          7,6
                                                                                                              Verteilung der farblich gekennzeichneten Zustän-
     Kein ALG-II-Bezug                                                                   88,2       91,4      de über den Beobachtungszeitraum von 78 Mona-
     Übergangsverlauf von der Schule ins Erwerbsleben                                                         ten dar. Sie zeigen für jeden Monat die Anteile der
    betriebliche Ausbildung (ungefördert)                                                41,9          9,0
                                                                                                              Jugendlichen und jungen Erwachsenen innerhalb
    geförderte betriebliche Ausbildung (ausbildungsbegleitende Hilfen
                                                                                          0,6          0,2
    oder Zuschüsse)                                                                                           der jeweiligen Verlaufstypen, die gleichzeitig eine
    außerbetriebliche Ausbildung (bei einem Träger)                                       0,5          0,5
    Erwerbstätigkeit (sozialversicherungspflichtig, in Vollzeit oder in
                                                                                                              bestimmte Erwerbsaktivität aufweisen sowie ob
                                                                                          1,6       54,8
    Teilzeit)                                                                                                 und in welcher Rolle ein ALG-II-Bezug vorliegt. Da-
    geringfügige Erwerbstätigkeit                                                         5,2          5,1
    Übergangsmaßnahmen (Teilnahme an Berufsvorbereitenden                                                     bei wird unterschieden, ob die jungen Menschen als
                                                                                         10,4          0,2
    Bildungsmaßnahme [BvB] oder Einstiegsqualifizierung [EQ])
                                                                                                              unverheiratetes Kind über die Bedarfsgemeinschaft
    Anderes Förderprogramm (Teilnahme an sonstigen Maßnahmen
                                                                                          1,0          1,1
    der aktiven Arbeitsmarktpolitik)                                                                          der Eltern ALG II bezogen haben oder in einer ei-
    Arbeitslosigkeit (registriert)                                                        1,4          5,5
                                                                                                              genen, elternunabhängigen Bedarfsgemeinschaft –
     Kein Dateneintrag                                                                   37,4       24,7
     Gesamt                                                                            100,0       100,0      als Einzelperson oder mit einem Partner oder einer
     Fallzahlen                                                                        9.975                  Partnerin. Zum Beispiel ist im ersten Verlaufstyp zu
    Quellen: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB), Daten der Berufsberatung (BB), Leistungsempfängerhistorik   Beginn des Beobachtungszeitraums die große Mehr-
    Grundsicherung (LHG), eigene Berechnungen.
                                                                                                              heit der betrachteten jungen Menschen in einer be-

4      IAB-Kurzbericht 14|2020
A1
Erwerbsverläufe und Arbeitslosengeld-II-Bezug der betrachteten Schulabgänger und Schulabgängerinnen des Jahres 2008
Verläufe im Zeitraum Juli 2008 bis Dezember 2014 (78 Monate) nach Verlaufstypen, Anteile in Prozent

Quellen: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB), Daten der Berufsberatung (BB), Leistungsempfängerhistorik Grundsicherung (LHG), eigene Berechnungen (n=9.975). © IAB

                                                                                                                                                    IAB-Kurzbericht 14|2020   5
trieblichen Ausbildung und zum Ende des Beobach-                      dabei sowohl auf den gesamten Beobachtungszeit-
                                    tungszeitraums rund drei Viertel in einer regulären                   raum von 78 Monaten als auch auf die ersten zwei-
                                   Erwerbstätigkeit. Nur ein sehr kleiner Anteil der                      einhalb Jahre nach dem Schulabgang im Jahr 2008,
                                   Personen in diesem Verlaufstyp bezieht ALG II.                         um zu beschreiben, ob sich erste Unterschiede
                                       Zudem informiert die Tabelle T1 (Seite 7) über                     zwischen den Verlaufstypen bereits in der frühen
                                    die relative Größe der einzelnen Verlaufstypen in                     Übergangsphase abzeichnen.
                                    der Stichprobe und über zusätzliche Charakteris­
                                    tika wie Anteil und durchschnittliche Dauer des
                                                                                                          Typologie von Übergangsverläufen
                                   ALG-II-Bezugs, Arbeitslosigkeit der jungen Men-
                                    schen und Anzahl der Wechsel zwischen den Er-                         Die identifizierten Verlaufstypen unterscheiden
                                    werbszuständen. Letzteres ist ein Indikator für die                   sich prägnant hinsichtlich der Verteilung der Be-
                                   (In-)Stabilität des Übergangsverlaufs. Wir blicken                     zugsdauern von ALG II und darin, wie diese mit
                                                                                                          den Übergangsverläufen von der Schule in Er-
                                                                                                          werbstätigkeit korrespondieren.
                                                                                                      2
                                                                                                            Die folgende Darstellung beginnt mit den Verläu-
    Daten und Analysestichprobe
                                                                                                          fen, in denen ALG-II-Bezug keine beziehungsweise
    Die Datengrundlage kombiniert Personeninformationen aus der Berufsberatung (BB)
    der Bundesagentur für Arbeit mit Daten der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) und                   kaum eine Rolle spielt: Bei den jungen Menschen,
    der Leistungsempfängerhistorik Grundsicherung (LHG), die über einen eindeutigen Per-                  die den Verlaufstypen 1 bis 5 zugeordnet wurden,
    sonenidentifikator zusammengefügt werden können.
                                                                                                          sind jeweils nur Teilgruppen auf ALG II angewie-
    In den Daten der Berufsberatung sind Informationen über alle Personen enthalten, die
    die Berufsberatung aufgesucht haben – ohne Personen an Förderschulen. Die Daten
                                                                                                          sen: Je nach Verlaufstyp liegt der Anteil zwischen
    enthalten insbesondere Angaben über das Jahr des Schulabgangs, den Schulabschluss                     knapp 10 und gut 32 Prozent (vgl. Tabelle T1). Wie
    und den Schultyp, sodass für das Jahr 2008 die Gruppe der Schulabgänger und -abgän-                   die mittlere Dauer des ALG-II-Bezugs für die jun-
    gerinnen mit maximal Realschulabschluss identifiziert werden kann. Ausgeschlossen
    wurden Personen über 21 Jahren.                                                                       gen Menschen zeigt, die in diesen Verlaufstypen
    Die IEB kombiniert für jede Person Meldungen aus Beschäftigungsdaten (inklusive                       mindestens einmal im Beobachtungszeitraum auf
    betriebliche Ausbildung), Daten zu Leistungen nach dem SGB II und III sowie zur Teil-                 ALG II angewiesen sind, erfolgt der Bezug oftmals
    nahme an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, wobei einige kommunale Leistungen
                                                                                                          temporär für wenige Monate – in den Verlaufsty-
    nicht in den Prozessdaten erfasst sind. Die LHG bietet darüber hinaus detaillierte Infor-
    mationen über Bezugszeiten von ALG II, die für die vorliegende Analyse notwendig sind.                pen 3 und 4 lassen sich jedoch auch etwas längere
    Die Analysepopulation bildet eine 5-Prozent-Zufallsstichprobe aus den verfügbaren Da-                 durchschnittliche Bezugszeiten beobachten. Im
    ten für die Schulabgängerinnen und -abgänger des Jahres 2008, die insgesamt 9.975
                                                                                                          Anschluss daran geht die Darstellung auf die Ver-
    Personen umfasst.
    Mit Blick auf die im Kurzbericht berichteten Verteilungen der Verlaufstypen und der
                                                                                                          laufstypen 7 bis 9 ein, in denen der ALG-II-Bezug
    Merkmale der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist zu beachten, dass sie nicht                      eine prägnante Rolle spielt. Die diesen Typen
    für alle Schulabgänger und Schulabgängerinnen der Kohorte mit maximal Realschul-                      zugeordneten jungen Menschen haben im Beob-
    abschluss stehen. Abweichungen können bestehen, weil nicht alle Schülerinnen und
    Schüler in Deutschland die Dienstleistungen der Berufsberatung der Bundesagentur                      achtungszeitraum alle ALG II bezogen, im Schnitt
    für Arbeit wahrnehmen. Junge ALG-II-Beziehende können in der Stichprobe überpro-                      für mehrere Jahre. Diese drei Gruppen umfassen
    portional vertreten sein, wenn sie von den Jobcentern gehäuft an die Berufsberatung
                                                                                                          zusammengenommen rund 15 Prozent der analy-
    verwiesen werden. Ein Vergleich der Schulabschlüsse in der ausgewählten Stichprobe
    aus den Daten der Berufsberatung mit der Verteilung der Schulabschlüsse an allen                      sierten Schulabgänger und Schulabgängerinnen.
    Abgängern und Abgängerinnen in Deutschland im Jahr 2008 (Autorengruppe Bildungs-                        Verlaufstyp 1 umfasst überwiegend junge Men-
    berichterstattung 2010) zeigt, dass in den Daten der Berufsberatung Jugendliche an
                                                                                                          schen, die unmittelbar nach der Schule über etwa
    Hauptschulen leicht überrepräsentiert sind:
                                                                                                          drei Jahre in einer betrieblichen Ausbildung sind,
                                   Abgängerinnen und Abgänger aus
                                     allgemeinbildenden Schulen
                                                                               Analysestichprobe          bevor sie dann mit großer Mehrheit in reguläre Be-
     Schulabschluss
                                          n                   %                 n             %           schäftigung münden. Ihr Übergangsverlauf zeich-
     ohne Abschluss                      29.467   1)
                                                                5               499               5       net sich durch eine relativ hohe Stabilität aus: Im
     Hauptschulabschluss                210.311                34             3.591            36         Schnitt durchlaufen die Personen in diesem Ver-
     Mittlere Reife                     373.500                61             5.885            59
                                                                                                          laufstyp drei Statuswechsel. Arbeitslosigkeit erle-
     Gesamt                             613.278               100             9.975           100
                                                                                                          ben auch in dieser Gruppe 41 Prozent, aber über-
    1)
         ohne Abgängerinnen und Abgänger aus Förderschulen.                                               wiegend kurz für im Schnitt drei Monate über den
    Quellen: Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010), Daten der Berufsberatung (BB),
    eigene Berechnungen.                                                                                  gesamten Beobachtungszeitraum. Insgesamt ent-
                                                                                                          spricht dieses Muster weitgehend der ­Vorstellung

6         IAB-Kurzbericht 14|2020
eines erfolgreichen Übergangs von der Schule in                            nach dem Schulabgang noch eine andere, in der
das Erwerbsleben und beschreibt mit einer Grö-                            Regel weiterführende Schule besucht haben. Hier
ße von 35 Prozent der Untersuchungspopulation                             beziehen im Schnitt rund 16 beziehungsweise
den Standardverlauf. Sehr kurze Zeiten im ALG-II-                         20 Prozent der jungen Menschen ALG II und das
Bezug kennzeichnen in diesem Verlaufstyp rund                              für relativ kurze Zeit. Auch die dem Verlaufstyp 4
10 Prozent der jungen Menschen.                                            zugeordneten jungen Menschen folgen einem klar
  Die Verlaufstypen 2, 3 und 4 sind Variationen                            strukturierten Übergang in Ausbildung, die hier je-
des Standardübergangs, die eine klare zeitliche                           doch im Rahmen einer geförderten betrieblichen
Ordnung und kontinuierliche Episoden in betrieb-                          Ausbildung oder als außerbetriebliche Ausbildung
licher Ausbildung vor einem Eintritt in reguläre                           abläuft und der meist eine Übergangsmaßnahme
Beschäftigung aufweisen. Sie umfassen insgesamt                           vorausgeht. Dieser Verlaufstyp ist dennoch insta-
weitere 31 Prozent der untersuchten Personen. Die                         biler und unsicherer als die anderen Formen des
hier zugeordneten jungen Menschen durchlaufen                              Standardübergangs. Mit 69 Prozent ist ein über-
etwas mehr Statuswechsel als jene in Verlaufstyp 1                        durchschnittlich hoher Anteil der jungen Men-
und treten nach dem Schulabgang verzögert (Ver-                            schen im Beobachtungszeitraum arbeitslos, im
laufstyp 2) beziehungsweise stark verzögert (Ver-                          Schnitt sieben Monate lang. Die Arbeitslosigkeit
laufstyp 3) in betriebliche Ausbildung ein. Der                            tritt vor allem zum Ende des Beobachtungszeit-
Ausbildungseintritt erfolgt entweder nach einer                            raums auf. Damit einher geht auch ein Anteil von
Teilnahme an Übergangsmaßnahmen, häufiger                                 32 Prozent von jungen Menschen, die zeitweise, im
in Verlaufstyp 3, oder nach Zeiten mit längeren                            Schnitt 16 Monate lang auf ALG II angewiesen sind.
„Lücken“ in den Daten. Zu vermuten ist, dass die                                Die Verlaufstypen 5 und 6 – und damit rund
jungen Menschen in den Verlaufstypen 2 und 3                              20 Prozent der untersuchten Personen – umfassen

                                                                                                                                        T1
Arbeitslosengeld-II-Bezug, Arbeitslosigkeit und Statuswechsel in den einzelnen Verlaufstypen
Schulabgängerinnen und Schulabgänger des Jahres 2008, Beobachtungszeitraum Juli 2008 bis Dezember 2014

 Verlaufstyp                                 1         2          3         4         5         6          7         8         9       Gesamt
 Anteil in der Analysestichprobe
                                            34,8       7,7      16,6        6,4      10,6       9,3       7,4        4,0       3,4     100,0
 (in % )
 Arbeitslosengeld-II-Bezug
 Anteil mit mindestens einem
                                             9,6      15,9      19,9      32,3       14,7      18,5     100,0      100,0     100,0       27,9
 Bezugsmonat (in %)
 davon
 Mittlere Dauer (in Monaten)                     4         9      13         16           8         7      55        36         26         23
 Arbeitslosigkeit
 Anteil mit mindestens einem
                                            41,0      35,1      51,1      68,9       20,0      43,9      89,1       95,2      75,5       48,9
 Arbeitslosigkeitsmonat (in %)
 davon
 Mittlere Dauer (in Monaten)
   im gesamten
                                                 3         3          4         7         4         4      13        14            5         5
   Beobachtungszeitraum
   in den ersten 2,5 Jahren
                                                 0         0          0         0         1         0          3         2         1         0
   nach Schulabgang 2008
 Anzahl Statuswechsel
 Mittlere Anzahl
   im gesamten
                                                 3         5          5         7         0         5          9     10            6         5
   Beobachtungszeitraum
   in den ersten 2,5 Jahren
                                                 1         2          2         3         0         2          3         4         2         1
   nach Schulabgang 2008

Quellen: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB), Daten der Berufsberatung (BB), Leistungsempfängerhistorik Grundsicherung (LHG), eigene Berechnungen
(n=9.975). © IAB

                                                                                                                                                 IAB-Kurzbericht 14|2020   7
junge Menschen, die überwiegend Zeiten mit „Lü-       halt der Eltern auf ALG II angewiesen, der Bezug
                        cken“ in den administrativen Daten aufweisen. Es      setzt sich zum wesentlichen Teil in einer eigenen
                        ist zu vermuten, dass sich hier junge Erwachsene,     Bedarfsgemeinschaft fort. Die durch Verlaufstyp 8
                        die eine weiterführende Schule absolvieren und        (4 % der untersuchten Personen) charakterisierten
                        danach eine schulische Ausbildung, Beamtenaus-        jungen Menschen waren nach Schulabgang noch
                        bildung oder ein Studium aufnehmen, mit solchen       nicht im ALG-II-Bezug. Erst in Zusammenhang mit
                        in Erziehungszeiten und anderen nicht erfassten       ihren Schwierigkeiten im Übergang in Ausbildung
                        Aktivitäten mischen. Geringfügige Beschäftigung       und Beschäftigung beginnt während des Beobach-
                        kann in diesen Konstellationen auch als Job neben     tungszeitraums der Leistungsbezug in der eigenen
                        einer Ausbildung oder einem Studium ausgeübt          Bedarfsgemeinschaft.
                        werden. Ähnlich den Verlaufstypen 3 und 4 sind          Im Unterschied dazu verläuft der Werdegang
                        auch für Teilgruppen unter diesen Jugendlichen        der jungen Menschen im Verlaufstyp 9 vergleichs-
                        und jungen Erwachsenen eher temporäre Bezugs-         weise reibungslos, ähnlich wie bei den durch Ver-
                        zeiten von ALG II und kurze Arbeitslosigkeitspha-     laufstyp 1 und 3 charakterisierten Personen. Im
                        sen zu beobachten.                                    Vergleich zu diesen Verlaufstypen hat nach dem
                              Junge Menschen, die den Verlaufstypen 7 und     Schulabgang ein etwas größerer Anteil zunächst
                        8 zugeordnet wurden – insgesamt 11 Prozent der        eine Übergangsmaßnahme absolviert oder war in
                        Analysestichprobe – fassen über den gesamten Be-      einer geförderten Ausbildung. Daher zeigen sich
                        obachtungszeitraum nicht in einer betrieblichen       auch etwas mehr Wechsel zwischen verschiedenen
                        Ausbildung oder einer regulären Beschäftigung         Erwerbszuständen. Das Arbeitslosigkeitsrisiko un-
                        Fuß. Einige sind nach dem Ende der Schulzeit zu-      ter den jungen Männern und Frauen im Verlaufs­
                        nächst in einer Übergangsmaßnahme, an die je-         typ 9 ist höher (76 %), jedoch mit einer mittleren
                        doch im Unterschied zu den Verlaufstypen 3 und        Dauer von fünf Monaten auch häufig nur kurz.
                        4 keine stabile Ausbildungsphase anschließt. Die      Die jungen Menschen im Verlaufstyp 9 haben im
                        jungen Menschen hier erleben im Beobachtungs-         Schnitt dennoch 26 Monate ALG II bezogen, häu-
                        zeitraum überproportional häufig Arbeitslosigkeit     fig zu Beginn des Beobachtungszeitraums über die
                        (89 bzw. 95 %) mit einer mittleren Dauer von 13       ­Bedarfsgemeinschaft ihrer Eltern, konnten sich da-
                        beziehungsweise 14 Monaten. Die Erwerbsverläu-        raus aber bis zur Mitte des Beobachtungszeitraums
                        fe zeichnen sich durch eine überdurchschnittliche     überwiegend lösen. Berufseinstieg und Ende des
                        hohe Anzahl von Wechseln (9 bzw. 10) zwischen         ALG-II-Bezugs scheinen hier oft zusammenzufal-
                        den definierten Erwerbszuständen aus. Erste An-       len. Dies sind gut 3 Prozent der Analysestichprobe,
                        zeichen für Übergangsprobleme zeigen sich be-         also eine deutlich kleinere Gruppe als die jungen
                        reits in den ersten zweieinhalb Jahren nach dem       Menschen mit riskanten Erwerbsübergängen des
                        Schulabgang 2008, da die jungen Menschen in den       Verlaufstyps 7, die ebenso zunächst über die Eltern
                        beiden Verlaufstypen 7 und 8 bereits in dieser frü-   ALG II beziehen.
                        hen Phase länger arbeitslos sind und häufiger zwi-
                        schen den Erwerbszuständen wechseln. Bei diesen
                                                                              Soziodemografische Zusammensetzung
                        Verlaufstypen handelt es sich mit Blick auf die zu-
                                                                              der Verlaufstypen
                        künftigen Erwerbschancen um eine Gruppe mit
                        riskanten Übergangsverläufen. Weiter weisen die-      Für die Profile der jungen Menschen, die den neun
                        se jungen Menschen die längsten Bezugszeiten von      Verlaufstypen zugeordnet wurden, sind auch Ähn-
                        ALG II in der Analysestichprobe auf. Unterschiede     lichkeiten und Unterschiede in den individuellen
                        zwischen den beiden Typen bestehen im Muster          Merkmalen aufschlussreich (vgl. Tabelle T2 auf
                        des ALG-II-Bezugs: Verlaufstyp 7 (7 % der unter-      Seite 9). Betrachtet wird der Schulabschluss, mit
                        suchten Personen) charakterisiert junge Menschen,     dem sie 2008 die Schule beendet haben, da dieser
                        die im Schnitt 55 Monate von den insgesamt 78 Mo-     für den Übergang in Ausbildung unmittelbar rele-
                        naten des Beobachtungszeitraums ALG II bezogen        vant ist. Geschlecht und Staatsangehörigkeit sind
                        haben. Sie waren zunächst überwiegend im Haus-        weitere wesentliche Merkmale, nach denen sich

8   IAB-Kurzbericht 14|2020
die Ausbildungswege und die Erwerbsbeteiligung                            Hauptschulabschluss beendet haben. Sie kommen
unterscheiden. Zudem geben Informationen über                             etwas häufiger aus Haushalten, die in den Vorjah-
den ALG-II-Bezug des Herkunftshaushalts in den                             ren ALG II bezogen haben.2
Jahren 2005 bis 2007 Aufschluss über dessen finan-                             Die Verlaufstypen 7 und 8, die durch riskante Er-
zielle Lage vor Beginn des Beobachtungszeitraums                          werbsübergänge mit langem ALG-II-Bezug gekenn-
im Jahr 2008. Schließlich wird die regionale Ar-                           zeichnet sind, umfassen überproportional hohe
beitslosenquote im Kreis des jeweiligen Wohnorts                          Anteile junger Menschen ohne Schulabschluss
zum Zeitpunkt des Schulabgangs berichtet.                                 ebenso wie solche mit Hauptschulabschluss. Ein
  Nach Abschluss der Sekundarstufe I erleben                              weiteres Charakteristikum ist ein Wohnort in Re-
überproportional viele junge Männer, die häufiger                         gionen mit überproportional hoher Arbeitslosen-
als junge Frauen betriebliche Ausbildungen absol-                         quote. Der Ausländeranteil ist insbesondere im
vieren, einen erfolgreichen Normalverlauf im Sin-
          1
                                                                          Verlaufstyp 7 etwas höher als im Durchschnitt. Die
ne des Verlaufstyps 1. Zudem sind hier Personen                           Deskription bestätigt zudem, dass hier der ALG-II-
mit deutscher Staatsangehörigkeit und junge Men-                          Bezug der jungen Männer und Frauen in der Be-
schen mit Mittlerer Reife – dem höchsten Schulab-                         darfsgemeinschaft der Eltern zu hohen Anteilen
schluss in unserer Stichprobe – überrepräsentiert.                         auch schon vor dem Beobachtungszeitraum be-
ALG-II-Bezug vor 2008 ist im Verlaufstyp 1 nur bei                         stand. Drei Viertel der Personen des Verlaufstyps 7
einer sehr kleinen Gruppe zu beobachten.                                  haben bereits vor 2008 ALG II bezogen, die m
                                                                                                                     ­ eisten
  Die den beiden Verlaufstypen 2 und 3 zugeordne-                         davon länger als ein Jahr. Die jungen Menschen des
ten Personen, die verzögert in betriebliche Ausbil-                       Verlaufstyps 8 kommen zwar im Vergleich zu a­ llen
dung eintreten, ähneln den jungen Menschen im                             untersuchten Personen überdurchschnittlich häu-
Verlaufstyp 1 mit Blick auf Staatsangehörigkeit und                        fig aus Familien, in denen schon einmal vor dem
ALG-II-Bezug im Herkunftshaushalt vor Beginn der                          Beginn des Beobachtungszeitraums ein ALG-II-
Übergangsphase. Jedoch sind es zu etwas größeren                          Bezug vorkam, doch liegt der Anteil mit knapp
Anteilen junge Frauen und junge Menschen mit                              30 Prozent deutlich niedriger als bei den jungen
maximal Hauptschulabschluss.                                              Menschen des Verlaufstyps 7.
  Den Übergangspfad über eine außerbetriebliche
                                                                          1
                                                                           Frauen absolvieren häufiger vollqualifizierende schulische Berufs-
oder geförderte Ausbildung (Verlaufstyp 4) gehen                          ausbildungen, die eher in den Verlaufstypen 5 und 6 enthalten sind.
überproportional häufig junge Erwachsene, die                             2
                                                                            Auf die Verlaufstypen 5 und 6 wird in der Deskription nicht weiter
                                                                          eingegangen, da diese aufgrund der „Lücken“ in den administra-
2008 die Schule zunächst ohne Abschluss oder mit                          tiven Daten nicht eindeutig inhaltlich zu interpretieren sind.

                                                                                                                                        T2
Ausgewählte Personenmerkmale und regionale Arbeitslosenquote nach Verlaufstypen
Schulabgängerinnen und -abgänger des Jahres 2008, Beobachtungszeitraum Juli 2008 bis Dezember 2014, Anteile in Prozent

Verlaufstyp                                  1          2         3           4       5         6          7         8         9      Gesamt
Schulabschluss
    ohne                                       1         2         2          10       5          3        16        15         7          5
    Hauptschulabschluss                      27        36         39          61      34        33         48        50        42         36
    Mittlere Reife                           72        61         59          29      61        64         36        35        51         59
Arbeitslosengeld-II-Bezug im Haushalt (2005 bis 2007)
    nie                                      93        91         89          80      91        91         23        71        17         82
    bis 12 Monate                              4         4         6           9       4          5        25        14        28          7
    mehr als 12 Monate                         3         5         5          11       5          4        52        15        55         10
Staatsangehörigkeit deutsch                  96        93         94          90      87        89         81        89        85         92
Junge Männer                                 62        50         55          66      45        37         44        38        53         54
Regionale Arbeitslosenquote                 8,0        8,3       8,3          8,8    8,0        8,4      10,5       9,4      10,9        8,5

Quellen: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB), Daten der Berufsberatung (BB), Leistungsempfängerhistorik Grundsicherung (LHG), eigene Berechnungen
(n=9.975). © IAB

                                                                                                                                               IAB-Kurzbericht 14|2020   9
Die dem Verlaufstyp 9 zugeordneten jungen Er-             Menschen, denen keine nachhaltige Integration
                         wachsenen, die den ALG-II-Bezug im Übergang in            in Ausbildung oder Beschäftigung gelingt. Bei ei-
                         das Erwerbsleben beendet haben, unterscheiden             nem Teil dieser jungen Menschen setzt sich der
                         sich von den durch die Verlaufstypen 7 und 8 cha-         ALG-II-Bezug aus den elterlichen Haushalten fort,
                         rakterisierten Personen insbesondere im Schulab-          bei anderen entwickelt sich der ALG-II-Bezug erst
                         schluss. Ein etwas größerer Anteil hat hier Mitt-         im Übergangsverlauf. Insgesamt zeigt sich, dass
                         lere Reife, ein geringerer Anteil hat 2008 keinen         diese Gruppe überdurchschnittlich häufig nicht
                         Schulabschluss erworben. Dagegen konzentrieren            die Schulabschlüsse mitbringt, die die Zugangs-
                         sich auf Verlaufstyp 9 sogar zu vier Fünftel junge        chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
                         Menschen, die auch in den Vorjahren ALG II im             erhöhen oder die Betroffenen leben in Regionen
                         Herkunftshaushalt bezogen haben. Sie leben in             mit vergleichsweise hoher Arbeitslosigkeit. Im
                         Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit und der Aus-          Vergleich zu den Personen mit unproblematischen
                         länderanteil ist ebenso etwas höher als in der ge-        Übergangsverläufen beobachten wir bei ihnen be-
                         samten Analysestichprobe.                                 reits in der frühen Phase nach Schulabschluss ers-
                                                                                   te Arbeitslosigkeit und eine höhere Instabilität im
                                                                                   Sinne häufigerer Wechsel im Erwerbsstatus.
                         Fazit
                                                                                     Die Analyse der unterschiedlichen Übergangs-
                         Diese Studie gibt auf Basis von explorativen Me-          verläufe und deren Kopplung mit ALG-II-Bezugs-
                         thoden der Sequenzmuster- und Clusteranalyse              verläufen zeigt, dass nach dem Ende der Schulzeit
                         eine detailreiche Beschreibung, in welchen Pha-           ein kritisches Zeitfenster beginnt (z. B. Heckhau-
                         sen und wie lange junge Menschen mit maximal              sen/Tomasik 2002), in dem zentrale Weichen für
                         Realschulabschluss im Übergang von der Schule             die finanzielle Eigenständigkeit der jungen Men-
                         in das Erwerbsleben auf Arbeitslosengeld II ange-         schen gestellt werden – unabhängig von Eltern
                         wiesen sind.                                              und Sozialstaat. Der reibungslose Übergang von
                               Der Großteil der betrachteten Personen ist in ei-   der Schule ins Erwerbsleben ist damit auch eine
                         nem Zeitraum von rund sechs Jahren nach Ende              wichtige Voraussetzung für wirtschaftliche und
                         der Schulzeit nie auf ALG II angewiesen – ins-            soziale Teilhabe sowie Partnerschaft und Famili-
                         besondere, wenn sie weitgehend reibungslos in             engründung.
                         betriebliche Ausbildung und danach in reguläre              Weitere kritische Zeitfenster schließen etwa nach
                         Beschäftigung eintreten. Doch auch die Schul-             dem Ende von Übergangsmaßnahmen an. Damit
                         abgänger und Schulabgängerinnen, die mehrere              arbeitsmarktpolitische Maßnahmen späteren Ar-
                         Stationen wie Berufsvorbereitung und geförderte           beitsmarktproblemen im jungen Erwachsenenal-
                         Ausbildungsmaßnahmen durchlaufen, benötigen               ter vorbeugen können, müssen sie deshalb nicht
                         nur in Teilen und dann überwiegend für kurze Zeit         nur früh ansetzen, sondern die gefährdeten jun-
                         ALG II, etwa um in Warte- oder Suchphasen finan-          gen Menschen auch rechtzeitig vor diesen Über-
                         zielle Engpässe zu überbrücken.                           gangspunkten in den Blick nehmen. Dies gilt ins-
                               Es finden sich aber auch einige Gruppen von         besondere für die Jugendlichen, die die Schule mit
                         jungen Menschen, die nach Ende der Schulzeit              niedrigem oder ohne Abschluss beenden, denn der
                         über mehrere Jahre ALG II beziehen. Darunter              Schulabschluss erweist sich in den vorliegenden
                         sind zum einen solche, die in ALG-II-Haushalten           Analysen als wichtigstes Differenzierungsmerkmal
                         aufwachsen, sich aber über die Zeit mit dem Ein-          bei den unterschiedlichen Übergangsverläufen.
                         tritt in stabile Ausbildung und Beschäftigung aus           Zudem ist eine positive Schlussfolgerung aus der
                         dem Bezug von ALG II lösen können. Diese Per-             vorliegenden Studie, dass für die betrachtete Grup-
                         sonengruppe ist zwar relativ klein, doch zeigen           pe ein längerfristiger ALG-II-Bezug nicht zwangs-
                         die Befunde, dass mit einem ALG-II-Bezug in der           läufig ein Problem darstellt: Aufgrund der damit
                         Jugend nicht zwingend ein weiterer Bezug im jun-          einhergehenden Möglichkeiten der Planung und
                         gen Erwachsenenalter einhergeht. Zum anderen              Förderung einzelner Übergangschritte kann hier
                         beobachten wir eine relevante Gruppe von jungen           die Grundlage für die Beendigung des Leistungs-

10   IAB-Kurzbericht 14|2020
bezugs gelegt werden. Dies bedeutet auch, dass        Literatur
eine Förderung der Ausbildungs- und Erwerbsin-        Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010): Bildung
                                                        in Deutschland 2010. Ein indikatorengestützter Bericht
tegration sowohl seitens der Jobcenter als auch
                                                        mit einer Analyse zu Perspektiven des Bildungswesens
der Kunden einen langen Atem benötigt, um eine          im demografischen Wandel. Bertelsmann.
Perspektive zu entwickeln, die über kurzfristige      Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2018): Bildung
                                                        in Deutschland 2018. Ein indikatorengestützter Bericht
Ziele der finanziellen Unabhängigkeit von ALG II
                                                        mit einer Analyse zu Wirkungen und Erträgen von Bil-               Juliane Achatz
hinausgeht.                                             dung. Bertelsmann.
                                                                                                                         ist Mitarbeiterin im
  Die vorliegenden Ergebnisse weisen darauf hin,      Baas, M.; Philipps, V. (2017): Über Ausbildung in Arbeit?         ­Forschungsbereich
                                                        Verläufe gering gebildeter Jugendlicher. In: Forschungs- ­„Erwerbslosgkeit und Teilhabe“
dass eine Förderung der jungen Menschen beim
                                                        verbund Sozioökonomische Berichterstattung (Hrsg.):                   im IAB.
Erwerb eines mittleren Schulabschlusses wichtig         Dritter Bericht. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag, Kapi-      juliane.achatz@iab.de
ist für das Ziel der Erwerbsintegration und der fi-     tel 12.
                                                      Borrs, L. (2016): Jugendberufsagenturen und die Vermitt-
nanziellen Eigenständigkeit. Zur Prävention eines
                                                        lung von jungen Erwachsenen in Ausbildung und Arbeit.
sich verstetigenden ALG-II-Bezugs im Übergangs-         Aktuelle Berichte No. 15/2016.
verlauf werden zudem Ansätze diskutiert, die den      Brzinsky-Fay, C.; Solga, H. (2016): Compressed, postponed,
                                                        or disadvantaged? School-to-work-transition patterns
ganzen Haushalt in den Blick nehmen. Bisherige
                                                        and early occupational attainment in West Germany.
Erkenntnisse weisen darauf hin, dass eine Förde-        Research in Social Stratification and Mobility, 46, 21–36.
rung der Erwerbsintegration der Eltern auch den       Gauthier, J. A.; Widmer, E. D.; Bucher, P.; Notredame, C.
                                                        (2010): 1. Multichannel Sequence Analysis Applied to So-
Kindern aus ALG-II-Haushalten zugutekommt
                                                        cial Science Data. Sociological methodology, 40 (1), 1–38.     Prof. Dr. Brigitte Schels
(Zabel/Kopf 2018). Jedoch deuten unsere Befunde       Hagemann, L.; Ruth, M. (2019): Schnittstellen in der Sozi-      ist Gastprofessorin für
darauf hin, dass diese Angebote wohl nicht alle         alpolitik. Eine Analyse am Beispiel der Einrichtung von   ­ ozialstrukturforschung und
                                                                                                                  S
                                                        Jugendberufsagenturen. IAQ-Report, 2019–02. Duisburg.     quantitative ­Methoden an der
jungen Menschen erreichen, bei denen sich im
                                                      Heckhausen, J.; Tomasik, M. J. (2002): Get an apprentice-        Universität Wien und
Übergang von der Schule ins Erwerbsleben Pro-           ship before school is out: How German adolescents ad-             ­Mitarbeiterin im
bleme entwickeln. Riskante Übergangsverläufe            just vocational aspirations when getting close to a deve-       ­Forschungsbereich
                                                        lopmental deadline. Journal of Vocational Behavior, 60 ­„Erwerbslosgkeit und Teilhabe“
mit einem Verstetigungsrisiko im ALG-II-Bezug                                                                                  im IAB.
                                                        (2), 199–219.
konzentrieren sich nicht nur auf junge Menschen,      Heinz, W. R. (2002): Jugend, Ausbildung und Beruf. In:            brigitte.schels@iab.de

die bereits mit dem Bezug von ALG II aufgewach-         Handbuch Kindheits-und Jugendforschung. VS Verlag
                                                        für Sozialwissenschaften, S. 597–615.
sen sind. Die Risikogruppen, die nicht aus ALG-II-
                                                      Konietzka, D. (2010): Zeiten des Übergangs. Sozialer Wan-
Haushalten kommen, sind schwerer zu erreichen.          del des Übergangs in das Erwachsenenalter. VS Verlag
Hier sind Frühwarnsysteme sinnvoll, bei denen           für Sozialwissenschaften.

Arbeitsagenturen und Jobcentern eng mit Schulen       Königs, S. (2014): State dependence in social assistance
                                                        benefit receipt in Germany before and after the Hartz
und Akteuren der Jugendhilfe zusammenarbeiten           Reforms. Research in Labor Economics: Safety Nets and
– wie es mit den Jugendberufsagenturen bereits          Benefit Dependence, 39, 107–150.

erfolgsversprechend angelegt ist (Borrs 2016). Die    Schels, B. (2013): Zwischen Überbrückung und Versteti-
                                                        gung: Leistungsbezugs- und Erwerbssequenzen junger
Einbindung von Schulen und weiteren Beratungs-          Arbeitslosengeld-II-Empfänger. WSI-Mitteilungen, 66 (8),
stellen für Jugendliche variiert allerdings je nach     562–571.

Ausgestaltung der Schnittstellen vor Ort (Hage-       Seibert, H.; Wurdack, A.; Bruckmeier, K.; Graf, T.; Lietz-
                                                        mann, T. (2017): Typische Verlaufsmuster beim Grund-
mann/Ruth 2019), sodass bislang ein einheitliches       sicherungsbezug: Für einige Dauerzustand, für andere
Frühwarnsystem, das viele junge Menschen er-            nur eine Episode. IAB-Kurzbericht 4/2017.

reicht, fehlt.                                        Seibert, H.; Wydra-Somaggio, G. (2017): Berufseinstieg
                                                        nach der betrieblichen Ausbildung: Meist gelingt ein
                                                        nahtloser Übergang. IAB-Kurzbericht 20/2017.
                                                      Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2020): SGB II-Hilfe-
                                                        quoten. Zeitreihe. Nürnberg.
                                                      Studer, M. (2013): Weighted Cluster library manual: A prac-
                                                        tical guide to creating typologies of trajectories in the
                                                        social sciences with R. LIVES Working Paper 24.
                                                      Zabel, C.; Kopf, E. (2018): Intergenerational effects of fur-
                                                        ther vocational training in Germany. Community, Work
                                                        & Family, 21 (5), 581–598.

                                                                                                                IAB-Kurzbericht 14|2020     11
IAB-FORUM
                               Corona-Krise: Folgen für den Arbeitsmarkt – die
                               aktuelle Serie im Online-Magazin des IAB

                               Die Folgen der Covid-19-Pandemie erschüttern die globale Wirt­
                               schaft. Die Auswirkungen treffen nicht nur die deutsche Export­
                               wirtschaft bis ins Mark. Anders als in der Finanz- und Wirtschaftskrise
                               2008/2009 bekommt auch der heimische Dienstleistungssektor die
                               Krise mit voller Wucht zu spüren. Deutschland schlittert in eine tiefe Rezession. Offen ist lediglich, wie tief diese sein
                               wird und wie lange sie dauert.

                               Die Politik versucht, mit gigantischen Hilfspaketen dagegenzuhalten. Gleichwohl sind die Folgen für den Arbeitsmarkt
                               unübersehbar. Eine immense Herausforderung – auch für das IAB, an das sich derzeit viele Fragen richten, die für
                               Deutschlands Zukunft essenziell sind: Wird sich der Arbeitsmarkt als ähnlich robust erweisen wie in der Finanz- und
                               Wirtschaftskrise? Oder drohen Massenentlassungen? Welche Branchen sind besonders betroffen? Wie wirksam sind die
                               Maßnahmen der Politik? Und welche Lehren für Wirtschaft und Arbeitsmarkt lassen sich aus der Corona-Krise ziehen?

                               Mit seiner aktuellen Serie im Online-Magazin IAB-Forum versucht das IAB, Antworten zu geben. Die bereits erschienenen
                               Beiträge finden Sie unter https://www.iab-forum.de/category/serien/corona-krise-folgen-fuer-den-arbeitsmarkt/. So
                               sind im IAB-Forum kürzlich zwei Beiträge zu den Auswirkungen der Krise auf die Inanspruchnahme von Kurzarbeit
                               und auf die Erwerbstätigkeit Älterer erschienen, denen erste Ergebnisse aus dem Online-Personen-Panel „Leben und
                               Erwerbstätigkeit in Zeiten von Corona“ des IAB zugrunde liegen. Mit dieser neuen IAB-Befragung sollen die Folgen der
                               Covid-19-Pandemie für den Arbeitsmarkt so zeitnah wie möglich erfasst werden. Hochrechnungen aus der ersten Welle,
                               die im Mai 2020 durchgeführt wurde, finden Sie auf der IAB-Website unter „Aktuelle Daten und Indikatoren“ (https://
                               www.iab.de/de/daten/arbeitsmarktentwicklung.aspx).

                               Darüber hinaus widmet das IAB den Folgen der Covid-19-Pandemie eine eigene Internetseite, auf der Sie – neben
                               einem vollständigen Überblick über die Serien-Beiträge im IAB-Forum – Einschätzungen von Forscherinnen und
                               Forschern des IAB sowie aktuelle Daten zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt finden. Dazu
                               kommen Hinweise auf Veröffentlichungen in weiteren IAB-Reihen und in externen Medien, auf Projekte und Vorträge
                               sowie weitere Informationsangebote des IAB (https://www.iab.de/de/iab-aktuell/folgen_der_corona-krise_auf_den_
                               arbeitsmarkt.aspx).

                         Impressum | IAB-Kurzbericht Nr. 14, 7.7.2020 | Herausgeber: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Ar-
                         beit, 90327 Nürnberg | Redaktion: Elfriede Sonntag | Graphik & Gestaltung: Monika Pickel | Fotos: Jutta Palm-Nowak und privat | Druck: MKL
                         Druck GmbH & Co. KG, Ostbevern | Rechte: Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des IAB | Bezug: IAB-Bestellservice, c/o
                         wbv Media GmbH & Co. KG, Auf dem Esch 4, 33619 Bielefeld; Tel. 0911-179-9229 (es gelten die regulären Festnetzpreise, Mobilfunkpreise
                         können abweichen); Fax: 0911-179-9227; E-Mail: iab-bestellservice@wbv.de | IAB im Internet: www.iab.de. Dort finden Sie unter anderem
                         diesen Kurzbericht zum kostenlosen Download | Anfragen: iab.anfragen@iab.de oder Tel. 0911-179-5942 | ISSN 0942-167X

12   IAB-Kurzbericht 14|2020
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