IM NAMEN DER REPUBLIK! - RIS

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IM NAMEN DER REPUBLIK! - RIS
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G305 2217443-1/4E
                        IM NAMEN DER REPUBLIK!
Das Bundesverwaltungsgericht hat durch den Richter Mag. Dr. Ernst MAIER, MAS
als Vorsitzenden sowie die fachkundigen Laienrichter Mag. Johannes KLEMM und
Mag. Robert DRAXLER als Beisitzer über die Beschwerde des XXXX, geb. XXXX,
gegen den Bescheid der regionalen Geschäftsstelle XXXX vom XXXX.12.2018,
VSNR: XXXX, und über den Vorlageantrag gegen die Beschwerdevorentscheidung
vom XXXX.02.2019, GZ: XXXX, zu Recht erkannt:
A)
In Stattgebung der Beschwerde wird der Bescheid vom XXXX.12.2018 und die
Beschwerdevorentscheidung vom XXXX.02.2019 dahingehend abgeändert, als
gemäß § 10 Abs. 3 Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 (AlVG) teilweise
Nachsicht vom Verlust des Anspruchs auf Arbeitslosengeld erteilt und
ausgesprochen wird, dass im Zeitraum XXXX.12.2018 bis XXXX.01.2019
Arbeitslosengeld in der gesetzlichen Höhe gebührt.
B)
Die Revision ist gemäß Art 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig.
ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE:
I. Verfahrensgang
1. Mit Bescheid vom XXXX.12.2018, VSNR: XXXX, sprach die regionale
Geschäftsstelle XXXX des Arbeitsmarktservice (in der Folge: belangte Behörde oder
kurz: AMS) gegenüber XXXX (in der Folge: Beschwerdeführer oder kurz: BF) aus,
dass er den Anspruch auf Arbeitslosengeld gemäß § 10 AlVG für den Zeitraum
XXXX.11.2018 bis XXXX.01.2019 verloren habe und Nachsicht nicht erteilt werde.
Begründend führte die belangte Behörde im Kern aus, dass dem BF vom AMS eine
Beschäftigung bei der Firma XXXX übermittelt worden sei und er bei seiner
Bewerbung seine Einstellungszusage in den Vordergrund gestellt und somit eine
mögliche Arbeitsaufnahme vereitelt hätte. Gründe für eine Nachsicht der
Rechtsfolgen lägen nicht vor bzw. könnten nicht berücksichtigt werden.
2. Mit seiner dagegen erhobenen und bei der belangten Behörde (sohin fristgerecht)
eingebrachten Beschwerde verband er das Begehren auf Aufhebung des
Bescheides. Begründend führte er aus, dass es nicht stimme, dass er eine
Einstellzusage bei der Firma XXXX beim Bewerbungsgespräch im Unternehmen
XXXX in den Vordergrund gestellt habe. Er habe dies im Gespräch nur einmal
erwähnt und dann sofort bemerkt, dass die Unternehmerin XXXX sichtlich böse
geworden sei. Sie habe das Gespräch gar nicht mehr weiterführen wollen, habe
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seine vom AMS erhaltene Bewerbungsbestätigung ausgefüllt und ihn sozusagen
"nach Hause geschickt". Es sei niemals seine Absicht gewesen, eine
Arbeitsaufnahme zu vereiteln. Im Gespräch sei er "nur ehrlich" gewesen und soll
dafür noch mit einer Sperre bestraft werden.
3. Mit Bescheid vom XXXX.01.2019, GZ: XXXX, sprach die belangte Behörde aus,
dass die aufschiebende Wirkung der gegen den Bescheid vom XXXX.12.2018
erhobenen Beschwerde vom 28.12.2018 ausgeschlossen werde. Dieser, dem BF am
11.01.2019 durch Hinterlegung zugestellte Bescheid erwuchs in der Folge in
Rechtskraft.
4. Mit Beschwerdevorentscheidung vom XXXX.02.2019, GZ: XXXX, sprach die
belangte Behörde aus, dass die gegen den Bescheid vom XXXX.12.2018 erhobene
Beschwerde abgewiesen und der angefochtene Bescheid bestätigt werde.
Begründend führte die belangte Behörde im Wesentlichen kurz zusammengefasst
aus, dass ihm das AMS am 26.11.2018 eine Beschäftigung als XXXX bei der Firma
XXXX zugewiesen habe und dass ein Arbeitsantritt sofort möglich gewesen wäre.
Eine Arbeitsaufnahme sei nicht zustande gekommen, weil er beim
Bewerbungsgespräch am 29.11.2018 bekannt gegeben habe, dass er im Jänner
oder Februar bei seiner alten Firma wieder die Arbeit aufnehmen werde. Daraufhin
habe Frau XXXX nicht mehr weitergesprochen.
In der rechtlichen Beurteilung heißt es, dass eine arbeitslose Person jedem
Stellenangebot unverzüglich nachgehen und sich intensiv bemühen müsse, den
Arbeitsplatz zu erlangen. Ihm sei ein Dauerarbeitspatz zugewiesen worden und habe
er dem potentiellen Dienstgeber erklärt, dass er im Jänner oder Februar von seinem
Stammbetrieb wiedereingestellt werde, woraufhin der potentielle Dienstgeber
Abstand davon genommen habe, ihn einzustellen. Mit seinem Verhalten habe er in
Kauf genommen, dass das Beschäftigungsverhältnis nicht zustande komme und sei
daher von einer bedingt vorsätzlichen Handlungsweise seinerseits auszugehen. Es
bestehe daher eine Kausalität zwischen seinem Verhalten bzw. Verhalten und dem
Nichtzustandekommen des Dienstverhältnisses.
5. Mit seinem am 26.02.2019 bei der belangten Behörde eingelangten Vorlageantrag
verband er das Begehren, dass seine Beschwerde dem Bundesverwaltungsgericht
zur Entscheidung vorgelegt werden möge.
II. Das Bundesverwaltungsgericht hat erwogen:
1. Feststellungen:
1.1. Der BF ist XXXX Jahre alt, österreichischer Staatsangehöriger und hat seinen
Hauptwohnsitz im Bundesgebiet (XXXX).
Er ist ledig und treffen ihn keine Sorgepflichten [Antrag auf Arbeitslosengeld vom
26.11.2018, Personalia und Antwort auf Frage 1)].
1.2. Der BF ist im Sinne der Bestimmungen des ASVG weder invalid noch
berufsunfähig.
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1.3. Nach dem Besuch der Hauptschule und des Polytechnikums absolvierte er bei
der Firma XXXX eine Lehre zum XXXX, die er 2011 mit einer Lehrabschlussprüfung
abschloss. Nach seinem Präsenzdienst beim österreichischen Bundesheer (10/2011
bis 04/2012) arbeitete er bei diversen Dienstgeberin in dem von ihm erlernten Beruf
eines XXXX.
1.4. Ausgehend vom 01.01.2012 bis laufend scheinen bei ihm im Register des
Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger folgende
vollversicherungspflichtigen Beschäftigungszeiten auf:
XXXX bis XXXXFa. XXXXArbeiter
XXXX bis XXXXFa. XXXXArbeiter
XXXX bis XXXXFa. XXXXArbeiter
XXXX bis XXXXFa. XXXXArbeiter
XXXX bis XXXXFa. XXXXArbeiter
XXXX bis XXXXFa. XXXXArbeiter
XXXX bis XXXXFa. XXXXArbeiter
XXXX bis XXXX Fa. XXXXArbeiter
XXXX bis XXXXFa. XXXXArbeiter
XXXX bis laufendFa. XXXXArbeiter
Weiter scheinen bei ihm nachstehende Zeiten einer geringfügigen Beschäftigung auf:
XXXX bis XXXXFa. XXXXgeringf. besch.
XXXX bis XXXXFa. XXXXgeringf. besch.
XXXX bis XXXXFa. XXXXgeringf. besch.
1.5. Von jenen Zeiten abgesehen, während denen er von XXXX.06.2012 bis laufend
in einem vollversicherungspflichtigen (die Arbeitslosigkeit ausschließenden)
Dienstverhältnis stand, bezog der BF immer wieder Leistungen aus der
Arbeitslosenversicherung; diese Zeiten des Leistungsbezuges erfuhren durch die
über ihn verhängte (beschwerdegegenständliche) Ausschlussfrist gemäß § 10 AlVG
eine Unterbrechung.
Ausgehend vom 03.04.2012 bis laufend bezog er vom 03.04.2012 bis 12.04.2012,
vom 08.12.2012 bis 31.03.2013 Arbeitslosengeld in Höhe von EUR 25,21 täglich,
vom 21.12.2013 bis 06.04.2014 Arbeitslosengeld in Höhe von EUR 29,60 täglich,
vom 24.12.2014 bis 22.03.2015 Arbeitslosengeld in Höhe von EUR 29,00 bzw. ab
dem 01.01.2015 in Höhe von 29,08 täglich, vom 19.12.2015 bis 01.02.2016 in Höhe
von EUR 33,04 täglich, vom 23.12.2016 bis 20.02.2017 in Höhe von EUR 34,46
täglich, vom 22.12.2017 bis 31.08.2018 in Höhe von EUR 35,00 täglich, sowie vom
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24.11.2018 bis 28.11.2018 und vom 11.01.2019 bis 23.02.2019 bzw. ab dem
27.02.2019 bis 07.04.2019, 12.12.2019 bis 27.12.2019, 11.01.2020 bis 02.02.2020
und vom 17.03.2020 bis 06.04.2020 Arbeitslosengeld in Höhe von EUR 25,94.
1.6. Nachdem er am XXXX.11.2018 einen Antrag auf Arbeitslosengeld bei der
regionalen Geschäftsstelle XXXX des Arbeitsmarktservice gestellt hatte, schloss er
mit der belangten Behörde am selben Tag eine bis 28.02.2019 gültige
Betreuungsvereinbarung ab, aus der hervorgeht, dass ihn das AMS bei der Suche
nach einer Vollzeitstelle als XXXX mit gewünschten Arbeitsorten in den Bezirken
XXXX, XXXX und XXXX unterstützt. Der BF verpflichtete sich gegenüber dem AMS,
selbständig Aktivitäten, wie z.B. Aktivbewerbungen zu setzen, sich auf ihm vom AMS
übermittelte Stellenangebote zu bewerben und über seine Bewerbung innerhalb von
8 Tagen Rückmeldung zu geben, die Selbstbedienungsangebote (eJob-Room unter
www.ams.at, Selbstbedienungsgeräte und Zeitungen) zu nutzen und auf Anrufe oder
E-Mails von Unternehmen, die direkt mit ihm in Kontakt treten, zu reagieren.
1.7. Am 26.11.2018 übermittelte ihm die belangte Behörde ein Stellenangebot als
XXXX auf Basis Vollzeitbeschäftigung bei der Dienstgeberin XXXX in XXXX und
einer kollektivvertraglichen Entlohnung mit der Bereitschaft zur Überzahlung. Für die
ihm angebotene, sofort zu besetzende Stelle als Zimmerer war eine abgeschlossene
Lehre als Zimmerer, der abgeleistete Präsenzdienst und ein Führerschein der Klasse
B gefordert.
1.8. Am 29.11.2018 sprach der BF bei der potentiellen Dienstgeberin XXXX vor. In
dem mit Frau XXXX geführten Bewerbungsgespräch gab der BF bekannt, dass er
eine Einstellungszusage von seiner alten Firma habe und dort im Jänner oder
Februar 2019 die Arbeit wieder aufnehmen werde. In der Folge brach die
Gesprächspartnerin des BF das Gespräch ab. Der BF ließ ein konkretes Bemühen,
sein Interesse an der ihm bei der Dienstgeberin XXXX angebotenen Vollzeitstelle
hervorzuheben, um dennoch eine Einstellung zu erwirken, vermissen.
Diese alles führte dazu, dass eine Beschäftigungsaufnahme nicht zustande kam.
1.9. Am 29.11.2018 wurde der BF ab 08:37 Uhr in der regionalen Geschäftsstelle
XXXX des AMS über die Nichtannahme bzw. zum Nichtzustandekommen der ihm
zugewiesenen Beschäftigung niederschriftlich einvernommen. Anlässlich dieser
Einvernahme gab er an, dass er gegen die konkret angebotene Entlohnung, wegen
der angebotenen beruflichen Verwendung, wegen der vom Unternehmen geforderten
Arbeitszeit, in Hinblick auf ihre körperlichen Fähigkeiten, die Gesundheit und
Sittlichkeit, wegen der täglichen Wegzeit für den Hin- und Rückweg und der
Betreuungspflichten keine Einwendungen gegen die ihm angebotene Arbeitsstelle
habe.
Er gab an, dass er anlässlich seines Bewerbungsgesprächs bei der potentiellen
Dienstgeberin am 29.11.2018 bekannt gegeben habe, dass er im Jänner oder
Februar 2019 bei seiner alten Firma die Arbeit wieder aufnehmen werde; daraufhin
habe seine Gesprächspartnerin nicht mehr weitergesprochen.
1.10. Es steht fest, dass die Angabe des BF, dass er im Jänner oder Februar 2019
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bei seiner alten Dienstgeberin die Arbeit wieder aufnehmen werde und das
unterlassene Bemühen nach dem Gesprächsabbruch, sein Interesse an der konkret
bei der potentiellen Dienstgeberin hervorzuheben und sich aktiv um eine Anstellung
zu bemühen, für das Nichtzustandekommen der ihm von der belangten Behörde
angebotenen Vollzeitbeschäftigung auf Basis Entlohnung nach dem Kollektivvertrag
ursächlich war.
1.11. Mit dem nunmehr in Beschwerde gezogenen Bescheid vom XXXX.12.2018
wurde über den BF ausgehend vom 29.11.2018 bis 09.01.2019 eine Sanktion gemäß
§ 10 AlVG verhängt.
Er hat am 08.04.2019, sohin nach Ende des Sanktionszeitraumes bei der Fa. XXXX
eine die Arbeitslosigkeit ausschließende Vollbeschäftigung angenommen, die er bis
11.12.2019 ausübte.
2. Beweiswürdigung:
Das Bundesverwaltungsgericht geht vom oben dargelegten, unstrittigen Sachverhalt
aus, der sich unmittelbar aus der Aktenlage und dem Gerichtsakt des
Bundesverwaltungsgerichts ergibt.
Beweis wurde weiter erhoben durch den Verwaltungsakt und die darin einliegenden
Schriftstücke der belangten Behörde, das Beschwerdevorbringen und das im
Vorlageantrag enthaltene Vorbringen des BF.
Die zum Ausbildungsstand des BF getroffenen Feststellungen gründen im
Wesentlichen auf dem im Verwaltungsakt einliegenden Lebenslauf des
Beschwerdeführers und den darin enthaltenen Angaben. Dass er bei der Firma
XXXX den Beruf eines XXXX erlernte, ergibt sich aus der eingeholten Abfrage aus
dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. Auf dieser
Quelle beruhen auch die zu den Beschäftigungszeiten des BF getroffenen
Feststellungen.
Die Feststellungen zu den Zeiten, während denen er Arbeitslosengeld bezog,
beruhen wiederum auf dem im Verwaltungsakt einliegenden Bezugsverlauf der
belangten Behörde.
Die zur Stellung des Antrages auf Arbeitslosengeld am 26.11.2018 getroffene
Feststellung und die Konstatierung zum Abschluss einer Betreuungsvereinbarung
selben Datums sowie zum Inhalt dieser Betreuungsvereinbarung gründen auf dem
im Verwaltungsakt einliegenden (vom BF eigenhändig ausgefüllten und
unterschriebenen) Antragsformular und auf der darin einliegenden
Betreuungsvereinbarung.
Die Konstatierungen zu dem von der belangten Behörde dem BF übermittelten
Stellenangebot, zum Inhalt desselben, sowie die zum Vorstellungsgespräch des BF
bei der potentiellen Dienstgeberin und zum Inhalt diese Gesprächs getroffenen
Feststellungen gründen auf den im Verwaltungsakt einliegenden Unterlagen
(Stellenangebot vom 26.11.2018; mit dem BF am 29.11.2018 aufgenommene
Niederschrift der belangten Behörde). Aus der mit dem BF am 29.11.2017
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aufgenommenen Niederschrift ergibt sich explizit, dass das Gespräch durch die
potentielle Dienstgeberin beendet wurde, als der BF hervorhob, dass er eine
Wiedereinstellungszusage seines vormaligen Dienstgebers habe und im Jänner oder
Februar bei seiner alten Firma die Arbeit wieder aufnehmen werde. Diese Angaben
des BF waren schließlich ursächlich für das Nichtzustandekommen der ihm am
26.11.2018 angebotenen Arbeitsstelle. Die mit dem BF Niederschrift aufgenommene
Niederschrift trägt sowohl die Unterschrift des Leiters der Amtshandlung als auch die
Unterschrift des BF. Überdies werden die in der Niederschrift der belangten Behörde
vom 29.11.2018 dokumentierten Angaben des BF durch das Beschwerdevorbringen
bestätigt, sodass der Inhalt im Rahmen der freien Beweiswürdigung den getroffenen
Feststellungen zu Grunde gelegt werden konnte.
3. Rechtliche Beurteilung:
3.1. Zuständigkeit und anzuwendendes Recht:
Gemäß § 6 BVwGG entscheidet das Bundesverwaltungsgericht durch Einzelrichter,
sofern nicht in Bundes- oder Landesgesetzen die Entscheidung durch Senate
vorgesehen ist.
Gemäß § 56 Abs. 2 AlVG entscheidet das Bundesverwaltungsgericht über
Beschwerden gegen Bescheide einer Geschäftsstelle durch einen Senat, dem zwei
fachkundige Laienrichter angehören, je einer aus dem Kreis der Arbeitgeber und aus
dem Kreis der Arbeitnehmer. Gegenständlich liegt somit Senatszuständigkeit vor.
Das Verfahren der Verwaltungsgerichte mit Ausnahme des Bundesfinanzgerichtes ist
durch das VwGVG, BGBl. I Nr. 33/2013 idF. BGBl. I Nr. 133/2012, geregelt (§ 1
leg.cit.). Gemäß § 58 Abs. 2 VwGVG bleiben entgegenstehende Bestimmungen, die
zum Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Bundesgesetzes bereits kundgemacht
wurden, in Kraft.
Gemäß § 17 VwGVG sind, soweit in diesem Bundesgesetz nicht anderes bestimmt
ist, auf das Verfahren über Beschwerden gemäß Art. 130 Abs. 1 B-VG die
Bestimmungen des AVG mit Ausnahme der §§ 1 bis 5 sowie des IV. Teiles, die
Bestimmungen der Bundesabgabenordnung - BAO, BGBl. Nr. 194/1961, des
Agrarverfahrensgesetzes - AgrVG, BGBl. Nr. 173/1950, und des
Dienstrechtsverfahrensgesetzes 1984 - DVG, BGBl. Nr. 29/1984, und im Übrigen
jene verfahrensrechtlichen Bestimmungen in Bundes- oder Landesgesetzen
sinngemäß anzuwenden, die die Behörde in dem Verfahren vor dem
Verwaltungsgericht vorangegangenen Verfahren angewendet hat oder anzuwenden
gehabt hätte.
3.2. Zu Spruchteil A):
3.2.1. Der in Beschwerde gezogene Bescheid der belangten Behörde vom
XXXX.12.2018, worin festgestellt wurde, dass der BF den Anspruch auf
Arbeitslosengeld im Zeitraum XXXX.11.2018 bis XXXX.01.2019 verloren habe,
gründet auf der Annahme, dass der BF eine mögliche Arbeitsaufnahme durch seine
Angaben zur Einstellungszusage vereitelt hätte.
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Dem widersprach der BF in der gegen diesen Bescheid erhobenen Beschwerde. Er
habe im Zuge des Gesprächs nur ehrlich sein wollen und nur einmal erwähnt, dass
er eine Einstellzusage bei der Firma XXXX habe. Daraufhin sei XXXX sichtlich böse
geworden, habe das Gespräch nicht mehr weiterführen wollen und habe ihn
sozusagen "nach Hause geschickt".
Anlassbezogen ist daher die Frage zu prüfen, ob und inwieweit der Ausspruch der
mit der Bestimmung des § 10 AlVG verbundenen Sanktion gegenüber dem BF
gerechtfertigt war und ob tatsächlich keine Gründe für eine Nachsicht gegeben sind,
wie es die belangte Behörde vermeint.
3.2.2. Für den beschwerdegegenständlichen Fall sind folgende Bestimmungen
maßgeblich:
Gemäß § 7 Abs. 1 AlVG 1977 iVm. mit § 38 AlVG hat Anspruch auf Arbeitslosengeld
bzw. Notstandshilfe, wer der Arbeitsvermittlung zur Verfügung steht (Z 1), die
Anwartschaft erfüllt (Z 2) und die Bezugsdauer noch nicht erschöpft hat (Z 3).
Der Arbeitsvermittlung steht gemäß § 7 AlVG zur Verfügung, wer eine Beschäftigung
aufnehmen kann und darf (Abs. 3) und arbeitsfähig (§ 8), arbeitswillig (§ 9) und
arbeitslos (§ 12) ist. Eine Beschäftigung aufnehmen kann und darf eine Person, die
sich zur Aufnahme und Ausübung einer auf dem Arbeitsmarkt üblicherweise
angebotenen, den gesetzlichen und kollektivvertraglichen Vorschriften
entsprechenden, zumutbaren versicherungspflichtigen Beschäftigung bereithält (Z 1)
und die sich berechtigt im Bundesgebiet aufhält, um eine unselbständige
Beschäftigung aufzunehmen und auszuüben sowie, wenn ihr eine unselbständige
Beschäftigung nur nach Erteilung einer Beschäftigungsbewilligung gestattet ist, keine
dieser gemäß § 4 Abs. 1 Z 3 Ausländerbeschäftigungsgesetz, BGBl. Nr. 218/1975,
entgegenstehenden wichtigen Gründe wie insbesondere wiederholte Verstöße
infolge Ausübung einer Beschäftigung ohne Beschäftigungsbewilligung während der
letzten zwölf Monate vorliegen (Z 2).
Gemäß § 8 Abs. 1 erster Satz AlVG gilt als arbeitsfähig, wer nicht invalid und nicht
berufsunfähig im Sinne des ASVG ist.
Arbeitswillig im Sinne des § 9 Abs. 1 AlVG ist, wer bereit ist, eine durch die regionale
Geschäftsstelle oder einen vom Arbeitsmarktservice beauftragten, die
Arbeitsvermittlung im Einklang mit den Vorschriften der §§ 2 bis 7
Arbeitsmarktförderungsgesetz (AMFG), BGBl. Nr. 31/1969, durchführenden
Dienstleister vermittelte zumutbare Beschäftigung in einem Arbeitsverhältnis als
Dienstnehmer im Sinn des § 4 Abs. 2 ASVG anzunehmen, sich zum Zwecke
beruflicher Ausbildung nach- oder umschulen zu lassen, an einer Maßnahme zur
Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt teilzunehmen, von einer sonst sich
bietenden Arbeitsmöglichkeit Gebrauch zu machen und von sich aus alle gebotenen
Anstrengungen zur Erlangung einer Beschäftigung zu unternehmen, soweit dies
entsprechend den persönlichen Fähigkeiten zumutbar ist.
Gemäß § 9 Abs. 2 AlVG ist eine Beschäftigung zumutbar, wenn sie den körperlichen
Fähigkeiten der arbeitslosen Person angemessen ist, ihre Gesundheit und Sittlichkeit
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nicht gefährdet, angemessen entlohnt ist, in einem nicht von Streik oder Aussperrung
betroffenen Betrieb erfolgen soll, in angemessener Zeit erreichbar ist oder eine
entsprechende Unterkunft am Arbeitsort zur Verfügung steht, und gesetzliche
Betreuungsverpflichtungen eingehalten werden können. Als angemessene
Entlohnung gilt grundsätzlich eine zumindest nach den jeweils anzuwendenden
Normen der kollektiven Rechtsgestaltung entsprechende Entlohnung. Die zumutbare
tägliche Wegzeit für den Hin- und den Rückweg beträgt jedenfalls eineinhalb
Stunden und bei einer Vollzeitbeschäftigung jedenfalls zwei Stunden. Wesentlich
darüber liegende Wegzeiten sind nur unter besonderen Umständen, insbesondere
wenn am Wohnort lebende Personen üblicher Weise eine längere Wegzeit zum
Arbeitsplatz zurückzulegen haben oder besonders günstige Arbeitsbedingungen
geboten werden, zumutbar.
Die für die Aberkennung einer Leistung aus der Arbeitslosenversicherung
maßgebliche Bestimmung des § 10 AlVG lautet auszugsweise wörtlich
wiedergegeben wie folgt:
"§ 10. (1) Wenn die arbeitslose Person
1.sich weigert, eine ihr von der regionalen Geschäftsstelle oder einen vom
Arbeitsmarktservice beauftragten, die Arbeitsvermittlung im Einklang mit den
Vorschriften der §§ 2 bis 7 AMFG durchführenden Dienstleister zugewiesene
zumutbare Beschäftigung anzunehmen oder die Annahme einer solchen
Beschäftigung vereitelt, oder
2.sich ohne wichtigen Grund weigert, einem Auftrag zur Nach(Um)schulung zu
entsprechen oder durch ihr Verschulden den Erfolg der Nach(Um)schulung vereitelt,
oder
3.ohne wichtigen Grund die Teilnahme an einer Maßnahme zur Wiedereingliederung
in den Arbeitsmarkt verweigert oder den Erfolg der Maßnahme vereitelt, oder
4.auf Aufforderung durch die regionale Geschäftsstelle nicht bereit oder in der Lage
ist, ausreichende Anstrengungen zur Erlangung einer Beschäftigung nachzuweisen,
so verliert sie für die Dauer der Weigerung, mindestens jedoch für die Dauer der auf
die Pflichtverletzung gemäß Z 1 bis 4 folgenden sechs Wochen, den Anspruch auf
Arbeitslosengeld. Die Mindestdauer des Anspruchsverlustes erhöht sich mit jeder
weiteren Pflichtverletzung gemäß Z 1 bis 4 um weitere zwei Wochen auf acht
Wochen. Die Erhöhung der Mindestdauer des Anspruchsverlustes gilt jeweils bis
zum Erwerb einer neuen Anwartschaft. Die Zeiten des Anspruchsverlustes
verlängern sich um die in ihnen liegenden Zeiträume, während derer Krankengeld
bezogen wurde.
[...]
(3) Der Verlust des Anspruches gemäß Abs. 1 ist in berücksichtigungswürdigen
Fällen wie zB bei Aufnahme einer anderen Beschäftigung nach Anhörung des
Regionalbeirates ganz oder teilweise nachzusehen.
9

[...]"
3.2.2.1. Die Bestimmungen der §§ 9 und 10 AlVG sind Ausdruck des dem gesamten
Arbeitslosenversicherungsrecht zu Grunde liegenden Gesetzeszwecks, den
arbeitslos gewordenen Versicherten, der trotz Arbeitsfähigkeit und Arbeitswilligkeit
nach Beendigung seines Beschäftigungsverhältnisses keine Beschäftigung gefunden
hat, möglichst rasch durch Vermittlung in eine ihm zumutbare Beschäftigung wieder
einzugliedern und ihn so in die Lage zu versetzen, seinen Lebensunterhalt ohne
Zuhilfenahme öffentlicher Mittel zu bestreiten. Wer eine Leistung der
Versichertengemeinschaft der Arbeitslosenversicherung in Anspruch nimmt, muss
sich also darauf einstellen, eine ihm angebotene zumutbare Beschäftigung
anzunehmen, was bedeutet, dass die arbeitslose Person auf eben diesen
Arbeitsplatz bezogen arbeitswillig zu sein hat (VwGH vom 15.10.2014, Zl.
2013/08/0248 mwN).
Um sich in Bezug auf eine von der regionalen Geschäftsstelle des
Arbeitsmarktservice vermittelte zumutbare Beschäftigung arbeitswillig zu zeigen,
bedarf es grundsätzlich eines auf die Erlangung dieses Arbeitsplatzes
ausgerichteten, unverzüglich zu entfaltenden aktiven Handelns des Arbeitslosen
(siehe dazu VwGH vom 15.10.2014, Zl. 2013/08/0248 und vom 22.02.2012, Zl.
2009/08/0104) und der Unterlassung jedes Verhaltens, das objektiv geeignet ist, das
Zustandekommen des konkret angebotenen Beschäftigungsverhältnisses zu
verhindern.
§ 9 Abs. 1 AlVG sieht folgende (fünf taxativ aufgezählte) Möglichkeiten bzw. Wege
vor, die Arbeitslosigkeit zu beenden und hinsichtlich derer die arbeitslose Person
verhalten ist, Gebrauch zu machen, um überhaupt als arbeitswillig zu gelten.
Demnach wird als arbeitswillig angesehen, wer bereit ist,
*eine durch die regionale Geschäftsstelle oder einen vom AMS beauftragten, die
Arbeitsvermittlung im Einklang mit den Vorschriften der §§ 2 bis 7 AMFG
durchführenden Dienstleister vermittelte zumutbare Beschäftigung aufzunehmen,
*sich zum Zwecke beruflicher Ausbildung nach- oder umschulen zu lassen,
*an einer Maßnahme zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt teilzunehmen,
*von einer sonst sich bietenden Arbeitsmöglichkeit Gebrauch zu machen
*und von sich aus alle gebotenen Anstrengungen zur Erlangung einer Beschäftigung
zu unternehmen, soweit dies den persönlichen Fähigkeiten zumutbar ist (Julcher in
Pfeil, Der AlV-Komm, Rz. 4 zu § 9).
3.2.2.2. Ein Anspruchsverlust nach § 10 Abs. 1 AlVG tritt insbesondere dann ein,
wenn sich die arbeitslose Person weigert, eine ihr von der regionalen Geschäftsstelle
bzw. von einem vom AMS mit der Arbeitsvermittlung beauftragten, im Einklang mit
den Vorschriften des AMFG vorgehenden Dienstleister zugewiesene zumutbare
Beschäftigung oder eine sonst sich bietende Arbeitsmöglichkeit anzunehmen
(Julcher in Pfeil, Der AlV-Komm, Rz. 6ff zu § 10 AlVG).
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Neben einer Weigerung kommt es auch im Fall der Vereitelung der Aufnahme einer
von der regionalen Geschäftsstelle bzw. von einem vom AMS mit der
Arbeitsvermittlung beauftragten, im Einklang mit den Vorschriften des AMFG
vorgehenden Dienstleister zugewiesenen Beschäftigung bzw. einer sonst sich
bietenden Arbeitsmöglichkeit (Julcher in Pfeil, Der AlV-Komm, Rz. 16ff zu § 10
AlVG). Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Vereitelung ein auf das zugewiesene
Beschäftigungsverhältnis bezogenes Verhalten der vermittelten arbeitslosen Person
voraussetzt, das - bei gegebener Zumutbarkeit der Beschäftigung - das
Nichtzustandekommen des konkret angebotenen Beschäftigungsverhältnisses
herbeiführt. Dabei muss das Nichtzustandekommen des
Beschäftigungsverhältnisses in einem auf dieses gerichteten oder dieses zumindest
in Kauf nehmenden Tun der Vermittelten seinen Grund haben (VwGH vom
11.05.1993, Zl. 92/08/0149). Es genügt dolus eventualis, der dann als gegeben
angenommen wird, wenn die arbeitslose Person das Nichtzustandekommen des
Beschäftigungsverhältnisses durch ihr Verhalten zumindest in Kauf genommen hat
(Julcher in Pfeil, Der AlV-Komm, Rz. 17 zu § 10 AlVG mwN). Auch muss das
Verhalten für das Nichtzustandekommen der Beschäftigung kausal sein (VwGH vom
20.10.1992, Zl. 92/08/0042; VwSlg 13.722 A); dafür genügt es, dass die Chancen für
das Zustandekommen eines Beschäftigungsverhältnisses verringert wurden (VwGH
vom 13.11.2013, Zl. 2013/08/0020 mwH).
3.2.3. Für den beschwerdegegenständlichen Fall bedeutet dies:
Anlassbezogen hat die belangte Behörde dem BF am 26.11.2018 ein Stellenangebot
über eine Vollzeitbeschäftigung als XXXXbei der Firma XXXX auf Basis einer
Entlohnung brutto laut Kollektivvertrag und der Bereitschaft zur Überzahlung
übermittelt. Der BF hat sich in der Folge auch zeitnah um diese ihm angebotene -
sofort anzutretende - Vollzeitstelle als XXXX beworben, indem er am 28.11.2018
persönlich bei der potentiellen Dienstgeberin vorsprach. Der Beschwerdeführer hat
den Beruf eines XXXX erlernt und die Lehre im Jahr 2011 mit der
Lehrabschlussprüfung abgeschlossen. In der Folge arbeitete er als XXXX bei
diversen Dienstgeberinnen. Es steht die Zumutbarkeit der dem BF angebotenen
Arbeitsstelle außer Streit.
Außer Streit steht weiter, dass sich der BF zeitnah um die ihm angebotene
Arbeitsstelle beworben und im Bewerbungsgespräch eine Einstellungszusage bei
seinem vormaligen Dienstgeber XXXX in der Weise hervorgehoben hat, dass die
Gesprächspartnerin des Beschwerdeführers das Bewerbungsgespräch abbrach und
eine Beschäftigung bei der potentiellen Dienstgeberin nicht zustande kam.
Der BF hat in der Folge kein Verhalten gesetzt, sein Interesse an der ihm
angebotenen Arbeitsstelle vor die von ihm erwähnte, durch die Einstellungszusage
(lediglich) in Aussicht gestellte Einstellung beim vormaligen Dienstgeber zu stellen.
Auch hat er sich nicht darum bemüht, die ihm vom AMS am 26.11.2018 bei der
potentiellen Dienstgeberin angebotene Stelle dennoch antreten zu können.
Damit erweist sich die Erwähnung der Einstellungszusage bei der vormaligen
Dienstgeberin für das Nichtzustandekommen der ihm bei der potentiellen
Dienstgeberin angebotenen Vollzeitstelle als Zimmerer als kausal. Das genügt aus
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der Sicht des Verwaltungsgerichtshofs als Grund für eine Vereitelung der
angebotenen Arbeitsstelle (VwGH vom 20.10.1992, Zl. 92/08/0042 und vom
13.11.2013, Zl. 2013/08/0020). Es genügt bedingter Vorsatz, der dann angenommen
wird, wenn die arbeitslose Person durch ihr Verhalten das Nichtzustandekommen
des Beschäftigungsverhältnisses zumindest in Kauf genommen hat und eine
Klarstellung, wie im gegenständlichen Fall, unterbleibt (VwGH 85/08/0084). Wenn es
in der Beschwerde heißt, dass der BF "sofort bemerkt" habe, dass die
"Unternehmerin XXXX sichtlich böse" geworden sei und diese das Gespräch
abgebrochen habe, erkannte er damit aus eigenem, dass die Chancen für ein
Nichtzustandekommen des ihm angebotenen Beschäftigungsverhältnisses stark
gemindert sind. Als er es in der Folge unterließ, sein Interesse an einer
Beschäftigung bei der potentiellen Dienstgeberin vor die Einstellungszusage des
vormaligen Dienstgebers zu stellen, nahm er das Nichtzustandekommen eines
Beschäftigungsverhältnisses bei dieser Dienstgeberin zumindest in Kauf.
Es begegnet daher keinen Bedenken, wenn die belangte Behörde im
gegenständlichen Fall das Verhalten des BF beim Vorstellungsgespräch am
28.11.2018 gemäß § 10 AlVG sanktionierte.
3.2.4. In Hinblick auf eine etwaige Nachsichterteilung ist die Bestimmung des § 10
Abs. 3 AlVG von Relevanz, die wörtlich wie folgt lautet:
"§ 10
[...]
(3) Der Verlust des Anspruches gemäß Abs. 1 ist in berücksichtigungswürdigen
Fällen wie zB bei Aufnahme einer anderen Beschäftigung nach Anhörung des
Regionalbeirates ganz oder teilweise nachzusehen.
[...]".
Nach der ständigen Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes sind in Hinblick
auf die zitierte Bestimmung Gründe dann als berücksichtigungswürdig anzusehen,
wenn diese dazu führen, dass der Ausschluss vom Bezug der Leistung den
Arbeitslosen aus bestimmten Gründen unverhältnismäßig härter trifft, als dies sonst
ganz allgemein der Fall ist. Berücksichtigt man den Zweck des § 10 AlVG, den
zeitlich befristeten Ausschluss vom Leistungsbezug als Sanktion für jene
Arbeitslosen vorzusehen, die es zumindest in Kauf nehmen, dass die
Versichertengemeinschaft durch eine Verletzung der ihnen bei der Arbeitssuche
durch das Gesetz auferlegten Pflichten über Gebühr belastet wird, dann kann ein
berücksichtigungswürdiger Fall nur dann vorliegen, wenn der Arbeitslose in der Folge
entweder selbst ein Verhalten gesetzt hat, das den potentiellen Schaden ganz oder
teilweise wieder beseitigt (also insbesondere durch alsbaldige tatsächliche Aufnahme
einer anderen Beschäftigung), oder wenn ihm sein Verhalten ausnahmsweise aus
besonderen (jedenfalls nicht auf Dauer vorliegenden und auch die Verfügbarkeit oder
die Arbeitsfähigkeit nicht ausschließenden) Gründen im Einzelfall nicht vorgeworfen
werden kann. Es kommt dabei aber nicht auf persönliche finanzielle Umstände an;
ebenso wenig können aufgrund der Systematik des Gesetzes jene Umstände zur
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Annahme eines berücksichtigungswürdigen Falles führen, die schon im
Zusammenhang mit der Zumutbarkeit der Beschäftigung iSd. § 9 Abs. 2 und 3 AlVG
von Bedeutung sind und deren Prüfung ergeben hat, dass sie diese nicht
ausschließen (vgl. VwGH vom 02.04.2008, Zl. 2007/08/0234, und vom 07.09.2011,
Zl. 2008/08/0135 mwN).
Unter einer anderen Beschäftigung iSd. § 10 Abs. 3 AlVG kann nur eine die
Arbeitslosigkeit ausschließende bzw. beendende Beschäftigung verstanden werden.
Wird sie noch während der Sperrfrist aufgenommen, so stellt dies (unter
Berücksichtigung der sonstigen Umstände) einen Grund für eine gänzliche oder
teilweise Nachsicht des Ausschlusses vom Bezug des Arbeitslosengeldes mit der
Konsequenz dar, dass auch für die Zeit vor dem Beginn der die Arbeitslosigkeit
ausschließenden Beschäftigung je nach der zeitlichen Nähe zum Beginn der
Sperrfrist diese ganz oder teilweise nachzusehen ist. Eine ausdrückliche Regelung,
innerhalb welcher Frist die andere Beschäftigung aufgenommen werden muss, um
eine gänzliche oder teilweise Nachsicht vom Ausschluss vom Bezug des
Arbeitslosengeldes zu rechtfertigen, enthält § 10 Abs. 3 AlVG nicht (VwGH vom
02.04.2008, Zl. 2007/08/0234).
Im Zusammenhang mit § 10 Abs. 3 AlVG hat der Verwaltungsgerichtshof
ausgesprochen, dass diese Bestimmung die Aufnahme einer anderen Beschäftigung
ausdrücklich als Beispiel für einen berücksichtigungswürdigen Grund für eine
Nachsichtserteilung nennt. Dass eine solche Beschäftigung bis zu einem bestimmten
Zeitpunkt - etwa bis zum Ablauf der Sperrfrist - aufgenommen worden sein muss,
lässt sich dem Gesetz nicht entnehmen. Grundsätzlich kann daher jede
Beschäftigung berücksichtigt werden, die vor der (endgültigen) Entscheidung über
die Nachsicht angetreten worden ist und auf Grund einer gewissen zeitlichen Nähe
zur Weigerung bzw. Vereitelung noch deren negative Konsequenzen für die
Versichertengemeinschaft (teilweise) auszugleichen vermag. Während aber im Fall
der Aufnahme einer Beschäftigung vor Ablauf der Ausschlussfrist die (gänzliche oder
teilweise) Nachsicht jedenfalls zu erteilen ist, werden bei einer späteren
Beschäftigungsaufnahme zumindest ernsthafte Bemühungen schon im Vorfeld
verlangt, damit - allenfalls in Verbindung mit anderen zugunsten des Arbeitslosen
sprechenden Umständen - noch von einem berücksichtigungswürdigen Fall im Sinn
des § 10 Abs. 3 AlVG ausgegangen werden kann (VwGH vom 17.12.2015, Zl. Ro
2015/08/0026).
Der BF hat längere Zeit nach Verstreichen des Sanktionszeitraumes (29.11.2018 bis
09.01.2019), konkret am 08.04.2019 beim Dienstgeber XXXX eine die
Arbeitslosigkeit ausschließende (Voll-)beschäftigung aufgenommen. Da die
Aufnahme dieser Beschäftigung noch während des Beschwerdeverfahrens erfolgte,
rechtfertigt dies eine teilweise Nachsicht der Rechtsfolgen gem. § 10 AlVG.
3.2.5. Aus den angeführten Gründen war daher spruchgemäß zu entscheiden.
3.3. Entfall der mündlichen Verhandlung:
Gemäß § 24 Abs. 1 Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz (VwGVG), BGBl. I Nr.
33/2013 idF. BGBl. I Nr. 133/2013 hat das Verwaltungsgericht auf Antrag, oder wenn
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es dies für erforderlich hält, von Amts wegen eine öffentliche mündliche Verhandlung
durchzuführen.
Eine Verhandlung kann nach § 24 Abs. 2 VwGVG entfallen, wenn der das
vorangegangene Verwaltungsverfahren einleitende Antrag der Partei oder die
Beschwerde zurückzuweisen ist, oder bereits auf Grund der Aktenlage feststeht, das
der mit Bescheid angefochtene Bescheid aufzuheben, die angefochtene Ausübung
unmittelbarer verwaltungsbehördlicher Befehls- und Zwangsgewalt oder die
angefochtene Weisung für rechtswidrig zu erklären ist, oder die Säumnisbeschwerde
zurückzuweisen oder abzuweisen ist.
Gemäß § 24 Abs. 4 VwGVG kann das Verwaltungsgericht, soweit durch Bundes-
oder Landesgesetz nicht anderes bestimmt ist, ungeachtet eines Parteiantrages von
einer Verhandlung absehen, wenn die Akten erkennen lassen, dass die mündliche
Erörterung eine weitere Klärung der Rechtssache nicht erwarten lässt, und einem
Entfall der Verhandlung weder Art. 6 Abs. 1 der Konvention zum Schutze der
Menschenrechte und Grundfreiheiten, BGBl. Nr. 210/1958, noch Art. 47 der Charta
der Grundrechte der Europäischen Union, ABl. Nr. C 83 vom 30.03.2010, S. 389
entgegenstehen.
Anlassbezogen hat keine der Parteien des Beschwerdeverfahrens eine mündliche
Verhandlung beantragt. Überdies ist der Sachverhalt durch die vorliegenden
Urkunden und das Schriftsatzvorbringen der Parteien hinreichend geklärt, sodass
nicht ersehen werden kann, dass eine mündliche Erörterung eine weitere Klärung
der Rechtssache erwarten ließe.
In Anbetracht dessen, konnte im gegenständlichen Fall von der Durchführung einer
mündlichen Verhandlung abgesehen werden.
Zu Spruchteil B): Unzulässigkeit der Revision:
Gemäß § 25a Abs. 1 des Verwaltungsgerichtshofgesetzes 1985 (VwGG), BGBl. Nr.
10/1985 idgF, hat das Verwaltungsgericht im Spruch seines Erkenntnisses oder
Beschlusses auszusprechen, ob die Revision gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG zulässig
ist. Der Ausspruch ist kurz zu begründen.
Die Revision gegen die gegenständliche Entscheidung ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-
VG nicht zulässig, weil die Entscheidung nicht von der Lösung einer Rechtsfrage
abhängt, der grundsätzliche Bedeutung zukommt. Weder weicht die gegenständliche
Entscheidung von der bisherigen Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes ab,
noch fehlt es an einer Rechtsprechung; weiters ist die vorliegende Rechtsprechung
des Verwaltungsgerichtshofes auch nicht als uneinheitlich zu beurteilen. Auch liegen
keine sonstigen Hinweise auf eine grundsätzliche Bedeutung der zu lösenden
Rechtsfrage vor. Konkrete Rechtsfragen grundsätzlicher Bedeutung sind weder in
der gegenständlichen Beschwerde vorgebracht worden noch im Verfahren vor dem
Bundesverwaltungsgericht hervorgekommen.
Die oben in der rechtlichen Beurteilung angeführte Judikatur des VwGH vertritt eine
eindeutige und einheitliche Rechtsprechung, weshalb keine Rechtsfrage von
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grundsätzlicher Bedeutung vorliegt.
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