Individualisierte Risikoabschätzung beim Einsatz zielgerichteter Tumortherapien in der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie - GPOH
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Individualisierte Risikoabschätzung beim Einsatz zielgerichteter Tumortherapien in der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie Leitfaden zur systematischen Beschaffung, Aufbereitung und Verknüpfung sicherheitsrelevanter Informationen (Pharmakovigilanzleitfaden)
1. Einleitung ................................................................................ 5 2. Pharmakovigilanzleitfaden ........................................................ 5 2.1. Ziel des Pharmakovigilanzleitfadens .............................................................. 6 2.2. Individualisierte Risikoabschätzung .............................................................. 6 2.3. Standardisierung der Prozesse für die individualisierte Risikoabschätzung anhand des Leitfadens ................................................................................... 7 2.4. Vertraulichkeit ............................................................................................... 9 2.5. Recherchestrategie und Informationsaufbereitung ....................................... 9 2.5.1. Allgemeine substanzspezifische Informationen ................................................... 10 2.5.1.1. Informationsquellen ............................................................................ 10 2.5.1.1.1.European Public Assessment Report ............................................ 10 2.5.1.1.2.Produktinformationen zugelassener Arzneimittel der FDA .............. 11 2.5.1.1.3.Produktinformationen des Zulassungsinhabers ............................. 16 2.5.1.1.4.Weitere Informationsquellen für Produktinformationen ................. 19 2.5.2. Sicherheitsrelevante Informationen beim Einsatz von zielgerichteten Tumortherapien bei Kindern und Jugendlichen ........................................................................... 23 2.5.2.1. Meldungen aus Spontanmeldesystemen ................................................ 23 2.5.2.1.1.VigiAccess™ .............................................................................. 24 2.5.2.1.2.EMA ADR-Datenbank ................................................................. 25 2.5.2.1.3.BfArM und PEI ADR-Datenbank .................................................. 28 2.5.2.1.4. Aufbereitung der Rechercheergebnisse aus ADR-Datenbanken für die individualisierte Risikoabschätzung........................................ 30 2.5.2.2. Individuelle Meldungen von Nebenwirkungen aus systematischen Datensammlungen .............................................................................. 31 2.5.2.2.1. Pädiatrische, klinische Prüfungen ............................................... 31 2.5.2.2.2. INFORM Register ...................................................................... 31 2.5.2.2.3. Weitere systematischen Datensammlungen oder Patientenregister 32 2.5.2.3. Studienregister: Schwerpunkt pädiatrische Studien ................................ 32 2.5.2.4. Literaturrecherche ............................................................................... 35 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 3
2.5.3. Patientenspezifische Informationen ................................................................... 36 2.5.3.1. Individuelle, patientenspezifische Informationen .................................... 36 2.5.3.1.1. Demographische Daten ............................................................. 36 2.5.3.1.2. Klassifikation der onkologischen Erkrankung / Anamnese ............. 36 2.5.3.1.3. Arzneimittelanamnese (bisherige, allgemeine Chemotherapie) ...... 37 2.5.3.1.4. Toxizitäten und unerwünschte Ereignisse.................................... 37 2.5.3.1.5. Vorhergehende Behandlung mit zielgerichteten Tumortherapie(n) 38 2.5.3.1.6. Geplante Begleitmedikation im Kontext der zielgerichteten Tumortherapie ......................................................................... 38 2.5.3.1.7. Pharmakogenomische Charakterisierung ..................................... 38 2.5.4. Individualisierte Risikoabschätzung.................................................................... 38 3. Fazit ....................................................................................... 39 4. Literaturverzeichnis ................................................................. 41 Annex I: Template zur strukturierten Informationsaufbereitung für die individualisierte Risikoabschätzung gemäß Pharmakovigilanzleitfaden ... 43 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 4
1. Einleitung In den vergangenen 15 Jahren wurden verstärkt gegen molekulare Strukturen der Tumorzellen gerichtete Arzneimittel für onkologische Indikationen zugelassen (Gravanis et al. 2014). Obwohl die Überlegenheit dieser Medikamente gegenüber den Standardtherapien bislang nur in spezifischen Situationen nachgewiesen wurde, ist die generelle Erwartungshaltung hinsichtlich einer besseren Wirksamkeit bei gleichzeitiger Reduktion unerwünschter Nebenwirkungen hoch (Pignatti et al. 2015). Die für Erwachsene zugelassenen, zielgerichteten Therapeutika werden zunehmend auch in der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie „off-label“ eingesetzt, vor allem bei Patienten für die kein etabliertes Behandlungskonzept mehr zur Verfügung steht. Derzeit fehlen jedoch systematische Datensammlungen und Auswertungen zu Risiken und Nebenwirkungen des Einsatzes von zielgerichteten Tumortherapien bei Kindern. Für viele dieser pädiatrischen Indikationen sind die Erwartungen hypothetisch, da belastbare Daten zur Wirksamkeit bei diesem Patientenkollektiv derzeit nicht vorliegen (Dorris et al. 2016; Harris et al. 2016). Zudem fehlt für die Mehrheit der potentiell indizierten Substanzen nicht nur eine kindgerechte Arzneiform, sondern auch eine systematische Dosisfindung (Lu et al. 2016). Aufgrund dieser Wissenslücken ist derzeit für den individuellen, pädiatrischen Tumorpatienten und dessen behandelnden Arzt eine rationale, systematische Beurteilung der Risiken und Nebenwirkungen von zielgerichteten Tumortherapien nur ansatzweise möglich. Therapieentscheidungen folgen daher notgedrungen praktischen Kompromissen (Fried 2016) und sind – sowohl hinsichtlich der therapeutischen Chance als auch des potentiellen Risikos – eher weiche, probabilistische Annahmen. Mit zunehmenden Einsatz zielgerichteter Tumortherapien steigt der Bedarf für eine patientenzentrierte Nutzen-Risikobewertung, die die individuellen Bedürfnisse und Werte des Patienten bei der Therapieentscheidung berücksichtigt (Yu 2016). 2. Pharmakovigilanzleitfaden „Pharmakovigilanz ist die Gesamtheit der Maßnahmen zur Entdeckung, Erfassung, Bewertung und Vorbeugung von Nebenwirkungen sowie anderen arzneimittelbezogenen Problemen, die bei der Anwendung von Arzneimitteln auftreten“ (Aly 2015). Ziel der Pharmakovigilanz ist es, das arzneimittelassoziierte Risiko zu minimieren. Im Vergleich zu einigen europäischen Staaten und den USA stagniert die Pharmakovigilanzforschung in Deutschland unter anderem aufgrund der fehlenden Verknüpfung von relevanten Gesundheitsdatenbanken und limitierter nachhaltiger Forschungsförderung (Douros et al. 2016), obwohl die EU zwischenzeitlich den gesetzlichen Rahmen für eine proaktive Pharmakovigilanz geschaffen hat. Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 5
2.1. Ziel des Pharmakovigilanzleitfadens Aktuell sind Informationen und Daten zu Risiken und Nebenwirkungen zielgerichteter Tumortherapien in der pädiatrischen Hämatologie & Onkologie fragmentiert und lückenhaft. Um diese sicherheitsrelevanten Informationen und Daten für die patientenzentrierte Risikoabschätzung nutzbar zu machen, ist eine systematische Beschaffung, Aufbereitung und Vernetzung sicherheitsrelevanter Informationen und von Pharmakovigilanzdaten erforderlich. Die systematische Vorgehensweise wird anhand eines universell einsetzbaren Leitfaden (=Pharmakovigilanzleitfaden) beschrieben und i) führt die essentiellen Informationsquellen und wichtigsten Akteure auf, ii) definiert die verschiedenen Recherchestrategien für die eingesetzten Informationsquellen und iii) zeigt das systematische Vorgehen zur Vernetzung von substanz- und patientenbezogenen Daten mit dem Ziel der individualisierten Risikoabschätzung auf. Durch die Verknüpfung von substanz- und patientenspezifischen Daten wird die Grundlage für die individualisierte Risikoabschätzung geschaffen. Diese ist Voraussetzung für die rationale, patientenzentrierte Therapieentscheidung im Kontext des Einsatzes zielgerichteter Tumortherapien bei Kindern. Die mittels Pharmakovigilanzleitfaden erstellte individualisierte Risikoabschätzung beschränkt sich auf die Darstellung der Risiken zielgerichteter Tumortherapien; eine Darstellung des potenziellen Nutzens dieser Therapien ist nicht Gegenstand des Leitfadens. Darüber hinaus soll mit dem Leitfaden das Bewusstsein für Toxizitäten und Nebenwirkungen zielgerichteter Tumortherapien geschärft werden. Die Anwendbarkeit des Pharmakovigilanzleitfadens wurde anhand von drei verschiedenen Modellsubstanzen Dasatinib (Sprycel®), Trametinib (Mekinist®) und Palbociclib (Ibrance®) überprüft. Alle drei Substanzen sind bislang ausschließlich für Erwachsene zugelassen. Je nach aktuellem Stand des Entwicklungsprogramms der Substanz werden die Modellsubstanzen in unterschiedlichem Umfang bei Kindern eingesetzt. Die Auswahl der Modellsubstanz erfolgte anhand der Kriterien i) Zeitraum seit Erstzulassung, ii) fehlende pädiatrische Zulassung und iii) Einsatz im INFORM Register (Kap. 2.5.2.2.2). 2.2. Individualisierte Risikoabschätzung Der Pharmakovigilanzleitfaden dient der strukturierten Informationsaufbereitung für die individualisierte Risikoabschätzung. Dabei wird als generischer Prozess festgelegt, welche substanz- und patientenspezifischen Informationen zu erheben und zu verknüpfen sind, um eine patientenzentrierte Therapieentscheidung und eine individuelle Strategie zur Risikoüberwachung/-minimierung zu entwickeln. Im Zuge der individualisierten Risikoabschätzung werden nachfolgende Fragen patientenspezifisch abgeklärt: Besteht ein erhöhtes therapieassoziiertes Risiko Nebenwirkungen zu entwickeln? Welche Organklassen sind besonders betroffen? Welche klinischen Monitoringmaßnahmen werden eingeführt? Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 6
Welche Kombinationstherapien sind zu vermeiden? Welche Begleitmedikation ist zu vermeiden? Welche proaktiven Überwachungsmaßnahmen sind erforderlich? Ist ein therapeutisches Drug monitoring (TDM) angezeigt? Nutzung der individualisierten Risikoabschätzung Die nach der Struktur des Leitfadens aufbereiteten Informationen bildet die Grundlage für die klinisch-pharmakologische Einzelfallberatung. An dieser Einzelfallberatung beteiligen sich idealerweise klinische und pharmakologische Experten. Die klinisch-pharmakologische Einzelfallberatung bildet somit die Grundlage für die umfassende Patientenaufklärung im Vorfeld der Therapieentscheidung. Darüber hinaus kann der substanzspezifische Teil der individualisierten Risikoabschätzung generell für die klinisch-pharmakologische Beratung von Ärzten zum Einsatz zielgerichteter Tumortherapien bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt (Star und Edwards 2014) oder für die Planung pädiatrischer Studien verwendet werden. 2.3. Standardisierung der Prozesse für die individualisierte Risikoabschätzung anhand des Leitfadens Der Pharmakovigilanzleitfaden definiert das standardisierte Vorgehen der Informationsbeschaffung, -aufbereitung und -verknüpfung für die individualisierte Risikoabschätzung. Die Ergebnisse dieses Prozesses werden nach einem einheitlichen Schema (Template zur strukturierten Informationsaufbereitung für die individualisierte Risikoabschätzung gemäß Pharmakovigilanzleitfaden, Annex I) erfasst und dokumentiert. Die individualisierte Risikoabschätzung gliedert sich in die nachfolgenden Hauptkapitel: Substanzspezifisches Profil (Kapitel A) Patientenspezifische Daten und Informationen (Kapitel B) Individualisierte Risikoabschätzung: Verknüpfung substanz- und patientenspezifischer Informationen (Kapitel C) Tabelle 1 zeigt die relevanten Informationsquellen, die für die individualisierte Risikoabschätzung herangezogen werden. Tab. 1: Informationsquellen für die individualisierte Risikoabschätzung Substanzspezifische Informationen Patientenspezifische Informationen European Public Assessment Report (EPAR) (P) Patientenanamnese (C) FDA Bewertungen und Zulassungsdokumente (P) Klassifikation der Tumorerkrankung (C) Dossier zur Nutzenbewertung* (P) Arzneimittelanamnese (C) Risikomanagementplan (C) Vorhergehende Tumortherapie (C) Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 7
Substanzspezifische Informationen Patientenspezifische Informationen Investigator’s Brochure (C) Begleitmedikation (C) Development & Periodic Safety Update Reports (C) Bekannte Toxizitäten und Nebenwirkungen (C) Pädiatrisches Prüfkonzept (C) Pharmakogenomische Daten, optional (C) Studienregister (P, R) Literaturrecherche (P) Spontanmeldungen an Behörden / pharmazeutische Unternehmen (P, R) Nebenwirkungsmeldungen Studien und Register (C) *Nutzenbewertung durch Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA): Einführung zum Stichtag 01.01.2011 C: vertrauliche Informationen; P: öffentlich verfügbare Informationen; R: teilweise veröffentlicht Substanzspezifisches Profil (Kapitel A) Für das substanzspezifische Profil werden die Informationsquellen (Tabelle 1) ausgewertet, sicherheitsrelevante Informationen extrahiert und in drei Subkategorien erfasst. - A.I: Zusammenfassung der Produktinformationen der Zulassungsbehörden und des pharmazeutischen Unternehmens (Kap. 2.5.1). - A.II: Sicherheitsrelevante Informationen beim Einsatz bei Kindern und Jugendlichen (Kap. 2.5.2). - A.III: Anlagen zu substanzspezifischen Detailauswertungen zum Nebenwirkungsprofil. Um eine kontinuierliche Aktualisierung der Dokumente zu gewährleisten, wird der substanzspezifische Teil für einzelne Arzneimittel in regelmäßigen Abständen (3 Monate) oder bei substantiellen Änderungen der Zulassung / des Kenntnisstandes zum Sicherheitsprofil aktualisiert. Zur Nachverfolgung des aktuellen Stands der Informationsbeschaffung wird für jede Substanz das aktuelle Recherchedatum zu substanzspezifischen Informationen mit Versionsnummern versehen und als Deckblatt beigefügt (siehe Template, Annex 1). Patientenspezifische Daten und Informationen (Kapitel B) Im Gegensatz zum substanzspezifischen Teil variieren die patientenspezifischen Informationen individuell für den einzelnen Patienten. Patientenspezifische Daten und Information werden entweder vom behandelnden Arzt (nach Vorliegen des Einverständnisses des Patienten) oder direkt vom Patienten anhand eines strukturierten Interviews oder eines Fragebogens erfasst. Bei Vorliegen des Einverständnisses des Patienten können diese Daten aufgrund der besonderen Strukturierung der pädiatrischen Onkologie & Hämatologie in Deutschland teilweise auch von den entitätsspezifischen Studienzentralen der GPOH zur Verfügung gestellt werden1. 1 http://www.gpoh.de; letzter Aufruf: 28.09.16 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 8
2.4. Vertraulichkeit Aufgrund der unterschiedlichen Herkunft der Informationsquellen wird im Pharmakovigilanz- leitfaden zwischen vertraulichen und nicht-vertraulichen Informationen differenziert. Vertrauliche Informationen sind: Informationen, die der Zulassungsinhaber vertraulich zur Verfügung stellt, Detailinformationen aus dem Spontanmeldesystem (Narrative), die von den Zulassungsbehörden für die einzelnen Substanzen angefordert werden, Informationen und Daten aus laufenden, noch nicht veröffentlichten Studien, Registern und sonstigen Projekten in Abstimmung mit den jeweiligen Projektleitern und alle patientenspezifischen Informationen. In dem Template für die individualisierten Risikoabschätzung (Annex I) ist spezifisch gekennzeichnet, welche Bestandteile ggf. vertraulich zu behandeln sind. Bei Weitergabe der konkreten patienten- und substanzbezogenen Recherchen oder Aufbereitungen an Dritte werden diese Textpassagen gemäß der Vertraulichkeitsabsprachen entsprechend geschwärzt. 2.5. Recherchestrategie und Informationsaufbereitung Die Informationen und Daten aus den verschiedenen Quellen (Tabelle 1) werden für die individualisierte Risikoabschätzung einheitlich erfasst und aggregiert (Abb. 1). Die Abbildung 1: Schematische Darstellung der strukturierten Aufbereitung und Aggregation der Daten und Informationen für die individualisierte Risikoabschätzung gemäß Pharmakovigilanzleitfaden. Abkürzungen: EPAR (European Public Assessment Report), SmPC (Summary of Product Characteristics, RMP (Risk Management Plan), IB (Investigator’s Brochure), PIP (Paediatric Investigation Plan), DSUR / PSUR (Development / Periodic Safety Update Report) Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 9
Aufbereitung der Daten und Informationen erfolgt anhand der Struktur des Templates für die individualisierte Risikoabschätzung (Annex I). 2.5.1. Allgemeine substanzspezifische Informationen Die substanzspezifischen Informationen speisen sich aus verschiedenen zulassungsrelevanten Dokumenten. Hierfür werden – je nach Stand des Entwicklungsprogramms der Substanz – Dokumente der European Agency of Medicine (EMA)2, der FDA und des Zulassungsinhabers herangezogen. Wichtigste Quellen sind hierbei die arzneimittelspezifische Fachinformation (Summary of Product Characteristics, SmPC), der European Public Assessment Report und Zulassungsdokumente der FDA. 2.5.1.1. Informationsquellen 2.5.1.1.1. European Public Assessment Report Die Recherche erfolgt über die Webseite der EMA. Durch Eingabe des Wirkstoffnamens oder des Arzneimittelnamens als Suchbegriff in der Kategorie „search for medicines (quick search)“ wird der Zugriff auf den European Public Assessment Report (EPAR), weitere zulassungsrelevante Dokumente (öffentlich zugängliche Dokumente zum paediatric investigation plan (PIP), orphan drug status) und offene Verfahren (pending decisions) ermöglicht (Abb. 2). Der European Public Assessment Report (Abb. 3) umfasst eine Kurzübersicht des spezifischen Arzneimittels, Zugriff auf eine allgemein verständliche Zusammenfassung des EPAR und verweist im Einzelfall auf weitere zulassungsrelevante Dokumente (z. B. summary of risk management plan, RMP). Detaillierte substanzspezifische Informationen finden sich unter der Rubrik Abbildung 2: Recherchestrategie und Zugriff auf den EPAR und zulassungsrelevante Dokumente bei „Product Information“. Bestandteil der der European Medicine Agency am Beispiel Product Information ist die Summary of Trametinib. Product Characteristics (SmPC). Dokumente der initialen Zulassung sowie nach Zulassung stehen in der Rubrik „Assessment history“ als Download zur Verfügung. In dieser Rubrik findet sich mit dem Dokument „Procedural steps taken and scientific information after the authorization” auch eine 2 www.ema.europa.eu; letzter Aufruf: 13.10.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 10
Gesamtübersicht über zulassungsassoziierte Verfahren und Entscheidungen der EMA im Lebenszyklus des jeweiligen Arzneimittels. Anhand des EPAR und der damit verknüpften Dokumente werden die Informationen zum Zulassungsstatus, Indikationen, Wirkmechanismus, pharmakologischen Eigenschaften und Interaktionen mit weiteren Informationsquellen abgeglichen und substanzspezifisch dargestellt. Abbildung 3: Übersicht über den Inhalt des European Public Assessment Reports (EPAR) am Beispiel Trametinib. Rot markiert sind die Rubriken „Product Information“ und „Assessment History“, die durch Anklicken Zugriff auf weitere Dokumente ermöglichen. 2.5.1.1.2. Produktinformationen zugelassener Arzneimittel der FDA Die Zulassung neuer Onkologika durch die FDA3 erfolgt um ca. 6 bis 12 Monate früher als in der EU (Wörmann 2016). Insgesamt existieren ca. 1.600 von der FDA zugelassene, verschreibungspflichtige Arzneimittel (Fang et al. 2016). Für Wirkstoffe, die in den USA zugelassen und in Europa noch nicht zugelassen sind, bieten die Dokumente der FDA eine 3 http://www.fda.gov; letzter Aufruf: 25.10.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 11
wichtige Informationsquelle für den substanzspezifischen Teil der individualisierten Risikoabschätzung (Template, Annex I). Die Datenbank „Drugs@FDA“4 bietet die Möglichkeit anhand des Arzneimittel- oder Wirkstoffnamens auf zulassungsrelevante Dokumente der FDA zuzugreifen. Vor allem für bereits seit einem längeren Zeitraum zugelassene Arzneimittel bietet sich die Suche mit dem Abbildung 4: Recherche in der FDA-Datenbank „Drugs@FDA“ am Beispiel Trametinib. Über die rot markierten Begriffe ist ein Zugriff auf eine Vielzahl zulassungsrelevanter Dokumente möglich. Arzneimittelnamen an, da hierdurch ein direkter Zugriff auf die initialen Zulassungsdokumente möglich ist. Eine Übersicht der zulassungsrelevanten Dokumente ist über den Link „Label Information“ oder alternativ über den Link „Approval History, Letters, Reviews, and Related Documents“ möglich (Abb. 4). Die Dokumente sind chronologisch sortiert. Die jeweilige(n) Produktinformation(en) (Label), die Beurteilungen der Substanz für die initiale Zulassung (substanzspezifisches Informationspaket) sowie weitere zulassungsrelevante Dokumente (Korrespondenz, Labeländerungen etc.) stehen als Download zur Verfügung. Für die individualisierte Risikoabschätzung werden die aktuellste Version der Produktinformation sowie Teile des initialen, substanzspezifischen Informationspakets (Medical Review, Pharmacology Review, Clinical Pharmacology Biopharmaceutics Review, Risk Assessment and 4 http://www.accessdata.fda.gov/scripts/cder/drugsatfda/index.cfm; letzter Aufruf: 10.10.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 12
Risk Mitigation Review) ausgewertet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Art und Umfang der Reviews substanzspezifisch variieren können. Allgemeine Gliederung der FDA Produktinformationen Die Produktinformationen FDA zugelassener Arzneimittel enthalten jeweils eine halbseitige Zusammenfassung der wichtigsten Informationen zur Wirksamkeit und Sicherheit eines Arzneimittels („highlights of prescribing information“). Diese Informationen (Tab. 2) gewährleisten einen schnellen Überblick über die arzneimittelspezifischen Charakteristika und werden als substanzspezifische Informationsquelle für die individualisierte Risikoabschätzung verwendet. Bei nicht in Europa zugelassenen Arzneimitteln wird die vollständige Produktinformation mit insgesamt 17 Kapiteln (Fang et al. 2016) als Informationsquelle für die substanzspezifischen Informationen genutzt. Tab. 2: Zusammenfassung essentieller Informationen („Highlights of Prescribing Information“) zur Wirksamkeit und Sicherheit FDA zugelassener Arzneimittel Bezeichnung Kommentar Limitations Statement Hinweis auf Kurzfassung Product Names Name Arzneimittel und Wirkstoff, Formulierung und Gebrauch Initial U.S. Approval Datum der Erstzulassung durch FDA Boxed Warnings (optional) Optischer Warnhinweis auf besonders schwerwiegende Nebenwirkungen Recent Major Changes Kategorie, Monat, Jahr der substantiellen Änderung Indications and Usage Kurzfassung, Hinweis auf Kapitel 1 der vollständigen Produktinformation Dosage and Administration Kurzfassung, Hinweis auf Kapitel 2 der vollständigen Produktinformation Dosage Forms and Strengths Kurzfassung, Hinweis auf Kapitel 3 der vollständigen Produktinformation Contraindications Kurzfassung, Hinweis auf Kapitel 4 der vollständigen Produktinformation Warnings and Precautions Kurzfassung, Hinweis auf Kapitel 5 der vollständigen Produktinformation Adverse Reactions Kurzfassung, Hinweis auf Kapitel 6 der vollständigen Produktinformation Drug Interactions Kurzfassung, Hinweis auf Kapitel 7 der vollständigen Produktinformation Use in Specific Populations Kurzfassung, Hinweis auf Kapitel 8 der vollständigen Produktinformation Vor allem für Arzneimittel, die bislang nicht in Europa aber in den USA bereits zugelassen sind, bieten die FDA-Dokumente eine wichtige Informationsquelle zum Zulassungsstatus, Indikationen, Wirkmechanismus, pharmakologischen Eigenschaften, Interaktionen und Sicherheitsprofil. Darüber hinaus bieten der pharmakologische und klinische- pharmakologische Reviews eine sehr gute Übersicht über die pharmakologischen Eigenschaften und präklinische Daten, die substanzspezifisch (Template, Annex I) erfasst werden. Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 13
Dokumente der FDA zum Einsatz zielgerichteter Tumortherapien bei Kindern Der Approval Letter der initialen Zulassung enthält ein Kapitel zur pädiatrischen Beurteilung des jeweiligen Arzneimittels. Mit Hinweis auf die gesetzliche Grundlage (Pediatric Research Equity Act) ist definiert, ob der Zulassungsinhaber pädiatrische Studien zurückstellen kann, von diesen befreit ist oder pädiatrische Studien nicht anwendbar sind. Darüber hinaus veröffentlicht die FDA weitere Dokumente zum pädiatrischen Einsatz, die für die individualisierte Risikoabschätzung genutzt werden können. Die Recherchestrategie auf der Webseite der FDA ist in Abb. 5 dargestellt. Abbildung 5: Recherche von sicherheitsrelevanten Informationen für den pädiatrischen Gebrauch von Arzneimitteln bei der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA. Die Safety Report Updates (Abb. 5) umfassen Arzneimittel, für die dem Pediatric Advisory Committee (PAC) ein Bericht über Nebenwirkungen vorgelegt wurde. Eine Detailsuche der Liste ist anhand des Arzneimittelnamens oder nach alphabetischer Listensortierung möglich. Die Unterlagen, die dem PAC vorgelegt wurden, sind durch Klicken des Arzneimittelnamens verfügbar. Die Liste der Medical, Statistical & Clinical Pharmacology Reviews (Abb. 5) ist unterteilt in verschiedene Zeiträume und alphabetisch sortiert. Sie umfasst, je nach Arzneimittel, verschiedene Reviews zu pädiatrischen Studien. Diese Dokumente stehen als Download zur Verfügung. Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 14
Für die individualisierte Risikoabschätzung ist zu überprüfen, ob für die jeweiligen Substanzen Safety Report Updates oder zusätzliche Reviews verfügbar sind. Dokumente der FDA vor Erstzulassung eines Arzneimittels Mit Zulassung eines Arzneimittels werden sicherheitsrelevante Dokumente durch die Zulassungsbehörden veröffentlicht (siehe oben, Kap. 2.5.1.1.1 und 2.5.1.1.2). Um auch Informationen zu Wirkstoffen, die sich im frühen klinischen Entwicklungsprogramm befinden und noch nicht zugelassen sind, für die individualisierte Risikoabschätzung nutzbar zu machen, kann auf wissenschaftliche Bewertungen der FDA zurückgegriffen werden. Hierdurch wird eine vorläufige Abschätzung des Sicherheitsprofils neuer, noch nicht zugelassener Substanzen, ermöglicht. Für nicht zugelassene Arzneimittel hat sich eine Freitextsuche auf der FDA Website als sinnvolle Recherchestrategie erwiesen. Hierzu wird der Wirkstoffname als Suchtext auf der Webseite der FDA verwendet (Abb. 6). Abbildung 6: Freitextsuche auf der Webseite der FDA für nicht zugelassene Wirkstoffe. Die rote Markierung zeigt das Textfeld für die Eingabe des Wirkstoffnamens. Am Beispiel des aktuell nicht von der FDA zugelassenen Wirkstoffs Tazemetostat (Stand: 25.10.2016) ist exemplarisch das Ergebnis der Freitextsuche dargestellt (Abb. 7). Als Download stehen hier Dokumente für die Bewertung des Wirkstoffs durch das Pediatric Oncology Subcommittee of the Oncologic Drugs Advisory Committee der FDA zur Verfügung. Je nach Substanz enthalten die FDA Dokumente Informationen zum Wirkmechanismus, zum Sicherheitsprofil und zum weiteren Entwicklungsprogramm. Diese können für den substanzspezifischen Teil der individualisierten Risikoabschätzung (Template, Annex I) verwendet werden. Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 15
Abbildung 7: Ergebnisse der Freitextsuche auf der Webseite der FDA am Beispiel Tazemetostat. Das Meeting Information Package enthält wichtige substanzspezifische Informationen, die als Download verfügbar sind. 2.5.1.1.3. Produktinformationen des Zulassungsinhabers Bei den substanzspezifischen Informationen, die der Zulassungsinhaber (Marketing authorisation holder, MAH) für die individualisierte Risikoabschätzung zur Verfügung stellt, handelt es sich in der Regel um vertrauliche Dokumente (Tabelle 1, Kap. 2.3). Ein Zugriff oder eine Einsicht in substanzspezifische Dokumente hängt entsprechend von den individuellen Verhandlungen mit dem MAH ab. Prüferinformation (Investigator’s Brochure, IB), vertrauliche Information Die Investigator’s Brochure (IB) enthält gemäß der Guideline for Good Clinical Practice5 neben den physikalischen, chemischen und pharmazeutischen Eigenschaften und Darreichungsformen folgende, für die Risikoabschätzung relevante, Informationen: 5 http://www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Scientific_guideline/2009/09/WC500002874.pdf; S. 34-38, letzter Aufruf: 12.10.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 16
A. Nicht klinische Studien Pharmakologie Pharmakokinetik, Metabolismus beim Tier Toxikologie B. Effekte im menschlichen Organismus Pharmakokinetik und Metabolismus am Mensch Sicherheit und Wirksamkeit Erfahrungen aus dem Markt Darüber hinaus enthält die IB eine Zusammenfassung der Daten und Informationen für den Prüfer in klinischen Prüfungen. Durch die regelmäßige Aktualisierung der IB sind sicherheitsrelevante Informationen weitestgehend auf dem aktuellen Stand. Pädiatrisches Prüfkonzept (Paediatric Investigation Plan, PIP), vertrauliche Information Gemäß der Guidance for Industry on pediatric study plans6 sind im PIP folgende Informationen zu pädiatrischen Studien enthalten: Generelle Strategie Pädiatrische pharmakokinetische bzw. -dynamische Studien Klinische Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit Zusammenfassung aller geplanten und/oder laufenden Studien Details aller geplanten und/oder laufenden pädiatrischen Studien Beschreibung anderer Studien Modellierungs- und Simulationsstudien Extrapolationsstudien Bei den PIPs handelt es sich in aller Regel um vertrauliche Dokumente des Zulassungsinhabers. Die EMA veröffentlicht lediglich die Entscheidungen des Paediatric Committees der (PDCO) zum PIP, die jeweils über die arzneimittelassoziierten Webseiten des EPAR (Kap. 2.5.1.1.1) einsehbar sind. Da der PIP den Konsens über eine verantwortbare Entwicklungsstrategie bei Kindern darstellt, ergeben sich aus den publizierten Entscheidungen des PDCO teilweise Rückschlüsse zum pädiatrischen Entwicklungsprogramm und damit verbundenen sicherheitsrelevanten Aspekten, die für die individualisierte Risikoabschätzung von Bedeutung sind. Eine umfassende Bewertung des Wirkstoffs für die individualisierte Risikoabschätzung ist jedoch anhand der Entscheidungen des PDCO nicht möglich. 6 http://www.fda.gov/downloads/drugs/guidancecomplianceregulatoryinformation/guidances/ucm360507.pdf; letzter Aufruf: 12.10.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 17
Development Safety Update Report (DSUR) / Periodic Safety Update Report (PSUR), vertrauliche Information DSUR Der DSUR bietet einen Überblick über sicherheitsrelevante Informationen aus dem klinischen Entwicklungsprogramm, die regelmäßig aktualisiert und mit dem bisherigen Wissensstand abgeglichen werden. Ziel des DSUR ist es, sicherheitsrelevante Informationen aus klinischen Studien zusammenzufassen, aufzubereiten und zu evaluieren. Aufgrund der Struktur von DSUR und PSUR sind inhaltliche Überschneidungen in den Berichten möglich. Jeder Bericht steht jedoch für sich allein, da die Berichte unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen. Patientenspezifische Informationen können aus den Line Listings im DSUR nicht extrahiert werden, da es sich hierbei um aggregierte Daten handelt. Für die substanzspezifischen Informationen der individualisierten Risikoabschätzung sind die Kapitel 3, 4 sowie 7-20 gemäß der in der ICH Guideline E2F beschriebenen DSUR-Struktur7 relevant. PSUR Der PSUR, dessen Inhalt und Format sich in der EU an der Guideline for the Periodic Benefit- Risk Evaluation Report (PBRER)8 orientiert, dient der kontinuierlichen Evaluation des Nutzen- Risiken-Verhältnisses eines Arzneimittels, auch wenn dieses bereits zugelassen ist. Essentieller Bestandteil des PSUR ist dabei die regelmäßige Bewertung sicherheitsrelevanter Informationen und Daten. Dabei kann die Berichtsfrequenz in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Zulassung zwischen 6 Monaten und mehreren Jahren variieren. Patientenspezifische Informationen können aus dem PSUR nicht extrahiert werden, da es sich hierbei um aggregierte Daten handelt. Für die substanzspezifischen Informationen der individualisierten Risikoabschätzung sind die Kapitel 3, 4, 6-12, 14-16 sowie 18-19 des PSUR relevant. Risikomanagementplan (RMP), vertrauliche Information Das Risikomanagement gemäß der Guideline on Good Pharmacovigilance Practice (GVP)9 umfasst die Aspekte i) Charakterisierung des Sicherheitsprofils eines Arzneimittels einschließlich der Bewertung welche Informationen bekannt sind und welche fehlen, ii) Planung von Pharmakovigilanz-Maßnahmen um arzneimittelassoziierte Risiken zu charakterisieren und neue Risiken zu identifizieren sowie die Kenntnisse zum Sicherheitsprofil auszubauen und iii) Planung und Implementierung von Risikominimierungsmaßnahmen und Bewertung der Wirksamkeit dieser Maßnahmen. Die damit verbundenen Prozesse werden im RMP, der kontinuierlich während des gesamten Lebenszyklus eines Arzneimittels aktualisiert wird, dokumentiert. 7 http://www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Scientific_guideline/2010/09/WC500097061.pdf; letzter Aufruf: 12.10.2016 8 http://www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Regulatory_and_procedural_guideline/2012/12/WC- 500136402.pdf; letzter Aufruf: 12.10.2016 9 http://www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Regulatory_and_procedural_guideline/2016/02/WC- 500202424.pdf; letzter Aufruf: 12.10.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 18
Informationen für die individualisierte Risikoabschätzung finden sich im Part II “Safety Specification” mit den Teilmodulen SI – SVIII, im Part III „Pharmacovigilance Plan“, im Part V „Risk Minimisation Measures“ sowie im Part VI „Summary of Activities in the Risk Management Plan by Medicinal Product“. Seit dem 01.01.2016 werden Zusammenfassungen der RMP vom BfArM sukzessive über das Portal für Arzneimittelinformationen des Bundes und der Länder (PharmNet.Bund)10 veröffentlicht. Eine weitere Informationsquelle für eine Zusammenfassung des RMP ist der EPAR (Kap. 2.5.1.1.1) oder das Dossier zur Nutzenbewertung (siehe nachfolgendes Kap. 2.5.1.1.4). Für die individualisierte Risikoabschätzung ist zu berücksichtigen, dass die Aussagekraft der Zusammenfassungen der RMP begrenzt und nicht zwingend ausreichend ist. Diese Quelle ist aber geeignet, Problemfelder für den frühen Einsatz bei Kindern zu identifizieren. 2.5.1.1.4. Weitere Informationsquellen für Produktinformationen Arzneimitteldatenbanken Für die umfassende Darstellung der substanzspezifischen Informationen für die individualisierte Risikoabschätzung werden die Datenbanken DrugBank (Version 5.0) und DRUGDEX® verwendet. Die Entscheidung für diese beiden Datenbanken erfolgte aufgrund der lokalen Gegebenheiten. Prinzipiell kommen auch andere Arzneimitteldatenbanken für die Informationsrecherche in Betracht. DrugBank ist eine frei verfügbare Online-Datenbank11, die chemische, pharmakologische und pharmazeutische Daten eines Arzneimittels mit Informationen der arzneimittelassoziierten Zielstruktur (Sequenz, Struktur, Pathway) verknüpft. Die Datenbank enthält eine detaillierte Übersicht der ADMET (Absorption, Distribution, Metabolism, Excretion, and Toxicity) Eigenschaften sowie der Arzneimittelinteraktionen. Schwerpunkt der Datenbank sind von der FDA zugelassene Arzneimittel. Die Datenbank bietet über Verlinkungen Zugriff auf weitere, externe Datenbanken und relevante Literatur. DRUGDEX® ist eine gebührenpflichtige Datenbank mit über 2.300 Arzneistoffmonographien mit ausführlichen Informationen zur Pharmakodynamik, Pharmakokinetik, Toxikologie und Arzneimittelsicherheit. Die Datenbank bietet zu den einzelnen Rubriken sowohl Kurzinformationen („schnelle Antworten“) als auch detaillierte Antworten. Basis der Datenbankinformation bilden Dokumente der FDA und Literaturrecherchen. Dabei unterliegen die Datenbankeinträge regelmäßigen Qualitätskontrollen (persönliche Kommunikation mit dem Unternehmen). Die Datenbank ist nicht frei verfügbar, jährliche Lizenzgebühren werden erhoben. 10 https://www.pharmnet-bund.de/static/de/index.html; letzter Aufruf: 25.10.2016 11 http://www.drugbank.ca/; letzter Aufruf: 12.10.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 19
Informationen aus den Arzneimitteldatenbanken werden für die individualisierte Risikoabschätzung mit den Zulassungsdokumenten abgeglichen und für die substanzspezifischen Informationen (Template, Annex I) verwendet. Dossier zur Nutzenbewertung gemäß §35a SGB V, frei verfügbar In Deutschland sind pharmazeutische Unternehmen seit dem 01.01.2011 verpflichtet, bereits zur Markteinführung eines neuen Wirkstoffs bzw. bei der Zulassung neuer Anwendungsgebiete, ein Dossier zum Nutzen des Arzneimittels gemäß §35a SGB V vorzulegen. Die Nutzenbewertung erfolgt durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Die Recherche erfolgt über die Webseite des G-BA12 durch Eingabe des Wirkstoffnamens (Abb. 8). Die Einzelmodule des Dossiers, Informationen zur zweckmäßigen Vergleichstherapie, Dokumente zur Nutzenbewertung und Beschlüsse stehen über Verlinkungen ebenfalls als Download zur Verfügung (Abb. 9). Für die individualisierte Risikoabschätzung werden ausschließlich Informationen aus Modul 3 des Dossiers zur Nutzenbewertung verwendet. Dabei finden sich die für die individualisierte Risikoabschätzung relevanten Informationen im Kapitel 3.4 des Moduls 313 (zweckmäßige Vergleichstherapie, Anzahl der Patienten mit therapeutisch bedeutsamem Zusatznutzen, Kosten der Therapie für die GKV, Anforderungen an eine qualitätsgesicherte Anwendung). Dieses Kapitel enthält eine Zusammenfassung des Risikomanagementplans und führt Vorschläge zur Risikominimierung (Routine und zusätzliche Maßnahmen) auf. Dabei werden die Risiken in die Kategorien i) wichtige identifizierte Risiken, ii) wichtige potenzielle Risiken und iii) wichtige fehlenden Informationen aufgegliedert. Diese Unterlagen werden mit der Zusammenfassung des Risikomanagementplans (RMP) abgeglichen und für den substanzspezifischen Teil der individualisierten Risikoabschätzung genutzt. Diese Quelle analysiert Studien zum Nutzen und hat vor allem sozialrechtliche Bedeutung. Spezifische Fragen zu Kindern oder gar zum off-label Einsatz stehen naturgemäß nicht im Vordergrund. Trotzdem können kumulierte Risikodaten dieses Dokumentes auch Hinweise für den reflektierten Einsatz bei Kindern und Jugendlichen geben. 12 http://www.g-ba.de; letzter Aufruf: 15.10.2016 13 https://www.g-ba.de/downloads/17-98-3526/2013-04-18_Anl2_5_Modul3.pdf; letzter Aufruf: 24.10.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 20
Abbildung 8: Online-Recherche zu substanzspezifischen Dossiers der Nutzenbewertung durch den G-BA. Abbildung 9: Übersicht der Dokumente des Dossiers zur Nutzenbewertung durch den G- BA am Beispiel Trametinib. Die verschiedenen Module (Modul 1-4) des Dossiers, die Nutzenbewertung sowie Beschlüsse (rote Markierung) stehen ebenfalls über Verlinkungen als Download zur Verfügung. Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 21
Weitere Risikoinformationen zu zugelassenen Arzneimitteln Rote-Hand-Briefe In Deutschland sind pharmazeutische Unternehmen gesetzlich verpflichtet (§11 a, Absatz 2 AMG) therapierelevante Änderungen der Fachinformation den Fachkreisen in geeigneter Form zugänglich zu machen. Die Kommuni- kation erfolgt in Form der Rote-Hand-Briefe. Durch diese wird gewährleistet, dass die Fachkreise über neue, unerkannte Arznei- mittelrisiken und Maß- nahmen zu deren Vermeidung informiert werden. Rote-Hand-Briefe werden in Absprache mit den Zulassungsbehörden verbreitet und werden auf den Webseiten der Zulassungsbehörden ver- öffentlicht. Abbildung 10: Recherche zu Rote-Hand-Briefen am Beispiel Sprycel® (Wirkstoff: Dasatinib). Durch Eingabe des Arzneimittelnamens werden die Die Recherche erfolgt Rote-Hand-Briefe chronologisch gelistet und stehen als Download zur Verfügung. Der Recherchepfad auf der BfArM-Webseite ist rot markiert. über die Webseite des BfArM14 durch Angabe des Arzneimittelnamens oder des Wirkstoffnamens (Abb. 10). Dabei erwies sich die Recherche mit dem Arzneimittelnamen als spezifischer gegenüber der Suche mit dem Wirkstoffnamen. Bei Verwendung des Wirkstoffnamens werden auch solche Rote-Hand- Briefe angezeigt, die nicht direkt mit dem Arzneimittel korrelieren. Für biomedizinische Arzneimittel (monoklonale Antikörper, Immunglobuline, Sera, Gerinnungsfaktoren) werden Rote-Hand-Briefe in Deutschland in Kooperation mit dem Paul- Ehrlich-Institut (PEI)15 veröffentlicht. Entsprechend erfolgt die Recherche für diese Wirkstoffe auf der Webseite des PEI nach dem für das BfArM beschriebenen Algorithmus. FDA Safety Alerts Die FDA kommuniziert Risikoinformationen online über das MedWatch System. Über das Portal „Medical Product Safety Information“ können durch Eingabe des Arzneimittelnamens oder des Wirkstoffs sicherheitsrelevante Informationen recherchiert werden (Abb. 11). Die 14 www.bfarm.de; letzter Aufruf: 25.10.2016 15 http://www.pei.de/DE/arzneimittelsicherheit-vigilanz/pharmakovigilanz/rote-hand-briefe/rote-hand-briefe- node.html; letzter Aufruf: 09.11.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 22
Recherche mit dem Arzneimittelnamen ist spezifischer als mit dem Wirkstoffnamen. Neben den „Drug safety communications“ enthält das Rechercheergebnis auch eine Übersicht aller „Safety Labeling Changes (SLC)“. Die SLCs listen die einzelnen Änderungen der Produktinformation auf. Die Rote-Hand-Briefe und die Drug safety communications werden substanzspezifisch für die individualisierte Risikoabschätzung genutzt (Template, Annex I). Abbildung 11: FDA Internetportal MedWatch zur Recherche von sicherheitsrelevanten Informationen für Arzneimittel. Die rote Markierung zeigt den Recherchepfad auf der FDA-Webseite. 2.5.2. Sicherheitsrelevante Informationen beim Einsatz von zielgerichteten Tumortherapien bei Kindern und Jugendlichen 2.5.2.1. Meldungen aus Spontanmeldesystemen Da klinische Prüfungen bei Kindern besonderen Rahmenbedingungen unterliegen (Hartford et al. 2006), bietet sich die Nutzung bereits existierender Datenquellen – wie den Spontanmeldesystemen – für die Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei Kindern an (Osokogu et al. 2015). Dabei können Daten zum Nebenwirkungsprofil, die beim Einsatz im Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 23
medizinischen Versorgungsalltag gewonnen werden, trotz der beschränkten Übertragbarkeit auf Kinder, für die Risikoabschätzung für Kinder genutzt werden. Durch Spontanmeldungen können zudem sicherheitsrelevante Informationen zum off-label-Einsatz generiert werden (Stammschulte et al. 2010). Für die individualisierte Risikoabschätzung werden Daten der drei Spontanmeldesysteme VigiAccess™ (WHO), EudraVigilance (EU) und BfArM ADR-Datenbank (DE) bzw. PEI ADR-Datenbank (DE) genutzt. Da für die Verwendung von Spontanmeldungen aus dem FDA System16 spezifische technische und statistische Werkzeuge für die Datenverarbeitung erforderlich sind, wird auf die Auswertung der Spontanmeldungen der FDA verzichtet. 2.5.2.1.1. VigiAccess™ Die Datenbank VigiAccess™ beruht auf VigiBase®, der größten globalen ADR-Datenbank, die seit 1968 betrieben wird (Kroger et al. 2015). Dabei erfolgen die Meldungen an VigiBase® in regelmäßigen Abständen (quartalsweise Aktualisierung) durch nationale Zentren von über 110 Ländern. Die Datenbank17 enthält über 14 Millionen Einzelberichte (Stand: Sept. 2016) und umfasst über 100.000 verschiedene Arzneimittel. Seit 2015 ist eine frei zugängliche Recherche zu Verdachtsfällen von uner- wünschten Arzneimittelwirk- ungen über die Datenbank VigiAccess™ möglich18. Die Recherche erfolgt durch Angabe des Wirkstoff- oder des Arzneimittelnamens (Abb. 12). Abbildung 12: Recherche zu ADRs in der Datenbank VigiAccess™ der Die ADRs werden nach Anzahl, WHO am Beispiel Palbociclib (Ibrance®). geografischer Verteilung, Alters- gruppen und Geschlecht sowie nach Meldejahr angezeigt und sind nach der MedDRA- Nomenklatur klassifiziert und online 16 http://www.fda.gov/Drugs/GuidanceComplianceRegulatoryInformation/Surveillance/AdverseDrugEffects /ucm082193.htm; letzter Aufruf: 24.10.2016 17 http://www.who-umc.org/DynPage.aspx?id=98082&mn1=7347&mn2=7252&mn3=7322&mn4=7326; letzter Aufruf: 24.10.2016 18 http://www.who-umc.org/DynPage.aspx?id=132936&mn1=7347&mn2=7252&mn3=7254&mn4=7753; letzter Aufruf: 24.10.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 24
abrufbar (Abb. 13). Ein Export der VigiAccess-Daten ist nicht möglich. Für die individualisierte Risikoabschätzung werden die Daten gemäß Kap. 2.5.2.1.4 manuell aufbereitet und verwertet. Abbildung 13: Klassifizierung der ADRs nach der MedDRA-Nomenklatur von der SOC (Systemorganklasse) bis zum Preferred Term am Beispiel Palbociclib und Herzerkrankungen. 2.5.2.1.2. EMA ADR-Datenbank Die europäische ADR-Datenbank19 speist sich aus den verschiedenen Komponenten des EudraVigilance-Systems20 der EMA. Dabei werden sowohl Verdachtsfälle von Nebenwirkungen aus dem Spontanmeldesystem als auch aus klinischen Prüfungen im EudraVigilance-System erfasst. Daten aus dem EudraVigilance-System werden in der europäischen ADR-Datenbank veröffentlicht. Eine Aktualisierung der Daten findet jeweils zu Beginn des Folgemonats für den vorhergehenden Monat statt. Die ADR-Datenbank umfasste (Stand: 31.12.2015) insgesamt 9.530.295 Adverse Reaction Reports, entsprechend 6.212.064 individuelle Patientenberichte (=Individual Case Safety Reports, ICSR) (Jahresbericht 2015, European Medicines Agency). 19 http://www.adrreports.eu/; letzter Aufruf: 24.10.2016 20 http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/regulation/q_and_a/q_and_a_detail_000166.jsp; letzter Aufruf: 24.10.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 25
Von besonderem Interesse für die individualisierte Risikoabschätzung sind ADRs bei Kindern und Jugendlichen (Altersgruppe ≤ 18 Jahre). Ein Zugriff auf die Narrative von pädiatrischen ADRs ist nicht möglich. Für Forschungszwecke kann ein separater Antrag zur Bereitstellung von erweiterten Datensätzen gestellt werden. Da die ADR-Narrative auch in erweiterten Datensätzen für wissenschaftliche Zwecke nicht zur Verfügung stehen, werden für die individualisierte Risikoabschätzung nur die öffentlich zugänglichen Daten aus der ADR- Datenbank ausgewertet. Im Gegensatz zu der Recherche in den Datenbank VigiAccess (Kap. 2.5.2.1.1) liefert die Suche mit dem Wirkstoffnamen und dem Arzneimittelnamen in der EMA ADR-Datenbank unterschiedliche Ergebnisse. Dabei zeigt sich, dass die Recherche mit dem Wirkstoffnamen deutlich mehr ADRs umfasst. Im Zuge der individualisierten Risikoabschätzung wird daher die Recherche in der ADR-Datenbank der EMA ausschließlich mit dem Wirkstoffnamen durchgeführt, eine Einschränkung der Recherche ist nicht möglich. Die Rechercheergebnisse (Abb. 14) werden online in folgenden vier verschiedenen Rubriken dargestellt: - Number of Individual cases: Einfache Zählung der individuellen Fälle kategorisiert nach Geschlecht / nach Altersgruppen / nach geografischer Region (EEA/Non-EEA) - Number of Individual Cases By Reaction Groups: Graphische Darstellung der Anzahl der ADRs kategorisiert nach SOCs in Abhängigkeit von der Altersgruppe / Geschlecht / Berichterstatter / geografischer Region - Number of Individual Cases for a selected Reaction Group: Graphische Darstellung der Anzahl der ADRs für einzelne SOCs (Auswahlfunktion) in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht / Berichterstatter / geografischer Region - Number of Individual Cases for a selected Reaction: Graphische Darstellung der Anzahl einzelner ADRs (Auswahl über SOC) in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht / Berichterstatter / Outcome Ein Download der korrelierenden Tabellen ist nur für die Rubrik Number of Individual Cases möglich. Für die weiteren Rubriken können die korrelierenden Daten durch Anklicken der Balken und der Bestätigung „Switch to table“ eingesehen werden. Ein Download dieser Tabellen ist nicht möglich. Für die individualisierte Risikoabschätzung werden die Daten gemäß Kap. 2.5.2.1.4 manuell aufbereitet und verwertet (Kap. A.II.1 Template , Annex I). Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 26
Abbildung 14: Rechercheergebnisse in der EMA ADR-Datenbank am Beispiel Trametinib. Rot markiert sind die verschiedenen Rubriken zur Darstellung der ADRs bzw. ICSRs. Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 27
2.5.2.1.3. BfArM und PEI ADR-Datenbank BfArM ADR-Datenbank Um auch Daten aus dem nationalen Spontanmeldesystem für die individualisierte Risikoabschätzung nutzen zu können, wird die Recherche auf die ADR-Datenbank des BfArM ausgeweitet. Diese Datenbank umfasst seit 1995 gemeldete Verdachtsfälle von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (suspected adverse drug reactions, ADRs). Die in der ADR-Datenbank erfassten Verdachtsfälle wurden nicht im Rahmen von klinischen Prüfungen gemeldet. Nicht in die Datenbank aufgenommen sind zudem Verdachtsfälle, wenn der Hinweis auf eine Literaturquelle vorhanden ist und der Ersteingang des Verdachtsfalles vor dem 1.1.2005 liegt. Eine Aktualisierung der Datenbank findet jeweils zum Monatsbeginn statt. Zeitverzögerungen bei der Aktualisierung der Verdachtsfälle können auftreten, sofern diese zeitnah zum Monatswechsel gemeldet wurden21. Im Jahr 2015 wurden in Deutschland insgesamt 27.334 Berichte zu Verdachtsfällen von Arzneimittelneben- wirkungen erfasst (Kayser und Paeschke N 2016), dies entspricht 57.111 gemeldeten ADRs (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 2016, 2016). Analog zur EMA ADR-Datenbank (Kap. 2.5.2.1.2) führt die Suche mit dem Wirkstoffnamen in der BfArM-Datenbank zu deutlich mehr ADR-Verdachtsfällen. Entsprechend erfolgt die Recherche ausschließlich mit dem Wirkstoffnamen, ohne weitere Einschränkung hinsichtlich Nebenwirkung, Anwendung, Alter, Geschlecht oder Meldejahr. Die Rechercheergebnisse sind in verschiedenen Tabellen zusammengefasst (Abb. 15). Da für die Verteilung der Nebenwirkungen pro SMQ (standardisierte Zusammenstellung von Nebenwirkungsbegriffen) bei der Recherche eine vorhergehende Einschränkung der Nebenwirkungen erforderlich ist, enthält die individualisierte Risikoabschätzung ausschließlich einfache Abbildung 15: Rechercheergebnisse ADR-Zählungen und Verteilungen der ADR pro SOC. in der BfArM ADR-Datenbank am Beispiel Trametinib. Die Verteilung der Eine übersichtliche Zusammenfassung der tabellarischen Nebenwirkungen pro SMQ werden Ausgabe der Rechercheergebnisse ist nicht vorhanden, da nicht für die individualisierte Risikoabschätzung genutzt. 21 http://nebenwirkung.bfarm.de/apex/f?p=100:1:0:::::; letzter Aufruf: 10.10.2016 Leitfaden zur individualisierten Risikoabschätzung zielgerichteter Tumortherapien, V.1.3 28
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