Internationale Hundeausstellung Kreuzlingen - Schweizer Tierschutz STS
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SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Internationale Hundeausstellung Kreuzlingen 5. und 6. August 2017, besucht am 6. August 2017 Zu kleiner Käfig für die drei Welsh Corgies: Sitzen geht – liegen nicht – Individualabstand fehlt gänzlich. I. Allgemeines Die von der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) zum 3. Mal organisierte internati- onale Hundeausstellung fand in Kreuzlingen in der Bodensee-Arena sowie in der benachbarten Tennishalle und auf dem gedeckten Eisfeld statt. Es wurden rund 1500 Hunde von mehr als 220 verschiedenen Rassen ausgestellt und richterlich bewertet. In Kreuzlingen ging es auch um die Anwartschaften für die Alpenchampion-Titel sowie um die Qualifikation für die Crufts, die grösste Hundeausstellung der Welt, die jährlich in Birmingham stattfindet. Die Hallentemperaturen bewegten sich – ausser in der Tennishalle, die deutlich wärmer war – in einem für die Hunde angenehmen Bereich zwischen 19 und 22 °C. Einzig im Ehrenring in der Eishalle waren die Temperaturen am Nachmittag in Bodennähe mit ca. 14,5 °C zu kühl. Dies lag daran, dass die Ausstellung aufgrund einer Terminverschiebung zu einem Zeitpunkt stattfand, an dem bereits eine Eisfläche auf der Halle war. Trotz einer Abdeckung war der Boden deshalb kalt und auch feucht bzw. nass. Einige Hunde wollten daher nur ungern absitzen oder sich auf dem Boden hinlegen. Selbst die Unterlagen wurden schnell feucht und dann kalt. 1
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Nasser Hallenboden. Die Lautstärke in den Hallen lag zwischen 70 und 80 Dezibel, was für Hunde als tolerierbar ein- geschätzt werden kann. Die Situation in der Umgebung der Hallen, sowohl was die Parkplätze als auch die Begegnungs- und Versäuberungsplätze anbelangt, stellte sich wie in den vorherigen Jahren dar. Die Ausstellungs- hallen liegen durch ihre Nähe zum See und zu einer Umgebung im Grünen mit vielen Spazierwegen grundsätzlich günstig. Problematisch blieb die Parkplatzsituation. Die für die Aussteller reservierten Parkplätze befanden sich praktisch ausschliesslich an der prallen Sonne. So fanden die STS- Fachpersonen vor Ort dann auch in zwei Fällen Hunde vor, die alleine in Autos zurückgelassen wurden und bereits unter den heissen Temperaturen im Innern der Autos litten. Nachdem die Or- ganisatoren auf die Situationen aufmerksam gemacht wurden, handelten sie schnell und sorgten dafür, dass die Hunde aus den Autos geholt wurden. II. Was uns seitens Tierschutz an der Ausstellung gut gefallen hat • Sauberkeit: Trotz der vielen Hunde und der zum Teil engen Platzverhältnisse blieben die Hallen während des ganzen Tages recht sauber und es stank wenig nach Urin und Hundekot. • Ruhiger und freundlicher Umgang: Positiv zu bewerten ist der entspannte, freundliche und tier- gerechte Umgang einiger Hundehalter, der sich offensichtlich auch sehr positiv auf die Hunde auswirkte. • Lage der Veranstaltung: Die Nähe der Ausstellungshallen zum Bodensee und eine Umgebung im Grünen boten Hunden und Haltern die Möglichkeit für Spaziergänge. Das sorgte während der anstrengenden Ausstellungstage für etwas Abwechslung und Entspannung. • Schnelles Einschreiten: Als die STS-Fachleute den Verantwortlichen vor Ort mitteilten, dass auf dem Parkplatz in zwei Fällen Hunde bei zu hohen Temperaturen in Autos eingesperrt waren, handelten diese schnell und sorgten umgehend dafür, den Hunden aus ihrer misslichen Situa- 2 tion zu helfen.
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Dieser Hund sass mit erwartungsvollem Blick entspannt mittendrin. • Kontrolleure: Die Organisatoren sorgten dafür, dass Kontrolleure in den Ausstellungshallen präsent waren. • Es geht auch ohne Würgen: Einige Hundehalter bewiesen, dass Hunde mit dem nötigen Training und einer guten Mensch-Hund-Beziehung durchaus ohne Würgen im Ring präsentiert werden konnten. Diese Hundehalterin brachte ihren Hund ohne Würgen dazu, die gewünschte Position einzunehmen. 3
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN III. Was sich im Vergleich zur letzten Ausstellung in Kreuzlingen 2016 verbessert hat • Etwas weniger übermässiges Zurechtmachen: Das unerlaubte übermässige Zurechtmachen der Hunde mittels Sprayen, Einflechten, Schneiden etc. schien in diesem Jahr erfreulicherweise etwas weniger verbreitet gewesen zu sein bzw. wurde zumindest weniger offen ausgeführt. • Kontrolle des Parkplatzes: Positiv zu bewerten ist, dass die Organisatoren eine Kontrollperson für die Kontrolle des Parkplatzes abgestellt hatten. Diese überprüfte die parkierten Autos mehrmals, damit keine Hunde in den Autos zurückgelassen wurden und unter der Hitze im Innern des Au- tos leiden mussten. IV. Was sich im Vergleich zur letzten Ausstellung in Kreuzlingen 2016 nicht verbessert oder gar verschlechtert hat • Parkplatzsituation: Die meisten Parkplätze, die für die Aussteller reserviert waren, lagen an der prallen Sonne, was zu dieser Jahreszeit für Hunde, auch wenn sie nur kurz im Auto zurückgelas- sen wurden, sehr gefährlich werden konnte. • Platzverhältnisse: Auch in diesem Jahr boten die drei Hallen für die Anzahl ausgestellter Hun- de zum Teil zu wenig Platz. Das führte dazu, dass viele Hunde in beengten Platzverhältnissen (Käfige, Laufgitter, kurz angebunden) ausharren mussten. Für das Publikum und die Tierhalter mit ihren Hunden blieben in der Folge an vielen Stellen in den Hallen nur schmale Durchgänge. Dadurch begegneten sich die Hunde häufig auf sehr engem Raum. Da sie dabei die Individu- aldistanz oft nicht einhalten konnten, kam es häufiger zu Keifereien und Rangeleien zwischen den Hunden. 4 Enge Raumverhältnisse in der Halle. Dichtes Gedränge in der Halle.
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN • Würgen von Hunden: Obwohl Würgehalsbänder und Vorführleinen ohne Stopp schon seit dem 1. Januar 2014 verboten sind und die Aussteller auch zur Genüge (bei der Anmeldung, im Ausstel- lungskatalog, auf Aushängen in der Halle und bei den Ringen) darauf hingewiesen wurden, war leider weiterhin oft zu beobachten, dass Hunde beim Styling und bei den Vorführungen vor den Richtern gewürgt wurden. Dies geschah entweder, indem trotz des Verbots auf Würgehalsbänder zurückgegriffen wurde oder der Stopp so weit vorgeschoben wurde, dass er keinerlei schützende Wirkung mehr gegen das Würgen hatte. Einige Hundehalter zogen ausserdem die Leine so stark nach oben, dass die Hunde auch ohne entsprechende Halsbänder gewürgt wurden. Die Leine wurde während des Zurechtmachens hochgezerrt und ersetzte damit die Funktion des verbotenen Galgens. 5
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Beide English Setter wurden bei der Die English Setter beim Traben im Ring. Präsentation im Ring gewürgt. Wegen des Hochzerrens der Köpfe mussten sie sich nach oben strecken und mit unnatürlich in die Höhe gereckten Hälsen laufen, um nicht noch mehr gewürgt zu werden. 6 Dieser Scottish Terrier wurde ebenfalls durch Hochziehen der Leine minutenlang gewürgt.
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Hier sieht man deutlich, wie die Stoppvorrichtung der Vorführleine weit oben am Hals des Weimaraners platziert wurde und wie eng sie sich dann bei Zug zusammengezogen hat. Derselbe Hund wurde mit viel zu eng eingestellter Vorführleine präsentiert und während der gesamten Vorführung gewürgt. 7
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Mit dem Zug der Leine nach oben und dem Gegendruck durch den Finger aufs Genick wurde der Druck auf die empfindlichen Stellen am Hals des Hundes zusätzlich noch verstärkt. Diesem Irish Setter wurde der Kopf mit starkem Gleicher Hund wie links: zugeschnürt 8 und engem Zug massiv nach oben gezerrt. vorgeführt.
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Dieser Shih Tzu wurde im Ring mehrmals heftig nach oben gezerrt. Selbst während der Prämierung im Ehrenring und auch für das anschliessende Fotoshooting wurde dieser Russische Terrier noch gewürgt. 9
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN • Grober Umgang: Einzelne Tierhalter zeigten ihren Hunden gegenüber einen groben Umgang, etwa während des Zurechtmachens oder auch indem Hunde durch einen Griff in den Anogenitalbe- reich oder ein starkes Zudrücken der Schnauze im Ring in die gewünschte Position gezwungen wurden. Dieser Setter wurde mit hartem Griff um die Griff an den Anogenitalbereich während der Schnauze im Ring präsentiert. Präsentation im Ring. Auch dieser Scottish Terrier wurde während der Präsentation mit Griff in den Anogenital 10 bereich in die richtige Position gestellt.
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Dieser Chinese Crested wurde während des Zurechtmachens mit hartem Griff um die Schnauze zum Stillhalten gezwungen. Der Russische Terrier (selber Hund wie auf Seite 9 unten) wurde sehr fest an der Schnauze gepackt und längere Zeit grob gebürstet. Für die Aussteller hat es sich gelohnt – der Hund wurde Tagessieger. Für den Hund allerdings war es eine einzige Plagerei. 11
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Diesem Hund wurden die Schnauzhaare sehr eng eingewickelt. Das Einwickeln der Haare ist auf der Ausstellung explizit verboten. • Kein konsequentes Eingreifen durch Kontrollpersonen und Richter: Sehr unbefriedigend bleibt wei- terhin die Rolle der Kontrollpersonen wie auch der Richter. Der STS konnte am Besuchstag nie beobachten, dass Hundehaltern verbotene Handlungen (wie z. B. Würgen, unerlaubtes übermäs- siges Zurechtmachen etc.) untersagt wurde oder dass Aussteller entsprechend verwarnt wurden. • Extremzuchten: In Kreuzlingen wurden auch 2017 wieder problematische Rassen mit extremen Zuchtmerkmalen präsentiert. Dazu gehören in besonderem Masse die Hunderassen, die auf aus- geprägte Kurzschnäuzigkeit gezüchtet werden (wie etwa Bulldoggen oder Möpse) sowie Nackt- hunde oder auch Rassen mit ausgeprägter Faltenbildung und starken Hängelidern (z. B. Basset Hound). Die Selektion auf solch extreme Merkmale wird leider weiterhin durch Richter gefördert, die nicht selten diejenigen Rassevertreter mit den am stärksten ausgeprägten Merkmalen prä- mieren. 12
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Der Basset Hound wurde mit starken Hängelidern und übermässiger Faltenbildung präsentiert. Dieser Chihuahua zeigte einen ausgeprägten Wasserkopf, der häufig gesundheitliche Probleme nach sich zieht. 13
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Dieser Pekingese wurde mit überlangen Haaren und extremer Kurzschnäuzigkeit vorgestellt. Er hechelte unaufhörlich und litt unter Atemproblemen. Diese Französische Bulldogge mit ausgeprägt kurzer Nase sowie sehr tiefem und breitem Brustkorb kann sich aufgrund des Körperbaus im hinteren Körperbereich 14 nicht selbst putzen.
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN Diese Französische Bulldogge hatte eine Schnauze, die so weit zurückgezüchtet wurde, dass sie im Profil auf einer Ebene mit den Augen liegt. Die Hündin wurde trotzdem Klassensiegerin. Es geht auch anders. Diese Französische Bulldogge verfügte über eine gut ausgeprägte Schnauze, hatte aber leider bei den Richtern keine Chance auf einen Sieg. 15
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN V. Fazit Die Grünflächen und der See in unmittelbarer Nähe zu den Ausstellungshallen boten den Hunden grundsätzlich gute Bedingungen. Es gab Hundehalter, die dies nutzten und mit ihren Tieren Spa- ziergänge in der Umgebung der Hallen unternahmen und ihnen so einen Ausgleich zum anstren- genden Ausstellungstag boten. Leider blieben die Parkplatzsituation und die zu knapp bemessenen Platzverhältnisse auch in diesem Jahr problematisch. Die Organisatoren haben die Aussteller in Kreuzlingen deutlich über das Ausstellungsreglement und somit über das Verbot des übermässigen Zurechtmachens und den verbotenen Einsatz von Würgehalsbändern und Leinen ohne Stopp informiert. Leider zeigte dies immer noch zu wenig Wirkung. Zwar schien erfreulicherweise das übermässige Zurechtmachen tendenziell etwas weniger verbreitet zu sein als bei früheren Ausstellungen, das Würgen und Hochzerren im Ring war aber leider weiterhin sehr verbreitet. Es zeigte sich auch an dieser Ausstellung wieder, dass Verbote nichts bringen, wenn deren Ein- haltung nicht eingefordert wird. So leidet die Glaubwürdigkeit der Organisatoren, gerade auch ge- genüber den Aussteller- und ZüchterInnen: Der Einsatz von Würgehalsbändern und Vorführleinen ohne Stopp sowie das übermässige Zurechtmachen sind zwar explizit verboten – es hat aber kaum Konsequenzen zur Folge, wenn diese Vorschriften missachtet werden. Sehr deutlich zeigte sich auch, dass das Verbot des Einsatzes von Würgehalsbändern und Leinen ohne Stopp grösstenteils völlig wirkungslos war. Zum einen setzten sich viele Aussteller am und im Ring schlichtweg darüber hinweg, zum anderen wurden viele Hunde nun einfach durch zu enge Stoppvorrichtungen, starken Zug und Hochzerren der Leine gewürgt. Die Vorschriften müssten deshalb konsequent dahingehend kontrolliert und umgesetzt werden, dass das enge Führen mittels Halsband und Leine (auch mit Stoppvorrichtung) sowie das Würgen von Hunden explizit unterbunden wird. Der Schweizer Tier- schutz STS fordert deshalb, dass die Organisatoren und auch die RichterInnen das Einhalten der Tierschutzbestimmungen und des Ausstellungsreglements strenger kontrollieren und Verstösse auch entsprechend sanktionieren. Zudem sehen wir die RichterInnen auch in der Verantwortung, mit ihren Beurteilungen die er- kennbaren Extremzuchtmerkmale stärker zu selektieren. Nur so kann nachhaltig gewährleistet werden, dass gesunde, nicht durch züchterische Extravaganzen vorbelastete Tiere nachgezüchtet werden. 16 sts@tierschutz.com · www.tierschutz.com
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