Das Spielverhalten der Hunde

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Das Spielverhalten der Hunde
Das Spielverhalten der Hunde

Abschlussarbeit für die Ganzheitliche Hundeverhaltenstrainerausbildung

                              nach THL

                          Julia Purgathofer
Das Spielverhalten der Hunde
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Das Spielverhalten der Hunde
Inhaltsverzeichnis

Vorwort                                                 5
1. Was ist Spiel?                                       6
 1.2. Wie sieht Spiel aus?                              7
 1.3. Freies Spiel VS Strategisches Spiel               9
2. Die Sprache der Hunde – ein kurzer Überblick         10
 2.1. Die olfaktorische Kommunikation                   11
 2.2. Die akustische Kommunikation                      12
  2.2.1. Das Bellen                                     12
  2.2.2. Wuffen                                         13
  2.2.3. Knurren                                        13
  2.2.4. Schreien, Fiepen, Winseln, Jaulen              13
 2.3. Die taktile Kommunikation                         14
 2.4. Die optische Kommunikation                        14
  2.4.1. Die Gesamtausrichtung des Körpers              15
  2.4.2. Die Rute                                       16
  2.4.3. Der Kopfbereich                                17
  2.4.4. Beschwichtigungs- und Stresssignale            19
3. Die Arten des freien Spiels                          23
 3.1. Solitärspiel                                      23
  3.1.1. Objektspiele                                   24
  3.1.2. Bewegungsspiele                                25
 3.2. Sozialspiel                                       26
  3.2.1. Spielkämpfe                                    27
  3.2.2. Verfolgungs- und Fluchtspiele                  28
  3.2.3. Objektspiele                                   29
  3.2.4. Rudeljagdspiele                                30
  3.2.5. Bellspiele                                     30

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Das Spielverhalten der Hunde
4. Spielsignale                                                 30
 4.1. Die Spielverbeugung                                       31
 4.2. Das Spielgesicht                                          32
 4.3. Die Pfotenbewegungen                                      32
 4.4. Das Spieltragen                                           33
 4.5. Das Spielbeißen                                           33
 4.6. Das Hopsen                                                33
 4.7. Mit der Schnauze anstoßen                                 33
 4.8. Spielerisches Anspringen                                  33
 4.9. Spielerischer Überfall                                    34
 4.10. Weitere Spielsignale                                     34
5. Schönes Spiel VS Mobbing                                     35
 5.1. Mobbing                                                   37
 5.2. Eingreifen bei nicht-adäquatem Spiel und Mobbing          37
 5.3. Rassetypisches Spielverhalten                             38
6. Artübergreifendes Spiel Mensch – Hund                        41
 6.1. Spielideen für Mensch und Hund                            42
 6.2. Wie teile ich meinem Hund mit, dass ich spielen möchte?   43
 6.3. Spiel als Training                                        44
7. Der Sinn des Spiels – oder – Warum spielen Hunde?            45
 7.1. Moral und Fairness                                        46
 7.2. Verhaltensflexibilität                                    46
8. Der Unsinn des Spiel                                         47
 8.1. Das Ballwerfen                                            47
 8.2. Welpenspielgruppen                                        48
 8.3. Hundezonen – Spielzonen?                                  49
9. Quellenverzeichnis                                           51

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Das Spielverhalten der Hunde
Vorwort

Das Spielverhalten der Hunde ist ein komplexes und sehr weitreichendes Thema. Alle
Hunde sind damit fast tagtäglich konfrontiert, denn bis auf wenige Ausnahmen spielt die
Mehrheit der Hunde. Während die einen lieber mehr dabei laufen, bringen die anderen
lieber einen Ball zu ihrem Halter.

Spiel ist alltäglich. Ob man nun jeden Sonntag mit seinem Hund in der
Hundeauslaufzone zum Spielen mit anderen Artgenossen geht oder auf dem
Spazierweg andere Hunde trifft. Ob das Kind mit dem Hund im Garten tobt oder der
Hundebesitzer mit seinem Schützling zum „Dog Frisbee“- Kurs geht. Der Welpe muss
zur Welpenspielgruppe in die Hundeschule und rauft dort mit anderen kleinen Hunden.

Aber haben alle dieser Situationen wirklich den Spielcharakter, wie es den Anschein
hat? Spielen die Hunde in der Auslaufzone oder in der Welpenspielgruppe tatsächlich
miteinander? Wann ist das Verhalten tatsächlich Spielverhalten und wann kann man es
leicht mit ernsten Situationen verwechseln? Und warum spielen Hunde überhaupt? Wie
spielt man richtig mit seinem Hund und wann beschäftigt man ihn „nur“? Was ist Spiel
überhaupt?

Viele Hundehalter sind überfordert mit der Frage, ob ihr Hund nun tatsächlich mit einem
anderen Hund spielt oder ob nicht doch noch anderes Verhalten mit einfließt. Andere
betiteln mit voller Überzeugung jedes schnelle, laufende, rangelnde und hüpfende
Verhalten ihres Hundes gegenüber anderen Artgenossen als Spiel.

Diese Arbeit soll Aufschluss über die oben gestellten Fragen geben, sie soll
Hundehaltern ein wenig Hintergrundinformation über das Spielverhalten geben und das
Wissen vermitteln, wie man Spiel erkennt, es eventuell beeinflussen und in die richtigen
Bahnen lenken kann.

Auf der dazugehörigen DVD finden sich etliche Anschauungsbeispiele für schönes und
nicht-schönes Spiel.

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Das Spielverhalten der Hunde
1. Was ist Spiel?

Bevor man sich mit dem Spielverhalten auseinandersetzen kann, muss man den Begriff
des Spiels hinterfragen. Was ist Spiel? Wie sieht Spiel aus?

Bisher gibt es keine offiziell anerkannte Definition für „Spiel“ oder „spielen“, obwohl
schon in der Antike die ersten Versuche gewagt wurden, den Begriff zu erfassen.

Die wohl berühmteste Definition für Spiel stammt von Johan Huizinga, einem
niederländischen Kulturhistoriker:

     „Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser
     festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen,
     aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat
     und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem
     Bewusstsein des „Anderseins" als das „gewöhnliche Leben".

Auch wenn diese Definition ursprünglich für das menschliche Spiel aufgestellt wurde,
kann man deren Bedeutung auch auf das Spiel von und zwischen Tieren anwenden.

Laut Huizinga ist Spiel also freiwillig und findet nur in bestimmten Situationen, sowohl
zeitlich als auch umgebungstechnisch, statt. Es gibt während des Spiels Regeln, aber
das Ziel ist das Spiel selbst. Es ist geprägt von bestimmten Gefühlen und es ist mehr
oder weniger das Gegenteil vom „richtigen“ Leben.

Damit sind wichtige Kriterien für das Spiel genannt, tatsächlich kann Spiel aber noch
vielfältiger sein, als Huizinga es beschreibt.

Marc Bekoff definiert Spiel als „Sämtliche motorische Aktivität die zwecklos erscheint,
mit motorischen, modifizierten und abgeänderten Verhaltensmustern aus anderen
Kontexten…“ [1]

Diese Modifizierungen inkludieren übertriebene Aktionen, die durch verschiedene
Stimuli angeregt werden, die scheinbar zwecklos sind und das sogenannte „Selbst-

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Das Spielverhalten der Hunde
handicapping“ (ein sehr großer Hund nimmt sich gegenüber einem kleineren Hund in
seiner Kraft absichtlich zurück, damit ein Spiel funktioniert). [2]

Das Problem ist, je genauer Spiel definiert wird, desto mehr muss der Begriff
eingeschränkt werden. Umgekehrt besteht die Problematik, je weiter der Begriff ist,
desto ungenauer wird die Definition.

Deswegen wird in dieser Arbeit keine Definition verwendet, sondern Spiel nur anhand
seiner Charaktermerkmale beschrieben.

   1.2.        Wie sieht Spiel aus?

In der Praxis erkennt man Spiel normalerweise intuitiv. Aber wie sieht Spiel aus, wenn
man es beschreiben müsste? Was macht den Unterschied zwischen dem
„gewöhnlichen Leben“ und Spielsituationen aus? Welche Kriterien charakterisieren die
spielerische Tätigkeit?

      Nach Huizinga ist Spiel eine freiwillige Handlung. Das bedeutet, dass jedes
       spielende Individuum jederzeit seine Teilnahme am Spiel beenden kann.

      Spiel findet nur in begrenzten zeitlichen und räumlichen Gegebenheiten statt. Der
       Biologe Burghardt beschreibt in seiner Definition von Spiel, dass es nur dann
       stattfindet „wenn das Tier in einem entspannten oder stressarmen Umfeld ist“. [3]

       Das bedeutet, Spiel findet nur in einem sicheren Ort und in einem
       entspannten Umfeld statt. „Hunde spielen nicht, wenn sie Hunger oder Durst
       haben, müde sind, Schmerzen oder Angst haben.“ [4]

      Beim Spielen werden Regeln eingehalten. Hunde, die beim Spielen
       Regelbrüche begehen, werden aus dem kooperativen Spiel ausgeschlossen. Wer
       zu fest zubeißt oder körperlich für den anderen zu aufdringlich wird und diese
       Grenzen immer wieder überschreitet, wird künftig als kooperativer Spielpartner
       ausgeschlossen.

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Das Spielverhalten der Hunde
   Spiel hat das Ziel in sich selbst. Das bedeutet, Spiel hat kein anderes Ziel
    außer dem Spielen, es ist zweckfrei und eigenmotiviert.

   Spiel ist gekoppelt mit „einem Gefühl der Spannung und Freude“ (Huiizinga).
    Anders ausgedrückt: Spiel macht Spaß, es ist aufregend und
    selbstbelohnend.

   Spiel ist anders „als das gewöhnliche Leben“ (Huizinga). Im Spiel werden
    Verhaltensweisen aus allen möglichen Lebensbereichen des Hundes gezeigt
    (zum Beispiel aus dem Jagdbereich und der Körperpflege), abgeschwächt oder
    übertrieben eingesetzt und willkürlich miteinander kombiniert und immer wieder
    wiederholt werden. Stöcke und Bälle sind im Spiel auch nicht die tatsächlichen
    Gegenstände, sondern werden als „Beute“ umfunktioniert. Dem Spiel fehlt also
    der Ernstbezug zur Realität.

   Die Endhandlungen der Verhaltensweisen fehlen (wie das Töten der
    „Spielbeute“). [5]

   Rollentausch ist ein weiteres wichtiges Kriterium für Spiel. Auch wenn es nicht
    immer vorhanden sein muss, so kennzeichnen Rollenwechsel in der Regel ein
    schönes Spiel. Dabei begeben sich alle Individuen abwechselnd in die
    verschiedenen Rollen (zum Beispiel: ein Hund jagt den anderen, holt ihn ein und
    wird dann zum Verfolgten). [6]

    Wenn man sich unsicher ist, ob ein Spiel zwischen zwei Hunden adäquat und für
    alle Parteien spaßig ist, dann wäre der Rollentausch ein guter Hinweis dafür.

   Spielverhalten wird durch eindeutige Spielbewegungen, Spielsignale und
    dem Spielgesicht gekennzeichnet. [7]

    Spielgesicht und Spielsignale werden in einem anderen Kapitel noch genauer
    erläutert.

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Das Spielverhalten der Hunde
   Spielverhalten ist geprägt von Wiederholungen der Verhaltensweisen, dem
       Erfinden neuer Bewegungen und Übertreibungen der Verhaltensweisen. [8]

Wenn all diese Merkmale gegeben sind und auch richtig interpretiert werden, dann
könnte man von einem schönen und freien Spiel sprechen. Für das Spielverhalten gäbe
es noch weitere Kriterien, die allerdings nicht immer erfüllt sein müssen.

Wissenswert zu erwähnen wäre noch, dass Spielverhalten sehr eng mit dem Neugier-
oder Erkundungsverhalten verbunden ist. Diese beiden Verhaltensweisen können häufig
miteinander gekoppelt auftreten. Soziale Arten wie Menschen und Hunde lernen viel
durch spielen und soziales Lernen.

   1.3.       Freies Spiel VS Strategisches Spiel

Spiel ist nicht gleich Spiel. Wenn in der Arbeit von „Spiel“ gesprochen wird, dann ist
damit immer das „freie Spiel“ gemeint.

Im Unterschied dazu gibt es bei Hunden noch das „strategische Spiel“, das die im
vorherigen Kapitel genannten Kriterien nicht erfüllt und vor allem einem Zweck dient.

Der Zweck ist Spielverhalten in einer spezifischen Situation zu zeigen um sie zu
deeskalieren. Wenn es nun unter Hunden zu einem Konflikt kommt, weil zum Beispiel
ein Hund von einem anderen bedrängt wird, dann könnte der Bedrängte
Spielbewegungen (wie die Vorderkörper-Tiefstellung) und Spielaufforderungen machen,
um diesem Konflikt zu entkommen.

Bei relativ harmlosen aggressiven Auseinandersetzungen zwischen zwei Hunden
könnte auch einer der beiden Beteiligten versuchen, weitere Aggressionen bzw. eine
Eskalation durch eine unerwartete Spielbewegung/-aufforderung und einem damit
verbundenem Stimmungswechsel oder einer Verwirrung zu verhindern. [9]

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Das Spielverhalten der Hunde
Häufig sieht man das strategische Spiel in Situationen, in denen sich zwei Hunde
treffen, sich nicht kennen und angespannt sind. Durch die „Spielintention“ kann sich der
beschriebene Stimmungswechsel einstellen und eventuell sogar in ein freies Spiel
übergehen.

Außerdem können Hunde auch spielerisches Verhalten als Taktik zeigen um andere
Sozialpartner abzulenken, zu einer Tätigkeit zu bewegen oder deren Aufmerksamkeit zu
gewinnen. [10] So ist es zum Beispiel nicht ungewöhnlich, dass Hunde spielerisch mit
einem Stofftier oder Spielzeug vor der Nase des Menschen herumtanzen, wenn sie
spazieren gehen wollen. Oder wenn ein Hund eine Ressource (zum Beispiel einen Ball)
hat und ein zweiter Hund diese auch gerne hätte, dann könnte es passieren, dass der
zweite Hund mit einem anderen Spielzeug übertrieben zu spielen beginnt, um den
ersten Hund von seinem Ball abzulenken bzw. ihm das andere Spielzeug „schmackhaft“
machen möchte um selbst an den Ball zu kommen.

2. Die Sprache der Hunde – ein kurzer Überblick

Im Gegensatz zum Menschen kommunizieren Hunde vorwiegend auf einer nicht-
vokalen Ebene. Die Körpersprache, Mimik, Gestik, das Verhalten, sowie die
olfaktorische und taktile Kommunikation stehen im Vordergrund, wobei natürlich auch
die Lautäußerung eine Rolle spielt.

Hunde kommunizieren ihre Emotionen und ihre Stimmung zu jeder Zeit. Ein Hund teilt
immer mit, wie er sich gerade fühlt und wie es ihm in bestimmten Situationen geht.

Um Spielsituationen richtig einschätzen zu können, ist es von Nöten, die Sprache der
Hunde zumindest überblicksmäßig lesen und verstehen zu können. Je schneller und
besser man Hunde versteht, umso leichter wird es für den einzelnen Hundehalter bei
nicht-adäquaten Spielen zu intervenieren und ein Gefühl dafür zu bekommen, wann sich
sein Hund wirklich wohl fühlt und wann nicht. Auch für den sonstigen Alltag ist es von

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Vorteil seinen Hund zu verstehen, um Missverständnissen vorzubeugen und zu einer
besseren Beziehung zwischen Mensch und Hund beizutragen.

Da man mit dem Thema ganze Bibliotheken füllen könnte, werden im Folgenden nun die
Kommunikationsarten der Hunde nur kurz erklärt und wichtigsten Signale der
Hundesprache kurz angeführt und erläutert.

   2.1.      Die olfaktorische Kommunikation

Die olfaktorische Kommunikation bezeichnet die Kommunikation über den Geruchsinn.

Hunde haben einen außerordentlich guten Geruchsinn. Ihre Gehirnregion, in der die
Gerüche verarbeitet werden ist größer und viel komplexer aufgebaut, als die des
Menschen und nimmt fast 1/8 des Hundegehirns ein.

Anhand des Individualgeruchs von Mensch oder Tier kann ein Hund erkennen, welches
Geschlecht und Alter das betroffene Individuum hat, welche Ernährungsform es gewählt
hat, wie es um den Gesundheitszustand steht und welche Emotionen das Gegenüber
gerade empfindet.

Durch Abgabe von Körpersubstanzen, wie Kot, Harn und andere Sekrete, können unter
Hunden bewusst Informationen ausgetauscht werden. Durch den Austausch chemischer
Signale können somit Emotionen und sonstige wichtige Informationen weitergegeben
werden. Diese Art der Kommunikation hat große Vorteile, wenn zum Beispiel optische
Kommunikationsmöglichkeiten nicht gegeben sind (in der Dunkelheit). [11]

Außerdem ist diese Art der Kommunikation praktisch, wenn ein Hund in ein Gebiet
kommt, in dem sich schon mehrere andere Hunde befinden (zum Beispiel in einer
Hundeauslaufzone). Wenn der „Neue“ in den abgegrenzten Bereich kommt, kann es
passieren, dass die restlichen Hunde ihn bedrängen, um seine Identität und
Befindlichkeit herauszufinden. Wenn dieser Hund nun abseits eine Urinmarke setzt,
kann man sicher sein, dass sich viele der Hunde sich nun damit beschäftigen anstatt
den Neuen von oben bis unten zu beschnüffeln. [12]

                                          11
2.2.       Die akustische Kommunikation

Es existiert eine Vielzahl von akustischen Kommunikationselementen bei Hunden. Jede
Vokalisation hat eine eigene Bedeutung und Klang. Dazu zählen zum Beispiel das
Bellen, das Wuffen, das Heulen, das Knurren, das Schreien, das Fiepen, das Winseln,
das Jaulen, das Schmatzen, etc.

Für jede dieser Lautäußerungen gibt es je nach Ausführung verschiedene Bedeutungen.
Im Folgenden soll auf die wichtigsten Vokalisationen im Kontext mit dem Spielverhalten
eingegangen werden.

       2.2.1. Das Bellen

Bellen ist immer ein Zeichen, dass der Hund sich in einem Erregungszustand befindet.
Es gibt unterschiedliche Belltypen, die die Hunde in verschiedenen Situationen und
Erregungszuständen zeigen, um ihrem Gegenüber ihre Befindlichkeit oder Anderes
mitzuteilen. Allerdings ist das Bellen kein alleiniger Indikator für den Gefühlszustand des
Hundes, es sollte immer auf den Gesamteindruck und die dazugehörige
Körpersprache geachtet werden!

Ganz allgemein kann gesagt werden, dass die Tonlage und die Frequenz die
Unterschiede in den Belllauten ausmachen. So können sehr hohe Töne ein Zeichen für
Stress, Unsicherheit oder sogar Angst sein während sehr tiefe Töne eher
Selbstbewusstsein oder Warnungen signalisieren. Eine hohe Frequenz des Bellens ist
ein Zeichen für Aufregung und Erregung.

Natürlich muss abseits davon auch beachtet werden, dass Hunde genau wie Menschen
unterschiedliche Stimmlagen haben, weswegen die Tonlage für jeden Hund etwas
variieren kann.

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2.2.2. Wuffen

Das Wuffen ist eine Art Bellen mit geschlossenem Fang und wird eigentlich als
Ausdruck von Unsicherheit (häufig gegenüber Objekten und Menschen in ungewohnten
Situationen) oder als Droh- oder Warnlaut eingesetzt. Bei entsprechender entspannter
Körpersprache ist das Wuffen jedoch auch eine Spielaufforderung und ein Kontaktlaut
dem Mensch oder Artgenossen gegenüber. [13]

Ein kurzes raues „Wuff“ deutet auf Aufregung hin und kann in einigen Fällen eine
Spielaufforderung sein. Wie immer muss auch hier auf den Kontext geachtet werden.

      2.2.3. Knurren

Das Knurren ist eigentlich ein Warnsignal an das Gegenüber. Beim Spielen jedoch tritt
auch das sogenannte „Spielknurren“ auf, das meist sanfter als das realbezogene
Knurren ist. Außerdem hört es sich „verspielter“ an und wird mit dazugehörigen
Spielsignalen und entsprechender entspannter Körpersprache untermauert.

      2.2.4. Schreien, Fiepen, Winseln, Jaulen

Wenn ein Hund im Spiel schreit, also einen sehr hohen langgezogenen Ton von sich
gibt, signalisiert er extreme Angst und Überforderung. Dann sollte der Hund dem „Spiel“
nicht mehr länger ausgesetzt werden.

Jaulen oder Fiepen kann auf eine Verletzung hindeuten oder aber auf eine plötzliche
erschreckende (eventuell auch schmerzhafte) Situation. Manche Hunde fiepen auch
schon, bevor es zu dieser Situation kommt, weil das Spiel zum Beispiel immer rauer und
körperbetonter wird und sie aufgrund schlechter Erfahrungen schon eine schmerzhafte
Situation erwarten.

Winseln kann auf Frustration und Ungeduld oder aber auf Aufregung oder ein Bedürfnis,
das nicht erfüllt wird (wie zum Beispiel der Außenseiter im Spiel zu sein) hindeuten.

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2.3.        Die taktile Kommunikation

Als taktile Kommunikation versteht man jegliche Kommunikation über den Tastsinn. Eng
aneinander liegen (sogenanntes Kontaktliegen), den Kopf aneinander schmiegen und
„Schnauzenzärtlichkeiten“ gehören beispielsweise dazu. Obwohl die taktile
Kommunikation zwischen zwei Beziehungspartnern sehr wichtig ist, wird nun nicht näher
darauf eingegangen.

Einzig allein das Soziale „Grooming“ wird im Folgenden kurz erklärt.

„Social Grooming“ oder „Allogrooming“ ist eine im Nahbereich durchgeführte
Kommunikation zu Beziehungspflege. Dabei wird Fell geknabbert, mit der Schnauze
angestupst, gegenseitig sanft über den Fang gebissen, Zärtlichkeiten ausgetauscht. [14]
Oft wird die ganze „Zeremonie“ mit Spielsignalen versetzt, weswegen es den Anschein
eines Spiels haben könnte, wie der Versuch aussehen ein Spiel zu initiieren oder sich
sogar aus einem Spiel entwickelt oder in ein Spiel mündet.

Auf der DVD gibt es ein kurzes Videobeispiel für das „Social Grooming“.

   2.4.        Die optische Kommunikation

Die optische Kommunikation findet über die Körpersprache des Hundes statt.

Hunde reagieren auf körpersprachliche Signale besser als auf akustische. Sie sind
Weltmeister darin die Körpersprache von anderen Individuen zu lesen und darauf zu
„antworten“.

Um die Körpersprache der Hunde lesen und verstehen zu können, bedarf es einiger
Übung und es sollte noch weitere ausführlichere Literatur oder Seminare dazu
konsumiert werden. Nichtsdestotrotz ist diese Art der Kommunikation essentiell bei der
Einschätzung von Spielsituationen, weswegen sie hier zumindest grob umrissen erklärt
wird.

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Hunde kommunizieren mit ihrem gesamten Körper. Vom Kopf bis zur Rute werden
mehrere Signale gleichzeitig abgegeben. Um das Lesen und Verstehen der
Körpersprache zu üben ist es ratsam, sich eine Zeit lang auf eine Partie des Körpers zu
konzentrieren und dann immer weitere in den Beobachtungsrahmen hinzu zufügen. Mit
der Zeit sollte jedoch das Gesamtbild erkannt werden, da häufiger auch gemischte
Signale verschiedener Körperpartien gesendet werden.

       2.4.1. Gesamtausrichtung des Körpers

Die Körperhaltung, die Ausrichtung, die Muskelanspannung, die Balance und
Gewichtsverteilung verraten viel über den Gefühlszustand und Intention des Hundes.

Am leichtesten erkennt man die Unterschiede wenn der Hund steht.

      Entspannte Körperhaltung:

       Der Hund steht gerade mit entspannten Muskeln, das Gewicht auf allen vier
       Pfoten verteilt, die Bewegungen sind entspannt und sehr „kurvig“. Der Rücken ist
       entspannt, das Haarkleid glatt.

      Körperhaltung in Erregung/Spannung; selbstbewusste Haltung:

       Der Hund neigt sich nach vorne, das Gewicht ist auf den Vorderpfoten verteilt. Er
       macht sich eventuell größer, die Bewegungen und die Rückenpartie sind steif. Im
       hinteren Halsbereich und bei der Schwanzwurzel können die Haare aufgestellt
       sein, was auf einen hohen Erregungsgrad hinweist. Dies nennt man
       „Piloerektion“. Diese Erektion wird von den Hunden nicht bewusst sondern vom
       vegetativen Nervensystem gesteuert. Damit wird signalisiert, dass sich der
       Körper bereit macht, nach außen hin eine Handlung zu setzen (zum Beispiel
       Fliehen oder Kämpfen).

      Unsichere/ängstliche/deeskalierende Körperhaltung:

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Der Hund neigt sich nach hinten oder seitwärts (weg vom Auslösereiz), das
       Gewicht liegt auf den Hinterpfoten. Der Hund macht sich kleiner und der Körper
       richtet sich nach unten (Richtung Boden) aus. Der Rücken ist rund und wirkt
       gekrümmt, die Bewegungen sind entweder langsam oder sehr schnell „hüpfend“.
       Auch hier ist der Körper angespannt. Eventuell kann man auch eine Piloerektion
       erkennen.

Alle oben beschriebenen Körperhaltungen müssen nicht wie beschrieben aussehen. Die
Übergänge können fließend sein (zum Beispiel vom entspannten Zustand in einen
erregten), auch müssen nicht alle beschriebenen Merkmale auftreten.

       2.4.2. Die Rute

Die Rute ist die verlängerte Wirbelsäule des Hundes. Sie kann kurz oder sehr lang sein,
runterhängend oder über dem Rücken aufgerollt.

An der Position der Rute kann man die Signale des Hundes erkennen.

      Entspannte Rutenhaltung:

       Die Muskeln sind entspannt, die Rute schwingt mäßig oder gar nicht hin und her.
       Die Rute befindet sich (normalerweise) in einer Position unterhalb der
       Horizontalen.

       Daher die einzelnen Rassen aber unterschiedliche Ruten haben, kann sich die
       Einschätzung als schwierig erweisen. So befinden sich zum Beispiel Ringelruten
       immer in einer sehr hohen Position, nämlich in einem 90-Grad-Winkel nach oben
       zur Wirbelsäule, was zu kommunikativen Missverständnissen führen kann. Um
       dem als Mensch vorzubeugen, sollte bei Beobachtung der Rute immer der
       Rutenansatz und im Fokus stehen. Wenn man nun dessen Ausgangspunkt im
       entspannten Zustand kennt, ist es ein leichtes zu eruieren, ob die Rute noch
       weiter Richtung Rücken oder Richtung Boden bewegt wird.

                                           16
   Erregte/angespannte Rutenhaltung:

       Die Rute befindet sich weiter nach oben/Richtung Rücken bezüglich der
       entspannten Ausgangsposition. Dies signalisiert in der Regel einen
       selbstbewussten Hund. Die Rute kann entweder komplett steif und bewegungslos
       sein oder in einem kleinen Radius schnell hin und her bewegt werden. Je
       schneller die Bewegung, desto aufgeregter ist der Hund. Wenn die Rute komplett
       steif vom Körper absteht, ist der Hund sehr angespannt. Je höher die Rute
       getragen wird, desto größer ist die Spannung.

       Die Körperhaltung dazu ist meist ebenfalls sehr steif.

      Angespannte/ängstliche Rutenhaltung:

       Wenn die Rute in Richtung Bauch gezogen, die Anogenitalregion bedeckt wird
       und die Muskeln angespannt wirken, dann kann dies darauf hindeuten, dass der
       Hund sich unwohl fühlt, eventuell sogar ängstlich ist oder in dem Moment nicht
       unbedingt Sozialkontakt wünscht.

       Wenn im Spiel die Rute einer der Hunde immer heruntergezogen ist oder sogar
       zwischen den Hinterbeinen an den Bauch geklemmt wurde, dann ist dies ein
       Zeichen, dass es für diesen Hund kein freies Spiel mehr ist oder es nie eines war.

       Situationsbezogen muss dann überlegt werden, ob man als Mensch das Spiel
       unterbricht und dem Hund eine Pause gönnt oder weiterlaufen lässt. Dabei
       müssen wieder die restliche Körpersprache und das Umfeld, die Beziehung der
       Hunde zueinander und der Kontext miteinbezogen werden.

       2.4.3. Der Kopfbereich

Der Kopf als kommunikatives Mittel kann wieder in die Bereiche der Ohren, des Fangs,
der Augen und der Stirn gegliedert werden. Es wird nun nicht auf jedes dieser

                                            17
Körperteile einzeln eingegangen, sondern versucht, den Gesamteindruck eines
Gesichtsausdruckes zu vermitteln.

      Entspannter Gesichtsausdruck:

       Die Ohren sind in Ausgangsposition,
       gerade und entspannt, bei Hängeohren
       gerade herunterhängend. Die Augen
       sind offen und haben einen weichen
       Blick. Die Maulpartie kann geschlossen
       oder leicht geöffnet sein. Die
       Gesichtsmuskeln sind entspannt, die Stirn ist glatt. Vereinfacht erklärt bedeutet
       dies, dass der Hund keine angestrengt wirkenden „Falten“ im Gesicht aufweist.

      Aufmerksamer/erregter Gesichtsausdruck:

                                                Wenn der Hund aufmerksam wird, können
                                                die Ohren nach vorne gehen, sie werden
                                                quasi nach vorne „gespitzt“. Die Stirn und
                                                Muskeln können leicht angespannt und faltig
                                                sein. Die Augen sind groß, der Blick jedoch
                                                weich.

      Gestresster/unsicherer Gesichtsausdruck:

       Hierbei werden die Ohren zur Seite oder
       nach hinten gelegt, die Stirn ist in Falten
       gelegt, die Augenbrauen werden nach oben
       gezogen. Die Augen können weit geöffnet
       sein, oder der Hund blinzelt viel. Die

                                                18
Maulpartie kann weit offen sein, die Lefzen werden nach hinten gezogen,
       eventuell hechelt der Hund viel und „abgehackt“. Das Maul kann jedoch auch
       geschlossen sein, die Maulfalten sind hierbei etwas verkürzt und zu einem
       leichten „Lächeln“ nach oben gezogen.

      Angespannter/selbstbewusster Gesichtsausdruck:

       Wenn sich im Gefühlsstand des Hundes Spannung aufbaut, können die Ohren
       nach vorne gehen, die Augen sind offen und der Blick starr und hart. Die
       Maulpartie ist geschlossen und wird verkrampft, die Muskeln im Stirnbereich sind
       leicht angespannt.

Dies alles sind nur Beispiele, wie der Körper eines Hundes in bestimmten Situationen
aussehen könnte! Die wichtigsten Merkmale wurden genannt, tatsächlich werden aber
die Signale nicht alle immer so eindeutig und in den Kombinationen wie angeführt
verwendet. Oft werden aus den verschiedenen Bereichen beispielsweise gemischte
Signale gesendet, die auf einen inneren Konflikt des Hundes hinweisen könnten oder
angespannte, offensive Körperhaltungen mit „Beschwichtigungssignalen“ oder auch
„Deeskalierungssignale“ genannt, versetzt, um Situationen zu entschärfen und sie nicht
eskalieren zu lassen.

       2.4.4. Beschwichtigungs- und Stresssignale

Ein wichtiger Punkt in der hundlichen Körpersprache sind die sogenannten
Beschwichtigungssignale. Die Hundetrainerin Turid Rugaas hat diese Signale zum
ersten Mal für Hunde beschrieben. Sie werden gegeben, um Situationen zu besänftigen,
wenn aggressives, ängstliches, gestresstes oder rüpelhaftes Verhalten vom Gegenüber
an den Tag gelegt wird. Ein Hund setzt Beschwichtigungssignale aber auch dann ein,
wenn er sich überfordert fühlt, wenn er Spannungen abbauen, Stress signalisieren oder
sich selbst beruhigen möchte.

                                           19
Diese Signale sind ein höfliches Kommunikationsmittel unter Hunden, quasi die
„Hundeknigge“. Sie sind Warnsignale für mögliche Konflikte, Stimmungsmesser und
Deeskalierungsmaßnahmen.

Im Spiel werden sie häufig gegeben um zu signalisieren „mir ist die Situation zu viel/ich
bin überfordert“ oder als Entschuldigung, wenn ein Hund eine Spielregel überschritten
hat sagen möchte „das war nicht so gemeint“.

Ein kurzer Auszug über die häufigsten Beschwichtigungssignale:

      Der Kopf oder der ganze Körper wird abgewendet

       Direkter Blickkontakt oder Anstarren ist in der Hundesprache unhöflich oder sogar
       als Drohung zu verstehen. Bei Hundebegegnungen dreht häufig eine der
       Parteien den Kopf zur Seite, um dem anderen zu signalisieren „Ich bin keine
       Gefahr!“.

       Wenn ein Spiel zwischen zwei Hunden zu heftig wurde und beide stoppen, so ist
       in dieser Situation oft das Kopf-abwenden vom Gegenüber zu beobachten. Dies
       dient der kurzen Beruhigung.

      Zunge zeigen/die Nase lecken

       Wenn ein Hund nicht gerade gefressen hat oder in Erwartung von Futter sich
       genüsslich das Maul schleckt, so ist das Nase-lecken meist als Beschwichtigung
       zu sehen.

       In Spielsituationen ist das Zunge zeigen häufig zu beobachten, meist wenn eine
       Grenzübertretung stattgefunden hat oder bei spielerischen Kämpfen einer der
       Hund am Boden am Rücken liegt und sich in dieser Position nicht wohl und sicher
       fühlt. Eventuell kann es passieren, dass der am Boden liegende dann auch nicht
       mehr aufstehen und das Spiel verlassen kann.

      Hinsetzen oder Hinlegen

                                            20
Meist in Begrüßungssituationen oder in Spielpausen zu beobachten. Diese
    „Ruhepositionen“ nehmen das Tempo aus diesen Situationen.

   Gähnen

    Dient zur eigenen Beruhigung oder der Beruhigung anderer in stressigen
    Situationen. Natürlich ist nicht jedes Gähnen gleich ein Beschwichtigungssignal,
    manchmal sind Hunde auch einfach nur müde.

   Blinzeln

   Am Boden schnüffeln

    Hunde erkunden ihre Umwelt mithilfe der Nase. In angespannten Situationen
    lässt sich allerdings auch jenes Schnüffeln beobachten, bei dem zwar die Nase
    Bodenkontakt hat, jedoch die Augen die Welt um den Hund herum im Blick
    behalten. Häufig in Begrüßungssituationen zu sehen, wenn zwei Hunde sich noch
    nicht kennen.

   Die Vorderkörper-Tiefstellung

    Die Vorderkörper-Tiefstellung gehört eigentlich zu den Spielsignalen. Dabei wird
    der Oberkörper samt den Vorderbeinen des Hundes abgesenkt und das Hinterteil
    in die Höhe gereckt.

    Während bei einer tatsächlichen Spielaufforderung eine sehr entspannte
    Körperhaltung und ein entspannter Gesichtsausdruck mit übertriebenen
    Bewegungen einhergeht, verharrt der Hund bei der Beschwichtigung einige
    Sekunden länger, zeigt eventuell noch andere Beschwichtigungssignale, die
    Vorderbeine sind oft parallel zueinander am Boden, während bei einer
    Spielverbeugung diese weiter auseinandergestreckt sind.

    Die Verbeugung ist eine wenig bedrohliche Position, weil der Kopf des
    ausführenden Hundes unter dem zu beschwichtigenden ist.

                                        21
Turid Rugaas beschreibt in ihrem Buch von Fällen, wo Hunde mehrere Minuten
       lang in der Stellung verharren um die anderen beteiligten Hunde zu beruhigen
       und zu signalisieren, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht.

      Splitten/dazwischengehen

       Wenn zwei Hunde einen Konflikt miteinander haben oder spielerisch miteinander
       raufen und es etwas zu grob wird, kann ein dritter Hund dazwischengehen und
       sie trennen, indem er sich von hinten oder der Seite nähert. Diese
       Verhaltensweise ist auch für Menschen sehr gut geeignet, zu raues Spiel und
       Streits zwischen Hunden zu schlichten.

Einige Stresssignale, auf die man während des Spiels achten sollte:

      Übersprungshandlungen:

       Von einer Übersprungshandlung spricht man dann, wenn der Hund ganz plötzlich
       ein der Situation nicht passendes Verhalten zeigt.

       Wenn beispielsweise bei einer Kontaktaufnahme zweier Hunde einer den
       anderen sehr unfreundlich abweist, kann der abgewiesene Hund sich ganz
       plötzlich hinsetzen und sich beginnen zu kratzen. Man könnte diese Handlung
       auch als Verlegenheitshandlung nennen, allerdings existiert hierbei die Kritik den
       Hund zu stark zu vermenschlichen.

      Aufreiten

      Schütteln:

       Wenn angespannte Situationen sich auflösen, kann man bei den meisten Hunden
       das Abschütteln beobachten. Dabei schüttelt sich der Hund, so als ob er nass
       wäre. Umgangssprachlich könnte man vom „Stress abschütteln“ sprechen.

      Nase lecken

                                           22
   Vermehrtes Hecheln

      Gähnen

      Etc.

Die Liste ließe sich noch viel länger fortführen, es gibt eine Vielzahl an
Beschwichtigungs- und Stresssignalen und noch immer sind nicht alle erforscht bzw.
wurden erkannt.

Die Sprache der Hunde ist sehr viel komplexer und vielfältiger, als in dieser Arbeit
beschrieben. Die wichtigsten Merkmale wurden genannt, damit ein Gefühl dafür
entsteht, sie erheben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Um die Sprache
besser lesen zu lernen, wäre mehr Anschauungsmaterial und mehr Tiefgang in dieses
Thema notwendig. Fotos können nur Momentaufnahmen zeigen, um eine Situation
interpretieren und verstehen zu können, muss jedoch den Gesamtkontext kennen.

Ich weise noch einmal darauf hin, dass es ratsam wäre, sich weiterführende Literatur
dazu anzusehen. Die Komplexität des Themas würde den Rahmen dieser Arbeit
sprengen.

3. Die Arten des freien Spiels

Hunde spielen auf sehr differenzierte Arten miteinander. Zu unterscheiden sind hier das
Solitärspielverhalten und das Sozialspiel, die beide wiederum Objekt- sowie
Bewegungsspiele beinhalten können.

   3.1.       Solitärspiel

Zum Solitärspiel zählen alle Formen des Spiels ohne Spielpartner, bei dem auch keine
Aufforderung an einen eventuellen Spielgefährten erfolgt. Manchmal mündet auch eine

                                             23
missglückte Spielaufforderung an einen Sozialpartner in ein alleiniges Spiel, allerdings
ist dieses kein Solitärspiel per definitionem.

Beim Solitärspiel geht es hauptsächlich um die Erfahrung des eigenen Körpers und der
Umwelt. Die eigenen Fähigkeiten werden erprobt und trainiert, die Umwelt wird erkundet
und manipuliert.

Insbesondere beim jungen Hund oder Hunden, die sehr depriviert aufgewachsen sind,
hat das Solitärspiel eine immense Bedeutung. Diese Hunde lernen in meist großen
Fortschritten, was sie können und wie sie sich verbessern können, wie sie ihre Umwelt
beeinflussen können und ihr nicht mehr ausgeliefert sind, während erwachsene und
erfahrene Hunde tendenziell schon mehr Eigenerfahrung besitzen.

Zum Solitärspiel zählen:

       3.1.1. Objektspiele

„Zweckentfremdete Interaktionen mit einem leblosen Objekt […] einschließlich
explorativer Manipulation“ – Fagen 1981 [15]

„Objektspiele sind Spiele mit unbelebten, beweglichen Gegenständen, die geruchlich,
taktil und geschmacklich untersucht werden.“ – Feddersen Petersen 2008 [16]

Das Objektspiel des Hundes ist das alleinige oder gemeinsame Spielen mit einem
Sozialpartner unter Einbeziehung eines dafür geeigneten Objekts.

Im Objektspiel des Hundes sind gemäß seiner Natur als Raubtier sind sehr viele
Verhaltensweisen und Sequenzen der Jagd zu beobachten. Demzufolge ist es nicht
überraschend, dass in dieser Art von Spiel häufig sehr beuteähnliche Gegenstände
verwendet werden beziehungsweise diese einen potentiell starken Spielcharakter
besitzen. Spielzeuge werden wie Beute behandelt, sie werden beschnüffelt, beleckt,
zerlegt, fixiert, in die Luft geworfen und wieder gefangen, mit den Vorderpfoten
angestoßen, gebissen, geschüttelt, umkreist und nach eventuellem Anpirschen auch

                                                 24
häufig angesprungen, es wird darum gekämpft und sie werden vor anderen
Sozialpartnern verteidigt.

So sind zum Beispiel Spielzeuge die quietschen für Hunde sehr motivierend, weil sie
ebenso wie kleine Beutetiere (z.B. Hasen und Mäuse) sehr hohe Töne von sich geben.
Weitere beliebte Gegenstände für das Objektspiel sind weiche und bewegliche
Gegenstände (z.B. Stofftiere, Baumwollseile, etc.) und natürliche Gegenstände (z.B.
Tannenzapfen, Stöcke, Steine, etc.). Manchmal wird auch Futter vor dem Verzehr und
Futterreste nach dem Verzehr als Spielbeute herangezogen.

Objektspiel kann auch gemeinsam mit anderen Artgenossen auftreten.

       3.1.2. Bewegungsspiele

Als Bewegungsspiele werden jene einzeln ausgeführten Spiele bezeichnet, in denen die
Bewegung im Vordergrund steht. Dabei springt, rennt oder wälzt sich der Hund
übermütig, scheinbar ohne näheren Grund und ohne die Umwelt allzu sehr
miteinzubeziehen.

Konkret als Beispiel könnten die „verrückten 5 Minuten“ oder „Rennspiele“ eines Hundes
darstellen. Dabei läuft der Hund schnell und in riesigen Bögen umher, schlägt Haken,
wälzt sich auf dem Rücken und fuchtelt mit allen Pfoten in der Luft herum, er hüpft und
macht Bewegungen, die er im Alltag sonst nicht oder kaum zeigt. Häufig jagt der Hund
auch eigene Körperteile wie die eigenen Hängeohren (sofern vorhanden) oder den

                                           25
Schwanz, wobei hier darauf geachtet werden muss, ab wann es noch Spiel ist und ab
wann sich eventuell eine Stereotypie entwickeln könnte.

Die Frage nach dem Nutzen dieses Spielverhaltens ist bisher noch nicht ganz geklärt.
Bisherige Hypothesen besagen, dass plötzliche Bewegungslust dazu dienen könnte,
überschüssige Energie im Körper des Hundes abzubauen und so die optimale
Entwicklung und Verstoffwechselung von Aminosäuren gerade in jungen Jahren zu
garantieren. [17]

Die zweite Theorie zum Bewegungsspiel besagt, dass es ein „Verhalten, das aus
Bewegungslust (der Umsetzung der momentanen Befindlichkeit in Bewegung oder der
Freude ab der Bewegung selbst) entsteht“ ist, das Hunde gehäuft dann zeigen, wenn
sie sich besonders wohl fühlen. Es könnte mit den Freudentänzen oder – sprüngen von
Menschen verglichen werden. [18]

Eine weitere Theorie ist, dass Hunde die nach einer sozialen Zurechtweisung oder
einem ausgetragenen Konflikt wild spielen, weil dies befreiend wirkt. Rennspiele (oder
auch Verfolgungsspiele, wenn andere Artgenossen anwesend sind) sind hierbei
besonders beliebt und sollen für Entspannung sorgen. [19]

   3.2.       Sozialspiel

Beim Sozialspiel steht, wie der Name schon sagt, die Interaktion mit Sozialpartnern im
Vordergrund. Während der Hund im Solitärspiel den Umgang mit seiner Umwelt und
sich selbst erlernt, lernt er diesen im Spiel mit Artgenossen und Menschen aber auch
anderen Lebewesen, wie beispielsweise Katzen (sofern diese in seinem Sozialverband
eine Bedeutung haben). Hunde lernen spielerisch die Regeln, Grenzen und
Umgangsformen im Kontakt mit anderen Individuen einer sozialen Gruppe und wie sie
mit ihrem Verhalten andere Lebewesen beeinflussen können.

Hunde jeden Alters und insbesondere Welpen profitieren davon, sofern diese Spielart
allen Beteiligten Spaß macht und es bei eventuell auftretenden kommunikativen

                                           26
Missverständnissen nicht zur Eskalation kommt. Wie solche Missverständnisse bzw.
Eskalationen aussehen könnten und wie man diese am besten vorbeugen und
beseitigen kann wird später noch erklärt.

Laut Marc Bekoff lernen soziale Caniden wie Hunde „moralanaloges“ Verhalten (Social
Play Behaviour). Sie lernen soziale Bindungen zu etablieren und erwerben ihren
Sozialstatus (innerhalb einer sozialen Gruppe von Artgenossen), sie lernen was „richtig“
und was „falsch“ ist und was von ihren Sozialpartnern akzeptiert wird, wie Konflikte
innerhalb der sozialen Gruppe gelöst werden. Diese Regeln generalisieren die Hunde
dann auch auf andere Lebenssituationen.

      Sozialspiel ist „[…] eine auf ein anderes Individuum gerichtete Aktivität, bei der
      Aktionen aus anderen Kontexten in modifizierter Form und in geänderter
      Reihenfolge eingesetzt werden“ – (Bekoff & Byers 1998) [20]

Diese „Aktionen aus anderen Kontexten“ beschreiben Verhalten aus verschiedenen
Kontexten, wie das Beutefangverhalten, das Sexualverhalten, das Aggressionsverhalten
und Submission, die im Spiel, im Gegensatz zum Ernstfall, unvorhersehbar miteinander
kombiniert und in unterschiedlicher Intensität, Form und Ausführung gezeigt werden.

Häufig kommt es bei dieser Spielart zu Missverständnissen zwischen den Spielpartnern,
die die Betroffenen nicht immer von alleine aus der Welt schaffen können. Deswegen
sollten Sozialspiele am besten unter Beobachtung stattfinden und rechtzeitig
eingegriffen werden, bevor es zu einer Eskalation kommt. Das kann unter Umständen
auch ein sehr gut sozialisierter Hund sein, der diese Aufgabe übernimmt.

      3.2.1. Spielkämpfe

Spielkämpfe sind Kämpfe ohne Ernstbezug. Dabei werden sehr ritualisiert die
Verhaltensweisen, die auch in echten Kämpfen gezeigt werden, abgeschwächt
eingesetzt. Dazu gehören Angriffs-, Flucht- und Verteidigungsverhalten.

                                            27
Marc Bekoff beschreibt in seinem Essay „Sozialspiel, soziale Entwicklung und soziale
Kommunikation: Kooperation, Fairness und Gerechtigkeit unter Tieren“ wie ein solcher
Spielkampf aussehen könnte:

      „Während des Spiels von Hunden, Kojoten oder Wölfen kann man die folgenden
      Sequenzen beobachten: Beißen-Nachjagen-Ringen-Anrempeln-Ringen-
      Körperteile ins Maul nehmen-Nachjagen-Anspringen-Beißen-Ringen, während
      bei Aggression wahrscheinlich eher Drohen-Jagen-Anspringen-Attackieren-
      Beißen-Ringen und dann die Unterwerfung eines der Individuen zu beobachten
      sind.“ [21]

Diese beschriebenen Verhaltensweisen entstammen aus einem agonistischen Kontext,
also jenes Verhalten, das bei Aggression zu
tragen kommt.

Spielkämpfe verlangen viel Körpereinsatz der
Spielenden. Dabei wird gerempelt, sich
gegenseitig auf den Boden gedrückt,
angesprungen und attackiert. Sie können auf den
Hinterbeinen stehend, liegend oder stehend
ausgeführt werden. Als Regel gilt, je höher die Hundekörper beim Spiel nach oben
gerichtet werden, desto erregter sind die Gemüter. Dabei sollte darauf geachtet werden,
dass die Situation nicht eskaliert. Kampfspiele die im Liegen oder Sitzen ausgeführt
werden, heißen Beißspiele, sind entspannter und nehmen allein durch die
„Ruheposition“ Geschwindigkeit und Spannung aus dem Spiel.

      3.2.2. Verfolgungs- oder Fluchtspiele

Bei Fluchtspielen steht die Verfolgung eines Spielpartners im Vordergrund. Die Jagd-
bzw. Beutefangverhaltensweisen und die agonistischen Verhaltensweisen werden
hierbei spielerisch und nicht zielgerichtet um- und eingesetzt.

                                            28
So gäbe es zum Beispiel die Möglichkeit, dass bei zwei Hunden, einer die Beute spielt
und flieht und der andere als Jäger die Verfolgung aufnimmt. Bei Verfolgungsspielen
machen die Hunde oft kurze Pausen, in denen ein Rollentausch stattfindet. Sie
verständigen sich dabei mittels Blickkontakten und Bewegungsinitiierung. Je nachdem
welcher Hund zuerst eine Richtung wählt, entscheidet über die Rollenverteilung. Läuft er
von seinem Spielpartner weg, wird er der Gejagte, macht er Bewegungen in Richtung
Spielpartner, nimmt er die Rolle des Jägers ein und verfolgt das „Beutetier“. Das Ganze
wird auch als „Jagdspiel“ bezeichnet. Häufig mündet diese Art von Spiel in einen
Spielkampf, wenn der Verfolgte „erwischt“ wird.

Wie auch bei den Spielkämpfen fehlen beim Jagdspiel gewisse Sequenzen in den
Verhaltensmustern. Im Gegensatz zum Ernstfall bei der Jagd, wird das „Beutetier“ nicht
erst aufgestöbert, Such- und Orientierungsverhalten fehlen. [22]

      3.2.3. Objektspiele

Soziales Spiel mit einem Objekt kann
entweder ein Verfolgungsspiel mit Spielbeute
sein oder mit dem Objekt wird ein
„Tauziehen“ gestartet.

Bei den Verfolgungsspielen mit einem
                                                        Zerrspiel mit Spieldrohen
Objekt, wird eine Konkurrenz um eine
„Beute“ vorgetäuscht. Als Spielbeute werden wieder genau dieselben Gegenstände
bevorzugt wie schon beim solitären Objektspiel. Dabei kann der Hund, der gerade in
Besitz der Spielbeute ist, vor dem anderen umherstolzieren oder immer wieder
vorbeirennen, sie in die Luft werfen oder sich mit ihr hinlegen und durch bestimmte
Laute Spielabsichten erklären.

Als Spielaufforderung gegenüber dem Menschen kommt häufig noch das Element des
„Objekt-vor-die-Füße-legen-und-mit-der-Nase-anstupsen“ hinzu.

                                           29
3.2.4. Rudeljagdspiele

Wenn mehrere Hunde eines Rudels einen Hund verfolgen, dann spricht man vom
Rudeljagdspiel. Vorrausetzung dafür ist, dass die Hunde tatsächlich ein Rudel (also
einen Familienverband) oder eine rudelartige Gruppierung (eine Gruppe nicht
verwandter Hunde, die zusammenleben und die eine Art Rudelstruktur haben) bilden.

Rudeljagdspiele dürfen nicht mit Mobbing verwechselt werden, bei dem ebenfalls
mehrere Hunde sich ein Opfer suchen und dieses zusammen verfolgen.

       3.2.5. Bellspiele

Eine sehr seltene Spielform ist das Bellspiel. Dieses Spiel tritt nicht bei allen
Hunderassen auf. Dabei liegen zwei Individuen nebeneinander am Boden, strecken und
räkeln sich, reißen das Maul weit auf und „bedrohen“ damit den jeweils anderen und
bellen minutenlang. Die Spielpartner nehmen dabei keine Rollen ein, sondern verhalten
sich identisch. [23]

4. Spielsignale

Wie im ersten Kapitel schon erwähnt führen Hunde im Spiel Verhaltensweisen durch,
die eigentlich aus einem anderen Funktionskreis stammen. So ist das Beute-schütteln
aus dem Jagdverhalten, das Spieldrohen aus dem Aggressionsverhalten und die
Schnauzenzärtlichkeiten aus dem Komfortverhalten zu beobachten.

Aber woran erkennen die Hunde, dass es sich bei einem Spieldrohen tatsächlich um
Spiel handelt und nicht um ein ernst gemeintes Drohen?

Um Missverständnissen vorzubeugen werden vor und während des Spiels sogenannte
„Spielsignale“ verwendet, um zu zeigen, dass das folgende Verhalten spielerisch und
nicht ernst gemeint ist. Diese Signale sind stereotyp (das bedeutet, die die Form ändert

                                              30
sich im Lauf der Entwicklung kaum) und hoch ritualisiert, damit auch alle Hunde
dasselbe darunter verstehen.

   4.1.        Die Spielverbeugung

Das wohl bekannteste Spielsignal ist die Spielverbeugung, auch Vorderkörper-
                                                           Tiefstellung oder „play bow“
                                                           (Begriff des
                                                           Verhaltensbiologen Marc
                                                           Bekoff) genannt.

Angedeutete                          Spielverbeugung vor
                                                           Bei der Spielverbeugung
Spielverbeugung                        einem Spielobjekt
                                                           senkt der Hund den
                                                           Oberkörper herab und kauert
auf seinen vorgestreckten Vorderläufen. Diese Position gibt ihm die Möglichkeit sehr
flexibel und in alle Richtungen zu agieren, die Muskeln werden gedehnt und er kann
schnell losrennen.

Die Spielverbeugung ist häufig begleitet von Spielbellen und einem auffordernden
Schwanzwedeln und weiteren Spielsignalen.

Die Spielverbeugung wird zu Beginn eines Spieles als Spieleinladung gezeigt, während
des Spiels, um eine mögliche Eskalierung zu vermeiden und noch einmal zu versichern
„Es ist alles in Ordnung, ich spiele nur!“ oder kurz bevor oder kurz nachdem ein Hund
eine Handlung ausführt, die eventuell bedrohlich wirken könnte (beispielsweise eine
„Attacke“). [24]

Die Vorderkörper-Tiefstellung wird vor Artgenossen, Menschen aber auch Objekten
gemacht.

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4.2.       Das Spielgesicht

Das Spielgesicht kündigt die eindeutige Bereitschaft zum Spielen an, es fordert dazu auf
und erhält erlahmende Spiele am Leben. [25]

Auch hier ist die Botschaft wieder: „Alles in Ordnung, das ist nicht ernst gemeint!“.

Das Spielgesicht ist gekennzeichnet durch einen entspannten Gesichtsausdruck, die
Augen blicken nicht den anderen Hund an sondern ins Leere, die Ohren können
kurzzeitig und abrupt an den Kopf gelegt werden. Das Maul ist entweder leicht und
entspannt geöffnet oder übertrieben weit aufgerissen. [26]

  Spielgesichter bei einem Spielkampf

   4.3.       Die Pfotenbewegungen

Bewegungen mit der Pfote können eine Spielaufforderung sein. So gibt es
beispielsweise das sogenannte „Pföteln“, bei dem eine der Vorderpfoten in Richtung
                                  Spielpartner gerade in die Luft gestreckt und in einem
                                  Bogen wieder abgesetzt wird.

                                  Auch kann eine der Vorderpfoten auf dem Rücken,
                                  Kopf oder Nacken aufgelegt werden. Dabei wird nur
                                  sehr wenig Druck ausgeübt, meist ist diese Bewegung
mit weiteren Spielsignalen gekoppelt. [27]

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4.4.       Das Spieltragen

Beim Spieltragen tänzelt oder hopst ein Hund mit einem Gegenstand an dem
zukünftigen Spielpartner vorbei. Häufig mündet dies in einem plötzlichen Umdrehen und
Wegrennen. [28]

   4.5.       Das Spielbeißen

Mit einer großen Beißhemmung werden Bisse gegen Artgenossen oder Menschen
gerichtet. Eventuell wird es von Spielknurren begleitet. Häufig zu beobachten vor oder
während Kampfspielen.

   4.6.       Das Hopsen

Dabei nähert sich der Hund in übertriebenen Hops- und Sprungbewegungen seinem
Spielpartner, bremst kurz davor ab, dann kann es eventuell zum Spielbeißen kommen
um dann schnell wieder weg zu rennen. [29]

Dieses Spielsignal lädt zum Verfolgen ein.

   4.7.       Mit der Schnauze anstoßen

Hunde stupsen Artgenossen, Objekte oder Menschen mit der Schnauzenspitze
mehrmals hintereinander spielerisch an um zum Spiel aufzufordern. [30]

   4.8.       Spielerisches Anspringen

Dabei wird ein Spielpartner mit einem schnellen Vorwärtssprung angesprungen.
Eventuell kann der angesprungene Betroffene dabei auch umgeworfen werden. Dies ist
eine Spieleinladung mit sehr starkem Aufforderungscharakter. [31]

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4.9.       Spielerischer Überfall

Dabei kauert der „angreifende“ Hund am Boden, fixiert seinen (baldigen) Spielpartner,
schleicht auf ihn zu oder wartet, bis dieser vorbeiläuft und springt dann plötzlich
(übertrieben) auf. Daraus entwickelt sich häufig ein Spielkampf oder ein Verfolgungspiel.
[32]

  4.10. Weitere Spielsignale

Weitere Spielsignale gibt es etliche und wahrscheinlich sind auch noch nicht alle
vollständig erforscht. Zu den weiteren Spielsignalen zählen beispielsweise noch das
Spielbellen, das Spieldrohen und das Spielknurren.

Das Spielbellen klingt harmonisch, melodisch und gleichmäßig und soll Distanz
verringernd wirken (also eine Annäherung zwischen den spielenden Individuen möglich
machen).

Das Spielknurren wurde im zweiten Kapitel schon beschrieben.

Das Spieldrohen ist eine Verhaltensweise aus dem agonistischen Kontext, das meist
zusammen mit sehr übertriebenen Bewegungen und/oder einer Spielverbeugung
gezeigt wird. Das Spieldrohen ist ein sehr übertriebenes Drohen, bei dem der Hund nur
ein sehr schmales Maul macht, die Oberlippe übertrieben zurückzieht und die vorderen
Zahnreihen zeigt. Das restliche Gesicht dazu ist, im Gegensatz beim Ernstfall,
entspannt, die Augen sehen spielerisch ins Leere, die Stirn ist entspannt.

Der gesamte Körper des Hundes sollte beim Spiel entspannt und kurvig wirken.

Bei Erklärung all dieser Spielsignale fällt auf, dass sie immer übertrieben im
Gegensatz zum Ernstfall gezeigt werden. Wie schon im ersten Kapitel erwähnt ist dies
ein wichtiges Merkmal für Spiel.

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5. Schönes Spiel VS Mobbing

Wann ist Spiel also noch Spiel? In den vorherigen Kapiteln wurden die Spielsignale und
die Spielarten der Hunde genauer beschrieben.

Nun werden kurz die wichtigsten Indikatoren, woran man schönes, adäquates Spiel
erkennt, zusammengefasst und übersichtlich aufgelistet.

Gesundes, schönes Spiel zwischen Hunden enthält:

      Spielverbeugungen (Ausnahme: Hunde, die sich sehr gut kennen und mögen,
       brauchen nicht erst deutlich machen, dass sie spielen)

      Übertriebene, „sinnlose“ Bewegungen und Verhaltensweisen (insbesondere viele
       Seitwärtsbewegungen; Rückwärtsbewegungen deuten eher auf ein Unwohlsein
       einer der Spielpartner hin)

      Spielgesichter mit offenen Mäulern

      Entspannte, niedrig gehaltene Ruten

      Hunde brauchen im Spiel viele Pausen (Pausen sieht man häufig in Form von
       kurz gehaltenen Spielverbeugungen oder in Form eines kurzen Innehaltens)

      „Selbst-Handicapping“ (stärkere, größere, schnellere und wendigere Hunde
       nehmen sich in Kraft, Geschwindigkeit und Bewegung zurück um kleineren,
       älteren, langsameren oder schwächeren Tieren die Möglichkeit zu einem fairen
       Spiel ermöglichen)

      Impulskontrolle und Frustrationstoleranz (Spiel ist sehr emotional aufregend,
       weswegen manche Hunde leicht in eine Übererregung kommen und damit Spiel
       schnell in Nicht-Spiel umschlägt)

      Rollentausch in ausgewogenem Maß ist ein gutes Merkmal für schönes Spiel

      Beißhemmung (bei einem schönen Spiel sollte es nicht zu Schrammen, Kratzern
       oder zu festen Bissen kommen – es darf hinterher kein Blut zu sehen sein!)

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   Das Bellen oder Knurren klingt melodisch und sanft und tendenziell ohne große
       Veränderungen in der Stimme

      Wenn man sich unsicher ist, ob alle Beteiligten tatsächlich Spaß haben (weil das
       Spiel sehr rau und bedrängend wurde), ist es ratsam, die spielenden Individuen
       kurz zu trennen, um dann zu sehen, ob der meist bedrängte Spielpartner wieder
       zum/zu den anderen zurückkehrt

Zu erwähnen wäre noch, dass in den meisten Fällen Hunde am liebsten nur mit einem
Spielpartner spielen und nicht mit mehreren gleichzeitig.

Nicht-adäquates Spiel enthält:

      Wenig Spielsignale und kein Spielgesicht

      Kaum oder gar keine Pausen

      Der bevorteilte Hund nimmt sich nicht selbst zurück (Selbst-Handicapping)

      Im Spiel ist einer der Hunde frustriert oder kann seine Emotionen nicht
       kontrollieren

      Einer der Spielpartner kann das Spiel nicht verlassen, auch wenn er es versucht

      Eventuell sucht einer der Hunde immer wieder Schutz bei seinem Hundehalter (in
       dem er sich beispielsweise zu ihm oder zwischen dessen Beine stellt)

      Sehr viele Hochkämpfe, bei denen die Beteiligten auf den Hinterläufen stehen

      Das Bellen und Knurren wird sehr tief oder hoch und kräftiger in der Vokalisation

      Sehr viele Stresszeichen und Beschwichtigungsignale

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5.1. Mobbing

Eine veränderte Definition von Mobbing nach dem Psychologen Heinz Leymann von
1995:

"Unter Mobbing wird eine konfliktbelastete Kommunikation […] verstanden, bei der die
angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder einigen Personen systematisch
[…] angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet."

Diese Definition kann man auch (zumindest verändert) auf Hunde anwenden.

Wenn beim Spiel ein Hund unterlegen vor dem Angreifer am Boden liegt, passiert es
häufig, dass weitere Angreifer sich dazugesellen und alle auf einen losgehen. Es kann
auch passieren, dass in einer beengten Situation sich viele Hunde entschließen, auf
einem Hund rumzuhacken. Manchmal schlagen auch Verfolgungsspiele mit mehreren
Hunden in Mobbing um, bei dem dann viele Hunde hinter einem unterlegenen hinterher
laufen und ihn eventuell bei Erwischen massiv bedrängen.

„Alle auf einen!“ – das ist Mobbing wohl auf den Punkt gebracht.

Auf der DVD gibt es dazu ein Videobeispiel.

   5.2. Eingreifen bei nicht-adäquatem Spiel und Mobbing

Wenn man Mobbing unter Hunden beobachtet, sollte auf jeden Fall eingegriffen werden!
Falls der unterlegene/verfolgte Hund von alleine Schutz beim Menschen sucht, sollte
ihm dieser gewährt werden. Bei Welpen kann man sich hinhocken und den bedrängten
Welpen mit Armen und Beinen vor den anderen beschützen. Bei nicht-adäquatem Spiel
gilt dasselbe.

Eine weitere Möglichkeit des Eingreifens ist das sogenannte „Splitting“ (siehe Kapitel 2 –
Beschwichtigungssignale). Dabei geht man mit einer ruhigen Bewegung zwischen die
Mobber und den Gemobbten bzw. zwischen die Spielpartner, deren Spiel in Nicht-Spiel
umgeschlagen ist.

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